Struktur der Fortbildung Sicherheit und qualitativ hochwertige Arbeit EFFO Ebola Modul 1: Ebolafieber Modul 2: Modul 3: Modul 4: Modul 5: Modul 6: Antworten auf Gemeinschaftsebene Allgemeine Hygienemaßnahmen Screening & Isolierung Persönliche Schutzausrüstung Wasser, Desinfektion und Reinigung Unterstützung durch die Gemeinschaft Unterstützung durch die Krankenhausleitung Unterstützung durch die Bevölkerung 01.08.2016 Ebolafieber Modul 1 - Teil 2 01.08.2016 Lernziele Modul 1 (Teil 2) Allgemeines Lernziel Allgemeine Informationen über Ebolafieber kennen und motiviert für die weiteren Übungen sein, um sicher und routiniert auf Ebola-Verdachtsfälle reagieren zu können Spezifische Lernziele: 1. 2. 3. 4. Die Grundlagen der Ebola-Diagnostik kennen Die Grundlagen der Pathophysiologie kennen Wissen, wie Patienten mit Ebolafieber versorgt werden Die besonderen Herausforderungen der Arbeit in einer Isolierstation kennen 01.08.2016 Gliederung Modul 1 1. 2. 3. 4. 5. Teil 1 Teil 2 - schon abgehandelt - - jetzt - Epidemiologie Information über das Ebolavirus Übertragung und Inkubationszeit Symptomatik Differenzialdiagnosen 01.08.2016 1. Labordiagnostik: PCR, Schnelltest 2. Pathophysiologie 3. Klinische Versorgung 4. Herausforderungen bei der Arbeit auf einer Isolierstation Diagnostik • Die endgültige Labordiagnostik wird in einem Speziallabor durchgeführt (aus Blut, oralen Abstrichen, Urin). • In den Krankenhäusern muss ein Verdachtsfall erkannt werden: anhand der Symptome anhand der Fall-Definition Vorsicht mit Verletzungen und Unfällen bei Proben-Entnahme, Verpackung und Transport! 01.08.2016 Ebolafieber-Labordiagnostik (I) Es gibt verschiedene Speziallaboratorien wie a) das BSL4-Labor oder b) das Stationäre Labor mit Glovebox © RKI Martin Richter b) a) Quelle a), b): RKI 01.08.2016 Ebolafieber-Labordiagnostik (II) oder c) das Mobile Labor mit kleiner Glovebox c) c) Quelle c): RKI 01.08.2016 Bei einem Ausbruch wird die Diagnose meist in einem mobilen Labor gestellt. c) Ebolafieber-Labordiagnostik (III) • Im Speziallabor wird die RNA des Ebolavirus mittels real-time RT-PCR im Thermocycler nachgewiesen. • Arbeitsdauer im Labor bis zum Ergebnis: etwa 3 - 4 Stunden • Lange Transportwege können die Diagnostik manchmal sehr verzögern! © RKI Martin Richter PCR – Thermocycler 01.08.2016 Quelle: RKI Labordiagnostik mittels Schnelltest • Es sind verschiedene Schnelltests zum Nachweis von EbolavirusProteinen von der WHO zugelassen. • Schnelltests sind jedoch nicht so zuverlässig wie die PCR, sie können falsch negativ oder falsch positiv sein. a) • Empfehlung der WHO: Wenn möglich, sollten die Ergebnisse des Schnelltests durch Untersuchung einer neuen Blutprobe mittels Nukleinsäure© RKI Martin Richter nachweis bestätigt werden. Quelle a), b): RKI 01.08.2016 b) Pathophysiologie (I) • Infektion über verletzte Haut, Schleimhäute oder parenteral • Eindringen des Virus in die Abwehrzellen (Monozyten, Makrophagen, dendritische Zellen) • Infizierte Zellen wandern zu den regionalen Lymphknoten, Leber, Milz hierdurch Disseminierung der Infektion Die Immunantwort ist individuell verschieden. Symptome und Komplikationen können sehr unterschiedlich sein. 01.08.2016 Pathophysiologie (II) Komplikationen: • Darmschädigung führt zu Durchfall und Dehydratation • Sekundärinfektionen (Lymphozytopenie) • Hämorrhagien • Enzephalopathie • Nierenversagen • Leberversagen • Pankreatitis (starke Bauchschmerzen) • Schock / DIC 01.08.2016 Pathophysiologie (III) Das Ebolafieber ist mit einem hohen Anteil an hämatologischen und biochemischen Abnormalitäten assoziiert! (auch bei milden Verläufen und fehlenden gastrointestinalen Symptomen) Dazu zählen: • Akute Nierenschädigung • Abnormale Kaliumkonzentration im Serum • Schwere Hepatitis • Erhöhtes C-reaktives Protein • Erhöhter Hämatokrit • Thrombozytopenie • Granulozytose Schwere akute Nierenschädigung, hohe Viruslast und schwere Hepatitis sind unabhängig mit Mortalität assoziiert! 01.08.2016 Behandlung von Ebolafieber bei MSF - Überblick • Ärzte ohne Grenzen (MSF) haben viel Erfahrung mit Ebolafieber. • Die Behandlung hat sich im Lauf der Jahre geändert: 1. bis 1995: symptomatische Behandlung 2. ab 1995: Behandlung mit Antibiotika, Malariamitteln, Palliativbehandlung 3. ab 2007: invasive Behandlung, biochemische Diagnostik 4. ab 2014: Experimentelle Therapie (z.B. Rekonvaleszentenplasma, ZMapp, Favipiravir, rVSV-ZEBOV-Impfstoff) 01.08.2016 Behandlung von Ebola-Verdachtsfällen • Die Behandlung ist überwiegend supportiv und symptomatisch medizinisch psychosozial • Immer an den Eigenschutz denken! Verwendung von PSA physische und psychosoziale Gesundheit (Arbeit in PSA kann belastend sein) Jeder invasive Eingriff stellt ein erhöhtes Risiko für das Krankenhauspersonal dar! Invasive Eingriffe nur durchführen, wenn sie absolut notwendig sind! 01.08.2016 Nicht-invasive Behandlung von Ebolafieber Wichtig: Flüssigkeitsersatz! • Fieber und/oder Schmerzen Paracetamol (keine NSAR wegen Auswirkungen auf die Blutgerinnung) • Durchfall, Erbrechen Nahrung je nach Bedarf • Hypoglykämie zuckerhaltige Getränke • Behandlung weiterer oder sekundärer Erkrankungen BreitbandAntibiotikum, Malaria-Behandlung 01.08.2016 Invasive Behandlung von Ebolafieber • Durchfall, Erbrechen, Dehydratation intravenöse Flüssigkeitsgabe • Hypoglykämie: Glukoselösung intravenös (wenn Gabe zuckerhaltiger Getränke nicht möglich ist) • Krämpfe: Diazepam intravenös oder intrarektal • … (Transfusion von Vollblut oder Blutplättchen, Dialyse, experimentelle Therapien…) 01.08.2016 Experimentelle Therapien bei Ebolafieber (I) Beispiele für Medikamente Spezifisch • Vollblut oder Plasma von geheilten Patienten • Monoklonale Antikörper (ZMapp) • Antivirale Substanzen (Favipiravir) Unspezifisch • Immunostimulanzien • Anti-Hämorrhagikum (FX06) • Anti-Koagulant (rNAPc2) Zahlreiche Studien wurden mit potentiellen Therapeutika während der Ebola-Epidemie in Westafrika durchgeführt. Mehrere Studien wurden aber abgebrochen, da ein Nutzen für die Patienten nicht nachgewiesen werden konnte. 01.08.2016 Experimentelle Therapien bei Ebolafieber (II) Weiterhin in Erprobung Favipiravir • Hemmt die virale RNA-Polymerase • Orale Anwendung wurde gut toleriert • Mögliche Wirkung bei Patienten mit mittlerer und hoher Viruslast • Weitere Studien sind erforderlich ZMapp • Enthält 3 monoklonale Antikörper, die an 3 Ebolavirus-Glykoprotein-Epitopen binden • Vielleicht erfolgversprechend • Weitere Studien sind geplant 01.08.2016 Quelle: Feldmann, N Engl J Med 2014 Prophylaxe von Ebolafieber? Mehrere Impfungen sind in der Studienphase, am weitesten in der klinischen Testung sind: rVSV-ZEBOV cAd3-ZEBOV vielversprechend! • Sicher und gut toleriert • Erwies sich in klinischen Studien als sicher und hochwirksam • Phase 1/2a abgeschlossen • Zulassung von der amerikanischen Behörde FDA für 2017 erwartet 01.08.2016 • Beginn von Phase 2 und 3 Studien in Afrika Ernährung von Patienten mit Ebolafieber • Einschätzung des Ernährungszustandes (Dehydratation, Appetit) des Patienten entsprechend der Richtlinie von WHO/UNICEF/WFP („Entscheidungsbaum“) • Nahrungsmittel sollen den Patienten in individuellem Geschirr gereicht werden. • Das Geschirr muss gespült und desinfiziert werden. • Auf ausreichende Vitaminzufuhr achten • Die Familien können ihren Angehörigen auch Essen bringen; wichtig dabei: das Personal in PSA übergibt das Essen dem Patienten. 01.08.2016 Wichtig bei der Behandlung von Ebolafieber Die Empfehlungen für die Behandlung von Patienten mit Ebolafieber können sich verändern: • Medikamente • Ernährung • Experimentelle Therapien (Studien noch nicht abgeschlossen) • Impfungen (Studien noch nicht abgeschlossen) Besprechen und einen individuellen Therapieplan erstellen! Die supportive und symptomatische Behandlung ist die Grundlage für die Versorgung von Ebola-Patienten! 01.08.2016 Stressfaktoren im Kontext von Ebola • Physische Ermüdung • Physische Isolierung (untersagt, andere zu berühren) • Ständige Konzentration und Wachsamkeit • Risiko, angesteckt zu werden oder andere anzustecken • Todesangst • Spannung zwischen dem Schutz der öffentlichen Gesundheit und den Bedürfnissen der Patienten • Stigmatisierung • Reaktionen in Familie und Bekanntenkreis Herausforderung für Krankenhauspersonal und Patienten Gute Kommunikation mit dem Patienten, alle Handlungen und Handgriffe erklären 01.08.2016 Vorgehensweise im Verdachtsfall Ein Patient mit typischen Ebolafieber-Symptomen und sehr kritischem Kontakt mit Ebola kommt in Ihr Krankenhaus…. Ich habe KEINE Angst vor dem Patienten • Eingangsscreening Verdachtsfall wird erkannt • Prompte Isolierung des Patienten (Abstand > 2 Meter!) • Verdachtsfall wird den Verantwortlichen gemeldet • Kontakte werden dokumentiert (Epidemiologie) • Isolierstation wird aktiviert • Team in PSA kann Patienten betreuen 01.08.2016 Arbeit auf der Isolierstation • Immer zu zweit (1 „saubere“ Person und 1 „schmutzige“ Person) • Vor dem Anziehen der PSA klären, was zu tun ist (in PSA erschwerte Kommunikation und max. 1 Stunde Arbeitszeit) • Medikamente, Nahrungsmittel, Müllsäcke und weitere Materialien vorbereiten Wenn Sie etwas vergessen, können Sie nicht einfach umkehren (Isolierbereich wird streng in einer Richtung durchlaufen!) • An Dokumentation denken (Achtung: verwendete Dokumente bleiben in der roten Zone) • In der grünen Zone müssen verantwortliche Personen für die Anleitung bei Dekontamination und Ausziehen der PSA bereitstehen. 01.08.2016 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! 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