3 Proteine 3 3 Proteine Fragen in den letzten 10 Examen: 4 Kommen wir nun also zu den größeren, aus Aminosäuren bestehenden Molekülen, nämlich den Proteinen. Auf die ebenfalls großen Enzyme musst du leider noch bis Kapitel 4, S. 51 warten. Zwischen diesen beiden Sub­ stanzklassen gibt es einen wesentlichen Unterschied, weshalb sie auch in zwei unterschiedlichen Kapiteln abgehandelt werden: ihre Funktion. Proteine werden unterteilt in Strukturproteine und Funktionsproteine. Die Enzyme gehören zu den Funktionsproteinen. Das Proteinkapitel behandelt nur die Strukturproteine. Doch zunächst kommen wieder einige trockene, aber wichtige chemische Grundlagen. 3.1 Bindungstypen Wenn man einen Tisch bauen will, ist es wichtig zu wissen, welche Möglichkeiten es gibt, die Bretter miteinander zu verbinden; ob mit Nägeln, Schrauben oder Ähnlichem, damit das Produkt auch aussieht wie ein Tisch und nicht auseinander fällt. Aus diesem Grund ist es für Medizinstudenten leider auch notwendig, die – zugegebenermaßen eher langweiligen – chemischen Bindungstypen innerhalb eines Proteins und zwischen den Proteinen zu kennen, um zu verstehen, warum und wie ein Protein funktioniert. Besonders wichtig ist dieses Verständnis nämlich gerade dann, wenn ein Enzym nicht mehr funktioniert, also im Krankheitsfall. Dieses Kapitel beschäftigt sich daher (so kurz wie möglich, aber so lang wie nötig) mit den intra- und intermolekularen Anziehungskräften von Proteinen. Im Einzelnen sind dies die –– Wasserstoffbrückenbindungen, –– hydrophoben Bindungen, –– van-der-Waals-Kräfte, –– Disulfidbindungen, –– Ionenbeziehungen. 40 3.1.1 Wasserstoffbrückenbindungen Wasserstoffbrückenbindungen gehören zu den häufigsten Bindungen in der Natur. Um diesen Bindungstyp zu verstehen, muss zunächst der Begriff der Elektronegativität klar sein: Merke! Die Elektronegativität beschreibt das Maß des Bestrebens eines Atoms, in einem Molekül die Bindungselektronen an sich zu ziehen. Stark elektronegative Elemente haben die Tendenz zur Aufnahme von Elektronen (hohe Elektronenaffinität), Atome mit sehr niedriger Elektronegativität geben Elektronen relativ leicht ab (niedrige Elektronenaffinität). Je höher der Unterschied in der Elektronegativität der gebundenen Elemente, desto polarer ist die Bindung zwischen ihnen. Merke! –– Die Elektronegativität nimmt innerhalb einer Periode von links nach rechts zu. –– Die Elektronegativität nimmt innerhalb der Hauptgruppen von oben nach unten ab. Wasserstoffbrückenbindungen treten immer dort auf, wo ein Wasserstoffatom (niedrige Elektronegativität) an ein stark elektronegatives Atom (meist Stickstoff oder Sauerstoff) kovalent gebunden ist (-OH oder -NH). Dadurch bekommt das Wasserstoffatom eine positive Teilladung. Nähert sich nun ein weiteres elektronegatives Atom (wie z. B. O), kommt es zu Wechselwirkungen zwischen dem positiven Wasserstoff und dem zweiten negativen Atom.