07/01/18

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Oligopole
Vorlesung Mikroökonomik
8.1.2007
Plan der heutigen Vorlesung



Die Volkswirtschaft als oligopolistischer Markt
Das Entscheidungsproblem des Oligopols
1.
Cournot-Wettbewerb
2.
Bertrand-Wettbewerb
3.
Nash-Gleichgewicht
Spieltheorie
1.
Strategiespiele – das Gefangenendilemma
2.
Anwendungen in Politik und Wirtschaft
Wieso ist die vollständige Konkurrenz
die ideale Marktform?

Paretooptimalität
Maximierung der Produzenten- und Konsumentenrenten

Im Marktgleichgewicht gilt:
Preis = Grenznutzen = Grenzkosten

Das freie und eigennützige Verhalten der Konsumenten
und Unternehmen steuert die Wirtschaft.

Dank dieser dezentralen Organisation passt sich die
Wirtschaft flexibel an neue Ereignisse, Produkte und
Technologien an.
Annahmen
bei vollkommenem Wettbewerb
Unternehmen nehmen Marktpreis als vorgegeben.
Viele Anbieter. Markteintritt möglich.
Keine Externalitäten.
Alle Kosten bei Produktion und Konsum sind berücksichtigt.
Privates Gut
Gut kann nur von Käufer konsumiert werden.
Rationalität.
Anbieter und Nachfrager sind in der Lage zu verstehen, was die
beste Entscheidung für sie wäre - und sie treffen diese
Entscheidung.
Perfekte Information
Die Nachfrager kennen Marktpreis und Qualität der Güter, die
sie kaufen.
Formen von Wettbewerb

In der realen Wirtschaft befinden sich die Märkte zwischen
den Extremen vollständige Konkurrenz und Monopol.

Die Unternehmen konkurrieren über:


Entwicklung neuer Produkte und Differenzierung der
bestehenden (Automodelle)

Entwicklung verschiedener Produktionstechniken
Viele Unternehmen verfügen über eine gewisse Marktmacht:


Wenn sie den Preis erhöhen, verlieren sie nur einen Teil der
Kunden.
Viele Märke sind über Zulassungsbewilligungen (Ärzte),
Subventionen (Landwirte), Zölle usw. reguliert
Oligopol

Einige wenige Anbieter verkaufen das gleiche Produkt.

Die Interdependenz zwischen Aktionen der einzelnen
Anbietern ist von zentraler Bedeutung.

Wie reagieren die Konkurrenten auf eine
Preissenkung?

Wie reagieren sie auf eine Werbekampagne?

Jeder Anbieter muss bei seinen Entscheidungen
die Reaktionen der anderen Anbieter voraussehen.

(Polypol: verschiedene Anbieter verkaufen ähnliche
Produkte)
Kartelle


Ausgangssituation
 mehrere (j) Anbieter
 alle sind Preisnehmer: Preiserhöhung eines Einzelnen
führt zum Ausscheiden aus dem Markt
Anreiz: Gewinnmaximierung
 Strategie: koordinierte Preispolitik
 Umsetzung: gemeinsames Auftreten als
Angebotsmonopol (wie grosse Firma mit j
Betriebsstätten)
 gewinnmaximierender Preis ist durch den Cournotschen
Punkt fixiert
Grafische Analyse des Kartells
(Cournot-Wettbewerb)
Menge geht zurück
Preis
 Preis steigt
 Gesamtwohlfahrt nimmt ab
50
 Konsumentenrente sinkt
 aggregierter Gewinn steigt

40
aggregierte
Grenzkosten
Cournot-Punkt
30
Marktgleichgewicht
20
10
Grenzertrag
Nachfrage
0
0
5
10
Menge
15
20
Preis im Oligopol

Höchster Gewinn, wenn sich die Unternehmen
gemeinsam wie ein Monopol verhalten, d.h. ein Kartell
bilden.
 Dilemma: Kurzfristig lohnt es sich, zu einem niedrigeren
Preis anzubieten als die anderen Unternehmen, d.h.
Kartelle sind instabil.
Beispiel in Mankiw:
Oligopol im Wasserangebot
2 Anbieter (A und B)
 Grenzkosten = 0
 Fixkosten = 0
maximaler Gewinn:
A
Preis
Menge
Gewinn
60
30
1‘800
gewinnmax. Angebot im Oligopol
=
gewinnmax. Angebot im Monopol
Preis
120
100
80
B
60
30
1‘800
3‘600
60
40
20
Nachfrage
Grenzertrag
0
0
20
40
60
80
100
Liter Wasser / Woche
120
Beispiel in Mankiw:
Oligopol im Wasserangebot
2 Anbieter (A und B)
 Grenzkosten = 0
 Fixkosten = 0
maximaler Gewinn:
A
Preis
Menge
Gewinn
60
30
1‘800
Preis
120
wenn A Preis
senkt und B nicht
100
80
B
60
30
1‘800
3‘600
Wenn A 40 und B 30 produziert:
A
Preis
Menge
Gewinn
50
40
2‘000
60
40
20
Nachfrage
Grenzertrag
0
B
50
30
1‘500
3‘500
0
20
40
60
80
100
Liter Wasser / Woche
120
Beispiel in Mankiw:
Oligopol im Wasserangebot
2 Anbieter (A und B)
 Grenzkosten = 0
 Fixkosten = 0
maximaler Gewinn:
A
Preis
Menge
Gewinn
60
30
1‘800
Preis
120
100
80
B
60
30
1‘800
3‘600
Wenn A und B 40 produzieren
Preis
Menge
A
40
B
40
Gewinn
60
40
20
Nachfrage
Grenzertrag
0
0
20
40
60
80
100
Liter Wasser / Woche
120
Beispiel in Mankiw:
Oligopol im Wasserangebot
2 Anbieter (A und B)
 Grenzkosten = 0
 Fixkosten = 0
maximaler Gewinn:
A
Preis
Menge
Gewinn
60
30
1‘800
Wenn sich A und B
gegenseitig unterbieten
sinkt der Preis auf 0
=
Preis im vollkommenen
Wettbewerb
(Bertrand-Wettbewerb)
Preis
120
100
80
B
60
30
1‘800
3‘600
60
40
20
Nachfrage
Grenzertrag
0
0
20
40
60
80
100
Liter Wasser / Woche
120
Nash-Gleichgewicht

Nash-Gleichgewicht: Situation, in der niemand sein Verhalten
verändern wird, solange der andere sein Verhalten nicht verändert.
Preis
Preis
Menge
Gewinn
120
A
60
30
1‘800
100
B
60
30
1‘800
80
Lohnt es sich für A die
Menge auf 60 zu erhöhen,
wenn er sicher ist, dass B
weiterhin 40 anbietet?
3‘600
60
Wenn A und B 40 produzieren
A
B
Preis
Menge
Gewinn
40
40
1‘600
40
40
1‘600
3‘200
40
20
Nachfrage
Grenzertrag
0
0
20
40
60
80
100
Liter Wasser / Woche
120
Nash-Gleichgewicht

Nash-Gleichgewicht: Situation, in der niemand sein Verhalten
verändern wird, solange der andere sein Verhalten nicht verändert.
Preis
Wenn A 60 und B 40 produziert
A
Preis
Menge
Gewinn
20
60
1‘200
120
100
80
B
20
40
800
2‘000
Wenn A und B 40 produzieren
Preis
Menge
Gewinn
A
40
40
1‘600
B
40
40
1‘600
3‘200
60
Nash-Gleichgewicht
40
20
Nachfrage
Grenzertrag
0
0
20
40
60
80
100
Liter Wasser / Woche
120
Aggregiertes Angebot im Oligopol

Wenn die Anbieter im Oligopol die
Mengenentscheidungen zur Gewinnmaximierung
wählen:
 Angebot grösser als im Monopol und kleiner als im
vollkommenen Wettbewerb
 Marktpreis kleiner als im Monopol und grösser als
im vollkommenen Wettbewerb
Spieltheorie und Oligopol




Spieltheorie: Analyse von Verhalten in strategischen
Situationen.
Analysiert Situationen, in denen das Ergebnis davon
abhängt, wie sich die anderen verhalten
Ich überlege mir:
 Wie werden sich die anderen verhalten?
 Wie werden die anderen auf meine Aktionen reagieren?
Das Gefangendilemma zeigt den Konflikt zwischen
Kooperation und individualistischem Verhalten.
Gefangenendilemma:
Die Tat gestehen oder nicht oder nicht?
Soll ich gestehen?
meine Strafe
NEIN
Strafe für meinen
Komplizen
nach 2 Tagen frei
NEIN
Wird mein
Komplize
gestehen?
JA
nach 2 Tagen frei
3 Monate
Gefängnis
sofort frei
dominante
Strategie
JA
dominante
Strategie
sofort frei
3 Monate
Gefängnis
2 Monate
Gefängnis
2 Monate
Gefängnis
Gefangendilemma




Dominante Strategie: Unabhängig von dem was mein
Komplize macht, ist es für mich am besten, wenn ich
gestehe.
Es folgt: beide werden gestehen!
 Das Ergebnis ist nicht paretooptimal.
 Wenn beide nicht gestehen würden, hätten beide einen
höheren Nutzen.
Gefangenendilemma als Ursache für Marktversagen
 Externalisierung interner Kosten
(Umweltverschmutzung).
Gefangenendilemma als Ursache für Marktlösung
 Instabilität von Kartellen
Rüstungswettlauf im kalten Krieg:
Aufrüsten und Atomkriegsrisiko
USA
aufrüsten
UdSSR
abrüsten
aufrüsten
abrüsten
hohes Risiko
hohes Risiko
schwach
stark
stark
schwach
geringes Risiko
geringes Risiko
Beispiel OPEC:
Produktion erhöhen oder nicht


Niedrige Produktion wäre die beste Lösung für beide.
Aber „Produktion erhöhen“ ist die dominante Strategie.
Produktion Saudi-Arabien
Gewinne
hoch
niedrig
hoch
40
40
30
60
Produktion Iran
niedrig
60
30
50
50
Beispiel Oligopol:
Lebensmitteldetailhandel nach Umsätzen 2004
MIGROS + COOP = 72.6 %
Quelle: Lebensmittel Zeitung Nr. 21, 26.5.2006.
Preise senken - JA oder NEIN

Wenn beide die Preise senken, machen beide keinen
Gewinn!
Migros
NEIN
COOP
JA
NEIN
JA
100
100
140
- 40
- 40
140
0
0
Wirtschaftspolitische Massnahmen



Herstellung der Bedingungen der vollständigen Konkurrenz
 Internationale Marktöffnung: Freihandelsverträge, internationale
Binnenmärkte (EU), EFTA
 Zerschlagung von Kartellen: Strommärkte in der EU, Trennung
Produktion und Verteilung (Strom: Netz ist natürliches Monopol
und Komplement zum Strom, d.h. Monopol auf Netz=Monopol auf
Stromproduktion)
 Marktaufsicht: Eisenbahn(en) in der Schweiz
Verhinderung der Oligopolbildung
 Fusionskontrolle (WEKO Entscheid bei grossen
Zusammenschlüssen wie z. Bsp. Denner+Migros)
Abwägungsproblem
 Eingriff in Eigentumsrechte
 Kurzfristige und langfristige Effekte z.T. unerschiedliche (Patente)
Zusammenfassung






Oligopole sind Anbieter mit geringerer Marktmacht als Monopole
und grösserer als unter vollständiger Konkurrenz.
Oligopole stehen im Wettbewerb miteinander.
 Kartelle (Cournot)
 Vollständiger Wettbewerb (Bertrand)
 Unvollständiger Wettbewerb (Nash-Gleichgewicht)
Oligopole vermindern i.A. die soziale Wohlfahrt.
Oligopole sind die vorherrschende Marktform.
Spieltheorie ist geeignet, oligopolistischen Wettbewerb (und
andere strategische, ökonomische Entscheidungen) zu
analysieren.
Wirtschaftspolitik kann unerwünschte Wirkungen teilweise
begrenzen
Übung: Zölle, hoch oder niedrig?
Gewinne USA
USA
niedrig
hoch
25
25
30
10
10
30
20
20
Gewinne Mexiko
niedrig
Mexiko
hoch



Dominante Strategie für USA und Mexiko?
Wo ist das Nash-Gleichgewicht?
Ist es sinnvoll ein Freihandelsabkommen abzuschliessen?
Übung: Wohlfahrtsverlust durch
Monopole / Kartelle
inverse Nachfragefunktion:
p(q) = -2q + 12
Grenzkostenkurve:
GRK(q) = 2q
Berechnen Sie den Wohlfahrtsverlust gegenüber dem
Marktergebnis bei vollständiger Konkurrenz
(Hinweis: grafisch oder rechnen Sie aus)!
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