Norovirus, Clostridien, Salmonellen Hartwig Klinker Medizinische Klinik und Poliklinik II der Universität Würzburg Schwerpunkt Infektiologie Wirkorte pathogener Mikroorganismen des GIT Ösophagus pH var. Candida sp., HSV, CMV Magen pH 2 Helicobacter pylori Duodenum Vibrio cholerae, ETEC Jejunum pH 4 - 5 Salmonellen, Yersinien, Ileum mit Peyer Plaques Colon Noroviren, Rotaviren Campylobacter, EPEC pH 8 Shigellen, EIEC, EHEC, Entaemoba histolytica, Clostridium difficile Leukozyten im Stuhl Diarrhoe CRP im Serum Blut im Stuhl Mukosaschädigung / Invasivität toxinvermittelt oberflächliche Mukosaschädigung „non inflammatory“ Intoxikationen starke Mukosaschädigung „inflammatory“ „penetrating“ bakterielle und parasitäre Infektionen virale Infektionen systemische Infektion Norovirusinfektionen und Salmonellosen 2007 Norovirusinfektionen 201.133 256.533 Salmonellose 55.400 250000 200000 Norovirusinfektionen 163.057 bis 08.10.2008 150000 Norovirusinfektionen Salmonellosen 100000 50000 0 2004 2005 2006 2007 RKI 10.10.2008 Norovirus-Gastroenteritiden in Deutschland 2001 - 2004 RKI, Epidem Bull 50/2004: 440 Norovirus-Epidemien im Jahr 2002 - virale Charakteristika Auftreten einer neuen NorovirusVariante (Genotyp GGII4)! Lopman et al., Lancet 2004; 363: 682-688 Norovirus-Epidemien in Europa 2002 Lopman et al., Lancet 2004; 363: 682-688 Norovirusinfektion Einsträngige, hüllenlose RNA-Viren (frühere Bezeichnung: Norwalk-like Viren) Verbreitung weltweit. Mensch ist einziges Reservoir e h Ho ! t ä t i s o i g a t n o Klinik: akute Gastroenteritis mit heftigem Erbrechen, abdominellen Krämpfen und Diarrhoe. Fieber selten. Selbstlimitierend (12-60 Std.). Protrahierte Verläufe bei Immunsuppression! Diagnostik: klinisch, PCR aus Stuhl K Hohe Viruskonzentration im Stuhl, hohe Umweltresistenz, hohe Viruskonzentration in Erbrochenem und Stuhl, niedrige Infektionsdosis (10 - 100 Viruspartikel) Übertragung fäkal-oral oder über Aerosolbildung (J Mundschutz!), Ansteckungsfähigkeit bis mindestens 48 Stunden nach Ende der Erkrankung Therapie: symptomatisch, Prophylaxe: adaptiertes Hygienregime Norovirus-Epidemie in Berlin 10/2002 314 Personen in 11 Seniorenheimen Hospitalisierungsrate 20,7% Dauer der Ausbrüche im Mittel 9,6 Tage Meldung an das Gesundheitsamt A: Hände- und Flächendesinfektion, Einmalkittel, Handschuhe, Mundschutz B: Bereichsreinigung, Händedesinfektion mit 95%igem Ethanol, formaldehydhaltige Flächendesinfektion Dauer der Arbeitsfreistellung der erkrankten Mitarbeiter und Dauer der Norovirus-Ausbrüche A. Jansen et al., Z Gastroenterol 2004; 42: 311-316 Bakterielle Diarrhoe Wichtigste Erreger (Meldungen an das RKI in 2006/2007): Campylobacter 52.050/66.107 Fälle Salmonellose 52.602/55.400 Fälle Darmpathogene E. coli 6.473/6.431 Fälle EHEC 1.179/839 Fälle (+63/44 HUS Fälle) Shigellen 817/867 Fälle Cholera 1/2 Fälle Pathogenese der Salmonellose orale Aufnahme der Salmonellen (hohe Infektionsdosis >105) Adhäsion an Zellen des Dünndarms (Ileum) Internalisierung und Transzytose (Epithelzellen, M-Zellen) Vermehrung in Lymphfollikeln (Makrophagen) Subepitheliale Entzündungsreaktion, Störung des Elektrolyt- und Wasserhaushalts (Stimulation d. Adenylatzyklase) Salmonellose Infektionsquellen: von Geflügel, Rindern und Schweinen stammende Lebensmittel und rohe Eier. Infektionsdosis 104 bis 106 Keime Inkubationszeit: 5 - 72 h (Infektionsdosis!) Keimausscheidung: 3-6 Wochen, evtl. Monate Gramnegative Stäbchen, serologische Typisierung im Kauffmann-White Schema Krankheitsbild: akuter Beginn mit wässrigen, evtl. später blutigen Stühlen, für Stunden bis Tage. Diagnose: Erregernachweis Behandlung: Symptomatisch, bei gastroenteritischem Verlauf keine Antibiotika, da dadurch die Bakterienausscheidung verlängert werden kann. Mittel der Wahl Ciprofloxacin. Bei bis zu 25% aller antibiotisch behandelten Patienten tritt eine Diarrhoe auf Antibiotika assoziierte Diarrhoe Pseudomembranöse Colitis Antibiotika assoziierte Colitis Bei bis zu 25% aller antibiotisch behandelten Patienten tritt eine Diarrhoe auf Clostridium difficile assoziierte Diarrhoe Antibiotika assoziierte Diarrhoe Pseudomembranöse Colitis Antibiotika assoziierte Colitis Bei bis zu 25% aller antibiotisch behandelten Patienten tritt eine Diarrhoe auf Clostridium difficile assoziierte Diarrhoe Antibiotika assoziierte Diarrhoe Pseudomembranöse Colitis Antibiotika assoziierte Colitis 20-25% C. diff. assoziiert > 90% C. diff. assoziiert Die zusätzlichen Kosten durch die intensivere Betreuung und verlängerte Krankenhausaufenthalte von CDAD-Patienten wird für Europa auf ca. 3 Milliarden €/Jahr geschätzt Clostridium difficile grampositives, anaerobes Stäbchenbakterium Bestandteil der Stuhlflora: Kinder bis 50%, Erwachsene bis 4% CDAD häufig nach: Clindamycin, Aminopenicillin, Cephalosporin, Fluorchinolon CDAD gelegentlich nach: Makrolid, Trimethoprim, Sulfonamid CDAD selten nach Aminoglycosid, Tertracyclin, Metronidazol, Vancomycin Diarrhoe meistens 5-10 Tage nach Beginn der Antibiose, auch Wochen nach Antibiose! Risikofaktoren: höheres Lebensalter, Pflegebedürfitgkeit, längerer Krankenhausaufenthalt, längere Antibiotikatherapie C. difficile Toxin A und B werden in ihrer Expression durch einen positiven (TcdR) und negativen Regulator (TcdC) gesteuert. Clostridium difficile assoziierte Diarrhoe - Diagnostik Klinik/Endoskopie Toxintest im Stuhl/ELISA (Sensitivität 94-100%, Spezifität 97%) Stuhlkultur Stuhlkulturen - Diagnostische Ausbeute Kosten für eine positive Stuhlprobe 952-1.200 $ (Koplan et al., Lancet 1980) R. L. Guerrant et al; Clin Infect Dis 2001; 32: 331-350 Clostridium difficile assoziierte Diarrhoe - Diagnostik Klinik/Endoskopie Toxintest im Stuhl/ELISA (Sensitivität 94-100%, Spezifität 97%) Stuhlkultur 3-Tage Regel: Auftreten einer Diarrhoe mehr als 3 Tage nach Krankenhausaufnahme (= nosokomiale Diarrhoe) erfordert keine Stuhlkultur auf „pathogene Keime“ PCR Clostridium difficile assoziierte Diarrhoe - Therapie Asymptomatische Keimträger/Erkrankte mit milder Symptomatik: keine spezifische Therapie Absetzen des mutmaßlich auslösenden Antibiotikums, ggf. symptomatische Therapie Indikationen für eine antibiotische Therapie: Hinweise für das Vorliegen einer Kolitis (Fieber, Leukozytose, ggf. endoskopischer Befund) Schwere Diarrhoe Persistierende Diarrhoe nach Absetzen des auslösenden Antibiotikums Notwendigkeit einer fortgesetzten Antibiotikatherapie Clostridium difficile assoziierte Diarrhoe - Therapie - In 20-25% Rezidive! Bei Unverträglichkeit,, Gravidität, Stillen: Vancomycin oral 4 x 125 mg für 10 Tage Bei Unverträglichkeit,, Gravidität, Stillen: Vancomycin oral 4 x 125 mg für 10 Tage Ann Int Med 2006; 145: 758-764 Seit einigen Jahren vermehrt Ausbrüche mit hochvirulentem C. difficile-Stamm 5- 20 fache CDAD-Inzidenz, 3-5 fache Morbidität und Letalität Ursache: gesteigerte Toxinproduktion als Folge einer 18 bp Deletion im Gen für TcdC, zusätzliches binäres Toxin. Bezeichnung des neuen Stammes: Ribotyp 027, Toxin III und PFGE NAP1 Folge des gestiegenen Fluorchinolon-Einsatzes durch Selektionsvorteil des Chinolon-resistenten 027-Stammes? Meldekriterien für den Verdacht auf Infektion mit dem Ribotyp 027 bei Clostridium difficile assoziierter Diarrhoe Krankenhausaufnahme wegen ambulant erworbener C. difficile positiver Diarrhoe T. J. Louie et al; Clin Infect Dis 2006; 43: 411-420 Management der akuten Gastroenteritis Vielen Dank! Norovirus-PCR R. L. Guerrant et al; Clin Infect Dis 2001; 32: 331-350