rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an: [email protected] oder schicken Sie uns alles per Post an: Redaktion rbb PRAXIS Masurenallee 8-14, 14057 Berlin rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin am 09.11.2016, 20.15 - 21.00 Uhr Themen: Nahrungsergänzungsmittel: Vorsicht bei Kalziumtabletten Aktion Premiumgym - Gesunder Rücken Trockene Augen Wenn das Innenohr kaputt ist – Cochlea Implantate TAVI-OP Nagelpilz – einfach lasern lassen? Nahrungsergänzungsmittel: Vorsicht bei Calciumtabletten Viele ältere Menschen nehmen täglich Calciumtabletten, um sich vor brüchigen Knochen oder gar Knochenschwund (Osteoporose) zu schützen. Doch inzwischen wissen Mediziner, dass solche Präparate die Knochendichte kaum verändert. Auch der Schutz vor Knochenbrüchen ist immer noch nicht belegt. Neuen Studien zufolge kann zu viel Kalzium bei regelmäßiger Einnahme sogar das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen. Calcium ist ein lebenswichtiger Mineralstoff: Er hält Knochen und Zähne stabil, ist wichtig für die Blutgerinnung und unerlässlich, damit alle Körperzellen funktionieren. Das Mineral stabilisiert die Zellwände, ist an der Signalübermittlung in der Zelle beteiligt sowie an der Weiterleitung von Reizen im Nervensystem und in der Muskulatur. Durch Werbebotschaften oder auch die Angst vor brüchiger werdenden Knochen werden viele Menschen immer wieder dazu animiert, Calcium in Tablettenform einzunehmen. Hierzulande schluckt jeder siebte ab 65 Jahre regelmäßig Calciumpräparate. Die Produkte gibt es in den unterschiedlichsten Kombinationen und Dosierungen. In Drogerien erhält man sie günstig, in Apotheken sind sie eher teuer. Für 1 die Hersteller jedenfalls lohnt sich das Geschäft: Mehr als 100 Millionen Euro Umsatz brachte ihnen der Verkauf im vergangenen Jahr. Wer ab Mitte 60 regelmäßig Calcium schluckt, investiert selbst insgesamt 8.000 Euro durchschnittlich bis zum Lebensende. Verbraucherschützer warnen indes vor allem vor Präparaten aus Drogerien oder Supermärkten. Denn sie gelten als Nahrungsergänzungsmittel - somit muss der Hersteller weder belegen wie, noch ob die Präparate wirken und welche Nebenwirkungen sie haben könnten. Dieser Nachweis muss nur ein einziges Mal erbracht werden, nämlich wenn ein Wirkstoff in den Markt eingeführt wird. Und auch wenn die EU in der sogenannten Health-Claim-Verordnung vorschreibt, welche gesundheitlichen Aussagen für Nahrungsergänzungsmittel zulässig sind, werden die Verbraucher durch Übertreibungen auf Verpackungen in die Irre geführt. So suggeriert beispielsweise der Werbespruch „Calcium wird für die Erhaltung normaler Knochen benötigt“, dass der Mineralstoff über Nahrungsergänzungsmittel auf jeden Fall zugeführt werden sollte und das Kalzium aus der Nahrung nicht reiche. Calciumpräparate haben keinen positiven Effekt auf die Knochen Dabei zeigen aktuelle Studien deutlich: Wer sich gesund und ausgewogen ernährt, bei dem hat die Zufuhr von Calciumtabletten gar keinen positiven Effekt für den Organismus. Calcium-Tabletten bieten also weder einen Schutz vor Knochenbrüchen noch stärken sie den Knochen. Zudem besteht in der Bevölkerung kein Calciummangel. Die in der Nationalen Verzehrstudie II ermittelte mittlere Calciumzufuhr liegt im Durchschnitt bei Männern bei 807 Milligramm pro Tag und bei Frauen bei 738 Milligramm pro Tag. Damit liegt die ermittelte Aufnahme zwar unterhalb der empfohlenen Zufuhrmenge, was auch bei den meisten Kindern und Jugendlichen der Fall ist. Das bedeutet aber nicht, dass ein Mangel vorliegt. Wer sich ausgewogen ernährt, bekommt über die Lebensmittel alle Nährstoffe, Vitamine und Mineralien, die er braucht. Eine Calciumtablette täglich hat diese positiven Effekte nicht, kann dafür aber zusätzlich gefährliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Denn die meisten Präparate sind zu hoch dosiert. Teilweise enthalten sie 150 Prozent der empfohlenen Tagesdosis. Jugendliche haben den höchsten Bedarf Wegen des starken Wachstums liegt die empfohlene Dosis an Calcium der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zufolge bei Jugendlichen mit 1.200 Milligramm pro Tag am höchsten, gefolgt von Kindern im Alter von 10 bis 12 Jahren mit 1.100 Milligramm pro Tag. Erwachsene brauchen etwa 1.000 Milligramm pro Tag. Die meisten Präparate liefern jedoch mit bis zu 1.200 Milligramm Calcium – und damit viel mehr als nötig, zumindest für Erwachsene. Noch nicht eingerechnet ist das Calcium, was man zusätzlich pro Tag über die Nahrung zu sich nimmt. Erreicht die Calciumeinnahme einen Wert über 2.500 Milligramm am Tag, kann das zu einer verstärkten Ablagerung des Calciums in den Gefäßen und damit zu einer Arterienverkalkung führen. Gefährliche langfristige Folgen können ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall sein. Diskutiert wird, ob eine erhöhte Zufuhr von Calcium über Nährstoffpräparate neben dem Risiko für Herzkrankheit auch Prostatakrebs fördert. Außerdem drohen durch das Ausschwemmen von zu viel Calcium Nierensteine und Verstopfung – gerade für ältere Menschen ist Obstipation ohnehin oft an der Tagesordnung. Calcium kann das Problem verschlimmern. 2 Einer aktuellen Studie der amerikanischen Tufts-Universität in Boston zufolge sollte die tägliche Höchstgrenze für Calcium bei 2.500 Milligramm liegen. Ebenso werden von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) 2.500 Milligramm Calcium pro Tag als tolerierbare Gesamtzufuhrmenge für Erwachsene angesehen. Werden über Lebensmittel und Präparate zusammen regelmäßig mehr als 2.500 Milligramm Calcium zugeführt, steigt das Risiko für schädliche Nebenwirkungen durch eine Überversorgung. Sport stärkt den Knochen Statt Calciumpräparaten ist das wirksamste Mittel zur Knochenstärkung die körperliche Bewegung. Sport stimuliert den Knochenaufbau, verbessert das Zusammenspiel der Muskeln und somit auch die Balance, die folgenschwere Stürze verhindern kann. Balance, Dehnung, Kraft und Leistung wirken effektiver auf den Knochen als jede Calciumtablette. Regelmäßiger Sport kann die Stabilität der Knochensubstanz um bis zu 50 Prozent erhöhen. Wer seinen Knochen über die Nahrung etwas Gutes tun möchte, sollte Milchprodukte zu sich nehmen: Bereits ein Glas Milch und zwei Scheiben Emmentaler-Käse decken den Tagesbedarf eines Erwachsenen. Auch Parmesan, Gouda, Grünkohl, Rucola oder Nüsse stecken voller Calcium. Die calciumreichen Lebensmittel sollten jedoch nicht alle auf einmal gegessen werden, sondern über den Tag verteilt. Experten im Beitrag: Dr. Matthias Riedl Ernährungsmediziner, Ärztlicher Leiter und Geschäftsführer Medicum Hamburg Beim Strohhause 2 20097 Hamburg Telefon: 040/ 80 79 79-0 http://www.medicum-hamburg.de/de/ Armin Valet Verbraucherzentrale Hamburg e.V. Kirchenallee 22 20099 Hamburg Telefon: 040/ 24 832-0 http://www.vzhh.de/ Links im www: www.dge.de Deutsche Gesellschaft für Ernährung Aktiver Rücken mit dem Premiumgym Das Gerät ist einfach aufgebaut: Es besteht aus einem halbmondförmigen Holzbrett, in das zwei Teleskopstangen mit je einer Holzkugel an ihren Enden in sechs Einbuchtungen gesteckt werden können. Das neue Funktionsboard erlaubt dem Hersteller zufolge eine hocheffektive funktionelle und spielerische Gymnastik für Menschen zum Beispiel mit Rückenschmerzen. Das Fitnessgerät „Premiumgym“ ermöglicht ein geführtes gestütztes Ganzkörpertraining, bei dem Elemente der klassischen Physiotherapie mit modernen Trainingsmethoden vereint werden. Prinzipiell arbeitet man dabei mit der eigenen 3 Schwerkraft: Die individuell einstellbaren Teleskopstäbe verlagern die Belastung vom Oberkörper in den Boden. Dadurch entsteht eine Funktionseinheit zwischen Körper und Gerät. Bereits kurze Einheiten können Verspannungen und Blockaden im Rücken lösen. Gedacht ist das neuartige Trainingsgerät für Menschen, denen normaler Sport Schmerzen und Probleme bereitet. Das Gerät erlaubt es, sowohl Schwimm-, Ruder- und Kletterbewegungen zu imitieren. Mit ihm lassen sich gleichzeitig verschiedene Muskelgruppen aktivieren. Eingesetzt wird das Gerät in der Prävention, Rehabilitation und Therapie. Auch für die ersten mobilisierenden Übungen von operierten Patienten empfiehlt der Hersteller sein Gerät. Gütesiegel inklusive Das „Premiumgym“ trägt das sogenannte AGR-Gütesiegel. Die Aktion Gesunder Rücken (AGR) e. V. arbeitet seit ihrer Gründung vor gut 20 Jahren daran, durch Informationen und Vernetzung von Experten und Betroffenen der Volkskrankheit Rückenschmerzen entgegen zu wirken. Um das Gütesiegel zu erhalten, musste das Fitnessgerät folgende Anforderungen erfüllen: • Einsetzbarkeit in Prävention, Therapie und Rehabilitation • Steigerung der Beweglichkeit von Gelenksystemen • Gezielte Kräftigung und Dehnung ausgewählter Muskelgruppen • Möglichkeit mehrdimensionaler und mehrgelenkiger Ausführungen • Verwendbarkeit in unterschiedlichen Ausgangsstellungen (z. B. Stehen, Sitzen, Kniestand, Liegen etc.) • Gewährleistung der Entlastung von Gelenken während des Trainings • Möglichkeit der geführten Ausführung von Bewegungen • Variierung und Differenzierung des Kraftaufwandes • Sicherer Bodenkontakt ohne Verrutschen • Verständliche, umfangreiche Trainingsanweisung • Leichte Reinigung möglich Experte im Studio Michael Ketels iQ Production GmbH Dorfstraße 9d 58730 Fröndenberg Tel.: 2378 12 80 96 6 http://premiumgym.de/training.php E-Mail: [email protected] Volkskrankheit trockenes Auge Trockene Augen sind weit verbreitet. Der Augenärztlichen Akademie Deutschland zufolge ist etwa jeder fünfte Patient betroffen, der zum Augenarzt geht. Doch die trockenen Augen sind nicht nur unangenehm. Sie können auch Schwierigkeiten beim Autofahren, beim Arbeiten am Computer oder beim Fernsehen nach sich ziehen. Die Augen brennen, sie sind müde und gereizt, bei jedem Lidschlag fühlt es sich an, als rieben Sandkörner auf der Hornhaut. Im Herbst und Winter sind trockene Augen wieder ein häufiges Problem. Denn in der kalten Jahreszeit halten wir uns viel in überheizten Räumen und oft Stunden vor dem Computer auf. Mediziner sprechen bei der 4 Volkskrankheit von „Keratoconjunctivitis sicca“ oder kurz „Sicca-Syndrom“. Mitunter leiden auch schon junge Menschen unter der Augenreizung. Wenn der Tränenfluss versiegt Das Trockene Auge umfasst alle Symptome, die durch eine verminderte Befeuchtung des Auges verursacht werden. Das „Sicca-Syndrom“ entsteht, wenn beispielsweise durch konzentriertes Arbeiten am Bildschirm die Lidschlagfrequenz sinkt. Dann verteilt sich nicht mehr genug Tränenflüssigkeit gleichmäßig über die Augenoberfläche. Hornhaut und Bindehaut werden weniger befeuchtet, die Sauerstoffversorgung der äußeren Hornhautschicht sinkt, Unebenheiten auf der Hornhaut werden weniger geglättet, die Abwehr von Bakterien und Viren (bakterizide Wirkung) und das Ausschwemmen von kleinen Fremdkörpern funktioniert nicht mehr. Ist das Auge zudem Zugluft ausgesetzt, arbeitet man in einem klimatisierten Raum oder wird in der Nähe geraucht, geht der Prozess des Austrocknens noch schneller. Zudem begünstigen verschiedene Krankheiten das trockene Auge: Diabetes mellitus, rheumatische Erkrankungen, Schilddrüsenprobleme führend dann dazu, dass Tränenflüssigkeit zu wenig über die Augenoberfläche verteilt wird. Zudem wird die Tränenflüssigkeit im fortgeschrittenen Alter generell spärlicher. Frauen sind besonders nach den Wechseljahren davon betroffen. Die Diagnose ist schnell gestellt Der Augenarzt kann mithilfe der Spaltlampe schnell sehen, inwieweit sich die Tränenflüssigkeit über das Auge verteilt. Mit dem Schirmer-Test lässt sich prüfen, ob genügend Tränenflüssigkeit produziert wird. Dazu legt der Augenarzt kleine Streifen aus saugfähigem Papier in den Bindehautsack und beobachtet, wie lange es dauert, bis sich das Papier vollgesaugt hat. Die Therapie richtet sich nach der Ursache Es gibt verschiedene Tränenersatzmittel gegen das trockene Auge: Augentropfen, Gel oder Spray. Wird das trockene Auge durch eine Krankheit verursacht, gilt es zunächst, diese zu behandeln, um den Tränenfilm möglichst wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Hat sich das Auge zusätzlich entzündet, helfen entzündungshemmende Augentropfen. Folgende Tipps wirken vorbeugend: Um trockenen Augen bei der Arbeit am Computer vorzubeugen, sollte man häufig blinzeln und regelmäßige Pausen einlegen. Die Augen mögen ab und an frische Luft mit viel frischem Sauerstoff. Bei längeren Autofahrten sollte man das Gebläse im Fahrzeug so einstellen, dass der Luftzug nicht direkt auf das Gesicht trifft. Meiden Sie Zugluft am Auge. Kontaktlinsenträger mit trockenen Augen müssen regelmäßig zum Augenarzt. Er kann feststellen, ob genug Tränenflüssigkeit für die Linsen vorhanden ist. Stark klimatisierte oder überheizte Räume in Hotels und Büros sollten gemieden werden. Eine Schale mit Wasser oder feuchte Tücher auf der Heizung erhöhen die Luftfeuchtigkeit. Täglich sollte man zwei bis drei Liter Wasser oder Tee trinken. Positiv können sich auch Omega-3-Fettsäuren und Vitamin-A auswirken. Augenärzte raten daher zum regelmäßigen Verzehr von Lachs, Makrele, Butter, Milch und Käse. 5 Augen regenerieren im Schlaf. Optimal sind sieben bis acht Stunden pro Nacht. Kosmetika und Augentropfen sollten keine Konservierungsmittel enthalten. Experte im Beitrag Dr. Dr. Peter Kaulen Facharzt für Augenheilkunde Drakestrasse 31/32 12205 Berlin Tel.: 030 / 833 33 31 http://www.augen-berlin.de/ Wenn das Innenohr kaputt ist – Cochlea Implantat Von Geburt an schwerhörig und dann mit sieben Jahren fast taub: Ein Cochlea-Implantat kann helfen, das Gehör wieder herzustellen. Und die Implantate sind auch bei einem schweren Hörsturz oder aber auch Drehschwindel das medizinische Mittel der Wahl. Hören bedeutet akustische Schallwellen in elektrische Signale umsetzen und diese bewerten. Im menschlichen Hörapparat werden dazu die Luftbewegungen von der Ohrmuschel gebündelt und über den äußeren Gehörgang, das Trommelfell und die Gehörknöchelchen auf die Basilarmembran im Innenohr übertragen. Sie gerät in Schwingung und erregt Teile der insgesamt etwa 15 000 so genannten Haarzellen. Ionenströme und freigesetzte Botenstoffe tun das übrige, damit die Informationen in Form elektrischer Impulse zur Hörbahn im zentralen Nervensystem gelangen. Bei gehörlos geborenen Kindern, nach dem Spracherwerb ertaubten Kindern und Erwachsenen sowie hochgradig älteren Schwerhörigen ist zwar der Hörnerv im Gehirn noch intakt. Die Haarzellen mit winzigen haarähnlichen Fortsätzen im Innenohr sind aber defekt. So wird der akustische Schall nicht mehr an den Hörnerv und das Gehirn weitergeleitet. Das System im Innenohr ist lahmgelegt, der Mensch ist taub. Das Cochlea-Implantat besteht aus zwei Teilen Abhilfe kann hier eine Innenohrprothese schaffen. Das sogenannte Cochlea-Implantat (CI) besteht aus zwei Teilen: einerseits einer Elektrode, die operativ in die Gehörschnecke (lat. Cochlea) des Innenohrs eingeführt wird. Andererseits gibt es einen Sprachprozessor, der hinter dem Ohr getragen wird. Der Sprachprozessor macht das, was das Innenohr bei schwerhörigen oder praktisch tauben Menschen nicht oder nicht mehr ausreichend kann: Er nimmt den Schall durch seine Mikrofone auf, analysiert diesen nach Stärke, Tonhöhe und zeitlichem Verlauf, wandelt ihn in elektrische Impulse um und sendet diese zur Empfangsspule des Implantats. Die zentrale Hörbahn muss intakt sein Von dort werden die Impulse an vorher ausgewählte Elektroden geschickt. Sie erregen schließlich den Hörnerv, der die Erregung wiederum an das Gehirn weiterleitet. Dort entsteht der Eindruck: „Hören“. Der Vorgang mittels CI bildet sozusagen die natürliche Verarbeitung des Schalls im Ohr nach. Das Hören mit der Innenohrprothese gelingt aber nur, wenn die zentrale Hörbahn intakt ist, wenn also alle Nervenstrukturen vom Innenohr bis zum Gehirn funktionieren. 6 Steht der Einbau einer einseitigen oder bilateralen CI-Versorgung an, muss der Patient vor dem Eingriff umfassend aufgeklärt werden. Die Operation wird dann minimalinvasiv durchgeführt. Der Operateur setzt dazu einen winzigen Schnitt hinter dem Ohr, bohrt den Hörknochen auf und setzt das Implantat ein. In die Hörschnecke führt er dann einen Draht mit den winzigen Elektroden ein. Der Sprachprozessor mit zwei kleinen Mikrofonen befindet sich hinter dem Ohr, die Sendespule wird mit Hilfe eines Magneten am Hinterkopf befestigt. Nach der Operation prüft der Hals-Nasen-Ohrenarzt mit einem Ton-Impuls, ob das Implantat funktioniert. Nach der Operation ist das intensive Hörtraining wichtig, denn das Signal, das über das Cochlea-Implantat kommt, ist ein anderes als beim natürlichen Hören. Das Gehirn muss erst lernen, es zu verstehen. Träger eines Cochlea-Implantats müssen daher oft in einem langen Prozess mit intensiver therapeutischer und pädaudiologischer Unterstützung lernen, wie das geht. Nicht selten dauert die Gewöhnung an ein CI ein bis zwei Jahre. Experten im Beitrag und im Studio: Dr. Silvia Zichner Audiologin, Dipl.-Sprechwissenschaftlerin, Sprach- und Stimmtherapeutin therapeutische Leiterin im CIC Cochlear Implant Centrum Berlin-Brandenburg gGmbH Werner Otto Haus Pater-Behrens-Straße 81 12359 Berlin Telefon: 030/ 609 716 – 0 http://www.cic-berlin-brandenburg.de/ Dr. Parwis Mir-Salim Chefarzt Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Plastische Operationen Vivantes Klinikum im Friedrichshain Landsberger Allee 49 10249 Berlin Telefon: 030/ 130 23 0 https://www.vivantes.de/fuer-sie-vorort/details/action/custompage/einrichtung/vivantes-klinikum-im-friedrichshainlandsberger-allee/seite/einstieg-5/ Die TAVI-OP über den Katheter Die Verengung oder Verkalkung der Aortenklappe ist der häufigste Herzklappenfehler im hohen Lebensalter. Typische Symptome sind Atemnot bis hin zur Bewusstlosigkeit. Durch die Belastung wird der Herzmuskel zudem chronisch geschädigt. Eine Herzklappen-Operation am offenen Herzen wäre aber für viele der meist betagten Betroffenen zu belastend. Doch es gibt auch eine schonende Methode: der Ersatz der Aortenklappe mittels Katheter. Die rbb-Praxis informiert. Die Herzscheidewand teilt das Herz in eine linke und eine rechte Hälfte. Jede Herzhälfte besteht aus zwei Kammern: dem Vorhof und der Hauptkammer. In den Vorhöfen sammelt sich das Blut aus dem Körper, bevor es in die Kammern gelangt, die es dann in die Lunge oder den Körper pumpen. Unser Herz zählt vier Klappen. Diese Ventile sorgen 7 dafür, dass das Blut nur in eine Richtung fließt. Jede Herzklappe öffnet und schließt sich innerhalb eines Tages etwa 120.000 Mal, im Laufe eines 70-jährigen Lebens also rund drei Milliarden Mal. Die Herzklappen sind damit über die Lebensjahre einer immensen mechanischen Belastung ausgesetzt. Herzinfarkt, Kalkablagerungen, Entzündungen oder Stoffwechselkrankheiten schädigen die Klappen im Laufe eines Lebens. Herzexperten unterscheiden zwischen angeborenen und erworbenen Klappendefekten. Die erworbenen Klappendefekte sind häufiger. Meist erkranken die Klappen des linken Herzens, also Mitral- oder die Aortenklappe, da sie durch den erhöhten Druck auf dieser Herzseite mechanisch belastet sind. Die Mitralklappe verbindet den linken Vorhof und die linke Kammer. Die Aortenklappe gibt das mit Sauerstoff angereicherte Blut aus dem Herzen in den Körperkreislauf. Klappendefekt oft an den Beschwerden erkennbar Ist die Aortenklappe wie bei älteren Menschen häufig verkalkt, muss das Herz mehr arbeiten, um genug Blut durch die verengte Klappe hinaus zu pressen. Oder aber die Klappe schließt nicht mehr richtig, sie ist dann insuffizient. Typische Beschwerden des Klappendefekts sind Luftnot, Schwäche, dicke Beine, Ohnmachtsanfälle. Im Elektrokardiogramm (EKG) zeigen sich durch die kranken Klappen ausgelöste Herzrhythmusstörungen oder ein schwaches Herz. Bei der Echokardiographie, einer Ultraschalluntersuchung des Herzens, beobachtet der Arzt Blutfluss und Klappenschluss. Eingriff nicht mehr am offenen Herzen Abhilfe schafft ein Klappenersatz. Bis vor zehn Jahren mussten die Herzchirurgen ihren Patienten den Brustkorb aufschneiden, das Herz stilllegen und sie an die Herz-LungenMaschine anschließen, um eine Aortenklappe zu erneuern. Vor allem sehr alte und kranke Leute operierte man mit dieser zwei- bis dreistündigen Operation nicht, da die Gefahr für Komplikationen zu groß gewesen wäre. Medikamente brachten ihnen in dieser Situation jedoch oft nicht die ersehnte Besserung. Heute haben auch schwer kranke und alte Patienten eine reelle Chance auf eine neue Herzklappe: Seit ein paar Jahren erneuern Herzspezialisten insbesondere Aortenklappen per Katheter-Verfahren. Für diese sogenannte TranskatheterAortenklappen-Implantation, kurz TAVI, genügt ein Schnitt in der Leiste oder zwischen den Rippen unterhalb der linken Brustwarze. Die Operation dauert maximal eine Stunde und ist schonender als der Eingriff am offenen Herzen mit Einsatz der Herz-LungenMaschine. Über den Schnitt führen die Herzspezialisten einen Schlauch ein. In den hohlen Schlauch legen sie einen Draht, an dessen Ende ihre Instrumente sitzen und über den sie später die Herzklappe vorschieben. Die Ersatz-Herzklappe ist auch zunächst auf dem Metallgeflecht fixiert – und noch komplett zusammengefaltet. Die Ärzte schieben die Klappe dann in einer Arterie Richtung Herz. Immer wieder bekommt der Patient Kontrastmittel gespritzt und wird geröntgt, damit der Arzt kontrollieren kann, wo er sich mit dem Katheter auf dem Weg zum Herzen gerade befindet. An der richtigen Stelle angekommen, wird die neue Herzklappe entfaltet, sie verankert sich dadurch. Das neue Ventil stellt wieder einen gleichmäßigen Blutfluss her. Die Prothese verdrängt die körpereigene Klappe, so dass diese nicht entfernt werden muss. 8 Die minimalinvasive Operation ist Teamwork Der gesamte minimalinvasive Eingriff ist eine echte Hightech-Leistung, die nur in der engen Teamarbeit von Kardiologen, Herzchirurgen, Röntgenspezialisten und Narkoseärzten gelingt. Aortenklappen werden immer öfter mittels TAVI ersetzt, immer seltener durch konventionelle Herz-OPs. Allerdings dürfen den Eingriff seit kurzem nur noch Kliniken durchführen, die eine kardiologischen Abteilung und eine Herzchirurgie haben. Denn auch bei der TAVI kann eine Blutung nicht ausgeschlossen werden. Dabei tritt sofort Blut in den Herzbeutel aus. Diesen Notfall können Kardiologen im Prinzip nur durch den sofortigen Einsatz der Herz-Lungen-Maschine am geöffneten Brustkorb behandeln. Durch die neue Regel darf eine TAVI nun nur noch an vier Standorten in der Berliner Region durchgeführt werden. Davor waren es doppelt so viele. Experte im Beitrag: Prof. Dr. Volkmar Falk Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie Deutsches Herzzentrum Berlin Augustenburger Platz 1 13353 Berlin Telefon: 030/ 4593 1000 https://www.dhzb.de Folgende Kliniken führen die TAVI-OP ebenfalls durch: Sana-Herzzentrum Cottbus Leipziger Straße 50 03048 Cottbus Telefon: 0355 480-0 https://www.hz-cottbus.de/ Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg Ladeburger Straße 17 16321 Bernau bei Berlin Tel: 03338 694-0 http://herzzentrum.immanuel.de/ Charité - Universitätsmedizin Berlin Charitéplatz 1 10117 Berlin Tel.: 030 450 - 50 https://www.charite.de/ Nagelpilz – einfach lasern lassen? Manchmal merkt man ihn erst, wenn es juckt. Nagelpilz, der auch die Haut befallen kann. Sind mehrere Zehen befallen, helfen häufig auch Nagelpilz-Lacke und -Cremes nicht mehr. Da verspricht der Nagelpilz-Laser Abhilfe. Mit Laserlicht sollen die Pilze, die tief im Nagel sitzen, verdampft werden. Doch ist das neue Behandlungsverfahren wirklich sinnvoll? Jeder zehnte Deutsche leidet unter Nagelpilz. Ab 65 Jahre hat jeder zweite einen Nagelpilz, zwei Drittel der Betroffenen tun jedoch nichts dagegen. Oft bleibt ein Pilz auf 9 den Zehennägeln zunächst lange unbemerkt oder fällt nur durch eine gelblich Verfärbung oder einen verdickten Nagel auf. Vor allem im fortgeschrittenen Stadien wird es aber zunehmend schwer, den hartnäckigen Untermieter wieder loszuwerden. Grundsätzlich kann die Infektion jeden treffen. Anstecken kann man sich im Schwimmbad, beim Schuhkauf, in geliehenen Bowlingschuhen oder der Sauna. Meist sind Fadenwürmer die Übeltäter Der Hautarzt sichert die Diagnose meist mit einem Blick: Typische Kennzeichen für alle Nagelpilze sind Glanzlosigkeit, Verfärbungen, im fortgeschrittenen Stadium ist der Nagel stark verdickt. Differentialdiagnostisch muss der Arzt eine Schuppenflechte oder ein Ekzem ausschließen. Für die genaue Analyse nimmt er zusätzlich eine Nagelprobe und schickt sie ins Labor. Nach spätestens zwei Wochen ist klar, welcher Pilz genau der Übeltäter ist. Meist sind es Fadenwürmer namens Trichophytum rubrum oder Trichophyton interdigitale. Mit diesen Pilzarten sind rund 80 Prozent aller Patienten infiziert. Seltener sind Hefepilze wie zum Beispiel Candida-Arten Auslöser von Nagelpilz. Oft greift die Infektion im späteren Stadium auf die Fußhaut über. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, Nagelpilz möglichst schnell und konsequent zu behandeln. Das gelingt zum Beispiel mit speziellem Nagellack mit den Wirkstoffen Ciclopirox oder Amorolfin. Erhältlich sind die Lacke zur Selbstmedikation für 20 bis 35 Euro rezeptfrei in der Apotheke. In schwierigen Fällen verschreibt der Dermatologe auch sporozide Cremes oder Tabletten, die systemisch wirken. Diese Therapie sollte allerdings mit dem Arzt abgesprochen sein. Außerdem ist ein Lebercheck vor und nach der Behandlung mit den Tabletten sinnvoll, denn der Wirkstoff kann Nebenwirkungen haben. Voraussetzung für eine gelungene systemische Therapie ist die gründliche Lokalbehandlung. Nur so kann der Pilz von außen wie innen bekämpft werden. Laser kann das Pilzmaterial zum Absterben bringen Abhilfe in besonders hartnäckigen Fällen schafft außerdem ein relativ neues Behandlungsverfahren: der Laser. Nötig wird die Lasertherapie der Onychomykose, wenn die üblichen Behandlungsmethoden nicht greifen oder der Nagelpilz wiederkommt. Die Rückfallquoten bei der Nagelpilztherapie sind hoch. In kleineren Studien konnte gezeigt werden, dass der Laser durchaus Erfolg bei Pilzbehandlungen hat. Der Wirkmechanismus der Lasertherapie beruht darauf, dass das Pilzmaterial das Licht aufnimmt, sich erwärmt und dadurch abstirbt. Der Nagel selber sowie das Nagelbett werden nicht erwärmt oder zerstört. Die Kombination aller Behandlungen wirkt am besten Die Laserbehandlung gegen Nagelpilz ist kein Wundermittel, aber eine vielversprechende Methode. Wie oft sie angewendet werden muss, ist individuell je nach Befall verschieden. Klar ist aber schon jetzt: Auch das Lasern allein reicht nicht aus. Das Problem sind die im Nagelbett befindlichen langlebigen Pilzsporen. Sie könnten, so vermuten Pilzexperten, den Laser nämlich überstehen. Experten empfehlen daher eine Kombination aus Laser und der lokalen oder gar systemischen Therapie. Eine zusätzliche Behandlung mit Lack, Creme oder sogar Tabletten ist trotz Laser also unerlässlich. Der Laser kann eine Tabletten-Behandlung jedoch von durchschnittlich zwei Jahren auf ein Jahr verkürzen. 10 Wichtig ist das Nachsorge-Programm: Betroffene sollten den vorderen Nagelbereich wöchentlich mit einer kleinen Bürste reinigen und so infiziertes Nagelmaterial entfernen. Zudem müssen die Füße nach jedem Duschbad trocken gerubbelt werden. Die Fußabtreter im Bad sollten regelmäßig gereinigt werden. Betroffene mit Nagelpilz wechseln außerdem am besten ihre Strümpfe täglich und waschen sie bei 60 Grad. Experten im Beitrag: Dr. med. Bernd Algermissen Dermatologe Zentrum für Lasermedizin und Dermatologie Kurfürstendamm 37 10719 Berlin Telefon: 030/ 88923690 www.avantgarde-lasermedizin.de Prof. Dr. Hans-Jürgen Tietz Institut für Pilzerkrankungen Luisenstraße 50 10117 Berlin Telefon 030/ 28873650 www.institut-fuer-pilzkrankheiten.de Weiterführende Links: Berufsverband der Deutschen Dermatologen www.bvdd.de Deutsche Dermatologische Gesellschaft www.derma.de/de/start Onlineratgeber www.fusspilze.de RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de Redaktion: Redaktionsassistenz: Moderation: Infotext: Stand der Information: Ina Czycykowski Gabriele Enderlein Raiko Thal Beate Wagner 09.11.2016 11