Marketing für junge Unternehmen Daniela Kaminski Marketing – Kommunikation, Münster www.daniela-kaminski.de START 2007 1 Gliederung Junge Unternehmen – gestandene Unternehmen Step 1-4 für junge Unternehmen Marketing ist mehr als Werbung Von der Firmenidentität zum Firmenschild Corporate Identity, Corporate Behaviour, Corporate Communication Corporate Design Marketing ist mehr als Werbung Die 4 P des Marketing-Mix prices product public Relations placement Zeigen Sie Profil Empfehlungsmarketing Kundenzufriedenheit und Kundenbindung Verwöhnen Sie Ihre besten Kunden! Steps 2 Junge Unternehmen – gestandene Unternehmen Mehrere Fragen soll dieser Beitrag klären: Was ist ein junges Unternehmen? Was ist Marketing? Warum sind Marketingpläne für junge Unternehmen andere als für gestandene? Was ist ein junges Unternehmen? Hängt die Definition vom Gründungsdatum ab? Vom Alter der Gründenden? Vom Image des Unternehmens? Ein Unternehmen ist so alt wie es sich fühlt oder sich für die Kunden anfühlt? Sehen wir uns die Eigenschaften und Vor – Nachteile der verschiedenen Unternehmensformen an: Junges Unternehmen Vorteile Nachteile Dynamisch/motivi Unerfahren ert/engagiert interessant für Kein Kundenkreis Pionierkäufer vorhanden Innovationspotential Mangelnde Marktmacht; Mangelnde Marktkenntnis Trendorientierung Risiko Optimismus Schwung Risikobereitschaft Experimentierfreude Schaffung neuer Märkte attraktive Produktpalette Aktuellstes Wissen Über- oder Fehleinschätzung Unsicherheit Lampenfieber Risikobereitschaft Gestandenes Unternehmen Vorteile Nachteile Kontinuität Langeweile Stammkunden Innovationsmangel Qualitätsversprechen Marktmacht aktives Mangelnde Flexibilität Empfehlungsmarketing Image Image Erfahrung Risikoeinschätzung Blockierte Sichere Beschaffungswege Beschaffungswege aufgeteilte Märkte geballtes Wissen Zu schmale/ breite Produktpalette Überschätztes Wissen Etablierte Produktpalette ausreichendes Fachwissen ÜberFehleinschätzung Mangelnde Risikobereitschaft Zu festgelegte Kontakte Mangelnde Informationsbeschaffung Überholte Produktpalette Mangelnde Fortbildung 3 Ziel ist es, die Vorteile eines gestandenen Unternehmens zu erreichen, ohne die Vorteile eines jungen Unternehmens zu verlieren. Steps 1. eine eindeutige Firmenidentität entwickeln und präsentieren 2. die Instrumente des Marketingmix aufeinander abgestimmt einsetzen 3. ein positives Image und individuelles Profil aufbauen 4. Kunden binden und Stammkunden gewinnen Marketing ist mehr als Werbung Marketing, d.h. die bewusst marktorientierte Führung eines Unternehmens, das alle seine Aktivitäten auf aktuelle und potentielle Märkte richtet – ist ein Resultat des Überangebotes auf unseren aktuellen Märkten. Denn als knapp empfundene, begehrte Güter verkaufen sich von alleine. Doch mit Werbung alleine ist es nicht getan. Betrachten wir einmal IKEA, das optimal auf dem Marketingklavier spielt: Die Werbung ist originell, der Katalog ist flächendeckend verteilt, die Lage an den Autobahnausfahrten wunderbar, der Service, ob Rücknahme, Transport oder Gardinen nähen, ist rundherum kundenfreundlich, das Preis-Leistungs Verhältnis ist super oder wird zumindest so empfunden, das Sortiment ist interessant und so vollständig, wie ich es als IKEA-Kundin erwarte. Die Zahlungsweise ist unkompliziert. IKEA präsentiert eine Firmenidentität. Wie kommt man zu diesem Ziel? Von der Firmenidentität zum Firmenschild Corporate Identity, Corporate Behaviour, Corporate Communication, Corporate Design Die Firmentidentität Eine Unternehmensidentität kann so aussehen: − Wir sind ein mittelständisches Unternehmen, das selbstbewusst und kooperativ auftritt. Wir sind kompetent, erfahren und zuverlässig. − Unsere Produktpalette ist auf dem Markt einmalig und wird durch Eigenentwicklungen immer wieder erneuert und den Erfordernissen der Zeit angepasst. − Wir verhalten uns umweltbewusst und fair in allen Prozessen: 4 − Unsere Produktion im Ausland berücksichtigt deutsche Anforderungen an Sicherheit, Entlohnung und Arbeitsschutz. − Verpackung, Transport, Energie- und Wasserverbrauch orientieren sich an den neuesten Umweltstandards. − Unsere Produkte unterliegen einer fortwährenden Qualitätskontrolle. − Wir schulen unsere Mitarbeitenden kontinuierlich. − Wir verhalten uns kommunikativ nach innen und außen. − Adressat der Öffentlichkeit sind nicht nur unsere aktuellen Kundinnen und Kunden, sondern Mitbewerber, Banken oder Vertreter aus Politik und Verwaltung. Die Unternehmensidentität schlägt sich nieder im: Corporate Behaviour Dazu gehören − der Umgangston mit Kundinnen und Kunde (locker, höflich distanziert, zuvorkommend, devot…) − den Mitarbeitenden, KollegInnen, über- und untergeordneten Mitarbeitenden (keine Beschimpfung z.B. der Auszubildenden vor Kunden) − siezen oder duzen − im Betrieb: gegenüber Kundinnen und Kunden (Siezen aller Mitarbeitenden vor externen Kunden, keine Duzerei zwischen hierarchischen Stufen) − der Umgang mit Reklamationen Corporate Design Mit Hilfe des Corporate Design werden die gefundenen Leitbilder grafisch und optisch umgesetzt. Name Schrift Logo Hausfarbe Außendesign Material wie - Papier (Recyclingpapier für EDV-Ausstattung?) - Holz oder Metall für den Messestand? - PVC für ökologisch orientierte Betriebe? Undenkbar! - Verpackungen 5 Corporate Communications nach innen und außen − Hauszeitung – sie informiert die Mitarbeitenden, schätzt sie wert durch Geburtstagsgrüße, Auszeichnungen, Fortbildungsvermerke… − Organisationsmittel wie Teamsitzungen, schwarzes Brett, Intranet − Informationsprogramme, Schulungsprogramme − Anzeigen und Prospekte, der Geschäftsbericht dienen der Kommunikation nach außen. Der Schreibstil im Schriftverkehr spiegelt das Leitbild als innovatives, seriöses, konservatives oder jugendliches Unternehmen wider. − Schon die Anrede sagt viel aus: Sehr geehrter Herr Meier Guten Tag, Herr Meier, Hallo, Herr Meier − Öffentlichkeitsarbeit sollte stattfinden und zwar regelmäßig. Machen Sie Ihr Unternehmen zum Anziehungspunkt für Besichtigungen, Veranstaltungen, Treffen, Vorträge, Arbeitssitzungen….und reden Sie drüber. 6 Die 4 P des Marketingmix Die Elemente des Marketingmix sind die Noten, die Regel, wie sie miteinander funktionieren, die Harmonielehren- komponieren können Sie damit alles. DK Damit kennen Sie bereits die 4 P des Marketingmix − Preispolitik − Public Relations, zu Deutsch – Kommunikationspolitik − Placement, sprich: Distribution oder Verteilung der Ware und − Product, Produktpolitik 7 Public Relation - Kommunikation Siebenmal stolpert ein Kunde über ein Angebot, bevor er er’s wahrnimmt. Sprich: nicht die einzelne Anzeige für ein bestimmtes Produkt bringt den Erfolg, sondern der dazugehörige Presseartikel, die Handzettel auf dem Markt, das Plakat an der Litfasssäule, der Aufkleber für das Fahrrad meines Sohnes, der Eintrittsgutschein im Laden um die Ecke und die Anfrage einer Freundin, ob ich denn nun endlich auch mitgehe in den Zirkus. Produktpolitik Als Kunde erwarte ich ein vollständiges Sortiment, auch wenn der Werkzeugladen an einem Hammer gar nichts verdient – er gehört ins Regal. Zusätzlicher Service wie Transporte, Wartungsdienste, Reparatur oder Änderungsservice runden das Bild ab. Placement Standort und Vertriebsart können erfolgs- oder flopentscheidend sein. Parkplätze, Öffnungszeiten, Lieferservice, Just-in-time-Lieferungen, Lagerkosten, Outlet-Verkauf, Onlineshops – Vertriebswege sind so vielfältig wie die Produkte. Preispolitik Es geht hier nicht nur um Hoch- oder Niedrigpreispolitik, sondern auch um gefühlte Preise, die es „wert“ sind, preiswert im ursprünglichen Sinne des Wortes. Ist es wirklich so, dass Chanel No 5 mehr wert ist als andere Parfüms, da es so viel teurer ist? Zeigen Sie Profil! Manche Menschen haben ein unverwechselbares Profil: der Schatten ihrer seitlichen Silhouette macht sie unverkennbar. Unternehmen sollten ebenfalls unverkennbar sein. Das Warensortiment zeugt von einmaligem Geschmack, Fachkenntnis oder unschlagbar günstigen Beschaffungswegen, die Atmosphäre ist dank der Dekoration, der Musikauswahl, des Lichts unschlagbar gemütlich, cool oder bierlaunig. Das Personal kennt sich aus, ist immer gut drauf, niemals überfordert, ist zu den unmöglichsten Zeiten ansprechbar. 8 Empfehlungsmarketing „Wenn Sie zufrieden waren, empfehlen Sie mich weiter!“ ist einer der ältesten und klügsten unternehmerischen Sätze Ein zufriedener Kunde erzählt seine Erfahrung 5mal, ein unzufriedener 20mal. Schaffen Sie empfehlenswerte Qualität. Werden Sie sich darüber klar, was Sie empfohlen haben möchten: Ihren Service, Ihr nächstes Seminar, Ihre sensible Art des Unterrichts, die Langlebigkeit Ihres Produktes. Lernen Sie, sich und Ihr Angebot in drei Sätzen darzustellen. Klären sie vorher Ihren einzigartigen Verkaufsvorteil (unique selling proposition = usp). Was machen Sie besser als Ihre Mitbewerber? Wer ist Ihre Zielgruppe und wer hat Zugang zu ihr? Wer kann Sie empfehlen? Ihre Altkunden, aber auch Ihre Partner im Sportverein oder Ihr Friseur oder Ihre Freundin, weil sie gute Beziehungen hat. Oder wo bekommen Sie selber Zugang zu Ihr? Im Verein, in der Politik, beim Sport, im Ikebana-Kurs, auf dem Schützenfest? Sorgen Sie für eine gute Ausstattung Ihrer Multiplikatoren mit Flyern, Visitenkarten, Produktproben… Bauen Sie sich eine Datenbank auf und pflegen Sie sie gut. Achten Sie darauf, wer sie empfiehlt. Die Person sollte Vertrauen genießen, auf ihr Urteil sollte Verlass sein. Und last but not least: Vergessen Sie nicht, sich zu bedanken. Kleine Belohnungen erhalten die Freundschaft. Kundenzufriedenheit – das Kapital jeden Unternehmens Kundenzufriedenheit sollte in der strategischen Planung eines Unternehmens eine ebenso bedeutende Rolle einnehmen wie Neukundengewinnung, Umsatz- und Gewinnsteigerung. Kundenbindung kann sich beziehen auf das Produkt (Design-Möbel, stilles Mineralwasser…), die Marke (Nivea, Ritter-Sport) oder auf die Person wie Ihren vertrauten Friseur. Kunden kaufen mehr als das angebotene Produkt: 9 „Kunden kaufen keine Bohrmaschine, sondern die Löcher in der Wand …und manchmal die Illusion, ein begnadeter Handwerker zu sein.“ Kunden kaufen Sicherheit Gewinn Bequemlichkeit Prestige Gesundheit Soziale Verantwortung Neugierde und Entdeckerlust Kundenbindung basiert auf Vertrauen und Sympathie. Achtung: Kundinnen und Kunden wollen unter anderem auch Abwechslung. Kundenbindung hat verschiedene Ebenen: Wir können unterscheiden eine emotionale Kundenbindung – siehe die persönliche Beziehung zu Ihrem Friseur, aber auch Kundenclubs, Events wie Tage der offenen Tür, bspw. auf Bauernhöfen, interaktive Internetauftritte tragen zur emotionalen Anbindung von Kunden bei eine ökonomische Kundenbindung, z.B. wenn die Wechselkosten fürs Handy die Vorteile des benutzten nicht aufwiegen eine vertragliche Kundenbindung, z.B. Serviceverträge oder Mitgliedschaften, Abnahmevereinbarungen eine technisch-funktionale – wenn die Reparatur der Elektronik eines Autos eine Fachwerkstatt erforderlich macht. 10 Mittel der Kundenbindung Produktorientierte Bindungsinstrumente sind u.a. individuelle Angebote für EDV, Reisen, Unterricht, Qualität, Produktentwicklung unter Einbezug des Kunden…. Preispolitische Instrumente Rabatte Bonussysteme Kundenkarten Prämien, z.B. beim Zeitungsabonnement, für treue Kunden Kommunikationspolitische Instrumente Den Namen der Kundinnen und Kunden kennen und auch benutzen. Geben Sie allem eine persönliche Note. Anschreiben und Direktmailings Kundenzeitschriften Telefonumfragen (Vorsicht! Das nimmt gerade stark zu.) Virtuelle Gemeinschaften im Internet, bspw. Spielgemeinschaften, Reisefreaks,….. Kundenfeste und Events Geschenke Exkurs: Internet Auch in Ihrem Firmenauftritt im Internet kann es einen Stammkundenbereich geben. Bieten Sie interessante und aktuelle News, die sie regelmäßig pflegen, interessante Links, schnelle, kundenfreundliche Bestellmöglichkeiten, einen Servicebereich für Fragen zum Produkt, Bieten Sie einen Newsletter an. Vertriebsbedingungen als Kundenbindungsinstrumente Einfache Lieferbedingungen 24-Stunden-Service Notdienst 11 Das Kano-Modell der Kundenzufriedenheit Es unterscheidet drei Faktoren Basisfaktoren = Sie umfassen Produktattribute, die Unzufriedenheit auslösen, wenn sie nicht den Erwartungen entsprechend vom Kunden wahrgenommen werden. Wenn Sie vorhanden sind, führt das nicht zur Zufriedenheit, sondern zur „Nichtunzufriedenheit“, z.B. die Pünktlichkeit der Bahn. Leistungsfaktoren: Sie führen zur Zufriedenheit, wenn die Erwartungen der Kunden übertroffen werden, als auch zur Unzufriedenheit, wenn die Erwartungen des Kunden nicht erfüllt werden, z.B. Beratung beim Friseur. Begeisterungsfaktoren: Werden sie angeboten, lösen sie Zufriedenheit aus, verursachen aber nicht notwendig Unzufriedenheit, wenn sie nicht angeboten werden. Begeisterungsfaktoren werden vom Kunden nicht ausdrücklich erwartet und erhöhen deswegen den wahrgenommenen Nutzen einer Kernleistung, z.B. eine schriftliche Einladung Ihres Optikers zur kostenfreien Überprüfung und Reinigung Ihrer Brille nach einem Jahr. Fazit: Kundenbindung lohnt sich, denn − Sie reduziert die Kosten, bspw. der Datenpflege − Sie verspricht zusätzliche Gewinne durch Zusatzverkäufe, Cross Selling…. − Sie gewinnen Kunden durch zusätzliche Empfehlungen. − Stammkunden verliert man nicht so leicht an Billiganbieter, ihre Preissensibilität ist vermindert. − Reklamationen nehmen ab. Verwöhnen Sie Ihre besten Kunden! Das Pareto-Prinzip Das Pareto-Prinzip besagt, dass Unternehmen 80 Prozent der Umsätze mit 20 Prozent der Kunden machen. Zugleich verursachen 20 Prozent der Kunden 80 Prozent der Reklamationen. Diese fressen viel Energie, wir müssen uns kümmern. Den A-Kunden sollten wir ähnlich viel positive Energie gönnen, ihnen Privilegien einräumen wie die Bevorzugung bei der Terminvergabe, dem Reservieren von Waren oder einem besonderen Tisch im Restaurant, kleinen Zugaben oder anderen Aufmerksamkeiten. 12 Steps 5. eine eindeutige Firmenidentität entwickeln und präsentieren 6. die Instrumente des Marketingmix aufeinander abgestimmt einsetzen 7. ein positives Image und individuelles Profil aufbauen 8. Kunden binden und Stammkunden gewinnen 9. kundenorientiert arbeiten 10. den Markt im Blick behalten 11. sich selbst im Blick behalten 12. Erfahrungen sammeln 13. Optimistisch und realistisch bleiben 14. Innovativ bleiben 15. Risikobereit bleiben und Risiken einschätzen lernen 16. Flexibel bleiben gegenüber unerwarteten Marktentwicklungen 17. Standhaftigkeit und Durchhaltevermögen zeigen bei der Verfolgung der eigenen Zielsetzung Fazit: Bleiben Sie ein junges Unternehmen in Ihrer Innovationskraft, Ihrer Dynamik, Ihrem Optimismus. Werden Sie ein gestandenes Unternehmen, das bekanntermaßen hohe Qualität liefert, das man gerne empfiehlt und wo man unbedingt Stammkunde werden will. Auch für Unternehmen gilt: jedes Unternehmen ist so jung wie es sich fühlt und wie es sich für die Kunden anfühlt. 13