Fachinformation Kardiologie/Angiologie 2 | »Kardiologie/Angiologie« Fachinformation Kardiologie/Angiologie Herzprobleme als Volkskrankheit Nr. 1 Den Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems kommt hinsichtlich Morbidität und Mortalität eine herausragende Bedeutung zu. Etwa 50 % aller Todesfälle sind durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bedingt. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung treten schwer wiegende Herzerkrankungen zunehmend bei älteren, multimorbiden Menschen auf. Dadurch bedingt verschiebt sich die Altersgrenze für interventionelle und herzchirurgische Eingriffe immer mehr nach oben. Andererseits treten unverändert häufig Herzinfarkte im jüngeren Lebensalter auf, also bei noch im Arbeitsprozess stehenden Menschen. Dies erfordert neben der Berücksichtigung der körperlichen Erkrankungsfolgen auch eine psychische Bewältigung der sozialen Ängste wie Arbeitsplatzverlust und Verlust des Lebensstandards. In die kardiologische Rehabilitation müssen deshalb neue Aspekte wie ganzheitlicher Ansatz und Gesundheitstraining einfließen, daneben müssen aber auch vermehrt psychische und sozialmedizinische Aspekte berücksichtigt werden. Zielsetzung Ziel der kardiologischen Rehabilitation ist die Verbesserung der Prognose und Lebensqualität eines Herzpatienten sowie die krankheits- und behinderungsgerechte Reintegration in sein soziales und berufliches Umfeld nach dem Motto: „Rehabilitation vor Rente“ und „Rehabilitation vor Pflege“. Chefarzt Professor Dr. med. Frank Oehmichen Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sozialmedizin 3 | »Kardiologie/Angiologie« Allgemeine therapeutische Grundlagen und Therapieplangestaltung Unser Rehabilitationskonzept basiert auf den Richtlinien und Erfahrungen der DRV Bund sowie den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von HerzKreislauf-Erkrankungen (DGPR). Die Abteilung ist von der DGPR seit November 1999 zertifiziert und in das Verzeichnis von HerzKreislauf-Rehabilitationskliniken in Deutschland aufgenommen. Die Rehabilitation erfolgt durch ein multiprofessionelles Team unter verantwortlicher Leitung des Chefarztes. Durch kontinuierlichen Erfahrungsaustausch der einzelnen in die Rehabilitation eingebundenen Mitarbeiter untereinander und mit dem Patienten soll ein optimales Rehabilitationsergebnis erzielt werden. Zu Beginn der Rehabilitation wird für jeden Patienten individuell der Rehabilitationsplan erstellt und das Therapieziel formuliert. Beides richtet sich nach der Grunderkrankung und der vorausgegangenen Therapie sowie den vorhandenen Begleiterkrankungen. Für jeden Patienten wird ein ausgewogener Therapieplan aus aktiver Bewegungstherapie, balneophysikalischen Anwendungen und Schulungseinheiten zusammengestellt. Die geplanten Rehabilitationsmaßnahmen und das Rehabilitationsziel werden mit dem Patienten zu Beginn der Behandlung ausführlich besprochen und während seines Aufenthaltes immer wieder kontrolliert sowie, wenn nötig, angepasst. So können wir das bestmögliche Rehabilitationsergebnis erzielen. Indikationen und Schwerpunktbereiche In der Fachabteilung Kardiologie/Angiologie werden Patienten mit Krankheiten des Herzens und des Kreislaufs sowie mit Krankheiten der Gefäße rehabilitiert. Die Rehabilitationen werden stationär oder ganztägig ambulant durchgeführt. Unsere Abteilung nimmt am IRENA-Programm (Intensivierte Rehabilitationsnachsorge) der Deutschen Rentenversicherung teil. Rehabilitationsbedürftige Begleiterkrankungen Bei einer Vielzahl von Herz-Kreislauf-Patienten liegt aufgrund der Altersstruktur eine Multimorbidität vor. Dieser Tatsache wird durch das ganzheitliche Rehabilitationskonzept Rechnung getragen. In der KLINIK BAVARIA in Kreischa sind mehrere bettenführende Abteilungen und weitere Facharztdisziplinen (HNO-Heilkunde, Augenheilkunde, Urologie sowie Nephrologie/Dialyse) unter einem Dach vereint. 4 | »Kardiologie/Angiologie« Folgende Erkrankungen können behandelt werden: Koronare Herzerkrankung Zustand nach Herzinfarkt Zustand nach interventioneller Behandlung der Herzkranzgefäße (Ballondilatation, Stentimplantation) Zustand nach aortokoronarer Bypass-Operation Chronische arterielle Hypertonie Angeborene und erworbene Herzklappenfehler Zustand nach operativem Herzklappenersatz Zustand nach operativer Herzklappenrekonstruktion Zustand nach Endokarditis Zustand nach operativer Entfernung gutartiger Herztumoren Kardiomyopathien Zustand nach Perikarditis Zustand nach Myokarditis Zustand nach operativer Korrektur angeborener Herzfehler Erwachsener Bradykarde und tachykarde Herzrhythmusstörungen Erregungsleitungsstörung Herzinsuffizienz NYHA I – III Zustand nach Herztransplantation, Lungentransplantation oder Herz- und Lungentransplantation Pulmonale Hypertonie Zustand nach tiefer Beinvenenthrombose Zustand nach Operationen am venösen Gefäßsystem Zustand nach Lungenembolie Arterielle Verschlusskrankheit der Beine Zustand nach Eingriffen an den Gefäßen bei peripherer arterieller Verschlusskankheit (perkutane Angioplastie, arterioarterieller Bypass) Zustand nach Bauchaortenaneurysmaresektion Zustand nach operativem Eingriff an hirnversorgenden Gefäßen Durch räumliches Nebeneinander und enge Kooperation der einzelnen Fachabteilungen wird das Konzept der ganzheitlichen Rehabilitation gewährleistet. Behandlungsbedürftige Begleiterkrankungen werden bei Anamnese und Eingangsuntersuchung mit erfasst und ohne Zeitverlust in den individuellen Rehabilitationsplan integriert. Somit können viele akute und chronische Begleiterkrankungen fachgerecht mitbehandelt werden. Erfahrungsgemäß stehen dabei Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates im Vordergrund, daneben aber auch Nierenerkrankungen bis hin zur Dialyse sowie perioperativ aufgetretene neurologische Erkrankungen mit nur geringen Defiziten. 5 | »Kardiologie/Angiologie« Schulungen/Vorträge Von ganz entscheidender Bedeutung für einen langfristigen Effekt der medizinischen Rehabilitation ist die Tatsache, dass der Patient nur dann in der Lage ist, seine gesundheitlichen Probleme zu erfassen, zu akzeptieren und schließlich durch gezielte Eigenmaßnahmen zu bewältigen, wenn ihm im Rahmen des qualifizierten indikations- und problembezogenen Gesundheitstrainings diese Möglichkeit dargestellt und vermittelt wird. Das Gesundheitstraining wird multiprofessionell von Ärzten, Diätassistenten, Psychologen, Physio-, Sporttherapeuten und Sozialdienstmitarbeitern durchgeführt. Inhalte dieser Schulungen sind Maßnahmen zur Gesundheitsinformation sowie Motivation zur gesundheitsbewussten Lebensführung. Wir möchten unsere Patienten nicht belehren, sondern motivieren und aufklären. Spezielle medikamentöse und sonstige Therapie Spezielle Behandlungsprogramme Patienten, die aufgrund ihrer Erkrankung eine lebenslange Antikoagulation mit Falithrom/Marcumar durchführen müssen, können am Coagu-Chek®-System das INRSelbstmanagement erlernen. Ein Schwerpunkt der Abteilung ist die Rehabilitation von Patienten nach Herz-, Lungenoder Herz- und Lungentransplantation. Die behandelnden Ärzte stehen dabei in engem Kontakt mit der transplantierenden Klinik. Das Rehabilitationskonzept wird von beiden Abteilungen entwickelt und ständig kritisch überprüft. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen finden im Herzzentrum statt. Patienten nach einer Transplantation werden intensiv betreut. Die Dosierung ihrer speziellen Medikamente (Immunsuppressiva) wird regelmäßig überwacht und wenn nötig dem Zielspiegel angepasst. Chronisch-hämodialysepflichtige Patienten werden in einer nahegelegenen Dialysepraxis dialysiert. Chronische Peritonealdialysen werden in der KLINIK BAVARIA durchgeführt. Das Rehabilitationsprogramm wird dem Dialyserhythmus angepasst. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Rehabilitation von Herzpatienten mit gleichzeitig bestehender Niereninsuffizienz oder chronischer Hämodialyse. Bei Planung des individuellen Rehabilitationsprogrammes werden die festen Dialysezeiten berücksichtigt (siehe auch „Spezielle medikamentöse und sonstige Therapie“). 6 | »Kardiologie/Angiologie« Mögliche diagnostische Verfahren Die qualifizierte kardiologische/angiologische Rehabilitation erfordert eine Funktions- und Leistungsdiagnostik des Patienten. Sie umfasst die Bestimmung der körperlichen Leistungsfähigkeit/Belastbarkeit im Rahmen der Bewegungstherapie, Beurteilung des Trainingseffektes, Erfassung einer Verschlechterung der kardialen Belastbarkeit, Definition der künftigen Belastbarkeit in Beruf und Freizeit, Einsatz und Dosierung spezieller Medikamente und die Entscheidung über die Indikation zu weiterer invasiver Abklärung der Notwendigkeit interventioneller oder herzchirurgischer Behandlungen. Folgende Funktions- und Leistungsdiagnostik kann bei entsprechender medizinischer Notwendigkeit durchgeführt werden: Mehrkanal-Ruhe-EKG Fahrrad-Belastungs-EKG 24-Stunden-Langzeit-EKG 24-Stunden-Langzeit-Blutdruckmessung Transthorakale Echokardiografie einschließlich DopplerEchokardiografie und farbcodierter Echokardiografie Transösophageale Echokardiografie Kontrastmittel-Echokardiografie Stress-Echokardiografie Oberbauchsonografie/Schilddrüsensonografie Gastroskopie Spirometrie Uni- und bidirektionale Gefäßdopplersonografie Farbcodierte Duplexsonografie der Gefäße Röntgendiagnostik von Herz und Lunge Breites Spektrum klinisch-chemischer Laboruntersuchungen 7 | »Kardiologie/Angiologie« Medizinisches Zentrum für Arbeit und Beruf (MedZAB) Das MedZAB bietet die Möglichkeit, berufsbezogene Fragestellungen im Umfeld gesundheitlicher Beeinträchtigungen vollständig und umfassend zu beantworten. Dazu zählen, ob Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben erforderlich sein können, differenzierte Beurteilungen der somatischen und kognitiven Leistungsfähigkeit sowie eine sozialmedizinische Leistungsbeurteilung. Kompetenzzentrum der Medizinisch-Berufsorientierten Rehabilitation (MBO®/MBOR) Die Erhaltung der beruflichen Leistungsfähigkeit steht gleichwertig neben der Wiederherstellung der physischen und psychomentalen Funktionen. Basierend auf den Erfahrungen und Eigenentwicklungen der Klinik Bavaria werden MBO®-spezifische Therapie-, Trainings- und Schulungsmaßnahmen in das Behandlungskonzept integriert. Nach den bisherigen Erfahrungen und durchgeführten Studien haben Rehabilitanden mit gesundheitlichen Einschränkungen bei Einsatz von Instrumenten der medizinisch-berufsorientierten Rehabilitation bessere Chancen, frühzeitig an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren und in der Folge weniger Beeinträchtigungen bei der Ausübung ihrer Berufes zu verspüren. Kompetenzzentrum der medizinisch-beruflichen Rehabilitation (mbR/Phase II) Das Rehabilitationskonzept orientiert sich an den Grundsätzen und Empfehlungen der Bundesarbeitsgemeinschaft für medizinisch-berufliche Rehabilitationseinrichtungen (Phase II). Das Kompetenzzentrum fördert Menschen, die körperlich, seelisch und/oder geistig durch Unfall oder Krankheit ggf. auf Dauer leistungsgewandelt sind und die wegen schwerer krankheits- oder unfallbedingter motorischer oder kognitiver Leistungseinschränkungen, Lernstörungen (einschl. Lernentwöhnung), besonderer Störanfälligkeit und Umfeldabhängigkeit, Störungen des Sozial- und Arbeitsverhaltens auf besonders umfassende multidisziplinäre diagnostische und therapeutische Leistungen der medizinischen und beruflichen Rehabilitation angewiesen sind. In Anlehnung an das bio-psycho-soziale Modell der ICF ist das vorrangige Ziel die frühestmögliche und dauerhafte Wiedereingliederung in den bisherigen oder einen anderen Beruf, Familie und Gesellschaft entsprechend des vorliegenden Leistungsvermögens, ggf. auch unter Berücksichtigung einer bestehenden Behinderung. Ärztliche Leitung der Fachabteilung Kardiologie/Angiologie Chefarzt Prof. Dr. med. Frank Oehmichen Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sozialmedizin INFOLINE (gebührenfrei) 0800 5734724 Tel.: 035206 6-2054 Fax: 035206 6-3517 E-Mail: [email protected] KLINIK BAVARIA An der Wolfsschlucht 1 – 2 01731 Kreischa Rezeption Klinik I Tel.: 035206 6-1004 Internet: www.klinik-bavaria.de E-Mail: [email protected] Belegungsservice Tel.: 035206 6-3305 Fax: 035206 6-3333 © Klinik Bavaria 06.2012