Monopol, Kartell und Oligopol Vorlesung Mikroökonomik 17. Und 24. Januar 2005 Ehemaliges natürliches Monopol: Preis Die Rolle der Nachfrage 50 40 30 Nachfrage 2003 20 Grenzkosten 10 Nachfrage 1920 0 0 5 10 15 20 Menge Preis Wohlfahrtsmaximum im natürlichen Monopol bei Partialbetrachtung eines Marktes Konsumentenrente bei P = DK 50 Konsumentenrente im sozialen Optimum 40 Preis der Regulierungsbehörde 30 20 Subventionen bei P = GRK Preis im sozialen Optimum Durchschnittskosten 10 Nachfrage Grenzkosten 0 0 5 10 15 20 Menge Wohlfahrtsmaximum im natürlichen Monopol Die Aufspaltung eines natürlichen Monopols M in N Teilunternehmen ist nicht sinnvoll, da Subadditivität der Kosten: C(x)M < C(x/N), (n = 1, ..., N) Der soziale Planer kann verordnen P = DK, dies ist aber für diesen Markt nur die zweitbeste Lösung Das Optimum liegt bei P = GK, aber kein privates Unternehmen wird (dauerhaft) mit Verlust produzieren Lösung 1: Subventionen in Höhe des Verlusts Lösung 2: Staat produziert in eigener Regie Problem 1: Wer trägt letztlich den Verlust Problem 2: dynamische Ineffizienz Kartelle Ausgangssituation mehrere (j) Anbieter alle sind Preisnehmer: Preiserhöhung eines Einzelnen führt zum Ausscheiden aus dem Markt Anreiz: Gewinnmaximierung Strategie: koordinierte Preispolitik Umsetzung: gemeinsames Auftreten als Angebotsmonopol (wie grosse Firma mit j Betriebsstätten) gewinnmaximierender Preis ist durch den Cournotschen Punkt fixiert – Menge geht zurück – Preis steigt – Gesamtwohlfahrt nimmt ab – Konsumentenrente sinkt – aggregierter Gewinn steigt Aber: Kartelle sind instabil: Feste Aufteilung der Menge xC auf j Firmen gibt Anreiz zu „opprtunistischem“ Verhalten Preis Graphische Analyse des Kartells Cournot-Punkt 50 Grenzkosten 40 30 20 Marktgleichgewicht 10 Nachfrage Grenzertrag 0 0 5 10 15 20 In der realen Wirtschaft befinden sich die Märkte zwischen den Extremen vollständige Konkurrenz und Monopol. Die Unternehmen konkurrieren über: Entwicklung neuer Produkte und Differenzierung der bestehenden (Automodelle) Entwicklung verschiedener Produktionstechniken Viele Unternehmen verfügen über eine gewisse Marktmacht: Wenn sie den Preis erhöhen, verlieren sie nur einen Teil der Kunden. Viele Märke sind über Zulassungsbewilligungen (Ärzte), Subventionen (Landwirte), Zölle usw. reguliert Oligopol Einige wenige Anbieter verkaufen das gleiche Produkt. Die Interdependenz zwischen Aktionen der einzelnen Anbietern ist von zentraler Bedeutung. Wie reagieren die Konkurrenten auf eine Preissenkung? Wie reagieren sie auf eine Werbekampagne? Jeder Anbieter muss bei seinen Entscheidungen die Reaktionen der anderen Anbieter voraussehen. Preis im Oligopol Höchster Gewinn, wenn sich die Unternehmen gemeinsam wie ein Monopol verhalten, d.h. ein Kartell bilden. Dilemma: Kurzfristig lohnt es sich, zu einem niedrigeren Preis anzubieten als die anderen Unternehmen, d.h. Kartelle sind instabil. Beispiel Oligopol: Wasserangebot A 2 Anbieter (A und B) Grenzkosten = 0 Fixkosten = 0 maximaler Gewinn: Preis Menge Gewinn 60 30 1‘800 gewinnmax. Angebot im Oligopol = gewinnmax. Angebot im Monopol Preis 120 100 80 B 60 30 1‘800 60 40 20 Nachfrage Grenzertrag 0 0 20 40 60 80 100 Liter Wasser / Woche 120 Beispiel Oligopol: Wasserangebot A 2 Anbieter (A und B) Grenzkosten = 0 Fixkosten = 0 maximaler Gewinn: Preis 120 Preis Menge Gewinn 60 30 1‘800 wenn A Preis senkt und B nicht 100 80 B 60 30 1‘800 60 Wenn A Preis senkt: Preis Menge 40 Gewinn A 50 70 3‘500 B 60 0 0 20 Nachfrage Grenzertrag 0 0 20 40 60 80 100 Liter Wasser / Woche 120 Beispiel Oligopol: Wasserangebot A 2 Anbieter (A und B) Grenzkosten = 0 Fixkosten = 0 maximaler Gewinn: Wenn sich A und B gegenseitig unterbieten sinkt der Preis auf 0 = Preis im vollkommenen Wettbewerb Preis 120 Preis Menge Gewinn 60 30 1‘800 100 80 B 60 30 1‘800 60 Wenn A Preis senkt: Preis Menge 40 Gewinn A 50 70 3‘500 B 60 0 0 20 Nachfrage Grenzertrag 0 0 20 40 60 80 100 Liter Wasser / Woche 120 Beispiel Oligopol: Wasserangebot A 2 Anbieter (A und B) Grenzkosten = 0 Fixkosten = 0 maximaler Gewinn: Preis Menge Gewinn 60 30 1‘800 Preis 120 100 80 B 60 30 1‘800 60 Wenn A Menge erhöht: Preis Menge 40 Gewinn A 40 50 2‘000 B 40 30 1‘200 20 Nachfrage Grenzertrag 0 0 20 40 60 80 100 Liter Wasser / Woche 120 Nash-Gleichgewicht Nash-Gleichgewicht: Situation, in der niemand sein Verhalten verändern wird, solange der andere sein Verhalten nicht verändert. Preis Lohnt es sich für A die Menge auf 60 zu erhöhen, wenn er sicher ist, dass B weiterhin 30 anbietet? 120 A Preis Menge Gewinn 60 30 1‘800 100 80 B 60 30 1‘800 60 Wenn A Menge erhöht: Preis Menge 40 Gewinn A 40 50 2‘000 B 40 30 1‘200 20 Nachfrage Grenzertrag 0 0 20 40 60 80 100 Liter Wasser / Woche 120 Aggregiertes Angebot im Oligopol Wenn die Anbieter im Oligopol die Mengenentscheidungen zur Gewinnmaximierung wählen: Angebot grösser als im Monopol und kleiner als im vollkommenen Wettbewerb Marktpreis kleiner als im Monopol und grösser als im vollkommenen Wettbewerb Spieltheorie und Oligopol Spieltheorie: Analyse von Verhalten in strategischen Situationen. Analysiert Situationen, in denen das Ergebnis davon abhängt, wie sich die anderen verhalten Ich überlege mir wie: Wie werden sich die anderen verhalten? Wie werden die anderen auf meine Aktionen reagieren? Das Gefangendilemma zeigt den Konflikt zwischen Kooperation und individualistischem Verhalten. Gefangenendilemma: Die Tat gestehen oder nicht oder nicht? Soll ich gestehen? meine Strafe NEIN Strafe für meinen Komplizen nach 2 Tagen frei NEIN Wird mein Komplize gestehen? JA nach 2 Tagen frei 3 Monate Gefängnis sofort frei dominante Strategie JA dominante Strategie sofort frei 3 Monate Gefängnis 2 Monate Gefängnis 2 Monate Gefängnis Gefangendilemma Dominante Strategie: Unabhängig von dem was mein Komplize macht, ist es für mich am besten, wenn ich gestehe. So werden wir beide gestehen. Das Ergebnis ist nicht paretooptimal. Wenn wir beide nicht gestehen würden, hätten wir beide einen höheren Nutzen. Oft ist ein Gefangenendilemma Ursache für ein Marktversagen. Beispiel Rüstungswettlauf im kalten Krieg: Aufrüsten und Atomkriegsrisiko USA aufrüsten UdSSR abrüsten aufrüsten abrüsten hohes Risiko hohes Risiko schwach stark stark schwach geringes Risiko geringes Risiko Beispiel OPEC: Produktion erhöhen oder nicht Niedrige Produktion wäre die beste Lösung für beide. Aber „Produktion erhöhen“ ist die dominante Strategie. Ergebnis = Gewinn Saudi-Arabien hoch niedrig hoch 40 40 30 60 niedrig 60 30 50 50 Iran Beispiel Oligopol: Lebensmitteldetailhandel nach Umsätzen 2001 andere 17% Primo/visavis 5% Migros 39% Denner 5% Coop 34% Migros + Coop = 73% Quelle: Schweiz. Marketing Forum - Detailhandel Schweiz 2002/03 Preise senken - JA oder NEIN Wenn beide die Preise senken, machen beide keinen Gewinn! Migros NEIN JA NEIN 100 100 140 - 40 JA - 40 140 0 0 COOP Preise senken - JA oder NEIN Ein Verzicht auf Preiswettbewerb wäre die beste Lösung für beide Migros NEIN JA NEIN 100 100 150 - 50 JA - 50 150 0 0 Es lohnt sich ein Preiskartell zu bilden COOP Welche Situation ist für die Gesellschaft paretooptimal? Das Oligopol: formale Lösung (I) 1. Marktangebot: X = x1 + x2 + x3 + . . . + xn Hier: Spezialfall “Duopol”: X = x1 + x2 2. Marktpreis: p(X) = p(x1 + x2 + x3 + . . . + xn) 3. Erlös des einzelnen Unternehmens i im Duopol: Ei(xi) = xi . p(X) Für p(X) = a - bX (lineare Preisabsatzfunktion) ergibt sich E1 = (a - bX) x1 = (a - bx1 - bx2) x1 = ax1 - bx12 - bx1x2 Der Grenzerlös für Firma 1 im Duopol ist GE1 = a - 2bx1 - bx2 = a - b (2x1 + x2) = a - b(X + x1) Das Oligopol: formale Lösung (II) Gewinnfunktion eines Unternehmens i in Abhängigkeit von xi lautet: G(xi) = E(xi) - C(xi) Notwendige Bedingung für Gewinnmaximum ist: G‘(xi) = 0 C‘(xi) = E‘(xi) Im Falle des Duopolisten 1 heisst dies (bei linearer Nachfragefunktion): C‘(x1) = a - 2bx1 - bx2 Auflösen der Optimalitätsbedingung nach x1 ergibt die Reaktionsfunktion R1(x2) des Duopolisten 1: R1(x2) = x1= [a - bx2 - C‘(x1)] / 2b = [a - C‘(x1)] / 2b - x2/2 Entsprechend gilt für den Duopolisten 2: R2(x1) = x2= [a - bx1 - C‘(x2)] / 2b = [a - C‘(x2)] / 2b - x1/2 Das Oligopol: formale Lösung (III) Vereinfachende Annahme: identische und konstante Grenzkosten in beiden Firmen: K‘(x1) = K‘(x2) = k Die Reaktionsfunktionen vereinfachen sich damit zu: R1(x2) = x1= (a - bx2 - k) / 2b = (a - k) / 2b - x2/2 R2(x1) = x2= (a - bx1 - k) / 2b = (a - k) / 2b - x1/2 Duopol bei identischen und konstanten Grenzkosten x1= (a - k) / 2b - x2/2 x2= 0 x1=(a-k)/2b x1= 0 x2=(a-k)/b x2 (a-k)/b x2= (a - k) / 2b - x1/2 x1= 0 x2=(a-k)/2b x2= 0 x1=(a-k)/b R1(x2 ) (a-k)/2b R2(x1) (a-k)/2b (a-k)/b x1 Simultanes Gleichgewicht Durch gegenseitiges Einsetzen der Optimalitätsbedingungen ergibt sich die optimale Menge für Firma 1 a b R 2 x1 GK1 x1 2b a bx1 GK 2 a b GK1 2b 2b a 2 GK1 GK 2 3b Rechenweg: Ausmultiplizieren und x1-Terme zusammenfassen. Für Firma 2 gilt Entsprechendes. Simultanes Gleichgewicht bei identischen und konstanten Grenzkosten Hier wieder die vereinfachende Annahme identischer und konstanter Grenzkosten in beiden Firmen: K‘(x1) = K‘(x2) = k Im simultanen Gleichgewicht gilt: x1= (a - bx2 - k) / 2b = (a - k) / 2b - x2/2 x1 = (a - k) / 3b x2 = (a - k) / 3b Gesamtangebot: X = x1 + x2 = (a - k) / 3b + (a - k) / 3b = 2(a - k)/3b Duopol: nichtkooperatives Gleichgewicht x2 (a-k)/b Cournot-Duopolpunkt R1(x2 ) (a-k)/2b (a-k)/3b R2(x1) (a-k)/3b (a-k)/2b (a-k)/b x1 Duopol: andere Gleichgewichte x2 Beachte: E‘(X) = a - 2bX GK = E‘(X) k = a - 2bX X = (a-k)/2b = (1/2)(a-k)/b Beachte: P = a - bX P = GK k = a - bX X = (a-k)/b Cournot-Duopolpunkt: Xc = (2/3)(a-k)/b (a-k)/b Stackelberg-Gleichgewicht: Xs > Xc (a-k)/2b (a-k)/3b Kollusionslösung: Xk = (1/2)(a-k)/b < Xc Konkurrenzlösung: X* = (a-k)/b > Xs (a-k)/3b (a-k)/2b (a-k)/b x1 Aufgabe: Wohlfahrtsverlust durch Monopole / Kartelle MONOPOL inverse Nachfragefunktion: P(x) = -2x + 12 Grenzkostenkurve: GRK(x) = 2x Berechnen Sie den Wohlfahrtsverlust gegenüber dem Marktergebnis bei vollständiger Konkurrenz (Hinweis: grafisch oder rechnen Sie aus)!