VWL 1-12 FINAL.fm

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VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Lösungen:
Aufgabe 1:
a) Das Reinigungsunternehmen kann maximal 22 Fenster oder 20 Büroböden in einer
Stunde reinigen. Das Staubsaugen eines zusätzlichen Büros zur gleichen Zeit bedeutet, dass auf das Fensterputzen verzichtet wird. Diese Opportunitätskosten der Produktion hängen davon ab, welche Arbeitskraft eingesetzt wird. Der Einsatz von B
zum Staubsaugen bedeutet den geringsten Verzicht an geputzten Fenstern, während
diese Kosten bei A am höchsten sind (Abb. 3). Wird die Arbeit zwischen den drei
Reinigungskräften entsprechend ihrer komparativen Kostenvorteile aufgeteilt, lässt
sich aus den Tabellenwerten eine Transformationkurve konstruieren, die die Produktionsmöglichkeiten von „Staubflocke“ beschreibt.
B
Maximale
Menge/Std.
für Fenster
6
A
B
C
Summe
Maximale
Menge/Std.
für Büro
4
Opportunitätskosten (Fenster
pro Büro)
1,5
4
6
0,67
12
10
1,2
22
20
C
A
Abb. 3: Transformationskurve der Firma „Staubflocke“
b) Die Aufträge müssen so vergeben werden, dass die Opportunitätskosten der Reinigung eines Bürobodens (bzw. eines Fensters) niedriger als der relative Marktpreis
sind. Damit ein maximaler Erlös erzielt wird, sollte B sechs Büros und A gemeinsam
mit C 18 Fenster reinigen.
Aufgabe 2:
a) Die Produktivität ist das Verhältnis von Output-Menge zu Input-Menge eines Produktionsfaktors. Eine Steigerung der absoluten Produktionsmenge ist deshalb durchaus mit rückläufiger Produktivität vereinbar.
b) Damit der Durchschnittsertrag sinkt, muss der Grenzertrag niedriger sein als der
Durchschnittsertrag. Sinkt der Grenzertrag und ist er dabei noch höher als der Durchschnittsertrag, steigt dieser.
c) Das Betriebsoptimum gibt die Produktionsmenge an, bei der die Gesamtkosten pro
Stück ihr Minimum erreichen. Diese Menge ist unabhängig von der Höhe des Gewinns.
d) Solange der Preis über dem Minimum der variablen Kosten pro Stück liegt, kann
ein positiver Deckungsbeitrag erzielt werden, sodass der Verlust noch unterhalb
der Fixkosten liegt. Um den Verlust zu minimieren, sollte die Produktion dann aufrecht
erhalten werden.
e) Ein Mengenanpasser maximiert seinen Gewinn, indem er die Produktionsmenge
wählt, bei der Preis = Grenzkosten gilt. Die Höhe der Fixkosten spielt dabei keine
Rolle.
Aufgabe 3:
a) Ein Nash-Gleichgewicht ist eine Strategiekombination in einem Spiel, bei der alle
Spieler ihre beste Strategie als Antwort auf die Strategie der Mitspieler gewählt haben
und es sich für keinen Spieler lohnt, alleine seine Strategie zu ändern. Die Tabelle
macht deutlich, dass „Werbung“ stets die beste Strategiewahl für beide Anbieter ist,
gleichgültig wie sich der Konkurrent entscheidet. „Werbung“ ist also für Fusel und
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Koma eine dominante Strategie. Betreiben beide Anbieter Werbung, befinden sie
sich in einem Nash-Gleichgewicht.
b) Es handelt sich um ein Gefangenendilemma. Das Nash-Gleichgewicht in dominanten Strategien ist nicht Pareto-optimal. Beide Spieler könnten höhere Gewinne erzielen, wenn sie gemeinsam ihre dominierte Strategie „keine Werbung“ wählen,
um eine teure Werbeschlacht zu verhindern, die keinem einen Vorsprung bringt.
Solange sich beide Spieler rational verhalten, besteht aber kein Anreiz für sie, von der
dominanten Strategie abzuweichen.
Aufgabe 4:
a) Als notwendige Bedingung für das Gewinnmaximum eines Monopolisten müssen
Grenzerlös (E’) und Grenzkosten (K’) der letzten verkauften Mengeneinheit übereinstimmen. Der Grenzerlös ergibt sich als Ableitung der Erlösfunktion E(x) = x · p(x):
E’(x) = dE/dx = 15  2x.
Das Einsetzen in die Bedingung E’(x) = K’ = 5 ergibt die gewinnmaximale Menge
xgmax = 5 und somit als gewinnmaximalen Preis pgmax = p(5) = 10. In Abb. 4 ist diese
Lösung als Cournotscher Punkt C markiert.
Abb. 4: Marktgleichgewicht im Monopol
b) Die Konsumentenrente misst den Vorteil, den die Nachfrager durch den Kauf des
Gutes erzielen. Der Vorteil errechnet sich als Überschuss der Zahlungsbereitschaft
über die tatsächlichen Ausgaben. Die Konsumentenrente entspricht in der Grafik dem
Flächeninhalt des Dreiecks KR in Höhe von 12,5 Geldeinheiten. Die Produzentenrente des Monopolisten ist sein Deckungsbeitrag (Differenz aus Erlös und variablen
Kosten). In der Grafik ist sie als Flächeninhalt des Rechtecks PR abzulesen (25 Geldeinheiten).
c) Bei der Monopolmenge xgmax = 5 liegt der Preis über den Grenzkosten. Solange
jedoch Konsumenten bereit sind, für eine weitere Mengeneinheit des Gutes mehr zu
zahlen als diese kostet, ist es — sofern externe Effekte keine Rolle spielen — effizient, die Produktion auszuweiten. Eine effiziente Marktallokation wäre bei zehn
Mengeneinheiten erreicht, da der Preis dann mit den Grenzkosten übereinstimmt.
Das Monopol tendiert demnach zur Unterversorgung.
d) Als weitere Effizienzmängel sind zu nennen: (1) Bei fehlendem Wettbewerb leiden die
Qualität und die Service-Leistungen des Monopolisten. (2) Der Anreiz für Innovationen
ist gering. (3) Es gibt kaum Druck, die Kosten zu senken (X-Ineffizienz). (4) Außerdem
wird die ökonomische Macht genutzt, um sich durch politische Einflussnahme Vorteile
zu sichern (Rent Seeking).
II. Mögliche Fehlerquellen
— Aufgabe 1: Arbeitskoeffizienten werden mit Arbeitsproduktivitäten verwechselt, ebenso
die komparativen mit den absoluten Kostenvorteilen.
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— Aufgabe 2: Die Zusammenhänge zwischen Gesamt-, Durchschnitts- und Veränderungsgrößen werden nicht richtig erkannt.
— Aufgabe 3: (a) Das Nash-Gleichgewicht wird mit der Pareto-optimalen Lösung verwechselt. (b) Als besonderes Problem wird hervorgehoben, dass die Anbieter nicht
wissen, wie sich der Konkurrent verhalten wird. Da „Werbung“ aber eine dominante
Strategie ist, benötigen die Spieler diese Information nicht für ihre Entscheidung.
Das Gefangenendilemma ist kein Problem mangelnder Information, sondern eine
Rationalitätenfalle.
— Aufgabe 4: Bei (c) wird pauschal von einem „zu hohen Preis“ bzw. einer „zu geringen
Menge“ im Monopol gesprochen, ohne dies näher zu begründen.
Literatur:
Bofinger, P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. 3. Aufl., München et al. 2010.
Krugman, P./Wells, P.: Volkswirtschaftslehre. Stuttgart 2010.
Mankiw, N.G./Taylor, M.P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. 4. Aufl., Stuttgart 2008.
Pindyck, R./Rubinfeld, D.: Mikroökonomie. 7. Aufl., München et al. 2009.
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