Modul 1, Kapitel 2: Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge

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Modul 1 / Kapitel 2
Gesamtwirtschaftliche
Zusammenhänge
2.1 Lernziele3
2.2 Einordnung ins St. Galler Management-Modell
2.3 Grundlagen der Volkswirtschaftslehre (VWL)
5
Ausgangslage der VWL
5
Akteure der Volkswirtschaft und deren Tätigkeiten und Ziele6
Der einfache Wirtschaftskreislauf
9
Die drei Seiten des Sozialprodukts
10
Der erweiterte Wirtschaftskreislauf13
2.4 Markt und Marktwirtschaft
14
Der Marktmechanismus
14
Soziale Marktwirtschaft25
2.5 Das Geld- und Finanzsystem27
Funktion und Geldmengen
27
Geldschöpfung 29
Das Wechselkurssystem 41
Preisentwicklung (Jahresdurchschnitt) 46
2.6 Konjunktur und Konjunkturpolitik
47
Konjunkturzyklus47
Konjunkturpolitik 52
2.7 Wachstum und Wohlstand: Warum ist die Schweiz so reich?54
Rangliste der reichsten Länder der Welt
54
Kritik an der Grösse «BIP/Kopf» als Indikator für «Reichtum»55
Liste der reichsten Länder der Welt, kaufkraftbereinigt56
Einflussfaktoren im Überblick60
Erwerbsquote61
Anzahl gearbeiteter Stunden63
Arbeitsproduktivität64
2.8 Arbeitslosigkeit66
Arbeitsmarktstatistik
67
Ursachen der Arbeitslosigkeit
69
Strukturwandel und Arbeitslosigkeit77
Löhne82
Die Working Poor poor in der Schweiz86
Einkommensverteilung89
© Lernwerkstatt Olten GmbH | Autor: Rolf Meyer | Version 01
4
2.9 Globalisierung90
Einstiegsaufgabe90
Definition und Voraussetzung91
Vor- und Nachteile der Globalisierung93
2.10 Staatstätigkeit und soziale Sicherheit
94
Überblick über die Staatstätigkeit
94
Staatsausgaben95
Staatseinnahmen96
Staatsverschuldung97
© Lernwerkstatt Olten GmbH | Autor: Rolf Meyer | Version 01
2.1 Lernziele
Die Teilnehmenden
–– nennen selbstständig und korrekt die wichtigsten
volkswirtschaftlichen Grundlagen.
–– beschreiben selbstständig und richtig verschiedene Zusammenhänge im Spannungsfeld Wirtschaft-Politik-Gesellschaft
–– erklären eigenständig und richtig die volkswirtschaftlichen
Zusammenhänge in der sozialen Sicherheit
–– nennen selbstständig die Grundlagen, um aktuelle wirtschafts-,
staats- und sozialpolitische Fragestellungen (beispielsweise
Arbeitslosigkeit, Working Poor, Globalisierung, Liberalisierung/
Deregulierung, Finanzkrise, Staatsverschuldung) korrekt zu
vernetzen und vertreten ihre eigene Meinung.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 3
2.2 Einordnung ins St.Galler Management-Modell
Gesellschaft
Natur
Technologie
Wirtschaft
Konkurrenz
Kapitalgeber
r
tu
l
Ku
g
Managementprozesse
g
un
ier
tim
Lieferanten
S
Op
S
k
tru
n
ru
ue
ne
Er
n
re
tu
ie
g
te
tra
Kunden
Geschäftsprozesse
Unterstützungsprozesse
Staat
Ressourcen
Normen und Werte
Anliegen und Interessen
Mitarbeitende
Öffentlichkeit
NGOs
Dieser Kurs beschäftigt sich primär mit den Vorgängen in der Umweltsphäre «Gesellschaft» und
mit der Anspruchsgruppe «Staat».
Damit ist auch bereits aufgezeigt, dass sich dieser Kurs mit unternehmensexternen Vorgängen,
Mechanismen und Zusammenhängen beschäftigt, welche auf jede Unternehmung Einfluss
nehmen. Ziel ist es, diese Vorgänge, Mechanismen und Zusammenhänge im Bereich der
Bildungspolitik zu verstehen, um daraus die sich gebenden Chancen und Gefahren für das
eigene Unternehmen und Tätigkeitsgebiet ableiten zu können.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 4
2.3 Grundlagen der
Volkswirtschaftslehre (VWL)
Ausgangslage der VWL
–– Unbegrenzte Bedürfnisse der Menschen
–– Knappe Ressourcen
–– Die bestmögliche Verwendung der knappen Güter wird angestrebt.
Daraus ergeben sich die drei wirtschaftlichen Grundfragen, welche
sich jeder Gesellschaft stellen:
–– Was soll produziert werden (Güter und Dienstleistungen)?
–– Wie soll produziert werden (Produktionsmethoden)?
–– Für wen soll produziert werden (Verteilung)?
–– Die VWL versucht die wirtschaftlichen Abläufe in einer Gesellschaft zu beschreiben, zu erklären und auch zu prognostizieren.
–– Da die Wirklichkeit viel zu komplex ist, versucht man in der VWL
mit Vereinfachungen und Verallgemeinerungen, d.h. mit Modellen,
zu arbeiten.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 5
Akteure der Volkswirtschaft und deren
Tätigkeiten und Ziele
Haushalte
–– stellen den Unternehmen die Produktionsfaktoren Arbeit, Boden
und Kapital zur Verfügung.
–– konsumieren die Güter und Dienstleistungen.
–– Ziele: Bedürfnisbefriedigung
Unternehmen
–– stellen mit den Produktionsfaktoren Güter und Dienstleistungen her.
–– Einteilung der Güter in wirtschaftliche/freie sowie in Konsum-/
Investitionsgüter
–– Einteilung der Unternehmen nach deren Grösse
(Anzahl Mitarbeitende)
–– Einteilung nach Wirtschaftssektoren
–– Ziele: Gewinn, Fortbestand der Unternehmung
Einige Zahlen zur Schweiz
Anteile der Unternehmen nach Grössenklassen 1985, 1995, 2001, 2005
und 2008 (privatrechtliche Unternehmen)
%- Anteile der Unternehmen mit … Vollzeitbeschäftigten
0–9
10 – 49
50 – 249
250+
1985
85,7
11,8
2,2
0,3
1995
87,9
10,1
1,8
0,3
2001
88,0
9,9
1,8
0,3
2005
87,6
10,3
1,8
0,3
2008
87,1
10,6
2,0
0,4
Quelle: Bundesamt für Statistik
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 6
Anteile der Beschäftigten nach Unternehmensgrösse
(privatrechtiliche Unternehmen)
%- Anteile der Beschäftigten in Unternehmen mit …
Vollzeitbeschäftigten
0–9
10 – 49
50 – 249
250+
1985
27
23
22
28
1995
30
24
20
26
2001
27
21
19
33
2005
26,3
21,7
19,5
32,5
2008
24,9
20,8
20,0
33,4
Quelle: Bundesamt für Statistik (BfS)
Insgesamt gibt es ca. 400’000 Unternehmen in der Schweiz, wovon ca.
300’000 aktiv sind.
Pro Jahr kommen rund 15’000 effektiv neue Unternehmen hinzu
(Gründungen).
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 7
Entwicklung der Wirtschaftssektoren (Anteil der Erwerbstätigen)
Strukturwandel in der Schweiz zwischen 1850 und 2007
70%
3. Sektor
60%
1. Sektor
50%
2. Sektor
40%
30%
20%
10%
0%
1850
60
70
80
90
1900
10
20
30
40
50
60
70
80
90
2000
07
Quelle: BfS
Staat
–– Gesetze (Empfehlungen, Anreize, Gebote und Verbote), Steuern,
Subventionen, Staatsbetriebe, Verwaltung usw.
–– Ziele: Magisches Sechseck
Umweltqualität
Wachstum
Vollbeschäftigung
Aussenwirschaftliches
Gleichgewicht
Preisstabilität
Sozialer Ausgleich
Magisches Sechseck
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 8
Banken
–– Versorgung der Volkswirtschaft mit genügend Geld (Nationalbank)
–– Spar- und Leihkasse (Kreditgeschäft), Vermögensverwaltung,
div. Dienstleistungen
–– Ziel: Versorgung mit genügend Geld (Nationalbank)
–– Ziele: Gewinn, Fortbestand der Unternehmung (Geschäftsbanken)
Ausland
–– Beziehungen zum Ausland: Güter-, Dienstleistungs-, Kapital-,
Personen-, Transport- und Informationsverkehr
Der einfache Wirtschaftskreislauf
–– 2 Akteure: Haushalte und Unternehmen
–– Geldkreislauf
–– Güterkreislauf
–– Volkseinkommen
–– Sozialprodukt (BIP, BSP)
Unternehmen
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Haushalte
Seite 9
Die drei Seiten des Sozialprodukts
Das BIP ist die Gesamtheit aller im Lauf eines Jahrs im Inland erbrachten Wertschöpfungen von
Unternehmen, Staat und NGOs.
Der Produktionsansatz
Mit diesem Ansatz kann die Wertschöpfung, welche die verschiedenen Wirtschaftssubjekte im
Verlauf einer Periode schaffen, bestimmt werden.
In Mio. Franken, zu laufenden Preisen
Code
Gliederung
2007
Verw.
2008p
Aufk.
Verw.
2009p
Aufk.
Verw.
Aufk.
I
Produktionskonto
P.1
Produktionswert
P.2
Vorleistungen
D.21
Gütersteuern
32865
33807
32809
D.31
Gütersubventionen
– 2904
– 2945
– 2992
B.1*b
Bruttoinlandprodukt
984016
492876
521101
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
1032246
518913
544196
999674
494209
535282
Seite 10
Der Verwendungsansatz
Dieser Ansatz zeigt, wie die verschiedenen Wirtschaftssubjekte ihr verfügbares Einkommen
verwenden (Konsum und Investitionen).
In Mio. Franken, zu laufenden Preisen
Code
Gliederung
2007
2008p
2009p
P.3
Konsumausgaben
353169
367276
371108
S.14+S.15
Private Haushalte und POoE1
296789
308629
310459
S.13
Staat
56379
58647
60649
P.5
Bruttoinvestitionen
114393
114946
105601
P.51
Bruttoanlageinvestitionen
112221
115200
108176
P.5111be
Ausrüstungen
64907
66091
58152
P.5111c
Bau
47313
49109
50024
P.52
Vorratsveränderungen
1253
– 1238
– 4472
P.53
Nettozugang an Wertsachen
920
983
1898
P.6
Exporte
293067
307454
276637
P.61
Warenexporte
207033
216997
188446
P.62
Dienstleistungsexporte
86034
90457
88191
P.7
Importe
239528
245480
218064
P.71
Warenimporte
197660
201955
171787
P.72
Dienstleistungsimporte
41868
43525
46277
B.1*b
Bruttoinlandprodukt
521101
544196
535282
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 11
Die Verteilungsseite (Einkommensseite)
Der Einkommensansatz
Dieser Ansatz betrachtet die Bezahlung der Produktionsfaktoren, d.h. Boden, Arbeit und Kapital.
In Mio. Franken, zu laufenden Preisen
Code
Gliederung
2007
2008p
2009p
D.1
Arbeitnehmerentgelt
315543
332850
342885
B.*2n
Nettobetriebsüberschuss
99097
99735
81482
K.1
Abschreibungen
89933
94443
95724
D.2
Produktions- und Importabgaben
35625
36890
35733
D.3
Subventionen
– 19098
– 19723
– 20541
B.1*b
Bruttoinlandprodukt
521101
544196
535282
D.1r
Arbeitnehmerentgelt aus der übrigen Welt
2023
2023
2027
D.1p
Arbeitnehmerentgelt an die übrige Welt
14074
15030
15380
D.4r
Vermögenseinkommen aus der übrigen Welt
145158
90486
97639
D4p
Vermögenseinkommen an die übrige Welt
127981
115676
62074
B.5*b
Bruttonationaleinkommen
526226
505998
557495
Quelle: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/volkswirtschaft/volkswirtschaftliche/
blank/kennzahlen/bip_nach_einkommensarten.html
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 12
Der erweiterte Wirtschaftskreislauf
Staat
Unternehmen
Haushalte
Banken
Ausland
Aufgabe:
Tragen Sie folgende Geldströme ins Diagramm ein (Achtung: keine Güterströme!):
–– Ersparnisse
–– Exporte
–– Importe
–– Kredite (Investitionen)
–– Löhne, Gewinne
–– Steuern
–– Subventionen
–– Transfers (Zahlungen der Sozialversicherungen und der Fürsorge)
–– Zahlungen für Produkte
–– Zinsen
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 13
2.4 Markt und Marktwirtschaft
Der Marktmechanismus
Ohne Preis kein Fleiss
Wie setzt man Preise fest?
Angebot und Nachfrage spielen dabei eine grosse Rolle,
aber auch die Wettbewerbssituation.
Kathryn Graddy
Die Pepsi-Cola Company ging 1931 zum zweitenmal innert 12 Jahren
bankrott. Ihr Präsident, Charles G. Guth, wollte das Unternehmen
sogar an Coca-Cola verkaufen, fand aber kein Gehör.
Um die Kosten zu senken, bestellte Guth eine grosse Menge
gebrauchter 12-Unzen-Bierflaschen. Zu dieser Zeit wurden CocaCola und Pepsi-Cola in 6-Unzen-Flaschen abgefüllt. Also verkaufte
Pepsi die grossen Flaschen zu 10 Cents, doppelt so teuer wie die
kleinen, hatte aber keinen Erfolg damit. Dann hatte Guth die geniale
Idee, die 12-Unzen-Pepsi zum gleichen Preis abzugeben, wie ihn
Coca-Cola für die halb so grosse Flasche verlangte. Die Umsätze
stiegen rapid, und 1934 war Pepsi nicht nur der Gefahr des Bankrotts
entgangen, sondern machte bald wieder ganz hübsche Gewinne.
Der Preisentscheid von 1931 war ausschlaggebend für das Überleben
von Pepsi-Cola. Um zu begreifen, wie Preise festgelegt werden, muss
man das Gesetz von Angebot und Nachfrage kennen – steigt der Preis,
sinkt die Nachfrage – und in welchem Mass die Mengen sinken, wenn
die Preise erhöht werden – die Preiselastizität der Nachfrage.
Wir sehen uns zuerst die Preissituation in einem funktionierenden
Wettbewerb an, dann unter monopolistischen Verhältnissen, und
wenden uns anschliessend der Situation von Pepsi und Coca-Cola zu.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 14
Was darf ein Dorsch kosten?
Alfred Marshall, ein bekannter Wirtschaftswissenschafter aus dem
19. Jahrhundert, brauchte jeweils das Beispiel eines Fischmarkts, um
einen funktionierenden Wettbewerb zu beschreiben. Wie setzt ein
Fischhändler den Preis für Dorsche fest?
Zuerst macht er sich kundig, wie teuer die anderen Händler auf dem
Markt den Dorsch verkaufen. Sicher kann er ihn nicht teurer anbieten.
Weil der Dorsch überall derselbe ist, kümmert sich kein Kunde darum,
bei wem er ihn kauft. Zudem kann er die Preise auf einem Fischmarkt
sehr leicht vergleichen. Wenn unser Händler den Preis also höher
ansetzen würde als die anderen, müsste er auf seinen Fischen sitzenbleiben.
Nehmen wir an, er entschiede sich für einen Preis, der unter jenem
der Konkurrenten läge. Dann würden alle Kunden ihren Dorsch bei
ihm kaufen. Wenn er damit immer noch einen Ertrag erwirtschaften
würde, müssten die anderen Händler ihre Preise augenblicklich anpassen, um ihre Kunden zu behalten. Sie könnten ihn sogar unterbieten,
wenn sie damit immer noch einen Profit machten, um dadurch zusätzliche Kunden zu gewinnen.
Das und der einfache Marktzugang anderer Händler sorgen dafür,
dass die Preise den Grenzkosten entsprechen, den Kosten also, um
einen neuen Fisch zu besorgen.
Ein Monopol hat ein Unternehmen dann, wenn es die Versorgung der
Kunden mit Produkten oder Dienstleistungen allein kontrolliert. Es
kann sich deshalb nicht an den Preisen der Konkurrenz orientieren.
Woran dann? Ein Monopolist rechnet aus, wie hoch die Einnahmen
aus dem Verkauf einer zusätzlichen Einheit seines Produkts sind und
was ihn deren Verkauf kostet. Sind die Kosten höher, denkt er nicht
daran, eine zusätzliche Einheit zu verkaufen. Er könnte jedoch die
Preise erhöhen und nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage
weniger verkaufen.
Sind die Einnahmen höher als die Kosten, wird der Monopolist zusätzliche Einheiten verkaufen wollen. Wiederum nach dem Gesetz von
Angebot und Nachfrage würde er desto mehr absetzen, je tiefer der
Preis läge.
Den optimalen Preis hat er gefunden, wenn er genau jene Anzahl
Produkte verkauft, bei der die Einnahmen aus dem Verkauf einer
zusätzlichen Einheit den Kosten dafür entsprechen würden. Hier
tritt allerdings eine Komplikation auf: Die Kosten für den Verkauf
einer zusätzlichen Einheit schliessen keinen Rappen vom Salär des
Direktionspräsidenten oder der Miete für die Fabrikliegenschaft ein.
Die fallen an, ob nun eine zusätzliche Einheit verkauft wird oder nicht.
Wenn es einem Monopolisten also nicht gelingt, einen optimalen Preis
zu finden, kann er den Betrieb über kurz oder lang schliessen.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 15
Das Lehrstück Pepsi und Coke
Die Situation von Pepsi und Coca-Cola im Jahr 1931 entspricht natürlich keinem dieser beiden Szenarien. Aber was können wir daraus
lernen?
Zuerst sah Pepsi, dass Coca-Cola die Unzen-Flasche für 5 Cents
verkaufte. Als die Pepsi-Cola Company die doppelt so grosse Flasche
ebenfalls für 5 Cents anbot, rechnete sie nicht damit, dass Coca-Cola
nachziehen würde, und bekam Recht. Coca-Cola sah keinen Grund,
den Preis zu senken, weil sich sein Produkt von jenem der Konkurrenz
unterschied und weil der Hersteller nicht glaubte, dass er wegen des
Preises viele Kunden verlieren würde.
Ob die Ertragssteigerung aufgrund des höheren Absatzes den
Ertragsrückgang wegen des tiefen Preises wettmacht, hängt von der
Preiselastizität der Nachfrage ab – im Fall von Pepsi davon, wie der
Konkurrent und die Konsumenten auf die Preissenkung reagieren
würden.
Wie wir gesehen haben, ging Pepsi davon aus, dass Coca-Cola die
Preise wahrscheinlich nicht senken würde. In der grossen Depression
zählte Pepsi darauf, dass der Zuwachs der Menge dank den tiefen
Preisen prozentual höher liegen würde als die Preisermässigung, so
dass die Erträge steigen müssten.
Welche anderen Faktoren mochten bei der Preisfindung mitgespielt
haben?
Vielleicht zog Pepsi sogar noch tiefere Preise in Betracht, um die
Nachfrage zu stärken – zumindest wenn bei einem Preis von 5 Cents
pro Flasche der Ertragszuwachs höher gewesen wäre als die Kosten,
um eine zusätzliche Flasche Pepsi zu produzieren.
Ein noch tieferer Preis hätte jedoch wahrscheinlich Coca-Cola zu einer
Reaktion herausgefordert. So war die Idee, eine 12-Unzen-Flasche für
5 Cents zu verkaufen, brillant, weil die Konsumenten sofort erkannten,
dass sie mehr Cola für weniger Geld bekamen.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 16
Fragen:
–– Wie funktioniert die Preisbildung?
–– Wie ist es möglich, dass Pepsi die Preise halbierte und gleichzeitig mehr Einnahmen hatte als
zuvor?
–– Kann es bei einem funktionierenden Markt Überschüsse geben (z.B. eine Milchschwemme)?
–– Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit es einen funktionierenden Markt geben
kann?
Preis
Preis
NachfrageAngebot
Menge
Menge
Preis
Markt = Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage
Menge
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 17
Preis
Preismechanismus: Was passiert, wenn der Preis kurzfristig über dem Marktpreis liegt?
Menge
Preis
Steile Nachfragekurve: Preiselastizität der Nachfrage ist gering.
Menge
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 18
Preis
Flache Nachfragekurve: Preiselastizität der Nachfrage ist hoch.
Menge
Markteingriff 2: Höchstpreis
Preis
Preis
Markteingriff 1: Mindestpreis
Menge
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Menge
Seite 19
Nachfrageverschiebung:
(Verschiebung einer Kurve versus Wanderung auf der Kurve)
Preis
Im Zuge des Bio-Booms sinkt die Nachfrage nach traditionellen
Früchten stark. (Zeichnen Sie den Markt für traditionelle Früchte!)
Menge
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 20
Die Vorteile eines funktionierenden Markts:
–– Die Bedürfnisse der Kunden werden berücksichtigt.
–– Die Unternehmen produzieren das, was die Kunden wünschen,
und so viel, wie die Kunden wünschen (und kaufen).
Es gibt keine Überschüsse, aber auch keine Unterversorgung.
–– Es bestehen grosse Anreize für Innovationen.
–– Der Markt reagiert sehr schnell auf Veränderungen
(z.B. der Bedürfnisse).
–– Ineffiziente Unternehmen scheiden aus dem Markt aus.
–– Knappe Ressourcen werden nicht verschwendet, sondern
möglichst effizient in diejenigen Produkte verwandelt, welche
die Kunden wünschen.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 21
Basler-Zeitung
Der BaZ-Gast: Prof. Heidi Schelbert
Tragen wir Sorge zur Marktwirtschaft!
Die Steuerung des Wirtschaftsgeschehens durch Angebot und
Nachfrage ist jeder anderen Wirtschaftsordnung haushoch überlegen.
Doch gerade weil dieser Marktmechanismus so grosse Vorzüge
besitzt, dürfen wir die Augen nicht vor seinen Mängeln verschliessen.
Ein blinder Liberalismus, der Marktversagen nicht sehen will, weckt
berechtigten Widerstand und wird so zum Totengräber der Marktwirtschaft. Es ist kein Zufall, dass der Ausdruck «Neoliberalismus» heute
in breiten Kreisen als Schimpfwort verwendet wird.
Angebot und Nachfrage steuern das Wirtschaftsgeschehen effizient,
wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Effizienz bedeutet,
dass keine knappen Ressourcen verschwendet werden. Doch Effizienz
garantiert nicht, dass die Gesellschaft das Marktergebnis als gerecht
empfindet. Die öffentliche Hand hat somit zwei wichtige Aufgaben:
Sie muss erstens ein als ungerecht eingestuftes Marktergebnis
durch geeignete Umverteilungsmassnahmen korrigieren, und sie hat
zweitens dafür zu sorgen, dass die Voraussetzungen für die effiziente
Marktsteuerung erfüllt sind.
Umverteilungsmassnahmen
Der Markt kümmert sich nicht um ethische Gesichtspunkte. Er hat
kein Sensorium für «Gut» oder «Böse». Handel ist ein freiwilliger
Tausch. Er findet nur statt, wenn sich beide Parteien einen Vorteil
versprechen. Doch die Ausgangssituation – die Ökonomie spricht
von der «Erstausstattung» – ist oft stark verschieden, und die Handelsvorteile können sehr ungleich verteilt sein. Die Steuerung des
Wirtschaftsgeschehens über Angebot und Nachfrage verhindert nicht,
dass einige in bitterer Armut und andere in Saus und Braus leben. Für
Gerechtigkeit sind die Menschen verantwortlich. Sie können diese
Aufgabe nicht an anonyme Marktkräfte delegieren. Das Ausmass der
Umverteilung muss politisch ausgehandelt werden. Die Ökonomie
besitzt keinen Gerechtigkeitsmesser; sie hat aber die Aufgabe, die
Effizienz der Umverteilungsmassnahmen zu überprüfen:
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 22
Geht die Unterstützung tatsächlich an die Benachteiligten, oder verschaffen sich einflussreiche Interessengruppen einen von der Allgemeinheit nicht gewünschten Vorteil? Welches sind die Nebenwirkungen der Umverteilungsmassnahmen? Allokation und Verteilung lassen
sich nicht vollständig trennen. Umverteilung setzt negative Anreize
und behindert die Effizienz des Wirtschaftsablaufs: Wir verteilen ein
kleineres Sozialprodukt gerechter. Die Ökonomie kann zeigen, wie die
Umverteilungsinstrumente auszugestalten sind, damit die negativen
Anreize minimiert werden.
Die alte Agrarordnung war ein klassisches Beispiel für ineffiziente
Markteingriffe. Unter der Etikette «Erhaltung der Familienbetriebe»
und «Unterstützung der Berglandwirtschaft» wurde eine undurchsichtige Umverteilungsmaschinerie in Gang gesetzt. Profiteure waren vor
allem die Agrarchemie, der Agrarmaschinenbau, die Verwertungsund Verteilorganisationen sowie die grösseren Bauernbetriebe. Für
jene, die gemäss Etikette unterstützt werden sollten, blieben nur
Brosamen. Ausserdem belohnten die Agrarsubventionen die Übernutzung der Umwelt und die nicht artgerechte Nutztierhaltung. Mit
der neuen Agrarordnung wurde endlich die Korrektur der jahrzehntelangen Fehlentwicklung eingeleitet.
Wettbewerbspolitik und Verursacherprinzip
Die zentrale Voraussetzung für eine effiziente Steuerung durch die
Marktkräfte lautet Kostenwahrheit. Unvollständige Konkurrenz und
externe Effekte zerstören die Kostenwahrheit. Eine griffige Wettbewerbspolitik und die Durchsetzung des Verursacherprinzips sind deshalb keine Regulierungen, welche die Wirtschaft in ihrer Entfaltung
behindern. Sie sind vielmehr die unabdingbare Voraussetzung für das
optimale Funktionieren der liberalen Wirtschaftsordnung. Nicht nur in
der Schweiz war der Inlandsektor während Jahrzehnten durch zahlreiche tarifarische und nicht tarifarische Handelshemmnisse geschützt.
Dieses Treibhausklima liess Kartelle und kartellähnliche Absprachen
ins Kraut schiessen. Die Globalisierung bringt endlich mehr Konkurrenz und bricht verkrustete Strukturen auf. Doch weil die Wirtschaft
zu lange auf dem bequemen Ruhekissen des eingeschränkten Wettbewerbs geschlafen hat, ist der Strukturwandel schmerzhaft und trifft
Menschen, die nicht für die Versäumnisse verantwortlich sind. Mehr
Wettbewerb ist notwendig. Aber Globalisierung ohne Kostenwahrheit
beim Verkehr bringt neue Wohlstandsverluste. Wenn die Mobilität
ihre Kosten nicht deckt, entstehen wieder ineffiziente Strukturen:
Das Ausmass der Arbeitsteilung überschiesst das volkswirtschaftliche
Optimum. Kartoffeln, die zum Waschen und Rüsten durch halb Europa
gekarrt werden, sind ein offensichtliches – aber längst nicht das
wichtigste – Beispiel für die Ineffizienz. Eine starke Marktwirtschaft
braucht einen starken Staat. Die öffentliche Hand muss – auch
gegen die Partikularinteressen von kurzsichtigen WirtschaftsorgaM1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 23
nisationen – Rahmenbedingungen schaffen, die für Kostenwahrheit
sorgen. Ausserdem ist Umverteilung notwendig. Sozialer Frieden und
Stabilität sind wichtige Wettbewerbsvorteile der Schweiz. Ungleichheit, die von der Gesellschaft als ungerecht empfunden wird, zerstört
diese Vorteile. Neben dem Marktversagen existiert Staatsversagen,
deshalb braucht der starke Staat als Gegengewicht eine starke
Marktwirtschaft. Politik und Wirtschaft müssen sich gegenseitig
kontrollieren; wir dürfen weder auf dem politischen noch auf dem
wirtschaftlichen Auge blind sein.
Fragen:
–– Worin bestehen die Nachteile/Gefahren der freien Marktwirtschaft?
–– Was kann dagegen getan werden?
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 24
Soziale Marktwirtschaft
Die Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft sind:
–– Der Markt ist, dank seinen positiven Aspekten, das vorherrschende
Prinzip.
–– Der Staat greift jedoch dort regulierend ein, wo der Markt versagt
und/oder wo gesamtgesellschaftliche Interessen im Vordergrund
stehen; insbesondere bei:
–– sozialer Gerechtigkeit, Verteilungsfragen (z.B. Sozialversicherungen, Armutsbekämpfung, Fürsorgeleistungen, Chancengleichheit in der Ausbildung …)
–– der Entstehung externer Effekte
(z.B. Massnahmen gegen Umweltverschmutzung)
–– öffentlichen Gütern (Güter, von denen alle profitieren:
Armee, Polizei, Justiz, Landschaftspflege, Kultur …)
–– der Bekämpfung von Marktmissbrauch: Wettbewerbskommission, Preisüberwacher (Verbot von Kartellen und Monopolen,
Fusionskontrolle)
–– internationalen Beziehungen
Ob der Staat diese Aufgaben selber erledigt, Gesetze (Verbote
und Gebote) erlässt oder die Marktteilnehmenden mit Anreizen (z.B.
Subventionen, Konzessionen) beeinflusst, wird von Fall zu
Fall entschieden.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 25
Einige Zahlen, welche die finanziellen Dimensionen der Staatstätigkeit in der Schweiz
(Soziale Marktwirtschaft) charakterisieren.
Ausgaben von Bund, Kantonen und Gemeinden, nach Funktionen
Nach Abzug der Doppelzählungen, in Millionen Franken
2005
2006
2007
2007
in %
140147
141803
145959
100,0
Allgemeine Verwaltung
9011
9076
10932
7,5
Justiz, Polizei, Feuerwehr
8097
8254
8598
5,9
Landesverteidigung
4909
4766
4586
3,1
Beziehungen zum Ausland
2499
2402
2260
1,5
Bildung
27415
27802
28440
19,5
davon Volksschulen
13693
13749
13909
9,5
davon Berufsbildung
3266
3357
3318
2,3
davon Hochschulen
6726
6992
6695
4,6
Kultur und Freizeit
4237
4331
4557
3,1
Gesundheit
19826
20051
21135
14,5
davon Krankenanstalten
18317
18516
19380
13,3
Soziale Wohlfahrt
28729
29314
30288
20,8
davon Sozialversicherungen
19457
19763
20589
14,1
Verkehr
14842
14498
14187
9,7
davon Strassen
7114
7114
7276
5,0
Umwelt, Raumordnung
4901
4980
5252
3,6
Volkswirtschaft
6206
6277
6043
4,1
davon Landwirtschaft
4230
4229
4219
2,9
Finanzen und Steuern
9525
10051
9680
6,6
Total
Quelle: Eidg. Finanzverwaltung
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 26
2.5 Das Geld- und Finanzsystem
Geld erleichtert den Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen. Ohne Geld müsste man die Güter gegen andere Güter austauschen, was sehr umständlich wäre. In einer modernen Volkswirtschaft
gibt es eine Zentralbank (z.B. so die Schweizerische Nationalbank),
deren Hauptaufgabe die Versorgung der Wirtschaft mit Geld ist.
Daneben spielen die (Geschäfts-)Banken bei der Versorgung der
Wirtschaft mit Geld eine grosse Rolle. Das Geld ist das wichtigste
Steuerungsinstrument für die Wirtschaft. Mit der Geldmenge, welche
die Zentralbank in die Wirtschaft eines Landes bringt, kann die wirtschaftliche Lage (Konjunktur) nachhaltig beeinflusst werden.
Funktion und Geldmengen
Das Geld hat verschiedene Funktionen:
Funktion
Beispiele
Zahlungsmittel
Kauf und Verkauf von Waren und
Dienstleistungen gegen Geld
Bargeld (Noten, Münzen),
Schecks, Überweisungen,
Kreditkarten, Cashcards
Wertaufbewahrung
Aufbewahrung von Geld für eine
spätere Zahlung oder Transaktion
Wertpapiere wie Obligationen und Aktien, Buchgeld
auf dem Sparkonto
Recheneinheit und Wertmassstab
Durch Geld können verschiedene
Güter addiert werden. Dank Geld
kann der Wert verschiedener
Güter miteinander verglichen
werden.
Preisanschriften, Kataloge,
Rechnungen, Bilanzen usw.
Geld im volkswirtschaftlichen Sinn ist nicht nur Bargeld (Münzen und
Banknoten), sondern auch Buchgeld oder Giralgeld. Dazu kommen die
Einlagen auf Post- und Bankkonten, man nennt sie Sichtkonten oder
Sichtguthaben, oder die Spar- und Termineinlagen bei Post oder Bank.
Die Volkswirtschaft rechnet mit verschiedenen Geldmengen.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 27
Geldmengen in der Schweiz (Febr. 2001)
Termineinlagen
(längerfristige Anlagen)
105 Mrd. Fr.
Buchgeld
Spareinlagen bei
Banken und Post
201 Mrd. Fr.
Geld
Bargeld
Sichtkonten bei Banken
und Post (beispielsweise
Lohnkonti)
173 Mrd. Fr.
Noten und Münzen
ausserhalb der Banken
30 Mrd. Fr.
Geldmenge:
M1
M2
M3
Die Geldmenge M1 ist das Geld, das sofort und jederzeit als Zahlungsmittel verwendet werden
kann, also der Bargeldumlauf ausserhalb von Banken und Post und die Sichteinlagen (Bankkonten, Gehaltskonten usw.; schnell «abhebbares» Geld). Die Geldmenge M1, um die Spareinlagen
erweitert, ergibt die Geldmenge M2, diese wiederum, erweitert mit den Termineinlagen (Geld,
das nur zu einem festen Termin abrufbar ist), ergibt die Geldmenge M3.
Eine wichtige Grösse ist die Notenbankgeldmenge. Sie besteht aus dem Bargeld und den Sichtguthaben der Geschäftsbanken bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Letzteres ist Geld,
das die Banken auf einem Konto der SNB deponieren müssen. Dieses Geld zählt zum Wirtschaftskreislauf. 2001 betrug die Notenbankgeldmenge rund 35 Milliarden Franken.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 28
Geldschöpfung
Steuerung der Geldmenge durch die Nationalbank
Eine Zentralbank, wie beispielsweise die Schweizerische Nationalbank (SNB),
kann die Geldmenge
–– vergrössern, indem sie Geld in den Wirtschaftskreislauf bringt, also Franken ausgibt.
–– verringern, indem sie Geld aus dem Kreislauf herausnimmt, also Franken zurücknimmt.
Schweizer Franken, welche in den Tresoren der Nationalbank liegen, sind nicht im
Wirtschaftskreislauf und zählen somit nicht zum Geldkreislauf.
Vergrösserung
der Geldmenge
Verkleinerung
der Geldmenge
Ausländische Währungen
Wechselkurspolitik
Devisenmarktoperation
Die SNB kauft mit ihren selbstgedruckten Franken fremdes
Geld. Die ausgegebenen
Franken gelangen in den Wirtschaftskreislauf.
Die SNB verkauft ausländische
Währungen gegen Franken. Das
Schweizer Geld fliesst zurück in
die Notenbanktresore. Sie sind
damit dem Wirtschaftskreislauf
entzogen.
Wertpapiere
Offenmarktpolitik
Die SNB kauft in- oder ausländische Wertschriften und zahlt
mit Franken.
Die SNB verkauft in- oder
ausländische Wertschriften, die
erhaltenen Franken legt sie in
ihre Tresore.
Kredite an Banken
Zins- oder Diskontpolitik
Die SNB leiht Geld an die Banken aus, und zwar gegen einen
von ihr festgelegten Zins. Je
tiefer der Zinssatz (Diskontsatz),
desto mehr Geld beziehen die
Geschäftsbanken, um es an
Kunden weiterzuverleihen.
Je höher der Zins der Notenbank, desto weniger Geld
kommt über die Banken in
Umlauf. Das Geld im Wirtschaftskreislauf verringert sich
allmählich.
Kredite an den Staat
Kreditpolitik
Wenn die SNB dem Staat Geld
leiht, gelangt neues Geld in
Umlauf.
Zahlt der Staat das von der
SNB geliehene Geld zurück,
wird Geld aus dem Verkehr
gezogen.
Mindestreserve*
Mindestreservepolitik
Die SNB verlangt von den
Banken nur noch eine kleine
Mindestreserve. Die Banken
können viele Kredite gewähren.
Die SNB verpflichtet die
Banken, bei ihr eine hohe Mindestreserve zu hinterlegen. Die
Banken können weniger Kredite
gewähren.
*Die Mindestreserve: Die Nationalbank kann Vorschriften machen, wie hoch der Betrag sein soll,
den die Banken bei der Nationalbank zu deponieren haben, das heisst, wie hoch mindestens die Reserve sein soll.
Je höher diese Mindestreserve sein muss, desto weniger Geld ist im Umlauf.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 29
Geldschöpfung der Banken
Einen sehr grossen Einfluss auf die Geldmenge haben die Geschäftsbanken, indem sie die bei
ihnen angelegten Gelder als Kredite wieder ausleihen. Dadurch wird Buchgeld «geschaffen».
Beispiel:
Vermögen
der Bankkunden
Geld im Umlauf
10000 Franken
Fr. 10000.–
9000 Franken
Fr. 19000.–
8100 Franken
Fr. 27100.–
Herr X zahlt 10000 Franken auf sein Bankkonto
bei der Bank Rot ein.
Sein Vermögen:
Frau Y bezieht bei der Bank Rot einen Kredit. Die
Bank kann vom Geld von Herrn X maximal 9000
Franken ausleihen, das heisst, die Bank behält
10% als Mindestreserve zurück (Herr X möchte ja
eventuell etwas von seinem Geld beziehen). Frau Y
überweist das Geld auf ihr Konto bei der Bank Blau.
Ihr Vermögen:
Herr Z bezieht bei der Bank Blau einen Kredit.
Die Bank kann vom Geld von Frau Y maximal 8100
Franken ausleihen, das heisst, auch die Bank Blau
behält 10 % als Mindestreserve zurück (Frau Y
möchte ja eventuell etwas von Ihrem Geld beziehen). Herr Z überweist das Geld auf sein Konto bei
der Bank Grün.
Sein Vermögen:
usw.
Von den ursprünglichen 10000 Franken sind nun 27100 Franken im Umlauf, das heisst im Wirtschaftskreislauf.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 30
Der Geldwert – die Kaufkraft des Geldes im Inland
(Binnenwert)
Auf dem Markt können die Preise fallen (Verbilligung der Güter) oder
steigen (Verteuerung der Güter). So nimmt mit steigenden Preisen die
Kaufkraft des Geldes ab, was bedeutet, dass mit der gleichen Menge
Geld weniger Güter gekauft werden können. Um sich ein genaues Bild
über die Geldentwertung (Teuerung/Inflation/Kaufkraftschwund des
Geldes) machen zu können, verfolgt das Bundesamt für Wirtschaft
und Arbeit (BWA) regelmässig die Preisänderungen. Die Ergebnisse
werden laufend in drei Indizes (Kennziffern) veröffentlicht.
Landesindex der
Konsumentenpreise
Grosshandelspreisindex
Lohnindex
Er zeigt die Preisentwicklung der
Güter an, die
hauptsächlich in
den Haushalten
gebraucht werden.
Er zeigt die
Preisentwicklung
wichtiger Rohstoffe
sowie Halb- und
Fertig-fabrikate an.
Er zeichnet die durchschnittlichen Stundenverdienste der
Arbeitenden und die
durchschnittlichen
Monatslöhne der
Angestellten auf.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 31
Landesindex der Konsumentenpreise
Mit dem Landesindex der Konsumentenpreise wird die Preisentwicklung (Teuerung) gemessen. Der Index gibt den Gesamtpreis an, den
eine bestimmte gleichbleibende Warenmenge (so genannter Warenkorb) zu einem bestimmten Zeitpunkt kostet. Er umfasst acht Bedarfsgruppen und berücksichtigt rund 70 Prozent der Verbrauchsausgaben
(Auslagen für Steuern und Versicherungen werden nicht berücksichtigt). Seit Mai 2000 gilt ein neuer Index (Basis Mai 2000 = 100).
Bekleidung
und Schuhe
5,1%
Wohnungseinrichtung
5,1%
Wohnen und Energie
26,5%
Gesundheitspflege
13,4%
Unterhaltung
und Bildung
10,8%
Verkehr und
Kommunikation
11,2%
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Nahrungsmittel,
Getränke und
Tabakwaren
13,5%
Übrige Waren und
Dienstleistungen
14,5%
Seite 32
Die Teuerungsrate
Wird nun der Konsumentenpreisindex des Jahres 1999 mit jenem des
Jahres 1998 verglichen, erhalten wir die Teuerungsrate (Inflationsrate)
des Jahres 1999.
Berechnung:
Indexstand 1999: 98,8
98,8 x 100
– 100 = 0,82%
1998: 98,0
98,0
Teuerungsrate
= 0,82%
Die Preise im Jahre 1999 (im Vergleich zum Jahr 1998) sind also
um 0,82 Prozent gestiegen. Die Güter, die 1998 zum Beispiel noch
100 Franken kosteten, kosten 1999 nun 100.82 Franken.
Der Konsumentenpreisindex ist zwar kein exakter Massstab für
die Entwicklung der allgemeinen Lebenskosten, aber von grosser
Bedeutung. Er ist Grundlage für
–– wirtschaftspolitische Massnahmen
–– Lohnverhandlungen (Teuerungsausgleich) zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern
–– Anpassung der Renten (AHV)
–– Mietzins- und Hypothekarzinserhöhungen
–– und anderes
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 33
Nominallohn – Reallohn
Vor allem für die Arbeitnehmerlöhne ist der Konsumentenpreisindex
von grosser Bedeutung. Der Lohn, der den Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern auf ihr Konto ausbezahlt wird, ist der so genannte
Nominallohn. Angenommen, in einem bestimmten Zeitraum sind
die Preise durchschnittlich um 1 Prozent gestiegen, dann können die
Lohnempfänger mit dem gleichen Lohn nicht mehr gleich viele Güter
kaufen. Um die gleiche Menge Güter kaufen zu können, müssten die
Löhne auch um 1 Prozent steigen. Real (in Wirklichkeit) gesehen sind
die Löhne zurückgegangen. Man unterscheidet deshalb zwischen
Nominallohn und Reallohn.
Nominallohn – Teuerungsrate = Reallohn
5,9
Nominallöhne
Preise
5,4
Reallöhne
(Nominallöhne – Preissteigerung)
4,8
4,0
1,8
1,5
0,8
1,3
1,3
0,9
0,8
0,6
0,5
0,5
0,7
0,8
0,7
0,5 0,5
0,3
0,0
-0,5
1990
1992
1994
1995
1996
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
1997
0,0
1998
-0,5
1999
Seite 34
Störungen im Wirtschaftskreislauf
Vom Wirtschaftskreislauf her ist bekannt, dass der Güterstrom und
der Geldstrom in einer Volkswirtschaft gleich gross sein müssen.
Solange dieses Gleichgewicht anhält, behält das Geld seine Kaufkraft
und die Preise bleiben stabil.
Inflation (Geldüberhang)
Vergrössert sich der Geldstrom (mehr Geld kommt in Umlauf), ohne
dass sich der Güterstrom verändert, so steigen die Preise. Für den
Kauf der gleichbleibenden Gütermenge steht nun mehr Geld zur Verfügung. Man ist bereit, mehr zu bezahlen, um die Güter zu erhalten.
Diesen Zustand bezeichnet man als Inflation.
Inflation ist also das Missverhältnis zwischen Geld- und Gütermenge.
In einer inflationären Wirtschaft sind demnach «zu viel» Geld und
«zu wenige» Güter vorhanden.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 35
Ursachen der Inflation
Geldumlauf
Güterumlauf
Von der Geldseite her:
Von der Güterseite her:
–– Die SNB setzt übermässig viel Geld in
Umlauf («setzt die Notenpresse in Gang»).
Das ist dann der Fall, wenn Bund, Kantone
und Gemeinden wegen dauernder Haushaltsdefizite um mehr Kredite (Geld) bei
der Nationalbank nachsuchen.
Ein Ungleichgewicht kann auch entstehen,
wenn sich der Güterstrom verkleinert, also
die Produktion zurückgeht, durch
–– Die Banken gewähren zu viel Kredite.
–– Die Nachfrage ist so hoch, dass die
Produktion nicht mithalten kann. Dann
müssen die Preise steigen, um die
Nachfrage zu zügeln. Diese Situation
ist typisch für die Hochkonjunktur.
–– Übermässiger Zufluss von Auslandsgeldern in die Schweiz. Das ist dann der Fall,
wenn die Schweiz mehr exportiert als
importiert (Exportüberschuss) oder wenn
viel Kapital (Geld) in die Schweiz fliesst
(Kapitalbewegungen).
–– Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit
des Geldes. Je rascher das Geld in
einer Volkswirtschaft umläuft, desto
mehr verbreitet sich der Geldstrom.
–– Arbeitszeitverkürzung ohne Erhöhung der
Produktivität, das heisst, wenn weniger
lang gearbeitet und zugleich weniger produziert wird.
–– Ausgedehnte Streiks. Sie vermindern
die Güterproduktion und damit den
Güterstrom. Deshalb sind lange Streiks
volkswirtschaftlich schädigend.
–– Rasche Veränderungen eines bestimmten
Preises oder die plötzliche Einführung
einer besseren Technologie (Angebotsschock) führt zu reduzierter Produktion
und höheren Preisen (zum Beispiel Erdölkrisen in den siebziger Jahren).
–– Überschwemmungen, Missernten und
Kriege.
–– Preissteigerungen im Ausland
(importierte Inflation).
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 36
Folgen der Inflation
–– Die Kaufkraft des Geldes nimmt ab. Die Preise sind am Steigen.
–– Das Guthaben der Gläubiger wird durch die Geldentwertung entwertet.
–– Die Sparer werden benachteiligt. Die Inflation vermindert die
Kaufkraft des gesparten Kapitals. Wenn der Zins kleiner ist als die
Teuerung, verliert der Sparer jährlich einen Teil der Einlage.
–– Die Schuldner werden bevorteilt, ihre Schulden verlieren an Wert.
Die Schuldner können mit Geld, das immer wertloser wird, zurückbezahlen.
–– Kapitalflucht: Statt auf immer «wertloserem» Geld sitzenzubleiben,
legt man dieses in Sachwerte an (Flucht in Grundstücke, Kunstgegenstände, Gold usw.).
–– Lohnempfänger und Rentner werden benachteiligt, sofern ihr Lohn
beziehungsweise ihre Rente nicht der Teuerung angepasst wird.
–– Die grosse Nachfrage nach Gütern erlaubt eine Steigerung der
Produktion und damit eine Erhöhung der Beschäftigung.
–– Als Folge der steigenden Preise müssten überall die Preislisten
angepasst werden. Da dies meist mit Kosten verbunden ist (z.B.
für den Druck neuer Speisekarten), werden in einigen Branchen
für einige Zeit die alten Preise beibehalten. Diese Preise sind aber
wirtschaftlich die falschen, wodurch die Wirtschaft verzerrt wird.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 37
Lohn-Preis-Spirale
Preise
Nachfrage
Lohnforderungen
Produktionskosten
Löhne
In einem inflationären Umfeld kann es zu einer so genannten LohnPreis-Spirale kommen. Höhere Löhne verursachen höhere Produktionskosten und steigern die Nachfrage im Markt, da die Konsumentinnen und Konsumenten mehr Geld haben. Hohe Nachfrage führt zu
höheren Preisen.
Die Unternehmen verlangen höhere Preise für ihre Produkte. Das führt
zu erneuten Preissteigerungen. Um die Preissteigerungen (Teuerung)
auszugleichen, fordern die Gewerkschaften höhere Löhne.
Heute herrscht die Meinung vor, dass Inflation letztlich nur über eine
Anpassung der Geldmenge (nach unten) an die Produktion erfolgreich
bekämpft werden kann.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 38
Deflation
Wenn die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sinkt, vergrössert sich der Güterstrom
gegenüber dem Geldstrom (Angebotsüberschuss). Für den Kauf der stets grösseren Gütermenge steht immer gleich viel Geld zur Verfügung. Die Preise beginnen zu sinken. Diesen
Zustand bezeichnet man als Deflation. Die Wirtschaft beginnt zu stagnieren oder gar zu
schrumpfen. Deflation bezeichnet ebenfalls ein Missverhältnis zwischen Geld- und Gütermenge.
In einer deflationären Wirtschaft sind demnach «zu viele» Güter und «zu wenig» Geld vorhanden.
Ursachen der Deflation
Geldumlauf
Güterumlauf
Von der Geldseite her:
Von der Güterseite her:
–– Übermässige Einkommenssteuern (es
bleibt weniger für den Konsum)
–– Überproduktion in volkswirtschaftlich
wichtigen Branchen
–– In Erwartung sinkender Preise wird vorerst
gespart statt konsumiert.
–– Übermässige Investitionen auf Grund
falscher Marktprognosen
–– Rückgang der privaten Investitionen
–– Importüberschüsse
–– Der Staat hält sich mit Aufträgen zurück
(weniger Kredite zur Finanzierung)
–– Rekordernten
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 39
Folgen der Deflation
–– Die Kaufkraft des Geldes nimmt zu. Die Preise sind am Sinken, die Löhne sind am Stagnieren oder am Schrumpfen.
–– Aus Angst vor der wirtschaftlichen Zukunft wird mehr
gespart. Dadurch geht die Nachfrage nach Konsum- und
Investitionsgütern noch mehr zurück.
–– Die Produktion sinkt und die Arbeitslosigkeit breitet sich
aus.
Sowohl die Inflation als auch die Deflation wirkt sich in ihrer
Gesamtheit sehr negativ auf die Wirtschaft aus. Auf Grund der
starken Umverteilungswirkungen können beide zu sozialen
Spannungen führen. Für die Bekämpfung der Deflation beziehungsweise Inflation steht dem Staat eine Reihe von Massnahmen zur Verfügung.
Stagflation
Die Stagflation ist ein wirtschaftliches Phänomen, das der Wirtschaftswissenschaft erst seit Ende der siebziger Jahre bekannt
ist. Eine Stagflation liegt dann vor, wenn das wirtschaftliche
Wachstum zum Stillstand kommt, stagniert (die Arbeitslosigkeit
zunimmt), aber gleichzeitig Inflation herrscht.
Der Ablauf einer Stagflation präsentiert sich wie folgt:
–– Es herrscht Überproduktion, der Markt ist gesättigt. In
einzelnen Branchen sinkt die Beschäftigung. Auf dem
Arbeitsmarkt entsteht durch Strukturwandel und Rationalisierung ein Ungleichgewicht: Arbeitslosigkeit herrscht in
den gesättigten Märkten, Vollbeschäftigung in einzelnen
Branchen.
–– Trotz allgemein zurückgehender Nachfrage (Rezession) geht
die Lohn-Preis-Spirale weiter. Einerseits werden unter dem
Druck der Gewerkschaften die Reallöhne nicht gesenkt, und
andererseits spielt der Marktpreismechanismus nicht mehr
(Kartellabsprachen, Monopole, staatlich fixierte Preise).
–– Die Bekämpfung der Stagflation ist äusserst schwierig.
Bekämpft man die Preissteigerungen, so erhöht sich die
Arbeitslosigkeit, und umgekehrt. In der Schweiz hat heute
die Bekämpfung der Inflation erste Priorität.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 40
Das Wechselkurssystem
Handelsbeziehungen zwischen Volkswirtschaften mit verschiedenen
Landeswährungen können nur dann funktionieren, wenn es möglich
ist, ihre Währung untereinander auszutauschen. Die Preise, zu denen
die Währungen gegeneinander ausgetauscht werden, bezeichnet man
als Wechselkurse.
Notenkurs:
Devisenkurs:
Der Preis der gehandelten
Banknoten und Münzen
Der Preis der Devisen (Devisen:
ausländische Zahlungsmittel
wie Bankguthaben, Wechsel,
Schecks)
Fester Wechselkurs (Fixing)
Beim festen Wechselkurs setzt der Staat die Wechselkurse fest. Diese
können sich nur innerhalb einer festgesetzten engen Bandbreite
bewegen. Beim Verlassen der Bandbreite wird durch die Zentralbank
mit Stützungskäufen oder -verkäufen auf dem Devisenmarkt interveniert.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 41
Gruppenarbeit
Gruppe A
Arbeitsaufträge
–– Lesen Sie die Seiten 27 und 28 in diesem Skript.
–– Diskutieren Sie in der Gruppe den Inhalt des Gelesenen.
–– Jedes Mitglied der Gruppe muss am Ende der Diskussion folgende
Fragestellungen verstanden haben, sodass es den Inhalt anderen
Gruppen mitteilen kann:
–– Was ist Geld?
–– Welche Funktionen hat das Geld?
–– Woraus besteht die Geldmenge?
–– Wie sieht das (mengenmässige) Verhältnis von Bargeld zu Buchgeld aus?
Bei Fragen/Unklarheiten, welche in der Diskussion in der Gruppe nicht
gelöst werden können, soll der Dozent gefragt werden.
Am Ende dieses ersten Teils der Gruppenarbeit hat jedes Mitglied den
Text verstanden und sich – sofern notwendig – dazu Notizen gemacht.
Zeit: 20 Minuten
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 42
Gruppe B
Arbeitsaufträge
–– Lesen Sie die Seiten 29 und 30 in diesem Skript, «Geldschöpfung».
–– Diskutieren Sie in der Gruppe den Inhalt des Gelesenen.
–– Jedes Mitglied der Gruppe muss am Ende der Diskussion folgende
Fragestellungen verstanden haben, sodass es den Inhalt anderen
Gruppen mitteilen kann:
–– Wie kann die Nationalbank die Geldmenge vergrössern?
–– Wie kann die Nationalbank die Geldmenge verkleinern?
–– Wie funktioniert die Geldschöpfung der Geschäftsbanken?
–– Welchen Einfluss hat der Mindestreservesatz auf die Geldschöpfung der Geschäftsbanken?
Bei Fragen/Unklarheiten, welche in der Diskussion in der Gruppe nicht
gelöst werden können, soll der Dozent gefragt werden.
Am Ende dieses ersten Teils der Gruppenarbeit hat jedes Mitglied den
Text verstanden und sich – sofern notwendig – dazu Notizen gemacht.
Zeit: 20 Minuten
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 43
Gruppe C
Arbeitsaufträge
–– Lesen Sie die Seiten 31 bis 34 in diesem Skript,
«Der Geldwert – die Kaufkraft des Geldes im Inland» (Binnenwert).
–– Diskutieren Sie in der Gruppe den Inhalt des Gelesenen
–– Jedes Mitglied der Gruppe muss am Ende der Diskussion folgende
Fragestellungen verstanden haben, sodass es den Inhalt anderen
Gruppen mitteilen kann:
–– Was bedeutet Kaufkraft?
–– Wie funktioniert der Landesindex der Konsumentenpreise?
–– Was ist der Unterschied zwischen dem Nominal- und dem
Reallohn?
Bei Fragen/Unklarheiten, welche in der Diskussion in der Gruppe nicht
gelöst werden können, soll der Dozent gefragt werden.
Am Ende dieses ersten Teils der Gruppenarbeit hat jedes Mitglied den
Text verstanden und sich – sofern notwendig – dazu Notizen gemacht.
Zeit: 20 Minuten
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 44
Gruppe D
Arbeitsaufträge
–– Lesen Sie die Seiten 35 bis 38 in diesem Skript,
«Störungen im Wirtschaftskreislauf».
–– Diskutieren Sie in der Gruppe den Inhalt des Gelesenen.
–– Jedes Mitglied der Gruppe muss am Ende der Diskussion folgende
Fragestellungen verstanden haben, sodass es den Inhalt anderen
Gruppen mitteilen kann:
–– Was bedeutet Inflation?
–– Was sind die Ursachen der Inflation?
–– Was sind die Folgen der Inflation
–– Wer ist Gewinner/Verlierer einer Inflation?
Bei Fragen/Unklarheiten, welche in der Diskussion in der Gruppe nicht
gelöst werden können, soll der Dozent gefragt werden.
Am Ende dieses ersten Teils der Gruppenarbeit hat jedes Mitglied den
Text verstanden und sich – sofern notwendig – dazu Notizen gemacht.
Zeit: 20 Minuten
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 45
Preisentwicklung (Jahresdurchschnitt)
Inflation Schweiz – Verbraucherpreisindex (VPI)
Grafiken – historische Inflation
1.41.4
12.0
12.0
1.21.2
10.0
10.0
1.01.0
0.8
0.8
0.6
0.6
0.4
0.4
0.2
0.2
03030404050506060707080809091010111112120101
Grafik VPI Schweiz letztes Jahr
8.0
8.0
6.0
6.0
4.0
4.0
2.0
2.0
0.0
0.0
-2.0
-2.0
55555959636367677171757579798383878791919595999903030707
Grafik VPI Schweiz langfristig
Quelle: Bundesamt für Statistik, www.statistik.admin.ch (Stand Februar 2011)
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 46
2.6 Konjunktur und Konjunkturpolitik
Konjunkturzyklus
+
Wirtschaftswachstum
Boom
Abschwung
0
Aufschwung
Zeit
Rezession
Aufschwung
–
Den aktuellen Stand der Schweizer Konjunktur publiziert das SECO
quartalsweise. Hier ein Beispiel (aktuelle Zahlen siehe: www.seco.admin.ch).
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 47
Das Bruttoinlandprodukt im 2. Quartal 2010
Im 2. Quartal 2010 ist das Bruttoinlandprodukt (BIP) gegenüber dem
Vorquartal real um 0,9% gestiegen. Das BIP-Wachstum wurde vor
allem durch die Inlandnachfrage getragen (höhere Investitionstätigkeit); die Antriebskräfte der Ausfuhren haben sich jedoch im Jahresverlauf abgeschwächt. Gegenüber dem 2. Quartal 2009, das den
Tiefstpunkt der Rezession markiert hatte, stieg das reale BIP um 3,4%.
BIP real – Vorquartalsveränderungsraten in % und Niveaus: 2005:
1 bis 2010:2 (saisonbereinigte reale Werte, verkettet, zu Preisen des
Vorjahres, Referenzjahr 2000, ohne Hochrechnung auf Jahresbasis)
Mrd. CHF
126
1.5%
124
1%
122
120
0.5%
118
0
1
2
3
2005
4
1
2
3
4
1
2006
2
3
4
1
2007
-0.5%
2
3
2008
4
1
2
3
2009
4
1
2
2010
116
114
112
-1%
110
108
-1.5%
Veränderungsraten in %
BIP saisonbereinigt
Nächste Medienmitteilung: Donnerstag, 2. Dezember 2010, 07:45 Uhr
Für jedes Quartal führt das SECO eine Quartalsschätzung des BIP
und von dessen Komponenten aus (BIP-QS). Hauptziel der BIP-QS ist
es, eine Diagnostik der konjunkturellen Entwicklung der wichtigsten
makroökonomischen Aggregate in einer angemessenen Frist und in
zuverlässiger Weise vorzuschlagen.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 48
Entwicklung des Bruttoinlandprodukts gemäss Verwendungsansatz
(zu Preisen des Vorjahres, verkettete Werte)
Quartalswerte (real)
Gemäss ESVG95
Veränderung in % gegenüber dem Vorquartal
(saisonbereinigte Werte)
3/2008
4/2008
1/2009
2/2009
3/2009
4/2009
1/2010
2/2010
0,2
– 0,4
0,4
0,4
0,5
0,6
0,5
0,0
Private Haushalte
und POoE
0,2
– 0,4
0,4
0,4
0,4
0,5
0,7
0,0
Staat
0,5
– 0,4
0,4
0,7
0,6
0,7
– 0,4
– 0,1
– 2,1
– 1,3
– 5,0
1,5
2,1
1,2
– 2,2
2,1
– 4,7
– 2,9
– 8,5
– 0,2
2,5
2,8
– 2,4
2,8
1,7
1,0
– 0,5
3,6
1,6
– 0,8
– 2,0
1,3
Inländische Endnachfrage
– 0,3
– 0,6
– 0,8
0,7
0,8
0,7
– 0,1
0,4
Inlandnachfrage
– 0,6
1,5
1,7
– 1,9
– 0,6
– 0,3
– 0,1
2,1
Exporte
– 1,4
– 7,8
– 5,3
– 1,5
5,4
3,1
3,7
1,7
– 0,7
– 9,8
– 7,0
– 0,9
4,5
2,8
5,3
0,1
Warenexporte ohne
Wertsachen
– 2,0
– 9,5
– 6,6
– 0,7
3,9
3,6
2,7
0,2
Dienstleistungsexporte
– 3,1
– 2,8
– 1,4
– 2,7
7,3
3,7
0,3
5,3
Gesamtnachfrage
– 1,0
– 2,2
– 0,9
– 1,7
1,5
1,0
1,3
2,0
Importe
– 1,6
– 4,5
– 0,8
– 4,4
3,4
1,5
2,1
4,6
– 2,3
– 6,5
– 1,3
– 5,9
4,3
0,8
4,6
4,0
– 2,2
– 5,8
– 2,1
– 5,9
4,7
0,6
4,4
4,5
1,8
5,0
1,4
1,7
– 0,2
4,3
– 6,9
6,9
– 0,7
– 1,1
– 1,0
– 0,6
0,7
0,7
1,0
0,9
Konsumausgaben
Bruttoanlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bau
Warenexporte
Warenimporte
Warenimporte ohne
Wertsachen
Dienstleistungsimporte
Bruttoinlandprodukt
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 49
Langfristige Betrachtung der konjunkturellen Entwicklung:
1981 bis 2005, Quartalszahlen, real Veränderung des BIP, real
6
5
4
3
2
1
0
83 84 85 86 89 88 89 90 91 92 93 94 95 96 7 98 99 00 01 02 03 04 05
–1
–2
–3
–4
Quelle: www.snb.ch
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 50
Fortschreitende Konjunkturerholung –
gestiegene Risiken für 2011
Konjunkturtendenzen und Prognosen der Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes – Sommer 2010
Die Expertengruppe hält grundsätzlich am bisherigen Prognoseszenario einer langsam fortschreitenden Erholung der Schweizer Wirtschaft
fest. Während die Wachstumsaussichten für 2010 sogar noch leicht
besser als bisher eingeschätzt werden (1,8% anstatt 1,4%), wird die
BIP-Prognose für 2011 angesichts gestiegener aussenwirtschaftlicher
Risiken leicht gesenkt (1,6% anstatt 2,0%). Die Aussichten für den
Arbeitsmarkt haben sich weiter aufgehellt, wenngleich der Rückgang
der Arbeitslosigkeit langsam verlaufen dürfte.
Ausgewählte Prognoseergebnisse zur schweizerischen Wirtschaft
Vergleich der Prognosen: Juni 10 und März 10
Veränderung zum Vorjahr in %, Quoten
2010
2011
Juni 10
März 10
Juni 11
März 11
BIP
1,8%
1,4%
1,6%
2,0%
Konsumausgaben:
Private Haushalte
und POoE
1,7%
1,3%
1,5%
1,5%
Staat
0,5%
0,8%
1,0%
0,3%
Bauinvestitionen
0,0%
0,0%
-0,5%
-0,5%
Ausrüstungsinvestitionen
3,5%
2,0%
2,5%
3,5%
Exporte
5,7%
4,5%
4,5%
5,7%
Importe
4,6%
3,2%
3,7%
4,2%
Beschäftigung
(Vollzeitäquivalente)
0,4%
0,1%
0,6%
0,6%
Arbeitslosenquote
3,9%
4,3%
3,7%
4,2%
Landesindex der
Konsumentenpreise
1,1%
0,8%
0,8%
0,7%
Quelle: Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes
Nächste Pressemitteilung: Dienstag, 21. September 2010
Kontakt: Staatssekretariat für Wirtschaft SECO,
Direktion für Wirtschaftspolitik, Bruno Parnisari, Effingerstrasse 1
CH-3003 Bern, Tel. +41 (0)31 323 16 81
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 51
Konjunkturpolitik
Die beiden bekanntesten Bereiche der Konjunkturpolitik sind die
Fiskal- und die Geldpolitik. Um die Konjunktur anzukurben heisst dies:
Fiskalpolitik
Wer macht Sie?
Politik (Regierung, Parlament) auf allen
Ebenen (Bund, Kantone, Gemeinden)
Was wird gemacht?
Steuern senken / Ausgaben erhöhen
Positive Wirkung?
Staatliche Nachfrage erhöht die gesamtwirtschaftliche Nachfrage (Multiplikatorwirkung).
Steuersenkung erhöht das verfügbare
Einkommen der Haushalte, womit mehr
konsumiert werden kann (Erhöhung der
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage).
Probleme?
Problem der Staatsverschuldung kann
nur gelöst werden, wenn in der Hochkonjunktur Überschüsse erzielt werden.
Zeitliche Verzögerung, bis die Massnahmen getroffen sowie umgesetzt werden
und zu wirken beginnen (Lags)
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 52
Geldpolitik
Wer macht Sie?
Nationalbank
Was wird gemacht?
Erhöhung der Geldmenge durch Kauf
von Wertschriften und Devisen, Senkung
der Zinsen (und Erhöhung der Kredite)
Positive Wirkung?
Erhöhung der Geldmenge sowie
Senkung der Zinsen erhöht die
Investitionstätigkeit (= Erhöung der
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage
(Multiplikatorwikrung)).
Probleme?
Gefahr der Inflation
Zeitliche Verzögerung, bis die Massnahmen getroffen sowie umgesetzt
werden und zu wirken beginnen
Daneben gibt es noch die automatischen Stabilisatoren
(z.B. Arbeitslosenversicherung):
–– Funktionieren wie die Fiskalpolitik (mehr Ausgaben, weniger
Einnahmen), haben jedoch viel weniger Verzögerungen (Lags),
da keine Entscheidungen mehr gefällt werden müssen.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 53
2.7 Wachstum und Wohlstand
Warum ist die Schweiz so reich?
Rangliste der reichsten Länder der Welt
BIP/Kopf 2009 in US$ (IWF)
Land
BIP pro Kopf
US-Dollar (2009)
1
Luxemburg 104.512
2
Norwegen 79.085
3
Katar 68.872
4
Schweiz 67.560
5
Dänemark 56.115
6
Irland 51.356
7
Niederlande 48.223
8
Vereinigte Arabische Emirate 46.857
9
Vereinigte Staaten 46.381
10
Österreich 45.989
11
Australien 45.587
12
Finnland 44.492
13
Schweden 43.986
14
Belgien 43.533
15
Frankreich 42.747
16
Deutschland 40.875
17
Japan 39.731
18
Kanada 39.669
19
Island 37.977
20
Singapur 37.293
21
Italien 35.435
22
Vereinigtes Königreich 35.334
23
Spanien 31.946
24
Kuwait 31.482
Rang
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 54
BIP (nominal) pro Kopf
Der Reichtum eines Landes wird in der Regel mit dem BIP/Kopf angegeben.
Kritik an der Grösse «BIP/Kopf» als Indikator für «Reichtum»
–– Der Reichtum (=Wohlstand) ist nur ein Bestandteil der gesamten Lebensqualität (=Wohlfahrt).
Weiter wären die Gesundheit, die Umweltqualität, die Bildung, das kulturelle Angebot, die
politische Beteiligung usw. noch zu berücksichtigen.
–– Im BIP wird nicht unterschieden, wie nützlich die darin enthaltenen Güter und Dienstleistungen sind (z.B. Rüstungsausgaben, Atommüll).
–– Im BIP sind alle negativen Effekte wie Luft- und Wasserverschmutzung nicht enthalten
(«Bads» im Gegensatz zu den «Goods»).
–– Im BIP sind nur die auf dem Markt gehandelten Güter und Dienstleistungen enthalten, nicht
jedoch Hausarbeit, karitative Tätigkeiten sowie Schwarzarbeit.
–– Die Kaufkraft ist nicht in jedem Land gleich, d.h. mit 1 US$ kann man in der Schweiz nicht
gleich viel kaufen wie z.B. in den USA. Grund: Der Wechselkurs widerspiegelt nicht nur die
ökonomische Stärkte eines Landes (BIP), sondern auch politische und psychologische
Faktoren. Ausweg: Wechselkurs berechnen, der die effektive Kaufkraft ausdrückt! Dies wird
mit dem Kaufkraft-Paritäts-$ gemacht (KKP$). Als Verankerung wurde der US$ genommen,
d.h. 1 KKP$ entspricht dem Wert eines US$ in den USA.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 55
Liste der reichsten Länder der Welt,
kaufkraftbereinigt
BIP/Kopf, kaufkraftbereinigt, Jahr 2009, Quelle: IWF
Rang
Land
BIP (PPP) pro
Kopf Int.–$
(2009)
1
Katar 83.841
2
Luxemburg
78.395
3
Norwegen 52.561
4
Singapur 50.523
5
Brunei 49.110
6
Vereinigte Staaten 46.381
7
Schweiz 43.007
8
Hongkong 42.748
9
Niederlande 39.938
10
Irland 39.468
11
Australien 38.911
12
Österreich 38.839
13
Kuwait 38.304
14
Kanada 38.025
15
Island 38.023
16
Vereinigte Arabische Emirate 36.537
17
Schweden 35.965
18
Dänemark 35.757
19
Belgien 35.422
20
Vereinigtes Königreich 34.619
21
Deutschland 34.212
22
Frankreich 33.679
23
Finnland 33.556
24
Japan 32.608
25
Taiwan 31.834
26
Griechenland 29.882
27
Spanien 29.689
28
Italien 29.109
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 56
Exkurs: HDI (Human Development Index) der UNO
Rang
Rang
für
2010
HDI
Änderung
zum Rang
von 2009
Land
Index
für
2010
Änderung
zum Index
für 2009
1
Norwegen
0.938
0.001
2
Australien
0.937
0.002
3
(17)
Neuseeland
0.907
0.003
4
(9)
Vereinigte Staaten
0.902
0.003
Irland
0.895
0.001
5
6
(13)
Liechtenstein
0.891
0.002
7
(1)
Niederlande
0.890
0.002
8
(4)
Kanada
0.888
0.002
9
(2)
Schweden
0.885
0.001
10
(12)
Deutschland
0.885
0.002
11
(1)
Japan
0.884
0.003
12
(14)
Südkorea
0.877
0.005
13
(4)
Schweiz
0.874
0.002
14
(6)
Frankreich
0.872
0.003
15
(12)
Israel
0.872
0.001
16
(4)
Finnland
0.871
0.002
17
(14)
Island
0.869
18
(1)
Belgien
0.867
0.002
19
(3)
Dänemark
0.866
0.002
20
(5)
Spanien
0.863
0.002
21
(3)
Hongkong
0.862
0.005
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 57
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
OECD
Deutschland
Niederlande
Belgien
Frankreich (1)
Luxemburg
Vereinigtes K'reich
Finnland
Schweden
Ireland
Schweiz
Norwegen
Dänemark
Island
Preislevel: Hochpreisinsel Schweiz (OECD = 100)
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
Seite 58
OECD-Mitgliedsländer
Preisniveau (OECD = 100)
Island
160
Dänemark
148
Norwegen
142
Schweiz
132
Irland
130
Schweden
129
Finnland
124
Vereinigtes Königreich
124
Luxemburg
119
Frankreich (1)
118
Belgien
115
Niederlande
114
Deutschland
113
Australien
113
Austria
112
Italien
112
Kanada
107
Neuseeland
107
Spanien
99
Japan
97
Vereinigte Staaten
95
Griechenland
91
Portugal
91
Korea
76
Türkei (2)
70
Ungarn
69
Tschechische Republik
67
Polen
65
Slowakei
65
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 59
Das langfristige Wachstum in der Schweiz
Relative Entwicklung in Bezug auf das reale BIP
400
100 = Volumen BIP real 1960
350
300
250
200
150
Schweiz
EU der 15
1998
2000
1996
1994
1992
1990
1988
1986
1984
1982
1980
1976
1978
1974
1972
1970
1968
1966
1964
1962
1960
100
G7
Quelle: OECD
Einflussfaktoren im Überblick
BIP/Kopf =
Erwerbsquote x Anzahl gearbeitete Stunden x Arbeitsproduktivität
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 60
Erwerbsquote
Die Erwerbsquote gibt den Anteil Erwerbspersonen in Prozent der
Erwerbsbevölkerung an. Dabei gilt jede Person als Erwerbsperson,
die in der letzten Woche einer bezahlten Tätigkeit nachging (je nach
Definition mind. 1 oder 5 Stunden). Zur Erwerbsbevölkerung zählen
alle Personen zwischen 18 und 65 Jahren (oder bis zum offiziellen
Pensionsalter).
Die Erwerbsquote ist insbesondere von folgenden Grössen abhängig:
–– Ausmass der Arbeitslosigkeit
–– Ausmass der Frühpensionierungen
–– Ausmass der reinen Haushaltsarbeit
(positiv ausgedrückt: Anteil der erwerbstätigen Frauen)
–– Ausmass der Selbstversorgung
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
15 – 24 Jahre
25 – 54 Jahre
55 – 64 Jahre
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Total 2008
Italien
OECD
USA
Japan
Ver. Königreich
EU15
Deutschland
Niederlande
Frankreich
Schweiz
Dänemark
0%
Total 1994
Seite 61
Erwerbsquote 2006 in der OECD
Island
Schweiz
Norwegen
Dänemark
Schweden
Ver. Königr,
Niederlande
Neuseeland
Kanada
Ver. Staaten
Australien
Österreich
Japan
Finnland
Portugal
Irland
OECD total
Tschech. Rep.
Deutschland
EU15
Luxemburg
Korea
Frankreich
Spanien
Mexiko
Belgien
Griechenland
Slowakei
Ungarn
Italien
Polen
Türkei
0,0
10,0
20,0
30,0
40,0
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
50,0
60,0
70,0
80,0
90,0
Seite 62
Anzahl gearbeitete Stunden
Durchschnittlich geleistete Arbeitsstunden pro Erwerbstätige Person,
2006, OECD
Korea
Tschech. Rep.
Polen
Griechenland
Ungarn
Mexiko
Neuseeland
Ver. Staaten
Australien
Island
Japan
Spanien
Finnland
Kanada
Slowakei
Portugal
Ver. Königr.
Ireland
Schweiz
Italien
Schweden
Luxemburg
Österreich
Belgien
Frankreich
Dänemark
Deutschland
Norwegen
Niederlande
0
550
1000
1500
2000
2500
Durchschnittliche effektiv geleistete Arbeitsstunden pro Erwerbstätige Person. Diese Grösse ist insbesondere von folgenden Faktoren
abhängig:
–– durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche (Schweiz: 41; D: 38)
–– Ausmass der Teilzeitarbeit
–– Ausmass der Überstunden
–– Anzahl Ferien- und Feiertage
–– Anzahl Tage Abwesenheit (Krankheit, Militär usw.)
–– Streiks
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 63
Arbeitsproduktivität
Arbeitsproduktivität in der OECD, in US$
Norwegen
Luxemburg
Belgien
Frankreich
Ireland
Ver. Staaten
Niederlande
Deutschland
Dänemark
Schweden
Ver. Königr.
Finnland
Österreich
Schweiz
Spanien
Italien
Kanada
Österreich
Island
Japan
Griechenland
Neuseeland
Polen
Slowakei
Ungarn
Tschech. Rep.
Korea
Polen
Mexiko
Türkei
0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
Durchschnittliches Wachstum der Arbeitsproduktivität in der Schweiz
3
2.5
2
1.5
1
0.5
0
60er Jahre
70er Jahre
80er Jahre
1991 – 1999
Quelle: Christoffel (1995), Weber & Zürcher (2001)
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 64
Quellen des Wachstums
Mehr Erwerbstätige
Mehr Arbeits-
Wirtschaftspolitscher Rahmen
stunden
Mehr Arbeitsstunden
pro Erwerbstätigen
Wachstum
Mehr Realkapital
BIP pro Kopf
(Investitionen)
Mehr Humankapital
Mehr Produktion
(Bildung)
pro Arbeitsstunde
(Arbeitsproduktivität)
Mehr Know-how
(technischer Fortschritt)
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 65
2.8 Arbeitslosigkeit
Entwicklung der registrierten Arbeitslosen von 1990 bis 2008
(Jahresdurchschnitt)
200000
180000
160000
140000
120000
100000
80000
60000
40000
20000
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2001
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
1993
1992
1991
1990
0
Historische Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Schweiz
Arbeitslosigkeit
1970
1980
1990
2000
Arbeitslose
104
6255
18133
71987
Anteil Langzeitarbeitslose in %
…
…
6,6
20,1
Arbeitslosenquote in %
0,0
0,2
0,5
2,0
Männer
…
0,2
0,4
1,7
Frauen
…
0,3
0,6
2,4
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 66
Arbeitsmarktstatistik
SECO Arbeitsmarkt und Arbeitslosenversicherung
Arbeitslosigkeit im Juli 2010
Gemäss den Erhebungen des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO
waren Ende Juli 2010 142330 Arbeitslose bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) eingeschrieben, 2143 weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank damit von 3,7% im Juni 2010 auf
3,6% im Berichtsmonat. Gegenüber dem Vorjahresmonat verringerte
sich die Arbeitslosigkeit um 3034 Personen (-2,1%).
Jugendarbeitslosigkeit im Juli 2010
Die Jugendarbeitslosigkeit (15- bis 24-Jährige) erhöhte sich um 1368
Personen (+6,5%) auf 22499. Im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht dies einem Rückgang um 3194 Personen (-12,4%).
Stellensuchende im Juli 2010
Insgesamt wurden 205604 Steltensuchende registriert, 3666 weniger
als im Vormonat. Gegenüber der Vorjahresperiode stieg diese Zahl
damit um 1467 Personen (+0,7%).
Gemeldete offene Stellen Im Juli 2010
Die Zahl der bei den RAV gemeldeten offenen Steilen verringerte sich
um 216 auf 17426 Stellen.
Abgerechnete Kurzarbeit im Mai 2010
Im Mai 2010 waren 20641 Personen von Kurzarbeit betroffen, 4148
Personen weniger (-16,7%) als im Vormonat. Die Anzahl der betroffenen
Betriebe verringerte sich um 291 Einheiten (-12,6%) auf 2018. Die
ausgefallenen Arbeitsstunden nahmen um 311749 (-25,0%) auf 934403
Stunden ab. In der entsprechenden Vorjahresperiode (Mai 2009) waren
3172223 Ausfallstunden registriert worden, welche sich auf 59914
Personen in 3342 Betrieben verteilt hatten.
Aussteuerungen im Mai 2010
Gemäss vorläufigen Angaben der Arbeitslosenversicherungskassen
belief sich die Zahl der Personen, welche ihr Recht auf Arbeitslosenentschädigung im Verlauf des Monats Mai 2010 ausgeschöpft hatten,
auf 1692 Personen.
Neuerscheinung
Arbeitslosigkeit in der Schweiz 2009, 128 Seiten, Fr. 17.–
Bestell-Nr. 126-0900. Bestellungen unter Tel. 032 713 60 60
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 67
Arbeitslosigkeit in den OECD-Ländern
Die Arbeitslosigkeit ist in der Schweiz traditionell tief. Dies zeigen alle internationalen Vergleiche.
Frequenz
pro Jahr
2007
pro Quartal
2008
2009
Zeit
2009
pro Monat
2010
2009
2010
Q3-
Q4-
Q1-
Sep-
Okt-
Nov-
Dez-
Jan-
Feb- März-
2009
2009
2010
2009
2009
2009
2009
2010
2010
2010
5,3
5,7
5,8
5,6
5,5
5,2
5,3
5,3
Country
Australien
4,4
4,2
5,6
5,8
5,6
Österreich
4,4
3,8
4,8
5,1
4,9
5,1
5,0
4,9
4,8
4,9
5,0
Belgien
7,5
7,0
7,9
8,1
8,2
8,1
8,1
8,2
8,2
8,0
8,0
K anada
6,0
6,1
8,3
8,5
8,4
8,3
8,4
8,4
8,4
8,3
8,2
Tschech. Rep.
5,3
4,4
6,7
7,3
7,4
7,4
7,4
7,4
7,5
7,7
7,9
Dänemark
3,8
3,3
6,0
6,2
7,1
6,5
6,9
7,2
7,3
7,4
7,5
Finnland
6,9
6,4
8,2
8,6
8,8
8,6
8,7
8,8
8,9
8,9
9,0
Frankreich
8,4
7,8
9,5
9,7
10,0
9,8
9,9
10,0
10,0
10,0
10,1
Deutschland
8,4
7,3
7,5
7,6
7,5
7,5
7,5
7,5
7,5
7,5
7,5
Griechenland
8,3
7,7
9,5
9,8
10,2
9,8
10,2
10,2
10,2
Ungarn
7,4
7,8
10,0
10,4
10,6
10,6
10,6
10,6
10,6
11,0
11,0
Island
2,3
3,0
7,2
7,2
7,8
Ireland
4,6
6,4
11,9
12,5
13,0
12,9
13,0
13,1
13,0
13,2
13,2
Italien
6,2
6,8
7,7
7,8
8,2
8,0
8,1
8,1
8,4
8,5
8,5
Japan
3,9
4,0
5,1
5,4
5,2
5,3
5,2
5,3
5,2
4,9
4,9
Korea
3,2
3,2
3,6
3,7
3,6
3,6
3,5
3,6
3,6
4,8
4,4
Luxemburg
4,2
4,9
5,4
5,4
5,5
5,4
5,5
5,5
5,6
5,5
5,5
Mexiko
3,7
4,0
5,5
5,8
5,6
6,0
5,7
5,6
5,4
5,5
5,2
Niederlande
3,2
2,8
3,4
3,7
3,8
3,7
3,8
3,8
3,9
3,9
4,0
Neuseeland
3,7
4,2
6,1
6,5
7,2
Norwegen
2,5
2,5
3,1
3,2
3,3
3,2
3,3
3,3
3,3
3,3
Polen
9,6
7,2
8,2
8,4
8,7
8,5
8,6
8,7
8,7
8,9
9,0
Portugal
8,1
7,8
9,6
10,2
10,1
10,2
10,1
10,1
10,1
10,3
10,3
Slowakei
11,2
9,5
12,0
12,7
14,1
13,3
13,8
14,2
14,2
14,2
14,2
Spanien
8,3
11,4
18,0
18,7
19,0
19,0
19,0
19,0
18,9
18,9
19,0
Schweden
6,1
6,2
8,3
8,6
8,8
8,7
8,8
8,7
9,0
9,1
9,0
Schweiz
3,6
3,5
4,4
4,5
4,6
8,2
8,2
Quelle: OECD
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 68
Ursachen der Arbeitslosigkeit
NZZ
Arbeitslosigkeit ist keine Lotterie
Über die Ursachen sind sich Ökonomen einig –
Probleme bereitet die Therapie
Von Wolfgang Franz
Bei aller Freude an der Kontroverse um Detailfragen sind sich
Ökonomen in der Erklärung des Phänomens weitgehend einig.
Arbeitslosigkeit ist kein gottgegebener Schicksalsschlag,
sondern entsteht aus dem Zusammenspiel von Funktionsstörungen im Arbeitsmarkt und konjunkturellen Schwankungen.
Wie der Autor im Folgenden zeigt, sind auch die Therapiemassnahmen, die zu ergreifen wären, grösstenteils bekannt. An
was es vielerorts noch mangelt, ist deren Umsetzung; und das
nicht zuletzt deshalb, weil ihr oft mächtige Partikularinteressen
entgegenstehen. (Red.)
Im Jahre 1798 schrieb Thomas Robert Malthus, einer der bedeutenden Klassiker der National­ökonomie, über Arbeitslose: “These are
the unhappy persons, who in the great lottery of life, have drawn a
blank.“ Wirklich? Ist Arbeits­losig­keit tatsächlich ein (Un-)Glücksspiel?
Kann die Anzahl der Nieten verringert werden? Ist es dem Einzelnen
möglich, darauf Einfluss zu nehmen?
“Europe jobless – America penniless“?
In den letzten vierzig Jahren hat sich die Anzahl der Erwerbstätigen
in den Vereinigten Staaten in etwa verdoppelt. Davon kann in Europa
kaum die Rede sein, im Gegenteil, die letzten Jahre waren in einigen
Ländern durch Arbeitsplatzverluste gekennzeichnet. Die Kehrseite
der US-Medaille besteht anscheinend in einer höheren Ungleichheit
der Einkommenschancen. Obwohl die neuen Arbeitsplätze in den
Vereinigten Staaten überwiegend in den oberen Qualifikations- und
damit Einkommenssegmenten geschaffen wurden, erlitten viele
amerikanische Arbeitnehmer im unteren Qualifikationsbereich reale
Einkommenseinbussen, bis hin zum Problem der «Working Poor»,
also der Beschäftigten, deren Arbeitseinkommen nicht zur Sicherung
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 69
ihres Lebensunterhalts ausreicht. Westeuropa hingegen verfügt über
ein gut ausgebautes System der sozialen Sicherung, und die Lohnstruktur hat sich nicht sehr gravierend verändert. Stimmt mithin der
Ausspruch “Europe jobless – America penniless“, auf den der Ökonom Paul Krugman die transatlantischen Unterschiede zuzuspitzen
versuchte? Zumindest müsste dem nicht so sein.
Breiter Konsens – schwierige Umsetzung
Mitunter herrscht in der Öffentlichkeit die Vorstellung, dass die Zunft
der Nationalökonomen bei der Analyse des Themas Arbeitslosigkeit
vor allem durch Konfusion und Kontroversen auffalle. Bei allem Streit
um Detailfragen, welcher in der Wissenschaft teilweise aus Profilierungsneurose überpointiert ausgetragen wird, sollte der beträchtliche
Konsens nicht übersehen werden. Ökonomen unterscheiden sich
weniger darin, welche Ursachen zur Erklärung der Arbeitslosigkeit in
Frage kommen, als in der Beurteilung der quantitativen Bedeutung
der einzelnen Faktoren für ein bestimmtes Land und einen gegebenen
Zeitraum.
Schwieriger als Diagnose und Therapieempfehlung ist es allerdings,
Wege zur Umsetzung der als sinnvoll erachteten Massnahmen zu
finden. Wie sollen beispielsweise die Arbeitsplatzbesitzer – gegebenenfalls vertreten durch ihre Gewerkschaften – oder die Regierung
dazu gebracht werden, Lohnzurückhaltung zu üben, um den Arbeitslosen zu besseren Beschäftigungschancen zu verhelfen? Wie sollen
Beschäftigte dazu gebracht werden, einer beschäftigungsfördernden
Flexibilisierung der Arbeitsmarktordnung zuzustimmen, wenn
dadurch ihre eigene Situation unsicherer werden könnte? Mehr noch,
eine vielversprechende Therapie kann sich in einer anderen Situation
als untauglich erweisen: Lohnzurückhaltung hilft viel, wenn zu hohe
Lohnkosten die Ursache der Arbeitslosigkeit darstellen, aber kaum
etwas, wenn ein gesamtwirtschaftliches Nachfragedefizit nach Gütern
und Dienstleistungen für die Unterbeschäftigung verantwortlich ist.
«Quasi-gleichgewichtige» Arbeitslosigkeit
Vor dem Hintergrund der höchst umfangreichen Literatur zum Thema
bietet sich zum besseren Verständnis eine Unterscheidung in zwei
Ursachenkomplexe an: Arbeitslosigkeit kann einerseits bedingt sein
durch konjunkturelle Probleme und andererseits hervorgerufen durch
Funktionsstörungen auf den Arbeits- und Gütermärkten.
Weil sie – zumindest in weiten Teilen Europas und besonders in
Deutschland – die derzeit bedeutendere Ursache der Arbeitslosigkeit
darstellen, stehen die Funktionsstörungen (welche die sogenannt
«strukturelle Arbeitslosigkeit» erzeugen) im Mittelpunkt der folgenden
Betrachtung. Alle Funktionsstörungen zusammengenommen verursachen eine «quasi-gleichgewichtige Arbeitslosigkeit»: «gleichgewichM1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 70
tig», weil sie sich ohne Reformen der Organisation des Arbeitsmarkts
und seiner Regulierung als ziemlich persistent hoch erweist, «quasi»,
weil ein solcher Zustand nicht jedermann zufriedenstellt, also zu
einem Überdenken diverser wirtschaftlicher Aktivitäten Anlass geben
sollte. Zur Erklärung dieser quasi-gleichgewichtigen Arbeitslosigkeit
sind drei grössere Gruppen von Funktionsstörungen zu thematisieren.
Beschäftigungshemmende Lohnfindung
Die erste funktionelle Ursache der Arbeitslosigkeit umfasst alle
Aspekte, die mit der Lohnhöhe und -struktur und dem institutionellen
Gefüge des Lohnbildungsprozesses zusammenhängen. Zu hohe
Lohnkosten – im Vergleich zur Produktivität und besonders zu konkurrierenden Unternehmen auf den Weltmärkten – sind heute häufig ein
gravierendes Beschäftigungshemmnis.
Vereinte Interessen
Eine zurückhaltende Lohnpolitik durchzusetzen ist vor allem deshalb
schwierig, weil es häufig sowohl für die Arbeitnehmer wie auch die
Unternehmen ökonomisch rational sein kann, Löhne zu vereinbaren,
die oberhalb des mit Vollbeschäftigung zu vereinbarenden Niveaus
liegen. Denn warum sollen die Arbeitsplatzbesitzer Lohnzurückhaltung üben, solange ihre eigenen Arbeitsplätze einigermassen sicher
sind und sie keine Lohndrückerei seitens der Arbeitslosen fürchten
müssen? Da in der Regel hohe Einarbeitungskosten anfallen würden
und eine Verschlechterung des Betriebsklimas nicht zu vermeiden
wäre, müssen sich die Arbeitsplatzbesitzer meist kaum davor fürchten, dass Arbeitgeber in grösserem Umfang Arbeitslose einstellen,
nur weil diese bereit sind, zu tieferen Löhnen zu arbeiten. Dazu
kommen die sozialen Normen, welche ein solches Verhalten ohnehin
brandmarken. Unternehmer sind vielfach durchaus bereit, Lohnzugeständnisse zu machen, selbst wenn damit Arbeitslosigkeit einhergeht.
Eine gewisse Arbeitslosigkeit hat für Arbeitgeber den Vorteil, dass sie
Bummelanten und Drückeberger disziplinieren hilft. Aus der Sicht der
einzelnen Firma senkt sie die Gefahr unerwünschter Abwanderungen
qualifizierter Arbeitnehmer zur Konkurrenz. Überdies kann ein Unternehmen, das für seine relativ grosszügigere Gehaltspolitik bekannt
ist, aus einer grösseren Anzahl von Bewerbern um freie Arbeitsplätze
auswählen.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 71
Arbeitslose ohne Stimme
Es liegt nahe, vor diesem Hintergrund dafür zu plädieren, den Arbeitslosen ein grösseres Mitspracherecht bei der Lohnbildung einzuräumen, aber die Bereitschaft der Gewerkschaften dazu erscheint noch
sehr steigerungsfähig.
Die Bereitschaft zur Lohnzurückhaltung wird zudem geschwächt,
wenn die Arbeitnehmer feststellen, dass die in Aussicht gestellten
Beschäftigungsgewinne ausbleiben, obwohl sie aus ihrer Perspektive
Lohnzurückhaltung geübt haben. Verständlicherweise schauen die
Arbeitnehmer auf den Lohn, der ihnen nach Bereinigung um die
gestiegenen Lebenshaltungskosten und nach Abzug der Steuern und
Abgaben zur Sozialversicherung noch verbleibt. Diesem «Konsumlohn» stehen die realen Lohnkosten des Unternehmens gegenüber,
der «Produktlohn», der alle Lohnzusatzkosten erfasst und die
Verkaufspreise der hergestellten Produkte zur Grundlage der Preisbereinigung macht. In Deutschland wurde zwischen 1994 und 1998
ein beträchtlicher Keil zwischen Konsum- und Produktlohn in Höhe
von rund 10% geschoben: Der Konsumlohn sank absolut um etwa 2%,
während der Produktlohn um rund 8% stieg. Das erklärt den Unmut
der Arbeitnehmer, da es aus ihrer Sicht trotz Lohnzurückhaltung nicht
zu einem Beschäftigungsaufbau kam. Versagt hat die Finanz- und
Sozialpolitik.
Zu wenig Chancen für Niedrigqualifizierte
Arbeitslosigkeit trifft hauptsächlich gering qualifizierte Arbeitnehmer,
sei es auf Grund der stärkeren Internationalisierung der Märkte,
sei es als Folge eines zunehmenden technischen Fortschritts, der
vor allem gering qualifizierte Arbeitskräfte einspart. Zwar muss der
Arbeitnehmer in der Schweiz nicht generell fürchten, dass seine
Entlohnung auf das in Indien herrschende Niveau herunterkonkurriert
wird. Gleichwohl ist dies für den Bereich der Güter, die transportiert
werden können («handelbare Güter») und zu deren Herstellung es
gering qualifizierter Arbeit bedarf, keine völlig unrealistische Perspektive. Es kommt also darauf an, einerseits die Arbeitnehmer besser zu
qualifizieren, damit sie produktivere Tätigkeiten verrichten können,
und andererseits mehr Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich nicht
handelbarer Güter zu schaffen, also vor allem im Dienstleistungssektor, denn niemand fliegt nach Neu-Delhi, um dort die preisgünstigeren
Dienste eines Coiffeurs in Anspruch zu nehmen.
Auch hierzulande steigt die Nachfrage nach gering qualifizierten
Dienstleistungen, wenn die Lohnkosten dafür fallen. Dies gilt für
nettes Servicepersonal in Supermärkten, welches die Ware verpackt
und ans Auto bringt, bis hin zu freundlichen Hilfen in den Hotels, von
der Übernahme lästiger häuslicher Dienste erst gar nicht zu sprechen.
Die mit einer weiteren Spreizung der Löhne im unteren Bereich verbundene Gefahr einer Zunahme der erwähnten «Working Poor» kann
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 72
durch innovative Kompensationsmodelle angegangen werden, etwa
indem ohnehin anspruchsberechtigten Empfängern von Arbeitslosen- oder Sozialhilfe das nunmehr niedrigere Arbeitsentgelt bei der
gewünschten Aufnahme einer gering qualifizierten Tätigkeit nicht
oder nur teilweise auf die Unterstützungszahlungen angerechnet wird.
Institutionelles Regelwerk als Jobkiller
Beim institutionellen Gefüge ist gerade in Deutschland die grosse
Herausforderung die, (wieder) eine hinreichende beschäftigungsfördernde Flexibilität zu sichern. Dies bedeutet nicht, dass unbedingt
die Tarifautonomie der Sozialpartner zur Disposition gestellt und die
Lohnfindung gänzlich auf die betriebliche Ebene verlagert werden
muss. Vielmehr gilt es, die Tarifverträge mit Hilfe von wirksamen
Öffnungsklauseln so zu flexibilisieren, dass in Unternehmen erforderlichenfalls vom Tarifvertrag auch zuungunsten der Beschäftigten
abgewichen werden kann, wenn darüber mehrheitlicher Konsens
besteht. In diesem Zusammenhang versprechen Gewinnbeteiligungsmodelle ein konstruktiveres Verhandlungsklima, weil Arbeitnehmer,
die zu Recht oder zu Unrecht fürchten, über den Tisch gezogen zu
werden, am (unerwartet) besseren Unternehmenserfolg, so er denn
eintritt, beteiligt sind und nicht fürchten müssen, leer auszugehen.
Falsche Anreize
Die zweite Gruppe von beschäftigungshemmenden Funktionsstörungen betrifft die Anreizwirkung des institutionellen Regelwerks
insgesamt. Dazu gehört das System der Arbeitslosenversicherung
ebenso wie Regeln des Kündigungsschutzes, um nur zwei Beispiele zu
nennen. Empirische Untersuchungen warnen vor einer Überschätzung
einer «Arbeitslosengeld-induzierten Arbeitslosigkeit» und lasten den
verbliebenen Effekt am ehesten einer zu langen Dauer der Unterstützungszahlungen an. Da Arbeitsunwilligkeit sich am deutlichsten
bei der Ablehnung eines zumutbaren Arbeitsplatzangebots entlarvt,
ist hier anzusetzen und sind Arbeitslose möglichst nachdrücklich
zu Such- und Qualifikationsaktivitäten anzuhalten. Auch beim Kündigungsschutz geht es nicht darum, den Arbeitnehmer schutzlos
etwaigen Willkürmassnahmen auszusetzen, sondern dafür Sorge zu
tragen, dass die Vorschriften nicht ausschliesslich die Arbeitsplatzbesitzer schützen. Eine Sozialklausel mag zwar beschäftigte ältere
Arbeitnehmer vor Entlassung bewahren, verringert aber gleichzeitig
die Einstellungschancen älterer Arbeitsloser, weil diesen später kaum
wieder gekündigt werden kann.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 73
Mangelnde Übereinstimmung der Profile
Eine dritte Gruppe von Funktionsstörungen im Arbeitsmarkt, die
Arbeitslosigkeit verursacht, bezieht sich darauf, dass die Profile von
Arbeitslosen und freien Arbeitsplätzen nicht übereinstimmen. Ein
Unternehmen in Bern, welches händeringend einen Spezialisten für
computergestützte Werkzeugmaschinen sucht, und ein arbeitsloser
Bauhilfsarbeiter kommen nicht zusammen, oder der gesuchte Spezialist mag nicht von Chur nach Bern umsiedeln. Die daraus entstehende
«Mismatch-Arbeitslosigkeit» kann beträchtlich sein. Umschulungen
und Mobilitätshilfen mögen diese reduzieren helfen.
Gefährliche Verstärkungswirkung konjunktureller Störungen
Konjunkturschwankungen verursachen Abweichungen der tatsächlichen Arbeitslosigkeit von ihrem quasi-gleichgewichtigen Wert. Einer
ausschliesslich konjunkturbedingten Unterbeschäftigung ist mit
Lohnzurückhaltung nicht beizukommen. Dies zeigt die in den letzten
beiden Jahrzehnten entwickelte «Ungleichgewichtsökonomik»: Die
Unternehmen stellen Absatzeinbussen fest und entlassen deshalb
Beschäftigte. Die dadurch arbeitslos Gewordenen schränken ihren
Konsum ein, womit sich die Unternehmen mit erneuten Absatzverlusten konfrontiert sehen, und so weiter, bis der Prozess zum Stillstand
kommt, möglicherweise bei erheblicher Unterbeschäftigung, wie
etwa zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise. Dieser gefährlichen Spirale
muss durch eine Stabilisierungspolitik entgegengesteuert werden. Ein
keynesianisch orientiertes Nachfragemanagement hat genau das zum
Ziel: Der Staat wirkt in rezessiven Konjunkturphasen dem Nachfragedefizit entgegen, indem er mehr ausgibt. Dabei macht er Schulden,
die er in der Hochkonjunktur dank zurückhaltender Nachfrage und
entsprechenden Haushaltsüberschüssen zurückzahlen kann.
Schwierige Umsetzung – teures Zuwarten
Die konsequente Umsetzung einer keynesianischen Politik-Konzeption
ist äusserst schwierig. Budgetüberschüsse zu erzielen fällt den Politikern erfahrungsgemäss ungleich schwerer als Schulden zu machen.
Abgesehen davon kann bei der heutigen internationalen wirtschaftlichen Verflechtung ein Land alleine keine erfolgreiche Stabilisierungspolitik mehr betreiben. «Deficit spending» muss dem – derzeit nicht
absehbaren – Fall einer international auftretenden schweren konjunkturellen Störung vorbehalten bleiben.
Arbeitslosigkeit tatenlos hinzunehmen kann allerdings schnell
gefährlich werden, weil sich aus der ursprünglich konjunkturellen
Unterbeschäftigung leicht eine persistente Arbeitslosigkeit entwickelt. Konjunktur und Funktionsstörungen stehen oft miteinander in
Zusammenhang. Ein wichtiges Verbindungsglied ist das «HysteresePhänomen», welches in seiner Essenz sagt: Arbeitslosigkeit erzeugt
Arbeitslosigkeit. Wenn sich beispielsweise ein derzeit Beschäftigter
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 74
und ein Arbeitsloser bei sonst völlig identischen Qualifikationen um
eine ausgeschriebene Stelle bewerben, erhält meist der Beschäftigte den Zuschlag. Der Arbeitslose wird allmählich stigmatisiert.
Wirtschaftspolitisch folgt daraus: So kostspielig die Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit auch sein mag, der Kampf wird umso teurer, je länger
damit gewartet wird.
Die Rezepte sind vorhanden
Alles in allem sind sich Ökonomen heute einig, dass sich Thomas
Robert Malthus in seiner eingangs zitierten Auffassung irrte. Arbeitslosigkeit ist keine Lotterie, und die Anzahl der Nieten kann erheblich
verringert werden; wenn auch nie ganz auf Null. Jeder einzelne Arbeitnehmer kann sein individuelles Arbeitslosigkeitsrisiko durch ständige
Weiterqualifikation vermindern. Die Tarifvertragsparteien können
mit Hilfe einer beschäftigungsfreundlichen Lohnpolitik im Hinblick
auf die Höhe und die Struktur der Arbeitsentgelte beträchtlich zum
Beschäftigungsaufbau beitragen. Der Staat kann ein Übriges tun und
ein beschäftigungsfreundliches institutionelles Regelwerk schaffen,
indem er den Keil zwischen Produkt- und Konsumlohn möglichst klein
hält und – wenn es die Situation einmal erfordern sollte – eine angemessene Stabilisierungspolitik betreibt.
Gruppen-Auftrag:
–– Welche Ursachen für die Arbeitslosigkeit werden in diesem Text
genannt?
–– Nennen Sie zu jeder Ursache entsprechende Massnahmen, wie die
Arbeitslosigkeit bekämpft werden könnte.
–– Sehen Sie weitere Ursachen der Arbeitslosigkeit?
–– Glauben Sie persönlich, dass der Gesellschaft die Arbeit ausgeht?
Dass der technologische Fortschritt per Saldo Arbeitsstellen vernichtet?
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 75
Zusammenfassung:
Erklärungsversuche – Ursachen und Heilmittel für die Arbeitslosigkeit
Ursachen der
Arbeitslosigkeit
Massnahmen gegen
die Arbeitslosigkeit
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Bemerkung/Bewertung
Seite 76
Strukturwandel und Arbeitslosigkeit
Total
Beschäftigte
Teilzeitbeschäftigte
Vollzeitäquivalente1
Veränderung der
Beschäftigtenzahl
1995 bis 2005
Total
Arbeitsstätten
Total
372549
3698734
2584358
1114376
3123186
-0,1%
4,2%
76927
996970
877884
119086
937895
-6,4%
-9,9%
395
4771
4340
431
4554
-20,8%
-21,8%
2583
60416
49073
11343
54731
-22,3%
-4,1%
1014
Bergbau, Gewinnung von Steinen
und Erden
15
Herstellung von Nahrungs- und
Genussmitteln
Vollzeitbeschäftigte
Wirtschaftszweig
2. Sektor
1
Veränderung der
Arbeitsstätten
1995 bis 2005
T2 Arbeitsstätten und Beschäftigte nach Branchen, 2005
16
Tabakverarbeitung
14
2710
2321
389
2477
-36,4%
-14,9%
17
Herstellung von Textilien
625
11233
9018
2215
10184
-38,7%
-45,6%
18
Herstellung von Bekleidung
789
5087
3767
1320
4406
-33,7%
-55,6%
19
Herstellung von Leder
212
2034
1633
401
1835
-42,5%
-53,6%
20
Herstellung von Holzwaren
(ohne Möbel)
6328
37135
32861
4274
34885
-9,1%
-15,1%
21
Herstellung von Papier und Pappe
22
Herstellung von Verlags- und
Druckerzeugnissen, Vervielfältigung
23
Kokerei und Mineralölverarbeitung
10
752
680
24
Herstellung von chemischen
Erzeugnissen
967
66867
59358
25
Herstellung von Gummi- und
Kunststoffwaren
833
24676
21826
26
Herstellung von Glas und Glaswaren,
Keramik, Verarbeitung von Steinen
und Erden
1416
17897
16027
27
Metallerzeugung
280
14513
13733
28
Herstellung von Metallerzeugnissen
7686
83406
73309
29
Maschinenbau
3662
99243
90094
30
Herstellung von Büromaschinen
sowie Datenverarbeitungsgeräten
und -einrichtungen
136
1937
31
Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung, -verteilung u, Ä,
1075
32
Herstellung von Geräten der Radio-,
Fernseh- und Nachrichtentechnik
33
Elektronik und Präzisionsmechanik
34
Herstellung von Automobilen und
Automobilteilen
35
Sonstiger Fahrzeugbau
36
Herstellung von Möbeln, Schmuck,
Musikinstrumenten, Sportgeräten,
Spielwaren und sonstigen
Erzeugnissen
235
12767
11494
1273
12170
-16,4%
-20,8%
4123
47061
33837
13224
40536
-15,8%
-23,3%
72
721
-60,0%
-29,8%
7509
63595
4,7%
-0,5%
2850
23310
-9,4%
4,1%
1870
16959
-13,7%
-17,7%
780
14162
-19,1%
-13,5%
10097
78419
-0,8%
-8,0%
9149
94921
-11,4%
-12,3%
1694
243
1825
-28,8%
-46,3%
34061
30216
3845
32324
-21,3%
-28,3%
672
21111
18463
2648
19919
-9,4%
19,5%
3352
79445
69799
9646
75170
0,1%
20,6%
184
4456
4102
354
4284
-22,4%
-4,2%
448
12965
12117
848
12579
11,7%
48,6%
3448
24309
20183
4126
22272
-18,2%
-22,4%
55,6%
37
Rückgewinnung
310
3781
3224
557
3527
-5,8%
40
Energieversorgung
689
23646
21205
2441
22468
-22,9%
0,0%
41
Wasserversorgung
249
1666
1324
342
1483
-43,7%
-19,0%
45
Baugewerbe
36206
299025
272186
26839
284178
1,4%
-10,7%
Bei der Aggregation von Vollzeitäquivalenten können für die Zwischenaggregate Rundungsdifferenzen entstehen.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 77
1
Veränderung der
Beschäftigtenzahl
1995 bis 2005
Vollzeitbeschäftigte
Veränderung der
Arbeitsstätten
1995 bis 2005
Total
Beschäftigte
295622
2701764
1706474
995290
2185295
1,7%
10,6%
15429
89024
74231
14793
81040
4,5%
9,9%
Vollzeitäquivalente1
Total
Arbeitsstätten
3. Sektor
Teilzeitbeschäftigte
Wirtschaftszweig
50
Automobilhandel, Instandhaltung und
Reparatur von Automobilen
51
Grosshandel
20921
187219
150786
36433
168491
-4,1%
-0,7%
52
Detailhandel
48080
309225
184084
125141
241991
-13,9%
-9,8%
55
Beherbergungs- und Gaststätten
28004
220801
145936
74865
177096
2,5%
-5,1%
60
Landverkehr, Transport in Rohrfernleitungen
8289
95440
78927
16513
86538
-4,2%
3,1%
61
Schifffahrt
112
2658
2285
373
2455
-21,7%
-3,6%
62
Luftfahrt
226
8896
6350
2546
7342
-24,7%
-51,0%
63
Hilfs- und Nebentätigkeiten für den
Verkehr, Verkehrsvermittlung
4211
60689
46913
13776
53327
-1,6%
32,7%
64
Nachrichtenübermittlung
5734
81053
50559
30494
63607
19,4%
-20,6%
65
Kreditinstitute
4442
119587
99507
20080
109974
-6,5%
-3,7%
66
Versicherungen
2226
54340
44201
10139
49572
-39,0%
0,6%
67
Mit den Kreditinstituten und Versicherungen verbundene Tätigkeiten
4608
25565
19564
6001
22276
99,8%
127,6%
4930
25875
17254
8621
21063
35,0%
49,6%
923
4581
3081
1500
3714
-0,6%
24,8%
11072
63483
52112
11371
57483
88,7%
98,8%
70
Immobilienwesen
71
Vermietung beweglicher Sachen
72
IT-Tätigkeiten
73
Forschung und Entwicklung
74
Unternehmensbezogene Dienstleistungen
75
Öffentliche Verwaltung
80
Erziehung und Unterricht
85
Gesundheits- und Sozialwesen
90
Abwasser- und Abfallbeseitigung
sowie sonstige Entsorgung
91
Interessenvertretungen sowie kirchliche und sonstige Vereinigungen
92
Kultur, Sport und Unterhaltung
93
Persönliche Dienstleistungen
635
16365
12603
3762
14553
58,0%
65,5%
58752
340125
214748
125377
265902
16,3%
30,9%
8687
161402
118359
43043
141539
-12,7%
18,7%
15019
239990
97786
142204
168951
-5,8%
18,8%
25407
439657
195685
243972
327137
2,7%
26,0%
2008
17910
15810
2100
16827
-6,3%
12,7%
5688
43785
20387
23398
31353
-11,5%
19,2%
6636
51222
27998
23224
38486
-1,5%
24,0%
13583
42872
27308
15564
34578
-7,4%
-0,2%
Bei der Aggregation von Vollzeitäquivalenten können für die Zwischenaggregate Rundungsdifferenzen entstehen.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 78
Marktwirtschaftliche Unternehmen nach Wirtschaftsabteilungen und Grössenklasse, 2008
Wirtschaftabteilungen
(NOGA 2008)
Anzahl Unternehmen mit … Vollzeitäquivalenten
1–9
Total
Sektor 2
10 – 49
Total
50 – 249
Total
1 – 249
> 249
Unternehmen
Beschäftigte 2
1
272346
33183
6178
311707
1154
312861
3494071
57649
12290
2640
72579
485
73064
1063231
133
97
16
246
-
246
4426
5-9
Bergbau und Gewinnung von
Steinen und Erden
10-12
Herstellung von Nahrungsmitteln
und Tabakerzeugnissen
1648
361
140
2149
47
2196
66524
13-15
Herstellung von Textilien und
Bekleidung
1407
178
58
1643
5
1648
18284
16-18
Herstellung von Holzwaren,
Papier und Druckerzeugnissen
7585
1281
170
9036
30
9066
80474
19-20
Kokerei, Mineralölverarbeitung
und Herstellung von chemischen
Erzeugnissen
370
161
83
614
28
642
36420
21
Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen
91
53
38
182
24
206
35248
22-23
Herstellung von Gummi- und
Kunststoffwaren
1337
441
164
1942
25
1967
44744
24-25
Herstellung von Metallerzeugnissen
5627
1516
333
7476
43
7519
109264
26
Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten und Uhren
1318
537
283
2138
74
2212
115594
27
Herstellung von elektrischen
Ausrüstungen
531
203
64
798
35
833
42094
1355
641
306
2302
68
2370
95504
290
76
23
389
13
402
15200
5206
576
117
5899
20
5919
52023
28
Maschinenbau
29-30
Fahrzeugbau
31-33
Sonstige Herstellung von Waren
sowie Reparatur und Installation
35
Energieversorgung
160
169
68
397
17
414
24436
36-39
Wasserversorgung, Beseitigung
von Umweltverschmutzungen
626
242
33
901
2
903
12409
41-42
Hoch- und Tiefbau
3453
1367
424
5244
33
5277
103325
43
Sonstiges Ausbaugewerbe
26512
4391
320
31223
21
31244
207262
1) Klein- und Mittelunternehmen
2) Inkl. Teilzeitbeschäftigte
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 79
Wirtschaftabteilungen
(NOGA 2008)
Sektor 3
Anzahl Unternehmen mit … Vollzeitäquivalenten
Total
1–9
10 – 49
50 – 249
Total1
1 – 249
> 249
Unternehmen
Beschäftigte 2
214697
20893
3538
239128
669
239797
2430840
45
Handel und Reparatur von Motorfahrzeugen
12346
1187
100
13633
14
13647
82383
46
Grosshandel
16711
2553
515
19779
66
19845
202499
47
Detailhandel
31776
2598
279
34653
78
34731
369335
49
Landverkehr und Transport in
Rohrfernleitungen
5847
880
170
6897
21
6918
98580
50-51
Schifffahrt und Luftfahrt
166
67
20
253
4
257
12343
52
Lagerei sowie Erbringung von
sonstigen Dienstleistungen für
den Verkehr
827
234
76
1137
28
1165
42316
59997
53
Post-, Kurier- und Expressdienste
55
Beherbergung
372
39
11
422
8
430
3161
1402
223
4786
13
4799
56
Gastronomie
76770
19018
1663
101
20782
18
20800
149731
58-60
Verlagswesen, audiovisuelle
Medien und Rundfunk
2273
274
46
2593
10
2603
30712
61
Telekommunikation
193
51
17
261
9
270
24657
62-63
Informationstechnologische und
Informationsdienstleistungen
10101
918
160
11179
23
11202
70488
64
Erbringung von Finanzdienstleistungen
873
517
120
1510
69
1579
131261
65
Versicherungen
241
129
39
409
30
439
56398
66
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene
Tätigkeiten
5074
609
78
5761
5
5766
38417
68
Grundstücks- und Wohnungswesen
4574
296
31
4901
7
4908
28026
69
Rechts- und Steuerberatung,
Wirtschaftsprüfung
11695
669
43
12407
6
12413
62692
70
Unternehmensverwaltung und
-führung, Unternehmensberatung
10379
454
85
10918
16
10934
51249
71
Architektur- und Ingenieurbüro
16526
1485
126
18137
11
18148
93688
72
Forschung und Entwicklung
550
97
36
683
9
692
14088
73-75
Sonstige freiberufliche, wissenschaftliche und technische
Tätigkeiten
10249
411
51
10711
10
10721
46971
77,
79-82
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen
9820
1142
208
11170
29
11199
140016
78
Vermittlung und Überlassung von
Arbeitskräften
1602
164
28
1794
2
1796
11709
85
Erziehung und Unterricht
86
Gesundheitswesen
87
4443
609
145
5197
12
5209
62496
15730
658
164
16552
131
16683
263472
Heime (ohne Erholungs- und
Ferienheime)
297
704
518
1519
24
1543
107879
88
Sozialwesen (ohne Heime)
988
342
22
1352
1
1353
17312
90-93
Kunst, Unterhaltung und Erholung
3874
327
62
4263
10
4273
32758
94-96
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen
14991
414
64
15469
5
15474
52597
1) Klein- und Mittelunternehmen
2) i nkl. Teilzeitbeschäftigte
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 80
Veränderung Anz.
Vollzeitäquivalente
2005 bis 2008 in %
Veränderung
Beschäftigtenzahl
2005 bis 2008 in %
Total
3903839
4193044
7,4
3261197
3511326
7,7
01-03
1. Sektor
188679
175938
-6,8
122619
114319
-6,8
01-03
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
188679
175938
-6,8
122619
114319
-6,8
05-43
2. Sektor
983858
1061330
7,9
927517
1000901
7,9
05-09
Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden
4510
4832
7,1
4305
4600
6,9
10-12
Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln, Getränke
63046
65420
3,8
57196
59502
4,0
-2,6
Total Vollzeitäquivalente 2008
01-96
Total Vollzeitäquivalente 2005
Wirtschaftszweig
Total Beschäftigte
2008
NOGA-Abteilung
Total Beschäftigte
2005
T5 Veränderung der Beschäftigten nach Wirtschaftszweig, 2005 und 2008
13-15
Textil-, bekleidungs- und lederverarbeitende Industrie
18548
18081
-2,5
16589
16154
16
Herstellung von Holzwaren (ohne Möbel)
37221
39103
5,1
34945
36640
4,9
17-18
Papier- und Druckindustrie
43745
41453
-5,2
39497
37464
-5,1
19-21
Chemische, pharmazeutische und Raffinerieindustrie
66726
71027
6,4
63485
67488
6,3
22-23
Herstellung von Keramik-, Gummi-, Kunststoff- und
Glaswaren
42924
44317
3,2
40596
42003
3,5
24-25
Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallerzeugnisse
26-27
Herst. von Datenverarbeitungsferäten, Uhren,
Elektronik, Präzisionsmechanik
28
29-30
98654
108271
9,8
93215
102302
9,7
122224
150554
23,2
116175
143308
23,4
Maschinenbau
89558
95081
6,2
85797
91003
6,1
Fahrzeugbau
12209
15008
22,9
11825
14572
23,2
31-32
Herstellung von Möbeln und sonstigen Waren
33746
37071
9,9
31145
34198
9,8
33
Reparatur und Installation von Maschinen und
Ausrüstungen
16310
17959
10,1
15241
16727
9,8
35-39
Energie- und Wasserversorgung, Abwasserund Abfallentsorgung
36350
37939
4,4
34047
35460
4,2
41-43
Baugewerbe
298177
315214
5,7
283459
299480
5,7
45-96
3. Sektor
2731302
2955776
8,2
2211061
2396106
8,4
45
Handel mit Motorfahrzeugen, Instandhaltung, Reparatur
81280
83287
2,5
75733
77517
2,4
46
Grosshandel
191306
205913
7,6
172356
185278
7,5
47
Detailhandel
318405
332530
4,4
248556
259552
4,4
49-53
Verkehr und Lagerei, Post- und Kurierdienst
206532
216627
4,9
175619
185601
5,7
55-56
Gastgewerbe
221842
233910
5,4
177968
186952
5,0
58-61
Verlagswesen, Kommunikation und Telekommunikation
55176
54103
-1,9
47148
46561
-1,2
62-63
Informationstechnologie und -dienstleistungen
62817
72133
14,8
56706
65178
14,9
207176
228959
10,5
188610
208346
10,5
22038
29011
31,6
18029
22386
24,2
258737
294391
13,8
221435
251191
13,4
21,9
64-66
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen
68
Immobilienwesen
69-74
Freiberufliche, wissenschaftliche und technische
Dienstleistungen
77-82
Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen
142250
168948
18,8
98038
119519
84
Öffentliche Verwaltung, Sozialversicherungen
152095
158217
4,0
134003
138346
3,2
85
Erziehung und Unterricht
243359
253698
4,2
171547
179946
4,9
75,
86-88
Gesundheits- und Sozialwesen
439506
483342
10,0
326734
364003
11,4
90-93
Kunst, Unterhaltung, Erholung
41523
46750
12,6
29997
33246
10,8
94-96
Sonstige Dienstleistungen
87260
93957
7,7
68582
72484
5,7
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 81
Löhne
Monatlicher Bruttolohn (Zentralwert) nach Wirtschaftszweigen, Anforderungsniveau des
Arbeitsplatzes und Geschlecht
Privater Sektor
TA 1
Wirtschaftszweige
Anforderungsniveau
Frauen
Männer
Total
Frauen
Männer
4997
6198
7455
6456
7942
5560
5095
5789
4422
4116
4806
4286
3598
4487
5111
4333
5262
4533
3807
4667
3134
2711
3429
02
Forstwirtschaft
4815
4279
4822
4864
*
4865
4853
*
4857
4365
*
4403
10-45
SEKTOR 2 PRODUKTION
5925
5063
6100
7254
6618
7363
5793
5393
5858
4834
4203
5137
10-14
Bergbau, Gewinnung von
Steinen/Erden
5823
5659
5838
6568
5932
6651
5783
5835
5778
5396
5200
5417
1537
Verarbeitendes Gewerbe,
Industrie
6027
4996
6341
7647
6822
7802
5908
5416
6031
4705
4189
5116
15
Herst. v. Nahrungsmitteln u.
Getränken
5273
4516
5656
6861
5946
7166
5385
4754
5644
4309
3917
4685
16
Tabakverarbeitung
7730
5972
8372
12272
11401
12740
8186
7670
8324
5228
4458
5729
17
Textilgewerbe
5026
4173
5680
6449
5608
6955
5200
4436
5720
4219
3770
4856
18
Herst. v. Bekleidung u.
Pelzwaren
4649
4248
5647
6313
5323
7530
4480
4235
5323
4189
3886
5058
19
Herst. v. Lederwaren u.
Schuhen
4259
3812
5038
6283
5205
7718
5200
4763
5556
3657
3539
4091
20
Be- u. Verarbeitung von Holz
5482
4986
5511
5892
5648
5929
5417
5073
5429
4730
4032
4806
21
Papier- u. Kartongewerbe
5937
4606
6192
7522
6082
7807
5973
5261
6114
5073
4014
5525
22
Verlag, Druck, Vervielfältigung
6444
5521
6880
7583
6600
7992
6318
5742
6608
4949
4333
5514
23,24
Kokerei, chemische Indsturie
7774
7094
8087
10590
9637
10999
7321
6825
7568
5588
4626
5980
25
Herst. v. Gummi- u.
Kunststoffwaren
5506
4520
5824
7103
6067
7327
5720
5242
5830
4615
4050
5004
26
Herst. v. sonstigen Produkten
aus nichtmet. Mineralien
5778
5195
5833
7361
6275
7486
5707
5452
5746
5080
4509
5169
27,28
Metallbe- u. -verarbeitung
5616
4720
5783
6807
6047
6909
5608
5027
5695
4717
4198
4949
29,34
Maschinen- u. Fahrzeugbau
6366
5196
6553
7569
6595
7681
6006
5443
6088
4824
4089
5161
30-32
Herst. v. el. Geräten u.
Einrichtungen, Feinmechanik
6533
4735
7116
8440
7017
8616
6043
5417
6229
4442
4185
5055
33
Herst. v. med. u. opt. Geräten,
Präzisionsinstr. u. Uhren
6020
4896
6835
8108
6917
8375
6056
5413
6400
4724
4388
5450
36,37
Sonstiges verarbeitendes
Gewerbe
5436
4559
5660
6535
5902
6662
5418
5038
5507
4333
3698
4721
40,41
Energie- u. Wasserversorgung
7529
6400
7697
8773
7835
8913
6707
5928
6845
6131
5325
6343
45
Baugewerbe
5695
5380
5713
6336
5796
6381
5581
5143
5602
5131
4550
5150
Total
5777
Gartenbau
Frauen
Total
01
Total
Total
4
Männer
3
Frauen
1+2
Männer
Total
35
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 82
TA 1
Wirtschaftszweige
Anforderungsniveau
Total
Frauen
Männer
Total
Frauen
Männer
7629
4
Männer
6421
3
Frauen
4988
Total
Frauen
5674
1+2
Männer
Total
Total
6431
8646
5364
5023
5714
4224
4089
4444
50-93
SEKTOR 3
DIENSTLEISTUNGEN
50-52
Handel, Reparatur
5017
4395
5728
6785
5610
50
Handel, Reparatur Automobile
5200
4448
5381
6036
51
Grosshandel,
Handelsvermittlung
6311
5623
6744
8333
52
Detailhandel u. Reparatur
4471
4235
5163
55
Gastgewerbe
4000
3856
4195
60-64
Verkehr,
Nachrichtenübermittlung
5663
5300
60
Landverkehr/Rohrfernleitung
5200
61
Schifffahrt
62
Luftfahrt
63
7531
4875
4436
5366
4210
4045
4569
5009
6190
5103
6869
9032
5891
4724
5177
4156
3813
4329
5571
6066
4643
4267
4851
5831
5075
6628
4813
4516
5159
4459
4256
4983
4123
4031
4436
4113
3986
4286
3683
3647
5825
7230
5921
3729
7734
5652
5400
5754
4815
4792
4827
4888
5251
5867
5384
5984
5291
5069
5330
4616
4335
4674
6144
5608
6381
5768
4859
6883
7246
6579
7581
5899
5373
6182
5000
*
4822
7845
5697
8594
4897
4601
5310
4883
4565
Hilfs- u. Nebentätigkeiten
f. den Verkehr, Reisebüros
5549
5088
5100
5866
7255
5910
8015
5372
5068
5552
4670
4487
4828
64
Nachrichtenübermittlung
7527
65-67
Mit Kredit- u. Versicherungsgew. verb. Tätigkeiten
8650
6254
8378
11457
9755
11604
7759
6950
8171
5366
5398
5330
6793
10294
11301
8968
12221
6905
6291
7800
6062
5825
6602
65
Kreditgewerbe
66
Versicherungsgewerbe
9127
7143
10714
12222
9881
13150
7064
6434
7810
6519
6250
6908
7768
6362
9385
9733
7809
10558
6598
6065
7796
5523
5417
67
5982
Mit Kredit- u. Versicherungew.
verb. Tätigkeiten
8750
6750
10685
10983
8088
12285
6865
6313
7809
5667
5647
5707
70-74
Informatik, F. u. E.,
Dienstl. f. Unternehmen
6784
5796
7548
8408
7035
9015
5991
5673
6250
4334
4030
4591
70,71
Immobilienwesen, Vermietung bewegl. Sachen
6111
5714
6516
7500
6792
8000
5778
5641
5961
4591
4500
4690
72,74
Informatikdienste,
Dienstl. f. Unternehmen
6814
5744
7583
8443
7000
9033
5988
5636
6262
4322
3952
4574
73
Forschung u. Entwicklung
8095
7236
8905
9547
8333
10480
6763
6582
6920
5494
5055
6046
80
Unterrichtswesen
7137
6571
7992
8162
7495
8933
6430
6208
6829
4368
4299
4540
85
Gesundheits- u. Sozialwesen
5822
5588
6686
6810
6486
7704
5674
5539
6230
4561
4547
4662
90-93
Sonstige öffentl. u. pers.
Dienstleistungen
5719
4922
6515
7231
6307
8068
5379
4825
5956
4000
3815
4291
90
Abfallbeseitigung,
sonstige Entsorgung
5464
5542
5453
6511
6293
6544
5500
5424
5513
4597
4798
4588
91
Interessenvertretungen,
Vereinigungen
6900
6495
7521
7835
7357
8297
6286
6156
6560
4983
4859
5322
92
Unterhaltung, Kultur, Sport
6343
5775
6801
8067
7098
8634
6049
5773
6272
4232
4260
4185
93
Persönliche Dienstleistungen
3683
3550
4400
4153
3942
5270
3584
3465
4267
3487
3465
3774
Standardisierter Monatslohn:
Anforderungsniveau des
Arbeitsplatzes:
Zentralwert (Median):
Lohnkomponenten:
Zeichenerklärung:
Vollzeitäquivalent basierend auf 4 1/3 Wochen à 40 Arbeitsstunden
1 = Verrichtung höchst anspruchsvoller und schwierigster Arbeiten
2 = Verrichtung selbstständiger und qualifizierter Arbeiten
3 = Berufs- und Fachkenntnisse vorausgesetzt
4 = einfache und repetitive Tätigkeiten
Für die eine Hälfte der Arbeitsstellen liegt der standardisierte Lohn über, für die andere Hälfte
dagegen unter dem ausgewiesenene Zentralwert (Median).
Bruttolohn im Monat Oktober (inkl. Arbeitnehmerbeiträge an die Sozialversicherung,
Naturalleistungen sowie regelmässig ausbezahlter Prämien-, Umsatz- oder Provisionsanteile),
Entschädigung für Schicht-, Nacht- und Sonntagsarbeit, 1/12 vom 13. Monatslohn und 1/12 von den
jährlichen Sonderzahlungen. Nicht berücksichtigt werden die Familienzulagen und die Kinderzulagen.
« - » keine Daten vorhanden, « * » zu wenig Daten, « () » Zahlenwert statistisch relativ unsicher
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 83
Standardisierter monatlicher Bruttolohn nach Alter und Geschlecht
Privater und öffentlicher Sektor (Bund) zusammen, Schweiz 2002
Zentralwert, in Franken
7000
6550
6335
6000
5892
4651
5031
5000
4870
4651
4000
4946
4160
3000
2000
1000
0
20 – 29 Jahre
Frauen
30 – 39 Jahre
40 – 49 Jahre
50 – 63/65 Jahre
Männer
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 84
Häufigkeitsverteilung (monatlicher Nettolohn),
Voll- und Teilzeitbeschäftigte nach Lohnhöhenklassen und Geschlecht
Privater Sektor und öffentlicher Sektor (Bund) zusammen, Schweiz 2004
TB1
Beschäftigungsgrad
Lohnhöhenklassen
Total
In Franken
Total
Vollzeit (> = 90%)
Frauen
Kumul.
In %
In %
Männer
Kumul.
In %
In %
Total
Teilzeit (< 90%)
Frauen
Männer
In %
In %
Total
Frauen
Männer
In %
In %
Kumul.
In %
In %
In %
In %
0 – 1000
6,5
6,5
12,0
12,0
2,6
2,6
*
*
*
22,2
21,9
23,4
1001 – 2000
7,1
13,7
13,8
25,8
2,3
4,9
0,1
0,4
0,0
23,8
25,0
19,6
2001 – 3000
9,1
22,8
16,9
42,8
3,3
8,3
3,0
7,1
1,4
23,6
25,0
18,3
3001 – 4000
17,0
39,9
23,2
66,0
12,5
20,8
17,9
33,6
12,1
14,7
14,5
15,4
4001 – 5000
21,2
61,1
15,6
81,7
25,3
46,1
26,6
25,0
27,2
8,3
7,8
10,2
5001 – 6000
14,7
75,8
8,7
90,4
19,0
65,2
19,2
15,0
20,7
3,9
3,3
5,8
6001 – 7000
8,6
84,4
4,3
94,8
11,7
76,9
11,5
8,1
12,8
1,6
1,1
3,1
7001 – 8000
5,1
89,6
2,1
96,9
7,3
84,2
6,9
4,2
8,0
0,7
0,4
1,7
8001 – 9000
3,1
92,8
1,1
98,1
4,6
88,9
4,3
2,3
5,1
0,3
0,1
0,9
9001 – 10000
2,1
94,9
0,6
98,7
3,1
92,1
2,9
1,3
3,5
0,1
0,0
0,4
10001 – 11000
1,3
96,3
0,3
99,1
2,1
94,2
1,9
0,8
2,3
0,1
0,0
0,3
11001 – 12000
0,9
97,2
0,2
99,4
1,4
95,6
1,2
0,4
1,5
0,0
0,0
0,1
12001 – 13000
0,6
97,8
0,1
99,5
0,9
96,6
0,8
0,3
1,0
0,0
*
0,0
13001 – 14000
0,4
98,3
0,1
99,6
0,6
97,3
0,6
0,2
0,7
0,0
*
0,0
14001 – 15000
0,3
98,6
0,0
99,7
0,5
97,8
0,4
0,1
0,5
0,0
*
*
15001 – 16000
0,2
98,9
0,0
99,8
0,3
98,2
0,3
0,0
0,4
*
*
*
16001 – 17000
0,1
99,0
0,0
99,8
0,2
98,5
0,2
0,0
0,3
*
*
*
17001 – 18000
0,1
99,2
0,0
99,8
0,2
98,7
0,2
0,0
0,2
*
*
*
18001 – 19000
0,1
99,3
0,0
99,9
0,1
98,9
0,1
0,0
0,2
*
*
*
19001 – 20000
0,0
99,4
0,0
99,9
0,1
99,1
0,1
0,0
0,1
*
*
*
0,6
100,0
0,1
100,0
0,9
100,0
0,8
0,2
1,0
0,0
*
*
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
20001 +
Total
Nettolohn:
Lohnkomponenten:
Zeichenerklärung:
Bruttolohn (nicht standardisiert) abzüglich obligatorischer und überobligatorischer
Sozialabgaben der Arbeitnehmer/innen
Bruttolohn im Monat Oktober (inkl. Naturalleistungen sowie regelmässig ausbezahlter Prämien-, Umsatz- oder
Provisionsanteile), Entschädigung für Schicht-, Nacht- und Sonntagsarbeit, 1/12 vom 13. Monatslohn,
1/12 von den jährlichen Sonderzahlungen und Verdienst au s Überstunden. Nicht berücksichtigt werden die
Familienzulagen und die Kinderzulagen.
« - » keine Daten vorhanden; « * » zu wenig Daten; « () » Zahlenwert statistisch relativ unsicher
Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweizerische Lohnstrukturerhebung 2004
Auskunft: Sektion Löhne und Arbeitsbedingungen, 032 713 64 29, [email protected]
BFS – Sektion Löhne und Arbeitsbedingungen
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 85
Die Working Poor in der Schweiz
In der Schweiz leben 250’000 Personen, die zwar einer bezahlten
Arbeit nachgehen, aber trotzdem arm sind. Man nennt diese Personen
«Working Poor». Ihr Anteil ist in den neunziger Jahren deutlich gestiegen. Heute sind 7,4% aller Erwerbstätigen zu dieser Gruppe zu zählen.
Genau genommen sind Working Poor erwerbstätige Personen, die
trotz einer bezahlten Arbeitsstelle in einem armen Haushalt leben. In
diesen armen Haushalten leben auch Kinder und nichterwerbstätige
Familienmitglieder. Insgesamt sind 535’000 Personen vom Phänomen
Working Poor betroffen.
Zwei Gründe sind für diese unerwünschte Situation verantwortlich:
Erstens gibt es eine beachtliche Zahl von Angestellten und Selbstständigen, die einen (sehr) tiefen Lohn erhalten. Wie im vorigen
Kapitel gezeigt wurde, gibt es eigentliche Tieflohn-Branchen wie das
Gastgewerbe, den Detailhandel oder Coiffeursalons. Die Anzahl Leute,
die einen tiefen Lohn erhalten, ist in der Schweiz recht konstant.
Auch ist der Unterschied zwischen den niedrigen Löhnen und den
Gutverdienenden nicht grösser geworden. Trotzdem stieg die Zahl
der Working Poor in den 90er Jahren deutlich. Verantwortlich dafür
ist der zweite Grund.
Denn zweitens hat sich eine grosse Vielfalt an Lebensformen und
Familiensituationen entwickelt. Die typische Familie bestand früher
aus einem Vater, der arbeiten ging, sowie einer Mutter, die für den
Haushalt und die Kindererziehung zuständig war. War der Mann ein
sogenannter Niedriglohn-Empfänger, ging die Frau nach Möglichkeit
auch noch einer Arbeit nach. Heute gibt es jedoch sehr viele mögliche
Lebensformen: Alleinstehende, Alleinerziehende, wechselnde Lebensabschnittspartnerschaften usw. Ergänzt wird die neue Situation durch
die Arbeitsformen Teilzeitstellen und Selbstständigkeit, die sich in den
letzten Jahren sehr stark verbreitet haben. Heute ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass Niedriglohn-Empfänger in einem Haushalt
leben, in dem sie die einzige Einkommensquelle sind (z.B. Alleinerziehende), ihr Partner «nur» einer Teilzeitbeschäftigung nachgeht oder
sie als Selbstständigerwerbende nur ein sehr geringes Einkommen
erwirtschaften. Dadurch ist die Zahl der Working Poor in der Schweiz
stark gestiegen. Da sich die Lebens- und Arbeitsformen im Verlaufe
eines Lebens mehrmals ändern können, gehören viele Personen für
eine gewisse Zeit zu den Working Poor. Gleichzeitig gelingt es auch
vielen Personen, diese Gruppe zu verlassen und über die Armutsgrenze zu gelangen.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 86
Grafik: Working Poor in der Schweiz
Wichtiger Hinweis: Die Armutsgrenze liegt bei einem Monatslohn von 2100 Franken für Einpersonenhaushalte und bei 4400
Franken für eine Familie mit 2 Kindern (netto, nach Steuern).
Die Working-Poor-Quote hat zwischen 2000 und 2007 abgenommen,
von 5% auf 4,4%. Die stärkste Abnahme war zwischen 2000 und 2002
zu verzeichnen, was auf eine günstige Konjunktur bzw. eine sinkende
Arbeitslosenquote zurückzuführen war. Es lässt sich feststellen, dass
die Working-Poor-Quote mit einer gewissen Verzögerung auf die
Konjunktur reagiert.
Bevölkerungsgruppen
Working-Poor-Quote
Frauen
4,1
Männer
4,6
20 bis 29 Jahre
3,3
30 bis 39
5,8
40 bis 49
4,8
50 bis 59
2,8
Alleinstehende
1,9
Alleinerziehende
9,9
Kinderlose Paare
2,2
Paar mit 1 Kind
5,1
Paar mit 2 Kindern
7,6
Paar mit 3+ Kindern
18,0
Schweizer
3,3
Ausländer
7,9
Oblig. Schule + Anlehre
12,5
Selbstständige
8,7
Selbstständige ohne Angestellte
10,7
Befristeter Vertrag
9,1
Erwerbsunterbruch
7,8
Total
4,4
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 87
Gegenmassnahmen
Gegenwärtig werden in der Schweiz und in vielen anderen Ländern
verschiedene Gegenmassnahmen diskutiert:
Mindestlöhne
Gewerkschaften fordern Mindestlöhne von 3000 Franken netto pro
Monat. Viele Arbeitgeber sowie die Eidgenössische Verwaltung
(Staatssekretariat für Wirtschaft SECO) sind sehr skeptisch. Peter
Hasler, Präsident des Arbeitgeberverbandes, formulierte es in einem
Interview in der «Weltwoche» wie folgt: «Gewisse Stellen, die gerade
wegen der tiefen Saläre existieren, würden bei einem Mindestlohn
wohl verschwinden. Ausserdem ist es absurd, von einem schweizerischen Mindeststandard zu sprechen. Wegen der grossen regionalen
Lohnunterschiede müsste man ihn eigentlich auf jeder Gemeindekanzlei neu festsetzen.»
Aus- und Weiterbildung
Mit gezielten Massnahmen der Aus- und Weiterbildung sind die
Arbeitskräfte in der Lage, höherwertige und damit auch besser
bezahlte Arbeiten auszuüben. Diese Massnahmen erfordern Zeit, Geld
sowie den Willen und die Fähigkeit der Betroffenen zur Weiterbildung.
Wenn man bedenkt, dass etwa 19% der Schweizerinnen und Schweizer grosse Mühe mit dem Lesen und Schreiben haben (sogenannte
funktionale Analphabeten), dann kann diese Massnahme sicher nicht
auf alle Working Poor angewandt werden.
Lohnzuschüsse für Niedriglohn-Empfänger
Der Staat könnte entweder generell den Niedriglohn-Empfängern oder
gezielt den Working Poor finanzielle Unterstützung zukommen lassen.
Diese Massnahme ist sehr kostspielig und erfordert eine Behörde,
welche die Ansprüche prüft und die finanziellen Beiträge ausschüttet.
Der Vorteil liegt darin, dass direkt den betroffenen Working Poor
geholfen werden kann.
Familienpolitik
Kinder sind ein grosses Armutsrisiko. Deshalb wäre es möglich, mit
einer gezielten Familienpolitik die Anzahl der Working Poor zu verringern. Möglich wären einerseits finanzielle Beiträge für Alleinerziehende und/oder (kinderreiche) Familien. Zudem würde es die
Schaffung von genügend und günstigen Plätzen in Kinderkrippen
und Tagesschulen vielen Personen – insbesondere Frauen – erlauben,
einer bezahlten Arbeit nachzugehen oder ihr Pensum zu erhöhen.
Dieser letzte Punkt ist der einzige, der sowohl von Links (z.B. Gewerkschaften) als auch von Rechts (z.B. Arbeitgeberverband) unterstützt
wird.
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 88
Einkommensverteilung
Haushaltseinkommen nach Einkommensklasse1 2007
Mittelwert, in Fr. pro Monat
12500 +
8900 – 12499
6700 – 8899
4600 – 6699
– 4599
0
5000
10000
15000
20 0 0 0
Obligatorische Ausgaben
+ Verfügbares Einkommen
Bruttoeinkommen
Bestandteile, in % des Bruttoeinkommens
12500 +
70,6
13,7
6,8
8,9
8900 – 12499
72,4
8,5
3,1
16,0
63,8
6700 – 8899
53,3
4600 – 6699
16,9
– 4599
0%
9,5
6,2
6,6
3,3
2,9
37,2
5,0
20%
26,7
68,6
40%
60%
80%
10 0%
Einkommen aus unselbstständiger Erwerbstätigkeit
Einkommen aus selbstständiger Erwerbstätigkeit
Einnahmen aus Vermögen und Vermietung
Transfereinkommen
Die Einkommensklassen basieren auf den auf 100 Franken
gerundeten Quintilen der Bruttoeinkommensverteilung.
1
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 89
2.9 Globalisierung
Einstiegsaufgabe
Auf einer einsamen Insel leben Robinson und Freitag.
Zu essen gibt es nur Fische und Früchte.
Robinson arbeitet pro Tag insgesamt 8 Stunden, um Fische zu fangen
und/oder Früchte zu sammeln. Pro Arbeitsstunde kann er im Schnitt
entweder 1 Fisch fangen oder 3 Früchte finden.
Ein durchschnittlicher Tag sieht im Moment so aus:
Arbeitsaufwand (Input)
Ertrag (Output)
Fische
6 Stunden
6 Fische
Früchte
2 Stunden
6 Früchte
Der Eingeborene Freitag arbeitet pro Tag ebenfalls 8 Stunden.
Er kann hingegen pro Stunde 3 Fische fangen oder 4 Früchte finden.
Ein durchschnittlicher Tag sieht im Moment so aus:
Arbeitsaufwand (Input)
Ertrag (Output)
Fische
5 Stunden
15 Fische
Früchte
3 Stunden
12 Früchte
Frage:
Was gibt es für Möglichkeiten für Robinson bzw. für Freitag, ihren
Wohlstand (= Fische und Früchte) zu erhöhen? Beschreiben Sie, was
konkret gemacht werden könnte.
Annahmen: Inputfaktoren bleiben gleich (keine zusätzliche Arbeitszeit,
keine verbesserten oder neuen Technologien, kein neues Wissen,
keine neuen Rohstoffe usw.)
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 90
Definition und Voraussetzung
Unter der Globalisierung versteht man die Zunahme der Grenzüberschreitungen von
––
––
––
––
––
––
––
Gütern
Dienstleistungen
Kapital
Informationen
Personen
Schadstoffen
Kriminalität
Als Voraussetzung für diese starken Zunahmen sind verantwortlich:
–– Technologien
–– Günstige Transportmittel
(Schiffe, Eisenbahn, Strassen, Flugzeuge)
–– Telekommunikationstechnologie
(Telefon, Fax, Mobilfunk, Radio, TV usw.)
–– IT (Computer, Internet)
–– Freihandel
–– Erlaubnis für Grenzüberschreitungen
(von Personen, Kapital, Gütern, Dienstleistungen usw.)
Zunahme der Weltexporte (in Mio. US$)
14000 000
12000 000
10 000 000
8000000
6000 000
4000 000
2000 000
0
1960
1970
1980
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
1990
20 0 0
2010
Seite 91
Entwicklung des grenzüberschreitenden Warenhandels
Index (1950 = 1), in konstanten Preisen, Zuwächse in Prozent, weltweit 1950 bis 2007
Index
29
29,2
27
25
46,9%
23
21
20,0
19
17
85,9%
15
13
11,7
11
45,1%
9
68,0%
7
5
3
120,7%
116,7% 2,2
1
64,5% 1,7
8,6
8,0
4,8
64,5% 3,0
64,5%
4,3
5,6
64,5%
64,5%
7,1
64,5%
0
1950
1960
1970
Warenproduktion
1980
1990
200 0
20 07
Zuwächse in %
Warenexport
Entwicklung des Warenexports nach Warengruppen
Index (1950 = 1), in konstanten Preisen, weltweit 1950 bis 2007
Index
70
77,0
60
50,0
50
40
29,2
30
24,7
20
14,3
10
11,7
7,3
8,0
1,6
2,4
3,4
4,0
1960
1970
1980
1990
5,7
2,6
1
20,0
8,3
5,9
10,5
7,8
0
1950
200 0
Landwirtschaftsprodukte
1‘128 Mrd. US$
Brennstoffe und Bergbauprodukte
2‘659 Mrd. US$
Warenexporte insgesamt
13‘619 Mrd. US$
Fertigwaren
9‘500 Mrd. US$
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
20 07
Seite 92
Vor- und Nachteile der Globalisierung
Internationale
Arbeitsteilung
Nachteile
Vorteile
Umweltkosten
Höherer Wohlstand
–– Transport
–– z.T. schlechte
Umweltstandards
–– mehr Güter
–– billigere Güter
(Massenproduktion)
Abhängigkeit
–– Selbstversorgung sinkt
–– Weltmarktpreise
–– mächtige multinationale
Konzerne, Monopolstellungen
Mehr Wettbewerb
Soziale Spannungen
Mehr Zusammenarbeit
–– Arbeitslosigkeit
–– Ausbeutung
–– kultureller Austausch
–– politische Annäherung
–– zusätzliches Importangebot
–– ineffiziente Unternehmen
werden durch Importe
verdrängt
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 93
2.10 Staatstätigkeit
und soziale Sicherheit
Überblick über die Staatstätigkeit
Kennzahlen der öffentlichen Finanzen
In % des BIP
2005
2006
2007 7
Öffentliche Verwaltung
37,6
36,0
35,7
Öffentliche Haushalte
30,3
29,1
29,1
Bund
11,4
10,9
10,7
Kantone
15,2
14,7
14,6
9,7
9,4
9,5
11,0
10,4
10,1
Öffentliche Verwaltung
0,1
1,7
2,1
Öffentliche Haushalte
0,3
1,9
2,0
Bund
0,1
1,1
0,9
Kantone
0,1
0,4
0,8
Gemeinden
0,2
0,3
0,4
-0,2
-0,2
0,1
52,7
47,5
43,7
Bund (4)
28,2
25,4
23,7
Kantone
14,1
12,9
11,5
Gemeinden
10,4
9,2
8,5
Öffentliche Verwaltung
29,2
29,6
29,5
Öffentliche Haushalte
22,2
22,7
22,6
10,3
10,5
10,5
Kantone
7,3
7,3
7,4
Gemeinden
4,6
4,9
4,7
7,0
6,9
6,9
Staatsquote
Gemeinden
Sozialversicherungen
Finanzierungssaldo in % des BIP
Sozialversicherungen
Verschuldungsquote
Öffentliche Haushalte
Fiskalquote (OECD)
Bund
Sozialversicherungen
Quelle: Bundesamt für Statistik, www.bfs.admin.ch
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 94
Staatsausgaben
Ausgaben von Bund, Kantonen und Gemeinden, nach Funktionen
Nach Abzug der Doppelzählungen, in Millionen Franken
2005
2006
2007
2007
in %
140147
141803
145959
100.0
Allgemeine Verwaltung
9011
9076
10932
7,5
Justiz, Polizei, Feuerwehr
8097
8254
8598
5,9
Landesverteidigung
4909
4766
4586
3,1
Beziehungen zum Ausland
2449
2402
2260
1,5
Bildung
27415
27802
28440
19,5
davon Volksschulen
13693
13749
13909
9,5
davon Berufsbildung
3266
3357
3318
2,3
davon Hochschulen
6726
6992
6695
4,6
4237
4331
4557
3,1
Gesundheit
19826
20051
21135
14,5
18317
18516
19380
13,3
Soziale Wohlfahrt
28729
29314
30288
20,8
19457
19763
20589
14,1
14842
14498
14187
9,7
7114
7114
7276
5,0
Umwelt, Raumordnung
4901
4980
5252
3,6
Volkswirtschaft
6206
6277
6043
4,1
4230
4229
4219
2,9
9525
10051
9680
6,6
Total
Kultur und Freizeit
davon Krankenanstalten
davon Sozialversicherungen
Verkehr
davon Strassen
davon Landwirtschaft
Finanzen und Steuern
Quelle: Eidgenössische Finanzverwaltung
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 95
Staatseinnahmen
Einnahmen von Bund, Kantonen und Gemeinden
Ohne Kirchensteuern, in Millionen Franken
2005
2006
2007
2007
in %
Total
141581
150963
156621
100,0
Steuern
102234
108312
114524
73,1
Steuern von Einkommen
und Vermögen
68941
73590
78921
50,4
Einkommens- und
Vermögenssteuern
48360
49412
52592
33,6
Ertrags- und Kapitalsteuern
12807
16305
17793
11,4
Verrechnungssteuern
4000
3947
4230
2,7
Übrige
3775
3926
4306
2,7
Stempelabgaben
2703
2889
2990
1,9
Besitz- und Aufwandsteuern
2011
2049
2104
1,3
Motorfahrzeugsteuern
1884
1917
1974
1,3
127
132
131
0,1
Verbrauchsabgaben
25562
26597
27210
17,4
Mehrwertsteuer
18119
19018
19472
12,4
Übrige
7442
7578
7738
4,9
Verkehrsabgaben
1537
1618
1652
1,1
974
1027
1040
0,7
4
9
3
0,0
Lenkungsabgaben
144
128
156
0,1
Spielbankenabgaben
357
406
449
0,3
39347
42651
42098
26,9
Übrige
Zölle
Landwirtschaftliche Abgaben
Übrige Einnahmen
Quelle: Eidgenössische Finanzverwaltung
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 96
Staatsverschuldung
Schulden von Bund, Kantonen und Gemeinden1
2005
2006
2007
2008 2
Öffentliche Verwaltung
in Millionen Franken
244003
231293
226994
223723
Bund 3, 4
130377
123623
120873
121686
Kantone
65389
62739
61485
59731
Gemeinden2
48237
44931
44636
42305
32528
30604
29795
29013
52,7
47,5
43,7
41,3
Pro Einwohner, in Franken
zu laufenden Preisen
In % des
Bruttoinlandprodukts
1
2
3
4
Fremdkapital abzüglich Rückstellungen und transitorischer Passiven
Teilweise geschätzte Zahlen
Inkl. Verpflichtungen für Sonderrechnungen
Ohne die vom Bund finanzierten Kantonsdarlehen an die ALV
Quellen: Eidgenössische Finanzverwaltung; Bundesamt für Statistik
M1.K2. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge
Seite 97
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