Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 Parkinson-Medikamente Allgemeine Anmerkung: Dieser Artikel ist gerade in Überarbeitung. Einige Medikamente werden nicht mehr verschrieben, wie die Ergot-Gruppe der Dopamin-Agonisten. Weiters ist in den letzten Jahren das Neupro-Pflaster (Agonist) hinzugekommen, welches über 24 Stunden wirkt. Auch die Agonisten Ropinirol und Pramipexol haben Präparate, welche als Retardform über 24h wirksam sind (d.h. sie sind nur einmal am Tag einzunehmen). Wegweiser dieser Seite: L-Dopa , Dopamin-Agonisten ( Bromocriptin , Lisurid , Pergolid , R opinirol ), Apomorphin , MAO-B-Hemmer ( Selegilin ), Anticholinergika ( Benzatropin , Bornaprin , Metixen , Procyclidin , Trihexyphenidyl ), Glutamat-Antagonisten ( Amantadin ), COMT-Hemmer ( Tolcapone , Entocapone ), Budipin 1 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 Levo-Dopa (L-Dopa) Substanzen Levo-Dopa + Benserazid (Decarboxilasehemmer) Madopar® 50/12,5mg kps, 100/25mg kps, 200/50mg kps, 200/50mg tbl, CR 100/25mg kps (= Retardform) Levo-Dopa + Carbidopa (Decarboxilasehemmer) Sinemet® 25mg/100mg tbl, 25/250mg tbl, Sinemet® retard tbl Anmerkung: Sinemet führt zuerst den Decarboxilasehemmer an, der Wirkstoff erst an zweiter Stelle (z.B. 24/100mg = 100mg l-Dopa Levo-Dopa + Carbidopa (Decarboxilasehemmer) + Entacapon ( COMT-Hemmer ) Stalevo® 50mg/12,5mg/200mg ftbl, Stalevo® 100mg/25mg/200mg ftblStalevo® 150mg/37,5mg/200mg ftbl Anmerkung: Der Anteil des COMT-Hemmers ist immer gleich hoch. Bei Höherdosierung kann es zu NW kommen. Sollten höhere l-Dopa-Dosen notwendig sein, ist Stalevo mit einem anderen l-Dopa Präparat (ohne COMT-Hemmer) zu kombinieren, z.B. Madopar. z.B. 200mg l-Dopa: Stalevo 150/37,5/200mg + Madopar 100/25mg Dosierung 50-1000mg/d Levodopa (in Kombination mit dem entsprechenden Anteil eines Decarboxylasehemmers) 2 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 Wirkung L-Dopa wird nach Aufnahme ins Neuron zu Dopamin metabolisiert; die Darreichungsformen enthalten eine Kombination von L-Dopa und einem peripheren, die Blut-Hirn-Schranke nicht passierenden Decarboxylase-Hemmer, der die Metabolisierung außerhalb des ZNS verhindert und die peripheren Nebenwirkungen reduziert. Pharmakokinetik Kurze HWZ von 1-3h nach klinischem Eindruck wirkt Madopar® etwas schneller als Sinemet®; trotzt der kurzen HWZ ist ein völliger Wirkungsverlust erst 3-4d nach Absetzen von L-Dopa zu erwarten. Die Retardformen haben eine HWZ von 2-4h NW - sofort: Nausea, Erbrechen, Schwindel; arterielle Hypotonie (selten Hypertonie), Palpitationen, tachycarde Arrhythmien, Schlaflosigkeit, innere Unruhe, Agitiertheit, Alpträume, Verwirrtheit, Psychose - langfristig: - Wirkungsverlust ("end of dose akinesia", on/off-Oszillationen) - Dyskinesien - peak-dose-dyskinesia (Chorea) - biphasische Dystonie - "early morning dystonia" - Myoklonus - Psychose Ind - alle Stadien der Erkrankung wirksamstes Anti-Parkinson-Medikament v.a. Akinese und Rigor positiv beeinflußt. Retard-Präparate bei "end-of-dose akinesia" bei nächtlicher Akinese 3 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 Dopamin-Agonisten Medikamente dieser Substanzgruppe wirken ähnlich wie Dopamin. Es gibt jedoch unterschiedliche Dopaminrezeptoren (D1 bis D5). Besonders die Rezeptorselektivität auf den Rezeptor D2 ist für die Wirksamkeit gegen den Parkinson wichtig. Man unterscheidet zwei Gruppen von Dopamin-Agonisten: Die Ergotamin-Präparate (älter, nebenwirkungsreicher) und die neueren Non-Ergot-Präparate Substanzen der Ergot-Gruppe Die Nebenwirkungen dieser Substanzgruppe wurden in letzter Zeit von der Europäischen Arzneimittelbehörde neu bewertet. Sie dürfen seither auch nicht mehr uneingeschränkt eingesetzt werden. Ernste Nebenwirkungen, die zur Einschränkung im Gebrauch führen (Dosislimitierung, Absetzgründe) - Fibrose und Herzklappenveränderungen, an einer oder mehrerer Herzklappen (Aorten-, Mitral- und Trikuspitalklappe) - Pleuritis, Pleurafibrose, Lungenfibrose, Perkiarditis, Perikarderguss, Pleuraerguss - Retroperitonealfibrose Grund dieser Nebenwirkung dürfte die Rezeptorwirksamkeit am Serotinin 5HT2B-Rezeptor sein. 4 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 Bromocriptin - A: Bromed® tbl 2,5mg; 5mg; 10mg D: Pravidel® 2,5mg/5mg/10mg langsam einschleichen Erhöhung der Tagesdosis um 1,25mg alle 4-7d Erhaltungsdosis 7,5-30mg/d Maximaldosis 60mg/d Cabergolin - Cabaseril® tbl 1mg; 2mg; 4mg langsam einschleichen Tagesdosis ab 1mg 1/2-0-0 Erhaltungsdosis 2-4mg 1-0-0 Lisurid - A/D: Dopergin® tbl (0,2mg) langsames Einschleichen Erhöhung der Tagesdosis um 0,1mg/Woche auf 3 x 0,2 – 3 x 0,6mg/d Maximaldosis 5mg/d Pergolid - Permax® tbl 0,05mg; 0,25mg; 1,0mg - langsames Einschleichen - Permax® Starterpackung (beginnend mit niedrigsten Dosiseinheit) - Erhöhung der Tagesdosis um 0,125-0,25mg/Woche - auf 3 x 0,25mg – 3 x 1mg/d - Maximaldosis: 5mg/d Pramipexol - Sifrol® tbl 0,088mg; 0,18mg; 0,35mg; 0,7mg (Pramipexol-Base) langsam einschleichen Beginn mit 0,088mg 1-1-1 Mittlere Dosis 0,35mg 1-1-1 bis max. Tagesdosis von 3,3mg in 3 Einzeldosen 5 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 Ropinirol - Requip® ftbl 0,25mg; 0,5mg; 1mg; 2mg; 5mg initial 3 x 0,25mg/d Erhöhung der Tagesdosis wöchentlich um 3 x 0,25mg/d bis auf Tagesdosis 3-9mg Maximaldosis: 24mg Wirkungsmechanismus Dopamin-Agonist (v.a. D2-Agonist); der theoretische Vorteil gegenüber L-Dopa liegt in der längeren HWZ und der Umgehung des präsynaptischen Syntheseschrittes Pharmakokinetik HWZ 6h Nebenwirkungen - entsprechend Levo-Dopa stärker ausgeprägt als bei Levo-Dopa sind arterielle Hypotonie (Orthostase, Synkopen) psychotische NW gastrointestinale NW (Erbrechen) - es muß mit den für alle Mutterkornalkaloide typischen, wenn auch seltenen Nebenwirkungen gerechnet werden: - Raynaud-Syndrom - Diplopie - retroperitoneale Fibrose - Pleuraergüße - geschwollene Knöchel Indikationen 6 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 - Kombination mit L-Dopa in allen Krankheitsstadien (Einsparung von L-Dopa, Ausgleich von "end of dose akinesia" und on/off-Oszillationen - auch als Monotherapie zu Beginn der Parkinson-Behandlung Kontraindikation wegen eines möglichen vasokonstriktorischen Effektes gelten schwere arterielle Verschußkrankheiten inkl. Koronarinsuffizienz als relative Kontraindikationen Apomorphin Ist eigentlich auch unter der vorherigen Gruppe (Dopamin-Agonisten einzureihen, wird aber getrennt gebracht, da etwas andere NW) Apomorphin Injektionslösung (1ml A = je 10mg) Dosierung - 0,1 – 0,4ml (1-4mg) s.c. - ggf. täglich mehrmals wiederholen Erleichterung der s.c. Applikation durch D-Pen wegen der emetische Wirkung prophylaktische Gabe von Domperidon (Motilium® 10mg tbl, 1mg/ml Lösung, 3 x 1-2tbl) Wirkungsmechanismus Dopaminagonist (D1- und D2-Agonist) Pharmakokinetik 7 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 Nach parenteraler Gabe maximale zerebrale Konzentration nach 10-20min, rascher Konzentrationsabfall innerhalb 1h NW - stark emetische Wirkung Th: 1 A Zofran® i.v. gegen Nausea Blutdruckabfall Bradykardie Ind - Akuttherapie von off-Phasen und akinetischen Krisen (nur in Spezialabteilungen und unter stationären Bedingungen!) - nicht zugelassen für die Indikation: "Parkinson-Therapie" MAO-B-Hemmer Substanz Selegilin Jumex® (=5mg), Cognitiv® (=10mg) Wirkungsmechanismus - Hemmung des Dopaminabbaus (irreversibler MAO-B-Hemmer); - Verstärkung der L-Dopa-Wirkung Pharmakokinetik - Wirkungseintritt nach ca. 2h - Wirkungsdauer ca. 24h und länger 8 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 NW - bei Monotherapie selten Nausea bei Kombinationstherapie mit L-Dopa Verstärkung der L-Dopa-Nebenwirkungen Dyskinesien Verwirrtheitszustände Ind - bei end-of-dose Akinese in Kombination mit L-Dopa - Einsparen von L-Dopa möglich - Einsatz im Frühstadium möglich Dosierung - 1.Woche: 2,5mg/d - dann 5mg/d in 1-2 Einzeldosen - max. 10mg/d Anticholinergika Substanz Benzatropin A: Cogentin® tbl (=2mg Benzotropinmesilat) - DO: 1-6mg/d Biperidin A/D: Akineton® 5mg A, 2mg tbl, 4mg ret drg - DO: 1,25-15mg/d Bornaprin A: Sormodren® (=4mg Bornaprin hydrochlorid) 9 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 - DO: 2-12mg/d Metixen D: Tremarit®, D: Bitabs®, A: nicht registriert - DO: 2,5-30mg/d Procyclidin A: Kemadrin® tbl (5mg), A (10mg) - DO: 5-20mg/d Trihexyphenidyl A/D: Artane® 2mg tbl, 5mg tbl, 5mg ret tbl - DO: 2-15mg/d Wirkungsmechanismus - Anticholinergikum - Ausgleich des cholinergen Übergewichts im Striatum NW - Nausea, Erbrechen Obstipation Akkommodationsstörung Mundtrockenheit Miktionsstörungen bis Harnverhalten Gegenmittel: Carbachol (med.vet.präp. in A: Rilentol® 1mg/ml) psychische Störungen anticholinerges Delir Verschlechterung einer Demenz Ind - extrapyramidaler Tremor 10 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 - Metixen (A: no) und Bornaprin (A: Sormotren®) sollen besonders bei diesem Tremor wirksam sein - vegetative Störungen - unzureichender Effekt oder Unverträglichkeit der dopaminergen Medikation KI - Engwinkelglaukom Prostataadenom mechanische Stenosen im Magen-Darm-Trakt Megakolon Tachycardien Demenz Glutamat-Antagonisten Substanz Amantadin PK-Merz® tbl (=100mg) PK-Merz® Infusion (500ml, 200mg Amantadin) Hofcomant® tbl, inf DO - oral 3 x 50-100mg/d maximal 600mg/d praenteral 1-6 x 500ml Infusion/d Infusionsdauer ca. 3h/500ml 11 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 Wirkungsmechanismus Wahrscheinlich Blocker des N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptors und damit ein Glutamat-Antagonist. Pharmakokinetik Amantadin wird nicht metabolisiert und zu 90% renal ausgeschieden NW - dopaminerg - siehe Levo-Dopa - anticholinerg (geringer) zum Absetzen zwingen: periphere Ödeme Livedo reticularis Psychosen - bei zu rascher parenteraler Applikation Blutdruckabfall Übelkeit Verwirrtheit - selten epileptogen bei renaler Funktionsstörung Ind - oral eher schwach wirksam alleine oder in Kombination mit L-Dopa indiziert angeblich in der Mehrzahl der Fälle Wirkungsverlust nach Wochen bis Monaten parenterale Gabe bei der akinetischen Krise Kombination im Prinzip möglich mit L-Dopa 12 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 - Dopamin-Agonisten - MAO-B-Hemmer - Kombination mit Anticholinergika (z.B. Akineton®, Sormotren®, Artane®) vermeiden COMT-Hemmer Substanz Tolcapone (Tasmar® 100mg, 200mg ftbl) - (DO: 3 x 100mg bis max. 3 x 200mg) - Wurde im Sept. 1998 wieder vom Markt genommen, da schwere Leberreaktionen unter der Therapie mit Tolpacone gefunden wurden. - Das Absetzen sollte langsam erfolgen - schrittweise in 3 Tages-Abständen um 100-200mg reduzieren - abruptes Absetzen kann zum malignen dopaniergen Enzugssyndrom führen - die Kontrolle sollte engmaschig erfolgen (stationäre Aufnahme bei Problempatienten sinnvoll) - gleichzeitig sollte L-Dopa höher dosiert werden - einschleichend mit Dopaminagonisten beginnen (auch statt der L-Dopa Erhöhung) - Näheres siehe auch bei , dem Erzeuger von Tasmar® Entocapon (Comtan® 200mg ftbl) - DO: jeweils 1 ftbl zur L-Dopa Therapie - L-Dopa kann hierbei reduziert werden Wirkmechanismus - Hemmer der Catechol-o-Methyl-Transferase (COMT) - die Verfügbarkeit von L-Dopa wird erhöht Pharmakokinetik Sie verlängern die Plasmahalbwertszeit und Wirkdauer von L-Dopa, da der Dopaminabbau mit Hilfe des COMT-Hemmers gehemmt wird. Off-Zeiten können dadurch gedämpft werden. Ein 13 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 Einsatz ohne Levodopa ist daher sinnlos! NW - häufig Dyskinesien - schwere Leberschädigung (bei Tolcapone beobachtet) - seltener Schlafstörungen, Dystonie, übermäßiges Träumen, Appetitverlust u. orthostatische Beschwerden Ind Add-On zu L-Dopa (Madopar®) 4,4-Diphenyl-piperidinderivat Substanzen Budipin (A/D: Parkinsan® 10mg, 20mg, 30mg tbl) - DO: 30-60mg/die Ind - reduziert den Tremor NW - relativ nebenwirkungsarm Übelkeit Magenbeschwerden Schwindel Verwirtheit 14 / 15 Parkinson: Medikamente-Übersicht Geschrieben von: Administrator Montag, 22. September 2008 00:48 - Aktualisiert Freitag, 21. Januar 2011 12:34 weiter: Seitenanfang Wegweiser dieser Seite: L-Dopa , Dopamin-Agonisten ( Bromocriptin , Lisurid , Pergolid , R opinirol ), Apomorphin , MAO-B-Hemmer ( Selegilin ), Anticholinergika ( Benzatropin , Bornaprin , Metixen , Procyclidin , Trihexyphenidyl ), Glutamat-Antagonisten ( Amantadin ), COMT-Hemmer ( Tolcapone , Entocapone ), Budipin 15 / 15