Isomerie von Komplexen Komplexe haben häufig die Koordinationszahlen 2, 4, 6, d.h. die räumliche Anordnung ist linear, tetraedrisch, quadratisch planar oder oktaedrisch. Die meisten Ionen sind bei wechselnden Liganden unterschiedlich koordiniert. Einige Hinweise für die Bevorzugung bestimmter Anordnungen gibt die Ligandfeldtheorie. Für bestimmte Koordinationen und/oder Liganden gibt es mehrere Möglichkeiten der räumlichen Anordnung (Isomerie). Im Wesentlichen treten bei Komplexen 4 unterschiedliche Isomerieformen auf: Konfigurationsisomerie: Stereoisomere haben dieselbe chemische Zusammensetzung und Ladung aber unterscheiden sich im räumlichen Aufbau. Bei quadratisch-planaren Komplexen ist eine cis/trans-Isomerie möglich. Die Liganden sind bei der cis-Konfiguration benachbart, bei trans-Konfiguration liegen sie gegenüber. Bei oktaedrischen Komplexen ist ebenfalls cis/trans-Isomerie möglich. Wenn bei einem oktaedrischen Komplex drei gleiche Liganden vorliegen, ist ebenfalls eine Isomerieform möglich, die facial(fac)/meridional(mer) genannt wird. Die drei Liganden besetzen entweder die Ecken einer Dreiecksfläche des Oktaeders (fac) oder aber sie besetzen drei Ecken einer quadratischen Basisfläche des Oktaeders (mer). Hat ein tetraedrischer Komplex vier verschiedene Liganden, sind zwei Formen möglich, die sich nicht zur Deckung bringen lassen. Sie verhalten sich wie Bild und Spiegelbild. Ein 1:1 Gemisch optischer Isomere nennt man racemisches Gemisch. Bindungsisomerie: Liganden wie CN- und NO2 - können durch verschiedene Atome an das Zentralion gebunden sein. Koordinationsisomerie: Anionen und Kationen liegen in Form von Komplexen vor, z.B.: [Co(NH3)6][Cr(CN)6] und [Cr(NH3)6][Co(CN)6] . Ionenisomerie: Ein Ion kann im Komplex als Ligand gebunden sein oder außerhalb des Komplexes als Gegenion, z.B.: [Co(NH3)5Cl]SO4 oder [Co(NH3)5SO4]Cl Spezialfall: Hydratisomerie [Cr(H2O)6]Cl3 oder [Cr(H2O)5Cl]Cl2H2O Konsequenzen von Isomerien: In der Pharmazie haben viele Arzneimittel mind. 1 stereogenes Zentrum, oftmals ist nur eines der Enantiomere für die erwünschte Wirkung verantwortlich. Dieses Enantiomer heißt Eutomer, das Distomer kann zur Hauptwirkung beitragen, unwirksam sein oder schädlich bzw. toxisch sein. Ein Beispiel ist Thalidomid (Contergan). Im Medikament wurde das racemische Gemisch eingesetzt, wobei das Distomer zur Fehlbildung und Schädigung der Embryonen führte. Hätte man nur das Eutomer eingesetzt, hätte die Katastrophe jedoch nicht verhindert werden können, da es im Magen-Darm-Trakt zu einer Enolisierung gekommen wäre, bei der das schädliche Distomer wieder entstanden wäre. Ein weiteres Beispiel ist Methylphenidat (Ritalin, Medikinet). Es hat zwei stereogene Zentren und bei der Synthese entsteht ein racemisches Gemisch aus 2R, 2’R 2S, 2’S 2R, 2’S 2S, 2’R. Das ist als solches in Deutschland im Handel, während in Amerika nur die reine wirksame 2R, 2’R Form im Handel ist. Dies verlängert die Wirkungsdauer, hat geringere Nebenwirkungen und erfordert eine geringere Dosierung. In der Chemotherapie gibt es eine Form von cis-Platin, die als Zystostatikum eingesetzt wird. Das Enantiomer trans-Platin würde eine gegenteilige Wirkung erzielen Literatur:?? Fragen: 1. Welche Besonderheit haben oktaedrische Komplexe mit drei gleichen Liganden? 2. Nennen Sie jeweils Beispiele für Konfigurationsisomerie, Bindungsisomerie und Ionenisomerie.