Vorlesung Sommersemester 2002 HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Algorithmische Grundlagen des Internets (XI) Christian Schindelhauer [email protected] HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik AG Meyer auf der Heide Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 1 Christian Schindelhauer AG Meyer auf der Heide Einladung zur Projektgruppe (WS 02/03 – SS 03) Mobile und drahtlose Netzwerkkommunikation Algorithmische Aspekte mobiler und drahtloser Datenkommunikation Seminarphase: Bluetooth, WLAN, 802.11b, HIPERLAN, Broadcasting Mobile Ad Hoc Netzwerke Testen von Kommunikationsverfahren - Miniroboter Khepera - Simulationsumgebung SAHNE - Netzwerksimulator ns/2 Probleme: Routing, Mobilität, Interferenzen Entwicklung verteilter, dynamischer Datenstrukturen Ansprechpartner: Christian Schindelhauer ([email protected]) Klaus Volbert ([email protected]) Matthias Grünewald ([email protected]) 3. Kapitel HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Epidemische Informationsausbreitung 1. Computerviren 2. Mathematische Modellierung von Epidemien 3. Epidemische Algorithmen Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 3 Christian Schindelhauer HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Ausbreitungsverhalten o Beobachtungen: Die meisten Viren kommen in der freien Wildbahn nicht vor Andere erreichen einen hohen Ausbreitungsgrad o Wie schnell breitet sich ein Virus in einem idealisierten Umfeld aus? o Welchen Anteil der Population infiziert der Virus? o Probleme: Kommunikationsverhalten • bestimmt Ausbreitung des Virus • ist i.A. unbekannt, wird bösartig beeinflußt • verändert sich bei Ausbreitung eines Virus Übertragungswahrscheinlichkeit • unterschiedlich, verändert sich, z.B. durch verändertes Verhalten, AntiVirus-Software Virustod • durch Virusverhalten, z.B. Crash • durch Benutzerverhalten Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 4 Christian Schindelhauer HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Mathematische Modelle o SI-Modell (rumor spreading) o Kontinuierliche Modelle susceptible infected Deterministisch (Stochastisch) o SIS-Modell (birthrate/deathrate) führt zu Differentialgleichungen susceptible infected susceptible o Diskrete Modelle Graphbasierte Modelle o SIR-Modell Random Call-basiert susceptible infected recovered Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 Analyse von MarkovProzesse 5 Christian Schindelhauer HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Infektionsmodelle o SI-Modell (rumor spreading) susceptible infected Am Anfang ist ein Individuum infiziert Bei jedem Kontakt wird ein Individuum unheilbar angesteckt In jeder Zeiteinheit finden (erwartet) ß Kontakte statt o SIS-Modell (birthrate/deathrate) susceptible infected susceptible Wie SI-Modell, aber ein Anteil aller Infizierten wird geheilt, aber wieder empfänglich für Virus Alternativ: Mit Wahrscheinlichkeit wird Individuum wieder empfänglich o SIR-Modell susceptible infected recovered Wie SIS-Modell, aber einmal geheilte Individuen, sind immun gegen Virus Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 6 Christian Schindelhauer HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Gliederung I. SI-Modell (rumor spreading) 1. Deterministisch, kontinuierlich 2. Zufallsgraph a) Erwartet konstanter Grad 3. Anrufmodell (random call) a) Push b) Pull c) Push und Pull 2. Zufallsgraph b) Erwarteter Grad mind. polylogarithmisch II. SIS-Modell (birthrate/deathrate) 1. Deterministische, kontinuierlich 2. Zufallsgraph, experimentelle Resultate III.SIR-Modell 1. Deterministische, empirisch Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 7 Christian Schindelhauer HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik SI-Modell: Deterministische Modellierung o n Gesamtanzahl Individuen bleibt konstant o S(t) Anzahl gesunder Individuen zum Zeitpunkt t o I(t) Anzahl Infizierter o Relativer Anteil: s(t) := S(t)/n i(t) := I(t)/n o In jeder Zeiteinheit kontaktiert jedes Individuum ß Partner Annahme: Unter ß Kontaktpartner eines Infizierten sind ß s(t) gesund Annahme: Alle I(t) Infizierten verursachen ß s(t) I(t) Infektionen o Führt zu Rekursionsgleichtungen Rel. Anteile: I(t+1) = I(t) + ß i(t) S(t) i(t+1) = i(t) + ß i(t) s(t) S(t+1) = S(t) – ß i(t) S(t) s(t+1) = s(t) – ß i(t) s(t) Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 8 Christian Schindelhauer SI-Modell: Deterministische, kontinuierliche Modellierung i(t+1) = i(t) + ß i(t) s(t) s(t+1) HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik = s(t) – ß i(t) s(t) o Idee: i(t) ist kontinuierliche Funktion i(t+1)-i(t) entspricht 1. Ableitung o Lösung der Differentialgleichung: Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 9 Christian Schindelhauer SI-Modell: Interpretation der deterministischen, kontinuierliche Lösung Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 10 HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Christian Schindelhauer SI-Modell: Interpretation der deterministischen, kontinuierliche Lösung HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik o Theorem o Bis n/2 Individuen infiziert sind, wächst die Anzahl der Infizierten exponentiell o Dann schrumpft die Anzahl der Gesunden exponentiell Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 11 Christian Schindelhauer SI-Epidemien in Graphen HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik o Gegeben gerichteter Kontaktgraph G=(V,E) n := |V| I(t) := infizierte Knotenmenge in Runde t • I(t) = |I(t)| • i(t) = I(T)/n S(t) := gesunde Knotenmenge in Runde t, d.h. S(t) := V \ I(t) • S(t) = |S(t)| • s(t) = S(T)/n o Infektion: Falls u I(t) und (u,v) E, dann ist v I(t+1) o Graphstruktur bestimmt Epidemie Vollständiger Graph: 1 Zeiteinheit bis zur vollständigen Infektion Kettengraph: bis n-1 Zeiteinheiten dafür Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 12 Christian Schindelhauer SI-Epidemie im Zufallsgraph HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik o Zufallsgraph Gn,p n Knoten Jede gerichtete Kante erscheint mit unabhängiger W’keit p Erwarteter Grad: = p (n1) o Wie verbreiten sich eine Epidemie in Gn,p, falls O(1) ? o Beobachtung für n>2: Mit Wahrscheinlichkeit 4 und e hat ein Knoten • Eingrad 0, d.h. kann nicht infiziert werden • Ausgrad 0, d.h. kann nicht infizieren o Folgerung: Selbst wenn I(0) = c n, für c]0,1[, kann die Epidemie erwartungsgemäß nur einen linearen Anteil der Knoten infizieren Falls I(0) = 1, bricht die Epidemie mit W’keit 4 nicht aus Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 13 Christian Schindelhauer HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Anruf-Model (Random Call) o Wie Graphmodell, aber in jeder Runde neuer Kontaktgraph Gt=(V,Et): Jeder Knoten u in Gt • hat Ausgrad 1, indem • wählt zufälligen Knoten v aus V • dann ist (u,v) Et o Infektionsmodelle: Push-Modell: • Falls u I(t) und (u,v) Et, dann v I(t+1) Pull-Modell: • Falls v I(t) und (u,v) Et, dann v I(t+1) Push&Pull-Modell: Push & Pull – Infektionen Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 14 Christian Schindelhauer Push-Modell Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 15 HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Christian Schindelhauer Push-Modell Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 16 HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Christian Schindelhauer Push-Modell Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 17 HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Christian Schindelhauer Push-Modell Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 18 HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Christian Schindelhauer Push-Modell Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 19 HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Christian Schindelhauer Push-Modell Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 20 HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Christian Schindelhauer Push-Modell Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 21 HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Christian Schindelhauer Push-Modell Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 22 HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Christian Schindelhauer HEINZ NIXDORF INSTITUT Universität Paderborn Fachbereich Mathematik/Informatik Push-Modell: Anfangsphase o 3 Fälle für infizierenden Knoten 1. Er ist der einzige, der neuen Knoten infiziert 2. Er kontaktiert bereits infizierten Knoten 3. Er infiziert mit anderen Knoten zusammen einen neuen Knoten Dieser Fall wird bei deterministische Modell vernachlässigt W’keit für 1. oder 3.: s(t) = 1-i(t) W’keit für 2.: i(t) W’keit für 3.: i(t), da höchstens i(t) infiziert werden W’keit für Infektion eines neuen Knoten, falls i(t) s(t)/2: 1 – 2i(t) E[i(t+1)] 2 i(t) – 2i(t)2 2 i(t) Algorithm. Grundlagen des Internets 8. Juli 2002 23 Christian Schindelhauer