Gesellschaftliche Selbstverständigung durch DD

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Die Direkte Demokratie (DD)
ermöglicht die gesellschaftliche
Selbstverständigung:
Kommunikation als die Seele der DD
12 Aspekte der politischen
Philosophie der Direkten Demokratie (DD)
Von Andreas Gross
Politikwissenschaftler und Leiter des Ateliers für Direkte Demokratie
in St-Ursanne (JU), Schweizer Nationalrat und Fraktionspräsident
der Sozialdemokraten im Europarat
Eine Präsentation für DemokratInnen aus dem Baskenland
Bern, 11. November 2008
www.andigross.ch [email protected]
1. Die Volksinitiative
oder das Referendum als
Frage einiger an alle
100‘000 bzw. 50‘000 Unterschriften als die
Wahrnehmung des (Volks-) Rechtes einiger,
von allen eine Antwort zu bekommen nach einer möglichst intensiven und breiten
gesellschaftlichen Diskussion.
1.b Historisch belegt:
Die Direkte Demokratie als
kommunikativer Prozess


“Wir wollen das letzte Wort“ (1869)
“Die VI als Recht von 100’000 Stimmberechtigten,
der Gesellschaft eine Diskussion aufzuzwingen,
die sie nicht will.“
Das Referendum als Recht, der parlamentarischen
Mehrheit nachparlamentarische Erklärungen und diskursive
Begründungen abzuverlangen.

1.c Kommunikation in der DD
als gesellschaftliche
Verständigungsanstrengung
Verständlichkeit als notwendige,
wenn auch nicht hinreichende
Voraussetzung dafür, dass die
Verständigung gelingen kann!
I.d Wegen der DD hat die Schweiz
verständlichere Gesetze als
Staaten mit rein parlamentarischen Demokratien
Wenn in der Schweiz in den vergangenen 20 Jahren
über zwei Drittel der fakultativen GesetzesReferendums-Abstimmungen von der Mehrheit der
Stimmberechtigten angenommen wurden, so auch
deshalb, weil sie so geschrieben waren, dass viele sie
auch verstehen konnten.
2. In der Direkten Demokratie wird
die Macht geteilt - der/die BürgerIn
wirklich ermächtigt
Jederzeit kann eine Minderheit der BürgerInnen
der ganzen Nation eine Diskussion aufdrängen
und eine Antwort erzwingen, welche andere
(Mächtige) nicht wollen Entscheidend ist, dass
nach einer zustande gekommenen Volksinitiative
nur die Initianten selber eine Volksabstimmung
verhindern können!
3. Diese kommunikative Macht
der BürgerInnen ermöglicht,
dass die Politik sehr offen ist
für alle und vieles
Was auf der öffentlichen Tagesordnung steht, ist
kein Monopol der Herrschenden oder der
Regierenden. Dass etwas diskutiert wird ist die
notwendige, wenn auch nicht hinreichende
Voraussetzung für demokratische Reformen.
4. Im grossen Unterschied zu
einem Plebiszit können in der DD
die BürgerInnen selber bestimmen, worüber alle abstimmen
können sollen.
Die DD ist in diesem Sinne eine Frage
weniger an alle mit dem Recht weniger auf
eine von ihnen gestellte und formulierte
Frage eine verbindliche Antwort aller
Stimmenden zu erhalten.
5. Wenn die Hürden für diese
gesellschaftliche Selbstverständigung
klein sind, ermöglicht diese eine echte
Integration auch kleiner Minderheiten und
die Erhaltung einer vielfältigen
Gesellschaft.
Zwei Prozent bei einer Volksinitiative reichen (Kt ZH:
Weniger als ein Prozent - US-Bundesstaaten drei bis fünf
Prozent, BRD-Länder teilweise zehn und noch mehr
Prozent der Stimmberechtigten). Ebenso muss die
Sammelfrist relativ lang sein: CH 18 Monate, ZH 6
Monate, D: 14 Tage !
Denn Freiheit darf nicht zur Freiheit der Privilegierten
verkommen !
6. Wenn auch kleine Minderheiten sich
mit ihren Anliegen und Sorgen
gesellschaftliches Gehör verschaffen
können, ist die Gefahr kleiner, dass
Unrecht geschieht oder die Menschen
sich ungerecht behandelt fühlen.
In diesem Sinne wirkt die DD wie ein
Feuermelder, der anzeigt, wann eine Minderheit
möglicherweise vom Parlament übersehen wird
und fairer behandelt werden möchte !
7. In einer Gesellschaft, in der viele alle
fragen können und immer wieder alle viel
miteinander diskutieren, ist die Chance,
dass viele ausreichend und rechtzeitig
lernen, grösser als in einer Gesellschaft,
in der sich viele zu häufig
ausgeschlossen fühlen.
Lernfähigkeit sollte individuell und
gesellschaftlich eines der Güter sein, die
wir am meisten anstreben sollten.
8. In einer Gesellschaft, in der alle
wissen, dass sie immer wieder gefragt
und abstimmen können, wird eher die
wirklich anstehende Frage beantwortet
als in Staaten, in denen nur ganz selten
Referenden stattfinden !
Damit die Güte der DD sich wirklich entfalten kann muss
sie regelmässig angewendet werden - mehr als bloss
ausnahmsweise oder einmal in fünf Jahren. Sonst
bekommen wir bloss eine plebiszitäre Karikatur und eine
Diskreditierung der DD !
9. Eine Direkte Demokratie ist nicht
antiparlamentarisch oder gegen
Parteien. Im Gegenteil: Ein starkes
Parlament und leistungsfähige
Parteien dienen auch der DD !
In einer DD haben freilich die Parteien nicht das
Monopol „auf Politik“. So sind in einer DD selbst
ParlamentarierInnen freier und unabhängiger von ihren
Parteien, weil sie jederzeit auch parteiübergreifend
und/oder als Parteigruppe handlungsmächtig sind.
10. Auch die DD ist nirgends eine
perfekte Demokratie: Auch sie ist
unvollkommen - doch ein klein wenig
weniger unvollkommen als die
Demokratie, die sich auf die
repräsentative Demokratie beschränkt.
Auch in der Schweiz gibt es Dutzende von Möglichkeiten die
DD zu stärken. Einige Aspekte der Demokratie in der CH
sind sogar weniger gut entwickelt und weniger demokratisch
als in vielen anderen europäischen Staaten.
11. Die DD ist nicht die Schweiz –
die Schweiz nicht die DD.
Die DD ist der Spiegel der Probleme
und nicht deren Ursache !
Wem also die Schweiz zu konservativ ist, der
kann dennoch für die DD sein. Denn in einer
veränderten Gesellschaft wird sich in der DD
auch eine andere Gesellschaft spiegeln.
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