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MRT bei MS
CME 3: Früherkennung einer PML - MRT
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TY-GER-0603
Entwicklung einer PML
Diagnose der progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML)
 Die progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) ist eine seltene
Hirninfektion, die unter anderem als Komplikation bei Immuntherapien auftreten
kann.
 Die Erkrankung wird durch das JC Virus (JCV) verursacht – diese Bezeichnung
leitet sich vom Namen des Patienten ab, bei dem das Virus erstmalig isoliert
wurde.
 Das Virus ist in der Bevölkerung stark verbreitet, kommt aber nur selten zum
Ausbruch. In der Regel wird das Virus noch vor dem Erwachsenenalter akquiriert,
der Erstkontakt bleibt jedoch normalerweise asymptomatisch.
 Vor allem bei einem stark geschwächten oder unterdrückten Immunsystem kann
es durch Reaktivierung des Virus zu einer PML kommen. Die potentiell tödliche
PML ist, wie die MS, eine demyelinisierende Erkrankung (Rosenkranz 2009).
Rosenkranz T. Komplikation bei immunsupprimierten Patienten. Neurotransmitter 2009;3:61-66
TY-GER-0603
Entwicklung einer PML
Diagnose der progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML)
 Den größten Stellenwert in der Diagnostik der PML hat die MRT.
 Die PML führt zu Läsionen der weißen Substanz, PML-Läsionen kommen aber
auch in der kortikalen und subkortikalen grauen Substanz vor. PML-Läsionen sind
in der T2-Wichtung und FLAIR-Technik hyperintens und zeigen mit zunehmender
Demyelinisierung eine T1-Hypointensität. Sie zeigen typischerweise eine
unscharfe Grenze zum nicht betroffenen Gewebe. Sehr charakteristisch ist die
Zerstörung der U-Fasern, wodurch die Läsionen bis unmittelbar an das
Kortexband heranreichen.
 In der nächsten Folie dargestellt sind FLAIR-MRT-Aufnahmen eines HIVPatienten, der eine PML entwickelt hat:
Rosenkranz T. Komplikation bei immunsupprimierten Patienten. Neurotransmitter 2009;3:61-66
TY-GER-0603
Entwicklung einer PML
PML 10.09.
PML 22.10.
i
- Rasche Progredienz -
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
TY-GER-0603
Entwicklung einer PML
PML 10.09.
PML 22.10.
- Rasche Progredienz -
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
In der oberen Zeile sind hyperintense
Läsionen zu erkennen. In der
Kontrolluntersuchung nach 5-6 Wochen
hat sich jede dieser Läsionen deutlich
vergrößert (untere Zeile).
Charakteristisch sind die unscharfen
Ränder der Läsionen, die auf die
zentrifugale Ausdehnungsrichtung der
Läsionen zurückzuführen sind, dort wo
das JC-Virus in das benachbarte
Gewebe voranschreitet und die
Oligodendrozyten zunehmend schädigt.
In den ersten MRT-Aufnahmen in der
unteren Zeile ist rechtskortikal
frontolateral eine Läsion zu erkennen,
die eine scharfe Grenze zum Kortex hin
aufweist. Dies ist allerdings eine
Ausnahme, da die PML in diesem Fall
an den Kortex stößt. Typischerweise
sind jedoch die Läsionen der PML
durch unscharfe Ränder charakterisiert.
Entwicklung einer PML
Diagnose der progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML)
 Ein weiteres typisches Kennzeichen der PML-Läsionen im Gegensatz zu MSLäsionen ist die nur sehr schwache Kontrastmittel-Aufnahme der Läsionen.
 Auf der nächsten Folie dargestellt sind ausgedehnte PML-Läsionen bei einem HIV
Patienten: vor allem links in Projektion auf die Basalganglien (zu erkennen in Bild
untere Reihe ganz rechts) und die dazugehörigen koronaren Kontrastmittelunterstützten Aufnahmen (obere Reihe).
 Trotz der sehr großen, etwas raumfordernden Läsion, gibt es nur eine minimale
Blut-Hirn-Schranken-Störung mit einem sehr schwachen Kontrastmittel-Übertritt
(2. Bild, obere Reihe). Ein wesentlicher Unterschied der PML- zur MS-Pathologie
ist, dass die Blut-Hirn-Schranke bei der PML in geringerem Ausmaß geöffnet wird
(außer in der IRIS-Phase).
McGuigan C et al. Stratification and monitoring of natalizumab associated progressive multifocal leukoencephalopathy risk: recommendations from
an expert group. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2016;87:117–125
DGN-Leitlinien. Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose. Thieme Verlag, Stuttgart, 2012
TY-GER-0603
PML – T1w + KM
trotz ausgedehnter Läsion nur minimale KM-Anreicherung
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
TY-GER-0603
Evolution einer Natalizumab-assoziierten PML
PML-Risiko während der Natalizumab-Behandlung
 Die PML ist die am meisten gefürchtete Komplikation unter der Therapie mit
Natalizumab, da die Erkrankung bei 20% dieser Patienten tödlich verläuft oder
schwere Behinderungen verursachen kann. Das Erkrankungsrisiko ist im
Allgemeinen gering:
•
Bei 138.800 Patienten, die weltweit Natalizumab erhielten, wurde eine PMLInzidenz von 3,96/1000 Patienten festgestellt.
•
Bei Patienten ohne vorhergehende immunsupprimierende Therapie erhöhte sich
das PML-Risiko von 1/1000 nach 1–24 Monaten Natalizumab-Exposition auf 5 und
6/1000 nach 25–48 und 49–72 Monaten.
•
Bei Patienten mit einer vorhergehenden immunsupprimierenden Therapie betrug
die Inzidenz einer PML 2; 11 und 9/1000 nach jeweils 1–24, 25–48 und 49–72
Monaten.
 Von den bisher 566 bekannten Fällen einer PML während der NatalizumabTherapie wurden 296 Patienten auf JCV-Antikörper getestet, wobei 292 (99%)
positiv waren und 4 Patienten negativ (Mc Giugan et al. 2016).
McGuigan C et al. Stratification and monitoring of natalizumab associated progressive multifocal leukoencephalopathy risk: recommendations from
an expert group. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2016;87:117–125
DGN-Leitlinien. Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose. Thieme Verlag, Stuttgart, 2012
TY-GER-0603
Evolution einer Natalizumab-assoziierten PML
PML-Risiko während der Natalizumab-Behandlung
 Ein Test auf JCV-Antikörper ist seit Mai 2011 allgemein verfügbar. Zum
gegenwärtigen Zeitpunkt erscheint ein Test bei folgenden Gruppen sinnvoll (DGNLeitlinien 2012):
• Bei Patienten mit erhöhtem PML-Risiko unter Natalizumab, also Patienten mit einer
vorangegangenen immunsuppressiven Therapie oder einer Behandlungsdauer mit
Natalizumab von über 2 Jahren
• Bei Patientenwunsch zur Spezifizierung der individuellen Risikosituation
• Bei zuvor negativ getesteten Patienten zur Erfassung einer möglichen
Serokonversion.
 Die zunehmende Hypointensität der T1-gewichteten Aufnahmen ist ein typisches
Kennzeichen der PML. Auf der nächsten Folie dargestellt ist die Dynamik der
Ausbreitung von PML-Läsionen in FLAIR-MRT- (obere Reihe) und T1-w MRTAufnahmen (untere Reihe):
McGuigan C et al. Stratification and monitoring of natalizumab associated progressive multifocal leukoencephalopathy risk: recommendations from
an expert group. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2016;87:117–125
DGN-Leitlinien. Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose. Thieme Verlag, Stuttgart, 2012.
TY-GER-0603
Evolution einer Natalizumab-assoziierten PML
Subtiler Beginn und Größenausdehnung
12/2010
12/2011
01/2012
02/2012
FLAIR
i
T1W
i
Wattjes MP et al. Mult Scler. 2013;19:1826-1840.
TY-GER-0603
Evolution einer Natalizumab-assoziierten PML
Im zeitlichen Verlauf über 1-2 Jahre zeigen die Läsionen eine deutliche und typische
Subtiler
Beginn und Größenausdehnung
Ausdehnung und Größenzunahme mit subkortikalem Schwerpunkt (Bild rechts, obere Reihe).
12/2011
01/2012
02/2012
T1W
FLAIR
12/2010
Wattjes MP et al. Mult Scler. 2013;19:1826-1840.
TY-GER-0603
Evolution einer Natalizumab-assoziierten PML
Subtiler Beginn und Größenausdehnung
12/2011
01/2012
02/2012
T1W
FLAIR
12/2010
In den T1-gewichteten Aufnahmen ist eine zunehmende Hypointensität im Bereich der Läsion
zu erkennen (untere Reihe). Das ist ein typisches Kriterium für die PML, denn die Schädigung
der Oligodendrozyten schreitet sukzessive voran, so dass es zu einer zunehmenden
Wattjes MP et al. Mult Scler. 2013;19:1826-1840.
Demyelinisierung und T1-Hypointensität kommt (Pfeile Abbildung 3. und 4. Bild von links).
Progression der PML-Läsionen in diffusionsgewichteten
MRT-Aufnahmen (DWI)
 Auf der nächsten Folie dargestellt ist die Dynamik in den FLAIR-MRT-Aufnahmen
(obere Reihe) und T1-gewichteten MRT-Aufnahmen (untere Reihe) in diesen
Abbildungen ebenfalls gut zu erkennen. In den FLAIR-MRT-Aufnahmen nehmen
die hyperintensen Läsionen im zeitlichen Verlauf (von links nach rechts) deutlich
an Größe zu, ebenso wie die Hypointensität in den T1-gewichteten Aufnahmen.
 Die Bilder der mittleren Reihe zeigen die entsprechenden diffusionsgewichteten
MRT-Aufnahmen. Im Bild ganz links ist zu erkennen, dass die gesamte Läsion
initial hyperintens zur Darstellung kommt, während im nächsten Bild der mittleren
Reihe, also zum nachfolgenden Zeitpunkt, die Läsion nur noch im Randbereich
Hyperintensität aufweist. Mit zunehmender Grössenzunahme der Läsion
verschiebt sich der hyperintense Rand der Läsion weiter in die Peripherie. Auf
dem letzten Bild der mittleren Reihe ist die Läsion ausschließlich hypointens
dargestellt.
 Das diffusionsgewichtete Bild stellt gerade den Randbereich der Läsion
hyperintens dar, dort wo die akute Infektion auf gesundes Gewebe trifft und die
jüngsten Infektionsfolgen zu sehen sind. Daher ist die DWI Bildgebung sehr gut
geeignet, um Patienten nach akuten PML Veränderungen und frühen Anzeichen
einer PML zu suchen.
TY-GER-0603
DWI – Typische Progression einer PML-Läsion
FLAIR
DWI
T1 +C
Post IRIS 1 moPost IRIS 5 mo
_103009
_062909
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
TY-GER-0603
PML unter Natalizumab – FLAIR und DWI
FLAIR- und DWI-Aufnahmen eines Patienten mit gleichzeitiger
MS- und PML-Pathologie
 Auf der nächsten Folie dargestellt sind FLAIR-MRT- (Reihe oben) und DWIAufnahmen (Reihe unten). Die FLAIR-MRT-Aufnahmen (Reihe oben) stellen die
komplexe Situation eines Patienten dar, der gleichzeitig eine MS- und PMLPathologie aufweist.
 In den diffusionsgewichteten Aufnahmen (Reihe unten) gibt es Bereiche, die
hyperintens zur Darstellung kommen (grün markierte Bereiche). In diesen
Bereichen hat sich eine neue Pathologie entwickelt. Diese Bilder sind nicht
spezifisch für eine PML, aber sie zeigen an, dass sich hier etwas Neues ereignet
hat und die Form und Lokalisation der Läsionen deuten auf eine PML hin (die in
diesem Fall auch aus der Liquoranalyse bestätigt wurde).
 Die DWI eignet sich daher sehr gut, um neu entwickelte PML-Veränderungen zu
detektieren. Hyperintensität in der DWI ist allerdings nicht spezifisch für eine
PML. Sie liefert aber Hinweise darauf, dass eine neue Läsion vorliegen könnte
und die Möglichkeit einer PML besteht.
TY-GER-0603
PML unter Natalizumab – FLAIR und DWI
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
TY-GER-0603
PML unter Natalizumab – FLAIR und DWI
DWI-Aufnahmen eignen sich, um eine PML frühzeitig zu
erkennen
 Auf der nächsten Folie dargestellt sind korrespondierende Aufnahmen der T1gewichteten MRT (Reihe oben), FLAIR-MRT (Reihe unten) und DWI (mittlere
Reihe). Es sind gleichzeitig ältere (grün markiert) und neuere Läsionsanteile (blau
markiert) vorhanden. Der ältere Anteil der Läsionen ist bereits deutlich
demyelinisiert mit entsprechender Hypointensität im T1-gewichteten Bild (Reihe
oben) und ebenfalls Hypointensität im diffusionsgewichteten Bild (mittlere Reihe).
Dagegen ist der jüngere frontal gelegene Anteil der Läsionen im DWI hyperintens
dargestellt (blaue Markierung). Im T1-gewichteten Bild ist zu erkennen, dass die
Demyelinisierung des jüngeren Läsionsanteils noch wenig ausgeprägt ist. Die
FLAIR-Aufnahmen zeigen relativ uniforme Hyperintensität der gesamten Läsion.
 Insbesondere diffusionsgewichtete MRT-Aufnahmen eignen sich sehr gut, um
neue pathologische Veränderungen frühzeitig zu erkennen und werden daher als
zusätzliche Untersuchungen neben T2-gewichteten und FLAIR-MRT-Aufnahmen
für das Routine-Monitoring von PML-Risikopatienten empfohlen (MAGNIMS
consensus guidelines 2015).
Wattjes MP et al. MAGNIMS consensus guidelines on the use of MRI in multiple sclerosis—establishing disease prognosis and monitoring patients.
Nat Rev Neurol. 2015 ;11(10):597-60
TY-GER-0603
PML unter Natalizumab – FLAIR und DWI
neuer Anteil
älterer Anteil
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
TY-GER-0603
Entwicklung des PML-Immunrekonstitutionssyndroms (IRIS)
 Ein PML-Immunrekonstitutionssyndrom (IRIS) entwickelt sich im Verlauf der
PML-Infektion, wenn das sich erholende Immunsystem auf eine latent oder auch
bereits klinisch manifest bestehende opportunistische Infektion reagiert. Dadurch
kommt es regelhaft zu ausgeprägten entzündlichen Reaktionen, die im MRT
erkennbar sind und die bei entsprechend großen Läsionen auch zu einer
klinischen Verschlechterung führen und das klinische Bild der Infektion insgesamt
stark verändern können.
 Auf der nächsten Folie dargestellt ist die Entwicklung einer IRIS aus einer PML.
In dem Moment indem die PML vom körpereigenen Immunsystem attackiert
werden kann, also sobald der immunsupprimierte Status nicht mehr aufrecht
erhalten wird, z.B. dadurch dass das Medikament abgesetzt wurde oder der
Antikörper aktiv über Plasmapherese entfernt wurde, kann sich eine
Immunreaktion ausbilden. Diese Immunreaktion, die oft sehr heftig ist, geht
üblicherweise mit einer geöffneten Blut-Hirn-Schranke einher und kann zu einem
raumfordernden Ödem führen:
DGN-Leitlinien. Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose. Thieme Verlag, Stuttgart, 2012
TY-GER-0603
Entwicklung des PML-Immunrekonstitutionssyndroms (IRIS)
i
Ende Februar – Ende März
Ende April
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
TY-GER-0603
Entwicklung des PML-Immunrekonstitutionssyndroms (IRIS)
Die ersten beiden Bilder (obere Reihe von links nach rechts) zeigen MRT-Aufnahmen einer
Patientin mit einer relativ kleinen PML-Läsion (hyperintenser Bereich). Etwa einen Monat
später zeigt Ende
sich im
nächsten
BildMärz
eine sehr große ödematöse Zunahme
der Läsion. Die BlutFebruar
– Ende
Ende April
Hirn-Schranke ist gestört mit einer sehr großen volumenrelevanten Ödem-Bildung. Die
Patientin hat nach Plasmapherese ein PML-IRIS entwickelt.
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
TY-GER-0603
Entwicklung des PML-Immunrekonstitutionssyndroms (IRIS)
 Ein IRIS tritt häufig bei Patienten, die mit Natalizumab behandelt wurden, nach
dem Absetzen der Therapie oder der Elimination von Natalizumab auf.
 Inwieweit der Plasmaaustausch ein fulminanteres IRIS fördert ist unklar, ein IRIS
kann in jedem Fall auch ohne Plasmapherese auftreten. In der Regel tritt das
IRIS innerhalb einiger Tage bis Wochen nach dem Plasmaaustausch und
Elimination des Antikörpers auf. Im ungünstigsten Fall kann es zu schweren
neurologischen Komplikationen führen und intensivmedizinische Maßnahmen
notwendig machen.
 Die empfohlene Therapie, um ein IRIS zu mildern, sind hochdosierte Steroide.
Eine entsprechende Überwachung mit geeigneter Behandlung der damit
einhergehenden Entzündungsreaktion sollte konsequent verfolgt werden (DGNLeitlinien 2012).
DGN-Leitlinien. Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose. Thieme Verlag, Stuttgart, 2012
TY-GER-0603
Verlauf der Natalizumab-assoziierten PML:
Asymptomatische vs. symptomatische Fälle
 Dong-Si et al. untersuchten 372 von 399 bestätigten PML-Fällen bei MSPatienten, die bis September 2013 bekannt waren. 30 der 372 PML-Fälle (8,1%)
waren bei der Diagnose asymptomatisch, dagegen waren die übrigen 342 Fälle
symptomatisch.
 Die mittleren EDSS-Werte, die vor der PML-Diagnose bei symptomatischen und
asymptomatischen Patienten ähnlich waren, waren zum Zeitpunkt der PMLDiagnose bei symptomatischen Patienten signifikant niedriger. 67% der
asymptomatischen Patienten blieben über weitere 13 Monate symptomfrei.
Insgesamt hatten asymptomatische Patienten ein besseres Outcome nach 6 und
12 Monaten.
 Je früher die Pathologie bei PML-Patienten entdeckt wird, desto besser ist die
Prognose und das Outcome der Patienten. Daher sollte die PML möglichst
frühzeitig diagnostiziert werden. Die bisherigen publizierten Kasuistiken zeigen,
dass sich Läsionen regelhaft im asymptomatischen Stadium der PML nachweisen
lassen.
Dong-Si T et al. Outcome and survival of asymptomatic PML in natalizumab-treated MS patients. Ann Clin Transl Neurol. 2014;1(10):755-64
TY-GER-0603
Verlauf der Natalizumab-assoziierten PML:
Asymptomatische vs. symptomatische Fälle
Asymptomatische PML:
 30/372 (8.1%) PML-Patienten waren asymptomatisch.
(Juni 2013)
 67% davon blieben über weitere 13 Monate
asymptomatisch.
 Asymptomatische PML-Patienten hatten nach 6 und
12 Monaten ein besseres funktionelles Outcome
Dong-Si T et al. Presented at ECTRIMS; October 2–5, 2013; Copenhagen, Denmark. P879.
TY-GER-0603
Fallstudie – Asymptomatische PML
 Bei diesem Fallbeispiel handelt es sich um eine 61-jährige rechtshändige
ehemalige Krankenschwester, die seit 7 Jahren an schubförmig remittierender
MS leidet und seit 3 Jahren eine Therapie mit monatlichen NatalizumabInfusionen erhält.
 Während der Zeitdauer der Natalizumab-Therapie blieb die Patientin schubfrei.
Vor Beginn der Natalizumab-Therapie wurde die Patientin über 4 Jahre mit IFNβ-Injektionen behandelt. Eine immunsuppressive Therapie hatte die Patientin vor
der Natalizumab-Therapie nicht erhalten.
 Im Rahmen der jährlichen Routine-MRT-Untersuchungen wurde im Mai 2011 eine
Läsion in der weißen Substanz in der linken hinteren parietalen Region
festgestellt, die zu diesem Zeitpunkt asymptomatisch war. Die NatalizumabBehandlung wurde aufgrund der Gefahr einer sich entwickelnden PML sofort
abgesetzt.
 Nach dem positiven PCR-Nachweis der JC Virus DNA erfolgte im Anschluss an
die stationäre Aufnahme eine Plasmapherese über 5 Zyklen sowie eine
Behandlung mit Mirtazapin. Die Patientin blieb asymptomatisch und konnte nach
4 Wochen entlassen werden.
Mc Govern EM, Hennessy MJ. Asymptomatic progressive multifocal leukoencephalopathy associated with natalizumab. J Neurol. 2013;260(2):665-7
TY-GER-0603
Fallstudie – Asymptomatische PML
MAI 2010
MAI 2011
JULI 2011
i
AUGUST 2011
SEPTEMBER 2011
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
OKTOBER 2011
TY-GER-0603
Fallstudie – Asymptomatische PML
MAI 2010
MAI 2011
JULI 2011
Obwohl die Größenzunahme der Läsion in den monatlichen FLAIR-MRT-Kontrollen deutlich
zu erkennen ist, blieb die Patientin auch im weiteren Verlauf asymptomatisch. Auch die
monatlichen neurologischen Kontrolluntersuchungen blieben über ein Jahr unauffällig.
AUGUST 2011
SEPTEMBER 2011
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
OKTOBER 2011
TY-GER-0603
Fallstudie – Asymptomatische PML
i
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
TY-GER-0603
Fallstudie – Asymptomatische PML
Hier dargestellt sind die korrespondierenden T1-gewichteten MRT-Aufnahmen der Patientin
mit (untere Reihe) und ohne Kontrastmittel-Verstärkung (obere Reihe).
MRT-Aufnahmen: Prof. Gass, Universitätsklinikum Mannheim
TY-GER-0603
Fallstudie – Asymptomatische PML
 Die T1-gewichteten MRT-Aufnahmen zeigen, dass die Demyelinisierung zum
dritten Zeitpunkt bereits weit fortgeschritten ist und dass ein irreguläres
Kontrastmittel-Aufnahme-Muster zu erkennen ist (untere Reihe Bild rechts). Hier
bewegt sich die Patientin vermutlich gerade durch eine asymptomatische IRISPhase hindurch, die Phase als die Immunreaktion auf die PML stattfindet. Auch
die IRIS-Phase scheint klinisch inapparent verlaufen zu können.
 Dieses Fallbeispiel zeigt, dass eine Natalizumab-assoziierte PML vollständig
asymptomatisch verlaufen kann, wenn diese frühzeitig erkannt und behandelt
wird. Ein sorgfältiges regelmäßiges MRT-Monitoring ist bei PML-Risikopatienten
besonders wichtig, um die PML frühzeitig zu erkennen, bevor sich Symptome
manifestieren. So kann der Verlauf monitoriert und ggf. günstig beeinflusst
werden, mit dem Ziel einer günstigen Defektheilungssituation.
Mc Govern EM, Hennessy MJ. Asymptomatic progressive multifocal leukoencephalopathy associated with natalizumab. J Neurol. 2013;260(2):665-7
TY-GER-0603
MRT-Monitoring bei Natalizumab-Patienten mit höherem
PML-Risiko – Vorschläge zum Vorgehen
 Risikofaktoren für die Entwicklung PML bei MS-Patienten unter der NatalizumabTherapie sind (Mc-Giugan et al. 2016):
•
Anti-JCV-Antikörper: Patienten mit einem JCV-Antikörper-Index >1,5 haben ein
erhöhtes PML-Risiko
•
Dauer der Natalizumab-Behandlung: Das PML-Risiko steigt ab einer
Behandlungsdauer über 2 Jahre hinaus
•
Eine vorhergehende Therapie mit Immunsuppressiva, wie Methotrexat,
Azathioprin, Cyclophosphamid, Cyclosporin, Tacrolimus, Sirolismus,
Mycophenolatmofetil, Cladribin
 Darüber hinaus wurde in einer Studie festgestellt, dass der Mangel des
Adhäsionsproteins L-Selektin auf der Oberfläche von CD4-Zellen das PML-Risiko
signifikant um 55% erhöht (Schwab et al. 2015).
McGuigan C et al. Stratification and monitoring of natalizumabassociated progressive multifocal leukoencephalopathy risk: recommendations from an
expert group. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2016;87:117–125
Schwab N et al. PML risk stratification using anti-JCV antibody index and L-selectin. Mult Scler. 2015 pii: 1352458515607651Wattjes MP et al.
MAGNIMS consensus guidelines on the use of MRI in multiple sclerosis—establishing disease prognosis and monitoring patients. Nat Rev Neurol.
2015 ;11(10):597-60
TY-GER-0603
MRT-Monitoring bei Natalizumab-Patienten mit höherem
PML-Risiko – Vorschläge zum Vorgehen
MRT - Protokoll
 Protonendichte- und T2-gewichtet
 FLAIR
 DWI/ADC
 T1-w 3D
 T1-w + KM (5 Minuten nach KM-Gabe)
 2D Akquisitionen mit 3 bzw. 5 mm Schichtdicke
Anti-JCV-positiv
mit häufigerer früherer
Immunsuppressiva-Anwendung
Monat
0
HF: Hoch-Frequent
6
12
HF
18
21
24
MRT-Monitoring
27
30
33
36
39
42
45
48
TY-GER-0603
MRT-Monitoring bei Natalizumab-Patienten mit höherem
PML-Risiko – Vorschläge zum Vorgehen
 Um eine PML frühzeitig zu erkennen, sollte ein MRT-Monitoring von MSPatienten mit einem erhöhten PML-Risiko unter der Natalizumab-Therapie in
folgenden Zeitabständen erfolgen:
 In den ersten 18 Monaten der Natalizumab-Therapie:
•
Halbjährlich: Reduziertes MRT-Protokoll (FLAIR, DWI/ADC, T1-w 3D)
•
Jährlich: Vollständiges MRT-Protokoll (Protonendichte- und T2-gewichtete MRT,
FLAIR, DWI/ADC, T1-w 3D, T1-w + KM (5 Minuten nach KM-Gabe), 2D
Akquisitionen mit 3 bzw. 5 mm Schichtdicke
 Ab dem Monat 18 der Natalizumab-Therapie:
•
Alle 3 Monate: Reduziertes MRT-Protokoll (FLAIR, DWI/ADC, T1-w 3D)
•
Jährlich: Vollständiges MRT-Protokoll (Protonendichte- und T2-gewichtete MRT,
FLAIR, DWI/ADC, T1-w 3D, T1-w + KM (5 Minuten nach KM-Gabe), 2D
Akquisitionen mit 3 bzw. 5 mm Schichtdicke
McGuigan C et al. Stratification and monitoring of natalizumabassociated progressive multifocal leukoencephalopathy risk: recommendations from an
expert group. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2016;87:117–125
Schwab N et al. PML risk stratification using anti-JCV antibody index and L-selectin. Mult Scler. 2015 pii: 1352458515607651Wattjes MP et al.
MAGNIMS consensus guidelines on the use of MRI in multiple sclerosis—establishing disease prognosis and monitoring patients. Nat Rev Neurol.
2015 ;11(10):597-60
TY-GER-0603
Zusammenfassung
 Die PML ist eine seltene opportunistische Infektion, die als schwere
Komplikation unter der Therapie mit Immunsuppressiva, wie Natalizumab,
auftreten kann.
 Bei einer PML muss das Immunsystem rasch rekonstituiert werden: Absetzen
von Natalizumab und Plasmapherese
 Die frühe PML-Diagnose mittels MRT ist wichtig für das Outcome der
Patienten.
 DWI-MRT-Aufnahmen sind gut geeignet, um Patienten nach frühen Anzeichen
einer PML zu untersuchen.
 Patienten mit hohem PML-Risiko sollten zusätzlich zum jährlichen MRTMonitoring mit einem reduzierten MRT-Protokoll untersucht werden:
 Halbjährlich in den ersten 18 Monaten der Natalizumab-Therapie
 Alle 3 Monate ab dem Monat 18 der Natalizumab-Therapie
TY-GER-0603
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