Spektroskopie • Allgemeines und Prinzip • Theoretische Grundlagen • IR-Spektroskopie – Raman-Spektroskopie • UV/Vis-Spektroskopie • Fluoreszenz-Spektroskopie • NMR-Spektroskopie • Massenspektrometrie • Atomabsorptions-Spektroskopie Einsatzgebiete spektroskopischer Methoden Identifikation und Nachweis von Stoffen Gehaltsbestimmungen von Verbindungen und Elementen Charakterisierung von Substanzen Strukturaufklärung von Verbindungen Einteilung der spektroskopischen Methoden Atomspektroskopie Absorptionsspektroskopie Molekülspektroskopie Emissionsspektroskopie Atomabsorptionsspektroskopische Methoden Atomabsorptionsspektroskopie (AAS) Atomemissionsspektroskopische Methoden Atomemissionsspektroskopie Molekülabsorptionsspektroskopische Methoden UV/Vis-Spektroskopie, IR-Spektroskopie (NMR-Spektroskopie) Molekülemissionsspektroskopische Methoden Fluoreszenzspektroskopie (Raman-Spektroskopie) NMR-Spektroskopie 60 – 900 MHz ESR-Spektroskopie MikrowellenSpektroskopie fernes UV nahes UV, IR-Spektroskopie 4000 – 400 cm-1 Röntgen- und γ-Strahlung NIR-Spektroskopie UV/VisSpektroskopie 200 -800 nm Röntgen- und AugerSpektroskopie Übersicht über die spektroskopisch genutzten Strahlungsbereiche Wärmestrahlung Mikrowellen Radiowellen sichtbares Licht 0.01 1 Frequenz 10 ν [Hz] 100 3·1018 3·1017 3·1016 3·1015 Wellenzahl ν [cm-1] 108 107 106 Energie [J/mol] 105 1000 3·1014 104 Wellenlänge 104 3·1013 1000 105 106 107 108 3·1012 3·1011 3·1010 3·109 3·108 3·107 1 0.1 0.01 0.001 12 1.2 100 10 1.2·108 1.2·107 1.2·106 1.2·105 1.2·104 1.2·103 1.2·102 109 λ [nm] 1010 1.2·10-1 1.2·10-2 Elektromagnetische Welle y = Asin(2πνt) Elektrisches Feld Amplitude (A) x Magnetisches Feld Wechselwirkungen zwischen Wellen und Materie Reflexion Brechung elastische Stöße Streuung Streuung Absorption inelastische Stöße Emission Grundlagen der Spektroskopie Es gelten die Beziehungen E = h · ν = h · c / λ und ν = 1 / λ h: 6.6 · 10-34 Js, Planck-Konstante c: 3 · 108 m/s, Lichtgeschwindigkeit λ: Wellenlänge ν: Frequenz ν: Wellenzahl Die Energieaufnahme bzw. Abgabe gehorcht den Regeln der Quantenmechanik Grundlagen der Spektroskopie Energieübergänge finden aus einem niedrigeren in ein höheres Energieniveau (Absorption) oder von einem höheren in ein niedrigeres Energieniveau (Emission) statt. Die Energie eines atomaren bzw. molekularen Systems ergibt sich aus der Lösung der Schrödinger-Gleichung. Angeregter Zustand Absorption Grundzustand Emission Schrödinger-Gleichung Die Schrödinger-Gleichung ist eine Eigenwertgleichung, d. h.: Ĥψ = Eψ Die Anwendung des Hamilton-Operators auf die Wellenfunktion ψ ergibt den EnergieEigenwert E. Der Hamilton-Operator setzt sich zusammen aus den Operatoren der kinetischen und der potentiellen Energie. H=T+V Sinnvolle Lösungen der Schrödinger-Gleichung sind nur für diskrete Werte von E erlaubt → Quantenzahlen! Die Boltzmann-Gleichung Die Atome bzw. Moleküle verteilen sich in Abhängigkeit von der Temperatur in die zu Verfügung stehenden Energieniveaus. Es gilt: N = k‘ · e N0 - ΔE k·T N: Teilchen im angeregten Zustand N0: Teilchen im Grundzustand k: Boltzmann-Konstante k‘: systemabhängige Konstante ΔE: Energiedifferenz der beiden Energieniveaus T: absolute Temperatur [K] Prinzipielle Bestandteile eines AbsorptionsSpektrometers Strahlungsquelle Monochromator Messzelle Die Anordnung der einzelnen Bauteile ist bei manchen Geräten verändert. Weitere Bestandteile sind für einige spektroskopischen Methoden notwendig. Detektor Datenregistrierung Strahlenbang in einem Prisma Strahlenbang an einem Gitter α G Das Lambert-Beer‘sche Gesetz Die Absorption (A) ist proportional zur Konzentration (c) des absorbierten Stoffs und zur durchstrahlten Strecke (d). Es gilt: A = lg(I0/I) A=k·c A=ε·c·d ε: Absorptionskoeffizient A = k’ · d Infrarot-Spektroskopie Anregung von Schwingungen und Rotationen Anregungsenergie ca. 5۰104 – 1۰104 J/mol entsprechend 4000 – 600 cm-1 Schwingungen werden nur angeregt, wenn sich während der Schwingung das Dipolmoment ändert. IR-Spektrum von Acetylsalicylsäure KBr-Pressling Molekül-Schwingungen Valenzschwingungen υ symmetrische Valenzschwingung υsy asymmetrische Valenzschwingung υas Deformationsschwingungen δ ○ Spreizschwingung δs Pendelschwingung ρ ● Bewegung aus der Bildebene ● ● ● Torsionsschwingung τ Kippschwingung ω ○ Bewegung hinter die Bildebene Valenzschwingung eines zweiatomigen Moleküls Die zur Anregung einer Schwingung notwendige Energie hängt von der Bindungsstärke und den an der Schwingung beteiligten Massen ab. Das Modell des harmonischen Oszillators Wird die Bindung als Feder, die die Massen m1 und m2 verbindet, betrachtet, so gilt: 1 υ = 2π √ k M m1 ۰ m 2 mit M = m + m der reduzierten Masse 1 2 Die Energie einer Schwingung und damit υ̃ wird größer: Je stärker die Bindung Je kleiner die reduzierte Masse Der harmonische Oszillator quantenmechanisch Ĥψ = Eψ kx2 ћ2 d2 Ĥ=+ 2 2M dx2 d2ψ 2ME - Mkx2 ψ + =0 2 2 2 ћ dx ћ ) ( √ h E= 2π k M (v + ½) ψ enthält die Hermiteschen Polynome. v (Schwingungsquantenzahl) = 0, 1, 2, ... Der harmonische Oszillator υ E = h υ(v +1/2) v: Schwingungsquantenzahl υ= 1 2π √ k M Erlaubte Übergänge: v = ±1 v=0 Gleichgewichtabstand der schwingenden Atome (r0) r Der anharmonische Oszillator V Die Abstände der Niveaus sind nicht mehr gleichmäßig. Bei großen Kernabständen nähert sich der entsprechende Parabelast der Dissoziationsenergie. Erlaubte Übergange: ±1, ±2, ±3,…… r Das IR-Spektrum von HCl-Gas Rotationsfeinstruktur von IR-Banden R-Zweig P-Zweig Für die Rotationsfeinstruktur Gilt die Auswahlregel ΔJ = ±1; Der R-Zweig entsteht durch ΔJ = +1, der P-Zweig durch ΔJ = -1. Bereiche des IR-Spektrums δ C≡C C≡N X=Y=Z δ 3000 δ C=O C=N C=C N=O O-H N-H C-H 4000 „Fingerprint“-Bereich 2000 1600 Valenzschwingungen von Einfachbindungen (C−C, C−O etc. Deformationsschwingungen 1000 ν̃ [cm-1] Typische Frequenzbereiche von Valenzschwingungen Bindung Substanzklasse Wellenzahl-Bereich [cm-1] C−H Alkane 2850 - 3000 C−H Alkene 3000 - 3100 C−H Aromaten 3000 - 3100 C−H Alkine ~ 3300 O−H Alkohole etc. 3200 - 3600 N−H Amine 3300 - 3500 C≡N Nitrile, Isonitrile ~ 2250 C≡C Alkine 2100 - 2250 C=O Ketone, Carbonsäuren etc. 1600 - 1800 C=C Alkene 1600 - 1680 C−O Alkohole, Ether, Ester etc. 1050 - 1300 Intensität von IR-Banden Die Intensität einer IR-Bande hängt ab: Vom Besetzungsverhältnis der am Übergang beteiligten Energiezustände (Boltzmann). Vom Grad der Änderung des Dipolmoments Es wird beobachtet, dass: C=C-Banden schwächer sind als C=O-Banden, C–C-Banden schwächer sind als C–O bzw. C–N, C–H-Banden schwächer sind als O–H bzw.. N–H. Anzahl und Intensität von IR-Banden Ein nicht lineares Molekül besitzt 3N – 6, ein lineares Molekül 3N – 5 Schwingungsfreiheitsgrade. H O H H O H H IR-aktiv O C O O H H H O HO H H C H IR-aktiv IR-aktiv O O O IR-inaktiv Aufbau eines IR-Spektrometers Zwei Gerätetypen sind gebräuchlich: Das Zweistrahl-IR-Spektrometer (Klassische Bauweise) Das Fourier-Transform (FT) IR-Spektrometer Vorteile des FT-IR-Spektrometers: Sehr kurze Messzeit Verbessertes Signal/Rausch-Verhältnis Möglichkeit der Spektren-Addition bzw. Subtraktion (wichtig zur Hintergrundkompensation) Das IR-Spektrometer Messzelle Strahlungsquelle Nernst-Stift oder Globar Strahlteiler Vergleichszelle Monochromator Detektor Prisma oder Gitter Thermoelement Golay-Detektor Pyroelektrischer Detektor Michelson-Interferometer feststehender Spiegel Strahlteiler beweglicher Spiegel Strahlungsquelle Detektor Durch die Bewegung des Spiegels kommt es am Strahlteiler zu zeitAbhängigen Interferenzen. Während der Bewegungwerden alle möglichen Frequenzen erzeugt Das frequenzabhängige Spektrum wird durch Fourier-Transformation erhalten. Interferenzen konstruktive Interferenz destruktive Interferenz Die Bauteile des IR-Spektrometers Alle im Strahlengang befindlichen Materialien dürfen IR-Strahlung nicht absorbieren. Sie sind aus NaCl, KBr, LiF, CsF etc. Strahlungsquelle: Beheizte Keramik (Zirkonoxid = Nernst-Stift) oder Siliziumcarbid (Globar). Detektor: Der Pyroelektrische Detektor besteht aus einem mit L-Alanin dotierten Glycinsulfat-Kristall. Die Wärmestrahlung verändert die Abstände der Gitterebenen des Kristalls und induziert dadurch einen Strom, der gemessen wird. Im Golay-Detektor wird die durch Wärme erzeugte Ausdehnung eines Gases gemessen. Im Thermoelement wird die Spannungsdifferenz gemessen, die durch Bestrahlung einer von zwei Verbindungsstellen zweier Drähte entsteht. Die IR-Probe Gase und Flüssigkeiten werden als Reinsubstanzen in geeigneten Küvetten mit entsprechenden Schichtdicken gemessen. Feststoffe werden als Lösung, Suspension, Pressling oder Film gemessen. Als Lösungsmittel ist alles geeignet was nicht mit der Probe bzw. den Küvettenfenstern reagiert und im betrachteten Spektralbereich keine nicht kompensierbare Eigenabsorption besitzt. Suspensionsgrundlage sind zähflüssige Paraffine (Nujol). Presslinge werden aus KBr mit einem Substanzgehalt von 1 – 5% hergestellt. Zur Herstellung eines Substanzfilms wird eine Lösung der Substanz auf einem geeigneten Träger (z. B. NaCl-Platte) verdampft. Polymere können auch direkt zu Folien geeigneter Dicke geformt werden. IR-Spektren von in verschiedenen Lösungsmitten IR-Analyse im Praktikum Aufnahme des IR-Spektrums (Zweistrahl IR-Gerät, KBr-Pressling) Interpretation aller gemessenen Banden im Bereich zwischen 4000 und 1600 cm-1 und Angabe der entsprechenden funktionellen Gruppen. Im Fingerprint-Bereich werden nur die intensiven bzw. besonders relevanten Banden interpretiert (z. B. C−O, aromatische C−H DeformationsSchwingungen). Aufnahme von IR-Spektren durch abgeschwächte Totalreflektion (ATR) Probe IR-Strahlung Kristall aus Material mit Großem Brechungsindex z. B. ZnSe Detektor Die Bandenintensität hängt von der Eindringtiefe der Strahlung in die Probe und damit von der Wellenlänge ab. Bei größeren Wellenlängen – kleineren Wellenzahlen – sind die Banden intensiver. Interpretation von IR-Spektren Beurteilung von Bandenlage und Intensität Modell des harmonischen Oszillators Zusätzliche Informationen zu charakteristischen Banden; z. B. : zu υ N − H, O − H entsprechende δ N − H, O − H zu υ C=O eventuell υ C−O zu υ C−H oberhalb 3000 cm-1 υ C=C oder out of plane C−H Interpretation von IR-Spektren Regeln zur Beurteilung von C=O Banden υ C=O Säure > υ C=O Ester > υ C=O Keton, Aldehyd, Amid O O O O ~1710 cm-1 O ~1745 cm-1 ~1780 cm-1 ~1750 cm-1 O O O O ~1775 cm-1 ~1840 cm-1 O NH ~1670 cm-1 O O O O ~1670 cm-1 O NH ~1720 cm-1 H N ~1750 cm-1 O ~1720 cm-1 O ~1760 cm-1 aliphatische δ C–H aliphatische υ C–H aromatische υ C–H o-Xylol, Substanzfilm aromatische δoop C–H aromatische υ C=C m-Xylol, Substanzfilm Möglichkeit zur Unterscheidung von Substitutionsisomeren p-Xylol, Substanzfilm IR-Spektren von o-, m- und p-Xylol o-Xylol m-Xylol p-Xylol p-Xylol IR-Spektren von Kohlenwasserstoffen Pentan 1-Penten 1-Pentin IR-Spektren von Alkoholen n-Butanol 2-Butanol t-Butanol IR-Spektren von Aminen δ N−H υ N−H δ C−H n-Butylamin ω N−H δ N−H υ N−H Diethylamin Dimethylethylamin ω N−H IR-Spektren von Ethern und Estern Diethylether Ethylacetat Methylbenzoat IR-Spektren von Ketonen und Aldehyden Butyraldehyd Benzaldehyd Acetophenon IR-Spektren von Carbon- und Aminosäuren Essigsäure L-Alanin IR-Spektren von Verbindungen mit N=Ound S=O-Gruppen Benzolsulfonamid N-Methylbenzolsulfonamid o-Nitrotoluol Bereiche von Valenz- und Deformationsschwingungen υ C≡C. υ C−H aliphat. υ O−H δ ≡C−H oop δ C=H oop υ C=C. δ C−H υ C=C aromat. υ C−H olefin υ C−H aromat aromatische Kombination δ C=H δ C−H υ C−O υ C−H alkin δ O−H υ N−H δ O−H oop δ N−H δ N−H υ S=O. υ C=O. υ N=O. 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 Raman-Spektroskopie Wie bei der IR-Spektroskopie werden Schwingungen und Rotationen angeregt. Im Gegensatz zur IR-Spektroskopie hängt die Bandenintensität jedoch nicht von der Änderung des Dipolmoments sondern von der Änderung der Polarisierbarkeit der Bindung ab. Dadurch treten im Raman-Spektrum häufig Banden auf, die im IR-Spektrum nicht beobachtet werden. Es gelten die quantenmechanischen Auswahlregeln der IR-Spektroskopie (Δυ = ±1). Etwa 1% des eingestrahlten Lichts wird unter Abgabe oder Aufnahme von Energie gestreut, das gestreute Licht besitzt also eine größere oder kleinere Wellenlänge als das eingestrahlte Licht (Raman Effekt). Die Differenz der Wellenlängen zwischen eingestrahltem und gestreutem Licht liegt im Bereich der Infrarot-Strahlung. Prinzip der Raman-Spektroskopie Detektor für Absorption Strahlungsquelle Detektor für Streulicht gestreutes Licht Raman-Streulicht Das Streulicht wird im 90° Winkel zum Eingangsstrahl gemessen. Die Lichtquelle muss hohe Intensität abstrahlen, es werden Laser eingesetzt. Es kann mit sichtbarem Licht gearbeitet werden; die Bauteile des Spektrometers werden aus Glas gefertigt. Bau des Raman-Spektrometers Spiegel Probe Laser Monochromator Detektor Intensität Das Raman-Spektrum Rayleigh Stokes-Linie anti-Stokes-Linie -ν̃ [cm-1] 0 ν̃ [cm-1] IR- und Raman-Spektrum von t-Octen IR Raman UV/Vis-Spektroskopie Die UV/Vis-Spektroskopie ist eine sehr empfindliche (Boltzmann), molekülabsorptionsspektroskopische Methode, die insbesondere zur quantitativen Bestimmung (Lambert-Beer) von Substanzen herangezogen wird. Es werden Bindungselektronen angeregt. UV/Vis-Spektroskopie A 1 mg Acetylsalicylsäure In 100 ml MeOH 1.0 0.8 COOH O 0.6 O CH3 0.4 0.2 0 200 220 240 260 280 300 320 340 360 380 λ [nm] Das UV-Spektrometer UV/Vis-Spektren werden in Lösung gemessen. Lösungsmittel und im Strahlengang befindliche Materialien dürfen im interessierenden Bereich keine Eigenabsorption zeigen. Eintritts- und Austrittsspalt Messzelle Strahlungsquelle Deuterium- oder Wolframlampe Monochromator Prisma oder Gitter Rotierender Spiegel Vergleichszelle Küvette Detektor Photozelle Photomultiplier Strahlengang eines Zweistrahl UV/VisSpektrometers Molekülorbitale 2sp3 1s oder 2p 2s 1s 2p 2sp2 Atomorbitale des Kohlenstoffs 1s Hybridisierung Molekülorbitale antibindend 2p 2sp2 2p 2sp2 1s 1s Molekülorbitale bindend Molekülorbitale und mögliche Übergänge Übergänge sind nur erlaubt, wenn sich Gesamtspin und Multiplizität nicht ändern, zwischen Orbitalen ungleicher Parität (gerade, ungerade), wenn sich die Orbitale ausreichend überlappen. Es kann immer nur ein Elektron angeregt werden. LUMO σ* σ* π* π* n HOMO π π σ σ nicht bindend Das Jablonski Termschema Schwingungsniveaus Rotationsniveaus Auswahlregeln: Δn = ± 1 Ausreichende Überlappung Gleiche Symmetrie Einfache Chromophore H H H3C CH3 CH3 O H H π - π∗ λmax = 162.5 nm in Heptan ε = 16000 H3C CH3 σ - σ∗ λmax = 135 nm in Heptan ε = groß H3C CH3 π - π∗ λmax = 196.5 nm in Heptan ε = 12500 H3C OH CH3 n - π∗ λmax = 279 nm in Heptan π − π∗ λmax = 188 nm in Heptan ε = 14, 950 n - σ∗ λmax = 177 nm in Heptan ε = 200 H3C Cl H3C Br n - σ∗ λmax = 173 nm in Hexan ε = 200 n - σ∗ λmax = 208 nm in Hexan ε = 260 Weitere Beispiele siehe Hesse, Meier, Zeeh H3C I n - σ∗ λmax = 259 nm in Hexan ε = 380 Konjugierte Chromophore • • • • Auxochrome Polyene Konjugierte Carbonylverbindungen Aromaten Definitionen • Bathochromer Effekt (Rotverschiebung) Verschiebung eines Absorptionsmaximums zu größeren Wellenlängen • Hypsochromer Effekt (Blauverschiebung) Verschiebung eines Absorptionsmaximums zu niedrigeren Wellenlängen • Hyperchromer Effekt Erhöhung eines Absorptionsmaximums • Hypochromer Effekt Erniedrigung eines Absorptionsmaximums Auxochrome • Funktionelle Gruppen, deren freie Elektronenpaare mit einem einfachen Chromophor konjugiert sind. Die n-Elektronenorbitale überlappen mit anderen Orbitalen. NR2 OR OR Hal _ - + OR Der Einfluss von Auxochromen auf Chromophore Absenkung der Energiedifferenz zwischen HOMO und LUMO σ* π3 π* π2 HOMO n π π1 σ σ H λmax: 162.5 nm ε: 16000 LUMO H H H H H H OMe λmax: 191 nm ε: - Polyene A 2,4,6,8,10-Dodecapentaen 1.0 2,4,6,8-Octatetraen 0.8 0.6 H H H H π - π∗ λmax = 162.5 nm in Heptan ε = 16000 0.4 0.2 0 200 220 240 260 280 300 320 340 360 380 λ [nm] Polyene • Die Spektren von cis- und trans-Verbindungen unterscheiden sich deutlich! • Je länger die Konjugation, desto größer die Wellenlänge des langwelligsten Maximums σ* π* π* π π σ σ UV-Spektrum von cis- und trans-Stilben aus Hesse, Meier, Zeeh Regeln zur Abschätzung des langwelligsten Maximums konjugierter Olefine Ausgangswert für ein heteroannulares bzw. acyclisches Dien: 214 nm Ausgangswert für ein homoannulares Dien: 253 nm Inkrement für einen Alkylsubstituenten: 5 nm Inkrement für eine weitere konjugierte Doppelbindung: 30 nm Inkrement für die exocyclische Lage einer Doppelbindung: 5 nm Inkremente für Auxochrome -O-Alkyl: 6 nm -O-Acyl: 0 nm -Cl, -Br: 5 nm -S-Alkyl: 30 nm -N-(Alkyl)2: 60 nm Regeln zur Abschätzung des langwelligsten Maximums konjugierter Olefine Beispiel: Ausgangswert: 214 2 x Alkyl: 10 exocycl. Doppelbdg.: 5 CH2 berechnet: 229 Beobachtet: 231 Konjugierte Carbonylverbindungen Die Spektren von Carbonylverbindungen sind stark vom Lösungsmittel abhängig (z. B. Aceton in Wasser: 265 nm, in Ethanol: 270 nm, in Dioxan: 277 nm, in Hexan: 280 nm). σ* π* π* n π π σ σ Regeln zur Abschätzung des langwelligsten Maximums konjugierter Carbonylverbindungen Ausgangswert für X = H: Ausgangswert für X = alkyl oder 6-Ring: Ausgangswert für 5-Ring: Ausgangswert für X = OR: Inkrement für eine weitere konjugierte Doppelbindung: Inkrement für die exocyclische Lage einer Doppelbindung: Inkrement für einen Alkylsubstituenten in α -Position: Inkrement für einen Alkylsubstituenten in β -Position: Inkrement für einen Alkylsubstituenten in γ- oder δ -Position: Inkremente für Auxochrome -O-Alkyl in α, β, γ, δ -Position: -O-Acyl in α, β, γ, δ -Position: -Cl in α, β -Position: -OH in in α, β, δ -Position: -N-(Alkyl)2 in β -Position: 207 nm 215 nm 202 nm 193 nm 30 nm 5 nm 10 nm 12 nm 18 nm 35, 30, 17, 31nm 6 nm 15, 12 nm 35, 30, 50 nm 95 nm γ Für Messungen in MeOH bzw EtOH δ nach Woodward bzw. Fieser; Weitere Angaben s. Hesse, Meier, Zeeh α O β X Regeln zur Abschätzung des langwelligsten Maximums konjugierter Carbonylverbindungen Beispiel: Ausgangswert (X = Alkyl): 2 x Alkylsubstituent in β: 215 2 x 12 = 24 berechnet: gemessen: 239 237 O Das UV-Spektrum von Benzol Energieniveaus des Benzols Nach Hückel LCAO π6* π5* π4* π3 π2 π1 Absorptionsmaxima substituierter Benzole 204 254 O H 242 280 330 244 282 OH NO2 O 269 O O _ _ 211 270 O _ + NH2 NH3 230 280 203 254 in Wasser bzw. Ethanol in Hexan 235 287 Konjugierte aromatische Verbindungen Welche Verbindung hat ihr langwelligstes Maximum bei größter Wellenlänge? H O H O OH OH 204 254 COOH 230 273 COOH 230 273 Phenolphthalein OH HO + 2 OH - O O O O O O -2 H2O farblos O O O O _ COO COO violett _ Das Lambert-Beer‘sche Gesetz Die Absorption (A) ist proportional zur Konzentration (c) des absorbierten Stoffs und zur durchstrahlten Strecke (d). Es gilt: A = lg(I0/I) A=k·c A = k’ · d A=ε·c·d ε: Absorptionskoeffizient Das Lambert-Beer‘sche Gesetz ist Grundlage der quantitativen UV/Vis-Analyse! c= A ε·d Quantitative UV/Vis-Spektroskopie Erstellung einer Eichgeraden mit mindestens 2, besser mehreren Einwaagen A A=ε•c•d Gemessene Absorption Bestimmte Konzentration Konzentration Quantitative Bestimmungen von Mehrkomponenten-Gemischen durch UV-Spektroskopie Die UV-Spektren zweier Komponenten sind additiv 1A = 1A 1 + 1A2 2A = 2A 1 + 2A2 Gemisch aus 1 + 2 Substanz 2 Substanz 1 λ Quantitative Bestimmungen von Mehrkomponenten-Gemischen durch UVSpektroskopie Für die Absorptionen bei Wellenlänge 1 (1A) bzw. 2 (2A) gilt: I: 1A = 1ε1c1d + 1ε2c2d und II: 2A = 2ε1c1d + 2ε2c2d Löst man die Gleichungen I und II nach c1 bzw. c2 auf, so ergeben sich für die Konzentrationen c1 und c2 der beiden im Gemisch enthaltenen Verbindungen die Beziehungen: 1A - 1ε c d 2A - 2ε c d 1A: Absorption des Gemischs 2 2 2 2 III: c1 = IV: c = 1 1ε d 2ε d bei Wellenlänge 1 1 1 2A: Absorption des Gemischs 1A - 1ε c d 2A - 2ε c d bei Wellenlänge 2 1 1 1 1 V: c2 = VI: c2 = nε : Absorptionskoeffizient der 1ε d 2ε d m 2 2 Substanz m bei Wellenlänge n c1: Konzentration der Substanz 1 c2: Konzentration der Substanz 2 d: Schichtdicke der Probe Quantitative Bestimmungen von Mehrkomponenten-Gemischen durch UVSpektroskopie Aus III und IV bzw.V und VI lassen sich Gleichungen für c2 bzw. c1 herleiten, die nur noch von den aus den Messungen mit den entsprechenden Reinsubstanzen bestimmbaren Größen nεm und den Absorptionen der Analyse bei den Wellenlängen 1 und 2 abhängen. 1A2ε – 2A1ε1 c2 = 1 2 2 1 ( ε2 ε1 - ε2 ε1)d 1 1A2ε – 2A1ε2 c1 = 1 2 2 1 ( ε1 ε2 - ε1 ε2)d 2 1A: Absorption Wird immer mit der selben Küvette gemessen, so dass d zu 1 gesetzt werden kann! ε muss mit Hilfe einer entsprechenden Standardlösung bestimmt werden. des Gemischs bei Wellenlänge 1 2A: Absorption des Gemischs bei Wellenlänge 2 nε : Absorptionskoeffizient der m Substanz m bei Wellenlänge n c1: Konzentration der Substanz 1 c2: Konzentration der Substanz 2 d: Schichtdicke der Probe [cm] Fluoreszenz-Spektroskopie Fluoreszenz: Die Emission von Licht auf Grund des Übergangs eines Elektrons aus einem angeregten Singulett-Zustand in den Grundzustand. Die Fluoreszenz-Spektroskopie ist eine emissionsspektroskopische Methode. Es können Atome und Moleküle zur Fluoreszenz angeregt werden. Phosphoreszenz: Die Emission von Licht auf Grund des Übergangs eines Elektrons aus einem angeregten Triplett-Zustand in den Grundzustand. Das Jablonski Termschema Singulett-Zustände Intersystem Crossing Triplett-Zustände Absorption interne Konversion Fluoreszenz Phosphoreszenz Singulett-Grundzustand Fluoreszenz Absorption Fluoreszenz interne Konversion Fluoreszenz Fluoreszenz Phosphoreszenz Absorption Phosphoreszenz interne Konversion Phosphoreszenz Intersystem Crossing Phosphoreszenz interne Konversion Phosphoreszenz Phosphoreszenz Wechselwirkungen von Licht mit Lösungen Streuung I0 I Absorption Fluoreszenz Das Fluoreszenz-Spektrometer Fluoreszenzmonochromator Strahlungsquelle Photozelle Photomultiplier Eintritts- und Austrittsspalt Monochromator FluoreszenzDetektor Monochromator Messzelle Monochromator Deuterium bzw. AnregungsWolframlampe monochromator Küvette Absorptionsmonochromator AbsorptionsDetektor Photozelle Photomultiplier Absorptions- und Emissionsspektrum von Tryptophan I Emission Absorption 200 240 280 320 360 400 λ Fluoreszierende Verbindungen Alle fluoreszierenden Verbindungen sind hoch konjugiert, weitgehend starr und planar gebaut. O HO O O COOH Cumarin O O O O O Aflatoxin B1 OMe Fluorescein IR- und UV-Spektrum von Acetylsalicylsäure 800 – 2500 nm 12500 – 4000cm-1 ? NIR 200 300 380 NIR near infrared nahes Infrarot Anregung von Schwingungsobertönen und Kombinationsschwingungen Vor- und Nachteile der NIR-Spektroskopie Vorteile: Es können Bauteile aus Quarz verwendet werden – leichte Handhabbarkeit. Verwendung von Lichtleitern ist möglich. Messung ohne besondere Probenvorbereitung. Nachteile: Die Banden haben geringe Intensität und überlappen stark – schwierige Kalibrierung. Die meisten NIR-Spektren werden in Reflektionstechnik gemessen. Beispiel: ATR Anwendungen der NIR-Spektroskopie Eingangs- und Prozesskontrolle in der Pharma- und Lebensmittelindustrie. Z. B. Proteingehalt von Getreide Wassergehalt von Hilfsstoffen wie Talkum etc. Quantitative Bestimmung von Wirkstoffen in Anwesenheit der Hilfstoffe. Das Massenspektrum Beispiel: Cumol Basepeak Fragmentionen Molekülion Isotopenpeak Die Skalierung Spektrum aus: http://riodb01.ibase.aist.jp/sdbs/ Was kann die Massenspektrometrie? Bestimmung der Molmasse (Molekülion) Bestimmung der Elementarzusammensetzung (Isotopenmuster, hochaufgelöste Massenspektrometrie) Strukturaufklärung, Hinweise auf funktionelle Gruppen und Partialstrukturen (Zerfallsmuster) Charakterisierung einer Substanz Nachweis und Identifikation einer Substanz (höchste Empfindlichkeit!) Aufbau eines Massenspektrometers Hochvakuum 10-5 – 10-8 torr Ionisator Analysator Detektor Signal Probeneinlass Datenverarbeitung Probeneinlass Vakuumschleuse (Schubstange) GC-MS (Separatoren) LC-MS (ESI. APCI, APPI) Ionisationsmethoden Beschuss der Substanz mit Teilchen oder Wellen Elektronenstoß (EI-MS) Atome (FAB-MS) Ionen (SI-MS) Laserstrahlung (MALDI) Einbringen der Substanz in ein ionisierendes Medium Chemische Ionisation Feldionisation, Felddesorption Prinzip der Elektronenstoßionisation Anode Emitter (Kathode) + + +2 selten auch Elektroneneinfang Substanzteilchen (Gas) 70 V Chemische Ionisation Prinzip: 1. Gas + e- Gas+ + 2e- 2a. Gas+ + M MH+ + Gas - H (Säure-Base-Typ) 2b. Gas+• + M M+• + Gas (Redox-Typ) Als Reaktand-Gase kommen in Frage: Methan; iso-Butan, Ammoniak, Lachgas, ……. Prinzip der FAB-Ionisation Ionisierte Matrixund Substanzmoleküle Ar(Xe)-Atome Matrix für FAB und SIMS: Glycerin, DMSO,...... (ausreichende Flüchtigkeit der Matrix) Prinzip der MALDI-Ionisation Matrix assisted laser desorption ionisation Ionisierte Matrixund Substanzmoleküle Laser-Strahlung Matrix für MALDI: Benzoesäure- und Zimtsäureester Analysatoren Sektorfeld-Analysator Quadrupol-Analysator Ionenfalle Flugzeit-Analysator Ionencyclotron Der doppelfokussierende Sektorfeld-Analysator Magnetfeld elektrisches Feld Detektor Ionisator Im elektrischen Feld gilt: z • U = 1 mv2 2 Fokussierungsspalte Im Magnetfeld gilt: r= m•v z•B m = r2 • B2 z 2U z: Ionenladung; m: Ionenmasse; v: Ionengeschwindigkeit; r: Ablenkradius; U: Beschleunigungsspannung; B: Magnetfeldstärke Der Quadrupol-Analysator Trennung im mit einem Radiofrequenzfeld, das von einem Gleichstrom überlagert wird. Detektor Ionenquelle +- +- +- +- Die Ionenfalle Dreidimensionale Variante des Quadrupols Endkappenelektroden Ionenquelle Detektor Ringelektrode Der Flugzeit-Analysator Reflektor Ionenquelle Detektor m/z = 2U v2 U: Beschleunigungsspannung Es müssen alle Ionen die gleiche kinetische Energie besitzen. Interpretation von Massenspektren Allgemeine Regeln Bei der EI-Ionisation entsteht ein Radikal-Kation Ein Radikal-Kation zerfällt: in ein Kation und ein Radikal in ein Radikal-Kation und ein Neutral-Teilchen Ein einmal gebildetes Kation zerfällt in ein Kation und ein Neutral-Teilchen (nicht in ein Radikal-Kation und ein Radikal!) Zerfälle bei denen sich möglichst stabile Teilchen bilden sind bevorzugt. Massenspektrometrische Zerfälle sind monomolekulare Reaktionen des Typs: RK • + K+ + R • + RK • + RK‘• +N K+ K‘+ + N Interpretation von Massenspektren Allgemeine Regeln Welche Zerfälle ablaufen richtet sich ausschließlich nach der freien Aktivierungsenthalpie. Es wird davon ausgegangen, dass Elektronen aus dem höchsten besetzten Orbital (HOMO) entfernt werden. Die Zerfallsreaktionen sind radikal- oder ladungsinduziert. Interpretation von Massenspektren Zerfallsmechanismen Radikalinduzierte Zerfälle R CR2 R CR R CR2 •+ R • + R2C XR •+ X CR R• + •+ CR2 RC + XR + X R • + CR2 CR α-Zerfall: Ether, Amine, Ketone, Olefine (= Allyl-Spaltung) + CR2 Interpretation von Massenspektren Zerfallsmechanismen Ladungsinduzierte Zerfälle R R +• X + R • R + X + +• X R + RC R • X R R + X R + R + X R Interpretation von Massenspektren Zerfallsmechanismen Umlagerungen Es wird vorwiegend Wasserstoff umgelagert. +• H X R H • + X R Interpretation von Massenspektren Beispiele R + . + CH2 - R. Benzylspaltung + . O O N + - R. R R + . - R. + N R R OH α-Spaltung + . + . -H R2.O Abspaltung von Wasser oder ähnlichen Neutralteilchen Interpretation von Massenspektren Mechanismus der Wasser-Abspaltung R H +• O H R R • H + O H R R • + R Interpretation von Massenspektren Beispiele O H R + . O H R R + McLafferty-Zerfall + . O H R X X + . + . X X O H + . + + . + Retro-Diels-Alder-Zerfall + . + . + Interpretation von Massenspektren Mechanismus der McLafferty-Umlagerung H R + + O • R H R +• O R • H R + O R R • H + O + R Interpretation von Massenspektren Mechanismus der Retro-Diels-Alder-Reaktion R R • + R + + • + • R • + + Das Massenspektrum von Butyrophenon 105 O 77 51 148 120 Der massenspektrometrische Zerfall von Butyrophenon O . + + -COC3H7 - C2H2 + m/z 148 m/z 77 - C2H4 O - C3H7 . + - CO O + m/z 120 m/z 105 m/z 51 GC-MS Problem: Überdruck im GC – Hochvakuum im MS Problemlösung: Geeignete Separatoren (Jet-Separator, Watson-Bieman-Separator) Alle Ionisationstechniken die gasförmige Moleküle ionisieren (EI, CI) werden eingesetzt. Der Jet-Separator leichte Teilchen (Trägergas) vom GC zum MS Zur Vakuumpumpe Der Watson-Bieman-Separator poröses Glasrohr vom GC zum MS leichte Teilchen diffundieren verstärkt durch das poröse Glasrohr Zur Vakuumpumpe LC-MS Problem: Überdruck in der LC-Anlage – Hochvakuum im MS Problemlösung: Ionenerzeugung bei Normaldruck außerhalb des MS (Atmospheric Pressure Ionization API; z. B.: ESI, APCI, APPI) Der ESI-Ionisator LC-Ausgang Spraygas (N2) MS-Eingang Potential der Endcap ~ - 0.5 – 5 kV Trocknungsgas 100 – 400°C ~ 1000 mbar ~ 1 mbar Eingangspotential ~ -1 bis - 6 kV Spannungen bei Beobachtung positiver Ionen Zur Pumpe Ionenbildung im ESI-Ionisator Trocknungsgas Coulomb-Explosion Eingangskapillare Der APCI-Ionisator LC-Ausgang Spraygas (N2) Beheizte SprayKapillare MS-Eingang Potential der Endcap ~ - 0.5 – 5 kV Trocknungsgas 100 – 400°C ~ 1 mbar Corona-Nadel ~ 2 – 5 kV ~ 1000 mbar Eingangspotential ~ -1 bis - 6 kV Spannungen bei Beobachtung positiver Ionen Zur Pumpe Das Fließmittel verdampft. Es bildet sich ein „IonenPlasma“ (s. CI-Ionisation). Hochauflösende Massenspektrometrie Die Massen der Ionen werden mit hoher Genauigkeit bestimmt. Nicht alle Analysatoren sind dazu in der Lage. Beispiel: Unterscheidung von Verbindungen gleicher Nominalmassen (m/z 28). 12C: 12.000000 1H: 1.007825 14N: 14.00307 16O: 15.99491 12C=16O: 27.99492, 14N : 2 28.00615, 12C 1H : 2 4 28.03130 Beispiel: Bestimmung der Elementarzusammensetzung. Gemessen wurde eine exakte Masse von 374.2457 Bei einer möglichen Abweichung von ± 5 ppm wurden für Verbindungen, die nur aus C, H, N und O bestehen folgende Elementarzusammensetzungen berechnet: 374.2484 C26H32NO 374.2470 C24H30N4 374.2457 C23H34O4 374.2444 C21H32N3O3 374.2430 C19H30N6O2 Isotopenmuster der MS-Peaks Die Verteilung der Isotope eines Elements ist im Massenspektrum erkennbar und wird zur Ermittlung der Elementarzusammensetzung herangezogen. Beispiel: Wie viele Chloratome befinden sich in einem Ion? Chlor besteht aus den Isotopen 35Cl (76%) und 37Cl (24%) entsprechend einem Verhältnis von 1 : 0.32. 35Cl CH2Cl2 37Cl 2 35Cl CHCl3 1 35Cl + 1 37Cl 2 37Cl Beispiel: Bestimmung der Elementarzusammensetzung mit Hilfe der Isotopenpeaks. Aus der relativen Häufigkeit der natürlich vorkommenden Isotope von C, H, N und O können die theoretischen Verhältnisse der Peaks des Molekülionen-Clusters berechnet werden. 12C : 13C = 100 : 1.112; 1H : 2H = 100 : 0.015; 14N : 15N = 100 : 0.367; 16O : 17O :18O = 100 : 0.038 : 0.200 Für Aceton (Nominalmasse 58) ergibt sich M+ : (M+1)+ = 100 : 3.37, für Butan (Nominalmasse 58) ergibt sich M+ : (M+1)+ = 100 : 4.47. Je höher der Anteil an C, desto größer (M+1)+; je höher der Anteil an O, desto größer (M+2)+. Massenspektren verschiedener Dodekane 3-Methylundekan n-Dodekan Molekülion M+ m/z 170 Molekülion M+ m/z 170 2-Methylundekan Es Die Spektren ein Signal verschiedener bei der Masse Verbindungen des Moleküls unterscheiden Es wird treten Molekül-charakteristische Signale auf.beobachtet. sich, auch bei großer struktureller Ähnlichkeit, deutlich. Molekülion M+ m/z 170 Spektren aus: http://riodb01.ibase.aist.jp/sdbs/ Geschichte der NMR-Spektroskopie • 1924 W. Pauli postuliert, dass Atomkerne einen Kernspin (I) und damit ein magnetisches Moment µ besitzen. • 1946 Experimenteller Nachweis des NMR-Prinzips an kondensierter Materie (Wasser, Paraffin) durch F. Bloch und E. M. Purcell (Nobelpreis für Physik, 1952). • 1951 Das erste hochauflösende 1H NMR-Spektrum wird gemessen (Arnold et al., “Entdeckung der chemischen Verschiebung”). • 1953 Das erste kommerzielle NMR-Gerät wird von der Firma Varian präsentiert. • 1957 Das erste 13C NMR-Spektrum wird von P. C. Lauterbur publiziert. • 1966 R. R. Ernst entwickelt die FT NMR-Spektroskopie (Nobelpreis für Chemie 1991) • 1973 Ein bilderzeugendes Verfahren auf der Basis der Kernspinresonanz wird von P. C. Lauterbur (Nobelpreis 2003) präsentiert. • 1976 R. R. Ernst etabliert die ersten zweidimensionalen NMRExperimente (ursprünglich schon 1971 von J. Jeener vorgeschlagen). • 1980 Die multidimensionale NMR-Spektroskopie wird möglich. • 1985 Inverse Detektion erhöht die Empfindlichkeit, gepulste Feldgradienten verkürzen die Messzeit für die Aufnahme mehrdimensionaler NMR-Spektren. • Stetige Weiterentwicklung der Magnet- und Aufnahmetechnik führen zu erheblichen Empfindlichkeitssteigerungen. NMR-Spektroskopie Nuclear Magnetic Resonance Spectroscopy Kernmagnetische Resonanzspektroskopie Wichtigste spektroskopische Methode in der organischen Chemie Zur Strukturaufklärung unbekannter Verbindungen bis zur (absoluten) Konfiguration. Zur Konformationsanalyse. Zur Bestimmung intra- und intermolekularer Wechselwirkungen. Zur Ermittlung von Reaktionsgeschwindigkeiten. Zur Beobachtung chemischer Austauschprozesse. Zur Beobachtung chemischer Reaktionen. Zur eindeutigen Charakterisierung von Verbindungen. 8.0 7.5 7.0 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 ppm 7.5 7.0 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 19.13 8.0 51.76 1H 3.25 8.5 19.39 9.0 6.48 NMR 0.5 200 13C 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0.20 0.00 -0.20 69.43 57.20 48.80 40.07 39.98 39.90 39.81 39.74 39.64 39.48 39.31 39.14 38.98 37.71 35.58 21.98 133.90 133.88 130.81 130.73 130.62 127.56 126.65 115.57 115.40 149.13 165.74 163.74 198.18 Spektren von Haloperidol UV IR NMR ppm 0 ppm Prinzip der NMR-Spektroskopie Atomkerne besitzen einen Kernspin und damit verbunden ein magnetisches Moment, das mit einem externen Magnetfeld in Wechselwirkung treten kann. Diese Wechselwirkungen folgen den Regeln der Quantenmechanik. Für die Kernspins sind nur bestimmte Einstellungen definierter Energie möglich (für 1H und 13C z. B. nur 2, je einmal parallel bzw. antiparallel zur Feldachse). Die Energien hängen von der Stärke des Magnetfelds und von der Art des Kerns ab (E = -m γ h/2π B0). Durch Absorption einer geeigneten Energie können die Kernspins aus dem Zustand niedrigerer Energie in den Zustand höherer Energie angeregt werden. Zur Anregung werden elektromagnetische Wellen mit Frequenzen zwischen 5 und 1000 MHz eingesetzt. Theoretische Grundlagen der NMRSpektroskopie Der Hamilton-Operator für die Wechselwirkung eines Kernspins I mit einem Magnetfeld B0 lautet: Ĥ = -γ B0Îz γ, die gyromagnetische Konstante (gyromagnetisches Verhältnis) ist eine für jeden Kern charakteristische Konstante. Der Operator Îz repräsentiert die Komponente des Kernspins in Richtung des Magnetfelds B0 (z). Îz ist mit der Spinquantenzahl I verknüpft, die die Werte I = 0, 1/2, 1, 3/2,........7 annehmen kann. Die Lösung der Schrödinger-Gleichung ergibt als EnergieEigenwerte: E = -mħγB0 m ist die magnetische Quantenzahl. Sie kann die Werte -I, -I+1 bis +I annehmen. Theoretische Grundlagen der NMRSpektroskopie Für Kerne mit I = 1/2 sind also zwei (+1/2, -1/2), für Kerne mit I = 1 drei (+1, 0, -1) usw. Energiezustände möglich. Die Anregungsenergie (∆E) zwischen zwei Spinzuständen ist abhängig von der Stärke des äußeren Magnetfelds (B0) und der gyromagnetischen Konstante (γ). ∆E = ħγB0 Für 1H (γ = 2.67522 ∙ 108 rad s-1T-1) ergibt sich in einem Magnetfeld von 9.4 Tesla eine Energie von ca. 400 MHz (υ = ω/2π). 1H NMR-Spektren von Ethylacetat bei verschiedenen Feldstärken 14.1 Tesla 600.132400 600.130000 9.4 Tesla 400.131600 400.130000 2.1 Tesla PPM 4.4 4.0 90.130360 3.6 3.2 2.8 2.4 2.0 MHz 1.6 1.2 0.8 0.4 -0.0 90.130000 Magnetische Eigenschaften einiger Kerne γ [107 rad s-1 T-1] I ∆E bei 11.7467 T Besetzungsverhältnis bei 300 K und 11.7467 T 1H 26.75222 1/2 500.130 MHz 1 : 1.00008 2D 4.10663 1 76.773 MHz 12C 0 13C 6.72829 1/2 125.758 MHz 14N 1.93377 1 36.141 MHz 15N -2.71262 1/2 50.697 MHz 16O 0 19F 25.16233 1/2 470.592 MHz 31P 10.83941 1/2 202.456 MHz 1 : 1.00002 1 : 1.000008 Klassische Beschreibung des NMRExperiments Vor der Anregung Mit Magnetfeld Ohne Magnetfeld DieKernspins Kernspinssind orientieren sich parallel bzw. antiparallel zur Feldrichtung, Die ungerichtet, ihre magnetischen Momente summieren sich zu um die sie mit der Larmor-Frequenz rotieren. Die energetisch günstigere, null. parallele Anordnung ist stärker besetzt. z B0 Es bleibt eine Magnetisierung parallel zur Achse des äußeren Magnetfelds. (longitudinale Magnetisierung) y x Klassische Beschreibung des NMRExperiments nach der Anregung z B0 y Die Magnetisierung wird durch ein elektromagnetisches Feld (Puls) in die x-y-Ebene gedreht, wo sie mit der Larmor-Frequenz um B0 präzediert. Dabei wird in der Empfängerspule ein Strom (FID) induziert. x Fourier-Transformation ergibt daraus das NMR-Spektrum FT 8.5 8.0 7.5 7.0 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 ppm Wie ist ein NMR-Spektrometer aufgebaut? Sender Empfänger Spektrum Signal Computer Wie kommt das NMR-Spektrum zu Stande? B B Anregung Ungeordnete Kernspins Relaxation Messung Fouriertransformation 8.5 8.0 7.5 7.0 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 ppm FID 1H 9.0 NMR-Spektrum von Haloperidol 8.5 8.0 7.5 7.0 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 ppm Inhalt des 1H NMR-Spektrums Integral Signalintensität Chemische Verschiebung Multiplizität ppm 5 4 3 ppm 1H 9.0 NMR-Spektrum von Haloperidol 8.5 8.0 7.5 7.0 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 ppm Das Integral im NMR-Spektrum In der Regel werden nur 1H NMR-Spektren integriert Die Stufenhöhe ist ein Maß für die Fläche unter dem jeweiligen Signal, diese ist proportional zur Menge der Wasserstoffe, die das Signal erzeugen. Zur Bestimmung der Anzahl Wasserstoffe im Molekül Zur Quantifizierung 7 6 4 2 12 11 10 9 6 1 8 7 6 5 1 4 3 2 1 0 Zur Abschätzung der Reinheit einer Probe -1 -2 -3 ppm Energieniveaus zweier I = ½ Kerne (1H..) E = hν = -m ħγB0 Beff = B0 – B0σ ν0: Larmorfrequenz ν0: = -γB0/2π Beff = B0 (1 – σ) +½ ħγB0 -½ ν0 [Hz] +½ ħγ Beff -½ ħγB0 +½ ν0 [Hz] -½ ħγ Beff Die Skala des NMR-Spektrums Um die in verschiedenen Magneten gemessenen Spektren vergleichen zu können, wird eine relative, frequenzunabhängige Skala definiert. υSubst - υStand 106 δ= υStand Der Nullpunkt der Skala wird durch einen internen (oder externen) Standard festgelegt. Tetramethylsilan (TMS) CH3 H3C Si CH3 CH3 Anforderungen an einen internen Standard chemische Inertheit hohe Signalintensität schmale Signalform geeignete Signallage leichte Entfernbarkeit Die chemische Verschiebung Verschiedene Faktoren verändern das Magnetfeld am Ort des Kerns Es gilt: Beff = B0 – σ • B0 (σ: Abschirmungskonstante) Für Wasserstoff hängt die chemische Verschiebung im Wesentlichen ab: B0 Von der Elektronendichte Von Anisotropie und Ringstromeffekten Von Substitutionsgrad und Stereochemie Von Lösungsmittel, Temperatur, pH-Wert und Konzentration Die chemische Verschiebung Abhängigkeit von der Elektronendichte H H F Cl H 4.27 H HO H 2.69 2.16 Cl Cl 2.87 7.26 H Cl H H 3.06 5.33 H I H 3.39 H2N H H H H Br H H H 0.23 H H H H H H Cl Cl H H Die chemische Verschiebung Abhängigkeit von der Elektronendichte +O OH H H +O H - - 6.70 H 7.14 H 6.81 H 7.25 H 8.60 H N H 7.64 H 7.42 H 6.37 O +O H 6.62 6.05 N H H Die chemische Verschiebung Abhängigkeit von der Elektronendichte aber! 3.37 3.47 Cl CH3 1.33 Br CH3 1.66 3.16 I CH3 1.88 Die chemische Verschiebung Abhängigkeit von Anisotropie- und Ringstromeffekten 7.26 H 5.25 + 1.80 H + H H 0.22 O H+ + H O H H H H H -2.99 H H H H H H H H H 8.00 H 9.28 H H H 2.58 H 9.33 (CH2)n H 0.8 O Die chemische Verschiebung Abhängigkeit von Substitutionsgrad und Stereochemie H H H H 0.23 1.27 H H3C H H H 0.86 CH3 CH3 Häq: 1.57 Hax: 0.79 H 1.93 Häq: 1.40 Hax: 1.35 H3C H3C H H3C H3C H3C H 1.33 OH H 3.89 Häq: 1.58 Hax: 1.33 H 1.50 3.38 H OH Häq: 1.78 Hax: 1.07 Die chemische Verschiebung von Wasserstoff Tieffeldverschiebung, Entschirmung, - Anisotropie Hochfeldverschiebung, Abschirmung, + Anisotropie COOH, OH, NH olefinische Verbindungen O=C-H aromatische Verbindungen 10 elektronenarme Aromaten aliphatische Verbindungen X-CH 5 elektronenreiche Aromaten -I, -M-Effekt +I, +M-Effekt O TMS X = O, F, Cl H-C≡C 1H NMR-Spektrum von Haloperidol olefinische Verbindungen COOH, OH, NH aliphatische Verbindungen O=C-H aromatische Verbindungen X-CH 10 5 O TMS H H Cl H OH H H H H H N H H H H H H H O H H H H H H F H 9.0 8.5 8.0 7.5 7.0 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 ppm 1H NMR-Spektrum von Haloperidol in DMSO-d6 bzw. CDCl3 in CDCl3 9.0 8.5 8.0 7.5 7.0 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 ppm 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 in DMSO-d6 9.0 8.5 8.0 7.5 7.0 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 ppm 1H NMR-Spektrum von Haloperidol 1.9 9.0 8.5 8.0 1.8 7.5 7.0 6.5 1.7 6.0 5.5 1.6 5.0 4.5 1.5 4.0 3.5 ppm 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 ppm Die Multiplizität (Aufspaltung) der Signale Benachbarte Kerne können ein Signal aufspalten (Kopplung). Für Wasserstoff gilt: Jeder Kopplungspartner erzeugt aus einer Linie zwei. Die Größe der Aufspaltung wird in Hz gemessen (Kopplungskonstante J). Sie hängt von verschiedenen strukturellen Parametern aber nicht von der Stärke des äußeren Feldes ab. Die Kopplung wird über die Bindungselektronen vermitteltnicht durch den Raum Die Bildung von Multipletts Singulett Singulett Duplett J1 Triplett J Quartett J2 Duplett doppeltes Duplett Energieniveaus zweier I = ½ Kerne (1H..) (nicht gekoppelt) E = hν = -m ħγB0 ν0: Larmorfrequenz ν0: = -γB0/2π +½ ħγB0 [J] β -½ ν0,1 - ½ ν0,2 β -½ ν0 [Hz] β +½ ν0,1 - ½ ν0,2 βα E0 -½ ħγB0 [J] α +½ ν0 [Hz] ββ α αβ α +½ ν0,1 + ½ ν0,2 αα -½ ν0,1 + ½ ν0,2 Energieniveaus zweier I = ½ Kerne (1H..) (gekoppelt) ββ -½ ν0,1 - ½ ν0,2 -½ ν0,1 + ½ ν0,2 +½ ν0,1 + ½ ν0,2 βα -½ ν0,1 - ½ ν0,2 + 1/4 J αβ -½ ν0,1 + ½ ν0,2 - 1/4 J ββ βα αβ +½ ν - ½ ν - 1/4 J 0,1 0,2 +½ ν0,1 - ½ ν0,2 αα Zwei Linien für rot: ν0,1 + 1/2J ν0,1 – 1/2J +½ ν0,1 + ½ ν0,2 + 1/4 J αα Zwei Linien für grün: ν0,2 + 1/2J ν0,2 – 1/2J Wovon hängt die Größe der Kopplungskonstante (J) ab? Da die Kopplungskonstante über die Bindungselektronen vermittelt wird, wird sie von der Elektronendichte und der Überlappung der Orbitale sowie der Entfernung der Kopplungspartner beeinflusst. Besonderen Einfluss haben: Hybridisierung des Kohlenstoffs Bindungs und Diederwinkel (Stereochemie!) Elektronegativität von Substituenten Sind alle Einflüsse identisch, so werden identische Kopplungskonstanten gemessen. Faktoren, die die Kopplungskonstante beeinflussen Entfernung der Kopplungspartner H < 0.5 Hz H ~ -12 Hz H Geminale Kopplung (2J) ~ 7.5 Hz H Vicinale Kopplung (3J) H H Fernkopplung (>3J) H H ~ 8 Hz ~ 1.5 Hz H H H H < 0.5 Hz Faktoren, die die Kopplungskonstante beeinflussen Substituenten H OH H H H H ~ 7.5 Hz H R ~ -10 Hz ~ -7.5 Hz H H ~ 6.5 Hz O H ~ -14 Hz H O O H ~ -16 Hz H O O R Faktoren, die die Kopplungskonstante beeinflussen Hybridisierung des Kohlenstoffs H H ~ -12 Hz ~ ±1 Hz H H Faktoren, die die Kopplungskonstante beeinflussen Bindungs- und Diederwinkel ~ 10 Hz HH H H H ~ 0 Hz H ~ 7.5 Hz ~ 12 Hz H ~ 16 Hz H ~ 10 Hz H H H H Faktoren, die die Kopplungskonstante beeinflussen Bindungs- und Diederwinkel – Die Karplus-Beziehung J 3J = A + B cosφ + C cosφ 10 Hz 0 Hz 0° 90° Diederwinkel φ 180° Multipletts im Haloperidol-1H NMR Quintett J = 7 Hz dreifaches Duplett J1 = J2 = 12.5, J3 = 4.5 Hz breites Duplett J = 12.5 Hz Die Intensitäten der Linien eines Multipletts weichen oft vom theoretischen Verhältnis ab. 1.9 1.8 1.7 1.6 1.5 ppm Systeme höherer Ordnung Systeme höherer Ordnung entstehen: Immer wenn die Differenz der chemischen Verschiebung zweier miteinander gekoppelter Kerne nicht wesentlich größer als die Kopplungskonstante ist. ∆δ << ∆J Wenn gekoppelte Kerne zwar chemisch aber nicht magnetisch äquivalent sind. Merkmale: Zusätzliche Linien, unterschiedliche Kopplungskonstanten für ein und dieselbe Kopplung im gleichen Multiplett, Intensitätsverzerrungen. AX nach AB AB-System AX-System δ Systeme höherer Ordnung AMX 8.02 8.00 7.98 62 7.60 7.58 2.02 2.00 1.98 Systeme höherer Ordnung ABX 8.04 8.02 8.00 7.98 7.96 7.94 2.02 2.00 1.98 Chemische Äquivalenz – magnetische Äquivalenz Chemisch äquivalente Kerne haben identische Elektronenumgebungen also identische chemische Verschiebungen. Auch bei unterschiedlicher elektronischer Umgebung kann es zu identischer chemischer Verschiebung kommen – Isochronie Beispiele: Protonen von Methylgruppen nicht diastereotope Protonen von Methylengruppen R H H H H H H H R' R H R Chemische Äquivalenz – magnetische Äquivalenz Magnetisch äquivalente Kerne sind chemisch äquivalent und haben zu allen Kopplungspartnern identische Kopplungskonstanten. Beispiele: R H H H H H H H H R' AA‘BB‘ H R R A2MN R enthält keine koppelnden Kerne R H H H R' Systeme höherer Ordnung 3.21 3.20 3.19 3.18 ppm 1.91 1.90 1.89 1.88 1.87 1.86 1.85 ppm 1.95 (m ?) 1.95 (ddddd, J = 11.6, 11.6, 4.4, 4.4, 3.2 Hz) 7.33, m, 2H 7.42, m, 2H 7.17, m, 2H 2.00 1.95 ppm 8.05, m, 2H 8.0 7.9 7.8 7.7 7.6 7.5 7.4 7.3 7.2 ppm 2.35 (ddd, J = 18.2, 4.0, 3.8 Hz, 1H, H-3) Maximal 2 Stellen nach dem Komma 2.35 3.45 Immer wenn ein Signal eines Kerns beschrieben wird. 3.40 – 3.50 Wenn das überlagerte Signal mehrerer Kerne beschrieben wird. 1H 14 13 NMR-Spektrum von Acetylsalicylsäure in DMSO-d6 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 ppm 1H 7.95 7.90 NMR-Spektrum von Acetylsalicylsäure in DMSO-d6 7.85 7.80 7.75 7.70 7.65 7.60 7.55 7.50 7.45 7.40 7.35 7.30 7.25 7.20 ppm 1H 8.0 7.5 NMR-Spektrum von m-Hydroxyacetophenon in CDCl3 7.0 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 ppm 1H 7.55 NMR-Spektrum von m-Hydroxyacetophenon in CDCl3 7.50 7.45 7.40 7.35 7.30 7.25 7.20 7.15 7.10 7.05 7.00 6.95 6.90 ppm 8 7 6 5 3 4 1 2 ppm 6.1 9 3.0 10 1.0 11 10.4 12 0.5 13 NMR-Spektrum von Ibuprofen in DMSO-d6 4.0 1H 1H 7.2 NMR-Spektrum von Ibuprofen in DMSO-d6 ppm 3.7 ppm ppm ppm 1.4 ppm 0.9 ppm ppm 7 6 5 4 3.2 8 1.0 9 1.0 10 1.0 11 NMR-Spektrum von Vanillin in CDCl3 2.0 1H 3 2 1 0 ppm 1H 7.45 7.40 NMR-Spektrum von Vanillin in CDCl3 7.35 7.30 7.25 7.20 7.15 7.10 7.05 ppm 6.5 7.0 6.0 5.5 5.0 4.0 4.5 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 3.2 7.5 4.1 8.0 2.0 8.5 NMR-Spektrum von Benzocain in CDCl3 2.0 1H 1.0 0.5 ppm 1H 7.9 7.8 NMR-Spektrum von Benzocain in CDCl3 7.7 7.6 7.5 7.4 7.3 7.2 7.1 7.0 6.9 6.8 6.7 ppm 1H NMR-Spektrum von Benzocain in CDCl3 4.3 4.2 4.1 ppm 1.5 1.4 1.3 ppm 1H NMR-Spektrum von Carbromal in CDCl3 O NH2 9.0 8.5 2.0 9.5 8.0 7.5 7.0 6.5 2.1 6.0 ppm 5.5 5.0 1.1 4.5 4.0 1.0 3.5 ppm 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 6.2 2.2 4.2 N H Br 1.0 O 0.5 ppm 13C NMR-Spektroskopie Sehr viel unempfindlicher als 1H NMR nur 1% des natürlichen Kohlenstoffs nur ca.1/4 der gyromagnetischen Konstante des Wasserstoffs Unterschiede zur 1H NMR-Spektroskopie Die Signale werden nicht integriert (Signalintensitäten variieren!). Die Skala umfasst einen mehr als 10-fach größeren Bereich als die der 1H NMR-Spektroskopie. Die Signale besitzen (im Normalfall) keine Multiplizität. 1H NMR-Spektrum von Vanillin (in CDCl3) (Bereich der aromatischen Protonen) 7.60 7.55 7.50 7.45 7.40 7.35 7.30 7.25 7.20 7.15 7.10 7.05 7.00 6.95 6.90 pp 13C NMR-Spektren von Haloperidol Breitbandentkopplung zur: Vereinfachung Intensitätssteigerung 117 200 116 180 115 160 Vorteile: Höhere Empfindlichkeit leichtere Interpretation Nachteile:Informationsverlust ppm 140 120 100 80 60 40 20 0 ppm Die Chemische Verschiebung von Kohlenstoff aromatische und olefinische Verbindungen Carbonylverbindungen C≡N O-C-O 200 ges. Ketone aliphatische Verbindungen C-O 0 TMS 100 Säuren, Säurederivate Alkine Aldehyde Die Signallage hängt im Wesentlichen nur von der Hybridisierung und der Elektronendichte ab. aromatische und olefinische Verbindungen Carbonylverbindungen C≡N H 0.20 0.00 -0.20 69.43 57.20 48.80 40.07 39.98 39.90 39.81 39.74 39.64 39.48 39.31 39.14 38.98 37.71 35.58 21.98 133.90 133.88 130.81 130.73 130.62 127.56 126.65 115.57 115.40 149.13 165.74 163.74 NMR-Spektrum von Haloperidol 198.18 13C aliphatische Verbindungen O-C-O C-O H Cl H OH H H H H H N H H H H H H H H H H O H H H F H 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 ppm 210 200 190 180 170 160 150 140 130 120 110 100 90 80 61.12 56.71 56.27 50.08 42.30 39.79 39.55 38.15 37.05 36.54 36.26 35.86 31.87 28.26 27.97 27.78 24.30 23.96 22.82 21.21 21.08 19.28 18.75 11.86 73.78 122.52 139.55 169.95 Breitbandentkoppeltes 13C NMR-Spektrum von Cholesterinacetat CH3 CH3 O O 70 60 50 40 30 20 10 0 ppm 210 200 190 180 170 160 150 140 130 120 110 100 90 80 70 60 50 42.31 39.55 36.54 36.26 35.86 31.87 50.08 56.71 56.27 73.78 122.52 DEPT90 13C NMR-Spektrum von Cholesterinacetat 40 30 20 10 0 ppm 210 200 190 180 170 160 150 140 130 120 110 100 90 80 56.71 56.26 50.07 42.30 39.78 39.55 38.14 37.05 36.26 35.85 31.89 31.87 28.26 27.97 27.78 24.29 23.96 22.82 22.58 21.21 21.07 20.44 19.27 11.85 73.78 122.52 DEPT135 13C NMR-Spektrum von Cholesterinacetat 70 60 50 40 30 20 10 0 ppm 13C,1H HSQC-Spektrum von Cholesterinacetat ppm 0 20 40 60 80 100 120 140 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 ppm 13C,1H HSQC-Spektrum von Cholesterinacetat ppm 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 5 4 3 2 1 0 ppm Verwandte Methoden Festkörper-NMR-Spektroskopie Bedeutung für die Materialanalyse, Untersuchung von Polymeren Kernspintomographie Medizinische Diagnose-Technik NMR-Imaging Zerstörungsfreie Analyse verschiedener Materialien, in vivo Untersuchung von Labortieren….. Kernspintomographie Aufnahme eines Kniegelenks