1 Grundlagen der Autoimmunität

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Pädiatrische Rheumatologie
Norbert Wagner
Günther Dannecker
(Hrsg.)
Pädiatrische
Rheumatologie
2., überarbeitete Auflage
Mit 334 überwiegend farbigen Abbildungen
123
Herausgeber
Prof. Dr. Norbert Wagner
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der RWTH Aachen
Prof. Dr. Günther Dannecker
Ehem. Ärztlicher Direktor am Olgahospital, Pädiatrisches Zentrum, Klinikum Stuttgart
Ergänzendes Material zu diesem Buch finden Sie auf http://extras.springer.com
ISBN-13 978-3-642-34727-6
DOI 10.1007/978-3-642-34728-3
ISBN 978-3-642-34728-3 (eBook)
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Springer Medizin
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Planung: Dr. Christine Lerche, Heidelberg
Projektmanagement: Claudia Bauer, Heidelberg
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V
Vorwort zur 2. Auflage
Sechs Jahre nach der ersten Auflage ist die vorliegende
Neuauflage erforderlich geworden, da die stürmische
Entwicklung in der pädiatrischen Rheumatologie unverändert weiter gegangen ist. Zahlreiche Biologicals
sind inzwischen entweder zugelassen worden, oder es
liegen gute Daten für ihre Wirksamkeit bei rheumatischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter vor.
Als Beispiele seien die IL-1 und IL-6 Antagonisten
angeführt, die bei der systemischen Verlaufsform der
juvenilen idiopathischen Arthritis oder den autoinflammatorischen Erkrankungen ihren Einsatz gefunden haben. Die pädiatrische Rheumatologie hat sich
in zahlreichen Kliniken und auch ambulant als Subdisziplin weiter etabliert, die Zahl der von den Ärztekammern zertifizierten Kinderrheumatologen steigt
beständig an.
Dank sei an dieser Stelle den zahlreichen Autoren
gesagt, die ihre Kapitel überarbeitet oder neu geschrieben haben, die Autoren repräsentieren auch die
langjährige fruchtbare Zusammenarbeit in der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Und wir
möchten unseren Dank den Mitarbeiterinnen des
SpringerVerlags aussprechen, die sich mit Rat und Tat
sehr unterstützend an der Fertigstellung dieser 2. Auflage beteiligt haben.
Unsere Anteilnahme gilt den Angehörigen der
viel zu früh verstorbenen Autoren der Erstauflage,
Frau Dr. Olschewski und Herrn Dr. Buckup.
Wir sind zuversichtlich, dass das Buch auch künftig seine Funktion erfüllt, den in der Kinderrheumatologie Tätigen zu helfen, die ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen mit einer rheumatischen Erkrankung erfolgreich und optimal zu behandeln.
Zuletzt ein technischer Hinweis: Bei den zwei in
der Erstauflage integrierten Kapiteln (Kapitel 14 Physiotherapie, Physikalische Therapie, Ergotherapie
und Kapitel 15 Krankheitsbewältigung im Alltag) hat
sich inhaltlich seit dem Erscheinen wenig geändert,
diese beiden Kapitel erscheinen als aktualisierter
Nachdruck unter dem Buchtitel »Rheuma bei Kindern und Jugendlichen in der Physio- und Ergotherapie (ISBN 978-3-642-40000-1) im SpringerVerlag«.
Norbert Wagner
Günther Dannecker
Aachen, Altlangsow
im Frühjahr 2013
Vorwort zur 1. Auflage
Die Rheumatologie und damit auch die pädiatrische
Rheumatologie hat in den letzten Jahrzehnten eine
dramatische, positive Entwicklung genommen. Von
einem Stiefkind der Medizin, nicht selten als Bädermedizin belächelt, erfolgte die Entwicklung hin zu
einem wissenschaftlich fundierten und klinisch sehr
erfolgreich arbeitenden Spezialgebiet. Unser besseres
Verständnis der pathogenetischen Mechanismen ergab zusammen mit den immens verbesserten Möglichkeiten der Bildgebung aber nicht nur eine genauere Diagnostik. Noch viel wichtiger und erfreulicher
ist es, dass sich dadurch in den letzten Jahren auch
eine wesentliche Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten der Kinder und Jugendlichen ergab, und
das Ende dieser Entwicklung ist noch nicht abzusehen.
Dieses komplexe Spezialgebiet in einem deutschsprachigen Lehrbuch abzubilden war ein schon lange
gehegter Traum der Herausgeber. Die Umsetzung von
der Idee über den konkreten Plan bis zu dem nun vorliegenden Buch war nur durch das Zusammentreffen
verschiedener begünstigender Faktoren möglich:
Der oben genannten Entwicklung der pädiatrischen Rheumatologie läuft die Entwicklung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie parallel. Auch hier vollzog sich durch das Engagement
aller Mitglieder der Wandel von der anfänglich nicht
ohne Skepsis gesehenen Arbeitsgemeinschaft, wie der
Name ja bis 2005 noch lautete, hin zur anerkannten
und wahrgenommenen Gesellschaft. Die wissenschaftlichen Aktivitäten sind vielfältig und die erfolgreiche Arbeit spiegelt sich unter anderem in der Tatsache wider, dass die pädiatrische Rheumatologie in
Deutschland als Zusatzbezeichnung im Bereich der
Kinder- und Jugendheilkunde anerkannt wurde. Dieses Buch mit seinem vielfältigen Spezialwissen ist
auch ein Zeugnis der Aktivität und Produktivität dieser Gesellschaft, aus deren Reihe mit wenigen Ausnahmen alle Autorinnen und Autoren kommen. Allen
sei an dieser Stelle für Ihre engagierte Mitarbeit herzlich gedankt; und wenn wir manchen von Ihnen bei
der Fertigstellung etwas auf die Füße treten mussten,
hoffen wir, dass dies nicht allzu schmerzhaft war.
Natürlich wäre das Projekt ohne einen mutigen
und unterstützenden Verlag nicht realisierbar. Unser
besonderer Dank gilt deswegen dem Springer-Verlag
und seinen MitarbeiterInnen für das Wagnis und die
geduldige Unterstützung bei der Idee, ein Standardlehrbuch der pädiatrischen Rheumatologie zu realisieren.
Wir bedanken uns sehr bei den uns nahe stehenden Menschen, da dieses Buch nicht möglich gewesen
wäre ohne ihre geduldige Unterstützung und Inspiration und ohne das Verständnis für manchen bei bestem Urlaubswetter am Schreibtisch verbrachten Tag.
Es ist unser Ziel und unsere Hoffnung, dass dieses
Lehrbuch allen Kinderärzten, die sich um Kinder und
Jugendliche mit rheumatischen Erkrankungen kümmern, eine Hilfe sei bei der komplexen Abklärung,
Differenzialdiagnostik und Therapie einer Vielzahl
von sehr unterschiedlichen Erkrankungen. Es soll
aber auch dem Nicht-Spezialisten helfen, eine erste
Einordnung der vielfältigen Zeichen und Symptome
von rheumatischen Erkrankungen zu ermöglichen.
Besonders schön wäre es, wenn sich auch werdende
Pädiater oder sogar Studenten der Medizin ab und zu
in dieses Buch einlesen und erkennen, dass die pädiatrische Rheumatologie ein hoch spannendes und
dynamisches Feld ist. Die Etablierung der pädiatrischen Rheumatologie in der medizinischen Lehre an
Universitätskliniken und ihren Lehrkrankenhäusern
kann kein Ziel dieses Buches sein, aber es würde uns
freuen, wenn es dazu beitragen würde, diesen Denkprozess anzustoßen.
Vor allen Dingen soll dieses Buch aber den betroffenen Kindern und Jugendlichen helfen, eine möglichst optimale Therapie für ihre oft durch Schmerzen
und Einschränkungen geprägten rheumatischen Erkrankungen zu erhalten.
Norbert Wagner
Günther E. Dannecker
Aachen, Stuttgart
im Sommer 2007
VII
Inhaltsverzeichnis
1
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
1.7
2
2.1
2.2
2.3
3
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
3.8
3.9
3.10
3.11
3.12
3.13
3.14
3.15
3.16
3.17
3.18
4
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
4.7
4.8
4.9
4.10
Grundlagen der Autoimmunität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
O. Frey, T. Kamradt, N. Wagner, J. Roth, J.-P. Haas, G. Horneff, F. Zepp, G. Dannecker
T-Lymphozyten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
B-Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Monozyten und Makrophagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Genetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Zytokine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Autoimmunität und Infektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Zusammenfassung: Pathogenese der Autoimmunkrankheiten . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Untersuchungstechniken . . . . . . . . . . . . . .
S. Benseler, J. Brunner, T. von Kalle, M. Zieger, P. Winkler
Körperliche Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . .
Labor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bildgebende Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2
14
21
26
33
50
54
57
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Pharmakotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
N. Wagner, T. Niehues, H. Michels, N.M. Wulffraat, C.A. Lindemans, J.F. Swart
Nichtsteroidale Antirheumatika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Glucocorticoide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sulfasalazin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Antimalariamittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Methotrexat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Leflunomid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Azathioprin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Cyclophosphamid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Penicillamin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ciclosporin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Mycophenolatmofetil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Gold . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
TNF-Antagonisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Interleukin-1-Inhibitoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Interleukin-6-Antagonist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Verschiedene Substanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kombinationstherapien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Autologe Stammzelltherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Juvenile idiopathische Arthritis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
K. Minden, M. Frosch, J. Roth, D. Holzinger, G. Ganser, G. Dannecker, D. Föll, H.J. Girschick, C. Huemer,
A. Heiligenhaus, C. Tappeiner, U. Neudorf, S. Bechtold-Dalla Pozza, J. Roth
Nomenklatur und Klassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Standardisierte Beurteilungen und Qualitätskontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Systemische Verlaufsform (Morbus Still) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Oligoartikuläre Verlaufsform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Polyartikuläre Verlaufsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Enthesitis-assoziierte Arthritis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Juvenile Psoriasisarthritis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Uveitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wachstum, Knochenstoffwechsel und Osteoporose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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170
171
176
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192
209
227
233
238
248
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126
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132
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146
147
148
150
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156
157
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62
77
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1
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VIII
Inhaltsverzeichnis
4.11
Impfungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
258
263
5
Reaktive und parainfektiöse Arthritiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
283
5.1
5.2
5.3
H.J. Girschick, H.I. Huppertz, U. Neudorf
Reaktive Arthritis . . . . . . . . . . . .
Lyme-Arthritis . . . . . . . . . . . . . .
Rheumatisches Fieber . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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284
296
305
308
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
313
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314
315
315
316
321
322
327
327
334
341
341
343
346
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
349
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350
350
351
355
358
362
363
. . . . . . . . . . . . . . . .
367
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368
373
380
381
Vaskulitiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
385
G. Dannecker, T. Hospach, J. Kümmerle-Deschner, S. Benseler, T. Kallinich,
R. Keitzer, M. Frosch, J. Roth
Kawasaki-Erkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Purpura Schönlein-Henoch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Takayasu-Arteriitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Morbus Behçet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Granulomatose mit Polyangiitis (Wegener-Granulomatose) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Panarteriitis nodosa, Churg-Strauss-Syndrom und andere seltene Vaskulitiden bei Kindern
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
386
397
400
408
413
418
424
6
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
6.6
6.7
6.8
6.9
6.10
6.11
6.12
7
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
7.6
8
8.1
8.2
8.3
9
9.1
9.2
9.3
9.4
9.5
9.6
.
.
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.
Systemischer Lupus erythematodes . .
N. Wagner, D. Haffner, K. Tenbrock, G. Dannecker
Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Häufigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Genetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathogenese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Klinische Symptome . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnose und Differenzialdiagnose . . . . .
Lupusnephritis . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Prognose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sonderformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Antiphospholipid-Syndrom . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dermatomyositis . . . . . .
A. Thon
Definition . . . . . . . . . . . .
Ätiologie und Pathogenese .
Klinik . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnose . . . . . . . . . . . . .
Therapie . . . . . . . . . . . . .
Prognose . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . .
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Sklerodermie und Sharp-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
I. Foeldvari
Lokalisierte Sklerodermie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Systemische Sklerodermie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sharp-Syndrom (Mischkollagenose, »mixed connective tissue disease«)
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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IX
Inhaltsverzeichnis
10
10.1
10.2
10.3
10.4
10.5
10.6
10.7
10.8
11
Periodische Fiebersyndrome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
T. Kallinich
Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Familiäres Mittelmeerfieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome (CAPS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
TNF-Rezeptor-assoziiertes periodisches Syndrom (TRAPS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Hyper-IgD-Syndrom (HIDS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
PFAPA-Syndrom (periodisches Fieber, aphthöse Stomatitis, Pharyngitis und Adenopathie)
Weitere monogene Erkrankungen mit rezidivierendem Fieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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433
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434
437
440
448
452
455
458
460
460
Nichtrheumatische Ursachen von Arthralgien und Arthritiden . . . . . . . . . . . . . . . . .
465
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T. Wirth, G. Horneff, W. Mannhardt-Laakmann, F. Zepp, M. Weiß,
H.J. Girschick, H. Morbach, S. Bielack, F. Schilling
11.1
11.2
11.3
11.4
11.5
11.6
11.7
11.8
11.9
11.10
Orthopädische Differenzialdiagnosen und häufige Krankheitsbilder . . . . . . .
Akute transiente Arthritis des Hüftgelenks (Coxitis fugax) . . . . . . . . . . . . . .
Immundefekterkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Stoffwechselerkrankungen, Skelettdysplasien und Bindegewebserkrankungen
Pseudorheumaknoten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wachstumsschmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Infektionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Nichtbakterielle Osteomyelitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Leukämien und maligne Knochentumoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Hämophilie und Sichelzellkrankheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
12
Idiopathische muskuloskelettale Schmerzverstärkungssyndrome . .
T. Hospach
Chronisch regionales Schmerzverstärkungssyndrom . . . . . . . . . . . . . . . . .
Generalisiertes idiopathisches Schmerzverstärkungssyndrom – Fibromyalgie
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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466
491
492
506
514
515
517
524
529
536
538
. . . . . . . . . . . .
545
. . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . .
546
549
553
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
555
12.1
12.2
.
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Autorenverzeichnis
Bechtold-Dalla Pozza, Susanne, PD Dr. med.
Frosch, Michael, Prof. Dr. med.
Klinikum der Universität München
Dr. von Haunersches Kinderspital
Lindwurmstraße 2a
80337 München
Deutsches Kinderschmerzzentrum und
Kinderpalliativzentrum Datteln
Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln
Universität Witten/Herdecke
Dr.-Friedrich-Steiner-Straße 5
45711 Datteln
Benseler, Susanne, Dr. med.
Hospital of Sick Children, Division of Rheumatology
555 University Avenue
M5G 1X8 Toronto
Kanada
Bielack, Stefan, Prof. Dr. med.
Klinikum Stuttgart
Olgahospital
Pädiatrie 5 – Onkologie, Hämatologie, Immunologie,
Rheumatologie, Gastroenterologie und Allgemeine
Pädiatrie
Bismarckstraße 8
70176 Stuttgart
Brunner, Jürgen, PD Mag. Dr. Dipl. oec. med.
Medizinische Universität Innsbruck
Kinderklinik
Anichstraße 35
6020 Innsbruck
Österreich
Ganser, Gerd, Dr. med.
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin,
Kinderrheumatologie, Physikalische Therapie
Klinik für Kinder- und Jugendrheumatologie
Nordwestdeutsches Rheumazentrum
Westtor 7
48324 Sendenhorst
Girschick, Hermann, Prof. Dr.
Vivantes
Klinikum im Friedrichshain
Kinderrheumatologie, -Immunologie, -Infektiologie,
-Osteologie, Autoimmunerkrankungen
Landsberger Allee 49
10249 Berlin
Haas, Johannes-Peter, Prof. Dr. med.
Dannecker, Günther, Prof. Dr. med.
Ärztlicher Direktor der
Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen gGmbH
Gehfeldstraße 24
82467 Garmisch-Partenkirchen
Feldweg 1
15306 Seelow
Haffner, Dieter, Prof. Dr. med.
Foeldvari, Ivan, Dr. med.
Hamburger Zentrum für Kinder- und
Jugendrheumatologie
Kompetenz-Zentrum für Uveiits und Sklerodermie
im Kindes- und Jugendalter
An der Schön Klinik Hamburg Eilbek
Dehnhaide 120
22081 Hamburg
Föll, Dirk, Prof. Dr. med.
Universitätsklinikum Münster
Institut für Immunologie
Röntgenstraße 21
48149 Münster
Medizinischen Hochschule Hannover
Klinik für Pädiatrische Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Heiligenhaus, Arnd, Prof. Dr. med.
St. Franziskus-Hospital
Augenabteilung
Hohenzollernring 74
48145 Münster
Holzinger, Dirk , Dr. med.
Universitätsklinikum Münster
Albert-Schweitzer-Campus 1
48149 Münster
Frey, Oliver, PD Dr. med.
Universitätsklinikum der Friedrich-Schiller-Universität
Institut für Klinische Chemie und
Laboratoriumsdiagnostik
Leutragraben 3
07743 Jena
Horneff, Gerd, Prof. Dr. med.
Asklepios Klinik St. Augustin GmbH
Abteilung für Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin
Arnold-Janssen-Straße 29
53757 Sankt Augustin
XI
Autorenverzeichnis
Hospach, Toni, Dr. med.
Mannhardt-Laakmann, Wilma, PD Dr. med.
Klinikum Stuttgart
Olgahospital
Pädiatrie 5 – Onkologie, Hämatologie, Immunologie,
Rheumatologie, Gastroenterologie und Allgemeine
Pädiatrie
Bismarckstraße 8
70176 Stuttgart
Universitätsmedizin Mainz
Kinderklinik
Langenbeckstraße 1
55131 Mainz
Michels, Hartmut, Dr. med.
Minden, Kirsten, Dr. med.
Huemer, Christian, Univ.-Doz. Dr. med.
Kinder- und Jugendheilkunde
Landeskrankenhaus Bregenz
Carl-Pedenz-Straße 2
A-6900 Bregenz
Huppertz, Hans-Iko, Prof. Dr. med.
Klinikum Bremen-Mitte
Professor-Hess-Kinderklinik
Friedrich-Karl-Straße 55
28205 Bremen
Kallinich, Tilmann, PD Dr. med.
Universitätsmedizin Berlin
Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie
und Immunologie
Otto Heubner Centrum für Kinder- und Jugendmedizin
der Charité
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Universitätsmedizin Berlin
Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie
und Immunologie
Otto Heubner Centrum für Kinder- und Jugendmedizin
der Charité
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Morbach, Henner, Dr. med.
Universitätsklinikum Würzburg
Kinderklinik und Poliklinik
Josef-Schneider-Straße 2
97080 Würzburg
Neudorf, Ulrich, Dr. med.
Universitätsklinikum Essen
Klinik für Kinderheilkunde III
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Hufelandstraße 55
45122 Essen
Kamradt, Thomas, Prof. Dr. med.
Niehues, Tim, Prof. Dr. med.
Universitätsklinikum Jena
Institut für Immunologie
Leutragraben 3
07743 Jena
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Lutherplatz 40
47805 Krefeld
Roth, Johannes, Prof. Dr. med.
Keitzer Rolf, Dr. med.
Kümmerle-Deschner, Jasmin, PD Dr. med.
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin
Tübingen
Rheumatologisches Zentrum
Hoppe-Seyler-Straße 1
72076 Tübingen
Lindemans, Caroline, Dr. med.
Wilhelmina Children’s Hospital
University Medical Center Utrecht
P.O. Box 85090
03508 Utrecht
Niederlande
University of Ottawa
Children’s Hospital of Eastern Ontario
401 Smyth Road
K1H 8L1 Ottawa
Kanada
Roth, Johannes, Prof. Dr. med.
Universitätsklinikum Münster
Institut für Immunologie
Röntgenstraße 21
48149 Münster
Schilling, Freimut, Dr. med.
Klinikum Stuttgart
Olgahospital
Pädiatrie 5 – Onkologie, Hämatologie, Immunologie,
Rheumatologie, Gastroenterologie und Allgemeine
Pädiatrie
Bismarckstraße 8
70176 Stuttgart
XII
Autorenverzeichnis
Swart, Joost, Dr. med.
Wulffraat, Nico, Prof. Dr.
Wilhelmina Children‹s Hospital
University Medical Center Utrecht
P.O. Box 85090
3508 Utrecht
Niederlande
University Medical Center Utrecht
Wilhelmina Children‹s Hospital
P.O. Box 85090
3508 Utrecht
Niederlande
Tappeiner, Christoph, Dr. med.
Zepp, Fred, Prof. Dr. med.
Inselspital Bern
Universitätsklinik für Augenheilkunde
Freiburgstraße 3
3010 Bern
Schweiz
Universitätsmedizin Mainz
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Langenbeckstraße 1
55131 Mainz
Zieger, Michael, Dr. med.
Tenbrock, Klaus, PD Dr. med.
Universitätsklinikum Aachen
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Pauwelsstraße 30
52074 Aachen
Thon, Angelika, Dr. med.
Medizinische Hochschule Hannover
Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie
und Neonatologie
Kinderheilkunde I
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
von Kalle, Thekla, Dr.
Klinikum Stuttgart
Olgahospital
Radiologisches Institut
Bismarckstraße 8
70176 Stuttgart
Wagner, Norbert, Prof. Dr. med.
Universitätsklinikum Aachen
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Pauwelsstraße 30
52074 Aachen
Weiß, Michael, Prof. Dr. med.
Kliniken der Stadt Köln gGmbH
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Amsterdamer Straße 59
50735 Köln
Winkler, Peter, Prof. Dr. med.
Wirth, Thomas, Prof. Dr. med.
Klinikum Stuttgart
Olgahospital
Orthopädische Klinik
Bismarckstraße 8
70176 Stuttgart
Klinikum Stuttgart
Olgahospital
Radiologisches Institut
Bismarckstraße 8
70176 Stuttgart
XIII
Evidenz-basierte Medizin (EBM)
Evidenz-basierte Medizin (EBM)
»Die Praxis der EBM bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der bestmöglichen externen Evidenz aus systematischer Forschung.«
(David L. Sackett, 1996)
Die Autoren haben sich bemüht, soweit verfügbar, das Evidenzniveau für die Therapieempfehlungen bei den
im Buch behandelten Erkrankungen anzugeben. Auffallend ist das häufige Fehlen kontrollierter Studien für
viele Erkrankungen bzw. Medikamente im Kindesalter. Dies sollte zugleich Motivation sein, sich an entsprechenden Studien zu beteiligen, um die wissenschaftliche Grundlage der Therapie zu verbreitern.
Die Graduierung des Evidenzniveaus ist im Buch einheitlich angegeben, die Wiedergabe an dieser Stelle
soll das Lesen erleichtern:
Ia
Ib
IIa
IIb
III
IV
Evidenz aufgrund von Meta-Analysen randomisierter, kontrollierter Studien
Evidenz aufgrund von mindestens einer randomisierten, kontrollierten Studie
Evidenz aufgrund von mindestens einer gut angelegten, kontrollierten Studie
Evidenz aufgrund von mindestens einer gut angelegten, quasi experimentellen Studie
Evidenz aufgrund gut angelegter, nicht experimenteller deskriptiver Studie (z. B. Fall-KontrollStudie)
Evidenz aufgrund von Expertenmeinung
1
Grundlagen der Autoimmunität
O. Frey, T. Kamradt, N. Wagner, J. Roth, J.-P. Haas, G. Horneff, F. Zepp,
G. Dannecker
1.1
T-Lymphozyten
1.2
B-Zellen
1.3
Monozyten und Makrophagen
1.4
Genetik
1.5
Zytokine
1.6
Autoimmunität und Infektion
1.7
Zusammenfassung: Pathogenese
der Autoimmunkrankheiten – 54
Literatur
–2
– 14
– 21
– 26
– 33
– 50
– 57
N. Wagner, G. Dannecker (Hrsg.), Pädiatrische Rheumatologie,
DOI 10.1007/978-3-642-34728-3_1, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014
1
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2
Kapitel 1 · Grundlagen der Autoimmunität
1.1
T-Lymphozyten
O. Frey, T. Kamradt
T-Lymphozyten (T-Zellen) nehmen bei der Bildung von Immunantworten eine wesentliche Rolle ein, da sie einerseits
wichtige Effektorzellen des Immunsystems sind und andererseits bedeutende Aufgaben bei der Initiation, der Aufrechterhaltung und der Regulation von Immunantworten erfüllen.
Wohl am deutlichsten wird die zentrale Rolle dieser Zellpopulation am Beispiel der HIV-Infektion illustriert, in deren Folge
es aufgrund eines zunehmenden Mangels an T-Helferzellen zu
opportunistischen Infektionen kommt, die letztendlich tödlich verlaufen.
Alle T-Zellen besitzen einen Antigenrezeptor, den T-ZellRezeptor (TZR), und exprimieren zusätzlich Korezeptoren,
anhand derer sich eine erste funktionelle Unterteilung vornehmen lässt. Es gibt T-Zellen, die den Korezeptor CD8 exprimieren. Diese werden auch als zytotoxische T-Zellen bezeichnet. Diese CD8-positiven (CD8+) zytotoxischen T-Zellen sind
darauf spezialisiert, infizierte Körperzellen zu erkennen und
zu töten. Ihr T-Zell-Rezeptor erkennt Antigene im Kontext
mit MHC-Klasse-I-Molekülen. MHC-Klasse-I-Moleküle
werden auf der Membran aller kernhaltigen Zellen exprimiert. Sie präsentieren Antigene, die aus dem Zytosol stammen, also von der Zelle selbst produziert wurden. Dabei handelt es sich normalerweise um zelleigene Proteine, die keine
Aktivierung der zytotoxischen T-Zellen induzieren. Bei Infektionen mit Viren oder anderen intrazellulären Erregern werden jedoch auch virale bzw. mikrobielle Proteine von der
infizierten Zelle produziert und gelangen mit den MHC-Klasse-I-Molekülen auf die Zellmembran, wo sie von CD8+-TZellen erkannt werden können. Durch die Zerstörung der
infizierten Zellen verhindern zytotoxische T-Zellen die Bildung neuer viraler Partikel.
CD4-positive T-Zellen werden als T-Helferzellen (Th) bezeichnet. Sie erkennen Antigene, die von MHC-Klasse-II-Molekülen präsentiert werden. MHC-Klasse-II-Moleküle werden
normalerweise ausschließlich von professionellen antigenpräsentierenden Zellen, dazu zählen dendritische Zellen, Makrophagen und B-Zellen, exprimiert. Bezüglich ihrer Effektorfunktion stellen CD4+-T-Zellen eine heterogene Zellpopulation
dar. So können sie u. a. Makrophagen und andere Effektorzellen des angeborenen Immunsystems aktivieren und die Bildung von Immunglobulinen durch B-Zellen steuern. Diese
vielfältigen und hocheffektiven Funktionen ermöglichen die
erfolgreiche Abwehr fast aller Pathogene durch das Immunsystem. Eine inadäquate oder fehlregulierte T-Zell-Antwort ist
an der Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie Typ1-Diabetes, multipler Sklerose oder rheumatoider Arthritis,
aber auch von allergischen Erkrankungen beteiligt.
1.1.1
Entwicklung von T-Zellen
T-Zellen entwickeln sich wie alle Zellen des Immunsystems
aus undifferenzierten Vorläufern, den hämatopoetischen
Stammzellen. Die lymphoiden Vorläuferzellen entstehen im
Knochenmark aus pluripotenten Stammzellen. Während die
B-Lymphozyten im Knochenmark ausreifen und als funktionsfähige Zellen ins Blut gelangen, wandern unreife T-ZellVorläufer aus dem Knochenmark über das Blut in den Thymus ein. Dort finden alle wesentlichen Entwicklungsschritte
vom T-Zell-Vorläufer bis hin zur reifen T-Zelle statt. Eine
Aplasie des Thymus, beispielsweise beim DiGeorge-Syndrom
führt zu einer drastisch verringerten Anzahl der peripheren
T-Zellen und damit der zellulären Immunantwort und der
T-Zell-abhängigen Antikörperproduktion. Ein wesentlicher
Teil der intrathymischen Entwicklung und Reifung von
T-Zellen ist die Generierung der T-Zell-Rezeptoren sowie die
positive und negative Selektion der T-Zell-Vorläufer.
Entstehung der Diversität
der T-Zell-Rezeptoren
Die Antigenrezeptoren der T-Zellen (T-Zell-Rezeptoren,
TZR) bestehen aus zwei Ketten, entweder einer α- und einer
β-Kette oder einer γ- und einer δ-Kette. T-Zellen mit einem
αβ-TZR stellen mit über 90% den Hauptanteil der T-Zellen im
Organismus. T-Zellen mit einem γδ-TZR kommen vorwiegend als intraepitheliale T-Zellen vor und unterscheiden sich
in Antigenspezifität und Funktion deutlich von αβ-T-Zellen.
Die physiologische Funktion der γδ-T-Zellen ist immer noch
nicht sicher bekannt. Deshalb werden im Folgenden nur die
αβ-T-Zellen besprochen.
Eine weitere Zellpopulation, die einen T-Zell-Rezeptor
exprimiert, sind natürliche Killer-T-(NKT-)Zellen. Diese Zellen exprimieren sowohl T-Zell- als auch NK-Zell-Marker. Ihre
Rolle in der Pathogenese von Autoimmunerkrankungen ist
derzeit noch so unklar, dass auf ihre nähere Beschreibung hier
verzichtet wird.
Wie Immunglobuline sind auch T-Zell-Rezeptoren nicht
durch ein einzelnes Gen im Erbgut kodiert, sondern entstehen durch Rekombination (auch als Umlagerung bezeichnet) einzelner Gensegmente während der Entwicklung jeder
T-Zelle. Diese Gensegmente werden als V- (»variable«),
D- (»diversity«), J- (»joining«) und C- (»constant«) Gene
bezeichnet. Jede TZR-β-Kette besteht also aus jeweils einem
V-, D-, J- und C-Element; die TZR-α-Ketten weisen keine
D-Elemente auf, bestehen also aus jeweils einem V-, J- und
C- Element. Die Segmente, aus denen die α-Kette entsteht,
liegen auf Chromosom 14 und bestehen aus 70 Vα, 61 Jα und
einem C-Gen, während die für die β-Kette kodierenden Gensegmente (52 Vβ, 13 Jβ, 2 Dβ und 2 Cβ) auf Chromosom 7
liegen (. Abb. 1.1).
Der erste Schritt in der Generierung eines TZR besteht in
der erfolgreichen Rekombination der Gene für die β-Kette.
Diese erfolgt zunächst durch die Zusammenlagerung eines
Vβ- mit einem Jβ-Segment zu einem VJβ-Segment. Im zweiten
Schritt lagert sich dieses VJβ-Segment mit einem D-Segment
zu einem VDJβ-Gen zusammen. Dieses rearrangierte VDJβ
ergibt zusammen mit einem Cβ-Segment die komplette TZRβ-Kette. Durch die hohe Anzahl verschiedener V-, D- und JGene können allein durch die Rekombination dieser Gene
mehr als 2000 verschiedene β-Ketten generiert werden. Diese
3
1.1 · T-Lymphozyten
Vα 1-80 Jα1-61
Cα
α-Ketten-Gene der Keimbahn-DNA
Rearrangierte DNA für α-Kette
Variable konstant
T-Zell-Rezeptor (Protein)
Rearrangierte DNA für β-Kette
β-Ketten-Gene der Keimbahn-DNA
Vβ 1-52 Dβ1 und 2 J β1-13
C β1 und 2
. Abb. 1.1 Schematische Darstellung der Rekombination der T-Zell-Rezeptor- (TZR) Ketten. Während der Entwicklung jeder T-Zelle kommt
es zur Rekombination der Keimbahn-DNA der einzelnen Gensegmente für die α- und die β-Kette des TZR. An den Verbindungsstellen der
einzelnen Gensegmente werden noch Nukleotide eingefügt. Nach der Transkription und Translation der einzelnen Ketten wird der komplette TZR aus beiden Ketten gebildet
Diversität durch Rekombination wird noch dadurch erhöht,
dass an den Verbindungsstellen der einzelnen Gensegmente
zufällig Nukleotide eingefügt werden können.
Die rearrangierte TZR-β-Kette wird zunächst zusammen
mit einer invarianten Surrogat-α-Kette (und dem CD3-Komplex, s. unten) auf der Zelloberfläche exprimiert. Die Expression dieses Prä-T-Zell-Rezeptors hat mehrere Konsequenzen:
Erstens wird eine weitere Rekombination der für die β-Kette
kodierenden Gene unterdrückt, so dass jede T-Zelle nur eine
β-Kette exprimieren kann. Dies bezeichnet man als »allelische
Exklusion«. Zweitens führt die Aktivierung des Prä-TZR zu
einer Proliferation der T-Zell-Vorläufer. Dadurch kommt es
zu einer Expansion der T-Zell-Vorläufer mit diesem erfolgreich rekombinierten TZR-β-Ketten-Locus. Nach dem Ende
der proliferativen Phase ist jede dieser T-Zellen mit gleichartig
rearrangierter β-Kette in der Lage, individuell die Gene für die
α-Kette zu rearrangieren. Das bedeutet, dass beliebige Kombinationen aus der rearrangierten β-Kette mit einer rearrangierten α-Kette gebildet werden können. Dies bezeichnet man als
kombinatorische Diversität. Die Rekombination der TZR-αKette erfolgt genauso wie die Rekombination der β-KettenGene, mit der Ausnahme, dass für die α-Kette keine D-Gensegmente existieren.
Bemerkenswert an der Rekombination der TZR-Gene ist
die enorme Anzahl der möglichen T-Zell-Rezeptoren, die
hierdurch entstehen können. Allein die Kombination der verschiedenen Gensegmente erlaubt knapp 6 Millionen verschiedene TZR. Durch das zufällige Einfügen von Nukleotiden an
den Verbindungsstellen der einzelnen Gensegmente wird die
Anzahl der theoretisch denkbaren T-Zell-Rezeptoren auf über
1016 erhöht.
Der extrazelluläre Teil der α- und der β-Kette besitzt eine
konstante und eine variable Region. Für die variablen Regionen kodieren die V- und J-Segmente (und D-Segmente bei der
β-Kette) der rearrangierten Keimbahn-DNA, während die
C-Gene für den konstanten Anteil der Ketten kodieren. Die
variable Region beider Ketten zusammen bildet den antigenbindenden Teil des TZR. Beide Ketten sind kovalent miteinander verbunden. Sie besitzen beide eine Transmembranregion und einen kurzen zytoplamatischen Teil. Der zytoplasmatische Teil der TZR-Ketten selbst besitzt keine Bindungsstellen für Signaltransduktionsmoleküle. Die αβ-Kette ist
daher immer gemeinsam mit einem Komplex verschiedener
invarianter Moleküle exprimiert, die die Signaltransduktion
in die Zelle vermitteln. Dieser Komplex wird als CD3-Komplex bezeichnet und besteht aus zwei ε-, einer γ- und einer
δ-Kette, die auf der Zelloberfläche exprimiert werden, sowie
zwei intrazellulären ζ-Ketten. Alle diese Ketten besitzen sog.
ITAM (»immunoreceptor tyrosine-based activation motif«),
an denen durch Phosphorylierung von Tyrosinresten die Signaltransduktionskaskade in Gang gesetzt wird.
> Die Diversität der T-Zell-Rezeptoren entsteht durch
drei Mechanismen:
4 In jeder T-Zelle werden die Gene für die α- und
β-Untereinheiten rearrangiert (Diversität durch
Rekombination).
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4
1
Kapitel 1 · Grundlagen der Autoimmunität
4 Dabei können an den Verbindungsstellen
der einzelnen Gensegmente noch zufällig Nukleotide eingefügt werden (junktionale Diversität).
4 Die zufällige Kombination der rearrangierten
α- und β-TZR-Ketten wird als kombinatorische
Diversität bezeichnet.
MHC-Restriktion von T-Zellen
Im Gegensatz zu B-Zellen können T-Zellen keine löslichen
Antigene erkennen. Prinzipiell können T-Zellen durch Pathogene oder deren Bestandteile nicht direkt aktiviert werden.
Außerdem erkennen T-Zellen ausschließlich Peptide, und
ignorieren demzufolge alle anderen chemischen Substanzklassen. Jedes Antigen muss also zunächst in der Zelle in Peptide zerlegt werden und wird dann von bestimmten Molekülen gebunden, die sie schließlich den T-Zellen präsentieren.
Diese für die Antigenpräsentation spezialisierten Moleküle
werden als MHC- (»major histocompatibility complex-«)Moleküle bezeichnet.
Die Gene, die für die MHC-Moleküle kodieren, sind beim
Menschen auf dem Chromosom 6 lokalisiert. Man unterscheidet drei Klassen von MHC-Genen: Klasse-I- und Klasse-IIGene kodieren u. a. für die Moleküle, mit denen Antigene
präsentiert werden, während Klasse-III-Gene für verschiedene andere Moleküle, die für die Immunabwehr wichtig sind,
kodieren (z. B. Komplementfaktoren, Tumornekrosefaktor).
Beim Menschen werden diese Gene als HLA (»human leukocyte antigen«) bezeichnet. Klasse-I-Moleküle sind Heterodimere, die aus einer α-Kette und einer konstanten β-Kette, dem
β2-Mikroglobulin, bestehen. Sie werden auf der Oberfläche
aller kernhaltigen Zellen exprimiert. Beim Menschen existieren drei unterschiedliche Genorte für MHC-I-α-Ketten, die
zusammen mit der β2-Mikroglobulin HLA-A-, -B- oder -CMoleküle formen.
Die Klasse-II-Moleküle werden normalerweise nur auf
Zellen exprimiert, die auf die Präsentation von Antigenen spezialisiert sind. Solche professionellen antigenpräsentierenden
Zellen (APZ) sind beispielsweise B-Zellen, Makrophagen und
dendritische Zellen. HLA-Klasse-II-Moleküle bestehen aus
einer α- und einer β-Kette. Diese Ketten werden kodominant
exprimiert. Jeder Mensch exprimiert deshalb für jeden Genort
der MHC-Klasse-II-Moleküle (DR, DP, DQ) zwei α- und zwei
β-Ketten (je eine von Vater und Mutter). Diese bilden dann die
αβ-Heterodimere der MHC-Klasse-II-Moleküle. Die Tatsache, dass in jedem Menschen verschiedene Genorte existieren,
die für unterschiedliche Proteine mit gleicher Funktion kodieren, wird als Polygenie bezeichnet.
HLA-Moleküle sind hochpolymorph. So existieren beispielsweise in der menschlichen Population ca. 400 verschiedene Allele, die für die α-Kette von HLA-B kodieren. Die
HLA-Moleküle werden kodominant exprimiert. Ungeachtet
der verschiedenen allelen Varianten der HLA-Moleküle in der
Gesamtpopulation exprimiert jeder einzelne Mensch also je
zwei HLA-A, -B oder -C und zwei HLA-DR, -DP und -DQ.
Durch den enormen Polymorphismus der HLA-Gene in der
Population sind die meisten Menschen heterozygot an jedem
dieser Genorte. Deswegen exprimiert jeder Mensch 6 verschiedene HLA-Klasse-I-Moleküle (je ein HLA-A, -B oder -C
von Vater und von Mutter). Da die HLA-Klasse-II-Moleküle
aus einer α- und einer β-Kette bestehen, für die jeweils allele
Formen existieren, wird die Diversität dieser Moleküle noch
gesteigert, indem Kombinationen aus α- und β-Ketten mütterlicher und väterlicher Herkunft gebildet werden.
Trotz ihrer unterschiedlichen Zusammensetzung aus entweder einer polymorphen α- und einer konstanten β-Kette
(HLA-Klasse I) oder zwei polymorphen Ketten (HLA-Klasse
II) sind sich beide Moleküle äußerlich sehr ähnlich. Beide
Klassen von HLA-Molekülen besitzen an ihrer Oberfläche
eine Grube, in die das antigene Peptid gebunden wird. Diese
Bindungstasche wird bei den Klasse-I-Molekülen von der
α-Kette allein und bei den Klasse-II-Molekülen gemeinsam
von der α- und der β-Kette gebildet. Diese Struktur aus Antigenbindungsgrube und dem daran gebundenen Antigenpeptid ist die eigentliche Struktur, die Kontakt mit dem T-ZellRezeptor hat und von diesem erkannt wird. Die allelen Formen der HLA-Moleküle unterscheiden sich hauptsächlich in
dem Bereich der einzelnen Ketten, die diese Bindungstasche
für das Antigen bilden. Das bedeutet, dass die allelen Formen
der Moleküle unterschiedliche Spezifitäten für die Bindung
von Peptiden besitzen. Jeder Mensch verfügt also über ein
individuelles Repertoire an antigenbindenden Molekülen, die
unterschiedliche Peptide binden können.
Der Polymorphismus der HLA-Moleküle in der Population und die Polygenie im Individuum vergrößern also das
Repertoire von Peptiden, die gebunden und den T-Zellen präsentiert werden können. So wird verhindert, dass sich Pathogene durch Mutation der Bindung ihrer Peptide an die HLAMoleküle der Immunantwort entziehen können. Andererseits
macht dies ein genau auf die exprimierten HLA-Moleküle
abgestimmtes TZR-Repertoire notwendig. Diese Abstimmung findet durch Selektionsprozesse im Thymus statt. Diese
Selektionsprozesse sorgen dafür, dass eine T-Zelle ein Peptid
nur im Kontext mit einem bestimmten HLA-Molekül erkennen kann. Wenn das gleiche Peptid von einem anderen HLAMolekül präsentiert wird, kann die gleiche T-Zelle dadurch
nicht aktiviert werden. Dieses Phänomen wird als MHC-Restriktion von T-Zellen bezeichnet.
Antigenpräsentation ist die einzig bekannte Aufgabe von
HLA-Molekülen. Die Häufung bestimmter HLA-Allele bei
Patienten mit Autoimmunerkrankungen und deren Assoziation mit schweren Verläufen ist also ein gewichtiger Hinweis
auf eine Beteiligung von T-Zellen in der Pathogenese von
Autoimmunität (7 2.1.5).
T-Zellen können nur durch an HLA-Moleküle gebundene
Peptide aktiviert werden. Diese HLA-Moleküle sind:
4 polygen, d. h. es existieren mehrere unterschiedliche
Moleküle mit gleichartiger Funktion, und
4 polymorph, d. h. von jedem Gen existieren in der Population allele Varianten.
Die T-Zellen eines Individuums erkennen nur Antigene, die
von MHC-Molekülen des Individuums präsentiert werden.
Dies wird als MHC-Restriktion von T-Zellen bezeichnet.
5
1.1 · T-Lymphozyten
Positive und negative Selektion
Die mehr oder weniger zufällig verlaufende Rekombination
der TZR-Gene und die Diversität der HLA-Moleküle, die
durch deren Polygenie und Polymorphismus verursacht wird,
garantiert, dass ein möglichst breites Spektrum an Antigenen
durch die T-Zellen erkannt werden kann. Andererseits ist es
dadurch auch möglich, dass TZR entstehen, die keine Peptid/
HLA-Moleküle erkennen können, also für die Immunantwort
nutzlos sind. Die andere mögliche Konsequenz aus der zufälligen Zusammensetzung der TZR ist, dass solche TZR entstehen, die körpereigene Antigene erkennen und so Autoimmunität verursachen können. Durch die Selektion der T-Zellen
im Thymus soll verhindert werden, dass solche nutzlosen oder
potenziell gefährlichen T-Zellen in das periphere Immunsystem entlassen werden. Diese Prozesse sind sehr strikt: Nur ca.
5% der T-Zell-Vorläufer verlassen jemals als reife T-Zelle den
Thymus. Die Selektionsprozesse verlaufen in zwei Stufen, die
als positive oder negative Selektion bezeichnet werden.
Während der positiven Selektion interagieren die T-ZellVorläufer mit kortikalen Epithelzellen des Thymus, auf denen
sowohl MHC-Klasse-I- und -Klasse-II-Moleküle exprimiert
werden. In diesem Stadium werden von den T-Zellen beide
Korezeptoren (sowohl CD4 als auch CD8) exprimiert. Falls
der TZR also entweder ein Klasse-I- oder ein Klasse-II-Molekül erkennt, erhält die T-Zelle ein Aktivierungssignal und
differenziert sich weiter. T-Zellen, die MHC-Klasse-I-Moleküle erkennen, exprimieren dann nur noch CD8 und entwickeln sich zu zytotoxischen T-Zellen. Diejenigen T-Zellen, die
Klasse-II-Moleküle erkennen, exprimieren später nur noch
CD4 und differenzieren sich zu T-Helferzellen. T-Zellen, deren TZR überhaupt nicht sinnvoll mit den MHC-Molekülen
des Individuums interagieren kann, werden durch Apoptose
eliminiert. Bei der positiven Selektion werden also die T-Zellen ausgewählt, die überhaupt in der Lage sind, selbst MHCMoleküle zu erkennen und gleichzeitig ihre Zugehörigkeit zu
den funktionell unterschiedlichen T-Zell-Subpopulationen
festgelegt. Die überlebenden T-Zellen wandern tiefer in das
Mark des Thymus ein und begegnen dort sowohl antigenpräsentierenden Zellen, die über das Blut einwandern, als auch
Stromazellen des Thymus. Diese Zellen exprimieren Selbstpeptid/MHC-Moleküle. Die T-Zellen, deren TZR mit hoher
Avidität diese Selbstantigen/MHC-Komplexe erkennt, sterben durch Apoptose. Somit werden T-Zellen eliminiert, die
körpereigene Antigene erkennen und damit potenziell gefährlich sind. Im Thymus werden dazu eine Reihe von Autoantigenen exprimiert, die normalerweise nur in bestimmten Organen oder Geweben exprimiert werden. Diese promiskuitive
Genexpression in den Stromazellen des Thymus wird u. a.
durch das Molekül AIRE (»autoimmune regulator«) gesteuert.
Ein durch Mutationen verursachter Funktionsverlust des
AIRE-Proteins ist die Ursache des APS-1 (»autoimmune polyglandular syndrome 1«), auch als APECED (»autoimmune
polyendocrinopathy, candidiasis, ectodermal dystrophy«) bekannt. Diese monogene Autoimmunerkrankung ist durch
erhöhte Titer organspezifischer Autoantikörper gekennzeichnet. Die Autoimmunattacken richten sich insbesondere gegen
die endokrinen Organe. Die Elimination von T-Zellen, die
körpereigene Strukturen sehr gut erkennen können, ist ein
wesentlicher Mechanismus, mit dem Autoimmunität verhindert wird. Die Abwesenheit immunologischer Attacken gegen
körpereigene Strukturen wird als immunologische Toleranz
bezeichnet. Da der Thymus ein primäres lymphatisches Organ ist, wird die Elimination autoreaktiver T-Zellen im Thymus als zentrale Toleranz bezeichnet.
> Durch Selektionsprozesse im Thymus wird das
durch Rekombination zufällig generierte T-Zell-Rezeptor-Repertoire an das individuelle Muster von
HLA-Molekülen des Organismus angepasst:
4 Durch positive Selektion werden T-Zell-Vorläufer
eliminiert, die nicht mit den HLA-Molekülen des
Körpers interagieren können.
4 Durch negative Selektion werden T-Zellen eliminiert, die eine zu hohe Affinität zu Selbstpeptid/
MHC-Molekülen aufweisen.
4 Die negative Selektion ist ein wichtiger Mechanismus der Verhinderung von Autoimmunität.
Sie wird auch als zentrale Toleranz bezeichnet.
1.1.2
Antigenpräsentation und Aktivierung
von T-Zellen
Generierung von MHC/Peptid-Komplexen
HLA-Klasse-I- und -Klasse-II-Moleküle unterscheiden sich
durch die Herkunft der Antigene, die sie T-Zellen präsentieren. HLA-Klasse-I-Moleküle, die auf allen kernhaltigen Zellen
exprimiert werden, präsentieren normalerweise Antigene, die
von der Zelle selbst synthetisiert werden. Dies können beispielsweise virale Proteine sein, die im Zytoplasma synthetisiert werden. Diese Proteine werden von einem Proteinkomplex, dem Proteasom, in Peptidfragmente degradiert. Die
Antigenpeptide werden vom Transportprotein TAP (»transporter associated with antigen processing«) in das Lumen des
endoplasmatischen Retikulums transportiert und dort mit der
α-Kette des HLA-Klasse-I-Moleküls und β2-Mikroglobulin
zum kompletten Klasse-I-Molekül komplexiert. Der komplette Komplex aus HLA-Klasse-I-Molekül und Peptid wird dann
auf der Oberfläche der Zelle exprimiert.
HLA-Klasse-II-Moleküle werden normalerweise nur von
professionellen antigenpräsentierenden Zellen, also Makrophagen, dendritischen Zellen und B-Lymphozyten, exprimiert. Diese Zellen nehmen exogene Antigene durch Phagozytose auf. Die dadurch entstandenen Vesikel, sog. Phagosomen, fusionieren dann mit Lysosomen. Dadurch sinkt der
pH-Wert in den Vesikeln ab, was zur Aktivierung verschiedener Proteasen führt. Durch diese Proteasen werden dann die
aufgenommenen Antigene degradiert. Die MHC-Klasse-IIMoleküle werden wie die Klasse-I-Moleküle im endoplasmatischen Retikulum (ER) generiert. Im Gegensatz zum KlasseI-Präsentationsweg werden die Antigenpeptide jedoch nicht
dorthin transportiert, sondern die MHC-Klasse-II-Moleküle
werden in speziellen Vesikeln (»MHC class II compartment«,
MIIC) mit den antigenen Peptiden beladen. Dabei ist es essenziell, dass die MHC-Klasse-II-Moleküle nicht bereits bei ihrer
1
6
1
Kapitel 1 · Grundlagen der Autoimmunität
Bildung im ER mit Peptiden binden, die dorthin transportiert
oder von der Zelle selbst gebildet werden. Dies wird durch
eine invariante Kette verhindert, die die antigenbindende
Grube des MHC-Klasse-II-Moleküls blockiert. Auf ihrem
Weg zur Zelloberfläche fusionieren die Phagosomen, die das
prozessierte Antigen enthalten, mit den MIIC-Vesikeln.
Durch die aktivierten Proteasen wird dann die invariante Kette vom MCH-II-Molekül entfernt und dieses mit dem Antigenpeptid beladen. Der Komplex aus Peptid und MHC-II
wird dann auf der Zelloberfläche exprimiert.
> Die Antigene, die von HLA-Klasse I oder -Klasse II
präsentiert werden, unterscheiden sich in ihrer Herkunft:
4 HLA-Klasse I präsentiert Peptide, die von der
Zelle selbst synthetisiert werden.
4 HLA-Klasse II präsentiert Peptide, die von APZ
aufgenommen werden.
4 In beiden Fällen kann es sich um körpereigene
oder von Pathogenen stammende Peptide
handeln.
T-Zell-Aktivierung
Nachdem sie den Thymus über den Blutstrom verlassen haben, erreichen naive T-Zellen sekundäre lymphatische Organe
wie Lymphknoten und Milz. Dort verlassen sie die Blutbahn,
wandern durch das lymphatische Gewebe und erreichen dann
wieder den Blutstrom. Naive T-Zellen rezirkulieren also ständig durch die sekundär-lymphatischen Organe. Nur in den
sekundären lymphatischen Organen sind die Bedingungen
gegeben, die zur Aktivierung naiver T-Lymphozyten notwendig sind. Demzufolge müssen die Antigene auch in diese Organe transportiert werden. Dies geschieht im Wesentlichen
durch antigenpräsentierende Zellen (APZ). Besonders effiziente APZ sind dendritische Zellen (DZ). Diese sind strategisch an allen Eintrittspforten des Körpers für Mikroorganismen lokalisiert, also in der Haut und in den oberen Schichten
von der Schleimhaut von Atmungs-, Verdauungs- und Urogenitaltrakt. Die DZ patroullieren durch diese Gewebe und phagozytieren ständig Antigene. Dies können einerseits körpereigene Antigene aus abgestorbenen Zellen oder aber Antigene
von Pathogenen sein.
Seit einiger Zeit weiß man, dass die lebenswichtige Unterscheidung zwischen harmlosen Selbstantigenen und Fremdantigenen, die eine adaptive Immunantwort notwendig machen, nicht allein von den Lymphozyten mit ihren klonalen
Antigenrezeptoren getroffen wird. Die sog. Fremd/SelbstUnterscheidung wird maßgeblich von den Zellen des angeborenen Immunsystems, z. B. den phagozytierenden DZ getroffen. DZ und andere Zellen des Immunsystems besitzen sog.
Toll-like-Rezeptoren (TLR). Diese TLR entstehen nicht, wie
T-Zell-Rezeptoren, durch die Rekombination bestimmter
Gensegmente im Individuum. Sie sind demnach keine klonalen Rezeptoren, sondern sind evolutionär hochkonserviert.
Sie sind deswegen auch nicht in der Lage, ein breites Spektrum
von unterschiedlichen Antigenen individuell zu erkennen.
Stattdessen erkennen sie bestimmte molekulare Signaturen,
die entweder typisch für bestimmte Mikroorganismen sind,
aber nicht beim Menschen vorkommen (z. B. Lipopolysaccharid, LPS) oder mit nekrotischem Zelltod verbunden sind (z. B.
Harnsäure). Diese molekularen Signaturen werden auch als
»pathogen-associated molecular patterns« (PAMP) oder »danger associated molecular patterns« (DAMP) bezeichnet. Ein
Beispiel dafür ist Lipopolysaccharid (LPS, Endotoxin), ein
Bestandteil gramnegativer Bakterien. LPS bindet an den TLR4
und induziert eine massive Aktivierung der Zelle. Andere Beispiele für PAMP, die von spezifischen TLR erkannt werden,
sind doppelsträngige RNA (spezifisch für Viren, bindet an
TLR3), bestimmte Lipoproteine (spezifisch für grampositive
Bakterien) und Zymosan (spezifisch für Hefen, binden TLR2)
und CpG-Motive in der DNA (vor allem bei Bakterien, binden
TLR9). Insgesamt sind 11 unterschiedliche TLR mit Spezifität
für unterschiedliche PAMP bekannt. Sie sind also von entscheidender Bedeutung für die immunologische Selbst/
Fremd-Unterscheidung.
Die Aktivierung von Toll-like-Rezeptoren auf DZ führt zu
einer Reihe von Veränderungen, die für die Induktion einer
T-Zell-Antwort notwendig sind. Dies wird als Ausreifung der
DZ bezeichnet.
4 Es kommt zu einer vermehrten Expression kostimulatorischer Moleküle (s. unten) und damit zu einer verbesserten Präsentation von Peptid/MHC-Komplexen.
4 Reife DZ sind nicht mehr in der Lage, weiter Antigene
zu phagozytieren. Dies soll verhindern, dass Autoantigene von bereits durch TLR-Signale aktivierten DZ aufgenommen und präsentiert werden können.
4 Aktivierte DZ migrieren in die jeweiligen drainierenden
Lymphknoten, den Ort der T-Zell-Aktivierung.
Rezirkulierende naive T-Zellen wandern über »high endothelial venules« aus dem Blutstrom in die Lymphknoten ein. Dort
haben sie viele transiente Kontakte mit DZ. Man geht davon
aus, dass eine DZ pro Stunde mit ca. 500–5000 verschiedenen
T-Zellen interagieren kann. T-Zellen, die auf ihrem Weg
durch den Lymphknoten nicht auf eine APZ treffen, deren
Peptid/MHC-Komplexe sie erkennen können, verlassen den
Lymphknoten wieder und zirkulieren durch andere sekundärlymphatische Organe. Diese ständige Rezirkulation der Lymphozyten durch den Körper erhöht die Wahrscheinlichkeit
des Zusammentreffens einer T-Zelle mit einer bestimmten
TZR-Spezifität mit einer DZ mit dem entsprechenden Peptid/
MHC-Komplex. Es wird angenommen, dass die Frequenz von
naiven T-Zellen, die spezifisch für ein bestimmtes Antigen
sind, nur zwischen 0,0001 und 0,000001% aller T-Zellen beträgt. Deswegen sind die DZ, die Antigene aus peripheren
Geweben in die Lymphknoten transportieren, in den Bereichen der Lymphknoten lokalisiert, in denen die rezirkulierenden T-Zellen aus dem Blut in diese Organe eintreten.
Erkennt eine T-Zelle mit ihrem TZR den entsprechenden
Peptid/MHC-Komplex, kommt es zur Ausbildung einer komplexen Struktur, die aus Peptid/MHC/TCR-Komplexen sowie
Adhäsionsmolekülen besteht, dem sog. »supramolecular activation cluster« (SMAC). Dieser SMAC stabilisiert die Interaktion mit der APZ und sorgt gleichzeitig für eine Konzentra-
7
1.1 · T-Lymphozyten
tion der für die Signalübermittlung ins Zellinnere notwendigen Moleküle. Die Bindung des TZR und der entsprechenden
Korezeptoren (CD4 oder CD8) am Peptid/MHC-Komplex
setzt eine komplizierte Signaltransduktionskaskade in Gang,
die hier nur in den Grundzügen dargestellt werden kann. Diese Kaskade beginnt mit der Aktivierung der Tyrosinkinasen
Lck und Fyn. Lck ist mit dem zytoplasmatischen Teil der CD4oder CD8-Korezeptoren assoziiert. Die Bindung dieser Korezeptoren zusammen mit dem TZR am Peptid/MHC-Molekül
bringt Lck in die Nähe bestimmter Regionen in den invarianten Ketten des TZR/CD3-Komplexes. Solche Regionen findet
man an einer ganzen Reihe von aktivierenden Rezeptoren im
Immunsystem, sie werden daher als »immunreceptor tyrosine-based activation motif« (ITAM) bezeichnet. Lck (und Fyn,
das durch die TZR-Aktivierung mit der ε- und ζ-Kette des
TZR/CD3-Komplexes assoziiert) beginnen nun, die Tyrosinreste der ITAM zu phosphorylieren. Diese Phosphorylierung
erlaubt die Bindung des Moleküles ZAP-70 (»zeta-associated
protein«) an der ζ-Kette des TZR/CD3-Komplexes. ZAP-70
aktiviert dann weiter Adaptermoleküle, die im Wesentlichen
drei Signaltransduktionskaskaden in Gang setzen.
4 Zunächst kommt es zur Aktivierung von Phospholipase
C-γ. Dieses Enzym spaltet Phosphatidylinositolbisphosphat (PIP2) in Diacylglycerol (DAG) und Inositoltrisphosphat (IP3).
4 DAG führt dann zur Aktivierung der Proteinkinase C,
die daraufhin den Transkriptionsfaktor NF-κB aktiviert.
4 IP3 erhöht die intrazelluläre Kalziumkonzentration, was
zur Aktivierung der Phosphatase Calcineurin führt, die
wiederum den Transkriptionsfaktors NFAT (»nuclear factor of activated T cells«) aktiviert.
4 Weiterhin kommt es zur Aktivierung einer Kaskade von
MAP-Kinasen, die AP-1, einen weiteren Transkriptionsfaktor, aktivieren. Diese aktivierten Transkriptionsfaktoren setzen schließlich die Genexpression in Gang.
Verschiedene Immunsuppressiva blockieren die Signaltransduktion des T-Zell-Rezeptors: Ciclosporin A und Tacrolimus
binden an die intrazellulären Proteine Cyclophilin beziehungsweise FK-bindendes Protein. Beide Komplexe binden
an Calcineurin und verhindern dessen Aktivierung durch die
gestiegene intrazelluläre Kalziumkonzentration, was dann die
Aktivierung von NFAT verhindert.
Genetische und experimentelle Daten zeigen, dass Mutationen oder Varianten von Molekülen, die an der Signaltransduktion von T-Zellen beteiligt sind, die Suszeptibilität für
Autoimmunerkrankungen erhöhen. Eine veränderte Signaltransduktion kann nicht nur zu einer verminderten oder
verstärkten T-Zell-Aktivierung führen, sondern auch die Selektion der T-Zell-Vorläufer im Thymus beeinflussen, weil in
diesen Selektionsprozessen auch TZR-Signale beteiligt sind.
So kommt es in Mäusen mit einer ZAP-70-Mutation zum
Auftreten einer spontanen Arthritis, die der Rheumatoiden
Arthritis in vielen Aspekten ähnlich ist.
> Die Aktivierung naiver T-Zellen erfolgt in den sekundären lymphoiden Organen durch professionelle
antigenpräsentierende Zellen. Diese besitzen Rezeptoren, mit denen sie molekulare Muster von Pathogenen erkennen können. Nur wenn sie über diese Rezeptoren aktiviert wurden, können antigenpräsentierende Zellen zur T-Zell-Aktivierung und
damit zur Initiation einer adaptiven Immunantwort
führen.
Kostimulation
Ein Signal über den T-Zell-Rezeptor allein ist nicht ausreichend für die Aktivierung von T-Zellen. Zur vollständigen
Aktivierung brauchen T-Zellen zusätzliche, sog. kostimulatorische Signale. Diese werden typischerweise von antigenpräsentierenden Zellen vermittelt. Die am besten charakterisierten kostimulatorischen Moleküle sind CD80 und CD86, die
früher auch als B7.1 und B7.2 bezeichnet wurden und auf
antigenpräsentierenden Zellen exprimiert werden. Beide Moleküle interagieren mit CD28 auf T-Zellen, das ein aktivierendes Signal in die T-Zelle vermittelt. CD28 wird von naiven
T-Zellen konstitutiv exprimiert und ist essenziell für deren
Aktivierung. Die Antigenerkennung naiver T-Zellen durch
ihren TZR ohne Kostimulation über CD28 führt zur funktionellen Inaktivierung der T-Zellen. Diese funktionelle Inaktivierung wird als Anergie bezeichnet und ist einer der Mechanismen, mit denen Toleranz im Immunsystem aufrechterhalten wird.
Nach ihrer Aktivierung können T-Zellen noch eine Reihe
anderer Moleküle exprimieren, welche die Aktivierung und
Effektorfunktionen von T-Zellen modulieren. Eines dieser
Moleküle ist »cytotoxic T lymphocyte antigen -4« (CTLA-4)
oder CD152. CD152 vermittelt im Gegensatz zu CD28 inhibitorische Signale in die Zelle. Durch seine im Vergleich zu
CD28 etwa 1000-fach höhere Affinität zu CD80/CD86 kann
CD152 das CD28-Molekül von seinen Interaktionspartnern
verdrängen und so inhibierend auf die T-Zellen wirken. Die
kompetitive Inhibition der CD28/B7-Interaktionen wird therapeutisch für die Therapie von Autoimmunerkrankungen
ausgenutzt. Durch die Injektion eines Fusionsproteins aus
dem extrazellulären Teil des CTLA-4-Moleküles und dem
Fc-Teil von humanen Immunglobulinen (CTLA-4Ig) wird die
Bindung von CD28 an B7-Molekülen und damit die Kostimulation verhindert. Dieses immunmodulatorische Therapieprinzip ist bei der rheumatoiden Arthritis wirksam und
zugelassen.
Ebenfalls nach ihrer Aktivierung wird von T-Zellen das
Molekül »inducible costimulator« (ICOS) exprimiert. ICOS
gehört wie CTLA-4 zur CD28-Familie. Der Ligand für ICOS
(ICOS-Ligand, wird auch als LICOS, B7h oder B7RP1 bezeichnet) wird auf antigenpräsentierenden Zellen, aber auch
in nichtlymphoiden Geweben (wie beispielsweise Endothelzellen oder Fibroblasten) exprimiert. Kostimulatorische Signale über ICOS können T-Zell-Effektorfunktionen somit
nicht nur in lymphatischen Organen, sondern auch in peripheren Geweben regulieren. ICOS/ICOS-Ligand-Interaktionen scheinen insbesondere entscheidend für T-Zell-vermittel-
1
8
1
Kapitel 1 · Grundlagen der Autoimmunität
te B-Zell-Antworten und für die Aufrechterhaltung immunologischer Toleranz wichtig zu sein.
Zwei weitere Mitglieder der CD28-Familie sind PD-1
(»programmed cell death-1«) und BTLA (»B and T lymphocyte attenuator«), die wie CTLA-4 inhibitorische Signale in die
T-Zellen vermitteln. Die Liganden für diese Moleküle gehören
zur B7-Familie und werden als PD-L1 (B7-H1), PD-L2 (B7DC), B7-H3 oder B7-H4 (B7x/B7-S1) bezeichnet. Es wird
angenommen, das PD-1 mit PD-L1 und PD-L2 interagieren
kann. Der Ligand für BTLA ist HVEM (»herpes virus entry
mediator«) und kann sowohl inhibitorische wie pro-inflammatorische Signale vermitteln. PD-1 und BTLA werden von
B-Zellen exprimiert und scheinen somit eine breite immunregulatorische Funktion zu haben.
Weitere kostimulatorischer Signale werden über Rezeptor/Liganden-Paare vermittelt, die zur Tumornekrosefaktor(TNF-)/TNF-Rezeptor-Familie gehören. Eines dieser Moleküle ist CD154 (CD40-Ligand), das von aktivierten T-Zellen
exprimiert wird und mit CD40 auf APZ interagiert. CD40CD154-Interaktionen sind bidirektional, das bedeutet, dass
Signale über diese Moleküle nicht nur die T-Zellen, sondern
auch die APZ aktivieren können. Weitere wichtige Mitglieder
der TNF-Familie sind OX40 (CD134), 4-1BB (CD137) und
GITR (»glucocorticoid-induced TNF-receptor«).
Interessanterweise vermitteln die konstitutiv exprimierten kostimulatorischen Moleküle (CD28 und andere, hier
nicht erwähnte) ausnahmslos aktivierende Signale in die TZelle, während die durch T-Zell-Aktivierung exprimierten
Moleküle sowohl aktivierende (ICOS, OX40, 4-1BB) als auch
hemmende (CTLA-4, PD-1) Signale vermitteln können. Von
allen bekannten kostimulatorischen Liganden sind nur B7.1
und B7.1 ausschließlich auf APZ exprimiert. Alle anderen
können auch von anderen Zellen wie Endothel- oder Epithelzellen und Fibroblasten exprimiert werden. Die koordinierte
Expression der aktivierenden oder inhibierenden kostimulatorischen Moleküle und ihrer jeweiligen Liganden zu bestimmten Zeitpunkten und in bestimmten Geweben erlaubt
eine exakte zeitliche und räumliche Modulation der Immunantwort. Es ist daher zu erwarten, dass eine Blockade solcher
kostimulatorischer Signale neue therapeutische Optionen für
die Therapie von Autoimmunerkrankungen bietet.
> Ein Signal über den Antigenrezeptor allein ist nicht
ausreichend zur Aktivierung von T-Zellen, sondern
führt zu deren funktioneller Inaktivierung, der Anergie. Daher werden zur T-Zell-Aktivierung immer
kostimulatorische Signale benötigt. Die Moleküle,
über die diese Signale vermittelt werden, werden
entweder konstitutiv oder aktivierungsabhängig
exprimiert. Die koordinierte Expression der Liganden zu bestimmten Zeitpunkten und an bestimmten Orten kann regulierend auf die Immunantwort
einwirken.
1.1.3
Effektormechanismen von T-Zellen
Nach ihrer Aktivierung über den TZR und kostimulatorische
Moleküle beginnen T-Zellen das Zytokin Interleukin-2 (IL-2)
zu sezernieren. Gleichzeitig beginnen sie, den IL-2-Rezeptor
zu exprimieren. Dieser Rezeptor besteht aus der α-Kette
(CD25) und zwei weiteren Ketten. Die Aktivierung dieses Rezeptors durch die autokrine oder parakrine IL-2-Sekretion
führt zur Proliferation dieser T-Zellen. Diese Proliferation, die
über mehrere Tage andauern kann, führt zu einer massiven
Expansion der T-Zellen mit der gleichen Antigenspezifität,
die pathogene Mikroorganismen effizient bekämpfen können.
Während dieser Proliferation beginnen die T-Zellen Rezeptoren für Chemokine und Adhäsionsmoleküle zu exprimieren,
die sie für den Eintritt in periphere Gewebe, den Ort der Effektor-T-Zell-Antwort, benötigen.
Effektorfunktionen von CD8+-T-Zellen
Obligat intrazellulär lebende Mikroorganismen oder Viren
sind für Antikörper und andere Moleküle des Immunsystems
nur schwer zu erreichen. Um solche Pathogene zu eliminieren,
muss die Wirtszelle mit beseitigt werden. Auf diese Aufgabe
sind CD8-positive, sog. zytotoxische T-Zellen spezialisiert. Sie
erkennen körperfremde Antigene, die aus dem Zytoplasma
stammen und die im Kontext mit MHC-Klasse-I-Molekülen
präsentiert werden. Zu einer solchen Antigenpräsentation sind
im Prinzip alle kernhaltigen Zellen des Körpers befähigt, da sie
alle MHC-I exprimieren. Die Aktivierung von CD8+-T-Zellen
erfolgt jedoch ausschließlich durch antigenpräsentierende Zellen im Lymphknoten. Dafür gibt es verschiedene Gründe:
4 Den MHC-I-exprimierenden Zellen fehlen kostimulatorische Moleküle, die für die T-Zell-Aktivierung essenziell
sind.
4 Naive T-Zellen sind aufgrund ihres Expressionsmusters
von Chemokinrezeptoren und Adhäsionsmolekülen gar
nicht in der Lage, in andere Gewebe als die sekundär
lymphatischen Organe einzuwandern.
4 Die Effektorfunktion von zytotoxischen T-Zellen, nämlich die Zerstörung von Zielzellen, ist für den Körper potenziell gefährlich. Deswegen sind CD8+-Zellen für ihre
Aktivierung auf die Hilfe von CD4+-T-Zellen angewiesen. CD4+-T-Zellen, die Antigen/MHC-Komplexe auf
der gleichen APZ wie die CD8+-Zelle erkennen, stimulieren die Expression von kostimulatorischen Molekülen
durch CD40-Ligand/CD40-Interaktionen auf dieser
Zelle. Erst diese vermehrte Kostimulation ist dann ausreichend für eine vollständige Aktivierung von CD8+T-Zellen.
Wenn die zytotoxische T-Zelle vollständig aktiviert wurde, ist
sie in der Lage, in die infizierten Organe einzuwandern. Dort
tötet sie nach erneuter Erkennung des Peptid/MHC-Komplexes die jeweilige Zielzelle ab. Die erneute Erkennung stellt sicher, dass nur infizierte, nicht aber nichtinfizierte Zellen in
der Nachbarschaft abgetötet werden.
Zytotoxische T-Zellen können Zielzellen über verschiedene Mechanismen abtöten. Durch die Freisetzung von Perforin
9
1.1 · T-Lymphozyten
können sie Poren in der Membran der Wirtszelle verursachen.
Durch diese Poren gelangt dann eine Reihe von Proteasen
in das Zytoplasma der Zielzelle und setzt dort die Apoptose
in Gang. Außerdem können zytotoxische T-Zellen auch FasLigand exprimieren. Fas-Ligand (CD178) ist ein Mitglied der
Tumornekrosefaktor-Familie. Die Ligation von Fas (CD95)
auf Zielzellen durch Fas-Ligand induziert in der Zielzelle
Apoptose. Eine weitere Effektorfunktion von CD8-positiven
T-Zellen ist die Sekretion von Zytokinen, wie beispielsweise
Interferon-γ und TNF-α, die die Expression von MHCKlasse-I-Molekülen erhöhen und Makrophagen aktivieren
können.
Fast alle Körperzellen exprimieren MHC-Klasse-I-Moleküle und können daher von zytotoxischen T-Zellen zerstört
werden. CD8+-T-Zellen sind beim Typ-1-Diabetes CD8+Zellen wichtige Effektorzellen bei der Zerstörung der insulinproduzierenden β-Zellen des Pankreas. Auch die Assoziation
der ankylosierenden Spondylitis mit HLA-B27, einem KlasseI-HLA-Molekül, ist ein Hinweis auf eine Beteiligung dieser
Zellen an der Pathogenese dieser Autoimmunerkrankung.
> Die Aufgabe von zytotoxischen Effektor-T-Zellen besteht vor allem darin, infizierte Zielzellen abzutöten.
Dies erfolgt durch die Freisetzung von Perforin oder
durch eine Apoptoseinduktion über Fas-Ligand/FasInteraktionen. Die Aktivierung von CD8+-T-Zellen
wird von CD4+-T-Zellen kontrolliert.
Effektorfunktionen von CD4+-T-Zellen
CD4+-T-Helfer-(Th-)Zellen aktivieren und steuern verschiedene Aspekte der Immunantwort. Die Aktivierung und Steuerung der Immunantwort erfolgt hauptsächlich über die Wirkung von Zytokinen. CD4+-T-Zellen können eine Vielzahl
unterschiedlicher Zytokine produzieren. Dazu gehören u. a.
die Interleukine (derzeit sind mehr als 35 bekannt), Interferone, Tumornekrosefaktor und Transforming growth factor
(TGF). Dazu kommen noch Chemokine, mit denen das Migrationsverhalten von Zellen gesteuert wird.
Naive Th-Zellen können vor allem IL-2 und TNF-α produzieren. Effektor/Gedächtnis-Th-Zellen sind bezüglich ihrer
Zytokinproduktion eine heterogene Zellpopulation. Keine
ausdifferenzierte Th-Zelle exprimiert gleichzeitig alle Zytokine und Chemokine, die von Th-Zellen prinzipiell produziert
werden könnten. Stattdessen exprimieren unterschiedliche
Th-Zellen unterschiedliche Sets von Zytokinen, von denen
manche auffallend häufig koexprimiert werden. Anhand der
Zytokinproduktion unterscheidet man auch heute noch gelegentlich nach einem sehr vereinfachten Schema T-Helfer1-Zellen, die hauptsächlich Interferon- (IFN-)γ und TNF-β
sezernieren, von T-Helfer-2-Zellen, die hauptsächlich IL-4,
IL-5 und IL-13 sezernieren. Die Entscheidung, ob sich eine
proliferierende T-Zelle in eine Th1- oder eine Th2-Zelle differenziert, wird ihr hauptsächlich vom Zytokinmilieu während der Differenzierung diktiert. Die Entwicklung von Th1Zellen wird von IL-12 gefördert und von IL-4 gehemmt, während die Entwicklung von Th2-Zellen von IL-4 gefördert und
von IFN-γ gehemmt wird. Die beiden Subpopulationen kön-
nen sich also gegenseitig hemmen. Nach erfolgter Differenzierung von Th1- oder Th2-Zellen ist es ab einem bestimmten
Punkt nicht mehr möglich, das Muster ihrer Zytokinproduktion zu beeinflussen. Das bedeutet, dass sich eine ausdifferenzierte Th1-Zelle nicht mehr in eine Th2-Zelle umpolarisieren
lässt. Dies wird durch epigenetische Modifikationen der entsprechenden Zytokingene und die Überexpression bestimmter Transkriptionsfaktoren in den Zellen der jeweiligen Subpopulationen verursacht. Dieses »Einrasten« der Zellen in ein
stabiles Zytokinproduktionsmuster macht therapeutische
Ansätze, die eine Veränderung der Polarisation der T-Zellen
zum Ziel haben, sehr schwierig.
Die wichtigste Funktion von Th1-Zellen ist die Aktivierung von Makrophagen. Dies erfolgt durch die IFN-γSekretion und Signale über CD40-Ligand/CD40-Interaktionen. Aktivierte Makrophagen sind essenziell für die zellvermittelte Immunität und damit für die Abwehr intrazellulär
lebender Mikroorganismen, wie Mykobakterien. Th2-Zellen
sind dagegen essenziell für die Aktivierung der humoralen
Immunantwort. Sie können über CD40-Ligand/CD40-Interaktionen B-Zellen die Produktion von Immunglobulinen aktivieren und gleichzeig durch ihre Zytokinproduktion den
Isotypenswitch induzieren. Die humorale Immunantwort und
damit die Th2-Zellen sind von entscheidender Bedeutung für
die Abwehr extrazellulärer Erreger.
Lange Zeit wurde vermutet, dass sich die Pathogenese verschiedener entzündlicher Erkrankungen wie beispielsweise
chronischer Arthritiden, multipler Sklerose oder Allergien
mit einem Ungleichgewicht zwischen Th1- und Th2-Zellen
erklären lässt. In der Tat scheinen bei Autoimmunerkrankungen Th1-vermittelte Effektorfunktionen wie z. B. die Makrophagenaktivierung eine große Bedeutung zu besitzen. Ebenso
sind Th2-Zellen für die Pathogenese allergischer Entzündungen essenziell. Überraschenderweise sind aber Mäuse, die
genetisch defizient für IFN-γ sind, sehr viel suszeptibler für
die Induktion von Autoimmunität im Tiermodell. Das Fehlen
von IL-4 hingegen kann den Verlauf experimenteller Arthritiden entweder hemmen oder lässt ihn unbeeinflusst, was gegen eine protektive Rolle von Th2-Zellen spricht. Im Modell
der experimentellen autoimmunen Enzephalomyelitis, einem
Tiermodell für die multiple Sklerose, lässt sich allein mit Th2Zellen auch die Krankheit induzieren. Mit einem einfachen
Ungleichgewicht zwischen den einzelnen T-Zell-Subsets lässt
sich die Pathogenese chronisch-entzündlicher Erkrankungen
also nicht erklären.
Erst in jüngerer Zeit ist gezeigt worden, dass T-Helferzellen existieren, die sich nicht als Th1- oder Th2-Zellen klassifizieren lassen. Diese Zellen produzieren die proinflammatorischen Zytokine IL-17, TNF-α und IL-6 und werden als
Th17-Zellen bezeichnet. IL-17 wird für die Überwindung von
Pilzinfektionen und Infektionen mit bestimmten extrazellulären Bakterien benötigt. IL-17 hat auch entzündungsfördernde
Wirkungen nicht nur auf hämatopoetische Zellen, sondern
auch auf Stromazellen wie Fibroblasten. Th17-Zellen sind besonders wichtig für die Entstehung von Gewebsentzündungen
und damit in der Pathogenese von gewebsdestruktiven Autoimmunerkrankungen (. Abb. 1.2).
1
10
Kapitel 1 · Grundlagen der Autoimmunität
1
TH1
Makrophagenaktivierung
IFN-γ
2
IL-1
naiv
DZ
IL-17
TH 17
IL-23
Mobilisierung und Rekrutierung
von Neutrophilen
IL-
4
TH2
Antikörperproduktion
IL-4
. Abb. 1.2 Funktionelle Subpopulationen von T-Helferzellen. Die Differenzierung der verschiedenen Subsets erfolgt nach der Aktivierung
der naiven T-Zellen unter der Mitwirkung typischer Zytokine. Die von den einzelnen Subpopulationen produzierten Zytokine können jeweils
die Differenzierung der anderen Subsets hemmen. DZ dendritische Zelle, IL Interleukin, TH T-Helferzelle, IFN Interferon
T-Zellen können also in Abhängigkeit vom Aktivierungszustand, der von kostimulatorischen Molekülen, Zytokinen
etc. bestimmt wird, unterschiedliche transkriptionelle Programme aktivieren, die zu unterschiedlichen Effektorfunktionen führen. Th1, Th2 und Th17-Zellen sind nicht nur durch
die Produktion einer jeweils spezifischen Kombination von
Zytokinen charakterisiert. Für jedes dieser funktionellen Subsets wurden Transkriptionsfaktoren beschrieben, deren Überexpression zur Produktion der Subset-spezifischen Zytokine
führt. Anschaulich und zugleich etwas vereinfacht werden
diese Transkriptionsfaktoren daher auch als »Master-Transkriptionsfaktoren« bezeichnet. Es sind t-bet (für Th1),
GATA-3 (für Th2) und RORγt (für Th17). Allerdings ist die
Expression dieser Transkriptionsfaktoren in vivo nicht in allen Fällen exklusiv. Th Zellen können also z. B. gleichzeitig
T-Bet und RORJt einfügen.
Die schematische Einteilung in Th1, Th2, Th17 (und
möglicherweise weitere) funktionelle Subsets ist zum grundsätzlichen Verständnis der Th-Zell-Effektorfunktionen sinnvoll, auch wenn die Realität erheblich komplexer ist. So gibt es
durchaus Th-Zellen die Zytokine unterschiedlicher Subsets
ko-exprimieren, also z. B. das Th1-Zytokin IFN-γ und das
Th2-Zytokin IL-4. Das immunsuppressive Zytokin IL-10
kann von Th1, Th2 und Th17 Zellen produziert werden. Einige IL-17 produzierende Th-Zellen produzieren gleichzeitig
IL-22, andere nicht. Die Liste der Beispiele ließe sich noch
erheblich verlängern. Konzeptionell wichtig ist, dass die Zytokinproduktion von Th-Zellen erheblich flexibler ist als noch
vor wenigen Jahren vermutet wurde und ganz offensichtlich
durch Umwelteinflüsse in vivo erheblich beeinflusst werden
kann. Insofern erscheint es nicht sinnvoll, jedes entdeckte
Zytokin-Ko-Expressionsmuster zum Anlass zu nehmen, ein
neues Th-Subset zu deklarieren (Th3, Th9, Th22 ...).
T-Zellen können nicht nur Immunantworten initiieren
und aufrechterhalten, sondern auch herunterregulieren
(7 Abschn. 1.1.4, »Regulatorische T-Zellen«).
Eine bemerkenswerte Eigenschaft von T-Zell-Antworten
ist, dass sich ein immunologisches Gedächtnis ausbilden
kann. Durch dieses immunologische Gedächtnis wird gewährleistet, dass bei einem erneuten Kontakt mit dem gleichen Antigen eine schnellere und effektivere Immunantwort ausgeprägt wird. Diese sog. sekundäre Immunantwort
basiert darauf, dass es im Verlauf jeder T-Zell-Antwort zur
Bildung von Gedächtnis-T-Zellen kommt. Man kann zwei
unterschiedliche Arten von Gedächtnis-T-Zellen unterscheiden:
4 So genannte Effektor-Memory-T-Zellen sind nach ihrer
Aktivierung sehr schnell in der Lage, große Mengen von
Zytokinen zu produzieren und in entzündete Gewebe
einzuwandern.
4 Zentrale Memory-Zellen rezirkulieren durch sekundärlymphatische Organe.
Beide Typen von Gedächtniszellen reagieren empfindlicher
auf TZR-Stimulation und sind weniger auf Kostimulation angewiesen. Durch die Bildung von Gedächtnis-T-Zellen ist die
Frequenz von antigenspezifischen T-Zellen ca. 100- bis 1000fach höher als vor einer Immunantwort. Demzufolge sind
sowohl quantitative als auch qualitative Veränderungen der
T-Zell-Population verantwortlich für das immunologische
Gedächtnis.
> Die Effektorfunktionen von Th-Zellen werden
hauptsächlich über Zytokine vermittelt. Anhand der
Zytokinproduktion lassen sich die Th-Zellen in verschiedene Subpopulationen einteilen, die verschiedene Arme der Immunantwort aktivieren können.
Die Bildung von Gedächtnis-T-Zellen erlaubt bei erneutem Kontakt mit dem Antigen eine schnellere
und effizientere Immunantwort.
1.1.4
T-Zell-Toleranz
Zentrale Toleranz
Der Antigenrezeptor der T-Zellen wird zufällig durch die Rekombination bestimmter Gensegmente generiert. Dies stellt
11
1.1 · T-Lymphozyten
. Abb. 1.3 Positive und negative Selektion im Thymus. Unreife T-Zellen wandern in den Thymus ein, wo ihnen Antigen präsentiert wird.
T-Zellen, deren TZR eine sehr niedrige Affinität zu den MHC-Selbstpeptid-Komplexen haben, erhalten kein Überlebenssignal und sterben
durch Apoptose ab. Zellen mit einer sehr starken Affinität werden ebenfalls durch Apoptose eliminiert. Nur T-Zell-Vorläufer mit einer
mittleren Affinität für diese Komplexe reifen im Thymus aus und wandern in die Peripherie, wo sie aktiviert werden können
einerseits sicher, dass das Repertoire der T-Zell-Rezeptoren
ausreicht, um alle Erreger effektiv erkennen und bekämpfen
zu können, und verhindert, dass sich Erreger durch Anpassung an ein bestimmtes TZR-Repertoire der Immunantwort
entziehen können. Andererseits bietet dieser Mechanismus
die Möglichkeit zur Entstehung von T-Zellen, die körpereigene Antigene erkennen können. Diese autoreaktiven T-Zellen
können dann wiederum die Grundlage für Autoimmunerkrankungen sein. Diese Zellen zu eliminieren ist somit für den
Körper essenziell und erfolgt durch die negative Selektion.
Dabei werden den sich entwickelnden T-Zell-Vorläufern von
Stromazellen und APZ Selbstantigen/MHC-Komplexe präsentiert. Die T-Zellen, die diese Autoantigene sehr gut erkennen, sterben durch Apoptose ab und werden so eliminiert
(. Abb. 1.3). Dieser Prozess ist eine Erklärung für die Assoziation bestimmter HLA-Moleküle mit Autoimmunerkrankungen: Möglicherweise sind bestimmte HLA-Moleküle
schlechter als andere in der Lage, bestimmte Autoantigene
zu präsentieren, was zu einer mangelhaften Elimination
bestimmter autoreaktiver T-Zellen führen kann. Die Präsentation der Autoantigene wird durch den Transkriptionsfaktor AIRE reguliert. AIRE sorgt dafür, dass normalerweise
organ- oder gewebsspezifisch exprimierte Antigene auch in
den Stromazellen des Thymus exprimiert werden. Ein Funktionsverlust des AIRE-Gens hat beim Menschen ein katastrophales Autoimmunsyndrom (APS-1 oder APECED), das verschiedene Organe befällt, zur Folge. Dieses schwere Krankheitsbild, das durch eine beeinträchtigte negative Selektion
verursacht wird, unterstreicht die Bedeutung der zentralen
Toleranz.
Periphere Toleranz
Die Elimination der autoreaktiven Zellen im Thymus ist
unvollständig. In der Tat kann man bei gesunden Menschen
T-Zellen nachweisen, die klinisch relevante Autoantigene erkennen. Höchstwahrscheinlich beherbergen alle Menschen
autoantigenspezifische T-Zellen. Eine Aktivierung dieser Zellen kann zu Autoimmunerkrankungen führen. Dies wird am
besten durch die gebräuchlichen Tiermodelle demonstriert,
bei denen eine Immunisierung von Mäusen bestimmter Stämme mit Kollagen Typ II oder Myelinantigenen zu einer chronischen Arthritis oder einem der multiplen Sklerose ähnlichen Krankheitsbild führt. Da klinisch evidente Autoimmunität beim Menschen relativ selten ist, müssen also noch weitere Mechanismen im peripheren Immunsystem existieren,
mit denen diese autoreaktiven T-Zellen unter Kontrolle halten
werden. Einer dieser Mechanismen ist T-Zell-Anergie, das
heißt die funktionelle Inaktivierung von T-Zellen. Zur Induktion von Anergie kommt es, wenn eine T-Zelle über ihren TZR
in Abwesenheit von kostimulatorischen Signalen aktiviert
wird. In diesen T-Zellen werden wichtige Signaltransduktionsmoleküle verstärkt abgebaut. Anerge T-Zellen können
dann nicht mehr aktiviert werden und stellen somit keine Gefahr für den Organismus mehr dar. Mäuse, die genetisch defizient für diesen verstärkten Abbau von Signaltransduktionsmolekülen sind, besitzen viele aktivierte T-Zellen und bilden
erhöhte Level an Autoantikörpern. Darüber hinaus können
anerge autoreaktive T-Zellen, die im Organismus verbleiben,
die Aktivierung anderer autoreaktiver Zellen dadurch verhindern, dass sie mit ihnen um die Bindung an Selbstpeptid/
MHC-Moleküle konkurrieren. Eine andere mögliche Konse-
1
12
Kapitel 1 · Grundlagen der Autoimmunität
1
Immunologische
Ignoranz
Normal
Antigenpräsentierende
Zelle
CD80
Deletion
Suppression
FasLigand
MHC
Fas
Peptid
CD152
Anatomische Barriere
T-ZellRezeptor
Inhibition
CD4
IL-10
TGF-β
Regulatorische
Zelle
CD28
CD3
Aktivierte T-Zelle
T-Zelle
Apoptose
Keine
Aktivierung
Keine
Aktivierung
. Abb. 1.4 Periphere Toleranz. T-Zellen, die von ihrem Antigen räumlich getrennt sind, z. B. durch die Blut-Hirn-Schranke, können nicht aktiviert werden. Dies wird auch als immunologische Ignoranz bezeichnet. T-Zellen, die Fas (CD95) auf ihrer Oberfläche exprimieren, können
über dieses Molekül ein Apoptosesignal von Fas-Ligand-exprimierenden Zellen erhalten. Dies wird als Deletion bezeichnet. Ein Beispiel für
Inhibition ist die Übermittlung inhibitorischer Signale über CD80/CD152- (CTLA-4-) Interaktionen (7 Text). Regulatorische T-Zellen können,
beispielsweise über inhibierende Zytokine wie IL-10 oder TGF-β, andere T-Zellen hemmen
quenz der TZR-Aktivierung ohne gleichzeitige Kostimulation
ist der aktivierungsinduzierte Zelltod. Dadurch kommt es zur
Deletion autoreaktiver T-Zellen im peripheren Immunsystem. Die besondere Bedeutung dieser Mechanismen der peripheren Toleranz liegt darin, dass die APZ ständig Autoantigen
aufnehmen und präsentieren, dies aber in Abwesenheit inflammatorischer Stimuli durch mikrobielle Gefahrensignale
zur Induktion von Toleranz führt (. Abb. 1.4). Somit sind
diese Prozesse wesentlich für die Verhinderung von Autoimmunität.
Regulatorische T-Zellen
Seit mehr als 40 Jahren vermutet man, dass Lymphozyten existieren, die auf die Suppression anderer Lymphozyten spezialisiert sind. Allerdings gelang es lange Zeit nicht, diese Zellen
näher zu beschreiben oder zu isolieren, was dann zur Ablehnung dieses Konzeptes führte. Erst in jüngerer Zeit konnte
man T-Zellen identifizieren, die in der Lage sind, Immunreaktionen zu unterdrücken. Diese sog. regulatorischen T-Zellen (Treg) exprimieren den Transkriptionsfaktor FoxP3. Ein
Großteil der Treg-Zellen differenziert bereits im Thymus und
verlässt diesen als bereits funktionelle Treg-Zellen. Derzeitige
Vorstellungen gehen davon aus, dass während der negativen
Selektion die T-Zellen, deren TZR-Autoantigene mit einer relativ hohen Affinität erkennen, sich zu Treg-Zellen differenzieren. Dies würde bedeuten, dass diese Zellpopulation vorwiegend Autoantigene erkennt. Allerdings können Treg-Zellen
nicht nur den Verlauf von Autoimmunerkrankungen, sondern auch den von Infektionen im Tiermodell beeinflussen.
Das bedeutet, dass regulatorische T-Zellen nicht nur T-ZellAntworten gegen Autoantigene, sondern auch gegen exogene
Antigene regulieren können.
Die Bedeutung der Treg-Zellen für die Aufrechterhaltung
der immunologischen Toleranz wird durch das sog. IPEXSyndrom (»immune dysregulation, polyendocrinopathy, enteropathy, x-linked syndrome«) verdeutlicht. Das IPEX-Syndrom ist ein seltenes, früh einsetzendes und tödlich verlaufendes Polyautoimmunsyndrom, welches auf einer Mutation des
FoxP3-Gens beruht. Wie die Suppression von Immunantworten durch Treg-Zellen funktioniert, ist im Detail noch nicht
bekannt. Ganz offensichtlich gibt es verschiedene Effektormechanismen der Treg-Zellen. In einigen Tiermodellen konnte
gezeigt werden, dass der suppressive Effekt der Treg-Zellen auf
der Sekretion der immunsuppressiven Zytokine IL-10, IL-35
und TGF-β beruht. Treg-Zellen exprimieren in starkem Ausmaß die α-Kette des IL-2 Rezeptors (CD25). Dadurch sind
sie in der Lage IL-2, einen wichtigen Wachstumsfaktor für
T-Zellen, besonders effizient aufzunehmen. Da sie selber kein
IL-2 produzieren, gleichzeitig aber besonders effizient IL-2
aufnehmen können, entziehen sie den in ihrer Umgebung
befindlichen Zellen diesen wichtigen Wachstumsfaktor.
Treg-Zellen wirken nicht nur auf andere T-Zellen, sie können
auch APZ dahingehend beeinflussen, dass diese eher immunsuppressiv als aktivierend wirken. Auch direkte zytotoxische
1
13
1.1 · T-Lymphozyten
. Tab. 1.1 Seltene Autoimmunerkrankungen, die durch einen einzelnen Gendefekt verursacht werden
Gen
Erkrankung
Mechanismus
AIRE
APS-1 (APECED)
Gestörte Expression von Autoantigenen im Thymus, die zu einer Störung
der negativen Selektion autoreaktiver T-Zellen führt
FOXP3
IPEX
Verringerte Anzahl CD4+CD25+-regulatorischer Zellen
CTLA4
Assoziiert mit Typ-1-Diabetes und
Morbus Basedow
Gestörte T-Zell-Anergie; niedrige Aktivierungswerte von T-Zellen
FAS/FASL
ALPS
Gestörte Apoptose von autoreaktiven T- und B-Zellen
Effekte von Treg-Zellen auf andere Zellen sind beschrieben
worden. Wenn Treg-Zellen isoliert und in vitro aktiviert werden, verhalten sie sich wie anerge T-Zellen. Darüber hinaus
sind sie in der Lage, die Proliferation anderer T-Zellen zu
hemmen. Möglicherweise ist dieses Verhalten aber ein In-vitro-Artefakt, da In-vivo-Analysen gezeigt haben, dass TregZellen eine hohe Teilungsrate sogar unter Ruhebedingungen
haben. Da man also die Treg-Funktion derzeit noch nicht direkt messen kann, lassen sich noch keine sicheren Aussagen
darüber treffen, ob eine Dysfunktion dieser Zellpopulation an
der Pathogenese von Autoimmerkrankungen des Menschen
beteiligt ist.
Aktuelle Arbeiten haben gezeigt, dass sich durch chronische Antigenstimulation aus naiven T-Zellen regulatorische
FoxP3-positive T-Zellen induzieren lassen. Möglicherweise ist
eine solche Induktion von Treg-Zellen ein neuer therapeutischer Ansatz für die Therapie von Autoimmunerkrankungen.
> Die immunologische Toleranz wird durch mehrere
redundante Mechanismen aufrechterhalten. Die Elimination autoreaktiver T-Zellen im Thymus wird als
zentrale Toleranz bezeichnet. Im peripheren Immunsystem werden autoreaktive T-Zellen funktionell inaktiviert oder durch regulatorische T-Zellen unterdrückt.
1.1.5
T-Zellen und Autoimmunität
Das Auftreten von Autoimmunität wird auf mehreren Ebenen
kontrolliert. Die zentrale Toleranz sorgt dafür, dass autoreaktive T-Zellen größtenteils eliminiert werden. Im peripheren
Immunsystem sind eine ganze Reihe von Mechanismen an der
Aufrechterhaltung von Toleranz beteiligt. Dazu zählen verschiedene inhibitorische Zytokine oder Rezeptoren, deren
Aktivität von genetischen und Umweltfaktoren beeinflusst
werden. Eine ganze Reihe genetischer Einflussfaktoren, die
die Suszeptibilität für oder den Schweregrad von Autoimmunerkrankungen beeinflussen können, sind bereits bekannt.
Neben genetischen Risikofaktoren haben auch Umweltfaktoren Einfluss auf Autoimmunität. So können beispielsweise
Infektionen akute Schübe von Autoimmunerkrankungen auslösen. Auch Rauchen oder bestimmte Veränderungen im
Hormonhaushalt zum Beispiel durch Schwangerschaft modu-
lieren den Verlauf von und die Suszeptibilät für Autoimmunerkrankungen. Die Summe der individuellen Risikofaktoren
prädisponiert also für die meisten Autoimmunerkrankungen.
Nur in seltenen Fällen führt ein einzelner Gendefekt zur Entstehung von Autoimmunität. Beispiele hierfür sind APECED
und IPEX, denen eine Mutation von AIRE oder FOXP3 zu
Grunde liegt. Ein weiteres Beispiel ist ALPS (»autoimmune
lymphoproliferative syndrome«), bei dem es durch eine Mutation des Moleküls Fas zu einer Störung des aktivierungsinduzierten Zelltodes von T-Zellen kommt. Ein großer Teil der
aktivierten T-Zellen persistiert in sekundären lymphatischen
Organen und peripheren Geweben und führen dort zu Autoimmunattacken. Auch Mutationen des inhibitorischen Moleküls CTLA-4 prädisponieren für Autoimmunerkrankungen
wie Typ-1-Diabetes oder Morbus Basedow (. Tab. 1.1).
Bei den meisten »klassischen« Autoimmunerkrankungen
wie rheumatoider Arthritis, multipler Sklerose und Typ-1-Diabetes findet sich eine Assoziation mit verschiedenen HLAMolekülen. Am stärksten ist die Assoziation der ankylosierenden Spondylitis mit HLA-B27: Über 98% der Patienten besitzen dieses HLA-Allel. Auch die rheumatoide Arthritis ist mit
bestimmten HLA-DR-Allelen (DRB1, . Tab. 1.2) assoziiert.
Interessanterweise besitzen diese HLA-DR-Allele ein gemein-
. Tab. 1.2 Assoziation von HLA-Allelen mit Autoimmunerkrankungen
Erkrankung
HLA
Patienten
[%]
Kontrollen
[%]
Rheumatoide Arthritis
DR4
68
25
Typ-1-Diabetes
DR4
74
24
DR3
52
22
DR2a
4
26
Multiple Sklerose
DR2
59
26
Morbus Bechterew
B27
98
9
a HLA-DR2 kommt bei Patienten mit Typ-1-Diabetes seltener
vor als bei gesunden Kontrollen. Das Vorliegen von HLA-DR2
schützt somit vor Erkrankung.
14
1
Kapitel 1 · Grundlagen der Autoimmunität
sames Epitop (»shared epitope«). Dieses Epitop liegt in der
antigenbindenden Grube des HLA-Moleküls. Die einzige bekannte Aufgabe von HLA-Molekülen ist die Präsentation von
Antigenen für T-Zellen. Es lässt sich also vermuten, dass bestimmte HLA-Moleküle besonders gut geeignet sind, bestimmte krankheitsauslösende Selbstpeptide zu präsentieren
und damit autoreaktive T-Zellen zu aktivieren. Eine alternative Erklärung wäre, dass es durch die Expression bestimmter
HLA-Allele zu einer Veränderung der Selektion im Thymus
und somit zum verstärkten Auftreten autoreaktiver T-Zellen
kommt.
Der Einfluss genetischer Faktoren auf die Suszeptibilität
für Autoimmunerkrankungen darf jedoch nicht überschätzt
werden. Studien haben gezeigt, dass nur eine geringe Konkordanz von Autoimmunität bei Zwillingen besteht. Es wird angenommen, dass genetische Faktoren nur zu 30%, Umweltfaktoren aber zu 70% für die Ausprägung von Autoimmunität
verantwortlich sind. Der wichtigste Umweltfaktor sind Infektionen. Dieser Zusammenhang zwischen Autoimmunität und
Infektionen wird ausführlich in 7 Abschn. 1.6 diskutiert.
> Die Assoziation bestimmter HLA-Allele mit Autoimmunerkrankungen ist ein wichtiger Hinweis auf eine
Beteiligung von T-Zellen an Autoimmunität. In seltenen Fällen lassen sich Autoimmunsyndrome auf Mutationen einzelner Gene zurückführen, die an Toleranzmechanismen von T-Zellen beteiligt sind.
1.2
B-Zellen
N. Wagner
B-Zellen tragen ihren Namen nach der Bursa Fabricii, dem
Organ, in dem sie sich in Vögeln entwickeln. In Säugern entwickeln sich B-Zellen fetal in der Leber und postnatal im Knochenmark. Die humorale Immunantwort ist die wesentliche
Funktion von B-Zellen bei der Bekämpfung pathogener Keime, sie erfolgt durch die Produktion und Sezernierung von
Antikörpern, die spezifisch ein Antigen binden. Mittels Komplementaktivierung, Phagozytose oder Zytotoxozität wird das
mit Antikörpern beladene Antigen dann inaktiviert. Die humorale Immunantwort war lange vor der T-Zell-vermittelten
Immunantwort bekannt und wurde erstmals von Behring und
Kitasato zur Gewinnung von Antitoxinen verwandt. Weitere
wichtige Funktionen von B-Zellen sind die Präsentation von
Antigen für T-Zellen sowie die Sekretion von Zytokinen, die
zur Proliferation und Differenzierung immunkompetenter
Zellen beitragen.
1.2.1
Entwicklung von B-Zellen
B-Zellen entwickeln sich postpartal im Knochenmark aus
pluripo*tenten hämatopoetischen Stammzellen. Sich entwickelnde B-Zellen durchlaufen hierbei ein kontrolliertes, zeitlich aufeinanderfolgendes Programm der Genexpression und
Rearrangierung der Immunglobulingene, so dass am Ende die
reife B-Zelle IgD- (Immunglobulin-D) und IgM-Moleküle der
gleichen Antigenspezifität exprimiert (. Abb. 1.5). Das Stroma des Knochenmarks ist an der Entwicklung wesentlich beteiligt. Zwischen B-Vorläuferzellen und Stromazellen des
Knochenmarks bilden sich adhäsive Kontakte aus, die durch
zellmembranständige Adhäsionsmoleküle wie z. B. VCAM-1
(»vascular cell adhesion molecule 1«) vermittelt werden. Verschiedene Zytokine und Chemokine wie SCF (»stem cell factor«), SDF-1 (»stromal cell-derived factor 1«) sowie IL-7 (Interleukin-7) in der Maus sind wesentlich in diesen frühen
Stadien der B-Zell-Entwicklung im Knochenmark. Anhand
der Expression von Oberflächenmolekülen und insbesondere
der Rearrangierung der Immunglobulinketten sowie des Beginns der Expression von Antikörpermolekülen im Zytoplasma und in der Zellmembran lassen sich die verschiedenen
Entwicklungsstufen der B-Zellen erkennen. Die Entwicklungsstadien laufen über die Pro-B-Zell-Stadien zu den PräB-Zell-Stadien zur unreifen und dann zur reifen B-Zelle. Die
frühesten Oberflächenmarker von B-Zellen sind CD19 und
CD45R, wobei CD19 B-Zell-spezifisch ist.
Der bedeutendste Schritt der B-Zell-Entwicklung ist die
Expression des B-Zell-Rezeptors, welcher das membranständige Antikörpermolekül ist und ein Antigen erkennen und
binden kann. Die Antigenerkennung ist die Voraussetzung für
die Proliferation der B-Zelle zur Effektorzelle, der Plasmazelle,
die Antikörper in großen Mengen produziert und sezerniert.
Um während der B-Zell-Entwicklung den B-Zell-Rezeptor zu
produzieren, ist die Rekombination von verschiedenen Genelementen der Immunglobuline erforderlich. Antikörper bestehen aus zwei Ketten, einer schweren und einer leichten
Kette, deren Struktur weiter unten (7 Abschn. 1.2.2) näher beschrieben ist. Die Genelemente der Immunglobulingene liegen
auf den Chromosomen 14 (schwere Kette), Chromosom 2 (κ
leichte Kette) und Chromosom 22 (λ leichte Kette). Die Genelemente werden V (»variable«), D (»diversity«) und J (»joining«) genannt, wobei die schwere Kette alle drei Genelemente
rekombinieren kann, während die leichten Ketten nur Vund J-Segmente rekombinieren können. Die Anzahl der zur
Verfügung stehenden verschiedenen Segmente variiert von
4 (J-Gensegmente, λ leichte Kette) bis 40 (V-Gensegmente
schwere Kette). In der B-Zell-Entwicklung findet zunächst die
Rekombination der schweren Kette des Immunglobulinmoleküls statt, die frühe Pro-B-Zelle im Knochenmark kombiniert
ein D- und ein J-Element. Die späte Pro-B-Zelle kombiniert
zum rearrangierten DJ-Element ein V-Gensegment hinzu. Da
die Rekombination von VDJ-Gensegmenten unpräzise und
unter Hinzufügung von Nukleinsäuren erfolgt, ist statistisch
etwa nur jede dritte Rekombination produktiv; die anderen
Rekombinationen befinden sich nicht im Leserahmen. Im
Falle eines unproduktiven Rekombinationsereignisses wird
die Entwicklung der B-Zelle unterbrochen, die Zelle wird
apoptotisch. Da jeweils zwei Allele eines Chromosoms vorhanden sind, ist die Chance für ein erfolgreiches Rekombinationsereignis erhöht, für die leichten Ketten existieren wie oben
erwähnt zwei verschiedene Ketten, die von verschiedenen
Chromosomen kodiert werden, so dass dadurch die Erfolgsrate einer erfolgreichen Rekombination weiter gesteigert wird.
1
15
1.2 · B-Zellen
Knochenmark
Peripherie
Antigenunabhängig
EBF
E2A
PU-1
Ikaros
Stammzelle
FrühePro-BZelle
B-Zellgebunden
Pax5
mlgμ
Igβ
Calnexin
Igα-Igβ
Antigenabhängig
lgμ
Große
Prä-BZelle
Pro-BZelle
Kleine
Prä-BZelle
Unreife
B-Zelle
Autoreaktiver
Rezeptor
RF2
Dμ
lgμ lgχ oder
Igλ
ψL
ψL
Igα-Igβ
mlgM mlgD
Transitionelle-
Reife
B-Zelle
NichtB-Zelle
autoreaktiver
Rezeptor
RezeptorEditing
†
mlgM
RezeptorRevision
Deletion oder
Anergie
RAG:
-
Low
+
-
+
Low
Low
-
IgH:
GL
GL
DJH
VHDJH
-
-
-
-
IgL:
GL
GL
GL
GL
VL JL
VLJ L?
VLJ L?
-
. Abb. 1.5 Schema der B-Zell-Differenzierung. Entwicklungsstadien der B-Zelle, Expression von »recombination activating genes« (RAG)
und Rearrangements der Genorte für die schwere (IgH) und die leichte (IgL) Kette des Immunglobulinmoleküls. GL Genort in Keimbahnkonfiguration. Die Expression in der Zellmembran von Pro-B- (Calnexin und Igα-Igβ), Prä-B- (Igμ, ψL und Igα-Igβ) oder B- (Igμ, Igκ oder Igλ und
Igα-Igβ) -Zell-Rezeptoren während der Entwicklung ist dargestellt
Dennoch sterben zahlreiche Vorläuferzellen von B-Zellen
während der Entwicklung ab. Wenn eine schwere oder leichte
Kette erfolgreich rekombiniert ist, wird das andere Allel mittels eines Vorgangs, der als allelische Exklusion bezeichnet
wird, an der Rekombination gehindert. Jede B-Zelle exprimiert nur eine schwere und eine leichte Kette. Die Gensegmente V und J der leichten Kette rearrangieren sich in der
Prä-B-Zelle, in der die schwere Kette bereits im Leserahmen
rekombiniert ist. Im frühen Stadium der Prä-B-Zelle, der sog.
großen Prä-B-Zelle, wird vor Rekombination der leichten Kette der Prä-B-Zell-Rezeptor auf der Zelloberfläche exprimiert.
Dies ist das erste Mal im Entwicklungsprozess der B-Zelle,
dass Teile ihres Rezeptors exprimiert werden. Der Prä-B-ZellRezeptor besteht aus der erfolgreich rekombinierten schweren
Kette und einem Ersatz der leichten Kette (»surrogate light
chain«), die aus den zwei Proteinen λ5 und VpreB besteht.
Zwei weitere Proteine, Igα unnd Igβ, assoziieren mit dem PräB-Zell-Rezeptor wie auch später mit dem B-Zell-Rezeptor der
reifen B-Zelle. Diese Proteine vervollständigen den Prä-BZell-Rezeptor so, dass Signale in die Zelle transduziert werden
können.
Die leichte Kette wird nach der schweren Kette in der PräB-Zelle aus den Gensegmenten V und J des κ- und λ-GenLocus
rekombiniert. Zumeist wird erst das κ-Gensegment rearrangiert. In diesem Locus können anders als bei der schweren
Kette mehrere Rearrangements hintereinander auf einem Allel erfolgen, so dass die Rate erfolgreicher Rearrangements im
Leserahmen bei den leichten Ketten höher ausfällt. Die leichte
Kette wird jetzt synthetisiert und assoziiert mit der schweren
Kette, so dass in der unreifen B-Zelle erstmalig der B-ZellRezeptor exprimiert wird. Zeitgleich ist der Prä-B-Zell-Rezeptor wieder von der Zellmembran verschwunden. Der BZell-Rezeptor ist ein membranständiges IgM-Molekül und
weist eine Antigenspezifität auf. Jede B-Zelle hat nur eine
Antigenspezifität, die während einer Immunreaktion noch
reifen kann, d. h. die Affinität zum Antigen nimmt durch Prozesse in sekundären lymphatischen Organen noch weiter zu.
Die Entwicklung von B-Zellen wird, wie beschrieben, wesentlich durch die Formierung des B-Zell-Rezeptors bestimmt. Nur wenn die Vorläuferzelle bestimmte Punkte in der
Exkurs
XLA
Patienten mit der Erkrankung XLA, der Agammaglobulinämie
Typ Bruton, die eine Mutation einer Tyrosinkinase (Btk) aufweisen, zeigen eine Unterbrechung ihrer B-Zell-Entwicklung
im Stadium der Prä-B-Zelle. Diese Patienten haben keine reifen B-Zellen und produzieren keine Immunglobuline, womit
sie an einer ausgeprägten humoralen Immundefizienz leiden
und auf die exogene Zufuhr von Immunglobulinen angewiesen sind. Schwere bakterielle Infektionen sind die Folge der
unbehandelten Immundefizienz. Die Tyrosinkinase Btk vermittelt wahrscheinlich ein Signal in die Zelle, welches dazu
dient, nach erfolgreicher Rekombination der schweren Kette
in der späten Pro-B-Zelle weitere VDJ-Rekombinationen zu
verhindern.
16
1
Kapitel 1 · Grundlagen der Autoimmunität
Exkurs
Antigenbindung
SCID
Der schwere kombinierte Immundefekt (SCID) ist gekennzeichnet durch schwerste Infektionen und eine Gedeihstörung mit chronischer Diarrhö im ersten Lebensjahr. Diesem
Immundefekt liegen zahlreiche verschiedene Mutationen zugrunde, die zu einem völligen Fehlen von T-Zellen oder von
T- und B- und z. T. auch NK-Zellen führen. Ein Teil der Patienten mit einem SCID weist Mutationen in den RAG-Genen auf.
Dadurch kann die Rekombination von Immmunglobulin- und
T-Zell-Rezeptor-Genen als integraler Bestandteil der B- und
T-Zell-Entwicklung nicht stattfinden, bereits die frühen Vorläuferstufen der B- und T-Zellen sterben ab. Das spezifische
Immunsystem wird folglich nicht im Ansatz ausgebildet. Damit können pathogene Keime über die Mechanismen der
Neutralisierung mittels Antikörpern oder der Zytotoxizität
von T-Zellen nicht eliminiert werden. Die meisten Patienten
mit einem SCID versterben im ersten Lebensjahr, sofern sie
keine Stammzelltransplantation oder Gentherapie erhalten.
Entwicklung erreicht, wird ihre weitere Entwicklung zugelassen. Verschiedene Proteine und Enzyme sind bisher identifiziert worden, die für diese Entwicklung bedeutsam sind. Zunächst sind die »recombination activating genes« RAG-1 und
RAG-2 zu nennen, die sowohl bei B- als auch bei T-Zellen als
Teil des Enzymkomplexes für die Rekombination schwerer
und leichter Ketten der jeweiligen B- oder T-Zell-Rezeptoren
unerlässlich sind. RAG-1 und RAG-2 werden nur in den Phasen der B-Zell-Entwicklung exprimiert, in denen Rekombination von schweren oder leichten Ketten stattfindet. Ein
weiteres wichtiges Enzym ist die terminale Deoxynukleotidyltransferase (TdT). Diese führt zu einem Anhängen von
Nukleotiden während des Prozesses der Rekombination von
VDJ-Gensegmenten. Dadurch wird die mögliche Diversität
der Immunglobulinketten und damit des Antigen erkennenden Anteils des B-Zell-Rezeptors deutlich erhöht. Verschiedene B-Zell-spezifische Faktoren erlauben das Rearrangement der Immunglobulinloci, T-Zell-spezifische Faktoren
gestatten das Rearrangement der T-Zell-Rezeptor-Gene. Zu
den B-Zell-spezifischen Faktoren zählen unter anderem
BSAP, welches den Zugang der Rekombinase zu den Immunglobulingenen ermöglicht, und die bereits oben beschriebene
Tyrosinkinase Btk.
Der hier beschriebene Mechanismus der Genrearrangierung findet sich beim Menschen nur bei Immunglobulin- und
T-Zell-Rezeptor-Genen. Mit Hilfe dieses Mechanismus kann
eine Diversität der Genprodukte erreicht werden, die einzigartig ist und die Grundlage für die Entwicklung des spezifischen Immunsystems darstellt.
Nach Entwicklung zur reifen B-Zelle exprimiert diese IgM
und IgD, wobei beide Ig-Klassen denselben antigenbindenden
variablen Anteil exprimieren, und wandert aus dem Knochenmark aus. Über den Blutstrom erreichen B-Zellen lymphatische Organe, wo sie wesentliche Überlebenssignale erhalten
und nach Antigenkontakt weiter reifen. Ein Teil dieser Zellen
mündet dann in den Pool der langlebigen Gedächtnis-B-Zellen und der Plasmazellen.
Variable
Region
Fab
Leichte Kette
Konstante
Region
Fc
Schwere Kette
. Abb. 1.6 Aufbau eines Antikörpermoleküls
> Durch Rearrangierung von Gensegmenten der Immunglobulingene sowie durch terminale Hinzufügung von Nukleinsäuren bei der Rekombination
entsteht die extrem hohe Diversität in der Spezifität
der Antikörper.
1.2.2
Struktur und Funktion
von Immunglobulinen
B-Zellen produzieren Immunglobuline, sie exprimieren Immunglobuline assoziiert mit weiteren Molekülen (Igα, Igβ) auf
ihrer Oberfläche als B-Zell-Rezeptor und sezernieren Immunglobuline als lösliche Antikörper. Der Antikörper bindet
spezifisch eine Antigendeterminante (z. B. Zellwandbestandteil eines Bakteriums, Hüllprotein eines Virus). Es gibt fünf
Klassen von Immunglobulinen (Ig), die sich noch in weitere
Subklassen aufteilen: IgM, IgD, IgG, IgA und IgE. IgG bildet
mengenmäßig den größten Anteil, gefolgt von IgA, welches
Schleimhäute schützt.
Ein IgG-Molekül hat vier Ketten, zwei schwere und zwei
leichte Ketten, die über Disulfidbrücken miteinander verbunden sind. Die Form eines IgG-Antikörpers erinnert an ein Y
(. Abb. 1.6). Jeder Antikörper hat zwei Bindungsstellen für
Antigen, die von schweren und leichten Ketten gemeinsam
gebildet werden. Schwere Ketten haben vier Immunglobulindomänen, leichte Ketten zwei. Der Antikörper weist variable
und konstante Anteile auf. Die variablen dienen der Bindung
an das Antigen und sind am N-terminalen Ende des Antikör-
17
1.2 · B-Zellen
VH1 VH2 VH3
VH4-40
DH1 DH2 DH3-25
JH1 JH2 JH3 JH4 JH5 JH6
Cμ
Cα2
2 Mb
Chromosom 14
Vκ1 Vκ2 Vκ3
a
Cκ
Jκ1 Jκ2 Jκ3 Jκ4 Jκ5
Chromosom 2
cμ
b
Vκ4-40
cδ
cγ3
cγ1
cα1
cγ2
cγ4
cε
cα2
Chromosom 14
. Abb. 1.7a,b a Genort und Struktur der variablen Anteile von schwerer und leichter κ-Kette der Immunglobuline. b Genort und Struktur
des konstanten Teils der schweren Kette
permoleküls zu finden. Die konstanten Anteile des Antikörpers machen den Großteil des Moleküls aus, sie beherbergen
den Fc-Anteil, der an Fc-Rezeptoren und -Komplement bindet. Dies ist für die Neutralisation antikörpergebundener pathogener Keime wichtig. Innerhalb der variablen Anteile eines
Antikörpermoleküls, welches in jeder Kette etwa 110 Aminosäuren umfasst, befinden sich Regionen, die sich durch eine
Hypervariabilität auszeichnen. Diese Abschnitte sind für die
Antigenbindung besonders wichtig. Antigen bindet an den
Antikörper über die dreidimensionale Konformation der
Oberfläche, die sich in Form eines Loches, einer länglichen
Grube oder durch komplexere Strukturen auszeichnen kann.
Die dabei beteiligten nichtkovalenten Bindungskräfte sind:
elektrostatische Bindung, Van-der-Waals-Kräfte, Wasserstoffbindungen und hydrophobe Bindungskäfte.
B-Zellen können Immunglobuline auf ihrer Oberfläche
exprimieren und als Antikörper sezernieren. Hierzu existieren im konstanten Teil der Immunglobulingene für die
Schwerketten Exone, die für eine transmembranöse Form des
Ig-Moleküls und für eine sezernierte Form kodieren. Alternatives Spleißen führt dann entweder zur Expression in der Zellmembran oder zur Sezernierung von Ig-Molekülen. Nach
Antigenkontakt entwickeln sich die B-Zellen entweder zu
IgM-sezernierenden Plasmazellen oder durchlaufen einen
Immunglobulinklassenwechsel zu IgG, IgA oder IgE. Die neue
Ig-Klasse wird zunächst in der Zellmembran exprimiert, ein
Teil dieser B-Zellen wird zu Gedächtnis-B-Zellen, ein anderer
Teil wird zu Plasmazellen, die dann die neue Ig-Klasse (IgG,
IgA oder IgE) sezernieren. Die Immunglobulinklassen unterscheiden sich in ihren konstanten Regionen der schweren
Ketten, deren Gensegmente mit Cμ, Cδ, Cγ, Cε oder Cα bezeichnet werden (. Abb. 1.7b). Während IgG, IgE und IgD als
Monomere vorkommen und ihr Molekulargewicht zwischen
140 und 190 kDa beträgt, bildet IgA Dimere mit einem Molekulargewicht von 390 kDa, und IgM bildet Pentamere mit einem Molekulargewicht von 970 kDa. Die Halbwertszeit im
Serum für nicht zellgebundene Ig-Moleküle variiert ebenfalls
stark, von 2 Tagen für IgE bis zu 21 Tagen für IgG1.
Wie erfolgt der Wechsel der Ig-Isotypen? Die Cμ- und
Cδ-Gensegmente der schweren Kette sind direkt neben (3’)
den variablen Segmenten VDJ angeordnet. Durch unterschiedliches Spleißen des primären RNA-Transkriptes werden
in der reifen B-Zelle immer zunächst IgM und IgD exprimiert
und sezerniert (IgD, dessen Funktion unklar ist, allerdings nur
in geringer Menge). Beim Ig-Klassenwechsel zu IgG, IgE oder
IgA erfolgt nach Antigenkontakt in der reifen B-Zelle ein irreversibles Ereignis, wobei die DNA rekombiniert wird. Dieses Rekombinationsereignis erfolgt in sog. Switch-Regionen,
wodurch der DNA-Strang die Gensegmente verliert, die zwischen den variablen Gensegmenten und dem benötigten CGensegment (Cγ, Cε oder Cα) liegen. Nach dieser DNA-Rekombination kann die B-Zelle nur noch die neue Ig-Klasse
produzieren. Im Verlauf sind weitere Ig-Klassenwechsel der
Exkurs
AID
Ein Enzym, welches beim Ig-Klassenwechsel eine bedeutsame Rolle spielt ist die »activation-induced cytidine deaminase« (AID), die vermutlich an der Öffnung des DNA-Stranges
in der Switch-Region der Schwerketten-Ig-Gene beteiligt ist.
Bei angeborenem Fehlen dieses Enzyms tritt ein Immundefekt auf, der als Hyper-IgM-Syndrom Typ 2 bezeichnet wird.
Bei diesem Immundefekt fehlen außer IgM alle anderen
Ig-Klassen, da der Klassenwechsel nicht möglich ist. Daher
treten bakterielle Infektionen entsprechend häufig auf.
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