www.sternwarte-schafmatt.ch 1 5001 AARAU Bahnhofstrasse 55 Telefon 062 838 22 22 www.trotteraarau.ch T-Shirt und Textildruck in Aarau T’Shirts, Poloshirts, Textilien, Mausmatten usw. Einzelexemplare und personalisierte Auflagen mit oder ohne Logo für ihren Verein, Firma oder das Sportteam. In vielen Farben und individuellen Möglichkeiten… 2 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift der AstroNoMischen Vereinigung Aarau www.sternwarte-schafmatt.ch 3 inhaltsVerZeichnis ausgabe Juni 2015 IMPRESSUM ........................................................................ 5 EDITORIAL ........................................................................... 6 SONNENFINSTERNIS AUF DER SCHAFMATT .......................... Mondkuss mit Warteschlange 7 AUS DER AVA-FACHGRUPPE METEORITEN ........................... 11 Science City - Von Wasser, Badeenten und Meteoriten VERANSTALTUNGS-KALENDER ............................................. 14 EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS .................... 1. Selfie zum Ersten 2. Tür auf ➣ Impuls ➣ Tür zu 3. Vor 50 Jahren: Als erster Mensch frei im Weltraum 4. Selfie zum Zweiten 5. Zeit ist Geld! 17 FACHGRUPPE METEOR-ASTRONOMIE .................................. Meteor-Meeting in der Schul- und Volkssternwarte Bülach 23 AUS DER AVA ...................................................................... Vortrag: Endeckung der Galileischen Monde 26 SCHLUSSPUNKT ................................................................... 30 REDAKTIONSSCHLUSS FÜR DIE NÄCHSTE AUSGABE: 1. September 2015 4 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift Der AstronoMischen Vereinigung AArAu imPressum Redaktion und Layout Manfred Koch Sonnhalde 23 5018 Erlinsbach [email protected] Abonnemente und Adressen Fritz Maurer Zopfweg 12 5033 Buchs [email protected] Druck und Verlag Rohr Reprografie Kasinostrasse 25 5001 Aarau Präsident Jonas Schenker Rütiweg 6 5036 Oberentfelden [email protected] Internet AVA www.sternwarte-schafmatt.ch PostFinance-Konto 50-16754-7 Bank Raiffeisenbank Aarau–Lenzburg 5742 Kölliken CH75 8069 8000 0039 8765 6 IBAN/Konto-Nr. www.sternwarte-schafmatt.ch 5 editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser Das „Kosmische Auge“ feiert Geburtstag. Hätten Sie es gewusst: Seit 25 Jahren bewundern wir die phantastischen Bilder des hubbleWeltraumteleskops. Am 24. April 1990 startete das Spaceshuttle DiscoVerY vom Weltraumbahnhof Cape Kennedy aus und setzte das nach dem Astronomen Edwin Hubble (1889 - 1953) benannte Teleskop in einer Höhe von 540 km im Orbit aus. Allerdings machte sich nach 2 Monaten Ernüchterung breit, denn die eintreffenden Bilder waren unscharf. Die grössern erdgebundene Teleskope lieferten gegenüber dem Weltraumteleskop zumindest gleichwertige Aufnahmen, und die Wissenschaftler erkannten, dass der 2.40 m grosse Spiegel falsch geschliffen war. Erst 3 Jahre später wurde eine Korrekturoptik installiert: Dem Hubble-Teleskop wurde sozusagen eine Brille verpasst. Unser Schweizer Astronaut Claude Nicollier war übrigens an diesem Reparatureinsatz massgeblich beteiligt. Ohne den störenden Einfluss der Erdatmosphäre konnte das Omnibus-grosse Weltraumteleskop viele Beobachtungen machen, die so vom Erdboden aus nicht möglich gewesen wären. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Hubble unser Wissen über das Universum umgekrempelt und die Erwartungen mehr als erfüllt hat. Nun weiss man beispielsweise, dass sich im Zentrum fast jeder Galaxie ein Schwarzes Loch befindet. Das Alter des Universums konnte zudem auf 13.8 Milliarden Jahre fixiert werden. Die Hubble-Erkenntnisse fliessen in die beiden AVA-Vorträge von Werner Keller (am 21. September) und Hans Roth (am 4. November) ein. Hubble hin oder her: Ganz sicher war die partielle Sonnenfinsternis vom 20. März DER Jahres-Höhepunkt auf unserer Sternwarte Schafmatt. Den Bericht darüber finden Sie gleich am Anfang dieser Ausgabe! Herzlich grüsst Ihr Manfred Koch 6 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift Der AstronoMischen Vereinigung AArAu SONNENFINSTERNIS AUF DER SCHAFMATT von Peter Grimm, Auenstein MONDKUSS MIT WARTESCHLANGE Freitag, 20. März 2015 – der „Tag der Tage“ ist da! Nach dem Erwachen natürlich gleich als Erstes ein Blick aus dem Fenster! Noch ist zwar die Sonne nicht aufgegangen, doch der Himmel glänzt bereits wunderbar klar – kein Nebel und kein Wölkchen. Dann die Radio-Wetterprognosen!? Keine Änderung seit gestern: Es wird bei uns sehr sonnig sein, nur wenig Dunst und sogar angenehm mild. Um 7.45 Uhr bin ich auf der Schafmatt – Mani Koch ist schon da, Fredi Bachmann kommt eben angefahren. Dann geht’s Schlag auf Schlag weiter: Logbuch-Eintrag - Fernrohr vorbereiten (heute ist der Refraktor im Einsatz) - Info- und Warnzettel aufhängen (Sonne / Augen!!) – Sonnenbrillen hervorholen und verkaufsbereit machen – Dach wegfahren. Und da (es ist erst 8.10 Uhr) kommt auch schon der erste Besucher vom Tal her hochgestapft. Auf meine Frage, weshalb er jetzt schon hier sei, meint er listig: „Ich will sichergehen, dass ich noch eine Sonnenbrille ergattere“. Davon haben wir dank langfristig und umsichtig geplanten Hamsterkäufen zum Glück genügend (wie wir glauben); wir geben sie zum Selbstkostenpreis von 3 Franken ab! Nun treffen weitere AVA-Mitglieder ein – zu Fuss, mit dem Auto samt mitgeführten Teleskopen – und machen sich ans Aufstellen oder Mithelfen: Fritz Maurer, Andy Mazoll mit Jolanda, Heiner Sidler, Jürg Studerus mit Liliane, Dieter Hofer mit Pia, Albert Fuchs, Michel Jacquérioz sowie Othmar von Arx (Sorry, wenn ich hier jemanden vergessen habe!). Eindrücklich, wie viele aus der AVA sich ohne spezielles Aufgebot als zusätzliche Helfer zur Verfügung stellen oder nun nach und nach als willkommene Besucher „ihre Sternwarte“ besuchen! Als Einsatzteam merken wir, wie froh wir darum sein müssen, frühzeitig hier abgemacht zu haben, denn weitere Besucher erscheinen jetzt Schlag auf Schlag: Einzelpersonen, Familien und Gruppen. Rasch sind wir von Interessierten umringt, die unsere Geräte kennen lernen möchten, Fragen zur Finsternis, aber auch zu unserem Verein stellen und natürlich Sonnenbrillen kaufen möchten. Diese gehen buchstäblich weg wie heisse Weggli. www.sternwarte-schafmatt.ch 7 SONNENFINSTERNIS AUF DER SCHAFMATT von Peter Grimm, Auenstein Gedanken darüber, dass wir sie vielleicht teurer hätten verkaufen (in der ganzen Schweiz sind sie seit Tagen ausverkauft) oder Eintritt verlangen sollen, müssen wir uns erfreulicherweise nicht machen! Immer wieder bezahlen Leute mit Noten und dem Hinweis: „Der Rest ist für den Verein!“. Dreimal erhalte ich sogar einen blanken Hunderter mit jeweils ähnlichlautendem Kommentar: „Ihr macht als Verein eine supergute Arbeit und diese möchte ich mit der Spende honorieren!“ Freude herrscht!!! Gebannt und staunend schaut man immer wieder gen Himmel – genauer: zur Sonne. Von blossem Auge ist ja in der Helle nichts zu erkennen, doch mit der aufgesetzten Brille lässt sich der erste Mondkuss zu beobachten. Die grosse Besucherschar ist fasziniert und vor allem hochinteressiert daran, das Ganze auch in unseren Fernrohren und auf Projektionen zu verfolgen. Vor der Sternwarte staut sich bald eine längere Warteschlange, und ich beschliesse, hier über die Sonne und natürlich auch über unseren Verein und die Sternwarte zu informieren, was dankbar entgegengenommen wird. Lilian macht sich jetzt ans Zählen und kommt auf rund 140 Personen: So gross ist die Besucherschar inzwischen!! Wohl noch nie sind derart viele Leute eines astronomischen Ereignisses wegen hier hinauf gekommen. Wir freuen uns riesig darüber. Insgesamt haben uns an diesem Morgen wohl um die 250 Personen besucht und gemeinsam über etwas Nicht-Alltägliches am Firmament gestaunt. Beste Werbung für unsere Sternwarte, denn viele wollen uns an kommenden Freitagabenden besuchen! 8 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift der AstroNoMischen Vereinigung Aarau SONNENFINSTERNIS AUF DER SCHAFMATT von Peter Grimm, Auenstein ... und hier das Bild-gewordene Resultat. Der von Peter Grimm aus einer Konservenbüchse und Schutzfolie gebastelte Sonnenfilter für die Kamera fasziniert die az-Reporterin ... (Quelle: Peter Grimm) (Quelle: Aargauer Zeitung) Auch der Tele-M-1-Reporterwagen ist mittlerweile eingetroffen. Heiner kümmert sich um den Fersehjournalisten, aber auch um die Reporter(innen) verschiedener Zeitungen. Gegen 11.30 Uhr geht die Himmelsshow zu Ende und die Sonne ist wieder rund; nach und nach kehrt nun die gewohnt-beschauliche Schafmatt-Ruhe ein. Zufrieden räumen wir ab, und bald macht sich das letzte Grüppchen AVAler auf den Weg zum Parkplatz. Doch siehe da: Die Naturfreundehütte ist geöffnet! So legen wir willig einen Boxenstopp ein, bestellen Getränke, Suppe, Brot und Wurst und lassen es uns gut gehen. Die Wirtin hat am Morgen realisiert, dass bei diesem Ereignis und dem schönen Wetter sicher viele Leute kommen (der Parkplatz war dann auch gestossen voll) und beim Weggehen gewiss gerne Einkehr halten werden. So ist sie zur Naturfreundehütte hinaufgeeilt. Tatsächlich: Ihre Lagebeurteilung war goldrichtigrichtig und der anschliessende Umsatz erfreulich hoch. Die superfeine Bilanz: Das SoFi-Spektakel ist auf der Schafmatt in jeder Hinsicht und für alle eine tolle Win-Win-Situation gewesen und darf in unsere Annalen eingehen! www.sternwarte-schafmatt.ch 9 AUS DER AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“ von Werner Keller, Wohlen SCIENCE CITY – VON WASSER, BADE-ENTEN UND METEORITEN Ich höre schon gewisse Gehirnwindungen rasseln: Was hat Wasser und was haben Bade-Enten mit Meteoriten zu tun? Auf den ersten Blick nichts … Aber eben, nur auf den ersten Blick! Für die Ungeduldigen: Eine Bade-Ente braucht Wasser zum Schwimmen, und damit es genug Wasser hat, braucht es Meteoriten! Soweit klar? Am 29. März besuchte ich eine Reihe öffentlicher Vorträge, die im Rahmen von Science City an der ETH Zürich-Höngg gehalten wurden. Besonders interessierte mich der Vortrag von Prof. Arnold Benz, den ich schon letzten Herbst zu einem spannenden Thema gehört hatte, und da ich seinerzeit in Bern den Vortrag von Prof. Kathrin Altwegg zur Kometensonde Rosetta nicht besuchen konnte, wollte ich das an diesem Sonntag in Zürich nachholen. Das Thema von Arnold Benz war: „Woher kommt das Wasser auf unserer Erde?“. Wasser entsteht im Universum durch katalytische Prozesse in präsolaren Wolkenkernen (diese sind Teile der sog. Molekülwolken, aus denen die Sterne entstehen). Das geschieht schon bei Temperaturen von -200 °C. Normalerweise liegt dieses Wasser im Weltraum in Form von Wassereis vor. Hochenergetische Strahlung entstehender Sterne kann dieses Eis aber in gasförmiges Wasser überführen. Wasser sublimiert (Übergang vom festen in den gasförmigen Zustand) im Vakuum des Weltraums schon bei –180 °C. Durch das Herschel-Weltraumteleskop wurde solches Wasser, das - wie gesagt - vor der Entstehung eines Sterns entsteht, spektroskopisch nachgewiesen (gasförmiges Wasser wird im Absorptionsspektrum sichtbar!). Wasser ist eines der häufigsten Moleküle in den Wolken, aus denen Sterne geboren werden. Das meiste Wasser, das wir trinken, ist also älter als unsere Sonne! Wenn die Wolke zu einer Akkretionsscheibe kollabiert, bleibt das Wasser vorerst erhalten. Es wird Teil der Materieklumpen, aus denen sich die Planeten bilden. Beginnt Materie aus der Akkretionsscheibe ins Zentrum abzufliessen, wird dort irgendwann der kritische Punkt erreicht, an dem der Protostern zündet und zu strahlen beginnt. Für die Wassermoleküle im Protostern wird es nun definitiv zu heiss. Was an Wasser nicht ausgestossen wird, wird in seine atomaren Bestandteile zerlegt. Was an Wasser in der Akkretionsscheibe übrig geblieben ist, wird nun vom Sonnenwind in den Weltraum hinausgeblasen. 10 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift der AstroNoMischen Vereinigung Aarau AUS DER AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“ von Werner Keller, Wohlen Nur auf den Planetenkörpern kann sich unter Umständen noch Wasser halten. „Unter Umständen heisst“: Falls es dort nicht so heiss wird, dass das Wasser als Wasserdampf in die Atmosphäre aufsteigt und von dort in den Weltraum entweicht. Merkur hat keine Atmosphäre mehr. Auf ihm finden wir nur noch Wassereis in den Kratern, die nie von der Sonne beschienen werde, so an den Polen. Venus glänzt geradezu durch fast völlige Abwesenheit von Wasser (es existiert dort nur im ppm-Bereich [part per million – millionster Teil]). Und das ist unser innerer Nachbarplanet! Auf die Erde werden wir noch speziell zu sprechen kommen. Mars weist unter seiner Oberfläche noch erhebliche Mengen an Wassereis auf. Es scheint früher einmal flüssiges Wasser auf ihm gegeben zu haben. Im Asteroidengürtel ist der (heute) Zwergplanet 1 Ceres ein Kandidat mit erheblichen Mengen an Wasser (ca. 25%). In der Jupiteratmosphäre lässt sich Wassergas nachweisen, es stammt aber wahrscheinlich nicht von Jupiter selber, sondern von Kometen, die in ihm zerschellen. Im äusseren Sonnensystem finden wir erhebliche Mengen an Wasser in den Monden der Gasriesen (z.B. Jupiter: Ganymed, Saturn: Enceladus). Im Kuipergürtel gibt es Objekte wie Pluto, die zu einem Drittel aus Wasser bestehen, und weit draussen finden wir die Oortsche Wolke mit ihren Kometen, die zu einem grossen Teil aus Wassereis bestehen - Überreste des Wassers, das einst die Akkretionsscheibe des Sonnensystems gefüllt hat. Wie aber steht es mit dem Wasser auf der Erde? Sie zeichnet sich dadurch aus, dass auf ihr Wasser in allen Aggregatszuständen, also auch flüssig vorkommt. Das ist gar nicht etwa selbstverständlich. Woher kommt dieses Wasser? Sicher hatte die Ur-Erde einst den gleichen Wasseranteil wie die Akkretionsscheibe in der Region, aus der die Erde entstanden ist. Sie war aber über Jahrmillionen ein glutflüssiger Ball, auf dem kein Wasser existieren konnte. Was an Wasser in der Atmosphäre war, entwich grösstenteils ins Weltall und wurde durch den Sonnenwind davongetragen. Als die Erde sich abzukühlen begann, dürften allenfalls noch Reste von Wassermolekülen übrig geblieben sein, keinesfalls aber die Menge, die wir heute auf der Erde vorfinden, und schon gar nicht in flüssiger oder fester Form. Fazit: Das Wasser, in der Menge, die wir heute auf der Erde haben, muss nachträglich wieder auf die Erde gekommen sein! www.sternwarte-schafmatt.ch 11 AUS DER AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“ von Werner Keller, Wohlen Ausschnitt aus dem ESAFilm zu Rosetta. Laut Prof. Altwegg etwas vom Besten, was die ESA je produziert hat. Zu finden unter „Once upon a time... Cartoonseries“, abrufbar in verschiedenen Sprachen. http://sci.esa.int/rosetta/53593-outreach-resources/ Und da sind wir nun endlich bei der im Titel erwähnten „Bade-Ente“. Diese Assoziation weckte bei vielen Wissenschaftlern der so eigenartig geformte Komet Churyumov-Gerasimenko, als er erstmals etwas deutlicher auf den Bildern der Sonde Rosetta erschien. Mit der Bemerkung, Gerasimenko sei die Frau gewesen, die den Kometen entdeckt habe, und Churyumov sei ihr Chef gewesen, hatte Kathrin Altwegg die Lacher schon zu Beginn des Vortrages auf ihrer Seite, und der Vortrag sollte in diesem eher heiteren Ton weitergehen. Lange Zeit wurde angenommen, das Wasser sei durch Kometeneinschläge auf die Erde gekommen. Nun hatte aber die Auswertung der Daten des Landers Philae gezeigt, dass das Wasser zumindest dieses Kometen anders beschaffen ist, als das Wasser auf unserer Erde! Während das Erdwasser ein Wasserstoff-Deuterium-Verhältnis von 1 : 6400 aufweist, zeigt das Wasser des Kometen Churyumov-Gerasimenko einen deutlich höheren Anteil an „schwerem Wasserstoff“ (Deuterium)!!! Dieser Komet kommt als Wasserlieferant für die Erde nicht in Frage! Und nun sind wir endlich dort, wo ich eingangs hinwollte: Bei den Meteoriten (bzw. Asteroiden). 12 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift der AstroNoMischen Vereinigung Aarau AUS DER AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“ von Werner Keller, Wohlen Vor allem kohlige Chondriten und Asteroiden des Typs C aus dem äusseren Bereich des Asteroidengürtels enthalten oft über 10% Wasser. Der berühmte Murchison-Meteorit (ein kohliger Chondrit CM2) enthielt neben rund 90 verschiedenen Aminosäuren – darunter auch 6 Diaminosäuren mit zwei funktionellen Aminogruppen, die besondere Bindungen eingehen können und bei der Bildung von Ribonukleinsäure-Ketten und Polypeptiden eine Rolle spielen könnten – 12 % Wasser! Und dieses Wasser hat eine Zusammensetzung, die sich mit dem irdischen Wasser verträgt, also mit einer ähnlichen Isotopensignatur! Eine ähnliche Signatur hat auch das Wasser, das in Vesta-Meteoriten (HED-Meteoriten) gefunden wurde. Damit rücken die Meteoriten als Wasserlieferanten der frühen Erde ins Blickfeld, besonders, wenn wir an das Grosse Bombardement vor rund 4 Milliarden Jahren denken. Foto: Arist Concept / NASA Zum Schluss soll nicht unerwähnt bleiben, dass in der wissenschaftlichen Literatur auch die Herkunft des irdischen Wassers kontrovers diskutiert wird. Es gibt Wissenschaftler, die – wie Arnold Benz – vertreten, das Wasser auf der Erde müsse von aussen gekommen sein. Es gibt andere Wissenschaftler, die davon ausgehen, dass das (meiste) Wasser schon von Anbeginn der Bildung des Planeten vorhanden war (nasse Akkretion) und dass das Wasser durch vulkanisches Ausgasen an die Erdoberfläche gekommen ist. Da beide Modelle noch nicht ganz verstanden sind und auch nicht bewiesen werden können, dürfen sie nebeneinander stehen bleiben. Zwei Dinge können wir als gesichert mitnehmen: Der Ursprung des Wassers geht jedenfalls auf Zeiten vor der Entstehung der Sonne zurück, und von Kometen wie Churyumov-Gerasimenko kann das Wasser auf unserer Erde nicht stammen. Damit ist aber die Hypothese, dass Kometen der Erde Wasser geliefert haben, noch nicht ganz vom Tisch. Im Gegensatz zu Churyumov-Gerasimenko wurde im Kometen Hartley 2 Wasser gefunden, das in seiner Isotopenzusammensetzung mit 1 : 6200 wieder dem des irdischen Wassers gleicht. Wie aber meistens in der Wissenschaft hat dieser Befund neue Fragen aufgeworfen. Es wurde nämlich angenommen, Hartley 2 stamme aus dem Kuipergürtel. Es existierte aber eine Hypothese, dass die Menge an Deuterium mit der Entfernung korreliert ist, in der der Komet entstanden ist. Nach diesen Befunden dürfte der Komet Hartley nicht im Kuipergürtel entstanden sein. Wo dann? www.sternwarte-schafmatt.ch 13 Veranstaltungs-Kalender der Astronomischen Vereinigung Aarau Sonntag, 21. Juni 2015 Sonntag, 26. Juli 2015 Sonntag, 23. August 2015 Thema: SONNEN-APÉROS Beobachtung der Sonnenflecken und Protuberanzen im H-alpha- und im Weisslicht Ort: Sternwarte Schafmatt, Oltingen Beginn: ab 13:30 Uhr(Die Führung findet nur bei schönem Wetter statt, ab 12 Uhr erteilt Tel. 062 / 298 05 47 Auskunft über die Durchführung). Für Verpflegung ist gesorgt **************************************************************************************************************** 14 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift der AstroNoMischen Vereinigung Aarau Veranstaltungs-Kalender der Astronomischen Vereinigung Aarau Montag, 21. September 2015: Referent: Werner Keller Leiter der Fachgruppe Meteoriten der Astronomischen Vereinigung Aarau AVA Mitglied der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft SAG Mitglied der Meteoritical Society Ehrenmitglied der „Gardiens de la Météorite d’Ensisheim“ „DAS GESCHENKTE UNIVERSUM“ Thema: Werden und Vergehen im Kosmos und 25 Jahre HUBBLE HST „Das geschenkte Universum“ ist ein mehrdeutiger Titel. Dass es unser Universum gibt, ist alles andere als selbstverständlich. Vor 13,8 Milliarden Jahren - mit dem „Big Bang“- hat es begonnen, und das Werden und Vergehen hält bis heute an. Der Mensch ist dabei Teil dieses Werdens und Vergehens. In der Entwicklung des Universums ist die Entwicklung des Menschen angelegt. Wir sind ein nicht unwichtiger Teil dieses Universums und seiner Geschichte. Wir sind die, die über dieses Universum nachdenken. Der Vortrag ist mit passenden Bildern unterlegt, die uns das Hubble-Teleskop in den letzten 25 Jahren geliefert und uns damit einen Weltraum „geschenkt“ hat, den wir ohne dieses Instrument in solcher Art nie kennen gelernt hätten. Ort: Beginn: Restaurant Schützen, Aarau (Schachen) 20:00 Uhr (Beginn Vortrag) **************************************************************************************************************** Mittwoch, 4. November 2015: Referent: Hans Roth Mathematiker, Autor Herausgeber des STERNENHIMMEL-Jahrbuchs Thema: „WIE GROSS IST DAS UNIVERSUM?“ Distanzen im Weltall - und wie man sie misst. Ort: Beginn: Naturama Aarau, Mühlbergsaal (gemeinsamer Anlass mit der Aargauischen Naturforschenden Gesellschaft ANG). Apéro 19.30 Uhr; Beginn Vortrag 20:00 Uhr **************************************************************************************************************** www.sternwarte-schafmatt.ch 15 Veranstaltungs-Kalender der astronomischen Vereinigung aarau Mittwoch, 25. November 2015: Thema: JAHRESSCHLUSSHOCK AVA Ort: Restaurant Schmiedstube, Oltnerstrasse 7, 5013 Niedergösgen Genügend Parkplätze befinden sich hinter dem Restaurant. Beginn: 19 Uhr (Begrüssung und Apéro) Traditionsgemäss lassen wir das vergangene Vereinsjahr Revue passieren und pflegen bei einem feinen Nachtessen das gemütliche Beisammensein Weitere Impressionen von der SoFi 16 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift Der AstronoMischen Vereinigung AArAu EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein 1 – «SELFIE MIT METEOR» Wer – wie der Schreibende – am 15. März abends bloss ein dumpfes Grollen oder einen gedämpften Knall vernommen hat, kann sich hier das Gehörte noch vor Augen halten. Text und Filmchen sind von azonline.ch / Tele M1: Am Sonntagabend kam es am Himmel über der Schweiz zu einem Spektakel: Ein Meteor sauste leuchtend über den Abendhimmel. Einige Bewohner der Schweiz haben dieses seltene Schauspiel live miterlebt. Zu ihnen gehört Soraya Welte aus Frick AG. Sie sass draussen im Dunkeln vor ihrem Laptop in einem Hasenkostüm und chattete gerade mit Freunden. Plötzlich sah sie den hellen Lichtblitz. «Was isch bitte das gsi?», fragte sie mit grossen Augen ihre Freunde. Das Besondere dabei: Auf dem aufgezeichneten Videochat ist nicht nur sie, sondern auch der Meteor kurz zu sehen, wie im Beitrag von Tele M1 zu sehen ist. www.aargauerzeitung.ch/aargau/fricktal/was-isch-bitte-das-gsi-sorayas-unschlagbares-meteor-selfie-128944332 Hier sei aber die Gelegenheit genutzt, wieder einmal verwechselbare Begriffe auseinanderzuhalten: Unter einem Meteor versteht man die am Himmel (in der Atmosphäre) zu sehende Leuchterscheinung. Der Volksmund nennt sie auch Sternschnuppe. Das Wort Sternschnuppe stammt aus dem mittel- und norddeutschen Sprachraum: Eine „Schnuppe“ ist ein verkohlter Docht. Einen besonders leuchtkräftigen Meteor nennt man Bolide oder Feuerkugel. Die festen Teilchen, welche sich durch unsere Atmosphäre bewegen und die Sternschnuppe verursachen, nennt man Meteoroide. Ihre Geschwindigkeiten können zwischen 10 und 72 km in der Sekunde betragen. Hingegen sind Meteorite die festen Teilchen, welche unsere Erdoberfläche erreichen, also auf Grund ihrer Grösse den Reibungsprozess in der irdischen Atmosphäre zumindest teilweise überleben. Sie können mit grellen Leuchterscheinungen und sogar mit Donnergrollen auf die Erde stürzen. Von einer gewissen Grösse an haben sie verheerende Auswirkungen. www.sternwarte-schafmatt.ch 17 EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein 2 – TÜR AUF IMPULS !! TÜR ZU 1978 erhielten die amerikanischen Physiker Wilson und Penzias den Nobelpreis für die Entdeckung der kosmischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung. Diese hatten sie eigentlich fast zufällig gemacht, als sie an einer neuartigen Antenne arbeiteten: (wikipedia:) Sie entdeckten ein Hintergrundrauschen in der Erdatmosphäre, das sie sich nicht erklären konnten. Nachdem sie die Antenne von Taubendreck befreit hatten, das Rauschen aber blieb, wurde es im Endeffekt als die Kosmische Hintergrundstrahlung identifiziert. Diese wird als eine experimentelle Bestätigung der Urknall-Theorie aufgefasst. Zwar nicht Taubendreck, doch etwas anderes hat kürzlich australische Wissenschafter verunsichert. spiegel.de berichtet am 5. Mai 2015: Per Teleskop wollten Wissenschaftler aus Australien Signale aus dem Weltraum aufspüren. Tatsächlich empfingen sie unbekannte Impulse. Die Astronomen brauchten lange, um deren wahren Ursprung zu finden. Sie träumten von neuen Einblicken in den Kosmos - und wurden bitter enttäuscht: In Australien haben mysteriöse Signale Weltraumforscher zeitweilig ziemlich in die Irre geführt. Stammten die Impulse womöglich aus fernen Galaxien? Empfingen sie vielleicht extraterrestrisches Fernsehen? Die Forscher vom Parkes-Observatorium im Osten des Landes untersuchen sogenannte Fast Radio Bursts - kurze Impulse, die nur Bruchteile von Sekunden dauern und aus weit entfernten Galaxien stammen können. Dabei fingen sie im Januar 2015 wiederholt merkwürdige Signale auf. „Es war ein Rätsel“, berichtet John Sarkissian. „Wir konnten einfach nicht herausfinden, wo das Signal herkam.“ 18 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift der AstroNoMischen Vereinigung Aarau EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein Die Suche mit hochempfindlichen Instrumenten führte die Astronomen letztlich in profanere Gefilde: Auslöser der gemessenen Impulse war eine Mikrowelle in der Küche, wie die Wissenschaftler im Fachblatt „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ berichten. Öffnet jemand die Tür des Geräts, während es noch läuft, sendet es einen ultrakurzen Impuls aus, um sich abzuschalten. Dieses Signal hatten die Astronomen aufgefangen. „Wir waren überrascht, wie viele Leute die Mikrowellentür öffnen, bevor das Gerät sich ausschaltet, sogar Wissenschaftler“, sagte Sarkissian. Die Mikrowelle sei nun aus der Küche verbannt worden. 3 – VOR 50 JAHREN: ALS ERSTER MENSCH FREI IM WELTRAUM Am 18. März war es gerade 50 Jahre her, da der sowjetische Kosmonaut Alexei Leonow als erster Mensch sein Raumschiff verliess und einen «Weltraumspaziergang» machte: Er verblieb 12 Minuten und 9 Sekunden im freien Raum. Doch mit einem «Spaziergang» darf seine Aktion wohl kaum verglichen werden, wurde sein Abenteuer doch wirklich überaus gefährlich. Am 18. März 1965 war das Raumschiff Woschod 2 vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur (heute in Kasachstan) aus mit Leonow und Beljajew gestartet. Bereits nach dem ersten Erdumlauf verliess Leonow sein Raumschiff durch die Ausstiegsschleuse. Gerhard Kowalski beschreibt dies in einem seiner Bücher so: Er ist ausgestiegen, das war natürlich eine Weltsensation. ... Alles, was er dort gemacht hat, war neu. Insofern hat man gesagt, mach mal einen Salto. Dreh dich mal nach links herum, dreh dich mal nach rechts herum. Versuch mal zu rudern, wie auch immer. Man wollte im Grunde genommen sehen, wie der Mensch, wie ein lebender Mensch sich in dieser Sphäre, in der Schwerelosigkeit bewegt. Er war ja nur mit einem Kabel verbunden. Das war ein Sicherungskabel und gleichzeitig ein Kabel für die Sauerstoffversorgung und für die Telefon- und Fernsehleitung. Nach rund 12 Minuten war der vorgesehene Einsatz zu Ende und Leonow wollte durch die Ausstiegsschleuse wieder ins Raumschiff zurück. Doch dies war nicht mehr möglich, weil sich sein Anzug aufgebläht hatte und er sich auch mit dem bloss 4,5m langen Kabel verhedderte, was – wie Leonow selber angibt – fast zu einer Panikattacke führte. Auf die Gefahr hin, dass sein Sauerstoffvorrat nicht mehr ausreichen könnte, liess er Druck ab und stieg anschliessend – entgegen der Weisung – kopfvoran in die Schleuse. www.sternwarte-schafmatt.ch 19 EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein Dirk Lorenzen schreibt in einem Artikel des deutschlandfunk.de: Dass sich im Vakuum des Weltraums der Raumanzug wie ein Ballon aufblähen würde, hatten die Konstrukteure nicht vorhergesehen. Doch Alexej Leonow tat spontan das Richtige - und hat so eine Tragödie verhindert. Dass der erste Ausstieg eines Menschen in den Weltraum um ein Haar tödlich geendet hätte und auch die Rückkehr des Raumschiffs zur Erde aufgrund eines Ausfalls der Steuerung beinahe schief gegangen wäre, wurde erst in der Gorbatschow-Ära bekannt. Auch die spätere Landung auf der Erde verlief nicht einfach rund. In wikipedia / Artikel zu Leonow ist dazu zu lesen: Aufgrund von Problemen bei der manuellen Zündung der Bremsraketen landete Woschod 2 weit entfernt vom Zielgebiet, und Leonow und Beljajew mussten 2 Tage in und neben dem Raumschiff warten, bis die Bergungsmannschaften zu ihnen vorgedrungen waren. In der Folgezeit arbeitete Leonow im sowjetischen Mondprogramm. Die Pläne wurden fortwährend geändert, und so wurden wechselnde Kosmonautengruppen zeitweise für eine Mondumrundung, zeitweise für eine Mondlandung ausgebildet. Leonow war die ganze Zeit in diesem Programm und hielt die Position eines Kommandanten inne. Im September 1968 war Leonow als einer von 3 Kommandanten in der engeren Wahl für einen Mondflug. Eine Nominierung für den ersten Flug war jedoch fraglich, denn Leonow verscherzte sich Sympathien an höherer Stelle durch 3 selbstverschuldete Autounfälle innerhalb von 4 Monaten, ausschweifenden Lebenswandel sowie unbedachte Äusserungen gegenüber der internationalen Presse. Nach den amerikanischen Erfolgen mit Apollo 8 und 11 wurde das russische Mondprogramm fast sang- und klanglos aufgegeben. 4 – NOCH EIN SELFIE: COFFEE-TIME AUF DER ISS Die Versorgung der Raumstation ist in den letzten Wochen ja etwas in Schwierigkeiten geraten, weil die russischen Zubringer-Transporter grössere Probleme aufwiesen (Ob es wohl dazu auch schon Verschwörungstheorien gibt?). In der Raumstation arbeiten momentan 3 russische Kosmonauten, 3 amerikanische Astronauten sowie die Italienerin Samantha Cristoforetti von der esa. Im Zusammenhang mit der herantransportierten Kaffee-Maschine schreibt watson.ch am 19.4. folgendes: 20 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift der AstroNoMischen Vereinigung Aarau EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein Samantha Cristoforetti ... hat wohl das nerdigste Selfie aller Zeiten geschossen: Die italienische Astronautin veröffentlichte auf Twitter ein Bild, auf dem sie in der «Star Trek»-Voyager-Uniform die Szene einer Episode nachspielt und Janeways berühmten Satz sagt „There‘s coffee in that nebula“. Es geht noch nerdiger: Es geht wirklich um Kaffee. Sie freut sich mit dieser Geste über die Kaffeemaschine «ISSpresso», die eigens für die Raumfahrtstation entwickelt wurde. Und hier kann man sich den zugehörigen vorausblickenden Werbefilm der – natürlich ebenfalls italienischen – Firma Lavazzo vom letzten Juni anschauen: http://phys.org/news/2014-06-italians-isspresso-machine-iss.html Wer sich übrigens noch für einen Moment lang mit Satelliten befassen möchte, könnte sich folgendem Weltraum-Quiz widmen: http://www.spiegel.de/quiztool/quiztool-50606.html www.sternwarte-schafmatt.ch 21 ein Bunter strauss Von Weltraum-neWs ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein 5 – ZEIT IST GELD! Am 30. Juni ist wieder der Einschub einer Schaltsekunde vorgesehen. Die Uhr ist zwar nicht abgelaufen, stimmt aber nicht mehr. Zur Frage „Schaltsekunde – was ist das?“ und zum Vorgehen sowie auch zur Frage „Sind Schaltsekunden gefährlich?“ (Antwort: „Ja!“) hat Alexander Pikhard von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie einen interessanten und folglich lesenswerten Artikel verfasst. Hier ist er zu finden: http://www.waa.at/hotspots/schaltsekunde/index.html Weitere Impressionen von der SoFi 22 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift Der AstronoMischen Vereinigung AArAu FachgruPPe „meteor-astronomie“ von Werner Keller, Wohlen 4. METEOR-MEETING IN DER SCHUL- UND VOLKSSTERNWARTE BÜLACH Am 28. März lud Stefan Meister in der Schul- und Volkssternwarte Bülach zum 4. Treffen der SAG– Fachgruppe Meteorastronomie ein. Mit Jonas Schenker, Fabienne Dubler, Beat Booz, Fredi Bachmann, Othmar von Arx und mir war aus Aarau wieder eine starke Gruppe vertreten und stellte einen Drittel der Anwesenden. Auch der Interimspräsident der SAG, Karl Georg Scheuter, beehrte die Gruppe mit seinem Besuch. Das reichhaltige Programm liess allerdings schon vor Beginn der Veranstaltung erahnen, dass die veranschlagte Zeit (wieder einmal) nicht reichen würde. Martin Dubs präsentierte uns eingehend seine neuesten Ergebnisse in der Spektroskopie von Meteoren. Wie zu erwarten war, ist das Thema eher etwas für Insider, und zu denen gehöre ich nicht. Schon die Theorie zur spektralen Auflösung des Lichts ist nicht einfach. Die Auflösung von Meteor-Licht birgt aber zusätzliche Schwierigkeiten. Zuerst einmal ist die Leuchterscheinung eines Meteors sehr kurz und man weiss nie genau, wo er aufleuchtet. Das Licht ist meist sehr schwach und wird durch die Spreizung im Ablenkgitter nicht stärker. Durch die schnelle Bewegung des Objekts tritt ein Dopplereffekt auf. Um überhaupt sinnvolle Resultate zu bekommen, muss das Instrument (der Spektrograf) zuerst kalibriert werden. Und diese Kalibrierung gilt nicht einmal über eine ganze Messung von Aufleuchten bis zum Erlöschen eines Meteors. Schliesslich ist das ganze Prozedere ein Spiel zwischen guter Auflösung und hoher Signalintensität. Beides zusammen ist nicht zu haben. Zum Glück ist es Martin, der bei dieser kniffligen wissenschaftlichen Arbeit mit vollem Herzen dabei ist. Etwas mehr konnte ich mir unter dem nachfolgenden Kapitel vorstellen, auch wenn meine mathematischen Kenntnisse an der Matura schon an arg spürbare Grenzen gestossen sind. Beat Booz weihte uns in die Geheimnisse der Modellierung des Dunkelfluges eines Meteoroiden ein. Aktuelles Thema war natürlich der am 15. März gefallene Feuerball. Leider waren die Daten am Ende der Flugbahn nicht mehr so klar, so dass die Berechnungen von Beat nach wie vor mit Unsicherheiten behaftet sind. Wo man etwas nicht weiss, müssen Annahmen und Modelle einspringen. Das macht die Sache nicht unbedingt genauer, aber die Unsicherheit wird zu einer manipulierbaren Grösse. www.sternwarte-schafmatt.ch 23 FACHGRUPPE „METEOR-ASTRONOMIE“ von Werner Keller, Wohlen Eine genaue Lokalisierung des Niedergangsortes des Meteoriten (falls noch einer übrig geblieben ist!) blieb also (vorerst noch) illusorisch. Beim Vortrag von Beat ist mir aber klar geworden, dass die Berechnung des Niedergangs eines Meteoroiden mit sehr viel Fleissarbeit verbunden ist! Stefano Sposetti aus Gnosca (TI) ist ein „Meister der Töpfe“ der besonderen Art. Zwar sind es nur gewöhnliche Kochtöpfe, doch die braucht er nicht zum Kochen, sondern um seine Himmels-Kameras wetterfest unterzubringen. Stefano präsentierte uns die vorläufige Endfassung seines „Kochtopfs“ mit einer beeindruckenden Vierfach-Videokamera zur Überwachung des Himmels. Auch die Statistik seiner Sichtungen lässt sich sehen und macht ihn zu einem der erfolgreichsten Amateur-Astronomen in der Schweiz, die wissenschaftlich verwertbare Daten liefern. Ich hatte auch grosse Freude, Jochen Richert aus Bos-cha (Engadin) kennenzu lernen. Er hatte mit Abstand den weitesten Anreiseweg und konfrontierte mich mit etwas, was mir bis anhin völlig unbekannt war: mit der Radio-Beobachtung von Meteoren. Bei der Beobachtung von Meteoren mittels Funktechnik bedient man sich des sogenannten „forward scattering“ von Funksignalen: Das von einem Sender ausgesandte Funksignal wird an den ionisierten Luftmolekülen reflektiert, die ein Meteor beim Eintritt in die Erdatmosphäre erzeugt, und über eine Antenne von einem Empfänger aufgefangen. Im Gegensatz zu den anderen Beobachtungsverfahren lassen sich Meteore auf diese Weise auch am Tag und bei bewölktem Himmel beobachten. Jochen führte uns einige kostengünstige Werkzeuge vor, mit denen solche Radiosignale empfangen werden können, dazu die nötige Software. Er steht in engem Kontakt mit Fredi Bachmann, den die gleiche Leidenschaft treibt. Roger Spinner, unser Datenbank-Spezialist, überraschte uns mit einem völlig neuen nicht-astronomischen, sondern meteorologischen Phänomen. Roger hat die Datenbank für die Registrierung von exotischen Blitzphänomenen (TLEs = Transient Luminous Events: Sprites (Kobolde), Blue Jets (Blaue Strahlen), Elves (Elfen)…) erweitert. Diese Phänomene gehen bei der Feuerkugelbeobachtung sozusagen als „Beifang“ ins Netz des Beobachters. Sie wegzuwerfen wäre zu schade, denn es handelt sich hier um weitgehend unerforschte meteorologische Phänomene, bei denen die Wissenschaft auf weitere Daten angewiesen ist. 24 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift der AstroNoMischen Vereinigung Aarau FachgruPPe „meteor-astronomie“ von Werner Keller, Wohlen Nachdem uns Martin Dubs nochmals einige Tipps und Tricks zur Software verraten hatte, die die Meteor-Sichtungen auswertet, war die Zeit schon so weit fortgeschritten und das Wetter so schlecht geworden, dass der geplante Blick in die Sonne unterbleiben musste. Trotzdem liess es sich Stefan Meister nicht nehmen, uns noch die Allsky-Kamera von Bülach und das beeindruckende Instrumentarium der Schul- und Volkssternwarte Bülach zu zeigen. Gigantisch war allein schon das schweizweit einzigartige „Zwillingsfernrohr“ mit einem 34“-Cassegrain-Teleskop (85 cm Spiegeldurchmesser, 7,8m Brennweite!) und einem 20“-Cassegrain/Newton-Teleskop, das von 10 – 15m Brennweite (Cassegrain-Konfiguration) auf 2,5m (Newton-Konfiguration) umgerüstet werden kann. Weiter steht auf der Plattorm ein ZEISS-Coudé-Refraktor, der früher der ETH-Sternwarte gehört hat. Dieses Instrument mit einem ortsfesten Okular (der Blick durchs Okular ist fest, wo immer das Fernrohr selber auch hinschaut) ist für Beobachtungen besonders bequem. Neu und meinerseits schon mit einem leichten Neidfaktor behaftet, ist der Ritchey-Chrétien-Astrograf (Pro RC 360 LC / Pro RC 360SC) von Officina Stellare (10“ / 2000 mm Brennweite). Dieses Fernrohr wird vor allem für astro-fotografische Zwecke eingesetzt, dient aber auch zur Erweiterung des Teleskopparks für Besucher. Für gefahrlose Sonnenbeobachtungen steht ein Heliostat zur Verfügung, der das Sonnenbild live mit 1 Meter Durchmesser auf eine Leinwand projiziert. Insgesamt war es ein informationsreicher Tag mit tollen Leuten in einer beeindruckenden astronomischen Infrastruktur. Herzlichen Dank nochmals den Bülachern! www.sternwarte-schafmatt.ch 25 AUS DER AVA von Heiner Sidler, Safenwil DIE NAHEZU GLEICHZEITIGE ENTDECKUNG DER JUPITERMONDE DURCH GALILEO GALILEI UND SIMON MARIUS – SOWIE: VOM JULIANISCHEN ZUM GREGORIANISCHEN KALENDER Ein packender AVA-Vortragsabend mit Peter Grimm und Hans Roth und mit einem überraschenden Beitrag von Frau Dr. Helen Wider, Wettingen. Eingeladen war auch die Astronomische Gesellschaft Baden AGB. Am Abend des 4. Mai war der Saal im Restaurant Schützen zum Bersten voll. Der für diesen Abend angekündigte Vortrag der beiden AVA-Mitglieder Hans Roth und Peter Grimm beleuchtete die Wende zur naturwissenschaftlichen Astronomie sowie die Erfindung des Fernrohrs und damit den Beginn grosser Entdeckungen am Himmel. Ein faszinierendes Kapitel Astronomiegeschichte wurde erzählt - und damit verbunden die bewegenden Schicksale grosser Denker und Pioniere der modernen Astronomie. Der Vortragsbeginn führte die Besucher ins Jahr 1604: „Keplers Stern“ - die von Johannes Kepler in Prag vermessene Supernova im Sternbild Schlangenträger - brachte das antike Bild der unveränderlichen Fixsternsphäre weiter ins Wanken. Fast gleichzeitig musste sich Galileo Galilei in Padua gegen erniedrigende Verunglimpfungen wehren. 1608 wurde dem Brillenmacher Hans Lipperhey der Patenschutz für seine Fernrohr-Erfindung verweigert, weil wenige Tage danach sein Nachbar sowie ein weiterer Mann dieselbe Erfindung für sich selbst reklamierten. Lipperheys dreimal vergrösserndes Instrument fand jedenfalls den Weg bis nach Rom, und schon im August 1609 demonstrierte Galilei einen Eigenbau, der neunfach vergrösserte. Aber nicht er richtete erstmals ein Teleskop an den Himmel! Bereits im Juli des gleichen Jahres hatte der Engländer Thomas Harriot Fernrohrzeichnungen der Mondoberfläche angefertigt. 26 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift der AstroNoMischen Vereinigung Aarau AUS DER AVA von Heiner Sidler, Safenwil Ab September 1609 beobachtete Galilei den Nachthimmel, löste mit seinem Instrument die Milchstrasse in unzählige Einzelsterne auf, erkannte Gebirge auf dem Mond und entdeckte am 7. Januar 1610 die ersten 3 Jupitermonde. Besser als jeder andere verstand es Galileo Galilei seine Entdeckungen und sich selbst mit dem unverzüglichen Druck der Schrift Sternenbote (Sidereus nuncius) bekannt zu machen. In Heilsbronn beobachtete 1596 Simon Marius (eigentlich Simon Mayr) einen Kometen, und auch er sah 1604 den „neuen Stern“. Im Mai 1609 erfuhr er von Lipperheys Erfindung und vermochte bald eigene Teleskope zu bauen. Von Ansbach aus blickte er am 29. Dezember 1609 zu Jupiter und dokumentierte 3 Monde. – War er damit vor Galileo Galilei? 1582 hatte Papst Gregor XIII. seine Kalenderreform per Dekret in Kraft gesetzt. Auf Donnerstag, 4. Oktober 1582 folgte Freitag, 15. Oktober 1582, doch in den meisten protestantischen Ländern wurde die Reform erst viele Jahre später umgesetzt. Also sind dem Beobachtungsdatum von Marius noch die 10 Tage der Kalenderdifferenz hinzuzufügen. - Und wem fällt nun die Ehre der Erstentdeckung zu?! Simon Marius veröffentlichte seine Erkenntnisse allerdings erst 1614 im Buch Welt des Jupiters (Mundus Iovialis) – und vielleicht wollte er dann mit seinem Entdeckungsdatum den reizbaren Galileo nicht allzu sehr provozieren... Zumindest ist verbürgt, dass Marius bereits Anfang Dezember 1609 den Jupiter in dessen Oppositionszeit beobachtet hat. Doch da gibt’s unerwarteterweise noch einen weiteren Konkurrenten! Wir vernehmen, dass der Ulmer Wissenschaftler Frank Keim im Bild „die 3 Philosophen“ des venezianischen Renaissance-Malers Giorgione (1478 - 1510) Belege entdeckt haben will, dass Giorgione die Jupitermonde mit einem Fernrohr bereits 105 Jahre vor Galileo und Marius entdeckt haben könnte. www.sternwarte-schafmatt.ch 27 aus der aVa von Heiner Sidler, Safenwil Nun tritt Überraschungsgast Helen Wider auf und berichtet von Experimenten und Forschungen des Archäoastronomen Josef Vit aus Oberbettingen. Nach Funden von bearbeitetem Vulkanglas (Obsidian) aus prähistorischer Zeit versucht er Teleskope mit einem Obsidianspiegel zu bauen. Ein altägyptischer Text scheint ihm Recht zu geben: „Thot bediente sich merkwürdiger Gerätschaften; in einem Zauberspiegel konnte er weit entfernte Dinge sehen ...“ Vits Versuche rücken die These von prähistorischen Beobachtungs-Instrumenten in den Bereich des Denkbaren. Die Idee, einen Vortragsabend zu zweit oder zu dritt zu gestalten, bescherte den Besuchern Abwechslung und zusätzliche Spannung. Die Vortragenden ergänzten einander ideal und lenkten die Aufmerksamkeit der Zuhörer geschickt von Thema zu Thema und von Standpunkt zu Standpunkt. 28 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift Der AstronoMischen Vereinigung AArAu sternWarte schaFmatt Öffnungszeiten Jeden Donnerstag-Abend Jeden Freitag-Abend die sternwarte kann für individuelle gruppenführungen reserviert werden. Öffentliche Führungen - die sternwarte ist bei guter Witterung für jedermann und jedefrau geöffnet. Benutzen sie dazu die online-anmeldung auf http://www.sternwarte-schafmatt.ch Sommer Winter Bitte beachten Wir empfehlen ihnen nebst warmer Kleidung (sogar sommernächte können empfindlich kühl werden) auch eine taschenlampe mitzubringen. der Fussweg vom grossen Parkplatz führt via naturfreundehaus schafmatt bis zur sternwarte und ist ausgeschildert, aber nicht beleuchtet. ab 21:00 Uhr MESZ ab 20:00 Uhr MEZ die Öffnungszeiten sommer/Winter wechseln mit der umstellung auf die sommer- bzw. Winterzeit) Bei zweifelhafter Witterung gibt die Telefon-Nr. 062 298 05 47 jeweils ab 18:00 Uhr Auskunft, ob die Führung stattfindet. Koordinaten (Wgs84) Breite: 47.420240° n (47°25‘12,9“) länge: 7.950819° o (07°57‘03.0“) höhe: 820 m.ü.m www.sternwarte-schafmatt.ch 29 schlussPunKt (PG) Maria, die Enkelin einer STERNSCHNUPPEN-Abonnentin, besucht im Kanton Zürich die 2. Primarklasse. Gemeinsam und begleitet haben sie und ihre Mitschüler am 20. März die Sonnenfinsternis betrachtet und anschliessend ihre Beobachtungen zeichnerisch festgehalten. In ihrem Bericht schreibt Maria sinngemäss: „Wir sind immer in Gruppen hinausgegangen. Wir haben mit den Schutzbrillen die Sonne angeschaut. Sie hat eher wie ein(e) Mond(sichel) oder wie ein angebissener Keks ausgesehen. Es war sehr spannend und ich habe sehr viel gelernt.“ - Herrlich!! 30 STERNSCHNUPPEN Die Vereinszeitschrift Der AstronoMischen Vereinigung AArAu www.sternwarte-schafmatt.ch 31 Aarau-Lenzburg Telefon 062 737 07 37 www.begegnungsbank.ch [email protected]