Die Philosophenschule der Stoiker Die Stoa: Ihre Lehren, ihre Vertreter und ihre Entwicklung in der Antike Gliederung • Grundlegendes zur Stoa • Geschichtliche Einteilung • Kernaspekte der Lehre (Logik, Physik und Ethik) Grundlegendes zur Stoa • Die Stoa übt als philosophische Strömung vom Hellenismus bis in die Spätantike großen Einfluss aus wirkungsmächtiges philosophisches Lehrgebäude der abendländischen Geschichte • In einer Zeit voll gesellschaftlicher und politischer Umbrüche: Streben des Menschen nach Autarkie (Selbstständigkeit) • Gründung: um 300 v. Chr. in Athen von Zenon von Kition • Zenon versammelte seine Anhänger in der mit farbigen Gemälden geschmückten Säulenhalle (στοὰ ποικίλη – stoà poikíle = „bunt bemalte Halle, Säulenhalle“) auf dem Marktplatz (ἀγορά - agora) der Stadt. Geschichtliche Gliederung und philosophische Einteilung der Stoa • alte Stoa: mit dem Schulgründer Zenon von Kition (333 - 264 v. Chr.), seinem Schüler Kleanthes (gest. um 232 v. Chr.) und Chrysipp (um 281-208), der dem klassischen System seine größte Geschlossenheit gibt. Daher der antike Vers „Wäre nicht Chrysipp, gäbe es keine Stoa.“ • mittlere Stoa: Panaitios (um 180-110) und Poseidonios (um 135-51) machen sich um die Übertragung stoischen Gedankenguts nach Rom verdient und mildern dessen ursprünglich ethische Härte. • späte Stoa: v.a. Seneca (4 v. Chr. – 65 n. Chr.), der Freigelassene Epiktet (50-138 n. Chr.) und der Kaiser Marc Aurel (121-180 n. Chr.). Im Mittelpunkt ihrer Werke stehen die Lebensbewältigung und moralische Fragen. Zu dieser Zeit wird die Stoa schon als eine Art Populärphilosophie gewertet. • Einteilung der Philosophie in der Stoa drei Disziplinen: Logik, Physik und Ethik; Bild des Obstgartens: Die Logik entspricht den schützenden Mauern, die Physik ist der nach oben wachsende Baum und die Ethik sind die Früchte des Gartens. Ethik = wichtigster Teil Logik • Die nur fragmentarisch überlieferte stoische Logik wird im weiteren Sinne als heute verstanden und umfasst formale Logik, Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie, Grammatik und Rhetorik. • Im Gegensatz zur Begriffslogik des Aristoteles mit ihrer berühmten Syllogistik Stoa: zweiwertige Aussagenlogik • Erkenntnistheorie der Stoa: Bei der Geburt: menschliche Seele gleicht einer unbeschriebenen Tafel (tabula rasa), in die sich die Außendinge wie in Wachs eindrücken und so Vorstellungen hervorrufen von diesen „Eindrücken“ bleiben in der Seele Erinnerungsbilder zurück durch deren Verknüpfung/Verallgemeinerung/Vergleichung entsteht Erfahrung aber: Zustimmung des Logos notwendig wahrhafte Erfassung der Dinge = naturgetreue Abbildung in der Seele + Bestätigung durch tätige Vernunft • Tabula rasa (Stoiker) Anamnesis (Platon) Logik (Ergänzung) Syllogismus des Aristoteles (Begriffslogik) Beispiel: Physik und Theologie • Logos = Weltvernunft, die als Hauch die eigenschaftslose Materie durchzieht und so ihre planvolle Entwicklung bewirkt in allen Gegenständen sind „Logoskeime“ enthalten, in denen ihre Entwicklung planartig angelegt ist • Urelement ist das Feuer, aus ihm entwickeln sich die anderen Elemente und die konkrete Welt • Stoiker lehren einen Zyklus: Wie die Welt aus dem Urfeuer hervorgegangen ist, wird sie auch wieder in diesem vergehen nach diesem Weltbrand erneute Ausbildung der Welt Mensch und Welt entsprechen sich als Makro- und Mikrokosmos Welt ist aus göttlichem Geist entstanden und von diesem durchdrungen und gelenkt daraus ergibt sich planvolle und zweckmäßige Ordnung der Dinge festgelegte Ordnung = Schicksal (fatum) , festgelegtes Ziel = Vorsehung (providentia) Ethik • Da der Lauf der Außenwelt festgelegt ist und damit äußere Güter letztlich stets unverfügbar sind innere Haltung das einzige, was in der Macht des Menschen steht also: wollen, was man kann bzw. „Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen reißt es fort.“ (Seneca) • Ziel des Menschen: Glückseligkeit (Eudämonie) Glück ist nur zu erreichen, wenn keine Affekte (=übersteigerte Triebe) die Seelenruhe stört Stoisches Ideal ist die Apathie, die Freiheit von Affekten, die durch den Gebrauch der Vernunft erreicht wird alle äußeren Güter haben keinen Wert für die Glückseligkeit • Dreiteilung der Dinge in gute, schlechte und gleichgültige (Adiaphora); gut = allein die Tugend, schlecht = allein Untugend, gleichgültig = alle anderen Dinge, die nichts zum Glück beitragen, aber bevorzugte und zurückgesetzte Adiaphora (z.B. Gesundheit besser als Krankheit) Tugend ist entscheidend für das Glück Oikeiosis • Ein zentraler stoischer Gedanke ist die Lehre von der Oikeiosis, die Zueignung, aufgrund derer das sittliche Leben des Menschen bereits in seiner naturgemäßen Anlage enthalten ist. • Jedes Lebewesen hat in dem Sinn ein Selbstverhältnis, dass es sich selbst bejaht und eine positive Einstellung zu sich selbst hat Oikeiosis bedeutet soviel wie „Ich-Zueignung“, „Zustimmung zu sich selbst“ Erhaltung und Entfaltung des eigenen Ichs • Die Oikeiosis besteht in der Hinwendung zu dem, was in der Selbstwahrnehmung als zugehörig betrachtet wird Mensch eignet sich die ihm naturgemäßen Dinge zu und unterscheidet zwischen ihm Zuträglichem oder Schädlichem daher strebt jedes Lebewesen auch nach Selbsterhaltung im Heranwachsen erkennt der Mensch dann die Vernunft als sein wahrhaft naturgemäßes Wesen zudem erweitert sich sein sittliches Handlungsfeld auf die Gemeinschaft: Mensch ist nicht nur sich selbst, sondern auch Eltern, Freunden, schließlich der gesamten Menschheit zugehörig