Die virtuelle Rekonstruktion der Wilker Shul - “Zachodnia 56”

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DIPLOMARBEIT
Die virtuelle Rekonstruktion der Wilker Shul - “Zachodnia 56” - in Lodz (Polen)
ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades
eines Diplom-Ingenieurs
unter der Leitung
Ao. Univ. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. techn. Bob Martens
E253
Institut für Architektur und Entwerfen
eingereicht an der Technischen Universität Wien
Fakultät für Architektur und Raumplanung
von
Arnes Alibasic
Matrikelnummer 0327272
Wien, am 29.10.2014
I
Abstract
This thesis deals with the virtual reconstruction of the synagogue
Wilker Shul in the Zachodnia street 56 (now 70) in Lodz (Poland).
The synagogue was destroyed by the National Socialist regime in
the period between 1939 and 1941. Based on extensive research
and a critical examination of the documents a detailed virtual
three-dimensional building model was created.
The thesis is divided into three parts.
The first part deals with the history of Wilker Shul and contains
explanations that were relevant for the construction of threedimensional building model. In addition, the chapter gives an
overview of the urban situation and development of the city, as
well as the locations of other known Jewish sacred buildings of
Lodz.
The plan, photo and video materials were then analyzed in detail
and checked for discrepancies, in order to create a unified and
detailed image of the synagogue. These analyzes resulted in
a two-dimensional basis, which served the construction of the
virtual building model of the Wilker Shul.
The modeling of the virtual synagogue as well as the publication
of the model structure finalizes the work. The results of the
reconstruction are shown in the form of illustrations, which were
created with rendering software.
The generated model serves as documentation of the destroyed
Jewish sacral building and provides a basis for a possible postprocessing of the model, in occurrence of new sources or findings.
II
Kurzfassung
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der virtuellen
Rekonstruktion der Synagoge Wilker Shul in der Zachodnia
Straße 56 (heute 70) in Lodz (Polen). Die Synagoge wurde
unter dem nationalsozialistischen Regime im Zeitraum von
1939 und 1941 zerstört. Anhand ausführlicher Recherchearbeit
und einer kritischen Auseinandersetzung mit den Unterlagen,
wurde ein möglichst detailgetreues virtuelles dreidimensionales
Gebäudemodell erstellt.
Die Diplomarbeit gliedert sich in drei Teile.
Der erste Teil befasst sich mit der Geschichte der Wilker Shul
und beinhaltet Erläuterungen, die für die Konstruktion des
dreidimensionalen Gebäudemodells relevant waren. Zudem
gibt das Kapitel einen Einblick in die städtebauliche Situation
und Entwicklung der Stadt, sowie die Lage weiterer bekannter
jüdischer Sakralbauten der Stadt Lodz.
Um ein einheitliches und detailgetreues Bild der Synagoge
zu schaffen wurden anschließend die Plan-, Foto- und
Videomaterialien detailliert analysiert und auf Diskrepanzen
geprüft. Aus diesen Analysen resultierte eine zweidimensionale
Grundlage, die der Konstruktion des virtuellen Gebäudemodells
der Wilker Shul diente.
Die Modellierung der virtuellen Synagoge sowie die Bekanntgabe
der Modellstruktur finalisieren die Arbeit. Die Ergebnisse der
Rekonstruktion gehen aus einem Renderingverfahren hervor und
werden in Form von Abbildungen dargestellt.
Das erstellte Modell dient der Dokumentation des zerstörten
jüdischen Sakralgebäudes und verschafft eine Grundlage für eine
eventuelle Nachbearbeitung des Modells, bei Auftreten neuer
Quellen oder Erkenntnisse.
III
Danke
meinen
Eltern, meiner Schwester und Anela
IV
Inhaltsverzeichnis
1. Die Synagoge
1
1.1 Geschichte der Synagoge
2
1.2 Architekten der Wilker Shul
16
1.3 Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945
20
2. Quellenanalyse
35
2.1 Analyse der Planunterlagen
36
2.2 Analyse der Fotounterlagen
50
2.3 Videoanalyse 58
2.4 Weiterführende Informationen
90
3. Die virtuelle Rekonstruktion
91
3.1 Die Modellierung
92
3.2Ebenenstruktur
94
3.3 Das Renderingverfahren
108
4. Schlussfolgerung
125
Glossar
126
Literaturverzeichnis
127
Abbildungsverzeichnis
128
Anhänge
131
V
VI
Die Synagoge | Die Synagoge
DIE SYNAGOGE
Wilker Shul
synagoga Nowego Miasta
1
Geschichte der Synagoge | Die Synagoge
Abbildung 1:
Ansicht auf die Wilker Shul vor dem Jahr 1914
1.1 Geschichte der Synagoge
Anhand der wenigen vorhandenen Unterlangen wurde versucht,
eine chronologische Geschichte der Wilker Shul zu erstellen. Eine
wichtige Quelle für diese Beschreibung war das Buch von Jacek
Walicki (Synagogues and Prayer Houses Of Lodz), welches u.a.
auf Archivmaterial aus dem Staatsarchiv von Lodz basiert. Eine
Übersetzung des Ausschnittes über die Synagoge in der ZachodniaStraße 56 ist im Anhang A zu finden. Die Information aus diesem
Text wurde mithilfe einer Analyse von Plan-, Bild- und Videomaterial
vervollständigt.
1.1.1Die Gründung
Am 27. Juli 1875 wurde die in der Zachodnia-Straße 56, Lodz,
Polen, gebaute Synagoge durch die Landesbehörden genehmigt.
Es war der erste jüdische Sakralbau außerhalb der Altstadt von
Lodz (Abb. 2). Der Architekt dieser Synagoge war unbekannt und
das Objekt war über einen längeren Zeitraum nicht im Grundbuch
eingetragen1, und zwar bis Dezember 19352. Die Synagoge befand
sich am westlichen Ende des Stadtteils „Nowa Miasto“ [poln.: neue
Stadt], der neu entstandenen Fabrikstadt3. Zum Zeitpunkt ihrer
Gründung entstand auch der angrenzende Stadtteil „Wiazowa“
aufbis dahin noch nicht urbanisiertem Gebiet4.
1
Vgl. Walicki, Jacek; The synagogues and prayer houses of Lodz (to 1939), Übersetzung
von Guy Russell Torr, Ibidem, Lodz 2000, S. 61, zit. n. Staatsarchiv Lodz (APŁ), Piotrkow
Landesregierung-Bauabteilung (RPG-Bud.) 9658, ohne Nummerierung.
2
Vgl. Walicki 2000, S. 66, zit. n. Archiv Regionalgericht in Lodz (ASRŁ), Abteilung XX
Grundbuchamt (KW), Repertoire Nr. 6605, Dokument Nr. 4.
2
3
Fabrikstadt: siehe Seite 23
4
Vgl. The Lodz Atlas, Łódz in the high industrial period, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/
en-05R.pdf>, in: <http://www.mapa.lodz.pl/starten.php?p=8>, 16.09.2014
Die Synagoge | Geschichte der Synagoge
Stara Miasto
Synagogen nach Baujahr
orthodoxe Synagoge - 1864
Wilker Shul - 1875
Die Große Synagoge (reformiert) - 1887
Synagoge Ohel Jakov (zionist) - 1899
Synagoge Ezras Izrael - 1904
Nowa Miasto
bebaute Fläche
Grünfläche
Wasser
Altstadt
Wiazowa
Bahnhof
1:20.000
Abbildung 2:
Stadtkarte von Lodz, 1880
In den 1840er Jahren entstand in Lodz eine Gruppe an
progressiven Juden, welche sich von den orthodoxen
Traditionen in Bezug auf Kleidungsstil sowie die Art
und Weise, auf welche der Gottesdienst durchgeführt
wird, distanzierte. Die Mitglieder dieser Gemeinschaft
waren vor allem Repräsentanten der oberen Schicht
der jüdischen Gemeinde. Die Formierung dieser
„zivilisierten“ Juden (wie sie sich selbst nannten) wurde
durch die damals bestehenden Vorschriften gefördert,
welche es ihnen ermöglichten, viele Rechte auszuüben,
die der orthodoxen Mehrheit verweigert wurden. Die
orthodoxen Juden, bestehend hauptsächlich aus der
unteren Schicht, durften nur in der Altstadt wohnen
und Immobilien besitzen (bis zum Jahr 18625,6) und
diejenigen, die sich in der Neustadt aufhielten, durften
keine orthodox jüdische Kleidung tragen7. Im Rahmen
dieser Abspaltung entstand auch der Wunsch nach
einer separaten Synagoge, wo die reformierten Juden
ihren Glauben ausüben konnten8.
5
Vgl.
Krawczyk,
Łukasz,
(2007);
Kalendarium,
<http://www.historycznie.uni.lodz.pl/
kalendarium.htm>, in: < http://www.historycznie.uni.lodz.pl/index.htm>, 07.09.2014
6
Vgl. The Lodz Atlas, Łódz in the high industrial period, 16.09.2014
7
Vgl. Walicki 2000, S. 37-37, 62-63.
8
Ebda., S. 41.
3
Geschichte der Synagoge | Die Synagoge
1.1.2 Glaubensrichtungen in der Wilker Shul
Die erste Hälfte ihres Namens entleiht die Synagoge der
gleichnamigen Bezeichnung des betreffenden Stadtteils
(„Wilk“ bedeutet in der polnischen Sprache „Wolf“)9.
Das Wort „shul” ist eine jiddische Bezeichnung für die
Synagoge, entstammt dem deutschen Wort „Schule”
und weist auf die Bedeutung der Synagoge als ein Ort
der Lehre hin10.
Die Wilker Shul war die erste Synagoge, die nach der Abspaltung
der reformierten Juden gegründet wurde11. Es gibt keine eindeutigen
Hinweise darauf, welche Glaubensrichtung des Judentums hier
ausgeübt wurde. Die folgende Aufzählung von Fakten könnte
indirekt Hinweise darauf geben, um welche Glaubensrichtung es
sich gehandelt hat:
• Nach ihrer Gründung im Jahre 1875 bezeichnete die Kehillah
[hebr.: Gemeinde], der Aufsichtsrat der Synagogen, die Wilker
Shul als die zweite kommunale Synagoge unter den Namen
„Synagoga Nowego Miasta” [poln.: Synagoge der neuen Stadt],
obwohl sie nicht im Besitz des Aufsichtsrates war12.
• Unter der jüdischen Bevölkerung der Stadt Lodz war die
Synagoge unter dem Namen Wilker Shul bekannt13.
• Die Synagoge stand in Privateigentum, was dafür sorgte, dass
die kommunalen Behörden eine direkte Finanzierung der Heizund Beleuchtungskosten über den Aufsichtsrat der Synagogen
verhinderten14.
• In der Synagoge fand ab dem Jahr 1884 die Wahl des
synagogischen Aufsichtsrates statt (zuvor geschah dies in der
orthodoxen Synagoge in der Wolborska-Straße)15,16.
• Die Synagoge wurde zu Beginn der 1880er Jahre von den
städtischen Behörden als „Zweigstelle” der kommunalen
Synagogen in der Wolborska-Straße (orthodoxe Synagoge in
der Altstadt) angesehen. Der Bürgermeister von Lodz betonte
aber, dass sie hauptsächlich von der oberen und mittleren
Schicht der jüdischen Gemeinde besucht wurde17.
• Laut den Vertretern der ärmeren orthodoxen Juden von Lodz
war die Wilker Shul von Beginn an eine private Synagoge18,19.
9
Ebda., S. 63, zit. n. Spodenkiewicz, Pawel; Zaginiona dzielnica. Łódz zydowska – ludzie i
miejsca, Łódz 1998, S. 72.
10 Synagoge,
11 Vgl.
4
< http://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge> 16.09.2014
Walicki 2000, S. 6,18,47-48,62-63,67.
12 Ebda.,
S. 62, zit. n. APŁ, Akten der Stadt Lodz (AmŁ) 7143, k. 118-118v, 119-119v.
13 Ebda.,
S. 63, zit. n. Spodenkiewicz 1998, S. 72.
14 Ebda.,
S. 62, zit. n. APŁ, AmŁ 7143, k. 118-118v, 119-119v.
15 Ebda.,
S. 62, zit. n. APŁ, AmŁ 7152, ohne Nummerierung.
16 Ebda.,
S. 62, zit. n. APŁ, AmŁ 7161, ohne Nummerierung.
17 Ebda.,
S. 62, zit. n. APŁ, AmŁ 7152, ohne Nummerierung.
18 Ebda.,
S. 62, zit. n. APŁ, AmŁ 7152, ohne Nummerierung.
19 Ebda.,
S. 63.
Die Synagoge | Geschichte der Synagoge
Abbildung 3:
Grundriss der orthodoxen Synagoge in
der Wolborska Straße mit einer Bima, die
zentral im Hauptbetraum steht
Abbildung 4:
Östliche Ansicht auf den Innenraum der
Großen Synagoge (reformiert), wobei eine
östlich im Raum positionierte Bima zu sehen
ist
• In den 1880er Jahren wurde sie wahrscheinlich von
„progressiven“ Juden besucht, welche auf die Vollendung
ihrer privaten „progressiven” Synagoge in Spacerowa-Straße
warteten20.
• Die Videoanalyse (Seite 58) zeigt, dass die Bima eine östliche
Positionierung hat und nicht eine zentrale (was ein Merkmal
einer orthodoxen Synagoge ist)21.
Die oben angeführten Tatsachen belegen, dass zwischen der
orthodoxen Gemeinde und der Wilker Shul eindeutige Verbindungen
bestanden. Die Aussagen der städtischen Behörden und der Vertreter
der ärmeren orthodoxen Juden betonen aber, dass die Synagoge
nur von der oberen und mittleren Schicht der jüdischen Gemeinde
besucht wurde. Diese zwei Aussagen könnten dahingehend
interpretiert werden, dass die Synagoge nur von Personen besucht
wird, die keine orthodoxe Kleidung tragen.
Dazu muss man in Betrachtung ziehen, dass es sich hier um
die erste Synagoge außerhalb der Altstadt handelt, die nach der
Abspaltung der reformierten Juden gebaut wurde. Die Existenz von
nur einer Synagoge vor der Abspaltung könnte eine notwendige
Verbindung der reformierten Gemeinde mit der orthodoxen
Gemeinde erklären. Die anderen zwei großen Synagogen von Lodz
(Abb. 2), die auch außerhalb der Altstadt gebaut wurden, waren für
und von spezifischen Gruppierungen aufgebaut worden: die Große
Synagoge für die reformierten Juden und die Ezras Izrael Synagoge
von der orthodoxen Litwakes-Gemeinde (Juden aus Litauen und
Weißrussland).
Abschließend sei festgehalten, dass die Beziehung der Wilker Shul
zur orthodoxen Gemeinde eigentlich nur über den Aufsichtsrat der
Synagogen existierte. Alle anderen Indizien sprechen dafür, dass die
Synagoge von den reformierten Juden genutzt wurde und deshalb
eher eine reformierte Synagoge war.
20 Ebda.,
S. 41.
21 Bergman,
Eleonora; Polish Landscape with Synagogues, in: Shofar: An Iterdisciplinary
Journal of Jewish Studies 29 (2011), H. 3, S. 24-40
5
Geschichte der Synagoge | Die Synagoge
Abbildung 5:
Ausschnitt aus dem Bebaungsplan von Lodz aus dem Jahr
1897
0
50 Meter
südliches Nachbargründstück
N
Wilker Shul
nördliches Nachbargebäude
1.1.3 Der Plan von Władysław Starzynski aus dem Jahr 1897
Der Bebauungsplan von Lodz nach Messungen aus den Jahren
1894-1896, in russisch-kyrillischer Schrift, ist der älteste Plan, auf
welchem die Wilker Shul dargestellt ist. Die Synagoge befindet
sich laut Plan im Stadtblock 127 (CXXVII), welcher von folgenden
vier Straßen umgeben ist: Zavadska, Cegielniana, Piotrkowska
und Zachodnia. Im Plan ist die Synagoge mit keiner Hausnummer
versehen, alle anderen im Plan sichtbaren Gebäude und
Grundstücke jedoch schon. Die Wilker Shul befindet sich zwischen
den Hausnummern 54 und 58, daraus ist zu schließen, dass die
Synagoge die Nummer 56 trägt. Weiter sind im Plan die folgenden
drei Kennzeichen zu erkennen:
Kennzeichen
Farbe
Bedeutung
11
Rot
Aufzählung der Grundstücke eines Blocks
-216
Blau
Vermutlich eine Höhenangabe des Geländes
274B
Schwarz
Grundstücksnummer (Grundbuch) [Lat: 274V ]
Auffallend ist, dass das Grundstück mit der Straßennummer 58
dasselbe Grundstückskennzeichen hat, wie das Grundstück der
Synagoge, nämlich 274B, was mit der verspäteten Eintragung im
Grundbuch zusammmenhängen könnte. Erkennbar ist auch, dass
die Synagoge das rote Kennzeichen 11 und das Grundstück mit
6
Die Synagoge | Geschichte der Synagoge
N
Abbildung 6:
Außenmaße der Wilker Shul nach dem Bebauungsplan von 1884-96
(Ergänzung 1905-06)
Abbildung 7:
Außenmaße der Wilker Shul nach den Entwurfsplänen von 1903
der Straßennummer 58 das rote Kennzeichen 12 hat, was darauf
hindeutet, dass man das Grundstück 274B in zwei Grundstücke
teilte.
Im Bebauungsplan ist der Hauptraum der Synagoge in der
Farbe hellrosa dargestellt und hat beinahe die Außenmaße eines
quadratischen Rechtecks (siehe Abb. 6). Weiters ist ein Zubau zu
erkennen, welcher in roter Farbe dargestellt und beidseitig von
orangen Rechtecken flankiert ist. Nach Angaben aus dem Atlas von
Lodz bezüglich des Bebauungsplans von 1894-96, wurde dieser in
den Jahren 1905-1906 mit roter Tinte ergänzt22. Dies würde bedeuten,
dass die Synagoge vor 1905 einen quadratischen Grundriss ohne
Zubauten hatte und dass diese erst nach 1905 angebaut wurden.
In den Entwurfsplänen von 1903 ist im Grundriss des
Erd- und Obergeschosses der abgerissene Bestand
in grauer Farbe dargestellt. Der Grundriss, der sich aus
diesem Altbestand ergibt, entspricht der Darstellung
der Synagoge in den Plänen von Starzynski ohne der
roten Ergänzung aus dem Jahr 1905. Aufgrund dieser
Annahme wurde der Grundriss der Synagoge vor der
Erweiterung erstellt (siehe Abb. 8-13).
22 Vgl.
The Lodz Atlas, 90 years of the municipal surveying and cartographic service in Łódz
Page 1, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-58R.pdf>, in: <http://www.mapa.lodz.pl/
starten.php?p=8>, 16.09.2014
7
Geschichte der Synagoge | Die Synagoge
undefinierter Raum A
hinteres Stiegenhaus
Almemor
Betraum
seitlicher Eingang
Vestibül
Erschließungsraum A
Erschließungsraum B
Garderobe
vorderes Stiegenhaus
undefinierter Raum B
Abbildung 8:
Erdgeschoß vor 1903
Abbildung 9:
Erdgeschoß nach 1903
hinteres Stiegenhaus
Balkon
Frauengalerie
undefinierter Raum C
Erschließungsraum C
vorderes Stiegenhaus
Abbildung 10:
1. Obergeschoß vor 1903
Abbildung 11:
1. Obergeschoß nach 1903
undefinierter Raum D
Erschließungsraum D
Abbildung 12:
2. Obergeschoß vor 1903
Abbildung 13:
2. Obergeschoß nach 1903
8
Die Synagoge | Geschichte der Synagoge
1.1.4 Entwurfsplan aus dem Jahr 1903
Die nachfolgenden Unterlagen, auf denen die Synagoge dargestellt
ist, sind die Pläne zum Zweck der Restaurierung und Erweiterung
aus dem Jahr 1903, welche aus dem Staatsarchiv von Lodz
stammen. Wenn man die Pläne aus 1894 und 1903 vergleicht, ist zu
erkennen, dass die Außenmaße der hellrosa Fläche identisch sind
(siehe Abb. 6 & 7).
Der rote Zubau im Plan aus den Jahren 1894-96 wurde erst in
den Jahren 1905-1906 eingezeichnet, also nach der geplanten
Erweiterung von 1903. Bei Betrachtung der beiden Abbildungen
ist zu erkennen, dass sie nicht miteinander übereinstimmen. Im
Bebauungsplan ist nach der Ergänzung von 1905-06 die Synagoge
als ein Quadrat dargestellt, mit einem Zubau auf der Ostseite in zwei
Farben. Diese Darstellung stimmt nicht mit den Entwurfsplänen aus
1903 überein. Die Unstimmigkeit zwischen den beiden Plänen wurde
wahrscheinlich durch die zeitliche Überlappung der Umbauarbeiten
und der Ergänzung der Bebauungspläne verursacht. Diese Annahme
wird untermauert durch die Bestätigung der Entwurfspläne aus
weiteren Quellen (siehe Bild- und Videoanalyse).
Der wichtigste Unterschied, die östliche Erweiterung nicht
mitberücksichtigt, vor und nach der Erweiterung der Synagoge ist
im vorderen Erschließungsbereich des Erdgeschosses zu sehen
(Abb. 8-9). Die Anzahl der vorderen Eingänge im Jahr 1903 ist
von drei auf zwei gesunken. Durch das Wegfallen der mittleren
drei Eingänge und das Öffnen der südlichen Garderobe hat das
Vestibül nur noch eine untergeordnete Funktion in der Erschließung
der Synagoge erhalten. Dies führt zwar zu einer verwirrenden
Erschließungssituation, jedoch stehen keine weiteren Quellen zur
Verfügung, weshalb man sich an den Plänen von 1903 orientieren
muss.
Eine ähnliche Situation aufgrund fehlender Quellen und Unterlagen
zeigt sich im zweiten Obergeschoß der Synagoge. Es lässt sich
nicht feststellen, ob der undefinierte Raum D vor 1903 gebaut
wurde, da er in den Plänen aus eben diesem Jahr nicht zu sehen ist.
Die dargestellte Erschließung dieses Raumes ist eine unbestätigte
Interpretation der Pläne.
Über das äußerliche Erscheinungsbild der Synagoge vor der
Rekonstruktion im Jahr 1903 gibt es heute keine Aufschlüsse,
abgesehen von einer Interpretation der Pläne von 1903 durch
einen Architekturhistoriker (siehe Anhang A). In seiner Interpretation
beschreibt er die äußerliche Erscheinung der Synagoge nach den
Plänen von 1903, wobei er meint, dass die Synagoge im Stil des
Klassizismus gestaltet wurde und die Fenster vor 1903 womöglich
anders ausgesehen haben, weil sie in den Unterlagen nach 1903 im
maurischen Stil dargestellt sind, was nicht mit dem klassizistischen
Stil der Synagoge übereinstimmen würde23. Diese Aussage erscheint
inkonsistent, da der Historiker weder Pläne noch Unterlagen von
der Synagoge vor dem Jahr 1903 hatte und nicht davon ausgehen
23 Vgl.
Walicki 2000, S. 61-62, zit. n. Stefanski, Krzysztof; Architektura sakralna Łodzi w
okresie przemysłowego rozwoju miasta, Lodz 1995, S. 53.
9
Geschichte der Synagoge | Die Synagoge
kann, dass die Fassade vor dem Jahr 1903 gleich aussah und er
weiters behauptet, dass die Fenster umgebaut wurden. Zudem ist
der ursprüngliche Architekt unbekannt, weshalb die Stilinkonsistenz
nicht ausreicht, um davon auszugehen, dass die Fenster vor 1903
eine andere Erscheinung hatten.
1.1.5Restaurierung und Erweiterung der Wilker Shul
Zum Zeitpunkt ihrer Gründung (Inbetriebnahme) war die
Synagoge noch nicht fertiggestellt, dies führte zur einer raschen
Verschlechterung der bauphysikalischen Beschaffenheit des
Objekts, wodurch schon im Jahr 1885 die Notwendigkeit bestand,
die Synagoge zu sanieren24.
Die Inbetriebnahme der unvollendeten Synagoge hatte
wahrscheinlich soziale und finanzielle Hintergründe. Vor dem Bau
der Wilker Shul gab es nur eine Synagoge in Lodz, dies war zu wenig
für den damaligen raschen Anstieg an jüdischer Bevölkerung in der
Stadt (Tab. 1). Es bestand also die Notwendigkeit, so schnell wie
möglich eine neue Synagoge zu gründen, wodurch wahrscheinlich
die Wilker Shul schon vor ihrer Vollendung in Betrieb genommen
wurde.
Tabelle 1:
Einwohnerzahlen der Stadt Lodz
Jahr
totale Einwohnerzahl
jüdische Einwohnerzahl
1793
190
11
1808
434
58
1827
2.387
397
1857
24.655
2.886
1872
-
10.000
1897
309.853
98.386
1921
451.974
156.155
1931
604.629
202.696
1939 (ungefähr)
672.000
233.000
Die Sanierung der Synagoge ließ bis zur Erweiterung von 1903
auf sich warten. Diese Tatsache könnte finanzielle Gründe
gehabt haben, weil für die geplante Erweiterung eine notarielle
Verpflichtung über die Kostendeckung erstellt wurde25. Dies war
damals ein untypisches Ereignis26, welches darauf hindeutet, dass
es schon vorher mit der Finanzierung des Gebäudes Probleme
gab. Weiteres ist auch bekannt, dass es Finanzierungsprobleme bei
den gleichzeitig verlaufenden Bauarbeiten an der Synagoge in der
Wolborska-Straße gab27, was Geldmangel innerhalb der jüdischen
Gemeinde vermuten lässt.
Die Verantwortlichen für diese Kostenverpflichtung und die
Erweiterungsarbeiten waren D. Dobranicki und D. Prussak. Ihr
Ziel war die Sanierung und Erweiterung der Synagoge sowie der
Bau einer Thora-Talmud-Schule auf demselben Grundstück28. Im
10
24 Ebda.,
S. 63, zit. n. Stefanski; Architektura..., Lodz 1995, S. 55.
25 Ebda.,
S. 63, zit. n. Stefanski; Architektura..., Lodz 1995, S. 55.
26 Ebda.,
S. 63.
27 Ebda.,
S. 18-24.
28 Ebda.,
S. 63, zit. n. Stefanski; Architektura..., Lodz 1995, S. 55.
Die Synagoge | Geschichte der Synagoge
Abbildung 14:
Lageplan der Wilker Shul nach dem Entwurfsplan 1903
A
geplante zweigeschossige steinerne
Erweiterung des Gebetshauses
B
geplante Erneuerung der Eingangssituation
D
zweigeschossiges steinernes Gebetshaus
Je
steinerner Eingang
I
hölzerne Bauten
K
Wasserschacht (Brunnen)
L
hölzerne Bauten unterschiedlichen Zwecks
N
0
25 Meter
Abbildung 15:
Ausschnit aus dem Situationplan
Abbildung 16:
Ausschnit aus dem Situationplan
Situationsplan von 1903 (Abb. 15) trägt das Grundstück die Nummer
275c (Buchstabenbezeichnung zweifelhaft, da die kyrillische
Schrift im Plan undeutlich ist), und daneben steht jetzt auch die
Hausnummer, nämlich die 56. Das benachbarte Grundstück mit der
Hausnummer 58 trägt jetzt die Grundstücksnummer 274, jedoch
ohne zusätzlichen Buchstaben (Abb.16). Im Situationsplan ist eine
Dreiteilung des dargestellten Gesamtgrundstücks zu erkennen
(Anhang B), wobei nur zwei der drei Teile eine Grundstücksnummer
tragen. Der verantwortliche Architekt für den Entwurf der Erweiterung
und der Thora-Talmud-Schule war Gustav Landau-Gutenteger, er
war auch für die Bauüberwachung verantwortlich29.
Nach den Entwurfsplänen von 1903 beinhaltet die Erweiterung der
Synagoge folgende Aspekte:
• D
­ ie Synagoge wurde Richtung Osten erweitert, dafür musste die
alte Ostwand niedergerissen werden.
• ­
Der Hauptbetraum wurde ungefähr sechs Meter verlängert,
wodurch die Frauengalerie, das Dach und die Außenwände
auch verlängert wurden.
• Die neue Ostwand wurde anders gestaltet als die alte Ostwand
(Anzahl und Größe der Fenster und Türen).
29 Vgl.,
APŁ, RPG-Bud. 9658, ohne Nummerierung.
11
Geschichte der Synagoge | Die Synagoge
Abbildung 17:
Vorderansicht der Wilker Shul; Ausschnitt aus
dem Entwurfsplan von 1903 (Anhang B)
• A
­ n die neue Ostwand wurde ein Stiegenhaus angebaut, welches
zudem als Apsis für den Aron Hakodesh [hebr.: der heilige
Schrein; Thoraschrein] diente.
• ­Im Obergeschoß wurde an die Ostwand ein Balkon gebaut, womit
die Frauengalerie durch das neue Stiegenhaus erschlossen
wurde.
• ­Änderung der vorderen Eingangssituation.
Weiters fällt auf, dass der seitliche Eingang auf der Nordwand (in
Abb. 14 als „Je” definiert) als Bestand dargestellt wurde, obwohl er
im Bebauungsplan von 1894-96 nicht dargestellt wurde. Es könnte
sein, dass dieser in der Zeit zwischen den beiden Plänen gebaut
wurde, oder dass er schon vor 1894 errichtet wurde, jedoch zu klein
war, um ihn im Bebauungsplan darzustellen.
Die vordere Fassade der Synagoge ist in den Planunterlagen von
1903 nicht vollständig dargestellt, sondern nur der mittlere Bereich
des Erdgeschoßes (Abb. 17), worauf drei Türen und zwei Fenster zu
erkennen sind. Diese Darstellung der Eingangssituation entspricht
nicht den Bildern aus 1914 (Seite 51) und 1939 (Seite 53) und zeigt
somit die vordere Fassade vor dem Umbau der Synagoge. Der Plan
zeigt hier die Gestaltung der vorderen Fassade der Synagoge vor
dem Umbau, diese Darstellung entspricht der aus den Bildern der
Synagoge nach dem Umbau.
Die Nichtdarstellung der gesamten vorderen Fassade deutet auch
darauf hin, dass am restlichen Teil der Fassade nicht gearbeitet
wurde. Dies würde bedeuten, dass die vordere Fassade der Wilker
Shul vor 1903 das gleiche Erscheinungsbild hatte als danach,
mit Ausnahme der geänderten Eingangssituation. Es sind keine
Hinweise vorhanden, die darauf hindeuten, dass die Synagoge
nach den Erweiterungen von 1903 nochmals umgebaut wurde. Das
bedeutet, dass sie fast 40 Jahre lang im selben Zustand genutzt
wurde und, dass das zweite Obergeschoß (Seite 8; undefinierter
Raum D) Bestand des Altbaus der Synagoge war.
Aus dieser Zeit sind nur drei Abbildungen der Synagoge aufbewahrt
worden (Abb. 51-53) und die Synagoge ist auf einigen Stadtplänen
eingezeichnet (Anhang C). Gegen Ende ihrer Existenz ist noch
weiteres Material aus dem Innenraum der Synagoge erschienen
(Videoanalyse: Seite 58).
12
Die Synagoge | Geschichte der Synagoge
Abbildung 18:
Seitenansicht der Wilker
Shul; Ausschnitt aus dem
Entwurfsplan von 1903
(Anhang B)
Abbildung 19:
Hinteransicht der Wilker
Shul; Ausschnitt aus dem
Entwurfsplan von 1903
(Anhang B)
13
Geschichte der Synagoge | Die Synagoge
Abbildung 20:
Luftbild aus dem Jahr 1942
(Grundstück der Wilker Shul gekennzeichnet)
1.1.6 Die Zerstörung der Synagoge
Das Ende der Synagoge beginnt mit der Ankunft der deutschen
Armee in Lodz am 8. September 193930. Dieses Datum markiert
auch den Beginn der Unterdrückung der Juden, welche in kürzester
Zeit zur Formung eines Ghettos führte31,32. Mitte November 1939
waren bereits die meisten Synagogen in Lodz zerstört33,34,35,36,37,
jedoch nicht die Synagoge in der Zachodnia-Straße 56, weil diese
noch für einen anderen Zweck verwendet werden sollte 38, 39.
30 Vgl.,
Feuchert, Sascha; Letzte Tage : die Łódzer Getto-Chronik Juni/Juli 1944, Göttingen 2004, S. 9, zit. n. Wulf, Josef; Lodz. Das letzte Ghetto auf polnischem Boden
(Schriftreihe der Bundeszentrale für Heimatdienst, Heft 59), Bonn 1962, S. 7.
31 Vgl.,
Virtual Shtetl - History - Jewish community before 1989 - Łódz, <http://www.sztetl.
org.pl/en/article/lodz/5,history/?action=view&page=4>, in: < http://www.sztetl.org.pl/en/
city/lodz/> 10.09.2014, zit. n. Zydowskie getto w Łodzi 1940-1944, Vademecum., red. J.
Pyczewska-Pilarek, Łódz 1999, S. 15.
32 Vgl.,
Strauss , C. Elizabeth; “CAST ME NOT OFF IN MY TIME OF OLD AGE…”: THE AGED
AND AGING IN THE ŁÓDZ GHETTO, 1939-1944, Dis., Notre Dame 2013.
33 Vgl.
Huberband, Shimon; Kiddush Hashem: Jewish Religious and Cultural Life in Poland
During the Holocaust, New York 1987, S. 321-324.
34 Vgl.
Walicki 2000, S. 34, zit. n. Rubin, Icchak, Zydzi w Lodzi pod Niemiecka Okupacja,
1939-45, London 1988, S. 71.
35 Ebda.,
S. 34, zit. n. Huberband, Shimon; The Destruction of the Synagogues in Lodz, in:
Adelson, Alan/ Lapides, Robert; Łódz Ghetto: Inside a Community Under Siege, New York
1989, 69–71
36 Ebda.,
37 Ebda.,
S. 59, zit. n. Huberband 1989, S. 70.
S. 73, zit. n. Poznanski, J; Pamietnik z getta lodzkiego, Lodz 1960, S. 15;
Spodenkiewicz, P.; Zaginiona... ,Łódz 1997, S. 72.
38 Ebda.,
14
39 Vgl.
S. 66, zit. n. Huberband 1989, S. 69.
Huberband 1987, S. 322-324.
Die Synagoge | Geschichte der Synagoge
Am 2. November 1939 besuchte Joseph Goebbels40, der
Reichspropagandaleiter von Deutschland die Stadt Lodz, um sich
unter anderem mit der Produktion des Propagandafilms „Der ewige
Jude“ zu befassen41,42.
Für diesen Film wurden u.a. Szenen in Synagogen gefilmt, darunter
auch der Innenraum der Wilker Shul43 (siehe Videoanalyse).
Spezifische Gründe, weshalb die Wilker Shul für diesen Film
ausgewählt wurde sind nicht bekannt. Die Existenz der Synagoge
wurde möglicherweise durch diese Aufnahmen kurzzeitig verlängert.
Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass die Wilker Shul gleichzeitig
mit den anderen Synagogen zerstört worden ist. Diese Annahmen
unterstützt auch der Stadtplan von 1939-45 (siehe Anhang C),
worauf die Zerstörung dreier Synagogen vermerkt ist, aber nicht die
der Synagoge in der Zachodnia-Straße 56. Der endgültige Beweis
der Zerstörung der Synagoge ist erst in einem Luftbild von 1942 zu
finden, worauf das Grundstück der Synagoge und der benachbarten
Mikwe44 als unbebaute Flächen zu erkennen sind (Abb. 17).
Als mögliches Datum für die Zerstörung der Synagoge wird die
zweite Hälfte des Jahres 1940 genannt45,46. Es ist auch möglich,
dass sie im März 1940 endgültig zerstört wurde, weil zur gleichen
Zeit die noch stehenden Wände der benachbarten Ezras Izrael
Synagoge endgültig zerstört wurden.
40 Vgl.
Fröhlich, Elke; Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Teil 1. Aufzeichnungen 1923-
1941., Bd. 7. Juli 1939 - März 1940., München 1998, S. 177.
41 Ebda.,
42 Vgl.
S. 140
Hardinghaus, Christian; Film im Dritten Reich - Ein kurzer Überblick, Norderstedt 2003,
S.11.
43 Vgl.
Huberband 1987, S. 322-323.
44 Vgl.
Walicki 2000, S. 66
45 Vgl.
Huberband 1987, S.323-324
46 Vgl.
Walicki 2000, S. 66, zit. n. Huberband 1989, S. 69
15
Architekten der Wilker Shul | Die Synagoge
1.2 Architekten der Wilker Shul
Von der ursprünglichen Synagoge konnten keine Pläne gefunden
werden. Auch die Identität des Architekten der ursprünglichen
Synagoge bleibt im Dunkeln.
Erst anhand der Pläne, die für die Restaurierung und Erweiterung
der Synagoge gezeichnet wurden, konnte auch ein Bild
geschaffen werden, welches den Altbestand der Synagoge
zeigt. Der verantwortliche Architekt für diese Pläne war Gustav
Landau-Gutenteger (G.L.G.)47. Er hat in seinem Entwurfsplan
den Altbestand der Synagoge deutlich gekennzeichnet,
indem er Änderungen über den Altbestand zeichnete und mit
unterschiedlichen Farbdarstellungen arbeitete (Abb. 17-19; Analyse
der Planunterlagen). Anhand dieser Darstellung war es möglich, den
Altbestand der Synagoge (Bauphase I: 1875 – 1904) zu konstruieren.
Aus den Plänen wurde weiters ersichtlich, dass Gustav LandauGutenteger dem Gestaltungsstil der ursprünglichen Synagoge treu
geblieben ist:
• An der vorderen Fassade wurden nur Türen und Fenster
vertauscht und die Gestalt beibehalten (Abb. 17).
• Auf der Seitenansicht (Abb. 18) ist die Trennung des Altbestands
und der Erweiterung des Betraumes durch eine rot strichlierte
Linie dargestellt. Hier ist auch die Kontinuität des Gestaltungsstils
deutlich zu erkennen.
• Auf der Hinteransicht der Synagoge ist die Weiterführung des
Gestaltungsstils ebenso zu erkennen (Abb. 19.).
In Bezug auf die Innenraumgestaltung der ursprünglichen
Synagoge konnten aus den Plänen nur wenige Informationen
gesammelt werden, weil das Ziel dieser Ansichten und Grundrisse
eine Darstellung der Erweiterung der Synagoge war. Unter der
Annahme, dass G.L.G. innen sowie außen dem Gestaltungs- und
Konstruktionsstil treu geblieben ist, wird es möglich, sich ein Bild
des Innenraums zu schaffen.
Die Entscheidung, der Gestalt der ursprünglichen Synagoge
treu zu bleiben, bedeutet auch, dass G.L.G. kaum eigene
Gestaltungselemente einfügen konnte. Dadurch wurden die
Einflüsse von G.L.G. auf den Bau gering gehalten, während die
Hand des unbekannten ursprünglichen Architekten erhalten blieb.
1.2.1 Zur Person Gustav Landau-Gutenteger
G.L.G. wurde entweder 1862 in Lodz48 oder 1860 in Warschau49
geboren. Seine Eltern waren Adolf und Josepha von Lewich und
sie lebten in Czestochowa, etwa 120 Kilometer von Lodz entfernt.
Es handelt sich hierbei um eine jüdische Kaufmannsfamilie, die es
sich leisten konnte, ihrem Sohn eine gute Ausbildung zu bieten50.
47 Vgl.
Walicki 2000, S. 64. zit. n. APŁ, RPG-Bud. 9658, ohne Nummerierung.
48
Vgl. Pus, Wiesław; Zydzi w Łodzi w latach zaborów 1793-1914, Lodz 1998, S. 286
49
Vgl. Puczynska, Catherine; Gustaw Landau-Gutenteger (1870–1917), <http://teatrnn.
pl/leksykon/node/439/gustaw_landau_gutenteger>, in: < http://teatrnn.pl/leksykon/
tematy/10>, 13.09.2014
16
50
Ebda.
Die Synagoge | Architekten der Wilker Shul
Abbildung 21:
Ansicht auf die Reicher Synagoge
Abbildung 22:
Porträt von Gustav Landau-Gutenteger
In Czestochowa besuchte Gustav eine Grundschule, wonach er
weiter an dem Gymnasium. H. Sienkiewicz lehrte51. Später zog er
nach Lodz, wo er ein Absolvent der Wyzsza Szkoła Rzemieslnicza
[poln.: Höhere Schule für Bildhauerei] wurde52. Danach setzte er
seine Ausbildung in Russland fort, in Sankt Petersburg wurde er an
der Akademie der Schönen Künste zum Architekten ausgebildet53,54.
Während seines Studiums gewann er einen Preis für seinen Entwurf
für die Versicherungsgesellschaft „Rosja” in Warschau. Nachdem
er sein Studium im Jahr 1884 abgeschlossen hatte, siedelte er sich
im Jahr 1888 in Lodz an. Dort eröffnete er in der Piotrowska-Strasse
128 sein eigenes Architekturbüro und etablierte sich als erfolgreicher
Architekt. Er war mit Magdalena Oderfled verheiratet und hatte mit
ihr vier Söhne. Im Jahre 1924 starb er in Berlin55.
1.2.2 Die Bauwerke von Gustav Landau-Gutenteger
Die Wilker Shul war nicht das einzige Sakralgebäude, für welches
G.L.G. verantwortlich war. Er hatte die Ezras Izrael Synagoge, die
Ohel Jakov Synagoge56 und die Reicher Synagoge entworfen57. Bei
diesen drei Synagogen war er für den ganzen Entwurf verantwortlich
und konnte im Gegensatz zur Wilker Shul seinen eigenen Stil zum
Ausdruck bringen.
51
Vgl. Absolwent Sienkiewicza Rocznik 1885, < http://www.absolwenci.sieniu.czest.pl/
index.php?show=graduate&which=14433>, in: < http://www.absolwenci.sieniu.czest.
pl/index.php?show=annals&which=13>, 13.09.2014
52
Vgl. Puczynska; Gustaw Landau-Gutenteger (1870–1917), 13.09.2014
53
Vgl. Schloegel, Karl; Stadt ohne Grenzen -UZ:Eine Vedute von Karl Schlögel, in: Die Zeit
Online (13.09.1996), Online Unter: http://www.zeit.de/1996/38/Stadt_ohne_Grenzen_UZ_Eine_Vedute_von_Karl/seite-4 (Stand: 13.09.2014)
54
nach anderen Angaben absolvierte er an der Fakultät Architektur am Institut für Straßenund Brückenarchitektur von St. Petersburg, gem. Puczynska; Gustaw Landau-Gutenteger
(1870–1917), 13.09.2014
55
Vgl. Puczynska; Gustaw Landau-Gutenteger (1870–1917), 13.09.2014
56 Vgl.
57 Vgl.
Walicki 2000, S. 68, 75.
Stefanski, Krzysztof/ Szrajber, Rafal; Lodzkie synagogi Wirtualne dziedzictwo
„zaginionej dzielnicy“, Lodz 2009, S. 54.
17
Architekten der Wilker Shul | Die Synagoge
Abbildung 23:
Ansicht auf die Ezras Izrael
Synagoge
• Reicher Synagoge (1895): Eine kleine Hofsynagoge (ursprünglich
als ein kleines Gebetshaus gebaut), die den zweiten Weltkrieg
überdauerte, weil sie ein fiktives Handelsunternehmen kaufte
und als Salzlager während der Kriegszeit nutzte. Heute steht
das Gebäude unter Denkmalschutz und wird als Synagoge von
der jüdischen Gemeinde genutzt58 (Abb. 21).
• Synagoge Ohel Jakov (1898): Eine kleine Synagoge in der
Gdanska-Strasse 18, die ungefähr 100 Personen Platz bietet.
Sie unterlag demselben Schicksal wie die anderen Synagogen,
sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört59 (Abb. 24).
• Synagoge Ezraz Izrael (1899): diese Synagoge entwarf G.L.G.
bevor er sich mit der Erweiterung der Wilker Shul befasste. Es
handelte sich dabei um einen großen Neubau (Abb. 23).
18
58 Vgl.
Reicher Synagoge, <http://de.wikipedia.org/wiki/Reicher_Synagoge>, 13.09.2014
59 Vgl.
Walicki 2000, S. 75-78.
60 Ebda.,
S. 67-74.
Die Synagoge | Architekten der Wilker Shul
Abbildung 24:
Ansicht der Ohel Jakov Synagoge
Abbildung 25:
Lage der gebauten Gebäude von Gustav Landau-Gutenteger
1
2
10
5
3
4
29
31
37
43
153
7
6
12
die Sakralgebäude
1
1895
Reicher Synagoge
Jahr
2
1898
Synagoge Ohel Jahkov
1891
82
Neorenaissancegebäude
3
1899
Synagoge Ezraz Izrael
1891
120
Neorenaissancegebäude
4
1904
Erweiterung der Wilker Shul
1899
31
Mietshaus, Neobarock
1901
43
Mietshaus, Sezessionstil
übrige Bauten
8
11
9
82
120
128
Bauten in der Piotrkowska Straße, die
Prachtstraße von Lodz
Str. Nr.
1902
29
Landau-Bank
5
1894
Villa Gustaw Schreer
1902
37
Mietshaus
6
1896
Mietsgebäude der Brüder
Auerbach
-
128
Mietshaus, Sezessionstil
-
153
Neorenaissancegebäude
-
260
Neorenaissancegebäude
7
1902
Mietshaus von Zygmunt Dejczma
8
1902
Mietshaus von Jakub Icek Olszer
9
1903
Villa Leopold Kindermann
10
1905
Villa Leon Rappaport
11
1909
Handelsschule
12
1910
Gebäude von Rachmil Lipszyc
Der Sakralbau war nur ein kleiner Teil des Repertoires des
Architekten. Er entwarf u.a. eine Bank, eine Schule, ein Hotel und
mehrere Mietshäuser und Villen. Am Anfang seiner Karriere waren
seine Bauten geprägt von Eklektizismus mit Anspielungen auf die
Renaissance und den Barock. Ab der Jahrhundertwende änderte
er seinen Stil und wurde zu einem Vorreiter des Sezessionsstils
in Polen. Der Stilwechsel hängt womöglich mit seinem sozialen
Umfeld zusammen – er war bekannt dafür, dass er die polnische
Schmiedekunst schätzte und sich mit Bühnenbau beschäftigte61.
Die meisten seiner Bauwerke wurden in Lodz - vor allem in der
Piotrkowska-Straße (die Prachtstrasse von Lodz) - gebaut und
existieren heute noch.
61
Vgl. Puczynska; Gustaw Landau-Gutenteger (1870–1917), 13.09.2014
19
Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge
Im Rahmen der virtuellen Rekonstruktionen der Synagogen der Stadt Lodz wurden an
der TU Wien zu diesem Thema zeitgleich mehrere Diplomarbeiten verfasst. Der Fokus
der vorliegenden Arbeit liegt auf der Stadtentwicklung. Um einen tieferen Einblick in
verschiedene Aspekte der Geschichte der Stadt Lodz zu erhalten, sei auf folgende
Diplomarbeiten verwiesen:
Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge in der Wolborska-Straße 20 (Lodz)
Verfasst von Jean Gengler
Die jüdische Gemeinde
Die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge - “ul. Spacerowa 2” - in Lodz (Polen)
Verfasst von Stefan Schiller
Baustile der vier Synagogen
Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge in der Wolczanska-Straße 6 (Lodz)
Verfasst von Gernot Kucharovits
Wirtschaftliche Entwicklung der jüdische Gemeinde
1.3 Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945
1.3.1 Die Entstehung der Stadt Lodz
Ab dem sechsten Jh. entstand die erste kleine Siedlung auf dem
Gebiet der heutigen Stadt Lodz62. Das Gebiet war von dichten
Wäldern bedeckt, welche durch zahlreiche Flüsse, Schluchten und
Täler unterbrochen wurden.
Mit der Entfaltung des polnischen Staates (von Anfang des 10.
Jh. bis Ende des 13. Jh.) und dem Wachstum der Wirtschaft
entstanden im Land sogenannte „komory celne“ [poln.: Zollämter].
Eines dieser Ämter wurde Mitte des 11. Jh. in der Nähe der heutigen
Altstadt von Lodz gegründet. Seine Existenz war der Auslöser für
die Weiterentwicklung der dort bestehenden Siedlung, welche sich
zum Dorf Lodzia ausweitete.
Die ursprüngliche Siedlung befand sich auf der südlichen Seite des
Flusses Ostroga (gegenwärtig unter dem Namen Łódka bekannt).
Die Einheimischen wohnten in hölzernen Hütten (Holz war der
primäre Baustoff im damaligen Gebiet Polens) und lebten von
Landwirtschaft und Handarbeit63,64.
Am Ende des 14. Jh. entwickelte sich das kleine Dorf zu einer
Handelssiedlung und dehnte sich auf der nördlichen Seite des
Flusses Ostroga weiter aus65 (Abb. 26). Infolgedessen wurden der
Siedlung im Jahr 1414 die Stadtrechte66 erteilt. Mit der Ausdehnung
62 Vgl.
The Lodz Atlas, Łódz in prehistoric times and so-called agricultural period (from
prehistory to the early 19th c.), <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-03R.pdf>, in:
<http://www.mapa.lodz.pl/starten.php?p=8>, 16.09.2014
63
Ebda.
64
Vgl. Krawczyk, Łukasz, (2007); Historia Łodzi- wsi <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/
wies1.htm>, in: <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/index.htm>, 16.09.2014
65 Vgl.
The Lodz Atlas, Łódz in prehistoric times and so-called agricultural period (from
prehistory to the early 19th c.), 16.09.2014
66
20
Vgl. Krawczyk; Nadanie praw miejskich
<http://www.historycznie.uni.lodz.pl/prawa.
htm>, in: <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/index.htm>, 16.09.2014
Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945
Abbildung 26:
hypothetische Lage der Stadt Lodz im
agrarischen Zeitalter; der Teil nördlich des
Flusses Lodka ist heutzutage bekannt als “Stare
Miasto” [Pol.: Altstadt]
Wald
Ackerland
Fluss
Bebauung
Wassermühle
N
1:4000
des Dorfes stieg auch die Einwohnerzahl. Die steigende Dichte an
Menschen und die Zunahme der Bebauung führten in den 1370erJahren zum Bau einer Kirche. Die Gründung der Kirche sorgte für
die Bestätigung der Identität der Kleinstadt und trug somit zu einer
Weiterentwicklung der Siedlung bei67.
1.3.2 Das agrarische Zeitalter
Am Anfang des 15. Jh. endeten die Kriege in der Region. Diese
Kriege waren verantwortlich für die Menschenwanderung, wovon
die Lodzer Handelswirtschaft abhängig war. Nach der Kriegszeit
nahmen die Wanderbewegungen in diesem Gebiet plötzlich ab und
somit ging auch der Handel zurück. Durch die plötzliche Abnahme
der Handelswirtschaft wurde die Entwicklung der neu gegründeten
Stadt stark gebremst68.
Die veränderte wirtschaftliche Lage zwang die Bevölkerung dazu,
sich aufs Neue auf die Landwirtschaft zu konzentrieren und damit
ihren Lebensunterhalt zu bestreiten69. Die Stadt Lodz erlebte im
16. und 17. Jh. eine landwirtschaftliche Blütezeit, welche zu einer
weiteren Urbanisierung führte70. Diese Entwicklung erlitt einen
großen Rückschlag durch zwei Großbrände im Jahr 1572, die fast
die Hälfte der Stadt zerstörten. Der anhaltende landwirtschaftliche
Erfolg ermöglichte eine erfolgreiche Entwicklung der Stadt bis zur
zweiten Hälfte des 17. Jh.71. Danach begann der wirtschaftliche
Niedergang der Stadt, der durch Kriege, Brände und die Pest
eingeleitet wurde72. Während dieser Periode konnte sich die Stadt
nicht weiterentwickeln, weshalb die Raumstruktur bis Anfang des
19. Jh. bewahrt geblieben ist73.
67
Vgl. Krawczyk; Historia Łodzi- wsi, 16.09.2014
68 Vgl.
The Lodz Atlas, Łódz in prehistoric times and so-called agricultural period (from
prehistory to the early 19th c.), 16.09.2014
69 Ebda.
70
Vgl. Krawczyk; Nadanie praw miejskich, 16.09.2014
71
Ebda.
72
Vgl. Krawczyk; Okres upadku miasta <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/upadek.htm>,
in: <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/index.htm>, 16.09.2014
73 Vgl.
The Lodz Atlas, Łódz in prehistoric times and so-called agricultural period (from
prehistory to the early 19th c.), 16.09.2014
21
Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge
Wald
Wiese
Fluss
Ackerland
Siedlungsgrundstücke
Bebauung
1
Siedlungsgebiet für Entwicklung
Tuchmachersiedling
Wasserfabriksiedlung
Synagoge wurde ca. im Jahr 1809 1
gegründet
N
1:40.000
Abbildung 27:
Stadtkarte von Lodz; zeigt die Entwicklung bis
zum Jahr 1824
Die Entstehung der Synagogen
Vor dem 18. Jh. gibt es keine Erwähnung der Anwesenheit
einer jüdischen Gemeinde in Lodz. Erst ungefähr im Jahr 1784
siedelten sich zwei jüdische Familien in Lodz an. In den darauf
folgenden Jahren stieg die Anzahl der Juden, mitunter durch
die Ansiedlung von Juden aus der ländlichen Umgebung
von Lodz, allmählich an74. Im Jahr 1809 wohnten insgesamt
430 Personen in Lodz, wovon 98 Juden waren. Der Anstieg
jüdischer Einwohner löste auch den Bau einer Synagoge aus.
Diese Synagoge wurde in den ersten Jahren des 19. Jh. in
der südöstlichen Ecke des Stadtplatzes (heute Stary Rynek)
gebaut (Abb. 27). Das Gebäude hatte die Außenmaße von 14
Meter x 8,5 Meter und besaß auf einem seiner Seitenwände
eine Frauengalerie75.
74 Vgl.
Gradel, Morris, (2008); The Beginnings of Jewish Settlement in Lodz (until 1820)
<http://www.jewishgen.org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00002.html#1.1>,
www.jewishgen.org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00001.html>,
16.09.2014;
in:
<http://
ist
eine
Übersetzung von: Egoldberg/Dabrowska/Wein Jakubowicz/Weiss; Pinkas hakehillot Polin:
entsiklopedyah shel ha-yishuvim ha-Yehudiyim le-min hivasdam ve-`ad le-ahar Sho’at
Milhemet ha-`olam ha-sheniyah, Jerusalem 1976.
22
75 Walicki
2000, S. 8.
Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945
1.3.2 Fabrikstadt
In der ersten Hälfte des 19 Jh. entwickelt sich Lodz in kürzester Zeit
von einer agrarischen zu einer industriellen Stadt. Dieser Wandel
wurde ausgelöst durch die Entscheidung des Kongresses von Polen
im Jahr 1820, der Stadt Lodz den Status „Fabrikstadt“ zu verleihen76.
Diese Entscheidung beruht auf einer Inspektion des Gebietes durch
Rajmund Rembielinski (Präsident der Kommission, welche für die
damaligen Region Lodzs verantwortlich war), aufgrund derer er die
nachfolgenden vorteilhaften Faktoren aufzählt:
• Verfügbarkeit von weitem staatlichem Landbesitz.
• Wasserreiche Fließgewässer sowie Wassermühlen, die für
industrielle Zwecke angezapft werden könnten.
• Einfacher Zugriff auf billige Versorgung mit Bauholz aus den
großflächigen, umliegenden Wäldern.
• Verkehrsgünstige Lage durch Nähe zur neu gebauten Straße
zwischen Łeczyca und Piotrków.
• Das Vorhandensein von neu angesiedelten deutschen
Kolonisten und Herstellern.
• Wohlüberlegte Aspiration, diese „makabre“ Gegend
wiederzubeleben, welche einem „auf den ersten Blick den
Eindruck einer unzivilisierten Wildnis vermittelt“ und „Städte, die
keine Gewinne erzielen“77.
Der Unterschied von Lodz, im Vergleich mit den vielen
anderen Fabrikstädten, lag in den von Rembielinski geplanten
Tuchmachersiedlungen. Er strebte hier einen vollständigen
Produktionszyklus von Leinen an, von der Produktion des
Rohstoffes bis hin zum Veredelungsverfahren78. Um diese
Idee umzusetzen, musste die Stadt drei unterschiedliche
Produktionsstätten beherbergen, nämlich: Spinnereien, Webereien
und wasserkraftabhängige Werkstätten. Deshalb wurden die
Flächen bei der Stadterweiterung diesen drei Verfahren gewidmet.
Gleich nach der Inspektion der Stadt Lodz im Juli 1820 erteilte
Rembielinski einige spontane Verordnungen bezüglich der
Steuerung der Stadterweiterung. Der neue Stadtteil, genannt „Nowe
Miasto“ [poln.: Neustadt], sollte auf der Südseite des Flusses Lodka
entlang der nordsüdlich laufenden Piotrkow-Route entstehen79. Die
Neustadt wurde funktional in ein Siedlungsgebiet für Entwicklung,
und ein Gebiet mit Gärten für die Tuchmacher unterteilt (Abb. 27).
Das Gebiet um den Fluss Jasien im Süden der Stadt war am
besten für die wasserkraftabhängigen Werkstätten geeignet, doch
auch abgespaltet von der Neu- und Altstadt. Um eine räumlich
einheitliche Stadt (Einheit) zu bilden, wurden die Spinnereien und
Webereien länglich entlang der Piotrkow-Route (heute PiotrkowskaStraße) gebaut80.
76 Vgl.
The Lodz Atlas, Łódz and its environs in the first half of the 19th c., <http://mapa.
lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-04R.pdf>,
in:
<http://www.mapa.lodz.pl/starten.php?p=8>,
16.09.2014
77 Ebda.
78 Ebda.
79 Ebda.
80 Ebda.
23
Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge
Wald
Wiese
Fluss
Ackerland
Siedlungsgrundstücke
Bebauung
1
Siedlungsgebiet für Entwicklung
Tuchmachersiedling
Wasserfabriksiedlung
Webereien
Spinnereien
Tuchmachersiedling
geplante Erweiterung
Synagoge wurde im Jahr 1861 1
aufgegeben
N
1:40.000
Abbildung 28:
Stadtkarte von Lodz; zeigt die Entwicklung bis
zum Jahr 1840
Jahr
Gesamteinwohnerzahl von Lodz
jüdische
Einwohnerzahl
1793
190
11
6%
1808
434
58
13 %
1809
430
98
23 %
1820
766
259
34 %
1822
-
282
1825
1827
Tabelle 01:
Einwohnerzahlen der Stadt Lodz
24
jüdischer Anteil der
Gesamteinwohnerzahl
342
2.387
397
17 %
1840/41
15.500
1.359
9%
1857
24.655
2.886
12 %
1864
40.319
8.463
20 %
Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945
Nachdem Lodz den Status einer „Fabrikstadt“ erhalten hatte,
entwickelte sich die Stadt in einem hohen Tempo. Innerhalb von zehn
Jahren hatte sie sich flächenmäßig verdoppelt und die Bevölkerung
durch Migration sogar verzehnfacht. Die Flächen der Stadt wurden
dem Produktionsprozess entsprechend gewidmet und als eine
zusammenhängende Einheit verbaut (Abb. 28)81.
Die Entstehung der Synagogen in der Fabrikstadt
Die Anzahl der jüdischen Einwohner der Stadt stieg in dieser
Periode nicht gleichmäßig mit der Gesamteinwohnerzahl an
(Tab. 1). Dies hatte zwei Ursachen; erstens waren unter den
neuen Einwanderern kaum Juden, zweitens war die Migration
von jüdischen Personen stark eingegrenzt. Hinzu kommt noch,
dass man im Lodz die (Wohn-)Rechte der Juden einschränkte,
um somit ein jüdisches Ghetto zu formen (südlich der
Podrzeczna- , Rynek- und Wolborska-Straße). Trotz all dieser
Einschränkungen schaffte es die jüdische Gemeinde, sich in
Lodz zu etablieren und entwickelte sich sogar zur zweitgrößten
jüdische Gemeinde in Polen nach jener von Warschau. 1862
wurden die rechtlichen Einschränkungen für die jüdische
Bevölkerung aufgehoben, was ein wichtiger Impuls für die
jüdische Zuwanderung war. Bereits in den Jahren zuvor waren
die Einschränkungen gelockert worden 82.
Im Jahr 1862 wohnten ungefähr 5500 Juden in der Stadt.
Zuerst gehörten dazu vor allem orthodoxe Juden, wobei
sich seit den 1840er-Jahren eine immer größer werdende
Gemeinde an reformierten Juden bildete (siehe Seite 2). Die
reformierten Juden waren vor allem deutscher Abstammung
und errichteten in den 1950er-Jahren sogar eine eigene
Synagoge, bekannt unter dem Namen „Deutscher Shul“. Die
Lage dieser Synagoge ist unbekannt, erfahren konnte man
nur, dass sie bis zum Jahr 1888 genutzt wurde (bis die große
reformierte Synagoge errichtet wurde)83.
Die ursprüngliche orthodoxe Synagoge aus dem Jahr 1809
wies mit den Jahren immer mehr Baumängel auf und war
zu klein für die stetig ansteigende Anzahl der Juden in der
Stadt. Schlussendlich wurde gegen Ende der 1850er-Jahre
entschieden, dass eine neue orthodoxe Synagoge gebaut
werden soll84. Die neue Synagoge in der Wolborska-Straße
wurde, obwohl sie noch nicht fertiggebaut war, im Jahr 1861,
mit der Schließung der alten Synagoge, in Funktion gestellt85.
81 Ebda.
82 Vgl.
Gradel, Morris, (2008); The Jews of Lodz in the Years 1820-1864, <http://www.
jewishgen.org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00002.html#2.1> in: <http://www.jewishgen.
org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00001.html>, 16.09.2014
83 Vgl. Gradel, Morris, (2008); Jewish Settlement in Lodz: 1864-1914, <http://www.jewishgen.
org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00003.html>
in:
<http://www.jewishgen.org/Yizkor/
pinkas_poland/pol1_00001.html>, 16.09.2014
84 Vgl.
Walicki 2000, S. 10-13.
85 Ebda.,
S. 17, zit. n. APŁ, RGP-Ant. 2535, S. 282-287; H. Banner, Gmina zydowska w Łodzi.
Krótki zarys dziejów ustrojowo-gospodarczych, Łódz 1938, S. 22.
25
Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge
Grünfläche
bebaute Fläche
Wasser
unentwickelte Siedlungsfläche
Fabriken
wichtige Residenzen
1 2
Großwohnsiedlung
Entwicklungsgebiet
geplante Erweiterung
3
Wilker Shul,1875 3
“Altshtot Shul”; orthodoxe 2
Synagoge,1861
Synagoge wurde im Jahr 1861 1
aufgegeben
N
1:40.000
Abbildung 29:
Stadtkarte von Lodz; zeigt die
Entwicklung bis zum Jahr 1880
Tabelle 02:
Einwohnerzahlen der Stadt Lodz
26
Jahr
Gesamteinwohnerzahl von Lodz
jüdische
Einwohnerzahl
jüdischer Anteil der
Gesamteinwohnerzahl
1870
47.650
ca. 10.000
ca. 20 %
1892
149.889
37.106
25 %
1897
316.209
98.671
31 %
1908
393.526
88.348
22 %
1911
512.472
167.048
33 %
1914
630.000
220.000
35 %
Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945
1.3.3Industriestadt
Bis zum Jahr 1880 fand eine langsame Verdichtung der
bestehenden baulichen Struktur statt. Die Stadt hatte noch immer
eine hauptsächlich ländliche Erscheinungsform. Die Ausnahme
davon war die Neustadt um den oktogonalen Marktplatz („Nowy
Rynek“) und die Piotrkowska-Straße, welche durch ihre gezielte
Entwicklung einen eher städtischen Charakter erhielt. Wie geplant,
entstand in der Neustadt ein neues Stadtzentrum, um welches sich
die Urbanisierung konzentrierte. Im Rahmen dieser konzentrierten
Urbanisierung wurde beschlossen, dass auch die Fläche westlich
von „Nowa Miesto“ urbanisiert werden und den Namen „Wiazowa“
tragen soll86.
Die Verdichtung der Stadt wurde weiters durch die Einführung der
Dampfmaschinen Mitte des 19. Jh. unterstützt. Die Fabriken waren
nicht mehr ausschließlich wasserkraftabhängig, und mussten
somit nicht mehr in der Nähe von wasserreichen Flüssen gebaut
werden. Die bestehende Wasserfabriksiedlung vergrößerte sich, es
entstanden neue Fabriken quer durch die Stadt. Auf jeder verfügbaren
Freifläche, unabhängig von Straßenverlauf und Zugverbindungen,
entstanden neue Fabriken87. Der wirtschaftliche Aufschwung der
Stadt Lodz hielt bis zum Anfang des ersten Weltkrieges an88. Die
Bevölkerungszahl der Stadt verdoppelte sich zwischen 1897 und
1914 von 309.853 auf 630.000 Einwohner (Tab. 2). Diese Entwicklung
ist bei Betrachtung der bebauten Fläche zwischen 1880 (Abb. 29)
und 1910 (Abb. 30) deutlich nachzuvollziehen.
Die Entstehung der Synagogen in der Industriestadt
In den Jahren 1860 bis 1914 (Beginn Erster Weltkrieg) stieg
die jüdische Einwohnerzahl von Lodz rasant an (Tab. 2), die
Juden machten ein Drittel der Lodzer Bevölkerung aus. Mit
diesem Bevölkerungszuwachs konnte die Errichtung neuer
Synagogen nicht mithalten. Ursachen hierfür waren rechtliche
Einschränkungen89, der Geldmangel in der jüdischen
Gemeinde90 und ihre Spaltung in mehrere Gemeinden,
insbesondere die Abspaltung der reicheren reformierten
Juden, wobei sich in den 1890er-Jahren eine zionistische
Gruppierung formierte91,92. Trotz dieser Probleme wurden vor
dem ersten Weltkrieg vier neue Synagogen errichtet:
86 Vgl.
The Lodz Atlas, Łódz in the high industrial period, 16.09.2014
87 Ebda.
88 Vgl.
Gradel, Morris, (2008); The Jews of Lodz During the First World War, <http://www.
jewishgen.org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00003.html#4>
in:
<http://www.jewishgen.
org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00001.html>, 16.09.2014
89 Vgl.
Walicki 2000, S. 18-24, 42-45, 61-63, 81-87.
90 Ebda.,
S. 18-24, 61-63.
91 Ebda.,
S. 20-21.
92 Vgl.
Gradel, Morris, (2008); Jewish Settlement in Lodz: 1864-1914, 16.09.2014
27
Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge
Grünfläche
bebaute Fläche
Wasser
Fabriken
2
neues Stadterweiterungsgebiet
wichtige Residenzen
1
2
Großwohnsiedlung
Entwicklungsgebiet
geplante Erweiterung
5
“Sala Warszawska”; temporärer ?
Betraum, Lage unbekannt
6
Saal “Harmonia”; temporärer 2
Betraum, Łagiewnicka Straße 2
“Talmud-Tory”; temporärer 1
Betraum, Zachodnia Straße 20
3
4
Ezras Izrael Synagoge,1904 6
Ohel Jakov Synagoge,1889 5
die Große Synagoge,1887 4
Wilker Shul,1875 3
“Altshtot Shul”; orthodoxe 2
Synagoge,1861
Gebetshäuser; welche im Buch
von Walicki (Synagogues and...)
beschrieben wurden
N
1:40.000
Abbildung 30:
Stadtkarte von Lodz; zeigt die
Entwicklung bis zum Jahr 1910
• 1875 – die Wilker Shul; Synagoga Nowog Miesta (Synagoge
der Neustadt)
• 1887 – die Große Synagoge, reformiert
• 1899 – die Ohel Jakov Synagoge, zionistisch
• 1904 – Ezras Izrael Synagoge, orthodox
In diesem Zeitraum nahm die Anzahl kleiner Gebetshäuser,
welche schon seit den 1820er-Jahren existierten, rasch zu.
Es waren vor allem Wohn- und Teile von Industriebauten,
die zu Gebetshäusern umfunktioniert wurden. Man stellte
einen Thoraschrein und eine temporäre Bima in den Raum,
die Gläubigen nahmen irgendwo Platz (eher an einem
Tisch, statt auf einem Sessel). Der Gottesdienst in solchen
Gebetshäusern (poln.: „shitbl“ oder „kloyz“) wurde vor allem
von Gemeindemitgliedern geleitet93. Solche Gebetshäuser
28
93 Vgl.
Walicki 2000, S. 79
Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945
wurden von Personen, die in der direkten Umgebung wohnten,
besucht und boten durchschnittlich 40 Personen Platz94.
Die genaue Anzahl dieser Gebetshäuser ist schwer zu
bestimmen, da sie aufgrund rechtlicher Beschränkungen nicht
registriert wurden. Anhand einer von der Polizei erstellten Liste
lässt sich sagen, dass im Jahr 1884 mindestens 77 solcher
Gebetshäuser95 in Lodz existierten (nach einer Auflistung von
Walicki gab es sogar 160, siehe Anhang D). In Abbildung 30 ist
die Lage einiger registrierter Gebetshäuser gekennzeichnet.
Da die vorhandenen Synagogen und kleineren Gebetshäuser
noch immer nicht genügend Platz für die jüdische Gemeinde
boten, mussten sogar temporäre Gebetshäuser genutzt
werden. Es handelte sich hierbei um Wohn- und kommerzielle
Bauten, welche der jüdischen Gemeinde seit den 1890erJahren zur Verfügung gestellt wurden. Solche temporären
Einrichtungen boten bis zu 500 Personen Platz und wurden
während der Herbstfeiern für einem Monat als Gebetshäuser
genutzt. Unter den Gläubigen, die solche Gebetshäuser
besuchten, waren vor allem weniger religiöse Personen und
Personen, die aufgrund ihres Alters oder von Behinderungen
die Synagogen und Gebetshäuser nicht besuchen konnten96.
1.3.4 Die Zwischenkriegszeit
In der Zwischenkriegszeit mussten erst die Schäden des ersten
Weltkriegs behoben werden. Im Zuge dieser Arbeiten wurde
auch die Industrie wieder aufgebaut. Dieser Prozess gestaltete
sich als langjährig da dem Ende des Krieges kurz darauf die
Weltwirtschaftskrise der 1920er folgte. In dieser Periode stagnierte
die industrielle und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt, doch trotz
dieser Ereignisse stieg die Einwohnerzahl weiter an und die Stadt
expandierte. In der Innenstadt blieb die vorhandene Raumstruktur
erhalten, da kleine Änderungen, wie Straßenerweiterungen und
Schienenverlegungen, kaum Einfluss hatten. Die Stadt expandierte
hauptsächlich in die nördliche und südliche Richtung außerhalb der
Stadtgrenzen. Durch die ansteigende Urbanisierung der Vorstädte
wurden die Stadtgrenzen im Jahr 1915 tiefgreifend umgestaltet, mit
dem Ziel, diese Gebiete in die Stadt zu integrieren. Das Wachstum
der Vorstädte war allerdings so groß, dass die Stadtgrenzen im Jahr
1924 wiederum erweitert werden mussten97.
94 Ebda.,
S. 87-91
95 Ebda.,
S.81, zit. n. im Jahr 1891 von Polizeikommissar von Lodz geschrieben;Policmajster
m. Łodzi (PmŁ) 579, ohne Nummerierung.
96 Ebda.,
97 Vgl.
S. 91.
The Lodz Atlas, Łódz in the interwar Period and During the Nazi Occupation,
<http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-06R.pdf>, in: <http://www.mapa.lodz.pl/starten.
php?p=8>, 16.09.2014
29
Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge
Grünfläche
7
bebaute Fläche
Wasser
Fabriken
2
neues Stadterweiterungsgebiet
wichtige Residenzen
1
2
Großwohnsiedlung
Entwicklungsgebiet
geplante Erweiterung
5
“Sala Warszawska”; temporärer ?
Betraum, Lage unbekannt
6
Saal “Harmonia”; temporärer 2
Betraum, Łagiewnicka Straße 2
“Talmud-Tory”; temporärer 1
Betraum, Zachodnia Straße 20
3
4
Synagoge an der Zurawia Straße 7
Ezras Izrael Synagoge,1904 6
Ohel Jakov Synagoge,1889 5
die Große Synagoge,1887 4
Wilker Shul,1875 3
“Altshtot Shul”; orthodoxe 2
Synagoge,1861
Gebetshäuser; welche im Buch
von Walicki (Synagogues and...)
beschrieben wurden
N
1:40.000
Abbildung 31:
Stadtkarte von Lodz; zeigt die
Entwicklung bis zum Jahr 1930
Die Entstehung der Synagogen in der Zwischenkriegszeit
Das polnische Regime, unter Anordnung der deutschen
Besatzer, handhabte ab dem Jahr 1919 ein Regelwerk, welches
die Aktivitäten der jüdischen Gemeinde in Bezug auf Religion
und Sozialhilfe limitierte. Trotz dieser Einschränkungen war die
Zwischenkriegszeit ein florierender Zeitraum für die jüdische
Bildungs- und kulturelle Entwicklung98.
In der Zwischenkriegszeit war es noch immer (wie vor dem
Weltkrieg) schwierig eine Genehmigung für das Errichten
einer neuen Synagoge oder eines (kleinen) Gebetshauses zu
erhalten99. Trotzdem gelang es der orthodoxen Gemeinde eine
Synagoge zu errichten. Diese diente als zweite kommunale
98 Vgl.
Gradel, Morris, (2008); The Jews of Lodz Between the Two Wars, <http://www.
jewishgen.org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00004.html> in: <http://www.jewishgen.org/
Yizkor/pinkas_poland/pol1_00001.html>, 16.09.2014
30
99 Ebda.,
S. 63, zit. n. Spodenkiewicz 1998, S. 76-78.
Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945
Abbildung 32:
Ausschnitt aus dem Entwurf für die
Neugestaltung von Lodz;
Walther Bangert, 31.07.1941
Jahr
1914 Dez.
Gesamteinwohnerzahl von Lodz
jüdische
Einwohnerzahl
-
ca. 150.000
jüdischer Anteil der
Gesamteinwohnerzahl
1921
451.974
156.155
35 %
1931
604.629
202.696
34 %
ca. 672.000
ca. 233.000
35 %
1939 (ca.)
Tabelle 03:
Einwohnerzahlen der Stadt Lodz
Synagoge der orthodoxen Gemeinde und ihr Standort war die
Zurawia-Straße (Abb. 31)100.
In Bezug auf die kleineren Gebetshäuser gibt es, im Vergleich
zur umfangreichen Dokumentation vor dem ersten Weltkrieg,
nach 1914 kaum Unterlagen. Es ist nur bekannt, dass die
Behörden noch Genehmigungen für Gebetshäuser erteilten,
wenn deren Notwendigkeit durch die jüdische Gemeinde
bestätigt werden konnte. Über die Nutzung von temporären
Gebetshäusern konnten keine Informationen gefunden
werden101.
1.3.5 Deutsche Besetzung
Im Jahr 1939 wurde die Stadt Lodz durch die Deutschen besetzt
und an das Dritte Reich angeschlossen. Unter der neuen Herrschaft
wurde die Stadt im Rahmen der Eindeutschung in Litzmannstadt
umbenannt, wobei auch die Straßenbezeichnungen deutsche
Namen bekamen; beispielsweise wurde die Piotrkowska-Straße
zur Adolf Hitler-Straße. Die Namensänderungen sollten eigentlich
der Beginn einer umfassenden Neuanordnung werden, im Zuge
derer eine Stadt entstehen würde, die dem deutschen Stadtbild
entsprach. Hierzu wurde von Walther Bangert ein Plan für die
Neuordnung der Stadt entwickelt (Abb. 32). Diesem zufolge sollten
viele der Einwohner der Stadt ausgesiedelt (hauptsächlich Juden)
100Ebda.,
S. 33.
101Ebda.,
S. 63
31
Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge
Grünfläche
bebaute Fläche
Wasser
neues Stadterweiterungsgebiet
wichtige Residenzen
Großwohnsiedlung
zerstörte Synagogen
das jüdische Ghetto in Lodz
(1940-1945)
N
1:40.000
Abbildung 33:
Stadtkarte von Lodz; zeigt die
Entwicklung bis zum Jahr 1940
und umgesiedelt werden. Die Stadt sollte kleiner werden, mit einem
neuen monumentalen Stadtzentrum auf der westlichen Seite. Hier
sollte zusätzlich eine Weststadt gebaut werden. Die Umsetzung
dieser Idee scheiterte jedoch gleich zu Beginn, weil die Weststadt
durch den schwachen Bodenaufbau nicht gebaut werden konnte.
Daraufhin wurde entschieden, sich auf die Eindeutschung
der Kernstadt zu konzentrieren. Es handelte sich hierbei um
Sanierungsarbeiten an vorhandenen Gebäuden, um dadurch das
gewünschte deutsche Stadtbild zu erhalten. Der Kriegsverlauf
sorgte jedoch dafür, dass all diese Arbeiten in den Hintergrund
gerieten und man sich hauptsächlich auf die Industrieplanung
konzentrierte102,103.
102Vgl. The Lodz Atlas, Łódz in the interwar Period and During the Nazi Occupation, 16.09.2014
103Vgl.
32
Gutschow, Niels; Ordnungswahn: Architekten planen im “eingedeutschten Osten”
1939-1945, Berlin 2001, S. 143-161.
Die Synagoge | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945
Abbildung 34:
Innenansicht einer
Synagoge innerhalb
des Ghettos von
Lodz
Jahr
Gesamteinwohnerzahl von Lodz
jüdische
Einwohnerzahl
jüdischer Anteil der
Gesamteinwohnerzahl
1940
-
163.777
-
1941
-
143.800
-
1942
-
104.470
-
1943
-
87.446
-
1944 Juni
-
76.700
-
1944 Okt.
-
ca. 900
-
Tabelle 04:
Einwohnerzahlen der Stadt Lodz
Die Zerstörung der Synagogen
Während der Besetzung wurden alle großen Synagogen
der Stadt zerstört und die jüdische Bevölkerung in ein für
sie erschaffenes Ghetto umgesiedelt. Das Ghetto befand
sich im nördlichen Teil der Stadt (Altstadt; wo die Einwohner
hauptsächlich jüdischer Abstammung waren) und war eine
von Einzäunungen umgebene Sperrzone. Die Absperrung des
Ghettos wurde durch den Abbruch angrenzender Gebäude im
Tal des Flusses Lodka eindeutiger. Diese Demolierungsarbeiten
wurden im Rahmen einer „Grüninitiative“ ausgeführt, um der
Stadt mehr Grünfläche zu verleihen, wobei die entstandene
Freifläche eine natürliche Abgrenzung zwischen der Stadt und
dem Ghetto erzeugte104.
Nachdem die Synagogen zerstört worden waren, blieb nur
noch im Ghetto eine Handvoll kleinerer Synagogen und
Gebetshäuser, welche von der noch vorhandenen jüdischen
Bevölkerung“ genutzt wurden105.
104Vgl. The Lodz Atlas, Łódz in the interwar Period and During the Nazi Occupation, 16.09.2014
105Vgl.
Gradel, Morris, (2008); The Jews of Lodz in the Second World War, <http://www.
jewishgen.org/Yizkor/pinkas_poland/pol1_00005.html> in: <http://www.jewishgen.org/
Yizkor/pinkas_poland/pol1_00001.html>, 16.09.2014
33
Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945 | Die Synagoge
Abbildung 35:
die Ruinen der Altshtot Shul
34
Quellenanalyse | Stadtentwicklung von Lodz bis zum Jahr 1945
QUELLENANALYSE
Planunterlagen
Fotomaterial
Videomaterial
Zusätzliche Quellen
35
Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse
2.1 Analyse der Planunterlagen
Im Staatsarchiv von Lodz werden die Originalpläne zur Erweiterung
der Wilker Shul aufbewahrt. In Zusammenarbeit mit der Polytechnika
Lodz wurden die Pläne fotografiert. Diese Fotos dienen als Grundlage
für die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge.
Bei Betrachtung der Fotosammlung (Anhang B) kann man
feststellen, dass der Plan von links nach rechts fotografiert und auf
einem langen transparenten Papier gezeichnet worden ist. Auf dem
Plan sind mehrere Grundrisse, Ansichten und Schnitte dargestellt,
die sich mit der Erweiterung der Synagoge und dem Bau der
Gebetsschule befassen.
Im Plan wurden durchgehend die russisch-kyrillische Schrift und eine
alte russische Maßeinheit verwendet. In Tabelle 5 ist der Vergleich
dieser Maßeinheit mit dem metrischen System zu sehen.
Die fotografierten Pläne wurden mit einem Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet, um sie deutlicher darstellen zu können.
Zudem erfolgte eine Übersetzung der Texte aus den Plänen.
Tabelle 5:
Vergleich der Maßeinheiten
* Wert des englischen Fußes
von 1959. Die Abweichung zum
alten englischen Fuß ist so gering,
dass sie innerhalb der üblichen
Messungenauigkeit der damaligen
Zeit liegt.
36
Transkription
Kyrillisch
Deutsch
Definition
Größe in SI-Einheiten
Totschka
точка
Punkt
1/10 Linja
254 µm
Linija
линия
Linie
1/10 Diuim
2,54 mm
Djuim
дюйм
Zoll (Daumen)
1 Diuim
25,4 mm
Werschok
вершок
sechzehntel Elle
¼ Pjad
44,45 mm
Tschetwert, Pjad
четверть, пядь
Viertel-Elle, Spanne
¼ Arschin
177,8 mm
Fut *
фут (с английского)
Fuß
12 Diuim
304,8 mm
Stopa
стопа
halbe Elle (alter „Fuß“) ½ Arschin
Arschin
аршин
Elle
⅓ Saschen
Saschen
сажень
dreifache Elle
7 Fut
355,6 mm
711,2 mm
2,1336 m
Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen
Positionierung
Abbildung 36:
Lageplan; Grundstück der Wilker Shul
gekennzeichnet
N
2.1.1 Plankopf
Im linken oberen Eck des Plans ist eine alte Version des Plankopfs
mit den dazugehörigen Unterschriften in kyrillischer Schrift zu
erkennen (Anhang B).
2.1.2Lageplan
Im Lageplan ist der Stadtblock, in welchem sich die Synagoge
befindet, mit Teilen der angrenzenden Blöcke dargestellt. Die
Bebauung ist in unterschiedlicher Helligkeit der rosaroten Farbe
ohne Hinweise auf ihre Bedeutung abgebildet. Das Grundstück,
auf welchem sich die Synagoge befindet, ist mit einem leichten
Grauton unterlegt, wobei im linken Bereich ein unlesbarer Text die
Bebauung bedeckt. Weiters sind die Namen der Straßen, die den
Stadtblock umgeben, zu lesen. Der Nordpfeil ist im Plan orthogonal
zum Stadtblock dargestellt, jedoch ist aus dem Vergleich mit den
Stadtplänen zu schließen, dass der betreffende Stadtblock nicht
orthogonal genordet ist. Auf der Maßleiste wurde die alte russische
Maßeinheit (Saschen) verwendet.
37
Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse
Situationsplan
I
3s
Z
Z
I
L
L
G
Zh
K
L
7s 2f
Erklärung des Situationsplans
Zh
L
L
L
5s
L
Zh
V
c
Po 275/56
4s
K
1,5
B
geplante Erneuerung der Eingangssituation
V
geplanter Neubau einer steinernen zweigeschossigen
Gebetsschule
G
geplanter Neubau einer steinernen Latrine
D
zweigeschossiges steinernes Gebetshaus
Je
steinerner Eingang
Zh
steinerne eingeschossige jüdische Mikwe
Z
steinerne eingeschossige Verwaltungsbauten
I
hölzerne Bauten
K
Wasserschacht (Brunnen)
L
hölzerne Bauten unterschiedlichen Zwecks
L
A
L
2s 6f
geplante zweigeschossige steinerne Erweiterung
des Gebetshauses
L
f
6s 1f
K
K
A
13s
A
Po 274/58
hrt
Je
Zufa
B
I
18s
3f
2s 2f
3f
35f
Zachodnia Straße
51f
Zufahrt
D
Abbildung 37:
Situationsplan
Sasch. 5
0
5
10
2.1.3Der Situationsplan
15
Sasch.
Auf dem Plan ist ein dreigeteiltes Areal zu sehen, wobei nur zwei
der drei Grundstücke eine Grundstücksbezeichnung haben.
Das Grundstück der Wilker Shul trägt die Bezeichnung 275c/ 56
(Grundstücksnummer/ Straßennummer), das rechts angrenzende
Grundstück trägt die Bezeichnung 274/ 58 und das sich im hinteren
Bereich befindende Grundstück trägt keine Bezeichnung. Auf dem
Plan ist die Bebauung mit unterschiedlichen Farben dargestellt,
wobei zwischen dem Bestand, Neubau, Nebenbauten aus Holz
und Brunnen (Wasserschächten) unterschieden wird. Die bebauten
Flächen sind mit einem Buchstaben versehen, dessen Bedeutung in
der Legende erklärt wird. Weiters sind bestimmte Abstände zwischen
den Gebäuden, die Zufahrten, die Straßen mit ihren Namen und
eine Maßleiste in der russischen Maßeinheit Saschen angegeben.
Abbildung 37 ist in Anlehnung an das Original nachgezeichnet und
mit lateinischen Buchstaben versehen. Überdies wurde die Legende
ins Deutsche übersetzt.
38
Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen
B
H1
Eingang
Garderobe
E1
unlesbar
D
Vestibül
E
Gebetsraum
G4
Altar
Plan des Erdgeschoßes
G2
Garderobe
G3
G1
Eingang
K1
A
Eingang
N
2.1.4 Plan des Erdgeschosses
Abbildung 38:
Grundriss Erdgeschoß
Im Grundriss des Erdgeschoßes ist die erweiterte Synagoge
dargestellt. In grauer Farbe sind die abgerissenen Wände
(oder Stellen, an denen Änderungen vorgenommen wurden)
gekennzeichnet. Auf den Wänden stehen Zahlen, welche die Dicke
der Wände definieren. Die meisten Fenster sind auf die gleiche
Art wie die Türöffnungen dargestellt. Die Türöffnungen sind nur
durch die davor liegenden Stiegen von den Fensteröffnungen zu
unterscheiden. Bestimmte Räume sind mit Beschriftungen, die ihren
Zweck definieren versehen (da bestimmte Beschriftungen nicht
lesbar sind, konnten sie nicht übersetzt werden). Im erweiterten
Teil des Gebetsraumes ist die Konstruktion (Balkenverteilung)
der oberen Galerie zu sehen (K1 in Abb. 38). In Betraum und
Vestibül sind weitere Objekte zu erkennen, die möglicherweise
Heizöfen kennzeichnen. Zudem sind im Plan die Schnittlinien für
den Querschnitt AB und den Längsschnitt DE zu erkennen. Im
unteren Bereich ist die Maßleiste in Saschen dargestellt, mit einem
handgeschriebenen Text darunter, der wie folgt übersetzt wurde:
„Offiziell genehmigt vom Stadtarchitekten Franciszek Chelminski
25.03.1903 - Unterschrift -”.
Interpretation der geplanten Änderungen im Grundriss des
Erdgeschosses:
• Feld E1:
Die graue Darstellung der fünf Öffnungen betont, dass
Änderungen vorgenommen wurden. Die mittleren drei Öffnungen
sind anders dargestellt als die äußeren zwei. Die dargestellten
39
Plan des 1. Obergeschoßes
Galerie
Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse
Galerie
S2
Galerie
S1
N
Abbildung 39:
Grundriss Obergeschoß
•
•
•
•
Änderungen können nicht eindeutig interpretiert werden, weil
keine erklärenden Informationen vorhanden sind.
Feld G1 und G2:
Die Darstellung der zwei Türöffnungen (in unterschiedlicher
Form) in grauer Farbe (Farbe nicht eindeutig zu bestimmen,
weil die eingefärbte Fläche klein ist) deutet darauf hin, dass hier
Änderungen geplant sind. Es lässt sich nicht verifizieren, ob die
Wände abgerissen oder gebaut wurden.
Feld G3:
Im Hauptraum ist vor der bestehenden Türöffnung der nördlichen
Garderobe eine Stiege in grauer Farbe zu sehen, was auf einen
Abbruch der Stiege und einen Höhenunterschied zwischen dem
Hauptraum und der Garderobe (vor der Erweiterung) hindeutet.
Feld G4
Die graue Darstellung der Wand deutet auf die Konstruktioneiner
neuen Türöffnung hin, wobei Stahleinsätze (blaue Farbe) für die
Unterfangung der darüber liegenden Wand geplant sind.
Feld H1
Darstellung der abzureißenden alten äußeren Wand.
2.1.5 Plan des 1. Obergeschosses
Der Plan ist nach denselben Regeln wie das Erdgeschoß
gezeichnet, wobei im unteren Bereich des Plans (rechts in Abb. 39)
keine Maßleiste dargestellt ist. Da das Obergeschoß gleich neben
dem Erdgeschoß gezeichnet wurde und den gleichen Platz auf
dem Planpapier einnimmt, ist anzunehmen, dass es sich um den
gleichen Maßstab handelt. Die hintere Erschließung der Galerie wird
durch die gezeichneten Balkone auf der Ostwand der Synagoge
40
Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen
Latrinen
Fassade
Schnitt V.G.
Plan der Latrinen
V.
G.
Abbildung 40:
Planausschnitt der Latrinen
verdeutlicht. Der konstruktive Aufbau der Balkone ist mittels blauer
Farbe gekennzeichnet und deutet auf Stahleinlagen hin. Anhand
dieser Kennzeichnung ist ebenso anzunehmen, dass die Stützen
der Galerie, im Erdgeschoß sowie im Obergeschoß, aus Stahl sind.
In den Feldern S1 und S2 ist ein Quader, in welchem sich ein Zirkel
befindet, dargestellt. Die Bedeutung dieses Symbols ist unbekannt,
doch bei Betrachtung seiner Lage könnte er eine Stütze darstellen.
2.1.6Latrinen
Der eingeschossige Nebenbau für die Latrinen ist anhand der
Grundrisse, Ansichten, Schnitte und einer Maßleiste in diesem
Teilbereich des Planes dargestellt (Abb. 40). Das Gebäude beinhaltet
einen Keller, welcher wahrscheinlich die Funktion eines septischen
Tanks erfüllt. Der Raum des Erdgeschoßes ist in der Mitte in zwei
Räume geteilt, wobei die Eingänge gegenüberliegend sind. Diese
Trennung der Räume bedeutet, dass die Latrinen von Frauen sowie
Männern genutzt wurden. Im Situationsplan (Abb. 37) sind die
Latrinen in grauer Farbe dargestellt, was darauf hindeutet, dass
sie aus dem Material Holz bestehen. Jedoch sind die in diesem
Plan dargestellten Latrinen ein Ziegelbau (rosa Farbe). Diese
Diskrepanz stellt die korrekte Darstellung der Lage der Latrinen inm
Situationsplan infrage.
41
Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse
Fassade von der Straße aus betrachtet
Abbildung 41:
Vorderansicht (Teilbereich)
2.1.7 Vorderansicht der Synagoge
Die vordere Fassade der Synagoge ist nicht vollständig dargestellt.
Es ist nur der mittlere Bereich des Erdgeschoßes mit drei Türen
und zwei Fenstern zu erkennen. Auf Höhe der Unterkante der
Fenster sind horizontal strichlierte Linien auf den drei Türen zu
sehen. Weiters ist unter den Fenstern eine strichlierte Umrandung
erkennbar, deren Außenmaße jenen der drei Türen entsprechen. Die
bisherige Analyse macht deutlich, dass im Plan der Bestand mit den
Änderungen überzeichnet wurde. In Bezug auf die vordere Fassade
würde das bedeuteten, dass die mittleren drei Türen zu Fenstern,
und die flankierenden Fenster zu Türen umgebaut worden sind. Die
gesamte vordere Fassade der Synagoge ist wahrscheinlich deshalb
nicht dargestellt, weil nur die umgebauten Bereiche gezeichnet
wurden und der Umbau nur die mittleren fünf Öffnungen im
Erdgeschoß betraf. In der Ansicht sind zudem dekorative Elemente
der Fassade (Rustika, Gesimse, etc.) und im unteren Bereich die
Maßleiste in der Maßeinheit Saschen zu sehen.
42
Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen
Schnitt des Stiegenhauses durch D.Je.
Abbildung 42:
Schnitt des hinteren Stiegenhauses
2.1.8 Schnitt des Stiegenhauses durch D.Je.
Der Längsschnitt (D.Je.) verdeutlicht den konstruktiven Aufbau des
Stiegenhauses, er zeigt Öffnungen und die dekorativen Elemente
(Gesimse, Rustica, etc.). Die Dicke der Wände wird, wie bisher in
den Grundrissen, mittels eines Ziegelsteinmaßes definiert. Eine
Maßleiste zur Definition des Maßstabes fehlt, doch aus der Größe
des Längsschnittes auf dem Planpapier ist ersichtlich, dass dieser
im gleichen Maßstab wie die Grundrisse gezeichnet wurde.
43
Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse
Fassade des Zubaus der Synagoge und das Stiegenhaus
Abbildung 43:
Seitenansicht der Erweiterung der Synagoge
2.1.9 Seitenansicht
Bei der Seitenansicht (Nordansicht) des östlichen Teils der Synagoge
ist links von der rot strichlierten Linie die Anbindung der Erweiterung
und des Zubaus an den Bestand dargestellt. In der Ansicht ist zu
sehen, dass der Stil der dekorativen Elemente des Bestandes in der
Erweiterung beibehalten worden ist. Eine Maßleiste zur Definition
des Maßstabes fehlt, aber aus der Größe des Längsschnittes auf
dem Planpapier ist erkennbar, dass dieser im gleichen Maßstab wie
die Grundrisse gezeichnet wurde.
44
Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen
Ausbauprojekt von einem zweigeschossigem Gebetshaus mit Stiegenhaus, Umstrukturierung einer
zweistöckigen steinernen Gebetsschule und Latrine,....(Wort nicht sichtbar)... auf der Zachodnia
Straße in der Stadt Lodz D. Prussakami und D. Dobronickij
Hintere Fassade der Synagoge
Abbildung 44:
Hinteransicht
2.1.10Hinteransicht
In dieser Ansicht ist die hintere Fassade ohne Maßleiste dargestellt,
wobei aus der Größe auf dem Planpapier die Übereinstimmung mit
dem Maßstab der Grundrisse erkennbar ist. Die Erläuterung des
Plans lässt sich Abbildung 44 entnehmen.
45
Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse
Schnitt der Synagoge durch A.B.
Abbildung 45:
Querschnitt
2.1.11Querschnitt AB
Der Querschnitt zeigt den konstruktiven Aufbau des Betraums und
die Innenansicht auf der Ostwand der Synagoge (Abb. 45). Aus
der Betrachtung des Plans wird deutlich, dass die geschnittenen
Holzbalken und Wände in gleicher Farbe dargestellt wurden. Die
Annahme, dass Stahl und Eisen mit blauer Farbe gekennzeichnet
wurden, wird durch die in blauer Farbe gekennzeichneten Maueranker
in den geschnittenen Wänden bestätigt. Neben den konstruktiven
sind auch dekorative Elemente dargestellt. Diese verdeutlichen das
innere Erscheinungsbild der Synagoge und zeigen unter Anderem
das Aron Hakodesh. Die Maßleiste fehlt, doch wie bisher ist der
Maßstab anhand der Größe auf dem Planpapier bestimmbar.
46
Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen
Fassade der Gebetsschule
Schnitt durch Zh. Z.
f 7.
1.
2.
3.
Plan des Erdgeschoßes
4.
5 S.
Plan des Obergeschoßes
Abbildung 46:
Pläne der Gebetsschule
2.1.12Gebetsschule
Die Gebetsschule ist durch Grundrisse, Schnitte und Ansichten
im gleichen Zeichnungsstil wie die Synagoge dargestellt. Die
Grundrisse der Gebetsschule sind in einem anderen Maßstab als
der Schnitt und die längliche Ansicht gezeichnet. Im Grundriss des
Erdgeschoßes ist ein großer Raum mit einer in der Mitte der Ostwand
befindlichen Apsis zu erkennen. Dieser wurde möglicherweise als
Gebetsraum genutzt. Im oberen Geschoß sind mehrere kleinere
Räume ohne eindeutige Erschließung zu sehen. Da es sich um eine
Gebetsschule handelt, wurden diese Räume wahrscheinlich für das
Unterrichten und administrative Zwecke verwendet.
47
Analyse der Planunterlagen | Quellenanalyse
Abbildung 47:
graphische Darstellung der Ziegelanordnung
Tabelle 6:
Ziegelbreiten
Ziegelmaß
altes russiches Maß
Metrisch
3 Ziegeln
2½ Ziegeln
2 Ziegeln
1½ Ziegeln
4 /4 Arschin
4 Arschin
4 /4 Arschin
2 Arschin 21/2 Diuim
945 mm
711 mm
578 mm
419 mm
3
1
2.1.13Schlussfolgerung der Planunterlagenanalyse
Die verwendeten Abbildungen der Entwurfspläne wurden mit einer
Fotokamera erstellt. Die sichtbaren Verzerrungen der Pläne sind
auf die Verwendung der Kamera, die zur Dokumentation der Pläne
notwendig war, zurückzuführen. Gerade Linien verlaufen scheinbar
schief und gleiche Breiten werden nicht eingehalten. Um eine
zuverlässige Grundlage für die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge
zu schaffen, wurden die Abbildungen der Pläne zweidimensional
nachgezeichnet. Anhand des Grundrisses des Erdgeschosses wird
die Vorgehensweise der Nachzeichnung erklärt.
Um die Hauptmaße des Gebäudes zu erhalten, wurde eine
Kombination von drei verschiedenen Ansätzen verwendet:
• Gleiche Längen und Breiten wurden von den maßstäblich
skalierten Abbildungen der Pläne miteinander verglichen. Die
sich ergebenden Werte des Vergleichs wurden dokumentiert
und auf eine ganze Zahl der russischen Maßeinheit ab- oder
aufgerundet.
• Um die Verzerrung aufzuheben wurden wiederkehrende gleiche
Rastermaße (mittels russischer Maßeinheit) ausgeforscht und
verwendet, wie z.B. die Fensterabstände und Stützenabstände
(siehe Abb. 48). Die Summe der einzelnen Rastermaße ergibt
somit die Gesamtlänge (in ganzen Zahlen der russischen
Maßeinheit) der Wände.
• Für die Wandbreiten wurden die in Tabelle 6 definierten
Ziegelmaße verwendet.
Um die endgültigen Abmessungen des Gebäudes zu erhalten,
wurden die Resultate dieser drei Ansätze miteinander kombiniert.
Da der Grundriss des Gebäudes in der länglichen Richtung
symmetrisch ist, musste nur eine Seite des Grundrisses gezeichnet
werden. Durch die Spiegelung erhielt man den vollständigen
Grundriss.
48
Quellenanalyse | Analyse der Planunterlagen
Abbildung 48:
nachgezeichneter Grundriss
Abbildung 49:
bearbeiteter Ausschnitt des Grundrisses aus dem Entwurfsplan
49
Analyse der Fotounterlagen | Quellenanalyse
Abbildung 50:
Position der Blickpunkte der drei Fotos
I
3s
L
L
G
Zh
K
L
7s 2f
Abb. 51
Abb. 52
Abb. 53
Z
Z
I
Zh
L
L
L
5s
L
Zh
V
c
Po 275/56
4s
K
1,5
f
6s 1f
K
K
L
L
A
L
2s 6f
13s
A
Po 274/58
hrt
Je
Zufa
B
I
18s
3f
2s 2f
3f
35f
Zachodnia Straße
51f
Zufahrt
D
Sasch. 5
0
5
10
15
Sasch.
2.2 Analyse der Fotounterlagen
Von der Wilker Shul sind heute nur drei Schwarz-Weiß-Fotografien
erhalten. Diese Bilder, dessen Positionierungen der Kamera (aus
welcher Position fotografiert wurde) im Plan als Abbildung 51, 52
und 53 gekennzeichnet sind, werden in chronologischer Reihenfolge
analysiert.
2.2.1 Foto vor 1914
Abbildung 51 zeigt die vordere (westliche) und die seitliche
(südliche) Seite der Synagoge, welche zum größten Teil in den
Planmaterialien nicht dargestellt sind. Auf beiden Fassaden sind
Spuren von Feuchtigkeitsschäden zu erkennen, was auf einen
schlechten bauphysikalischen Zustand des Gebäudes hinweist. Die
Länge der seitlichen Fassade bestätigt, dass die Synagoge nach
der Erweiterung von 1904 gezeigt wird. Die mittleren drei Öffnungen
auf der vorderen Seite des Erdgeschoßes stellen Fenster, die zwei
flankierenden Öffnungen Türen dar. Diese Erscheinung bestätigt die
50
Quellenanalyse | Analyse der Fotounterlagen
Abbildung 51:
Fotoaufnahme der Wilker Shul vor dem Jahr 1914
Annahme, dass nach der Erweiterung nur zwei Eingänge auf der
vorderen Seite der Synagoge vorhanden waren.
Südliche Fassade
Die Darstellung der seitlichen Fassade in den Entwurfsplänen
stimmt mit dem Bild überein, wobei folgende zusätzliche Elemente
im Bild zu erkennen sind:
• Zwei rechteckige Öffnungen sind über dem ersten und dem
vierten Fenster des ersten Obergeschoßes zu sehen. Aufgrund
der Symmetrie ist nicht auszuschließen, dass sich eine weitere
Öffnung im anderen äußersten Eck der seitlichen Fassade
befindet, das jedoch auf der rechten Seite des Bildes nicht zu
sehen ist.
• Der Verlauf der seitlichen Regenrinnen.
• Zwei Schornsteine auf dem Dach. Auch hier ist ein weiterer
Schornstein bei Berücksichtigung der Symmetrie nicht
auszuschließen.
• Zwischen den Schornsteinen ist ein Dachfenster zu sehen. Bei
Berücksichtigung der Symmetrie besteht die Wahrscheinlichkeit
eines zusätzlichen Fensters.
51
Analyse der Fotounterlagen | Quellenanalyse
• Ein rechteckiger Raum im zweiten Obergeschoß, welcher in
den Planunterlagen nicht dargestellt war. Auf der seitlichen
Fassade des Raumes sind horizontale Profilierungen und eine
Regenrinne zu erkennen.
• Der Rahmenverlauf der Fenster.
Nördliche Fassade
Der in den Entwurfsplänen dargestellte Teil der vorderen
Fassade stimmt mit der Abbildung überein. Zusätzlich stimmt die
Positionierung der Öffnungen mit den Grundrissen überein. Der
größte Teil der vorderen Fassade wurde in den Planmaterialen nicht
dargestellt, weshalb fast alle Erkenntnisse über die Erscheinung der
Fassade aus dem Bildmaterial stammen:
• Vier rustikale Pilaster, die sich nach oben verjüngen und die
Fassade in drei vertikale Bereiche teilen.
• Das Erd- und das erste Obergeschoß formen eine rechteckige
Front, welche horizontal durch breite Gesimse geteilt wird.
• Die seitlichen Fronten des zweiten Obergeschoßes werden
durch die Dachneigung bestimmt und sind daher dreieckig.
• Die mittlere Front des zweiten Obergeschoßes wird durch
einen rechteckigen Raum und den Dachverlauf bestimmt. Ein
breites horizontales Gesims trennt den rechteckigen Raum vom
Dachstuhl.
• Die Fenster des Erdgeschoßes und die Fenster des ersten und
zweiten Obergeschoßes unterscheiden sich in ihrer Höhe. Alle
Fenster scheinen jedoch die gleichen dekorativen Verzierungen
wie die Fenster im Erdgeschoß zu haben.
• Teile der Fensterrahmen des Erdgeschoßes und des ersten
Obergeschoßes sind sichtbar.
• In den äußersten Ecken der vorderen Fassade sind im
Erdgeschoß zwei Wandlaternen sichtbar.
Die Umgebung
Die im Bild dargestellte umgebende Bebauung und der
Straßenverlauf stimmen mit dem Lage- und Situationsplan überein.
Folgende zusätzliche Informationen sind auf dem Foto erkennbar:
• Die Abgrenzung des Grundstücks der Synagoge zur Straße wird
durch die auf beiden Seiten des Gebäudes befindlichen Wände
und Gittertore geformt.
• Das benachbarte Grundstück (in Abbildung 50: Hausnummer
58; in Abbildung 51: auf der rechten Seite) wird durch einen
Holzzaun vom Grundstück der Synagoge getrennt.
• Materialbeschaffenheit der Straße und des Gehsteigs.
• Höhe und Erscheinung der Gebäude nördlich der Synagoge (in
Abbildung 51 links).
52
Quellenanalyse | Analyse der Fotounterlagen
Abbildung 52:
Fotoaufnahme der Wilker Shul im Winter von
1939-1940
2.2.2 Foto der Vorderansicht von 1939
Abbildung 52 zeigt die vordere Fassade der Synagoge im Winter
1939-1940. Durch die nahe Aufnahme der Synagoge ist, im Vergleich
zu Abbildung 51, die vordere Fassade deutlicher dargestellt. Im
Vergleich zu Abbildung 51 sind folgende kleine Unterschiede zu
erkennen:
• Die zwei Wandlaternen sind durch simple Wandleuchten ersetzt
worden.
• Oberhalb des mittleren Fensters im Erdgeschoß ist eine Aufschrift
auf der Wand zu sehen, die jedoch durch die schlechte Qualität
des Bildes unleserlich ist.
• Eine Straßenleuchte, die an einem Kabel hängt, welches an der
Synagoge befestigt ist.
53
Analyse der Fotounterlagen | Quellenanalyse
Abbildung 53:
Fotoaufnahme der Wilker Shul im Winter von
1939-1940
2.2.3 Foto des nördlichen Durchgangs
Abbildung 53 scheint die westliche Fassade der Gebetsschule
und Teile der nördlichen Fassade der Wilker Shul zu zeigen.
Entsprechend dieser Annahme muss die Fotokamera so, wie
in Abbildung 50 dargestellt, positioniert gewesen sein. Die
schmale Breite des Durchgangs, welcher sich in der Tiefe des
Bildes ausbreitet, bestätigt die Existenz des seitlichen Zubaus
(das hintere Stiegenhaus) auf der Nordseite. Im Raum zwischen
der Gebetsschule und der Synagoge ist ein Gebäude zu sehen,
welches laut dem Situationsplan (Abb. 37) die Mikwe darstellen
sollte. Die auf der linken Seite des Bildes zu sehende Wand stimmt
mit der im Lageplan dargestellten Bebauung und den in Abbildung
52 und 53 zu sehenden Gebäuden überein. Position und Größe der
Gebetsschule stimmen mit den Entwurfsplänen (Abb. 46) überein,
wobei folgende Unterschiede bezüglich der westlichen Fassade
erkennbar sind:
• Die Position der Eingangstür stimmt nicht überein.
• Die im Bild zu sehende Vorrückung der Fassade auf der linken
Seite des Erdgeschoßes ist im Plan nicht sichtbar.
• Im ersten Obergeschoß sind auf der westlichen Fassade drei
Fenster (das linke ist ein Blindfenster) im Bild erkennbar, im Plan
ist nur das mittlere Fenster dargestellt.
54
Quellenanalyse | Analyse der Fotounterlagen
Abbildung 54:
vervollständigte Vorderansicht der Wilker Shul
2.2.4Schlussfolgerung der Fotoanalyse
Die in der Planunterlagenanalyse erstellten Pläne vermitteln keinen
vollständigen Eindruck von der Erscheinung der Synagoge. Mittels
der Erkenntnisse aus der Fotoanalyse wurden diese Pläne ergänzt.
Die Überarbeitung der Pläne betrifft:
• Die Vorderansicht (Westansicht)
• Die Seitenansicht (Südansicht)
• Die Klärung der vorderen Erschließung
Die Vorderansicht
In den Entwurfsplänen war nur ein Teil der vorderen Fassade zu
sehen. Für die zweidimensionale Darstellung der Fassade dienten
als Grundlage die Abmessungen der Synagoge aus den Grundrissen
sowie Schnitte und Ansichten der Entwurfspläne aus dem Jahr 1903.
Diese wurden mit den Informationen aus den Bildern vervollständigt.
Um die perspektivische Verzerrung der Bilder aufzuheben, mussten
die Abmessungen aus den Bildern mittels Längenverhältnissen mit
den Längen aus den Plänen verglichen werden. Hierbei wurden die
Längenverhältnisse aus den Bildern an die Längenverhältnisse aus
den Plänen angeglichen um passende Abmessungen zu erhalten.
Die entstandene Vorderansicht der Synagoge wurde anschließend
an die alte russische Maßeinheit angepasst, um eine einheitliche
zweidimensionale Darstellung aller Pläne zu erhalten. In Abbildung
54 ist die daraus resultierende Vorderansicht zu sehen.
55
Analyse der Fotounterlagen | Quellenanalyse
Abbildung 55:
vervollständigte Seitenansicht der Wilker Shul
Die Seitenansicht
In Abbildung 55 ist der vordere Bereich der seitlichen Fassade
zu sehen, welcher nicht in den Plänen dargestellt wurde. Die
seitliche Ansicht wurde nach derselben Vorgangssweise wie die
Vorderansicht ergänzt.
Die Erschliessung
Anhand der Abbildungen 51 und 52 zeigt sich die Änderung der
vorderen Eingänge bestätigt (Abb. 56 & 57). Um die Folgen für die
innere Erschließung zu verstehen, muss man sich die Frage stellen,
was dadurch erreicht wurde. Die größte Folge dieser Änderung betrifft
das Vestibül der Synagoge. Durch die Verschiebung der vorderen
Eingänge wird die Anzahl von Personen, welche die Synagoge von
der Straßenseite her betreten, gesenkt. In der Erschließungssituation
nach der Erweiterung von 1904 (Bauphase II) ist das Vestibül nur
durch den rechten vorderen Eingang zu erreichen (Abb. 57). Die
Reduzierung der Anzahl von Menschen, die den Betraum durch das
Vestibül betreten, war also ein wichtiges Kriterium für die Planung
der neuen Erschließungssituation. Dahinter könnten folgende
Gründe gestanden haben:
A. Vor der Erweiterung wurde der Verkehrsfluss an Personen durch
das Vestibül als störend empfunden, weil das Vestibül nicht nur
als Durchgangsraum genutzt wurde.
B. Das Vestibül sollte nicht mehr als Durchgangsraum genutzt
werden, ihm wurde eine neue Funktion zugeteilt.
Betritt man eine Synagoge, so befindet man sich normalerweise
zuerst in einem Vorraum mit Waschgelegenheit (religiöser Brauch).
Auf den Vorraum folgt das Vestibül, welches als Durchgangsund Begegnungsraum genutzt wird. Danach erreicht man den
Hauptbetraum der Synagoge.
56
Quellenanalyse | Analyse der Fotounterlagen
Abbildung 56:
Bauphase I: vordere Erschließung
Vestibül
Vorraum
Legende:
Stiegenhaus
Garderobe S
Garderobe N
Stiegenhaus
Vorraum
Betraum
vorderer Eingang
seitlicher Eingang
vorderer Verkehrsfluss
seitlicher Verkehrsfluss
Abbildung 57:
Bauphase II: vordere Erschließung
Windfang
Vorraum
Legende:
Stiegenhaus
Garderobe S
Garderobe N
Vestibül
Windfang
Stiegenhaus
Vorraum
Betraum
vorderer Eingang
seitlicher Eingang
vorderer Verkehrsfluss
seitlicher Verkehrsfluss
Diese Wegbeschreibung stimmt größtenteils mit der Erschließung
der Synagoge in der ersten Bauphase (1875-1904) überein
(Abb. 56). Die einzige Abweichung stellt hier die Nutzung eines
Seiteneingangs dar, was nicht unüblich war. In Abbildung 56 und
57 sind im Vorraum sowie im Vestibül je eine Nische dargestellt.
Die Nische im Vorraum war wahrscheinlich ein Platz zum Waschen,
was mit der funktionalen Nutzung des Raumes übereinstimmt. In
der Nische im Vestibül könnte das ewige Licht (ner tamid) platziert
gewesen sein106, dies war jedoch nicht die übliche Position in einer
Synagoge. Das Vorhandensein des ewiges Lichts im Vestibül
könnte bedeuten, dass sich Personen deswegen länger im diesen
Raum aufhielten. Das Vestibül könnte sich sogar zu einem kleineren
Betraum entwickelt haben. Die Existenz eines solchen Betraumes
würde bedeuten, dass der Verkehrsfluss durch das Vestibül
unerwünscht war. Dies könnte der Auslöser für die Änderung der
vorderen Erschließungssituation gewesen sein. Die Neuanordnung
der vorderen Eingänge sorgte weiters dafür, dass ein Windfang in
den Garderoben gebaut werden musste (Abb. 57).
Anhand dieser Überlegungen erscheint die oben genannte Option
A am wahrscheinlichsten, wobei Option B nicht auszuschließen ist.
106Bergman;
Polish Landscape ... 2011, S. 31
57
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 58:
Szene 01
Abbildung 59:
Szene 01
2.3 Videoanalyse
Abbildung 60:
Grundriss des Raums in der Szene 01
Der Propagandafilm „Der ewige Jude“ hatte zum Ziel, den
Antisemitismus zu legitimieren und wurde damals als Dokumentarfilm
geführt. Die Aufnahmen für den Film wurden 1939 von Joseph
Goebbels in Auftrag gegeben. Rolle sieben des Films enthält
Szenen, die in der Synagoge Wilker Shul gedreht wurden.
Die Videoanalyse der Rolle sieben diente als primäre Grundlage
für die Modellierung des Innenraums der Synagoge. Die Analysen
der Szenen geben nämlich Aufschluss darüber, ob es sich bei den
Aufnahmen tatsächlich um die Wilker Shul handelt. Die Videoanalyse
leistet somit einen wichtigen Beitrag zur detaillierteren Darstellung
des Innenraums der Synagoge.
Szenen, die keine erkenntlichen räumlichen Merkmale zeigen, sind
nicht Teil dieser Analyse und in Anhang E zu finden.
2.3.01Szene 01
-----
58
­ in Erwachsener steht vor einem Pult und spricht zu einer Gruppe
E
von Kindern, die auf einer Bank/Tisch-Kombination sitzen.
­Es sind zwei Reihen mit jeweils vier Sitzbänken zu sehen. Auf
einer Bank sitzen ungefähr sechs Kinder. Zwischen den Reihen
ist in der Mitte ein schmaler Durchgang zu erkennen.
­Vom ganzen Raum sind zwei der Wände sichtbar, deren untere
Drittel mit Holz bedeckt sind.
Auf der Wand hinter den Kindern ist deren Schatten zu sehen.
Wenn sich die Kamera nach rechts dreht, wird das Bild heller.
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 61:
Szene 02
Abbildung 62:
Szene 02
2.3.02Szene 02
-----
In der Mitte ist eine kurze Wand mit hohen Fenstern auf beiden
Seiten zu sehen. Die Wand ist bis zu einer Höhe von ungefähr
1.70 Meter mit Holz bedeckt.
Im Raum befindet sich auf der Fensterseite ein Pult. Dahinter
steht eine erwachsene Person, die die restlichen Personen im
Raum anspricht.
Orthogonal zum Pult sind zwei Sitzbänke zu sehen, welche von
Jugendlichen besetzt sind.
In dieser Szene werden noch Nahaufnahmen der Jugendlichen
gezeigt, dabei ist zu erkennen, dass es mindestens zwei Reihen
an Sitzbänken gibt.
Abbildung 63:
Grundriss des Raums in der Szene 02
• Interpretation der Szenen 1 und 2
Anhand der Szenen eins und zwei wurden die Grundrisse in
Abbildung 60 und 63 erstellt. Die dargestelten Räume in diesen
Abbildungen stimmen nicht mit den Räumlichkeiten der Wilker
Shul überein. Daraus folgt, dass diese Aufnahmen nicht in der
Wilker Shul gedreht wurden.
59
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 64:
Szene 04
Abbildung 65:
Szene 04, Bild bearbeitet
2.3.03Szene 04
-----
---
I­n der hinteren Wand sind drei Fenster zu sehen, wobei das
vierte Fenster nur zum Teil rechts im Bild zu sehen ist.
Orthogonal zu dieser Wand sind Personen auf Sitzbänken zu
erkennen.
­Der Blick auf das dritte Fenster - von links aus gesehen - wird
von einem säulenähnlichen Bauteil unterbrochen. Es reflektiert
oder strahlt auch Licht.
­Vorne im Bild steht eine Person hinter einem Pult. Die Person
erweckt den Eindruck, als würde sie etwas lesen. Zu beiden
Seiten vor dieser Person stehen zwei ca. drei Meter hohe
Kerzenständer oder Leuchten mit fünf Lichtpunkten.
­Vor dem Pult, ungefähr in Kniehöhe der Person, ist das Bild
dunkler. Es könnte sich dabei um eine Erhöhung handeln.
­Auf Höhe der Fensteroberkante hinter der Person hängt ein
Kerzenluster mit einem Durchmesser, der in etwa zwei Meter
hoch ist.
• Interpretation der Szene
Die Konturen der Fenster im Bild entsprechen denen der Pläne
der Wilker Shul Synagoge aus dem Staatsarchiv. Da in diversen
Quellen107,108,109 erwähnt wird, dass die Aufnahmen aus der
Wilker Shul stammen, ist mit einiger Sicherheit anzunehmen,
dass es sich hierbei tatsächlich um die Wilker Shul handelt.
Die Personen in der Szene sind nach rechts gerichtet.In einer
Synagoge ist die Sitzanordnung gewöhnlich nach Osten
ausgerichtet, man kann also annehmen, dass die Kamera sich
südöstlich im Raum befindet (Abb. 66: P4). Aus dieser Position
sollten dem Plan entsprechend mindestens drei Stützen der
Frauengalerie sichtbar sein, was jedoch nicht der Fall ist. Die
107Vgl.
Walicki 2000, S. 66, zit. n. Huberband 1989, S. 71
108Vgl.
Huberband 1987, S. 322.
109Vgl. The Eternal Jew (1940 film), < http://en.wikipedia.org/wiki/The_Eternal_Jew_%281940_
film%29>, 07.10.2014, zit. n. Friedlände, Saul/Orna, Kenan; Nazi Germany and the Jews,
60
1933-1945, New York 2011, S. 153.
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 66: Positionierung der Kamera P4 im Ergeschoß der Wilker Shul
Person, die vorne im Bild vor einem Pult steht, ist wahrscheinlich
der Kantor, welcher vor dem Lesepult (Bima) aus der Thorarolle
liest. Im Bild ist keine Erhöhung (Podium) zu erkennen, auf
welcher das Lesepult stehen könnte.
Da Öffnung 1 in Abbildung 66 eine Tür ist, die auf der Außenseite
überdacht und ummauert ist, und deswegen wahrscheinlich
wenig oder kein Licht durchlässt, ist anzunehmen, dass
das Fenster links im Bild in Abbildung 64 der Öffnung #2 in
Abbildung 66 entspricht.
61
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 67:
Szene 05
Abbildung 68:
Szene 05, Bild bearbeitet
2.3.04Szene 05
---
-----
­ ie Personen sind nach rechts gerichtet.
D
­In der hinteren Wand sind zwei Fenster zu sehen und rechts
außerhalb des Blickfeldes könnten sich noch mindestens zwei
Fenster befinden, bis man orthogonal die gleiche Position wie
die Kamera erreicht.
­Oben in der Mitte des Bildes ist eine Stütze zu erkennen.
­Oben links neben der Stütze sieht man eine horizontale Reihe
heller Punkte.
­In den Fenstern kann man die Form der Innenrahmen erkennen.
­In der unteren Hälfte des Bildes sind mindestens fünf Reihen
von Sitzbänken zu sehen.
• Interpretation der Szene
Der gleiche Raum wie in Szene 04, wobei die Kamera nach
links gedreht (Abb. 70: P5A) oder in eine andere Position verlegt
(Abb. 70: P5B) wurde. In dieser Szene ist nur eine Stütze (S5)
deutlich erkennbar, im Bild ist sie orthogonal hinter dem letzten
Fenster positioniert. Bei der Betrachtung des Planes (Abb. 70)
und wenn man berücksichtigt, dass die Stütze sich in der Mitte
des Bildes, hinter dem letzten Fenster befindet, kann man
mit Bestimmheit sagen, dass es sich um die nordwestliche
Eckstütze (S5) handelt. Weiters lässt sich feststellen:
--
62
Dem Plan zufolge (Abb. 70) sollte aus dieser Kameraposition
auch die Öffnung #1 sichtbar sein. In Abbildung 67 ist
die Öffnung nicht sichtbar. Dies könnte bedeuten, dass
die Öffnung nicht existiert oder, dass es sich um eine Tür
handelt, die kein Licht durchlässt (oder nur in so geringem
Ausmaß, dass es die Kamera nicht erfassen kann).
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 69:
Szene 07
---
Abbildung 70:
Positionierung der Kamera P5 im Erdgeschoß der Wilker Shul
­ ie Öffnungen #2 bis #5 stellen Fenster dar.
D
­Die Kamera ist - wie vermutet - entweder in die westliche
Richtung gedreht (Abb. 70: P5B) oder sie wurde südwestlich
ausgerichtet (Abb. 70: P5A).
2.3.05Szene 07 ­
-------
In dieser Szene blickt man seitlich auf den Rücken von Personen,
die in 5-6 Reihen zwischen Sitzbänken stehen.
­Auf der gegenüberliegenden Wand sieht man zwei helle Flächen,
bei denen es sich vermutlich um zwei Fenster handelt. Weiters
ist zu erkennen, dass die Wand eine Schraffur aufweist.
­Die linke hellere Fläche wird durch einen dunklen vertikalen
Streifen geteilt.
­Oben zwischen den Fenstern befindet sich ein helles Element.
Es ist kein Ständer zu erkennen, was darauf hindeutet, dass das
Element von der Decke hängt oder an der Wand befestigt ist.
­Auf der Wand zwischen den Fenstern ist ein dunkler vertikaler
Streifen zu erkennen.
Links oben in der Ecke des Bildes ist eine helle Fläche zu
­
erkennen.
• Interpretation der Szene
In dieser Szene sind keine eindeutigen Merkmale der Wilker
Shul zu erkennen, man kann die Kamera jedoch trotzdem so
positionieren, dass man eine dementsprechende Zuorndung
treffen kann (siehe Abb. 71). Wenn man annimmt, dass diese
Positionierung zutrifft, dann wären die Öffnungen #7 und #8 die
beiden Fenster, die man in Abbildung 69 sieht.
63
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 71:
Positionierung der Kamera P7 & P8 im Erdgeschoß der Wilker Shul
Abbildung 72:
Szene 08
Der dunkle vertikale Streifen über dem linken Fenster in
Abbildung 69 ist wahrscheinlich die Stütze S1, die nach dem
Plan im Blickfeld der Kamera (Abb. 71: P7) vor der Öffnung
positioniert ist. Weiters ist es ebenso möglich, dass die helle
Fläche links oben in Abbildung 69 ein Teil der Öffnung #6 ist.
Links von Fenster #7 ist im Bild eine breite dunkle Fläche zu
sehen, zu breit im Vergleich mit dem Plan, doch könnte dies
durch eine dunkle Tür erklärt werden.
Der dunkle vertikale Streifen, welcher auf der Wand zwischen
den Fenstern zu sehen ist, könnte Teil einer Art Stütze sein.
Im Grundriss ist auf dieser Position jedenfalls eine schmale
Vorrückung zu sehen. Der Streifen könnte auch Teil der
Wandleuchtenkonstruktion sein.
2.3.06Szene 08
----
I­m Vordergrund ist eine stehende männliche Person mit einem
kleinen Buch in der Hand zu sehen, hinter ihr sind weitere Reihen
von Personen zu erkennen.
­Rechts ist ein Fenster zu erkennen, welches jenen der Wilker
Shul entspricht.
Oben links neben dem Kopf des Mannes ist ein vertikaler
­
Streifen zu erkennen.
• Interpretation der Szene
Das Fenster bestätigt, dass es sich hierbei um eine Aufnahme
aus der Wilker Shul handelt, es befindet sich rechts im Bild und
es folgen keine weiteren Fenster. Dadurch, dass die Personen
nach rechts, fast in Richtung der Kamera gerichtet sind, und
aufgrund der Position des vertikalen Streifens (welcher vermutlich
64
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 73:
Szene 10
Abbildung 74:
Szene 10
die nordwestliche Eckstütze ist (S5), ist anzunehmen, dass das
Fenster im Bild die Öffnung #2 im Plan (Abb. 71) darstellt sowie,
dass die Kamera (P8) nordwestlich ausgerichtet ist. Eine Stütze
(S4) fehlt im Bild im Vergleich zum Plan, sie wird wahrscheinlich
vom Kopf des Mannes, der im Vordergrund des Bildes zu sehen
ist, verdeckt.
2.3.07Szene 10
---
--
Reihen von Personen, die auf Sitzbänken sitzen und nach links
schauen.
Die rechte Reihe wird von einer dicken Rundstütze unterbrochen,
hinter der Stütze ist ein erhöhtes Podium zu sehen, welches mit
Personen besetzt ist und von einem Geländer umgeben wird,
welches durch eine Stiege zum Podium hinauf unterbrochen
wird.
­Links oben im Bild ist eine dunkle Kontur zu entdecken und
rechts auf der Stütze ist ein eindeutiger Schatten zu sehen.
Abbildung 75:
Grundriss des Raums aus der Szene 10 und die
Positionierung der Kamera P10
• Interpretation der Szene
In dieser Szene sind keine Merkmale der Wilker Shul zu
erkennen. Der Raum in diesem Bild hat eine dicke Rundstütze
in der Mitte, mit einer wahrscheinlich zentral positionierten Bima
dahinter. Laut aller bisherigen Erkentnisse gab es in der Wilker
Shul keine dicke Rundstütze und daraus ist zu schließen, dass
diese Szene in einer anderen Synagoge gefilmt wurde.
65
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 76:
Szene 11
Abbildung 77:
Szene 12
2.3.08Szene 11
----
­ ahaufnahme des Podiums aus Szene 10.
N
­Zentral im Bild ist ein Mann (dieselbe Person wie in Szene 10) zu
sehen, welcher zu singen scheint.
­Das Geländer des Podiums geht in eine Art Käfig über, dessen
Höhe über zweieinhalb Meter beträgt.
• Interpretation der Szene
Es handelt sich um eine Nahaufnahme des Podiums aus der
vorherigen Szene, somit stammt auch diese Aufnahme nicht
aus der Wilker Shul. Das Singen des Mannes könnte darauf
hindeuten, dass die Torarolle auf dem Weg zur Bima ist.
2.3.09Szene 12
----
­ ahaufnahme von Personen, die ungefähr in die Richtung der
N
Kamera blicken.
In der linken Ecke sieht man einen vertikalen Streifen von
­
variierender Helligkeit.
­Es sind zwei sehr helle Flächen von unterschiedlicher Größe zu
sehen, wobei unter der kleineren Fläche eine dunkle Fläche zu
sehen ist.
• Interpretation der Szene
Die größere helle Fläche in Abbildung 77 hat eine ähnliche Form,
wie die Fenster der Wilker Shul. Die Kombination einer kleinen
hellen und einer größeren dunklen Fläche darunter deutet darauf
hin, dass es sich um eine Tür mit einem Lichtfenster handelt.
Zwei mögliche Positionen der Kamera könnten es ermöglichen,
die Szene der Wilker Shul zuzuordnen. Es handelt sich entweder
66
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 78:
Szene 14
Abbildung 79:
Positionierung der Kamera P12 im Erdgeschoß der Wilker Shul
um die nordöstliche (Abb. 79: P12A) oder um die südwestliche
(Abb. 79: P12B) Ecke. Diese Szene verstärkt die Annahme,
dass es sich bei der Öffnung #6 oder #16 um eine oder zwei
Türen handelt.
2.3.10Szene 14
---
­ ahaufnahme von einer Reihe von Personen, wahrscheinlich
N
allesamt Männer, die nach links gerichtet sind.
­Im Hintergrund eine helle Fläche, die dem Fenster der Wilker
Shul ähnelt.
• Interpretation der Szene
Weil die Personen nach links ausgerichtet sind und ein Fenster
im Hintergrund zu sehen ist, ist anzunehmen, dass die Kamera
fast orthogonal auf die südliche Fensterwand der Wilker Shul
gerichtet ist. Zur Beschreibung einer exakten Positionierung der
Kamera gibt es zu wenige Hinweise.
67
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 80: Szene 21
Abbildung 81: Szene 21
Abbildung 82: Szene 21
Abbildung 83: Szene 21
Abbildung 84: Szene 21
Abbildung 85: Szene 21
68
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 86: Szene 22
Abbildung 87: Szene 22
2.3.11Szene 21
---
----
I­n dieser Szene wird die Kamera von links nach rechts gedreht.
­Links im Raum ist ein Podest mit einem Geländer und einer
Treppe zu erkennen. Auf dem Podest an der Wand befindet sich
ein Kasten oder Vorhang und gleich daneben stehen mehrere
Personen, wobei eine dieser Personen einen länglichen
zylindrischen Gegenstand hält (Abb. 80).
Während die Kamera sich nach rechts dreht, sind mehrere
­
Reihen sitzender Personen zu sehen sowie ein zweites Podium
mit einer dicken Rundstütze davor (Abb. 80-85).
­Es ist deutlich erkennbar, dass dies der Raum aus den Szenen
10 und 11 ist.
­Die Kamera wird weiter nach rechts gedreht, bis sie einen Teil
der vierten Wand des quadratischen Raumes zeigt (Abb. 85).
Während dieser Drehung sind verschiedene Öffnungen hell
und dunkel in den Wänden zu sehen, weiters sind Luster und
Möbelstücke zu erkennen.
2.3.12Szene 22
---
­ ie Personen aus der letzten Szene tragen den zylindrischen
D
Gegenstand durch die Menge der Personen zum mittleren
Podium (Abb. 86-87).
Es sind Leuchten, Luster und weitere schwer definierbare
­
Möbelstücke zu sehen.
69
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 89:
Innenansicht der Alten Synagoge in Krakow
Abbildung 88:
Grundriss des Raums aus den Szenen 21 und 22,
ebenso Drehung und Positionierung der Kamera
• Interpretation der Szenen 21 und 22
Die Drehung der Kamera durch den Raum ermöglicht einen
übersichtlichen Eindruck der Raumanordnung, welche im Plan
in Abbildung 88 dargestellt ist. Aus den Abbildungen 80 bis
87 kann man ableiten, dass es sich wahrscheinlich um eine
Synagoge mit einer beinahe zentralen Bima handelt, wo der
Aron Hakodesh über einem Podest in der Wand positioniert ist.
In dieser Szene sind keine Merkmale der Wilker Shul Synagoge
zu erkennen und der Plan (Abb. 88), welcher mit Hilfe der
Szenenbilder gezeichnet wurde, stimmt nicht mit den Plänen
der Wilker Shul überein.
Somit steht fest, dass für den Film nicht nur Videoaufnahmen
der Wilker Shul Synagoge verwendet wurden, sondern noch in
mindestens einer weiteren Synagoge gedreht wurde.
Der Grundriss (Abb. 88), welcher entsprechend der Bilder
der Szenen 10, 11, 21 und 22 gezeichnet wurde, stimmt
mit dem Grundriss der Alten Synagoge in Krakau sowie
mit dem dargestellten Raum in der Videoaufzeichnung
überein (Abb. 89).
2.3.13Szene 23
--
--
70
­ ie Szene beginnt mit der Nahaufnahme eines Mannes, der von
D
Personen im Hintergrund umgeben ist. Während die Kamera
sich nach links dreht, ist zu sehen, dass der Mann vor einem
Pult steht, auf welchem ein Papier von zwei weiteren Personen
auf- oder zusammengerollt wird.
­Am Ende dieser Szene ist im oberen linken Eck des Bildes
die Kontur eines Fensters zu sehen, welches dem Fenster der
Wilker Shul ähnelt.
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 90:
Szene 23
Abbildung 91:
Szene 23
• Interpretation der Szene
Durch die Übereinstimmung des Fensters ist anzunehmen,
dass es sich hier um die Wilker Shul handelt, das Verhalten der
Personen lässt darauf schließen, dass hier die Thorarolle auf der
Bima ausgerollt wird.
Da die Bima in der Aufzeichnung links neben dem Kantor zu
sehen ist und sein Blick wahrscheinlich nach Osten gerichtet ist,
ist anzunehmen, dass hier die Kamera südwestlich ausgerichtet
ist und sich links vor der Bima befindet (Abb. 92: P23).
Der Blickwinkel der Kamera ist in dieser Szene nicht eindeutig
festzustellen, weil die Kamera sehr nah zur Bima steht. Es ist nur
die Kontur eines Fensters zu sehen und der restliche Raum wird
von einer Gruppe von Personen verdeckt (Abb. 90-91).
Ein möglicher Blickwinkel ist im Plan in Abbildung 92 (Position
P23) zu sehen. Unter diesem Blickwinkel sollte das Fenster im
Bild die Öffnung #12 darstellen, jedoch ist diese im Plan als Tür
gekennzeichnet.
Wenn die Interpretation der Szene 12 richtig ist und es sich
hierbei um eine Tür handelt, ergeben sich folgende Optionen:
a. Es handelt sich bei der Öffnung #12 um ein Fenster.
b. Es handelt sich bei der Öffnung #12 um eine Tür, die
geöffnet ist.
c. Es handelt sich dabei nicht um Öffnung #12, weil der
dargestellte Blickwinkel falsch ist.
d. Der dargestellte Blickwinkel ist falsch, weil die Bima im Plan
nicht richtig positioniert ist.
71
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 92:
Positionierung der Kamera P23 & P24 im Erdgeschoß der Wilker Shul
Abbildung 93:
Szene 24
Bima, Position A
Bima, Position B
2.3.14Szene 24
--
­ hnliche Situation wie in Szene 23 mit denselben Personen, nur
Ä
die Position der Kamera hat sich geändert; die Bima befindet
sich jetzt rechts vor dem Kantor.
• Interpretation der Szene
In dieser Szene sind zwar keine Raumelemente sichtbar, durch
die Erkenntnisse aus der letzten Szene ist jedoch anzunehmen,
dass die Kamera jetzt rechts vor der Bima steht (Abb. 92: P24).
2.3.15Szene 25
---
­ ahaufnahme des Kantors aus den Szenen 23 und 24, die
N
Kamera schaut linksseitig auf ihn.
­Die Sitzbank hinter dem Kantor ist unterbrochen, wodurch ein
Durchgang entsteht.
• Interpretation der Szene
Für die Nahaufnahme der Szene befindet sich die Kamera
ungefähr in derselben Position wie in Szene 23, jedoch mit dem
Unterschied, dass sie jetzt von oben auf den Kantor gerichtet
ist.
2.3.16Szene 26
--
--
72
­ iese Szene wurde von oben gefilmt, die Kamera dreht sich
D
kurz von links nach rechts, wobei die Anordnung der Sitzbänke
deutlich wird. Es sind drei Reihen zu erkennen, eine in der
Mitte des Raumes und zwei seitlich. Teilweise ist die Anzahl der
sitzenden Personen zu erkennen.
­Während die Kamera sich nach rechts dreht, sind vier Fenster
Quellenanalyse | Videoanalyse
--
----
Abbildung 94:
Szene 25
Abbildung 95:
Positionierung der Kamera P26 im Obergeschoß der Wilker Shul
Abbildung 96:
Szene 26
Abbildung 97:
Szene 26
Bima
Sitzbänke
zu erkennen, ganz rechts zeigt sich ein Teil einer Tür.
Rechts unten im Bild ist der Kantor zu sehen, der vor der Bima
steht. Links und rechts neben dieser stehen Kerzenständer (K1
und K2 im Abb. 95), die möglicherweise durch eine Person
gehalten werden.
­Ungefähr zwei Meter hinter der Bima hängt ein runder (Kerzen-)
Luster.
­Im Bild sind drei Stützen zu sehen.
­Zwischen der Bima und K1 ist eine quadratische Konstruktion
zu erkennen.
• Interpretation der Szene
Anhand der vorigen Szenen steht fest, dass es sich um den
Hauptbetraum der Wilker Shul handelt. In dieser Szene
73
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 98:
Positionierung der Kamera P27 im Erdgeschoß der Wilker Shul
Abbildung 99:
Szene 27
Bima
Sitzbänke
(Abb. 96-97) wird der Raum von oben wahrgenommen, was
bedeutet, dass diese Szene von der Frauengalerie aus gefilmt
wurde. Entsprechend dem gezeigten Raum in Szene 26 wurde
in Abbildung 95 das gekennzeichnete Blickfeld mit der Position
P26 der Kamera erstellt.
Durch die wahrnehmbare Raumanordnung in dieser Szene
sind Position, Größe und Anzahl der sichtbaren Sitzbänke
bestimmbar. Wenn von einer symmetrischen Anordnung
ausgegangen wird, ist es auch möglich, die Sitzbankanordnung
an der Südseite des Raumes darzustellen.
Am Ende der Szene wird ein kleiner Teil der Öffnung #6 gezeigt,
wodurchzu erkennen ist, dass die Bima ungefähr auf der
gleichen Höhe, wo Öffnung #6 beginnt, endet. Die bisherige
Position der Bima wurde im Plan korrigiert und in die westliche
Richtung verschoben. Hiermit wäre Option D aus Szene 23
bestätigt.
2.3.17Szene 27
-------
74
­ nhand der vorigen Szenen steht fest, dass es sich um den
A
Hauptbetraum der Wilker Shul handelt.
Die Kamera schwenkt von links nach rechts und filmt die in
einem Eckbereich des Raums sitzenden Personen .
­Die Personen sind nach rechts gedreht, in manchen Reihen ist
die Anzahl der Personen zu erkennen.
­Es sind drei Fenster und ein dunklerer Eckbereich zu erkennen.
­Rechts in Abbildung 100 ist ein stehender Mann zu erkennen,
neben ihm eine Art vertikaler Stab, der im oberen Bereich hell
erscheint.
­Links oben an der Wand zwischen zwei Fenstern sind dunkle
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 100:
Szene 27
--
Abbildung 101:
Szene 28
vertikale Streifen und an der Wand selbst ist ein undeutliches
Muster zu erkennen.
­Zu beiden Seiten der dunkleren Zone sind Teile einer Wandleuchte
zu sehen.
• Interpretation der Szene
Der wichtigste Hinweis auf die Position der Kamera
(Abb. 98: P27) in dieser Szene ist der Mann, welcher scheinbar
den Kerzenständer hält (Abb. 98: K1), weil seine Position auch
aus der letzten Szene bekannt war. Weiters sind in der Szene
die Öffnungen #4, #5, #6 und #7 zu sehen. Wenn diese
Erkenntnisse kombiniert werden und die Drehung der Kamera
berücksichtigt wird, ergibt sich das Blickfeld wie in Abbildung
98, (Position P27).
Aus dieser Position sollten auch zwei Stützen der Frauengalerie
sichtbar sein, diese sind jedoch nicht deutlich zu erkennen.
Stütze S2 ist als doppelter Schatten zu sehen, Stütze S1 liegt
im dunklen Eckbereich, wodurch sie nicht sichtbar ist. Es ist
auch anzumerken, dass der Blick auf die Sitzreihen beinahe
orthogonal ist, wodurch sich die Anzahl der sitzenden Personen
nicht eindeutig bestimmen lässt.
2.3.18Szene 28
--
­ ahaufnahme einer Reihe von Personen, die sich nach rechts
N
orientiert haben, drei Fenster im Hintergrund. Die Sicht auf
die linken zwei Fenster wird durch dunkle vertikale Streifen
unterbrochen, der innere Rahmen der Fenster ist deutlich
erkennbar.
75
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 102:
Positionierung der Kamera P28 & 29 im Erdgeschoß der Wilker Shul
Abbildung 103:
Szene 29
2.3.19Szene 29
---
­ ahaufnahme einer Reihe von Personen, die sich nach rechts
N
orientiert haben, zwei Fenster im Hintergrund und ganz rechts
der Anfang eines dritten Fensters.
­In der oberen linken Ecke ist ein Gesicht zu erkennen, welches
sich nicht auf gleicher Höhe mit den restlichen Gesichtern
befindet.
• Interpretation der Szenen 28 und 29
In diesen Szenen bestätigen die Fenster, die Positionierung der
Stützen und die Orientierung der Personen, dass es sich um
Aufnahmen aus der Wilker Shul handelt.
In den Szenen 28 (Abb. 101) und 29 (Abb. 103) ist die Position
der Kamera nicht eindeutig zu bestimmen, weil in beiden
Szenen die orientierenden Objekte weit von der Kamera entfernt
sind. Es handelt sich hier um die Blicke auf die Öffnungen (#2,
#3 und #4) und die Stützen S3 und S4. Deswegen sind die
in Abbildung 102 gekennzeichneten Punkte P28 und P29 nur
eine wahrscheinliche Möglichkeit, die Positionen könnten auch
weiter südöstlich liegen.
76
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 104:
Szene 36
Abbildung 105:
Positionierung der Kamera P36 im Erdgeschoß der Wilker Shul
2.3.20Szene 36
---
­ s ist eine Person zu erkennen, die auch in Szene 12 zu sehen
E
war.
­Neben dem Fenster und der Tür, die in beiden Szenen teilweise
sichtbar sind, ist in dieser Szene eine weitere Öffnung erkennbar.
• Interpretation der Szene
In Szene 12 war die Frage, ob es sich um die nordöstliche
oder südwestliche Ecke handelt, noch offen, durch die helle
Fensterfläche (Öffnung #7) auf der rechten Seite (Abb. 104) in
Szene 36 ist nun jedoch anzunehmen, dass hier die nordöstliche
Ecke der Wilker Shul zu sehen ist.
Im Blickfeld dieser Szene sollte auch die Stütze S1 zu sehen
sein, was aber nicht der Fall ist weil sie möglicherweise durch
die Person im Vordergrund verdeckt wird.
77
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 106:
Positionierung der Kamera P37C im Erdgeschoß der Wilker Shul
2.3.21Szene 37
--
----
Im Vordergrund sind mehrere sitzende Personen zu sehen, die
nach rechs orientiert sind. Am Ende der Reihe dieser sitzenden
Personen befindet sicht ein aus Stäben geformtes Geländer,
welches nicht flächig geschlossen ist.
­Im Hintergrund sind weitere Personen zu sehen, diese schauen
nach vorne (also mit dem Rücken zur Kamera).
Am Ende des Raumes ist ein Fenster zu sehen, dessen
­
Innenoberkante nicht viel höher ist, als die Personen im
Hintergrund.
Rechts oben im Eck ist ein kurzer vertikaler Streifen von
­
variierender Helligkeit zu erkennen, links daneben ein dreieckiges
Ornament.
• Interpretation der Szene
In dieser Szene gibt es keine eindeutigen Hinweise darauf, dass
in der Wilker Shul gefilmt wurde. Der einzige Hinweis, dass es
sich hierbei womöglich um die Wilker Shul handelt, stellt die
Form des Fensters im Hintergrund dar.
Die Personen waren bisher immer Richtung Osten orientiert,
wendet man diese Erkenntnis auf die Personen im Vordergrund
(Abb. 107) an, ist anzunehmen, dass sie in die östliche
Richtung blicken. Um ein solches Blickfeld zu bekommen,
muss die Kamera in die nördliche Richtung filmen und sich im
Obergeschoß der Wilker Shul befinden (Abb. 108: P37A).
So ist auch zu erklären, warum die Person im Vordergrund nicht
genau in die östliche Richtung schaut sondern eher nordöstlich,
dadurch wäre ihr Blick auf die Bima gerichtet.
Das Fenster im Hintergrund würde sich dann in der nördlichen
Wand der Synagoge befinden. Die Oberkante dieses Fensters
ist in Bezug auf die Höhe der Menschen niedriger als alle Fenster
78
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 107:
Szene 37
Abbildung 108:
Positionierung der Kamera P37A & P37B im Obergeschoß der Wilker Shul
im Erdgeschoß. Dies lässt vermuten, dass die Aufnahme aus
dem Obergeschoß der Wilker Shul stammt.
Was ferner für diese Annahme spricht, ist die Tatsache, dass
ein Geländer im Bild zu sehen ist. Dieses Geländer scheint
parallel zur nördlichen Wand und orthogonal zu den Personen
im Vordergrund zu verlaufen, was mit dem Plan übereinstimmen
würde. Weiters sei erwähnt, dass die Kamera in Szene 26
annähernd gleich positioniert ist wie in Position P37A im
Obergeschoß der Synagoge.
Was nicht mit dem Plan übereinstimmt beziehungsweise
undeutlich zu erkennen ist, ist der Abstand zwischen dem
Geländer und den Personen im Hintergrund, dieser sollte
eigentlich größer sein. Es scheint, als ob der Luftraum zwischen
der nördlichen und südlichen Galerie nicht vorhanden ist. Auf der
gegenüberliegenden Seite der Galerie ist das zweite Geländer
nicht zu erkennen, dies könnte durch den Winkel der Kamera
und die Unschärfe des Bildes bedingt sein. Die Tatsache, dass
die Personen im Hintergrund mit dem Rücken zur Kamera stehen
und nicht sitzend in die östliche Richtung schauen, könnte
dadurch erklärt werden, dass sie genau in diesem Moment
aufgestanden sind und ihre Sitzplätze verlassen haben.
Das Blickfeld P37A in Abbildung 108 im südlichen Teil des
Obergeschoßes der Wilker Shul ist eher unwahrscheinlich, da
zu viele Elemente fehlen und die Größe des Raumes nicht mit
dem Plan übereinstimmt.
Es ist möglich, dass die Personen in dieser Szene nicht in die
östliche Richtung orientiert sind. Unter dieser Annahme ergeben
sich zwei weitere Möglichkeiten für die Positionierung der
Kamera, nämlich P37B (Abb. 108) und P37C (Abb. 106), wobei
79
Videoanalyse | Quellenanalyse
die Kamera westlich gerichtet ist. Die Personen im Vordergrund
dieser Szene würden dann in die nördliche und die Personen im
Hintergrund in die westliche Richtung (auf die Straße) schauen.
P37B
Über die Nutzung des Raumes, der sich in diesem Blickfeld
befindet, gibt es keine weiteren Informationen, den Archivplänen
zufolge handelt es sich um einen leeren Erschließungsraum.
P37C
Für diese Positionierung befindet sich die Kamera im Erdgeschoß
der Wilker Shul. Der Raum im Blickfeld der Kamera ist laut Plan
in zwei Räume unterschiedlicher Größe unterteilt (Vorraum und
Vestibül, siehe Abb. 56-57).
Vor dem Umbau waren die Öffnungen #18, #19 und #20
die Eingangstüren der Synagoge. Der kleine Raum wäre
somit ein Vorraum des Vestibüls. Die zwei länglichen
rechteckigen Räume (im Plan rot gekennzeichnet), die
nördlich und südlich an das Vestibül grenzen, tragen die
Beschriftung „Garderobe“.
Nach dem Umbau wurden die Öffnungen #18,
#19 und #20 zu Fenstern umfunktioniert und die
Öffnungen #17 und #21 zu Eingangstüren. Durch
diese Umfunktionierung ergibt sich eine undeutliche
Eingangssituation, wobei die alten Funktionen der
Räume nicht mit den Eingangswegen übereinstimmen.
Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass die Räume neue
Funktionen erhalten haben.
----
I­m Plan gibt es im Vestibül und im Vorraum eine Nische in
der nördlichen Wand, was die Orientierung der Personen
erklären könnte (Abb. 107).
­Im Plan ist der Vorraum des Vestibüls durch eine unbekannte
Konstruktion geteilt. Auf dieser Position ist in der Szene ein
Gittergeländer zu sehen.
Die in der Szene niedrig erscheinende Oberkante des
­
Fensters könnte durch eine niedrige Position der Kamera
erklärt werden.
Position P37C (Abb. 106) scheint die meisten Übereinstimmungen mit der Szene zu zeigen und die Umfunktionierung
des Vestibüls zu einem kleinen Betraum könnte durch die
Änderung der Eingangssituation erklärt werden.
80
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 109:
Szene 40
Abbildung 110:
Szene 41
2.3.22Szene 40
--
­ ahaufnahmen von Personen, die nach rechts orientiert sind,
N
im Hintergrund ein Fenster, jedoch ohne deutlich erkennbare
Merkmale der Wilker Shul.
2.3.23Szene 41
--
­ ahaufnahmen von Personen, die nach rechs orientiert sind,
N
im Hintergrund ein Fenster, jedoch ohne deutlich erkennbare
Merkmale der Wilker Shul.
81
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 112:
Szene 45
Abbildung 111:
Szene 44
2.3.24Szene 44
--
--
­ ahaufnahmen einer Reihe von Personen, die nach rechts
N
orientiert sind, im Hintergrund eine Wand, in welcher zwei
Fenster zu sehen sind, deren Konturen den Fenstern der Wilker
Shul entsprechen.
­Rechts im Bild ist ein heller vertikaler Streifen zu erkennen.
• Interpretation der Szene
Die Orientierung der Personen nach rechts entspricht
wahrscheinlich der östlichen Richtung. Die sichtbare Wand im
Bild würde dann die Nordwand vorstellen. Durch diese zwei
Erkenntnisse ist die Richtung der Kamera geklärt, nämlich
nordwestlich.
In der Szene sind auch teilweise zwei Fenster zu sehen, welche
das Blickfeld der Kamera bestimmen. Für die Position der
Kamera gibt es somit drei Möglichkeiten (Abb. 114: P44L, P44
& P44R), wobei die mittlere (P44) am wahrscheinlichsten ist.
Die Position des vertikalen Streifens würde dann mit der im
Blickfeld zu sehenden Stütze S2 übereinstimmen.
2.3.25Szene 45
----
­ ahaufnahmen von Personen, die ihren Blick links neben die
N
Kamera gerichtet haben.
­Auf der linken Seite des Bildes ist Teil eines Fensters zu sehen,
dessen Konturen den Fenstern der Wilker Shul entsprechen.
­Rechts oben im Bild könnte es sich um ein Eck handeln, welches
benachbarte Öffnungen in beiden Wänden aufweist.
• Interpretation der Szene
82
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 113:
Szene 46
Abbildung 114:
Positionierung der Kamera P44, P45 & 46 im Erdgeschoß der Wilker Shul
Unter der Annahme, dass hier die Wilker Shul dargestellt wird
und rechts oben im Bild ein Eck der Synagoge zu sehen ist,
könnte es sich hier um eine der vier Ecken des Hauptraumes
der Synagoge handeln. Die hellen Öffnungen in dieser Szene,
die entweder Türen oder Fenster sein könnten, ergeben keine
Hinweise auf die Positionierung der Kamera.
Die Blickrichtung der zwei Personen im Vordergrund des
Bildes spricht für die östliche Positionierung der Kamera
(Abb. 114: P45O), da jedoch kein weiteres räumliches Merkmal
zu erkennen ist, lässt sich auch eine westliche Positionierung
(Abb. 114: P45W) nicht ausschließen.
2.3.26Szene 46
----
­ ahaufnahmen von Personen, im Hintergrund die Fenster der
N
Wilker Shul.
­Die zwei Männer im Vordergrund des Bildes sind auch in Szene
31 zu sehen, jedoch aus einem anderen Blickwinkel.
­Im Bild sind drei Fenster teilweise zu erkennen, was bedeuten
würde, dass die Kamera aus der Nähe der Bima filmt
(Abb. 114: P46).
83
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 115:
Positionierung der Kamera P48A (=P49A), P48B & P48C im Erdgeschoß der
Wilker Shul
Abbildung 116:
Szene 48
2.3.27Szene 48
--
-----
­ ine Wand, auf welche die Kamera in einem Winkel von ungefähr
E
60 Grad blickt. Vor der Wand ist ein Kasten mit einem davor
stehenden Kerzenständer zu sehen, die Wand scheint hinter
dem Kasten vertieft zu sein. Der Kasten entspricht dem Kasten
aus Szene 3 (Anhang E).
­Rechts neben dem Kasten ist ein Geländer zu erkennen, welches
auch eine mögliche Erhöhung vor dem Kasten darstellt. Auf der
linken Seite ist kein Geländer zu erkennen.
­Auf der Wand zeigt sich ein undeutliches Muster.
­Die Wand scheint von oben beleuchtet zu werden.
­Vor der Wand steht eine Gruppe von Personen, die dem Kasten
zugewendet sind.
• Interpretation der Szene
a. In dieser Szene stehen die Personen mit dem Rücken zur
Kamera. Wird dies als Hinweis darauf, dass die Personen
Richtung Osten schauen, interpretiert, dann gibt es im
Erdgeschoß der Wilker Shul nur die Möglichkeit P48A
(Abb. 115), das wäre die östliche Außenwand. Aufgrund der
Erkenntnisse aus den vorherigen Szenen ist diese Möglichkeit
jedoch auszuschließen. In dieser Szene hat die Wand rechts
neben der Vertiefung eine Breite von schätzungsweise über
drei Metern, was nicht mit der Ostwand der Wilker Shul
übereinstimmt.
Im zweiten Obergeschoß wäre es möglich diese Szene aus
der Position P48E (Abb. 117) zu filmen, sodass die sichtbaren
Raumproportionen mit den Plänen übereinstimmen, weitere
Hinweise hierfür gibt es nicht.
84
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 117:
Positionierung der Kamera P48D im ersten Obergeschoß der Wilker Shul
Abbildung 118:
Positionierung der Kamera P48E & P48F im
zweiten Obergeschoß der Wilker Shul
b. Wird die Tatsache, dass die Personen mit Rücken zur
Kamera stehen, als Hinweis auf deren Ausrichtung nach
Westen interpretiert, dann gibt es im Erdgeschoß der Wilker
Shul nur die Möglichkeit P48B (Abb. 115), die westliche
Innenwand des Betraumes. Wenn für diese Szene von Punkt
P48B gefilmt würde, dann würden die Maße der westlichen
Innenwand einigermaßen mit jenen der Wand aus der Szene
übereinstimmen. Im Plan ist auf der Position der Vertiefung
ein Rahmen gezeichnet, welcher ein Fenster oder eine Tür
vorstellen könnte und breiter als die Vertiefung in Szene
48 (Abb. 116) ist. Wenn die im Plan dargestellte Öffnung
schmäler wäre, dann könnte diese Wand mit der Wand aus
Szene 48 übereinstimmen.
c. Wird die Tatsache, dass die Personen mit dem Rücken zur
Kamera stehen, als Hinweis darauf interpretiert, dass sie
in Richtung Norden oder Süden schauen, dann gibt es im
Erdgeschoß der Wilker Shul nur eine Möglichkeit, diese
Szene zu filmen, und zwar P48C (Abb. 115). Die Erkenntnisse
aus Szene 37 (Abb. 106: P37C) würden diese Möglichkeit
unterstützen.
Im ersten Obergeschoß wäre die Position P48D (Abb. 117)
aufgrund der Raumproportion auch möglich, es gibt jedoch
keine konkreten Hinweise darauf.
Im zweiten Obergeschoß wäre die Position P48F (Abb. 118)
aufgrund der Raumproportion auch möglich, es gibt jedoch
keine konkreten Hinweise darauf.
85
Videoanalyse | Quellenanalyse
2.3.28Szene 49
-----------
­ ie Kamera ist beinahe orthogonal zur Wand gerichtet.
D
­In der Wand ist eine Vertiefung mit einem Bogen als Oberkante
zu sehen. In der Vertiefung befindet sich ein vorhangähnliches
Stück, was den Blick auf die Vertiefung verdeckt.
An den inneren Ecken der Vertiefung sind dünne Säulen
­
zu erkennen, deren Oberkante am Beginn des Bogens der
Vertiefung endet.
­Rund um die Vertiefung ist eine breite Kontur ersichtlich, welche
auf eine Vorrückung der Wand hindeuten könnte.
­Im Bogenbereich der Vertiefung ist mittig eine runde Form zu
sehen.
Rechts und links von der Vertiefung steht jeweils eine
­
Doppelstütze, neben den Stützen stehen Wandleuchten, die
symmetrisch um die Vertiefung angeordnet sind.
­Neben der Wandleuchte auf der rechten Seite ist ein Teil eines
Fensters zu sehen, dessen Oberkante nicht ins Bild passt.
­Links vor der Vertiefung ist ein Geländer zu sehen, welches in
die Vertiefung führt.
Links neben dem Geländer ist ein hoher Kerzenständer zu
­
sehen, daneben lässt sich das Profil einer Person erkennen.
­Alle Personen sind in die Richtung der Vertiefung gedreht.
• Interpretation der Szene
a. In dieser Szene stehen die Personen mit dem Rücken zur
Kamera, wenn diese Tatsache als Hinweis darauf, dass die
Personen Richtung Osten schauen, interpretiert wird, dann
gibt es in der Wilker Shul nur die Möglichkeit P49A (ist die
gleiche Position wie P48A in Abb. 115) im Erdgeschoß für die
Positionierung der Kamera. Das Fenster und die Symmetrie
in Bezug auf die Vertiefung in der Wand sprechen für die
Möglichkeit, dass hier die östliche Außenwand der Wilker
Shul Synagoge gezeigt wird. Wenn man die Kamera auf
dem Punkt P49A (Abb. 115: P48A) positioniert, ergibt sich
ein Bild, das Ähnlichkeiten mit der Szene aufweist. Vor allem
könnte die helle Fläche aus der Szene Öffnung #9 vorstellen.
In der Mitte der Abbildung 119 befindet sich ein Podium,
umgeben von einem Geländer und einer kurzen Stiege.
Diese Anordnungen der Elemente und die Erscheinung
der Apsis würden zwar den bisherigen Hinweisen aus den
vorherigen Szenen, jedoch überhaupt nicht den Plänen von
Gutenteger entsprechen.
Zwischen den Plänen und der Szene würde es einen
weiteren wichtigen Unterschied geben, nämlich die Breite
der Vertiefung: laut den Plänen ist der Abstand zwischen der
86
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 119:
Szene 49
Vertiefung und dem Fenster fast doppelt so groß. Auch fehlt
der zweite Kerzenständer, der in den vorherigen Szenen
stets vorhanden war.
b. Wird die Tatsache, dass die Personen mit dem Rücken zur
Kamera stehen, als Hinweis darauf interpretiert wird, dass
sie Richtung Westen schauen, dann gibt es in der Wilker
Shul keine Möglichkeit, diese Szene zu filmen.
c. Wird die Tatsache, dass die Personen mit dem Rücken zur
Kamera stehen, als Hinweis darauf interpretiert, dass diese
Richtung Norden oder Süden schauen, dann gibt es in der
Wilker Shul keine Möglichkeit, diese Szene zu filmen. Der
Hauptgrund hierfür liegt in der Größe des dargestellten
Raumes begründet.
Die Optionen B und C sind aufgrund der Positionierung der
Kamera ausgeschlossen, weshalb nur Option A denkbar ist. Die
Entscheidung für Option A würde bedeuten, dass die Position
der sichtbaren Objekte (Apsis, Stehleuchten, etc.) in dieser
Szene damit festgelegt wird. Die Bestätigung der Position führt
weiter zu dem Schluss, dass ähnliche Objekte mit der gleichen
Positionierung aus anderen Szenen (z.B. Szenen: 4,5,7,26 und
27) die gleichen Objekte sind. Dieser Rückschluß bedeutet
auch, dass in dieser Szene der mittlere Bereich der Ostwand
der Synagoge gezeigt wird und somit auch die Bima und der
Aron Hakodesh. Die in dieser Szene gezeigte Innenansicht
auf die Ostwand entspricht nicht der im Querschnitt (Abb. 45)
gezeigten Ansicht der Ostwand.
87
Videoanalyse | Quellenanalyse
Abbildung 120:
Szene 50
2.3.29Szene 50
--
Nahaufnahme eines Davidsterns mit einem hebräischen
Schriftzug darüber und willkürlich über den Hintergrund verteilten
Sternchen.
• Interpretation der Szene
Aus dem Vergleich mit den Apsisbogen aus Szene 49 ist
zu schließen, dass Szene 50 eine Nahaufnahme dieses
Apsisbogens darstellt.
Die hebräische Inschrift auf dem Apsisbogen ist nicht zur Gänze
zu sehen, aber konnte durch Recherche als Satz aus einem
jüdischen Gebet identifiziert werden: „Unser Vater, unser König,
öffne die Tore des Himmels für unser Gebet”110.
2.3.30Schlussfolgerung der Videoanalyse
Die Videoaufzeichnungen aus dem Propagandafilm „Der ewige
Jude“ bieten u.a. eine Einsicht in den Innenraum der Wilker Shul
Synagoge. Aus der Videoanalyse geht hervor, dass die Rolle sieben
auch Aufnahmen aus anderen Synagogen beinhaltet. Infolgedessen
konnten mehrere Nahaufnahmen - aufgrund fehlender eindeutiger
räumlicher Merkmale - keiner bestimmten Synagoge zugeteilt
werden. Deshalb wurden alle Szenen des Films umfassend mit
den Foto- und Planunterlagen der Wilker Shul verglichen. Dadurch
konnten jene Szenen, die in der Wilker Shul gedreht wurden,
eindeutig identifiziert werden.
Die wichtigsten Erkenntnisse, die aus der Analyse resultieren, sind:
110Vgl. Meir, Machon (13.12.2013); Zum Wochenabschnitt Wa’etchanan, <http://www.talmud.
de/tlmd/zum-wochenabschnitt-waetchanan/>, in: < http://www.talmud.de/tlmd/category/
wochenabschnitt/buch-dewarim/waetchanan/>, 07.10.2014
88
Quellenanalyse | Videoanalyse
Abbildung 121:
bearbeiteter Querschnitt AB aus den Entwurfsplänen von 1903, mit eingesetzter Apsis, wie in der Szene 49 dargestellt
• räumliche Anordnung der Möblierung in der Wilker Shul,
• Positionen bestimmter Beleuchtungskörper,
• Bestätigung bestimmter in den Planunterlagen dargestellter
Öffnungen und Stützen,
• Bestätigung der Existenz einer Frauengalerie,
• Beleg, dass die Innenansicht der Ostwand (Abb. 45) nicht nach
den Planunterlagen realisiert wurde.
In Abbildung 121 und auch in Szene 49 ist die Innenansicht der
Ostwand simpel dargestellt worden. Diese Apsis ist im Vergleich
zu jener in Abbildung 45 weniger breit und, soweit aus der Szene
ersichtlich, schlichter dekoriert worden. Vor der Apsis befindet sich
ein kleines Podium (wahrscheinlich aus dem Material Holz), welches
man über zwei seitliche Stiegen betreten konnte. Zwischen den
Stiegen befindet sich ein Raum, welcher für die Bima freigehalten
wurde. Das Aussehen der Bima konnte aus der Videoaufzeichnung
nicht genau definiert werden und wird daher nicht eingezeichnet.
89
Weiterführende Informationen | Quellenanalyse
2.4 Weiterführende Informationen
Synagogues and prayer houses of Lodz; Kapitel III (Anhang A)
In diesem Kapitel über die Wilker Shul Synagoge wird eine
chronologische Beschreibung der Geschichte der Wilker Shul
gegeben. Diese basiert vor allem auf aufbewahrten Quellen des
Archivs der Stadt Lodz, welche auch die in der Planunterlagen- und
der Fotoanalyse gezeigten Abbildungen umfasst.
Der Kapitel, welches sich mit der Wilker Shul befasst, enthält auch
textliche Abschnitte über das Erscheinungsbild der Synagoge. Diese
Beschreibungen basieren nur auf den Entwurfsplänen aus dem
Jahr 1903 und den drei Abbildungen aus der Fotoanalyse. Deshalb
bieten sie keine neuen Erkenntnisse bezüglich des Aussehens der
Synagoge.
90
Die virtuelle Rekonstruktion | Weiterführende Informationen
DIE VIRTUELLE REKONSTRUKTION
91
Die Modellierung | Die virtuelle Rekonstruktion
In der Reihe der virtuellen Rekonstruktionen der Synagogen unter
der Leitung von Univ. Prof. Bob Martens wurde vor allem die
Archicad Software von Graphisoft verwendet. Um eine einheitliche
Dokumentation der Rekonstruktionen zu erhalten, wurde die
vorliegende Arbeit ebenfalls mithilfe der genannten Software
(ArchiCAD Version 16 – Studentenlizenz) erstellt.
3.1 Die Modellierung
Für das Erschaffen einer einheitlichen zweidimensionalen Grundlage
für die virtuelle Rekonstruktion wurden, wie bereits erwähnt,
unterschiedliche Quellen verwendet. Diese Grundlage diente als
Referenz für das Erschaffen des dreidimensionalen Modells der
Synagoge.
3.1.1 Die Modellierung der zweiten Bauphase
Die Wilker Shul durchlief zwei Bauphasen. Die erste Bauphase
bezieht sich auf die Zeit ihrer Gründung bis zum Jahr 1903. Die
zweite Bauphase betrifft die Periode nach der Erweiterung von 1904
bis zur Zerstörung der Synagoge. Alle vorhandenen Planunterlagen
und bildlichen Quellen beziehen sich auf die zweite Bauphase,
weshalb entschieden wurde, diese als erstes zu modellieren.
In Archicad werden für das Erschaffen eines 3D-Modells intelligente
Werkzeuge verwendet. Mittels dieser Werkzeuge ist es möglich,
im Nachhinein die Parameter eines Elementes zu ändern, ohne
das ganze 3D-Modell neu zu bearbeiten. Die vorgenommenen
Änderungen werden ebenfalls gleich in die automatisch erstellte
zweidimensionale Darstellung des Modells übernommen. Es
wurde versucht, das vollständige Modell mithilfe dieser intelligenten
Werkzeuge zu erstellen, um eine künftige Nachbearbeitung
zu vereinfachen. Dieses Ziel konnte nicht eingehalten werden,
da manche komplexeren Elemente nicht mit den intelligenten
Werkzeugen erstellt werden konnten. Hierbei handelt es sich vor
allem um Elemente, deren Umriss einen doppelt gekrümmten
Pfad aufweist. Für die Erstellung solcher Elemente wurde das
Morph-Werkzeug verwendet. Dieses besitzt wenige parametrische
Eigenschaften, wodurch die Nachbearbeitung dieser „starren“
Elemente kaum möglich ist. Solche Elemente wurden nach
ihrer Erstellung als Bibliothek-Objekte abgespeichert, um ihre
Dokumentation zu gewährleisten und den Rechneraufwand zu
reduzieren. Im 3D-Modell wurden zudem Objekte (Fenster, Türen,
etc.) aus der Archicad-Bibliothek sowie selbst erstellte BibliothekObjekte verwendet. Solche selbst erstellten Objekte wurden aus
einer Kombination von Elementen erstellt, welche mittels intelligenter
Werkzeuge und dem Morph-Werkzeug konstruiert wurden.
92
Die virtuelle Rekonstruktion | Die Modellierung
Abbildung 122:
Geschoßeinteilung:
12.712 m Dachgeschoß
7.912 m 2. Obergeschoß
4.572 m 1. Obergeschoß
0.0 m Erdgeschoß
-1.511 m Fundamentgeschoß
In der Anfangsphase der Konstruktion des 3D-Modells war es
erforderlich einige grundlegende Parameter zu definieren, welche im
Nachhinein nur schwer modifiziert werden können. Hierbei handelt
es sich z.B. um die Geschoßeinteilung und die Ebenenstrukturierung.
• Geschoßeinteilung:
Mittels der Geschoßeinteilung wird definiert, welche Elemente
welchem Geschoß im Modell zugeteilt werden. Bei der Definition
der Geschoßhöhen wurde versucht, sich an die durchgehenden
Höhen der Stockwerke zu halten (Abb. 122). Da das Gebäude
auch Zubauten, Halbgeschoße und mehrere Dächer beinhaltet,
konnten nicht alle Räume gleichberechtigt in diese Definition
eingebunden werden. Dadurch entstand die Situation, dass
Elemente nicht nach ihrer Höhenlage eine Geschoßzugehörigkeit
zugeteilt bekamen, sondern nach der Geschoßzugehörigkeit
des Raums in welchem sich das Element befand.
• Ebenenstrukturierung:
Die unterschiedlichen Elemente des Modells wurden in Gruppen
eingeteilt (z.B. Wände, Dächer, Möbel, etc.), welche zu einer
bestimmten Ebene gehörten und nach den Gruppen benannt
wurden. Um die gewünschte Ebenenreihenfolge zu erhalten,
wurden die Namen dieser Ebenen um eine Nummerierung
erweitert. Anhand eines Vergleichs mit mehreren Arbeiten, die
sich mit virtuellen Rekonstruktionen befassen, wurde versucht
eine angleichende Ebenenstruktur zu schaffen, um so eine
einheitliche Dokumentation zu gewährleisten.
Bestimmte Räumlichkeiten der Synagoge (in der zweiten Bauphase)
waren in den Unterlagen unterschiedlich dargestellt worden (z.B. die
93
Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion
Apsis der Synagoge, siehe Quellenanlyse). Um diese Variationen zu
dokumentieren, wurden sie ebenfalls in das 3D-Modell eingegliedert.
Die Inkorporierung dieser Variationen machte eine Erweiterung der
Ebenenstruktur notwendig, um zu ermöglichen, diese in einem
3D-Modell darzustellen. Die Darstellung dieser Variationen wurde
durch die Ebenengruppen-Kombinationen (eine Befehlsoption
in Archicad) ermöglicht. Dies ist ein Befehl, der mehrere Ebenen
gleichzeitig ein- und ausschalten kann, wodurch es möglich wird,
eine bestimmte Variante der Synagoge darzustellen.
3.1.2 Die Modellierung der ersten Bauphase
Die zweite Bauphase war das Resultat einer Erweiterung des
Bestandes der ersten Bauphase. Aus der Quellenanlyse wurde
deutlich, dass ein Großteil der Synagoge in der zweiten Bauphase
den Bestand der Synagoge aus der ersten Bauphase darstellte.
Dies bedeutet, dass das 3D-Modell auf der Erweiterungslinie zerlegt
werden musste, um den Altbestand der Synagoge zu erhalten.
Das Resultat dieser Aktion war ein Modell der Synagoge ohne
eine Ostwand. Für die Rekonstruktion dieser Wand standen nur
Informationen aus dem Grundriss des Erdgeschoßes und des ersten
Obergeschoßes zur Verfügung, welche kaum Erkenntnisse über die
Erscheinung der Wand beinhalteten. Aus diesen Planunterlagen
waren nur die Position und die horizontale Abmessung der Fenster,
der Apsis und der horizontalen Ausrückungen (wahrscheinlich
dekorativer Natur) ersichtlich. Nur anhand dieser Informationen war
die Modellierung einer realitätstreu erscheinenden Ostwand der
Synagoge unmöglich. Um eine realitätsnahe Ostwand erzeugen
zu können, wurden die Informationen aus dem Grundriss mit
dekorativen Elementen der übrigen Wände der Synagoge ergänzt.
3.2 Ebenenstruktur
Um den Zustand der Synagoge in der ersten Bauphase zu erreichen,
wurden die einzelnen Elemente aus der zweiten Bauphase zerlegt
und in separate bauphasenspezifische Ebenen eingeteilt. Hierbei
mussten einzelne Elemente (z.B. Wände, Decken, etc.) in mehrere
Elemente unterteilt werden. Bei dieser Aktion konnten nicht alle
Elemente auf die gleiche Art auseinander genommen werden, da
jedes Element andere Eigenschaften in den Bauphasen besitzt.
Nach der Teilung des 3D-Modells in zwei Bauphasen (anhand
Ebenen-Zuordnung der Teilelemente) wurden folgende drei Arten
der Zerlegung der Elemente erkannt (Abb. 123):
• Ordentlicher Bruch:
Ein Element, welches es durch eine Zweiteilung möglich
macht, seinen Zustand in der ersten und zweiten Bauphase
wiederzugeben.
94
Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur
Abbildung 123:
Ebenenstrukturierung der Elemente
Ordentlicher Bruch
Unordentlicher Bruch
Neues Element
Ordentlicher Bruch
Unordentlicher Bruch
Neues Element
Ursprüngliches Element
Elementteil in der zweiten Bauphase
Elementteil in der ersten Bauphase
Elementteil des Altbestandes
Abbildung 124:
Aktivierung der Ebenenkombinationen
Bauphase I:
Bauphase II:
• Unordentlicher Bruch:
Ein Element, welches nach einer Zweiteilung nicht seinen
Zustand in einer der Bauphasen darstellen kann. Um den
vollständigen Zustand dieses Elements zu erreichen, ist eine
Ergänzung notwendig.
• Neues Element:
Elemente, welche nach einem ordentlichen oder unordentlichen
Bruch nicht den vollständigen Zustand in der diesbezüglichen
Bauphase darstellen können. Dieses Problem wird durch
bauphasenspezifische
Eigenschaften
eines
Elementes
verursacht. Es handelt sich hierbei beispielsweise um die
Textureigenschaft eines Elements. Wenn diese Eigenschaft in
den zwei Bauphasen unterschiedlich ist, wird es notwendig,
bauphasenspezifische Elemente zu erschaffen.
Nach der Zerlegung der Synagoge in bauphasenspezifische Ebenen
entstand eine unübersichtliche Ebenenstruktur ohne ein eindeutiges
System. Diese Strukturierung wurde durch die verschiedenen Arten
der Zerlegung der einzelnen Elemente verursacht. Um ein System
in die Ebenenstruktur einzubringen, mussten die einzelnen Ebenen
nochmals strukturiert werden und, wenn notwendig, (durch das
Vorkommen mehrerer Zerteilungsarten innerhalb einer Ebene) in
mehrere Ebenen unterteilt werden.
Ziel dieser Umstrukturierung der Ebenen war, ein System zu
erhalten, welches durch die Ebenengruppen-Kombinationen
gesteuert wird (Abb.124). Anhand der Ebenengruppen ist es per
95
Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion
Abbildung 125:
Aktivierung der variablen Ebenen
Ordentlicher Bruch
Unordentlicher Bruch
Neues Element
Bauphase I - A:
Bauphase I - B:
Bauphase II - A:
Bauphase II - B:
Mausklick möglich, mehrere Ebenen ein- und auszuschalten. Mit
dieser Eigenschaft ist es möglich, mittels einer dafür geschaffenen
Ebenenstruktur, die unterschiedlichen Bauphasen der Synagoge
in einem 3D-Modell darzustellen. Hierzu wurden die Ebenen in
drei Gruppen eingeteilt (Altbestand, Bauphase I und Bauphase II),
welche die vorher genannten unterschiedlichen Zerlegungsarten in
ein System einordnen können.
Die geschaffene Ebenenstruktur wurde nochmals erweitert, um es
zu ermöglichen mehrere Variationen bestimmter Räume darzustellen
(Abb. 125).
3.2.1 Ebenenübersicht
In den nachfolgenden Abbildungen ist eine graphische Übersicht
der Ebenen zu sehen. Bei jeder Abbildung sind die aktiven Ebenen
aufgelistet. Auf der linken Hälfte einer Seite ist jeweils die erste und
auf der rechten die zweite Bauphase zu finden.
Der Name einer Ebene besteht aus mehreren Teilbezeichnungen,
welche sich auf Lage, Art und Bauphase der beinhaltenden Elemente
dieser Ebene beziehen. Es folgt ein Beispiel zur Erläuterung der
Systematik:
• _1904_Bauphase II_02_Wand Außen_Erweiterung Betraum
96
1904
Zeitraumzugehörigkeit
Bauphase II
Bauphasenzugehörigkeit
02
Reihenfolge innerhalb der Ebenenstruktur
Wand Außen
Art der beinhaltenden Elemente
Erweiterung Betraum
Ergänzende Information, z.B. in Bezug auf Lage
oder Variante der Elemente
Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur
Abbildung: 126
Bauphase I - Fundamente
Abbildung: 127
Bauphase II - Fundamente
•
_1875_Altbestand_01_Fundament_Altbestand
•
_1875_Altbestand_01_Fundament_Altbestand
•
_1875_Bauphase I_01_Fundament_Ostwand
•
_1904_Bauphase II_01_Fundament_Erweiterung Betraum
•
_1904_Bauphase II_01_Fundament_Hinteres Stiegenhaus
Abbildung: 128
Bauphase I - Wand außen
Abbildung: 129
Bauphase II - Wand außen
•
_1875_Altbestand_02_Wand Außen
•
_1875_Altbestand_02_Wand Außen
•
_1875_Altbestand_02_Wand Außen_Seitlicher Zubau
•
_1875_Altbestand_02_Wand Außen_Seitlicher Zubau
•
_1875_Bauphase I_02_Wand Außen_Erschließung B1
•
_1904_Bauphase II_02_Wand Außen_Erschließung_B2
•
_1875_Bauphase I_02_Wand Außen_Ostwand
•
_1904_Bauphase II_02_Wand Außen_Erweiterung Betraum
•
_1904_Bauphase II_02_Wand Außen_Hinteres Stiegenhaus
Abbildung: 130
Bauphase I - Wand innen
Abbildung: 131
Bauphase II - Wand innnen
•
_1875_Altbestand_03_Wand Innen
•
_1875_Altbestand_03_Wand Innen
•
_1875_Altbestand_03_Wand Innen_Fliesenleiste
•
_1875_Altbestand_03_Wand Innen_Fliesenleiste
•
_1875_Bauphase I_03_Wand Innen_Erschlißung B1
•
_1904_Bauphase II_03_Wand Innen_Erweiterung Betraum
•
_1875_Bauphase I_03_Wand Innen_Fliesenleiste
•
_1904_Bauphase II_03_Wand Innen_Hinteres Stiegenhaus
•
_1904_Bauphase II_03_Wand Innen_Fliesenleiste
97
Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion
Abbildung: 132
Bauphase I - Wand Textur
Abbildung: 133
Bauphase II - Wand Textur
•
_1875_Altbestand_04_Wand Textur
•
_1875_Altbestand_04_Wand Textur
•
_1875_Bauphase I_04_Wand Textur
•
_1904_Bauphase II_04_Wand Textur
Abbildung: 134
Bauphase I - Decken
Abbildung: 135
Bauphase II - Decken
•
_1875_Altbestand_05_Decken
•
_1875_Altbestand_05_Decken
•
_1875_Bauphase I_05_Decken
•
_1904_Bauphase II_05_Decken_Erweiterung Betraum
•
_1904_Bauphase II_05_Decken_Hinteres Stiegenhaus
Abbildung: 136
Bauphase I - Decken Konstruktion
Abbildung: 137
Bauphase II - Decken Konstruktion
•
_1875_Altbestand_06_Decken Konstruktion_Vordere Bereich
•
_1875_Altbestand_06_Decken Konstruktion_Vordere Bereich
•
_1875_Altbestand_06_Decken Konstruktion_Betraum
•
_1875_Altbestand_06_Decken Konstruktion_Betraum
•
_1875_Bauphase I_06_Decken Konstruktion_Betraum
•
_1904_Bauphase II_06_Decken Konstruktion_Erweiterung Betraum
•
_1904_Bauphase II_06_Decken Konstruktion_Hinteres Stiegenhaus
98
Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur
Abbildung: 138
Bauphase I - Boden
Abbildung: 139
Bauphase II - Boden
•
_1875_Altbestand_07_Boden
•
_1875_Altbestand_07_Boden
•
_1875_Altbestand_07_Boden_Vorderer Bereich
•
_1875_Altbestand_07_Boden_Vorderer Bereich
•
_1875_Bauphase I_07_Boden_Erschließung_B1
•
_1904_Bauphase II_07_Boden_Erschließung_B2
•
_1875_Bauphase I_07_Boden_Betraum
•
_1904_Bauphase II_07_Boden_Erweiterung Betraum
•
_1904_Bauphase II_07_Boden_Hinteres Stiegenhaus
Abbildung: 140
Bauphase I - Gewölbte Decke
Abbildung: 141
Bauphase II - Gewölbte Decke
•
_1875_Bauphase I_08_Gewölbte Decke
•
_1904_Bauphase II_08_Gewölbte Decke
•
_1875_Bauphase I_08_Gewölbte Decke_Textur
•
_1904_Bauphase II_08_Gewölbte Decke_Textur
Abbildung: 142
Bauphase II - Balkon
•
_1904_Bauphase II_09_Balkon
99
Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion
Abbildung: 143
Bauphase I - Apsis
Abbildung: 144
Bauphase II - Apsis nach Plan
•
_1875_Bauphase I_10_ Apsis_Dekorativ
•
_1904_Bauphase II_10_Apsis nach Plan_Dekorativ
•
_1875_Bauphase I_10_ Apsis_Vorhang
•
_1904_Bauphase II_10_Apsis nach Plan_Wand
Abbildung: 145
Bauphase II - Apsis nach Video
Abbildung: 146
Bauphase I - Dach Konstruktion
•
_1904_Bauphase II_10_Apsis nach Video_Dekorativ
•
_1904_Bauphase II_10_Apsis nach Video_Textur
•
_1904_Bauphase II_10_Apsis nach Video_Wand
Abbildung: 147
Bauphase II - Dach Konstruktion
•
_1875_Altbestand_11_Dach Konstruktion_Vorderer Bereich
•
_1875_Altbestand_11_Dach Konstruktion_Vorderer Bereich
•
_1875_Altbestand_11_Dach Konstruktion_Betraum
•
_1875_Altbestand_11_Dach Konstruktion_Betraum
•
_1875_Bauphase I_11_Dach Konstruktion
•
_1904_Bauphase II_11_Dach Konstruktion
•
_1904_Bauphase II_11_Dach Konstruktion_Hinteres Stiegenhaus
100
Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur
Abbildung: 148
Bauphase I - Dach Haut
Abbildung: 149
Bauphase II - Dach Haut
•
_1875_Altbestand_12_Dach Haut
•
_1875_Altbestand_12_Dach Haut
•
_1875_Bauphase I_12_Dach Haut
•
_1904_Bauphase II_12_Dach Haut
•
_1904_Bauphase II_12_Dach Haut_Hinteres Stiegenhaus
Abbildung: 150
Bauphase I - Rustika
Abbildung: 151
Bauphase II - Rustika
•
_1875_Altbestand_13_Rustika Halbsäule
•
_1875_Altbestand_13_Rustika Halbsäule
•
_1875_Altbestand_13_Rustika Wand
•
_1875_Altbestand_13_Rustika Wand
•
_1875_Altbestand_13_Rustika Ziegel
•
_1875_Altbestand_13_Rustika Ziegel
•
_1875_Bauphase I_13_Rustika Ziegel_Ostwand
•
_1904_Bauphase II_13_Rustika Wand_B2
•
_1875_Bauphase I_13_Rustika Wand_B1
Abbildung: 152
Bauphase I - Gesimse
Abbildung: 153
Bauphase II - Gesimse
•
_1875_Altbestand_14_Sockelgesimse
•
_1875_Altbestand_14_Sockelgesimse
•
_1875_Altbestand_14_Gesimse
•
_1875_Altbestand_14_Gesimse
•
_1875_Altbestand_14_Traufgesimse
•
_1875_Altbestand_14_Traufgesimse
•
_1875_Bauphase I_14_Sockelgesimse
•
_1904_Bauphase II_14_Sockelgesimse
•
_1875_Bauphase I_14_Gesimse
•
_1904_Bauphase II_14_Sockelgesimse_Erweiterung
•
_1875_Bauphase I_14_Traufgesimse_Ostwand
•
_1904_Bauphase II_14_Sockelgesimse_Hinteres Stiegenhaus
•
_1904_Bauphase II_14_Gesimse
•
_1904_Bauphase II_14_Gesimse_Erweiterung
•
_1904_Bauphase II_14_Gesimse_Hinteres Stiegenhaus
•
_1904_Bauphase II_14_Traufgesimse_Erweiterung
•
_1904_Bauphase II_14_Traufgesimse_Hinteres Stiegenhaus
101
Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion
Abbildung: 154
Bauphase I - Blechschutz
Abbildung: 155
Bauphase II - Blechschutz
•
_1875_Altbestand_15_Blechschutz
•
_1875_Altbestand_15_Blechschutz
•
1875_Bauphase I_15_Blechschutz Ostwand
•
_1904_Bauphase II_15_Blechschutz_Erweiterung
Abbildung: 156
Bauphase I - Rinne
Abbildung: 157
Bauphase II - Rinne
•
_1875_Altbestand_16_Rinne Dach
•
_1875_Altbestand_16_Rinne Dach
•
_1875_Altbestand_16_Rinne Seitlich
•
_1875_Altbestand_16_Rinne Seitlich
•
_1875_Bauphase I_16_Rinne Dach_Ostwand
•
_1904_Bauphase II_16_Rinne Dach_Erweiterung
•
_1904_Bauphase II_16_Rinne Dach_Hinteres Stiegenhaus
•
_1904_Bauphase II_16_Rinne Seitlich_Erweiterung
•
_1904_Bauphase II_16_Rinne Seitlich_Hinteres Stiegenhaus
Abbildung: 158
Bauphase I - Wand innen
•
102
_1875_Altbestand_17_Schornsteine
Abbildung: 159
Bauphase II - Wand innnen
•
_1875_Altbestand_17_Schornsteine
Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur
Abbildung: 160
Bauphase I - Stiegen außen
Abbildung: 161
Bauphase II - Stiegen außen
•
_1875_Altbestand_18_Stiegen Außen
•
_1875_Altbestand_18_Stiegen Außen
•
_1875_Bauphase I_18_Stiegen Außen
•
_1904_Bauphase II_18_Stiegen Außen
•
_1904_Bauphase II_18_Stiegen Außen_Erweiterung
•
_1904_Bauphase II_18_Stiegen Außen_Hinteres Stiegenhaus
Abbildung: 162
Bauphase I - Stiegen innen
Abbildung: 163
Bauphase II - Stiegen innen
•
_1875_Altbestand_19_Stiegen Innen
•
_1875_Altbestand_19_Stiegen Innen
•
_1875_Altbestand_19_Stiegen Innen_Railing
•
_1875_Altbestand_19_Stiegen Innen_Railing
•
_1875_Bauphase I_19_Stiegen Innen
•
_1904_Bauphase II_19_Stiegen Innen
•
_1875_Bauphase I_02_Wand Außen_Ostwand
•
_1904_Bauphase II_19_Stiegen Innen_Hinteres Stiegenhaus
Abbildung: 164
Bauphase I - Stützen Betraum
Abbildung: 165
Bauphase II - Stützen Betraum
•
_1875_Altbestand_20_Stützen Betraum
•
_1875_Altbestand_20_Stützen Betraum
•
_1875_Bauphase I_20_Stützen Betraum
•
_1904_Bauphase II_20_Stützen Betraum_Erweiterung
103
Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion
Abbildung: 166
Bauphase I - Gelerie Gelände
Abbildung: 167
Bauphase II - Galerie Gelände
•
_1875_Altbestand_21_Galerie Gelände
•
_1875_Altbestand_21_Galerie Gelände
•
_1875_Altbestand_21_Galerie Gelände Gitter
•
_1875_Altbestand_21_Galerie Gelände Gitter
•
_1875_Bauphase I_21_Galerie Gelände Gitter
•
_1904_Bauphase II_21_Galerie Gelände
•
_1904_Bauphase II_21_Galerie Gelände Gitter
Abbildung: 168
Bauphase I - Gesimse innen
•
_1875_Altbestand_22_Gesimse Innen
Abbildung: 170
Bauphase I - Vestibül Einrichtung
•
104
_1875_Altbestand_23_Vestibül Einrichtung
Abbildung: 169
Bauphase II - Gesimse innen
•
_1875_Altbestand_22_Gesimse Innen
•
_1904_Bauphase II_22_Gesimse Innen_Erweiterung
Abbildung: 171
Bauphase II - Vestibül Einrichtung
•
_1875_Altbestand_23_Vestibül Einrichtung
Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur
Abbildung: 172
Bauphase I - Sitzbänke
Abbildung: 173
Bauphase II - Sitzbänke
•
_1875_Altbestand_24_Sitzbänke
•
_1875_Altbestand_24_Sitzbänke
•
_1875_Altbestand_24_Sitzbänke_Vestibül
•
_1875_Altbestand_24_Sitzbänke_Vestibül
•
_1875_Bauphase I_24_Sitzbänke
•
_1904_Bauphase II_24_Sitzbänke_Erweiterung
Abbildung: 174
Bauphase I - Möbel Objekte
Abbildung: 175
Bauphase II - Möbel Objekte
•
_1875_Altbestand_25_Möbel Objekte
•
_1875_Altbestand_25_Möbel Objekte
•
_1875_Bauphase I_25_Möbel Objekte
•
_1904_Bauphase II_25_Möbel Objekte
Abbildung: 176
Bauphase I - Leuchtkörper
Abbildung: 177
Bauphase II - Leuchtkörper
•
_1875_Altbestand_26_Leuchtkörper
•
_1875_Altbestand_26_Leuchtkörper
•
_1875_Altbestand_26_Leuchtkörper Betraum Luster
•
_1875_Altbestand_26_Leuchtkörper Betraum Luster
•
_1875_Bauphase I_26_Leuchtkörper Betraum
•
_1904_Bauphase II_26_Leuchtkörper Betraum
•
_1875_Bauphase I_26_Leuchtkörper Laterne Außen
•
_1904_Bauphase II_26_Leuchtkörper Betraum Luster
•
_1904_Bauphase II_26_Leuchtkörper Laterne Außen
105
Ebenenstruktur | Die virtuelle Rekonstruktion
Abbildung: 178
Bauphase I - Fundamente
•
_1875_Altbestand_27_Abgrenzung Wand
Abbildung: 180
Situation Grundstück - 1875-1896
Abbildung: 179
Bauphase II - Fundamente
•
_1875_Altbestand_27_Abgrenzung Wand
Abbildung: 181
Situation Grundstück - 1896-1904
•
_A_1873_28_Gelände Gründstück____________Bestand
•
_A_1873_28_Gelände Gründstück____________Bestand
•
_A_1875_28_Gelände Grundstück Weg
•
_A_1875_28_Gelände Grundstück Weg
•
_A_1875_28_Gelände Grundstück
•
_A_1904_28_Gelände Gründstück
•
_B_1873_29_Grundstück Gebäude__________________Abriss 1940
•
_B_1873_29_Grundstück Gebäude__________________Abriss 1940
•
_B_1875_29_Grundstück Gebäude__________________Abriss 1940
•
_B_1875_29_Grundstück Gebäude__________________Abriss 1940
Abbildung: 182
Situation Grundstück - 1904-1941
Abbildung: 183
Bauphase II - Situation Grundstück - 2014
•
_A_1873_28_Gelände Gründstück____________Bestand
•
_A_1873_28_Gelände Gründstück____________Bestand
•
_A_1875_28_Gelände Grundstück Weg
•
_A_2000_28_Gelände Gründstück
•
_A_1904_28_Gelände Gründstück
•
_B_1873_29_Grundstück Gebäude__________________Abriss 1940
•
_B_1875_29_Grundstück Gebäude__________________Abriss 1940
•
_B_1904_29_Gründstück Gebäude__________________Abriss 1940
•
_B_1914_29_Gründstück Gebäude__________________Abriss 1940
106
Die virtuelle Rekonstruktion | Ebenenstruktur
Abbildung: 184
Situation Umgebung - 1875-1896
Abbildung: 185
Situation Umgebung - 1896-1904
•
_C_1873_30_Gelände Umgebung________________Bestand
•
_C_1873_30_Gelände Umgebung________________Bestand
•
_C_1875_30_Gelände Umgebung
•
_C_1875_30_Gelände Umgebung
•
_D_1873-_____31_Gebäude Umgebung___________Bestand
•
_D_1873-_____31_Gebäude Umgebung___________Bestand
•
_D_1873-1896_31_Gebäude Umgebung_______________Abriss 1896
•
_D_1873-1904_31_Gebäude Umgebung_______________Abriss 1904
•
_D_1873-1904_31_Gebäude Umgebung_______________Abriss 1904
•
_D_1873-1940_31_Gebäude Umgebung_______________Abriss 1940
•
_D_1873-1940_31_Gebäude Umgebung_______________Abriss 1940
•
_D_1896-_________31_Gebäude Umgebung_______Bestand
•
_D_1896-1917_____31_Gebäude Umgebung___________Abriss 1917
•
_D_1896-1940_____31_Gebäude Umgebung___________Abriss 1940
Abbildung: 186
Situation Umgebung - 1904-1941
Abbildung: 187
Situation Umgebung - 2014
•
_C_1873_30_Gelände Umgebung________________Bestand
•
_C_1873_30_Gelände Umgebung_______________________Bestand
•
_C_1904_30_Gelände Umgebung
•
_C_2000_30_Gelände Umgebung
•
_D_1873-_____31_Gebäude Umgebung___________Bestand
•
_D_1873-_____31_Gebäude Umgebung__________________Bestand
•
_D_1873-1940_31_Gebäude Umgebung_______________Abriss 1940
•
_D_1896-_________31_Gebäude Umgebung______________Bestand
•
_D_1896-_________31_Gebäude Umgebung_______Bestand
•
_D_1904-_____________31_Gebäude Umgebung__________Bestand
•
_D_1896-1917_____31_Gebäude Umgebung___________Abriss 1917
•
_D_2000__________________31_Gebäude Umgebung______Bestand
•
_D_1896-1940_____31_Gebäude Umgebung___________Abriss 1940
•
_D_1904-_____________31_Gebäude Umgebung___Bestand
•
_D_1904-1940_________31_Gebäude Umgebung_______Abriss 1940
107
Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion
3.3 Das Renderingverfahren
Zur Erstellung der Renderingbilder des 3D-Modells wurde die
Software Artlantis 5 von Abvent verwendet. Der Hauptgrund
für die Wahl dieser Software war die Kompatibilität mit der
benutzten Archicad Software. Vordefinierte Elementeigenschaften
(Ebenenstruktur, Texturierung, Belichtung, Kameraeinstellungen,
etc.) in Archicad werden problemlos in Artlantis übernommen,
wodurch die Möglichkeit besteht, diese zu bearbeiten. Ein
weiterer wichtiger Aspekt war die Ebenenkompatibilität und die
damit verbundene Materialienzuordnung der Elemente, was den
Arbeitsaufwand in der Renderingsoftware erleichterte.
Das Ergebnis des Renderingverfahrens wird auf den folgenden
Seiten anhand der erstellten Visualisierungen präsentiert.
3.3.1Städtebaulicher Kontext
Abbildung 188: Städtebauliche Situation zwischen 1875-1896
108
Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren
Abbildung 189: Städtebauliche Situation zwischen 1896-1904
Abbildung 190: Städtebauliche Situation zwischen 1904-1940
109
Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion
Abbildung 191: Städtebauliche Situation 1941
Abbildung 192: Städtebauliche Situation 2014
110
Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren
3.3.2 Direkte Umgebung
Abbildung 193: Bauphase I - Situation zwischen 1896-1904
Abbildung 194: Bauphase II - Situation zwischen 1904-1940
111
Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion
3.3.3Aussenvisualisierungen
Abbildung 195: Bauphase I - Situation zwischen 1896-1904
Abbildung 196: Bauphase I - Situation zwischen 1896-1904
112
Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren
Abbildung 197: Bauphase II - Situation zwischen 1904-1940
Abbildung 198: Bauphase II - Situation zwischen 1904-1940
113
Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion
3.3.4Innenvisualisierungen: Bauphase I
Abbildung 199: Bauphase I - Ansicht von der Frauengalerie aus
Abbildung 200: Bauphase I - Ostansicht des Betraums
114
Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren
Abbildung 201: Bauphase I - Ansicht auf den Thoraschrein
Abbildung 202: Bauphase I - Westansicht des Betraums
115
Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion
3.3.5 Innenvisualisierungen: Bauphase II - Planuntrlagen
Abbildung 203: Bauphase II - Ansicht von der Frauengalerie aus
Abbildung 204: Bauphase II - Ostansicht des Betraums
116
Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren
Abbildung 205: Bauphase II - Ansicht auf den Thoraschrein
117
Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion
3.3.6 Innenvisualisierungen: Bauphase II - Videounterlagen
Abbildung 206: Bauphase II - Ansicht von der Frauengalerie aus
Abbildung 207: Bauphase II - Ostansicht des Betraums
118
Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren
Abbildung 208: Bauphase II - Ansicht auf den Thoraschrein
Abbildung 209: Bauphase II - Westansicht des Betraums
119
Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion
3.3.7 Innenvisualisierungen: Vestibül
Abbildung 210: Bauphase I & II - Ansicht ins Vestibül
120
Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren
3.3.8 Visualisierungen: 3D-Längsschnitte
Abbildung 211: Bauphase I - Längsschnitt
Abbildung 212: Bauphase II - Längsschnitt
121
Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion
3.3.9 Visualisierungen: 3D-Horizontalschnitte
Abbildung 213: Bauphase I - OG Horizontalschnitt
150 Sitzplätze
Abbildung 214: Bauphase I - EG Horizontalschnitt
236 Sitzplätze
122
Die virtuelle Rekonstruktion | Das Renderingverfahren
Abbildung 215: Bauphase II - OG Horizontalschnitt
200 Sitzplätze
Abbildung 216: Bauphase II - EG Horizontalschnitt
374 Sitzplätze
123
Das Renderingverfahren | Die virtuelle Rekonstruktion
3.3.10Visualisierungen: 3D-Querschnitte
Abbildung 217: Bauphase I & II - Querschnitt
Abbildung 218: Bauphase II - Querschnitt
124
Schlussfolgerung | Das Renderingverfahren
SCHLUSSFOLGERUNG
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, eine möglichst realitätsgetreue
virtuelle Rekonstruktion der zerstörten Synagoge in der ZachodniaStrasse 56 (heute 70) in Lodz (Polen) anzufertigen. Der Rekonstruktion
ging eine Recherchephase voraus, in welcher die gefundenen
Unterlagen miteinander verglichen wurden, um so eine schlüssige
Grundlage für das Erstellen des virtuellen Gebäudemodells zu
kreieren. Die Planunterlagen (aus den Staatsarchiven von Lodz)
wurden von der Polytechnika Lodz zur Verfügung gestellt. Diese
Pläne dienten als Grundlage für die Rekonstruktionsarbeit. Sie
wurden anhand weiterer Text-, Bild- und Videomaterialien korrigiert
und erweitert.
Der Detaillierungsgrad der virtuellen Synagoge ist nicht überall gleich,
weil nicht alle Bereiche der Synagoge anhand gleicher Unterlagen
rekonstruiert werden konnten. Es gab auch Bereiche, welche ohne
vorhandene Unterlagen dargestellt werden mussten. In solchen
Fällen wurden ähnliche Elemente aus anderen Bereichen der
Synagoge verwendet. Die Innenraumgestaltung des Hauptbetraums
der Synagoge konnte nur anhand der Videoaufzeichnung erstellt
werden. Da die schwarzweiße Videoaufzeichnung ein dunkles und
verzerrtes Bild des Innenraums zeigt, konnten kaum detaillierte
Informationen daraus gewonnen werden. Deshalb sollte die Gestalt
des Hauptbetraums als beispielhafte Annäherung gesehen werden.
Anhand der Unterlagen wurde bestätigt, dass die Synagoge in der
Zeit ihres Bestehens in zwei Bauzuständen genutzt wurde. Beide
wurden in das erstellte 3D-Modell aufgenommen. Dies wurde durch
eine erweiterte Ebenenstruktur ermöglicht, welche anhand der
Ebenengruppen-Kombinationen gesteuert wird.
Das Ergebnis ist ein virtuelles Gebäudemodell, welches die
Synagoge in ihren zwei Bauphasen darstellt. Die begleitende
Dokumentation der Recherche und Modellstruktur dient dazu, dass
dieses Modell auch in Zukunft genutzt und ergänzt werden kann,
falls neue Erkenntnisse ans Licht kommen.
Ziel der Rekonstruktion war eine virtuelle Dokumentation der
zerstörten Synagoge, welche die Nachwelt an ihre Existenz erinnern
soll. Die erstellten Visualisierungen sollten vor allem diese Erinnerung
unterstützen.
125
Glossar | Schlussfolgerung
Glossar
126
Aron Hakodesh
siehe Thoraschrein
Bima
Platz zum Vorlesen der Thora in der Synagoge,
auch Almemor
Ewiges Licht
Symbol für die ständige Gegenwart Gottes, auch
Ner Tamid
Kantor
Vorsänger und Leiter des Gebets
Menora
Siebenarmiger Kerzenleuchter
Mikwe
Rituelles Tauchbad
Ner Tamid
siehe Ewiges Licht
Amud
Pult des Vorlesers in der Synagoge
Parokhet
Vorhang des Thoraschreins
Thora
Auf Pergamentrollen geschriebenes Gesetzt
Thoraschrein
Behälter für die Aufbewahrung der Thora, auch
Aron Hakodesh oder Heilige Lade
Schlussfolgerung | Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis
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Bergman, Eleonora; Polish Landscape with Synagogues, in: Shofar: An Iterdisciplinary Journal of Jewish Studies 29 (2011), H. 3, S. 24-40
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Fröhlich, Elke (Hg.); Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Teil 1. Aufzeichnungen 1923-1941., Bd. 7. Juli 1939 - März 1940., München:
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Gengler, Jean; Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge in der Wolborska Straße 20 (Lodz), Wien: Techn. Univ., Dipl.-Arb. 2013
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Huberband, Shimon; Kiddush Hashem: Jewish Religious and Cultural Life in Poland During the Holocaust, New York: Ktav Pub Inc 1987
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127
Abbildungsverzeichnis | Schlussfolgerung
Abbildungsverzeichnis
AAbb. 01
Postkarte, <http://lodzkie.fotopolska.eu/foto/192/192706.jpg> (02.10.2014)
AAbb. 02
The Lodz Atlas, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-05A.pdf> (02.10.2014), Bild
bearbeitet von Verfasser
AAbb. 03
Diplomarbeit, <http://www.ub.tuwien.ac.at/dipl/2013/AC11119138.pdf>, S. 23 (02.10.201)
AAbb. 04
<http://lodzkie.fotopolska.eu/foto/127/127450.jpg> (02.10.201)
AAbb. 05
Stadtkarte Lodz, Starzynski 1894-1896, Screenshot, <http://gis.mapa.lodz.pl/historyczna_
eng/default.aspx>, in: < http://www.mapa.lodz.pl/starten.php?p=2> (02.10.2014)
AAbb. 06-14
Verfasser
AAbb. 15-19
Staatsarchiv Lodz (APŁ), Piotrkow Landesregierung-Bauabteilung (RPG-Bud.) 9658, ohne
Nummerierung.
AAbb. 20
Luftfoto, <http://www.wwii-photos-maps.com/aerialphotoslodz/slides/Lodz--03.html>
(02.10.2014)
AAbb. 21
Ansicht der Reicher Synagoge, < http://4.bp.blogspot.com/-_4TMuucnEh4/UzB8bETUGuI/
AAAAAAAAAKM/Xd8Pruq7Uk4/s1600/IMG_0751.JPG> (02.10.2014)
AAbb. 22
Porträt von Gustav Landau-Gutenteger, < http://fotoelzbieta3.files.wordpress.
com/2013/05/gustaw.jpg>
AAbb. 23
Ansicht der Ezras Izrael Synagoge, < http://lodz.fotopolska.eu/foto/213/213799.jpg>
(02.10.2012
AAbb. 24
Walicki 2000, Abb. 28
AAbb. 25
The Lodz Atlas, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-05A.pdf> (02.10.2014), Bild
bearbeitet von Verfasser mit Daten von den folgenden Seiten: <http://teatrnn.pl/leksykon/
node/439/gustaw_landau_gutenteger> (02.10.2014), <http://de.wikipedia.org/wiki/
Gustaw_Landau-Gutenteger> (02.10.2014)
AAbb. 26
The Lodz Atlas, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-03A.pdf> (02.10.2014), Bild
bearbeitet von Verfasser
AAbb. 27-28
The Lodz Atlas, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-04A.pdf> (02.10.2014), Bild
bearbeitet von Verfasser
AAbb. 29-30
The Lodz Atlas, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-05A.pdf> (02.10.2014), Bild
bearbeitet von Verfasser
AAbb. 31
The Lodz Atlas, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-06A.pdf> (02.10.2014), Bild
bearbeitet von Verfasser
AAbb. 32
Gutschow, Niels; Ordnungswahn. Architekten planen im “eingedeutschten Osten” 19391945, Berlin 2001, S. 151.
AAbb. 33
The Lodz Atlas, <http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-05A.pdf> (02.10.2014), Bild
bearbeitet von Verfasser
AAbb. 34
Innenansicht Synagoge, <http://collections.yadvashem.org/photosarchive/s637469/12346145617230545845.jpg> (02.10.2014)
AAbb. 35
Ruinen, <http://collections.ushmm.org/search/catalog/pa1054357> (02.10.2014
AAbb. 36-46
Staatsarchiv Lodz (APŁ), Piotrkow Landesregierung-Bauabteilung (RPG-Bud.) 9658, ohne
Nummerierung. Bilder bearbeitet von Verfasser
AAbb. 47-48
Bilder erstellt von Verfasser
AAbb. 49-50
Staatsarchiv Lodz (APŁ), Piotrkow Landesregierung-Bauabteilung (RPG-Bud.) 9658, ohne
Nummerierung. Bild bearbeitet von Verfasser
128
Schlussfolgerung | Abbildungsverzeichnis
AAbb. 51
Ansicht Wilker Shul, <http://www.synagogi.lodz.pl/synagogi/wilkershul/zachodnia1.jpg>
(02.10.2014)
AAbb. 52
Ansicht Wilker Shul, <http://www.synagogi.lodz.pl/synagogi/wilkershul/zachodnia2.jpg>
(02.10.2014)
AAbb. 53
Ansicht Wilker Shul, <http://www.synagogi.lodz.pl/synagogi/wilkershul/zach-2.jpg>
(02.10.2014)
AAbb. 54-57
Bild erstellt von Verfasser
AAbb. 58-59, 6162, 64-65,
67-69,
72-74, 7678, 80-87,
90-91,
94, 96-97,
99-101,
103-104,
107, 109113, 116,
119-120
Bildschirmabdruck: 1940 - Der Ewige Jude (1h 05m, 656x560), <https://ia600409.
us.archive.org/33/items/1940-Der-Ewige-Jude/1940-DerEwigeJude1h05m656x560_512kb.
mp4>, in: <https://archive.org/details/movies> (02.10.2014); Hippler, Fritz: Der ewige
Jude, Deutsche Film Gesellschaft 1940 (Film / kKp, 35 mm).
AAbb. 60, 63, 75, Bild erstellt von Verfasser
88
AAbb. 66, 70-71,
79, 92,
95, 98,
102, 105106, 108,
114-115,
117-118
Staatsarchiv Lodz (APŁ), Piotrkow Landesregierung-Bauabteilung (RPG-Bud.) 9658, ohne
Nummerierung. Bild bearbeitet von Verfasser
AAbb. 89
Alte Synagoge Krakow, <http://www.rainbowapartments.pl/wp-content/uploads/2013/01/
Allie-Caulfield-stara-synagoga-2.jpg> (02.10.2014)
AAbb. 121
Bild bearbeitet von Verfasser
AAbb. 121-218
Bild erstellt von Verfasser
129
Abbildungsverzeichnis | Schlussfolgerung
130
Anhänge | Abbildungsverzeichnis
ANHÄNGE
131
Anhang A: | Anhänge
Anhang A:
Übersetzung des Textausschnittes über die Wilker Shul aus dem
Buch „Synagogues and Prayer Houses of Łódz“ von Jacek Walicki;
derselbe Textausschnitt ist im Polnischen auf der folgenden Webseite
zu finden: http://www.synagogi.lodz.pl/synagogi/wilkershul/tekst.
htm
132
AnhangA:
A
Anhänge | Anhang
IV. DIE SYNAGOGE AUF DER ZACHODNIA STRASSE 56
In den 1870er Jahren wurde in der Zachodnia Straße, zwischen den Straßen Cegielnianą
und Południową, ein jüdischer Sakralbau auf einem Grundstück welches vermutlich unter
der Nummer 275c [1] im Register eingetragen war, errichtet. Das Gebäude befand sich
außerhalb der Grenzen der Altstadt. Laut Christopher Stefanski [2] wurde die Synagoge von
Daniel Dobranickiego und David Prussak erbaut. Aus den Unterlagen im Zusammenhang
mit der Sanierung und der Erweiterung des Objekts im Jahr 1903 kann jedoch ermittelt
werden, dass sie nur von D. Dobranicki erbaut [3] wurde. Allerdings war keine Urkunde
zu finden, die den Kauf der Immobilie, mit dem Ziel ein neues heiliges Objekt zu errichten,
bestätigt. Die Abwicklung des Kaufs des Grundstücks wurde in subsequenten notariellen
Dokumenten ebenso nicht erwähnt, was der damaligen Praxis widerspricht. Es ist möglich,
dass ein Kaufvertrag vor dem Präsidenten von Lodz abgeschlossen wurde und eine notarielle
Urkunde nie angefertigt worden ist [4]. Für die erbaute Immobilie auf der Zachodnia Straße
gab es weder damals, noch für einen längeren Zeitraum hinterher, eine Registrierung im
Grundbuch [5].
Der Designer des Gebäudes, der von den Behörden der Provinz am 27. Juli 1875 genehmigt
wurde, blieb unbekannt [6]. Es gibt auch keine weiteren Informationen über die damalige
äußerliche Erscheinung der Synagoge. Es existiert nur folgende Beschreibung, welche von
einem Architekturhistoriker erstellt worden ist und auf spätere Pläne und Fotos (nach der
Erweiterung der Synagoge) basiert:
Die Synagoge in der Zachodnia Straße wurde auf einem quadratischen Grundriss gebaut. Auf
der Vorderseite gab es ein, in drei geteiltes Vestibüle, welches durch drei oder fünf schmale
Türen betreten werden konnte. Flankiert von rechteckigen Treppenhäusern, mit geometrischen
Stiegen die zur Galerie führen, welche den Gebetsraum auf drei Seiten umschließen. Die
Seitenfassaden hatten vier Fenster, wobei auf westlichen Enden Nebeneingangstüren situiert
waren. Die östliche Elevation (hinterer Teil) hatte an beiden Enden drei Fenster, welche
den zentralen Teil der Wand, den Aron Hakodesh [Heb: der heilige Schrein], einschließen.
Die neunachsige vordere Fassade der Synagoge wurde in klassizistischen Geist gestaltet:
die Stockwerke wurden horizontal, durch breit laufende profilierte Gesimse, und vertikal,
durch breite rustikale Pilaster geteilt. Die zweigeschossigen seitlichen Abschnitte der Fassade
wurden von dreieckigen Halb-Gipfeln bekrönt, welche den mittleren Abschnitt mit einem
dreieckigen Giebel einschließen. Die “dick durchstechenden” Fenster-und Türöffnungen
der Fassade, die auf Fotografien aus unserem Jahrhundert zu sehen sind, waren mit SemiRundbögen eingeschlossen, und zwar im orientalischen Stil, was mit der klassizistischen
architektonischen Gestaltung des gesamten Gebäudes im Widerspruch steht. Dies ist das
Ergebnis des Wiederaufbaus der Synagoge in den ersten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts.
Mehr als wahrscheinlich waren die ersten Öffnungen durch Bögen geschlossen [7].
Unmittelbar nach der Gründung wurde die Synagoge vom synagogischen Aufsichtsrat
als die zweite kommunale Synagoge betrachtet und als „synagoga Nowego Miasta” [Pol:
Synagoge der neuen Stadt] bezeichnet. Im Jahr 1875 wollte der Aufsichtsrat, dass die
Kosten für Heizung und Beleuchtung des Gebäudes von der Gemeinde finanziert werden.
Zu diesem Zweck wurden 30 Fuß Kiefernholz und 60 Fuß Eichenholz sowie 400 Pfund
Stearin- und 600 Pfund Talgkerzen bereitgestellt. Da der synagogische Aufsichtsrat nicht der
Eigentümer der Synagoge war, wurde das Projekt von den kommunalen Behörden in Lodz
nicht unterstützt. Es erhöht sich jedoch die Menge von Holz und Kerzen die der Synagoge
133
Anhang A
A: | Anhänge
in der Wolborska Straße zugewiesen wurde, sodass sich auf diese Weise ein Überschuss
akkumulierte. Der Überschuss wurde möglicherweise für die Synagoge auf der Zachodnia
Straße verwendet[8]. Weiters wurde die Synagoge in der ersten Hälfte der 1880er Jahre von
den städtischen Behörden als “Zweigstelle” der kommunalen Synagoge in der Wolborska
Straße definiert. Der Bürgermeister von Lodz betonte, dass die Synagoge in der Zachodnia
Straße hauptsächlich von den Vertretern der mittleren und oberen Schicht der jüdischen
Gemeinde besucht wurde. Dagegen behaupteten die Vertreter der ärmeren orthodoxen
Gruppen von Łódź‘s Juden, dass das Gebäude naturgemäß eine private Synagoge war [9].
In der Synagoge auf der Zachodnia Straße, fand im Jahre 1884 die erste Wahl des
synagogischen Aufsichtsrats (vorher in der Synagoge von Wolborska Straße gehalten)
statt. Zwei ehemalige Mitglieder des Aufsichtsrats - Szymon Heyman und Moszek Wajs –
nahmen nicht teil, während das dritte Mitglied - Jakub Dobranicki - nicht erschien, weil er
sich zu dieser Zeit nicht in Łódź befand. Die Mitglieder des Aufsichtsrats wurden von den
Vertretern der reichsten Schicht des jüdischen Bürgertums von Łódź gewählt (im Gegensatz
zu früher, in einer Angelegenheit von Stunden, anstatt mehreren Tagen): Izrael Poznański,
Szaję Rosenblatt und J. Dobranicki (in absentia). Das Wahlergebnis löste Beschwerden in
der ärmeren Schicht der Gebührenzahler der Synagoge aus. Sie forderten eine Annullierung
der Wahl oder die Erhöhung der Zusammensetzung des Aufsichtsrats mit einem vierten
Mitglied, einem Vertreter ihrer sozialen Schicht. Dies wurde, unter anderem, von einem
ehemaligen Mitglied des Aufsichtsrats ermutigt, M. Wajs [11] – welcher nicht für eine
weitere Amtszeit gewählt wurde. Sie wiesen darauf hin, dass:
• ­
die Wahl habe nicht in einer kommunalen sondern in einer privaten Synagoge
stattgefunden,
• ­sie erfolgte schnell und dazu noch an einem Markttag, wenn viele ärmere jüdische
Händler nicht teilnehmen können,
• ­der gewählte synagogische Aufsichtsrat wird, aufgrund anderer Verpflichtungen seiner
Mitglieder, nicht die Zeit haben sich um Angelegenheiten der Gemeinde zu engagieren,
• ­seine Mitglieder besitzen nicht das relevante Wissen bei Themen und Fragen der
Lebensbedingungen und Bedürfnisse der ärmeren Schicht der Juden in Łódź.
Sowohl die städtische als auch die provinziale Verwaltung stand auf der Seite des neu
gewählten Vorstands und erkannte die Beschuldigungen als unbegründet und den Verlauf
der Wahl als gerecht an. Das Wahlverfahren wurde deshalb als gerecht erklärt, weil der
Ort, an dem die Wahl abgehalten wurde durch Annoncen in Zeitungen und den Rabbi der
Synagoge an der Wolborska Straße angekündigt wurde: der genannte Rabbiner habe während
der Wahl assistiert; es hätten Vertreter der ärmsten Schicht der Bevölkerung teilgenommen;
die gewählten Individuen würden den Respekt der Stadtgesellschaft genießen.
Am 16. Januar 1885 wurde die Zusammensetzung des Aufsichtsrats der Synagogen bestätigt
und die neuen Mitglieder traten in ihre Ämter [12]. Von diesem Moment an wurde die
Synagoge in der Zachodnia Straße der übliche Ort für die Abhaltung der Wahlen für
Mitglieder des synagogischen Aufsichtsrats und - der Funktion die durch den Anstieg der
Bevölkerung der jüdischen Gemeinde von Lodz eingeführt wurde - ihrer Stellvertreter [13].
Die Synagoge war bei den Juden aus Lodz als die „Vilker Shul“ [Wilk bedeutet auf Deutsch
Wolf] - diese Bezeichnung entstand aus dem Namen ihrer Region der Stadt, welcher
mindestens seit dem Anfang des neunzehnten Jahrhunderts benutzt wurde [14] - bekannt.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Arbeiten an der Synagoge noch nicht abgeschlossen - die
Defizite waren die Putzarbeiten, die relativ schnell zur Verschlechterung des physikalischen
Zustands des Gebäudes geführt haben, die bereits seit dem Jahr 1885 saniert werden musste
[15].
Im Jahr 1903 beschlossen D. Dobranicki und D. Prussak die Erweiterung der Synagoge
134
AnhangA:
A
Anhänge | Anhang
und den Bau einer eigenen Beth-haMidraszu (“Schule”) durchzufuhren. Am 8. April / 1.
Mai desselben Jahres setzten sie eine Urkunde auf, welche besagt, dass das Grundstück
mit der Liegenschaftsnummer 274d ihr Eigentum sei und die geplanten Investitionen auf
ihre Kosten erfolgen würde[16]. Diese notarielle Verpflichtung war eine sehr untypische
Erscheinung und deutet darauf hin, dass Dobranicki und Prussak zu den „Älteren“ der
Synagoge gehören, welche durch die dort betende jüdische Gemeinde erhalten wurde.
Dieser notarielle Akt, der in den Bauunterlagen enthalten ist, sollte jeglichen Zweifel vor
den russischen Behörden klären, denen der Entwurf für den Wiederaufbau der Synagoge
vorgestellt wurde [17]. Dies wurde im Brief von dem Bürgermeister von Lodz bestätigt.
Dieser Brief wurde mit den Entwurfsunterlagen zur Bestätigung an die Landesbehörden
gesendet, in dem er schreibt, dass die Synagoge „unter ihrer [i.e. Dobranicki und Prussak’s –
J.W.] Verwaltung steht“ (und nicht in ihrem Eigentum). Die ganze Angelegenheit wurde von
den Landesbehörden als eine private Investierung anerkannt, welche die jüdische Gemeinde
von Lodz als Ganzes nicht beeinflusst. Der Entwurf des Gebäudes wurde in Piotrkow am 27.
Mai 1903 bestätigt [18].
Der Autor des Entwurfs und die Person, die für die technische Überwachung der
Bauarbeiten verantwortlich ist, war Gustaw Landau-Gutenteger. Die Bauarbeiten wurden
vom Maurer I. Gec und dem Zimmermann I. Feldmark durchgeführt [19]. Die Bau- und
Erweiterungsarbeiten der Synagoge wurden von einem Historiker der Architektur wie folgt
beschrieben:
Das Objekt, ursprünglich auf einem quadratischen Grundriss gebaut, wurde durch die
Vergrößerung des Gebetsraum in die östliche Richtung erweitert und einem Zubau auf den
Rückseiten mit einem Stiegenhaus, welches zur Galerie führte. Der Haupteingang auf der
Westseite wurde ebenso umgebaut. Die östliche Wand mit der Aron Hakodesh: nach dem
Entwurf sollte an dieser Stelle ein Portal mit einem doppelten Pilaster, welcher mit dem Motiv
des Davidsterns verziert werden soll, übernommen werden. Auf der Oberseite, die durch
einen Fries getrennt war, befand sich eine große Arkade, welche mit blindem Okuli aus Putz
ornamentiert war. Der zentrale Teil wurde von zwei hohen Rundbogenfenstern flankiert.
Durch die Verlängerung der Seitenwände wurde der Betsaal erweitert, zwei Fenster wurden
pro Geschoss, sowie eine seitliche Öffnung welche in einem halbkreisförmigen Bogen endet,
was eines der charakteristischen Motive des „maurischen Stil“ war, eingebaut. Ähnliche
Bögen wurden in Teilen des Wiederaufbaus der Fassade eingesetzt.
Die archivierten Fotografien der Synagoge in der Zachodnia Straße zeigen bei allen
Fensteröffnungen und allen Geschoßes der Fassade Semi-Rundbögen Öffnungen. Es ist
unwahrscheinlich, dass ein solcher Abschluss der Fenster bereits vor den Erweiterungsarbeiten
zu Beginn des Jahrhunderts bestand, weil es im Widerspruch mit der klassischen Gestaltung
der vorderen Fassade des Gebäudes stehen würde. Es ist wahrscheinlicher, dass diese während
der Erweiterungsarbeiten eingeführt wurden, obwohl die ursprünglichen Pläne eine so
grundlegende Änderung der Fassade nicht vorgesehen hatten [20].
Die Beth ha-Midrash wurde als kleines Nebengebäude entlang der nördlichen Grenze
des Anwesens gebaut. Ihre Fassade deutete nicht auf eine spezifische Gestaltungsart des
Gebäudes hin. Im Erdgeschoss gab es eine großflächige Gebetshalle, während sich im ersten
Stock mehrere kleinere Räume befanden [21].
In den folgenden Jahren, nach dem Ableben von D. Dobranicki (1908) und D. Prussak
(1909), wurde die Synagoge von den nachfolgenden “Ältesten” verwaltet, deren Namen
leider nicht ermittelt werden konnten. Bekannt ist nur, dass im Jahre 1920 diese Funktion
von einem gewissen Mendel Rozenblum (Wohnhaft in Dziema Straße 36a) ausgeführt
wurde. Zu Beginn der 1920er Jahre wurde die Synagoge immer noch als Teil der jüdischen
konfessionellen Gemeinschaft betrachtet, obwohl nachbarschaftliche Konflikte zwischen
der Verwaltung und der Gemeinde entstanden [22].
135
Anhang A
A: | Anhänge
In den 1930er Jahren wurde die Synagoge von Gidel Radomski verwaltet (wohnhaft
in Zachodnia Straße 51) [23]. In 1933 setzte sich der Vorstand der Synagogen wie folgt
zusammen: der Vorsitzende war Cudek Herszenberg, der stellvertretender Vorsitzender
Samuel Hochenberg, Mitglieder des Vorstandes waren Henryk Sachs, Salomon Tempel,
Ikassel-Mojzesz Berman und Berek Szwarc. Zu dieser Zeit wurde beschlossen, die
Angelegenheit des Eigentums der Synagoge zu klären. Höchst wahrscheinlich hängte das
mit der 30-jährigen Verjährungsfrist zusammen, die aus den letzten Informationen in Bezug
auf Verwaltungsakte der Eigentumsverhältnisse bestimmt wurde - notariell beglaubigte
Erklärung von D. Dobranicki und D. Prussak[24]. Die Vorstandssitzung vom 17. September
1933:
Vorsitzender Cudek Herszenberg [...] erklärte, dass es in Lodz auf der Zachodnia Straße mit
der Nummer 56 eine Synagoge gibt, welche durch den jetzt anwesenden Vorstand verwaltet
wird. Das Anwesen wurde von die Gläubigen seit 55 Jahren als Synagoge verwendet worden.
Da das Grundstück, auf welchem sich die Synagoge befand im Grundbuch nicht eingetragen
war, war es notwendig – zur Festlegung der Eigentümer – dass das Grundstück ins Grundbuch
eingetragen wird [25].
Der Vorstand empfahl, dass die Angelegenheit durch den ehemaligen Vorsitzenden,
Mozes Epstein (wohnhaft in Zielona Street 17). behandelt werden sollte. Dieser sollte die
Angelegenheit bezüglich der Grundbucheintragung „im Namen der ersten großen Synagoge
auf der Zachodnia Straße“ [26] regeln.
Im Laufe des initialen Verfahrens wurde das Anwesen vermessen, dessen Grenzen etabliert
und eine neue Grundstücksregistrierungsnummer (2746) wurde erteilt [27]. Der Termin für
die primäre Beilegung der Registrierung war der 26. Juni 1934. Aufgrund der Abwesenheit
der Antragsteller zur Regelung der Angelegenheit erfolgte die Registrierung schließlich an
einem dritten Tag, den 19. Dezember 1934. Diese Verzögerung wurde vermutlich durch eine
Uneinigkeit bezüglich der Grenzen zwischen der Synagoge und der Eigenschaft, welche das
Eigentum der konfessionellen (jüdischen) Gemeinde war [28], verursacht.
Der Antrag von M. Epstein diente als Grundlage, für die im „Protokol ustalenia granic
nieruchomości“ [Pol: Protokoll zur Feststellung der Grenzen des Grundstücks]
verabschiedete Verordnung [29]. Dem Protokoll nach war das Grundstück 1.912 m2
groß, im Gegensatz zu dem Oberflächenplan von 1934, nach welchen das Grundstück
eine Oberfläche von 2.082 m2 hatte. Der Unterschied resultiert aus der Differenz bei der
Bestimmung der Grenze zur benachbarten Eigenschaft der Mikwe. Am 28. Dezember 1935
bestätigte die Verwaltung der Landregistrierung die Verordnung [30].
In der Zwischenkriegszeit wurde das Beth-haMedrash, welches neben der Synagoge
betrieben wurde, ein wichtiges Zentrum rabbinischer Studien:
Die „Vilker Shul“ war mit einem beys medresh [Hebräisch: Haus des Lernens] verbunden,
welches einen außerordentliche Schatz an hebräischen Büchern enthielt. Es war das größte
Zentrum des Tora-Studiums in der Stadt. Es gab Zeiten zu denen eine Studie, in der beys
medresh , ununterbrochen 24 Stunden am Tag andauerte. Zu diesem Zweck gab es spezielle
mishmorim [Hebr: Lerngruppen], die sich periodisch abwechselten, um sicherzustellen, dass
der Ort, keine einzige Sekunde ohne dem Studium der Thora wäre [31].
Nach Szloma Huberband wurde die Synagoge in November 1939 nicht niedergebrannt.
Stattdessen wurde sie für andere Zwecke übernommen:
Anfang November 1939 riefen sie [die Deutschen] die Vertreter der Kehillah [Hebr:
Gemeinde] zusammen, übergaben ihnen die Schlüssel der „Vilker Shul” und befahlen ihnen
die Synagoge zu reinigen und einen Gottesdienst mit einem Kantor, einem Chor, einem
Thora-Leser und einem Schofar [Hebr: Widderhorn]-Blaser zu arrangieren. Die kehillah
rief die jüdische Bevölkerung auf am Gottesdient teilzunehmen.
136
AnhangA:
A
Anhänge | Anhang
Die Veranstaltung fand an einem Dienstag statt. Die Synagoge war mit
Kongregationsmitgliedern, die Taleysim (Gebetsschals) und Tefillin (Gebetsriemen) trugen,
gefüllt. Kantor Winograd und sein Chor führten den Gottesdienst. Eine große Anzahl von
hochrangigen deutschen Offizieren kam um den gesamten Verlauf des Gottesdienstes zu
filmen, womit es auf einem Film verewigt wurde.
Kantor Winograd sang mit dem Chor mehrere Teile der Gebete aus dem Rosh Hashamah
und Jom Kippur. Danach wurde der Auftrag erteilt die Thora-Rolle auszurollen und daraus
zu lesen. Die Thora-Rolle, die mit einem Umhang bedeckt war, wurde in verschiedenen
Stellungen gefilmt, mit gebundenem und ungebundenem Riemen sowie geöffnet und
geschlossen. Der Thora Rezitator, ein schlauer Jude, sagte noch vor dem Lesen der Schriftrolle
auf Hebräisch: “Heute ist Dienstag”. Diese Aussage sollte der Nachwelt verdeutlichen, dass
sie gezwungen wurden von der Thora zu lesen, da die Thora in der Regel nicht Dienstags
gelesen wird [32].
Die in der Synagoge gefilmten Bilder wurden in dem antisemitischen Propagandafilm „Der
Ewige Jude“ verwendet. In der zweiten Hälfte des Jahres 1940 verbrennen die Deutschen
die Synagoge und die Beth Ha-Midrasch, damit wurden auch die vorhandenen Bücher
zerstört. Die Thora-Rollen wurden in eine unbekannte Richtung exportiert [33], vermutlich
nach Prag, wo die Deutschen ein jüdisches Museum mit einer großen Sammlung schufen.
137
Anhang B: | Anhänge
Anhang B:
Fotografien der Pläne der Wilker Shul aus dem Staatsarchiv von
Lodz
138
AnhangB:
B
Anhänge | Anhang
139
Anhang B
B: | Anhänge
140
AnhangB:
B
Anhänge | Anhang
141
Anhang B
B: | Anhänge
142
AnhangB:
B
Anhänge | Anhang
143
Anhang B
B: | Anhänge
144
Anhänge | Anhang
AnhangB:
B
145
Anhang B
B: | Anhänge
146
AnhangB:
B
Anhänge | Anhang
147
Anhang C: | Anhänge
Anhang C:
Weitere Pläne auf welchem die Wilker Shul dargestellt worden ist
Stadtplan von Lodz aus März von Jahr 1913 (neu gezeichnet); Wilker Shul gekennzeichnet mit orange punktierter Linie
Quelle: Internetseite: <http://dom.zevax.com/gallery/d/5594-2/staryrynek_mapa1913.jpg>, in: <http://dom.zevax.com/gallery/v/Stare_Miasto/mapy/>
(07.10.2014)
148
Anhänge | Anhang
AnhangC:
C
Stadtplan von Lodz aus dem Jahr 1917, Jasinski; Wilker Shul gekennzeichnet mit orange punktierter Linie
Quelle: Internetseite: <http://www.mapa.lodz.pl/historyczna/>, in: <http://www.mapa.lodz.pl/start.php?p=2> (07.10.2014)
149
Anhang C
C: | Anhänge
Stadtplan von Lodz aus dem Jahr 1925; Wilker Shul gekennzeichnet mit orange punktierter Linie
Quelle: Internetseite: <http://archive.today/tPBg>, in: <http://www.historycznie.uni.lodz.pl/mapy_lodz.htm> (07.10.2014)
150
Anhänge | Anhang
AnhangC:
C
Stadtplan von Lodz für den Zeitraum zwischen den Jahren 1939-45; Auf dem Plan wurden die zerstörten Synagogen gekennzeichnet, jedoch
nicht die Wilker Shul
Quelle: Internetseite:The Lodz Atlas, Łódź in the interwar Period and During the Nazi Occupation ,<http://mapa.lodz.pl/atlas/pdf/eng/en-06A.pdf>, in:
<http://www.mapa.lodz.pl/starten.php?p=8> (07.10.2014)
151
Anhang D: | Anhänge
Anhang D:
Auflistung der jüdischen Gebetshäuser in der Stadt Lodz
Adres policyjny
Nr hip.
Data/y
Starszy(i) domu modlitwy
Osób
Źródła
Police Adress
Reg. no.
Date
Elders of House of Prayer
Persons
Sources
Aleksandrowska 4 (Bałuty)
29 IX 1904
Szpichler Henoch Zalma 30
PmŁ 1873, nlb. (unnumbered)
Aleksandrowska 7 (Bałuty)
18 VI 1900
Dawid Ofenbach 20
ŁGWŻ 1, s. 194-195
Aleksandrowska 8 (Bałuty)
18 VIII 1900
30
RGP-Adm. 9507, k. 15v-16
Aleksandryjska 5
28 VIII 1903
Ber, Poter vel Patora
50
PmŁ 1872, nlb.
30
PmŁ 1870, nlb.
Izbicki Szlama Hersz Senderowicz Abram
Abram Chaim Aleksandryjska 6
188a,a
18 VII 1902
Miaskowski Abram Aleksandryjska 8
188
1897
Aleksandryjska 10
53
3 VI 1898
190
28 VI 1895
Aleksandryjska 12
54
23 VI 1898
Najman Szulem Emanuel Aleksandryjska 12
54
13 IX 1902
Wald Dawid Aleksandryjska 11[1]
Aleksandryjska 14
55b
25 IX 1902
Rorman Mojżesz PmŁ 1864, nlb.
Bialek Abram ,
Grynsztejn Hersz >30 ŁGWŻ 1, s. 106.
Lubochiński Juda Lejb ,
Milich Wolf Wajsbeg Zelig Orenbach vel Orenbur
32
PmŁ 1863, nlb.; 1873, nlb.; ŁGWŻ 1,
s. 98
PmŁ 1867, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 118, 120121.
80
PmŁ 1868, nlb.
30
PmŁ 1868, nlb.
30
PmŁ 579, 1863, nlb.; RGP-Adm. 9507,
k. 11v-12; ŁGWŻ 1, s. 98
30
PmŁ 1863, nlb.
Aleksandryjska 16
55
24 VIII 1895
Aleksandryjska 24
60
10 VII 1896
Milich Wolf Aleksandryjska 25
44
10 III 1899
Krawiecki Eliasz Majer 30
RGP-Adm. 9255, k. 59v, 61, 62, 80;
RGP-Adm. 9507, k. 11v-12; PmŁ 1881,
nlb.; ŁGWŻ 1, s. 136-138
Aleksandryjska 34
7 VII 1900
Rodzyński Abram Lejb 34
RGP-Adm. 9507, k. 11v-12; ŁGWŻ 1,
s. 186, 188-189
Benedykta 13
21 VI 1903
Lewsztajn Józef 30
PmŁ 1872, nlb.
Benedykta 28
3 IX 1908
Rapaport Szmul Abram 26
PmŁ 1876, nlb.
Benedykta 45
7 VIII 1896
31
RGP-Adm. 9507, k. 30v-31
30
PmŁ 1873, nlb.
30
PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k.
112, 114, 115; ŁGWŻ 1, 172, 176
Brzezińska 13 (Bałuty)
3 VI 1904
Brzezińska 26 (Bałuty)
3 IV 1899
Cegielniana 6
1935
Szmul Zandel Lipski Moszek Sztejn Aleksander Oszkowski Jakub ,
Wrżonski Michał Dom Modlitwy i Nauki
Talmudycznej im. b.p.
Salomona Nusena MonataBajs Szlome 152
UWŁ 1208, nlb.
AnhangD:
D
Anhänge | Anhang
Cegielniana 7
Cegielniana 28
272b
26 VI 1902
Gilman Kadesz 111 PmŁ 1870, nlb.
4 IV 1902
Helman Mojżesz Lejb 38
PmŁ 1867, nlb. 1870, nlb.; ŁGWŻ 1, s.
227, 229-230
Kon Aron , Uberbaum
7 VII 1897
Cegielniana 29
Mendel Cegielniana 36 lub 38
Cegielniana 46[2]
24 X 1895
8 IV 1893
1402a
RGP-Adm. 9507, k. 20v-21
Symcha , Winter Chaim
Monat Salomon Szpejberg Hersz 30
PmŁ 1863, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
20v-21; ŁGWŻ 1, s. 98
ŁGWŻ 1, s. 146, 147
Zaks Jakub Cegielniana 48
29 I 1900
Berger Dydie Cegielniana 52
2 XI 1908
„Linas Hacholim”
60
PmŁ 1876, nlb.
ok. 1900
[Uryson Josel ?]
40
PmŁ 1881, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 319-320
4 IV 1902
Janowski Chaim 30
PmŁ 1870, nlb.; 1880, nlb.
30
PmŁ 1881, nlb.
Gejnzler Herman Józef 26
ŁGWŻ 1, 56-57; PmŁ 1864, nlb.
Gejnzler Herman Józef 26
RGP-Adm. 9507, k. 30v-31
25
PmŁ 1877, nlb.
Cegielniana 56[3]
Długa 14
2219
320 l,l
Długa 22[4]
Długa 68
14 XII 1913
796a
1 III 1898
Długa 76
22 XII 1897
Długa 76
8 I 1909
Drewnowska 4
120
9 VII 1898
[Drewnowska 6?]
121
1891
Drewnowska 11
114a
10 III 1899
Drewnowska 11
114a
1898
Drewnowska 11
114a
11 VIII 1906
Drewnowska 15 lub 16
125? 126
Drewnowska 21
Drewnowska 32
104
1366a
13 VI 1893
17 VIII 1895
22 VIII 1898
Uberbaum Symcha Goldberg Gerszon
97
RGP-Adm. 9507, k. 22v-23
RGP-Adm. 9255, k. 78
Rotman Izrael Kaliński Jankiel ,
Zarzewski Jankiel Rotman Izrael Koplowicz Kopel PmŁ 579, nlb.
30
RGP-Adm. 9507, k. 12v-13
RGP-Adm. 9255, k. 76-77v
Sendrowicz
PmŁ 1875, nlb.
Peter 34
RGP-Adm. 9507, k. 13v-14; ŁGWŻ 1,
s. 13-14, 146-147
30
PmŁ 1863, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
13v-14; ŁGWŻ 1, s. 98
30
RGP-Adm. 9507, k. 13v-14; ŁGWŻ 1,
s. 122, 124
30
RGP-Adm. 9361, k. 163-164v; 9507,
k. 20v-21
50
PmŁ 1873, nlb.
49
PmŁ 1876, nlb.
Grynberg Matys Szlama 35
RGP-Adm. 9361, k. 95-98
35
PmŁ 1875, nlb.
30
PmŁ 1877, nlb.
Czośniak Jonas vel Leon Lewkowicz Jankiel ,
Milich Wolf Kon Abram Józef Łódzki vel Lidzki
Dzielna 29[5]
1111
5 XI 1898
Eliasz, Topielewicz
Dawid Lejb , Epel
Szołom Dzielna 29[6]
1111
16 XII 1904
Dzielna 29
1111
11 VI 1908
Franciszkańska 22
[65]
3 VI 1900
Nelkin Józef Lederman Szmul Fridrich Aron Radzinski Abram Lejb Główna 41
20 X 1906
Główna 41
19 VII 1909
„Chewrat-Miszmorim”
wiosna 1910
Abramowicz Icek Maje r
2 XII 1897
Gutgold Moszek Isakowicz Główna 46[7]
Główna 55
1091a
1175
ŁGWŻ 1, s. 279
20
ŁGWŻ 1, s. 53-54; PmŁ 1864, nlb.
153
Anhang D
D: | Anhänge
Główna 60
24 III 1906
Kryształ A. ,
Okno T. PmŁ 1875, nlb.
Jakuba 3
29
20 VIII 1893
Jakuba 7
27
1891
Jakuba 10
33
3 XI 1899
Jakuba 10
33 koniec XIX w. Wigdor ,
Gostyński Beniamin 30
RGP-Adm. 9507, k. 25v-26; ŁGWŻ 1,
s. 92, 93
PmŁ 579, nlb.
Direnheld Michał Grincwejg Mendel ŁGWŻ 1, s. 185
Jakubowicz Michał
Banasz Icek Jakuba 12
przed 1930
Jerozolimska 7
14
1898
Jerozolimska 7
14
10 VII 1898
Jerozolimska 9
6 III 1899
30
„Jeszubut Bajs Israel”
Zander Hercyk Halpern Icek Moszkowicz Dawid ,
Juliusza 3
1179a
26 V 1897
Kamienna 6
1419b
14 VIII 1898
Kamienna 6
1419b
5 IX 1903
Kamienna 9
1418d
10 IV 1899
Kamienna 13[8]
1418 f
20 VIII 1898
Rajbenbach Zelig Kamienna 13
1418 f
23 VIII 1900
Nelken Józef Kamienna 17
1428 a
11 V 1898
Kaufman Moszek 13 IX 1902
Tajch Izrael Kamienna 18
UWŁ 1238, s. 2-3
Lipski Fiszel Mostowicz Berek Wolf Lebental Szlama Kamienna 20
31 V 1898
Hejlman Mordka ,
(Bałuty)
30
RGP-Adm. 9507, k. 25v-26
25
RGP-Adm. 9507, k. 26v-27
31
RGP-Adm. 9507, k. 31v-32; PmŁ 1864,
nlb.
30
PmŁ 1872, nlb.
30
RGP-Adm. 9255, k. 144-146, 149;
9507, k. 22v-23
30
RGP-Adm. 9507, k. 22v-23; PmŁ 1865,
nlb.
ŁGWŻ 1, s. 231-233
30
RGP-Adm. 9507, k. 22v-23; ŁGWŻ 1,
s. 75-76; PmŁ 1865, nlb
40
PmŁ 1868, nlb.
30
ŁGWŻ 1, s. 70, 72-73
Topielewicz Dawid
Lejb, Sudjan Lejb Kielma
RGP-Adm. 9255, k. 42-43
ŁGWŻ 1, s. 134
Łódzki vel Łucki Eliasz 1427 a
25
Binensztok Mordka Fejl Herszel ŁGWŻ 1, s. 131
1 IX 1900
Trejster Moszek 30
PmŁ 1867, nlb.
Konstantynowska 46
320 f
26 IV 1896
Bendet Mordka 30
RGP-Adm. 9507, k. 17v-18; ŁGWŻ 1,
s. 125, 127
Konstantynowska 65
321b,b,a
6 VI 1902
Gnatek Herszlik 30
PmŁ 1870, nlb.
przełom XIX i
Lebental Szlama XX w.
Kościelny Plac 8
185/
186
Krótka 6
10 VII 1896
ŁGWŻ 1, s. 135
Krótka 12[9]
2 X 1904
Paluch Majer Krótka 12
11 I 1909
Walman Majer Chaskiel 3 VII 1900
Lizman vel Lozman Gersz Lutomierska 18
104
Łagiewnicka 6 (Bałuty)
Mikołajewska 9
Mikołajewska 64
154
3 V 1900
506a
Paluch Majer Friszman vel Fiszman
Szymon przed 3 VII 1903 [Lichtenberg ?]
23 IV 1895
Kac Icek Józef 30
RGP-Adm. 9507, k. 29v-30
55
PmŁ 1873, nlb.
30
PmŁ 1877, nlb.
30
RGP-Adm. 9361, k. 121, 124; 9507, k.
13v-14
30
PmŁ 579, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
15v-16; ŁGWŻ 1, s. 190
30
PmŁ 1872, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 103
30
RGP-Adm. 9507, k. 31v-32
AnhangD:
D
Anhänge | Anhang
Mikołajewska 64
14 II 1909
Mikołajewska 69
1093
Nowomiejska 6
1895
20 VII 1904
Nowomiejska 4
Feder Gerszon 10
27 V 1898
234
1891
Kapłan Abram PmŁ 1877, nlb.
31
ŁGWŻ 1, s. 39-40
110 PmŁ 1873, nlb.
Landau vel Lande Moszek
Mendel 96
35
RGP-Adm. 9507, k. 18v-19; ŁGWŻ 1,
s. 105
Berman Wolf ,
[Nowomiejska 11]
Nowomiejska 15
232
16 VIII 1894
PmŁ 579, nlb.
Fannelberg Jakub ,
Marnowicz Abram Lewkowicz Jakub 30
PmŁ 579, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
24v-25; ŁGWŻ 1, s. 146, 148
Fajtlowicz Fajwel ,
Nowomiejska 19
1891
21a
PmŁ 579, nlb.
Bławat Motel ,
Grosfreid Pinkus Jakubowicz Wigdor ,
Nowomiejska 21[10]
1 X 1899
21 aa
Banat vel Banan Icek vel
Chaskiel Nowomiejska 26
Nowo-Zarzewska 3
20
1069b
Sierakowski Ezriel 13 IX 1901
Engel Gabriel 3 II 1909
Nowo-Zarzewska 20
22 I 1937
Niska 18[11]
1276k
7 XI 1901
PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k.
268, 270; 9507, k. 24v-25
34
PmŁ 1867, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
12v-13; ŁGWŻ 1, s. 146-148
60
PmŁ 1867, nlb.
30
PmŁ 1877, nlb.
8 IV 1893
Nowo-Zarzewska 6
30
Wajnberg Eliasz Francuz Izrael Herc Mordka UWŁ 2512, s. 32, 35-36
100 PmŁ 1868, nlb.; 1870, nlb.; 1873, nlb.
Epsztejn Salo vel
Nowy Rynek 7
7
1891
Szlama , Siemiatycki
PmŁ 579, nlb., 1867, nlb.; ŁGWŻ 1,
s. 146
Hersz , German Zachar
vel Zachariasz Baruch August (w 1891-
Nowy Rynek 10
240
4 VIII 1876
Ogrodowa 10
287
1891
Ogrodowa 10
287
8 VII 1902
Ogrodowa 12
288
1891
Ogrodowa 12
288
? IX 1900
Perła Dawid Józef Ogrodowa 12 (Bałuty)
28 IX 1898
Warszawski Wolf Pańska 40
22 VII 1908
Łaski Mordka Majer Pańska 67
5 V 1908
PmŁ 579, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 146
1901)
Hilenberg Lajbuś Bławat Lajbuś PmŁ 579, nlb.
Bergman Aleksander Berger Abram PmŁ 1867, nlb.; 1870, nlb.; ŁGWŻ 1,
s. 208
PmŁ 579, nlb.
RGP-Adm. 9361, k. 176; ŁGWŻ 1, s.
203-204
30
RGP-Adm. 9507, k. 13v-14; ŁGWŻ 1,
s. 110-111
22
PmŁ 1876, nlb.
Przygurski Józef Moszek 21
PmŁ 1880, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 329
Pieprzowa 14[12] (Bałuty)
15 IX 1900
Bursztynowicz Lejzer 30
RGP-Adm. 9361, k.155, 157, 158, 177
Pieprzowa 16 (Bałuty)
16 II 1899
Bursztynowicz Lejzer 30
PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k.
164, 167-167v; RGP-Adm. 9507, k.
14v-15; ŁGWŻ 1, s. 162
Pieprzowa 17 (Bałuty)
22 IV 1901
Rozenberg Abram Pieprzowa 21 (Bałuty)
12 III 1898
Dykierman Sender ŁGWŻ 1, s. 251
30
RGP-Adm. 9507, k. 13v-14; PmŁ 1865,
nlb.
155
Anhang D
D: | Anhänge
Piłsudskiego 25
3 XII 1936
Girtler Moszek Majer Dyszkin vel Dyszke Sender Piotrkowska 8
250
26 VI 1902
Piotrkowska 12
252
15 VIII 1895
Piotrkowska 17
275
17 IX 1877
Piotrkowska 17
275
1891
Piotrkowska 19
274
16 VI 1895
Piotrkowska 23 [?]
273
1873
4 IX 1876
Piotrkowska 25
UWŁ 2512, s. 32, 33-34
30
PmŁ 1870, nlb.
30
ŁGWŻ 1, s. 35-36, 148
Cygielberg Lewi 33
RGP-Adm. 9507, k. 19v-20;
Kon Salomon 30
Winter Chaim Senderowicz vel
Sendrowicz Izrael Bławat Chaim PmŁ 579, nlb.
Uberbojm Symcha Belin Jakub PmŁ 579, nlb.
25
Piotrkowska 29
271
1891
Szifowicz Rachmil Piotrkowska 31[13]
270
1891
Chaim , Uberbaum
Piotrkowska 33
269
od 1876
Piotrkowska 33
269
1891
RGP-Adm. 9507, k. 19v-20; ŁGWŻ 1,
s. 41-42, 146, 148
RGP-Adm. 9507, k. 19v-20
PmŁ 579, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 146
Kon Aron , Winter
Symcha Piotrkowska 38
260
17 IX 1892
Piotrkowska 42
261
26 IX 1898
Piotrkowska 43
265
8 VI 1899
Piotrkowska 50
263 przed 1 X 1894
Piotrkowska 60
Piotrkowska 81
9 VII 1901
769
Piotrkowska 82
4 II 1898
9 VIII 1896
PmŁ 579, nlb.
Winter Chaim (1891)
PmŁ 579, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 146
Berger Dydie PmŁ 579, nlb.
Grinszpan vel Grinsztajn
Symeon vel Szymon Sroka Jakub Gliksman Eliakim ,
Jankielewicz Jakub 30
PmŁ 579, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
19v-20
30
RGP-Adm. 9507, k. 19v-20; ŁGWŻ 1,
s. 89-91
30
PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k.
177, 179-180v; 9507, k. 20v-21; ŁGWŻ
1, s. 167-168
ŁGWŻ 1, s. 146
Majerowicz Izrael Wolf ,
Wolberg Izrael Herszberg Szmul Gilwan Kadet Bławat Menasze ,
Muchnicki vel Michnicki
Hersz 31
PmŁ 1867, nlb.
50
PmŁ 1864, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 58-59
30
RGP-Adm. 9507, k. 29v-30
30
PmŁ 579, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
30v-31; ŁGWŻ 1, s. 4-5, 146-147
Piotrkowska 83
768
6 IV 1893
Wiślicki Chaim Jakub Piotrkowska 88
520
7 XII 1900
Pelc vel Plesner Chaskiel 81
PmŁ 1870, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 238
8 III 1908
Paluch Majer
55
PmŁ 1876, nlb.
Piotrkowska 92
Piotrkowska 107
756
1891
Piotrkowska 107
756
30 VIII 1895
Bryczkowski Henoch Piotrkowska 117
751
31 III 1900
Kon Abram Moszek Piotrkowska 118[14]
537
24 VIII 1895
Bryczkowski Henoch Piotrkowska 120
538
14 VII 1900
Gamprecht Moszek Icek Piotrkowska 120
538
24 V 1902
Galtricht Moszek Piotrkowska 145
737
10 VI 1893
Jakubowicz Lewek Piotrkowska 197
711
5 VII 1898
156
Lipszyc Berszt PmŁ 579, nlb.
Szpigel vel Szligiel Wolf
Ber PmŁ 1864, nlb.
15
RGP-Adm. 9361, k. 73-77
31
PmŁ 1864, nlb.; PmŁ 1870, nlb.; RGPAdm. 9507, k. 29v-30
ŁGWŻ 1, s. 198-200
30
PmŁ 1870, nlb.
30
PmŁ 579, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
30v-31; ŁGWŻ 1, s. 11-12, 146-147
30
RGP-Adm. 9507, k. 33v-34; ŁGWŻ 1,
s. 112-114
AnhangD:
D
Anhänge | Anhang
Piotrkowska 284
626
18 X 1900
Rotholz Michał 30
PmŁ 1867, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 221, 223,
236
Podrzeczna 5
134
24 V 1902
Nejman Szulim
75
PmŁ 1870, nlb.
Podrzeczna 8
28
1891
Podrzeczna 9
11 V 1898
132a
[Podrzeczna 9 lub 12?]
132
1891
[Podrzeczna 9 lub 12?]
132
[Podrzeczna 9 lub 12?]
132
Podrzeczna 11
[131]
Podrzeczna 12
132 [?]
[Podrzeczna 21?]
Południowa 2
Frenkel Chemia Szpigel Józef PmŁ 579, nlb.
30
PmŁ 579, nlb.
1891
1891
Lewek Lewkowicz
PmŁ 579, nlb.
Terakowski Ezriel Gociał Józef PmŁ 579, nlb.
20 VIII 1898
Karmioł Hersz 1891
Szwajcar Lejb 15 VIII 1895
41
PmŁ 1868, nlb.
30
RGP-Adm. 9507, k. 12v-13; ŁGWŻ 1,
s. 8-9
PmŁ 579, nlb.
Sendrowicz Izrael 30
RGP-Adm. 9507, k. 18v-19
30
RGP-Adm. 9507, k. 23v-24; ŁGWŻ 1,
s. 8-9, 147
30
PmŁ 1868, nlb.
20
PmŁ 1864, nlb.
30
ŁGWŻ 1, s. 25-26, 148
30
RGP-Adm. 9507, k. 23v-24
30
RGP-Adm. 9507, k. 21v-22
Finkelberg Jakub ,
Południowa 18
481
21 IV 1893
Berman Wolf Majer ,
Markowicz Abram Południowa 18
481
13 IX 1902
Nelken Józef Południowa 20
483
25 II 1897
Solomonowicz Zalman 1420
16 IX 1894
Rajbenbach Zelig Południowa 22
26 II 1897
Solomonowicz Zalman Południowa 25
22 IV 1895
Południowa 21[15]
Południowa 27[16]
Południowa 28
Południowa 30
PmŁ 1865, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
12v-13; ŁGWŻ 1, s. 62
Józefowicz Moszek 3 IX 1902
74
Orbach Lejzer Moszek ,
Lipsztejn Hersz ,
Codyk Bernsztejn PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k.
276-276v, 279-281; 9507, k. 23v-24
1423
29 X 1899
Kac Chaim Szlama 486
3 VII 1902
Rajcher Wilhelm vel Wolf 42
PmŁ 1870, nlb.
12 VIII 1895
Lewkowicz Abram Sucher 32
PmŁ 1863, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
23v-24; ŁGWŻ 1, s. 98
Wajnberg Ire 40
PmŁ 1868, nlb.
420 a
Północna 5
313
18 IX 1902
Północna 6
298
1897
Kochański Moszek Północna 6
298
12 IX 1897
Zilbersztejn Hersz Północna 7
312
7 VIII 1893
Zilbersztejn Hersz Północna 7
312
9 VIII 1896
Michałowicz Moszek Północna 9
311
9 II 1896
[Północna 9]
311
1891
Północna 10
11 IX 1902
Północna 11
310
12 VI 1896
Północna 11
310
1891
Północna 11
310
1891
Fajtlowicz Moszek ŁGWŻ 1, s. 95
50
PmŁ 579, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 15-16,
[50] 146-147
30
RGP-Adm. 9507, k. 17v-18
30
PmŁ 1863, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 99
PmŁ 579, nlb.
Wajngarten Zelig Wigdor Adesman Majer Helpern vel Halbpern Icek
Lejb Fridman Szmul ,
Szpiwak Issaak Landau Rafał RGP-Adm. 9507, k. 25v-26
30
PmŁ 1868, nlb.
25
PmŁ 1863, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 98
PmŁ 579, nlb.
PmŁ 579, nlb.
157
Anhang D
D: | Anhänge
Północna 11
310
Północna 21
336B
3 VIII 1902
Północna 25
336B
20 I 1909
Północna 31
338a
11 IX 1902
Rokicińska 12[19]
1899
28 VIII 1903
560 b
Frenkel Szymon Kirszbaum Majer Fajn Fiszel 50
PmŁ 1870, nlb.
35
PmŁ 1868, nlb.
40
PmŁ 1877, nlb.
38
PmŁ 1868, nlb.
30
RGP-Adm. 9255, k. 200, 204-204v
30
PmŁ 1872, nlb.
50
ŁGWŻ 1, s. 281-282, 284-285
30
RGP-Adm. 9255, k. 204-204v
30
RGP-Adm. 9507, k. 33v-34
30
Gerc (Herz?) Mordka Paluch Majer 1910
560
1898
Herc (Herz?) Mordka 14 X 1898
Herc (Herz?) Mordka e,d,e,f
Rokicińska 20
RGP-Adm. 9507, k. 24v-25
Witelzon Abram Północna 25
Rokicińska 8[18]
30
Zilberman Lewek 1 VI 1902
Promenadna 34
13 XI 1896
336a
1276
PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k.
195-196v, 199; RGP-Adm. 9507, k.
17v-18; ŁGWŻ 1, s. 159, 160-161
Landau Nusen Icek Północna 23
Rokicińska 6[17]
40
11 VI 1899
1276
Rokicińska 28[20]
675A
12 XI 1904
Rokicińska 31
1276a,b
12 VII 1899
Rzgowska 2
627c,a
19 IV 1901
Herc (Herz?) Mordka Herc (Herz?) Mordka Grinberg Perec Rzgowska 8
627G
23 I 1896
Ferszter Jakub vel Jankiel [Rzgowska 10?]
627c
1891
Składowa 13
1114
Berger Moszek 9 VII 1897
Maślanka Icek Kligier Chil
Skwerowa 18
1384d
24 VII 1898
Solna 5[21]
338B
22 IX 1905
Solna 8
337a,a
3 VI 1900
Solna 11
338a
10 VI 1898
Staro-Brzezińska 36
30
627
14 IX 1903
Staro-Zarzewska 5
627
12 II 1901
Staro-Zarzewska 35
1903
Stary Rynek 2
228
17 IX 1899
Stary Rynek 6
224
1891
Stary Rynek 11
190
21 VII 1895
Stary Rynek 13
181
1891
Stary Rynek 14[22]
180
24 III 1895
[Stary Rynek?]
193
1891
PmŁ 1866, nlb.
ŁGWŻ 1, s. 253-254
RGP-Adm. 9507, k. 33v-34; PmŁ 1867,
nlb.; ŁGWŻ 1, s. 49, 98
PmŁ 579, nlb.
30
PmŁ 1864, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
29v-30
30
ŁGWŻ 1, s. 115-117
Radzyner vel Radziner
PmŁ 1874, nlb.
Dawid Berek vel Ber Radzyner vel Radziner
Dawid Berek vel Ber 30
APŁ, RGP-Adm. 9361, k. 100, 119;
9507, k. 23v-24; ŁGWŻ 1, s. 178
Frenkel Abram Icek 30
RGP-Adm. 9507, k. 24v-25; ŁGWŻ 1,
s. 108
PmŁ 1867, nlb.
1901
Staro-Zarzewska 5
158
Krel Szmul Moszek PmŁ 1873, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 283
Fridman Szlama Markus Mordka 40
ŁGWŻ 1, s. 249
Goldberg Moszek,
Goldberg Chaim PmŁ 1872, nlb.
Łódzki vel Łucki Henoch 30
Frenkel Szymon Wolf ,
Orbach Jakub Lubochiński Juda ,
32
Joskowicz Lejb Latowicz Abram ,
Kaufepan Bombel Berger Abram PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k.
262-263v; RGP-Adm. 9507, k. 11v-12;
ŁGWŻ 1, s. 169
PmŁ 579, nlb.
Rorman Moszek Majer PmŁ 1872, nlb.
RGP-Adm. 9507, k. 12v-13; ŁGWŻ 1,
s. 27-28, 98
PmŁ 579, nlb.
30
PmŁ 579, 1864, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 148
PmŁ 579, nlb.
AnhangD:
D
Anhänge | Anhang
Stodolniana 7
126
1891
Średnia 2
329
1891
Średnia 17
428
27 III 1897
Średnia 44
355
5 II 1900
Krauskopf Szaja Ber Targowa 10
24 V 1902
Frenkel Henoch Targowa 65
1898
Czośniak Jonas PmŁ 579, nlb.
Honigsztajn Jakub ,
PmŁ 579, nlb.
Krul Majer Karpf Robert Abramowicz Icek Majer 75
RGP-Adm. 9507, k. 23v-24; PmŁ 1864,
nlb.
30
RGP-Adm. 9361, k. 28-30; 9507, k.
26v-27
36
PmŁ 1870, nlb.
40
RGP-Adm. 9255, k. 35-35v, 39
30
PmŁ 1866, nlb.; RGP-Adm. 9255, k.
272-273, 275; RGP-Adm. 9507, k.
21v-22
Epsztejn Szymon vel
Widzewska 27[23]
1426
14 X 1899
Szołom ,
Siemiatycki Hersz ,
Herman Zachariasz Widzewska 42[24]
1434
14 XII 1913
[Widzewska 65?]
1110
Widzewska 71
1891
9 III 1900
Widzewska 90
1128
1910
18 III 1899
1094a
1891
233
3 V 1898
Wolborska 3
222
21 VII 1898
201a
17 VII 1900
Wolborska 28[26]
25 X 1904
Wolborska 32
[3]
Wolborska 33
211B
17 VIII 1902
11 IV 1899
Wólczańska 137
Wschodnia 10
4 II 1906
21m,a
1 VI 1902
465
Wschodnia 15[27]
Wschodnia 18
1876
2 X 1904
469
24 VII 1898
29 VII 1899
Wschodnia 24
Wschodnia 25
Sznejberg Hersz 40
Wieruszewski Mordka
Mendel 31
Birnbaum Chaim PmŁ 1881, nlb.
PmŁ 579, nlb.
RGP-Adm. 9361, k. 52, 56; 9507, k.
29v-30
ŁGWŻ 1, s. 302
Grosman Moszek Lejzer 35
RGP-Adm. 9255, k. 94-97; 9507, k.
30v-31
457
1891
PmŁ 579, nlb.
Bławat Motel ,
Grosfreid Pinkus Wolborska 1
Wschodnia 2
Wald Icze PmŁ 1864, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
n. o. 21v-22; ŁGWŻ 1, s. 52.
Fajlłowicz Fajwel ,
[Widzewska 121? lub Dzielna
62 lub 64?]
Wolborska 18
Sznejberg Hersz ,
Zaks Jakub I. Widzewska 46[25]
Widzewska 119 lub 121
9 I 1898
Orbach Lejzer Moszek Żelechowski vel Żelichow
Nachman Nusyn 30
PmŁ 1865, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
25v-26; ŁGWŻ 1, s. 80-82
30
ŁGWŻ 1, s. 81-82, 84; PmŁ 1865, nlb.;
RGP-Adm. 9507, k. 24v-25
PmŁ 1867, nlb.
Kaczka Hercek Lubochiński Idel Libermensz Moszek Lajpciger Lejb ,
Pantel vel Bantel Elja 32
PmŁ 1873, nlb.
33
PmŁ 1868, nlb.
30
RGP-Adm. 9255, k. 127-129; 9507, k.
25v-26; ŁGWŻ 1, s. 132-133
35
PmŁ 1875, nlb.
Szmerłowicz A. Hamburski Chune Kon Aron [?]
Russak Aron Jakubowicz Michał
Wigdor , Banasz Icek Bibergal Chaim Zalman ,
Lichtensztejn Majer Rajbenbach Zelig PmŁ 1867, nlb.; PmŁ 1870, nlb.
PmŁ 579, nlb.
30
PmŁ 1873, nlb.
30
RGP-Adm. 9255, k. 17-18, 20; ŁGWŻ 1,
s. 128-130
30
RGP-Adm. 9507, k. 18v-19
PmŁ 579, nlb.
159
Anhang D
D: | Anhänge
Czlenow Aron ,
457
Wschodnia 25
29 VIII 1895
Krenicer vel Krinicer
Zalma Wschodnia 29
455
27 VII 1899
452
18 V 1893
RGP-Adm. 9507, k. 18v-19; ŁGWŻ 1,
s. 33-34, 148
30
PmŁ 1866, nlb.; RGP-adm. 9255, k.
207-207v, 223, 225; ŁGWŻ 1, s. 151
30
RGP-Adm. 9255, k. 277-277v; PmŁ
579, nlb.; ŁGWŻ 1, s. 17-18, 146-147
31
PmŁ 579, nlb.
Bibergal Zalman Wolf ,
Lichtensztejn Majer Wschodnia 33[28]
32
Kac Szlama Chaim Liberman Pinkus ,
Wschodnia [35?]
453
1891
Łódzki vel Łucki Eliasz ,
Pawłowski Gecel Wschodnia [41?]
1408
1891
17 IX 1892
Wschodnia 43
Rokman Aron ,
Epsztejn Dawid PmŁ 579, nlb.
Szlamowicz Szmul 30
RGP-Adm. 9507, k. 20v-21
Kestenberg Majer ,
Wschodnia [49?]
1410
1891
PmŁ 579, nlb.
Fuks Fiszel ,
Hercberg Józef Wschodnia 53
1404
27 V 1898
Wschodnia 53
1404
31 V 1898
Lipszyc Berek Lipszyc Abram 30
PmŁ 1865, nlb.
30
PmŁ 1868, nlb.
32
RGP-Adm. 9507, k. 21v-22; PmŁ 1865,
nlb.; ŁGWŻ 1, s. 21-22, 146-147
Nejman Hersz Chaim ,
Wschodnia 54 lub 50
[489 a?]
16 III 1893
Obarzanek Szmul Ber ,
Klajd Kiwa Mowszowicz vel
Moszkowicz Szlama Icek PmŁ 1865, nlb.; 1871 nlb.; ŁGWŻ 1,
s. 66
5 II 1898
Lipszyc Abram Ber ŁGWŻ 1, s. 30, 67
Wschodnia 56
1898
Wschodnia 58
Wschodnia 64 lub 66
[1416 ?]
4 IV 1902
Krakowski Mordka Mendel Wschodnia 66
1418a
17 X 1892
Kissyn Bencjon 1897
Zachodnia 40[29]
44
przed 1898
Działowski Chaskiel Zachodnia 40
44
20 VIII 1898
Berliner Icyk Majer 12 VII 1908
Czaryski Majer Zachodnia 42
Zachodnia 66
270E
30 X 1902
PmŁ 1867, 1870 nlb.; ŁGWŻ 1, s. 215
RGP-Adm. 9507, k. 22v-23; PmŁ 579,
nlb.
318
Zachodnia 29
30
ŁGWŻ 1, s. 55
Uryson Josel 30
PmŁ 1865, nlb.; 1881, nlb.; RGP-Adm.
9507, k. 18v-19; ŁGWŻ 1, s. 60-62
40
PmŁ 1876, nlb.
200 PmŁ 1868, nlb.; PmŁ 1881, nlb.
Nejman Chaim Hersz ,
[Zagajnikowa ?]
489b
1891
Klejd Kiwa PmŁ 579, nlb. Obarzanek Szmul Ber 4 VII 1912
Zawadzka 21
Zawadzka 29[30]
48 l
Majlech Działowski Chaskiel Markus Mordka 627
4 IV 1902
Zarzewska 7
1069
22 VIII 1895
Zarzewska 19
1063
26 I 1901
160
Sztork vel Sztark Josif vel
4 II 1898
Zarzewska 5
Ejlenberg Józef Majer Ratner Aron 30
PmŁ 1881, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
17v-18
30
PmŁ 1864, nlb.; RGP-Adm. 9507, k.
17v-18
30
PmŁ 1870, nlb.
30
RGP-Adm. 9507, k. 33v-34; PmŁ 1863,
nlb.; ŁGWŻ 1, s. 98
30
RGP-Adm. 9507, k. 33v-34; ŁGWŻ 1,
s. 217, 219-220
AnhangD:
D
Anhänge | Anhang
Zgierska 21
Zgierska 46
20 II 1937
Rozencwajg Dawid ,
Feldman Abram Chil 16 VI 1900
Szlamowicz Józef Lejb Zgierska 76 (Bałuty)
19 VII 1900
Zimenfeld Icek Zgierska 15 (Bałuty)
19 VII 1900
Falke Józef Aron Zielona 34
23 VIII 1903
Bławat Jankiel (Bałuty)
Żeromskiego 20
Żurawia 4
(Radogoszcz)
Żurawia 4
UWŁ 2512, s. 32, 39-40
PmŁ 1867, nlb.
ŁGWŻ 1, s. 181
24 III 1937
Salamończyk Lajb 1911
Orzech Abram Icek 1933
dom modlitwy gminy
wyznaniowej
34
RGP-Adm. 9361, k. 144-145; 9507, k.
14v-15
40
PmŁ 1872, nlb.
UWŁ 2512, s. 32, 37-38
ŁGWŻ 1, s. 276
ŁGWŻ 440, s. 1; 441, s. 1; 442 s. 1
(Radogoszcz)
Quelle: Internetseite: <http://www.synagogi.lodz.pl/domy/adresy.htm>, in: <http://www.synagogi.lodz.pl/domy/> (07.10.2014)
161
Anhang E: | Anhänge
Anhang E:
Szenen die keine räumlichen Merkmale zeigen, aus dem
Propagandafilm „Der ewige Jude“
Szene 03
Szene 06
Szene 09
Szene 13
162
AnhangE:
E
Anhänge | Anhang
Szene 15
Szene 16
Szene 17
Szene 18
Szene 19
Szene 20
163
Anhang E
E: | Anhänge
Szene 30
Szene 31
Szene 32
Szene 33
Szene 34
Szene 35
164
AnhangE:
E
Anhänge | Anhang
Szene 38
Szene 39
Szene 42
Szene 43
Szene 47
165
Anhang E: | Anhänge
166
Anhänge | Anhang E:
167
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