DIPLOMARBEIT Die virtuelle Rekonstruktion der Wilker Shul - “Zachodnia 56” - in Lodz (Polen) ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades eines Diplom-Ingenieurs unter der Leitung Ao. Univ. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. techn. Bob Martens E253 Institut für Architektur und Entwerfen eingereicht an der Technischen Universität Wien Fakultät für Architektur und Raumplanung von Arnes Alibasic Matrikelnummer 0327272 Wien, am 29.10.2014 I Abstract This thesis deals with the virtual reconstruction of the synagogue Wilker Shul in the Zachodnia street 56 (now 70) in Lodz (Poland). The synagogue was destroyed by the National Socialist regime in the period between 1939 and 1941. Based on extensive research and a critical examination of the documents a detailed virtual three-dimensional building model was created. The thesis is divided into three parts. The first part deals with the history of Wilker Shul and contains explanations that were relevant for the construction of threedimensional building model. In addition, the chapter gives an overview of the urban situation and development of the city, as well as the locations of other known Jewish sacred buildings of Lodz. The plan, photo and video materials were then analyzed in detail and checked for discrepancies, in order to create a unified and detailed image of the synagogue. These analyzes resulted in a two-dimensional basis, which served the construction of the virtual building model of the Wilker Shul. The modeling of the virtual synagogue as well as the publication of the model structure finalizes the work. The results of the reconstruction are shown in the form of illustrations, which were created with rendering software. The generated model serves as documentation of the destroyed Jewish sacral building and provides a basis for a possible postprocessing of the model, in occurrence of new sources or findings. II Kurzfassung Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der virtuellen Rekonstruktion der Synagoge Wilker Shul in der Zachodnia Straße 56 (heute 70) in Lodz (Polen). Die Synagoge wurde unter dem nationalsozialistischen Regime im Zeitraum von 1939 und 1941 zerstört. Anhand ausführlicher Recherchearbeit und einer kritischen Auseinandersetzung mit den Unterlagen, wurde ein möglichst detailgetreues virtuelles dreidimensionales Gebäudemodell erstellt. Die Diplomarbeit gliedert sich in drei Teile. Der erste Teil befasst sich mit der Geschichte der Wilker Shul und beinhaltet Erläuterungen, die für die Konstruktion des dreidimensionalen Gebäudemodells relevant waren. Zudem gibt das Kapitel einen Einblick in die städtebauliche Situation und Entwicklung der Stadt, sowie die Lage weiterer bekannter jüdischer Sakralbauten der Stadt Lodz. Um ein einheitliches und detailgetreues Bild der Synagoge zu schaffen wurden anschließend die Plan-, Foto- und Videomaterialien detailliert analysiert und auf Diskrepanzen geprüft. Aus diesen Analysen resultierte eine zweidimensionale Grundlage, die der Konstruktion des virtuellen Gebäudemodells der Wilker Shul diente. Die Modellierung der virtuellen Synagoge sowie die Bekanntgabe der Modellstruktur finalisieren die Arbeit. Die Ergebnisse der Rekonstruktion gehen aus einem Renderingverfahren hervor und werden in Form von Abbildungen dargestellt. Das erstellte Modell dient der Dokumentation des zerstörten jüdischen Sakralgebäudes und verschafft eine Grundlage für eine eventuelle Nachbearbeitung des Modells, bei Auftreten neuer Quellen oder Erkenntnisse. III Danke meinen Eltern, meiner Schwester und Anela IV Inhaltsverzeichnis 1. Die Synagoge 1 1.1 Geschichte der Synagoge 2 1.2 Architekten der Wilker Shul 16 1.3 Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 20 2. Quellenanalyse 35 2.1 Analyse der Planunterlagen 36 2.2 Analyse der Fotounterlagen 50 2.3 Videoanalyse 58 2.4 Weiterführende Informationen 90 3. Die virtuelle Rekonstruktion 91 3.1 Die Modellierung 92 3.2Ebenenstruktur 94 3.3 Das Renderingverfahren 108 4. Schlussfolgerung 125 Glossar 126 Literaturverzeichnis 127 Abbildungsverzeichnis 128 Anhänge 131 V VI Die Synagoge | Die Synagoge DIE SYNAGOGE Wilker Shul synagoga Nowego Miasta 1 Geschichte der Synagoge | Die Synagoge Abbildung 1: Ansicht auf die Wilker Shul vor dem Jahr 1914 1.1 Geschichte der Synagoge Anhand der wenigen vorhandenen Unterlangen wurde versucht, eine chronologische Geschichte der Wilker Shul zu erstellen. Eine wichtige Quelle für diese Beschreibung war das Buch von Jacek Walicki (Synagogues and Prayer Houses Of Lodz), welches u.a. auf Archivmaterial aus dem Staatsarchiv von Lodz basiert. Eine Übersetzung des Ausschnittes über die Synagoge in der ZachodniaStraße 56 ist im Anhang A zu finden. Die Information aus diesem Text wurde mithilfe einer Analyse von Plan-, Bild- und Videomaterial vervollständigt. 1.1.1Die Gründung Am 27. Juli 1875 wurde die in der Zachodnia-Straße 56, Lodz, Polen, gebaute Synagoge durch die Landesbehörden genehmigt. Es war der erste jüdische Sakralbau außerhalb der Altstadt von Lodz (Abb. 2). Der Architekt dieser Synagoge war unbekannt und das Objekt war über einen längeren Zeitraum nicht im Grundbuch eingetragen1, und zwar bis Dezember 19352. Die Synagoge befand sich am westlichen Ende des Stadtteils „Nowa Miasto“ [poln.: neue Stadt], der neu entstandenen Fabrikstadt3. Zum Zeitpunkt ihrer Gründung entstand auch der angrenzende Stadtteil „Wiazowa“ aufbis dahin noch nicht urbanisiertem Gebiet4. 1 Vgl. Walicki, Jacek; The synagogues and prayer houses of Lodz (to 1939), Übersetzung von Guy Russell Torr, Ibidem, Lodz 2000, S. 61, zit. n. Staatsarchiv Lodz (APŁ), Piotrkow Landesregierung-Bauabteilung (RPG-Bud.) 9658, ohne Nummerierung. 2 Vgl. Walicki 2000, S. 66, zit. n. Archiv Regionalgericht in Lodz (ASRŁ), Abteilung XX Grundbuchamt (KW), Repertoire Nr. 6605, Dokument Nr. 4. 2 3 Fabrikstadt: siehe Seite 23 4 Vgl. The Lodz Atlas, Łódz in the high industrial period, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/ en-05R.pdf>, in: <http://www.mapa.lodz.pl/starten.php?p=8>, 16.09.2014 Die Synagoge | Geschichte der Synagoge Stara Miasto Synagogen nach Baujahr orthodoxe Synagoge - 1864 Wilker Shul - 1875 Die Große Synagoge (reformiert) - 1887 Synagoge Ohel Jakov (zionist) - 1899 Synagoge Ezras Izrael - 1904 Nowa Miasto bebaute Fläche Grünfläche Wasser Altstadt Wiazowa Bahnhof 1:20.000 Abbildung 2: Stadtkarte von Lodz, 1880 In den 1840er Jahren entstand in Lodz eine Gruppe an progressiven Juden, welche sich von den orthodoxen Traditionen in Bezug auf Kleidungsstil sowie die Art und Weise, auf welche der Gottesdienst durchgeführt wird, distanzierte. Die Mitglieder dieser Gemeinschaft waren vor allem Repräsentanten der oberen Schicht der jüdischen Gemeinde. Die Formierung dieser „zivilisierten“ Juden (wie sie sich selbst nannten) wurde durch die damals bestehenden Vorschriften gefördert, welche es ihnen ermöglichten, viele Rechte auszuüben, die der orthodoxen Mehrheit verweigert wurden. Die orthodoxen Juden, bestehend hauptsächlich aus der unteren Schicht, durften nur in der Altstadt wohnen und Immobilien besitzen (bis zum Jahr 18625,6) und diejenigen, die sich in der Neustadt aufhielten, durften keine orthodox jüdische Kleidung tragen7. Im Rahmen dieser Abspaltung entstand auch der Wunsch nach einer separaten Synagoge, wo die reformierten Juden ihren Glauben ausüben konnten8. 5 Vgl. Krawczyk, Łukasz, (2007); Kalendarium, <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/ kalendarium.htm>, in: < http://www.historycznie.uni.lodz.pl/index.htm>, 07.09.2014 6 Vgl. The Lodz Atlas, Łódz in the high industrial period, 16.09.2014 7 Vgl. Walicki 2000, S. 37-37, 62-63. 8 Ebda., S. 41. 3 Geschichte der Synagoge | Die Synagoge 1.1.2 Glaubensrichtungen in der Wilker Shul Die erste Hälfte ihres Namens entleiht die Synagoge der gleichnamigen Bezeichnung des betreffenden Stadtteils („Wilk“ bedeutet in der polnischen Sprache „Wolf“)9. Das Wort „shul” ist eine jiddische Bezeichnung für die Synagoge, entstammt dem deutschen Wort „Schule” und weist auf die Bedeutung der Synagoge als ein Ort der Lehre hin10. Die Wilker Shul war die erste Synagoge, die nach der Abspaltung der reformierten Juden gegründet wurde11. Es gibt keine eindeutigen Hinweise darauf, welche Glaubensrichtung des Judentums hier ausgeübt wurde. Die folgende Aufzählung von Fakten könnte indirekt Hinweise darauf geben, um welche Glaubensrichtung es sich gehandelt hat: • Nach ihrer Gründung im Jahre 1875 bezeichnete die Kehillah [hebr.: Gemeinde], der Aufsichtsrat der Synagogen, die Wilker Shul als die zweite kommunale Synagoge unter den Namen „Synagoga Nowego Miasta” [poln.: Synagoge der neuen Stadt], obwohl sie nicht im Besitz des Aufsichtsrates war12. • Unter der jüdischen Bevölkerung der Stadt Lodz war die Synagoge unter dem Namen Wilker Shul bekannt13. • Die Synagoge stand in Privateigentum, was dafür sorgte, dass die kommunalen Behörden eine direkte Finanzierung der Heizund Beleuchtungskosten über den Aufsichtsrat der Synagogen verhinderten14. • In der Synagoge fand ab dem Jahr 1884 die Wahl des synagogischen Aufsichtsrates statt (zuvor geschah dies in der orthodoxen Synagoge in der Wolborska-Straße)15,16. • Die Synagoge wurde zu Beginn der 1880er Jahre von den städtischen Behörden als „Zweigstelle” der kommunalen Synagogen in der Wolborska-Straße (orthodoxe Synagoge in der Altstadt) angesehen. Der Bürgermeister von Lodz betonte aber, dass sie hauptsächlich von der oberen und mittleren Schicht der jüdischen Gemeinde besucht wurde17. • Laut den Vertretern der ärmeren orthodoxen Juden von Lodz war die Wilker Shul von Beginn an eine private Synagoge18,19. 9 Ebda., S. 63, zit. n. Spodenkiewicz, Pawel; Zaginiona dzielnica. Łódz zydowska – ludzie i miejsca, Łódz 1998, S. 72. 10 Synagoge, 11 Vgl. 4 < http://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge> 16.09.2014 Walicki 2000, S. 6,18,47-48,62-63,67. 12 Ebda., S. 62, zit. n. APŁ, Akten der Stadt Lodz (AmŁ) 7143, k. 118-118v, 119-119v. 13 Ebda., S. 63, zit. n. Spodenkiewicz 1998, S. 72. 14 Ebda., S. 62, zit. n. APŁ, AmŁ 7143, k. 118-118v, 119-119v. 15 Ebda., S. 62, zit. n. APŁ, AmŁ 7152, ohne Nummerierung. 16 Ebda., S. 62, zit. n. APŁ, AmŁ 7161, ohne Nummerierung. 17 Ebda., S. 62, zit. n. APŁ, AmŁ 7152, ohne Nummerierung. 18 Ebda., S. 62, zit. n. APŁ, AmŁ 7152, ohne Nummerierung. 19 Ebda., S. 63. Die Synagoge | Geschichte der Synagoge Abbildung 3: Grundriss der orthodoxen Synagoge in der Wolborska Straße mit einer Bima, die zentral im Hauptbetraum steht Abbildung 4: Östliche Ansicht auf den Innenraum der Großen Synagoge (reformiert), wobei eine östlich im Raum positionierte Bima zu sehen ist • In den 1880er Jahren wurde sie wahrscheinlich von „progressiven“ Juden besucht, welche auf die Vollendung ihrer privaten „progressiven” Synagoge in Spacerowa-Straße warteten20. • Die Videoanalyse (Seite 58) zeigt, dass die Bima eine östliche Positionierung hat und nicht eine zentrale (was ein Merkmal einer orthodoxen Synagoge ist)21. Die oben angeführten Tatsachen belegen, dass zwischen der orthodoxen Gemeinde und der Wilker Shul eindeutige Verbindungen bestanden. Die Aussagen der städtischen Behörden und der Vertreter der ärmeren orthodoxen Juden betonen aber, dass die Synagoge nur von der oberen und mittleren Schicht der jüdischen Gemeinde besucht wurde. Diese zwei Aussagen könnten dahingehend interpretiert werden, dass die Synagoge nur von Personen besucht wird, die keine orthodoxe Kleidung tragen. Dazu muss man in Betrachtung ziehen, dass es sich hier um die erste Synagoge außerhalb der Altstadt handelt, die nach der Abspaltung der reformierten Juden gebaut wurde. Die Existenz von nur einer Synagoge vor der Abspaltung könnte eine notwendige Verbindung der reformierten Gemeinde mit der orthodoxen Gemeinde erklären. Die anderen zwei großen Synagogen von Lodz (Abb. 2), die auch außerhalb der Altstadt gebaut wurden, waren für und von spezifischen Gruppierungen aufgebaut worden: die Große Synagoge für die reformierten Juden und die Ezras Izrael Synagoge von der orthodoxen Litwakes-Gemeinde (Juden aus Litauen und Weißrussland). Abschließend sei festgehalten, dass die Beziehung der Wilker Shul zur orthodoxen Gemeinde eigentlich nur über den Aufsichtsrat der Synagogen existierte. Alle anderen Indizien sprechen dafür, dass die Synagoge von den reformierten Juden genutzt wurde und deshalb eher eine reformierte Synagoge war. 20 Ebda., S. 41. 21 Bergman, Eleonora; Polish Landscape with Synagogues, in: Shofar: An Iterdisciplinary Journal of Jewish Studies 29 (2011), H. 3, S. 24-40 5 Geschichte der Synagoge | Die Synagoge Abbildung 5: Ausschnitt aus dem Bebaungsplan von Lodz aus dem Jahr 1897 0 50 Meter südliches Nachbargründstück N Wilker Shul nördliches Nachbargebäude 1.1.3 Der Plan von Władysław Starzynski aus dem Jahr 1897 Der Bebauungsplan von Lodz nach Messungen aus den Jahren 1894-1896, in russisch-kyrillischer Schrift, ist der älteste Plan, auf welchem die Wilker Shul dargestellt ist. Die Synagoge befindet sich laut Plan im Stadtblock 127 (CXXVII), welcher von folgenden vier Straßen umgeben ist: Zavadska, Cegielniana, Piotrkowska und Zachodnia. Im Plan ist die Synagoge mit keiner Hausnummer versehen, alle anderen im Plan sichtbaren Gebäude und Grundstücke jedoch schon. Die Wilker Shul befindet sich zwischen den Hausnummern 54 und 58, daraus ist zu schließen, dass die Synagoge die Nummer 56 trägt. Weiter sind im Plan die folgenden drei Kennzeichen zu erkennen: Kennzeichen Farbe Bedeutung 11 Rot Aufzählung der Grundstücke eines Blocks -216 Blau Vermutlich eine Höhenangabe des Geländes 274B Schwarz Grundstücksnummer (Grundbuch) [Lat: 274V ] Auffallend ist, dass das Grundstück mit der Straßennummer 58 dasselbe Grundstückskennzeichen hat, wie das Grundstück der Synagoge, nämlich 274B, was mit der verspäteten Eintragung im Grundbuch zusammmenhängen könnte. Erkennbar ist auch, dass die Synagoge das rote Kennzeichen 11 und das Grundstück mit 6 Die Synagoge | Geschichte der Synagoge N Abbildung 6: Außenmaße der Wilker Shul nach dem Bebauungsplan von 1884-96 (Ergänzung 1905-06) Abbildung 7: Außenmaße der Wilker Shul nach den Entwurfsplänen von 1903 der Straßennummer 58 das rote Kennzeichen 12 hat, was darauf hindeutet, dass man das Grundstück 274B in zwei Grundstücke teilte. Im Bebauungsplan ist der Hauptraum der Synagoge in der Farbe hellrosa dargestellt und hat beinahe die Außenmaße eines quadratischen Rechtecks (siehe Abb. 6). Weiters ist ein Zubau zu erkennen, welcher in roter Farbe dargestellt und beidseitig von orangen Rechtecken flankiert ist. Nach Angaben aus dem Atlas von Lodz bezüglich des Bebauungsplans von 1894-96, wurde dieser in den Jahren 1905-1906 mit roter Tinte ergänzt22. Dies würde bedeuten, dass die Synagoge vor 1905 einen quadratischen Grundriss ohne Zubauten hatte und dass diese erst nach 1905 angebaut wurden. In den Entwurfsplänen von 1903 ist im Grundriss des Erd- und Obergeschosses der abgerissene Bestand in grauer Farbe dargestellt. Der Grundriss, der sich aus diesem Altbestand ergibt, entspricht der Darstellung der Synagoge in den Plänen von Starzynski ohne der roten Ergänzung aus dem Jahr 1905. Aufgrund dieser Annahme wurde der Grundriss der Synagoge vor der Erweiterung erstellt (siehe Abb. 8-13). 22 Vgl. The Lodz Atlas, 90 years of the municipal surveying and cartographic service in Łódz Page 1, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-58R.pdf>, in: <http://www.mapa.lodz.pl/ starten.php?p=8>, 16.09.2014 7 Geschichte der Synagoge | Die Synagoge undefinierter Raum A hinteres Stiegenhaus Almemor Betraum seitlicher Eingang Vestibül Erschließungsraum A Erschließungsraum B Garderobe vorderes Stiegenhaus undefinierter Raum B Abbildung 8: Erdgeschoß vor 1903 Abbildung 9: Erdgeschoß nach 1903 hinteres Stiegenhaus Balkon Frauengalerie undefinierter Raum C Erschließungsraum C vorderes Stiegenhaus Abbildung 10: 1. Obergeschoß vor 1903 Abbildung 11: 1. Obergeschoß nach 1903 undefinierter Raum D Erschließungsraum D Abbildung 12: 2. Obergeschoß vor 1903 Abbildung 13: 2. Obergeschoß nach 1903 8 Die Synagoge | Geschichte der Synagoge 1.1.4 Entwurfsplan aus dem Jahr 1903 Die nachfolgenden Unterlagen, auf denen die Synagoge dargestellt ist, sind die Pläne zum Zweck der Restaurierung und Erweiterung aus dem Jahr 1903, welche aus dem Staatsarchiv von Lodz stammen. Wenn man die Pläne aus 1894 und 1903 vergleicht, ist zu erkennen, dass die Außenmaße der hellrosa Fläche identisch sind (siehe Abb. 6 & 7). Der rote Zubau im Plan aus den Jahren 1894-96 wurde erst in den Jahren 1905-1906 eingezeichnet, also nach der geplanten Erweiterung von 1903. Bei Betrachtung der beiden Abbildungen ist zu erkennen, dass sie nicht miteinander übereinstimmen. Im Bebauungsplan ist nach der Ergänzung von 1905-06 die Synagoge als ein Quadrat dargestellt, mit einem Zubau auf der Ostseite in zwei Farben. Diese Darstellung stimmt nicht mit den Entwurfsplänen aus 1903 überein. Die Unstimmigkeit zwischen den beiden Plänen wurde wahrscheinlich durch die zeitliche Überlappung der Umbauarbeiten und der Ergänzung der Bebauungspläne verursacht. Diese Annahme wird untermauert durch die Bestätigung der Entwurfspläne aus weiteren Quellen (siehe Bild- und Videoanalyse). Der wichtigste Unterschied, die östliche Erweiterung nicht mitberücksichtigt, vor und nach der Erweiterung der Synagoge ist im vorderen Erschließungsbereich des Erdgeschosses zu sehen (Abb. 8-9). Die Anzahl der vorderen Eingänge im Jahr 1903 ist von drei auf zwei gesunken. Durch das Wegfallen der mittleren drei Eingänge und das Öffnen der südlichen Garderobe hat das Vestibül nur noch eine untergeordnete Funktion in der Erschließung der Synagoge erhalten. Dies führt zwar zu einer verwirrenden Erschließungssituation, jedoch stehen keine weiteren Quellen zur Verfügung, weshalb man sich an den Plänen von 1903 orientieren muss. Eine ähnliche Situation aufgrund fehlender Quellen und Unterlagen zeigt sich im zweiten Obergeschoß der Synagoge. Es lässt sich nicht feststellen, ob der undefinierte Raum D vor 1903 gebaut wurde, da er in den Plänen aus eben diesem Jahr nicht zu sehen ist. Die dargestellte Erschließung dieses Raumes ist eine unbestätigte Interpretation der Pläne. Über das äußerliche Erscheinungsbild der Synagoge vor der Rekonstruktion im Jahr 1903 gibt es heute keine Aufschlüsse, abgesehen von einer Interpretation der Pläne von 1903 durch einen Architekturhistoriker (siehe Anhang A). In seiner Interpretation beschreibt er die äußerliche Erscheinung der Synagoge nach den Plänen von 1903, wobei er meint, dass die Synagoge im Stil des Klassizismus gestaltet wurde und die Fenster vor 1903 womöglich anders ausgesehen haben, weil sie in den Unterlagen nach 1903 im maurischen Stil dargestellt sind, was nicht mit dem klassizistischen Stil der Synagoge übereinstimmen würde23. Diese Aussage erscheint inkonsistent, da der Historiker weder Pläne noch Unterlagen von der Synagoge vor dem Jahr 1903 hatte und nicht davon ausgehen 23 Vgl. Walicki 2000, S. 61-62, zit. n. Stefanski, Krzysztof; Architektura sakralna Łodzi w okresie przemysłowego rozwoju miasta, Lodz 1995, S. 53. 9 Geschichte der Synagoge | Die Synagoge kann, dass die Fassade vor dem Jahr 1903 gleich aussah und er weiters behauptet, dass die Fenster umgebaut wurden. Zudem ist der ursprüngliche Architekt unbekannt, weshalb die Stilinkonsistenz nicht ausreicht, um davon auszugehen, dass die Fenster vor 1903 eine andere Erscheinung hatten. 1.1.5Restaurierung und Erweiterung der Wilker Shul Zum Zeitpunkt ihrer Gründung (Inbetriebnahme) war die Synagoge noch nicht fertiggestellt, dies führte zur einer raschen Verschlechterung der bauphysikalischen Beschaffenheit des Objekts, wodurch schon im Jahr 1885 die Notwendigkeit bestand, die Synagoge zu sanieren24. Die Inbetriebnahme der unvollendeten Synagoge hatte wahrscheinlich soziale und finanzielle Hintergründe. Vor dem Bau der Wilker Shul gab es nur eine Synagoge in Lodz, dies war zu wenig für den damaligen raschen Anstieg an jüdischer Bevölkerung in der Stadt (Tab. 1). Es bestand also die Notwendigkeit, so schnell wie möglich eine neue Synagoge zu gründen, wodurch wahrscheinlich die Wilker Shul schon vor ihrer Vollendung in Betrieb genommen wurde. Tabelle 1: Einwohnerzahlen der Stadt Lodz Jahr totale Einwohnerzahl jüdische Einwohnerzahl 1793 190 11 1808 434 58 1827 2.387 397 1857 24.655 2.886 1872 - 10.000 1897 309.853 98.386 1921 451.974 156.155 1931 604.629 202.696 1939 (ungefähr) 672.000 233.000 Die Sanierung der Synagoge ließ bis zur Erweiterung von 1903 auf sich warten. Diese Tatsache könnte finanzielle Gründe gehabt haben, weil für die geplante Erweiterung eine notarielle Verpflichtung über die Kostendeckung erstellt wurde25. Dies war damals ein untypisches Ereignis26, welches darauf hindeutet, dass es schon vorher mit der Finanzierung des Gebäudes Probleme gab. Weiteres ist auch bekannt, dass es Finanzierungsprobleme bei den gleichzeitig verlaufenden Bauarbeiten an der Synagoge in der Wolborska-Straße gab27, was Geldmangel innerhalb der jüdischen Gemeinde vermuten lässt. Die Verantwortlichen für diese Kostenverpflichtung und die Erweiterungsarbeiten waren D. Dobranicki und D. Prussak. Ihr Ziel war die Sanierung und Erweiterung der Synagoge sowie der Bau einer Thora-Talmud-Schule auf demselben Grundstück28. Im 10 24 Ebda., S. 63, zit. n. Stefanski; Architektura..., Lodz 1995, S. 55. 25 Ebda., S. 63, zit. n. Stefanski; Architektura..., Lodz 1995, S. 55. 26 Ebda., S. 63. 27 Ebda., S. 18-24. 28 Ebda., S. 63, zit. n. Stefanski; Architektura..., Lodz 1995, S. 55. Die Synagoge | Geschichte der Synagoge Abbildung 14: Lageplan der Wilker Shul nach dem Entwurfsplan 1903 A geplante zweigeschossige steinerne Erweiterung des Gebetshauses B geplante Erneuerung der Eingangssituation D zweigeschossiges steinernes Gebetshaus Je steinerner Eingang I hölzerne Bauten K Wasserschacht (Brunnen) L hölzerne Bauten unterschiedlichen Zwecks N 0 25 Meter Abbildung 15: Ausschnit aus dem Situationplan Abbildung 16: Ausschnit aus dem Situationplan Situationsplan von 1903 (Abb. 15) trägt das Grundstück die Nummer 275c (Buchstabenbezeichnung zweifelhaft, da die kyrillische Schrift im Plan undeutlich ist), und daneben steht jetzt auch die Hausnummer, nämlich die 56. Das benachbarte Grundstück mit der Hausnummer 58 trägt jetzt die Grundstücksnummer 274, jedoch ohne zusätzlichen Buchstaben (Abb.16). Im Situationsplan ist eine Dreiteilung des dargestellten Gesamtgrundstücks zu erkennen (Anhang B), wobei nur zwei der drei Teile eine Grundstücksnummer tragen. Der verantwortliche Architekt für den Entwurf der Erweiterung und der Thora-Talmud-Schule war Gustav Landau-Gutenteger, er war auch für die Bauüberwachung verantwortlich29. Nach den Entwurfsplänen von 1903 beinhaltet die Erweiterung der Synagoge folgende Aspekte: • D ­ ie Synagoge wurde Richtung Osten erweitert, dafür musste die alte Ostwand niedergerissen werden. • ­ Der Hauptbetraum wurde ungefähr sechs Meter verlängert, wodurch die Frauengalerie, das Dach und die Außenwände auch verlängert wurden. • Die neue Ostwand wurde anders gestaltet als die alte Ostwand (Anzahl und Größe der Fenster und Türen). 29 Vgl., APŁ, RPG-Bud. 9658, ohne Nummerierung. 11 Geschichte der Synagoge | Die Synagoge Abbildung 17: Vorderansicht der Wilker Shul; Ausschnitt aus dem Entwurfsplan von 1903 (Anhang B) • A ­ n die neue Ostwand wurde ein Stiegenhaus angebaut, welches zudem als Apsis für den Aron Hakodesh [hebr.: der heilige Schrein; Thoraschrein] diente. • ­Im Obergeschoß wurde an die Ostwand ein Balkon gebaut, womit die Frauengalerie durch das neue Stiegenhaus erschlossen wurde. • ­Änderung der vorderen Eingangssituation. Weiters fällt auf, dass der seitliche Eingang auf der Nordwand (in Abb. 14 als „Je” definiert) als Bestand dargestellt wurde, obwohl er im Bebauungsplan von 1894-96 nicht dargestellt wurde. Es könnte sein, dass dieser in der Zeit zwischen den beiden Plänen gebaut wurde, oder dass er schon vor 1894 errichtet wurde, jedoch zu klein war, um ihn im Bebauungsplan darzustellen. Die vordere Fassade der Synagoge ist in den Planunterlagen von 1903 nicht vollständig dargestellt, sondern nur der mittlere Bereich des Erdgeschoßes (Abb. 17), worauf drei Türen und zwei Fenster zu erkennen sind. Diese Darstellung der Eingangssituation entspricht nicht den Bildern aus 1914 (Seite 51) und 1939 (Seite 53) und zeigt somit die vordere Fassade vor dem Umbau der Synagoge. Der Plan zeigt hier die Gestaltung der vorderen Fassade der Synagoge vor dem Umbau, diese Darstellung entspricht der aus den Bildern der Synagoge nach dem Umbau. Die Nichtdarstellung der gesamten vorderen Fassade deutet auch darauf hin, dass am restlichen Teil der Fassade nicht gearbeitet wurde. Dies würde bedeuten, dass die vordere Fassade der Wilker Shul vor 1903 das gleiche Erscheinungsbild hatte als danach, mit Ausnahme der geänderten Eingangssituation. Es sind keine Hinweise vorhanden, die darauf hindeuten, dass die Synagoge nach den Erweiterungen von 1903 nochmals umgebaut wurde. Das bedeutet, dass sie fast 40 Jahre lang im selben Zustand genutzt wurde und, dass das zweite Obergeschoß (Seite 8; undefinierter Raum D) Bestand des Altbaus der Synagoge war. Aus dieser Zeit sind nur drei Abbildungen der Synagoge aufbewahrt worden (Abb. 51-53) und die Synagoge ist auf einigen Stadtplänen eingezeichnet (Anhang C). Gegen Ende ihrer Existenz ist noch weiteres Material aus dem Innenraum der Synagoge erschienen (Videoanalyse: Seite 58). 12 Die Synagoge | Geschichte der Synagoge Abbildung 18: Seitenansicht der Wilker Shul; Ausschnitt aus dem Entwurfsplan von 1903 (Anhang B) Abbildung 19: Hinteransicht der Wilker Shul; Ausschnitt aus dem Entwurfsplan von 1903 (Anhang B) 13 Geschichte der Synagoge | Die Synagoge Abbildung 20: Luftbild aus dem Jahr 1942 (Grundstück der Wilker Shul gekennzeichnet) 1.1.6 Die Zerstörung der Synagoge Das Ende der Synagoge beginnt mit der Ankunft der deutschen Armee in Lodz am 8. September 193930. Dieses Datum markiert auch den Beginn der Unterdrückung der Juden, welche in kürzester Zeit zur Formung eines Ghettos führte31,32. Mitte November 1939 waren bereits die meisten Synagogen in Lodz zerstört33,34,35,36,37, jedoch nicht die Synagoge in der Zachodnia-Straße 56, weil diese noch für einen anderen Zweck verwendet werden sollte 38, 39. 30 Vgl., Feuchert, Sascha; Letzte Tage : die Łódzer Getto-Chronik Juni/Juli 1944, Göttingen 2004, S. 9, zit. n. Wulf, Josef; Lodz. Das letzte Ghetto auf polnischem Boden (Schriftreihe der Bundeszentrale für Heimatdienst, Heft 59), Bonn 1962, S. 7. 31 Vgl., Virtual Shtetl - History - Jewish community before 1989 - Łódz, <http://www.sztetl. org.pl/en/article/lodz/5,history/?action=view&page=4>, in: < http://www.sztetl.org.pl/en/ city/lodz/> 10.09.2014, zit. n. Zydowskie getto w Łodzi 1940-1944, Vademecum., red. J. Pyczewska-Pilarek, Łódz 1999, S. 15. 32 Vgl., Strauss , C. Elizabeth; “CAST ME NOT OFF IN MY TIME OF OLD AGE…”: THE AGED AND AGING IN THE ŁÓDZ GHETTO, 1939-1944, Dis., Notre Dame 2013. 33 Vgl. Huberband, Shimon; Kiddush Hashem: Jewish Religious and Cultural Life in Poland During the Holocaust, New York 1987, S. 321-324. 34 Vgl. Walicki 2000, S. 34, zit. n. Rubin, Icchak, Zydzi w Lodzi pod Niemiecka Okupacja, 1939-45, London 1988, S. 71. 35 Ebda., S. 34, zit. n. Huberband, Shimon; The Destruction of the Synagogues in Lodz, in: Adelson, Alan/ Lapides, Robert; Łódz Ghetto: Inside a Community Under Siege, New York 1989, 69–71 36 Ebda., 37 Ebda., S. 59, zit. n. Huberband 1989, S. 70. S. 73, zit. n. Poznanski, J; Pamietnik z getta lodzkiego, Lodz 1960, S. 15; Spodenkiewicz, P.; Zaginiona... ,Łódz 1997, S. 72. 38 Ebda., 14 39 Vgl. S. 66, zit. n. Huberband 1989, S. 69. Huberband 1987, S. 322-324. Die Synagoge | Geschichte der Synagoge Am 2. November 1939 besuchte Joseph Goebbels40, der Reichspropagandaleiter von Deutschland die Stadt Lodz, um sich unter anderem mit der Produktion des Propagandafilms „Der ewige Jude“ zu befassen41,42. Für diesen Film wurden u.a. Szenen in Synagogen gefilmt, darunter auch der Innenraum der Wilker Shul43 (siehe Videoanalyse). Spezifische Gründe, weshalb die Wilker Shul für diesen Film ausgewählt wurde sind nicht bekannt. Die Existenz der Synagoge wurde möglicherweise durch diese Aufnahmen kurzzeitig verlängert. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass die Wilker Shul gleichzeitig mit den anderen Synagogen zerstört worden ist. Diese Annahmen unterstützt auch der Stadtplan von 1939-45 (siehe Anhang C), worauf die Zerstörung dreier Synagogen vermerkt ist, aber nicht die der Synagoge in der Zachodnia-Straße 56. Der endgültige Beweis der Zerstörung der Synagoge ist erst in einem Luftbild von 1942 zu finden, worauf das Grundstück der Synagoge und der benachbarten Mikwe44 als unbebaute Flächen zu erkennen sind (Abb. 17). Als mögliches Datum für die Zerstörung der Synagoge wird die zweite Hälfte des Jahres 1940 genannt45,46. Es ist auch möglich, dass sie im März 1940 endgültig zerstört wurde, weil zur gleichen Zeit die noch stehenden Wände der benachbarten Ezras Izrael Synagoge endgültig zerstört wurden. 40 Vgl. Fröhlich, Elke; Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Teil 1. Aufzeichnungen 1923- 1941., Bd. 7. Juli 1939 - März 1940., München 1998, S. 177. 41 Ebda., 42 Vgl. S. 140 Hardinghaus, Christian; Film im Dritten Reich - Ein kurzer Überblick, Norderstedt 2003, S.11. 43 Vgl. Huberband 1987, S. 322-323. 44 Vgl. Walicki 2000, S. 66 45 Vgl. Huberband 1987, S.323-324 46 Vgl. Walicki 2000, S. 66, zit. n. Huberband 1989, S. 69 15 Architekten der Wilker Shul | Die Synagoge 1.2 Architekten der Wilker Shul Von der ursprünglichen Synagoge konnten keine Pläne gefunden werden. Auch die Identität des Architekten der ursprünglichen Synagoge bleibt im Dunkeln. Erst anhand der Pläne, die für die Restaurierung und Erweiterung der Synagoge gezeichnet wurden, konnte auch ein Bild geschaffen werden, welches den Altbestand der Synagoge zeigt. Der verantwortliche Architekt für diese Pläne war Gustav Landau-Gutenteger (G.L.G.)47. Er hat in seinem Entwurfsplan den Altbestand der Synagoge deutlich gekennzeichnet, indem er Änderungen über den Altbestand zeichnete und mit unterschiedlichen Farbdarstellungen arbeitete (Abb. 17-19; Analyse der Planunterlagen). Anhand dieser Darstellung war es möglich, den Altbestand der Synagoge (Bauphase I: 1875 – 1904) zu konstruieren. Aus den Plänen wurde weiters ersichtlich, dass Gustav LandauGutenteger dem Gestaltungsstil der ursprünglichen Synagoge treu geblieben ist: • An der vorderen Fassade wurden nur Türen und Fenster vertauscht und die Gestalt beibehalten (Abb. 17). • Auf der Seitenansicht (Abb. 18) ist die Trennung des Altbestands und der Erweiterung des Betraumes durch eine rot strichlierte Linie dargestellt. Hier ist auch die Kontinuität des Gestaltungsstils deutlich zu erkennen. • Auf der Hinteransicht der Synagoge ist die Weiterführung des Gestaltungsstils ebenso zu erkennen (Abb. 19.). In Bezug auf die Innenraumgestaltung der ursprünglichen Synagoge konnten aus den Plänen nur wenige Informationen gesammelt werden, weil das Ziel dieser Ansichten und Grundrisse eine Darstellung der Erweiterung der Synagoge war. Unter der Annahme, dass G.L.G. innen sowie außen dem Gestaltungs- und Konstruktionsstil treu geblieben ist, wird es möglich, sich ein Bild des Innenraums zu schaffen. Die Entscheidung, der Gestalt der ursprünglichen Synagoge treu zu bleiben, bedeutet auch, dass G.L.G. kaum eigene Gestaltungselemente einfügen konnte. Dadurch wurden die Einflüsse von G.L.G. auf den Bau gering gehalten, während die Hand des unbekannten ursprünglichen Architekten erhalten blieb. 1.2.1 Zur Person Gustav Landau-Gutenteger G.L.G. wurde entweder 1862 in Lodz48 oder 1860 in Warschau49 geboren. Seine Eltern waren Adolf und Josepha von Lewich und sie lebten in Czestochowa, etwa 120 Kilometer von Lodz entfernt. Es handelt sich hierbei um eine jüdische Kaufmannsfamilie, die es sich leisten konnte, ihrem Sohn eine gute Ausbildung zu bieten50. 47 Vgl. Walicki 2000, S. 64. zit. n. APŁ, RPG-Bud. 9658, ohne Nummerierung. 48 Vgl. Pus, Wiesław; Zydzi w Łodzi w latach zaborów 1793-1914, Lodz 1998, S. 286 49 Vgl. Puczynska, Catherine; Gustaw Landau-Gutenteger (1870–1917), <http://teatrnn. pl/leksykon/node/439/gustaw_landau_gutenteger>, in: < http://teatrnn.pl/leksykon/ tematy/10>, 13.09.2014 16 50 Ebda. Die Synagoge | Architekten der Wilker Shul Abbildung 21: Ansicht auf die Reicher Synagoge Abbildung 22: Porträt von Gustav Landau-Gutenteger In Czestochowa besuchte Gustav eine Grundschule, wonach er weiter an dem Gymnasium. H. Sienkiewicz lehrte51. Später zog er nach Lodz, wo er ein Absolvent der Wyzsza Szkoła Rzemieslnicza [poln.: Höhere Schule für Bildhauerei] wurde52. Danach setzte er seine Ausbildung in Russland fort, in Sankt Petersburg wurde er an der Akademie der Schönen Künste zum Architekten ausgebildet53,54. Während seines Studiums gewann er einen Preis für seinen Entwurf für die Versicherungsgesellschaft „Rosja” in Warschau. Nachdem er sein Studium im Jahr 1884 abgeschlossen hatte, siedelte er sich im Jahr 1888 in Lodz an. Dort eröffnete er in der Piotrowska-Strasse 128 sein eigenes Architekturbüro und etablierte sich als erfolgreicher Architekt. Er war mit Magdalena Oderfled verheiratet und hatte mit ihr vier Söhne. Im Jahre 1924 starb er in Berlin55. 1.2.2 Die Bauwerke von Gustav Landau-Gutenteger Die Wilker Shul war nicht das einzige Sakralgebäude, für welches G.L.G. verantwortlich war. Er hatte die Ezras Izrael Synagoge, die Ohel Jakov Synagoge56 und die Reicher Synagoge entworfen57. Bei diesen drei Synagogen war er für den ganzen Entwurf verantwortlich und konnte im Gegensatz zur Wilker Shul seinen eigenen Stil zum Ausdruck bringen. 51 Vgl. Absolwent Sienkiewicza Rocznik 1885, < http://www.absolwenci.sieniu.czest.pl/ index.php?show=graduate&which=14433>, in: < http://www.absolwenci.sieniu.czest. pl/index.php?show=annals&which=13>, 13.09.2014 52 Vgl. Puczynska; Gustaw Landau-Gutenteger (1870–1917), 13.09.2014 53 Vgl. Schloegel, Karl; Stadt ohne Grenzen -UZ:Eine Vedute von Karl Schlögel, in: Die Zeit Online (13.09.1996), Online Unter: http://www.zeit.de/1996/38/Stadt_ohne_Grenzen_UZ_Eine_Vedute_von_Karl/seite-4 (Stand: 13.09.2014) 54 nach anderen Angaben absolvierte er an der Fakultät Architektur am Institut für Straßenund Brückenarchitektur von St. Petersburg, gem. Puczynska; Gustaw Landau-Gutenteger (1870–1917), 13.09.2014 55 Vgl. Puczynska; Gustaw Landau-Gutenteger (1870–1917), 13.09.2014 56 Vgl. 57 Vgl. Walicki 2000, S. 68, 75. Stefanski, Krzysztof/ Szrajber, Rafal; Lodzkie synagogi Wirtualne dziedzictwo „zaginionej dzielnicy“, Lodz 2009, S. 54. 17 Architekten der Wilker Shul | Die Synagoge Abbildung 23: Ansicht auf die Ezras Izrael Synagoge • Reicher Synagoge (1895): Eine kleine Hofsynagoge (ursprünglich als ein kleines Gebetshaus gebaut), die den zweiten Weltkrieg überdauerte, weil sie ein fiktives Handelsunternehmen kaufte und als Salzlager während der Kriegszeit nutzte. Heute steht das Gebäude unter Denkmalschutz und wird als Synagoge von der jüdischen Gemeinde genutzt58 (Abb. 21). • Synagoge Ohel Jakov (1898): Eine kleine Synagoge in der Gdanska-Strasse 18, die ungefähr 100 Personen Platz bietet. Sie unterlag demselben Schicksal wie die anderen Synagogen, sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört59 (Abb. 24). • Synagoge Ezraz Izrael (1899): diese Synagoge entwarf G.L.G. bevor er sich mit der Erweiterung der Wilker Shul befasste. Es handelte sich dabei um einen großen Neubau (Abb. 23). 18 58 Vgl. Reicher Synagoge, <http://de.wikipedia.org/wiki/Reicher_Synagoge>, 13.09.2014 59 Vgl. Walicki 2000, S. 75-78. 60 Ebda., S. 67-74. Die Synagoge | Architekten der Wilker Shul Abbildung 24: Ansicht der Ohel Jakov Synagoge Abbildung 25: Lage der gebauten Gebäude von Gustav Landau-Gutenteger 1 2 10 5 3 4 29 31 37 43 153 7 6 12 die Sakralgebäude 1 1895 Reicher Synagoge Jahr 2 1898 Synagoge Ohel Jahkov 1891 82 Neorenaissancegebäude 3 1899 Synagoge Ezraz Izrael 1891 120 Neorenaissancegebäude 4 1904 Erweiterung der Wilker Shul 1899 31 Mietshaus, Neobarock 1901 43 Mietshaus, Sezessionstil übrige Bauten 8 11 9 82 120 128 Bauten in der Piotrkowska Straße, die Prachtstraße von Lodz Str. Nr. 1902 29 Landau-Bank 5 1894 Villa Gustaw Schreer 1902 37 Mietshaus 6 1896 Mietsgebäude der Brüder Auerbach - 128 Mietshaus, Sezessionstil - 153 Neorenaissancegebäude - 260 Neorenaissancegebäude 7 1902 Mietshaus von Zygmunt Dejczma 8 1902 Mietshaus von Jakub Icek Olszer 9 1903 Villa Leopold Kindermann 10 1905 Villa Leon Rappaport 11 1909 Handelsschule 12 1910 Gebäude von Rachmil Lipszyc Der Sakralbau war nur ein kleiner Teil des Repertoires des Architekten. Er entwarf u.a. eine Bank, eine Schule, ein Hotel und mehrere Mietshäuser und Villen. Am Anfang seiner Karriere waren seine Bauten geprägt von Eklektizismus mit Anspielungen auf die Renaissance und den Barock. Ab der Jahrhundertwende änderte er seinen Stil und wurde zu einem Vorreiter des Sezessionsstils in Polen. Der Stilwechsel hängt womöglich mit seinem sozialen Umfeld zusammen – er war bekannt dafür, dass er die polnische Schmiedekunst schätzte und sich mit Bühnenbau beschäftigte61. Die meisten seiner Bauwerke wurden in Lodz - vor allem in der Piotrkowska-Straße (die Prachtstrasse von Lodz) - gebaut und existieren heute noch. 61 Vgl. Puczynska; Gustaw Landau-Gutenteger (1870–1917), 13.09.2014 19 Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge Im Rahmen der virtuellen Rekonstruktionen der Synagogen der Stadt Lodz wurden an der TU Wien zu diesem Thema zeitgleich mehrere Diplomarbeiten verfasst. Der Fokus der vorliegenden Arbeit liegt auf der Stadtentwicklung. Um einen tieferen Einblick in verschiedene Aspekte der Geschichte der Stadt Lodz zu erhalten, sei auf folgende Diplomarbeiten verwiesen: Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge in der Wolborska-Straße 20 (Lodz) Verfasst von Jean Gengler Die jüdische Gemeinde Die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge - “ul. Spacerowa 2” - in Lodz (Polen) Verfasst von Stefan Schiller Baustile der vier Synagogen Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge in der Wolczanska-Straße 6 (Lodz) Verfasst von Gernot Kucharovits Wirtschaftliche Entwicklung der jüdische Gemeinde 1.3 Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 1.3.1 Die Entstehung der Stadt Lodz Ab dem sechsten Jh. entstand die erste kleine Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Stadt Lodz62. Das Gebiet war von dichten Wäldern bedeckt, welche durch zahlreiche Flüsse, Schluchten und Täler unterbrochen wurden. Mit der Entfaltung des polnischen Staates (von Anfang des 10. Jh. bis Ende des 13. Jh.) und dem Wachstum der Wirtschaft entstanden im Land sogenannte „komory celne“ [poln.: Zollämter]. Eines dieser Ämter wurde Mitte des 11. Jh. in der Nähe der heutigen Altstadt von Lodz gegründet. Seine Existenz war der Auslöser für die Weiterentwicklung der dort bestehenden Siedlung, welche sich zum Dorf Lodzia ausweitete. Die ursprüngliche Siedlung befand sich auf der südlichen Seite des Flusses Ostroga (gegenwärtig unter dem Namen Łódka bekannt). Die Einheimischen wohnten in hölzernen Hütten (Holz war der primäre Baustoff im damaligen Gebiet Polens) und lebten von Landwirtschaft und Handarbeit63,64. Am Ende des 14. Jh. entwickelte sich das kleine Dorf zu einer Handelssiedlung und dehnte sich auf der nördlichen Seite des Flusses Ostroga weiter aus65 (Abb. 26). Infolgedessen wurden der Siedlung im Jahr 1414 die Stadtrechte66 erteilt. Mit der Ausdehnung 62 Vgl. The Lodz Atlas, Łódz in prehistoric times and so-called agricultural period (from prehistory to the early 19th c.), <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-03R.pdf>, in: <http://www.mapa.lodz.pl/starten.php?p=8>, 16.09.2014 63 Ebda. 64 Vgl. Krawczyk, Łukasz, (2007); Historia Łodzi- wsi <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/ wies1.htm>, in: <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/index.htm>, 16.09.2014 65 Vgl. The Lodz Atlas, Łódz in prehistoric times and so-called agricultural period (from prehistory to the early 19th c.), 16.09.2014 66 20 Vgl. Krawczyk; Nadanie praw miejskich <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/prawa. htm>, in: <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/index.htm>, 16.09.2014 Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 Abbildung 26: hypothetische Lage der Stadt Lodz im agrarischen Zeitalter; der Teil nördlich des Flusses Lodka ist heutzutage bekannt als “Stare Miasto” [Pol.: Altstadt] Wald Ackerland Fluss Bebauung Wassermühle N 1:4000 des Dorfes stieg auch die Einwohnerzahl. Die steigende Dichte an Menschen und die Zunahme der Bebauung führten in den 1370erJahren zum Bau einer Kirche. Die Gründung der Kirche sorgte für die Bestätigung der Identität der Kleinstadt und trug somit zu einer Weiterentwicklung der Siedlung bei67. 1.3.2 Das agrarische Zeitalter Am Anfang des 15. Jh. endeten die Kriege in der Region. Diese Kriege waren verantwortlich für die Menschenwanderung, wovon die Lodzer Handelswirtschaft abhängig war. Nach der Kriegszeit nahmen die Wanderbewegungen in diesem Gebiet plötzlich ab und somit ging auch der Handel zurück. Durch die plötzliche Abnahme der Handelswirtschaft wurde die Entwicklung der neu gegründeten Stadt stark gebremst68. Die veränderte wirtschaftliche Lage zwang die Bevölkerung dazu, sich aufs Neue auf die Landwirtschaft zu konzentrieren und damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten69. Die Stadt Lodz erlebte im 16. und 17. Jh. eine landwirtschaftliche Blütezeit, welche zu einer weiteren Urbanisierung führte70. Diese Entwicklung erlitt einen großen Rückschlag durch zwei Großbrände im Jahr 1572, die fast die Hälfte der Stadt zerstörten. Der anhaltende landwirtschaftliche Erfolg ermöglichte eine erfolgreiche Entwicklung der Stadt bis zur zweiten Hälfte des 17. Jh.71. Danach begann der wirtschaftliche Niedergang der Stadt, der durch Kriege, Brände und die Pest eingeleitet wurde72. Während dieser Periode konnte sich die Stadt nicht weiterentwickeln, weshalb die Raumstruktur bis Anfang des 19. Jh. bewahrt geblieben ist73. 67 Vgl. Krawczyk; Historia Łodzi- wsi, 16.09.2014 68 Vgl. The Lodz Atlas, Łódz in prehistoric times and so-called agricultural period (from prehistory to the early 19th c.), 16.09.2014 69 Ebda. 70 Vgl. Krawczyk; Nadanie praw miejskich, 16.09.2014 71 Ebda. 72 Vgl. Krawczyk; Okres upadku miasta <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/upadek.htm>, in: <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/index.htm>, 16.09.2014 73 Vgl. The Lodz Atlas, Łódz in prehistoric times and so-called agricultural period (from prehistory to the early 19th c.), 16.09.2014 21 Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge Wald Wiese Fluss Ackerland Siedlungsgrundstücke Bebauung 1 Siedlungsgebiet für Entwicklung Tuchmachersiedling Wasserfabriksiedlung Synagoge wurde ca. im Jahr 1809 1 gegründet N 1:40.000 Abbildung 27: Stadtkarte von Lodz; zeigt die Entwicklung bis zum Jahr 1824 Die Entstehung der Synagogen Vor dem 18. Jh. gibt es keine Erwähnung der Anwesenheit einer jüdischen Gemeinde in Lodz. Erst ungefähr im Jahr 1784 siedelten sich zwei jüdische Familien in Lodz an. In den darauf folgenden Jahren stieg die Anzahl der Juden, mitunter durch die Ansiedlung von Juden aus der ländlichen Umgebung von Lodz, allmählich an74. Im Jahr 1809 wohnten insgesamt 430 Personen in Lodz, wovon 98 Juden waren. Der Anstieg jüdischer Einwohner löste auch den Bau einer Synagoge aus. Diese Synagoge wurde in den ersten Jahren des 19. Jh. in der südöstlichen Ecke des Stadtplatzes (heute Stary Rynek) gebaut (Abb. 27). Das Gebäude hatte die Außenmaße von 14 Meter x 8,5 Meter und besaß auf einem seiner Seitenwände eine Frauengalerie75. 74 Vgl. Gradel, Morris, (2008); The Beginnings of Jewish Settlement in Lodz (until 1820) <http://www.jewishgen.org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00002.html#1.1>, www.jewishgen.org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00001.html>, 16.09.2014; in: <http:// ist eine Übersetzung von: Egoldberg/Dabrowska/Wein Jakubowicz/Weiss; Pinkas hakehillot Polin: entsiklopedyah shel ha-yishuvim ha-Yehudiyim le-min hivasdam ve-`ad le-ahar Sho’at Milhemet ha-`olam ha-sheniyah, Jerusalem 1976. 22 75 Walicki 2000, S. 8. Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 1.3.2 Fabrikstadt In der ersten Hälfte des 19 Jh. entwickelt sich Lodz in kürzester Zeit von einer agrarischen zu einer industriellen Stadt. Dieser Wandel wurde ausgelöst durch die Entscheidung des Kongresses von Polen im Jahr 1820, der Stadt Lodz den Status „Fabrikstadt“ zu verleihen76. Diese Entscheidung beruht auf einer Inspektion des Gebietes durch Rajmund Rembielinski (Präsident der Kommission, welche für die damaligen Region Lodzs verantwortlich war), aufgrund derer er die nachfolgenden vorteilhaften Faktoren aufzählt: • Verfügbarkeit von weitem staatlichem Landbesitz. • Wasserreiche Fließgewässer sowie Wassermühlen, die für industrielle Zwecke angezapft werden könnten. • Einfacher Zugriff auf billige Versorgung mit Bauholz aus den großflächigen, umliegenden Wäldern. • Verkehrsgünstige Lage durch Nähe zur neu gebauten Straße zwischen Łeczyca und Piotrków. • Das Vorhandensein von neu angesiedelten deutschen Kolonisten und Herstellern. • Wohlüberlegte Aspiration, diese „makabre“ Gegend wiederzubeleben, welche einem „auf den ersten Blick den Eindruck einer unzivilisierten Wildnis vermittelt“ und „Städte, die keine Gewinne erzielen“77. Der Unterschied von Lodz, im Vergleich mit den vielen anderen Fabrikstädten, lag in den von Rembielinski geplanten Tuchmachersiedlungen. Er strebte hier einen vollständigen Produktionszyklus von Leinen an, von der Produktion des Rohstoffes bis hin zum Veredelungsverfahren78. Um diese Idee umzusetzen, musste die Stadt drei unterschiedliche Produktionsstätten beherbergen, nämlich: Spinnereien, Webereien und wasserkraftabhängige Werkstätten. Deshalb wurden die Flächen bei der Stadterweiterung diesen drei Verfahren gewidmet. Gleich nach der Inspektion der Stadt Lodz im Juli 1820 erteilte Rembielinski einige spontane Verordnungen bezüglich der Steuerung der Stadterweiterung. Der neue Stadtteil, genannt „Nowe Miasto“ [poln.: Neustadt], sollte auf der Südseite des Flusses Lodka entlang der nordsüdlich laufenden Piotrkow-Route entstehen79. Die Neustadt wurde funktional in ein Siedlungsgebiet für Entwicklung, und ein Gebiet mit Gärten für die Tuchmacher unterteilt (Abb. 27). Das Gebiet um den Fluss Jasien im Süden der Stadt war am besten für die wasserkraftabhängigen Werkstätten geeignet, doch auch abgespaltet von der Neu- und Altstadt. Um eine räumlich einheitliche Stadt (Einheit) zu bilden, wurden die Spinnereien und Webereien länglich entlang der Piotrkow-Route (heute PiotrkowskaStraße) gebaut80. 76 Vgl. The Lodz Atlas, Łódz and its environs in the first half of the 19th c., <http://mapa. lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-04R.pdf>, in: <http://www.mapa.lodz.pl/starten.php?p=8>, 16.09.2014 77 Ebda. 78 Ebda. 79 Ebda. 80 Ebda. 23 Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge Wald Wiese Fluss Ackerland Siedlungsgrundstücke Bebauung 1 Siedlungsgebiet für Entwicklung Tuchmachersiedling Wasserfabriksiedlung Webereien Spinnereien Tuchmachersiedling geplante Erweiterung Synagoge wurde im Jahr 1861 1 aufgegeben N 1:40.000 Abbildung 28: Stadtkarte von Lodz; zeigt die Entwicklung bis zum Jahr 1840 Jahr Gesamteinwohnerzahl von Lodz jüdische Einwohnerzahl 1793 190 11 6% 1808 434 58 13 % 1809 430 98 23 % 1820 766 259 34 % 1822 - 282 1825 1827 Tabelle 01: Einwohnerzahlen der Stadt Lodz 24 jüdischer Anteil der Gesamteinwohnerzahl 342 2.387 397 17 % 1840/41 15.500 1.359 9% 1857 24.655 2.886 12 % 1864 40.319 8.463 20 % Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 Nachdem Lodz den Status einer „Fabrikstadt“ erhalten hatte, entwickelte sich die Stadt in einem hohen Tempo. Innerhalb von zehn Jahren hatte sie sich flächenmäßig verdoppelt und die Bevölkerung durch Migration sogar verzehnfacht. Die Flächen der Stadt wurden dem Produktionsprozess entsprechend gewidmet und als eine zusammenhängende Einheit verbaut (Abb. 28)81. Die Entstehung der Synagogen in der Fabrikstadt Die Anzahl der jüdischen Einwohner der Stadt stieg in dieser Periode nicht gleichmäßig mit der Gesamteinwohnerzahl an (Tab. 1). Dies hatte zwei Ursachen; erstens waren unter den neuen Einwanderern kaum Juden, zweitens war die Migration von jüdischen Personen stark eingegrenzt. Hinzu kommt noch, dass man im Lodz die (Wohn-)Rechte der Juden einschränkte, um somit ein jüdisches Ghetto zu formen (südlich der Podrzeczna- , Rynek- und Wolborska-Straße). Trotz all dieser Einschränkungen schaffte es die jüdische Gemeinde, sich in Lodz zu etablieren und entwickelte sich sogar zur zweitgrößten jüdische Gemeinde in Polen nach jener von Warschau. 1862 wurden die rechtlichen Einschränkungen für die jüdische Bevölkerung aufgehoben, was ein wichtiger Impuls für die jüdische Zuwanderung war. Bereits in den Jahren zuvor waren die Einschränkungen gelockert worden 82. Im Jahr 1862 wohnten ungefähr 5500 Juden in der Stadt. Zuerst gehörten dazu vor allem orthodoxe Juden, wobei sich seit den 1840er-Jahren eine immer größer werdende Gemeinde an reformierten Juden bildete (siehe Seite 2). Die reformierten Juden waren vor allem deutscher Abstammung und errichteten in den 1950er-Jahren sogar eine eigene Synagoge, bekannt unter dem Namen „Deutscher Shul“. Die Lage dieser Synagoge ist unbekannt, erfahren konnte man nur, dass sie bis zum Jahr 1888 genutzt wurde (bis die große reformierte Synagoge errichtet wurde)83. Die ursprüngliche orthodoxe Synagoge aus dem Jahr 1809 wies mit den Jahren immer mehr Baumängel auf und war zu klein für die stetig ansteigende Anzahl der Juden in der Stadt. Schlussendlich wurde gegen Ende der 1850er-Jahre entschieden, dass eine neue orthodoxe Synagoge gebaut werden soll84. Die neue Synagoge in der Wolborska-Straße wurde, obwohl sie noch nicht fertiggebaut war, im Jahr 1861, mit der Schließung der alten Synagoge, in Funktion gestellt85. 81 Ebda. 82 Vgl. Gradel, Morris, (2008); The Jews of Lodz in the Years 1820-1864, <http://www. jewishgen.org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00002.html#2.1> in: <http://www.jewishgen. org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00001.html>, 16.09.2014 83 Vgl. Gradel, Morris, (2008); Jewish Settlement in Lodz: 1864-1914, <http://www.jewishgen. org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00003.html> in: <http://www.jewishgen.org/Yizkor/ pinkas_poland/pol1_00001.html>, 16.09.2014 84 Vgl. Walicki 2000, S. 10-13. 85 Ebda., S. 17, zit. n. APŁ, RGP-Ant. 2535, S. 282-287; H. Banner, Gmina zydowska w Łodzi. Krótki zarys dziejów ustrojowo-gospodarczych, Łódz 1938, S. 22. 25 Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge Grünfläche bebaute Fläche Wasser unentwickelte Siedlungsfläche Fabriken wichtige Residenzen 1 2 Großwohnsiedlung Entwicklungsgebiet geplante Erweiterung 3 Wilker Shul,1875 3 “Altshtot Shul”; orthodoxe 2 Synagoge,1861 Synagoge wurde im Jahr 1861 1 aufgegeben N 1:40.000 Abbildung 29: Stadtkarte von Lodz; zeigt die Entwicklung bis zum Jahr 1880 Tabelle 02: Einwohnerzahlen der Stadt Lodz 26 Jahr Gesamteinwohnerzahl von Lodz jüdische Einwohnerzahl jüdischer Anteil der Gesamteinwohnerzahl 1870 47.650 ca. 10.000 ca. 20 % 1892 149.889 37.106 25 % 1897 316.209 98.671 31 % 1908 393.526 88.348 22 % 1911 512.472 167.048 33 % 1914 630.000 220.000 35 % Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 1.3.3Industriestadt Bis zum Jahr 1880 fand eine langsame Verdichtung der bestehenden baulichen Struktur statt. Die Stadt hatte noch immer eine hauptsächlich ländliche Erscheinungsform. Die Ausnahme davon war die Neustadt um den oktogonalen Marktplatz („Nowy Rynek“) und die Piotrkowska-Straße, welche durch ihre gezielte Entwicklung einen eher städtischen Charakter erhielt. Wie geplant, entstand in der Neustadt ein neues Stadtzentrum, um welches sich die Urbanisierung konzentrierte. Im Rahmen dieser konzentrierten Urbanisierung wurde beschlossen, dass auch die Fläche westlich von „Nowa Miesto“ urbanisiert werden und den Namen „Wiazowa“ tragen soll86. Die Verdichtung der Stadt wurde weiters durch die Einführung der Dampfmaschinen Mitte des 19. Jh. unterstützt. Die Fabriken waren nicht mehr ausschließlich wasserkraftabhängig, und mussten somit nicht mehr in der Nähe von wasserreichen Flüssen gebaut werden. Die bestehende Wasserfabriksiedlung vergrößerte sich, es entstanden neue Fabriken quer durch die Stadt. Auf jeder verfügbaren Freifläche, unabhängig von Straßenverlauf und Zugverbindungen, entstanden neue Fabriken87. Der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt Lodz hielt bis zum Anfang des ersten Weltkrieges an88. Die Bevölkerungszahl der Stadt verdoppelte sich zwischen 1897 und 1914 von 309.853 auf 630.000 Einwohner (Tab. 2). Diese Entwicklung ist bei Betrachtung der bebauten Fläche zwischen 1880 (Abb. 29) und 1910 (Abb. 30) deutlich nachzuvollziehen. Die Entstehung der Synagogen in der Industriestadt In den Jahren 1860 bis 1914 (Beginn Erster Weltkrieg) stieg die jüdische Einwohnerzahl von Lodz rasant an (Tab. 2), die Juden machten ein Drittel der Lodzer Bevölkerung aus. Mit diesem Bevölkerungszuwachs konnte die Errichtung neuer Synagogen nicht mithalten. Ursachen hierfür waren rechtliche Einschränkungen89, der Geldmangel in der jüdischen Gemeinde90 und ihre Spaltung in mehrere Gemeinden, insbesondere die Abspaltung der reicheren reformierten Juden, wobei sich in den 1890er-Jahren eine zionistische Gruppierung formierte91,92. Trotz dieser Probleme wurden vor dem ersten Weltkrieg vier neue Synagogen errichtet: 86 Vgl. The Lodz Atlas, Łódz in the high industrial period, 16.09.2014 87 Ebda. 88 Vgl. Gradel, Morris, (2008); The Jews of Lodz During the First World War, <http://www. jewishgen.org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00003.html#4> in: <http://www.jewishgen. org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00001.html>, 16.09.2014 89 Vgl. Walicki 2000, S. 18-24, 42-45, 61-63, 81-87. 90 Ebda., S. 18-24, 61-63. 91 Ebda., S. 20-21. 92 Vgl. Gradel, Morris, (2008); Jewish Settlement in Lodz: 1864-1914, 16.09.2014 27 Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge Grünfläche bebaute Fläche Wasser Fabriken 2 neues Stadterweiterungsgebiet wichtige Residenzen 1 2 Großwohnsiedlung Entwicklungsgebiet geplante Erweiterung 5 “Sala Warszawska”; temporärer ? Betraum, Lage unbekannt 6 Saal “Harmonia”; temporärer 2 Betraum, Łagiewnicka Straße 2 “Talmud-Tory”; temporärer 1 Betraum, Zachodnia Straße 20 3 4 Ezras Izrael Synagoge,1904 6 Ohel Jakov Synagoge,1889 5 die Große Synagoge,1887 4 Wilker Shul,1875 3 “Altshtot Shul”; orthodoxe 2 Synagoge,1861 Gebetshäuser; welche im Buch von Walicki (Synagogues and...) beschrieben wurden N 1:40.000 Abbildung 30: Stadtkarte von Lodz; zeigt die Entwicklung bis zum Jahr 1910 • 1875 – die Wilker Shul; Synagoga Nowog Miesta (Synagoge der Neustadt) • 1887 – die Große Synagoge, reformiert • 1899 – die Ohel Jakov Synagoge, zionistisch • 1904 – Ezras Izrael Synagoge, orthodox In diesem Zeitraum nahm die Anzahl kleiner Gebetshäuser, welche schon seit den 1820er-Jahren existierten, rasch zu. Es waren vor allem Wohn- und Teile von Industriebauten, die zu Gebetshäusern umfunktioniert wurden. Man stellte einen Thoraschrein und eine temporäre Bima in den Raum, die Gläubigen nahmen irgendwo Platz (eher an einem Tisch, statt auf einem Sessel). Der Gottesdienst in solchen Gebetshäusern (poln.: „shitbl“ oder „kloyz“) wurde vor allem von Gemeindemitgliedern geleitet93. Solche Gebetshäuser 28 93 Vgl. Walicki 2000, S. 79 Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 wurden von Personen, die in der direkten Umgebung wohnten, besucht und boten durchschnittlich 40 Personen Platz94. Die genaue Anzahl dieser Gebetshäuser ist schwer zu bestimmen, da sie aufgrund rechtlicher Beschränkungen nicht registriert wurden. Anhand einer von der Polizei erstellten Liste lässt sich sagen, dass im Jahr 1884 mindestens 77 solcher Gebetshäuser95 in Lodz existierten (nach einer Auflistung von Walicki gab es sogar 160, siehe Anhang D). In Abbildung 30 ist die Lage einiger registrierter Gebetshäuser gekennzeichnet. Da die vorhandenen Synagogen und kleineren Gebetshäuser noch immer nicht genügend Platz für die jüdische Gemeinde boten, mussten sogar temporäre Gebetshäuser genutzt werden. Es handelte sich hierbei um Wohn- und kommerzielle Bauten, welche der jüdischen Gemeinde seit den 1890erJahren zur Verfügung gestellt wurden. Solche temporären Einrichtungen boten bis zu 500 Personen Platz und wurden während der Herbstfeiern für einem Monat als Gebetshäuser genutzt. Unter den Gläubigen, die solche Gebetshäuser besuchten, waren vor allem weniger religiöse Personen und Personen, die aufgrund ihres Alters oder von Behinderungen die Synagogen und Gebetshäuser nicht besuchen konnten96. 1.3.4 Die Zwischenkriegszeit In der Zwischenkriegszeit mussten erst die Schäden des ersten Weltkriegs behoben werden. Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch die Industrie wieder aufgebaut. Dieser Prozess gestaltete sich als langjährig da dem Ende des Krieges kurz darauf die Weltwirtschaftskrise der 1920er folgte. In dieser Periode stagnierte die industrielle und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt, doch trotz dieser Ereignisse stieg die Einwohnerzahl weiter an und die Stadt expandierte. In der Innenstadt blieb die vorhandene Raumstruktur erhalten, da kleine Änderungen, wie Straßenerweiterungen und Schienenverlegungen, kaum Einfluss hatten. Die Stadt expandierte hauptsächlich in die nördliche und südliche Richtung außerhalb der Stadtgrenzen. Durch die ansteigende Urbanisierung der Vorstädte wurden die Stadtgrenzen im Jahr 1915 tiefgreifend umgestaltet, mit dem Ziel, diese Gebiete in die Stadt zu integrieren. Das Wachstum der Vorstädte war allerdings so groß, dass die Stadtgrenzen im Jahr 1924 wiederum erweitert werden mussten97. 94 Ebda., S. 87-91 95 Ebda., S.81, zit. n. im Jahr 1891 von Polizeikommissar von Lodz geschrieben;Policmajster m. Łodzi (PmŁ) 579, ohne Nummerierung. 96 Ebda., 97 Vgl. S. 91. The Lodz Atlas, Łódz in the interwar Period and During the Nazi Occupation, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-06R.pdf>, in: <http://www.mapa.lodz.pl/starten. php?p=8>, 16.09.2014 29 Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge Grünfläche 7 bebaute Fläche Wasser Fabriken 2 neues Stadterweiterungsgebiet wichtige Residenzen 1 2 Großwohnsiedlung Entwicklungsgebiet geplante Erweiterung 5 “Sala Warszawska”; temporärer ? Betraum, Lage unbekannt 6 Saal “Harmonia”; temporärer 2 Betraum, Łagiewnicka Straße 2 “Talmud-Tory”; temporärer 1 Betraum, Zachodnia Straße 20 3 4 Synagoge an der Zurawia Straße 7 Ezras Izrael Synagoge,1904 6 Ohel Jakov Synagoge,1889 5 die Große Synagoge,1887 4 Wilker Shul,1875 3 “Altshtot Shul”; orthodoxe 2 Synagoge,1861 Gebetshäuser; welche im Buch von Walicki (Synagogues and...) beschrieben wurden N 1:40.000 Abbildung 31: Stadtkarte von Lodz; zeigt die Entwicklung bis zum Jahr 1930 Die Entstehung der Synagogen in der Zwischenkriegszeit Das polnische Regime, unter Anordnung der deutschen Besatzer, handhabte ab dem Jahr 1919 ein Regelwerk, welches die Aktivitäten der jüdischen Gemeinde in Bezug auf Religion und Sozialhilfe limitierte. Trotz dieser Einschränkungen war die Zwischenkriegszeit ein florierender Zeitraum für die jüdische Bildungs- und kulturelle Entwicklung98. In der Zwischenkriegszeit war es noch immer (wie vor dem Weltkrieg) schwierig eine Genehmigung für das Errichten einer neuen Synagoge oder eines (kleinen) Gebetshauses zu erhalten99. Trotzdem gelang es der orthodoxen Gemeinde eine Synagoge zu errichten. Diese diente als zweite kommunale 98 Vgl. Gradel, Morris, (2008); The Jews of Lodz Between the Two Wars, <http://www. jewishgen.org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00004.html> in: <http://www.jewishgen.org/ Yizkor/pinkas_poland/pol1_00001.html>, 16.09.2014 30 99 Ebda., S. 63, zit. n. Spodenkiewicz 1998, S. 76-78. Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 Abbildung 32: Ausschnitt aus dem Entwurf für die Neugestaltung von Lodz; Walther Bangert, 31.07.1941 Jahr 1914 Dez. Gesamteinwohnerzahl von Lodz jüdische Einwohnerzahl - ca. 150.000 jüdischer Anteil der Gesamteinwohnerzahl 1921 451.974 156.155 35 % 1931 604.629 202.696 34 % ca. 672.000 ca. 233.000 35 % 1939 (ca.) Tabelle 03: Einwohnerzahlen der Stadt Lodz Synagoge der orthodoxen Gemeinde und ihr Standort war die Zurawia-Straße (Abb. 31)100. In Bezug auf die kleineren Gebetshäuser gibt es, im Vergleich zur umfangreichen Dokumentation vor dem ersten Weltkrieg, nach 1914 kaum Unterlagen. Es ist nur bekannt, dass die Behörden noch Genehmigungen für Gebetshäuser erteilten, wenn deren Notwendigkeit durch die jüdische Gemeinde bestätigt werden konnte. Über die Nutzung von temporären Gebetshäusern konnten keine Informationen gefunden werden101. 1.3.5 Deutsche Besetzung Im Jahr 1939 wurde die Stadt Lodz durch die Deutschen besetzt und an das Dritte Reich angeschlossen. Unter der neuen Herrschaft wurde die Stadt im Rahmen der Eindeutschung in Litzmannstadt umbenannt, wobei auch die Straßenbezeichnungen deutsche Namen bekamen; beispielsweise wurde die Piotrkowska-Straße zur Adolf Hitler-Straße. Die Namensänderungen sollten eigentlich der Beginn einer umfassenden Neuanordnung werden, im Zuge derer eine Stadt entstehen würde, die dem deutschen Stadtbild entsprach. Hierzu wurde von Walther Bangert ein Plan für die Neuordnung der Stadt entwickelt (Abb. 32). Diesem zufolge sollten viele der Einwohner der Stadt ausgesiedelt (hauptsächlich Juden) 100Ebda., S. 33. 101Ebda., S. 63 31 Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge Grünfläche bebaute Fläche Wasser neues Stadterweiterungsgebiet wichtige Residenzen Großwohnsiedlung zerstörte Synagogen das jüdische Ghetto in Lodz (1940-1945) N 1:40.000 Abbildung 33: Stadtkarte von Lodz; zeigt die Entwicklung bis zum Jahr 1940 und umgesiedelt werden. Die Stadt sollte kleiner werden, mit einem neuen monumentalen Stadtzentrum auf der westlichen Seite. Hier sollte zusätzlich eine Weststadt gebaut werden. Die Umsetzung dieser Idee scheiterte jedoch gleich zu Beginn, weil die Weststadt durch den schwachen Bodenaufbau nicht gebaut werden konnte. Daraufhin wurde entschieden, sich auf die Eindeutschung der Kernstadt zu konzentrieren. Es handelte sich hierbei um Sanierungsarbeiten an vorhandenen Gebäuden, um dadurch das gewünschte deutsche Stadtbild zu erhalten. Der Kriegsverlauf sorgte jedoch dafür, dass all diese Arbeiten in den Hintergrund gerieten und man sich hauptsächlich auf die Industrieplanung konzentrierte102,103. 102Vgl. The Lodz Atlas, Łódz in the interwar Period and During the Nazi Occupation, 16.09.2014 103Vgl. 32 Gutschow, Niels; Ordnungswahn: Architekten planen im “eingedeutschten Osten” 1939-1945, Berlin 2001, S. 143-161. Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 Abbildung 34: Innenansicht einer Synagoge innerhalb des Ghettos von Lodz Jahr Gesamteinwohnerzahl von Lodz jüdische Einwohnerzahl jüdischer Anteil der Gesamteinwohnerzahl 1940 - 163.777 - 1941 - 143.800 - 1942 - 104.470 - 1943 - 87.446 - 1944 Juni - 76.700 - 1944 Okt. - ca. 900 - Tabelle 04: Einwohnerzahlen der Stadt Lodz Die Zerstörung der Synagogen Während der Besetzung wurden alle großen Synagogen der Stadt zerstört und die jüdische Bevölkerung in ein für sie erschaffenes Ghetto umgesiedelt. Das Ghetto befand sich im nördlichen Teil der Stadt (Altstadt; wo die Einwohner hauptsächlich jüdischer Abstammung waren) und war eine von Einzäunungen umgebene Sperrzone. Die Absperrung des Ghettos wurde durch den Abbruch angrenzender Gebäude im Tal des Flusses Lodka eindeutiger. Diese Demolierungsarbeiten wurden im Rahmen einer „Grüninitiative“ ausgeführt, um der Stadt mehr Grünfläche zu verleihen, wobei die entstandene Freifläche eine natürliche Abgrenzung zwischen der Stadt und dem Ghetto erzeugte104. Nachdem die Synagogen zerstört worden waren, blieb nur noch im Ghetto eine Handvoll kleinerer Synagogen und Gebetshäuser, welche von der noch vorhandenen jüdischen Bevölkerung“ genutzt wurden105. 104Vgl. The Lodz Atlas, Łódz in the interwar Period and During the Nazi Occupation, 16.09.2014 105Vgl. Gradel, Morris, (2008); The Jews of Lodz in the Second World War, <http://www. jewishgen.org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00005.html> in: <http://www.jewishgen.org/ Yizkor/pinkas_poland/pol1_00001.html>, 16.09.2014 33 Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge Abbildung 35: die Ruinen der Altshtot Shul 34 Quellenanalyse | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 QUELLENANALYSE Planunterlagen Fotomaterial Videomaterial Zusätzliche Quellen 35 Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse 2.1 Analyse der Planunterlagen Im Staatsarchiv von Lodz werden die Originalpläne zur Erweiterung der Wilker Shul aufbewahrt. In Zusammenarbeit mit der Polytechnika Lodz wurden die Pläne fotografiert. Diese Fotos dienen als Grundlage für die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge. Bei Betrachtung der Fotosammlung (Anhang B) kann man feststellen, dass der Plan von links nach rechts fotografiert und auf einem langen transparenten Papier gezeichnet worden ist. Auf dem Plan sind mehrere Grundrisse, Ansichten und Schnitte dargestellt, die sich mit der Erweiterung der Synagoge und dem Bau der Gebetsschule befassen. Im Plan wurden durchgehend die russisch-kyrillische Schrift und eine alte russische Maßeinheit verwendet. In Tabelle 5 ist der Vergleich dieser Maßeinheit mit dem metrischen System zu sehen. Die fotografierten Pläne wurden mit einem Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet, um sie deutlicher darstellen zu können. Zudem erfolgte eine Übersetzung der Texte aus den Plänen. Tabelle 5: Vergleich der Maßeinheiten * Wert des englischen Fußes von 1959. Die Abweichung zum alten englischen Fuß ist so gering, dass sie innerhalb der üblichen Messungenauigkeit der damaligen Zeit liegt. 36 Transkription Kyrillisch Deutsch Definition Größe in SI-Einheiten Totschka точка Punkt 1/10 Linja 254 µm Linija линия Linie 1/10 Diuim 2,54 mm Djuim дюйм Zoll (Daumen) 1 Diuim 25,4 mm Werschok вершок sechzehntel Elle ¼ Pjad 44,45 mm Tschetwert, Pjad четверть, пядь Viertel-Elle, Spanne ¼ Arschin 177,8 mm Fut * фут (с английского) Fuß 12 Diuim 304,8 mm Stopa стопа halbe Elle (alter „Fuß“) ½ Arschin Arschin аршин Elle ⅓ Saschen Saschen сажень dreifache Elle 7 Fut 355,6 mm 711,2 mm 2,1336 m Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen Positionierung Abbildung 36: Lageplan; Grundstück der Wilker Shul gekennzeichnet N 2.1.1 Plankopf Im linken oberen Eck des Plans ist eine alte Version des Plankopfs mit den dazugehörigen Unterschriften in kyrillischer Schrift zu erkennen (Anhang B). 2.1.2Lageplan Im Lageplan ist der Stadtblock, in welchem sich die Synagoge befindet, mit Teilen der angrenzenden Blöcke dargestellt. Die Bebauung ist in unterschiedlicher Helligkeit der rosaroten Farbe ohne Hinweise auf ihre Bedeutung abgebildet. Das Grundstück, auf welchem sich die Synagoge befindet, ist mit einem leichten Grauton unterlegt, wobei im linken Bereich ein unlesbarer Text die Bebauung bedeckt. Weiters sind die Namen der Straßen, die den Stadtblock umgeben, zu lesen. Der Nordpfeil ist im Plan orthogonal zum Stadtblock dargestellt, jedoch ist aus dem Vergleich mit den Stadtplänen zu schließen, dass der betreffende Stadtblock nicht orthogonal genordet ist. Auf der Maßleiste wurde die alte russische Maßeinheit (Saschen) verwendet. 37 Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse Situationsplan I 3s Z Z I L L G Zh K L 7s 2f Erklärung des Situationsplans Zh L L L 5s L Zh V c Po 275/56 4s K 1,5 B geplante Erneuerung der Eingangssituation V geplanter Neubau einer steinernen zweigeschossigen Gebetsschule G geplanter Neubau einer steinernen Latrine D zweigeschossiges steinernes Gebetshaus Je steinerner Eingang Zh steinerne eingeschossige jüdische Mikwe Z steinerne eingeschossige Verwaltungsbauten I hölzerne Bauten K Wasserschacht (Brunnen) L hölzerne Bauten unterschiedlichen Zwecks L A L 2s 6f geplante zweigeschossige steinerne Erweiterung des Gebetshauses L f 6s 1f K K A 13s A Po 274/58 hrt Je Zufa B I 18s 3f 2s 2f 3f 35f Zachodnia Straße 51f Zufahrt D Abbildung 37: Situationsplan Sasch. 5 0 5 10 2.1.3Der Situationsplan 15 Sasch. Auf dem Plan ist ein dreigeteiltes Areal zu sehen, wobei nur zwei der drei Grundstücke eine Grundstücksbezeichnung haben. Das Grundstück der Wilker Shul trägt die Bezeichnung 275c/ 56 (Grundstücksnummer/ Straßennummer), das rechts angrenzende Grundstück trägt die Bezeichnung 274/ 58 und das sich im hinteren Bereich befindende Grundstück trägt keine Bezeichnung. Auf dem Plan ist die Bebauung mit unterschiedlichen Farben dargestellt, wobei zwischen dem Bestand, Neubau, Nebenbauten aus Holz und Brunnen (Wasserschächten) unterschieden wird. Die bebauten Flächen sind mit einem Buchstaben versehen, dessen Bedeutung in der Legende erklärt wird. Weiters sind bestimmte Abstände zwischen den Gebäuden, die Zufahrten, die Straßen mit ihren Namen und eine Maßleiste in der russischen Maßeinheit Saschen angegeben. Abbildung 37 ist in Anlehnung an das Original nachgezeichnet und mit lateinischen Buchstaben versehen. Überdies wurde die Legende ins Deutsche übersetzt. 38 Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen B H1 Eingang Garderobe E1 unlesbar D Vestibül E Gebetsraum G4 Altar Plan des Erdgeschoßes G2 Garderobe G3 G1 Eingang K1 A Eingang N 2.1.4 Plan des Erdgeschosses Abbildung 38: Grundriss Erdgeschoß Im Grundriss des Erdgeschoßes ist die erweiterte Synagoge dargestellt. In grauer Farbe sind die abgerissenen Wände (oder Stellen, an denen Änderungen vorgenommen wurden) gekennzeichnet. Auf den Wänden stehen Zahlen, welche die Dicke der Wände definieren. Die meisten Fenster sind auf die gleiche Art wie die Türöffnungen dargestellt. Die Türöffnungen sind nur durch die davor liegenden Stiegen von den Fensteröffnungen zu unterscheiden. Bestimmte Räume sind mit Beschriftungen, die ihren Zweck definieren versehen (da bestimmte Beschriftungen nicht lesbar sind, konnten sie nicht übersetzt werden). Im erweiterten Teil des Gebetsraumes ist die Konstruktion (Balkenverteilung) der oberen Galerie zu sehen (K1 in Abb. 38). In Betraum und Vestibül sind weitere Objekte zu erkennen, die möglicherweise Heizöfen kennzeichnen. Zudem sind im Plan die Schnittlinien für den Querschnitt AB und den Längsschnitt DE zu erkennen. Im unteren Bereich ist die Maßleiste in Saschen dargestellt, mit einem handgeschriebenen Text darunter, der wie folgt übersetzt wurde: „Offiziell genehmigt vom Stadtarchitekten Franciszek Chelminski 25.03.1903 - Unterschrift -”. Interpretation der geplanten Änderungen im Grundriss des Erdgeschosses: • Feld E1: Die graue Darstellung der fünf Öffnungen betont, dass Änderungen vorgenommen wurden. Die mittleren drei Öffnungen sind anders dargestellt als die äußeren zwei. Die dargestellten 39 Plan des 1. Obergeschoßes Galerie Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse Galerie S2 Galerie S1 N Abbildung 39: Grundriss Obergeschoß • • • • Änderungen können nicht eindeutig interpretiert werden, weil keine erklärenden Informationen vorhanden sind. Feld G1 und G2: Die Darstellung der zwei Türöffnungen (in unterschiedlicher Form) in grauer Farbe (Farbe nicht eindeutig zu bestimmen, weil die eingefärbte Fläche klein ist) deutet darauf hin, dass hier Änderungen geplant sind. Es lässt sich nicht verifizieren, ob die Wände abgerissen oder gebaut wurden. Feld G3: Im Hauptraum ist vor der bestehenden Türöffnung der nördlichen Garderobe eine Stiege in grauer Farbe zu sehen, was auf einen Abbruch der Stiege und einen Höhenunterschied zwischen dem Hauptraum und der Garderobe (vor der Erweiterung) hindeutet. Feld G4 Die graue Darstellung der Wand deutet auf die Konstruktioneiner neuen Türöffnung hin, wobei Stahleinsätze (blaue Farbe) für die Unterfangung der darüber liegenden Wand geplant sind. Feld H1 Darstellung der abzureißenden alten äußeren Wand. 2.1.5 Plan des 1. Obergeschosses Der Plan ist nach denselben Regeln wie das Erdgeschoß gezeichnet, wobei im unteren Bereich des Plans (rechts in Abb. 39) keine Maßleiste dargestellt ist. Da das Obergeschoß gleich neben dem Erdgeschoß gezeichnet wurde und den gleichen Platz auf dem Planpapier einnimmt, ist anzunehmen, dass es sich um den gleichen Maßstab handelt. Die hintere Erschließung der Galerie wird durch die gezeichneten Balkone auf der Ostwand der Synagoge 40 Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen Latrinen Fassade Schnitt V.G. Plan der Latrinen V. G. Abbildung 40: Planausschnitt der Latrinen verdeutlicht. Der konstruktive Aufbau der Balkone ist mittels blauer Farbe gekennzeichnet und deutet auf Stahleinlagen hin. Anhand dieser Kennzeichnung ist ebenso anzunehmen, dass die Stützen der Galerie, im Erdgeschoß sowie im Obergeschoß, aus Stahl sind. In den Feldern S1 und S2 ist ein Quader, in welchem sich ein Zirkel befindet, dargestellt. Die Bedeutung dieses Symbols ist unbekannt, doch bei Betrachtung seiner Lage könnte er eine Stütze darstellen. 2.1.6Latrinen Der eingeschossige Nebenbau für die Latrinen ist anhand der Grundrisse, Ansichten, Schnitte und einer Maßleiste in diesem Teilbereich des Planes dargestellt (Abb. 40). Das Gebäude beinhaltet einen Keller, welcher wahrscheinlich die Funktion eines septischen Tanks erfüllt. Der Raum des Erdgeschoßes ist in der Mitte in zwei Räume geteilt, wobei die Eingänge gegenüberliegend sind. Diese Trennung der Räume bedeutet, dass die Latrinen von Frauen sowie Männern genutzt wurden. Im Situationsplan (Abb. 37) sind die Latrinen in grauer Farbe dargestellt, was darauf hindeutet, dass sie aus dem Material Holz bestehen. Jedoch sind die in diesem Plan dargestellten Latrinen ein Ziegelbau (rosa Farbe). Diese Diskrepanz stellt die korrekte Darstellung der Lage der Latrinen inm Situationsplan infrage. 41 Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse Fassade von der Straße aus betrachtet Abbildung 41: Vorderansicht (Teilbereich) 2.1.7 Vorderansicht der Synagoge Die vordere Fassade der Synagoge ist nicht vollständig dargestellt. Es ist nur der mittlere Bereich des Erdgeschoßes mit drei Türen und zwei Fenstern zu erkennen. Auf Höhe der Unterkante der Fenster sind horizontal strichlierte Linien auf den drei Türen zu sehen. Weiters ist unter den Fenstern eine strichlierte Umrandung erkennbar, deren Außenmaße jenen der drei Türen entsprechen. Die bisherige Analyse macht deutlich, dass im Plan der Bestand mit den Änderungen überzeichnet wurde. In Bezug auf die vordere Fassade würde das bedeuteten, dass die mittleren drei Türen zu Fenstern, und die flankierenden Fenster zu Türen umgebaut worden sind. Die gesamte vordere Fassade der Synagoge ist wahrscheinlich deshalb nicht dargestellt, weil nur die umgebauten Bereiche gezeichnet wurden und der Umbau nur die mittleren fünf Öffnungen im Erdgeschoß betraf. In der Ansicht sind zudem dekorative Elemente der Fassade (Rustika, Gesimse, etc.) und im unteren Bereich die Maßleiste in der Maßeinheit Saschen zu sehen. 42 Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen Schnitt des Stiegenhauses durch D.Je. Abbildung 42: Schnitt des hinteren Stiegenhauses 2.1.8 Schnitt des Stiegenhauses durch D.Je. Der Längsschnitt (D.Je.) verdeutlicht den konstruktiven Aufbau des Stiegenhauses, er zeigt Öffnungen und die dekorativen Elemente (Gesimse, Rustica, etc.). Die Dicke der Wände wird, wie bisher in den Grundrissen, mittels eines Ziegelsteinmaßes definiert. Eine Maßleiste zur Definition des Maßstabes fehlt, doch aus der Größe des Längsschnittes auf dem Planpapier ist ersichtlich, dass dieser im gleichen Maßstab wie die Grundrisse gezeichnet wurde. 43 Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse Fassade des Zubaus der Synagoge und das Stiegenhaus Abbildung 43: Seitenansicht der Erweiterung der Synagoge 2.1.9 Seitenansicht Bei der Seitenansicht (Nordansicht) des östlichen Teils der Synagoge ist links von der rot strichlierten Linie die Anbindung der Erweiterung und des Zubaus an den Bestand dargestellt. In der Ansicht ist zu sehen, dass der Stil der dekorativen Elemente des Bestandes in der Erweiterung beibehalten worden ist. Eine Maßleiste zur Definition des Maßstabes fehlt, aber aus der Größe des Längsschnittes auf dem Planpapier ist erkennbar, dass dieser im gleichen Maßstab wie die Grundrisse gezeichnet wurde. 44 Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen Ausbauprojekt von einem zweigeschossigem Gebetshaus mit Stiegenhaus, Umstrukturierung einer zweistöckigen steinernen Gebetsschule und Latrine,....(Wort nicht sichtbar)... auf der Zachodnia Straße in der Stadt Lodz D. Prussakami und D. Dobronickij Hintere Fassade der Synagoge Abbildung 44: Hinteransicht 2.1.10Hinteransicht In dieser Ansicht ist die hintere Fassade ohne Maßleiste dargestellt, wobei aus der Größe auf dem Planpapier die Übereinstimmung mit dem Maßstab der Grundrisse erkennbar ist. Die Erläuterung des Plans lässt sich Abbildung 44 entnehmen. 45 Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse Schnitt der Synagoge durch A.B. Abbildung 45: Querschnitt 2.1.11Querschnitt AB Der Querschnitt zeigt den konstruktiven Aufbau des Betraums und die Innenansicht auf der Ostwand der Synagoge (Abb. 45). Aus der Betrachtung des Plans wird deutlich, dass die geschnittenen Holzbalken und Wände in gleicher Farbe dargestellt wurden. Die Annahme, dass Stahl und Eisen mit blauer Farbe gekennzeichnet wurden, wird durch die in blauer Farbe gekennzeichneten Maueranker in den geschnittenen Wänden bestätigt. Neben den konstruktiven sind auch dekorative Elemente dargestellt. Diese verdeutlichen das innere Erscheinungsbild der Synagoge und zeigen unter Anderem das Aron Hakodesh. Die Maßleiste fehlt, doch wie bisher ist der Maßstab anhand der Größe auf dem Planpapier bestimmbar. 46 Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen Fassade der Gebetsschule Schnitt durch Zh. Z. f 7. 1. 2. 3. Plan des Erdgeschoßes 4. 5 S. Plan des Obergeschoßes Abbildung 46: Pläne der Gebetsschule 2.1.12Gebetsschule Die Gebetsschule ist durch Grundrisse, Schnitte und Ansichten im gleichen Zeichnungsstil wie die Synagoge dargestellt. Die Grundrisse der Gebetsschule sind in einem anderen Maßstab als der Schnitt und die längliche Ansicht gezeichnet. Im Grundriss des Erdgeschoßes ist ein großer Raum mit einer in der Mitte der Ostwand befindlichen Apsis zu erkennen. Dieser wurde möglicherweise als Gebetsraum genutzt. Im oberen Geschoß sind mehrere kleinere Räume ohne eindeutige Erschließung zu sehen. Da es sich um eine Gebetsschule handelt, wurden diese Räume wahrscheinlich für das Unterrichten und administrative Zwecke verwendet. 47 Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse Abbildung 47: graphische Darstellung der Ziegelanordnung Tabelle 6: Ziegelbreiten Ziegelmaß altes russiches Maß Metrisch 3 Ziegeln 2½ Ziegeln 2 Ziegeln 1½ Ziegeln 4 /4 Arschin 4 Arschin 4 /4 Arschin 2 Arschin 21/2 Diuim 945 mm 711 mm 578 mm 419 mm 3 1 2.1.13Schlussfolgerung der Planunterlagenanalyse Die verwendeten Abbildungen der Entwurfspläne wurden mit einer Fotokamera erstellt. Die sichtbaren Verzerrungen der Pläne sind auf die Verwendung der Kamera, die zur Dokumentation der Pläne notwendig war, zurückzuführen. Gerade Linien verlaufen scheinbar schief und gleiche Breiten werden nicht eingehalten. Um eine zuverlässige Grundlage für die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge zu schaffen, wurden die Abbildungen der Pläne zweidimensional nachgezeichnet. Anhand des Grundrisses des Erdgeschosses wird die Vorgehensweise der Nachzeichnung erklärt. Um die Hauptmaße des Gebäudes zu erhalten, wurde eine Kombination von drei verschiedenen Ansätzen verwendet: • Gleiche Längen und Breiten wurden von den maßstäblich skalierten Abbildungen der Pläne miteinander verglichen. Die sich ergebenden Werte des Vergleichs wurden dokumentiert und auf eine ganze Zahl der russischen Maßeinheit ab- oder aufgerundet. • Um die Verzerrung aufzuheben wurden wiederkehrende gleiche Rastermaße (mittels russischer Maßeinheit) ausgeforscht und verwendet, wie z.B. die Fensterabstände und Stützenabstände (siehe Abb. 48). Die Summe der einzelnen Rastermaße ergibt somit die Gesamtlänge (in ganzen Zahlen der russischen Maßeinheit) der Wände. • Für die Wandbreiten wurden die in Tabelle 6 definierten Ziegelmaße verwendet. Um die endgültigen Abmessungen des Gebäudes zu erhalten, wurden die Resultate dieser drei Ansätze miteinander kombiniert. Da der Grundriss des Gebäudes in der länglichen Richtung symmetrisch ist, musste nur eine Seite des Grundrisses gezeichnet werden. Durch die Spiegelung erhielt man den vollständigen Grundriss. 48 Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen Abbildung 48: nachgezeichneter Grundriss Abbildung 49: bearbeiteter Ausschnitt des Grundrisses aus dem Entwurfsplan 49 Analyse der Fotounterlagen | Quellenanalyse Abbildung 50: Position der Blickpunkte der drei Fotos I 3s L L G Zh K L 7s 2f Abb. 51 Abb. 52 Abb. 53 Z Z I Zh L L L 5s L Zh V c Po 275/56 4s K 1,5 f 6s 1f K K L L A L 2s 6f 13s A Po 274/58 hrt Je Zufa B I 18s 3f 2s 2f 3f 35f Zachodnia Straße 51f Zufahrt D Sasch. 5 0 5 10 15 Sasch. 2.2 Analyse der Fotounterlagen Von der Wilker Shul sind heute nur drei Schwarz-Weiß-Fotografien erhalten. Diese Bilder, dessen Positionierungen der Kamera (aus welcher Position fotografiert wurde) im Plan als Abbildung 51, 52 und 53 gekennzeichnet sind, werden in chronologischer Reihenfolge analysiert. 2.2.1 Foto vor 1914 Abbildung 51 zeigt die vordere (westliche) und die seitliche (südliche) Seite der Synagoge, welche zum größten Teil in den Planmaterialien nicht dargestellt sind. Auf beiden Fassaden sind Spuren von Feuchtigkeitsschäden zu erkennen, was auf einen schlechten bauphysikalischen Zustand des Gebäudes hinweist. Die Länge der seitlichen Fassade bestätigt, dass die Synagoge nach der Erweiterung von 1904 gezeigt wird. Die mittleren drei Öffnungen auf der vorderen Seite des Erdgeschoßes stellen Fenster, die zwei flankierenden Öffnungen Türen dar. Diese Erscheinung bestätigt die 50 Quellenanalyse | Analyse der Fotounterlagen Abbildung 51: Fotoaufnahme der Wilker Shul vor dem Jahr 1914 Annahme, dass nach der Erweiterung nur zwei Eingänge auf der vorderen Seite der Synagoge vorhanden waren. Südliche Fassade Die Darstellung der seitlichen Fassade in den Entwurfsplänen stimmt mit dem Bild überein, wobei folgende zusätzliche Elemente im Bild zu erkennen sind: • Zwei rechteckige Öffnungen sind über dem ersten und dem vierten Fenster des ersten Obergeschoßes zu sehen. Aufgrund der Symmetrie ist nicht auszuschließen, dass sich eine weitere Öffnung im anderen äußersten Eck der seitlichen Fassade befindet, das jedoch auf der rechten Seite des Bildes nicht zu sehen ist. • Der Verlauf der seitlichen Regenrinnen. • Zwei Schornsteine auf dem Dach. Auch hier ist ein weiterer Schornstein bei Berücksichtigung der Symmetrie nicht auszuschließen. • Zwischen den Schornsteinen ist ein Dachfenster zu sehen. Bei Berücksichtigung der Symmetrie besteht die Wahrscheinlichkeit eines zusätzlichen Fensters. 51 Analyse der Fotounterlagen | Quellenanalyse • Ein rechteckiger Raum im zweiten Obergeschoß, welcher in den Planunterlagen nicht dargestellt war. Auf der seitlichen Fassade des Raumes sind horizontale Profilierungen und eine Regenrinne zu erkennen. • Der Rahmenverlauf der Fenster. Nördliche Fassade Der in den Entwurfsplänen dargestellte Teil der vorderen Fassade stimmt mit der Abbildung überein. Zusätzlich stimmt die Positionierung der Öffnungen mit den Grundrissen überein. Der größte Teil der vorderen Fassade wurde in den Planmaterialen nicht dargestellt, weshalb fast alle Erkenntnisse über die Erscheinung der Fassade aus dem Bildmaterial stammen: • Vier rustikale Pilaster, die sich nach oben verjüngen und die Fassade in drei vertikale Bereiche teilen. • Das Erd- und das erste Obergeschoß formen eine rechteckige Front, welche horizontal durch breite Gesimse geteilt wird. • Die seitlichen Fronten des zweiten Obergeschoßes werden durch die Dachneigung bestimmt und sind daher dreieckig. • Die mittlere Front des zweiten Obergeschoßes wird durch einen rechteckigen Raum und den Dachverlauf bestimmt. Ein breites horizontales Gesims trennt den rechteckigen Raum vom Dachstuhl. • Die Fenster des Erdgeschoßes und die Fenster des ersten und zweiten Obergeschoßes unterscheiden sich in ihrer Höhe. Alle Fenster scheinen jedoch die gleichen dekorativen Verzierungen wie die Fenster im Erdgeschoß zu haben. • Teile der Fensterrahmen des Erdgeschoßes und des ersten Obergeschoßes sind sichtbar. • In den äußersten Ecken der vorderen Fassade sind im Erdgeschoß zwei Wandlaternen sichtbar. Die Umgebung Die im Bild dargestellte umgebende Bebauung und der Straßenverlauf stimmen mit dem Lage- und Situationsplan überein. Folgende zusätzliche Informationen sind auf dem Foto erkennbar: • Die Abgrenzung des Grundstücks der Synagoge zur Straße wird durch die auf beiden Seiten des Gebäudes befindlichen Wände und Gittertore geformt. • Das benachbarte Grundstück (in Abbildung 50: Hausnummer 58; in Abbildung 51: auf der rechten Seite) wird durch einen Holzzaun vom Grundstück der Synagoge getrennt. • Materialbeschaffenheit der Straße und des Gehsteigs. • Höhe und Erscheinung der Gebäude nördlich der Synagoge (in Abbildung 51 links). 52 Quellenanalyse | Analyse der Fotounterlagen Abbildung 52: Fotoaufnahme der Wilker Shul im Winter von 1939-1940 2.2.2 Foto der Vorderansicht von 1939 Abbildung 52 zeigt die vordere Fassade der Synagoge im Winter 1939-1940. Durch die nahe Aufnahme der Synagoge ist, im Vergleich zu Abbildung 51, die vordere Fassade deutlicher dargestellt. Im Vergleich zu Abbildung 51 sind folgende kleine Unterschiede zu erkennen: • Die zwei Wandlaternen sind durch simple Wandleuchten ersetzt worden. • Oberhalb des mittleren Fensters im Erdgeschoß ist eine Aufschrift auf der Wand zu sehen, die jedoch durch die schlechte Qualität des Bildes unleserlich ist. • Eine Straßenleuchte, die an einem Kabel hängt, welches an der Synagoge befestigt ist. 53 Analyse der Fotounterlagen | Quellenanalyse Abbildung 53: Fotoaufnahme der Wilker Shul im Winter von 1939-1940 2.2.3 Foto des nördlichen Durchgangs Abbildung 53 scheint die westliche Fassade der Gebetsschule und Teile der nördlichen Fassade der Wilker Shul zu zeigen. Entsprechend dieser Annahme muss die Fotokamera so, wie in Abbildung 50 dargestellt, positioniert gewesen sein. Die schmale Breite des Durchgangs, welcher sich in der Tiefe des Bildes ausbreitet, bestätigt die Existenz des seitlichen Zubaus (das hintere Stiegenhaus) auf der Nordseite. Im Raum zwischen der Gebetsschule und der Synagoge ist ein Gebäude zu sehen, welches laut dem Situationsplan (Abb. 37) die Mikwe darstellen sollte. Die auf der linken Seite des Bildes zu sehende Wand stimmt mit der im Lageplan dargestellten Bebauung und den in Abbildung 52 und 53 zu sehenden Gebäuden überein. Position und Größe der Gebetsschule stimmen mit den Entwurfsplänen (Abb. 46) überein, wobei folgende Unterschiede bezüglich der westlichen Fassade erkennbar sind: • Die Position der Eingangstür stimmt nicht überein. • Die im Bild zu sehende Vorrückung der Fassade auf der linken Seite des Erdgeschoßes ist im Plan nicht sichtbar. • Im ersten Obergeschoß sind auf der westlichen Fassade drei Fenster (das linke ist ein Blindfenster) im Bild erkennbar, im Plan ist nur das mittlere Fenster dargestellt. 54 Quellenanalyse | Analyse der Fotounterlagen Abbildung 54: vervollständigte Vorderansicht der Wilker Shul 2.2.4Schlussfolgerung der Fotoanalyse Die in der Planunterlagenanalyse erstellten Pläne vermitteln keinen vollständigen Eindruck von der Erscheinung der Synagoge. Mittels der Erkenntnisse aus der Fotoanalyse wurden diese Pläne ergänzt. Die Überarbeitung der Pläne betrifft: • Die Vorderansicht (Westansicht) • Die Seitenansicht (Südansicht) • Die Klärung der vorderen Erschließung Die Vorderansicht In den Entwurfsplänen war nur ein Teil der vorderen Fassade zu sehen. Für die zweidimensionale Darstellung der Fassade dienten als Grundlage die Abmessungen der Synagoge aus den Grundrissen sowie Schnitte und Ansichten der Entwurfspläne aus dem Jahr 1903. Diese wurden mit den Informationen aus den Bildern vervollständigt. Um die perspektivische Verzerrung der Bilder aufzuheben, mussten die Abmessungen aus den Bildern mittels Längenverhältnissen mit den Längen aus den Plänen verglichen werden. Hierbei wurden die Längenverhältnisse aus den Bildern an die Längenverhältnisse aus den Plänen angeglichen um passende Abmessungen zu erhalten. Die entstandene Vorderansicht der Synagoge wurde anschließend an die alte russische Maßeinheit angepasst, um eine einheitliche zweidimensionale Darstellung aller Pläne zu erhalten. In Abbildung 54 ist die daraus resultierende Vorderansicht zu sehen. 55 Analyse der Fotounterlagen | Quellenanalyse Abbildung 55: vervollständigte Seitenansicht der Wilker Shul Die Seitenansicht In Abbildung 55 ist der vordere Bereich der seitlichen Fassade zu sehen, welcher nicht in den Plänen dargestellt wurde. Die seitliche Ansicht wurde nach derselben Vorgangssweise wie die Vorderansicht ergänzt. Die Erschliessung Anhand der Abbildungen 51 und 52 zeigt sich die Änderung der vorderen Eingänge bestätigt (Abb. 56 & 57). Um die Folgen für die innere Erschließung zu verstehen, muss man sich die Frage stellen, was dadurch erreicht wurde. Die größte Folge dieser Änderung betrifft das Vestibül der Synagoge. Durch die Verschiebung der vorderen Eingänge wird die Anzahl von Personen, welche die Synagoge von der Straßenseite her betreten, gesenkt. In der Erschließungssituation nach der Erweiterung von 1904 (Bauphase II) ist das Vestibül nur durch den rechten vorderen Eingang zu erreichen (Abb. 57). Die Reduzierung der Anzahl von Menschen, die den Betraum durch das Vestibül betreten, war also ein wichtiges Kriterium für die Planung der neuen Erschließungssituation. Dahinter könnten folgende Gründe gestanden haben: A. Vor der Erweiterung wurde der Verkehrsfluss an Personen durch das Vestibül als störend empfunden, weil das Vestibül nicht nur als Durchgangsraum genutzt wurde. B. Das Vestibül sollte nicht mehr als Durchgangsraum genutzt werden, ihm wurde eine neue Funktion zugeteilt. Betritt man eine Synagoge, so befindet man sich normalerweise zuerst in einem Vorraum mit Waschgelegenheit (religiöser Brauch). Auf den Vorraum folgt das Vestibül, welches als Durchgangsund Begegnungsraum genutzt wird. Danach erreicht man den Hauptbetraum der Synagoge. 56 Quellenanalyse | Analyse der Fotounterlagen Abbildung 56: Bauphase I: vordere Erschließung Vestibül Vorraum Legende: Stiegenhaus Garderobe S Garderobe N Stiegenhaus Vorraum Betraum vorderer Eingang seitlicher Eingang vorderer Verkehrsfluss seitlicher Verkehrsfluss Abbildung 57: Bauphase II: vordere Erschließung Windfang Vorraum Legende: Stiegenhaus Garderobe S Garderobe N Vestibül Windfang Stiegenhaus Vorraum Betraum vorderer Eingang seitlicher Eingang vorderer Verkehrsfluss seitlicher Verkehrsfluss Diese Wegbeschreibung stimmt größtenteils mit der Erschließung der Synagoge in der ersten Bauphase (1875-1904) überein (Abb. 56). Die einzige Abweichung stellt hier die Nutzung eines Seiteneingangs dar, was nicht unüblich war. In Abbildung 56 und 57 sind im Vorraum sowie im Vestibül je eine Nische dargestellt. Die Nische im Vorraum war wahrscheinlich ein Platz zum Waschen, was mit der funktionalen Nutzung des Raumes übereinstimmt. In der Nische im Vestibül könnte das ewige Licht (ner tamid) platziert gewesen sein106, dies war jedoch nicht die übliche Position in einer Synagoge. Das Vorhandensein des ewiges Lichts im Vestibül könnte bedeuten, dass sich Personen deswegen länger im diesen Raum aufhielten. Das Vestibül könnte sich sogar zu einem kleineren Betraum entwickelt haben. Die Existenz eines solchen Betraumes würde bedeuten, dass der Verkehrsfluss durch das Vestibül unerwünscht war. Dies könnte der Auslöser für die Änderung der vorderen Erschließungssituation gewesen sein. Die Neuanordnung der vorderen Eingänge sorgte weiters dafür, dass ein Windfang in den Garderoben gebaut werden musste (Abb. 57). Anhand dieser Überlegungen erscheint die oben genannte Option A am wahrscheinlichsten, wobei Option B nicht auszuschließen ist. 106Bergman; Polish Landscape ... 2011, S. 31 57 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 58: Szene 01 Abbildung 59: Szene 01 2.3 Videoanalyse Abbildung 60: Grundriss des Raums in der Szene 01 Der Propagandafilm „Der ewige Jude“ hatte zum Ziel, den Antisemitismus zu legitimieren und wurde damals als Dokumentarfilm geführt. Die Aufnahmen für den Film wurden 1939 von Joseph Goebbels in Auftrag gegeben. Rolle sieben des Films enthält Szenen, die in der Synagoge Wilker Shul gedreht wurden. Die Videoanalyse der Rolle sieben diente als primäre Grundlage für die Modellierung des Innenraums der Synagoge. Die Analysen der Szenen geben nämlich Aufschluss darüber, ob es sich bei den Aufnahmen tatsächlich um die Wilker Shul handelt. Die Videoanalyse leistet somit einen wichtigen Beitrag zur detaillierteren Darstellung des Innenraums der Synagoge. Szenen, die keine erkenntlichen räumlichen Merkmale zeigen, sind nicht Teil dieser Analyse und in Anhang E zu finden. 2.3.01Szene 01 ----- 58 ­ in Erwachsener steht vor einem Pult und spricht zu einer Gruppe E von Kindern, die auf einer Bank/Tisch-Kombination sitzen. ­Es sind zwei Reihen mit jeweils vier Sitzbänken zu sehen. Auf einer Bank sitzen ungefähr sechs Kinder. Zwischen den Reihen ist in der Mitte ein schmaler Durchgang zu erkennen. ­Vom ganzen Raum sind zwei der Wände sichtbar, deren untere Drittel mit Holz bedeckt sind. Auf der Wand hinter den Kindern ist deren Schatten zu sehen. Wenn sich die Kamera nach rechts dreht, wird das Bild heller. Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 61: Szene 02 Abbildung 62: Szene 02 2.3.02Szene 02 ----- In der Mitte ist eine kurze Wand mit hohen Fenstern auf beiden Seiten zu sehen. Die Wand ist bis zu einer Höhe von ungefähr 1.70 Meter mit Holz bedeckt. Im Raum befindet sich auf der Fensterseite ein Pult. Dahinter steht eine erwachsene Person, die die restlichen Personen im Raum anspricht. Orthogonal zum Pult sind zwei Sitzbänke zu sehen, welche von Jugendlichen besetzt sind. In dieser Szene werden noch Nahaufnahmen der Jugendlichen gezeigt, dabei ist zu erkennen, dass es mindestens zwei Reihen an Sitzbänken gibt. Abbildung 63: Grundriss des Raums in der Szene 02 • Interpretation der Szenen 1 und 2 Anhand der Szenen eins und zwei wurden die Grundrisse in Abbildung 60 und 63 erstellt. Die dargestelten Räume in diesen Abbildungen stimmen nicht mit den Räumlichkeiten der Wilker Shul überein. Daraus folgt, dass diese Aufnahmen nicht in der Wilker Shul gedreht wurden. 59 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 64: Szene 04 Abbildung 65: Szene 04, Bild bearbeitet 2.3.03Szene 04 ----- --- I­n der hinteren Wand sind drei Fenster zu sehen, wobei das vierte Fenster nur zum Teil rechts im Bild zu sehen ist. Orthogonal zu dieser Wand sind Personen auf Sitzbänken zu erkennen. ­Der Blick auf das dritte Fenster - von links aus gesehen - wird von einem säulenähnlichen Bauteil unterbrochen. Es reflektiert oder strahlt auch Licht. ­Vorne im Bild steht eine Person hinter einem Pult. Die Person erweckt den Eindruck, als würde sie etwas lesen. Zu beiden Seiten vor dieser Person stehen zwei ca. drei Meter hohe Kerzenständer oder Leuchten mit fünf Lichtpunkten. ­Vor dem Pult, ungefähr in Kniehöhe der Person, ist das Bild dunkler. Es könnte sich dabei um eine Erhöhung handeln. ­Auf Höhe der Fensteroberkante hinter der Person hängt ein Kerzenluster mit einem Durchmesser, der in etwa zwei Meter hoch ist. • Interpretation der Szene Die Konturen der Fenster im Bild entsprechen denen der Pläne der Wilker Shul Synagoge aus dem Staatsarchiv. Da in diversen Quellen107,108,109 erwähnt wird, dass die Aufnahmen aus der Wilker Shul stammen, ist mit einiger Sicherheit anzunehmen, dass es sich hierbei tatsächlich um die Wilker Shul handelt. Die Personen in der Szene sind nach rechts gerichtet.In einer Synagoge ist die Sitzanordnung gewöhnlich nach Osten ausgerichtet, man kann also annehmen, dass die Kamera sich südöstlich im Raum befindet (Abb. 66: P4). Aus dieser Position sollten dem Plan entsprechend mindestens drei Stützen der Frauengalerie sichtbar sein, was jedoch nicht der Fall ist. Die 107Vgl. Walicki 2000, S. 66, zit. n. Huberband 1989, S. 71 108Vgl. Huberband 1987, S. 322. 109Vgl. The Eternal Jew (1940 film), < http://en.wikipedia.org/wiki/The_Eternal_Jew_%281940_ film%29>, 07.10.2014, zit. n. Friedlände, Saul/Orna, Kenan; Nazi Germany and the Jews, 60 1933-1945, New York 2011, S. 153. Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 66: Positionierung der Kamera P4 im Ergeschoß der Wilker Shul Person, die vorne im Bild vor einem Pult steht, ist wahrscheinlich der Kantor, welcher vor dem Lesepult (Bima) aus der Thorarolle liest. Im Bild ist keine Erhöhung (Podium) zu erkennen, auf welcher das Lesepult stehen könnte. Da Öffnung 1 in Abbildung 66 eine Tür ist, die auf der Außenseite überdacht und ummauert ist, und deswegen wahrscheinlich wenig oder kein Licht durchlässt, ist anzunehmen, dass das Fenster links im Bild in Abbildung 64 der Öffnung #2 in Abbildung 66 entspricht. 61 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 67: Szene 05 Abbildung 68: Szene 05, Bild bearbeitet 2.3.04Szene 05 --- ----- ­ ie Personen sind nach rechts gerichtet. D ­In der hinteren Wand sind zwei Fenster zu sehen und rechts außerhalb des Blickfeldes könnten sich noch mindestens zwei Fenster befinden, bis man orthogonal die gleiche Position wie die Kamera erreicht. ­Oben in der Mitte des Bildes ist eine Stütze zu erkennen. ­Oben links neben der Stütze sieht man eine horizontale Reihe heller Punkte. ­In den Fenstern kann man die Form der Innenrahmen erkennen. ­In der unteren Hälfte des Bildes sind mindestens fünf Reihen von Sitzbänken zu sehen. • Interpretation der Szene Der gleiche Raum wie in Szene 04, wobei die Kamera nach links gedreht (Abb. 70: P5A) oder in eine andere Position verlegt (Abb. 70: P5B) wurde. In dieser Szene ist nur eine Stütze (S5) deutlich erkennbar, im Bild ist sie orthogonal hinter dem letzten Fenster positioniert. Bei der Betrachtung des Planes (Abb. 70) und wenn man berücksichtigt, dass die Stütze sich in der Mitte des Bildes, hinter dem letzten Fenster befindet, kann man mit Bestimmheit sagen, dass es sich um die nordwestliche Eckstütze (S5) handelt. Weiters lässt sich feststellen: -- 62 Dem Plan zufolge (Abb. 70) sollte aus dieser Kameraposition auch die Öffnung #1 sichtbar sein. In Abbildung 67 ist die Öffnung nicht sichtbar. Dies könnte bedeuten, dass die Öffnung nicht existiert oder, dass es sich um eine Tür handelt, die kein Licht durchlässt (oder nur in so geringem Ausmaß, dass es die Kamera nicht erfassen kann). Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 69: Szene 07 --- Abbildung 70: Positionierung der Kamera P5 im Erdgeschoß der Wilker Shul ­ ie Öffnungen #2 bis #5 stellen Fenster dar. D ­Die Kamera ist - wie vermutet - entweder in die westliche Richtung gedreht (Abb. 70: P5B) oder sie wurde südwestlich ausgerichtet (Abb. 70: P5A). 2.3.05Szene 07 ­ ------- In dieser Szene blickt man seitlich auf den Rücken von Personen, die in 5-6 Reihen zwischen Sitzbänken stehen. ­Auf der gegenüberliegenden Wand sieht man zwei helle Flächen, bei denen es sich vermutlich um zwei Fenster handelt. Weiters ist zu erkennen, dass die Wand eine Schraffur aufweist. ­Die linke hellere Fläche wird durch einen dunklen vertikalen Streifen geteilt. ­Oben zwischen den Fenstern befindet sich ein helles Element. Es ist kein Ständer zu erkennen, was darauf hindeutet, dass das Element von der Decke hängt oder an der Wand befestigt ist. ­Auf der Wand zwischen den Fenstern ist ein dunkler vertikaler Streifen zu erkennen. Links oben in der Ecke des Bildes ist eine helle Fläche zu ­ erkennen. • Interpretation der Szene In dieser Szene sind keine eindeutigen Merkmale der Wilker Shul zu erkennen, man kann die Kamera jedoch trotzdem so positionieren, dass man eine dementsprechende Zuorndung treffen kann (siehe Abb. 71). Wenn man annimmt, dass diese Positionierung zutrifft, dann wären die Öffnungen #7 und #8 die beiden Fenster, die man in Abbildung 69 sieht. 63 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 71: Positionierung der Kamera P7 & P8 im Erdgeschoß der Wilker Shul Abbildung 72: Szene 08 Der dunkle vertikale Streifen über dem linken Fenster in Abbildung 69 ist wahrscheinlich die Stütze S1, die nach dem Plan im Blickfeld der Kamera (Abb. 71: P7) vor der Öffnung positioniert ist. Weiters ist es ebenso möglich, dass die helle Fläche links oben in Abbildung 69 ein Teil der Öffnung #6 ist. Links von Fenster #7 ist im Bild eine breite dunkle Fläche zu sehen, zu breit im Vergleich mit dem Plan, doch könnte dies durch eine dunkle Tür erklärt werden. Der dunkle vertikale Streifen, welcher auf der Wand zwischen den Fenstern zu sehen ist, könnte Teil einer Art Stütze sein. Im Grundriss ist auf dieser Position jedenfalls eine schmale Vorrückung zu sehen. Der Streifen könnte auch Teil der Wandleuchtenkonstruktion sein. 2.3.06Szene 08 ---- I­m Vordergrund ist eine stehende männliche Person mit einem kleinen Buch in der Hand zu sehen, hinter ihr sind weitere Reihen von Personen zu erkennen. ­Rechts ist ein Fenster zu erkennen, welches jenen der Wilker Shul entspricht. Oben links neben dem Kopf des Mannes ist ein vertikaler ­ Streifen zu erkennen. • Interpretation der Szene Das Fenster bestätigt, dass es sich hierbei um eine Aufnahme aus der Wilker Shul handelt, es befindet sich rechts im Bild und es folgen keine weiteren Fenster. Dadurch, dass die Personen nach rechts, fast in Richtung der Kamera gerichtet sind, und aufgrund der Position des vertikalen Streifens (welcher vermutlich 64 Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 73: Szene 10 Abbildung 74: Szene 10 die nordwestliche Eckstütze ist (S5), ist anzunehmen, dass das Fenster im Bild die Öffnung #2 im Plan (Abb. 71) darstellt sowie, dass die Kamera (P8) nordwestlich ausgerichtet ist. Eine Stütze (S4) fehlt im Bild im Vergleich zum Plan, sie wird wahrscheinlich vom Kopf des Mannes, der im Vordergrund des Bildes zu sehen ist, verdeckt. 2.3.07Szene 10 --- -- Reihen von Personen, die auf Sitzbänken sitzen und nach links schauen. Die rechte Reihe wird von einer dicken Rundstütze unterbrochen, hinter der Stütze ist ein erhöhtes Podium zu sehen, welches mit Personen besetzt ist und von einem Geländer umgeben wird, welches durch eine Stiege zum Podium hinauf unterbrochen wird. ­Links oben im Bild ist eine dunkle Kontur zu entdecken und rechts auf der Stütze ist ein eindeutiger Schatten zu sehen. Abbildung 75: Grundriss des Raums aus der Szene 10 und die Positionierung der Kamera P10 • Interpretation der Szene In dieser Szene sind keine Merkmale der Wilker Shul zu erkennen. Der Raum in diesem Bild hat eine dicke Rundstütze in der Mitte, mit einer wahrscheinlich zentral positionierten Bima dahinter. Laut aller bisherigen Erkentnisse gab es in der Wilker Shul keine dicke Rundstütze und daraus ist zu schließen, dass diese Szene in einer anderen Synagoge gefilmt wurde. 65 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 76: Szene 11 Abbildung 77: Szene 12 2.3.08Szene 11 ---- ­ ahaufnahme des Podiums aus Szene 10. N ­Zentral im Bild ist ein Mann (dieselbe Person wie in Szene 10) zu sehen, welcher zu singen scheint. ­Das Geländer des Podiums geht in eine Art Käfig über, dessen Höhe über zweieinhalb Meter beträgt. • Interpretation der Szene Es handelt sich um eine Nahaufnahme des Podiums aus der vorherigen Szene, somit stammt auch diese Aufnahme nicht aus der Wilker Shul. Das Singen des Mannes könnte darauf hindeuten, dass die Torarolle auf dem Weg zur Bima ist. 2.3.09Szene 12 ---- ­ ahaufnahme von Personen, die ungefähr in die Richtung der N Kamera blicken. In der linken Ecke sieht man einen vertikalen Streifen von ­ variierender Helligkeit. ­Es sind zwei sehr helle Flächen von unterschiedlicher Größe zu sehen, wobei unter der kleineren Fläche eine dunkle Fläche zu sehen ist. • Interpretation der Szene Die größere helle Fläche in Abbildung 77 hat eine ähnliche Form, wie die Fenster der Wilker Shul. Die Kombination einer kleinen hellen und einer größeren dunklen Fläche darunter deutet darauf hin, dass es sich um eine Tür mit einem Lichtfenster handelt. Zwei mögliche Positionen der Kamera könnten es ermöglichen, die Szene der Wilker Shul zuzuordnen. Es handelt sich entweder 66 Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 78: Szene 14 Abbildung 79: Positionierung der Kamera P12 im Erdgeschoß der Wilker Shul um die nordöstliche (Abb. 79: P12A) oder um die südwestliche (Abb. 79: P12B) Ecke. Diese Szene verstärkt die Annahme, dass es sich bei der Öffnung #6 oder #16 um eine oder zwei Türen handelt. 2.3.10Szene 14 --- ­ ahaufnahme von einer Reihe von Personen, wahrscheinlich N allesamt Männer, die nach links gerichtet sind. ­Im Hintergrund eine helle Fläche, die dem Fenster der Wilker Shul ähnelt. • Interpretation der Szene Weil die Personen nach links ausgerichtet sind und ein Fenster im Hintergrund zu sehen ist, ist anzunehmen, dass die Kamera fast orthogonal auf die südliche Fensterwand der Wilker Shul gerichtet ist. Zur Beschreibung einer exakten Positionierung der Kamera gibt es zu wenige Hinweise. 67 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 80: Szene 21 Abbildung 81: Szene 21 Abbildung 82: Szene 21 Abbildung 83: Szene 21 Abbildung 84: Szene 21 Abbildung 85: Szene 21 68 Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 86: Szene 22 Abbildung 87: Szene 22 2.3.11Szene 21 --- ---- I­n dieser Szene wird die Kamera von links nach rechts gedreht. ­Links im Raum ist ein Podest mit einem Geländer und einer Treppe zu erkennen. Auf dem Podest an der Wand befindet sich ein Kasten oder Vorhang und gleich daneben stehen mehrere Personen, wobei eine dieser Personen einen länglichen zylindrischen Gegenstand hält (Abb. 80). Während die Kamera sich nach rechts dreht, sind mehrere ­ Reihen sitzender Personen zu sehen sowie ein zweites Podium mit einer dicken Rundstütze davor (Abb. 80-85). ­Es ist deutlich erkennbar, dass dies der Raum aus den Szenen 10 und 11 ist. ­Die Kamera wird weiter nach rechts gedreht, bis sie einen Teil der vierten Wand des quadratischen Raumes zeigt (Abb. 85). Während dieser Drehung sind verschiedene Öffnungen hell und dunkel in den Wänden zu sehen, weiters sind Luster und Möbelstücke zu erkennen. 2.3.12Szene 22 --- ­ ie Personen aus der letzten Szene tragen den zylindrischen D Gegenstand durch die Menge der Personen zum mittleren Podium (Abb. 86-87). Es sind Leuchten, Luster und weitere schwer definierbare ­ Möbelstücke zu sehen. 69 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 89: Innenansicht der Alten Synagoge in Krakow Abbildung 88: Grundriss des Raums aus den Szenen 21 und 22, ebenso Drehung und Positionierung der Kamera • Interpretation der Szenen 21 und 22 Die Drehung der Kamera durch den Raum ermöglicht einen übersichtlichen Eindruck der Raumanordnung, welche im Plan in Abbildung 88 dargestellt ist. Aus den Abbildungen 80 bis 87 kann man ableiten, dass es sich wahrscheinlich um eine Synagoge mit einer beinahe zentralen Bima handelt, wo der Aron Hakodesh über einem Podest in der Wand positioniert ist. In dieser Szene sind keine Merkmale der Wilker Shul Synagoge zu erkennen und der Plan (Abb. 88), welcher mit Hilfe der Szenenbilder gezeichnet wurde, stimmt nicht mit den Plänen der Wilker Shul überein. Somit steht fest, dass für den Film nicht nur Videoaufnahmen der Wilker Shul Synagoge verwendet wurden, sondern noch in mindestens einer weiteren Synagoge gedreht wurde. Der Grundriss (Abb. 88), welcher entsprechend der Bilder der Szenen 10, 11, 21 und 22 gezeichnet wurde, stimmt mit dem Grundriss der Alten Synagoge in Krakau sowie mit dem dargestellten Raum in der Videoaufzeichnung überein (Abb. 89). 2.3.13Szene 23 -- -- 70 ­ ie Szene beginnt mit der Nahaufnahme eines Mannes, der von D Personen im Hintergrund umgeben ist. Während die Kamera sich nach links dreht, ist zu sehen, dass der Mann vor einem Pult steht, auf welchem ein Papier von zwei weiteren Personen auf- oder zusammengerollt wird. ­Am Ende dieser Szene ist im oberen linken Eck des Bildes die Kontur eines Fensters zu sehen, welches dem Fenster der Wilker Shul ähnelt. Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 90: Szene 23 Abbildung 91: Szene 23 • Interpretation der Szene Durch die Übereinstimmung des Fensters ist anzunehmen, dass es sich hier um die Wilker Shul handelt, das Verhalten der Personen lässt darauf schließen, dass hier die Thorarolle auf der Bima ausgerollt wird. Da die Bima in der Aufzeichnung links neben dem Kantor zu sehen ist und sein Blick wahrscheinlich nach Osten gerichtet ist, ist anzunehmen, dass hier die Kamera südwestlich ausgerichtet ist und sich links vor der Bima befindet (Abb. 92: P23). Der Blickwinkel der Kamera ist in dieser Szene nicht eindeutig festzustellen, weil die Kamera sehr nah zur Bima steht. Es ist nur die Kontur eines Fensters zu sehen und der restliche Raum wird von einer Gruppe von Personen verdeckt (Abb. 90-91). Ein möglicher Blickwinkel ist im Plan in Abbildung 92 (Position P23) zu sehen. Unter diesem Blickwinkel sollte das Fenster im Bild die Öffnung #12 darstellen, jedoch ist diese im Plan als Tür gekennzeichnet. Wenn die Interpretation der Szene 12 richtig ist und es sich hierbei um eine Tür handelt, ergeben sich folgende Optionen: a. Es handelt sich bei der Öffnung #12 um ein Fenster. b. Es handelt sich bei der Öffnung #12 um eine Tür, die geöffnet ist. c. Es handelt sich dabei nicht um Öffnung #12, weil der dargestellte Blickwinkel falsch ist. d. Der dargestellte Blickwinkel ist falsch, weil die Bima im Plan nicht richtig positioniert ist. 71 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 92: Positionierung der Kamera P23 & P24 im Erdgeschoß der Wilker Shul Abbildung 93: Szene 24 Bima, Position A Bima, Position B 2.3.14Szene 24 -- ­ hnliche Situation wie in Szene 23 mit denselben Personen, nur Ä die Position der Kamera hat sich geändert; die Bima befindet sich jetzt rechts vor dem Kantor. • Interpretation der Szene In dieser Szene sind zwar keine Raumelemente sichtbar, durch die Erkenntnisse aus der letzten Szene ist jedoch anzunehmen, dass die Kamera jetzt rechts vor der Bima steht (Abb. 92: P24). 2.3.15Szene 25 --- ­ ahaufnahme des Kantors aus den Szenen 23 und 24, die N Kamera schaut linksseitig auf ihn. ­Die Sitzbank hinter dem Kantor ist unterbrochen, wodurch ein Durchgang entsteht. • Interpretation der Szene Für die Nahaufnahme der Szene befindet sich die Kamera ungefähr in derselben Position wie in Szene 23, jedoch mit dem Unterschied, dass sie jetzt von oben auf den Kantor gerichtet ist. 2.3.16Szene 26 -- -- 72 ­ iese Szene wurde von oben gefilmt, die Kamera dreht sich D kurz von links nach rechts, wobei die Anordnung der Sitzbänke deutlich wird. Es sind drei Reihen zu erkennen, eine in der Mitte des Raumes und zwei seitlich. Teilweise ist die Anzahl der sitzenden Personen zu erkennen. ­Während die Kamera sich nach rechts dreht, sind vier Fenster Quellenanalyse | Videoanalyse -- ---- Abbildung 94: Szene 25 Abbildung 95: Positionierung der Kamera P26 im Obergeschoß der Wilker Shul Abbildung 96: Szene 26 Abbildung 97: Szene 26 Bima Sitzbänke zu erkennen, ganz rechts zeigt sich ein Teil einer Tür. Rechts unten im Bild ist der Kantor zu sehen, der vor der Bima steht. Links und rechts neben dieser stehen Kerzenständer (K1 und K2 im Abb. 95), die möglicherweise durch eine Person gehalten werden. ­Ungefähr zwei Meter hinter der Bima hängt ein runder (Kerzen-) Luster. ­Im Bild sind drei Stützen zu sehen. ­Zwischen der Bima und K1 ist eine quadratische Konstruktion zu erkennen. • Interpretation der Szene Anhand der vorigen Szenen steht fest, dass es sich um den Hauptbetraum der Wilker Shul handelt. In dieser Szene 73 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 98: Positionierung der Kamera P27 im Erdgeschoß der Wilker Shul Abbildung 99: Szene 27 Bima Sitzbänke (Abb. 96-97) wird der Raum von oben wahrgenommen, was bedeutet, dass diese Szene von der Frauengalerie aus gefilmt wurde. Entsprechend dem gezeigten Raum in Szene 26 wurde in Abbildung 95 das gekennzeichnete Blickfeld mit der Position P26 der Kamera erstellt. Durch die wahrnehmbare Raumanordnung in dieser Szene sind Position, Größe und Anzahl der sichtbaren Sitzbänke bestimmbar. Wenn von einer symmetrischen Anordnung ausgegangen wird, ist es auch möglich, die Sitzbankanordnung an der Südseite des Raumes darzustellen. Am Ende der Szene wird ein kleiner Teil der Öffnung #6 gezeigt, wodurchzu erkennen ist, dass die Bima ungefähr auf der gleichen Höhe, wo Öffnung #6 beginnt, endet. Die bisherige Position der Bima wurde im Plan korrigiert und in die westliche Richtung verschoben. Hiermit wäre Option D aus Szene 23 bestätigt. 2.3.17Szene 27 ------- 74 ­ nhand der vorigen Szenen steht fest, dass es sich um den A Hauptbetraum der Wilker Shul handelt. Die Kamera schwenkt von links nach rechts und filmt die in einem Eckbereich des Raums sitzenden Personen . ­Die Personen sind nach rechts gedreht, in manchen Reihen ist die Anzahl der Personen zu erkennen. ­Es sind drei Fenster und ein dunklerer Eckbereich zu erkennen. ­Rechts in Abbildung 100 ist ein stehender Mann zu erkennen, neben ihm eine Art vertikaler Stab, der im oberen Bereich hell erscheint. ­Links oben an der Wand zwischen zwei Fenstern sind dunkle Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 100: Szene 27 -- Abbildung 101: Szene 28 vertikale Streifen und an der Wand selbst ist ein undeutliches Muster zu erkennen. ­Zu beiden Seiten der dunkleren Zone sind Teile einer Wandleuchte zu sehen. • Interpretation der Szene Der wichtigste Hinweis auf die Position der Kamera (Abb. 98: P27) in dieser Szene ist der Mann, welcher scheinbar den Kerzenständer hält (Abb. 98: K1), weil seine Position auch aus der letzten Szene bekannt war. Weiters sind in der Szene die Öffnungen #4, #5, #6 und #7 zu sehen. Wenn diese Erkenntnisse kombiniert werden und die Drehung der Kamera berücksichtigt wird, ergibt sich das Blickfeld wie in Abbildung 98, (Position P27). Aus dieser Position sollten auch zwei Stützen der Frauengalerie sichtbar sein, diese sind jedoch nicht deutlich zu erkennen. Stütze S2 ist als doppelter Schatten zu sehen, Stütze S1 liegt im dunklen Eckbereich, wodurch sie nicht sichtbar ist. Es ist auch anzumerken, dass der Blick auf die Sitzreihen beinahe orthogonal ist, wodurch sich die Anzahl der sitzenden Personen nicht eindeutig bestimmen lässt. 2.3.18Szene 28 -- ­ ahaufnahme einer Reihe von Personen, die sich nach rechts N orientiert haben, drei Fenster im Hintergrund. Die Sicht auf die linken zwei Fenster wird durch dunkle vertikale Streifen unterbrochen, der innere Rahmen der Fenster ist deutlich erkennbar. 75 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 102: Positionierung der Kamera P28 & 29 im Erdgeschoß der Wilker Shul Abbildung 103: Szene 29 2.3.19Szene 29 --- ­ ahaufnahme einer Reihe von Personen, die sich nach rechts N orientiert haben, zwei Fenster im Hintergrund und ganz rechts der Anfang eines dritten Fensters. ­In der oberen linken Ecke ist ein Gesicht zu erkennen, welches sich nicht auf gleicher Höhe mit den restlichen Gesichtern befindet. • Interpretation der Szenen 28 und 29 In diesen Szenen bestätigen die Fenster, die Positionierung der Stützen und die Orientierung der Personen, dass es sich um Aufnahmen aus der Wilker Shul handelt. In den Szenen 28 (Abb. 101) und 29 (Abb. 103) ist die Position der Kamera nicht eindeutig zu bestimmen, weil in beiden Szenen die orientierenden Objekte weit von der Kamera entfernt sind. Es handelt sich hier um die Blicke auf die Öffnungen (#2, #3 und #4) und die Stützen S3 und S4. Deswegen sind die in Abbildung 102 gekennzeichneten Punkte P28 und P29 nur eine wahrscheinliche Möglichkeit, die Positionen könnten auch weiter südöstlich liegen. 76 Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 104: Szene 36 Abbildung 105: Positionierung der Kamera P36 im Erdgeschoß der Wilker Shul 2.3.20Szene 36 --- ­ s ist eine Person zu erkennen, die auch in Szene 12 zu sehen E war. ­Neben dem Fenster und der Tür, die in beiden Szenen teilweise sichtbar sind, ist in dieser Szene eine weitere Öffnung erkennbar. • Interpretation der Szene In Szene 12 war die Frage, ob es sich um die nordöstliche oder südwestliche Ecke handelt, noch offen, durch die helle Fensterfläche (Öffnung #7) auf der rechten Seite (Abb. 104) in Szene 36 ist nun jedoch anzunehmen, dass hier die nordöstliche Ecke der Wilker Shul zu sehen ist. Im Blickfeld dieser Szene sollte auch die Stütze S1 zu sehen sein, was aber nicht der Fall ist weil sie möglicherweise durch die Person im Vordergrund verdeckt wird. 77 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 106: Positionierung der Kamera P37C im Erdgeschoß der Wilker Shul 2.3.21Szene 37 -- ---- Im Vordergrund sind mehrere sitzende Personen zu sehen, die nach rechs orientiert sind. Am Ende der Reihe dieser sitzenden Personen befindet sicht ein aus Stäben geformtes Geländer, welches nicht flächig geschlossen ist. ­Im Hintergrund sind weitere Personen zu sehen, diese schauen nach vorne (also mit dem Rücken zur Kamera). Am Ende des Raumes ist ein Fenster zu sehen, dessen ­ Innenoberkante nicht viel höher ist, als die Personen im Hintergrund. Rechts oben im Eck ist ein kurzer vertikaler Streifen von ­ variierender Helligkeit zu erkennen, links daneben ein dreieckiges Ornament. • Interpretation der Szene In dieser Szene gibt es keine eindeutigen Hinweise darauf, dass in der Wilker Shul gefilmt wurde. Der einzige Hinweis, dass es sich hierbei womöglich um die Wilker Shul handelt, stellt die Form des Fensters im Hintergrund dar. Die Personen waren bisher immer Richtung Osten orientiert, wendet man diese Erkenntnis auf die Personen im Vordergrund (Abb. 107) an, ist anzunehmen, dass sie in die östliche Richtung blicken. Um ein solches Blickfeld zu bekommen, muss die Kamera in die nördliche Richtung filmen und sich im Obergeschoß der Wilker Shul befinden (Abb. 108: P37A). So ist auch zu erklären, warum die Person im Vordergrund nicht genau in die östliche Richtung schaut sondern eher nordöstlich, dadurch wäre ihr Blick auf die Bima gerichtet. Das Fenster im Hintergrund würde sich dann in der nördlichen Wand der Synagoge befinden. Die Oberkante dieses Fensters ist in Bezug auf die Höhe der Menschen niedriger als alle Fenster 78 Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 107: Szene 37 Abbildung 108: Positionierung der Kamera P37A & P37B im Obergeschoß der Wilker Shul im Erdgeschoß. Dies lässt vermuten, dass die Aufnahme aus dem Obergeschoß der Wilker Shul stammt. Was ferner für diese Annahme spricht, ist die Tatsache, dass ein Geländer im Bild zu sehen ist. Dieses Geländer scheint parallel zur nördlichen Wand und orthogonal zu den Personen im Vordergrund zu verlaufen, was mit dem Plan übereinstimmen würde. Weiters sei erwähnt, dass die Kamera in Szene 26 annähernd gleich positioniert ist wie in Position P37A im Obergeschoß der Synagoge. Was nicht mit dem Plan übereinstimmt beziehungsweise undeutlich zu erkennen ist, ist der Abstand zwischen dem Geländer und den Personen im Hintergrund, dieser sollte eigentlich größer sein. Es scheint, als ob der Luftraum zwischen der nördlichen und südlichen Galerie nicht vorhanden ist. Auf der gegenüberliegenden Seite der Galerie ist das zweite Geländer nicht zu erkennen, dies könnte durch den Winkel der Kamera und die Unschärfe des Bildes bedingt sein. Die Tatsache, dass die Personen im Hintergrund mit dem Rücken zur Kamera stehen und nicht sitzend in die östliche Richtung schauen, könnte dadurch erklärt werden, dass sie genau in diesem Moment aufgestanden sind und ihre Sitzplätze verlassen haben. Das Blickfeld P37A in Abbildung 108 im südlichen Teil des Obergeschoßes der Wilker Shul ist eher unwahrscheinlich, da zu viele Elemente fehlen und die Größe des Raumes nicht mit dem Plan übereinstimmt. Es ist möglich, dass die Personen in dieser Szene nicht in die östliche Richtung orientiert sind. Unter dieser Annahme ergeben sich zwei weitere Möglichkeiten für die Positionierung der Kamera, nämlich P37B (Abb. 108) und P37C (Abb. 106), wobei 79 Videoanalyse | Quellenanalyse die Kamera westlich gerichtet ist. Die Personen im Vordergrund dieser Szene würden dann in die nördliche und die Personen im Hintergrund in die westliche Richtung (auf die Straße) schauen. P37B Über die Nutzung des Raumes, der sich in diesem Blickfeld befindet, gibt es keine weiteren Informationen, den Archivplänen zufolge handelt es sich um einen leeren Erschließungsraum. P37C Für diese Positionierung befindet sich die Kamera im Erdgeschoß der Wilker Shul. Der Raum im Blickfeld der Kamera ist laut Plan in zwei Räume unterschiedlicher Größe unterteilt (Vorraum und Vestibül, siehe Abb. 56-57). Vor dem Umbau waren die Öffnungen #18, #19 und #20 die Eingangstüren der Synagoge. Der kleine Raum wäre somit ein Vorraum des Vestibüls. Die zwei länglichen rechteckigen Räume (im Plan rot gekennzeichnet), die nördlich und südlich an das Vestibül grenzen, tragen die Beschriftung „Garderobe“. Nach dem Umbau wurden die Öffnungen #18, #19 und #20 zu Fenstern umfunktioniert und die Öffnungen #17 und #21 zu Eingangstüren. Durch diese Umfunktionierung ergibt sich eine undeutliche Eingangssituation, wobei die alten Funktionen der Räume nicht mit den Eingangswegen übereinstimmen. Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass die Räume neue Funktionen erhalten haben. ---- I­m Plan gibt es im Vestibül und im Vorraum eine Nische in der nördlichen Wand, was die Orientierung der Personen erklären könnte (Abb. 107). ­Im Plan ist der Vorraum des Vestibüls durch eine unbekannte Konstruktion geteilt. Auf dieser Position ist in der Szene ein Gittergeländer zu sehen. Die in der Szene niedrig erscheinende Oberkante des ­ Fensters könnte durch eine niedrige Position der Kamera erklärt werden. Position P37C (Abb. 106) scheint die meisten Übereinstimmungen mit der Szene zu zeigen und die Umfunktionierung des Vestibüls zu einem kleinen Betraum könnte durch die Änderung der Eingangssituation erklärt werden. 80 Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 109: Szene 40 Abbildung 110: Szene 41 2.3.22Szene 40 -- ­ ahaufnahmen von Personen, die nach rechts orientiert sind, N im Hintergrund ein Fenster, jedoch ohne deutlich erkennbare Merkmale der Wilker Shul. 2.3.23Szene 41 -- ­ ahaufnahmen von Personen, die nach rechs orientiert sind, N im Hintergrund ein Fenster, jedoch ohne deutlich erkennbare Merkmale der Wilker Shul. 81 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 112: Szene 45 Abbildung 111: Szene 44 2.3.24Szene 44 -- -- ­ ahaufnahmen einer Reihe von Personen, die nach rechts N orientiert sind, im Hintergrund eine Wand, in welcher zwei Fenster zu sehen sind, deren Konturen den Fenstern der Wilker Shul entsprechen. ­Rechts im Bild ist ein heller vertikaler Streifen zu erkennen. • Interpretation der Szene Die Orientierung der Personen nach rechts entspricht wahrscheinlich der östlichen Richtung. Die sichtbare Wand im Bild würde dann die Nordwand vorstellen. Durch diese zwei Erkenntnisse ist die Richtung der Kamera geklärt, nämlich nordwestlich. In der Szene sind auch teilweise zwei Fenster zu sehen, welche das Blickfeld der Kamera bestimmen. Für die Position der Kamera gibt es somit drei Möglichkeiten (Abb. 114: P44L, P44 & P44R), wobei die mittlere (P44) am wahrscheinlichsten ist. Die Position des vertikalen Streifens würde dann mit der im Blickfeld zu sehenden Stütze S2 übereinstimmen. 2.3.25Szene 45 ---- ­ ahaufnahmen von Personen, die ihren Blick links neben die N Kamera gerichtet haben. ­Auf der linken Seite des Bildes ist Teil eines Fensters zu sehen, dessen Konturen den Fenstern der Wilker Shul entsprechen. ­Rechts oben im Bild könnte es sich um ein Eck handeln, welches benachbarte Öffnungen in beiden Wänden aufweist. • Interpretation der Szene 82 Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 113: Szene 46 Abbildung 114: Positionierung der Kamera P44, P45 & 46 im Erdgeschoß der Wilker Shul Unter der Annahme, dass hier die Wilker Shul dargestellt wird und rechts oben im Bild ein Eck der Synagoge zu sehen ist, könnte es sich hier um eine der vier Ecken des Hauptraumes der Synagoge handeln. Die hellen Öffnungen in dieser Szene, die entweder Türen oder Fenster sein könnten, ergeben keine Hinweise auf die Positionierung der Kamera. Die Blickrichtung der zwei Personen im Vordergrund des Bildes spricht für die östliche Positionierung der Kamera (Abb. 114: P45O), da jedoch kein weiteres räumliches Merkmal zu erkennen ist, lässt sich auch eine westliche Positionierung (Abb. 114: P45W) nicht ausschließen. 2.3.26Szene 46 ---- ­ ahaufnahmen von Personen, im Hintergrund die Fenster der N Wilker Shul. ­Die zwei Männer im Vordergrund des Bildes sind auch in Szene 31 zu sehen, jedoch aus einem anderen Blickwinkel. ­Im Bild sind drei Fenster teilweise zu erkennen, was bedeuten würde, dass die Kamera aus der Nähe der Bima filmt (Abb. 114: P46). 83 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 115: Positionierung der Kamera P48A (=P49A), P48B & P48C im Erdgeschoß der Wilker Shul Abbildung 116: Szene 48 2.3.27Szene 48 -- ----- ­ ine Wand, auf welche die Kamera in einem Winkel von ungefähr E 60 Grad blickt. Vor der Wand ist ein Kasten mit einem davor stehenden Kerzenständer zu sehen, die Wand scheint hinter dem Kasten vertieft zu sein. Der Kasten entspricht dem Kasten aus Szene 3 (Anhang E). ­Rechts neben dem Kasten ist ein Geländer zu erkennen, welches auch eine mögliche Erhöhung vor dem Kasten darstellt. Auf der linken Seite ist kein Geländer zu erkennen. ­Auf der Wand zeigt sich ein undeutliches Muster. ­Die Wand scheint von oben beleuchtet zu werden. ­Vor der Wand steht eine Gruppe von Personen, die dem Kasten zugewendet sind. • Interpretation der Szene a. In dieser Szene stehen die Personen mit dem Rücken zur Kamera. Wird dies als Hinweis darauf, dass die Personen Richtung Osten schauen, interpretiert, dann gibt es im Erdgeschoß der Wilker Shul nur die Möglichkeit P48A (Abb. 115), das wäre die östliche Außenwand. Aufgrund der Erkenntnisse aus den vorherigen Szenen ist diese Möglichkeit jedoch auszuschließen. In dieser Szene hat die Wand rechts neben der Vertiefung eine Breite von schätzungsweise über drei Metern, was nicht mit der Ostwand der Wilker Shul übereinstimmt. Im zweiten Obergeschoß wäre es möglich diese Szene aus der Position P48E (Abb. 117) zu filmen, sodass die sichtbaren Raumproportionen mit den Plänen übereinstimmen, weitere Hinweise hierfür gibt es nicht. 84 Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 117: Positionierung der Kamera P48D im ersten Obergeschoß der Wilker Shul Abbildung 118: Positionierung der Kamera P48E & P48F im zweiten Obergeschoß der Wilker Shul b. Wird die Tatsache, dass die Personen mit Rücken zur Kamera stehen, als Hinweis auf deren Ausrichtung nach Westen interpretiert, dann gibt es im Erdgeschoß der Wilker Shul nur die Möglichkeit P48B (Abb. 115), die westliche Innenwand des Betraumes. Wenn für diese Szene von Punkt P48B gefilmt würde, dann würden die Maße der westlichen Innenwand einigermaßen mit jenen der Wand aus der Szene übereinstimmen. Im Plan ist auf der Position der Vertiefung ein Rahmen gezeichnet, welcher ein Fenster oder eine Tür vorstellen könnte und breiter als die Vertiefung in Szene 48 (Abb. 116) ist. Wenn die im Plan dargestellte Öffnung schmäler wäre, dann könnte diese Wand mit der Wand aus Szene 48 übereinstimmen. c. Wird die Tatsache, dass die Personen mit dem Rücken zur Kamera stehen, als Hinweis darauf interpretiert, dass sie in Richtung Norden oder Süden schauen, dann gibt es im Erdgeschoß der Wilker Shul nur eine Möglichkeit, diese Szene zu filmen, und zwar P48C (Abb. 115). Die Erkenntnisse aus Szene 37 (Abb. 106: P37C) würden diese Möglichkeit unterstützen. Im ersten Obergeschoß wäre die Position P48D (Abb. 117) aufgrund der Raumproportion auch möglich, es gibt jedoch keine konkreten Hinweise darauf. Im zweiten Obergeschoß wäre die Position P48F (Abb. 118) aufgrund der Raumproportion auch möglich, es gibt jedoch keine konkreten Hinweise darauf. 85 Videoanalyse | Quellenanalyse 2.3.28Szene 49 ----------- ­ ie Kamera ist beinahe orthogonal zur Wand gerichtet. D ­In der Wand ist eine Vertiefung mit einem Bogen als Oberkante zu sehen. In der Vertiefung befindet sich ein vorhangähnliches Stück, was den Blick auf die Vertiefung verdeckt. An den inneren Ecken der Vertiefung sind dünne Säulen ­ zu erkennen, deren Oberkante am Beginn des Bogens der Vertiefung endet. ­Rund um die Vertiefung ist eine breite Kontur ersichtlich, welche auf eine Vorrückung der Wand hindeuten könnte. ­Im Bogenbereich der Vertiefung ist mittig eine runde Form zu sehen. Rechts und links von der Vertiefung steht jeweils eine ­ Doppelstütze, neben den Stützen stehen Wandleuchten, die symmetrisch um die Vertiefung angeordnet sind. ­Neben der Wandleuchte auf der rechten Seite ist ein Teil eines Fensters zu sehen, dessen Oberkante nicht ins Bild passt. ­Links vor der Vertiefung ist ein Geländer zu sehen, welches in die Vertiefung führt. Links neben dem Geländer ist ein hoher Kerzenständer zu ­ sehen, daneben lässt sich das Profil einer Person erkennen. ­Alle Personen sind in die Richtung der Vertiefung gedreht. • Interpretation der Szene a. In dieser Szene stehen die Personen mit dem Rücken zur Kamera, wenn diese Tatsache als Hinweis darauf, dass die Personen Richtung Osten schauen, interpretiert wird, dann gibt es in der Wilker Shul nur die Möglichkeit P49A (ist die gleiche Position wie P48A in Abb. 115) im Erdgeschoß für die Positionierung der Kamera. Das Fenster und die Symmetrie in Bezug auf die Vertiefung in der Wand sprechen für die Möglichkeit, dass hier die östliche Außenwand der Wilker Shul Synagoge gezeigt wird. Wenn man die Kamera auf dem Punkt P49A (Abb. 115: P48A) positioniert, ergibt sich ein Bild, das Ähnlichkeiten mit der Szene aufweist. Vor allem könnte die helle Fläche aus der Szene Öffnung #9 vorstellen. In der Mitte der Abbildung 119 befindet sich ein Podium, umgeben von einem Geländer und einer kurzen Stiege. Diese Anordnungen der Elemente und die Erscheinung der Apsis würden zwar den bisherigen Hinweisen aus den vorherigen Szenen, jedoch überhaupt nicht den Plänen von Gutenteger entsprechen. Zwischen den Plänen und der Szene würde es einen weiteren wichtigen Unterschied geben, nämlich die Breite der Vertiefung: laut den Plänen ist der Abstand zwischen der 86 Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 119: Szene 49 Vertiefung und dem Fenster fast doppelt so groß. Auch fehlt der zweite Kerzenständer, der in den vorherigen Szenen stets vorhanden war. b. Wird die Tatsache, dass die Personen mit dem Rücken zur Kamera stehen, als Hinweis darauf interpretiert wird, dass sie Richtung Westen schauen, dann gibt es in der Wilker Shul keine Möglichkeit, diese Szene zu filmen. c. Wird die Tatsache, dass die Personen mit dem Rücken zur Kamera stehen, als Hinweis darauf interpretiert, dass diese Richtung Norden oder Süden schauen, dann gibt es in der Wilker Shul keine Möglichkeit, diese Szene zu filmen. Der Hauptgrund hierfür liegt in der Größe des dargestellten Raumes begründet. Die Optionen B und C sind aufgrund der Positionierung der Kamera ausgeschlossen, weshalb nur Option A denkbar ist. Die Entscheidung für Option A würde bedeuten, dass die Position der sichtbaren Objekte (Apsis, Stehleuchten, etc.) in dieser Szene damit festgelegt wird. Die Bestätigung der Position führt weiter zu dem Schluss, dass ähnliche Objekte mit der gleichen Positionierung aus anderen Szenen (z.B. Szenen: 4,5,7,26 und 27) die gleichen Objekte sind. Dieser Rückschluß bedeutet auch, dass in dieser Szene der mittlere Bereich der Ostwand der Synagoge gezeigt wird und somit auch die Bima und der Aron Hakodesh. Die in dieser Szene gezeigte Innenansicht auf die Ostwand entspricht nicht der im Querschnitt (Abb. 45) gezeigten Ansicht der Ostwand. 87 Videoanalyse | Quellenanalyse Abbildung 120: Szene 50 2.3.29Szene 50 -- Nahaufnahme eines Davidsterns mit einem hebräischen Schriftzug darüber und willkürlich über den Hintergrund verteilten Sternchen. • Interpretation der Szene Aus dem Vergleich mit den Apsisbogen aus Szene 49 ist zu schließen, dass Szene 50 eine Nahaufnahme dieses Apsisbogens darstellt. Die hebräische Inschrift auf dem Apsisbogen ist nicht zur Gänze zu sehen, aber konnte durch Recherche als Satz aus einem jüdischen Gebet identifiziert werden: „Unser Vater, unser König, öffne die Tore des Himmels für unser Gebet”110. 2.3.30Schlussfolgerung der Videoanalyse Die Videoaufzeichnungen aus dem Propagandafilm „Der ewige Jude“ bieten u.a. eine Einsicht in den Innenraum der Wilker Shul Synagoge. Aus der Videoanalyse geht hervor, dass die Rolle sieben auch Aufnahmen aus anderen Synagogen beinhaltet. Infolgedessen konnten mehrere Nahaufnahmen - aufgrund fehlender eindeutiger räumlicher Merkmale - keiner bestimmten Synagoge zugeteilt werden. Deshalb wurden alle Szenen des Films umfassend mit den Foto- und Planunterlagen der Wilker Shul verglichen. Dadurch konnten jene Szenen, die in der Wilker Shul gedreht wurden, eindeutig identifiziert werden. Die wichtigsten Erkenntnisse, die aus der Analyse resultieren, sind: 110Vgl. Meir, Machon (13.12.2013); Zum Wochenabschnitt Wa’etchanan, <http://www.talmud. de/tlmd/zum-wochenabschnitt-waetchanan/>, in: < http://www.talmud.de/tlmd/category/ wochenabschnitt/buch-dewarim/waetchanan/>, 07.10.2014 88 Quellenanalyse | Videoanalyse Abbildung 121: bearbeiteter Querschnitt AB aus den Entwurfsplänen von 1903, mit eingesetzter Apsis, wie in der Szene 49 dargestellt • räumliche Anordnung der Möblierung in der Wilker Shul, • Positionen bestimmter Beleuchtungskörper, • Bestätigung bestimmter in den Planunterlagen dargestellter Öffnungen und Stützen, • Bestätigung der Existenz einer Frauengalerie, • Beleg, dass die Innenansicht der Ostwand (Abb. 45) nicht nach den Planunterlagen realisiert wurde. In Abbildung 121 und auch in Szene 49 ist die Innenansicht der Ostwand simpel dargestellt worden. Diese Apsis ist im Vergleich zu jener in Abbildung 45 weniger breit und, soweit aus der Szene ersichtlich, schlichter dekoriert worden. Vor der Apsis befindet sich ein kleines Podium (wahrscheinlich aus dem Material Holz), welches man über zwei seitliche Stiegen betreten konnte. Zwischen den Stiegen befindet sich ein Raum, welcher für die Bima freigehalten wurde. Das Aussehen der Bima konnte aus der Videoaufzeichnung nicht genau definiert werden und wird daher nicht eingezeichnet. 89 Weiterführende Informationen | Quellenanalyse 2.4 Weiterführende Informationen Synagogues and prayer houses of Lodz; Kapitel III (Anhang A) In diesem Kapitel über die Wilker Shul Synagoge wird eine chronologische Beschreibung der Geschichte der Wilker Shul gegeben. Diese basiert vor allem auf aufbewahrten Quellen des Archivs der Stadt Lodz, welche auch die in der Planunterlagen- und der Fotoanalyse gezeigten Abbildungen umfasst. Der Kapitel, welches sich mit der Wilker Shul befasst, enthält auch textliche Abschnitte über das Erscheinungsbild der Synagoge. Diese Beschreibungen basieren nur auf den Entwurfsplänen aus dem Jahr 1903 und den drei Abbildungen aus der Fotoanalyse. Deshalb bieten sie keine neuen Erkenntnisse bezüglich des Aussehens der Synagoge. 90 Die virtuelle Rekonstruktion | Weiterführende Informationen DIE VIRTUELLE REKONSTRUKTION 91 Die Modellierung | Die virtuelle Rekonstruktion In der Reihe der virtuellen Rekonstruktionen der Synagogen unter der Leitung von Univ. Prof. Bob Martens wurde vor allem die Archicad Software von Graphisoft verwendet. Um eine einheitliche Dokumentation der Rekonstruktionen zu erhalten, wurde die vorliegende Arbeit ebenfalls mithilfe der genannten Software (ArchiCAD Version 16 – Studentenlizenz) erstellt. 3.1 Die Modellierung Für das Erschaffen einer einheitlichen zweidimensionalen Grundlage für die virtuelle Rekonstruktion wurden, wie bereits erwähnt, unterschiedliche Quellen verwendet. Diese Grundlage diente als Referenz für das Erschaffen des dreidimensionalen Modells der Synagoge. 3.1.1 Die Modellierung der zweiten Bauphase Die Wilker Shul durchlief zwei Bauphasen. Die erste Bauphase bezieht sich auf die Zeit ihrer Gründung bis zum Jahr 1903. Die zweite Bauphase betrifft die Periode nach der Erweiterung von 1904 bis zur Zerstörung der Synagoge. Alle vorhandenen Planunterlagen und bildlichen Quellen beziehen sich auf die zweite Bauphase, weshalb entschieden wurde, diese als erstes zu modellieren. In Archicad werden für das Erschaffen eines 3D-Modells intelligente Werkzeuge verwendet. Mittels dieser Werkzeuge ist es möglich, im Nachhinein die Parameter eines Elementes zu ändern, ohne das ganze 3D-Modell neu zu bearbeiten. Die vorgenommenen Änderungen werden ebenfalls gleich in die automatisch erstellte zweidimensionale Darstellung des Modells übernommen. Es wurde versucht, das vollständige Modell mithilfe dieser intelligenten Werkzeuge zu erstellen, um eine künftige Nachbearbeitung zu vereinfachen. Dieses Ziel konnte nicht eingehalten werden, da manche komplexeren Elemente nicht mit den intelligenten Werkzeugen erstellt werden konnten. Hierbei handelt es sich vor allem um Elemente, deren Umriss einen doppelt gekrümmten Pfad aufweist. Für die Erstellung solcher Elemente wurde das Morph-Werkzeug verwendet. Dieses besitzt wenige parametrische Eigenschaften, wodurch die Nachbearbeitung dieser „starren“ Elemente kaum möglich ist. Solche Elemente wurden nach ihrer Erstellung als Bibliothek-Objekte abgespeichert, um ihre Dokumentation zu gewährleisten und den Rechneraufwand zu reduzieren. Im 3D-Modell wurden zudem Objekte (Fenster, Türen, etc.) aus der Archicad-Bibliothek sowie selbst erstellte BibliothekObjekte verwendet. Solche selbst erstellten Objekte wurden aus einer Kombination von Elementen erstellt, welche mittels intelligenter Werkzeuge und dem Morph-Werkzeug konstruiert wurden. 92 Die virtuelle Rekonstruktion | Die Modellierung Abbildung 122: Geschoßeinteilung: 12.712 m Dachgeschoß 7.912 m 2. Obergeschoß 4.572 m 1. Obergeschoß 0.0 m Erdgeschoß -1.511 m Fundamentgeschoß In der Anfangsphase der Konstruktion des 3D-Modells war es erforderlich einige grundlegende Parameter zu definieren, welche im Nachhinein nur schwer modifiziert werden können. Hierbei handelt es sich z.B. um die Geschoßeinteilung und die Ebenenstrukturierung. • Geschoßeinteilung: Mittels der Geschoßeinteilung wird definiert, welche Elemente welchem Geschoß im Modell zugeteilt werden. Bei der Definition der Geschoßhöhen wurde versucht, sich an die durchgehenden Höhen der Stockwerke zu halten (Abb. 122). Da das Gebäude auch Zubauten, Halbgeschoße und mehrere Dächer beinhaltet, konnten nicht alle Räume gleichberechtigt in diese Definition eingebunden werden. Dadurch entstand die Situation, dass Elemente nicht nach ihrer Höhenlage eine Geschoßzugehörigkeit zugeteilt bekamen, sondern nach der Geschoßzugehörigkeit des Raums in welchem sich das Element befand. • Ebenenstrukturierung: Die unterschiedlichen Elemente des Modells wurden in Gruppen eingeteilt (z.B. Wände, Dächer, Möbel, etc.), welche zu einer bestimmten Ebene gehörten und nach den Gruppen benannt wurden. Um die gewünschte Ebenenreihenfolge zu erhalten, wurden die Namen dieser Ebenen um eine Nummerierung erweitert. Anhand eines Vergleichs mit mehreren Arbeiten, die sich mit virtuellen Rekonstruktionen befassen, wurde versucht eine angleichende Ebenenstruktur zu schaffen, um so eine einheitliche Dokumentation zu gewährleisten. Bestimmte Räumlichkeiten der Synagoge (in der zweiten Bauphase) waren in den Unterlagen unterschiedlich dargestellt worden (z.B. die 93 Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion Apsis der Synagoge, siehe Quellenanlyse). Um diese Variationen zu dokumentieren, wurden sie ebenfalls in das 3D-Modell eingegliedert. Die Inkorporierung dieser Variationen machte eine Erweiterung der Ebenenstruktur notwendig, um zu ermöglichen, diese in einem 3D-Modell darzustellen. Die Darstellung dieser Variationen wurde durch die Ebenengruppen-Kombinationen (eine Befehlsoption in Archicad) ermöglicht. Dies ist ein Befehl, der mehrere Ebenen gleichzeitig ein- und ausschalten kann, wodurch es möglich wird, eine bestimmte Variante der Synagoge darzustellen. 3.1.2 Die Modellierung der ersten Bauphase Die zweite Bauphase war das Resultat einer Erweiterung des Bestandes der ersten Bauphase. Aus der Quellenanlyse wurde deutlich, dass ein Großteil der Synagoge in der zweiten Bauphase den Bestand der Synagoge aus der ersten Bauphase darstellte. Dies bedeutet, dass das 3D-Modell auf der Erweiterungslinie zerlegt werden musste, um den Altbestand der Synagoge zu erhalten. Das Resultat dieser Aktion war ein Modell der Synagoge ohne eine Ostwand. Für die Rekonstruktion dieser Wand standen nur Informationen aus dem Grundriss des Erdgeschoßes und des ersten Obergeschoßes zur Verfügung, welche kaum Erkenntnisse über die Erscheinung der Wand beinhalteten. Aus diesen Planunterlagen waren nur die Position und die horizontale Abmessung der Fenster, der Apsis und der horizontalen Ausrückungen (wahrscheinlich dekorativer Natur) ersichtlich. Nur anhand dieser Informationen war die Modellierung einer realitätstreu erscheinenden Ostwand der Synagoge unmöglich. Um eine realitätsnahe Ostwand erzeugen zu können, wurden die Informationen aus dem Grundriss mit dekorativen Elementen der übrigen Wände der Synagoge ergänzt. 3.2 Ebenenstruktur Um den Zustand der Synagoge in der ersten Bauphase zu erreichen, wurden die einzelnen Elemente aus der zweiten Bauphase zerlegt und in separate bauphasenspezifische Ebenen eingeteilt. Hierbei mussten einzelne Elemente (z.B. Wände, Decken, etc.) in mehrere Elemente unterteilt werden. Bei dieser Aktion konnten nicht alle Elemente auf die gleiche Art auseinander genommen werden, da jedes Element andere Eigenschaften in den Bauphasen besitzt. Nach der Teilung des 3D-Modells in zwei Bauphasen (anhand Ebenen-Zuordnung der Teilelemente) wurden folgende drei Arten der Zerlegung der Elemente erkannt (Abb. 123): • Ordentlicher Bruch: Ein Element, welches es durch eine Zweiteilung möglich macht, seinen Zustand in der ersten und zweiten Bauphase wiederzugeben. 94 Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur Abbildung 123: Ebenenstrukturierung der Elemente Ordentlicher Bruch Unordentlicher Bruch Neues Element Ordentlicher Bruch Unordentlicher Bruch Neues Element Ursprüngliches Element Elementteil in der zweiten Bauphase Elementteil in der ersten Bauphase Elementteil des Altbestandes Abbildung 124: Aktivierung der Ebenenkombinationen Bauphase I: Bauphase II: • Unordentlicher Bruch: Ein Element, welches nach einer Zweiteilung nicht seinen Zustand in einer der Bauphasen darstellen kann. Um den vollständigen Zustand dieses Elements zu erreichen, ist eine Ergänzung notwendig. • Neues Element: Elemente, welche nach einem ordentlichen oder unordentlichen Bruch nicht den vollständigen Zustand in der diesbezüglichen Bauphase darstellen können. Dieses Problem wird durch bauphasenspezifische Eigenschaften eines Elementes verursacht. Es handelt sich hierbei beispielsweise um die Textureigenschaft eines Elements. Wenn diese Eigenschaft in den zwei Bauphasen unterschiedlich ist, wird es notwendig, bauphasenspezifische Elemente zu erschaffen. Nach der Zerlegung der Synagoge in bauphasenspezifische Ebenen entstand eine unübersichtliche Ebenenstruktur ohne ein eindeutiges System. Diese Strukturierung wurde durch die verschiedenen Arten der Zerlegung der einzelnen Elemente verursacht. Um ein System in die Ebenenstruktur einzubringen, mussten die einzelnen Ebenen nochmals strukturiert werden und, wenn notwendig, (durch das Vorkommen mehrerer Zerteilungsarten innerhalb einer Ebene) in mehrere Ebenen unterteilt werden. Ziel dieser Umstrukturierung der Ebenen war, ein System zu erhalten, welches durch die Ebenengruppen-Kombinationen gesteuert wird (Abb.124). Anhand der Ebenengruppen ist es per 95 Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion Abbildung 125: Aktivierung der variablen Ebenen Ordentlicher Bruch Unordentlicher Bruch Neues Element Bauphase I - A: Bauphase I - B: Bauphase II - A: Bauphase II - B: Mausklick möglich, mehrere Ebenen ein- und auszuschalten. Mit dieser Eigenschaft ist es möglich, mittels einer dafür geschaffenen Ebenenstruktur, die unterschiedlichen Bauphasen der Synagoge in einem 3D-Modell darzustellen. Hierzu wurden die Ebenen in drei Gruppen eingeteilt (Altbestand, Bauphase I und Bauphase II), welche die vorher genannten unterschiedlichen Zerlegungsarten in ein System einordnen können. Die geschaffene Ebenenstruktur wurde nochmals erweitert, um es zu ermöglichen mehrere Variationen bestimmter Räume darzustellen (Abb. 125). 3.2.1 Ebenenübersicht In den nachfolgenden Abbildungen ist eine graphische Übersicht der Ebenen zu sehen. Bei jeder Abbildung sind die aktiven Ebenen aufgelistet. Auf der linken Hälfte einer Seite ist jeweils die erste und auf der rechten die zweite Bauphase zu finden. Der Name einer Ebene besteht aus mehreren Teilbezeichnungen, welche sich auf Lage, Art und Bauphase der beinhaltenden Elemente dieser Ebene beziehen. Es folgt ein Beispiel zur Erläuterung der Systematik: • _1904_Bauphase II_02_Wand Außen_Erweiterung Betraum 96 1904 Zeitraumzugehörigkeit Bauphase II Bauphasenzugehörigkeit 02 Reihenfolge innerhalb der Ebenenstruktur Wand Außen Art der beinhaltenden Elemente Erweiterung Betraum Ergänzende Information, z.B. in Bezug auf Lage oder Variante der Elemente Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur Abbildung: 126 Bauphase I - Fundamente Abbildung: 127 Bauphase II - Fundamente • _1875_Altbestand_01_Fundament_Altbestand • _1875_Altbestand_01_Fundament_Altbestand • _1875_Bauphase I_01_Fundament_Ostwand • _1904_Bauphase II_01_Fundament_Erweiterung Betraum • _1904_Bauphase II_01_Fundament_Hinteres Stiegenhaus Abbildung: 128 Bauphase I - Wand außen Abbildung: 129 Bauphase II - Wand außen • _1875_Altbestand_02_Wand Außen • _1875_Altbestand_02_Wand Außen • _1875_Altbestand_02_Wand Außen_Seitlicher Zubau • _1875_Altbestand_02_Wand Außen_Seitlicher Zubau • _1875_Bauphase I_02_Wand Außen_Erschließung B1 • _1904_Bauphase II_02_Wand Außen_Erschließung_B2 • _1875_Bauphase I_02_Wand Außen_Ostwand • _1904_Bauphase II_02_Wand Außen_Erweiterung Betraum • _1904_Bauphase II_02_Wand Außen_Hinteres Stiegenhaus Abbildung: 130 Bauphase I - Wand innen Abbildung: 131 Bauphase II - Wand innnen • _1875_Altbestand_03_Wand Innen • _1875_Altbestand_03_Wand Innen • _1875_Altbestand_03_Wand Innen_Fliesenleiste • _1875_Altbestand_03_Wand Innen_Fliesenleiste • _1875_Bauphase I_03_Wand Innen_Erschlißung B1 • _1904_Bauphase II_03_Wand Innen_Erweiterung Betraum • _1875_Bauphase I_03_Wand Innen_Fliesenleiste • _1904_Bauphase II_03_Wand Innen_Hinteres Stiegenhaus • _1904_Bauphase II_03_Wand Innen_Fliesenleiste 97 Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion Abbildung: 132 Bauphase I - Wand Textur Abbildung: 133 Bauphase II - Wand Textur • _1875_Altbestand_04_Wand Textur • _1875_Altbestand_04_Wand Textur • _1875_Bauphase I_04_Wand Textur • _1904_Bauphase II_04_Wand Textur Abbildung: 134 Bauphase I - Decken Abbildung: 135 Bauphase II - Decken • _1875_Altbestand_05_Decken • _1875_Altbestand_05_Decken • _1875_Bauphase I_05_Decken • _1904_Bauphase II_05_Decken_Erweiterung Betraum • _1904_Bauphase II_05_Decken_Hinteres Stiegenhaus Abbildung: 136 Bauphase I - Decken Konstruktion Abbildung: 137 Bauphase II - Decken Konstruktion • _1875_Altbestand_06_Decken Konstruktion_Vordere Bereich • _1875_Altbestand_06_Decken Konstruktion_Vordere Bereich • _1875_Altbestand_06_Decken Konstruktion_Betraum • _1875_Altbestand_06_Decken Konstruktion_Betraum • _1875_Bauphase I_06_Decken Konstruktion_Betraum • _1904_Bauphase II_06_Decken Konstruktion_Erweiterung Betraum • _1904_Bauphase II_06_Decken Konstruktion_Hinteres Stiegenhaus 98 Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur Abbildung: 138 Bauphase I - Boden Abbildung: 139 Bauphase II - Boden • _1875_Altbestand_07_Boden • _1875_Altbestand_07_Boden • _1875_Altbestand_07_Boden_Vorderer Bereich • _1875_Altbestand_07_Boden_Vorderer Bereich • _1875_Bauphase I_07_Boden_Erschließung_B1 • _1904_Bauphase II_07_Boden_Erschließung_B2 • _1875_Bauphase I_07_Boden_Betraum • _1904_Bauphase II_07_Boden_Erweiterung Betraum • _1904_Bauphase II_07_Boden_Hinteres Stiegenhaus Abbildung: 140 Bauphase I - Gewölbte Decke Abbildung: 141 Bauphase II - Gewölbte Decke • _1875_Bauphase I_08_Gewölbte Decke • _1904_Bauphase II_08_Gewölbte Decke • _1875_Bauphase I_08_Gewölbte Decke_Textur • _1904_Bauphase II_08_Gewölbte Decke_Textur Abbildung: 142 Bauphase II - Balkon • _1904_Bauphase II_09_Balkon 99 Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion Abbildung: 143 Bauphase I - Apsis Abbildung: 144 Bauphase II - Apsis nach Plan • _1875_Bauphase I_10_ Apsis_Dekorativ • _1904_Bauphase II_10_Apsis nach Plan_Dekorativ • _1875_Bauphase I_10_ Apsis_Vorhang • _1904_Bauphase II_10_Apsis nach Plan_Wand Abbildung: 145 Bauphase II - Apsis nach Video Abbildung: 146 Bauphase I - Dach Konstruktion • _1904_Bauphase II_10_Apsis nach Video_Dekorativ • _1904_Bauphase II_10_Apsis nach Video_Textur • _1904_Bauphase II_10_Apsis nach Video_Wand Abbildung: 147 Bauphase II - Dach Konstruktion • _1875_Altbestand_11_Dach Konstruktion_Vorderer Bereich • _1875_Altbestand_11_Dach Konstruktion_Vorderer Bereich • _1875_Altbestand_11_Dach Konstruktion_Betraum • _1875_Altbestand_11_Dach Konstruktion_Betraum • _1875_Bauphase I_11_Dach Konstruktion • _1904_Bauphase II_11_Dach Konstruktion • _1904_Bauphase II_11_Dach Konstruktion_Hinteres Stiegenhaus 100 Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur Abbildung: 148 Bauphase I - Dach Haut Abbildung: 149 Bauphase II - Dach Haut • _1875_Altbestand_12_Dach Haut • _1875_Altbestand_12_Dach Haut • _1875_Bauphase I_12_Dach Haut • _1904_Bauphase II_12_Dach Haut • _1904_Bauphase II_12_Dach Haut_Hinteres Stiegenhaus Abbildung: 150 Bauphase I - Rustika Abbildung: 151 Bauphase II - Rustika • _1875_Altbestand_13_Rustika Halbsäule • _1875_Altbestand_13_Rustika Halbsäule • _1875_Altbestand_13_Rustika Wand • _1875_Altbestand_13_Rustika Wand • _1875_Altbestand_13_Rustika Ziegel • _1875_Altbestand_13_Rustika Ziegel • _1875_Bauphase I_13_Rustika Ziegel_Ostwand • _1904_Bauphase II_13_Rustika Wand_B2 • _1875_Bauphase I_13_Rustika Wand_B1 Abbildung: 152 Bauphase I - Gesimse Abbildung: 153 Bauphase II - Gesimse • _1875_Altbestand_14_Sockelgesimse • _1875_Altbestand_14_Sockelgesimse • _1875_Altbestand_14_Gesimse • _1875_Altbestand_14_Gesimse • _1875_Altbestand_14_Traufgesimse • _1875_Altbestand_14_Traufgesimse • _1875_Bauphase I_14_Sockelgesimse • _1904_Bauphase II_14_Sockelgesimse • _1875_Bauphase I_14_Gesimse • _1904_Bauphase II_14_Sockelgesimse_Erweiterung • _1875_Bauphase I_14_Traufgesimse_Ostwand • _1904_Bauphase II_14_Sockelgesimse_Hinteres Stiegenhaus • _1904_Bauphase II_14_Gesimse • _1904_Bauphase II_14_Gesimse_Erweiterung • _1904_Bauphase II_14_Gesimse_Hinteres Stiegenhaus • _1904_Bauphase II_14_Traufgesimse_Erweiterung • _1904_Bauphase II_14_Traufgesimse_Hinteres Stiegenhaus 101 Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion Abbildung: 154 Bauphase I - Blechschutz Abbildung: 155 Bauphase II - Blechschutz • _1875_Altbestand_15_Blechschutz • _1875_Altbestand_15_Blechschutz • 1875_Bauphase I_15_Blechschutz Ostwand • _1904_Bauphase II_15_Blechschutz_Erweiterung Abbildung: 156 Bauphase I - Rinne Abbildung: 157 Bauphase II - Rinne • _1875_Altbestand_16_Rinne Dach • _1875_Altbestand_16_Rinne Dach • _1875_Altbestand_16_Rinne Seitlich • _1875_Altbestand_16_Rinne Seitlich • _1875_Bauphase I_16_Rinne Dach_Ostwand • _1904_Bauphase II_16_Rinne Dach_Erweiterung • _1904_Bauphase II_16_Rinne Dach_Hinteres Stiegenhaus • _1904_Bauphase II_16_Rinne Seitlich_Erweiterung • _1904_Bauphase II_16_Rinne Seitlich_Hinteres Stiegenhaus Abbildung: 158 Bauphase I - Wand innen • 102 _1875_Altbestand_17_Schornsteine Abbildung: 159 Bauphase II - Wand innnen • _1875_Altbestand_17_Schornsteine Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur Abbildung: 160 Bauphase I - Stiegen außen Abbildung: 161 Bauphase II - Stiegen außen • _1875_Altbestand_18_Stiegen Außen • _1875_Altbestand_18_Stiegen Außen • _1875_Bauphase I_18_Stiegen Außen • _1904_Bauphase II_18_Stiegen Außen • _1904_Bauphase II_18_Stiegen Außen_Erweiterung • _1904_Bauphase II_18_Stiegen Außen_Hinteres Stiegenhaus Abbildung: 162 Bauphase I - Stiegen innen Abbildung: 163 Bauphase II - Stiegen innen • _1875_Altbestand_19_Stiegen Innen • _1875_Altbestand_19_Stiegen Innen • _1875_Altbestand_19_Stiegen Innen_Railing • _1875_Altbestand_19_Stiegen Innen_Railing • _1875_Bauphase I_19_Stiegen Innen • _1904_Bauphase II_19_Stiegen Innen • _1875_Bauphase I_02_Wand Außen_Ostwand • _1904_Bauphase II_19_Stiegen Innen_Hinteres Stiegenhaus Abbildung: 164 Bauphase I - Stützen Betraum Abbildung: 165 Bauphase II - Stützen Betraum • _1875_Altbestand_20_Stützen Betraum • _1875_Altbestand_20_Stützen Betraum • _1875_Bauphase I_20_Stützen Betraum • _1904_Bauphase II_20_Stützen Betraum_Erweiterung 103 Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion Abbildung: 166 Bauphase I - Gelerie Gelände Abbildung: 167 Bauphase II - Galerie Gelände • _1875_Altbestand_21_Galerie Gelände • _1875_Altbestand_21_Galerie Gelände • _1875_Altbestand_21_Galerie Gelände Gitter • _1875_Altbestand_21_Galerie Gelände Gitter • _1875_Bauphase I_21_Galerie Gelände Gitter • _1904_Bauphase II_21_Galerie Gelände • _1904_Bauphase II_21_Galerie Gelände Gitter Abbildung: 168 Bauphase I - Gesimse innen • _1875_Altbestand_22_Gesimse Innen Abbildung: 170 Bauphase I - Vestibül Einrichtung • 104 _1875_Altbestand_23_Vestibül Einrichtung Abbildung: 169 Bauphase II - Gesimse innen • _1875_Altbestand_22_Gesimse Innen • _1904_Bauphase II_22_Gesimse Innen_Erweiterung Abbildung: 171 Bauphase II - Vestibül Einrichtung • _1875_Altbestand_23_Vestibül Einrichtung Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur Abbildung: 172 Bauphase I - Sitzbänke Abbildung: 173 Bauphase II - Sitzbänke • _1875_Altbestand_24_Sitzbänke • _1875_Altbestand_24_Sitzbänke • _1875_Altbestand_24_Sitzbänke_Vestibül • _1875_Altbestand_24_Sitzbänke_Vestibül • _1875_Bauphase I_24_Sitzbänke • _1904_Bauphase II_24_Sitzbänke_Erweiterung Abbildung: 174 Bauphase I - Möbel Objekte Abbildung: 175 Bauphase II - Möbel Objekte • _1875_Altbestand_25_Möbel Objekte • _1875_Altbestand_25_Möbel Objekte • _1875_Bauphase I_25_Möbel Objekte • _1904_Bauphase II_25_Möbel Objekte Abbildung: 176 Bauphase I - Leuchtkörper Abbildung: 177 Bauphase II - Leuchtkörper • _1875_Altbestand_26_Leuchtkörper • _1875_Altbestand_26_Leuchtkörper • _1875_Altbestand_26_Leuchtkörper Betraum Luster • _1875_Altbestand_26_Leuchtkörper Betraum Luster • _1875_Bauphase I_26_Leuchtkörper Betraum • _1904_Bauphase II_26_Leuchtkörper Betraum • _1875_Bauphase I_26_Leuchtkörper Laterne Außen • _1904_Bauphase II_26_Leuchtkörper Betraum Luster • _1904_Bauphase II_26_Leuchtkörper Laterne Außen 105 Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion Abbildung: 178 Bauphase I - Fundamente • _1875_Altbestand_27_Abgrenzung Wand Abbildung: 180 Situation Grundstück - 1875-1896 Abbildung: 179 Bauphase II - Fundamente • _1875_Altbestand_27_Abgrenzung Wand Abbildung: 181 Situation Grundstück - 1896-1904 • _A_1873_28_Gelände Gründstück____________Bestand • _A_1873_28_Gelände Gründstück____________Bestand • _A_1875_28_Gelände Grundstück Weg • _A_1875_28_Gelände Grundstück Weg • _A_1875_28_Gelände Grundstück • _A_1904_28_Gelände Gründstück • _B_1873_29_Grundstück Gebäude__________________Abriss 1940 • _B_1873_29_Grundstück Gebäude__________________Abriss 1940 • _B_1875_29_Grundstück Gebäude__________________Abriss 1940 • _B_1875_29_Grundstück Gebäude__________________Abriss 1940 Abbildung: 182 Situation Grundstück - 1904-1941 Abbildung: 183 Bauphase II - Situation Grundstück - 2014 • _A_1873_28_Gelände Gründstück____________Bestand • _A_1873_28_Gelände Gründstück____________Bestand • _A_1875_28_Gelände Grundstück Weg • _A_2000_28_Gelände Gründstück • _A_1904_28_Gelände Gründstück • _B_1873_29_Grundstück Gebäude__________________Abriss 1940 • _B_1875_29_Grundstück Gebäude__________________Abriss 1940 • _B_1904_29_Gründstück Gebäude__________________Abriss 1940 • _B_1914_29_Gründstück Gebäude__________________Abriss 1940 106 Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur Abbildung: 184 Situation Umgebung - 1875-1896 Abbildung: 185 Situation Umgebung - 1896-1904 • _C_1873_30_Gelände Umgebung________________Bestand • _C_1873_30_Gelände Umgebung________________Bestand • _C_1875_30_Gelände Umgebung • _C_1875_30_Gelände Umgebung • _D_1873-_____31_Gebäude Umgebung___________Bestand • _D_1873-_____31_Gebäude Umgebung___________Bestand • _D_1873-1896_31_Gebäude Umgebung_______________Abriss 1896 • _D_1873-1904_31_Gebäude Umgebung_______________Abriss 1904 • _D_1873-1904_31_Gebäude Umgebung_______________Abriss 1904 • _D_1873-1940_31_Gebäude Umgebung_______________Abriss 1940 • _D_1873-1940_31_Gebäude Umgebung_______________Abriss 1940 • _D_1896-_________31_Gebäude Umgebung_______Bestand • _D_1896-1917_____31_Gebäude Umgebung___________Abriss 1917 • _D_1896-1940_____31_Gebäude Umgebung___________Abriss 1940 Abbildung: 186 Situation Umgebung - 1904-1941 Abbildung: 187 Situation Umgebung - 2014 • _C_1873_30_Gelände Umgebung________________Bestand • _C_1873_30_Gelände Umgebung_______________________Bestand • _C_1904_30_Gelände Umgebung • _C_2000_30_Gelände Umgebung • _D_1873-_____31_Gebäude Umgebung___________Bestand • _D_1873-_____31_Gebäude Umgebung__________________Bestand • _D_1873-1940_31_Gebäude Umgebung_______________Abriss 1940 • _D_1896-_________31_Gebäude Umgebung______________Bestand • _D_1896-_________31_Gebäude Umgebung_______Bestand • _D_1904-_____________31_Gebäude Umgebung__________Bestand • _D_1896-1917_____31_Gebäude Umgebung___________Abriss 1917 • _D_2000__________________31_Gebäude Umgebung______Bestand • _D_1896-1940_____31_Gebäude Umgebung___________Abriss 1940 • _D_1904-_____________31_Gebäude Umgebung___Bestand • _D_1904-1940_________31_Gebäude Umgebung_______Abriss 1940 107 Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion 3.3 Das Renderingverfahren Zur Erstellung der Renderingbilder des 3D-Modells wurde die Software Artlantis 5 von Abvent verwendet. Der Hauptgrund für die Wahl dieser Software war die Kompatibilität mit der benutzten Archicad Software. Vordefinierte Elementeigenschaften (Ebenenstruktur, Texturierung, Belichtung, Kameraeinstellungen, etc.) in Archicad werden problemlos in Artlantis übernommen, wodurch die Möglichkeit besteht, diese zu bearbeiten. Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Ebenenkompatibilität und die damit verbundene Materialienzuordnung der Elemente, was den Arbeitsaufwand in der Renderingsoftware erleichterte. Das Ergebnis des Renderingverfahrens wird auf den folgenden Seiten anhand der erstellten Visualisierungen präsentiert. 3.3.1Städtebaulicher Kontext Abbildung 188: Städtebauliche Situation zwischen 1875-1896 108 Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren Abbildung 189: Städtebauliche Situation zwischen 1896-1904 Abbildung 190: Städtebauliche Situation zwischen 1904-1940 109 Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion Abbildung 191: Städtebauliche Situation 1941 Abbildung 192: Städtebauliche Situation 2014 110 Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren 3.3.2 Direkte Umgebung Abbildung 193: Bauphase I - Situation zwischen 1896-1904 Abbildung 194: Bauphase II - Situation zwischen 1904-1940 111 Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion 3.3.3Aussenvisualisierungen Abbildung 195: Bauphase I - Situation zwischen 1896-1904 Abbildung 196: Bauphase I - Situation zwischen 1896-1904 112 Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren Abbildung 197: Bauphase II - Situation zwischen 1904-1940 Abbildung 198: Bauphase II - Situation zwischen 1904-1940 113 Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion 3.3.4Innenvisualisierungen: Bauphase I Abbildung 199: Bauphase I - Ansicht von der Frauengalerie aus Abbildung 200: Bauphase I - Ostansicht des Betraums 114 Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren Abbildung 201: Bauphase I - Ansicht auf den Thoraschrein Abbildung 202: Bauphase I - Westansicht des Betraums 115 Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion 3.3.5 Innenvisualisierungen: Bauphase II - Planuntrlagen Abbildung 203: Bauphase II - Ansicht von der Frauengalerie aus Abbildung 204: Bauphase II - Ostansicht des Betraums 116 Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren Abbildung 205: Bauphase II - Ansicht auf den Thoraschrein 117 Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion 3.3.6 Innenvisualisierungen: Bauphase II - Videounterlagen Abbildung 206: Bauphase II - Ansicht von der Frauengalerie aus Abbildung 207: Bauphase II - Ostansicht des Betraums 118 Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren Abbildung 208: Bauphase II - Ansicht auf den Thoraschrein Abbildung 209: Bauphase II - Westansicht des Betraums 119 Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion 3.3.7 Innenvisualisierungen: Vestibül Abbildung 210: Bauphase I & II - Ansicht ins Vestibül 120 Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren 3.3.8 Visualisierungen: 3D-Längsschnitte Abbildung 211: Bauphase I - Längsschnitt Abbildung 212: Bauphase II - Längsschnitt 121 Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion 3.3.9 Visualisierungen: 3D-Horizontalschnitte Abbildung 213: Bauphase I - OG Horizontalschnitt 150 Sitzplätze Abbildung 214: Bauphase I - EG Horizontalschnitt 236 Sitzplätze 122 Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren Abbildung 215: Bauphase II - OG Horizontalschnitt 200 Sitzplätze Abbildung 216: Bauphase II - EG Horizontalschnitt 374 Sitzplätze 123 Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion 3.3.10Visualisierungen: 3D-Querschnitte Abbildung 217: Bauphase I & II - Querschnitt Abbildung 218: Bauphase II - Querschnitt 124 Schlussfolgerung | Das Renderingverfahren SCHLUSSFOLGERUNG Ziel der vorliegenden Arbeit war es, eine möglichst realitätsgetreue virtuelle Rekonstruktion der zerstörten Synagoge in der ZachodniaStrasse 56 (heute 70) in Lodz (Polen) anzufertigen. Der Rekonstruktion ging eine Recherchephase voraus, in welcher die gefundenen Unterlagen miteinander verglichen wurden, um so eine schlüssige Grundlage für das Erstellen des virtuellen Gebäudemodells zu kreieren. Die Planunterlagen (aus den Staatsarchiven von Lodz) wurden von der Polytechnika Lodz zur Verfügung gestellt. Diese Pläne dienten als Grundlage für die Rekonstruktionsarbeit. Sie wurden anhand weiterer Text-, Bild- und Videomaterialien korrigiert und erweitert. Der Detaillierungsgrad der virtuellen Synagoge ist nicht überall gleich, weil nicht alle Bereiche der Synagoge anhand gleicher Unterlagen rekonstruiert werden konnten. Es gab auch Bereiche, welche ohne vorhandene Unterlagen dargestellt werden mussten. In solchen Fällen wurden ähnliche Elemente aus anderen Bereichen der Synagoge verwendet. Die Innenraumgestaltung des Hauptbetraums der Synagoge konnte nur anhand der Videoaufzeichnung erstellt werden. Da die schwarzweiße Videoaufzeichnung ein dunkles und verzerrtes Bild des Innenraums zeigt, konnten kaum detaillierte Informationen daraus gewonnen werden. Deshalb sollte die Gestalt des Hauptbetraums als beispielhafte Annäherung gesehen werden. Anhand der Unterlagen wurde bestätigt, dass die Synagoge in der Zeit ihres Bestehens in zwei Bauzuständen genutzt wurde. Beide wurden in das erstellte 3D-Modell aufgenommen. Dies wurde durch eine erweiterte Ebenenstruktur ermöglicht, welche anhand der Ebenengruppen-Kombinationen gesteuert wird. Das Ergebnis ist ein virtuelles Gebäudemodell, welches die Synagoge in ihren zwei Bauphasen darstellt. Die begleitende Dokumentation der Recherche und Modellstruktur dient dazu, dass dieses Modell auch in Zukunft genutzt und ergänzt werden kann, falls neue Erkenntnisse ans Licht kommen. Ziel der Rekonstruktion war eine virtuelle Dokumentation der zerstörten Synagoge, welche die Nachwelt an ihre Existenz erinnern soll. Die erstellten Visualisierungen sollten vor allem diese Erinnerung unterstützen. 125 Glossar | Schlussfolgerung Glossar 126 Aron Hakodesh siehe Thoraschrein Bima Platz zum Vorlesen der Thora in der Synagoge, auch Almemor Ewiges Licht Symbol für die ständige Gegenwart Gottes, auch Ner Tamid Kantor Vorsänger und Leiter des Gebets Menora Siebenarmiger Kerzenleuchter Mikwe Rituelles Tauchbad Ner Tamid siehe Ewiges Licht Amud Pult des Vorlesers in der Synagoge Parokhet Vorhang des Thoraschreins Thora Auf Pergamentrollen geschriebenes Gesetzt Thoraschrein Behälter für die Aufbewahrung der Thora, auch Aron Hakodesh oder Heilige Lade Schlussfolgerung | Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis • Bergman, Eleonora; Polish Landscape with Synagogues, in: Shofar: An Iterdisciplinary Journal of Jewish Studies 29 (2011), H. 3, S. 24-40 • Feuchert, Sascha; Letzte Tage : die Łódzer Getto-Chronik Juni/Juli 1944, Göttingen: Wallstein 2004 • Fröhlich, Elke (Hg.); Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Teil 1. 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AAbb. 20 Luftfoto, <http://www.wwii-photos-maps.com/aerialphotoslodz/slides/Lodz--03.html> (02.10.2014) AAbb. 21 Ansicht der Reicher Synagoge, < http://4.bp.blogspot.com/-_4TMuucnEh4/UzB8bETUGuI/ AAAAAAAAAKM/Xd8Pruq7Uk4/s1600/IMG_0751.JPG> (02.10.2014) AAbb. 22 Porträt von Gustav Landau-Gutenteger, < http://fotoelzbieta3.files.wordpress. com/2013/05/gustaw.jpg> AAbb. 23 Ansicht der Ezras Izrael Synagoge, < http://lodz.fotopolska.eu/foto/213/213799.jpg> (02.10.2012 AAbb. 24 Walicki 2000, Abb. 28 AAbb. 25 The Lodz Atlas, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-05A.pdf> (02.10.2014), Bild bearbeitet von Verfasser mit Daten von den folgenden Seiten: <http://teatrnn.pl/leksykon/ node/439/gustaw_landau_gutenteger> (02.10.2014), <http://de.wikipedia.org/wiki/ Gustaw_Landau-Gutenteger> (02.10.2014) AAbb. 26 The Lodz Atlas, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-03A.pdf> (02.10.2014), Bild bearbeitet von Verfasser AAbb. 27-28 The Lodz Atlas, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-04A.pdf> (02.10.2014), Bild bearbeitet von Verfasser AAbb. 29-30 The Lodz Atlas, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-05A.pdf> (02.10.2014), Bild bearbeitet von Verfasser AAbb. 31 The Lodz Atlas, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-06A.pdf> (02.10.2014), Bild bearbeitet von Verfasser AAbb. 32 Gutschow, Niels; Ordnungswahn. Architekten planen im “eingedeutschten Osten” 19391945, Berlin 2001, S. 151. AAbb. 33 The Lodz Atlas, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-05A.pdf> (02.10.2014), Bild bearbeitet von Verfasser AAbb. 34 Innenansicht Synagoge, <http://collections.yadvashem.org/photosarchive/s637469/12346145617230545845.jpg> (02.10.2014) AAbb. 35 Ruinen, <http://collections.ushmm.org/search/catalog/pa1054357> (02.10.2014 AAbb. 36-46 Staatsarchiv Lodz (APŁ), Piotrkow Landesregierung-Bauabteilung (RPG-Bud.) 9658, ohne Nummerierung. Bilder bearbeitet von Verfasser AAbb. 47-48 Bilder erstellt von Verfasser AAbb. 49-50 Staatsarchiv Lodz (APŁ), Piotrkow Landesregierung-Bauabteilung (RPG-Bud.) 9658, ohne Nummerierung. Bild bearbeitet von Verfasser 128 Schlussfolgerung | Abbildungsverzeichnis AAbb. 51 Ansicht Wilker Shul, <http://www.synagogi.lodz.pl/synagogi/wilkershul/zachodnia1.jpg> (02.10.2014) AAbb. 52 Ansicht Wilker Shul, <http://www.synagogi.lodz.pl/synagogi/wilkershul/zachodnia2.jpg> (02.10.2014) AAbb. 53 Ansicht Wilker Shul, <http://www.synagogi.lodz.pl/synagogi/wilkershul/zach-2.jpg> (02.10.2014) AAbb. 54-57 Bild erstellt von Verfasser AAbb. 58-59, 6162, 64-65, 67-69, 72-74, 7678, 80-87, 90-91, 94, 96-97, 99-101, 103-104, 107, 109113, 116, 119-120 Bildschirmabdruck: 1940 - Der Ewige Jude (1h 05m, 656x560), <https://ia600409. us.archive.org/33/items/1940-Der-Ewige-Jude/1940-DerEwigeJude1h05m656x560_512kb. mp4>, in: <https://archive.org/details/movies> (02.10.2014); Hippler, Fritz: Der ewige Jude, Deutsche Film Gesellschaft 1940 (Film / kKp, 35 mm). AAbb. 60, 63, 75, Bild erstellt von Verfasser 88 AAbb. 66, 70-71, 79, 92, 95, 98, 102, 105106, 108, 114-115, 117-118 Staatsarchiv Lodz (APŁ), Piotrkow Landesregierung-Bauabteilung (RPG-Bud.) 9658, ohne Nummerierung. Bild bearbeitet von Verfasser AAbb. 89 Alte Synagoge Krakow, <http://www.rainbowapartments.pl/wp-content/uploads/2013/01/ Allie-Caulfield-stara-synagoga-2.jpg> (02.10.2014) AAbb. 121 Bild bearbeitet von Verfasser AAbb. 121-218 Bild erstellt von Verfasser 129 Abbildungsverzeichnis | Schlussfolgerung 130 Anhänge | Abbildungsverzeichnis ANHÄNGE 131 Anhang A: | Anhänge Anhang A: Übersetzung des Textausschnittes über die Wilker Shul aus dem Buch „Synagogues and Prayer Houses of Łódz“ von Jacek Walicki; derselbe Textausschnitt ist im Polnischen auf der folgenden Webseite zu finden: http://www.synagogi.lodz.pl/synagogi/wilkershul/tekst. htm 132 AnhangA: A Anhänge | Anhang IV. DIE SYNAGOGE AUF DER ZACHODNIA STRASSE 56 In den 1870er Jahren wurde in der Zachodnia Straße, zwischen den Straßen Cegielnianą und Południową, ein jüdischer Sakralbau auf einem Grundstück welches vermutlich unter der Nummer 275c [1] im Register eingetragen war, errichtet. Das Gebäude befand sich außerhalb der Grenzen der Altstadt. Laut Christopher Stefanski [2] wurde die Synagoge von Daniel Dobranickiego und David Prussak erbaut. Aus den Unterlagen im Zusammenhang mit der Sanierung und der Erweiterung des Objekts im Jahr 1903 kann jedoch ermittelt werden, dass sie nur von D. Dobranicki erbaut [3] wurde. Allerdings war keine Urkunde zu finden, die den Kauf der Immobilie, mit dem Ziel ein neues heiliges Objekt zu errichten, bestätigt. Die Abwicklung des Kaufs des Grundstücks wurde in subsequenten notariellen Dokumenten ebenso nicht erwähnt, was der damaligen Praxis widerspricht. Es ist möglich, dass ein Kaufvertrag vor dem Präsidenten von Lodz abgeschlossen wurde und eine notarielle Urkunde nie angefertigt worden ist [4]. Für die erbaute Immobilie auf der Zachodnia Straße gab es weder damals, noch für einen längeren Zeitraum hinterher, eine Registrierung im Grundbuch [5]. Der Designer des Gebäudes, der von den Behörden der Provinz am 27. Juli 1875 genehmigt wurde, blieb unbekannt [6]. Es gibt auch keine weiteren Informationen über die damalige äußerliche Erscheinung der Synagoge. Es existiert nur folgende Beschreibung, welche von einem Architekturhistoriker erstellt worden ist und auf spätere Pläne und Fotos (nach der Erweiterung der Synagoge) basiert: Die Synagoge in der Zachodnia Straße wurde auf einem quadratischen Grundriss gebaut. Auf der Vorderseite gab es ein, in drei geteiltes Vestibüle, welches durch drei oder fünf schmale Türen betreten werden konnte. Flankiert von rechteckigen Treppenhäusern, mit geometrischen Stiegen die zur Galerie führen, welche den Gebetsraum auf drei Seiten umschließen. Die Seitenfassaden hatten vier Fenster, wobei auf westlichen Enden Nebeneingangstüren situiert waren. Die östliche Elevation (hinterer Teil) hatte an beiden Enden drei Fenster, welche den zentralen Teil der Wand, den Aron Hakodesh [Heb: der heilige Schrein], einschließen. Die neunachsige vordere Fassade der Synagoge wurde in klassizistischen Geist gestaltet: die Stockwerke wurden horizontal, durch breit laufende profilierte Gesimse, und vertikal, durch breite rustikale Pilaster geteilt. Die zweigeschossigen seitlichen Abschnitte der Fassade wurden von dreieckigen Halb-Gipfeln bekrönt, welche den mittleren Abschnitt mit einem dreieckigen Giebel einschließen. Die “dick durchstechenden” Fenster-und Türöffnungen der Fassade, die auf Fotografien aus unserem Jahrhundert zu sehen sind, waren mit SemiRundbögen eingeschlossen, und zwar im orientalischen Stil, was mit der klassizistischen architektonischen Gestaltung des gesamten Gebäudes im Widerspruch steht. Dies ist das Ergebnis des Wiederaufbaus der Synagoge in den ersten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Mehr als wahrscheinlich waren die ersten Öffnungen durch Bögen geschlossen [7]. Unmittelbar nach der Gründung wurde die Synagoge vom synagogischen Aufsichtsrat als die zweite kommunale Synagoge betrachtet und als „synagoga Nowego Miasta” [Pol: Synagoge der neuen Stadt] bezeichnet. Im Jahr 1875 wollte der Aufsichtsrat, dass die Kosten für Heizung und Beleuchtung des Gebäudes von der Gemeinde finanziert werden. Zu diesem Zweck wurden 30 Fuß Kiefernholz und 60 Fuß Eichenholz sowie 400 Pfund Stearin- und 600 Pfund Talgkerzen bereitgestellt. Da der synagogische Aufsichtsrat nicht der Eigentümer der Synagoge war, wurde das Projekt von den kommunalen Behörden in Lodz nicht unterstützt. Es erhöht sich jedoch die Menge von Holz und Kerzen die der Synagoge 133 Anhang A A: | Anhänge in der Wolborska Straße zugewiesen wurde, sodass sich auf diese Weise ein Überschuss akkumulierte. Der Überschuss wurde möglicherweise für die Synagoge auf der Zachodnia Straße verwendet[8]. Weiters wurde die Synagoge in der ersten Hälfte der 1880er Jahre von den städtischen Behörden als “Zweigstelle” der kommunalen Synagoge in der Wolborska Straße definiert. Der Bürgermeister von Lodz betonte, dass die Synagoge in der Zachodnia Straße hauptsächlich von den Vertretern der mittleren und oberen Schicht der jüdischen Gemeinde besucht wurde. Dagegen behaupteten die Vertreter der ärmeren orthodoxen Gruppen von Łódź‘s Juden, dass das Gebäude naturgemäß eine private Synagoge war [9]. In der Synagoge auf der Zachodnia Straße, fand im Jahre 1884 die erste Wahl des synagogischen Aufsichtsrats (vorher in der Synagoge von Wolborska Straße gehalten) statt. Zwei ehemalige Mitglieder des Aufsichtsrats - Szymon Heyman und Moszek Wajs – nahmen nicht teil, während das dritte Mitglied - Jakub Dobranicki - nicht erschien, weil er sich zu dieser Zeit nicht in Łódź befand. Die Mitglieder des Aufsichtsrats wurden von den Vertretern der reichsten Schicht des jüdischen Bürgertums von Łódź gewählt (im Gegensatz zu früher, in einer Angelegenheit von Stunden, anstatt mehreren Tagen): Izrael Poznański, Szaję Rosenblatt und J. Dobranicki (in absentia). Das Wahlergebnis löste Beschwerden in der ärmeren Schicht der Gebührenzahler der Synagoge aus. Sie forderten eine Annullierung der Wahl oder die Erhöhung der Zusammensetzung des Aufsichtsrats mit einem vierten Mitglied, einem Vertreter ihrer sozialen Schicht. Dies wurde, unter anderem, von einem ehemaligen Mitglied des Aufsichtsrats ermutigt, M. Wajs [11] – welcher nicht für eine weitere Amtszeit gewählt wurde. Sie wiesen darauf hin, dass: • ­ die Wahl habe nicht in einer kommunalen sondern in einer privaten Synagoge stattgefunden, • ­sie erfolgte schnell und dazu noch an einem Markttag, wenn viele ärmere jüdische Händler nicht teilnehmen können, • ­der gewählte synagogische Aufsichtsrat wird, aufgrund anderer Verpflichtungen seiner Mitglieder, nicht die Zeit haben sich um Angelegenheiten der Gemeinde zu engagieren, • ­seine Mitglieder besitzen nicht das relevante Wissen bei Themen und Fragen der Lebensbedingungen und Bedürfnisse der ärmeren Schicht der Juden in Łódź. Sowohl die städtische als auch die provinziale Verwaltung stand auf der Seite des neu gewählten Vorstands und erkannte die Beschuldigungen als unbegründet und den Verlauf der Wahl als gerecht an. Das Wahlverfahren wurde deshalb als gerecht erklärt, weil der Ort, an dem die Wahl abgehalten wurde durch Annoncen in Zeitungen und den Rabbi der Synagoge an der Wolborska Straße angekündigt wurde: der genannte Rabbiner habe während der Wahl assistiert; es hätten Vertreter der ärmsten Schicht der Bevölkerung teilgenommen; die gewählten Individuen würden den Respekt der Stadtgesellschaft genießen. Am 16. Januar 1885 wurde die Zusammensetzung des Aufsichtsrats der Synagogen bestätigt und die neuen Mitglieder traten in ihre Ämter [12]. Von diesem Moment an wurde die Synagoge in der Zachodnia Straße der übliche Ort für die Abhaltung der Wahlen für Mitglieder des synagogischen Aufsichtsrats und - der Funktion die durch den Anstieg der Bevölkerung der jüdischen Gemeinde von Lodz eingeführt wurde - ihrer Stellvertreter [13]. Die Synagoge war bei den Juden aus Lodz als die „Vilker Shul“ [Wilk bedeutet auf Deutsch Wolf] - diese Bezeichnung entstand aus dem Namen ihrer Region der Stadt, welcher mindestens seit dem Anfang des neunzehnten Jahrhunderts benutzt wurde [14] - bekannt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Arbeiten an der Synagoge noch nicht abgeschlossen - die Defizite waren die Putzarbeiten, die relativ schnell zur Verschlechterung des physikalischen Zustands des Gebäudes geführt haben, die bereits seit dem Jahr 1885 saniert werden musste [15]. Im Jahr 1903 beschlossen D. Dobranicki und D. Prussak die Erweiterung der Synagoge 134 AnhangA: A Anhänge | Anhang und den Bau einer eigenen Beth-haMidraszu (“Schule”) durchzufuhren. Am 8. April / 1. Mai desselben Jahres setzten sie eine Urkunde auf, welche besagt, dass das Grundstück mit der Liegenschaftsnummer 274d ihr Eigentum sei und die geplanten Investitionen auf ihre Kosten erfolgen würde[16]. Diese notarielle Verpflichtung war eine sehr untypische Erscheinung und deutet darauf hin, dass Dobranicki und Prussak zu den „Älteren“ der Synagoge gehören, welche durch die dort betende jüdische Gemeinde erhalten wurde. Dieser notarielle Akt, der in den Bauunterlagen enthalten ist, sollte jeglichen Zweifel vor den russischen Behörden klären, denen der Entwurf für den Wiederaufbau der Synagoge vorgestellt wurde [17]. Dies wurde im Brief von dem Bürgermeister von Lodz bestätigt. Dieser Brief wurde mit den Entwurfsunterlagen zur Bestätigung an die Landesbehörden gesendet, in dem er schreibt, dass die Synagoge „unter ihrer [i.e. Dobranicki und Prussak’s – J.W.] Verwaltung steht“ (und nicht in ihrem Eigentum). Die ganze Angelegenheit wurde von den Landesbehörden als eine private Investierung anerkannt, welche die jüdische Gemeinde von Lodz als Ganzes nicht beeinflusst. Der Entwurf des Gebäudes wurde in Piotrkow am 27. Mai 1903 bestätigt [18]. Der Autor des Entwurfs und die Person, die für die technische Überwachung der Bauarbeiten verantwortlich ist, war Gustaw Landau-Gutenteger. Die Bauarbeiten wurden vom Maurer I. Gec und dem Zimmermann I. Feldmark durchgeführt [19]. Die Bau- und Erweiterungsarbeiten der Synagoge wurden von einem Historiker der Architektur wie folgt beschrieben: Das Objekt, ursprünglich auf einem quadratischen Grundriss gebaut, wurde durch die Vergrößerung des Gebetsraum in die östliche Richtung erweitert und einem Zubau auf den Rückseiten mit einem Stiegenhaus, welches zur Galerie führte. Der Haupteingang auf der Westseite wurde ebenso umgebaut. Die östliche Wand mit der Aron Hakodesh: nach dem Entwurf sollte an dieser Stelle ein Portal mit einem doppelten Pilaster, welcher mit dem Motiv des Davidsterns verziert werden soll, übernommen werden. Auf der Oberseite, die durch einen Fries getrennt war, befand sich eine große Arkade, welche mit blindem Okuli aus Putz ornamentiert war. Der zentrale Teil wurde von zwei hohen Rundbogenfenstern flankiert. Durch die Verlängerung der Seitenwände wurde der Betsaal erweitert, zwei Fenster wurden pro Geschoss, sowie eine seitliche Öffnung welche in einem halbkreisförmigen Bogen endet, was eines der charakteristischen Motive des „maurischen Stil“ war, eingebaut. Ähnliche Bögen wurden in Teilen des Wiederaufbaus der Fassade eingesetzt. Die archivierten Fotografien der Synagoge in der Zachodnia Straße zeigen bei allen Fensteröffnungen und allen Geschoßes der Fassade Semi-Rundbögen Öffnungen. Es ist unwahrscheinlich, dass ein solcher Abschluss der Fenster bereits vor den Erweiterungsarbeiten zu Beginn des Jahrhunderts bestand, weil es im Widerspruch mit der klassischen Gestaltung der vorderen Fassade des Gebäudes stehen würde. Es ist wahrscheinlicher, dass diese während der Erweiterungsarbeiten eingeführt wurden, obwohl die ursprünglichen Pläne eine so grundlegende Änderung der Fassade nicht vorgesehen hatten [20]. Die Beth ha-Midrash wurde als kleines Nebengebäude entlang der nördlichen Grenze des Anwesens gebaut. Ihre Fassade deutete nicht auf eine spezifische Gestaltungsart des Gebäudes hin. Im Erdgeschoss gab es eine großflächige Gebetshalle, während sich im ersten Stock mehrere kleinere Räume befanden [21]. In den folgenden Jahren, nach dem Ableben von D. Dobranicki (1908) und D. Prussak (1909), wurde die Synagoge von den nachfolgenden “Ältesten” verwaltet, deren Namen leider nicht ermittelt werden konnten. Bekannt ist nur, dass im Jahre 1920 diese Funktion von einem gewissen Mendel Rozenblum (Wohnhaft in Dziema Straße 36a) ausgeführt wurde. Zu Beginn der 1920er Jahre wurde die Synagoge immer noch als Teil der jüdischen konfessionellen Gemeinschaft betrachtet, obwohl nachbarschaftliche Konflikte zwischen der Verwaltung und der Gemeinde entstanden [22]. 135 Anhang A A: | Anhänge In den 1930er Jahren wurde die Synagoge von Gidel Radomski verwaltet (wohnhaft in Zachodnia Straße 51) [23]. In 1933 setzte sich der Vorstand der Synagogen wie folgt zusammen: der Vorsitzende war Cudek Herszenberg, der stellvertretender Vorsitzender Samuel Hochenberg, Mitglieder des Vorstandes waren Henryk Sachs, Salomon Tempel, Ikassel-Mojzesz Berman und Berek Szwarc. Zu dieser Zeit wurde beschlossen, die Angelegenheit des Eigentums der Synagoge zu klären. Höchst wahrscheinlich hängte das mit der 30-jährigen Verjährungsfrist zusammen, die aus den letzten Informationen in Bezug auf Verwaltungsakte der Eigentumsverhältnisse bestimmt wurde - notariell beglaubigte Erklärung von D. Dobranicki und D. Prussak[24]. Die Vorstandssitzung vom 17. September 1933: Vorsitzender Cudek Herszenberg [...] erklärte, dass es in Lodz auf der Zachodnia Straße mit der Nummer 56 eine Synagoge gibt, welche durch den jetzt anwesenden Vorstand verwaltet wird. Das Anwesen wurde von die Gläubigen seit 55 Jahren als Synagoge verwendet worden. Da das Grundstück, auf welchem sich die Synagoge befand im Grundbuch nicht eingetragen war, war es notwendig – zur Festlegung der Eigentümer – dass das Grundstück ins Grundbuch eingetragen wird [25]. Der Vorstand empfahl, dass die Angelegenheit durch den ehemaligen Vorsitzenden, Mozes Epstein (wohnhaft in Zielona Street 17). behandelt werden sollte. Dieser sollte die Angelegenheit bezüglich der Grundbucheintragung „im Namen der ersten großen Synagoge auf der Zachodnia Straße“ [26] regeln. Im Laufe des initialen Verfahrens wurde das Anwesen vermessen, dessen Grenzen etabliert und eine neue Grundstücksregistrierungsnummer (2746) wurde erteilt [27]. Der Termin für die primäre Beilegung der Registrierung war der 26. Juni 1934. Aufgrund der Abwesenheit der Antragsteller zur Regelung der Angelegenheit erfolgte die Registrierung schließlich an einem dritten Tag, den 19. Dezember 1934. Diese Verzögerung wurde vermutlich durch eine Uneinigkeit bezüglich der Grenzen zwischen der Synagoge und der Eigenschaft, welche das Eigentum der konfessionellen (jüdischen) Gemeinde war [28], verursacht. Der Antrag von M. Epstein diente als Grundlage, für die im „Protokol ustalenia granic nieruchomości“ [Pol: Protokoll zur Feststellung der Grenzen des Grundstücks] verabschiedete Verordnung [29]. Dem Protokoll nach war das Grundstück 1.912 m2 groß, im Gegensatz zu dem Oberflächenplan von 1934, nach welchen das Grundstück eine Oberfläche von 2.082 m2 hatte. Der Unterschied resultiert aus der Differenz bei der Bestimmung der Grenze zur benachbarten Eigenschaft der Mikwe. Am 28. Dezember 1935 bestätigte die Verwaltung der Landregistrierung die Verordnung [30]. In der Zwischenkriegszeit wurde das Beth-haMedrash, welches neben der Synagoge betrieben wurde, ein wichtiges Zentrum rabbinischer Studien: Die „Vilker Shul“ war mit einem beys medresh [Hebräisch: Haus des Lernens] verbunden, welches einen außerordentliche Schatz an hebräischen Büchern enthielt. Es war das größte Zentrum des Tora-Studiums in der Stadt. Es gab Zeiten zu denen eine Studie, in der beys medresh , ununterbrochen 24 Stunden am Tag andauerte. Zu diesem Zweck gab es spezielle mishmorim [Hebr: Lerngruppen], die sich periodisch abwechselten, um sicherzustellen, dass der Ort, keine einzige Sekunde ohne dem Studium der Thora wäre [31]. Nach Szloma Huberband wurde die Synagoge in November 1939 nicht niedergebrannt. Stattdessen wurde sie für andere Zwecke übernommen: Anfang November 1939 riefen sie [die Deutschen] die Vertreter der Kehillah [Hebr: Gemeinde] zusammen, übergaben ihnen die Schlüssel der „Vilker Shul” und befahlen ihnen die Synagoge zu reinigen und einen Gottesdienst mit einem Kantor, einem Chor, einem Thora-Leser und einem Schofar [Hebr: Widderhorn]-Blaser zu arrangieren. Die kehillah rief die jüdische Bevölkerung auf am Gottesdient teilzunehmen. 136 AnhangA: A Anhänge | Anhang Die Veranstaltung fand an einem Dienstag statt. Die Synagoge war mit Kongregationsmitgliedern, die Taleysim (Gebetsschals) und Tefillin (Gebetsriemen) trugen, gefüllt. Kantor Winograd und sein Chor führten den Gottesdienst. Eine große Anzahl von hochrangigen deutschen Offizieren kam um den gesamten Verlauf des Gottesdienstes zu filmen, womit es auf einem Film verewigt wurde. Kantor Winograd sang mit dem Chor mehrere Teile der Gebete aus dem Rosh Hashamah und Jom Kippur. Danach wurde der Auftrag erteilt die Thora-Rolle auszurollen und daraus zu lesen. Die Thora-Rolle, die mit einem Umhang bedeckt war, wurde in verschiedenen Stellungen gefilmt, mit gebundenem und ungebundenem Riemen sowie geöffnet und geschlossen. Der Thora Rezitator, ein schlauer Jude, sagte noch vor dem Lesen der Schriftrolle auf Hebräisch: “Heute ist Dienstag”. Diese Aussage sollte der Nachwelt verdeutlichen, dass sie gezwungen wurden von der Thora zu lesen, da die Thora in der Regel nicht Dienstags gelesen wird [32]. Die in der Synagoge gefilmten Bilder wurden in dem antisemitischen Propagandafilm „Der Ewige Jude“ verwendet. In der zweiten Hälfte des Jahres 1940 verbrennen die Deutschen die Synagoge und die Beth Ha-Midrasch, damit wurden auch die vorhandenen Bücher zerstört. Die Thora-Rollen wurden in eine unbekannte Richtung exportiert [33], vermutlich nach Prag, wo die Deutschen ein jüdisches Museum mit einer großen Sammlung schufen. 137 Anhang B: | Anhänge Anhang B: Fotografien der Pläne der Wilker Shul aus dem Staatsarchiv von Lodz 138 AnhangB: B Anhänge | Anhang 139 Anhang B B: | Anhänge 140 AnhangB: B Anhänge | Anhang 141 Anhang B B: | Anhänge 142 AnhangB: B Anhänge | Anhang 143 Anhang B B: | Anhänge 144 Anhänge | Anhang AnhangB: B 145 Anhang B B: | Anhänge 146 AnhangB: B Anhänge | Anhang 147 Anhang C: | Anhänge Anhang C: Weitere Pläne auf welchem die Wilker Shul dargestellt worden ist Stadtplan von Lodz aus März von Jahr 1913 (neu gezeichnet); Wilker Shul gekennzeichnet mit orange punktierter Linie Quelle: Internetseite: <http://dom.zevax.com/gallery/d/5594-2/staryrynek_mapa1913.jpg>, in: <http://dom.zevax.com/gallery/v/Stare_Miasto/mapy/> (07.10.2014) 148 Anhänge | Anhang AnhangC: C Stadtplan von Lodz aus dem Jahr 1917, Jasinski; Wilker Shul gekennzeichnet mit orange punktierter Linie Quelle: Internetseite: <http://www.mapa.lodz.pl/historyczna/>, in: <http://www.mapa.lodz.pl/start.php?p=2> (07.10.2014) 149 Anhang C C: | Anhänge Stadtplan von Lodz aus dem Jahr 1925; Wilker Shul gekennzeichnet mit orange punktierter Linie Quelle: Internetseite: <http://archive.today/tPBg>, in: <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/mapy_lodz.htm> (07.10.2014) 150 Anhänge | Anhang AnhangC: C Stadtplan von Lodz für den Zeitraum zwischen den Jahren 1939-45; Auf dem Plan wurden die zerstörten Synagogen gekennzeichnet, jedoch nicht die Wilker Shul Quelle: Internetseite:The Lodz Atlas, Łódź in the interwar Period and During the Nazi Occupation ,<http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-06A.pdf>, in: <http://www.mapa.lodz.pl/starten.php?p=8> (07.10.2014) 151 Anhang D: | Anhänge Anhang D: Auflistung der jüdischen Gebetshäuser in der Stadt Lodz Adres policyjny Nr hip. Data/y Starszy(i) domu modlitwy Osób Źródła Police Adress Reg. no. Date Elders of House of Prayer Persons Sources Aleksandrowska 4 (Bałuty) 29 IX 1904 Szpichler Henoch Zalma 30 PmŁ 1873, nlb. (unnumbered) Aleksandrowska 7 (Bałuty) 18 VI 1900 Dawid Ofenbach 20 ŁGWŻ 1, s. 194-195 Aleksandrowska 8 (Bałuty) 18 VIII 1900 30 RGP-Adm. 9507, k. 15v-16 Aleksandryjska 5 28 VIII 1903 Ber, Poter vel Patora 50 PmŁ 1872, nlb. 30 PmŁ 1870, nlb. Izbicki Szlama Hersz Senderowicz Abram Abram Chaim Aleksandryjska 6 188a,a 18 VII 1902 Miaskowski Abram Aleksandryjska 8 188 1897 Aleksandryjska 10 53 3 VI 1898 190 28 VI 1895 Aleksandryjska 12 54 23 VI 1898 Najman Szulem Emanuel Aleksandryjska 12 54 13 IX 1902 Wald Dawid Aleksandryjska 11[1] Aleksandryjska 14 55b 25 IX 1902 Rorman Mojżesz PmŁ 1864, nlb. Bialek Abram , Grynsztejn Hersz >30 ŁGWŻ 1, s. 106. Lubochiński Juda Lejb , Milich Wolf Wajsbeg Zelig Orenbach vel Orenbur 32 PmŁ 1863, nlb.; 1873, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 98 PmŁ 1867, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 118, 120121. 80 PmŁ 1868, nlb. 30 PmŁ 1868, nlb. 30 PmŁ 579, 1863, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 11v-12; ŁGWŻ 1, s. 98 30 PmŁ 1863, nlb. Aleksandryjska 16 55 24 VIII 1895 Aleksandryjska 24 60 10 VII 1896 Milich Wolf Aleksandryjska 25 44 10 III 1899 Krawiecki Eliasz Majer 30 RGP-Adm. 9255, k. 59v, 61, 62, 80; RGP-Adm. 9507, k. 11v-12; PmŁ 1881, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 136-138 Aleksandryjska 34 7 VII 1900 Rodzyński Abram Lejb 34 RGP-Adm. 9507, k. 11v-12; ŁGWŻ 1, s. 186, 188-189 Benedykta 13 21 VI 1903 Lewsztajn Józef 30 PmŁ 1872, nlb. Benedykta 28 3 IX 1908 Rapaport Szmul Abram 26 PmŁ 1876, nlb. Benedykta 45 7 VIII 1896 31 RGP-Adm. 9507, k. 30v-31 30 PmŁ 1873, nlb. 30 PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k. 112, 114, 115; ŁGWŻ 1, 172, 176 Brzezińska 13 (Bałuty) 3 VI 1904 Brzezińska 26 (Bałuty) 3 IV 1899 Cegielniana 6 1935 Szmul Zandel Lipski Moszek Sztejn Aleksander Oszkowski Jakub , Wrżonski Michał Dom Modlitwy i Nauki Talmudycznej im. b.p. Salomona Nusena MonataBajs Szlome 152 UWŁ 1208, nlb. AnhangD: D Anhänge | Anhang Cegielniana 7 Cegielniana 28 272b 26 VI 1902 Gilman Kadesz 111 PmŁ 1870, nlb. 4 IV 1902 Helman Mojżesz Lejb 38 PmŁ 1867, nlb. 1870, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 227, 229-230 Kon Aron , Uberbaum 7 VII 1897 Cegielniana 29 Mendel Cegielniana 36 lub 38 Cegielniana 46[2] 24 X 1895 8 IV 1893 1402a RGP-Adm. 9507, k. 20v-21 Symcha , Winter Chaim Monat Salomon Szpejberg Hersz 30 PmŁ 1863, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 20v-21; ŁGWŻ 1, s. 98 ŁGWŻ 1, s. 146, 147 Zaks Jakub Cegielniana 48 29 I 1900 Berger Dydie Cegielniana 52 2 XI 1908 „Linas Hacholim” 60 PmŁ 1876, nlb. ok. 1900 [Uryson Josel ?] 40 PmŁ 1881, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 319-320 4 IV 1902 Janowski Chaim 30 PmŁ 1870, nlb.; 1880, nlb. 30 PmŁ 1881, nlb. Gejnzler Herman Józef 26 ŁGWŻ 1, 56-57; PmŁ 1864, nlb. Gejnzler Herman Józef 26 RGP-Adm. 9507, k. 30v-31 25 PmŁ 1877, nlb. Cegielniana 56[3] Długa 14 2219 320 l,l Długa 22[4] Długa 68 14 XII 1913 796a 1 III 1898 Długa 76 22 XII 1897 Długa 76 8 I 1909 Drewnowska 4 120 9 VII 1898 [Drewnowska 6?] 121 1891 Drewnowska 11 114a 10 III 1899 Drewnowska 11 114a 1898 Drewnowska 11 114a 11 VIII 1906 Drewnowska 15 lub 16 125? 126 Drewnowska 21 Drewnowska 32 104 1366a 13 VI 1893 17 VIII 1895 22 VIII 1898 Uberbaum Symcha Goldberg Gerszon 97 RGP-Adm. 9507, k. 22v-23 RGP-Adm. 9255, k. 78 Rotman Izrael Kaliński Jankiel , Zarzewski Jankiel Rotman Izrael Koplowicz Kopel PmŁ 579, nlb. 30 RGP-Adm. 9507, k. 12v-13 RGP-Adm. 9255, k. 76-77v Sendrowicz PmŁ 1875, nlb. Peter 34 RGP-Adm. 9507, k. 13v-14; ŁGWŻ 1, s. 13-14, 146-147 30 PmŁ 1863, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 13v-14; ŁGWŻ 1, s. 98 30 RGP-Adm. 9507, k. 13v-14; ŁGWŻ 1, s. 122, 124 30 RGP-Adm. 9361, k. 163-164v; 9507, k. 20v-21 50 PmŁ 1873, nlb. 49 PmŁ 1876, nlb. Grynberg Matys Szlama 35 RGP-Adm. 9361, k. 95-98 35 PmŁ 1875, nlb. 30 PmŁ 1877, nlb. Czośniak Jonas vel Leon Lewkowicz Jankiel , Milich Wolf Kon Abram Józef Łódzki vel Lidzki Dzielna 29[5] 1111 5 XI 1898 Eliasz, Topielewicz Dawid Lejb , Epel Szołom Dzielna 29[6] 1111 16 XII 1904 Dzielna 29 1111 11 VI 1908 Franciszkańska 22 [65] 3 VI 1900 Nelkin Józef Lederman Szmul Fridrich Aron Radzinski Abram Lejb Główna 41 20 X 1906 Główna 41 19 VII 1909 „Chewrat-Miszmorim” wiosna 1910 Abramowicz Icek Maje r 2 XII 1897 Gutgold Moszek Isakowicz Główna 46[7] Główna 55 1091a 1175 ŁGWŻ 1, s. 279 20 ŁGWŻ 1, s. 53-54; PmŁ 1864, nlb. 153 Anhang D D: | Anhänge Główna 60 24 III 1906 Kryształ A. , Okno T. PmŁ 1875, nlb. Jakuba 3 29 20 VIII 1893 Jakuba 7 27 1891 Jakuba 10 33 3 XI 1899 Jakuba 10 33 koniec XIX w. Wigdor , Gostyński Beniamin 30 RGP-Adm. 9507, k. 25v-26; ŁGWŻ 1, s. 92, 93 PmŁ 579, nlb. Direnheld Michał Grincwejg Mendel ŁGWŻ 1, s. 185 Jakubowicz Michał Banasz Icek Jakuba 12 przed 1930 Jerozolimska 7 14 1898 Jerozolimska 7 14 10 VII 1898 Jerozolimska 9 6 III 1899 30 „Jeszubut Bajs Israel” Zander Hercyk Halpern Icek Moszkowicz Dawid , Juliusza 3 1179a 26 V 1897 Kamienna 6 1419b 14 VIII 1898 Kamienna 6 1419b 5 IX 1903 Kamienna 9 1418d 10 IV 1899 Kamienna 13[8] 1418 f 20 VIII 1898 Rajbenbach Zelig Kamienna 13 1418 f 23 VIII 1900 Nelken Józef Kamienna 17 1428 a 11 V 1898 Kaufman Moszek 13 IX 1902 Tajch Izrael Kamienna 18 UWŁ 1238, s. 2-3 Lipski Fiszel Mostowicz Berek Wolf Lebental Szlama Kamienna 20 31 V 1898 Hejlman Mordka , (Bałuty) 30 RGP-Adm. 9507, k. 25v-26 25 RGP-Adm. 9507, k. 26v-27 31 RGP-Adm. 9507, k. 31v-32; PmŁ 1864, nlb. 30 PmŁ 1872, nlb. 30 RGP-Adm. 9255, k. 144-146, 149; 9507, k. 22v-23 30 RGP-Adm. 9507, k. 22v-23; PmŁ 1865, nlb. ŁGWŻ 1, s. 231-233 30 RGP-Adm. 9507, k. 22v-23; ŁGWŻ 1, s. 75-76; PmŁ 1865, nlb 40 PmŁ 1868, nlb. 30 ŁGWŻ 1, s. 70, 72-73 Topielewicz Dawid Lejb, Sudjan Lejb Kielma RGP-Adm. 9255, k. 42-43 ŁGWŻ 1, s. 134 Łódzki vel Łucki Eliasz 1427 a 25 Binensztok Mordka Fejl Herszel ŁGWŻ 1, s. 131 1 IX 1900 Trejster Moszek 30 PmŁ 1867, nlb. Konstantynowska 46 320 f 26 IV 1896 Bendet Mordka 30 RGP-Adm. 9507, k. 17v-18; ŁGWŻ 1, s. 125, 127 Konstantynowska 65 321b,b,a 6 VI 1902 Gnatek Herszlik 30 PmŁ 1870, nlb. przełom XIX i Lebental Szlama XX w. Kościelny Plac 8 185/ 186 Krótka 6 10 VII 1896 ŁGWŻ 1, s. 135 Krótka 12[9] 2 X 1904 Paluch Majer Krótka 12 11 I 1909 Walman Majer Chaskiel 3 VII 1900 Lizman vel Lozman Gersz Lutomierska 18 104 Łagiewnicka 6 (Bałuty) Mikołajewska 9 Mikołajewska 64 154 3 V 1900 506a Paluch Majer Friszman vel Fiszman Szymon przed 3 VII 1903 [Lichtenberg ?] 23 IV 1895 Kac Icek Józef 30 RGP-Adm. 9507, k. 29v-30 55 PmŁ 1873, nlb. 30 PmŁ 1877, nlb. 30 RGP-Adm. 9361, k. 121, 124; 9507, k. 13v-14 30 PmŁ 579, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 15v-16; ŁGWŻ 1, s. 190 30 PmŁ 1872, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 103 30 RGP-Adm. 9507, k. 31v-32 AnhangD: D Anhänge | Anhang Mikołajewska 64 14 II 1909 Mikołajewska 69 1093 Nowomiejska 6 1895 20 VII 1904 Nowomiejska 4 Feder Gerszon 10 27 V 1898 234 1891 Kapłan Abram PmŁ 1877, nlb. 31 ŁGWŻ 1, s. 39-40 110 PmŁ 1873, nlb. Landau vel Lande Moszek Mendel 96 35 RGP-Adm. 9507, k. 18v-19; ŁGWŻ 1, s. 105 Berman Wolf , [Nowomiejska 11] Nowomiejska 15 232 16 VIII 1894 PmŁ 579, nlb. Fannelberg Jakub , Marnowicz Abram Lewkowicz Jakub 30 PmŁ 579, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 24v-25; ŁGWŻ 1, s. 146, 148 Fajtlowicz Fajwel , Nowomiejska 19 1891 21a PmŁ 579, nlb. Bławat Motel , Grosfreid Pinkus Jakubowicz Wigdor , Nowomiejska 21[10] 1 X 1899 21 aa Banat vel Banan Icek vel Chaskiel Nowomiejska 26 Nowo-Zarzewska 3 20 1069b Sierakowski Ezriel 13 IX 1901 Engel Gabriel 3 II 1909 Nowo-Zarzewska 20 22 I 1937 Niska 18[11] 1276k 7 XI 1901 PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k. 268, 270; 9507, k. 24v-25 34 PmŁ 1867, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 12v-13; ŁGWŻ 1, s. 146-148 60 PmŁ 1867, nlb. 30 PmŁ 1877, nlb. 8 IV 1893 Nowo-Zarzewska 6 30 Wajnberg Eliasz Francuz Izrael Herc Mordka UWŁ 2512, s. 32, 35-36 100 PmŁ 1868, nlb.; 1870, nlb.; 1873, nlb. Epsztejn Salo vel Nowy Rynek 7 7 1891 Szlama , Siemiatycki PmŁ 579, nlb., 1867, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 146 Hersz , German Zachar vel Zachariasz Baruch August (w 1891- Nowy Rynek 10 240 4 VIII 1876 Ogrodowa 10 287 1891 Ogrodowa 10 287 8 VII 1902 Ogrodowa 12 288 1891 Ogrodowa 12 288 ? IX 1900 Perła Dawid Józef Ogrodowa 12 (Bałuty) 28 IX 1898 Warszawski Wolf Pańska 40 22 VII 1908 Łaski Mordka Majer Pańska 67 5 V 1908 PmŁ 579, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 146 1901) Hilenberg Lajbuś Bławat Lajbuś PmŁ 579, nlb. Bergman Aleksander Berger Abram PmŁ 1867, nlb.; 1870, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 208 PmŁ 579, nlb. RGP-Adm. 9361, k. 176; ŁGWŻ 1, s. 203-204 30 RGP-Adm. 9507, k. 13v-14; ŁGWŻ 1, s. 110-111 22 PmŁ 1876, nlb. Przygurski Józef Moszek 21 PmŁ 1880, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 329 Pieprzowa 14[12] (Bałuty) 15 IX 1900 Bursztynowicz Lejzer 30 RGP-Adm. 9361, k.155, 157, 158, 177 Pieprzowa 16 (Bałuty) 16 II 1899 Bursztynowicz Lejzer 30 PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k. 164, 167-167v; RGP-Adm. 9507, k. 14v-15; ŁGWŻ 1, s. 162 Pieprzowa 17 (Bałuty) 22 IV 1901 Rozenberg Abram Pieprzowa 21 (Bałuty) 12 III 1898 Dykierman Sender ŁGWŻ 1, s. 251 30 RGP-Adm. 9507, k. 13v-14; PmŁ 1865, nlb. 155 Anhang D D: | Anhänge Piłsudskiego 25 3 XII 1936 Girtler Moszek Majer Dyszkin vel Dyszke Sender Piotrkowska 8 250 26 VI 1902 Piotrkowska 12 252 15 VIII 1895 Piotrkowska 17 275 17 IX 1877 Piotrkowska 17 275 1891 Piotrkowska 19 274 16 VI 1895 Piotrkowska 23 [?] 273 1873 4 IX 1876 Piotrkowska 25 UWŁ 2512, s. 32, 33-34 30 PmŁ 1870, nlb. 30 ŁGWŻ 1, s. 35-36, 148 Cygielberg Lewi 33 RGP-Adm. 9507, k. 19v-20; Kon Salomon 30 Winter Chaim Senderowicz vel Sendrowicz Izrael Bławat Chaim PmŁ 579, nlb. Uberbojm Symcha Belin Jakub PmŁ 579, nlb. 25 Piotrkowska 29 271 1891 Szifowicz Rachmil Piotrkowska 31[13] 270 1891 Chaim , Uberbaum Piotrkowska 33 269 od 1876 Piotrkowska 33 269 1891 RGP-Adm. 9507, k. 19v-20; ŁGWŻ 1, s. 41-42, 146, 148 RGP-Adm. 9507, k. 19v-20 PmŁ 579, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 146 Kon Aron , Winter Symcha Piotrkowska 38 260 17 IX 1892 Piotrkowska 42 261 26 IX 1898 Piotrkowska 43 265 8 VI 1899 Piotrkowska 50 263 przed 1 X 1894 Piotrkowska 60 Piotrkowska 81 9 VII 1901 769 Piotrkowska 82 4 II 1898 9 VIII 1896 PmŁ 579, nlb. Winter Chaim (1891) PmŁ 579, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 146 Berger Dydie PmŁ 579, nlb. Grinszpan vel Grinsztajn Symeon vel Szymon Sroka Jakub Gliksman Eliakim , Jankielewicz Jakub 30 PmŁ 579, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 19v-20 30 RGP-Adm. 9507, k. 19v-20; ŁGWŻ 1, s. 89-91 30 PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k. 177, 179-180v; 9507, k. 20v-21; ŁGWŻ 1, s. 167-168 ŁGWŻ 1, s. 146 Majerowicz Izrael Wolf , Wolberg Izrael Herszberg Szmul Gilwan Kadet Bławat Menasze , Muchnicki vel Michnicki Hersz 31 PmŁ 1867, nlb. 50 PmŁ 1864, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 58-59 30 RGP-Adm. 9507, k. 29v-30 30 PmŁ 579, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 30v-31; ŁGWŻ 1, s. 4-5, 146-147 Piotrkowska 83 768 6 IV 1893 Wiślicki Chaim Jakub Piotrkowska 88 520 7 XII 1900 Pelc vel Plesner Chaskiel 81 PmŁ 1870, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 238 8 III 1908 Paluch Majer 55 PmŁ 1876, nlb. Piotrkowska 92 Piotrkowska 107 756 1891 Piotrkowska 107 756 30 VIII 1895 Bryczkowski Henoch Piotrkowska 117 751 31 III 1900 Kon Abram Moszek Piotrkowska 118[14] 537 24 VIII 1895 Bryczkowski Henoch Piotrkowska 120 538 14 VII 1900 Gamprecht Moszek Icek Piotrkowska 120 538 24 V 1902 Galtricht Moszek Piotrkowska 145 737 10 VI 1893 Jakubowicz Lewek Piotrkowska 197 711 5 VII 1898 156 Lipszyc Berszt PmŁ 579, nlb. Szpigel vel Szligiel Wolf Ber PmŁ 1864, nlb. 15 RGP-Adm. 9361, k. 73-77 31 PmŁ 1864, nlb.; PmŁ 1870, nlb.; RGPAdm. 9507, k. 29v-30 ŁGWŻ 1, s. 198-200 30 PmŁ 1870, nlb. 30 PmŁ 579, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 30v-31; ŁGWŻ 1, s. 11-12, 146-147 30 RGP-Adm. 9507, k. 33v-34; ŁGWŻ 1, s. 112-114 AnhangD: D Anhänge | Anhang Piotrkowska 284 626 18 X 1900 Rotholz Michał 30 PmŁ 1867, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 221, 223, 236 Podrzeczna 5 134 24 V 1902 Nejman Szulim 75 PmŁ 1870, nlb. Podrzeczna 8 28 1891 Podrzeczna 9 11 V 1898 132a [Podrzeczna 9 lub 12?] 132 1891 [Podrzeczna 9 lub 12?] 132 [Podrzeczna 9 lub 12?] 132 Podrzeczna 11 [131] Podrzeczna 12 132 [?] [Podrzeczna 21?] Południowa 2 Frenkel Chemia Szpigel Józef PmŁ 579, nlb. 30 PmŁ 579, nlb. 1891 1891 Lewek Lewkowicz PmŁ 579, nlb. Terakowski Ezriel Gociał Józef PmŁ 579, nlb. 20 VIII 1898 Karmioł Hersz 1891 Szwajcar Lejb 15 VIII 1895 41 PmŁ 1868, nlb. 30 RGP-Adm. 9507, k. 12v-13; ŁGWŻ 1, s. 8-9 PmŁ 579, nlb. Sendrowicz Izrael 30 RGP-Adm. 9507, k. 18v-19 30 RGP-Adm. 9507, k. 23v-24; ŁGWŻ 1, s. 8-9, 147 30 PmŁ 1868, nlb. 20 PmŁ 1864, nlb. 30 ŁGWŻ 1, s. 25-26, 148 30 RGP-Adm. 9507, k. 23v-24 30 RGP-Adm. 9507, k. 21v-22 Finkelberg Jakub , Południowa 18 481 21 IV 1893 Berman Wolf Majer , Markowicz Abram Południowa 18 481 13 IX 1902 Nelken Józef Południowa 20 483 25 II 1897 Solomonowicz Zalman 1420 16 IX 1894 Rajbenbach Zelig Południowa 22 26 II 1897 Solomonowicz Zalman Południowa 25 22 IV 1895 Południowa 21[15] Południowa 27[16] Południowa 28 Południowa 30 PmŁ 1865, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 12v-13; ŁGWŻ 1, s. 62 Józefowicz Moszek 3 IX 1902 74 Orbach Lejzer Moszek , Lipsztejn Hersz , Codyk Bernsztejn PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k. 276-276v, 279-281; 9507, k. 23v-24 1423 29 X 1899 Kac Chaim Szlama 486 3 VII 1902 Rajcher Wilhelm vel Wolf 42 PmŁ 1870, nlb. 12 VIII 1895 Lewkowicz Abram Sucher 32 PmŁ 1863, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 23v-24; ŁGWŻ 1, s. 98 Wajnberg Ire 40 PmŁ 1868, nlb. 420 a Północna 5 313 18 IX 1902 Północna 6 298 1897 Kochański Moszek Północna 6 298 12 IX 1897 Zilbersztejn Hersz Północna 7 312 7 VIII 1893 Zilbersztejn Hersz Północna 7 312 9 VIII 1896 Michałowicz Moszek Północna 9 311 9 II 1896 [Północna 9] 311 1891 Północna 10 11 IX 1902 Północna 11 310 12 VI 1896 Północna 11 310 1891 Północna 11 310 1891 Fajtlowicz Moszek ŁGWŻ 1, s. 95 50 PmŁ 579, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 15-16, [50] 146-147 30 RGP-Adm. 9507, k. 17v-18 30 PmŁ 1863, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 99 PmŁ 579, nlb. Wajngarten Zelig Wigdor Adesman Majer Helpern vel Halbpern Icek Lejb Fridman Szmul , Szpiwak Issaak Landau Rafał RGP-Adm. 9507, k. 25v-26 30 PmŁ 1868, nlb. 25 PmŁ 1863, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 98 PmŁ 579, nlb. PmŁ 579, nlb. 157 Anhang D D: | Anhänge Północna 11 310 Północna 21 336B 3 VIII 1902 Północna 25 336B 20 I 1909 Północna 31 338a 11 IX 1902 Rokicińska 12[19] 1899 28 VIII 1903 560 b Frenkel Szymon Kirszbaum Majer Fajn Fiszel 50 PmŁ 1870, nlb. 35 PmŁ 1868, nlb. 40 PmŁ 1877, nlb. 38 PmŁ 1868, nlb. 30 RGP-Adm. 9255, k. 200, 204-204v 30 PmŁ 1872, nlb. 50 ŁGWŻ 1, s. 281-282, 284-285 30 RGP-Adm. 9255, k. 204-204v 30 RGP-Adm. 9507, k. 33v-34 30 Gerc (Herz?) Mordka Paluch Majer 1910 560 1898 Herc (Herz?) Mordka 14 X 1898 Herc (Herz?) Mordka e,d,e,f Rokicińska 20 RGP-Adm. 9507, k. 24v-25 Witelzon Abram Północna 25 Rokicińska 8[18] 30 Zilberman Lewek 1 VI 1902 Promenadna 34 13 XI 1896 336a 1276 PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k. 195-196v, 199; RGP-Adm. 9507, k. 17v-18; ŁGWŻ 1, s. 159, 160-161 Landau Nusen Icek Północna 23 Rokicińska 6[17] 40 11 VI 1899 1276 Rokicińska 28[20] 675A 12 XI 1904 Rokicińska 31 1276a,b 12 VII 1899 Rzgowska 2 627c,a 19 IV 1901 Herc (Herz?) Mordka Herc (Herz?) Mordka Grinberg Perec Rzgowska 8 627G 23 I 1896 Ferszter Jakub vel Jankiel [Rzgowska 10?] 627c 1891 Składowa 13 1114 Berger Moszek 9 VII 1897 Maślanka Icek Kligier Chil Skwerowa 18 1384d 24 VII 1898 Solna 5[21] 338B 22 IX 1905 Solna 8 337a,a 3 VI 1900 Solna 11 338a 10 VI 1898 Staro-Brzezińska 36 30 627 14 IX 1903 Staro-Zarzewska 5 627 12 II 1901 Staro-Zarzewska 35 1903 Stary Rynek 2 228 17 IX 1899 Stary Rynek 6 224 1891 Stary Rynek 11 190 21 VII 1895 Stary Rynek 13 181 1891 Stary Rynek 14[22] 180 24 III 1895 [Stary Rynek?] 193 1891 PmŁ 1866, nlb. ŁGWŻ 1, s. 253-254 RGP-Adm. 9507, k. 33v-34; PmŁ 1867, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 49, 98 PmŁ 579, nlb. 30 PmŁ 1864, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 29v-30 30 ŁGWŻ 1, s. 115-117 Radzyner vel Radziner PmŁ 1874, nlb. Dawid Berek vel Ber Radzyner vel Radziner Dawid Berek vel Ber 30 APŁ, RGP-Adm. 9361, k. 100, 119; 9507, k. 23v-24; ŁGWŻ 1, s. 178 Frenkel Abram Icek 30 RGP-Adm. 9507, k. 24v-25; ŁGWŻ 1, s. 108 PmŁ 1867, nlb. 1901 Staro-Zarzewska 5 158 Krel Szmul Moszek PmŁ 1873, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 283 Fridman Szlama Markus Mordka 40 ŁGWŻ 1, s. 249 Goldberg Moszek, Goldberg Chaim PmŁ 1872, nlb. Łódzki vel Łucki Henoch 30 Frenkel Szymon Wolf , Orbach Jakub Lubochiński Juda , 32 Joskowicz Lejb Latowicz Abram , Kaufepan Bombel Berger Abram PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k. 262-263v; RGP-Adm. 9507, k. 11v-12; ŁGWŻ 1, s. 169 PmŁ 579, nlb. Rorman Moszek Majer PmŁ 1872, nlb. RGP-Adm. 9507, k. 12v-13; ŁGWŻ 1, s. 27-28, 98 PmŁ 579, nlb. 30 PmŁ 579, 1864, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 148 PmŁ 579, nlb. AnhangD: D Anhänge | Anhang Stodolniana 7 126 1891 Średnia 2 329 1891 Średnia 17 428 27 III 1897 Średnia 44 355 5 II 1900 Krauskopf Szaja Ber Targowa 10 24 V 1902 Frenkel Henoch Targowa 65 1898 Czośniak Jonas PmŁ 579, nlb. Honigsztajn Jakub , PmŁ 579, nlb. Krul Majer Karpf Robert Abramowicz Icek Majer 75 RGP-Adm. 9507, k. 23v-24; PmŁ 1864, nlb. 30 RGP-Adm. 9361, k. 28-30; 9507, k. 26v-27 36 PmŁ 1870, nlb. 40 RGP-Adm. 9255, k. 35-35v, 39 30 PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k. 272-273, 275; RGP-Adm. 9507, k. 21v-22 Epsztejn Szymon vel Widzewska 27[23] 1426 14 X 1899 Szołom , Siemiatycki Hersz , Herman Zachariasz Widzewska 42[24] 1434 14 XII 1913 [Widzewska 65?] 1110 Widzewska 71 1891 9 III 1900 Widzewska 90 1128 1910 18 III 1899 1094a 1891 233 3 V 1898 Wolborska 3 222 21 VII 1898 201a 17 VII 1900 Wolborska 28[26] 25 X 1904 Wolborska 32 [3] Wolborska 33 211B 17 VIII 1902 11 IV 1899 Wólczańska 137 Wschodnia 10 4 II 1906 21m,a 1 VI 1902 465 Wschodnia 15[27] Wschodnia 18 1876 2 X 1904 469 24 VII 1898 29 VII 1899 Wschodnia 24 Wschodnia 25 Sznejberg Hersz 40 Wieruszewski Mordka Mendel 31 Birnbaum Chaim PmŁ 1881, nlb. PmŁ 579, nlb. RGP-Adm. 9361, k. 52, 56; 9507, k. 29v-30 ŁGWŻ 1, s. 302 Grosman Moszek Lejzer 35 RGP-Adm. 9255, k. 94-97; 9507, k. 30v-31 457 1891 PmŁ 579, nlb. Bławat Motel , Grosfreid Pinkus Wolborska 1 Wschodnia 2 Wald Icze PmŁ 1864, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. n. o. 21v-22; ŁGWŻ 1, s. 52. Fajlłowicz Fajwel , [Widzewska 121? lub Dzielna 62 lub 64?] Wolborska 18 Sznejberg Hersz , Zaks Jakub I. Widzewska 46[25] Widzewska 119 lub 121 9 I 1898 Orbach Lejzer Moszek Żelechowski vel Żelichow Nachman Nusyn 30 PmŁ 1865, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 25v-26; ŁGWŻ 1, s. 80-82 30 ŁGWŻ 1, s. 81-82, 84; PmŁ 1865, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 24v-25 PmŁ 1867, nlb. Kaczka Hercek Lubochiński Idel Libermensz Moszek Lajpciger Lejb , Pantel vel Bantel Elja 32 PmŁ 1873, nlb. 33 PmŁ 1868, nlb. 30 RGP-Adm. 9255, k. 127-129; 9507, k. 25v-26; ŁGWŻ 1, s. 132-133 35 PmŁ 1875, nlb. Szmerłowicz A. Hamburski Chune Kon Aron [?] Russak Aron Jakubowicz Michał Wigdor , Banasz Icek Bibergal Chaim Zalman , Lichtensztejn Majer Rajbenbach Zelig PmŁ 1867, nlb.; PmŁ 1870, nlb. PmŁ 579, nlb. 30 PmŁ 1873, nlb. 30 RGP-Adm. 9255, k. 17-18, 20; ŁGWŻ 1, s. 128-130 30 RGP-Adm. 9507, k. 18v-19 PmŁ 579, nlb. 159 Anhang D D: | Anhänge Czlenow Aron , 457 Wschodnia 25 29 VIII 1895 Krenicer vel Krinicer Zalma Wschodnia 29 455 27 VII 1899 452 18 V 1893 RGP-Adm. 9507, k. 18v-19; ŁGWŻ 1, s. 33-34, 148 30 PmŁ 1866, nlb.; RGP-adm. 9255, k. 207-207v, 223, 225; ŁGWŻ 1, s. 151 30 RGP-Adm. 9255, k. 277-277v; PmŁ 579, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 17-18, 146-147 31 PmŁ 579, nlb. Bibergal Zalman Wolf , Lichtensztejn Majer Wschodnia 33[28] 32 Kac Szlama Chaim Liberman Pinkus , Wschodnia [35?] 453 1891 Łódzki vel Łucki Eliasz , Pawłowski Gecel Wschodnia [41?] 1408 1891 17 IX 1892 Wschodnia 43 Rokman Aron , Epsztejn Dawid PmŁ 579, nlb. Szlamowicz Szmul 30 RGP-Adm. 9507, k. 20v-21 Kestenberg Majer , Wschodnia [49?] 1410 1891 PmŁ 579, nlb. Fuks Fiszel , Hercberg Józef Wschodnia 53 1404 27 V 1898 Wschodnia 53 1404 31 V 1898 Lipszyc Berek Lipszyc Abram 30 PmŁ 1865, nlb. 30 PmŁ 1868, nlb. 32 RGP-Adm. 9507, k. 21v-22; PmŁ 1865, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 21-22, 146-147 Nejman Hersz Chaim , Wschodnia 54 lub 50 [489 a?] 16 III 1893 Obarzanek Szmul Ber , Klajd Kiwa Mowszowicz vel Moszkowicz Szlama Icek PmŁ 1865, nlb.; 1871 nlb.; ŁGWŻ 1, s. 66 5 II 1898 Lipszyc Abram Ber ŁGWŻ 1, s. 30, 67 Wschodnia 56 1898 Wschodnia 58 Wschodnia 64 lub 66 [1416 ?] 4 IV 1902 Krakowski Mordka Mendel Wschodnia 66 1418a 17 X 1892 Kissyn Bencjon 1897 Zachodnia 40[29] 44 przed 1898 Działowski Chaskiel Zachodnia 40 44 20 VIII 1898 Berliner Icyk Majer 12 VII 1908 Czaryski Majer Zachodnia 42 Zachodnia 66 270E 30 X 1902 PmŁ 1867, 1870 nlb.; ŁGWŻ 1, s. 215 RGP-Adm. 9507, k. 22v-23; PmŁ 579, nlb. 318 Zachodnia 29 30 ŁGWŻ 1, s. 55 Uryson Josel 30 PmŁ 1865, nlb.; 1881, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 18v-19; ŁGWŻ 1, s. 60-62 40 PmŁ 1876, nlb. 200 PmŁ 1868, nlb.; PmŁ 1881, nlb. Nejman Chaim Hersz , [Zagajnikowa ?] 489b 1891 Klejd Kiwa PmŁ 579, nlb. Obarzanek Szmul Ber 4 VII 1912 Zawadzka 21 Zawadzka 29[30] 48 l Majlech Działowski Chaskiel Markus Mordka 627 4 IV 1902 Zarzewska 7 1069 22 VIII 1895 Zarzewska 19 1063 26 I 1901 160 Sztork vel Sztark Josif vel 4 II 1898 Zarzewska 5 Ejlenberg Józef Majer Ratner Aron 30 PmŁ 1881, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 17v-18 30 PmŁ 1864, nlb.; RGP-Adm. 9507, k. 17v-18 30 PmŁ 1870, nlb. 30 RGP-Adm. 9507, k. 33v-34; PmŁ 1863, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 98 30 RGP-Adm. 9507, k. 33v-34; ŁGWŻ 1, s. 217, 219-220 AnhangD: D Anhänge | Anhang Zgierska 21 Zgierska 46 20 II 1937 Rozencwajg Dawid , Feldman Abram Chil 16 VI 1900 Szlamowicz Józef Lejb Zgierska 76 (Bałuty) 19 VII 1900 Zimenfeld Icek Zgierska 15 (Bałuty) 19 VII 1900 Falke Józef Aron Zielona 34 23 VIII 1903 Bławat Jankiel (Bałuty) Żeromskiego 20 Żurawia 4 (Radogoszcz) Żurawia 4 UWŁ 2512, s. 32, 39-40 PmŁ 1867, nlb. ŁGWŻ 1, s. 181 24 III 1937 Salamończyk Lajb 1911 Orzech Abram Icek 1933 dom modlitwy gminy wyznaniowej 34 RGP-Adm. 9361, k. 144-145; 9507, k. 14v-15 40 PmŁ 1872, nlb. UWŁ 2512, s. 32, 37-38 ŁGWŻ 1, s. 276 ŁGWŻ 440, s. 1; 441, s. 1; 442 s. 1 (Radogoszcz) Quelle: Internetseite: <http://www.synagogi.lodz.pl/domy/adresy.htm>, in: <http://www.synagogi.lodz.pl/domy/> (07.10.2014) 161 Anhang E: | Anhänge Anhang E: Szenen die keine räumlichen Merkmale zeigen, aus dem Propagandafilm „Der ewige Jude“ Szene 03 Szene 06 Szene 09 Szene 13 162 AnhangE: E Anhänge | Anhang Szene 15 Szene 16 Szene 17 Szene 18 Szene 19 Szene 20 163 Anhang E E: | Anhänge Szene 30 Szene 31 Szene 32 Szene 33 Szene 34 Szene 35 164 AnhangE: E Anhänge | Anhang Szene 38 Szene 39 Szene 42 Szene 43 Szene 47 165 Anhang E: | Anhänge 166 Anhänge | Anhang E: 167