Externe Effekte - Universität Heidelberg

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Finanzwissenschaft I:
Öffentliche Güter und externe Effekte
Vorlesung an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
SS 2007
Prof. Dr. Lars P. Feld
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg,
ZEW Mannheim, Universität St. Gallen
(SIAW-HSG), CREMA Basel und CESifo
München
Öff. Güter.
1
Öffentliche Güter und externe Effekte
Aufbau der Vorlesung
• Die Theorie öffentlicher Güter
– Öffentliche Güter
– Clubgüter
• Externe Effekte
– Pigou- vs. Coase
– Preis- vs. Mengenlösungen
– Die Ökosteuer
• Meritorische Güter
Öff. Güter.
2
Vorbemerkung I
• Voraussetzungen zum Erreichen eines
Pareto-Optimums in einer Gesellschaft
– Vollständiger Wettbewerb
– Vollständige Information, insbesondere keine
asymmetrische Information
– Soziale Diskontrate = private Diskontrate
– Keine Transaktionskosten
– Keine Subadditivität von Kostenfunktionen
bzw. keine steigenden Skalenerträge
• natürliches Monopol
Öff. Güter
3
Vorbemerkung II
• Voraussetzungen zum Erreichen eines
Pareto-Optimums in einer Gesellschaft
– Keine externen Effekte
– Private haben genug Anreize, alle Güter zu
produzieren
• Ausschließbarkeit
• Nicht-Rivalität im Konsum
– Einkommensverteilung als Versicherungsproblem
– Stabilisierung
Öff. Güter
4
Die Theorie öffentlicher Güter I
• Woraus resultieren externe Effekte?
– Fehlende Zuweisung bzw. Durchsetzung von
Eigentumsrechten
– Frage der Konvention:
• Bsp.: Wasserverschmutzung
• Problem: Möglicherweise sehr teuer.
– Unmöglichkeit des Ausschlusses:
• Bsp.: Verkehr auf einer belebten Strasse
• Problem: Ausschluss zu teuer (Maut für
Stadtverkehr).
Öff. Güter
5
Die Theorie öffentlicher Güter II
• Woraus resultieren externe Effekte?
– Unteilbarkeit:
•
•
•
•
nicht-rivalisierender Konsum
steigende Skalenerträge im Konsum
siehe natürliches Monopol
Bsp.: Fernsehen, Landesverteidigung, Lärm.
• Öffentliche Güter sind Güter, die
zumindest zu einem bestimmten Teil aus
externen Effekten bestehen.
Öff. Güter
6
Die Theorie öffentlicher Güter III
Ausschluss
Ja
Nein
Ja
(1)
Private Güter
(2)
Allmendegüter
Nein
(3)
Clubgüter
(4)
reine öffentliche
Güter
Rivalität
Öff. Güter
7
Die Theorie öffentlicher Güter IV
• Private Güter
– Die Bereitstellung über den Markt ist möglich
und effizient.
– Bsp.: Brot, Auto
• Allmendegüter
– Die Bereitstellung über den Markt ist in der
Regel nicht möglich: Tragödie der Allmende.
• Öffentliche Bereitstellung versus
genossenschaftliche Bereitstellung
• Suche nach Ausschlussmechanismen
Öff. Güter
8
Die Theorie öffentlicher Güter V
• Clubgüter
– Die Grenzkosten für einen zusätzlichen
Konsumenten sind Null.
– Bsp.: Fernsehen, Verkehr auf einer nichtbefahrenen Straße, Leuchtturm
– Bereitstellung über den Markt zwar möglich,
aber nicht effizient (grenzkostenlose
Mehrnutzbarkeit).
• ‚Reine‘ öffentliche Güter
– Die Bereitstellung über den Markt ist in der
Regel nicht möglich.
– Bsp.: Landesverteidigung, Rechtsstaat.
Öff. Güter
9
Die Theorie öffentlicher Güter VI
• Bereitstellung öffentlicher Güter:
– nicht notwendigerweise Produktion
Preis
DB
S
DA
p*
DA + DB
xB
xA
x*
Menge
Abbildung 1: Nachfrageaggregation bei privaten Gütern
10
Die Theorie öffentlicher Güter VII
• Abbildung 1:
– Ein Gut x,
– zwei Konsumenten A und B, i = 1, 2.
– Horizontale Addition der Nachfragekurven zur
Ableitung einer gesellschaftlichen
Nachfragefunktion.
– Für alle i = 1, ..., n gilt:
U i
p
x
x*   xi
i
Öff. Güter
11
Die Theorie öffentlicher Güter VIII
• Öffentliche Güter
Preis
DA + DB
DB
S
p*
pA
DA
pB
x*
Menge
Abbildung 2: Nachfrageaggregation bei öffentl. Gütern
12
Die Theorie öffentlicher Güter IX
• Abbildung 2:
– Ein Gut x,
– zwei Konsumenten A und B, i = 1, 2.
– Vertikale Addition der Nachfragekurven zur
Ableitung einer gesellschaftlichen
Nachfragefunktion.
– Für alle i = 1, ..., n gilt:
U i
p
i 1 x
n
x*  x1  x2  ....  xn
Öff. Güter
13
Die Theorie öffentlicher Güter X
• Problem dieser neoklassischen
Darstellung:
– Annahme des allwissenden Planers
– Unterstellung, dass keine
Trittbrettfahrerprobleme bestehen.
– Zweite Annahme wird im Modell öffentlicher
Güter von Paul Samuelson (1954) diskutiert.
• Zwei Personen A und B
• Konsum privater Güter durch A und B: xa und xb
• Ein öffentliches Gut G
Öff. Güter
14
Die Theorie öffentlicher Güter XI

 

L  U B ( x B , G )  1 U A ( x A , G )  U A  2 x A  x B  x  3 x(G )  x
L U B
U A
x

 1
 3
0
G G
G
G
L U B

 2  0
xB xB
 U A 
L
 1 
  2  0
 xA
  xA 
L
 2  3  0
x
Öff. Güter
15
Die Theorie öffentlicher Güter XII
• Durch Einsetzen der dritten in die vierte Gleichung
 U B
x
1    BA
 U
x

A






• Durch Einsetzen der dritten in die fünfte Gleichung
U B
3  
x B
Öff. Güter
16
Die Theorie öffentlicher Güter XIII
• Durch Einsetzen der beiden vorherigen in die zweite
Gleichung und Umformung
U B U A
G  G  x  0
U B U A G
xB
x A
U A  U B
G  G   x
U A  U B
G
x A
x B
MRS GA, X  MRS GB, X  MRTG, X
Öff. Güter
17
Die Theorie öffentlicher Güter XIV
• Die Samuelson-Bedingung:
– Öffentliche Güter sind dann optimal bereit gestellt, wenn die Grenzrate der Transformation,
d.h. die sozialen Kosten der Bereitstellung öffentlicher Güter, der Summe der Grenzraten
der Substitution, d.h. der gesamten sozialen
Wertschätzung (Zahlungsbereitschaft),
entspricht.
– Samuelson diskutiert die Probleme der Ermittlung der Zahlungsbereitschaft der Individuen
vor dem Hintergrund des free rider Problems.
Öff. Güter
18
Die Theorie öffentlicher Güter XV
• Problem:
– Wie wird durchgesetzt, dass tatsächlich die
optimale Menge des öffentlichen Gutes bereit
gestellt wird?
– Staatliche Produktion?
– Bestimmung der optimalen Menge durch den
politischen Prozess und Verallgemeinerung der
Kosten.
– Grenzkosten des zusätzlichen Konsums = 0.
– Kostenlose Nutzung für jeden Konsumenten
und Finanzierung über Steuern.
Öff. Güter
19
Die Theorie öffentlicher Güter XVI
• Bei bekannten Präferenzen:
– Die individuellen Steuerpreise entsprechen den
individuellen Grenznutzen.
– Die Summe der Steuerpreise entspricht den
Grenzkosten.
– Die Produktion wird so lange ausgeweitet, bis
Übereinstimmung erzielt ist.
• Bei unbekannten Präferenzen:
– Notwendigkeit, Verfahren zur Präferenzerfassung zu entwickeln.
Öff. Güter
20
Die Theorie öffentlicher Güter XVII
• Verfahren zur Präferenzerfassung:
– Befragung der Individuen:
• Anreiz zu strategischem Verhalten der Individuen.
• CVM
– Volksabstimmungen: Direkte Demokratie
• Bei gegebener Einkommensverteilung und gegebenem
Steuersystem besteht a priori kein Anreiz zu
strategischem Verhalten in eine bestimmte Richtung.
• Bei eingipfligen Präferenzen entscheidet der
Medianwähler.
• Gleichheit von Grenznutzen und Steuerpreis ist nur für
den Medianwähler erfüllt.
– Politischer Prozess: Repräsentative Demokratie
Öff. Güter
21
Clubgüter I
• Ausschlussmöglichkeit, aber NichtRivalität im Konsum:
– Golfclub, Bridgeclub, Club von Gated
Communities
– optimale Bereitstellung erfordert neben der
Bestimmung der optimalen Menge des
Clubgutes auch die Bestimmung der optimalen
Anzahl an Clubmitgliedern.
– Klassischer Aufsatz: James Buchanan (1965)
Öff. Güter
22
Clubgüter II
• Q =
• X =
• Y =
öffentlich bereitgestelltes Gut
privater Konsum pro Kopf
verfügbares Einkommen des
Clubs
• N =
Anzahl der Individuen
• Annahme: Private und öffentlich bereit gestellte Güter in identischen Einheiten gemessen und durch Produktionsprozess
produziert, bei welchem der Faktor Arbeit
und eine fixe Menge an Boden eingesetzt.
Öff. Güter
23
Clubgüter III
• Ermittlung der optimalen Menge des
Clubgutes und der optimalen
Mitgliederzahl:
X  f (N X )
Q  f ( NQ )
• Mit NX + NQ = N
• und
X + Q = Y.
Öff. Güter
24
Clubgüter IV
• Produktionsfunktion f, für öffentliche
und private Güter
Y  f ( N ),
f N  0, f NN  0.
• Budgetrestriktion
Y  XN  Q
Öff. Güter
25
Clubgüter V
• Anzahl an Anwohnern, N, variiert
nicht
• alle Individuen in einer Gebietskörperschaft haben identische Präferenzen und Einkommen
• Erstes Maximierungsproblem: Wähle
X und Q so, dass der Nutzen der
Anwohner, maximiert wird.
Öff. Güter
26
Clubgüter VI
• Lagrange-Funktion
Max U ( X , Q)
X ,Q
• unter der Nebenbedingung
Y  XN  Q
• Bedingungen erster Ordnung
(U / X )  N  0
(U / Q)    0.
Öff. Güter
27
Clubgüter VII
• Auflösung der Gleichung (4) und (5)
dX
  U / Q 
N
1 
N

dQ
 U / X 
• Samuelson-Bedingung für die effiziente Bereitstellung öffentlicher
Güter
Öff. Güter
28
Clubgüter VIII
• links: Summe der individuellen
Grenzraten der Substitution zwischen
öffentlichen und privaten Gütern
• rechts: Grenzkosten der Produktion einer
zusätzlichen Einheit Q in dafür
verwendeten Einheiten des privaten
Gutes X.
• Da beide Güter in äquivalenten Einheiten
gemessen werden, ist die Grenzrate der
Transformation eins.
Öff. Güter
29
Clubgüter IX
• Zweites Maximierungsproblem: Wähle N
so, dass der Konsum des privaten Gutes,
gegeben das Klubgut Q, maximiert wird
und die höchst mögliche Eintrittsgebühr
erzielt werden kann.
• Konsum des privaten Gutes gegeben:
X  ( f ( N )  Q) / N .
Öff. Güter
30
Clubgüter X
• Partielle Ableitung dieser Gleichung nach
N
X f N ( N )  N  ( f ( N )  Q )

 0.
2
N
N
fN (N ) f (N )  Q

.
2
N
N
f (N )  Q
fN (N ) 
.
N
X  f N (N ).
Öff. Güter
31
Clubgüter XI
• optimale Größe des Klubs, wenn das
durch den Beitritt einer Person zusätzlich
erzielte Einkommen gleich dem ProKopf-Konsum des privaten Gutes ist.
• Der Klub wird vergrößert, solange ein
neues Mitglied einen (marginal) positiven
Beitrag zur Bereitstellung des
öffentlichen Gutes leistet.
Öff. Güter
32
Clubgüter XII
• das öffentliche Gut wird rivalisierend
genutzt:
– Kosten der Bereitstellung einer Produkteinheit des öffentlichen Gutes mit C (N).
– reines öffentliches Gut: CN (N) = 0.
– öffentlich bereitgestelltes Gut mit
Privatgutcharakter oder Überfüllungskosten
durch zusätzliche Konsumenten: CN (N) > 0.
– Konsumenten können Wohnungen, H, zu
einem exogenen Preis, pH, mieten.
Öff. Güter
33
Clubgüter XIII
• Optimierungsproblem:
Max U ( X , H , Q)
• unter der Nebenbedingung:
X  Y  pH H  [C( N ) / N ]Q.
• Bedingungen erster Ordnung :
N [(U / Q) /( U / X )]  C ( N )
[(U / H ) /(U / X )]  pH .
Öff. Güter
34
Clubgüter XIV
• linke Seite der ersten Gleichung: die
Summe der individuellen Grenzraten der
Substitution zwischen öffentlichen und
privaten Gütern.
• rechte Seite die Grenzrate der
Transformation bzw. die Kosten der
Produktion einer zusätzlichen Einheit des
öffentlichen Gutes abbildet, wenn die
Bevölkerung nicht variiert wird.
Öff. Güter
35
Clubgüter XV
• Zweite Gleichung: entsprechende
Bedingung für die Grenzrate der
Substitution zwischen Wohnungsnutzung
und dem privaten Gut.
• optimalen Klubgröße: Maximierung des
privaten Konsums nach N, mit nicht
variierbarem Q
CN ( N )  C ( N ) / N .
Öff. Güter
36
Clubgüter XVI
• Die optimale Klubgröße ist erreicht, wenn
die Durchschnittskosten der Bereitstellung
des öffentlichen Gutes den Bereitstellungsgrenzkosten entsprechen, die durch
ein zusätzliches Klubmitglied entstehen.
• Probleme von Unteilbarkeiten: natürliches
Monopol?
• Fusion von Klubs bis zu steigenden
Grenzkosten
Öff. Güter
37
Externe Effekte I
• Problem: Eigene wirtschaftliche Aktivitäten haben einen direkten Einfluss auf
den Nutzen oder die (Produktions-)
Kosten anderer.
• Bsp:
–
–
–
–
Umweltschäden
öffentliche Parks
Klavierspiel in der Wohnung
Rauchen
Externe Effekte
38
Externe Effekte II
• Grund: Unzureichende und uneindeutige
Festlegung bzw. Durchsetzung von
Eigentumsrechten.
• ‚illegitime‘ Interdependenzen.
– Nicht durch freiwillige Vereinbarung
– Nicht durch Knappheit.
• Unterscheidung zwischen
technologischen und pekuniären
Externalitäten.
Externe Effekte
39
Externe Effekte III
• Technologische Externalitäten:
– Einfluss in der Nutzen- oder Produktionsfunktion.
• Pekuniäre Externalitäten:
– Veränderung der Knappheitspreise aufgrund einer Nachfrageänderung.
– Bsp. Restaurant an einer viel befahrenen
Strasse.
• Im folgenden nur Betrachtung technologischer Externalitäten
Externe Effekte
40
Externe Effekte IV
• Konsumbereich
–
–
–
–
A, B
x1, x2
p1, p2
U
• UA =
• UB =
=
=
=
=
2 Individuen
2 Güter
entsprechende Preise
Nutzen
UA (x1A, x2A)
UB (x1B, x2B, x1A)
Externe Effekte
41
Externe Effekte V
• Optimalbedingungen
U A / x2A p2

A
U A / x1
p1
U B / x2B p2

B
U B / x1
p1
x1A  x1B  x1
x2A  x2B  x2
Externe Effekte
42
Externe Effekte VI
• Totales Differential (Nutzenfunktionen
und Mengenbeschränkungen):
U A
U A
A
dU A  A  dx1  A  dx2A
x1
 x2
U B
U B
U B
B
B
dU B  B  dx1  B  dx2  A  dx1A
x1
 x2
x1
dx1A  dx1B  0
dx2A  dx2B  0
Externe Effekte
43
Externe Effekte VII
• Nach Erweiterung und Ausklammern
U A
A
U A

x
dU A  A  (dx1A  2  dx2A )
U A
x1
x1A
U B
B
U B
U B

x
B
B
2
dU B  B  (dx1 
 dx2 )  A  dx1A
U B
x1
x1
x1B
• Externer Effekt
Externe Effekte
44
Externe Effekte VIII
• im Gleichgewicht folgt
U A
dU A  A  (dx1A 
x1
U B
dU B  B  (dx1B 
x1
p2
 dx2A )
p1
p2
U B
B
 dx2 )  A  dx1A
p1
x1
• Externer Effekt
• Verbesserungen sind möglich, ohne
dass ein anderes Individuum schlechter
gestellt wird: dUA = 0.
Externe Effekte
45
Externe Effekte IX
• Der externe Effekt ist nicht mit Knappheitspreisen verbunden.
• Daraus folgt
U A
p2
A
0  A  (dx1 
 dx2A )
x1
p1
 dx1A  dx1B
 dx2A  dx2B
Externe Effekte
46
Externe Effekte X
• Einsetzen in letzte Gleichung S. 45
U B
p2
U B
A
A
dU B  B  (dx1 
 dx2 )  A  dx1A
x1
p1
x1
U B
dU B  A  dx1A
x1
• Pareto-Verbesserung durch Eliminierung des externen Effekts möglich.
Externe Effekte
47
Externe Effekte XI
• Individuelles Optimum und soziales
Optimum weichen voneinander ab.

L  U A ( x1A , x2A )   U B ( x1A , x1  x1A , x2  x2A , x2A )  U B
 UB  UB 
 L UA

  A 
0
A
A
B 
 x1  x1
  x1  x1 
 UB UB 
 L UA

   B 
0
A
A
A 
 x2  x2
  x2  x2 
Externe Effekte
48

Externe Effekte XII
UA  UB UB

A
A

 x1
 x1  x1B

UA  UB UB


A
B
 x2   x2  x2A





U B
0
A
x1
• Negativer externer
Effekt
U B
0
A
x1
• Positiver externer Effekt
Externe Effekte
49
g
Externe Effekte XIII
Bewerteter
Nutzen
c
b
h
e
f
a
MDB+MCx
MDB
j
d
MCX
MBA
i
x**A
x* A
Menge x
Abbildung 3: Externe Effekte im Konsumbereich
Externe Effekte
50
Externe Effekte XIV
• A übt einen externen Effekt auf B durch
seinen Konsum von x aus.
• Nutzenvergleich A: x*A zu x**A
• A hat eine Nutzeneinbuße durch
Internalisierung in Höhe von x*Adbx**A
• B erfährt eine Schadensreduktion in
Höhe von dcba oder x*Ajax**A
• Produktionskostenersparnis: x*Adax**A
• gesamter Nettovorteil: bcd
Externe Effekte
51
Externe Effekte XV
• Produktionsbereich
–
–
–
–
–
–
–
–
A, B
x1, x2
p1, p2
K
L
w
r
MP
=
=
=
=
=
=
=
=
2 Unternehmen
2 Güter
entsprechende Preise
Kapital
Arbeit
Lohnsatz
Zinssatz
Grenzprodukt.
Externe Effekte
52
Externe Effekte XVI
• Produktionsfunktion: Entlohnung nach
dem Grenzwertprodukt.
– X = f (LX, KX)
w  pX MPLXX
r  p X MPKXX
– Y = g (LY, KY, KX)
• Die marginalen Kosten des Einsatzes
von KX entsprechen der Summe der
Grenzwertprodukte des Kapitals.
Externe Effekte
53
Externe Effekte XVII
r  pX MPKXX  pY MPKYX  pY MPKYY
n
r  p X MPKXX   pi MPKi X
i 1
• Wenn alle Unternehmen von KX
profitieren, existiert ein positiver
externer Effekt.
Externe Effekte
54
Pigou vs. Coase I
• Verbundlösung: Fusion
• Pigou‘sche Steuerlösung:
– Abbildung 3: Steuer auf xA müsste gerade so hoch
sein, dass der marginale Schaden des B ausgeglichen wird, den dieser im Optimum erleidet.
– Die Steuer muss so hoch sein, dass x**A an Stelle
von x*A konsumiert wird.
– Steuer in Höhe der Differenz ab auf jede Menge
xA.
– Aus Sicht von A sind die Grenzkosten dann
MCx+ab.
Externe Effekte
55
Pigou vs. Coase II
• Pigou‘sche Steuerlösung:
–
–
–
–
Gewinn für B (+): abcd oder x**Aaj x*A.
Gewinn für A (-) (Renteneinbuße): abd.
Gewinn des öffentlichen Sektors (+): ehba.
Gesamter Nettoertrag (nur für A und B): bcd.
• Schwierigkeit der Ermittlung der Höhe des
Steuersatzes, da er im Optimum dem gesellschaftlichen Grenzschaden entsprechen muss.
– Frage der Ermittlung.
– A hat Anreize, seinen wahren Grenznutzen zu
verschleiern.
Externe Effekte
56
Pigou vs. Coase III
• Schwierigkeit der Ermittlung des
individuellen Grenzschadens.
• Dynamisches Problem: Bei jeder Änderung
treten Gleichgewichtsanpassungen auf, die
eine neue Schätzung der Grenznutzen und
Grenzkosten erfordern würden.
• Wenn der Staat keine Vorstellung über die
optimale Lösung hat, muss er sich mit ‚trial
and error‘ herantasten.
– Problem der Verzerrungen.
Externe Effekte
57
Pigou vs. Coase IV
• Pigou‘sche Subventionslösung
– Subvention für Reduktion der Schädigung pro
Einheit der Aktivität.
– Optimale Höhe der Subvention: dj.
– Im Produktionsbereich: Einsparung von
Produktionskosten.
– Gewinn für B (+): abcd.
– Gewinn für A (+): bjd (Subvention abjd minus
Netto-Nutzen abd).
– Verlust des öffentlichen Sektors (-): abjd.
– Gesamter Nettoertrag (mit Subventionszahlung
des Staates): bcd.
Externe Effekte
58
Pigou vs. Coase V
• Pigou‘sche Subventionslösung
– scheinbar gleich effizient wie die Steuerlösung.
– Bei Steuern wird der Verursacher schlechter
gestellt.
– Der Rest der Bevölkerung wird durch die
Steuereinnahmen besser gestellt.
– Bei der Subvention wird der Verursacher besser
gestellt und der Rest der Bevölkerung schlechter
gestellt.
Externe Effekte
59
Pigou vs. Coase VI
• Pigou‘sche Subventionslösung
– Bei Subventionen sind Mitnahmeeffekte möglich.
– Steuern führen zu Marktaustritten ineffizienter
Unternehmen, während Subventionen dazu
führen, dass ineffiziente Unternehmen im Markt
bleiben.
– Wenn Neueintritte von Firmen in den Markt
aufgrund der Subvention auftreten, kann die
Verschmutzung sogar zunehmen.
Externe Effekte
60
Pigou vs. Coase VII
• Verursacherhaftung
– Wer den Schaden verursacht, wird haftbar
gemacht.
– B hat Verfügungsrechte, z.B. an sauberem Wasser,
und A muss für den externen Effekt
(Wasserverschmutzung) zahlen.
– Bestimmte Zuweisung von Verfügungsrechten.
– Implizite Annahme: Kompensation ist ohne
Transaktionskosten möglich.
Externe Effekte
61
Pigou vs. Coase VII
• Verursacherhaftung
– B wird von A nach Maßgabe des marginalen
Schaden (MD) entschädigt.
– A hat effektive Grenzkosten durch die Verursacherhaftung und effektive Produktionskosten.
– A wählt x**A.
Externe Effekte
62
Pigou vs. Coase VIII
• Verursacherhaftung
– A wäre bereit, abge zu zahlen.
– B will eine Kompensation in Höhe von x**Aai .
– Der Nettogewinn beträgt egbf als Differenz
zwischen dem Maximum, das A zu zahlen bereit
ist, und dem Minimum, das B verlangt.
– Solange dieser Betrag positiv ist, besteht eine
Möglichkeit zur Pareto-Verbesserung über
Verhandlungen.
– Die effektive Kompensation muss nicht unbedingt
optimal sein: 0 < Kompensation < egbf.
Externe Effekte
63
Pigou vs. Coase IX
• Verhandlungslösung (Coase, 1960)
– Zwei Möglichkeiten der Zuteilung von
Verfügungsrechten.
– Verursacherprinzip oder
– Schädiger hat ein Recht, die Umwelt zu
verschmutzen.
– A kann durch Einschränkung seines Konsums von
x einen Nettogewinn erzielen.
– B versucht A, über eine Kompensationszahlung
zur Reduktion seines Konsums zu bewegen.
– B zahlt einen Betrag unterhalb MD.
Externe Effekte
64
Pigou vs. Coase X
• Verhandlungslösung (Coase, 1960)
– A reduziert den Konsum von x, wenn er die
Fläche bad erhält.
– In diesem Fall ist A indifferent zwischen Konsum
(Produktion) und Konsumeinschränkung
(Produktionseinschränkung).
Externe Effekte
65
Pigou vs. Coase XI
• Verhandlungslösung (Coase, 1960)
– Das Verhandlungsergebnis ist Pareto-effizient.
– Das Coase Theorem besagt, dass so lange
verhandelt wird, bis der Grenzschaden gleich dem
Grenznutzen ist.
– Lediglich die Verteilung der Nutzen und des
Nutzengewinns sind von der Zuteilung der
Verfügungsrechte berührt.
– Die Ressourcenallokation wird davon aber nicht
beeinflusst.
– Coase‘sche Invarianzthese.
Externe Effekte
66
Pigou vs. Coase XII
• Verhandlungslösung (Coase, 1960)
– B wäre bereit, abcd zu zahlen.
– A will eine Kompensation in Höhe von abd.
– Der Nettogewinn beträgt bcd als Differenz
zwischen dem Maximum, das B zu zahlen bereit
ist, und dem Minimum, das A verlangt.
– Solange dieser Betrag positiv ist, besteht eine
Möglichkeit zur Pareto-Verbesserung über
Verhandlungen.
– Die effektive Kompensation muss nicht unbedingt
optimal sein: 0 < Kompensation < bcd
Externe Effekte
67
Pigou vs. Coase XIII
• Verhandlungslösung (Coase, 1960)
– Die effektive Kompensation hängt von der
Verhandlungsmacht der Parteien ab.
– Zentrale Annahme: Keine Transaktionskosten.
– Bei positiven Transaktionskosten können
Verhandlungen verebben.
– Problem bei großen Gruppen, bei denen zudem
Trittbrettfahrerprobleme bestehen.
– Frage der Verhandlungsmöglichkeit großer
Gruppen.
– Möglichkeit politischer Institutionen (Kleinbli.)
Externe Effekte
68
Preis vs. Mengenlösungen I
• Lenkungssteuer (Standard-Preis-Ansatz)
– Versuch, die Pigou-Steuer durch ‚trial and error‘
anzunähern.
– Das Schadstoffniveau wird politisch festgelegt
und die Steuer so lange variiert, bis durch die
Produktionseinschränkung dieses Niveau erreicht
wird.
– Typische ‚second-best‘ Lösung.
Externe Effekte
69
Preis vs. Mengenlösungen II
• Zertifikatslösung
– Das Schadstoffniveau wird ebenfalls politisch
festgelegt.
– Wenn der Schaden kontrollierbar ist (bzw. die
Schadenshöhe und das Ausmaß beobachtbar
sind), ist es möglich einen effizienten Markt für
Verschmutzungsrechte zu schaffen.
– Wettbewerb um Verschmutzungsrechte.
– Staatlich garantierte Verhandlungslösung.
– Die Menge an Verschmutzungsrechten ist
gesetzlich fixiert.
Externe Effekte
70
Preis vs. Mengenlösungen III
• Zertifikatslösung
– Die Preisbildung erfolgt über den Markt.
– Der Markt stellt sicher, dass die gebilligte Menge
an Schadstoffen und die Lenkung der Ressourcen
optimal ist.
– Die Unternehmen mit höherem Grenzwertprodukt
können mehr Verschmutzungsrechte kaufen und
bleiben im Markt.
– Anreize zur Substitution in der Produktion mit
geringeren externen Effekten.
– Probleme: Transaktionskosten von Märkten.
– In den USA und der EU eingesetzt.
Externe Effekte
71
Preis vs. Mengenlösungen IV
• Regulierungen
– Regelfall der Umweltpolitik
– Verbot negativer externer Effekte volkswirtschaftlich nicht notwendigerweise optimal.
• Problem bei Atomstrom: Lösung, die den schlimmsten
aller Fälle minimiert?
– Begrenzung der Emissionen bei gleicher
Schadensmenge für jedes Unternehmen.
• Effizienz heißt i.d.R. nicht, dass jedes Unternehmen die
gleiche Schadstoffmenge hat.
• Unterschiedliche Produktions- und Nachfragebedingungen erfordern differenzierte Lösungen.
Externe Effekte
72
Preis vs. Mengenlösungen V
• Regulierungen
– Durchführungskosten als Gegenargument
• relativ niedrig bei gleichmäßigem Niveau
• niedriger als die Steuererhebungskosten?
– Argument der Gleichbehandlung
– Emissionsbegrenzung als Vorstufe zur
Zertifikatslösung
– Analogie zu positiven Externalitäten
• natürliches Monopol: öffentliche Unternehmen
• Gemeinnützigkeit von Investitionen.
Externe Effekte
73
Die Ökosteuer
• Die Ökosteuer als ein typisches Beispiel
für eine Lenkungssteuer nach dem
Standard-Preis-Ansatz
• Besondere Problematik in der Diskussion:
doppelte Dividende.
• Verwendung des Steueraufkommens zur
Reduktion anderer Steuern.
• Problem der Verzerrungen (‚excess
burden‘).
Externe Effekte
74
Zwischenbemerkung I
• Was bedeutet die Marktversagenstheorie
für das Staatshandeln?
– Implizit wird mit dieser Theorie der normative
Anspruch für Staatshandeln verbunden.
– Aber: Es gibt auch Autoren, die behaupten,
diese Ansätze erklärten tatsächliches
Staatshandeln in einem positiven Sinne.
– Bator (1960), Sinn (1997): 90 % der Staatsausgaben in den USA oder in Deutschland gingen
auf Marktversagen zurück.
Externe Effekte.
75
Zwischenbemerkung II
• Zwei weitere implizite Unterstellungen
– Der Staat greift immer dort ein, wo
Marktversagen herrscht und
– Wo er eingreift, arbeitet er besser als der
Markt.
• Politikversagen und Staatsversagen?
Externe Effekte
76
Zwischenbemerkung III
Marktversagen
Ja
Nein
Ja
(1)
Verteidigung
Nein
(3)
Umweltschutz
(2)
sozialer
Wohnungsbau
(4)
private Güter
Staatseingriff
Externe Effekte
77
Meritorische Güter I
• Begründung von Fall 2 durch die Theorie
meritorischer Güter.
• Bisher gegebene Nutzenfunktionen.
– Problem:
– effiziente Allokation bei Grenzkosten von Null
– Offenlegung der Präferenzen.
– Ziel:
– Optimierung der Wohlfahrt durch einen Ausgleich
von Grenzkosten und Grenznutzen.
– Berücksichtigung der Konsumentensouveränität.
Meritorik
78
Meritorische Güter II
• Viele private Güter werden tatsächlich
durch den Staat bereitgestellt.
• Präferenzen der Individuen werden
bewusst missachtet.
– Beispiele:
– Subventionen, Theater, Kunst, Eisenbahn,
Sozialversicherung, Grundschule
– Steuern auf Alkohol, Tabak, Benzin, Heizöl, Autos
(in DK).
– Verbote: Alkohol, Drogen, Tabak, Pornografie
Meritorik
79
Meritorische Güter III
• Argumentation meritorischer Güter
– Auseinanderfallen individueller und
gesellschaftlicher Kosten:
– Mineralölsteuer, Eisenbahn, Drogen, Tabak,
Alkohol.
– Auseinanderfallen individueller und
gesellschaftlicher Diskontrate:
– Sozialversicherung.
– Erziehung bei ‚verzerrten‘ individuellen
Präferenzen:
– Tabak, Alkohol, Drogen, Pornografie.
Meritorik
80
Meritorische Güter IV
• Argumentation meritorischer Güter
– Umverteilung: Schulmilch.
– sonstige: Kunst, Theater.
• Meritorische Güter scheinen in diesen
Beispielen keine eigenständigen
Erklärungsansätze zu sein.
– Wieso hier verzerrte Präferenzen und
ansonsten nicht?.
– Wer bestimmt, wann Präferenzen verzerrt
sind?
Externe Effekte
81
Meritorische Güter V
• Aber: Probleme der individuellen
Zeitinkonsistenz
• Weakness of will: Jon Elster.
• Selbstbindung über den Staat, wie Odysseus
und die Sirenen.
• Analytisch: Unterscheidung von Präferenzen
und Meta-Präferenzen.
• Letztlich führt aber kein Weg an der Berücksichtigung politischer Entscheidungsprozesse zur Erklärung des Staatshandelns
vorbei.
Meritorik
82
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