Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen Ronny Harbich 22. Juli 2005 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 2 Vorwort Das hier vorliegende Skriptum wurde natürlich mit größter Sorgfalt angefertigt. Trotzdem sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Fehler in dieser Mitschrift enthalten. Falls der Leser ein Fehler erkennt, möge er mir bitte diesen unter [email protected] mitteilen. Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 3 Inhaltsverzeichnis 1. ELEKTRISCHE LADUNG UND ELEKTRISCHER STROM 6 1.1. Elektrische Ladung 6 1.2. Kräfte zwischen Ladungen 6 1.3. Elektrische Feldstärke 6 1.4. Elektrischer Strom 1.4.1. Stromstärke Stromrichtung 1.4.2. Zählpfeil/Bezugspfeil 1.4.3. 1.4.4. Haupteigenschaften des elektrischen Stromes 6 6 7 7 8 2. ELEKTRISCHE SPANNUNG UND ELEKTRISCHES POTENTIAL 9 2.1. Zusammenhang zwischen Spannung und Potential 9 2.2. Spannungsrichtung 9 2.3. Spannungsquelle 10 2.4. Haupteigenschaften der elektrischen Spannung 10 3. DER ELEKTRISCHE WIDERSTAND 11 3.1. Definition 11 3.2. Temperaturabhängigkeit von Widerständen 11 3.3. Stromstärke-Spannungs-Verhalten eines Widerstandes 12 4. GRUNDLAGEN ELEKTRISCHER NETZWERKE 4.1. Einführung 4.2. Grundgesetze für lineare Widerstandsnetzwerke 4.2.1. Ein Netzwerk 4.2.2. Netzwerkelemente 4.2.3. Kirchhoff’sches Gesetz 1 (Knotenregel) 4.2.4. Kirchhoff’sches Gesetz 2 (Maschenregeln) 4.2.5. Berechnung eines Netzwerkes 4.2.6. Anwendungen der Kirchhoff’schen Gesetze 4.2.6.1. Reihenschaltung von Widerständen 4.2.6.2. Parallelschaltung von Widerständen 4.2.7. Brückenschaltung aus Widerständen 4.2.8. Reihen- und Parallelschaltung von Spannungs- und Stromquelle 4.2.8.1. Spannungsquelle 4.2.8.2. Stromquelle 4.2.9. Spannungsteilerregel 4.2.9.1. Allgemein 4.2.9.2. Spezialfall 4.2.10. Stromteilerregel 4.2.11. Weitere Netzwerkelemente 14 14 15 15 16 17 18 19 19 19 20 20 22 22 22 23 23 24 24 25 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 4.3. Zweipoltheorie/Grundstromkreis 4.3.1. Definition 4.3.2. Ersatzschaltungen für passive Zweipole 4.3.3. Ersatzschaltung für aktive Zweipole 4.3.4. Modelle einer realen Spannungsquelle 4.3.5. Der Grundstromkreis 4.3.5.1. Aufbau 4.3.5.2. Besondere Betriebszustände 4.3.5.3. Spannungs-Strom-Kennlinie 5. BERECHNUNGSMETHODEN FÜR NETZWERKE 5.1. Übersicht 4 27 27 27 28 30 31 31 31 32 33 33 5.2. Handanalyse 5.2.1. Superposition 5.2.1.1. Beispiel: mechanisches Modell 5.2.1.2. Beispiel: Überlagerung 5.2.1.3. Beispiel: keine Überlagerung 5.2.2. Rechenprogramm 33 34 34 35 35 35 5.3. Zweigstromanalyse 5.3.1. Methode des vollständigen Baumes 5.3.2. Problem: unabhängige Stromquellen in Netzwerken 37 37 38 6. ZEITVERÄNDERLICHE VORGÄNGE IN NETZWERKEN 39 6.1. Netzwerkselemente 6.1.1. Elementares 6.1.2. Induktivität 6.1.3. Kapazität 39 39 39 40 6.2. Einführung in die Berechnungsmethodik 40 6.3. Klassifikation zeitlich veränderlicher Vorgänge 41 6.4. Parameter periodischer Signale (periodischer Größen) 42 6.5. Harmonische Wechselgrößen 6.5.1. Überlagerung von harmonischen Funktionen 42 44 6.6. Übersicht zu Berechnungsmethoden 6.6.1. Gleichstromerregung 6.6.2. Harmonische Erregung 6.6.3. Nichtharmonische periodische Erregung 6.6.4. Schaltvorgang, Ausgleichsvorgang, Übergangsverhalten 6.6.5. Restliche Signale 6.6.6. Beispiel 44 44 45 45 45 45 46 6.7. 47 Mathematische Beschreibungsformen 6.8. Sonderfälle 6.8.1. Multiplikation 47 47 6.9. 47 Häufige Umrechnung 6.10. Anwendung auf harmonische Zeitfunktion 48 6.11. Eigenschaften des Bildbereichs 48 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 5 6.12. Anwendung auf Netzwerk-Analyse 6.12.1. Definition Impedanz 6.12.2. Zusammenfassung 6.12.3. Beispiel 48 49 49 49 6.13. Frequenzabhängigkeit von Schaltkreisen 6.13.1. Frequenzabhängigkeit bei Zweipolen 6.13.2. Resonanz 6.13.3. Frequenzabhängigkeit von Vierpolen 6.13.4. Bode-Diagramm 6.13.5. Grenzfrequenz 50 50 51 52 53 53 7. AUSGLEICHVORGÄNGE IN LINEAREN NETZWERKEN 55 7.1. Problemstellung 55 7.2. R; C; L bei Schaltsprünge 55 8. LINEARE NETZWERKE BEI HARMONISCHER ERREGUNG 8.1. Randbedingungen 57 8.2. Behandlung im Zeitbereich 57 57 8.3. Behandlung mit Zeigerbild 8.3.1. Definition 8.3.2. Grundoperationen 8.3.3. Vor- und Nachteile der Methodik 57 57 58 58 8.4. 59 Symbolische Methode 8.5. Netzwerke mit einem Speicherelement 8.5.1. Beispiel: Einschalten einer Gleichspannung 59 59 8.6. Verkürztes Lösungsverfahren für Netzwerke mit einem Speicherelement 61 8.7. Anwendung in der Digitaltechnik 62 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 6 1. Elektrische Ladung und elektrischer Strom 1.1. • Elektrische Ladung die Erscheinung und Wirkung der Elektrizität beruhend auf dem Vorhandensein elektrischer Ladung Q [Q] = As = C ( Coulomb ) • Grundgesetzte: Q p + = Qe = e Q=n e o o 1.2. • e -Elementarladung; p + -Proton; e -Elektron n -Anzahl der Elementarladungsträger; n Kräfte zwischen Ladungen Coulomb-Kraft: FC = 1 4 0 r ( Newton ) FC = N o 0 -elektrische Feldkonstante; r Q1 Q2 r2 -relative Dielektrizitätskonstante Q1 + Q2 F1 F2 r • • • Gleichnamige Ladungen stoßen einander ab und ungleichnamige Ladungen ziehen einander an. Ladungen treten nur paarweise auf. Ladungen können nach außen hin neutral sein (z.B. Atom). 1.3. • Elektrische Feldstärke Die elektrische Feldstärke ist folgendermaßen definiert: E= F Q E = 1.4. Elektrischer Strom 1.4.1. Stromstärke • Strom bedeutet immer: Menge je Zeit N C Ronny Harbich • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 7 Elektrischer Strom: dQ dt [i ] = A i= ( Ampere ) • Der Elektrische Strom ist die gerichtete Bewegung von Ladung. Für • (Gleichstrom). Die Stromstärke ist eine skalare Größe. 1.4.2. • I= Q t Stromrichtung Ladungen bewegen sich immer vom gleichnamigen Pol zum ungleichnamigen Pol, da gleichnamigen Ladung einander anziehen und ungleichnamige Ladungen einander abstoßen (CoulombKraft). o Elektronen bewegen sich vom Minuspol zum Pluspol. o Protonen bewegen sich vom Pluspol zum Minuspol. + + + + • i ( t ) = const. + + + Festlegung: Eine positive Stromrichtung entspricht der Bewegung positiver Ladungen durch einen Leiter: positive Stromrichtung + 1.4.3. • • Zählpfeil/Bezugspfeil Besonders in einem Netzwerk ist es erforderlich die Richtung des Stromes festzulegen. ist ein Zählpfeil/Bezugspfeil und wird wie folgt verwendet (in der Abbildung ist die Stromrichtung positiv): 1 i • Wenn die Stromstärke oder i oder 2 i 2;1 i positiv ( i > 0 ) ist, dann ist auch die Stromrichtung positiv (wenn i < 0 , dann ist die Stromrichtung negativ). Ronny Harbich 1.4.4. • • • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen Haupteigenschaften des elektrischen Stromes thermische Wirkung o Beispiel: elektrische Heizung, Glühbirne (Draht glüht) magnetische Wirkung o Beispiel: Generator, Motor, Transformator chemische Wirkung o Beispiel: Elektrolyse 8 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 9 2. Elektrische Spannung und elektrisches Potential 2.1. • Zusammenhang zwischen Spannung und Potential Bei einer Verschiebung von Ladung in einem elektrischen Feld von einem Raumpunkt nem Raumpunkt B tritt eine Energiedifferenz auf: A zu ei- Q + A Q + B • Es gilt: WAB = WA WB B = Fds; E = A B F Q F = EQ B = EQds = Q Eds A A B U AB = WAB = Eds; Q A [ U ] = V ( Volt ) U AB bezeichnet man auch als Potentialdifferenz zwischen den Raumpunkten A • Die Spannung • und B . weiterhin gilt für das Potential : A = u AO B = u BO O =0 u AB A B A B PO 2.2. • Spannungsrichtung Zählpfeilsystem: B u A • Wird in Richtung zeichnet. B oder A B u oder u AB A A nach B dem Feld Energie entzogen, so wird u AB als Spannungsabfall be- Ronny Harbich • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 10 Der Spannungsabfall ist in Richtung des Stromes gerichtet: i u • Im umgekehrten Fall (dem Feld wird Energie zugeführt), wird u AB als Quellenspannung bezeich- net: i u • Andere Bezeichnungen (veraltete) für Quellenspannung: o Urspannung o elektromotorische Kraft (EMK): E = u q 2.3. • Spannungsquelle Elemente, die die Fähigkeit besitzen, durch innere Effekte Ladungsträger zu beschleunigen, werden als Spannungsquellen bezeichnet: Potentiallinien + + Spannungsquelle 2.4. • • Haupteigenschaften der elektrischen Spannung Eine elektrische Spannung zwischen 2 Punkten eines Leiters ist die Ursache für den elektrischen Strom. Spannungsführende Leiterteile ziehen sich an (Leiter sind unterschiedlich geladen). Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 11 3. Der elektrische Widerstand 3.1. • Definition elektrischer Widerstand zwischen 2 Punkten einer leitenden Strecke ohne Quellenspannung: R AB = U AB ; I AB [R ] = V = A U AB A B I AB • Achtung: Das ohmsche Gesetz ist nur für • gültig. Leitwert: G= • 3.2. [G ] = 1 R= l = A l = S (Siemens) A ; = 1 l - Länge des Leiters A - Fläche des Leiterquerschnitts - spezifischer Widerstand (Materialkonstante) - Leitfähigkeit (Materialkonstante) Temperaturabhängigkeit von Widerständen Die elektrische Leitfähigkeit jedes Materials ist temperaturabhängig. Kennzeichnung: o Temperaturkoeffizient (auch TK-Wert genannt) o • • 1 ; R U = const. (auch für zeitliche Veränderungen) I Bemessungsgleichung: o o o o • • R= [ ]= 1 K Der Widerstand von Kaltleitern (PTC) nimmt bei Temperaturerhöhung zu: >0 Der Widerstand von Heißleitern (NTC) nimmt bei Temperaturerhöhung ab: < 0 R >0 R0 <0 O 0 Ronny Harbich o o Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 0 - Betriebstemperatur R 0 - Normalwiderstand R = R 0 (1 + ) • als Näherung gilt: • tatsächlich gilt: • im gesamten Temperaturbereich gilt: • o für typische Materialen liegt Beispiel: o 12 R =f( R =f( ); ) ( ) const. zwischen 50°C und 200°C U = 230V; P = 100W sind Werte einer Glühlampe. R ( in ) 500 400 300 200 100 O 500 o Glühlampe steht unter Last: o Glühlampe beim Einschalten: 3.3. 1000 1500 2200°C; R 20°C; R 2000 U2 500 ; P = 106W R 90 ; P 589W Stromstärke-Spannungs-Verhalten eines Widerstandes U AB A B I AB • ( in °C ) Fall a (linearer Widerstand): I; R = U U I U U1 U U0 O o R= U U1 U 0 = I I1 I0 I I0 I1 I Ronny Harbich • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen Fall b (nicht linearer Widerstand): 13 R = f ( I) R = g ( U ) U U1 U0 O o • I0 I1 I für Gleichstrom gilt: R > 0 o U0 I0 o R U1 I1 tan ( ) Fall c (differentieller Widerstand): r= dU dI o kennzeichnet den Anstieg der Kennlinie in einem Punkt: o Anwendung: Berechnung von Stromstärke-Änderungen bei kleinen Spannungs-Änderungen um einen (Arbeits-)Punkt herum (Kleinsignalaussteuerung). Beispiel: Glimmlampen-Kennlinie o U AB A B I AB I 80V O o Glimmlampe zündet bei ca. 80V . U Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 14 4. Grundlagen elektrischer Netzwerke 4.1. • • • • Einführung Ein Netzwerk ist das Zusammenschalten von Bauelementen. Ziel: Berechnung von Kenngrößen (z.B. Stromstärke und Spannung) an beliebiger Stelle einer beliebigen Zusammenschaltung von elektrischen Bauelementen. Problem: Für die meisten real existierenden Bauelemente lässt sich entweder keine exakte mathematische Beschreibung finden oder sie ist zu kompliziert. Beispiel: i u 12V;100Ah Autobatterie o • • • Die Spannung hängt von zu vielen Parametern ab: u = f ( Ladezustand; i; Alter; ...) Ausweg Modellbildung: Modellierung realer Bauelemente aus idealen Bauelementen, die dann als Netzwerkelemente bezeichnet werden. Es werden Netzwerke zur Berechnung der gesuchten Größen erstellt. Einschränkung: Das Modell stimmt nur unter ganz bestimmten Rahmenbedingungen mit der Realität überein. Beispiel: Drahtwiderstand o reales Bauelement: u i Isolator Draht o Modell 1 (Netzwerkelement für Gleichstrom): u i es gilt: R= u = const.; u i f ( t ); = const. Ronny Harbich o Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 15 Modell 2 (Netzwerkelement für Wechselstrom): u i R L C o es gilt: u = f ( t ); = const. 4.2. Grundgesetze für lineare Widerstandsnetzwerke 4.2.1. Ein Netzwerk Knoten Masche u i Element • durch ein Knoten ersetzbar Ziel der Berechnung: Ermittlung aller Spannungen und Stromstärken Ronny Harbich 4.2.2. • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 16 Netzwerkelemente Widerstand: u i i i i u o • es gilt: R= u i u u U = const. I unabhängige Spannungsquelle: u i + i i u o i u es gilt: u = U 0 = const. i - beliebiger Strom (beschaltungsabhängig) i u u Ronny Harbich • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 17 unabhängige Stromquelle: u i + i i i u o • u u i = I0 = const. u - beliebige Spannungen (von der Beschaffenheit abhängig) ( R = 0) o ideale Drähte o kein Spannungsabfall Kirchhoff’sches Gesetz 1 (Knotenregel) Die Summer der hinführenden Ströme und wegführenden Ströme ist 0 : i1 i0 in n o es gilt: !i k =1 o u es gilt: Verbindungsleiter: 4.2.3. • i k i2 =0 Konvention: +1A 1A Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 18 4.2.4. Kirchhoff’sches Gesetz 2 (Maschenregeln) • ein Netzwerk in dem eine Masche M eingezeichnet ist: u1 un M u2 u4 u3 Platzhalter für Netzwerkelemente • Platzhalter für Netzwerkelemente: o 1 n Netzwerkelemente können sich zwischen zwei Knoten befinden oder o es besteht nur eine Verbindung u = 0 oder o keine Verbindung • es gilt: n !u k =1 • k =0 Konvention: +1V 1V Ronny Harbich 4.2.5. Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 19 Berechnung eines Netzwerkes u1 u2 i1 k1 i2 u0 I0 u3 M1 uy M2 k2 M3 R ; u 0 ; I0 • gegeben: alle • • gesucht: alle Stromstärken und Spannungen Mit den folgenden Gleichungen können die gesuchten Größen berechnet werden: k1 : + I0 i1 i 2 = 0 k2 : I0 + i1 + i 2 = 0 M1 : + u 0 u1 + u 3 = + u 0 R1i1 + R 3i 2 = 0 4.2.6. M2 : u 3 u 2 + u y = R 3i 2 R 2 I0 + u y = 0 M3 : u 0 u y + u 2 + u1 = u 0 u y + R 2 I0 + R1i1 = 0 Anwendungen der Kirchhoff’schen Gesetze 4.2.6.1. Reihenschaltung von Widerständen • Herleitung: u2 u AB u1 i R2 R1 M B A i R ersatz A u AB M: u 2 u1 + u AB = 0 u1 = R1i u 2 = R 2i R 2i R1i + u AB = 0 i ( R 2 + R1 ) + u AB " R 1 + R 2 = R ersatz = u i B Ronny Harbich • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 20 allgemein: A R1 Rn A B B R ersatz n R ersatz = ! R i • es gilt: • Alle Widerstände werden vom selben Strom durchflossen (entspricht der Reihenschaltung). i =1 4.2.6.2. Parallelschaltung von Widerständen • • Herleitung: Die Herleitung kann vom Leser erarbeitet werden. allgemein: R1 A B A B R ersatz Rn 1 n =! 1 Ri • es gilt: • Alle Widerstände werden von einem anderen Strom durchflossen (entspricht der Parallelschaltung). 4.2.7. R ersatz i =1 Brückenschaltung aus Widerständen A* R1 R2 C* B* R3 A A R ersatz B R4 B • • R ersatz kann direkt berechnet werden oder durch Anwendung von Transformationsregeln. - Y – Transformation: Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 21 A A R AB RA R AC RB B R BC RC C C B • Ziel der Transformation ist es gleiches Klammerverhalten zu erreichen: R AB R AC R* R R R B = AB * BC R R R R C = AC * BC R * R = R AB + R BC + R AC RA = • für das obige Netzwerk ergibt sich: A* A C* B* R3 R4 B Ronny Harbich 4.2.8. Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 22 Reihen- und Parallelschaltung von Spannungs- und Stromquelle 4.2.8.1. Spannungsquelle A A u0 u u u = u 0 + u1 u1 B B A A u0 u u1 u u = u 0 = u1 B B • Eine Parallelschaltung von idealen Spannungsquellen unterschiedlicher Größe ist nicht möglich bzw. bei gleicher Größe nicht sinnvoll. 4.2.8.2. Stromquelle i A A i i0 i = i 0 = i1 B i1 B • Eine Reihenschaltung von idealen Stromquellen unterschiedlicher Größe ist nicht möglich bzw. bei gleicher Größe nicht sinnvoll. Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen i i0 23 A A i1 i i = i 0 + i1 B B 4.2.9. Spannungsteilerregel 4.2.9.1. Allgemein A i1 R1 M u AB u1 iC K R2 C u CD u2 i2 B D K : i1 i C i 2 = 0 M : u AB R 2i 2 R1i1 = 0 u1 = i1R1 u CD = i 2 R 2 i2 = u CD R2 i1 = i C + i 2 u AB R 2i 2 R1i C R1i 2 = 0 u AB i 2 ( R1 + R 2 ) R1i C = 0 u AB u CD ( R1 + R 2 ) R1iC = 0 R2 u CD = u AB R2 R1 + R 2 iC R 1R 2 R1 + R 2 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 4.2.9.2. Spezialfall • folgendes gilt nur für einen unbelasteten Stromkreis: iC = 0 u CD = u AB • R2 R1 + R 2 allgemein: A R1 u1 u AB Rn un B {1; 2; i ui R i = ; uk Rk ; n} ; k {1; 2; ; n} ui R = n i u AB !Rj j=1 4.2.10. Stromteilerregel i1 R1 B A i AB in j ij ik {1; 2; = iC Rn ; n} ; k {1; 2; ij R ges Rk ; = Rj i AB Rj ; n} n 1 1 =! R ges d =1 R d 24 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 25 4.2.11. Weitere Netzwerkelemente • Nullator: i u Unterbrechung • u=0 u-beliebig i=0 u=0 i=0 i-beliebig Verbindung Norator: i u-beliebig u • i-beliebig gesteuerte Quellen: gesteuerte Quellen Spannungsquelle spannungsgesteuert stromgesteuert Stromquelle spannungsgesteuert stromgesteuert Ronny Harbich • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen spannungsgesteuerte Spannungsquellen: u 2 = v u1 u2 u1 v = const. sind im Netzwerk miteinander verbunden • stromgesteuerte Stromquelle: i2 i 2 = % i1 i1 % = const. sind im Netzwerk miteinander verbunden 26 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 4.3. Zweipoltheorie/Grundstromkreis 4.3.1. Definition • 27 Zweipol (Eintor) – Netzwerk mit zwei Anschlüssen (Klemmen): i A i Ersatzschaltung u A u B B • • • Ziel: Ersetzen einer komplexen Schaltung durch eine einfache Schaltung (Ersatzschaltung) Eine Ersatzschaltung muss ein gleiches Klemmverhalten aufweisen (alles andere ist nicht von Bedeutung). 1 Eine Ersatzschaltung ist mindestens bei linearen Schaltungen anwendbar. 4.3.2. • Ersatzschaltungen für passive Zweipole Passive Zweipole enthalten keine Energiequellen und keine unabhängigen Quellen: i i A A R ersatz passiver Zweipol u B 1 Linear bedeutet: Klemmstrom ist proportional zur Klemmspannung. u B Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 28 u R= u = const. i O • Ermittlung von o o i R ersatz : Die Widerstände müssen nach den Gesetzen der Reihen-/Parallelschaltung berechnet werden (induktive und kapazitive Widerstände werden zu diesem Zeitpunkt noch nicht berücksichtigt). Gegebenenfalls müssen Brückentransformationen angewandt werden. andere Möglichkeit: i passiver Zweipol i u u R ersatz R= 4.3.3. • u = const. i Ersatzschaltungen für aktive Zweipole enthalten im Gegensatz zu den passiven Zweipolen Energiequellen: i A u uL aktiver Zweipol u B O u L -Leerlaufspannung ( i = 0 ) i K -Kurzschlussstrom ( u = 0 ) iK i Ronny Harbich • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 29 Ersatzspannungsquelle: i A Ri u u0 B • Ersatzstromquelle: i A I0 u Ri B • Bestimmung von u0 : i=0 A uL = u0 aktiver Zweipol B • Bestimmung von I0 : i K = I0 A u=0 aktiver Zweipol B Ronny Harbich • Bestimmung von o o o 4.3.4. • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 30 Ri : Die unabhängigen Spannungsquellen werden durch eine Verbindung ersetzt. Folge: Es entsteht ein Kurzschluss. Die unabhängigen Stromquellen werden durch Unterbrechungen ersetzt (Stromquellen werden entfernt). R i wird wie beim passiven Zweipol berechnet. Modelle einer realen Spannungsquelle Bespiel einer realen Spannungsquelle: A B Zn Cu H 2SO 4 + H 2 O • Modell: u A A B Ri R1 R2 u u0 R0 u1 u2 u 0 = u1 + u 2 R i = R 0 + R1 + R 2 B Ronny Harbich 4.3.5. Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 31 Der Grundstromkreis 4.3.5.1. Aufbau A aktiver Zweipol i passiver Zweipol Ri ua Ra u0 B ua = u0 i= Ra Ri + R a u0 Ri + Ra 4.3.5.2. Besondere Betriebszustände • Ra & ' : • ua = uL = u0 o für realen (praktischen) Leerlauf gilt: R a Ri i 0 ( ua Ra = 0 : o • für idealen (theoretischen) Leerlauf gilt: o für idealen (theoretischen) Kurzschluss gilt: o für realen (praktischen) Kurzschluss gilt: Ra u a = 0; i = i K = Ri Ra = Ri : ua = 1 1 u0 = uL 2 2 1 i = iK 2 ua u0 u0 Ri 0(i u0 Ri Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 4.3.5.3. Spannungs-Strom-Kennlinie i passiv i aktiv Ri u aktiv u passiv Ra u0 u aktiv = R i i aktiv + u 0 ; u passiv = R a i passiv u uL Leerlauf Kennlinie des aktiven Zweipols u AP Kennlinie des passiven Zweipols Arbeitspunkt (AP) Kurzschluss O i AP iK i 32 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 33 5. Berechnungsmethoden für Netzwerke 5.1. • • Analysemethoden: o Handanalyse: Kirchhoff’sches Gesetz 1 Kirchhoff’sches Gesetz 2 I U - Beziehungen o systematische Analyse: Zweigstromanalyse Maschenstromanalyse Knotenspannungsanalyse Für kleine Netzwerke können folgende Methoden benutzt werden: o Zweipoltheorie o Überlagerungsverfahren (Superposition) 5.2. • • • • Übersicht Handanalyse nicht-systematische Analysemethode Vorgehen: o Netzwerk betrachten o Anwendung der Kirchhoff’schen Gesetzte, Aufstellung der I U - Beziehungen, Verwendung der Zweipoltheorie und der Superposition, sowie eine Ausrechnung der gesuchten Größen wichtig: o Mit den Gleichungssystemen ausschließlich Ströme berechnen! o Maschengleichung bei Stromquellen meiden! Beispiel: R1 i1 R2 K I0 u1 u0 u2 R3 M u3 i3 u 0 ; I0 ; alle R • gesucht: alle u und alle i • gegeben: • Lösung: K : i1 i3 + I0 = 0 M: i1 = i3 I0 u 0 + R1i1 + R 3i3 = 0 u 0 + R 1i3 R 1I0 + R 3i3 = 0 u 0 + i 3 ( R 1 + R 3 ) R 1I 0 = 0 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen i3 = 34 u 0 + R1I0 R1 + R 3 u 3 = i3R 3 = R 3 u 0 + R1I0 R1 + R 3 i1 = i 3 I0 = u1 = i1R1 = u 2 = R 2 I0 = 5.2.1. • Superposition Wirken in einem linearen System mehrere Ursachen, so ergibt sich die Gesamtwirkung aus der ungestörten Überlagerung der Einzelwirkungen. 5.2.1.1. Beispiel: mechanisches Modell l1 m1 l2 l1 + l 2 m2 m2 m1 l O m Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 5.2.1.2. Beispiel: Überlagerung u2 u R u1 i i= u u 1 + u 2 u1 u 2 = = + = i u1 + i u 2 R R R R 5.2.1.3. Beispiel: keine Überlagerung u2 R = f ( i ges ) u u1 i ges i i1 + i 2 i ges i2 i1 O u1 u 2 u1 + u 2 u i ges 5.2.2. 1. 2. 3. 4. u1 u 2 + R R Rechenprogramm Alle Spannungsquellen kurzschließen. Alle Stromquellen entfernen. Nacheinander je eine einzelne Quelle wieder aktivieren und gesuchte Größen berechnen. Teilergebnisse aus 3. summieren. 35 Ronny Harbich • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 36 Beispiel: R2 R1 I0 u0 R3 " u3 R2 R1 ( u0 R3 I0 R1 u 31 R3 u 32 u 3 = u 31 + u 32 ) 1 R3 1 * ++ + , I0 R 3 + R1 - R 3 R1 . R3 R R = u0 + 3 1 I0 R 3 + R1 R 3 + R1 = u0 = o R 3 ( u 0 + I0 R 1 ) R1 + R 3 Leistung: Die Leistung wird mit Hilfe des Ergebnisses P = u i; i = u 3 berechnet: u u2 ; P= R R u 2 R ( u 0 + I0 R1 ) P3 = 3 = 3 2 R3 ( R1 + R 3 ) Die Leistung wird mit Hilfe der Teilergebnisse 2 u 31 und u 32 berechnet: P3* = P31 + P32 =u 2 0 P3 R 32 ( R 3 + R1 ) 2 R3 + R 32 R12 ( R 3 + R1 ) 2 R3 I02 Ronny Harbich 5.3. • • • • • Vorteil: systematische Analyse Nachteil: Große Netzwerke sind aufwendig zu berechnen. Ziel: Berechnung aller Zweigströme (über z Zweige fließen z Ströme); Zur Berechnung sind z unabhängige Gleichungen erforderlich. 6 7 8 E 3 11 10 F C unabhängige Maschen: o 4 : BADC o 5 : EBA o 6 : EBAD o 8 : EBADC o 9 : FCD o 11: EBADCF für k Knoten und z Zweige gilt: o o o • 5 4 B • Methode des vollständigen Baumes Aufzeichnen des Streckenkomplexes (Graph) zum Netzwerk: o Knoten werden hierbei als Punkte dargestellt. o Zweige werden durch Linien repräsentiert. Aufstellen der unabhängigen Knotengleichungen, wobei von n Knoten n 1 Knotengleichungen unabhängig sind. Aufstellen der unabhängigen Maschengleichungen. In den Streckenkomplex wird ein beliebiger Linienzug gezeichnet, der alle Knoten enthält und der keine Maschen bildet. Die restlichen Linien (Zweige) sind dann die unabhängigen Linien. Jeder dieser Zweige (also die restlichen Linien) schließt eine Masche über den Baum (hieraus folgen die unabhängigen Maschengleichungen). • 11 Zweige: Es fließen 11 Zweigströme. A D 2 • 6 Knoten: Es existieren 6 Knotengleichungen. 9 • Es gibt 11 6 = 5 unabhängige Zweige. 1 • 37 Zweigstromanalyse 5.3.1. • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen ( k 1) Knotengleichungen. Es gibt ( z ( k 1) ) Maschengleichungen. zusammen: ( k 1) + ( z ( k 1) ) = z Gleichungen Es existieren Auflösen des Gleichungssystems o von Hand o maschinell Ronny Harbich 5.3.2. Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen Problem: unabhängige Stromquellen in Netzwerken R2 K i1 I0 iy R1 • • 38 u0 M1 ux M2 1 Knotengleichung 2 Maschengleichungen K : i1 + i y + I0 = 0 M1 : i1R1 + u 0 = 0 M 2 : u 0 u x + I0 R 2 = 0 i1;i y ; u x • Unbekannte: • Die Gleichungen reichen zur Berechnung der gesuchten Größen aus, das Verfahren wird dann aber unsystematisch. Lösung: o Der vollständige Baum muss so gewählt werden, dass der Zweig mit der Stromquelle in einen unabhängigen Zweig (nicht im Baum) liegt. o Der Zweigstrom ist bekannt und benötigt keinerlei Berechnung. • R2 K i1 I0 iy R1 u0 M1 i1 R1 ux M2 ( u0 " R2 I0 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 39 6. Zeitveränderliche Vorgänge in Netzwerken 6.1. Netzwerkelemente 6.1.1. Elementares i(t) u (t) R R= 6.1.2. i(t) u (t) i(t) u (t) = const. Induktivität i(t) • L u (t) u (t) = L di ( t ) dt speichert elektrische Energie in Form eines magnetischen Feldes (Feldenergie) Ronny Harbich 6.1.3. Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 40 Kapazität i(t) u (t) C 1 i ( t )dt C du ( t ) i(t) = C t u (t) = • speichert elektrische Energie im elektrischen Feld 6.2. • Einführung in die Berechnungsmethodik Beispiel: i(t) R uR ( t ) C uC ( t ) L uL ( t ) u (t) u ( t ) + uR ( t ) + uC ( t ) + uL ( t ) = 0 di ( t ) 1 i ( t ) dt + L =0 C dt du ( t ) di ( t ) 1 d 2i ( t ) +R + i(t) + L =0 dt dt C dt du ( t ) di ( t ) d 2i ( t ) 1 =R +L + i(t) dt dt dt C u (t) + i(t) R + o Ein Netzwerk liefert bei zeitlicher Abhängigkeit ein System von Differenzialgleichungen. Eine Lösung dieser ist allerdings ehr aufwendig. Ronny Harbich 6.3. • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 41 Klassifikation zeitlich veränderlicher Vorgänge Darstellung im Liniendiagramm: y y1 O t1 t y ist ein Platzhalter für die elektrische Spannung bzw. für den elektrischen Strom. y1 - Momentanwert (Augenblickswert) • • zeitabhängige Größen Gleichgrößen periodische Größen y O y t nicht-periodische Größen y O t y O t T • Der Funktionsverlauf wiederholt sich nach der Zeit T • Wechselgrößen: T (Periodendauer). u ( t ) dt = 0 0 u (t) O t T O t Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen T • Mischgröße: u ( t ) dt 42 0 0 u (t) O t T • „Mischgröße = Wechselgröße + Gleichgröße“ 6.4. Parameter periodischer Signale (periodischer Größen) • Periodendauer und Frequenz • Spitzenwerte: f= 1 ; T [ T ] = s; [ f ] = yss = y max y min = y pp y y max O O y min o 6.5. t arithmetisches Mittel (Mittelwert, linearer Mittelwert, Gleichwert): quadratisches Mittel (Effektivwert): 1 T y eff = tx + T y= y 2 ( t ) dt tx Harmonische Wechselgrößen f ( x ) = a sin ( bx + c ) • y ( t ) - Momentanwert • y - Spitzenwert, Amplitude, Scheitelwert • / - Kreisfrequenz (Winkelgeschwindigkeit): / = • y t Mittelwerte: o • ( Hertz ) y y • 1 = Hz s - Nullphasenwinkel /t - Phasenwinkel y ( t ) = y sin ( /t + 2 =2 f T ) 1 T tx + T tx y ( t ) dt Ronny Harbich • Darstellung als Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 43 y(t) : y y O t0 t / T o Nulldurchgang: y ( t 0 ) = 0 = y sin ( /t 0 + • ) " sin ( /t 0 + )=0 " /t 0 + = 0 " t 0 = / Darstellung als Funktion vom Phasenwinkel: y y O t 2 • Eine Sinusgröße wird durch die 3 Parameter Amplitude, Frequenz und Nullphasenwinkel vollständig beschrieben. • arithmetisches Mittel: y = • quadratisches Mittel: • Kosinus-Funktion: 2 y eff = y 1 y 2 ) * y = y cos ( /t ) = y sin + /t + , 2. - Ronny Harbich 6.5.1. Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 44 Überlagerung von harmonischen Funktionen u2 u u1 ( Frequenz ) f1 = f 2 u = u1 + u 2 a1 = a1 sin ( /t + 1 a 2 = a 2 sin ( /t + ) 2 ) a = a1 + a 2 = a sin ( /t + 2 ) 2 a = a1 + a 2 + 2a1 a 2 cos ( = • a1 sin ( a1 ) + a2 cos ( 1 ) + a 2 1 sin ( 2 1 ) ) cos ( 2 ) 2 Sinusgrößen unterschiedlicher Frequenz in einem Netzwerk ergeben nichtharmonische periodische Größen. 6.6. Übersicht zu Berechnungsmethoden 6.6.1. Gleichstromerregung u 0 = U 0 = const.; i 0 = I0 = const.; i(t) C u (t) du ( t ) t di ( t ) t =0 =0 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 45 i(t) u (t) L 6.6.2. Harmonische Erregung u ( t ) = u sin ( /t + i ( t ) = i sin ( /t + 6.6.3. • ); du ( t ) t = u/ cos ( /t + ) = u/ ) * sin + /t + + , 2. - ) Nichtharmonische periodische Erregung Jede dieser Funktionen kann aus der Summe von sinusförmigen Funktionen zusammengesetzt werden (Annäherung: Fourier-Reihe). 6.6.4. Schaltvorgang, Ausgleichsvorgang, Übergangsverhalten y stationär stationär O t1 t2 t Testsignale y Sprung O • Die Lösung erfolgt über Differentialgleichungen. 6.6.5. • Restliche Signale Lösung: an dieser Stelle nicht bekannt Impuls t Ronny Harbich 6.6.6. • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 46 Beispiel Die nun folgende Schaltung soll für das unterschiedliche Verhalten der genannten Erregungen verwendet werden: R u (t) • uC ( t ) C zu 6.6.1: u (t) u0 uC ( t ) = u ( t ) O • t zu 6.6.2/6.6.3: u (t) u (t) uC ( t ) O • zu 6.6.4: t u (t) u0 u (t) uC ( t ) O t Ronny Harbich 6.7. Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen Mathematische Beschreibungsformen bj Z O • arithmetische Form: o Betrag: z = a + bj z = z = a 2 + b2 b a a = z cos ( • trigonometrische Form: b = z sin ( o Winkel: a tan ( Z )= cos ( • eulersche Form: • exponential Form: ) ± sin ( ) j = e± j z = z ej 6.8. Sonderfälle 6.8.1. Multiplikation )10 2 z = z ( cos ( Z ) + sin ( Z ) j) Z )1 3 Z Z A1 = a1 + b1 j A2 = j A1 A 2 = b1 + a1 j a1 b1 b1 6.9. O a1 Häufige Umrechnung 1.: A = a + bj = a + b e 2 2 )b* j arctan + , -a. 1 1 2.: A = = e a + bj a 2 + b2 )b* j arctan + , -a. 47 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 48 6.10. Anwendung auf harmonische Zeitfunktion • Es lässt sich folgende formale Identität finden: o Re ( z ) und Im ( z ) definiert sein, die stets den Real- An dieser Stelle sollen die Funktionen z zurückgeben. teil bzw. den Imaginärteil einer komplexen Zahl z ( t ) = z cos ( /t + ( = Re ( z e e ) ) = Re z cos ( /t + j )+z sin ( /t + ) j /t z ( t ) = WW ( z ) o z ( t ) - Zeitbereich o WW ( z ) - Bildbereich o Sinusfunktion entsprechend (in Kosinusfunktion umrechnen) 6.11. Eigenschaften des Bildbereichs • WW ist linear, d.h.: o o • ( x ( t ) + y ( t ) = WW x + y x ( t ) = WW ( Ableitung wirkt über ) x) WW als Multiplikation mit j/ : dx ( t ) d = x cos ( /t ) + x sin ( /t + dt dt d = Re z e j e j/t dt ( ( ( )) /j e ) ( j/t = Re z e j 6.12. Anwendung auf Netzwerk-Analyse • Kirchhoff’sche Gesetze: ! u (t) = 0 !i (t) = 0 K K • WW 55& WW 55& !u = 0 !i = 0 K K Ohm’sches Gesetz: u ( t ) = R i ( t ) & u = Ri • Kapazität: i(t) = C • du ( t ) dt i = /Cj u & u= 1 i /Cj Induktivität: u (t) = L di ( t ) dt & u = /Lj i ) j) ) Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 49 6.12.1. Definition Impedanz • Impedanz (Widerstandsoperator, komplexer Widerstand): z= u =z e i z= z = z = j u eff u = i eff i u (Scheinwiderstand) i z = R + xj • o R - Wirkwiderstand o x - Blindwiderstand Widerstand: z R = R 1 C /j • Induktivität: z R = /Lj zR = • Kapazität: • Addmittanz: y= 1 z 6.12.2. Zusammenfassung • • • Transformation in den Bildbereich bekannte Berechnungsmethodik verwenden Rücktransformation in den Zeitbereich o kann entfallen, wenn die gesuchten Parameter in Bildbereich abgelesen werden können 6.12.3. Beispiel R uC ( t ) u (t) • gegeben: • gesucht: R u ( t ) = u eff uC ( t ) C 2 cos ( /t ) ; R; C u 1 /Cj uC Ronny Harbich • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 50 Lösung: u = u eff e0 j = u eff Spannungsteilerregel: 1 1 /Cj uC = u =u 1 1 + /CRj +R /Cj 1 u C = u eff 1 + /CRj Exponentialform: u eff j arctan ( /CR ) uC = e 2 1 + ( /CR ) Rücktransformation: uC ( t ) = u eff 2 1 + ( /CR ) 2 cos ( /t arctan ( /CR ) ) 6.13. Frequenzabhängigkeit von Schaltkreisen 6.13.1. Frequenzabhängigkeit bei Zweipolen i(t) passiver Zweipol u (t) • z= z u u , d.h. das Verhalten des Zweipols wird durch die Impedanz z ausreichend beschrieben. i Zweipolcharakteristik • i(t) z=z e zj o z = f ( /j) - Ortskurve o z = f ( /) - Betragscharakteristik o u Z = f ( /) - Phasenwinkelcharakteristik Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen R C L zR = R z L = j/ L zR = zR = R z L = Z L = /L z 51 =0 z 1 1 = j j/ C /C 1 z C = ZC = /C 90 = ° z zC = = 90° zL zR zC R O / / O O / 6.13.2. Resonanz • • • • • Resonanz ist das mitschwingen eines Schwingungsfähigen Systems bei Einwirkung einer Erregergröße mit einer Frequenz nahe oder gleich der Eigenfrequenz des Systems (Resonanzfrequenz). einmalige Anregung freie Schwingung bis Energie durch Dämpfung umgewandelt ist stationäre erzwungene Schwingung System schwingt mit der Eigenfrequenz Schwingung Schwingungsintensität abhängig von der Differenz der Erregerfrequenz und Eigenfrequenz Beispiel: Reihenschwingkreis (stationäre erzwungene Schwingung) R j/ L u 1 j/ C Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen z = R + j/ L + 52 1 j/ C 1 * ) = R + j + /L , /C . Exponentialform: 2 1 * ) z = R + + /L , e /C . Betragscharakteristik: 2 1 * ) z ( / ) = R + + /L , /C . - 1 * ) + /L /C , j arctan + , R ++ ,, . 2 2 z R O /0 • /0 = 2 f 0 - Resonanzfrequenz • Resonanzbedingung: • /0 L / Im ( z ) = 0 1 1 = 0 & /0 = /0 C LC z wird im Resonanzfall reell. • Für R = 0 wirkt ein Reihenschwingkreis bei Resonanz wie ein Kurzschluss. • 6.13.3. Frequenzabhängigkeit von Vierpolen u1 Vierpol bzw. Zweitor u2 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen • Definition: Übertragungsfunktion • Exponentialform: H ( j/ ) = u2 H ( j/ ) = o Festlegung: 1 u1 u2 u1 u 2 e j 2 u 2 j( = e u1 e j 1 u1 = 2 1 ) =0 H ( j/) = 2 53 u2 j e u1 2 - Phasengang u2 = H = f ( /) - Amplitudengang u1 Phasengang und Amplitudengang bilden zusammen den Frequenzgang. 6.13.4. Bode-Diagramm • • • logarithmisch geteilte Frequenzachse logarithmisch geteilte Amplitudenachse oder Umrechnen in dB (Dezibel) o Amplitudengang: H dB = 20 lg o Phasengang: = f ( log ( /) ) 2 u2 = f ( lg ( /) ) u1 6.13.5. Grenzfrequenz • Definition: Granzfrequenz ist die Frequenz, bei der das maximale Spannungsteilerverhältnis auf den 1 fachen Wert abgesunken ist: 2 u2 u1 • • = /g 1 u2 2 u1 max 1 entsprechen ca. 3 dB . 2 Beispiel: R u1 1 j/ C u2 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen H= 1 1 + ( /CR ) H ( /) = 20 lg ( /) = o Grenzfrequenz: O /g = 2 e j arctan ( /CR ) 1 1 + ( /CR ) 2 arctan ( /CR ) 1 CR 0, 01 0,1 1 10 100 1000 CR CR CR CR CR CR Idealverlauf 20 40 60 80 H in dB 54 Realverlauf / in s 1 Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 55 7. Ausgleichvorgänge in linearen Netzwerken 7.1. Problemstellung • Einschaltvorgang: t=0 u i = 0 ; ii = 0 o vor dem Schließen des Schalters: o nach dem Schließen des Schalters: elektrischer Ausgleichsvorgang; o nach der Zeit u i = f u ( t ) ; ii = f i ( t ) t (theoretisch: t & ' ): stationärer Zustand; für Gleichgrößen: u i = const. ; ii = const. ; für harmonische Wechselgrößen: u i = const. ; ii = const. • • Ausschaltvorgang 2 o dito , nur umgekehrte Reihenfolge Lösungsverfahren ( j/) ist nicht geeignet o symbolische Methode o o Laplace-Transformation für einfache Fälle: Rechnung im Zeitbereich 7.2. R; C; L bei Schaltsprünge iR R iC C iL uC uR u R = R iR iC = C y y uR uL du C dt uL = L uC t O t Die Spannung kann sich nicht Sprunghaft ändern. 2 y di L dt iC iC iR O L ebenfalls, desgleichen, ebenso O uL t Der Strom kann sich nicht sprunghaft ändern. Ronny Harbich • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 56 Beispiel: Selbstinduktion u u=0 u uI Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 57 8. Lineare Netzwerke bei harmonischer Erregung 8.1. • • • Netzwerk ist linear Netzwerk ist eingeschlungen (stationär) Netzwerkselemente: R; L;C; Quellen 8.2. • Randbedingungen Behandlung im Zeitbereich Aufstellen und Lösen des Differentialgleichungssystems 8.3. Behandlung mit Zeigerbild 8.3.1. Definition y y /t O 2 umlaufender Zeiger y ruhender Zeiger y t=0 y y y(t) Phasenbezugsachse • • Phasenbezugsachse Zeiger haben symbolischen Charakter und gelten nur für harmonische Größen. Kennzeichnung durch unterstreichen (alt: Fraktur-Schrift) Ronny Harbich 8.3.2. • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen Grundoperationen Multiplikation mit konstantem Faktor (Widerstand): u (t) = R i(t) u = R i; u u = i i i • 58 = u Differentiation (Induktivität): u (t) = L di ( t ) u = /L i; dt u = i + 2 u i i • Integration (Kapazität): u (t) = 1 i ( t ) dt C u= 1 i; /C u i i u u 8.3.3. • • Vor- und Nachteile der Methodik Vorteile: o einfach Anwendbar o anschauliche Darstellung der Vorgänge Nachteile: o bei großen Netzwerken unüberschaubar o Genauigkeit auf Zeichengenauigkeit beschränkt o Einfluss bei Frequenz-Änderungen schwer vorstellbar = i 2 Ronny Harbich 8.4. • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen Symbolische Methode Ziel: analytische Behandlung von Zeigerbildern Zeiger im Koordinatensystem z b z O • 59 a • benötigte Operationen: o Längenänderung o Überlagerung (Addition/Subtraktion) o Drehung ( ±90° ) Lösung: Zeiger durch gerichtete Strecken in der Gauß’schen Zahlenebene darstellen. • symbolische Schreibweise für obigen Zeiger: z = a + jb; a, b 8.5. Netzwerke mit einem Speicherelement 8.5.1. Beispiel: Einschalten einer Gleichspannung ; j2 = 1 R u • gesucht: uC ( t ) C M uC ( t ); t > 0 1. Aufstellen der Differentialgleichung für die gesuchte Größe: u u C ( t ) R i ( t ) = 0; i ( t ) = C u u C ( t ) RC RC du C ( t ) dt i du C ( t ) dt + uC ( t ) = u RC u C + u C ( t ) = u =0 du C ( t ) dt Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 60 2. Lösung der homogenen Differentialgleichung: a 0 x 0 + a 1 x1 + a 2 x 2 + RC RC du C ( t ) dt du C ( t ) dt + uC = 0 = uC 1 du C = uC 1 dt RC 1 du C = uC 1 dt RC ln ( u C ) + k1 = 1 t RC ln ( u C ) = uC = e =e =e 1 t RC 1 t RC + an xn = 0 1 t k1 RC ex 1 t k1 RC e k1 ; k 2 = e k1 = const. ( k 2 = u C ; u C - Spannung wird flüchtig lim ( u fl ) = 0 fl fl t &' ) 3. Aufsuchen einer partikularen Lösung der vollständigen Differentialgleichung: t&' R u C ( t ) = u ( t ) = u Cst u Cst - Spannung wird stationär uC ( t ) u 4. Überlagerung von 2 und 3: u C = u Cfl + u Cst = k2 e 1 t RC +u Ronny Harbich Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 61 5. Bestimmung der Integrationskonstanten aus der Anfangsbedingung: u C = 0 , da die Kapazität vorher entladen war und u C sich nicht sprunghaft ändern kann. • t=0 Für t = 0: 1 t RC uC ( t ) = k2 e +u =0 u C ( 0 ) = k 2 e0 + u = 0 k2 + u = 0 k2 = u uC ( t ) = u e ) = u +1 e • 1 t RC 1 t RC +u * , . Definition: Zeitkonstante 6 = RC t ) * u C ( t ) = u +1 e 6 , . u u R O • t Für Induktivitäten ist das Ergebnis Analog. 8.6. Verkürztes Lösungsverfahren für Netzwerke mit einem Speicherelement a (t) • gesucht: 1. a fl ( t ) = k e t 6 mit 6 = C R ersatz bzw. 6 = L R ersatz Gesetze 2. a st ( t ) = ? für t & ' 3. Berechnung von 4. a (t) = k e t 6 k : k = a ( t = 0 ) a st ( t = 0 ) + a st ( t ) ; R - Ersatzwiderstand von C bzw. L aus Ronny Harbich 8.7. Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 62 Anwendung in der Digitaltechnik Logikgatter (Digitalschaltung) 1 1 u1 ( t ) u2 ( t ) GND (ground) u1 ( t ) H – High L – Low uH uL = 0 O t1 t t2 u2 ( t ) • gesucht: • einfacheres Modell: Ra Umschalter Cersatz u1 ( t ) u R1 u2 ( t ) Ronny Harbich • Skriptum zur Vorlesung Elektronische Grundlagen 63 Einschalten: t 6 1. u 2fl = k e 2. u 2st ( t & ' ) = u H 3. k = u 2 ( t = 0) 6 = C R Ra mit R1 R1 R1 + R a R1 R1 uH = 0 uH R1 + R a R1 + R a t ) * R1 6 4. u 2 ( t ) = u H +1 e , R1 + R a . • Ausschalten: 1. u 2fl = k e t 6 mit 2. u 2st ( t & ' ) = 0 3. k = uH R1 R1 + R a t ) * 6 u H +1 e , ; 6 R a C für R a . R1 6= 0 R1 4. u 2 ( t ) = u H e R1 + R a t 6 t 6 uH e ; 6 R a C für R a R1 u u1 ( t ) u2 ( t ) O • • t u 2 ( t ) ist so unbrauchbar! 6 muss kleiner werden ( C von u 2 ( t ) ) größere Annäherung an u1 ( t ) o C muss kleiner werden (über Konstruktion erreichbar) o oder R a muss kleiner werden (anderer Typ von Logikgatter)