Prognos und BILD Quo vadis? • Media • Mensch • Werbung • Mediennutzung Quo vadis Werbewirkung? Zusammenfassung und Analyse von bestehenden Modellen und Meßverfahren Vorwort „Quo vadis Werbewirkung“ Werbewirkung was ist das, und wie mißt man sie? Allein das Wort „Werbewirkung“ erzeugt in den Köpfen von Marketing- und Agenturfachleuten eine Vielzahl von Bildern und Interpretationsansätzen. Bei der Fragestellung „Wie mißt man Werbewirkung?“ ergeben sich viele weitere Teilaspekte und Lösungsansätze, die jedoch nicht an eine ganzheitliche Beantwortung der Frage heranführen. Unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen in den einzelnen Märkten und differenzierende Zielsetzungen in den Unternehmen lassen es nicht zu, eine ganzheitliche, allgemeingültige Definition zur „Werbewirkung“ und schon gar nicht zur „Messung des Werbewirkungserfolges“ zu formulieren. Daß in einzelnen Bereichen durchaus anwendbare Modelle existieren, möchten wir Ihnen in diesem Kompendium, das die Prognos AG, Basel, für uns erstellt hat, aufzeigen. Wir wünschen uns, daß Sie auf den nachfolgenden Seiten Instrumente finden, die Ihnen in der täglichen Praxis helfen oder zumindest Gedankenanstöße geben. Ihr BILD-Anzeigenteam 3 Inhaltsverzeichnis Seite 1 EINLEITUNG 1.1 Problemstellung und Ziele 7 1.2 Inhalt 8 2 WERBEWIRKUNGSTHEORIE UND -FORSCHUNG 9 2.1 Funktion von Modellen in der Forschung 9 2.2 Entwicklung der Werbewirkungsmodelle - senderorientierte Modelle 4 7 10 2.2.1 Stimulus-Response-Modelle - Wirkungsebene Aufmerksamkeit 10 2.2.2 S-O-R-Modelle - Entdeckung der Wirkungsebene Verarbeitungsleistung 11 2.2.3 Konsonanz-/Dissonanztheoretische Ansätze Wirkungsebene physische Aktivierung 12 2.2.4 Erweiterung der Wirkungsebene Verarbeitungsleistung 12 2.2.5 Konsistenztheorien - Wirkungsebene Gedächtnisleistung 14 2.3 Paradigmawechsel - von senderorientierten zu empfängerorientierten Modellen 15 2.4 Neuere Ansätze und Modelle 16 2.4.1 Partialmodelle des Konsumentenverhaltens von J. Mazanec (1978) 17 2.4.2 Elaboration Likelihood Model (ELM) von Richard E. Petty und John T. Cacioppo (1983) 18 2.4.3 Impact-Modell von Hartwig Steffenhagen (1984) 18 2.4.4 Dynamisch-transaktionaler Ansatz von Werner Früh (1982/1991) 19 2.4.5 Modell der Wirkungspfade von Werner Kroeber-Riel (1992) 19 2.5 Zusammenfassung - Werbewirkungsmodelle 20 2.6 Von Werbewirkungs- zu Werbeerfolgsmodellen 25 2.7 Meßverfahren der Werbewirkung 26 2.7.1 Vorbemerkungen 26 2.7.2 Verfahren für die Ebene physische Aktivierung 27 2.7.3 Verfahren für die Ebene Aufmerksamkeitsleistung 28 Seite 2.7.4 Verfahren für die Ebene Verarbeitungsleistung 29 2.7.5 Verfahren für die Ebene Gedächtnisleistung 29 2.7.6 Verfahren für die Ebene Verhalten 31 2.8 Zusammenfassung - Meßverfahren der Werbewirkung 3 WERBEWIRKUNGSTHEORIE UND -FORSCHUNG IN DER PRAXIS 3.1 Werbewirkungstests in der Praxis 32 33 35 3.1.1 Einleitung 35 3.1.2 Recognition-Tests 37 3.1.3 Recall-Tests 37 3.1.4 Werbetracking-Tests 38 3.2 Werbeerfolgsmessung in der Praxis 40 3.2.1 Einleitung 40 3.2.2 Werbewert-Formel 41 3.2.3 Advertising Response Modell (ARM) 42 3.2.4 STAS-Differential 42 3.2.5 Nettaps-Modell und Noreen-Verfahren 43 3.2.6 Panelerhebungen und Testmärkte 43 4 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG 45 AUSWAHL VERWENDETER UND ZITIERTER LITERATUR 46 5 Abbildungsverzeichnis 6 Abb. 2/1 Weiterentwicklung der Modellvorstellungen 16 Abb. 2/2 Elemente von Wirkungsmodellen: die „Wirkungskette“ 21 Abb. 2/3 Fünf Wirkungsebenen unterscheidbar 22 Abb. 2/4 Wirkungsebenen und Wirkungsindikatoren 23 Abb. 2/5 Wirkungsindikatoren und Wirkungsmaße 24 Abb. 2/6 Vereinfachung auf Werbeerfolgsmodelle 26 Abb. 2/7 Von der Theorie zur Praxis: Meßverfahren 26 Abb. 2/8 Wirkungsmaße und Meßverfahren 32 Abb. 3/1 „Wirkungskette“ und „Werbekette“ 33 Abb. 3/2 Überblick über Werbewirkungstests 35/36 1 Einleitung 1.1 Problemstellung und Ziele (1) Für alle, die in der Praxis mit Werbung zu tun haben, steht zweifelsfrei fest: Werbung wirkt! Immerhin werden in Deutschland inzwischen mehr als 56 Mrd. DM pro Jahr allein in die „klassische“ Werbung investiert. Hinzu kommen weitere Milliardenausgaben für das Direktmarketing. Angesichts dieser enormen Summen scheint die Frage, wie und warum Werbung wirkt, eigentlich beantwortet - schließlich ist anzunehmen, daß soviel Geld nicht ausgegeben würde, wenn dem nicht die entsprechende Leistung entgegenstünde. (2) Vielleicht ist es jedoch gerade die stetig wachsende Summe der Werbeinvestitionen, die die Frage nach der Werbewirkung immer wieder neu aufwirft: der Kosten- und Renditedruck in den Unternehmen macht vor den Werbebudgets nicht halt. Ein besseres Verständnis von Wirkungszusammenhängen könnte Optimierungs- und Einsparungseffekte möglich machen und zudem einen Wettbewerbsvorteil für das einzelne Unternehmen oder auch für den einzelnen Werbeträger bedeuten. (3) Die permanente Strukturveränderung des Werbemarktes und speziell des Mediamixes deuten darauf hin, daß die Erkenntnisse über die Werbewirkung nicht so eindeutig und unverrückbar sind, daß es sich nicht (mehr) lohnen würde, diese Thema aufzugreifen. Zudem gibt es neben erfolgreichen und befriedigenden auch nicht erfolgreiche Werbemaßnahmen, bei denen der Aufwand wirkungslos verpufft. (4) Das Risiko, die gesteckten Wirkungsziele nicht oder nur suboptimal zu erreichen, erzeugt einen permanenten Handlungsdruck und Rechtfertigungsbedarf für alle Akteure im Wertschöpfungsnetzwerk Werbung. Die dazu erforderlichen Argumente und Nachweise erwartet man sich von der Werbewirkungsforschung. (5) Eine allgemein anerkannte Werbewirkungstheorie gibt es jedoch bislang nicht. Die Werbewirkung scheint von unzähligen Einflußfaktoren abzuhängen, die zudem noch alle miteinander interagieren. Die von der Medien-/Werbewirkungsforschung bis heute vorgelegten Modelle repräsentieren jeweils unterschiedliche Ausschnitte aus diesem Wirkungsgeflecht, nie jedoch den Gesamtzusammenhang. Das hat auch dazu geführt, daß die Verständigung über das Thema nach wie vor schwierig ist, da auch begrifflich immer erst geklärt werden muß, von was die Rede ist. (6) Da die Werbewirkungsforschung die erwartete Orientierung nur in Ansätzen bietet, gibt es in der Praxis kein einheitliches, allgemein akzeptiertes Verfahren zum Nachweis der Werbewirkung oder des Werbeerfolges. Je nach zugrundeliegendem Theoriemodell werden unterschiedliche Einflußfaktoren gemessen und in Beziehung gesetzt. Werbewirkung wird als das ausgewiesen, was unter pragmatischen Bedingungen gemessen werden kann. Als Folge ergibt sich eine Konkurrenz der Nachweisverfahren, aus der sich die verschiedenen Akteure auf dem Werbemarkt je nach Bedarf und Interesse bedienen können. Das führt in der Regel dazu, daß die Verantwortung für die Wirkung einer Werbemaßnahme zwischen Werbeauftraggebern, Kreativagenturen, Werbemittelproduzenten, Mediaagenturen und Werbeträgern hin- und hergeschoben wird. Dieser „Schwarze-Peter“-Mechanismus verhindert oft das wünschenswerte konstruktive Zusammenwirken aller Beteiligten. (7) Angesichts dieser Situation ist die Zielsetzung der vorliegenden Broschüre, die wichtigsten (noch) aktuellen Werbewirkungsmodelle und Verfahren zum Nachweis der Werbewirkung/des Werbeerfolgs systematisch zusammenzutragen und zu einer verstärkten Beschäftigung mit diesem Thema anzuregen. Dabei stehen die Stärken und Schwächen der 7 Theorie/Modelle, ihre Selektivität im Hinblick auf die wirkungsrelevanten Faktoren sowie die Praxis- und Handlungsrelevanz der Methoden zum Wirkungsnachweis auf dem Prüfstand. 1.2 Inhalt (1) Die Broschüre gliedert sich in zwei Teile, von denen sich der eine mit der Theorie und der andere mit der Praxis der Werbewirkung beschäftigt. (2) Wir beginnen zunächst mit einem historischen Rückblick auf die kurze Geschichte der Wirkungsforschung. Die meisten dieser frühen Vorstellungen über Werbewirkung erweisen sich in der Praxis immer noch als aktuell, die identifizierten Wirkungsfaktoren sind auch heute noch relevant. (3) Neuere Modelle und Ansätze der Werbewirkungsforschung aus den 80er und 90er Jahren sind schon deutlich komplexer, da mit ihnen versucht wird, mehrere bis dahin bezugslos nebeneinander stehende Elemente und Faktoren des Wirkungsprozesses zu verknüpfen. Auf der anderen Seite gibt es weiterhin Bestrebungen, die schwer faßbare Komplexität des Werbewirkungsprozesses auszublenden, Werbewirkung auf den ökonomischen Werbeerfolg zu reduzieren und diesen möglichst genau berechenbar zu machen. (4) Als Bindeglied zwischen Theorie- und Praxisteil fungiert ein Überblick über die theoretisch möglichen Verfahren zum Nachweis der Werbewirkung. Der anschließende Praxisteil enthält neben der Erörterung der wichtigsten grundsätzlichen Fragen zur praktischen Anwendung der Werbewirkungstheorie und -forschung eine Übersicht über die heute angebotenen Verfahren der Werbewirkungs- und Werbeerfolgsmessung und eine kurz gehaltene Darstellung ihrer Einsatzmöglichkeiten und Grenzen. (5) Ein Literaturverzeichnis rundet die Broschüre ab und gibt Anregungen für eine weitere Beschäftigung mit dem Thema. 8 2 Werbewirkungstheorie und -forschung 2.1 Funktion von Modellen in der Forschung (1) Mit Hilfe von Modellen versucht die Werbewirkungsforschung, das Phänomen Werbewirkung erklärbar zu machen. Die Aufgabe eines Modells ist es, ein auf die wesentlichen Grundzüge reduziertes und dennoch allgemeingültiges Abbild der Wirklichkeit zu liefern, um dadurch ein Verständnis der vielfältigen und komplexen Strukturen von Werbewirkung zu ermöglichen. (2) Die Fokussierung auf jeweils wenige Wirkungsfaktoren hat sich jedoch im Zuge der weiteren Forschung als unzulänglich erwiesen. Neue Wirkungsebenen und -indikatoren wurden gefunden, deren Bedeutung für die Werbewirkung nicht ignoriert werden konnte. Nur teilweise ließen sich diese neuen Faktoren in bereits bestehende Modelle einbauen; in der Regel zogen neu entdeckte Faktoren auch neue Modellvorstellungen nach sich. Deshalb stehen heute mehrere Modelle nebeneinander. (3) Jeder Modellkonstruktion geht eine (implizite oder explizite) Entscheidung darüber voraus, welchen Vorstellungen vom Reizwahrnehmungs- und Reizverarbeitungsprozeß des Menschen gefolgt werden soll. Das bedeutet im Umkehrschluß, daß die Anwendung eines bestimmten Meßverfahrens auch eine Entscheidung für einen theoretischen Ansatz bzw. ein Modell der Werbewirkung und für die damit verbundene Vorstellung von Reizwahrnehmungsund Reizverarbeitungsprozessen ist. (4) In der täglichen Praxis wird dieser Zusammenhang zwischen den Meßverfahren und der dahinter stehenden wissenschaftlichen Vorstellungswelt meist ausgeblendet. Wünschenswert wäre jedoch, daß bei jedem praktischen Einsatz von Meßverfahren immer der Bezug zum theoretischen Umfeld erhalten bliebe. (5) In der folgenden Übersicht über die wichtigsten Werbewirkungsmodelle wird versucht, für alle Wirkungsebenen, Wirkungsindikatoren, Wirkungsmaße und Meßverfahren, die in der angewandten Forschung gebräuchlich sind, diesen Zusammenhang Stück für Stück wieder herzustellen. (6) Die Übersicht ist zunächst chronologisch aufgebaut (Kapitel 2.2 bis 2.4) und mündet in einer systematischen Zusammenfassung (Kapitel 2.5). Die Zusammenfassung dient als Ausgangsbasis für die Vorstellung der Meßverfahren, die ja ein Bindeglied zwischen Theorie und Praxis darstellen. 9 2.2 Entwicklung der Werbewirkungsmodelle senderorientierte Modelle 2.2.1 Stimulus-Response-Modelle - Wirkungsebene Aufmerksamkeit (1) Als ein Teilbereich der sich in den 1920/30er Jahren konstituierenden Medienwirkungsforschung ging auch die sich parallel entwickelnde Werbewirkungsforschung von dem damals geltenden, noch rein behavioristischen Bild des von Instinkt beherrschten Menschen aus, der passiv auf Reize mit einem angeborenen, verhältnismäßig uniformen Reaktionsprogramm antwortet. In diesem linear-kausalen Wirkungsmodell, dem sogenannten StimulusResponse- oder abgekürzt S-R-Modell , ist das Verhalten des Werberezipienten dementsprechend die Folge eines bestimmten Reizes oder einer Reizkonstellation (deutsche Übersetzung: Reiz-Reaktions-Modell). (2) Dieser theoretische Erklärungsansatz des Werbewirkungsprozesses fügte sich in die damalige Vorstellung von der Vereinzelung des isolierten Individuums in der Massengesellschaft ein, das keine Unterstützung oder Korrektur durch gesellschaftliche Primärgruppen wie die Familie oder die Dorfgemeinschaft mehr findet, da diese sich mit der Industrialisierung auflösen. Dadurch ist das Individuum dem Einfluß der Medien immer stärker ausgesetzt (Burkart, S.184). (3) Durch die in der damaligen Medienwirkungsforschung herrschende Theorie der starken Medienwirkung (Brosius, S. 13) geprägt, übernahm die Werbewirkungsforschung ein Rezeptionsmodell, das durch die Metaphern wie hypodermic needle oder magic bullet umschrieben wurde: Der homogenen Masse der Werbekonsumenten wird mit der Durchdringungskraft einer Injektionsnadel oder einer Pistolenkugel der Stimulus einer Werbemaßnahme ohne Widerstand übermittelt und löst dort Reaktionen aus. (4) Die Gesetzmäßigkeiten dieser unterstellten mechanistischen Beziehung zwischen Input (Werbemaßnahme) und Output (Erreichen der Werbezielsetzung) waren Untersuchungsgegenstand der ersten Wirkungsstudien. Die zentrale Frage war: Welche Vorgänge auf der Inputseite lösen welche Reaktionen auf der Outputseite aus? Die komplexeren und nicht beobachtbaren Zusammenhänge zwischen der Werbemaßnahme (Stimulus) und der Werbewirkung bzw. dem Werbeerfolg (Response) blieben in diesem sogenannten Black-Box-Modell unberücksichtigt und aufgrund der Meßmethodik zunächst auch unentdeckt. Es wurde nicht gefragt, wie und warum bei dem Werberezipienten eine Reaktion entsteht. (5) Als Wirkungsebene identifizierten die ersten Werbeforscher die Aufmerksamkeit , die durch die Werbung geweckt wird. Wie schon erläutert, ergab sich der kausale Zusammenhang zwischen Werbereiz und Aufmerksamkeitsreaktion gemäß der damals herrschenden Denkmodelle. Bei diesem auch als Reklamemodell bezeichneten Modell der Werbewirkung wird davon ausgegangen, daß die Werbekonsumenten problemlos zu beeinflussen sind, wenn erst einmal ihre Aufmerksamkeit gewonnen werden kann (Wilkens, S. 16). (6) Als Meßverfahren für die Aufmerksamkeit wurden der Recognition- Test und - anfänglich konkurrierend - der Recall- Test entwickelt. Die Wiedererkennung (recognition) und - als qualitativ besseres Konzept propagiert - die Wiedererinnerung (recall) in einer späteren Befragung wurden als meßbarer Ausdruck für die Aufmerksamkeit gedeutet, die eine Werbemaßnahme hervorgerufen hat. Erst später wurde deutlich, daß mit diesen beiden Meßverfahren eigentlich die Gedächtnisleistung gemessen wird und nicht die Aufmerksamkeitsleistung (s. u.). 10 (7) Auf dieser einfachen Grundvorstellung (Aufmerksamkeit als Basis der Beeinflussung) hatte E. St. Elmo Lewis bereits im Jahre 1898 mit seinem Stufenmodell AIDA ein Ablaufschema für das Verkaufsgespräch herausgearbeitet. Die Aufmerksamkeit (attention) steht dabei am Anfang eines aufeinander abgestimmten, in hierarchischer Stufenfolge ablaufenden Modells der Beeinflussung. Zentral für diesen Erklärungsansatz ist die Annahme, daß die einzelnen Wirkungsstufen wie eine Kettenreaktion ablaufen. Dadurch bekam die an den Anfang gestellte Wirkungsstufe Aufmerksamkeitsweckung die für den Wirkungserfolg entscheidende Stellung zugeschrieben. Beim AIDA-Modell folgten auf die Aufmerksamkeit (Attention) als nächste Stufen Interesse (Interest), Wunsch (Desire) und schließlich Handlung (Action). Implizit gingen die Anhänger dieses hierarchischen Ansatzes davon aus, daß eine erfolgreiche kommunikative Wirkung auch eine Wirkung auf der Verhaltensebene hat (Kauf). In empirischen Untersuchungen ist eine solche Kausalität aber bis jetzt kaum nachzuweisen. Die Aufmerksamkeit allein ist keine Garantie für einen Kauf. In der Werbeforschung führte dies zu unterschiedlichen Reaktionen: Einerseits versuchten die Verfechter, das Wirkungsstufenkonzept durch neue Erkenntnisse aus der soziologischen und psychologischen Forschung zu modifizieren und zu verfeinern, andererseits suchten die Kritiker nach Ersatzkonzepten. 2.2.2 S-O-R-Modelle - Entdeckung der Wirkungsebene Verarbeitungsleistung (1) Neue Ansätze der psychologischen Forschung, die in den 1940/50er Jahren die bis dahin in diesem Bereich vorherrschende Instinkttheorie massiv in Frage stellten, führten auch in der Werbewirkungsforschung zur Revision der Vorstellung von den Wirkungsprozessen. Der klassische Stimulus-Response-Ansatz erfuhr eine Modifikation durch die Erweiterung zum Stimulus-Organism-Response-Modell oder S-O-R-Modell . Statt den Rezipienten als nicht zu erschließende Blackbox zu negieren, rückte er als entscheidender und wirkungsrelevanter Faktor in den Mittelpunkt. Durch das neue Paradigma der Lerntheorie vom individuell und nicht uniform und instinktgesteuert auf Reize reagierenden Menschen konnte nicht mehr vom Stimulus allein auf ein entsprechendes Response-Verhalten geschlossen werden. Die individuelle psychische Disposition des Rezipienten mit seinem Repertoire an sogenannten intervenier enden V ariablen wurde neuer Untersuchungsgegenstand der Werbewirkungsforschung. (2) Der Werbewirkungsprozeß wurde analog zu diesem neuen Ansatz beschrieben: Nach dieser sogenannten Lernhierarchie begann der Rezipient von Werbung damit, etwas über das beworbene Produkt zu lernen, gegebenenfalls daraufhin seine Einstellung und schließlich sein Verhalten zu ändern. Es genügte also nicht mehr, nur die richtigen Stimuli auszusenden, um eine gewünschte Reaktion zu erreichen. Die Einstellung des Rezipienten wurde als die Variable angesehen, die es zu beeinflussen galt. Jede Werbung sollte nach dieser Prämisse darauf abzielen, einen Lernprozeß im Rezipienten auszulösen. Der neue Ansatz, die Einstellung des Rezipienten in den Mittelpunkt zu stellen, eröffnete der Werbewirkungsforschung eine neue Dimension. Die Verarbeitungsleistung des Rezipienten rückte in den Vordergrund. Zu der bereits erkannten Wirkungsebene Aufmerksamkeitsleistung trat also eine zweite hinzu. Dabei wird zwischen einer affektiven (emotionalen) und einer kognitiven (rationalen) Komponente der Verarbeitungsleistung unterschieden. Die konative Komponente bezieht sich auf die latente Bereitschaft, ein bestimmtes Verhalten gegenüber dem Einstellungsobjekt zu äußern. 11 2.2.3 Konsonanz-/Dissonanztheoretische Ansätze - Wirkungsebene physische Aktivierung (1) Der nächste Anstoß für die Werbewirkungsforschung kam von der nun einsetzenden Einstellungsforschung. Die in diesem Zusammenhang entwickelten neuen konsonanz- bzw. dissonanztheoretischen Ansätze postulieren ein Streben des einzelnen nach Harmonie und seelischem Gleichgewicht im Rahmen seines Lebensablaufs und seiner Einstellungen. Das kognitive Gleichgewicht, also die Übereinstimmung zwischen Einstellungen und Verhaltensweisen, wird durch das Vermeiden oder Beseitigen von störenden Spannungszuständen erreicht. Leon Festingers Theorie von der kognitiven Dissonanz (1957) beschrieb auch das Kommunikationsverhalten des Individuums unter dieser Prämisse. Um eine kognitive Dissonanz zu vermeiden, tendiere der Mensch zu einem selektiven Informations- und Wahrnehmungsverhalten (Burkart, S. 195). (2) Für die Werbewirkung bedeutete das, daß ein Selektionsfilter des Rezipienten überwunden werden muß. Dies bestätigte zunächst theoretisch die Relevanz der Aufmerksamkeitsleistung für die Werbewirkung, die deshalb nun wieder stärker beachtet wurde. Durch die Entwicklung von apparativen Methoden sollte die Messung der Aufmerksamkeitsleistung verbessert werden. Dabei wird jedoch die physische Aktivierung als weitere, eigenständige Wirkungsebene entdeckt, die der Aufmerksamkeitsebene vorgelagert ist. Die unwillkürlichen physiologischen Reaktionen wie Pupillenbewegung, Veränderung des Hautwiderstandes oder der Pulsfrequenz, geben ohne kognitive Verzerrung die Aktivierungsleistung eines Werbestimulus wieder. Aufmerksamkeit wurde nun als Mittler zwischen der reinen Sinneswahrnehmung und der Aufnahme ausgewählter Reize in das Kurzzeitgedächtnis definiert. 2.2.4 Erweiterung der Wirkungsebene Verarbeitungsleistung (1) Mehr oder minder parallel zur Entwicklung der Theorie der kognitiven Dissonanz erkannte die empirische Einstellungsforschung (Yale-Gruppe um Carl I. Hovland), daß sämtliche Faktoren des Wirkungsprozesses (Sender, Medium und Empfänger) einen Einfluß ausüben. Auch die Werbewirkungsforschung erweiterte ihr Forschungsspektrum entsprechend. Glaubwürdigkeit und Attraktivität des Senders und des Mediums, die von Rezipienten oft nicht getrennt erfahren werden, werden als zentrale Größe für die Wirksamkeit der beeinflussenden Kommunikation erkannt (Behrens, S. 322). In der Werbeforschung wird versucht, mit den Wirkungsmaßen Likeability (Gefallen) und Sympathie die als relevant für den Verarbeitungsprozeß erkannte Akzeptanz zu erfassen. In diesem Umfeld ist auch das Modell der Schwerin-Kurve (nach Horace Schwerin) zu sehen, die einen kausalen Zusammenhang zwischen dem angenehmen oder unangenehmen Gefühlston einer Werbebotschaft und dem Grad der Erinnerung verdeutlichen will. (2) Der verwandte Wirkungsindikator Anmutungsqualität setzt hingegen schon im Bereich der Aufmerksamkeit an. Bezogen auf die Vorstellung der Ganzheitspsychologie (Leipziger Schule), die die Wahrnehmung als eine psychische Ganzheit aus dem Reiz und dem dadurch ausgelösten Gefühl definiert, werden hierbei die Ebenen Aufmerksamkeit und Verarbeitung gleichermaßen berührt. Um diese gefühlsmäßige (affektive) Komponente der Einstellung des Rezipienten gegenüber einer Werbung zu eruieren, werden verschiedene Verfahren aus der psychologischen Forschung eingesetzt, z. B. die Likert-Skalierung oder das semantische Differential , die non-verbale Magnitudeskalierung bzw. der Programmanalysator (Schweiger, S. 268 und 275). 12 Interessanterweise scheint bei der Testfrage „Wie hat Ihnen diese Werbung (Anzeige, Fernsehspot etc.) gefallen?“ weniger der Werbeinhalt (Werbebotschaft) als die Werbegestaltung im Mittelpunkt zu stehen. Der emotionale Wirkungsprozeß scheint untrennbar mit der Werbegestaltung verbunden, so daß beide Komponenten nur schwer getrennt erfaßt werden können. (3) Die Entwicklung von Märkten, in denen sich die Produkte kaum mehr durch Qualität oder Preis unterscheiden (homogene Güter) und die Konsumenten sich offensichtlich an anderen Kaufkriterien orientieren, führte zur Einführung des Images als Werbewirkungsindikator. Images entstehen nach der Theorievorstellung in einem Entwicklungsprozeß als ein Gesamtbild der Vorstellungen zu einem Objekt. Dabei spielen neben den schon erläuterten affektiven Prädispositionen auch die kognitiven Komponenten der Einstellung eine ebenbürtige Rolle, d.h. das subjektive Wissen (auch ein Pseudowissen), Erfahrungen und Erkenntnisse des Rezipienten (Koschnick, S. 254). Image wird deshalb auch als mehrdimensionale Einstellung definiert (Wilkens, S. 47). Da in der empirischen Forschung die gleichen Verfahren zur Messung des Images wie zur Messung von Einstellungen gebraucht werden, ist die Trennung nie ganz eindeutig gewesen. Als Konsequenz wird der Imagebegriff seit ca. 1970 in zunehmendem Maße unter dem Einstellungsbegriff subsumiert (Koschnick, S. 449 und Wilkens, S. 46). (4) Eine Studienauswertung des Medienwirkungsforschers Joseph Klapper (1960) brachte parallel zu diesen Entwicklungen in der Werbewirkungsforschung die Vorstellung von der Omnipotenz der Medien zu Fall. Stattdessen setzte sich seine Erkenntnis durch, daß die Massenmedien in der Regel als Verstärker von Prädispositionen (Einstellungen) des Rezipienten wirken und nur bei neuen Themen und Produkten direkt beeinflussend sein können, da dort noch keine Voreinstellungen des Rezipienten als intervenierende Variablen wirken (Burkart, S. 208). Diese sogenannte Verstärkerhypothese führte bis in die 1980er Jahre zu der weitverbreiteten Vorstellung, daß Medien und Werbung, wenn überhaupt, nur langfristig Wirkung zeigen. (5) Die Anhänger der Wirkungsstufen-Ansätze arbeiteten diese Forschungstheorien und empirischen Erkenntnisse der verschiedenen Wissenschaftsgebiete ebenfalls in ihre Modelle des Werbewirkungsprozesses ein. Dieser Modelltyp ist in der Folgezeit in großer Anzahl entwickelt worden (Koschnick, S. 924). Eines der bekanntesten und noch heute gebräuchlichsten Stufenmodelle ist das sogenannte Hierarchy of Effects-Modell von Robert Lavidge und Gar y Steiner von 1961 (deshalb auch als Lavidge-Steiner-Modell bekannt), das von der klassischen Vorstellung des kausalen Wirkungsablaufs ausgeht. Diesem Schema der KognitionAffekt-Konation-Sequenz setzt sich aus den Stufen Lernen (Kognition), Einstellungsänderung (Affekt) und Verhaltensänderung (Konation) zusammen (Moser, S. 273). Im sechsstufigen Modell von Lavidge/Steiner sind das die Stufen: 1. Aufmerksamkeit: Wissen um die Existenz des Produkts (awareness of its existence) 2. Wissen: Kenntnis der Produkteigenschaften (knowledge, what the product has to offer) 3. Sympathie: Gefallen des Produkts (liking) 4. Präferenz: Vorliebe für das Produkt (preference) 5. Überzeugung: Bereitschaft zum Kauf (desire to buy and the conviction that the purchase would be wise) 6. Kauf (purchase) (Mayer, S. 40). 13 Eine ebenfalls bekannte Variation des Lernhierarchie-Schemas (Moser., S. 272) entwickelten John Howard und Jagdish Sheth (1969) mit ihrer Version eines Stufenmodells: 1. Aufmerksamkeit (attention) / Marke (brand) 2. Einsicht (comprehension) 3. Einstellung (attitude) 4. Kaufabsicht (intention) 5. Kaufhandlung (purchase) (Koschnick, S. 927) Sämtliche vorgestellten Modelle gehen davon aus, daß eine Einstellungsänderung zu einer Verhaltensänderung führt. Ein Einfluß nicht erfaßter Drittfaktoren, die dieser Zwangsläufigkeit entgegenwirken können, bleiben dabei unberücksichtigt. 2.2.5 Konsistenztheorien - Wirkungsebene Gedächtnisleistung (1) Aufgrund der schon beschriebenen Entwicklung von Märkten, die sich durch Homogenität der Güter auszeichnen, rückte nicht nur das Image eines Produktes oder eines Unternehmens in den Blick der Werbewirkungsforschung. Als weiterer Wirkungsfaktor wurde auch der Bekanntheitsgrad, insbesondere die Markenbekanntheit , identifiziert. Nach dem affektiven und kognitiven Verarbeitungsprozeß steht hier nun die Gedächtnisleistung des Rezipienten als weitere Wirkungsebene im Mittelpunkt. Im Rahmen der Konsistenztheorien wurde nicht nur eine selektive Wahrnehmung, sondern auch ein selektives Behalten der Werbebotschaft postuliert. (2) Da in der Werbewirkungsforschung oft nicht - wie in der psychologischen Gedächtnisforschung üblich - zwischen den beiden Gedächtnisleistungskomponenten Behalten (Speichern) und Erinnern (Reproduktion) differenziert wird, wurden in der Meßmethodik die für die Aufmerksamkeitsleistung entwickelten Wirkungsindikatoren Wiedererinnerung (Recall) und Wiedererkennung (Recognition) verwendet. (3) Dabei wird anhand der Vorgaben der Lernpsychologie (z. B. dem bekannten Speichermodell von Atkinson/Shiffrin, 1968) von der Existenz eines sensorischen Speichers, eines Kurzzeit- und eines Langzeitspeichers ausgegangen. Nach der sehr kurzfristigen Aufnahme in den sensorischen Speicher über die Sinne gelangt das Gedächtnismaterial in das Kurzzeitgedächtnis, das als „Arbeitsspeicher“ nur über eine begrenzte Kapazität verfügt. Diese Informationen werden selektiv an das Langzeitgedächtnis weitergegeben. Nach diesem allgemein gebräuchlichen Gedächtnisspeichermodell werden die dort aufgenommenen Informationen auf Dauer gespeichert. Das Phänomen des Vergessens wird als ein Versagen des Zugriffs verstanden (Interferenztheorie) . Danach können weitere aufgenommene Informationen den Zugriff auf bereits gespeicherte Informationen behindern. Dieser Interferenzeffekt zeigt sich vor allem bei als ähnlich definiertem Speichermaterial (Felser, S. 117). (4) Als empirischer Beweis dieses Grundmodells wurde der sogenannte Primacy-RecencyEffekt angeführt, der das Phänomen umschreibt, daß die am Anfang und zum Schluß wahrgenommenen Stimuli einer Abfolge besser vom Rezipienten erinnert werden als die sich zeitlich in der Mitte befindlichen Reize (Mayer, S. 93). Weitere empirische Forschungen (von Herbert A. Zielske, 1959, und die Rochester-Studie von Alfred Politz, 1960) zeigten zudem einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Anzahl der Kontakte mit der Werbebotschaft und dem Ausmaß der Gedächtnisleistungen (Koschnick, S. 289). Bei der Werbegestaltung spielen beide Phänomene eine wichtige Rolle, insbesondere die S-förmige Lernkurve gehört zum Standardrepertoire (Schweiger, S. 92). 14 2.3 Paradigmawechsel - von senderorientierten zu empfängerorientierten Modellen (1) Die bis jetzt vorgestellten Wirkungsindikatoren und ihre implizit oder explizit zugrunde gelegten Modelle und theoretischen Ansätze gehen alle von einer senderorientierten Vorstellung der Werbewirkung aus, wie sie auch in der Kommunikationsforschung traditionell vertreten worden war. Die Vorstellung des auschließlich passiv rezipierenden Menschen erwies sich jedoch als unzulänglich zur Erklärung aller Medien- und Werbewirkungsphänomene. Der Paradigmawechsel zur Grundvorstellung eines aktiven Publikums (Burkart, S. 213) wurde in der Kommunikationsforschung mit dem sogenannten Nutzenansatz oder auch Uses-and-gratifi cations-Ansatz vollzogen. Ausgangspunkt ist die Annahme, daß die Rezeption von Medien zielorientiert aufgrund einer erwarteten Bedürfnisbefriedigung erfolgt und insofern der subjektive und individuelle Nutzwert des Rezipienten zentrales Auswahlkriterium ist. Dabei stehen dem aktiven Publikum neben der Medienrezeption noch andere konkurrierende Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung zur Verfügung. (2) Korrelierend mit diesem Perspektivenwechsel formulierte Herbert E. Krugman (1965) das Involvement-Konzept . Bei diesem Ansatz ist der individuelle Grad der Involviertheit, das Maß der inneren Beteiligung des Rezipienten, Ausgangspunkt eines potentiellen Werbewirkungsprozesses. Bezogen auf die Werbewirkung bedeutet das, daß bei einer geringen Intensität, einem Low-Involvement- Zustandes des Empfängers, keine oder nur eine geringe kognitive Auseinandersetzung mit der Werbebotschaft stattfindet. Aus dieser Hypothese wurde abgeleitet, daß bei einem Low Involvement der Rezipient eher emotional ansprechbar sei. (3) Bemerkenswert an dieser Entwicklung ist, daß mit der Annahme eines aktiven Suchens zwar die Gründe für einen Reizwahrnehmungs- und -verarbeitungsprozeß komplett auf den Kopf gestellt wurden, die potentiellen Wirkungsebenen und -indikatoren jedoch identisch blieben. (4) Die bis jetzt dargestellten theoretischen Ansätze, die darauf basierenden Modelle und die im Laufe der Entwicklung als relevant aufgedeckten Wirkungsebenen bilden die Grundbausteine der Werbewirkungsforschung. Aus diesem Repertoire entwickelte sich seitdem eine große Vielfalt von Werbewirkungsmodellen, die sich vor allem in der Gewichtung der einzelnen Elemente des Wirkungsablaufs unterscheiden und jeweils andere Wirkungsebenen bzw. Wirkungsindikatoren in den Mittelpunkt stellen. Zudem wird in vielen neueren Modellen versucht, die verschiedenen unabhängig voneinander entstandenen Ansätze konstruktiv zu einem Totalmodell zu verbinden. 15 2.4 Neuere Ansätze und Modelle (1) Wie gesehen, wurden zu Beginn der Werbewirkungsforschung zunächst fast ausschließlich kommunikator-/senderorientierte Modelle untersucht, die von der Passivität und Beeinflußbarkeit der Rezipienten ausgingen. Aufgrund ihrer immer klarer zu Tage tretenden Beschränkungen wurden diese Modelle in den 60er und 70er Jahren um empfänger-/nutzenorientierte Modelle ergänzt, die eine Aktivität des Empfängers und dessen Suche nach Bedürfnisbefriedigung unterstellten („Uses and Gratifications“-Ansatz). (2) Auch dieser entgegengesetzte Blickwinkel konnte jedoch nicht alle Phänomene der Werbewirkung ausreichend erklären. Deshalb versuchen die neuesten Modellüberlegungen, Erkenntnisse beider Ansätze zu kombinieren, entweder durch eine Abgrenzung bestimmter Ausgangs- und Problemlagen, für die dann jeweils ein bestimmtes Erklärungsmodell zutrifft (sog. Partialmodelle), oder durch eine Integration verschiedener Elemente in ein neues Modell (integrierende Modelle). Die neueren Ansätze und Modelle stehen nicht zuletzt für die Erkenntnis, daß es ein einfaches und zugleich eindeutiges Gesamtmodell des Werbewirkungsprozesses nicht geben kann. Abb. 2/1 Weiterentwicklung der Modellvorstellungen Kommunikator-/ Senderorientierte Modelle Passivität und Beeinflußbarkeit des Empfängers, Reiz-Reaktions-Modell Partialmodelle, integrierende Modelle Empfänger-/Nutzenorientierte Modelle Passivität und/oder Aktivität des Empfängers, Einbezug des Involvement gezielte Aktivität des Empfängers, Suche nach Bedürfnisbefriedigung 16 2.4.1 Partialmodelle des Konsumentenverhaltens von J. Mazanec (1978) (1) Im Mittelpunkt dieses Ansatzes steht nicht der kommunikativ-psychologische Werbewirkungsprozeß, sondern das Kaufverhalten der Konsumenten. Damit wird eine weitere Wirkungsebene in die Werbewirkungsforschung explizit eingeführt. Anhand von vier Partialmodellen wird die Bandbreite des Kaufentscheidungsprozesses unter jeweils verschiedenen Vorzeichen erläutert. Mazanec unterscheidet dabei ein Einstellungsmodell , ein Imagemodell , ein Risikomodell und ein Modell der kognitiven Dissonanz. (2) Die beiden ersten Modelle gehen von einem positiven Nutzenansatz aus und bieten für unterschiedliche Produktarten unterschiedliche Erklärungskonzepte. Das Einstellungsmodell erklärt den Kaufentscheidungsprozeß bei Produkten, die auf Basis von bedürfnisbefriedigenden Produkteigenschaften beurteilt und gegebenenfalls gekauft werden. Die Einstellung entwickelt sich laut Mazanec aus einem Konglomerat von Emotionen, Motiven, aber vor allem durch das Produktwissen. Die Kaufentscheidung basiert auf sachhaltigen Informationen (sogenannten Denotationen), bei der Kaufentscheidung steht ein kognitiver Verarbeitungsprozeß im Vordergrund (Schweiger, S. 96). (3) Das Imagemodell hat Mazanec hingegen für die Produkte entwickelt, für die eine kognitive Kaufentscheidung weniger wahrscheinlich ist, weil es keine klar erkennbaren Unterschiede bei den Produkteigenschaften gibt. Stattdessen werden Anmutungsinformationen und Assoziationen herangezogen. Das Image entwickelt sich hier aus einem Konglomerat von Emotionen, Motiven, vor allem aber der Markenbekanntheit. Die Kaufentscheidung basiert beim Imagemodell auf emotionalen Informationen (sogenannte Konotationen): bei diesen Produkten steht ein affektiver Verarbeitungsprozeß im Vordergrund (Schweiger, S. 98). (4) Das Modell des erlebten Risikos leitet sich - allerdings unter umgekehrten Vorzeichen ebenfalls vom Nutzenansatz ab. Statt der rational (Einstellungsmodell) oder emotional (Imagemodell) bewerteten Produktvorteile rücken die subjektiv erfahrenen Produktrisiken/nachteile als Entscheidungskriterium ins Blickfeld. Der Konsument hat das Bedürfnis, einen Mißerfolg bei der Produktauswahl zu vermeiden. So wird einem Produkt der Vorzug gegeben, das keine oder weniger negative Konsequenzen für den Konsumenten erwarten läßt. Als Einflußfaktoren sieht Mazanec bei diesem Modell des Kaufentscheidungsprozesses das Selbstvertrauen und die Risikobereitschaft des Konsumenten. Als Konsequenz auf das subjektiv erlebte Risiko werden von Mazanec mehrere Vermeidungsstrategien aufgeführt: Markentreue, die Informationssuche und -bewertung und ein Probekauf einer neuen Marke (Schweiger, S.100). (5) Mit dem Modell der kognitiven Dissonanz versucht Mazanec eine Erklärung für Entscheidungsprozesse in der Phase nach einem erfolgten Kauf zu finden. Mazanec geht davon aus, daß der unerwünschte Spannungszustand auch nach einer Kaufhandlung fortbestehen kann - insbesondere dann, wenn der Konsument stark involviert und die Kaufalternativen wenig differenzierbar erschienen. Das Wissen um die Vorteile der nicht gekauften Konkurrenzprodukte bewirkt eine kognitive Dissonanz, die zu einer nachträglichen Rechtfertigung des Kaufes durch verstärkte Informationssuche und Auswahl von bestätigender Information führt. Durch Markentreue und positive Einstellung zum einmal gewählten Produkt versuchen die Konsumenten, diesen inneren Konflikt zukünftig zu vermeiden (Schweiger, S.102). (6) Mazanecs Partialmodelle der Kaufentscheidungsprozesse erweiterten durch ihre andere Fragestellung (Wie werden Kaufentscheidungen getroffen?) und durch das Einbeziehen der Produktebene den Blick der Werbewirkungsforschung. Macanec geht in allen seinen Modellen vom Nutzenansatz aus und formuliert in jedem Modell ein anderes Bedürfnis und den spezifischen Prozeß seiner Befriedigung. Bei diesem Prozeß übernimmt die Werbung die Funktion eines Informationenzulieferers. Je nach Modell hat die Werbung einen spezifischen 17 Kommunikationsinhalt zu übermitteln. Beim Einstellungsmodell sind Produktinformationen gefragt, beim Imagemodell Image- und Markeninformationen, beim Risikomodell Sicherheitsinformationen und beim Dissonanzmodell sind es Argumentations- und Rechtfertigungshilfen. Anhand dieser Modellvorgaben lassen sich jeweils spezifische Werbeziele formulieren, die in der Werbewirkungsforschung zu überprüfen sind. 2.4.2 Elaboration Likelihood Model (ELM) von Richard E. Petty und John T. Cacioppo (1983) (1) Ursprünglich im Jahr 1981 als sozialpsychologisches Modell zur Beschreibung von allgemeinen Einstellungsänderungen konzipiert, wurde das Elaboration Likelihood Modell ELM (Verarbeitungs-Wahrscheinlichkeits-Modell) bald in die Werbewirkungsforschung übertragen (Meyer, S. 45). Grundgedanke ist die Vorstellung, daß Rezipienten bei der Informationsverarbeitung von Werbung neue Stimuli mit schon vorhandenem themenspezifischen Wissen verknüpfen. Diese sogenannten cognitive responses können in ihrer Qualität für die Werbung unterstützend, neutral oder ablehnend sein. (2) Das Modell unterscheidet zwei grundsätzliche Wirkungswege der beeinflussenden Werbung, die sich nach dem Maß des Involvement des Rezipienten richten. Der sogenannte zentrale Weg der Beeinflussung wendet sich an die High-Involvement-Rezipienten, deren kognitive Verarbeitungs-Wahrscheinlichkeit der Werbestimuli hoch anzusetzen ist. (3) Dies führt zu einer dauerhaften und stabilen Einstellungsänderung. Dagegen wird beim peripher en Weg der Beeinflussung von einem Low-Involvement des Rezipienten ausgegangen, so daß aus mangelnder kognitiver Auseinandersetzung mit den Werbestimuli periphere und eher gefühlsmäßige Stimuli rezipiert werden, die zu instabilen Einstellungsänderungen führen. (3) Der ELM-Ansatz verabschiedet sich von einem einheitlichen Wirkungsmodell und erfordert eine grundsätzliche Berücksichtigung der Involvementunterschiede beim Empfänger. Bis jetzt wurde in der Werbewirkungsforschung implizit stets von einem High Involvement der Rezipienten ausgegangen, so daß eine im Sinne der Werbenden erfolgreiche Stimulationen in erster Linie durch die inhaltliche Seite der Werbung, der Argumentationsqualität, erreichbar schien. Wenig involvierte Rezipienten orientierten sich dagegen an situationsgebundenen Reizen (sog. cues), wie etwa die äußere Gestaltung, die gefällige Aufmachung der Werbung oder die Glaubwürdigkeit des Kommunikators (Koschnick, S. 267, Unger, S. 85). 2.4.3 Impact-Modell von Hartwig Steffenhagen (1984) Dieses Modell von Hartwig Steffenhagen stellt einen sehr engen kausalen Zusammenhang zwischen Markenbekanntheit und Kaufwahrscheinlichkeit her. Gültigkeit beansprucht dieser Ansatz insbesondere bei Produkten, die sich nur wenig voneinander unterscheiden, weshalb der Konsument für seine Kaufentscheidung nach anderen Orientierungshilfen sucht (vgl. Mazanecs Imagemodell). Steffenhagen verbindet diese Vorstellung mit dem InvolvementKonzept. Bei niedriger Involviertheit hat der Rezipient keine Prädispositionen (Einstellungen) gegenüber den Produkten oder Marken entwickelt, deshalb ist die Markenbekanntheit ausschlaggebend für den Kauf. Dabei trifft der Konsument laut Steffenhagen seine Entscheidung anhand einer „Bekannheitshierarchie“ der Marken, die er in seinem Gedächtnis gespeichert hat (Koschnick, S. 455). 18 2.4.4 Dynamisch-transaktionaler Ansatz von Werner Früh (1982/1991) (1) Dieses Kommunikationsmodell aus der Medienwirkungsforschung versucht Elemente des klassischen S-O-R-Modells mit dem Nutzenansatz zu verbinden. Der Rezipient ist demnach gleichermaßen passiver als auch aktiver Teilnehmer im Kommunikationsprozeß. Die passive Rolle als Empfänger eines determinierten Angebots an Werbestimuli wird durch die aktive Rolle des Rezipienten im Selektions- und Verarbeitungsprozeß dieser Stimuli ergänzt (Wilkens, S.105). Aus diesem Paradigma leitet sich eine neue Sichtweise des Kommunikations- und Werbewirkungsprozesses ab, in der sich Ursache und Wirkung in einem dynamischen Wechselspiel befinden. Eine eindeutige Trennung in unabhängiger und abhängiger Variable ist im Verlauf dieses Prozesses der Wechselwirkungen nicht mehr gegeben. (2) Bei der Vorstellung des Selektions- und Verarbeitungsprozesses wird dabei auf das Schema- oder Frame-Konzept zurückgegriffen, das keine negative Selektion der Vermeidung wie in den klassischen Ansätzen postuliert, sondern - auf Basis der bestehenden Prädispositionen - eine positive Auswahl der aktiven Sinnkonstruktion aus den Stimuli unterstellt. Die Sinnkonstruktion bedient sich dabei Schemata, die als Grundgerüst für die Selektion und die Verarbeitung fungieren und eine eigene Realität schaffen, die nicht unbedingt ein genaues Abbild der Wirklichkeit sein müssen. (3) Der dynamisch-transaktionale Ansatz steht in der Tradition der seit den 70er Jahren vorherrschenden Theorie von den selektiven Medienwirkungen. Diese ist auch heute weitgehend aktueller Stand der Medienwirkungsforschung (Brosius, S. 16). Dabei werden Ansätze aus den Anfängen der Medienwirkungsforschung wieder aufgenommen, allerdings mit entscheidenden Einschränkungen: Während früher den Medien generell eine starke Wirkung unterstellt wurde, ist dies in dieser Theorie nur unter bestimmten Bedingungen möglich: eine entscheidende Rolle spielen verschiedene Einflußgrößen, die in einem Selektionsprozeß den Wirkungsgrad der Medien bestimmen. Übertragen auf die Werbewirkungsforschung müssen heute statt der noch eindeutigen Fragestellung nach dem Input/Output eines Werbewirkungsprozesses aus den behavioristischen Anfängen der Werbewirkungsforschung viel komplexere Fragen beantwortet werden: Welche Werbebotschaft führt bei welchen Rezipienten unter welchen Umständen und zu welchen Zeiten zu welchen Wirkungen? Der dynamisch-transaktionale Ansatz ist heute der aktuellste Versuch, darauf eine Antwort zu finden. 2.4.5 Modell der Wirkungspfade von Werner Kroeber-Riel (1992) Bei diesem Modell, einer Weiterentwicklung des Stufenmodellansatzes, wird nicht mehr von einem sequentiellen Ablauf der Werbewirkung ausgegangen. Je nach den beiden Wirkungsdeterminanten, Involvement des Empfängers und Charakter der Werbung, werden verschiedene Verläufe herausgearbeitet. Kroeber-Riel unterscheidet drei Arten der Werbegestaltung, die sich, verknüpft mit den beiden möglichen Involvementzuständen, zu sechs potentiellen Wirkungspfaden kombinieren lassen: Bei emotional gestalteter Werbung werden laut Kroeber-Riel direkt emotionale Prozesse beim Empfänger ausgelöst. Je nach Grad des Involvements kommt es in Wechselwirkung mit indirekt ausgelösten kognitiven Prozessen zu einer Einstellungsänderung und in der Folge zu einer Kaufabsicht oder direkt (ohne vorausgehende Einstellungsänderung) zum Kauf. Bei informativer Gestaltung der Werbung werden hingegen zuerst kognitive Prozesse ausgelöst. Sekundär treten dann auch hier emotionale Prozesse auf, die in Wechselwirkung mit den zuerst ausgelösten kognitiven Prozessen eine Einstellungsänderung bzw. Kaufabsicht oder unmittelbar ein Kaufverhalten bewirken. Ob ein vorwiegend affektiver oder kognitiver 19 Wirkungspfad eingeschlagen wird, hängt nach diesem Ansatz entscheidend von der Art der Werbung selbst ab. Dabei berücksichtigt das Modell von Kroeber-Riel auch die Mischformen aus emotionaler und informativer Werbung (Schweiger, S. 60, Behrens, S. 284). 2.5 Zusammenfassung - Werbewirkungsmodelle (1) Sämtliche vorgestellten theoretischen Ansätze und Modelle finden heute noch Verwendung. In der aktuellen Forschung beherrschen vor allem die integrierenden Modelle die Diskussion, die kommunikatororientierte und rezipientenorientierte Ansätze miteinander verknüpfen. Der Verarbeitungsprozeß des Rezipienten wird dabei im Gegensatz zu den klassischen Ansätzen aus der Einstellungsforschung zunehmend nicht nur negativ als selektives Vermeiden des Rezipienten, sondern als positiver Selektions- und Sinnbildungsprozeß in der aktiven Auseinandersetzung mit einer multidimensionalen Umwelt gesehen. (2) Trotz der Fortschritte bei der Modellbildung behaupten die älteren, auf einem einfachen Reiz-Reaktions-Schema beruhenden kommunikator-/senderorientierten Modellvorstellungen nach wie vor ihren Platz. Das wird oft mit dem Bestreben erklärt, eine möglichst einfache bzw. einfach zu vermittelnde Erklärung für das Phänomen „Werbewirkung“ zu haben. Gerade die neuesten Modellvorstellungen zeigen jedoch, daß diese Beharrlichkeit auch damit zu tun hat, daß diese Modellvorstellungen für bestimmte, eingrenzbare Problemlagen weiterhin ihre Gültigkeit besitzen. Unzulässig ist lediglich die Verallgemeinerung, da die Komplexität des Phänomens Werbewirkung als erwiesen betrachtet werden kann. Dies zeigt sich vor allem daran, daß im Zuge der skizzierten Entwicklung der Ansätze und Modellvorstellungen die Zahl der für die Werbewirkung als relevant zu bezeichnenden Einflußfaktoren immer größer wurde. (3) Aus den für diese Untersuchung ausgewerteten Quellen läßt sich folgende allgemeine Beschreibung von Werbewirkungsmodellen zusammenstellen: • Ausgangspunkt ist in der Regel eine Modellvorstellung , die auf einem theoretischen Ansatz beruht und den prinzipiellen Wirkungszusammenhang beschreibt. • • Diese Modellvorstellung erstreckt sich auf eine oder mehrere Wirkungsebenen. • Diese Wirkungsindikatoren bzw. deren Veränderung sind durch bestimmte Wirkungsmaße erfaßbar. Jeder dieser Wirkungsebenen läßt sich eine variierende Zahl verschiedener Wirkungsindikatoren zuordnen, die allein oder gemeinsam als Zeichen für die Wirkung stehen. Ausgehend von der Modellvorstellung wird das komplexe Thema Werbewirkung also schließlich auf erfaßbare Wirkungsmaße reduziert. Für diese Wirkungsmaße stehen diverse Meßverfahren zur Verfügung, auf die im nächsten Kapitel näher eingegangen wird. Zunächst soll jedoch der Zusammenhang zwischen theoretischem Hintergrund und praktisch erfaßbaren Wirkungsmaßen systematisch hergestellt werden. (4) Für das oben erläuterte Elaboration Likelihood Modells ELM sieht z. B. das konkret wie folgt aus (vgl. Abb. 2/2): • 20 Entscheidend für den Kauf eines Produktes ist nach der Modellvorstellung des ELM eine positive Einstellung des Rezipienten gegenüber dem Produkt. Wirkungsziel der Werbung muß also möglichst dauerhafte positive Einstellung sein. Die Chance, dieses Ziel zu erreichen, hängt vom (Produkt-)Involvement des Rezipienten ab: je höher das Involvement, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Rezipient die Werbestimuli mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft und seine Einstellung dauerhaft ändert. Je geringer das Involvement, umso instabiler ist eine Einstellungsänderung und umso öfter muß sie neu hervorgerufen werden. Daraus leitet das ELM zwei Wege der Beeinflussung ab: den zentralen Weg (bei High Involvement Produkten) und den peripheren Weg (bei Low Involvement Produkten). • Als zentrale Wirkungsebene betrachtet das ELM also die Verarbeitungsleistung des Rezipienten. Das schließt weitere Wirkungsebenen nicht aus; Wirkungen auf diesen Ebenen werden jedoch im Rahmen des ELM nicht näher betrachtet. • Wirkungsindikator für eine stattgefundene Verarbeitungsleistung ist im ELM die Einstellung bzw. die Einstellungsänderung. • Als Wirkungsmaße für die Stabilität einer Einstellungsänderung können das Wissen über ein Produkt oder die Assoziationen verwendet werden (vorher/nachher). Abb. 2/2 Elemente von Wirkungsmodellen: Die „Wirkungskette“ Modellvorstellung Wirkungsebene(n) Wirkungsindikatoren Wirkungsmaße Beispiel Elaboration Likelihood Modell ELM Zwei Wege zur Beeinflussung zentr./peripher Verarbeitungsleistung Einstellungsänderung Wissen, Assoziationen Für die Werbepraxis werden aus dem ELM folgende Schlüsse gezogen: für low involvement Produkte, z. B. Produkte des täglichen Bedarfs, bei denen die Konsumenten der Kaufentscheidung keine große Bedeutung zumessen (manchmal auch „low interest products“ genannt), kann die Kaufwahrscheinlichkeit nur durch einen permanenten Werbedruck mit hohen Bruttokontaktzahlen auf einem bestimmten Level gehalten werden. Je höher das Involvement, umso mehr kann man sich auf die Optimierung der Nettoreichweite konzentrieren. (5) Wie im Überblick über die Entwicklung der Werbewirkungsforschung gesehen, lassen sich - relativ unabhängig von theoretischen Ansätzen und Modellvorstellungen - fünf verschiedene Wirkungsebenen unterscheiden (vgl. Abb. 2/3), die hier als physische Aktivierung, Aufmerksamkeitsleistung, Verarbeitungsleistung, Gedächtnisleistung und Verhalten bezeichnet werden. 21 In manchen Modellen wird „Wahrnehmung“ als eine der Wirkungsebenen bezeichnet. Bei näherer Betrachtung kann Wahrnehmung jedoch als ein Oberbegriff für die ersten drei Ebenen verstanden werden, so daß sie in der Übersicht nicht explizit auftaucht. Abb. 2/3 Fünf Wirkungsebenen unterscheidbar Kommunikator-/ Senderorientierte Modelle Empfänger-/ Nutzenorientierte Modelle Partialmodelle, integrierende Modelle physische Aktivierung Aufmerksamkeitsleistung Verarbeitungsleistung Gedächtnisleistung Verhalten Die Teilergebnisse der Werbewirkungsforschung legen den Schluß nahe, daß bei jedem erfolgreichen Werbewirkungsprozeß alle diese Wirkungsebenen durchlaufen werden, wahrscheinlich in individuell oder auch produkt- und werbespezifisch sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten und in sehr unterschiedlichen zeitlichen Abständen zur Werbemaßnahme. Ein empirischer „Gesamtbeweis“ existiert jedoch nicht. Als gesichert gelten kann jedoch die Erkenntnis, daß der Sprung von einer Wirkungsebene auf die nächste nicht zwangsläufig oder automatisch erfolgt. Eine im Sinne der Werbemaßnahme erfolgreiche Verarbeitungsleistung ist noch keine Garantie für die Produkt- bzw. Markenverwendung. Das ist unmittelbar einsichtig, da auch Faktoren wie die Produktverfügbarkeit oder die Ausgabenspielräume der potentiellen Verwender eine Rolle spielen. 22 7) Welche Wirkungsindikatoren sich jeder der fünf Wirkungsebenen zuordnen lassen, zeigt die folgende Abbildung 2/4. Wie bei den Wirkungsebenen steht auch bei den Indikatoren der Wirkungsprozeß im Vordergrund, eine Verarbeitungsleistung zeigt sich also z.B. in einer Wissen- und/oder Einstellungsänderung. Da wie bei den Wirkungsebenen auch bei den Indikatoren jeder einzelne (unabhängig) als wirkungsrelevant erkannt wurde, kann auch hier vermutet werden, daß sich Werbewirkung durch Veränderungen auf allen Ebenen ergibt. Abb. 2/4 Wirkungsebenen und Wirkungsindikatoren Wirkungsebene Wirkungsindikatoren physische Aktivierung physische Reizreaktion Aufmerksamkeitsleistung Aufmerksamkeitsstärke (Impact) Anmutung Prägnanz Verarbeitungsleistung Wissensänderung Einstellungsänderung Akzeptanz Image Gedächtnisleistung Markenbekanntheit Werbeerinnerung (Awareness) Verhalten Kauf 23 (8) Die verschiedenen Wirkungsindikatoren lassen sich nicht ohne weiteres messen, so daß eine Zuordnung von aussagefähigen Wirkungsmaßen erforderlich ist. Letztendlich sind erst diese Wirkungsmaße die Schnittstelle zwischen der theoretischen Modellvorstellung und der Praxis in Form von anwendbaren Meßverfahren (vgl. Kapitel 2.7). In Abbildung 2/5 sind nicht alle denkbaren Wirkungsmaße aufgeführt; vor allem für den Indikator „physische Reizreaktion“ gibt es weitere Maße. Abb. 2/5 Wirkungsindikatoren und Wirkungsmaße Wirkungsindikatoren Beispiele für Wirkungsmaße physische Reizreaktion Hautwiderstand Aufmerksamkeitsstärke (Impact) Anmutung Prägnanz Wiedererinnerung Assoziationen Blickverlauf Wissensänderung Einstellungsänderung Akzeptanz Image Wissen Glaubwürdigkeit Attraktivität Sympathie Markenbekanntheit Werbeerinnerung (Awareness) Wiedererkennung Wiedererinnerung Kauf Markenverwendung (9) Als vorläufiges Fazit zur Entwicklung der Werbewirkungstheorie und -forschung ergibt sich eine beachtliche Zahl von zu berücksichtigenden Einflußfaktoren. Die Bestrebungen, den Werbewirkungszusammenhang in eine allgemeingültige Theorie und ein einfaches Modell zu kleiden, blieben angesichts der Komplexität des Phänomens wenig erfolgreich. Dies ist jedoch nicht gleichzusetzen mit einer Beliebigkeit oder Austauschbarkeit einzelner Faktoren, sondern deutet an, daß die durch Zeit- und Geldrestriktionen erzwungene Auswahl von Indikatoren, Maßen (und Meßverfahren) das eigentliche Problem in der Praxis darstellt. 24 2.6 Von Werbewirkungs- zu Werbeerfolgsmodellen (1) Die Werbewirkungstheorie und -forschung hat wie gesehen im Laufe ihrer Entwicklung immer neue wirkungsrelevante Einflußfaktoren identifiziert. Dabei wurde ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Wirkung auf einer bestimmten kommunikativ-psychologischen Ebene und dem Kaufakt (Verhalten) implizit immer unterstellt, ist jedoch weiterhin nicht so eindeutig nachzuweisen, wie das vielleicht wünschenswert wäre. Die Korrelationen z. B. zwischen Einstellungs- oder Wissensänderung und dem Kaufverhalten sind nach dem heutigen Stand der Forschung wenig ausgeprägt. Das Kaufverhalten wird durch eine Vielfalt von weiteren Faktoren beeinflußt, die bei der Messung der kommunikativen Werbewirkung nicht berücksichtigt werden. (2) Die ökonomische Wirkung, also der Absatz von Produkten, ist jedoch im überwiegenden Fall das Ziel aller Werbemaßnahmen, unabhängig davon, wie direkt dieses Ziel im Einzelfall angesteuert wird. Auch eine Imagekampagne soll ja zum Absatz- und Unternehmenserfolg beitragen. Angesichts der Summen, die für Werbung inzwischen investiert werden, ist eine Erfolgsprognose und -kontrolle gerade auf dieser Ebene für viele Unternehmen wünschenswert. (3) Deshalb gibt es neben den Werbewirkungsmodellen, die Erklärungen und Aussagen über den Zusammenhang zwischen Werbemaßnahmen und Wirkungen auf den kommunikativpsyochologischen Ebenen physische Aktivierung, Aufmerksamkeitsleistung, Verarbeitungsleistung und Gedächtnisleistung liefern, eine weitere Gruppe von Modellen (oft identisch mit Verfahren), die als Werbeerfolgs modelle bezeichnet werden können: Diese Modelle reduzieren Werbewirkung auf die Verhaltensebene (vgl. Abb. 2/6). Kommunikativ-psychologische Wirkungsebenen werden nicht explizit berücksichtigt („black box“), die Existenz und Wichtigkeit dieser Ebenen wird jedoch auch nicht bestritten (was fälschlicherweise von Kritikern oft unterstellt wird). (4) Werbeerfolgsmodelle sind für die Praxis deshalb attraktiv, weil sie (a) den direkten Zusammenhang zwischen Werbemaßnahmen und Absatz erklären (wollen), der unbestritten das wichtigste Erfolgskriterium für Auftraggeber und Werbepraktiker ist, und (b) an tägliche Entscheidungsprobleme anknüpfen, z. B. die Höhe des Werbebudgets oder die Mediaplanung und den Mediamix. Eine konkrete Anweisung, „wann und wo ich oben 1,00 Mark reinstecken muß, um unten 1,50 Mark herauszubekommen“ (Zitat eines Werbepraktikers), ist verlockender als die mühselige Beschäftigung mit der fast unüberschaubaren Komplexität der kommunikativ-psychologischen Wirkungen, die auch keine Erfolgsgarantie bieten. 25 Abb. 2/6 Vereinfachung auf Werbeerfolgsmodelle Werbewirkungsmodelle (kommunikativ-psychologische Wirkungen) Werbeerfolgsmodelle (ökonomische Wirkung) Werbemaßnahme Werbemaßnahme physische Aktivierung Aufmerksamkeitsleistung Verarbeitungsleistung Gedächtnisleistung Verhalten physische Aktivierung Aufmerksamkeitsleistung Verarbeitungsleistung Gedächtnisleistung Verhalten (5) Auf der anderen Seite wird die Übersicht über die verfügbaren Verfahren der Werbeerfolgsmessung (Kapitel 3.2) zeigen, daß auch diese Möglichkeiten klare Grenzen haben, und daß es in der Praxis vor allem darum geht, die Verfahren nicht mit zu hohen Erwartungen zu überfordern und zu überlasten. 2.7 Meßverfahren der Werbewirkung 2.7.1 Vorbemerkungen (1) Meßverfahren setzen an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis, den aus den Modellvorstellungen über die Wirkungsebenen und -indikatoren abgeleiteten Wirkungsmaßen an (vgl. Abb. 2/7). Dieser Ableitungszusammenhang ist - wie schon oben erwähnt - den Anwendern oft gar nicht mehr bewußt, z. B. dann, wenn ein Verfahren schon längere Zeit routinemäßig zur Wirkungskontrolle eingesetzt wird, weil es sich bewährt hat. Abb. 2/7 Von der Theorie zur Praxis: Meßverfahren Modellvorstellung 26 Wirkungsebene(n) Wirkungsindikatoren Wirkungsmaße Meßverfahren (2) Prinzipiell ist hinsichtlich des Zeitpunkts, zu dem Meßverfahren eingesetzt werden, zu unterscheiden zwischen Pretests und Posttests. Pretests vor dem Einsatz einer Werbemaßnahme dienen der Absicherung und der Wirkungsprognose, Posttests nach Abschluß der Maßnahme der Wirkungskontrolle, jeweils bezogen auf die angestrebten kommunikativ-psychologischen Wirkungen. Auch sog. Inbetweentests werden gelegentlich zur Feinsteuerung von Maßnahmen durchgeführt, vor allem bei TV-Spots. Diese Unterscheidung gilt sinngemäß auch für die Verfahren der Werbeerfolgsprognose und -kontrolle, auf die weiter unten eingegangen wird. (3) Generell wird an Pretests die „Was-wäre-wenn“-Situation bemängelt, die wenig mit dem zu tun habe, was dann in der Realität tatsächlich passiere. Die Prognosequalität sei deshalb zu bezweifeln. So pauschal scheint diese Kritik überzogen. Es dürfte (und sollte) nur wenige aufwendige Kampagnen geben, bei denen nicht zumindest versucht wird, das Vorgehen durch Pretests abzusichern und dadurch das Risiko zu minimieren. (4) Die folgende Darstellung der Verfahren zur Wirkungsmessung orientiert sich an den bereits herausgearbeiteten Wirkungsebenen, so daß auch hinsichtlich der Meßverfahren eine Anknüpfung an den theoretischen Hintergrund möglich ist. 2.7.2 Verfahren für die Ebene physische Aktivierung (1) Aktiviertheit beinhaltet keinerlei Kognitionen. Aktivierung ist ein Zustand vorübergehender oder anhaltender innerer Erregung oder Wachheit, der dazu führt, daß sich der aktivierte Organismus einem Reiz zuwendet. Ein Reiz führt demnach nicht direkt zu der anschließenden Reaktion, sondern erst infolge von Aktivierung (Koschnik, S. 30ff). Zur deren Erfassung werden in der Regel Laboruntersuchungen durchgeführt. Laboruntersuchungen sind aufwendig und können aus methodischen und ökonomischen Gründen nicht großflächig angelegt werden. Deshalb wird die Aktivierungsmessung meistens nur als Pretest eingesetzt. Zur Messung werden apparative Verfahren herangezogen. Qualitative Aussagen über die Art der Erregung lassen sich durch diese Meßverfahren nicht machen. Die am häufigsten angewandte Methode ist die Messung des elektrischen Hautwiderstandes , der sich mit der Stärke der Aktivierung ändert. Dabei werden einer Versuchsperson während der Rezeption z. B. eines TV-Spots zwei Elektroden an den Fingern angelegt und ein schwacher Strom durch die Haut geschickt. Die Elektroden sind an ein Meßgerät angeschlossen, welches die Änderungen des Hautwiderstandes aufzeichnet. Da mit steigender Erregung auch die Schweißabsonderung steigt, wird der Strom besser geleitet und der Hautwiderstand nimmt proportional dazu ab (z. B. Felser, 1991, S. 26). (2) Andere Verfahren, die zur Untersuchung der Aktivierung herangezogen werden, sind Messungen von Hirnströmen, Herz-, Atem- und Pulsfrequenz, Blutdruck und periphere Durchblutung sowie Pupillometer oder Speichelflußreflexmessung (Felser, 1991, S. 26; Koschnik, 1996, S. 35). Der Aufwand der apparativen Messungen ist im Verhältnis zu den erzielten Ergebnissen zu groß, so daß diese Verfahren heute kaum noch angewandt werden. Einerseits gelingt es, gewisse Reaktionsweisen zu ermitteln, ohne daß sich die Testpersonen Gedanken darüber machen, andererseits muß aber zur Erklärung von gemessenen Verhaltensmustern auf das Interview zurückgegriffen werden, was die Objektivität der erhaltenen Resultate relativiert. 27 2.7.3 Verfahren für die Ebene Aufmerksamkeitsleistung (1) Die äußere Aufmerksamkeit bezeichnet den Grad der Hinwendung auf einen bestimmten Umweltreiz. Der von Umweltreizen bedingten äußeren Aufmerksamkeit wird die durch Gedanken und Gefühle ausgelöste, innere Aufmerksamkeit gegenübergestellt. Die innere Aufmerksamkeit ist im Gegensatz zu der äußeren Aufmerksamkeit bedingt willentlich steuerbar. Für beide Arten der Aufmerksamkeit gilt, daß jene Reize, die keine Aufmerksamkeit auszulösen vermögen, aus dem Wahrnehmungs- und Informationsprozeß ausgeschlossen werden. Die Aufmerksamkeit fungiert somit als Filter, bei dem einigen Reizen der Vorzug vor anderen gegeben wird. Das Kriterium Aufmerksamkeitsleistung ist nur eine, allerdings notwendige Voraussetzung für den Wirkungserfolg, jedoch nicht als hinreichend anzusehen. Aufmerksamkeit allein garantiert noch nicht das erwünschte Verhalten. Dazwischen liegen weitere Wirkungsebenen, auf denen die „Wirkungskette“ jederzeit unterbrochen werden kann. Meßverfahren, die alleine die Aufmerksamkeitsleistung zum Gegenstand haben, spiegeln nur diese wider und nichts anderes (Pepels, 1996, S. 191). (2) Als wichtigste Indikatoren für eine Aufmerksamkeitsleistung werden die Prägnanz und die Anmutung von Werbemitteln betrachtet. Beide werden unter der Vorlage von Rohentwürfen, wie z. B. Layouts, Storyboards, Animatics, Scripts etc., die möglichst genau der definitiven Werbung entsprechen, ermittelt. Dabei versteht man unter Prägnanz die äußere Gestaltfestigkeit eines Werbemittels in bezug auf die Gestaltung und die damit verbundene Fähigkeit, sich gegenüber konkurrierenden Umweltreizen, insbesondere aber gegenüber anderen Werbebotschaften, durchzusetzen. Allgemein gelten diejenigen Werbemittel als prägnant, die - im Vergleich zu anderen - auch unter ungünstigen Wahrnehmungsbedingungen erkannt werden. Als prägnante Eigenschaften gelten: Regelmäßigkeit, Symmetrie, Geschlossenheit, besonders auch Kürze und Klarheit. Mittels des Tachistoskops können diese Eigenschaften ermittelt werden. Das Tachistoskop ist ein Diaprojektor mit angeschlossenem Steuergerät, durch das die Darbietungszeit variiert werden kann. Bei extrem kurzer Vorlage von Werbemitteln werden allererste Eindrücke im sogenannten „vorbewußten“ Bereich und die Geschwindigkeit, mit der eine Botschaft erfaßt wird, gemessen (Unger, Dögel, S. 144). Anhand psychologischer Tiefeninterviews lassen sich anmutende Elemente einer Werbung ermitteln. Die weitere Verarbeitung dieser Elemente wird mit dieser Methode nicht erfaßt. Ebenso kann die Prägnanz eines Werbemittels mit Hilfe der Blickaufzeichnung ermittelt werden. Dabei wird beobachtet, welche Elemente von Anzeigen, Plakaten und TV-Spots tatsächlich betrachtet werden, in welcher Reihenfolge und wie lange. Daraus läßt sich ableiten, welche Elemente einer Werbung prägnant sind und welche nicht. Die Blickaufzeichnung kann aber keine genauen Angaben darüber liefern, ob und wie das tatsächlich Betrachtete gedanklich verarbeitet wurde. Hier ist man wieder auf eine zusätzliche Befragung angewiesen. (3) Die Anmutung bezeichnet den ersten unreflektierten Eindruck, den ein Gegenstand beim Betrachter auslöst. Dabei treten positive oder negative Stimmungen oder Gefühle in bezug auf ein Objekt auf, die in der Frühphase der Rezeption ausgelöst werden, und die die weitere Informationsverarbeitung beeinflussen. Zur Messung der Anmutung werden meistens assoziative Verfahren angewandt. Eines der bekanntesten Verfahren ist das semantische Differential. Darunter versteht man einen Satz von Ratingskalen, an deren Polen jeweils gegensätzliche Eigenschaften stehen. In der Forschung wird oft auf Gegensatzpaare verzichtet und nur mit einzelnen Reizworten gearbeitet. Die Befragung wird meist noch durch apparative Meßverfahren ergänzt. 28 (4) Ein weiteres Verfahren zur Erfassung allererster Eindrücke wird in der Cognitive Response-Forschung angewandt. Die Versuchspersonen werden gebeten, alles das, was ihnen während der Rezeption eines Spots durch den Kopf geht, wiederzugeben. Daraus entstehen sogenannte Gedächtnisprotokolle , die danach qualitativ ausgewertet werden können. An dieser Methode wird kritisiert, daß sich die relative Häufigkeit positiver und negativer Responses nach mehrmaliger Wiederholung ändert. 2.7.4 Verfahren für die Ebene Verarbeitungsleistung (1) Obwohl gerade im Bereich der Wirkungsebene Verarbeitungsleistung viele relevante Wirkungsindikatoren und zugeordnete Wirkungsmaße identifiziert wurden, gibt es keine standardisierten Meßverfahren. Die Ausprägung fast aller Wirkungsmaße (Wissen, Glaubwürdigkeit, Attraktivität, Sympathie etc). wird durch Befragungen ermittelt. Die Erforschung vor allem der „weichen“ Begriffe wie Sympathie erweist sich durch deren Vielschichtigkeit als besonders schwierig. Deshalb gibt es auf dieser Ebene keine einheitlichen Verfahren, sondern nur Methoden. Die Forschung bedient sich zur Erfassung der Wirkungsmaße z. B. psychologischer Tests oder projektiver Techniken (Beispiel: Assoziationstests ). Ebenso werden Paarvergleiche, Rangreihen und insbesondere Ratingskalen eingesetzt. Man verwendet wie auf der Ebene der Aufmersamkeitsleistung das semantische Differential (Polaritätsprofil) oder Verfahren der Multidimensionalen Skalierung. (2) Auch für die Imageanalyse gibt es keine Standardverfahren. Die am häufigsten verwendeten Verfahren stammen aus der Psychologie und wurden für die Marktforschung adaptiert (Schwäger, 1995, S. 277). 2.7.5 Verfahren für die Ebene Gedächtnisleistung (1) Auf der Ebene der Gedächtnisleistung werden insbesondere die Wirkungsmaße Wiedererkennung (Recognition) und Wiedererinnerung (Recall) ermittelt. Beide Maße werden zudem dem Indikator Awareness (Werbeerinnerung) zugeordnet. (2) Recognition-Tests messen den Wiedererkennungswert von Werbemaßnahmen durch Vorlage der Werbemittel (z. B. Anzeigen) in Verbindung mit der Frage, ob diese Werbung vorher gesehen wurde. Die kennzeichnenden Merkmale der vorgelegten Objekte werden mit den „kognitiven Repräsentanten“ verglichen. Übereinstimmung signalisiert, daß eine passive Kenntnis bzw. passive Markenkenntnis, vorliegt. Der Recognition-Test überprüft also vor allem den „Identifikationsspeicher“ der Versuchspersonen (Schwäger, 1995, S. 156) Da Versuchspersonen oft dazu neigen, ihr „gutes Gedächtnis“ zu beweisen, wird häufig mehr wiedererkannt, als tatsächlich gesehen wurde. Es ist somit notwendig, Kontrollfragen einzubauen, z. B. in Form von Werbemitteln, die noch nie gesehen werden konnten (Schwäger, 1995, S. 274). (3) Das Recall-Verfahren mißt die Erinnerung an ein Produkt oder eine Marke sowie an einzelne Elemente eines Werbemittels. Im Gegensatz zu den Recognition-Tests wird hier die aktive Gedächtnisleistung untersucht. Die Versuchspersonen werden gebeten, eine Anzeige oder einen Spot zu reproduzieren. Dabei unterscheidet man zwischen dem unaided (ungestützten) Recall, bei dem die Versuchspersonen ohne Vorgaben antworten, und dem aided (gestützten) Recall, wo dem Rezipienten eine Liste mit Marken, Produkten oder Einzelheiten gezeigt wird. 29 Je nach Zeitpunkt, an dem ein Recall-Test durchgeführt wird, unterscheidet man zwischen Same Day Recall (SDR) oder Day after Recall (DAR), welcher die Erinnerung am Tage nach der Schaltung eines Werbemittels abtesten soll. Um einer erhöhten Aufmerksamkeit der Testpersonen bei der bewußt aufgenommenen Darbietung (forced exposure) entgegenzuwirken, wurde der CEDAR-Test (Controlled Exposure Day After Recall-Test) entwickelt. Dabei wird eine Testperson in das Studio eingeladen und mit einer fingierten Wartesituation konfrontiert. Um die Zeit scheinbar zu verkürzen, wird ein Werbespot ausgestrahlt. Die Testperson wird danach über eine andere Werbung befragt. Erst am Tag danach werden die Versuchspersonen dann telefonisch über das eigentliche Untersuchungsobjekt befragt. Da der Recognition-Test Falschangaben Vorschub leistet (s.o.), gibt die Praxis dem RecallTest den Vorzug. Hinsichtlich der Objektivität und der Validität bestehen bei beiden Verfahren Zweifel. Oft werden Ergebnisse von Recognition- oder Recall-Tests auch als Grad für die Aufmerksamkeit interpretiert, obwohl eigentlich passive oder aktive Gedächtnisleistungen gemessen werden. Dennoch gehören beide Methoden zu den Hauptinstrumenten der Werbewirkungsmessung (Huth/Pflaum; 1991, S. 223). (4) Pressehäuser und Forschungsinstitute bieten auf der Methodenbasis der Recall- und Recognition-Verfahren sogenannte Copy-Tests an. Unter dem Begriff Copy-Test werden methodisch komplexere Varianten der Recall- und Recognition-Testverfahren subsumiert. Bei den meisten Copy-Tests handelt es sich um turnusmäßige, von den Pressehäusern ohnehin durchgeführte Befragungen zu den redaktionellen Inhalten bei den Lesern. Die Verlage bieten den Anzeigenkunden an, sich mit Zusatzfragen kostenlos der Erhebung anzuschließen (Pepels, 1996, S. 246). (5) Ein weiterer Wirkungsindikator, der zur Ebene Gedächtnisleistung gehört, ist die Awareness . Darunter wird in der Regel die Werbeerinnerung verstanden. Das Verfahren kommt vor allem in Kampagnen-Verlaufstudien zur Anwendung. Die Awareness wird anhand persönlicher Interviews unter Vorlage der Markennamen eines Produktfeldes oder Servicebereichs ermittelt. Dabei wird zwischen der allgemeinen und der medienspezifischen Awareness unterschieden. Bei der allgemeinen Awareness wird im Gegensatz zu Recall-Tests nicht nach Inhalten der Werbung gefragt, sondern lediglich ermittelt, zu welchen Marken in einem bestimmten vorhergehenden Zeitraum Werbung gesehen wurde (Konkrete Frage: Zu welchen Marken haben sie in letzter Zeit Werbung gesehen?). Bei der medienspezifischen Awareness wird zusätzlich gefragt, in welchem Medium diese Werbung gesehen wurde. Im Unterschied zu Recognition wird nach der Wiedererinnerung von Marken und nicht nur nach der Wiedererkennung gefragt. Die Erhebung der Awareness führt meist zu starken Verzerrungen, da die Befragten oft dazu neigen, eine für sie plausible Antwort zu geben, die aber nicht unbedingt den Tatsachen entspricht. So wird bei der medienspezifischen Awareness von Befragten, die sich nicht mehr erinnern, in welchem Werbeträger sie die Werbung gesehen haben, meistens das Medium Fernsehen angegeben, was zu einer typischen TV-lastigen Verzerrung dieser Befragungsmethode führt. Zur Erhebung der Werbeawareness, das heißt der Bekanntheit von laufenden Kampagnen, bieten verschiedentliche Institute sog. Werbetracking-Tests an. Als Tracking-Verfahren bezeichnet man Wellenerhebungen, die kontinuierlich die Marktentwicklung auf Verbraucher- und Handels-Ebene mittels fester Stichproben und verbunden mit kontinuierlichen Impact- bzw. Recall-Tests erfassen (Pepels, 1996, S. 140). Für sich alleine ist die Erhöhung des Bekanntheitsgrades ein trügerischer Maßstab für die Werbewirkung, weil die Wirkung einer Werbekampagne ebenso davon abhängt, ob der Produktname von den Zielpersonen auch mit positiv bewerteten Merkmalen assoziiert wird. (Koschnik, 1996, S. 152). 30 2.7.6 Verfahren für die Ebene Verhalten (1) Da alle bisher erläuterten Meßverfahren in der Regel keine direkten Anhaltspunkte über das tatsächliche Verhalten einer Testperson liefern, kann - quasi als Bindeglied zwischen der kommunikativ-psyochologischen Ebene Gedächtnisleistung und der ökonomisch wirksamen Ebene Verhalten - die Kaufabsicht untersucht/gemessen werden. Dies geschieht in der Regel über die Ermittlung der sogenannten Mittel-Zweck-Relationen. Dabei werden in offen geführten Intensivinterviews bei den Konsumenten der vermutete oder wahrgenommene Produktnutzen sowie die subjektive Bedeutung eines Produktes erfragt. (2) Für eine direktere Messung der Kaufabsicht muß die Versuchsperson gedanklich vorwegnehmen, wie wahrscheinlich der Kauf eines bestimmten Produktes innerhalb eines definierten Zeitraumes ist. Neben Befragungen verwendet man auch Flächenskalen : Der Auskunftsperson werden Kärtchen verschiedener Größe mit der Aufschrift „Würde ich kaufen“ vorgelegt. Die Intensität der Kaufabsicht drückt sich durch die Größe des vom Probanden ausgesuchten Kärtchens aus. 31 2.8 Zusammenfassung - Meßverfahren der Werbewirkung (1) Um die in diesem Kapitel angestrebte Verbindung von Theorie und Praxis weiterzuführen, zeigt Abbildung 2/8 die erläuterten Meßverfahren nochmals im Überblick und in ihrer Zuordnung zu den Wirkungsmaßen, für die sie geeignet sind. Das Beispiel des Recall-Tests, der in der Wirkungsebene Aufmerksamkeitsleistung und in der Wirkungsebene Gedächtnisleistung auftaucht, ist als Zugeständnis an eine vielgeübte, theoretisch jedoch etwas fragwürdige Praxis zu werten. Spätestens der Überblick über die konkret in der Praxis angebotenen Tests und Verfahren wird ohnehin deutlich machen, daß sich eine gewisse Unschärfe und Vermischung kaum vermeiden läßt. Abb. 2/8 Wirkungsmaße und Meßverfahren Beispiele für Wirkungsmaße Meßverfahren Hautwiderstand Hautwiderstandsmessung Wiedererinnerung Assoziationen Blickverlauf Recall Assoziationstest Blickverlaufsaufzeichnung Wissen Glaubwürdigkeit Attraktivität Sympathie Befragung Verbalprotokolle Semantisches Differential Assoziationstest Wiedererkennung Wiedererinnerung Recognition Recall Werbetracking Markenverwendung Marktanteil (2) Der manchmal geführte akademische Streit darum, welches Instrument der Werbewirkungsforschung das bessere sei, ist dann absurd, wenn man erkennt, daß jedes Instrument einen anderen Aspekt der Werbewirkung zu messen in der Lage ist (Unger, Dögl, 1995, S. 165). Für eine optimale Erfassung der Werbewirkung wären also in der Regel mehrere Meßverfahren miteinander zu kombinieren. 32 3 Werbewirkungstheorie und -forschung in der Praxis (1) Werbewirkungstheorie und -forschung bieten wie gesehen verschiedene Modellvorstellungen, Erklärungsmuster und Meßverfahren für Werbewirkung an. Fast zwangsläufig drängt sich nun die Frage auf, welchen Stellenwert diese „Wirkungskette“ für die Werbepraxis hat. Als Werbepraxis im weitesten Sinne kann das Geschäft mit Werbung betrachtet werden. Dieses Geschäft hat unabhängig von der zugrundeliegenden Werbemarktabgrenzung gewaltige Dimensionen: Die Bruttowerbeaufwendungen der Wirtschaft für die Werbung in den sogenannten klassischen Medien beliefen sich 1997 auf rund 27,4 Mrd. DM, die Summe der Direktmarketing-Aktivitäten auf 33 Mrd. DM, die Nettowerbeeinnahmen der Medien auf 38,7 Mrd. DM. (2) Bieten Theorie und Forschung relevante Richtwerte und Handlungsanweisungen, die für die tägliche Werbepraxis von Bedeutung sind? Inwieweit fließen die theoretischen und forscherischen Erkenntnisse in die „Werbekette“ ein, also in die Definition von Werbezielen, in die Werbekonzeption, in die Gestaltung von Werbemitteln, in die Entscheidung über den Media-Mix und das Angebot der Werbeträger (Abb. 3/1)? Abb. 3/1 „Wirkungskette“ und „Werbekette“ Modellvorstellung Wirkungsebene(n) Wirkungsindikatoren Wirkungsmaße Meßverfahren Richtwerte und Handlungsanweisungen aus Theorie und Forschung? Produkt/ Werbeziele Werbekonzeption Werbemittel MediaMix Werbeträger (2) Workshops und Fachgespräche, die zu diesen Fragen mit Werbeforschern, Werbekunden, Mediaplanern und Werbeträger-Vermarktern duchgeführt wurden, ergaben ein ambivalentes Bild: • Generell wurde ein Bedarf nach einem größeren Wissen über Wirkungszusammenhänge und nach praktisch nützlichen Navigations- und Entscheidungshilfen bejaht. Die Auffüllung der bestehenden Wissenslücken durch die Forschung wurde angemahnt. • Es war ein deutliches Mißtrauen gegenüber den bislang angebotenen Instrumenten und Tools zu spüren, die als unzureichend empfunden werden. • Die Einbindung von Erkenntnissen der Werbewirkungsforschung scheitert jedoch auch an Zeit-, Budget- und Personalrestriktionen, durch die das Tagesgeschäft gekennzeichnet ist. 33 (3) Dieses ambivalente Bild soll zunächst am Beispiel des zur Zeit besonders aktuellen Themas „Mediamix“ verdeutlicht werden. Seit 1990 hat sich der Anteil des Fernsehens an den Bruttowerbeaufwendungen um über 18 Prozentpunkte auf 43 % im Jahr 1997 erhöht. Bei drei der 20 werbeintensivsten Produktgruppen lag der Anteil des Fernsehens an den Bruttowerbeaufwendungen über 90 %, bei der Hälfte über 50 %. Diese Situation - obwohl großteils hausgemacht - wird von einigen Werbeauftraggebern und Mediaplanern aus verschiedenen Gründen als unbefriedigend empfunden. Es stellt sich jedoch das Problem, wie eine Kursänderung begründet und verantwortet werden kann. Kein Product Manager und kein Mediaplaner will ein unnötiges Risiko eingehen. Deshalb erwartet die Praxis von der Forschung eine verläßliche Antwort auf die Frage „Was passiert eigentlich, wenn ich 1 Mio. DM aus TV ‘rausnehme und in Print stecke?“. Die kommunikativ-psychologisch orientierte Werbewirkungsforschung tut sich von vorneherein schwer, auf diese Frage eine konkrete Antwort zu geben. Die ökonomisch orientierte Werbeerfolgsforschung hat zwar Verfahren entwickelt, die genau die Aspekte Mediaplanung bzw. Mediamix beleuchten. Diese Verfahren, am bekanntesten ist sicher die sogenannte Werbewert-Formel, werden jedoch aus verschiedenen Gründen als nur eingeschränkt verwendbar betrachtet (vgl. Punkt 3.2). Das Mißverständnis besteht vor allem darin, von dieser retrospektiv angelegten Analyse über den Zusammenhang von Werbeaufwendungen, Mediamix und Absatz/Marktanteil eine alleinige Garantie für zukünftig erfolgreiche Werbemaßnahmen zu erwarten. Es zeigt sich also der Bedarf der Praxis, die Wissenslücken der Wirkungsforschung, das Mißtrauen gegenüber den angebotenen Werbeerfolgsmodellen und eine „Anwendungslücke“ in Form von unrealistischen Erwartungen. (4) Die Kritik an den zur Verfügung stehenden Instrumenten und Tools wurde jedoch durchaus auch im Zusammenhang gesehen mit den Restriktionen des Tagesgeschäftes: es fehlt an Zeit, Geld und auch qualifiziertem Personal, das die zur Verfügung stehenden Instrumente angemessen einsetzen kann. Der Wissens- und Ausbildungsstand hinsichtlich der Möglichkeiten und Grenzen der angebotenen Instrumente wird auch von den Praktikern selbst als zu niedrig eingeschätzt. (5) Hinzu kommt, daß das zentrale Erfolgskriterium in der Praxis letztendlich doch immer der Werbeerfolg, also die ökonomische Wirkung von Werbemaßnahmen ist. Positive kommunikativ-psychologische Wirkungen werden gerne „in Kauf“ genommen, die Bereitschaft der Werbeauftraggeber, zusätzlich in umfassende Pretests zur Optimierung der Wirkungswahrscheinlichkeit zu investieren, hält sich jedoch in Grenzen. Insoweit muß aus der Palette möglicher nutzbringender Test- und Kontrollverfahren, wie sie unten (Punkt 3.1 und 3.2) vorgestellt werden, zwangsläufig eine Auswahl getroffen werden. Eine Kosten-/Nutzen-Abschätzung, die gerade bei begrenzten Budgets ein Auswahlkriterium sein könnte, war jedoch für keinen der Tests zu finden. (6) Ein letzter Aspekt darf in diesem Zusammenhang nicht unterschlagen werden: viele Akteure in der Werbepraxis leben in gewisser Weise davon, daß es keine endgültig und eindeutig feststellbaren Erkenntnisse zur Werbewirkung gibt. Dadurch verbleibt ein Spielraum, in dem persönliche Bindung, Kommunikation, Erfahrung, informelle Kontakte etc. zu Erfolgsfaktoren werden. (7) Insgesamt muß festgestellt werden, daß aus Sicht der Praxis eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Ansprüchen der theoretisch-akademischen Erklärungsansätze und der praktischen Operationalisierbarkeit besteht. Auf dem Weg von der Modellvorstellung zu konkret durchführbaren Meßverfahren muß ein Großteil des theoretischen Anspruchs auf der Strecke bleiben. Die Erklärungsmuster und Untersuchungsansätze erweisen sich als praxisfremd. 34 Nicht zuletzt ist auch das Thema Werbewirkung ein Geschäft. Die Untersuchungsdesigns der im folgenden vorgestellten Meßverfahren und Tests müssen sich nicht zuletzt danach richten, was sich verkaufen läßt. 3.1 Werbewirkungstests in der Praxis 3.1.1 Einleitung (1) Werbewirkungstests werden von zahlreichen Instituten angeboten. Die Testverfahren haben meist phantasievolle Namen, aus denen jedoch selten das Verfahren auf Anhieb zu erkennen ist. Sie basieren auf Standardverfahren wie Recall-, Recognition-, Einstellungs- und Imagemessung, die häufig vor dem Hintergrund institutseigener Erfahrungen modifiziert und durch eigenentwickelte Testverfahren ergänzt werden (Pepels, 1996, S. 154). Eine Einteilung der auf dem Markt angebotenen Testmethoden nach den Kriterien, die im theoretischen Teil (Kapitel 2) beschrieben werden, erweist sich als kaum möglich. Die Werbeforschungsinstitute ermitteln Wirkungsmaße oft nicht isoliert, sondern verbinden mehrere Maße (und damit oft mehrere Wirkungsebenen) miteinander. (2) Im folgenden werden einige der bekanntesten Angebote vorgestellt; die Auswahl richtete sich nach Nennungen in der ausgewerteten Literatur und in Fachzeitschriften und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Abb. 3/2 Testname (Institut) Untersuchungsgegenstand (Wirkungsebene) Verfahren/Kriterien Starch-Test (INRA) Aufmerksamkeit Recognition AdverTiming (INRA) Durchsetzungsstärke einer Marke Kommunikationsleistung Kampagnenqualität Bekanntheit einer Marke Recognition (aided, unaided) Ad* Vantage (GfK) (Werbewirkungsmessung bei lowInvolvement) Durchsetzungsfähigkeit einer Kampagne Einstellungsänderung in bezug auf Kaufverhalten Schwächen und Stärken in Konzeption und Gestaltung einer Werbung Motivationale Schubkraft Pre-Post-Coice-Vergleich Kommunikationsleistung Recognition Likeability Imagewirkung Blickaufzeichnung R + R-Test (EMNID) Aufmerksamkeit Recall (aided und unaided) Recognition Medianutzung 35 Abb. 3/2 (Fortsetzung) Testname (Institut) Untersuchungsgegenstand (Wirkungsebene) Verfahren/Kriterien Ad-Visor I (Burke) Relevanz einzelner Elemente für die Produktwahrnehmung Recall emotionale Akzeptanz Ad-Visor ll (Burke) Erreichung der Verbraucher Anmutungsqualität Recall Erhebung von Likes u. Dislikes Burke Persuation Index (BPI): Kaufbereitschaft Anzahl beworbene Marken Marktanteil Alter der Marke Überzeugungsleistung 36 AdTrend (SAT.1) Wirkungsverlauf von TV Kampagnen, nach Kontaktklassen Recall Recognition Sympathie Anzahl Kontakte der Rezipienten GfK-Werbeindikator (GfK) Fähigkeit einer Kampagne, zum Verbraucher durchzudringen Werbeawarness Recall Recognition Marken- und Produktimage Präferenz- und Verhaltensvariablen IVE-Werbemonitor (IVE) Quantitative und qualitative Werbeawareness Werbebekanntheit medienspezifische Werbebekanntheit Active Processing Kaufverhalten Markenverwendung Einstellungen Werbewirkungskompass (IPA/RTL) Kommunikative Werbewirkungsänderung durch Werbedruck Recall (global und Details) Kampagnensympathie Markenbekanntheit (gestützt und ungestützt) Marken-Sympahtie Kaufneigung Markenverwendung bzw. Besitz EFFIPUB (EMNID) Erreichung von Werbezielen, Erfolg der Media-Strategie Markenbekanntheit (spontan, gestützt) Markennähe Kaufverhalten anhand Regelmäßigkeiten und Präferenz Impact (Recall, Recognition) Media-Verhalten 3.1.2 Recognition-Tests (1) Einer der bekanntesten Recognition-Tests ist der 1923 von Daniel Starch in den USA entwickelte Starch-Test. Ihm liegt ein Befragungsverfahren zugrunde, das den Wiedererkennungswert von Werbeanzeigen erfassen soll. Der Test wird von INRA bis heute weitergeführt und inzwischen nicht nur für Anzeigen, sondern auch für TV- und Hörfunkspots angewendet. Der Starch-Test kann sowohl als Pre- wie auch als Posttest durchgeführt werden. Die Meßkriterien sind der Wiedererkennungsgrad (recognition) der Anzeige oder des Spots, des Werbeobjektes (seen, associated) und die Rezeption des Anzeigentextes. (2) Ein anderes, ebenfalls vom INRA-Institut angebotenes Recognition-Meßverfahren ist der AdverTiming-Test . Hier wird die Erhebung der klassischen Werbewirkungsmaße mit der Erhebung der Mediennutzung kombiniert. Gemessen werden die Werbereichweite sowie die Kommunikations- und Überzeugungsleistung. Recognition ist das optionale Modul zur Messung der Bekanntheit einer Marke (PA, 02/97, S. 26). AdverTiming wird täglich auf Basis einer Repräsentativstichprobe von 200 Fällen erhoben und ermöglicht so die kontinuierliche Begleitung einer Kampagne. Zudem ist ein Pre-PostAbgleich möglich. Als besondere Leistung bietet AdverTiming eine kurzfristige Beteiligung an den Untersuchungen an (Horizont, 27.3.1997, S. 6). (3) In Anlehnung (Weiterentwicklung) an den Starch-Test bietet die GfK die Verfahren Ad*Vantage Print und den Ad*Vantage/Act als Pretest an. Als Werbeträger werden beim Ad*Vantage Print Publikumszeitschriften und beim Ad*Vantage/Act das Fernsehen untersucht. Der Test kann aber auch für Radio und Kino angepaßt werden. Um Werbewirkung tatsächlich verstehen und bewerten zu können, müsse die Werbung von den Probanden in einer der Realität entsprechenden „low-involvement“-Situation wahrgenommen werden. Während bei vielen anderen Pretests methodenbedingte Faktoren einen starken und verzerrenden Einfluß auf die Wahrnehmung hätten, sei dies bei den Ad*VantageVerfahren nicht der Fall. Erzielt wird die „low-involvement“-Situation dadurch, daß Werbung als normaler Bestandteil von Zeitschriften oder Fernsehprogrammen gezeigt würde (Eigenangaben GfK-Broschüre). Bei Ad*Vantage Print wird das Leseverhalten zusätzlich noch mit Hilfe eines Blickaufzeichnungsgerätes überprüft. Durch die zweistufige Vorgehensweise von Befragung und Blickverlaufsmessung würden Aussagen über Qualität des Anzeigentextes in Verbindung mit anderen relevanten Werbewirkungsmaßen ermöglicht. Die Meßkriterien der beiden Tests sind Recognition, Gefallen (Likeability) sowie die „Motivationale Schubkraft“. Diese wird definiert als positive Einstellungsänderung der Verbraucher zu einem beworbenen Produkt. Die motivationale Schubkraft wird durch einen Vergleich von Einstellungen bzw. Kaufverhalten vor dem Werbemittelkontakt mit Einstellungs/Präferenzdaten nach dem Werbemittelkontakt operationalisiert und liefere einen hinreichend validierten Indikator für die Verkaufswirksamkeit der Werbung. 3.1.3 Recall-Tests (1) Recall-Test wurden von George Gallup und Claude Robinson in den 30er Jahren entwickelt und ermitteln den Wiedererinnerungsgrad einer Werbemaßnahme durch deren Reproduktion. Die Testpersonen erstellen dabei eine Liste der zuvor gesehenen Werbemittel bzw. Werbelemente aus dem Gedächtnis. Der Recall kann mit (aided) oder ohne (unaided) Hilfe von Erinnerungslisten (Marken, Produkte, Details) erfaßt werden. 37 Recall-Tests wurden ab 1960 vom deutschen Gallup Institut EMNID als Impact-Test in Deutschland eingeführt. Wie der Recognition-Test war auch der Recall-Test zunächst ein Anzeigen-Post-Test, der später auf andere Werbeträger ausgeweitet wurde. Anfang der 80er Jahre kombinierte EMNID Recall- und Recognition-Testmethoden zu einem gemeinsamen Befragungsverfahren, dem sog. R+R Test. (2) Eine weitere Anwendung des Recall-Verfahrens stellen die beiden AD-VISOR I und II Tests von Burke dar (Forschungstest von Procter & Gamble). Dabei wird der AD-VISOR I als Pretest und der AD-VISOR II als Posttest eingesetzt. Der AD-VISOR I wird vor der endgültigen Fertigstellung einer Kampagne durchgeführt. Durch Testen von Roughs und Animatics zielt der Pretest auf erste Aussagen über die potentielle Wirkung schon vor der Finalisierung einer kreativen Idee und ermöglicht die Auswahl eines optimalen Konzepts aus verschiedenen Alternativen. Dadurch sollen vor allem AkzeptanzProbleme des Werbemittels vermieden werden. Der Recall wird am Tag nach der Rezeption gemessen und soll Auskunft geben, wie nachhaltig die einzelnen Dimensionen einer Werbung wirken und welche Relevanz sie für die Produktwahrnehmung haben (Informationsbroschüre Infratest Burke). Im AD-VISOR II werden Recall-Werte, Überzeugungskraft sowie die Anmutungsqualitäten einer Werbemaßnahme ermittelt. Für die qualitative Diagnose der Anmutung werden „Likes“ und „Dislikes“ erhoben. Die Ermittlung der Überzeugungskraft erfolgt durch den BPI (Burke Persuasion Index). Er soll den Markteinflüssen Rechnung tragen und bewertet den Spot in Relation zur aktuellen Marktsituation. Dazu werden folgende Wirkungsmaße erhoben (nach Gewichtung): 1. Kaufbereitschaft, 2. Anzahl der beworbenen Marken, 3. Marktanteil, 4. Alter der Marke. (3) Ein neueres Instrumentarium zur Messung des Wirkungsverlaufs von TV-Kampagnen ist AdTrend, entwickelt von SAT.1. Die von 1996 bis 1997 durchgeführte Studie wird für 1998 erweitert und mißt Recall, Recognition und Sympathie einer Kampagne. Im Vordergrund stehen dabei die Anzahl der Kontakte, die ein Rezipient mit einer Werbebotschaft hat. Erste Ergebnisse der Studie zeigen, daß der Zuschauer auch bei hoher Werbe-Dosierung nicht ermüdet. Im Gegenteil, die Kaufbereitschaft und die Markenverwendung steige weiter an. Allerdings steigen die Wirkungsmaße Erinnerung, Sympathie und Bekanntheit in den unteren Kontaktklassen schneller an als in den höheren. So sei ein Kampagnen-Recall von bis zu 70% mit konstanten Kontaktsteigerungen erreichbar, höhere Werte hingegen bedürften einer überproportionalen Erhöhung der Dosis (Horizont, 11.09.1997, S. 37). 3.1.4 Werbetracking-Tests (1) Tracking-Studien sind kontinuierliche Wellenerhebungen, die in monatlichen oder halbjährlichen Abständen als Posttests durchgeführt werden. Die Erhebung erfolgt bei 200-400 repräsentativen, wechselnden Personen durch persönliche oder telefonische Interviews. Abgefragt werden je nach Testanlage Recall, Recognition, Einstellung, Image, Motivationsänderungen, Markenpräferenzen, Kaufabsichten etc. (2) Die Tests sollen Informationen zu folgenden Fragestellungen liefern: 1. Welche Wirkung wird mit dem Werbeaufwand absolut erreicht? 2. Wie reagieren die untersuchten Werte auf Änderungen beim Werbeaufwand? 3. Wie verändern sich die Werte im Zeitablauf der Untersuchung? Handelt es sich bei diesen Veränderungen um einmalige Ereignisse oder kann man von anhaltenden Trends sprechen (Pepels, 1997, S. 302)? 38 Gfk-Werbeindikator (1) Zur Durchführung der Messung wird in der Regel eine Stichprobengröße von 300 verwendet. Die Befragten entsprechen der jeweiligen Definition der Marketing-Zielgruppe. Das Grundprinzip der kontinuierlichen Erhebung ist die Unabhängigkeit der Stichproben voneinander. Da die Befragten bis zum Zeitpunkt der Erhebung der Werbung nicht mehr Interesse als gewohnt schenken, werden die telefonischen oder persönlichen Interviews unter realistischen Alltagsbedingungen durchgeführt. (2) Mit Hilfe ungestützter und gestützter Werbeerinnerung mißt der Gfk-Werbeindikator die Fähigkeit einer Kampagne, im Informationswettbewerb zum Verbraucher zu gelangen. Die Messung der wahrgenommenen Werbeinhalte und der dahinter erkannten Hauptaussage vermitteln Aufschluß über die tatsächliche kommunikative Leistung einer Kampagne. Zudem belegen Marken- und Produkt-Images, inwieweit es einer Kampagne gelingt, Werbebotschaften dauerhaft mit einer Marke zu verknüpfen. Die Erhebung von Präferenz- und Verhaltensvariablen liefert Rückschlüsse über die Marktwirksamkeit der besetzten ImagePositionen (GfK-Broschüre GfK-Werbeindikator/ATS*). IVE-Werbemonitor (1) Der IVE-Werbemonitor ermittelt die Werbeawarness durch halbjährliche Face to Face Interviews bei 600 Personen. Die Größe der Stichprobe ist vom Produktfeld abhängig. Als Erfolgsindikatoren werden die Werbebekanntheit, die medienspezifische Werbebekanntheit, Kaufverhaltensdaten, Markenverwendung und allgemeine Einstellungen erhoben. Die Ergebniswerte werden den Werbeaufwendungen pro Kampagne und Medium gegenüber gestellt. (2) Die Werbeawareness stelle aber für sich alleine noch keine Wirkung dar, sondern nur eine - wenn auch entscheidende - Voraussetzung für die Werbewirkung. Ist die Werbeawareness sehr niedrig, könne man davon ausgehen, daß keine besondere Wirkung von dieser Kampagne zu erwarten sei. Deshalb operiert der IVE-Monitor seit jüngster Zeit mit dem Begriff Active Processing, mit dem man die Qualität der Awareness bestimmen könne. Beim Active Processing werden die Befragten nach ihren Antworten klassifiziert. Befragte mit allgemeinen, unspezifischen und passiven Erinnerungen werden als inaktive Gruppe zusammengefaßt. Bei Befragten, die sich an werbespezifische Details und Argumente sowie an die ganze Werbestory und an die implizierte Werbeidee erinnern können, kann von einem positiv zu wertenden Active Processing ausgegangen werden. Werbewirkungskompaß (IPA/RTL) (1) Der Werbewirkungskompaß (WWK) wird seit 1992 in vierteljährlichen Abständen durchgeführt. Die Datenbasis bildet eine repräsentative Random-Erhebung bei insgesamt 2.000 Fällen (Pepels, 1996, S. 243). In erster Linie mißt der WWK den Zusammenhang zwischen der Höhe der Mediainvestitionen und der Medienauswahl auf der einen und der Werbewirkung auf der anderen Seite. Die kommunikative Wirkungsänderung durch Werbedruck wird anhand folgender acht Faktoren gemessen: Globale Werbeerinnerung, Werbeerinnerung an Details, Kampagnen-Sympathie, spontane und gestützte Markenbekanntheit, Marken-Sympathie, Kaufneigung und Markenverwendung resp. Besitz (Edition IP, S. 42). Diese acht erfaßten Indikatoren reagierten auf steigenden Werbedruck in der Regel erhöhten Wirkungswerten, und zwar auf der reinen Kommunikationsebene und auch in bezug auf Image, Kaufneigung und Verwendung (Werbewirkungskompaß-Kompendium, S. 3). 39 (2) Eine Besonderheit des WWK besteht darin, daß pro befragter Person auf der Grundlage der individuellen Mediennutzung sowie der Bruttowerbeaufwendungen pro Marke ein personenindividueller Werbedruck berechnet werden kann, der Auskunft über die tatsächlichen Kontaktkosten je Marke und erreichter Person gibt. Die Kontaktkosten werden als „Mediapfennig“ bezeichnet und drücken den Werbedruck pro Person in Pfennig aus (MediaTrend Journal 11/97, S. 25). EFFIPUB (EMNID) (1) EFFIPUB ist ein vom EMNID-Institut entwickelter Kampagnen-Posttest, der Informationen über die gesetzten Werbeziele und den Erfolg der Media-Strategie liefert. Die Messung des Werbeerfolges heutiger, in den Marketing-Mix eingebetteter Kommunikationsstrategien lassen sich nicht mehr ausschließlich über die klassischen Indikatoren wie Recall- und Recognitionwerte lösen (EMNID-Broschüre). (2) EFFIPUB wird sowohl für face to face-Interviews wie auch für Telefonbefragungen eingesetzt und arbeitet mit einer Stichprobe von 1.000 Personen ab 14 Jahren. Ermittelt werden folgende vier Wirkungsmaße: 1. Markenbekanntheit, spontan und gestützt; 2. Marken-Image anhand der Attribute, die durch die jeweilige Kampagne vermittelt werden sollten; 3. Nähe zur Marke anhand einer Benotung von 1 bis 10 sowie nach Kaufverhalten (Regelmäßigkeit und Markenpräferenz) anhand einer Einkaufsliste; 4. Impact: gestützter Werbe-Recall und Recognitionwerte zur Kampagne. Diese vier Wirkungsmaße werden mit der Erhebung des Media-Verhaltens sowie sozio-demographischen Daten verknüpft. 3.2 Werbeerfolgsmessung in der Praxis 3.2.1 Einleitung (1) Als Werbeerfolg (in Abgrenzung zur kommunikativ-psychologisch verstandenen Werbewirkung) können die ökonomischen Wirkungen von Werbung verstanden werden, gemessen an Größen wie Umsatz, Absatzmenge, Marktanteil etc. Dabei wird in der Regel ein einfacher, linear-kausaler Zusammenhang zwischen der Werbemaßnahme und der Wirkungsebene Verhalten unterstellt. Die zwischen dem Reiz „Werbemaßnahme“ und der Reaktion „Kauf“ liegenden kommunikativen Prozesse bleiben unberücksichtigt (was nicht heißt, daß diese Prozesse in der Realität nicht ablaufen). (2) In einem engen Sinn tritt ökonomischer Werbeerfolg dann ein, wenn der Werbeertrag die Werbeaufwendungen übersteigt. Als Werbeertrag bezeichnet man den durch die Werbung hervorgerufenen Anteil am Umsatz(zuwachs). Da der Umsatzzuwachs jedoch durch zahlreiche verschiedene Faktoren beeinflußt wird, ist die Erfassung des tatsächlichen Werbeertrages schwierig. Korrelationen zwischen Werbeaufwendungen und Werbeertrag entstehen manchmal zufällig und dürfen nicht überinterpretiert werden. (3) Die Attraktivität von Werbeerfolgsmodellen bzw. -meßverfahren, die trotz aller Kritik auch weiterhin angeboten werden, hängt zusammen (a) mit der engen Verknüpfung dieser Verfahren mit alltäglichen Problemstellungen in der Praxis (Einfluß der Höhe des Werbeaufwandes und des Mediamix) und (b) mit dem herausragenden Stellenwert, der den Erfolgskriterien Absatz/Marktanteil bei allem Wissen um kommunikative Wirkungen in der Praxis letztendlich zukommt. 40 (4) Die meisten Verfahren der Werbeerfolgsmessung bzw. -kontrolle leiten sich von der Ökonometrie ab. Die Ökonometrie hat sich 1930 als eigenständiger Forschungszweig der Wirtschaftswissenschaften etabliert. Ökonometrische Untersuchungen versuchen aus einem zur Verfügung stehenden Datenmaterial bestimmte Gesetzmäßigkeiten und Formeln abzuleiten und diese zu Entscheidungs- oder Prognosezwecken nutzbar zu machen. (5) Der Einsatz von ökonometrischen Modellen und Analysen in der Werbeerfolgsmessung und -kontrolle geht prinzipiell von einer Berechen- und Planbarkeit des Werbegeschäfts und von der Aussagefähigkeit und Übertragbarkeit von Durchschnittsbetrachtungen aus. Diese Eigenschaften des Werbegeschäfts werden von den Kritikern solcher Modelle vehement bestritten. 3.2.2 Werbewert-Formel und Werbewert ‘97 (1) Der jüngste diskutierte ökonometrische Ansatz der Werbeerfolgsmessung ist die sogenannte „Werbewert-Formel“, die in methodischer Anlehnung an die "Markt-Mechanik“ des Axel-Springer-Verlags aus den 70er Jahren im Auftrag des Verbandes Deutscher Publikumszeitschriften 1995/1997 entwickelt wurde. Die Formel beschreibt den Einfluß von Werbeaufwand und Mediamix auf die Marktanteilsveränderung eines Produktes in Abhängigkeit von der Marktstellung und der Distribution. Zur Ermittlung der Formel wurden 195 Kampagnen aus 81 Produktgruppen über einen Zeitraum von 18 mal zwei Monaten zwischen 1991 und 1994 untersucht. 1997 wurde eine Aktualisierung mit 147 Marken aus 69 Produktbereichen durchgeführt. Datengrundlage waren die von Nielsen/S+P gemessenen Werbeausgaben und Medienbelegungen sowie über das Nielsen Handelspanel ermittelten Informationen über Marktanteile und Distributionsänderungen je Marke. Die zur Entwicklung der Werbewert-Formel untersuchten Güter stammen alle aus der Kategorie der „Fast Moving Consumer Goods“ (FMCG), der schnell umschlagenden Konsumgüter. (2) In der aktuellen Version schreibt die Werbewert-Formel den Printmedien einen höheren Beitrag zum Werbeerfolg zu als z. B. dem Fernsehen. Aus diesem und anderen Gründen wird der Ansatz von der Praxis oft pauschal als nicht brauchbar disqualifiziert (immerhin wurden 1997 rund 43% aller Bruttowerbeaufwendungen ins Fernsehen geleitet - viele FMCG haben bis zu 90% der Werbeaufwendungen in TV investiert). Bei aller zulässigen Methodenkritik wird hier jedoch vor allem ein grundlegendes Mißverständnis deutlich, das oft im Zusammenhang mit ökonometrischen Modellen auftritt: Die Werbewert-Formel ist als Abbild der Marktbewegungen der letzten fünf Jahre zu verstehen und zeigt zuallererst auf, mit welcher Mediastrategie bei gegebenen Verhältnissen der größte Werbeerfolg zu erzielen war (retrospektiv). Der höhere Wirkungsbeitrag von Print erklärt sich schlicht dadurch, daß TV im Untersuchungszeitraum beim Mediaeinsatz stark dominiert hat. Wer gegen diesen Trend einen höheren Printmedienanteil eingeplant hatte, erhöhte seine Erfolgswahrscheinlichkeit für eine positive Marktanteilsveränderung. In dem Maße, in dem die Werbeauftraggeber und Mediaplaner dieses Ergebnis berücksichtigen und ihre Mediaplanung zugunsten von Print verändern, verändert sich zwangsläufig auch die Formel. Wenn also künftig massiv in Print investiert würde, wird der aktuell nachweisbare Vorsprung der Printmedien hinsichtlich ihres Beitrags zum Werbeerfolg sinken. (3) Dieses Beispiel zeigt exemplarisch, daß vergleichbar mit den Ve rf a h ren zur Werbewirkungsmessung auch die Werbeerfolgsmessung mit viel Sachverstand interpretiert werden muß. Die Einschränkungen der Aussagefähigkeit sind stets zu beachten. Dies gilt sinngemäß für alle weiteren vorgestellten Verfahren. 41 3.2.3 Advertising Response Modell (ARM) (1) Das ARM wurde 1997 im Auftrag des Gesamtverbands Werbeagenturen (GWA) von der GfK entwickelt. Es werden die Aufmerksamkeitsstärke und die Vermittlung von Markenpräferenzen durch TV-Spots in Werbemittel-Pretests erhoben. Damit sollte neben dem Einfluß des Werbedrucks auch der Einfluß der Werbequalität auf den Marktanteil ermittelt werden. Die Studie stellt insoweit eine Kombination von Werbewirkungs- und Werbeerfolgsmessung dar. Untersucht wird die Veränderung des Marktanteils einer Marke in Abhängigkeit vom Werbedruck, von der Markenpräferenz und von der Promotionsintensität. Als Gegenstand der Untersuchung wurden 17 bekannte, starke und etablierte Marken aus Produktgruppen wie Kaffee, alkoholfreie Getränke, Süßwaren, Mundhygiene und Fertiggerichte über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet. (2) Wie bei der Werbewert-Formel wird auch beim ARM die Verallgemeinerungsfähigkeit in Frage gestellt, da sich das ARM lediglich auf 17 Marken stützt. Zudem sei der Faktor Werbequalität als solches schwierig zu definieren und nur bedingt meßbar. 3.2.4 STAS-Differential (1) STAS steht als Abkürzung für „short term advertising strength“. Dieses Meßverfahren wurde von John Philip Jones 1994 aus den Daten einer A.C. Nielsen Single-Source-Erhebung entwickelt. Es lagen also Daten zum Kaufverhalten und zur Mediennutzung aus einer identischen Quelle vor. Die Single-Source-Analysemethode wurde bereits 1966 von Colin McDonald entwickelt, konnte aber wegen technischer Probleme erst 1991 von A.C. Nielsen in den USA auch in größerem Umfang implementiert werden. Die Single-Source-Forschung ermittelt, welche und wieviel Werbung ein Haushalt empfängt. Diese Werte setzt man zu den Käufen in Beziehung, die die Haushalte tätigen. Die Erhebung der Nielsen-Daten erfolgte in 2.000 Haushalten auf wöchentlicher Basis. Die Nielsen Forscher hatten über einen Zeitraum von einem Jahr in zwölf Konsumgüterkategorien 142 Marken beobachtet. (2) Das von Jones entwickelte STAS-Differential wird als kurzfristige Werbewirkung interpretiert und berechnet sich aus dem prozentualen Kauf einer Marke von Haushalten A, die die Werbung empfangen haben (stimulated STAS) im Verhältnis zum Kauf der Haushalte B, die keine Werbung sahen (baseline STAS). Die Ermittlung der Einkaufsdaten erfolgt über einen Zeitraum von sieben Tagen. Nachdem Jones 1994 den Erfolg von Kampagnen in den USA untersucht hatte, führte er in zwei Studien identische Analysen für 35 bzw. 28 Produktkampagnen in Deutschland durch. An der STAS-Formel wird insbesondere kritisiert, daß sie die Frage offen lasse, inwieweit die festgestellten kurzfristigen Erfolge auf eine eventuell schon anhaltende langfristige Wirkung zurückzuführen seien, bzw. wie ein solcher Effekt methodisch ausgeschlossen werden könne. Ebenfalls würde nicht schlüssig begründet, wieso ausgerechnet ein Zeitraum von sieben Tagen als Meßzeitraum für kurzfristige Effekte verwendet wird (Media Perspektiven 6/97, S. 331). 42 3.2.5 Nettaps-Modell und Noreen-Verfahren (1) Als Werbeelastizität bezeichnet man das Verhältnis der relativen Änderung des Umsatzes zur relativen Änderung des Werbeaufwandes. Die Ermittlung der Werbeelastizität ist in der Praxis unrealistisch, da alle Größen, die neben den Werbeausgaben einen Einfluß auf das Ergebnis haben könnten, entweder eliminiert oder konstant gehalten werden müssen. Diese Praxisferne der Werbeelastizität hat zur Entwicklung des Nettaps- und des Noreen-Modells geführt. (2) Nettaps steht für „Net Ad Produced Purchases“, das sind die alleine durch Werbung generierten Verkäufe. Dieses Verfahren wurde in den 30er Jahren von Daniel Starch entwickelt. Mittels Panelbefragungen wird das Verhalten von Personen mit Werbekontakt im Vergleich zum Verhalten der Personen ohne Werbekontakt ermittelt. Auf dieser Basis werden die ausschließlich auf Werbung zurückzuführenden Käufe errechnet. Am Nettaps-Ve rf a h ren wird insbesondere kritisiert, daß nur derjenige Anteil des Umsatzeffektes erfaßt wird, der unmittelbar nach deren Verbreitung auftritt. Längerfristige Umsatzwirkungen bleiben somit von den Erhebungen ausgeschlossen (Pepels, 1996, S. 144). (3) Das Noreen-Verfahren wurde von der amerikanischen Noreen Company entwickelt. Das Grundprinzip dieser Methode ist die Isolierung des Faktors Werbeprogramm von allen übrigen, den Umsatzerfolg bestimmenden Faktoren. Zur Ermittlung des Werbeerfolges werden vier räumlich voneinander getrennte Absatzmärkte beobachtet, auf denen pro Jahr vier Werbeaktionen durchgeführt werden. Auf jedem dieser Teilmärkte wird pro Saison nur eines der vier Werbeprogramme angewandt. Die Testdauer liegt somit bei vier Jahren. Der lange Ermittlungszeitraum zeigt die Praxisferne dieses Ansatzes. Das Verfahren verlangt, daß ein Unternehmen seine Werbemaßnahmen auf vier Jahre hinaus festlegt. Anpassungen an die sich gewöhnlich schneller verändernden Marktbedingungen würden die Ergebnisse wertlos machen. Von der Testanlage her kann das Noreensche Modell zudem lediglich Durchschnittswerte ermitteln, liefert aber keinerlei Informationen über exakte Ansatzpunkte zur Verbesserung einer Werbemaßnahme. Es sind lediglich Aussagen über die relative Beurteilung der vier Werbeaktionen möglich, aber keine Aussage über deren absolute Erfolgspotentiale. 3.2.6 Panelerhebungen und Testmärkte (1) Unter Panelerhebungen versteht man Untersuchungen, die bei einem bestimmten gleichbleibenden Kreis von Untersuchungseinheiten in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. Die Untersuchungseinheiten sind beispielsweise Personen, Haushalte, Unternehmen oder Handelsgeschäfte. In bezug auf die Werbeerfolgskontrolle sind vor allem die Verbraucher-Panels von Bedeutung. Dabei unterscheidet man zwischen Individualpanel und Haushaltspanel. Individualpanel beziehen sich auf Einzelpersonen, Haushaltspanel dienen zur Beschaffung von haushaltsbezogenen Daten. Die in einem Panel erhobenen Informationen variieren stark und betreffen z. B. Packung, Preis, Einkaufsstätte, Einkaufsanlaß, Anzahl Käufe, Kauffrequenz, Einkaufstage, Angaben über Mediennutzung und soziodemographische Angaben. (2) Das Kriterium der gleichbleibenden Untersuchungseinheit kann nicht zu eng ausgelegt werden, da es bei den Untersuchungsteilnehmern oft zu Ausfällen kommt, die durch Fluktuation und Panelroutine entstehen. Fluktuationen werden in diesem Kontext als Ausfälle durch Geburt, Todesfall, Umzüge etc. verursacht. Das Problem der Panelroutine entsteht 43 durch Ermüdung der Versuchsteilnehmer und führt zu einer Verweigerung der weiteren Teilnahme. Durch diese Ermüdungserscheinungen werden z. B. die Einkaufsberichte nicht mehr genau und vollständig ausgefüllt, was zu Verzerrungen der Panelresultate führt. Ein weiteres Problem der Panelerhebung ist der sogenannte Paneleffekt. Dieser bezeichnet die Veränderung des Kaufverhaltens der Versuchsteilnehmer unter dem Eindruck der Beobachtung. Diese Verzerrungen entstehen im wesentlichen durch Overreporting und Underreporting. Als Overreporting bezeichnet man Angaben über Käufe, die gar nicht getätigt worden sind. Gründe für Overreporting sind soziale Erwünschtheit solcher Käufe wie zum Beispiel Hygieneartikel oder auch Prestigegründe. Als Underreporting bezeichnet man fehlende Angaben über Käufe, die getätigt wurden. Das Verschweigen solcher Käufe kommt entweder durch einfaches Vergessen zustande oder durch bewußtes Unterlassen der Angaben, insbesondere wenn es sich um Käufe von Tabuartikeln handelt. Panelroutine und Paneleffekte versucht man auf verschiedene Weise zu minimieren, durch Incentives für die Teilnahme erhöhen und durch den systematischen Austausch der Teilnehmer. Zudem wird bei den neuen Panelteilnehmern eine Lernphase eingeplant. Erst nach Ablauf dieser Phase werden die Daten tatsächlich erfaßt. Diese Maßnahmen erhöhen allerdings alle die Kosten der Untersuchung. (3) Eine besondere Form von Panelerhebungen sind Test- oder Micromärkte , in denen neben neuen Produkten auch die Wirkung bzw. der Erfolg von Werbemaßnahmen getestet werden können. In Deutschland existieren derzeit zwei solcher Testmärkte: der Behavior Scan der GfK in Haßloch an der Pfalz sowie Telerim von Nielsen in Reutlingen, Kreuznach und Buxtehude. In beiden Testmärkten wird das kombinierte Mediennutzungs- und Kaufverhalten der Bewohner ermittelt (Single-Source-Ansatz). Die Testhaushalte mit Kabelfernsehen erhalten einen Decoderanschluß, der dem entsprechenden Institut direkt und zeitgenau übermittelt, welche Programme und welche Werbung gesehen werden. In die „reguläre“ Werbung der TV-Programme können unbemerkt Testspots plaziert und gezielt an bestimmte Haushalte ausgestrahlt werden. Die Läden der Testgemeinden sind überdies mit Kassen ausgestattet, die das Kaufverhalten der Teilnehmer registrieren. Diese verfügen über Identifikationskarten, die an der Kasse vorgewiesen werden. Die Daten der Kaufakte werden ebenfalls dem jeweiligen Institut übermittelt. Die Ausstattung der Testmärkte erlaubt vielfältige Untersuchungsansätze. In der Regel fungiert ein Teil der Haushalte als Testteilnehmer, während ein anderer Teil als Kontrollgruppe dient. Durch den Vergleich des Kaufverhaltens beider Gruppen können z. B. Rückschlüsse auf den Einfluß der Werbemaßnahmen gezogen werden. 44 4 Zusammenfassende Bewertung (1) Obwohl in dieser Broschüre das Thema „Werbewirkung“ keinesfalls erschöpfend behandelt wurde, lassen sich doch folgende Feststellungen treffen: • Es gibt zwar keine allgemeingültige Theorie und kein Gesamtmodell zur Werbewirkung, die Entwicklung der Werbewirkungstheorie und -forschung spiegelt jedoch die Komplexität dieses Themas wider. • Die im Laufe der Zeit durch die Forschung als wirkungsrelevant identifizierten Wirkungsebenen, -indikatoren und -maße sowie die zugehörigen Meßverfahren stehen nebeneinander und schließen sich nicht gegenseitig aus. • Gleiches gilt für die prinzipiellen Ansätze hinsichtlich der Reizwahrnehmung und -verarbeitung: selbst die scheinbar überkommenen Reiz-Reaktionsvorstellungen aus den Anfängen der Forschung haben in bestimmten Fällen noch Gültigkeit und werden in neuesten Ansätzen der Forschung wieder berücksichtigt. • Als eines der Hauptprobleme der Werbewirkungsforschung muß der auf theoretischer Ebene weiter fehlende Zusammenhang zwischen dem Ausgangspunkt, also der Werbemaßnahme, und dem Endpunkt, dem Verhalten/Kauf, bezeichnet werden. Zu oft muß hier unbewiesen unterstellt werden, daß positive Wirkungen auf einer bestimmten Ebene automatisch das erwünschte Verhalten hervorrufen. • Auch aus Sicht der Praxis weisen Theorie und Forschung noch erhebliche Wissenslücken auf. Gerade auf die konkreten Fragen des täglichen Geschäfts (Werbeaufwand? Mediamix?) lassen sich zwar allgemeine Hinweise (Werbewert), aber kaum markenspezifische Antworten finden. (2) Die zur Verfügung stehenden Instrumente und Verfahren der Werbewirkungs- und Werbeerfolgsmessung sind mit Schwächen behaftet. Theoretische und empirische Zweifel können zwar zur Kenntnis genommen werden, lösen aber das Problem in der Praxis nicht. Auch wenn es ein wenig befriedigendes Gefühl ist, daß Geld für Meßverfahren ausgegeben werden muß, die noch nicht optimal sind, muß diese Tatsache in Ermangelung von besseren Verfahren in Kauf genommen werden. Solange die Werbewirkungsforschung die vorhandenen Wissenslücken nicht schließen kann, hat diese Vorgehensweise auch ihre Berechtigung. Die Werbewirkungsforschung scheint insgesamt noch immer erfolgreicher bei der Falsifizierung von bestimmten Modellvorstellungen denn bei der empirischen Bestätigung aufgestellter Hypothesen. (3) Theorie und Forschungsergebnisse sind ebenso wie die Meßverfahren noch nicht so belastbar, wie das vielleicht aus Sicht der Praxis wünschenswert wäre. Eine pauschale Disqualifizierung aller Möglichkeiten der Werbewirkungsforschung und -messung, die angesichts der offensichtlichen Schwächen immer allzu naheliegt, ist jedoch nicht gerechtfertigt. Erforderlich ist eine ausreichende Kenntnis der Möglichkeiten und Grenzen sowie eine sorgfältige Vorgehensweise. 45 Auswahl verwendeter und zitierter Literatur Bücher/Beiträge • • 46 Behrens, Gerold: Werbung, Entscheidung, Erklärung, Gestaltung; München 1996 Bonfadelli, Heinz: Einführung in die Medienwirkungsforschung, Basiskonzepte und theoretische Perspektiven; Zürich 1998 • • Brosius, Hans-Bernd: Modelle und Ansätze der Medienwirkungsforschung; Bonn 1997 • • • • Drabczynski, Michael: Kommunikationstheorie und Werbung; München 1998 Burkart, Roland: Kommunikationswissenschaft, Grundlagen und Problemfelder; Wien 1995 Felser , Georg: Werbe-und Konsumentenpsychologie, Stuttgart; 1997 Felser , Peter: Intensität der Werbeforschung großer Werbetreibender; Diss. Zürich 1991. Koschnick, Wolfgang J.: Standard-Lexikon der Werbung, Verkaufsförderung, Öffentlichkeitsarbeit, 2 Bände; München 1996 • • Mayer , Hans: Werbepsychologie; Stuttgart 1993 • Pepels, Werner: Lexikon der Marktforschung, Deutscher Taschenbuch Verlag; München 1997 • • Pepels, Werner: Werbeeffizienzmessung; Stuttgart 1996 Moser, Klaus: Modelle der Werbewirkung, in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 43. Jg., 3/1997, S. 270-284 Schenk, Michael, Fugmann Jürgen, Gralla Susanne: Nutzung und Wirkung der Werbung, in: Walter Hömberg, u.a.: Medientransformation, zehn Jahre dualer Rundfunk in Deutschland; Konstanz 1996, S. 389-402 • Schweiger, Günther, Schrattenecker Gertraud: Werbung; Gustav Fischer Verlag; Stuttgart 1995 • • • Unger, Fritz; Dögel, Urs: Taschenbuch der Werbepraxis; Heidelberg 1995 Wilkens, Rainer: Werbewirkung in der Praxis; Essen 1994 Huth, Rupert, Pflaum, Dieter: Einführung in die Werbelehre, Verlag W. Kohlhammer; Stuttgart 1991 Zeitschriften/Broschüren • Go with the Flow: Die Bedeutung der Emotionen für die Werbewirkungsforschung; Engel, Dirk; in: Media-Spektrum Januar/Februar 1998 • Wieviel Werbedruck braucht der Mensch: Welche Paramenter bei der Veranschlagung des Werbedrucks berücksichtigt werden sollten; Koschnick, Wolfgang J.; in: Media Trend Journal 1 / 2 1998 • Werbewirkungsforschung: die Hälfte vergessen! Koschnick, Wolfgang J., in: Media Trend Journal 11/97 • Kampagnenerfolgen auf der Spur: SAT.1 entwickelt TV-Werbewirkungsstudie AdTrend Kaufbereitschaft steigt auch in hohen Kontaktklassen stetig weiter an, in: Horizont 11.9.1997 • • • Aktuelle Ansätze und Probleme der Werbeforschung; Gleich, Uli, in: Media Perspektiven, 6/97 • • • Go with the Flow gibt neue Denkanstöße; Hofsaess, Michael; in: Horizont, 22.5.1997 Aktuelle Verfahren der Werbeforschung: Die Morphologische Scheren-Analyse; Melchers Christoph B., Kretz, Klaus, Rudolf, Jeanette; in: Praxis und Analyse 4/97 Mehr als reine Nasenzählerei; Münzer, Barbara; in: W&V 4/97 Eiskalte Werbung, die ins Auge springt, in: Horizont, 27.3.97 Die Psychologie der Werbewirkung; Grünewald, Stephan / Szymkowiak, Frank; in: Praxis und Analyse 2/97 • • Werbewirkung: Messen Sie doch, was Sie wollen, in: Praxis und Analyse, 2/97 • Wissen wir wirklich, wie Werbung wirkt? Ein Plädoyer für die Eröffnung eines Dialogs; Schuetzendorf, Robert; in: Praxis und Analyse 29.7.1996 • „Active Processing“ - der wirksame Kern der Werbeawareness; Juchems, Arthur; in: Praxis und Analyse 29.7.1996 • STAS - Werbewirkung oder was?; Graf, Christine; Wildner, Raimund; in: Praxis und Analyse 29.6.1996 • • Auf die Dosis kommt es an; Stanko, Michael K., in: Tele Images 3/95 Werbewirkung ist nachweisbar: Der Einsatz von Single-Source-Forschung zur Messung der Werbewirksamkeit; Jones, John Philipp; in: Praxis und Analyse 29.7.1996 Werbeinstrumente und Werbewirkungen (I); Dr. Müller, Wolfgang / Weber Regina; in: WISU 11/94 • Werbeinstrumente und Werbewirkungen (II); Dr. Müller, Wolfgang / Weber Regina; in: WISU 12/94 • ARD-Forschungsdienst: Gestaltungsmerkmale von Werbung und ihre Wirkung auf Konsumenten; Gleich, Uli; Media Perspektiven 2/94 • Bringt mehr Werbung mehr Umsatz? Ökonomische Werbewirkungsmessung mit GfKBehaviorScan; Graf, Christine / Litzenroth, Heinrich; in: Media Perspektiven 11-12/93 47 48 • ARD-Forschungsdienst: Methoden der Werbewirkungsforschung; Gleich, Uli / Groebel, Jo; in: Media Perspektiven 6/93 • • • • • • • • Im Fokus der Forschung, Research als Kundenservice, in: Edition IP Informationsbroschüre EMNID: EFFIPUB Informationsbroschüre GfK: AD*VANTAGE/ACT Informationsbroschüre GfK: AD*VANTAGE/PRINT Informationsbroschüre GfK: GfK-Werbeindikator/ATS* Informationsbroschüre Infratest Burke: AD-VISOR l Informationsbroschüre Infratest Burke: AD-VISOR ll Morphologische Werbewirkungsforschung: Ein Beitrag zur Diskussion über Werbewirkung und Werbewirkungsforschung; Kretz, Klaus: BVM-Vortrag BILD · Anzeigen Axel Springer Platz 1 · 20350 Hamburg · Telefon 040 / 347 233 79 · Fax 040 / 347 252 50