Agrarkraftstoffe und Ernährung Tank, Teller oder Trog ? Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Klimawandel 12 10 8 Spalte 1 Spalte 2 Spalte 3 6 4 2 0 Zeile 1 Zeile 2 Zeile 3 Zeile 4 Quelle: Hamburger Bildungsserver; Daten nach IPCC (2001) Anstieg der globalen Erwärmung von 1,1°C bis 6,4 °C bis Ende des 21. Jahrhunderts Folge: Rückgang der biologischen Vielfalt um 2030 % Reduktion Treibhausgase erforderlich und möglich (Kyoto Protokoll) Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Ökologischer Fußabdruck • Stellt das Verhältnis zwischen den Ressourcen dar, die allen Menschen der Welt zur Verfügung stehen und den Ressourcen, die effektiv verbraucht werden. • Messgröße (ha pro Kopf): verbrauchtes Land, das für die Gewinnung, Verarbeitung und Entsorgung aller Ressourcen notwendig ist • Danach stehen jedem Menschen 1,8 ha zur Verfügung, wenn Verbrauch und Kapazität im Einklang stehen. • In Deutschland beträgt der ökolog. Fußabdruck 4,5 ha pro Kopf, in China 1,6 ha; in Afghanistan 0,1 ha. Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Pflanzliche Energieträger „Biokraftstoffe“ oder „Agrarkraftstoffe“ - Worte sind kein Zufall Ethanol aus Zuckerrohr, Mais, Weizen Agrardiesel aus Pflanzenölen (Raps, Palmöl, Soja, Sonnenblumen, Jatropha) Pflanzen geben das in der Wachstumsphase aufgenommene CO2 bei ihrer Verbrennung oder Zersetzung in die Atmospähre wieder ab CO2 Bilanz hängt davon ab, welche Energiepflanze wo und wie angebaut wird. Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Jatropha curcas (dt.: Pugiernuss) • subtropische Ölpflanze • Ausweitung des Anbaus für die Agrarkraftstoff-Produktion • Erdölkonzerne, Banken und Automobilindustrie investieren • Bayer CropScience entwickelt gentechnisch veränderte herbizidresistente Sorte • Flächenertrag abhängig von Sorte, Bodenqualität und Wasser Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Agrarkraftstoffpolitik Europäische Union: 10 % energ. des verwendeten Kraftstoffs aus erneuerbaren Quellen (Agrarkraftstoffe, Wasserstoff und ökologisch erzeugter Strom) bis 2020 Deutschland: Biokraftstoffquotengesetz (BioKraftQuG): – Beimischung im Jahr 2009 von 5,25% energ. – im Jahr 2010-2014 von 6,25% energ. Die Quoten schaffen einen marktunabhängigen Produktionsanreiz. Quoten erfordern Importe aus südlichen Anbauländern. Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Nachhaltigkeitsverordnung • Nachhaltige Bewirtschaftung von Flächen • Schutz natürlicher Lebensräume • Treibhausgasminderungspotenzial von mind. 30 % entlang der gesamten Technologiekette im Vergleich zu fossilen Energieträgern • Kritik: – Definierte Standards fehlen – Zweifel an der Umsetzung und Überprüfbarkeit der Standards – Soziale Standards (z. B. Arbeitsbedingungen im Anbau) werden nicht berücksichtigt Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Sind Agrarkraftstoffe klimaneutral ? Flächenrodung: Zerstörung von Gebieten, die für die Klimaneutralisierung wichtig sind, wie z. B. Regenwälder, Moore und Wälder Hoher Einsatz fossiler Energieträger bei der Produktion von Düngemitteln, Pestiziden, Fuhrpark, Schiffstransport Anbau in Monokulturen Verlust von biologischer Vielfalt und Agrobiodiversität Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. • Eine umfassende Klimabilanz muss CO2 Einund Austrag berücksichtigen: – Art der Energiepflanze – Bewirtschaftungsweise der Ackerfläche (ökologisch oder konventionell) – Verarbeitung zu Kraftstoffen – Die Einbeziehung der Einsatzstoffe (Dünger, Pestizide) – Transport der End- und Zwischenprodukte – Flächenumwandlung sehr entscheidend(Anbau nach Rohdung) Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Vergleich von Klimabilanzen unter Berücksichtigung der Landnutzungsänderung • Änderung der CO2-Bilanz durch den Anbau von Agrarkraftstoffen z. B. Torf-Moore in Indonesien • Soja, Zuckerrohr weisen dadurch schlechtere Klimabilanz auf als fossile Treibstoffe Quelle: Friedrich Ebert Stiftung (2008): Klimaschutz und Strassenverkehr Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Steigerung der Lebensmittelpreise Auszug aus einem Speiseplan einer sechsköpfigen ägyptischen Familie Monatliches Einkommen: 2000 LE = 267 Euro 1 Euro = 7,4892 LE (ägyptische Pfund) Mahlzeit Preise 2007 Preise 2008 Frühstück: Brot, Fool (Bohnen), Falafel LE 2 LE 4 Mittagessen: Kartoffeln, Gurke, Tomaten, Gewürze, Früchte LE 11 LE 20 Abendessen: Milch, Joghurt, Käse LE 4,50 LE 6,50 Gesamtkosten LE 17,50 LE 30,50 Monatliche Gesamtkosten LE 490 (65,43 Euro) LE 854 (114,03 Euro) (Quelle: Guardian Mai 2008) Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Europäische Getreideernte dient überwiegend als Tierfutter • 57% der europ. Ernte gehen in die Tierernährung! • Agrarkraftstoffpflanzen werden auf unter 2 % der weltweiten landwirtschaftlichen Flächen angebaut • Einführung von geseztlichen Quoten (z. B. BioKQ) bewirken Steigerung im Anbau Quelle: EU Cereal Management Committee/ebio 2008 Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Viele Ursachen für steigende Lebensmittelpreise Veränderte Essgewohnheiten in Schwellenländern Schlechtere Ernte als Folge des Klimawandels Gestiegene Ölpreise Spekulation auf Rohstoffmärkten Agrarkraftstoffproduktion Bevölkerungswachstum Quelle: indymedia.de Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Wer profitiert vom Agrarkraftstoffhandel ? Bereich Interessen Unternehmen Agrarhandel Erweiterung Absatzmärkte durch den Verkauf von Saatgut, Düngemitteln, Pestiziden ADM (Acher-Daniels-Midland), Cargill, Bunge Biotechnologieunternehmen Differenzierung vom Markt durch die Entwicklung von GVO-Saatgut Monsanto, Bayer Syngenta Automobilindustrie Umweltfreundliches Image, Umsatzsteigerung Mitshubishi, Daimler Chrysler Banken/Aktienhandel Kreditvergabe für Investitionen im Agrarkraftstoffbereich Deutsche Bank, Barclays Bank, Sociéte Général Öl-/Chemieindustrie Unabhänigkeit vom fossilen Kraftstoffmarkt Shell, BP Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Am Beispiel: Phillippinen seit 2001 steigt der Reispreis, Januar 2008 - 141 % Preissteigerung von Reis Abhänigkeit von anderen Staaten: z. B. Vietnam steigende Preise führen zu weiterer Staatsverschuldung Philippinische Regierung fördert hauptsächlich den Dienstleistungssektor, jedoch nicht Landwirtschaft Ausgaben: 2,5 Mio US$ Förderungen von Anbau Agrarkraftstoffen Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Reisimporte Phillippinen Rice Importation (in thousand metric tons) 2,500.00 2,100.00 2,136.16 2,000.00 1,804.78 1,850.00 1,622.09 1,500.00 1,238.37 1,000.00 892.95 984.07 720.21 620.79 781.72 739.43 697.84 616.52 500.00 249.39 191.02 257.26 181.42 5.98 - - - - 19 84 19 85 19 86 19 87 19 88 19 89 19 90 19 91 19 92 19 93 19 94 19 95 19 96 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 2, 00 7 20 08 - 209.99 208.87 Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Am Beispiel: Phillippinen Nur 4 Mio. ha wird für den Reisanbau genutzt 2,2 Mio. ha wird für den Anbau von Jathropha, Reis, Mais und Hirse genutzt, die zu Agrarkraftstoffen umgewandelt werden Bilaterale Abkommen Export: Spanien, Japan EU-Beimischungsquoten geben Anreiz Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Unser Lebensstandard als Modell? Welt Deutschland Energieverbrauch pro Einwohner pro Jahr 64 GJ 174 GJ 4t 26 t 12 2 18,6 kg 94,4 kg Treibhausgas CO2 jährliche Produktion pro Einwohner Autobestand Einwohner pro Pkw Fleischverbrauch pro Einwohner pro Jahr Quelle: Welthaus Bielefeld u. a. Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Jeder kann etwas tun! Öffentliche Verkehrsmittel nutzen, Auto-, Flug- und Schiffsreisen vermeiden Standby bei Elektrogeräte ausschalten, Netzteile ausstecken Recycelte und Second Hand Produkte verwenden Weniger Fleisch und tierische Produkte verzehren Ökologische Nahrungsmittel aus der Region bevorzugen Langlebige qualitativ hochwertige Produkte kaufen Reden mit Freunden, Familie und Bekannten über das Thema. Austauschen von Erfahrungen und Ideen. Neue Wege, Ideen unterstützen, die weg von mehr (Ressourcen-)Konsum führen Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V. Agrarpolitik geht alle an! Die BUKO Agrar Koordination arbeitet seit 1983 bundesweit in der entwicklungspolitischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu Themen der Landwirtschaft und Ernährung. Sie informiert über die Auswirkungen der internationalen und der EU-Agrarpolitik auf die Länder des Südens in Bezug auf deren Ernährungssicherung und Ernährungssouveränität. Hierbei stehen der Verlust der genetischen Vielfalt in der Landwirtschaft und der Einsatz von Gentechnik sowie die Problematik der Patente auf Saatgut und Lebewesen im Vordergrund. Die BUKO Agrar Koordination publiziert Bildungsmaterialien, Filme und Ausstellungen, veranstaltet Seminare und Workshops, vermittelt kompetente ReferentInnen und führt das Jugendbildungsprojekt BIOPOLI durch. Entwicklungspolitische Bildungsarbeit ist auf Ihre Unterstützung angewiesen! Spendenkonto: Forum für Internationale Agrarpolitik (FIA) e.V. gemeinnützig, Postbank Hamburg; BLZ: 200 100 20; KTO: 60 591 200 Copyright: BUKO Agrar Koordination, Oktober 2008 Kontakt: [email protected] www.bukoagrar.de Forum für internationale Agrarpolitik FIA e. V.