Modul 1 / Kapitel 2 Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge 2.1 Lernziele3 2.2 Einordnung ins St. Galler Management-Modell 2.3 Grundlagen der Volkswirtschaftslehre (VWL) 5 Ausgangslage der VWL 5 Akteure der Volkswirtschaft und deren Tätigkeiten und Ziele6 Der einfache Wirtschaftskreislauf 9 Die drei Seiten des Sozialprodukts 10 Der erweiterte Wirtschaftskreislauf13 2.4 Markt und Marktwirtschaft 14 Der Marktmechanismus 14 Soziale Marktwirtschaft25 2.5 Das Geld- und Finanzsystem27 Funktion und Geldmengen 27 Geldschöpfung 29 Das Wechselkurssystem 41 Preisentwicklung (Jahresdurchschnitt) 46 2.6 Konjunktur und Konjunkturpolitik 47 Konjunkturzyklus47 Konjunkturpolitik 52 2.7 Wachstum und Wohlstand: Warum ist die Schweiz so reich?54 Rangliste der reichsten Länder der Welt 54 Kritik an der Grösse «BIP/Kopf» als Indikator für «Reichtum»55 Liste der reichsten Länder der Welt, kaufkraftbereinigt56 Einflussfaktoren im Überblick60 Erwerbsquote61 Anzahl gearbeiteter Stunden63 Arbeitsproduktivität64 2.8 Arbeitslosigkeit66 Arbeitsmarktstatistik 67 Ursachen der Arbeitslosigkeit 69 Strukturwandel und Arbeitslosigkeit77 Löhne82 Die Working Poor poor in der Schweiz86 Einkommensverteilung89 © Lernwerkstatt Olten GmbH | Autor: Rolf Meyer | Version 01 4 2.9 Globalisierung90 Einstiegsaufgabe90 Definition und Voraussetzung91 Vor- und Nachteile der Globalisierung93 2.10 Staatstätigkeit und soziale Sicherheit 94 Überblick über die Staatstätigkeit 94 Staatsausgaben95 Staatseinnahmen96 Staatsverschuldung97 © Lernwerkstatt Olten GmbH | Autor: Rolf Meyer | Version 01 2.1 Lernziele Die Teilnehmenden –– nennen selbstständig und korrekt die wichtigsten volkswirtschaftlichen Grundlagen. –– beschreiben selbstständig und richtig verschiedene Zusammenhänge im Spannungsfeld Wirtschaft-Politik-Gesellschaft –– erklären eigenständig und richtig die volkswirtschaftlichen Zusammenhänge in der sozialen Sicherheit –– nennen selbstständig die Grundlagen, um aktuelle wirtschafts-, staats- und sozialpolitische Fragestellungen (beispielsweise Arbeitslosigkeit, Working Poor, Globalisierung, Liberalisierung/ Deregulierung, Finanzkrise, Staatsverschuldung) korrekt zu vernetzen und vertreten ihre eigene Meinung. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 3 2.2 Einordnung ins St.Galler Management-Modell Gesellschaft Natur Technologie Wirtschaft Konkurrenz Kapitalgeber r tu l Ku g Managementprozesse g un ier tim Lieferanten S Op S k tru n ru ue ne Er n re tu ie g te tra Kunden Geschäftsprozesse Unterstützungsprozesse Staat Ressourcen Normen und Werte Anliegen und Interessen Mitarbeitende Öffentlichkeit NGOs Dieser Kurs beschäftigt sich primär mit den Vorgängen in der Umweltsphäre «Gesellschaft» und mit der Anspruchsgruppe «Staat». Damit ist auch bereits aufgezeigt, dass sich dieser Kurs mit unternehmensexternen Vorgängen, Mechanismen und Zusammenhängen beschäftigt, welche auf jede Unternehmung Einfluss nehmen. Ziel ist es, diese Vorgänge, Mechanismen und Zusammenhänge im Bereich der Bildungspolitik zu verstehen, um daraus die sich gebenden Chancen und Gefahren für das eigene Unternehmen und Tätigkeitsgebiet ableiten zu können. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 4 2.3 Grundlagen der Volkswirtschaftslehre (VWL) Ausgangslage der VWL –– Unbegrenzte Bedürfnisse der Menschen –– Knappe Ressourcen –– Die bestmögliche Verwendung der knappen Güter wird angestrebt. Daraus ergeben sich die drei wirtschaftlichen Grundfragen, welche sich jeder Gesellschaft stellen: –– Was soll produziert werden (Güter und Dienstleistungen)? –– Wie soll produziert werden (Produktionsmethoden)? –– Für wen soll produziert werden (Verteilung)? –– Die VWL versucht die wirtschaftlichen Abläufe in einer Gesellschaft zu beschreiben, zu erklären und auch zu prognostizieren. –– Da die Wirklichkeit viel zu komplex ist, versucht man in der VWL mit Vereinfachungen und Verallgemeinerungen, d.h. mit Modellen, zu arbeiten. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 5 Akteure der Volkswirtschaft und deren Tätigkeiten und Ziele Haushalte –– stellen den Unternehmen die Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital zur Verfügung. –– konsumieren die Güter und Dienstleistungen. –– Ziele: Bedürfnisbefriedigung Unternehmen –– stellen mit den Produktionsfaktoren Güter und Dienstleistungen her. –– Einteilung der Güter in wirtschaftliche/freie sowie in Konsum-/ Investitionsgüter –– Einteilung der Unternehmen nach deren Grösse (Anzahl Mitarbeitende) –– Einteilung nach Wirtschaftssektoren –– Ziele: Gewinn, Fortbestand der Unternehmung Einige Zahlen zur Schweiz Anteile der Unternehmen nach Grössenklassen 1985, 1995, 2001, 2005 und 2008 (privatrechtliche Unternehmen) %- Anteile der Unternehmen mit … Vollzeitbeschäftigten 0–9 10 – 49 50 – 249 250+ 1985 85,7 11,8 2,2 0,3 1995 87,9 10,1 1,8 0,3 2001 88,0 9,9 1,8 0,3 2005 87,6 10,3 1,8 0,3 2008 87,1 10,6 2,0 0,4 Quelle: Bundesamt für Statistik M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 6 Anteile der Beschäftigten nach Unternehmensgrösse (privatrechtiliche Unternehmen) %- Anteile der Beschäftigten in Unternehmen mit … Vollzeitbeschäftigten 0–9 10 – 49 50 – 249 250+ 1985 27 23 22 28 1995 30 24 20 26 2001 27 21 19 33 2005 26,3 21,7 19,5 32,5 2008 24,9 20,8 20,0 33,4 Quelle: Bundesamt für Statistik (BfS) Insgesamt gibt es ca. 400’000 Unternehmen in der Schweiz, wovon ca. 300’000 aktiv sind. Pro Jahr kommen rund 15’000 effektiv neue Unternehmen hinzu (Gründungen). M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 7 Entwicklung der Wirtschaftssektoren (Anteil der Erwerbstätigen) Strukturwandel in der Schweiz zwischen 1850 und 2007 70% 3. Sektor 60% 1. Sektor 50% 2. Sektor 40% 30% 20% 10% 0% 1850 60 70 80 90 1900 10 20 30 40 50 60 70 80 90 2000 07 Quelle: BfS Staat –– Gesetze (Empfehlungen, Anreize, Gebote und Verbote), Steuern, Subventionen, Staatsbetriebe, Verwaltung usw. –– Ziele: Magisches Sechseck Umweltqualität Wachstum Vollbeschäftigung Aussenwirschaftliches Gleichgewicht Preisstabilität Sozialer Ausgleich Magisches Sechseck M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 8 Banken –– Versorgung der Volkswirtschaft mit genügend Geld (Nationalbank) –– Spar- und Leihkasse (Kreditgeschäft), Vermögensverwaltung, div. Dienstleistungen –– Ziel: Versorgung mit genügend Geld (Nationalbank) –– Ziele: Gewinn, Fortbestand der Unternehmung (Geschäftsbanken) Ausland –– Beziehungen zum Ausland: Güter-, Dienstleistungs-, Kapital-, Personen-, Transport- und Informationsverkehr Der einfache Wirtschaftskreislauf –– 2 Akteure: Haushalte und Unternehmen –– Geldkreislauf –– Güterkreislauf –– Volkseinkommen –– Sozialprodukt (BIP, BSP) Unternehmen M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Haushalte Seite 9 Die drei Seiten des Sozialprodukts Das BIP ist die Gesamtheit aller im Lauf eines Jahrs im Inland erbrachten Wertschöpfungen von Unternehmen, Staat und NGOs. Der Produktionsansatz Mit diesem Ansatz kann die Wertschöpfung, welche die verschiedenen Wirtschaftssubjekte im Verlauf einer Periode schaffen, bestimmt werden. In Mio. Franken, zu laufenden Preisen Code Gliederung 2007 Verw. 2008p Aufk. Verw. 2009p Aufk. Verw. Aufk. I Produktionskonto P.1 Produktionswert P.2 Vorleistungen D.21 Gütersteuern 32865 33807 32809 D.31 Gütersubventionen – 2904 – 2945 – 2992 B.1*b Bruttoinlandprodukt 984016 492876 521101 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge 1032246 518913 544196 999674 494209 535282 Seite 10 Der Verwendungsansatz Dieser Ansatz zeigt, wie die verschiedenen Wirtschaftssubjekte ihr verfügbares Einkommen verwenden (Konsum und Investitionen). In Mio. Franken, zu laufenden Preisen Code Gliederung 2007 2008p 2009p P.3 Konsumausgaben 353169 367276 371108 S.14+S.15 Private Haushalte und POoE1 296789 308629 310459 S.13 Staat 56379 58647 60649 P.5 Bruttoinvestitionen 114393 114946 105601 P.51 Bruttoanlageinvestitionen 112221 115200 108176 P.5111be Ausrüstungen 64907 66091 58152 P.5111c Bau 47313 49109 50024 P.52 Vorratsveränderungen 1253 – 1238 – 4472 P.53 Nettozugang an Wertsachen 920 983 1898 P.6 Exporte 293067 307454 276637 P.61 Warenexporte 207033 216997 188446 P.62 Dienstleistungsexporte 86034 90457 88191 P.7 Importe 239528 245480 218064 P.71 Warenimporte 197660 201955 171787 P.72 Dienstleistungsimporte 41868 43525 46277 B.1*b Bruttoinlandprodukt 521101 544196 535282 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 11 Die Verteilungsseite (Einkommensseite) Der Einkommensansatz Dieser Ansatz betrachtet die Bezahlung der Produktionsfaktoren, d.h. Boden, Arbeit und Kapital. In Mio. Franken, zu laufenden Preisen Code Gliederung 2007 2008p 2009p D.1 Arbeitnehmerentgelt 315543 332850 342885 B.*2n Nettobetriebsüberschuss 99097 99735 81482 K.1 Abschreibungen 89933 94443 95724 D.2 Produktions- und Importabgaben 35625 36890 35733 D.3 Subventionen – 19098 – 19723 – 20541 B.1*b Bruttoinlandprodukt 521101 544196 535282 D.1r Arbeitnehmerentgelt aus der übrigen Welt 2023 2023 2027 D.1p Arbeitnehmerentgelt an die übrige Welt 14074 15030 15380 D.4r Vermögenseinkommen aus der übrigen Welt 145158 90486 97639 D4p Vermögenseinkommen an die übrige Welt 127981 115676 62074 B.5*b Bruttonationaleinkommen 526226 505998 557495 Quelle: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/volkswirtschaft/volkswirtschaftliche/ blank/kennzahlen/bip_nach_einkommensarten.html M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 12 Der erweiterte Wirtschaftskreislauf Staat Unternehmen Haushalte Banken Ausland Aufgabe: Tragen Sie folgende Geldströme ins Diagramm ein (Achtung: keine Güterströme!): –– Ersparnisse –– Exporte –– Importe –– Kredite (Investitionen) –– Löhne, Gewinne –– Steuern –– Subventionen –– Transfers (Zahlungen der Sozialversicherungen und der Fürsorge) –– Zahlungen für Produkte –– Zinsen M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 13 2.4 Markt und Marktwirtschaft Der Marktmechanismus Ohne Preis kein Fleiss Wie setzt man Preise fest? Angebot und Nachfrage spielen dabei eine grosse Rolle, aber auch die Wettbewerbssituation. Kathryn Graddy Die Pepsi-Cola Company ging 1931 zum zweitenmal innert 12 Jahren bankrott. Ihr Präsident, Charles G. Guth, wollte das Unternehmen sogar an Coca-Cola verkaufen, fand aber kein Gehör. Um die Kosten zu senken, bestellte Guth eine grosse Menge gebrauchter 12-Unzen-Bierflaschen. Zu dieser Zeit wurden CocaCola und Pepsi-Cola in 6-Unzen-Flaschen abgefüllt. Also verkaufte Pepsi die grossen Flaschen zu 10 Cents, doppelt so teuer wie die kleinen, hatte aber keinen Erfolg damit. Dann hatte Guth die geniale Idee, die 12-Unzen-Pepsi zum gleichen Preis abzugeben, wie ihn Coca-Cola für die halb so grosse Flasche verlangte. Die Umsätze stiegen rapid, und 1934 war Pepsi nicht nur der Gefahr des Bankrotts entgangen, sondern machte bald wieder ganz hübsche Gewinne. Der Preisentscheid von 1931 war ausschlaggebend für das Überleben von Pepsi-Cola. Um zu begreifen, wie Preise festgelegt werden, muss man das Gesetz von Angebot und Nachfrage kennen – steigt der Preis, sinkt die Nachfrage – und in welchem Mass die Mengen sinken, wenn die Preise erhöht werden – die Preiselastizität der Nachfrage. Wir sehen uns zuerst die Preissituation in einem funktionierenden Wettbewerb an, dann unter monopolistischen Verhältnissen, und wenden uns anschliessend der Situation von Pepsi und Coca-Cola zu. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 14 Was darf ein Dorsch kosten? Alfred Marshall, ein bekannter Wirtschaftswissenschafter aus dem 19. Jahrhundert, brauchte jeweils das Beispiel eines Fischmarkts, um einen funktionierenden Wettbewerb zu beschreiben. Wie setzt ein Fischhändler den Preis für Dorsche fest? Zuerst macht er sich kundig, wie teuer die anderen Händler auf dem Markt den Dorsch verkaufen. Sicher kann er ihn nicht teurer anbieten. Weil der Dorsch überall derselbe ist, kümmert sich kein Kunde darum, bei wem er ihn kauft. Zudem kann er die Preise auf einem Fischmarkt sehr leicht vergleichen. Wenn unser Händler den Preis also höher ansetzen würde als die anderen, müsste er auf seinen Fischen sitzenbleiben. Nehmen wir an, er entschiede sich für einen Preis, der unter jenem der Konkurrenten läge. Dann würden alle Kunden ihren Dorsch bei ihm kaufen. Wenn er damit immer noch einen Ertrag erwirtschaften würde, müssten die anderen Händler ihre Preise augenblicklich anpassen, um ihre Kunden zu behalten. Sie könnten ihn sogar unterbieten, wenn sie damit immer noch einen Profit machten, um dadurch zusätzliche Kunden zu gewinnen. Das und der einfache Marktzugang anderer Händler sorgen dafür, dass die Preise den Grenzkosten entsprechen, den Kosten also, um einen neuen Fisch zu besorgen. Ein Monopol hat ein Unternehmen dann, wenn es die Versorgung der Kunden mit Produkten oder Dienstleistungen allein kontrolliert. Es kann sich deshalb nicht an den Preisen der Konkurrenz orientieren. Woran dann? Ein Monopolist rechnet aus, wie hoch die Einnahmen aus dem Verkauf einer zusätzlichen Einheit seines Produkts sind und was ihn deren Verkauf kostet. Sind die Kosten höher, denkt er nicht daran, eine zusätzliche Einheit zu verkaufen. Er könnte jedoch die Preise erhöhen und nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage weniger verkaufen. Sind die Einnahmen höher als die Kosten, wird der Monopolist zusätzliche Einheiten verkaufen wollen. Wiederum nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage würde er desto mehr absetzen, je tiefer der Preis läge. Den optimalen Preis hat er gefunden, wenn er genau jene Anzahl Produkte verkauft, bei der die Einnahmen aus dem Verkauf einer zusätzlichen Einheit den Kosten dafür entsprechen würden. Hier tritt allerdings eine Komplikation auf: Die Kosten für den Verkauf einer zusätzlichen Einheit schliessen keinen Rappen vom Salär des Direktionspräsidenten oder der Miete für die Fabrikliegenschaft ein. Die fallen an, ob nun eine zusätzliche Einheit verkauft wird oder nicht. Wenn es einem Monopolisten also nicht gelingt, einen optimalen Preis zu finden, kann er den Betrieb über kurz oder lang schliessen. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 15 Das Lehrstück Pepsi und Coke Die Situation von Pepsi und Coca-Cola im Jahr 1931 entspricht natürlich keinem dieser beiden Szenarien. Aber was können wir daraus lernen? Zuerst sah Pepsi, dass Coca-Cola die Unzen-Flasche für 5 Cents verkaufte. Als die Pepsi-Cola Company die doppelt so grosse Flasche ebenfalls für 5 Cents anbot, rechnete sie nicht damit, dass Coca-Cola nachziehen würde, und bekam Recht. Coca-Cola sah keinen Grund, den Preis zu senken, weil sich sein Produkt von jenem der Konkurrenz unterschied und weil der Hersteller nicht glaubte, dass er wegen des Preises viele Kunden verlieren würde. Ob die Ertragssteigerung aufgrund des höheren Absatzes den Ertragsrückgang wegen des tiefen Preises wettmacht, hängt von der Preiselastizität der Nachfrage ab – im Fall von Pepsi davon, wie der Konkurrent und die Konsumenten auf die Preissenkung reagieren würden. Wie wir gesehen haben, ging Pepsi davon aus, dass Coca-Cola die Preise wahrscheinlich nicht senken würde. In der grossen Depression zählte Pepsi darauf, dass der Zuwachs der Menge dank den tiefen Preisen prozentual höher liegen würde als die Preisermässigung, so dass die Erträge steigen müssten. Welche anderen Faktoren mochten bei der Preisfindung mitgespielt haben? Vielleicht zog Pepsi sogar noch tiefere Preise in Betracht, um die Nachfrage zu stärken – zumindest wenn bei einem Preis von 5 Cents pro Flasche der Ertragszuwachs höher gewesen wäre als die Kosten, um eine zusätzliche Flasche Pepsi zu produzieren. Ein noch tieferer Preis hätte jedoch wahrscheinlich Coca-Cola zu einer Reaktion herausgefordert. So war die Idee, eine 12-Unzen-Flasche für 5 Cents zu verkaufen, brillant, weil die Konsumenten sofort erkannten, dass sie mehr Cola für weniger Geld bekamen. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 16 Fragen: –– Wie funktioniert die Preisbildung? –– Wie ist es möglich, dass Pepsi die Preise halbierte und gleichzeitig mehr Einnahmen hatte als zuvor? –– Kann es bei einem funktionierenden Markt Überschüsse geben (z.B. eine Milchschwemme)? –– Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit es einen funktionierenden Markt geben kann? Preis Preis NachfrageAngebot Menge Menge Preis Markt = Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage Menge M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 17 Preis Preismechanismus: Was passiert, wenn der Preis kurzfristig über dem Marktpreis liegt? Menge Preis Steile Nachfragekurve: Preiselastizität der Nachfrage ist gering. Menge M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 18 Preis Flache Nachfragekurve: Preiselastizität der Nachfrage ist hoch. Menge Markteingriff 2: Höchstpreis Preis Preis Markteingriff 1: Mindestpreis Menge M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Menge Seite 19 Nachfrageverschiebung: (Verschiebung einer Kurve versus Wanderung auf der Kurve) Preis Im Zuge des Bio-Booms sinkt die Nachfrage nach traditionellen Früchten stark. (Zeichnen Sie den Markt für traditionelle Früchte!) Menge M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 20 Die Vorteile eines funktionierenden Markts: –– Die Bedürfnisse der Kunden werden berücksichtigt. –– Die Unternehmen produzieren das, was die Kunden wünschen, und so viel, wie die Kunden wünschen (und kaufen). Es gibt keine Überschüsse, aber auch keine Unterversorgung. –– Es bestehen grosse Anreize für Innovationen. –– Der Markt reagiert sehr schnell auf Veränderungen (z.B. der Bedürfnisse). –– Ineffiziente Unternehmen scheiden aus dem Markt aus. –– Knappe Ressourcen werden nicht verschwendet, sondern möglichst effizient in diejenigen Produkte verwandelt, welche die Kunden wünschen. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 21 Basler-Zeitung Der BaZ-Gast: Prof. Heidi Schelbert Tragen wir Sorge zur Marktwirtschaft! Die Steuerung des Wirtschaftsgeschehens durch Angebot und Nachfrage ist jeder anderen Wirtschaftsordnung haushoch überlegen. Doch gerade weil dieser Marktmechanismus so grosse Vorzüge besitzt, dürfen wir die Augen nicht vor seinen Mängeln verschliessen. Ein blinder Liberalismus, der Marktversagen nicht sehen will, weckt berechtigten Widerstand und wird so zum Totengräber der Marktwirtschaft. Es ist kein Zufall, dass der Ausdruck «Neoliberalismus» heute in breiten Kreisen als Schimpfwort verwendet wird. Angebot und Nachfrage steuern das Wirtschaftsgeschehen effizient, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Effizienz bedeutet, dass keine knappen Ressourcen verschwendet werden. Doch Effizienz garantiert nicht, dass die Gesellschaft das Marktergebnis als gerecht empfindet. Die öffentliche Hand hat somit zwei wichtige Aufgaben: Sie muss erstens ein als ungerecht eingestuftes Marktergebnis durch geeignete Umverteilungsmassnahmen korrigieren, und sie hat zweitens dafür zu sorgen, dass die Voraussetzungen für die effiziente Marktsteuerung erfüllt sind. Umverteilungsmassnahmen Der Markt kümmert sich nicht um ethische Gesichtspunkte. Er hat kein Sensorium für «Gut» oder «Böse». Handel ist ein freiwilliger Tausch. Er findet nur statt, wenn sich beide Parteien einen Vorteil versprechen. Doch die Ausgangssituation – die Ökonomie spricht von der «Erstausstattung» – ist oft stark verschieden, und die Handelsvorteile können sehr ungleich verteilt sein. Die Steuerung des Wirtschaftsgeschehens über Angebot und Nachfrage verhindert nicht, dass einige in bitterer Armut und andere in Saus und Braus leben. Für Gerechtigkeit sind die Menschen verantwortlich. Sie können diese Aufgabe nicht an anonyme Marktkräfte delegieren. Das Ausmass der Umverteilung muss politisch ausgehandelt werden. Die Ökonomie besitzt keinen Gerechtigkeitsmesser; sie hat aber die Aufgabe, die Effizienz der Umverteilungsmassnahmen zu überprüfen: M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 22 Geht die Unterstützung tatsächlich an die Benachteiligten, oder verschaffen sich einflussreiche Interessengruppen einen von der Allgemeinheit nicht gewünschten Vorteil? Welches sind die Nebenwirkungen der Umverteilungsmassnahmen? Allokation und Verteilung lassen sich nicht vollständig trennen. Umverteilung setzt negative Anreize und behindert die Effizienz des Wirtschaftsablaufs: Wir verteilen ein kleineres Sozialprodukt gerechter. Die Ökonomie kann zeigen, wie die Umverteilungsinstrumente auszugestalten sind, damit die negativen Anreize minimiert werden. Die alte Agrarordnung war ein klassisches Beispiel für ineffiziente Markteingriffe. Unter der Etikette «Erhaltung der Familienbetriebe» und «Unterstützung der Berglandwirtschaft» wurde eine undurchsichtige Umverteilungsmaschinerie in Gang gesetzt. Profiteure waren vor allem die Agrarchemie, der Agrarmaschinenbau, die Verwertungsund Verteilorganisationen sowie die grösseren Bauernbetriebe. Für jene, die gemäss Etikette unterstützt werden sollten, blieben nur Brosamen. Ausserdem belohnten die Agrarsubventionen die Übernutzung der Umwelt und die nicht artgerechte Nutztierhaltung. Mit der neuen Agrarordnung wurde endlich die Korrektur der jahrzehntelangen Fehlentwicklung eingeleitet. Wettbewerbspolitik und Verursacherprinzip Die zentrale Voraussetzung für eine effiziente Steuerung durch die Marktkräfte lautet Kostenwahrheit. Unvollständige Konkurrenz und externe Effekte zerstören die Kostenwahrheit. Eine griffige Wettbewerbspolitik und die Durchsetzung des Verursacherprinzips sind deshalb keine Regulierungen, welche die Wirtschaft in ihrer Entfaltung behindern. Sie sind vielmehr die unabdingbare Voraussetzung für das optimale Funktionieren der liberalen Wirtschaftsordnung. Nicht nur in der Schweiz war der Inlandsektor während Jahrzehnten durch zahlreiche tarifarische und nicht tarifarische Handelshemmnisse geschützt. Dieses Treibhausklima liess Kartelle und kartellähnliche Absprachen ins Kraut schiessen. Die Globalisierung bringt endlich mehr Konkurrenz und bricht verkrustete Strukturen auf. Doch weil die Wirtschaft zu lange auf dem bequemen Ruhekissen des eingeschränkten Wettbewerbs geschlafen hat, ist der Strukturwandel schmerzhaft und trifft Menschen, die nicht für die Versäumnisse verantwortlich sind. Mehr Wettbewerb ist notwendig. Aber Globalisierung ohne Kostenwahrheit beim Verkehr bringt neue Wohlstandsverluste. Wenn die Mobilität ihre Kosten nicht deckt, entstehen wieder ineffiziente Strukturen: Das Ausmass der Arbeitsteilung überschiesst das volkswirtschaftliche Optimum. Kartoffeln, die zum Waschen und Rüsten durch halb Europa gekarrt werden, sind ein offensichtliches – aber längst nicht das wichtigste – Beispiel für die Ineffizienz. Eine starke Marktwirtschaft braucht einen starken Staat. Die öffentliche Hand muss – auch gegen die Partikularinteressen von kurzsichtigen WirtschaftsorgaM1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 23 nisationen – Rahmenbedingungen schaffen, die für Kostenwahrheit sorgen. Ausserdem ist Umverteilung notwendig. Sozialer Frieden und Stabilität sind wichtige Wettbewerbsvorteile der Schweiz. Ungleichheit, die von der Gesellschaft als ungerecht empfunden wird, zerstört diese Vorteile. Neben dem Marktversagen existiert Staatsversagen, deshalb braucht der starke Staat als Gegengewicht eine starke Marktwirtschaft. Politik und Wirtschaft müssen sich gegenseitig kontrollieren; wir dürfen weder auf dem politischen noch auf dem wirtschaftlichen Auge blind sein. Fragen: –– Worin bestehen die Nachteile/Gefahren der freien Marktwirtschaft? –– Was kann dagegen getan werden? M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 24 Soziale Marktwirtschaft Die Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft sind: –– Der Markt ist, dank seinen positiven Aspekten, das vorherrschende Prinzip. –– Der Staat greift jedoch dort regulierend ein, wo der Markt versagt und/oder wo gesamtgesellschaftliche Interessen im Vordergrund stehen; insbesondere bei: –– sozialer Gerechtigkeit, Verteilungsfragen (z.B. Sozialversicherungen, Armutsbekämpfung, Fürsorgeleistungen, Chancengleichheit in der Ausbildung …) –– der Entstehung externer Effekte (z.B. Massnahmen gegen Umweltverschmutzung) –– öffentlichen Gütern (Güter, von denen alle profitieren: Armee, Polizei, Justiz, Landschaftspflege, Kultur …) –– der Bekämpfung von Marktmissbrauch: Wettbewerbskommission, Preisüberwacher (Verbot von Kartellen und Monopolen, Fusionskontrolle) –– internationalen Beziehungen Ob der Staat diese Aufgaben selber erledigt, Gesetze (Verbote und Gebote) erlässt oder die Marktteilnehmenden mit Anreizen (z.B. Subventionen, Konzessionen) beeinflusst, wird von Fall zu Fall entschieden. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 25 Einige Zahlen, welche die finanziellen Dimensionen der Staatstätigkeit in der Schweiz (Soziale Marktwirtschaft) charakterisieren. Ausgaben von Bund, Kantonen und Gemeinden, nach Funktionen Nach Abzug der Doppelzählungen, in Millionen Franken 2005 2006 2007 2007 in % 140147 141803 145959 100,0 Allgemeine Verwaltung 9011 9076 10932 7,5 Justiz, Polizei, Feuerwehr 8097 8254 8598 5,9 Landesverteidigung 4909 4766 4586 3,1 Beziehungen zum Ausland 2499 2402 2260 1,5 Bildung 27415 27802 28440 19,5 davon Volksschulen 13693 13749 13909 9,5 davon Berufsbildung 3266 3357 3318 2,3 davon Hochschulen 6726 6992 6695 4,6 Kultur und Freizeit 4237 4331 4557 3,1 Gesundheit 19826 20051 21135 14,5 davon Krankenanstalten 18317 18516 19380 13,3 Soziale Wohlfahrt 28729 29314 30288 20,8 davon Sozialversicherungen 19457 19763 20589 14,1 Verkehr 14842 14498 14187 9,7 davon Strassen 7114 7114 7276 5,0 Umwelt, Raumordnung 4901 4980 5252 3,6 Volkswirtschaft 6206 6277 6043 4,1 davon Landwirtschaft 4230 4229 4219 2,9 Finanzen und Steuern 9525 10051 9680 6,6 Total Quelle: Eidg. Finanzverwaltung M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 26 2.5 Das Geld- und Finanzsystem Geld erleichtert den Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen. Ohne Geld müsste man die Güter gegen andere Güter austauschen, was sehr umständlich wäre. In einer modernen Volkswirtschaft gibt es eine Zentralbank (z.B. so die Schweizerische Nationalbank), deren Hauptaufgabe die Versorgung der Wirtschaft mit Geld ist. Daneben spielen die (Geschäfts-)Banken bei der Versorgung der Wirtschaft mit Geld eine grosse Rolle. Das Geld ist das wichtigste Steuerungsinstrument für die Wirtschaft. Mit der Geldmenge, welche die Zentralbank in die Wirtschaft eines Landes bringt, kann die wirtschaftliche Lage (Konjunktur) nachhaltig beeinflusst werden. Funktion und Geldmengen Das Geld hat verschiedene Funktionen: Funktion Beispiele Zahlungsmittel Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen gegen Geld Bargeld (Noten, Münzen), Schecks, Überweisungen, Kreditkarten, Cashcards Wertaufbewahrung Aufbewahrung von Geld für eine spätere Zahlung oder Transaktion Wertpapiere wie Obligationen und Aktien, Buchgeld auf dem Sparkonto Recheneinheit und Wertmassstab Durch Geld können verschiedene Güter addiert werden. Dank Geld kann der Wert verschiedener Güter miteinander verglichen werden. Preisanschriften, Kataloge, Rechnungen, Bilanzen usw. Geld im volkswirtschaftlichen Sinn ist nicht nur Bargeld (Münzen und Banknoten), sondern auch Buchgeld oder Giralgeld. Dazu kommen die Einlagen auf Post- und Bankkonten, man nennt sie Sichtkonten oder Sichtguthaben, oder die Spar- und Termineinlagen bei Post oder Bank. Die Volkswirtschaft rechnet mit verschiedenen Geldmengen. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 27 Geldmengen in der Schweiz (Febr. 2001) Termineinlagen (längerfristige Anlagen) 105 Mrd. Fr. Buchgeld Spareinlagen bei Banken und Post 201 Mrd. Fr. Geld Bargeld Sichtkonten bei Banken und Post (beispielsweise Lohnkonti) 173 Mrd. Fr. Noten und Münzen ausserhalb der Banken 30 Mrd. Fr. Geldmenge: M1 M2 M3 Die Geldmenge M1 ist das Geld, das sofort und jederzeit als Zahlungsmittel verwendet werden kann, also der Bargeldumlauf ausserhalb von Banken und Post und die Sichteinlagen (Bankkonten, Gehaltskonten usw.; schnell «abhebbares» Geld). Die Geldmenge M1, um die Spareinlagen erweitert, ergibt die Geldmenge M2, diese wiederum, erweitert mit den Termineinlagen (Geld, das nur zu einem festen Termin abrufbar ist), ergibt die Geldmenge M3. Eine wichtige Grösse ist die Notenbankgeldmenge. Sie besteht aus dem Bargeld und den Sichtguthaben der Geschäftsbanken bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Letzteres ist Geld, das die Banken auf einem Konto der SNB deponieren müssen. Dieses Geld zählt zum Wirtschaftskreislauf. 2001 betrug die Notenbankgeldmenge rund 35 Milliarden Franken. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 28 Geldschöpfung Steuerung der Geldmenge durch die Nationalbank Eine Zentralbank, wie beispielsweise die Schweizerische Nationalbank (SNB), kann die Geldmenge –– vergrössern, indem sie Geld in den Wirtschaftskreislauf bringt, also Franken ausgibt. –– verringern, indem sie Geld aus dem Kreislauf herausnimmt, also Franken zurücknimmt. Schweizer Franken, welche in den Tresoren der Nationalbank liegen, sind nicht im Wirtschaftskreislauf und zählen somit nicht zum Geldkreislauf. Vergrösserung der Geldmenge Verkleinerung der Geldmenge Ausländische Währungen Wechselkurspolitik Devisenmarktoperation Die SNB kauft mit ihren selbstgedruckten Franken fremdes Geld. Die ausgegebenen Franken gelangen in den Wirtschaftskreislauf. Die SNB verkauft ausländische Währungen gegen Franken. Das Schweizer Geld fliesst zurück in die Notenbanktresore. Sie sind damit dem Wirtschaftskreislauf entzogen. Wertpapiere Offenmarktpolitik Die SNB kauft in- oder ausländische Wertschriften und zahlt mit Franken. Die SNB verkauft in- oder ausländische Wertschriften, die erhaltenen Franken legt sie in ihre Tresore. Kredite an Banken Zins- oder Diskontpolitik Die SNB leiht Geld an die Banken aus, und zwar gegen einen von ihr festgelegten Zins. Je tiefer der Zinssatz (Diskontsatz), desto mehr Geld beziehen die Geschäftsbanken, um es an Kunden weiterzuverleihen. Je höher der Zins der Notenbank, desto weniger Geld kommt über die Banken in Umlauf. Das Geld im Wirtschaftskreislauf verringert sich allmählich. Kredite an den Staat Kreditpolitik Wenn die SNB dem Staat Geld leiht, gelangt neues Geld in Umlauf. Zahlt der Staat das von der SNB geliehene Geld zurück, wird Geld aus dem Verkehr gezogen. Mindestreserve* Mindestreservepolitik Die SNB verlangt von den Banken nur noch eine kleine Mindestreserve. Die Banken können viele Kredite gewähren. Die SNB verpflichtet die Banken, bei ihr eine hohe Mindestreserve zu hinterlegen. Die Banken können weniger Kredite gewähren. *Die Mindestreserve: Die Nationalbank kann Vorschriften machen, wie hoch der Betrag sein soll, den die Banken bei der Nationalbank zu deponieren haben, das heisst, wie hoch mindestens die Reserve sein soll. Je höher diese Mindestreserve sein muss, desto weniger Geld ist im Umlauf. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 29 Geldschöpfung der Banken Einen sehr grossen Einfluss auf die Geldmenge haben die Geschäftsbanken, indem sie die bei ihnen angelegten Gelder als Kredite wieder ausleihen. Dadurch wird Buchgeld «geschaffen». Beispiel: Vermögen der Bankkunden Geld im Umlauf 10000 Franken Fr. 10000.– 9000 Franken Fr. 19000.– 8100 Franken Fr. 27100.– Herr X zahlt 10000 Franken auf sein Bankkonto bei der Bank Rot ein. Sein Vermögen: Frau Y bezieht bei der Bank Rot einen Kredit. Die Bank kann vom Geld von Herrn X maximal 9000 Franken ausleihen, das heisst, die Bank behält 10% als Mindestreserve zurück (Herr X möchte ja eventuell etwas von seinem Geld beziehen). Frau Y überweist das Geld auf ihr Konto bei der Bank Blau. Ihr Vermögen: Herr Z bezieht bei der Bank Blau einen Kredit. Die Bank kann vom Geld von Frau Y maximal 8100 Franken ausleihen, das heisst, auch die Bank Blau behält 10 % als Mindestreserve zurück (Frau Y möchte ja eventuell etwas von Ihrem Geld beziehen). Herr Z überweist das Geld auf sein Konto bei der Bank Grün. Sein Vermögen: usw. Von den ursprünglichen 10000 Franken sind nun 27100 Franken im Umlauf, das heisst im Wirtschaftskreislauf. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 30 Der Geldwert – die Kaufkraft des Geldes im Inland (Binnenwert) Auf dem Markt können die Preise fallen (Verbilligung der Güter) oder steigen (Verteuerung der Güter). So nimmt mit steigenden Preisen die Kaufkraft des Geldes ab, was bedeutet, dass mit der gleichen Menge Geld weniger Güter gekauft werden können. Um sich ein genaues Bild über die Geldentwertung (Teuerung/Inflation/Kaufkraftschwund des Geldes) machen zu können, verfolgt das Bundesamt für Wirtschaft und Arbeit (BWA) regelmässig die Preisänderungen. Die Ergebnisse werden laufend in drei Indizes (Kennziffern) veröffentlicht. Landesindex der Konsumentenpreise Grosshandelspreisindex Lohnindex Er zeigt die Preisentwicklung der Güter an, die hauptsächlich in den Haushalten gebraucht werden. Er zeigt die Preisentwicklung wichtiger Rohstoffe sowie Halb- und Fertig-fabrikate an. Er zeichnet die durchschnittlichen Stundenverdienste der Arbeitenden und die durchschnittlichen Monatslöhne der Angestellten auf. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 31 Landesindex der Konsumentenpreise Mit dem Landesindex der Konsumentenpreise wird die Preisentwicklung (Teuerung) gemessen. Der Index gibt den Gesamtpreis an, den eine bestimmte gleichbleibende Warenmenge (so genannter Warenkorb) zu einem bestimmten Zeitpunkt kostet. Er umfasst acht Bedarfsgruppen und berücksichtigt rund 70 Prozent der Verbrauchsausgaben (Auslagen für Steuern und Versicherungen werden nicht berücksichtigt). Seit Mai 2000 gilt ein neuer Index (Basis Mai 2000 = 100). Bekleidung und Schuhe 5,1% Wohnungseinrichtung 5,1% Wohnen und Energie 26,5% Gesundheitspflege 13,4% Unterhaltung und Bildung 10,8% Verkehr und Kommunikation 11,2% M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren 13,5% Übrige Waren und Dienstleistungen 14,5% Seite 32 Die Teuerungsrate Wird nun der Konsumentenpreisindex des Jahres 1999 mit jenem des Jahres 1998 verglichen, erhalten wir die Teuerungsrate (Inflationsrate) des Jahres 1999. Berechnung: Indexstand 1999: 98,8 98,8 x 100 – 100 = 0,82% 1998: 98,0 98,0 Teuerungsrate = 0,82% Die Preise im Jahre 1999 (im Vergleich zum Jahr 1998) sind also um 0,82 Prozent gestiegen. Die Güter, die 1998 zum Beispiel noch 100 Franken kosteten, kosten 1999 nun 100.82 Franken. Der Konsumentenpreisindex ist zwar kein exakter Massstab für die Entwicklung der allgemeinen Lebenskosten, aber von grosser Bedeutung. Er ist Grundlage für –– wirtschaftspolitische Massnahmen –– Lohnverhandlungen (Teuerungsausgleich) zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern –– Anpassung der Renten (AHV) –– Mietzins- und Hypothekarzinserhöhungen –– und anderes M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 33 Nominallohn – Reallohn Vor allem für die Arbeitnehmerlöhne ist der Konsumentenpreisindex von grosser Bedeutung. Der Lohn, der den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auf ihr Konto ausbezahlt wird, ist der so genannte Nominallohn. Angenommen, in einem bestimmten Zeitraum sind die Preise durchschnittlich um 1 Prozent gestiegen, dann können die Lohnempfänger mit dem gleichen Lohn nicht mehr gleich viele Güter kaufen. Um die gleiche Menge Güter kaufen zu können, müssten die Löhne auch um 1 Prozent steigen. Real (in Wirklichkeit) gesehen sind die Löhne zurückgegangen. Man unterscheidet deshalb zwischen Nominallohn und Reallohn. Nominallohn – Teuerungsrate = Reallohn 5,9 Nominallöhne Preise 5,4 Reallöhne (Nominallöhne – Preissteigerung) 4,8 4,0 1,8 1,5 0,8 1,3 1,3 0,9 0,8 0,6 0,5 0,5 0,7 0,8 0,7 0,5 0,5 0,3 0,0 -0,5 1990 1992 1994 1995 1996 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge 1997 0,0 1998 -0,5 1999 Seite 34 Störungen im Wirtschaftskreislauf Vom Wirtschaftskreislauf her ist bekannt, dass der Güterstrom und der Geldstrom in einer Volkswirtschaft gleich gross sein müssen. Solange dieses Gleichgewicht anhält, behält das Geld seine Kaufkraft und die Preise bleiben stabil. Inflation (Geldüberhang) Vergrössert sich der Geldstrom (mehr Geld kommt in Umlauf), ohne dass sich der Güterstrom verändert, so steigen die Preise. Für den Kauf der gleichbleibenden Gütermenge steht nun mehr Geld zur Verfügung. Man ist bereit, mehr zu bezahlen, um die Güter zu erhalten. Diesen Zustand bezeichnet man als Inflation. Inflation ist also das Missverhältnis zwischen Geld- und Gütermenge. In einer inflationären Wirtschaft sind demnach «zu viel» Geld und «zu wenige» Güter vorhanden. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 35 Ursachen der Inflation Geldumlauf Güterumlauf Von der Geldseite her: Von der Güterseite her: –– Die SNB setzt übermässig viel Geld in Umlauf («setzt die Notenpresse in Gang»). Das ist dann der Fall, wenn Bund, Kantone und Gemeinden wegen dauernder Haushaltsdefizite um mehr Kredite (Geld) bei der Nationalbank nachsuchen. Ein Ungleichgewicht kann auch entstehen, wenn sich der Güterstrom verkleinert, also die Produktion zurückgeht, durch –– Die Banken gewähren zu viel Kredite. –– Die Nachfrage ist so hoch, dass die Produktion nicht mithalten kann. Dann müssen die Preise steigen, um die Nachfrage zu zügeln. Diese Situation ist typisch für die Hochkonjunktur. –– Übermässiger Zufluss von Auslandsgeldern in die Schweiz. Das ist dann der Fall, wenn die Schweiz mehr exportiert als importiert (Exportüberschuss) oder wenn viel Kapital (Geld) in die Schweiz fliesst (Kapitalbewegungen). –– Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Je rascher das Geld in einer Volkswirtschaft umläuft, desto mehr verbreitet sich der Geldstrom. –– Arbeitszeitverkürzung ohne Erhöhung der Produktivität, das heisst, wenn weniger lang gearbeitet und zugleich weniger produziert wird. –– Ausgedehnte Streiks. Sie vermindern die Güterproduktion und damit den Güterstrom. Deshalb sind lange Streiks volkswirtschaftlich schädigend. –– Rasche Veränderungen eines bestimmten Preises oder die plötzliche Einführung einer besseren Technologie (Angebotsschock) führt zu reduzierter Produktion und höheren Preisen (zum Beispiel Erdölkrisen in den siebziger Jahren). –– Überschwemmungen, Missernten und Kriege. –– Preissteigerungen im Ausland (importierte Inflation). M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 36 Folgen der Inflation –– Die Kaufkraft des Geldes nimmt ab. Die Preise sind am Steigen. –– Das Guthaben der Gläubiger wird durch die Geldentwertung entwertet. –– Die Sparer werden benachteiligt. Die Inflation vermindert die Kaufkraft des gesparten Kapitals. Wenn der Zins kleiner ist als die Teuerung, verliert der Sparer jährlich einen Teil der Einlage. –– Die Schuldner werden bevorteilt, ihre Schulden verlieren an Wert. Die Schuldner können mit Geld, das immer wertloser wird, zurückbezahlen. –– Kapitalflucht: Statt auf immer «wertloserem» Geld sitzenzubleiben, legt man dieses in Sachwerte an (Flucht in Grundstücke, Kunstgegenstände, Gold usw.). –– Lohnempfänger und Rentner werden benachteiligt, sofern ihr Lohn beziehungsweise ihre Rente nicht der Teuerung angepasst wird. –– Die grosse Nachfrage nach Gütern erlaubt eine Steigerung der Produktion und damit eine Erhöhung der Beschäftigung. –– Als Folge der steigenden Preise müssten überall die Preislisten angepasst werden. Da dies meist mit Kosten verbunden ist (z.B. für den Druck neuer Speisekarten), werden in einigen Branchen für einige Zeit die alten Preise beibehalten. Diese Preise sind aber wirtschaftlich die falschen, wodurch die Wirtschaft verzerrt wird. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 37 Lohn-Preis-Spirale Preise Nachfrage Lohnforderungen Produktionskosten Löhne In einem inflationären Umfeld kann es zu einer so genannten LohnPreis-Spirale kommen. Höhere Löhne verursachen höhere Produktionskosten und steigern die Nachfrage im Markt, da die Konsumentinnen und Konsumenten mehr Geld haben. Hohe Nachfrage führt zu höheren Preisen. Die Unternehmen verlangen höhere Preise für ihre Produkte. Das führt zu erneuten Preissteigerungen. Um die Preissteigerungen (Teuerung) auszugleichen, fordern die Gewerkschaften höhere Löhne. Heute herrscht die Meinung vor, dass Inflation letztlich nur über eine Anpassung der Geldmenge (nach unten) an die Produktion erfolgreich bekämpft werden kann. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 38 Deflation Wenn die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sinkt, vergrössert sich der Güterstrom gegenüber dem Geldstrom (Angebotsüberschuss). Für den Kauf der stets grösseren Gütermenge steht immer gleich viel Geld zur Verfügung. Die Preise beginnen zu sinken. Diesen Zustand bezeichnet man als Deflation. Die Wirtschaft beginnt zu stagnieren oder gar zu schrumpfen. Deflation bezeichnet ebenfalls ein Missverhältnis zwischen Geld- und Gütermenge. In einer deflationären Wirtschaft sind demnach «zu viele» Güter und «zu wenig» Geld vorhanden. Ursachen der Deflation Geldumlauf Güterumlauf Von der Geldseite her: Von der Güterseite her: –– Übermässige Einkommenssteuern (es bleibt weniger für den Konsum) –– Überproduktion in volkswirtschaftlich wichtigen Branchen –– In Erwartung sinkender Preise wird vorerst gespart statt konsumiert. –– Übermässige Investitionen auf Grund falscher Marktprognosen –– Rückgang der privaten Investitionen –– Importüberschüsse –– Der Staat hält sich mit Aufträgen zurück (weniger Kredite zur Finanzierung) –– Rekordernten M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 39 Folgen der Deflation –– Die Kaufkraft des Geldes nimmt zu. Die Preise sind am Sinken, die Löhne sind am Stagnieren oder am Schrumpfen. –– Aus Angst vor der wirtschaftlichen Zukunft wird mehr gespart. Dadurch geht die Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern noch mehr zurück. –– Die Produktion sinkt und die Arbeitslosigkeit breitet sich aus. Sowohl die Inflation als auch die Deflation wirkt sich in ihrer Gesamtheit sehr negativ auf die Wirtschaft aus. Auf Grund der starken Umverteilungswirkungen können beide zu sozialen Spannungen führen. Für die Bekämpfung der Deflation beziehungsweise Inflation steht dem Staat eine Reihe von Massnahmen zur Verfügung. Stagflation Die Stagflation ist ein wirtschaftliches Phänomen, das der Wirtschaftswissenschaft erst seit Ende der siebziger Jahre bekannt ist. Eine Stagflation liegt dann vor, wenn das wirtschaftliche Wachstum zum Stillstand kommt, stagniert (die Arbeitslosigkeit zunimmt), aber gleichzeitig Inflation herrscht. Der Ablauf einer Stagflation präsentiert sich wie folgt: –– Es herrscht Überproduktion, der Markt ist gesättigt. In einzelnen Branchen sinkt die Beschäftigung. Auf dem Arbeitsmarkt entsteht durch Strukturwandel und Rationalisierung ein Ungleichgewicht: Arbeitslosigkeit herrscht in den gesättigten Märkten, Vollbeschäftigung in einzelnen Branchen. –– Trotz allgemein zurückgehender Nachfrage (Rezession) geht die Lohn-Preis-Spirale weiter. Einerseits werden unter dem Druck der Gewerkschaften die Reallöhne nicht gesenkt, und andererseits spielt der Marktpreismechanismus nicht mehr (Kartellabsprachen, Monopole, staatlich fixierte Preise). –– Die Bekämpfung der Stagflation ist äusserst schwierig. Bekämpft man die Preissteigerungen, so erhöht sich die Arbeitslosigkeit, und umgekehrt. In der Schweiz hat heute die Bekämpfung der Inflation erste Priorität. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 40 Das Wechselkurssystem Handelsbeziehungen zwischen Volkswirtschaften mit verschiedenen Landeswährungen können nur dann funktionieren, wenn es möglich ist, ihre Währung untereinander auszutauschen. Die Preise, zu denen die Währungen gegeneinander ausgetauscht werden, bezeichnet man als Wechselkurse. Notenkurs: Devisenkurs: Der Preis der gehandelten Banknoten und Münzen Der Preis der Devisen (Devisen: ausländische Zahlungsmittel wie Bankguthaben, Wechsel, Schecks) Fester Wechselkurs (Fixing) Beim festen Wechselkurs setzt der Staat die Wechselkurse fest. Diese können sich nur innerhalb einer festgesetzten engen Bandbreite bewegen. Beim Verlassen der Bandbreite wird durch die Zentralbank mit Stützungskäufen oder -verkäufen auf dem Devisenmarkt interveniert. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 41 Gruppenarbeit Gruppe A Arbeitsaufträge –– Lesen Sie die Seiten 27 und 28 in diesem Skript. –– Diskutieren Sie in der Gruppe den Inhalt des Gelesenen. –– Jedes Mitglied der Gruppe muss am Ende der Diskussion folgende Fragestellungen verstanden haben, sodass es den Inhalt anderen Gruppen mitteilen kann: –– Was ist Geld? –– Welche Funktionen hat das Geld? –– Woraus besteht die Geldmenge? –– Wie sieht das (mengenmässige) Verhältnis von Bargeld zu Buchgeld aus? Bei Fragen/Unklarheiten, welche in der Diskussion in der Gruppe nicht gelöst werden können, soll der Dozent gefragt werden. Am Ende dieses ersten Teils der Gruppenarbeit hat jedes Mitglied den Text verstanden und sich – sofern notwendig – dazu Notizen gemacht. Zeit: 20 Minuten M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 42 Gruppe B Arbeitsaufträge –– Lesen Sie die Seiten 29 und 30 in diesem Skript, «Geldschöpfung». –– Diskutieren Sie in der Gruppe den Inhalt des Gelesenen. –– Jedes Mitglied der Gruppe muss am Ende der Diskussion folgende Fragestellungen verstanden haben, sodass es den Inhalt anderen Gruppen mitteilen kann: –– Wie kann die Nationalbank die Geldmenge vergrössern? –– Wie kann die Nationalbank die Geldmenge verkleinern? –– Wie funktioniert die Geldschöpfung der Geschäftsbanken? –– Welchen Einfluss hat der Mindestreservesatz auf die Geldschöpfung der Geschäftsbanken? Bei Fragen/Unklarheiten, welche in der Diskussion in der Gruppe nicht gelöst werden können, soll der Dozent gefragt werden. Am Ende dieses ersten Teils der Gruppenarbeit hat jedes Mitglied den Text verstanden und sich – sofern notwendig – dazu Notizen gemacht. Zeit: 20 Minuten M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 43 Gruppe C Arbeitsaufträge –– Lesen Sie die Seiten 31 bis 34 in diesem Skript, «Der Geldwert – die Kaufkraft des Geldes im Inland» (Binnenwert). –– Diskutieren Sie in der Gruppe den Inhalt des Gelesenen –– Jedes Mitglied der Gruppe muss am Ende der Diskussion folgende Fragestellungen verstanden haben, sodass es den Inhalt anderen Gruppen mitteilen kann: –– Was bedeutet Kaufkraft? –– Wie funktioniert der Landesindex der Konsumentenpreise? –– Was ist der Unterschied zwischen dem Nominal- und dem Reallohn? Bei Fragen/Unklarheiten, welche in der Diskussion in der Gruppe nicht gelöst werden können, soll der Dozent gefragt werden. Am Ende dieses ersten Teils der Gruppenarbeit hat jedes Mitglied den Text verstanden und sich – sofern notwendig – dazu Notizen gemacht. Zeit: 20 Minuten M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 44 Gruppe D Arbeitsaufträge –– Lesen Sie die Seiten 35 bis 38 in diesem Skript, «Störungen im Wirtschaftskreislauf». –– Diskutieren Sie in der Gruppe den Inhalt des Gelesenen. –– Jedes Mitglied der Gruppe muss am Ende der Diskussion folgende Fragestellungen verstanden haben, sodass es den Inhalt anderen Gruppen mitteilen kann: –– Was bedeutet Inflation? –– Was sind die Ursachen der Inflation? –– Was sind die Folgen der Inflation –– Wer ist Gewinner/Verlierer einer Inflation? Bei Fragen/Unklarheiten, welche in der Diskussion in der Gruppe nicht gelöst werden können, soll der Dozent gefragt werden. Am Ende dieses ersten Teils der Gruppenarbeit hat jedes Mitglied den Text verstanden und sich – sofern notwendig – dazu Notizen gemacht. Zeit: 20 Minuten M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 45 Preisentwicklung (Jahresdurchschnitt) Inflation Schweiz – Verbraucherpreisindex (VPI) Grafiken – historische Inflation 1.41.4 12.0 12.0 1.21.2 10.0 10.0 1.01.0 0.8 0.8 0.6 0.6 0.4 0.4 0.2 0.2 03030404050506060707080809091010111112120101 Grafik VPI Schweiz letztes Jahr 8.0 8.0 6.0 6.0 4.0 4.0 2.0 2.0 0.0 0.0 -2.0 -2.0 55555959636367677171757579798383878791919595999903030707 Grafik VPI Schweiz langfristig Quelle: Bundesamt für Statistik, www.statistik.admin.ch (Stand Februar 2011) M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 46 2.6 Konjunktur und Konjunkturpolitik Konjunkturzyklus + Wirtschaftswachstum Boom Abschwung 0 Aufschwung Zeit Rezession Aufschwung – Den aktuellen Stand der Schweizer Konjunktur publiziert das SECO quartalsweise. Hier ein Beispiel (aktuelle Zahlen siehe: www.seco.admin.ch). M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 47 Das Bruttoinlandprodukt im 2. Quartal 2010 Im 2. Quartal 2010 ist das Bruttoinlandprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal real um 0,9% gestiegen. Das BIP-Wachstum wurde vor allem durch die Inlandnachfrage getragen (höhere Investitionstätigkeit); die Antriebskräfte der Ausfuhren haben sich jedoch im Jahresverlauf abgeschwächt. Gegenüber dem 2. Quartal 2009, das den Tiefstpunkt der Rezession markiert hatte, stieg das reale BIP um 3,4%. BIP real – Vorquartalsveränderungsraten in % und Niveaus: 2005: 1 bis 2010:2 (saisonbereinigte reale Werte, verkettet, zu Preisen des Vorjahres, Referenzjahr 2000, ohne Hochrechnung auf Jahresbasis) Mrd. CHF 126 1.5% 124 1% 122 120 0.5% 118 0 1 2 3 2005 4 1 2 3 4 1 2006 2 3 4 1 2007 -0.5% 2 3 2008 4 1 2 3 2009 4 1 2 2010 116 114 112 -1% 110 108 -1.5% Veränderungsraten in % BIP saisonbereinigt Nächste Medienmitteilung: Donnerstag, 2. Dezember 2010, 07:45 Uhr Für jedes Quartal führt das SECO eine Quartalsschätzung des BIP und von dessen Komponenten aus (BIP-QS). Hauptziel der BIP-QS ist es, eine Diagnostik der konjunkturellen Entwicklung der wichtigsten makroökonomischen Aggregate in einer angemessenen Frist und in zuverlässiger Weise vorzuschlagen. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 48 Entwicklung des Bruttoinlandprodukts gemäss Verwendungsansatz (zu Preisen des Vorjahres, verkettete Werte) Quartalswerte (real) Gemäss ESVG95 Veränderung in % gegenüber dem Vorquartal (saisonbereinigte Werte) 3/2008 4/2008 1/2009 2/2009 3/2009 4/2009 1/2010 2/2010 0,2 – 0,4 0,4 0,4 0,5 0,6 0,5 0,0 Private Haushalte und POoE 0,2 – 0,4 0,4 0,4 0,4 0,5 0,7 0,0 Staat 0,5 – 0,4 0,4 0,7 0,6 0,7 – 0,4 – 0,1 – 2,1 – 1,3 – 5,0 1,5 2,1 1,2 – 2,2 2,1 – 4,7 – 2,9 – 8,5 – 0,2 2,5 2,8 – 2,4 2,8 1,7 1,0 – 0,5 3,6 1,6 – 0,8 – 2,0 1,3 Inländische Endnachfrage – 0,3 – 0,6 – 0,8 0,7 0,8 0,7 – 0,1 0,4 Inlandnachfrage – 0,6 1,5 1,7 – 1,9 – 0,6 – 0,3 – 0,1 2,1 Exporte – 1,4 – 7,8 – 5,3 – 1,5 5,4 3,1 3,7 1,7 – 0,7 – 9,8 – 7,0 – 0,9 4,5 2,8 5,3 0,1 Warenexporte ohne Wertsachen – 2,0 – 9,5 – 6,6 – 0,7 3,9 3,6 2,7 0,2 Dienstleistungsexporte – 3,1 – 2,8 – 1,4 – 2,7 7,3 3,7 0,3 5,3 Gesamtnachfrage – 1,0 – 2,2 – 0,9 – 1,7 1,5 1,0 1,3 2,0 Importe – 1,6 – 4,5 – 0,8 – 4,4 3,4 1,5 2,1 4,6 – 2,3 – 6,5 – 1,3 – 5,9 4,3 0,8 4,6 4,0 – 2,2 – 5,8 – 2,1 – 5,9 4,7 0,6 4,4 4,5 1,8 5,0 1,4 1,7 – 0,2 4,3 – 6,9 6,9 – 0,7 – 1,1 – 1,0 – 0,6 0,7 0,7 1,0 0,9 Konsumausgaben Bruttoanlageinvestitionen Ausrüstungen Bau Warenexporte Warenimporte Warenimporte ohne Wertsachen Dienstleistungsimporte Bruttoinlandprodukt M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 49 Langfristige Betrachtung der konjunkturellen Entwicklung: 1981 bis 2005, Quartalszahlen, real Veränderung des BIP, real 6 5 4 3 2 1 0 83 84 85 86 89 88 89 90 91 92 93 94 95 96 7 98 99 00 01 02 03 04 05 –1 –2 –3 –4 Quelle: www.snb.ch M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 50 Fortschreitende Konjunkturerholung – gestiegene Risiken für 2011 Konjunkturtendenzen und Prognosen der Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes – Sommer 2010 Die Expertengruppe hält grundsätzlich am bisherigen Prognoseszenario einer langsam fortschreitenden Erholung der Schweizer Wirtschaft fest. Während die Wachstumsaussichten für 2010 sogar noch leicht besser als bisher eingeschätzt werden (1,8% anstatt 1,4%), wird die BIP-Prognose für 2011 angesichts gestiegener aussenwirtschaftlicher Risiken leicht gesenkt (1,6% anstatt 2,0%). Die Aussichten für den Arbeitsmarkt haben sich weiter aufgehellt, wenngleich der Rückgang der Arbeitslosigkeit langsam verlaufen dürfte. Ausgewählte Prognoseergebnisse zur schweizerischen Wirtschaft Vergleich der Prognosen: Juni 10 und März 10 Veränderung zum Vorjahr in %, Quoten 2010 2011 Juni 10 März 10 Juni 11 März 11 BIP 1,8% 1,4% 1,6% 2,0% Konsumausgaben: Private Haushalte und POoE 1,7% 1,3% 1,5% 1,5% Staat 0,5% 0,8% 1,0% 0,3% Bauinvestitionen 0,0% 0,0% -0,5% -0,5% Ausrüstungsinvestitionen 3,5% 2,0% 2,5% 3,5% Exporte 5,7% 4,5% 4,5% 5,7% Importe 4,6% 3,2% 3,7% 4,2% Beschäftigung (Vollzeitäquivalente) 0,4% 0,1% 0,6% 0,6% Arbeitslosenquote 3,9% 4,3% 3,7% 4,2% Landesindex der Konsumentenpreise 1,1% 0,8% 0,8% 0,7% Quelle: Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes Nächste Pressemitteilung: Dienstag, 21. September 2010 Kontakt: Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, Direktion für Wirtschaftspolitik, Bruno Parnisari, Effingerstrasse 1 CH-3003 Bern, Tel. +41 (0)31 323 16 81 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 51 Konjunkturpolitik Die beiden bekanntesten Bereiche der Konjunkturpolitik sind die Fiskal- und die Geldpolitik. Um die Konjunktur anzukurben heisst dies: Fiskalpolitik Wer macht Sie? Politik (Regierung, Parlament) auf allen Ebenen (Bund, Kantone, Gemeinden) Was wird gemacht? Steuern senken / Ausgaben erhöhen Positive Wirkung? Staatliche Nachfrage erhöht die gesamtwirtschaftliche Nachfrage (Multiplikatorwirkung). Steuersenkung erhöht das verfügbare Einkommen der Haushalte, womit mehr konsumiert werden kann (Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage). Probleme? Problem der Staatsverschuldung kann nur gelöst werden, wenn in der Hochkonjunktur Überschüsse erzielt werden. Zeitliche Verzögerung, bis die Massnahmen getroffen sowie umgesetzt werden und zu wirken beginnen (Lags) M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 52 Geldpolitik Wer macht Sie? Nationalbank Was wird gemacht? Erhöhung der Geldmenge durch Kauf von Wertschriften und Devisen, Senkung der Zinsen (und Erhöhung der Kredite) Positive Wirkung? Erhöhung der Geldmenge sowie Senkung der Zinsen erhöht die Investitionstätigkeit (= Erhöung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage (Multiplikatorwikrung)). Probleme? Gefahr der Inflation Zeitliche Verzögerung, bis die Massnahmen getroffen sowie umgesetzt werden und zu wirken beginnen Daneben gibt es noch die automatischen Stabilisatoren (z.B. Arbeitslosenversicherung): –– Funktionieren wie die Fiskalpolitik (mehr Ausgaben, weniger Einnahmen), haben jedoch viel weniger Verzögerungen (Lags), da keine Entscheidungen mehr gefällt werden müssen. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 53 2.7 Wachstum und Wohlstand Warum ist die Schweiz so reich? Rangliste der reichsten Länder der Welt BIP/Kopf 2009 in US$ (IWF) Land BIP pro Kopf US-Dollar (2009) 1 Luxemburg 104.512 2 Norwegen 79.085 3 Katar 68.872 4 Schweiz 67.560 5 Dänemark 56.115 6 Irland 51.356 7 Niederlande 48.223 8 Vereinigte Arabische Emirate 46.857 9 Vereinigte Staaten 46.381 10 Österreich 45.989 11 Australien 45.587 12 Finnland 44.492 13 Schweden 43.986 14 Belgien 43.533 15 Frankreich 42.747 16 Deutschland 40.875 17 Japan 39.731 18 Kanada 39.669 19 Island 37.977 20 Singapur 37.293 21 Italien 35.435 22 Vereinigtes Königreich 35.334 23 Spanien 31.946 24 Kuwait 31.482 Rang M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 54 BIP (nominal) pro Kopf Der Reichtum eines Landes wird in der Regel mit dem BIP/Kopf angegeben. Kritik an der Grösse «BIP/Kopf» als Indikator für «Reichtum» –– Der Reichtum (=Wohlstand) ist nur ein Bestandteil der gesamten Lebensqualität (=Wohlfahrt). Weiter wären die Gesundheit, die Umweltqualität, die Bildung, das kulturelle Angebot, die politische Beteiligung usw. noch zu berücksichtigen. –– Im BIP wird nicht unterschieden, wie nützlich die darin enthaltenen Güter und Dienstleistungen sind (z.B. Rüstungsausgaben, Atommüll). –– Im BIP sind alle negativen Effekte wie Luft- und Wasserverschmutzung nicht enthalten («Bads» im Gegensatz zu den «Goods»). –– Im BIP sind nur die auf dem Markt gehandelten Güter und Dienstleistungen enthalten, nicht jedoch Hausarbeit, karitative Tätigkeiten sowie Schwarzarbeit. –– Die Kaufkraft ist nicht in jedem Land gleich, d.h. mit 1 US$ kann man in der Schweiz nicht gleich viel kaufen wie z.B. in den USA. Grund: Der Wechselkurs widerspiegelt nicht nur die ökonomische Stärkte eines Landes (BIP), sondern auch politische und psychologische Faktoren. Ausweg: Wechselkurs berechnen, der die effektive Kaufkraft ausdrückt! Dies wird mit dem Kaufkraft-Paritäts-$ gemacht (KKP$). Als Verankerung wurde der US$ genommen, d.h. 1 KKP$ entspricht dem Wert eines US$ in den USA. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 55 Liste der reichsten Länder der Welt, kaufkraftbereinigt BIP/Kopf, kaufkraftbereinigt, Jahr 2009, Quelle: IWF Rang Land BIP (PPP) pro Kopf Int.–$ (2009) 1 Katar 83.841 2 Luxemburg 78.395 3 Norwegen 52.561 4 Singapur 50.523 5 Brunei 49.110 6 Vereinigte Staaten 46.381 7 Schweiz 43.007 8 Hongkong 42.748 9 Niederlande 39.938 10 Irland 39.468 11 Australien 38.911 12 Österreich 38.839 13 Kuwait 38.304 14 Kanada 38.025 15 Island 38.023 16 Vereinigte Arabische Emirate 36.537 17 Schweden 35.965 18 Dänemark 35.757 19 Belgien 35.422 20 Vereinigtes Königreich 34.619 21 Deutschland 34.212 22 Frankreich 33.679 23 Finnland 33.556 24 Japan 32.608 25 Taiwan 31.834 26 Griechenland 29.882 27 Spanien 29.689 28 Italien 29.109 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 56 Exkurs: HDI (Human Development Index) der UNO Rang Rang für 2010 HDI Änderung zum Rang von 2009 Land Index für 2010 Änderung zum Index für 2009 1 Norwegen 0.938 0.001 2 Australien 0.937 0.002 3 (17) Neuseeland 0.907 0.003 4 (9) Vereinigte Staaten 0.902 0.003 Irland 0.895 0.001 5 6 (13) Liechtenstein 0.891 0.002 7 (1) Niederlande 0.890 0.002 8 (4) Kanada 0.888 0.002 9 (2) Schweden 0.885 0.001 10 (12) Deutschland 0.885 0.002 11 (1) Japan 0.884 0.003 12 (14) Südkorea 0.877 0.005 13 (4) Schweiz 0.874 0.002 14 (6) Frankreich 0.872 0.003 15 (12) Israel 0.872 0.001 16 (4) Finnland 0.871 0.002 17 (14) Island 0.869 18 (1) Belgien 0.867 0.002 19 (3) Dänemark 0.866 0.002 20 (5) Spanien 0.863 0.002 21 (3) Hongkong 0.862 0.005 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 57 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge OECD Deutschland Niederlande Belgien Frankreich (1) Luxemburg Vereinigtes K'reich Finnland Schweden Ireland Schweiz Norwegen Dänemark Island Preislevel: Hochpreisinsel Schweiz (OECD = 100) 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 Seite 58 OECD-Mitgliedsländer Preisniveau (OECD = 100) Island 160 Dänemark 148 Norwegen 142 Schweiz 132 Irland 130 Schweden 129 Finnland 124 Vereinigtes Königreich 124 Luxemburg 119 Frankreich (1) 118 Belgien 115 Niederlande 114 Deutschland 113 Australien 113 Austria 112 Italien 112 Kanada 107 Neuseeland 107 Spanien 99 Japan 97 Vereinigte Staaten 95 Griechenland 91 Portugal 91 Korea 76 Türkei (2) 70 Ungarn 69 Tschechische Republik 67 Polen 65 Slowakei 65 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 59 Das langfristige Wachstum in der Schweiz Relative Entwicklung in Bezug auf das reale BIP 400 100 = Volumen BIP real 1960 350 300 250 200 150 Schweiz EU der 15 1998 2000 1996 1994 1992 1990 1988 1986 1984 1982 1980 1976 1978 1974 1972 1970 1968 1966 1964 1962 1960 100 G7 Quelle: OECD Einflussfaktoren im Überblick BIP/Kopf = Erwerbsquote x Anzahl gearbeitete Stunden x Arbeitsproduktivität M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 60 Erwerbsquote Die Erwerbsquote gibt den Anteil Erwerbspersonen in Prozent der Erwerbsbevölkerung an. Dabei gilt jede Person als Erwerbsperson, die in der letzten Woche einer bezahlten Tätigkeit nachging (je nach Definition mind. 1 oder 5 Stunden). Zur Erwerbsbevölkerung zählen alle Personen zwischen 18 und 65 Jahren (oder bis zum offiziellen Pensionsalter). Die Erwerbsquote ist insbesondere von folgenden Grössen abhängig: –– Ausmass der Arbeitslosigkeit –– Ausmass der Frühpensionierungen –– Ausmass der reinen Haushaltsarbeit (positiv ausgedrückt: Anteil der erwerbstätigen Frauen) –– Ausmass der Selbstversorgung 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 15 – 24 Jahre 25 – 54 Jahre 55 – 64 Jahre M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Total 2008 Italien OECD USA Japan Ver. Königreich EU15 Deutschland Niederlande Frankreich Schweiz Dänemark 0% Total 1994 Seite 61 Erwerbsquote 2006 in der OECD Island Schweiz Norwegen Dänemark Schweden Ver. Königr, Niederlande Neuseeland Kanada Ver. Staaten Australien Österreich Japan Finnland Portugal Irland OECD total Tschech. Rep. Deutschland EU15 Luxemburg Korea Frankreich Spanien Mexiko Belgien Griechenland Slowakei Ungarn Italien Polen Türkei 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 Seite 62 Anzahl gearbeitete Stunden Durchschnittlich geleistete Arbeitsstunden pro Erwerbstätige Person, 2006, OECD Korea Tschech. Rep. Polen Griechenland Ungarn Mexiko Neuseeland Ver. Staaten Australien Island Japan Spanien Finnland Kanada Slowakei Portugal Ver. Königr. Ireland Schweiz Italien Schweden Luxemburg Österreich Belgien Frankreich Dänemark Deutschland Norwegen Niederlande 0 550 1000 1500 2000 2500 Durchschnittliche effektiv geleistete Arbeitsstunden pro Erwerbstätige Person. Diese Grösse ist insbesondere von folgenden Faktoren abhängig: –– durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche (Schweiz: 41; D: 38) –– Ausmass der Teilzeitarbeit –– Ausmass der Überstunden –– Anzahl Ferien- und Feiertage –– Anzahl Tage Abwesenheit (Krankheit, Militär usw.) –– Streiks M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 63 Arbeitsproduktivität Arbeitsproduktivität in der OECD, in US$ Norwegen Luxemburg Belgien Frankreich Ireland Ver. Staaten Niederlande Deutschland Dänemark Schweden Ver. Königr. Finnland Österreich Schweiz Spanien Italien Kanada Österreich Island Japan Griechenland Neuseeland Polen Slowakei Ungarn Tschech. Rep. Korea Polen Mexiko Türkei 0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 Durchschnittliches Wachstum der Arbeitsproduktivität in der Schweiz 3 2.5 2 1.5 1 0.5 0 60er Jahre 70er Jahre 80er Jahre 1991 – 1999 Quelle: Christoffel (1995), Weber & Zürcher (2001) M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 64 Quellen des Wachstums Mehr Erwerbstätige Mehr Arbeits- Wirtschaftspolitscher Rahmen stunden Mehr Arbeitsstunden pro Erwerbstätigen Wachstum Mehr Realkapital BIP pro Kopf (Investitionen) Mehr Humankapital Mehr Produktion (Bildung) pro Arbeitsstunde (Arbeitsproduktivität) Mehr Know-how (technischer Fortschritt) M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 65 2.8 Arbeitslosigkeit Entwicklung der registrierten Arbeitslosen von 1990 bis 2008 (Jahresdurchschnitt) 200000 180000 160000 140000 120000 100000 80000 60000 40000 20000 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2001 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 0 Historische Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Schweiz Arbeitslosigkeit 1970 1980 1990 2000 Arbeitslose 104 6255 18133 71987 Anteil Langzeitarbeitslose in % … … 6,6 20,1 Arbeitslosenquote in % 0,0 0,2 0,5 2,0 Männer … 0,2 0,4 1,7 Frauen … 0,3 0,6 2,4 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 66 Arbeitsmarktstatistik SECO Arbeitsmarkt und Arbeitslosenversicherung Arbeitslosigkeit im Juli 2010 Gemäss den Erhebungen des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO waren Ende Juli 2010 142330 Arbeitslose bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) eingeschrieben, 2143 weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank damit von 3,7% im Juni 2010 auf 3,6% im Berichtsmonat. Gegenüber dem Vorjahresmonat verringerte sich die Arbeitslosigkeit um 3034 Personen (-2,1%). Jugendarbeitslosigkeit im Juli 2010 Die Jugendarbeitslosigkeit (15- bis 24-Jährige) erhöhte sich um 1368 Personen (+6,5%) auf 22499. Im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht dies einem Rückgang um 3194 Personen (-12,4%). Stellensuchende im Juli 2010 Insgesamt wurden 205604 Steltensuchende registriert, 3666 weniger als im Vormonat. Gegenüber der Vorjahresperiode stieg diese Zahl damit um 1467 Personen (+0,7%). Gemeldete offene Stellen Im Juli 2010 Die Zahl der bei den RAV gemeldeten offenen Steilen verringerte sich um 216 auf 17426 Stellen. Abgerechnete Kurzarbeit im Mai 2010 Im Mai 2010 waren 20641 Personen von Kurzarbeit betroffen, 4148 Personen weniger (-16,7%) als im Vormonat. Die Anzahl der betroffenen Betriebe verringerte sich um 291 Einheiten (-12,6%) auf 2018. Die ausgefallenen Arbeitsstunden nahmen um 311749 (-25,0%) auf 934403 Stunden ab. In der entsprechenden Vorjahresperiode (Mai 2009) waren 3172223 Ausfallstunden registriert worden, welche sich auf 59914 Personen in 3342 Betrieben verteilt hatten. Aussteuerungen im Mai 2010 Gemäss vorläufigen Angaben der Arbeitslosenversicherungskassen belief sich die Zahl der Personen, welche ihr Recht auf Arbeitslosenentschädigung im Verlauf des Monats Mai 2010 ausgeschöpft hatten, auf 1692 Personen. Neuerscheinung Arbeitslosigkeit in der Schweiz 2009, 128 Seiten, Fr. 17.– Bestell-Nr. 126-0900. Bestellungen unter Tel. 032 713 60 60 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 67 Arbeitslosigkeit in den OECD-Ländern Die Arbeitslosigkeit ist in der Schweiz traditionell tief. Dies zeigen alle internationalen Vergleiche. Frequenz pro Jahr 2007 pro Quartal 2008 2009 Zeit 2009 pro Monat 2010 2009 2010 Q3- Q4- Q1- Sep- Okt- Nov- Dez- Jan- Feb- März- 2009 2009 2010 2009 2009 2009 2009 2010 2010 2010 5,3 5,7 5,8 5,6 5,5 5,2 5,3 5,3 Country Australien 4,4 4,2 5,6 5,8 5,6 Österreich 4,4 3,8 4,8 5,1 4,9 5,1 5,0 4,9 4,8 4,9 5,0 Belgien 7,5 7,0 7,9 8,1 8,2 8,1 8,1 8,2 8,2 8,0 8,0 K anada 6,0 6,1 8,3 8,5 8,4 8,3 8,4 8,4 8,4 8,3 8,2 Tschech. Rep. 5,3 4,4 6,7 7,3 7,4 7,4 7,4 7,4 7,5 7,7 7,9 Dänemark 3,8 3,3 6,0 6,2 7,1 6,5 6,9 7,2 7,3 7,4 7,5 Finnland 6,9 6,4 8,2 8,6 8,8 8,6 8,7 8,8 8,9 8,9 9,0 Frankreich 8,4 7,8 9,5 9,7 10,0 9,8 9,9 10,0 10,0 10,0 10,1 Deutschland 8,4 7,3 7,5 7,6 7,5 7,5 7,5 7,5 7,5 7,5 7,5 Griechenland 8,3 7,7 9,5 9,8 10,2 9,8 10,2 10,2 10,2 Ungarn 7,4 7,8 10,0 10,4 10,6 10,6 10,6 10,6 10,6 11,0 11,0 Island 2,3 3,0 7,2 7,2 7,8 Ireland 4,6 6,4 11,9 12,5 13,0 12,9 13,0 13,1 13,0 13,2 13,2 Italien 6,2 6,8 7,7 7,8 8,2 8,0 8,1 8,1 8,4 8,5 8,5 Japan 3,9 4,0 5,1 5,4 5,2 5,3 5,2 5,3 5,2 4,9 4,9 Korea 3,2 3,2 3,6 3,7 3,6 3,6 3,5 3,6 3,6 4,8 4,4 Luxemburg 4,2 4,9 5,4 5,4 5,5 5,4 5,5 5,5 5,6 5,5 5,5 Mexiko 3,7 4,0 5,5 5,8 5,6 6,0 5,7 5,6 5,4 5,5 5,2 Niederlande 3,2 2,8 3,4 3,7 3,8 3,7 3,8 3,8 3,9 3,9 4,0 Neuseeland 3,7 4,2 6,1 6,5 7,2 Norwegen 2,5 2,5 3,1 3,2 3,3 3,2 3,3 3,3 3,3 3,3 Polen 9,6 7,2 8,2 8,4 8,7 8,5 8,6 8,7 8,7 8,9 9,0 Portugal 8,1 7,8 9,6 10,2 10,1 10,2 10,1 10,1 10,1 10,3 10,3 Slowakei 11,2 9,5 12,0 12,7 14,1 13,3 13,8 14,2 14,2 14,2 14,2 Spanien 8,3 11,4 18,0 18,7 19,0 19,0 19,0 19,0 18,9 18,9 19,0 Schweden 6,1 6,2 8,3 8,6 8,8 8,7 8,8 8,7 9,0 9,1 9,0 Schweiz 3,6 3,5 4,4 4,5 4,6 8,2 8,2 Quelle: OECD M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 68 Ursachen der Arbeitslosigkeit NZZ Arbeitslosigkeit ist keine Lotterie Über die Ursachen sind sich Ökonomen einig – Probleme bereitet die Therapie Von Wolfgang Franz Bei aller Freude an der Kontroverse um Detailfragen sind sich Ökonomen in der Erklärung des Phänomens weitgehend einig. Arbeitslosigkeit ist kein gottgegebener Schicksalsschlag, sondern entsteht aus dem Zusammenspiel von Funktionsstörungen im Arbeitsmarkt und konjunkturellen Schwankungen. Wie der Autor im Folgenden zeigt, sind auch die Therapiemassnahmen, die zu ergreifen wären, grösstenteils bekannt. An was es vielerorts noch mangelt, ist deren Umsetzung; und das nicht zuletzt deshalb, weil ihr oft mächtige Partikularinteressen entgegenstehen. (Red.) Im Jahre 1798 schrieb Thomas Robert Malthus, einer der bedeutenden Klassiker der National­ökonomie, über Arbeitslose: “These are the unhappy persons, who in the great lottery of life, have drawn a blank.“ Wirklich? Ist Arbeits­losig­keit tatsächlich ein (Un-)Glücksspiel? Kann die Anzahl der Nieten verringert werden? Ist es dem Einzelnen möglich, darauf Einfluss zu nehmen? “Europe jobless – America penniless“? In den letzten vierzig Jahren hat sich die Anzahl der Erwerbstätigen in den Vereinigten Staaten in etwa verdoppelt. Davon kann in Europa kaum die Rede sein, im Gegenteil, die letzten Jahre waren in einigen Ländern durch Arbeitsplatzverluste gekennzeichnet. Die Kehrseite der US-Medaille besteht anscheinend in einer höheren Ungleichheit der Einkommenschancen. Obwohl die neuen Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten überwiegend in den oberen Qualifikations- und damit Einkommenssegmenten geschaffen wurden, erlitten viele amerikanische Arbeitnehmer im unteren Qualifikationsbereich reale Einkommenseinbussen, bis hin zum Problem der «Working Poor», also der Beschäftigten, deren Arbeitseinkommen nicht zur Sicherung M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 69 ihres Lebensunterhalts ausreicht. Westeuropa hingegen verfügt über ein gut ausgebautes System der sozialen Sicherung, und die Lohnstruktur hat sich nicht sehr gravierend verändert. Stimmt mithin der Ausspruch “Europe jobless – America penniless“, auf den der Ökonom Paul Krugman die transatlantischen Unterschiede zuzuspitzen versuchte? Zumindest müsste dem nicht so sein. Breiter Konsens – schwierige Umsetzung Mitunter herrscht in der Öffentlichkeit die Vorstellung, dass die Zunft der Nationalökonomen bei der Analyse des Themas Arbeitslosigkeit vor allem durch Konfusion und Kontroversen auffalle. Bei allem Streit um Detailfragen, welcher in der Wissenschaft teilweise aus Profilierungsneurose überpointiert ausgetragen wird, sollte der beträchtliche Konsens nicht übersehen werden. Ökonomen unterscheiden sich weniger darin, welche Ursachen zur Erklärung der Arbeitslosigkeit in Frage kommen, als in der Beurteilung der quantitativen Bedeutung der einzelnen Faktoren für ein bestimmtes Land und einen gegebenen Zeitraum. Schwieriger als Diagnose und Therapieempfehlung ist es allerdings, Wege zur Umsetzung der als sinnvoll erachteten Massnahmen zu finden. Wie sollen beispielsweise die Arbeitsplatzbesitzer – gegebenenfalls vertreten durch ihre Gewerkschaften – oder die Regierung dazu gebracht werden, Lohnzurückhaltung zu üben, um den Arbeitslosen zu besseren Beschäftigungschancen zu verhelfen? Wie sollen Beschäftigte dazu gebracht werden, einer beschäftigungsfördernden Flexibilisierung der Arbeitsmarktordnung zuzustimmen, wenn dadurch ihre eigene Situation unsicherer werden könnte? Mehr noch, eine vielversprechende Therapie kann sich in einer anderen Situation als untauglich erweisen: Lohnzurückhaltung hilft viel, wenn zu hohe Lohnkosten die Ursache der Arbeitslosigkeit darstellen, aber kaum etwas, wenn ein gesamtwirtschaftliches Nachfragedefizit nach Gütern und Dienstleistungen für die Unterbeschäftigung verantwortlich ist. «Quasi-gleichgewichtige» Arbeitslosigkeit Vor dem Hintergrund der höchst umfangreichen Literatur zum Thema bietet sich zum besseren Verständnis eine Unterscheidung in zwei Ursachenkomplexe an: Arbeitslosigkeit kann einerseits bedingt sein durch konjunkturelle Probleme und andererseits hervorgerufen durch Funktionsstörungen auf den Arbeits- und Gütermärkten. Weil sie – zumindest in weiten Teilen Europas und besonders in Deutschland – die derzeit bedeutendere Ursache der Arbeitslosigkeit darstellen, stehen die Funktionsstörungen (welche die sogenannt «strukturelle Arbeitslosigkeit» erzeugen) im Mittelpunkt der folgenden Betrachtung. Alle Funktionsstörungen zusammengenommen verursachen eine «quasi-gleichgewichtige Arbeitslosigkeit»: «gleichgewichM1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 70 tig», weil sie sich ohne Reformen der Organisation des Arbeitsmarkts und seiner Regulierung als ziemlich persistent hoch erweist, «quasi», weil ein solcher Zustand nicht jedermann zufriedenstellt, also zu einem Überdenken diverser wirtschaftlicher Aktivitäten Anlass geben sollte. Zur Erklärung dieser quasi-gleichgewichtigen Arbeitslosigkeit sind drei grössere Gruppen von Funktionsstörungen zu thematisieren. Beschäftigungshemmende Lohnfindung Die erste funktionelle Ursache der Arbeitslosigkeit umfasst alle Aspekte, die mit der Lohnhöhe und -struktur und dem institutionellen Gefüge des Lohnbildungsprozesses zusammenhängen. Zu hohe Lohnkosten – im Vergleich zur Produktivität und besonders zu konkurrierenden Unternehmen auf den Weltmärkten – sind heute häufig ein gravierendes Beschäftigungshemmnis. Vereinte Interessen Eine zurückhaltende Lohnpolitik durchzusetzen ist vor allem deshalb schwierig, weil es häufig sowohl für die Arbeitnehmer wie auch die Unternehmen ökonomisch rational sein kann, Löhne zu vereinbaren, die oberhalb des mit Vollbeschäftigung zu vereinbarenden Niveaus liegen. Denn warum sollen die Arbeitsplatzbesitzer Lohnzurückhaltung üben, solange ihre eigenen Arbeitsplätze einigermassen sicher sind und sie keine Lohndrückerei seitens der Arbeitslosen fürchten müssen? Da in der Regel hohe Einarbeitungskosten anfallen würden und eine Verschlechterung des Betriebsklimas nicht zu vermeiden wäre, müssen sich die Arbeitsplatzbesitzer meist kaum davor fürchten, dass Arbeitgeber in grösserem Umfang Arbeitslose einstellen, nur weil diese bereit sind, zu tieferen Löhnen zu arbeiten. Dazu kommen die sozialen Normen, welche ein solches Verhalten ohnehin brandmarken. Unternehmer sind vielfach durchaus bereit, Lohnzugeständnisse zu machen, selbst wenn damit Arbeitslosigkeit einhergeht. Eine gewisse Arbeitslosigkeit hat für Arbeitgeber den Vorteil, dass sie Bummelanten und Drückeberger disziplinieren hilft. Aus der Sicht der einzelnen Firma senkt sie die Gefahr unerwünschter Abwanderungen qualifizierter Arbeitnehmer zur Konkurrenz. Überdies kann ein Unternehmen, das für seine relativ grosszügigere Gehaltspolitik bekannt ist, aus einer grösseren Anzahl von Bewerbern um freie Arbeitsplätze auswählen. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 71 Arbeitslose ohne Stimme Es liegt nahe, vor diesem Hintergrund dafür zu plädieren, den Arbeitslosen ein grösseres Mitspracherecht bei der Lohnbildung einzuräumen, aber die Bereitschaft der Gewerkschaften dazu erscheint noch sehr steigerungsfähig. Die Bereitschaft zur Lohnzurückhaltung wird zudem geschwächt, wenn die Arbeitnehmer feststellen, dass die in Aussicht gestellten Beschäftigungsgewinne ausbleiben, obwohl sie aus ihrer Perspektive Lohnzurückhaltung geübt haben. Verständlicherweise schauen die Arbeitnehmer auf den Lohn, der ihnen nach Bereinigung um die gestiegenen Lebenshaltungskosten und nach Abzug der Steuern und Abgaben zur Sozialversicherung noch verbleibt. Diesem «Konsumlohn» stehen die realen Lohnkosten des Unternehmens gegenüber, der «Produktlohn», der alle Lohnzusatzkosten erfasst und die Verkaufspreise der hergestellten Produkte zur Grundlage der Preisbereinigung macht. In Deutschland wurde zwischen 1994 und 1998 ein beträchtlicher Keil zwischen Konsum- und Produktlohn in Höhe von rund 10% geschoben: Der Konsumlohn sank absolut um etwa 2%, während der Produktlohn um rund 8% stieg. Das erklärt den Unmut der Arbeitnehmer, da es aus ihrer Sicht trotz Lohnzurückhaltung nicht zu einem Beschäftigungsaufbau kam. Versagt hat die Finanz- und Sozialpolitik. Zu wenig Chancen für Niedrigqualifizierte Arbeitslosigkeit trifft hauptsächlich gering qualifizierte Arbeitnehmer, sei es auf Grund der stärkeren Internationalisierung der Märkte, sei es als Folge eines zunehmenden technischen Fortschritts, der vor allem gering qualifizierte Arbeitskräfte einspart. Zwar muss der Arbeitnehmer in der Schweiz nicht generell fürchten, dass seine Entlohnung auf das in Indien herrschende Niveau herunterkonkurriert wird. Gleichwohl ist dies für den Bereich der Güter, die transportiert werden können («handelbare Güter») und zu deren Herstellung es gering qualifizierter Arbeit bedarf, keine völlig unrealistische Perspektive. Es kommt also darauf an, einerseits die Arbeitnehmer besser zu qualifizieren, damit sie produktivere Tätigkeiten verrichten können, und andererseits mehr Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich nicht handelbarer Güter zu schaffen, also vor allem im Dienstleistungssektor, denn niemand fliegt nach Neu-Delhi, um dort die preisgünstigeren Dienste eines Coiffeurs in Anspruch zu nehmen. Auch hierzulande steigt die Nachfrage nach gering qualifizierten Dienstleistungen, wenn die Lohnkosten dafür fallen. Dies gilt für nettes Servicepersonal in Supermärkten, welches die Ware verpackt und ans Auto bringt, bis hin zu freundlichen Hilfen in den Hotels, von der Übernahme lästiger häuslicher Dienste erst gar nicht zu sprechen. Die mit einer weiteren Spreizung der Löhne im unteren Bereich verbundene Gefahr einer Zunahme der erwähnten «Working Poor» kann M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 72 durch innovative Kompensationsmodelle angegangen werden, etwa indem ohnehin anspruchsberechtigten Empfängern von Arbeitslosen- oder Sozialhilfe das nunmehr niedrigere Arbeitsentgelt bei der gewünschten Aufnahme einer gering qualifizierten Tätigkeit nicht oder nur teilweise auf die Unterstützungszahlungen angerechnet wird. Institutionelles Regelwerk als Jobkiller Beim institutionellen Gefüge ist gerade in Deutschland die grosse Herausforderung die, (wieder) eine hinreichende beschäftigungsfördernde Flexibilität zu sichern. Dies bedeutet nicht, dass unbedingt die Tarifautonomie der Sozialpartner zur Disposition gestellt und die Lohnfindung gänzlich auf die betriebliche Ebene verlagert werden muss. Vielmehr gilt es, die Tarifverträge mit Hilfe von wirksamen Öffnungsklauseln so zu flexibilisieren, dass in Unternehmen erforderlichenfalls vom Tarifvertrag auch zuungunsten der Beschäftigten abgewichen werden kann, wenn darüber mehrheitlicher Konsens besteht. In diesem Zusammenhang versprechen Gewinnbeteiligungsmodelle ein konstruktiveres Verhandlungsklima, weil Arbeitnehmer, die zu Recht oder zu Unrecht fürchten, über den Tisch gezogen zu werden, am (unerwartet) besseren Unternehmenserfolg, so er denn eintritt, beteiligt sind und nicht fürchten müssen, leer auszugehen. Falsche Anreize Die zweite Gruppe von beschäftigungshemmenden Funktionsstörungen betrifft die Anreizwirkung des institutionellen Regelwerks insgesamt. Dazu gehört das System der Arbeitslosenversicherung ebenso wie Regeln des Kündigungsschutzes, um nur zwei Beispiele zu nennen. Empirische Untersuchungen warnen vor einer Überschätzung einer «Arbeitslosengeld-induzierten Arbeitslosigkeit» und lasten den verbliebenen Effekt am ehesten einer zu langen Dauer der Unterstützungszahlungen an. Da Arbeitsunwilligkeit sich am deutlichsten bei der Ablehnung eines zumutbaren Arbeitsplatzangebots entlarvt, ist hier anzusetzen und sind Arbeitslose möglichst nachdrücklich zu Such- und Qualifikationsaktivitäten anzuhalten. Auch beim Kündigungsschutz geht es nicht darum, den Arbeitnehmer schutzlos etwaigen Willkürmassnahmen auszusetzen, sondern dafür Sorge zu tragen, dass die Vorschriften nicht ausschliesslich die Arbeitsplatzbesitzer schützen. Eine Sozialklausel mag zwar beschäftigte ältere Arbeitnehmer vor Entlassung bewahren, verringert aber gleichzeitig die Einstellungschancen älterer Arbeitsloser, weil diesen später kaum wieder gekündigt werden kann. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 73 Mangelnde Übereinstimmung der Profile Eine dritte Gruppe von Funktionsstörungen im Arbeitsmarkt, die Arbeitslosigkeit verursacht, bezieht sich darauf, dass die Profile von Arbeitslosen und freien Arbeitsplätzen nicht übereinstimmen. Ein Unternehmen in Bern, welches händeringend einen Spezialisten für computergestützte Werkzeugmaschinen sucht, und ein arbeitsloser Bauhilfsarbeiter kommen nicht zusammen, oder der gesuchte Spezialist mag nicht von Chur nach Bern umsiedeln. Die daraus entstehende «Mismatch-Arbeitslosigkeit» kann beträchtlich sein. Umschulungen und Mobilitätshilfen mögen diese reduzieren helfen. Gefährliche Verstärkungswirkung konjunktureller Störungen Konjunkturschwankungen verursachen Abweichungen der tatsächlichen Arbeitslosigkeit von ihrem quasi-gleichgewichtigen Wert. Einer ausschliesslich konjunkturbedingten Unterbeschäftigung ist mit Lohnzurückhaltung nicht beizukommen. Dies zeigt die in den letzten beiden Jahrzehnten entwickelte «Ungleichgewichtsökonomik»: Die Unternehmen stellen Absatzeinbussen fest und entlassen deshalb Beschäftigte. Die dadurch arbeitslos Gewordenen schränken ihren Konsum ein, womit sich die Unternehmen mit erneuten Absatzverlusten konfrontiert sehen, und so weiter, bis der Prozess zum Stillstand kommt, möglicherweise bei erheblicher Unterbeschäftigung, wie etwa zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise. Dieser gefährlichen Spirale muss durch eine Stabilisierungspolitik entgegengesteuert werden. Ein keynesianisch orientiertes Nachfragemanagement hat genau das zum Ziel: Der Staat wirkt in rezessiven Konjunkturphasen dem Nachfragedefizit entgegen, indem er mehr ausgibt. Dabei macht er Schulden, die er in der Hochkonjunktur dank zurückhaltender Nachfrage und entsprechenden Haushaltsüberschüssen zurückzahlen kann. Schwierige Umsetzung – teures Zuwarten Die konsequente Umsetzung einer keynesianischen Politik-Konzeption ist äusserst schwierig. Budgetüberschüsse zu erzielen fällt den Politikern erfahrungsgemäss ungleich schwerer als Schulden zu machen. Abgesehen davon kann bei der heutigen internationalen wirtschaftlichen Verflechtung ein Land alleine keine erfolgreiche Stabilisierungspolitik mehr betreiben. «Deficit spending» muss dem – derzeit nicht absehbaren – Fall einer international auftretenden schweren konjunkturellen Störung vorbehalten bleiben. Arbeitslosigkeit tatenlos hinzunehmen kann allerdings schnell gefährlich werden, weil sich aus der ursprünglich konjunkturellen Unterbeschäftigung leicht eine persistente Arbeitslosigkeit entwickelt. Konjunktur und Funktionsstörungen stehen oft miteinander in Zusammenhang. Ein wichtiges Verbindungsglied ist das «HysteresePhänomen», welches in seiner Essenz sagt: Arbeitslosigkeit erzeugt Arbeitslosigkeit. Wenn sich beispielsweise ein derzeit Beschäftigter M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 74 und ein Arbeitsloser bei sonst völlig identischen Qualifikationen um eine ausgeschriebene Stelle bewerben, erhält meist der Beschäftigte den Zuschlag. Der Arbeitslose wird allmählich stigmatisiert. Wirtschaftspolitisch folgt daraus: So kostspielig die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit auch sein mag, der Kampf wird umso teurer, je länger damit gewartet wird. Die Rezepte sind vorhanden Alles in allem sind sich Ökonomen heute einig, dass sich Thomas Robert Malthus in seiner eingangs zitierten Auffassung irrte. Arbeitslosigkeit ist keine Lotterie, und die Anzahl der Nieten kann erheblich verringert werden; wenn auch nie ganz auf Null. Jeder einzelne Arbeitnehmer kann sein individuelles Arbeitslosigkeitsrisiko durch ständige Weiterqualifikation vermindern. Die Tarifvertragsparteien können mit Hilfe einer beschäftigungsfreundlichen Lohnpolitik im Hinblick auf die Höhe und die Struktur der Arbeitsentgelte beträchtlich zum Beschäftigungsaufbau beitragen. Der Staat kann ein Übriges tun und ein beschäftigungsfreundliches institutionelles Regelwerk schaffen, indem er den Keil zwischen Produkt- und Konsumlohn möglichst klein hält und – wenn es die Situation einmal erfordern sollte – eine angemessene Stabilisierungspolitik betreibt. Gruppen-Auftrag: –– Welche Ursachen für die Arbeitslosigkeit werden in diesem Text genannt? –– Nennen Sie zu jeder Ursache entsprechende Massnahmen, wie die Arbeitslosigkeit bekämpft werden könnte. –– Sehen Sie weitere Ursachen der Arbeitslosigkeit? –– Glauben Sie persönlich, dass der Gesellschaft die Arbeit ausgeht? Dass der technologische Fortschritt per Saldo Arbeitsstellen vernichtet? M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 75 Zusammenfassung: Erklärungsversuche – Ursachen und Heilmittel für die Arbeitslosigkeit Ursachen der Arbeitslosigkeit Massnahmen gegen die Arbeitslosigkeit M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Bemerkung/Bewertung Seite 76 Strukturwandel und Arbeitslosigkeit Total Beschäftigte Teilzeitbeschäftigte Vollzeitäquivalente1 Veränderung der Beschäftigtenzahl 1995 bis 2005 Total Arbeitsstätten Total 372549 3698734 2584358 1114376 3123186 -0,1% 4,2% 76927 996970 877884 119086 937895 -6,4% -9,9% 395 4771 4340 431 4554 -20,8% -21,8% 2583 60416 49073 11343 54731 -22,3% -4,1% 1014 Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden 15 Herstellung von Nahrungs- und Genussmitteln Vollzeitbeschäftigte Wirtschaftszweig 2. Sektor 1 Veränderung der Arbeitsstätten 1995 bis 2005 T2 Arbeitsstätten und Beschäftigte nach Branchen, 2005 16 Tabakverarbeitung 14 2710 2321 389 2477 -36,4% -14,9% 17 Herstellung von Textilien 625 11233 9018 2215 10184 -38,7% -45,6% 18 Herstellung von Bekleidung 789 5087 3767 1320 4406 -33,7% -55,6% 19 Herstellung von Leder 212 2034 1633 401 1835 -42,5% -53,6% 20 Herstellung von Holzwaren (ohne Möbel) 6328 37135 32861 4274 34885 -9,1% -15,1% 21 Herstellung von Papier und Pappe 22 Herstellung von Verlags- und Druckerzeugnissen, Vervielfältigung 23 Kokerei und Mineralölverarbeitung 10 752 680 24 Herstellung von chemischen Erzeugnissen 967 66867 59358 25 Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren 833 24676 21826 26 Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden 1416 17897 16027 27 Metallerzeugung 280 14513 13733 28 Herstellung von Metallerzeugnissen 7686 83406 73309 29 Maschinenbau 3662 99243 90094 30 Herstellung von Büromaschinen sowie Datenverarbeitungsgeräten und -einrichtungen 136 1937 31 Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung, -verteilung u, Ä, 1075 32 Herstellung von Geräten der Radio-, Fernseh- und Nachrichtentechnik 33 Elektronik und Präzisionsmechanik 34 Herstellung von Automobilen und Automobilteilen 35 Sonstiger Fahrzeugbau 36 Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten, Sportgeräten, Spielwaren und sonstigen Erzeugnissen 235 12767 11494 1273 12170 -16,4% -20,8% 4123 47061 33837 13224 40536 -15,8% -23,3% 72 721 -60,0% -29,8% 7509 63595 4,7% -0,5% 2850 23310 -9,4% 4,1% 1870 16959 -13,7% -17,7% 780 14162 -19,1% -13,5% 10097 78419 -0,8% -8,0% 9149 94921 -11,4% -12,3% 1694 243 1825 -28,8% -46,3% 34061 30216 3845 32324 -21,3% -28,3% 672 21111 18463 2648 19919 -9,4% 19,5% 3352 79445 69799 9646 75170 0,1% 20,6% 184 4456 4102 354 4284 -22,4% -4,2% 448 12965 12117 848 12579 11,7% 48,6% 3448 24309 20183 4126 22272 -18,2% -22,4% 55,6% 37 Rückgewinnung 310 3781 3224 557 3527 -5,8% 40 Energieversorgung 689 23646 21205 2441 22468 -22,9% 0,0% 41 Wasserversorgung 249 1666 1324 342 1483 -43,7% -19,0% 45 Baugewerbe 36206 299025 272186 26839 284178 1,4% -10,7% Bei der Aggregation von Vollzeitäquivalenten können für die Zwischenaggregate Rundungsdifferenzen entstehen. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 77 1 Veränderung der Beschäftigtenzahl 1995 bis 2005 Vollzeitbeschäftigte Veränderung der Arbeitsstätten 1995 bis 2005 Total Beschäftigte 295622 2701764 1706474 995290 2185295 1,7% 10,6% 15429 89024 74231 14793 81040 4,5% 9,9% Vollzeitäquivalente1 Total Arbeitsstätten 3. Sektor Teilzeitbeschäftigte Wirtschaftszweig 50 Automobilhandel, Instandhaltung und Reparatur von Automobilen 51 Grosshandel 20921 187219 150786 36433 168491 -4,1% -0,7% 52 Detailhandel 48080 309225 184084 125141 241991 -13,9% -9,8% 55 Beherbergungs- und Gaststätten 28004 220801 145936 74865 177096 2,5% -5,1% 60 Landverkehr, Transport in Rohrfernleitungen 8289 95440 78927 16513 86538 -4,2% 3,1% 61 Schifffahrt 112 2658 2285 373 2455 -21,7% -3,6% 62 Luftfahrt 226 8896 6350 2546 7342 -24,7% -51,0% 63 Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr, Verkehrsvermittlung 4211 60689 46913 13776 53327 -1,6% 32,7% 64 Nachrichtenübermittlung 5734 81053 50559 30494 63607 19,4% -20,6% 65 Kreditinstitute 4442 119587 99507 20080 109974 -6,5% -3,7% 66 Versicherungen 2226 54340 44201 10139 49572 -39,0% 0,6% 67 Mit den Kreditinstituten und Versicherungen verbundene Tätigkeiten 4608 25565 19564 6001 22276 99,8% 127,6% 4930 25875 17254 8621 21063 35,0% 49,6% 923 4581 3081 1500 3714 -0,6% 24,8% 11072 63483 52112 11371 57483 88,7% 98,8% 70 Immobilienwesen 71 Vermietung beweglicher Sachen 72 IT-Tätigkeiten 73 Forschung und Entwicklung 74 Unternehmensbezogene Dienstleistungen 75 Öffentliche Verwaltung 80 Erziehung und Unterricht 85 Gesundheits- und Sozialwesen 90 Abwasser- und Abfallbeseitigung sowie sonstige Entsorgung 91 Interessenvertretungen sowie kirchliche und sonstige Vereinigungen 92 Kultur, Sport und Unterhaltung 93 Persönliche Dienstleistungen 635 16365 12603 3762 14553 58,0% 65,5% 58752 340125 214748 125377 265902 16,3% 30,9% 8687 161402 118359 43043 141539 -12,7% 18,7% 15019 239990 97786 142204 168951 -5,8% 18,8% 25407 439657 195685 243972 327137 2,7% 26,0% 2008 17910 15810 2100 16827 -6,3% 12,7% 5688 43785 20387 23398 31353 -11,5% 19,2% 6636 51222 27998 23224 38486 -1,5% 24,0% 13583 42872 27308 15564 34578 -7,4% -0,2% Bei der Aggregation von Vollzeitäquivalenten können für die Zwischenaggregate Rundungsdifferenzen entstehen. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 78 Marktwirtschaftliche Unternehmen nach Wirtschaftsabteilungen und Grössenklasse, 2008 Wirtschaftabteilungen (NOGA 2008) Anzahl Unternehmen mit … Vollzeitäquivalenten 1–9 Total Sektor 2 10 – 49 Total 50 – 249 Total 1 – 249 > 249 Unternehmen Beschäftigte 2 1 272346 33183 6178 311707 1154 312861 3494071 57649 12290 2640 72579 485 73064 1063231 133 97 16 246 - 246 4426 5-9 Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 10-12 Herstellung von Nahrungsmitteln und Tabakerzeugnissen 1648 361 140 2149 47 2196 66524 13-15 Herstellung von Textilien und Bekleidung 1407 178 58 1643 5 1648 18284 16-18 Herstellung von Holzwaren, Papier und Druckerzeugnissen 7585 1281 170 9036 30 9066 80474 19-20 Kokerei, Mineralölverarbeitung und Herstellung von chemischen Erzeugnissen 370 161 83 614 28 642 36420 21 Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen 91 53 38 182 24 206 35248 22-23 Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren 1337 441 164 1942 25 1967 44744 24-25 Herstellung von Metallerzeugnissen 5627 1516 333 7476 43 7519 109264 26 Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten und Uhren 1318 537 283 2138 74 2212 115594 27 Herstellung von elektrischen Ausrüstungen 531 203 64 798 35 833 42094 1355 641 306 2302 68 2370 95504 290 76 23 389 13 402 15200 5206 576 117 5899 20 5919 52023 28 Maschinenbau 29-30 Fahrzeugbau 31-33 Sonstige Herstellung von Waren sowie Reparatur und Installation 35 Energieversorgung 160 169 68 397 17 414 24436 36-39 Wasserversorgung, Beseitigung von Umweltverschmutzungen 626 242 33 901 2 903 12409 41-42 Hoch- und Tiefbau 3453 1367 424 5244 33 5277 103325 43 Sonstiges Ausbaugewerbe 26512 4391 320 31223 21 31244 207262 1) Klein- und Mittelunternehmen 2) Inkl. Teilzeitbeschäftigte M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 79 Wirtschaftabteilungen (NOGA 2008) Sektor 3 Anzahl Unternehmen mit … Vollzeitäquivalenten Total 1–9 10 – 49 50 – 249 Total1 1 – 249 > 249 Unternehmen Beschäftigte 2 214697 20893 3538 239128 669 239797 2430840 45 Handel und Reparatur von Motorfahrzeugen 12346 1187 100 13633 14 13647 82383 46 Grosshandel 16711 2553 515 19779 66 19845 202499 47 Detailhandel 31776 2598 279 34653 78 34731 369335 49 Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen 5847 880 170 6897 21 6918 98580 50-51 Schifffahrt und Luftfahrt 166 67 20 253 4 257 12343 52 Lagerei sowie Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für den Verkehr 827 234 76 1137 28 1165 42316 59997 53 Post-, Kurier- und Expressdienste 55 Beherbergung 372 39 11 422 8 430 3161 1402 223 4786 13 4799 56 Gastronomie 76770 19018 1663 101 20782 18 20800 149731 58-60 Verlagswesen, audiovisuelle Medien und Rundfunk 2273 274 46 2593 10 2603 30712 61 Telekommunikation 193 51 17 261 9 270 24657 62-63 Informationstechnologische und Informationsdienstleistungen 10101 918 160 11179 23 11202 70488 64 Erbringung von Finanzdienstleistungen 873 517 120 1510 69 1579 131261 65 Versicherungen 241 129 39 409 30 439 56398 66 Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten 5074 609 78 5761 5 5766 38417 68 Grundstücks- und Wohnungswesen 4574 296 31 4901 7 4908 28026 69 Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung 11695 669 43 12407 6 12413 62692 70 Unternehmensverwaltung und -führung, Unternehmensberatung 10379 454 85 10918 16 10934 51249 71 Architektur- und Ingenieurbüro 16526 1485 126 18137 11 18148 93688 72 Forschung und Entwicklung 550 97 36 683 9 692 14088 73-75 Sonstige freiberufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten 10249 411 51 10711 10 10721 46971 77, 79-82 Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen 9820 1142 208 11170 29 11199 140016 78 Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften 1602 164 28 1794 2 1796 11709 85 Erziehung und Unterricht 86 Gesundheitswesen 87 4443 609 145 5197 12 5209 62496 15730 658 164 16552 131 16683 263472 Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime) 297 704 518 1519 24 1543 107879 88 Sozialwesen (ohne Heime) 988 342 22 1352 1 1353 17312 90-93 Kunst, Unterhaltung und Erholung 3874 327 62 4263 10 4273 32758 94-96 Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 14991 414 64 15469 5 15474 52597 1) Klein- und Mittelunternehmen 2) i nkl. Teilzeitbeschäftigte M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 80 Veränderung Anz. Vollzeitäquivalente 2005 bis 2008 in % Veränderung Beschäftigtenzahl 2005 bis 2008 in % Total 3903839 4193044 7,4 3261197 3511326 7,7 01-03 1. Sektor 188679 175938 -6,8 122619 114319 -6,8 01-03 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 188679 175938 -6,8 122619 114319 -6,8 05-43 2. Sektor 983858 1061330 7,9 927517 1000901 7,9 05-09 Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden 4510 4832 7,1 4305 4600 6,9 10-12 Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln, Getränke 63046 65420 3,8 57196 59502 4,0 -2,6 Total Vollzeitäquivalente 2008 01-96 Total Vollzeitäquivalente 2005 Wirtschaftszweig Total Beschäftigte 2008 NOGA-Abteilung Total Beschäftigte 2005 T5 Veränderung der Beschäftigten nach Wirtschaftszweig, 2005 und 2008 13-15 Textil-, bekleidungs- und lederverarbeitende Industrie 18548 18081 -2,5 16589 16154 16 Herstellung von Holzwaren (ohne Möbel) 37221 39103 5,1 34945 36640 4,9 17-18 Papier- und Druckindustrie 43745 41453 -5,2 39497 37464 -5,1 19-21 Chemische, pharmazeutische und Raffinerieindustrie 66726 71027 6,4 63485 67488 6,3 22-23 Herstellung von Keramik-, Gummi-, Kunststoff- und Glaswaren 42924 44317 3,2 40596 42003 3,5 24-25 Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallerzeugnisse 26-27 Herst. von Datenverarbeitungsferäten, Uhren, Elektronik, Präzisionsmechanik 28 29-30 98654 108271 9,8 93215 102302 9,7 122224 150554 23,2 116175 143308 23,4 Maschinenbau 89558 95081 6,2 85797 91003 6,1 Fahrzeugbau 12209 15008 22,9 11825 14572 23,2 31-32 Herstellung von Möbeln und sonstigen Waren 33746 37071 9,9 31145 34198 9,8 33 Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen 16310 17959 10,1 15241 16727 9,8 35-39 Energie- und Wasserversorgung, Abwasserund Abfallentsorgung 36350 37939 4,4 34047 35460 4,2 41-43 Baugewerbe 298177 315214 5,7 283459 299480 5,7 45-96 3. Sektor 2731302 2955776 8,2 2211061 2396106 8,4 45 Handel mit Motorfahrzeugen, Instandhaltung, Reparatur 81280 83287 2,5 75733 77517 2,4 46 Grosshandel 191306 205913 7,6 172356 185278 7,5 47 Detailhandel 318405 332530 4,4 248556 259552 4,4 49-53 Verkehr und Lagerei, Post- und Kurierdienst 206532 216627 4,9 175619 185601 5,7 55-56 Gastgewerbe 221842 233910 5,4 177968 186952 5,0 58-61 Verlagswesen, Kommunikation und Telekommunikation 55176 54103 -1,9 47148 46561 -1,2 62-63 Informationstechnologie und -dienstleistungen 62817 72133 14,8 56706 65178 14,9 207176 228959 10,5 188610 208346 10,5 22038 29011 31,6 18029 22386 24,2 258737 294391 13,8 221435 251191 13,4 21,9 64-66 Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 68 Immobilienwesen 69-74 Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen 77-82 Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen 142250 168948 18,8 98038 119519 84 Öffentliche Verwaltung, Sozialversicherungen 152095 158217 4,0 134003 138346 3,2 85 Erziehung und Unterricht 243359 253698 4,2 171547 179946 4,9 75, 86-88 Gesundheits- und Sozialwesen 439506 483342 10,0 326734 364003 11,4 90-93 Kunst, Unterhaltung, Erholung 41523 46750 12,6 29997 33246 10,8 94-96 Sonstige Dienstleistungen 87260 93957 7,7 68582 72484 5,7 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 81 Löhne Monatlicher Bruttolohn (Zentralwert) nach Wirtschaftszweigen, Anforderungsniveau des Arbeitsplatzes und Geschlecht Privater Sektor TA 1 Wirtschaftszweige Anforderungsniveau Frauen Männer Total Frauen Männer 4997 6198 7455 6456 7942 5560 5095 5789 4422 4116 4806 4286 3598 4487 5111 4333 5262 4533 3807 4667 3134 2711 3429 02 Forstwirtschaft 4815 4279 4822 4864 * 4865 4853 * 4857 4365 * 4403 10-45 SEKTOR 2 PRODUKTION 5925 5063 6100 7254 6618 7363 5793 5393 5858 4834 4203 5137 10-14 Bergbau, Gewinnung von Steinen/Erden 5823 5659 5838 6568 5932 6651 5783 5835 5778 5396 5200 5417 1537 Verarbeitendes Gewerbe, Industrie 6027 4996 6341 7647 6822 7802 5908 5416 6031 4705 4189 5116 15 Herst. v. Nahrungsmitteln u. Getränken 5273 4516 5656 6861 5946 7166 5385 4754 5644 4309 3917 4685 16 Tabakverarbeitung 7730 5972 8372 12272 11401 12740 8186 7670 8324 5228 4458 5729 17 Textilgewerbe 5026 4173 5680 6449 5608 6955 5200 4436 5720 4219 3770 4856 18 Herst. v. Bekleidung u. Pelzwaren 4649 4248 5647 6313 5323 7530 4480 4235 5323 4189 3886 5058 19 Herst. v. Lederwaren u. Schuhen 4259 3812 5038 6283 5205 7718 5200 4763 5556 3657 3539 4091 20 Be- u. Verarbeitung von Holz 5482 4986 5511 5892 5648 5929 5417 5073 5429 4730 4032 4806 21 Papier- u. Kartongewerbe 5937 4606 6192 7522 6082 7807 5973 5261 6114 5073 4014 5525 22 Verlag, Druck, Vervielfältigung 6444 5521 6880 7583 6600 7992 6318 5742 6608 4949 4333 5514 23,24 Kokerei, chemische Indsturie 7774 7094 8087 10590 9637 10999 7321 6825 7568 5588 4626 5980 25 Herst. v. Gummi- u. Kunststoffwaren 5506 4520 5824 7103 6067 7327 5720 5242 5830 4615 4050 5004 26 Herst. v. sonstigen Produkten aus nichtmet. Mineralien 5778 5195 5833 7361 6275 7486 5707 5452 5746 5080 4509 5169 27,28 Metallbe- u. -verarbeitung 5616 4720 5783 6807 6047 6909 5608 5027 5695 4717 4198 4949 29,34 Maschinen- u. Fahrzeugbau 6366 5196 6553 7569 6595 7681 6006 5443 6088 4824 4089 5161 30-32 Herst. v. el. Geräten u. Einrichtungen, Feinmechanik 6533 4735 7116 8440 7017 8616 6043 5417 6229 4442 4185 5055 33 Herst. v. med. u. opt. Geräten, Präzisionsinstr. u. Uhren 6020 4896 6835 8108 6917 8375 6056 5413 6400 4724 4388 5450 36,37 Sonstiges verarbeitendes Gewerbe 5436 4559 5660 6535 5902 6662 5418 5038 5507 4333 3698 4721 40,41 Energie- u. Wasserversorgung 7529 6400 7697 8773 7835 8913 6707 5928 6845 6131 5325 6343 45 Baugewerbe 5695 5380 5713 6336 5796 6381 5581 5143 5602 5131 4550 5150 Total 5777 Gartenbau Frauen Total 01 Total Total 4 Männer 3 Frauen 1+2 Männer Total 35 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 82 TA 1 Wirtschaftszweige Anforderungsniveau Total Frauen Männer Total Frauen Männer 7629 4 Männer 6421 3 Frauen 4988 Total Frauen 5674 1+2 Männer Total Total 6431 8646 5364 5023 5714 4224 4089 4444 50-93 SEKTOR 3 DIENSTLEISTUNGEN 50-52 Handel, Reparatur 5017 4395 5728 6785 5610 50 Handel, Reparatur Automobile 5200 4448 5381 6036 51 Grosshandel, Handelsvermittlung 6311 5623 6744 8333 52 Detailhandel u. Reparatur 4471 4235 5163 55 Gastgewerbe 4000 3856 4195 60-64 Verkehr, Nachrichtenübermittlung 5663 5300 60 Landverkehr/Rohrfernleitung 5200 61 Schifffahrt 62 Luftfahrt 63 7531 4875 4436 5366 4210 4045 4569 5009 6190 5103 6869 9032 5891 4724 5177 4156 3813 4329 5571 6066 4643 4267 4851 5831 5075 6628 4813 4516 5159 4459 4256 4983 4123 4031 4436 4113 3986 4286 3683 3647 5825 7230 5921 3729 7734 5652 5400 5754 4815 4792 4827 4888 5251 5867 5384 5984 5291 5069 5330 4616 4335 4674 6144 5608 6381 5768 4859 6883 7246 6579 7581 5899 5373 6182 5000 * 4822 7845 5697 8594 4897 4601 5310 4883 4565 Hilfs- u. Nebentätigkeiten f. den Verkehr, Reisebüros 5549 5088 5100 5866 7255 5910 8015 5372 5068 5552 4670 4487 4828 64 Nachrichtenübermittlung 7527 65-67 Mit Kredit- u. Versicherungsgew. verb. Tätigkeiten 8650 6254 8378 11457 9755 11604 7759 6950 8171 5366 5398 5330 6793 10294 11301 8968 12221 6905 6291 7800 6062 5825 6602 65 Kreditgewerbe 66 Versicherungsgewerbe 9127 7143 10714 12222 9881 13150 7064 6434 7810 6519 6250 6908 7768 6362 9385 9733 7809 10558 6598 6065 7796 5523 5417 67 5982 Mit Kredit- u. Versicherungew. verb. Tätigkeiten 8750 6750 10685 10983 8088 12285 6865 6313 7809 5667 5647 5707 70-74 Informatik, F. u. E., Dienstl. f. Unternehmen 6784 5796 7548 8408 7035 9015 5991 5673 6250 4334 4030 4591 70,71 Immobilienwesen, Vermietung bewegl. Sachen 6111 5714 6516 7500 6792 8000 5778 5641 5961 4591 4500 4690 72,74 Informatikdienste, Dienstl. f. Unternehmen 6814 5744 7583 8443 7000 9033 5988 5636 6262 4322 3952 4574 73 Forschung u. Entwicklung 8095 7236 8905 9547 8333 10480 6763 6582 6920 5494 5055 6046 80 Unterrichtswesen 7137 6571 7992 8162 7495 8933 6430 6208 6829 4368 4299 4540 85 Gesundheits- u. Sozialwesen 5822 5588 6686 6810 6486 7704 5674 5539 6230 4561 4547 4662 90-93 Sonstige öffentl. u. pers. Dienstleistungen 5719 4922 6515 7231 6307 8068 5379 4825 5956 4000 3815 4291 90 Abfallbeseitigung, sonstige Entsorgung 5464 5542 5453 6511 6293 6544 5500 5424 5513 4597 4798 4588 91 Interessenvertretungen, Vereinigungen 6900 6495 7521 7835 7357 8297 6286 6156 6560 4983 4859 5322 92 Unterhaltung, Kultur, Sport 6343 5775 6801 8067 7098 8634 6049 5773 6272 4232 4260 4185 93 Persönliche Dienstleistungen 3683 3550 4400 4153 3942 5270 3584 3465 4267 3487 3465 3774 Standardisierter Monatslohn: Anforderungsniveau des Arbeitsplatzes: Zentralwert (Median): Lohnkomponenten: Zeichenerklärung: Vollzeitäquivalent basierend auf 4 1/3 Wochen à 40 Arbeitsstunden 1 = Verrichtung höchst anspruchsvoller und schwierigster Arbeiten 2 = Verrichtung selbstständiger und qualifizierter Arbeiten 3 = Berufs- und Fachkenntnisse vorausgesetzt 4 = einfache und repetitive Tätigkeiten Für die eine Hälfte der Arbeitsstellen liegt der standardisierte Lohn über, für die andere Hälfte dagegen unter dem ausgewiesenene Zentralwert (Median). Bruttolohn im Monat Oktober (inkl. Arbeitnehmerbeiträge an die Sozialversicherung, Naturalleistungen sowie regelmässig ausbezahlter Prämien-, Umsatz- oder Provisionsanteile), Entschädigung für Schicht-, Nacht- und Sonntagsarbeit, 1/12 vom 13. Monatslohn und 1/12 von den jährlichen Sonderzahlungen. Nicht berücksichtigt werden die Familienzulagen und die Kinderzulagen. « - » keine Daten vorhanden, « * » zu wenig Daten, « () » Zahlenwert statistisch relativ unsicher M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 83 Standardisierter monatlicher Bruttolohn nach Alter und Geschlecht Privater und öffentlicher Sektor (Bund) zusammen, Schweiz 2002 Zentralwert, in Franken 7000 6550 6335 6000 5892 4651 5031 5000 4870 4651 4000 4946 4160 3000 2000 1000 0 20 – 29 Jahre Frauen 30 – 39 Jahre 40 – 49 Jahre 50 – 63/65 Jahre Männer M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 84 Häufigkeitsverteilung (monatlicher Nettolohn), Voll- und Teilzeitbeschäftigte nach Lohnhöhenklassen und Geschlecht Privater Sektor und öffentlicher Sektor (Bund) zusammen, Schweiz 2004 TB1 Beschäftigungsgrad Lohnhöhenklassen Total In Franken Total Vollzeit (> = 90%) Frauen Kumul. In % In % Männer Kumul. In % In % Total Teilzeit (< 90%) Frauen Männer In % In % Total Frauen Männer In % In % Kumul. In % In % In % In % 0 – 1000 6,5 6,5 12,0 12,0 2,6 2,6 * * * 22,2 21,9 23,4 1001 – 2000 7,1 13,7 13,8 25,8 2,3 4,9 0,1 0,4 0,0 23,8 25,0 19,6 2001 – 3000 9,1 22,8 16,9 42,8 3,3 8,3 3,0 7,1 1,4 23,6 25,0 18,3 3001 – 4000 17,0 39,9 23,2 66,0 12,5 20,8 17,9 33,6 12,1 14,7 14,5 15,4 4001 – 5000 21,2 61,1 15,6 81,7 25,3 46,1 26,6 25,0 27,2 8,3 7,8 10,2 5001 – 6000 14,7 75,8 8,7 90,4 19,0 65,2 19,2 15,0 20,7 3,9 3,3 5,8 6001 – 7000 8,6 84,4 4,3 94,8 11,7 76,9 11,5 8,1 12,8 1,6 1,1 3,1 7001 – 8000 5,1 89,6 2,1 96,9 7,3 84,2 6,9 4,2 8,0 0,7 0,4 1,7 8001 – 9000 3,1 92,8 1,1 98,1 4,6 88,9 4,3 2,3 5,1 0,3 0,1 0,9 9001 – 10000 2,1 94,9 0,6 98,7 3,1 92,1 2,9 1,3 3,5 0,1 0,0 0,4 10001 – 11000 1,3 96,3 0,3 99,1 2,1 94,2 1,9 0,8 2,3 0,1 0,0 0,3 11001 – 12000 0,9 97,2 0,2 99,4 1,4 95,6 1,2 0,4 1,5 0,0 0,0 0,1 12001 – 13000 0,6 97,8 0,1 99,5 0,9 96,6 0,8 0,3 1,0 0,0 * 0,0 13001 – 14000 0,4 98,3 0,1 99,6 0,6 97,3 0,6 0,2 0,7 0,0 * 0,0 14001 – 15000 0,3 98,6 0,0 99,7 0,5 97,8 0,4 0,1 0,5 0,0 * * 15001 – 16000 0,2 98,9 0,0 99,8 0,3 98,2 0,3 0,0 0,4 * * * 16001 – 17000 0,1 99,0 0,0 99,8 0,2 98,5 0,2 0,0 0,3 * * * 17001 – 18000 0,1 99,2 0,0 99,8 0,2 98,7 0,2 0,0 0,2 * * * 18001 – 19000 0,1 99,3 0,0 99,9 0,1 98,9 0,1 0,0 0,2 * * * 19001 – 20000 0,0 99,4 0,0 99,9 0,1 99,1 0,1 0,0 0,1 * * * 0,6 100,0 0,1 100,0 0,9 100,0 0,8 0,2 1,0 0,0 * * 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 20001 + Total Nettolohn: Lohnkomponenten: Zeichenerklärung: Bruttolohn (nicht standardisiert) abzüglich obligatorischer und überobligatorischer Sozialabgaben der Arbeitnehmer/innen Bruttolohn im Monat Oktober (inkl. Naturalleistungen sowie regelmässig ausbezahlter Prämien-, Umsatz- oder Provisionsanteile), Entschädigung für Schicht-, Nacht- und Sonntagsarbeit, 1/12 vom 13. Monatslohn, 1/12 von den jährlichen Sonderzahlungen und Verdienst au s Überstunden. Nicht berücksichtigt werden die Familienzulagen und die Kinderzulagen. « - » keine Daten vorhanden; « * » zu wenig Daten; « () » Zahlenwert statistisch relativ unsicher Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweizerische Lohnstrukturerhebung 2004 Auskunft: Sektion Löhne und Arbeitsbedingungen, 032 713 64 29, [email protected] BFS – Sektion Löhne und Arbeitsbedingungen M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 85 Die Working Poor in der Schweiz In der Schweiz leben 250’000 Personen, die zwar einer bezahlten Arbeit nachgehen, aber trotzdem arm sind. Man nennt diese Personen «Working Poor». Ihr Anteil ist in den neunziger Jahren deutlich gestiegen. Heute sind 7,4% aller Erwerbstätigen zu dieser Gruppe zu zählen. Genau genommen sind Working Poor erwerbstätige Personen, die trotz einer bezahlten Arbeitsstelle in einem armen Haushalt leben. In diesen armen Haushalten leben auch Kinder und nichterwerbstätige Familienmitglieder. Insgesamt sind 535’000 Personen vom Phänomen Working Poor betroffen. Zwei Gründe sind für diese unerwünschte Situation verantwortlich: Erstens gibt es eine beachtliche Zahl von Angestellten und Selbstständigen, die einen (sehr) tiefen Lohn erhalten. Wie im vorigen Kapitel gezeigt wurde, gibt es eigentliche Tieflohn-Branchen wie das Gastgewerbe, den Detailhandel oder Coiffeursalons. Die Anzahl Leute, die einen tiefen Lohn erhalten, ist in der Schweiz recht konstant. Auch ist der Unterschied zwischen den niedrigen Löhnen und den Gutverdienenden nicht grösser geworden. Trotzdem stieg die Zahl der Working Poor in den 90er Jahren deutlich. Verantwortlich dafür ist der zweite Grund. Denn zweitens hat sich eine grosse Vielfalt an Lebensformen und Familiensituationen entwickelt. Die typische Familie bestand früher aus einem Vater, der arbeiten ging, sowie einer Mutter, die für den Haushalt und die Kindererziehung zuständig war. War der Mann ein sogenannter Niedriglohn-Empfänger, ging die Frau nach Möglichkeit auch noch einer Arbeit nach. Heute gibt es jedoch sehr viele mögliche Lebensformen: Alleinstehende, Alleinerziehende, wechselnde Lebensabschnittspartnerschaften usw. Ergänzt wird die neue Situation durch die Arbeitsformen Teilzeitstellen und Selbstständigkeit, die sich in den letzten Jahren sehr stark verbreitet haben. Heute ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass Niedriglohn-Empfänger in einem Haushalt leben, in dem sie die einzige Einkommensquelle sind (z.B. Alleinerziehende), ihr Partner «nur» einer Teilzeitbeschäftigung nachgeht oder sie als Selbstständigerwerbende nur ein sehr geringes Einkommen erwirtschaften. Dadurch ist die Zahl der Working Poor in der Schweiz stark gestiegen. Da sich die Lebens- und Arbeitsformen im Verlaufe eines Lebens mehrmals ändern können, gehören viele Personen für eine gewisse Zeit zu den Working Poor. Gleichzeitig gelingt es auch vielen Personen, diese Gruppe zu verlassen und über die Armutsgrenze zu gelangen. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 86 Grafik: Working Poor in der Schweiz Wichtiger Hinweis: Die Armutsgrenze liegt bei einem Monatslohn von 2100 Franken für Einpersonenhaushalte und bei 4400 Franken für eine Familie mit 2 Kindern (netto, nach Steuern). Die Working-Poor-Quote hat zwischen 2000 und 2007 abgenommen, von 5% auf 4,4%. Die stärkste Abnahme war zwischen 2000 und 2002 zu verzeichnen, was auf eine günstige Konjunktur bzw. eine sinkende Arbeitslosenquote zurückzuführen war. Es lässt sich feststellen, dass die Working-Poor-Quote mit einer gewissen Verzögerung auf die Konjunktur reagiert. Bevölkerungsgruppen Working-Poor-Quote Frauen 4,1 Männer 4,6 20 bis 29 Jahre 3,3 30 bis 39 5,8 40 bis 49 4,8 50 bis 59 2,8 Alleinstehende 1,9 Alleinerziehende 9,9 Kinderlose Paare 2,2 Paar mit 1 Kind 5,1 Paar mit 2 Kindern 7,6 Paar mit 3+ Kindern 18,0 Schweizer 3,3 Ausländer 7,9 Oblig. Schule + Anlehre 12,5 Selbstständige 8,7 Selbstständige ohne Angestellte 10,7 Befristeter Vertrag 9,1 Erwerbsunterbruch 7,8 Total 4,4 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 87 Gegenmassnahmen Gegenwärtig werden in der Schweiz und in vielen anderen Ländern verschiedene Gegenmassnahmen diskutiert: Mindestlöhne Gewerkschaften fordern Mindestlöhne von 3000 Franken netto pro Monat. Viele Arbeitgeber sowie die Eidgenössische Verwaltung (Staatssekretariat für Wirtschaft SECO) sind sehr skeptisch. Peter Hasler, Präsident des Arbeitgeberverbandes, formulierte es in einem Interview in der «Weltwoche» wie folgt: «Gewisse Stellen, die gerade wegen der tiefen Saläre existieren, würden bei einem Mindestlohn wohl verschwinden. Ausserdem ist es absurd, von einem schweizerischen Mindeststandard zu sprechen. Wegen der grossen regionalen Lohnunterschiede müsste man ihn eigentlich auf jeder Gemeindekanzlei neu festsetzen.» Aus- und Weiterbildung Mit gezielten Massnahmen der Aus- und Weiterbildung sind die Arbeitskräfte in der Lage, höherwertige und damit auch besser bezahlte Arbeiten auszuüben. Diese Massnahmen erfordern Zeit, Geld sowie den Willen und die Fähigkeit der Betroffenen zur Weiterbildung. Wenn man bedenkt, dass etwa 19% der Schweizerinnen und Schweizer grosse Mühe mit dem Lesen und Schreiben haben (sogenannte funktionale Analphabeten), dann kann diese Massnahme sicher nicht auf alle Working Poor angewandt werden. Lohnzuschüsse für Niedriglohn-Empfänger Der Staat könnte entweder generell den Niedriglohn-Empfängern oder gezielt den Working Poor finanzielle Unterstützung zukommen lassen. Diese Massnahme ist sehr kostspielig und erfordert eine Behörde, welche die Ansprüche prüft und die finanziellen Beiträge ausschüttet. Der Vorteil liegt darin, dass direkt den betroffenen Working Poor geholfen werden kann. Familienpolitik Kinder sind ein grosses Armutsrisiko. Deshalb wäre es möglich, mit einer gezielten Familienpolitik die Anzahl der Working Poor zu verringern. Möglich wären einerseits finanzielle Beiträge für Alleinerziehende und/oder (kinderreiche) Familien. Zudem würde es die Schaffung von genügend und günstigen Plätzen in Kinderkrippen und Tagesschulen vielen Personen – insbesondere Frauen – erlauben, einer bezahlten Arbeit nachzugehen oder ihr Pensum zu erhöhen. Dieser letzte Punkt ist der einzige, der sowohl von Links (z.B. Gewerkschaften) als auch von Rechts (z.B. Arbeitgeberverband) unterstützt wird. M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 88 Einkommensverteilung Haushaltseinkommen nach Einkommensklasse1 2007 Mittelwert, in Fr. pro Monat 12500 + 8900 – 12499 6700 – 8899 4600 – 6699 – 4599 0 5000 10000 15000 20 0 0 0 Obligatorische Ausgaben + Verfügbares Einkommen Bruttoeinkommen Bestandteile, in % des Bruttoeinkommens 12500 + 70,6 13,7 6,8 8,9 8900 – 12499 72,4 8,5 3,1 16,0 63,8 6700 – 8899 53,3 4600 – 6699 16,9 – 4599 0% 9,5 6,2 6,6 3,3 2,9 37,2 5,0 20% 26,7 68,6 40% 60% 80% 10 0% Einkommen aus unselbstständiger Erwerbstätigkeit Einkommen aus selbstständiger Erwerbstätigkeit Einnahmen aus Vermögen und Vermietung Transfereinkommen Die Einkommensklassen basieren auf den auf 100 Franken gerundeten Quintilen der Bruttoeinkommensverteilung. 1 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 89 2.9 Globalisierung Einstiegsaufgabe Auf einer einsamen Insel leben Robinson und Freitag. Zu essen gibt es nur Fische und Früchte. Robinson arbeitet pro Tag insgesamt 8 Stunden, um Fische zu fangen und/oder Früchte zu sammeln. Pro Arbeitsstunde kann er im Schnitt entweder 1 Fisch fangen oder 3 Früchte finden. Ein durchschnittlicher Tag sieht im Moment so aus: Arbeitsaufwand (Input) Ertrag (Output) Fische 6 Stunden 6 Fische Früchte 2 Stunden 6 Früchte Der Eingeborene Freitag arbeitet pro Tag ebenfalls 8 Stunden. Er kann hingegen pro Stunde 3 Fische fangen oder 4 Früchte finden. Ein durchschnittlicher Tag sieht im Moment so aus: Arbeitsaufwand (Input) Ertrag (Output) Fische 5 Stunden 15 Fische Früchte 3 Stunden 12 Früchte Frage: Was gibt es für Möglichkeiten für Robinson bzw. für Freitag, ihren Wohlstand (= Fische und Früchte) zu erhöhen? Beschreiben Sie, was konkret gemacht werden könnte. Annahmen: Inputfaktoren bleiben gleich (keine zusätzliche Arbeitszeit, keine verbesserten oder neuen Technologien, kein neues Wissen, keine neuen Rohstoffe usw.) M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 90 Definition und Voraussetzung Unter der Globalisierung versteht man die Zunahme der Grenzüberschreitungen von –– –– –– –– –– –– –– Gütern Dienstleistungen Kapital Informationen Personen Schadstoffen Kriminalität Als Voraussetzung für diese starken Zunahmen sind verantwortlich: –– Technologien –– Günstige Transportmittel (Schiffe, Eisenbahn, Strassen, Flugzeuge) –– Telekommunikationstechnologie (Telefon, Fax, Mobilfunk, Radio, TV usw.) –– IT (Computer, Internet) –– Freihandel –– Erlaubnis für Grenzüberschreitungen (von Personen, Kapital, Gütern, Dienstleistungen usw.) Zunahme der Weltexporte (in Mio. US$) 14000 000 12000 000 10 000 000 8000000 6000 000 4000 000 2000 000 0 1960 1970 1980 M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge 1990 20 0 0 2010 Seite 91 Entwicklung des grenzüberschreitenden Warenhandels Index (1950 = 1), in konstanten Preisen, Zuwächse in Prozent, weltweit 1950 bis 2007 Index 29 29,2 27 25 46,9% 23 21 20,0 19 17 85,9% 15 13 11,7 11 45,1% 9 68,0% 7 5 3 120,7% 116,7% 2,2 1 64,5% 1,7 8,6 8,0 4,8 64,5% 3,0 64,5% 4,3 5,6 64,5% 64,5% 7,1 64,5% 0 1950 1960 1970 Warenproduktion 1980 1990 200 0 20 07 Zuwächse in % Warenexport Entwicklung des Warenexports nach Warengruppen Index (1950 = 1), in konstanten Preisen, weltweit 1950 bis 2007 Index 70 77,0 60 50,0 50 40 29,2 30 24,7 20 14,3 10 11,7 7,3 8,0 1,6 2,4 3,4 4,0 1960 1970 1980 1990 5,7 2,6 1 20,0 8,3 5,9 10,5 7,8 0 1950 200 0 Landwirtschaftsprodukte 1‘128 Mrd. US$ Brennstoffe und Bergbauprodukte 2‘659 Mrd. US$ Warenexporte insgesamt 13‘619 Mrd. US$ Fertigwaren 9‘500 Mrd. US$ M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge 20 07 Seite 92 Vor- und Nachteile der Globalisierung Internationale Arbeitsteilung Nachteile Vorteile Umweltkosten Höherer Wohlstand –– Transport –– z.T. schlechte Umweltstandards –– mehr Güter –– billigere Güter (Massenproduktion) Abhängigkeit –– Selbstversorgung sinkt –– Weltmarktpreise –– mächtige multinationale Konzerne, Monopolstellungen Mehr Wettbewerb Soziale Spannungen Mehr Zusammenarbeit –– Arbeitslosigkeit –– Ausbeutung –– kultureller Austausch –– politische Annäherung –– zusätzliches Importangebot –– ineffiziente Unternehmen werden durch Importe verdrängt M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 93 2.10 Staatstätigkeit und soziale Sicherheit Überblick über die Staatstätigkeit Kennzahlen der öffentlichen Finanzen In % des BIP 2005 2006 2007 7 Öffentliche Verwaltung 37,6 36,0 35,7 Öffentliche Haushalte 30,3 29,1 29,1 Bund 11,4 10,9 10,7 Kantone 15,2 14,7 14,6 9,7 9,4 9,5 11,0 10,4 10,1 Öffentliche Verwaltung 0,1 1,7 2,1 Öffentliche Haushalte 0,3 1,9 2,0 Bund 0,1 1,1 0,9 Kantone 0,1 0,4 0,8 Gemeinden 0,2 0,3 0,4 -0,2 -0,2 0,1 52,7 47,5 43,7 Bund (4) 28,2 25,4 23,7 Kantone 14,1 12,9 11,5 Gemeinden 10,4 9,2 8,5 Öffentliche Verwaltung 29,2 29,6 29,5 Öffentliche Haushalte 22,2 22,7 22,6 10,3 10,5 10,5 Kantone 7,3 7,3 7,4 Gemeinden 4,6 4,9 4,7 7,0 6,9 6,9 Staatsquote Gemeinden Sozialversicherungen Finanzierungssaldo in % des BIP Sozialversicherungen Verschuldungsquote Öffentliche Haushalte Fiskalquote (OECD) Bund Sozialversicherungen Quelle: Bundesamt für Statistik, www.bfs.admin.ch M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 94 Staatsausgaben Ausgaben von Bund, Kantonen und Gemeinden, nach Funktionen Nach Abzug der Doppelzählungen, in Millionen Franken 2005 2006 2007 2007 in % 140147 141803 145959 100.0 Allgemeine Verwaltung 9011 9076 10932 7,5 Justiz, Polizei, Feuerwehr 8097 8254 8598 5,9 Landesverteidigung 4909 4766 4586 3,1 Beziehungen zum Ausland 2449 2402 2260 1,5 Bildung 27415 27802 28440 19,5 davon Volksschulen 13693 13749 13909 9,5 davon Berufsbildung 3266 3357 3318 2,3 davon Hochschulen 6726 6992 6695 4,6 4237 4331 4557 3,1 Gesundheit 19826 20051 21135 14,5 18317 18516 19380 13,3 Soziale Wohlfahrt 28729 29314 30288 20,8 19457 19763 20589 14,1 14842 14498 14187 9,7 7114 7114 7276 5,0 Umwelt, Raumordnung 4901 4980 5252 3,6 Volkswirtschaft 6206 6277 6043 4,1 4230 4229 4219 2,9 9525 10051 9680 6,6 Total Kultur und Freizeit davon Krankenanstalten davon Sozialversicherungen Verkehr davon Strassen davon Landwirtschaft Finanzen und Steuern Quelle: Eidgenössische Finanzverwaltung M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 95 Staatseinnahmen Einnahmen von Bund, Kantonen und Gemeinden Ohne Kirchensteuern, in Millionen Franken 2005 2006 2007 2007 in % Total 141581 150963 156621 100,0 Steuern 102234 108312 114524 73,1 Steuern von Einkommen und Vermögen 68941 73590 78921 50,4 Einkommens- und Vermögenssteuern 48360 49412 52592 33,6 Ertrags- und Kapitalsteuern 12807 16305 17793 11,4 Verrechnungssteuern 4000 3947 4230 2,7 Übrige 3775 3926 4306 2,7 Stempelabgaben 2703 2889 2990 1,9 Besitz- und Aufwandsteuern 2011 2049 2104 1,3 Motorfahrzeugsteuern 1884 1917 1974 1,3 127 132 131 0,1 Verbrauchsabgaben 25562 26597 27210 17,4 Mehrwertsteuer 18119 19018 19472 12,4 Übrige 7442 7578 7738 4,9 Verkehrsabgaben 1537 1618 1652 1,1 974 1027 1040 0,7 4 9 3 0,0 Lenkungsabgaben 144 128 156 0,1 Spielbankenabgaben 357 406 449 0,3 39347 42651 42098 26,9 Übrige Zölle Landwirtschaftliche Abgaben Übrige Einnahmen Quelle: Eidgenössische Finanzverwaltung M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 96 Staatsverschuldung Schulden von Bund, Kantonen und Gemeinden1 2005 2006 2007 2008 2 Öffentliche Verwaltung in Millionen Franken 244003 231293 226994 223723 Bund 3, 4 130377 123623 120873 121686 Kantone 65389 62739 61485 59731 Gemeinden2 48237 44931 44636 42305 32528 30604 29795 29013 52,7 47,5 43,7 41,3 Pro Einwohner, in Franken zu laufenden Preisen In % des Bruttoinlandprodukts 1 2 3 4 Fremdkapital abzüglich Rückstellungen und transitorischer Passiven Teilweise geschätzte Zahlen Inkl. Verpflichtungen für Sonderrechnungen Ohne die vom Bund finanzierten Kantonsdarlehen an die ALV Quellen: Eidgenössische Finanzverwaltung; Bundesamt für Statistik M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Seite 97