Gliederung Essgestörtes Verhalten Was sind Essstörungen? Die verschiedenen Formen der Essstörung und ihre Merkmale Häufigkeit und Verbreitung der verschiedenen Formen Die Merkmale der Magersucht Die Merkmale der Ess-Brech-Sucht Die Merkmale der Ess-Sucht Sonstige, nicht näher bezeichnete Essstörungen Die Ursachen von Essstörung Biologische Faktoren Individuelle Faktoren Soziokulturelle Faktoren Familiäre Faktoren Die gängigen Therapieformen zur Behandlung von Essstörungen Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie Verhaltenstherapeutische Psychoanalyse Systemische Psychotherapie/ Familientherapie Essgestörtes Verhalten Essgestörte Verhaltensweisen (z.B. gezügeltes Essen, Diät halten, überzogenes Nacheifern der Traumfigur) sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet und nehmen weiter zu. Moderne Lebensumstände machen geregelte Nahrungsaufnahme schwierig Zeitplan: Frühstück-Mittagessen-Abendessen gerät durcheinander Es steht immer und überall etwas zu Essen zur Verfügung Die Kontrolle geht verloren HIN und HER zwischen WOLLEN, MÜSSEN und NICHT-DÜRFEN, Essen bekommt emotionale Funktion für viele Menschen hat Essen nichts mehr mit Genuss und Sättigung zu tun, sondern eher mit Zwang und ist gefolgt von Scham- und Schuldgefühlen. Immer mehr Menschen eifern dem Wunsch nach ihrer Traumfigur nach, leben in ständiger Angst vor der Gewichtszunahme, hören nicht mehr auf die eigenen Bedürfnisse und Körpersignale und können nicht mehr entspannt essen und genießen. Das Essen verliert seine Normalität, Diäten, Fastenkuren, kontrolliertes Essen und exzessiver Sport werden alltäglich. Wird der Druck groß genug und bringen Diäten nicht den gewünschten Erfolg werden zusätzliche Methoden zur Gewichtsregulierung eingesetzt. Viele Menschen leben so ohne ernsthaft Schaden zu nehmen, dieses Verhalten kann jedoch allmählich in eine manifeste Essstörung übergehen und beeinflusst dass Essverhalten der Kinder maßgeblich. Die Auseinandersetzung mit dem Gewicht und der Figur ist längst kein Problem der Erwachsenen mehr. Was sind Essstörungen? Essstörungen … … sind psychosomatische (seelisch-körperliche) Störungen des Essverhaltens, die zu ernsthaften, langfristigen Gesundheitsschäden und sogar zum Tod führen können. Zentral ist die andauernde Beschäftigung mit dem Essen. … können Lösungsversuche für tiefer liegende seelische Probleme, Ausdruck für stummen Protest oder Ablehnung, sowie Ausweg, Flucht oder Ersatz für verdrängte Gefühle und Bedürfnisse sein. … signalisieren Verweigerung und stehen zugleich für Resignation oder Anpassung. Die verschiedenen Formen der Essstörung und ihre Merkmale Wir unterscheiden vier medizinisch klassifizierte Formen: Die Magersucht (Anorexia nervosa) Die Ess-Brech-Sucht (Bulemia nervosa) Ess-Sucht (Adipositas, nicht konsistent mit psychischen oder Verhaltensyndromen verknüpft) Atypische, Sonstige und nicht näher-bezeichnete Essstörungen Diese Formen können fließend ineinander übergehen und sind nicht immer eindeutig voneinander abgrenzbar. Häufigkeit und Verbreitung Von Essstörungen betroffen sind in erster Linie Mädchen und junge Frauen zwischen 12 und 25 Jahren, sehr selten, etwa im Verhältnis 1:20 erkranken auch Jungen und junge Männer an Essstörungen, jedoch mit steigender Tendenz. In den letzen zwanzig Jahren wurde das Problem der Essstörungen immer deutlicher und die Zahl der Essgestörten steigt immer noch rapide an. Magersucht Ess-Brech-Sucht • weltweit schätzungsweise 0,5-1 % der Frauen in dieser Altersgruppe erkrankt • häufigsten im Alter von 14 bis 18 Jahren • zählt bei Mädchen und jungen Frauen zu den häufigsten Todesursachen • gefährlichste psychische Erkrankung des Jugendalters, bis zu 15 % der Betroffenen Sterben daran • Häufigste vertretene Form der Essstörungen • weltweit schätzungsweise 2–5 % der Frauen in dieser Altersgruppe erkrankt • In Deutschland Häufigkeiten von 0,7 bis 1,3 % ermittelt • Tritt häufig erst gegen Ende des Jugendalters, meist im Alter von 18 bis 20 Jahren auf Ess-Sucht • Internationale Schätzungen gehen von 1 bis 3 Prozent aus • erst seit 1994 als eigenständige Essstörung beschrieben, unter den psychogenen Essstörungen die am wenigstens erforschte Die Merkmale der Magersucht (Anorexia nervosa) Extremer, absichtlich selbst herbeigeführter Gewichtsverlust in kurzer Zeit durch: Hungern, übertriebene körperliche Aktivität, selbstinduziertes Erbrechen, den Gebrauch von Appetitzüglern, Abführmitteln oder entwässernden Medikamenten Untergewicht, BMI von höchstens 17,5 gestörte Körperwahrnehmung panische Angst vor Gewichtszunahme, übertriebene Sorge um Körperform und Gewicht Zwanghafter Umgang mit Nahrung Körper = Feind (darf keine Bedürfnisse haben, muss bekämpft werden) Kopf hat Kontrolle ->Gefühl von Unabhängigkeit und Selbstständigkeit Rückzug Schwarz-Weiß-Denken, depressive Verstimmungen Fehlende Krankheitseinsicht Körperliche Folgen der Unterversorgung: Frieren, Haarausfall, Verstopfung, Müdigkeit, trockene Haut, Herzrhythmusstörungen, Kreislaufbeschwerden, Konzentrationsstörungen, Ausbleiben der Menstruation, Unfruchtbarkeit, Wachstumsstörungen bei Kindern und Jugendlichen Die Merkmale der Ess-Brech-Sucht (Bulimia Nervosa) Mindestens zwei Essanfälle pro Woche, über mindestens drei Monate, mit Kontrollverlust (hinunterschlingen großer Mengen kalorienreicher Nahrung, oft bis zu 15.000 kcal pro Anfall ) Scham und Schuldgefühle Selbstekel, das Gefühl nicht normal zu sein Anschließende Gegenmaßnahmen: Fasten, übermäßige körperliche Aktivität, selbstinduziertes Erbrechen, Missbrauch von Laxantien (Abführmittel) und Diuretika (Entwässerungsmedikamente) Körperschemastörung, übertriebene Beschäftigung Kontrolle des Körpergewichts, krankhafte Angst Gewichtszunahme Sehr niedrige, genau festgelegte persönliche Gewichtsgrenze Meist normalgewichtig, äußerlich unauffällig Nach außen hin funktioniert alles perfekt „Essattacken“ verborgen, Essverhalten in der Öffentlichkeit kontrolliert Für „offizielle“ Mahlzeiten – die im Körper bleiben –fettarme Produkte und Lightprodukte Lebensmittel werden in erlaubt und verboten getrennt Für die Essanfälle werden große Mengen an billigen, leicht essbaren Lebensmitteln gekauft und gehortet, mit der gleichzeitigen Angst davor, Lebensmittel zu Hause zu haben. Doppelleben -> Soziale Auffälligkeiten Zunehmende Vermeidung sozialer Kontakte Rückzug, Vernachlässigung von Interessen Depressionen, Gefühlsschwankungen, Selbstverletzungshandlungen, Selbstmordgedanken Stehlen, Verschuldung Körperliche Schäden: Zahnschäden, Speiseröhrenverätzungen, Schwellung der Speicheldrüsen Störungen im Magen und Darm durch die großen Essmengen, Nierenschäden, Herz-Rhythmus-Störungen, Hormonstörungen, Herz-KreislaufStörungen, Haarausfall, Schwindel, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und eigeschränkte Leistungsfähigkeit Die Merkmale der Ess-Sucht Übergewicht, Fettleibigkeit (Adipositas) etwa zwei Essanfälle pro Woche über mindestens drei Monate, mit Gefühl von Kontrollverlust, (hinunterschlingen enorm großer Nahrungsmengen, als zwanghaft und hemmungslos erlebt) Manchmal ständiges Essen, Nahrung kontinuierlich über Tag verteilt aufgenommen, keine festen Mahlzeiten Zwischen Essanfällen mal sehr restriktives, dann wieder unkontrolliertes Essen. Schlingen, essen bis man „platzt“ Essen: keine Reaktion auf Hungergefühl, sondern überwiegend Befriedigung emotionaler Bedürfnisse Häufiges Diäthalten und Abbruch von Diäten Störung der Hunger- und Sättigungswahrnehmung Geringe körperliche Bewegung und Aktivität, bevorzugen bewegungsarme Freizeitbeschäftigungen wie Fernsehen und Computer spielen Verdrängung von Gefühlen Scham, heimliches Essen Körperliche Schäden: Diabetes, Bluthochdruck, Herzprobleme, Kreislaufbeschwerden, Wirbelsäulenschäden, Gelenkleiden, hormonelle Störungen Sonstige, nicht näher bezeichnete Essstörungen alle Essstörungen, die sich nicht eindeutig der Magersucht, der Bulimie oder der Ess-Sucht zuordnen lassen, weil sie nicht alle Kriterien erfüllen Mischformen zwischen den klassischen Essstörungen Verharmlosen sollte man diese Essstörungen nicht, sie haben genauso gravierende Folgen wie die klassischen Störungen und müssen dringend professionell behandelt werden. Die Ursachen von Essstörungen Bei Essstörungen handelt es sich um so genannte multifaktoriell ausgelöste Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken biologischer, soziokultureller, familiärer und individueller Faktoren entstehen . Der Hintergrund der Krankheit lässt sich nicht an einer bestimmten Begebenheit, Eigenschaft oder einem Erlebnis festmachen, sondern ist in der gesamten Lebensgeschichte der Patienten zu finden. Grundsätzlich kann man Essstörungen als Verschiebung vom Psychischen ins Körperliche verstehen, wobei der eigene Körper zum Austragungsort seelischer Konflikte wird. Biologische Faktoren Untersuchungen zum Thema Genetik und Essstörungen sind widersprüchlich ausgefallen Manche Studien schließen genetische Komponente aus, andere besagen das Gegenteil Eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse gibt es noch nicht Man kann davon ausgehen, dass Essstörungen keine rein erblichen Krankheiten sind, wobei die Möglichkeit von „begünstigenden“ genetischen Faktoren nicht ausgeschlossen wird z. B. ist bei Bulimiepatientinnen häufig ein reduzierter Spiegel von Botenstoffen des Gehirns (Serotonin) festgestellt worden, die die Nahrungszufuhr steuern und Einfluss auf das Hungerund Sättigungsgefühl und die emotionale Befindlichkeit haben Individuelle Faktoren Individuelle Faktoren spielen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen eine wichtige Rolle: Grundkonflikt: Suche nach der eigenen Identität innere Kämpfen zwischen Abhängigkeit und Selbstbestimmung Instabiles Selbstwertgefühl, Selbstzweifel Liebe, Anerkennung durch Leistung oder Anpassung Übertriebener Perfektionismus, das Gefühl sich anderen ständig beweisen zu müssen völlig übertriebene Ansprüche an sich selbst Erreichte Ziele werden verleugnet, ignoriert oder durch neue, höhere ersetzt Verzerrte Wahrnehmung von Körpersignalen wie Hunger und Sättigung Konsequente Ablehnung des eigenen Körpers Starker Vergleich mit Mädchen in den Medien Schwierigkeit eigene Bedürfnisse zu erkennen und zu äußern Große Verlust- und Trennungsängste Betroffene unterdrücken Gefühle und eigene Bedürfnisse und handeln so, wie sie glauben, dass es von ihnen erwartet wird Starke Orientierung an der Meinung anderer. innere Spannungen zwischen „Wie ich sein will“ und „Wie ich bin“ Erwecken den Eindruck sich nicht helfen lassen zu wollen Sucht ist das einzige worauf sie sich verlassen können (Gefühl von Macht und Kontrolle) Problem mit Nähe und Distanz Haben nicht gelernt ihre Grenzen richtig wahrzunehmen Esssüchtige sagen meistens „Ja“, Bulimikerinnen „Ja, aber…“ und Magersüchtige „Nein“ Soziokulturelle Faktoren Auch die Gesellschaft hat starken Einfluss auf die Entstehung von Essstörungen. Schlankheitswahn: Schönheitsideal: schlank, durchtrainiert, fit, makelloses Aussehen = glückliches, erfolgreiches Leben und Anerkennung in der Gesellschaft zunehmend negatives Image von Übergewichtigkeit Übergewichtige fühlen sich abgewertet, verhöhnt, ignoriert Medien präsentieren untergewichtige Frauen normalgewichtige Frauen finden sich zu dick mangelndes Selbstbewusstsein vieler Frauen Nacheifern des Schlankheitsideals In manchen Berufen ist die Gewichtskontrolle obligatorisch, attraktives Aussehen und Fitness gehört zu Einstellungsbedingungen weite Verbreitung von Diäten, die oft "Einstiegsdroge" in die Essstörung sind : versprechen oft sehr viel, Erfolge fallen spärlich aus Zurückgreifen auf andere, ungesündere Maßnahmen zur Gewichtsregulierung Schlankheitswahn Veränderung der Geschlechterrolle: Perfekte Frau: • Einerseits: liebevolle Mutter; Hausfrau; attraktive, fürsorgliche Partnerin; Kindererziehung und Verantwortung für den Haushalt übernehmen; Sensibilität; Einfühlungsvermögen; Warmherzigkeit • Andererseits: weiblicher Anspruch auf wirtschaftliche Unabhängigkeit, Eigenständigkeit, Durchsetzungsvermögen, Erfolg und Karriere Konflikt, großer Druck: Idealen nacheifern, Erwartungen erfüllen, Vorstellungen der Familie, Gesellschaft entsprechen Utopie vom Schlaraffenland ist Wirklichkeit geworden Anforderungen der Gesellschaft an die moderne Frau Familiäre Faktoren Die jeweilige psychische Entwicklung innerhalb der Herkunftsfamilie ist ebenfalls von großer Bedeutung. Große Bedeutung des Ess- und Diätverhaltes der Eltern, insbesondere der Mutter Totschweigen von Konflikten und Emotionen, nach außen hin perfekt, zur Schau gestelltes Zusammengehörigkeitsgefühl Kinder können keine gesunde Individualität und kein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln, sich nicht entfalten und selbstständig werden Kleinkinder wissen nicht ob Nahrung = Belohnung oder Bestrafung Verwirrung, Unfähigkeit verschiedene Bedürfnisse zu unterscheiden Magersucht Ess-Brech-Sucht Ess-Sucht • Starkes Streben nach Harmonie • unterdrückte Konflikte, Vermeidung von Auseinandersetzungen • Kein Raum für negative Gefühle (Ärger,Wut) • übergroße Liebe und Fürsorge der Eltern, starke Bindung, große Kontrolle • wenig Distanz und Eigenständigkeit zwischen Familienmitgliedern • Magern= einzige Möglichkeit, wenigstens Kontrolle über den eigenen Körper • Magersucht= Abgrenzungskampf gegen Eltern • Verwobene Mutter-TochterBeziehung, • Versucht alle an sie gestellten Anforderungen zu erfüllen; • Kontrolle und Konfliktvermeidung • Bedürfnisse, Gefühle, Meinungen werden nicht offen geäußert • Oft ist die Bindung zu Vater oder Mutter unsicher. • Das Überleben ist angesichts der Konflikte nur möglich, indem die eigenen Gefühle kontrolliert werden. • Gewichtskontrolle und Diäten vermitteln ein Gefühl der Sicherheit. • müssen sehr früh Verantwortung übernehmen (z.B. Geschwister) • große Bedürftigkeit selbst etwas zu bekommen • gelingt nur über den Umweg des Gebens • Umfeld bietet keine Möglichkeit, Stärken und Schwächen herauszufinden, Grenzen zu testen, Bedürfnisse wahrzunehmen und zu vertreten ->Konflikte und Streit können leicht als bedrohlich erlebt werden • keine anderen Muster gelernt, damit umzugehen, als zu essen • Essen ist in der Regel immer verfügbar, damit können sie sich bei Einsamkeit etwas Gutes tun, ihre Langeweile vertreiben und innere Leere beseitigen. •Auslöser können größeren Veränderungen des vertrauten Umfeldes oder traumatischer Erlebnisse wie z.B.der Verlust eines Verwandten, Trennungssituationen, Abtrennung von der Familie wegen Arbeit oder Studium, sowie Missbrauch sein Der Teufelskreis der Essstörungen Die gängigen Therapieformen zur Behandlung von Essstörungen Zitat: ,,Therapie heißt, die Sprache der Störung zu verstehen und lernen, die zugrunde liegenden Konflikte besser zu lösen.“ (Kliniken des Landkreises Freyung Grafenau gGmbH o. J. , http://www.psychosomatik-freyung.de/therapieansatz.php) Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie Verhaltenstherapeutische Psychotherapie Systemische Psychotherapie/ Familientherapie Basieren auf unterschiedlichen Grundannahmen Schwierigkeit in der Behandlung von Essstörungen: Balance zwischen Beachtung physischer Probleme und das was hinter der Essstörung liegt, also psychischer Probleme, finden. Meist wird eine mehrdimensionale Therapie (mehrere Therapieformen miteinander kombiniert) angestrebt Psychotherapeutische Interventionen (Behandlungen) können alleine, in der Gruppe oder mit Familie erfolgen, gegenwärtig überwiegen Kombinationsbehandlungen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie: Krankheitseinsicht der Patientin Eingestehen der eigenen Unzulänglichkeit und Notwendigkeit professioneller Hilfe von außen dazu bereit sein Hilfe anzunehmen und den Weg zur physischen und psychischen Gesundheit selbst gehen wollen dazu bereit sein auf die vermeintlichen Vorteile der Essstörung zu verzichten, ihre Krankheit aufzugeben Wie wirksam unterschiedliche Therapieansätze sind ist angesichts von Einzelfällen nicht zu beurteilen. Die Wirksamkeit der Therapieverfahren hängt unter anderem von… der Schwere der Krankheit, der Motivation und sozialen Situation der Patientin, der Qualifikation des Therapeuten, sowie der Beziehung zwischen Therapeut und Patientin ab. Prognose und Therapieerfolge Bulimie: Ca. die Hälfte der Behandelten wird wieder gesund. Bei 1/3 der Betroffenen bessert sich die Essstörung. Jeder 5. kann sich nicht aus der Sucht befreien. Die Rückfallquote liegt bei mindestens 30 Prozent. Magersucht: Bei etwa 30 Prozent der Patientinnen zeigt sich eine vollständige Besserung. Bei 35 Prozent lässt sich zwar eine Gewichtszunahme feststellen, der Bereich des Normalgewichts wird allerdings nicht erreicht. Das Krankheitsbild bleibt bei ca. 25 Prozent der Betroffenen chronisch bestehen. Esssucht: Zu den Therapieerfolgen der Esssucht sind leider noch keine Ergebnisse von Langzeituntersuchungen vorhanden. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie Grundannahmen: Basiert auf den Grundannahmen der Psychoanalyse von Sigmund Freud Essstörungen = Folge unbewusster Konflikte, die auf der seelischen Ebene zurzeit nicht gelöst werden können, Essen= Ersatzfunktion Unbewusste Prozesse bestimmen menschliches Verhalten und Erleben entscheidend mit Neurotische Symptome (z. B. neurotische Angst und Depression) = Ausdruck unbewusster Konflikte, die durch aktuelle Situationen reaktiviert werden Symptome neurotischer Konflikte= misslungene Lösungsversuche Lebensgeschichte der Betroffenen spielt große Rolle Mögliche Konfliktbereiche: Mutter-Kind-Bindung, Leistungs- und Kontrollansprüche, starkes Harmoniebedürfnis und Vermeidung jeglicher Auseinandersetzung, Regression und Fixierung Die Therapie: Ziel: Darstellung, Bewusstmachung und Lösung von unbewussten Konflikten und intrapsychischen Vorgängen • Bewusstmachung unbewusster Konflikte, so dass z.B. Angst aufgelöst • • • • • werden kann Benennung unbewusste Beziehungsmuster, anschließende Neuentwicklung von Beziehungsmustern -> Essen, kann von den seelischen Problemen befreit werden Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen Therapeut und Patientin, Therapeut -> Bezugsperson, akzeptiert und stützt Patientin in ihrer subjektiven Unsicherheit -> Ermöglicht das Kennenlernen neuer Beziehungsmuster Typische Regeln zu Beginn der Therapie: Regeln einhalten müssen, schlimm sein dürfen, einen eigenen Platz einnehmen dürfen Auftreten von Angstgefühlen und Hilflosigkeit der Betroffenen Emotionen sind wahrzunehmen, auszudrücken und zu verbalisieren, sodass Zusammenhänge zwischen intrapsychischen Vorgängen und sozialen Beziehungen bewusst werden Neben psychotherapeutischem Gespräch auch Imaginative Verfahren z. B. körperorientierte Methoden wie konzentrative Bewegungstherapie oder Tanztherapie -> direkter Zugriff auf die Körperwahrnehmungsstörung und die körperbezogene Identität Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper auch durch Rollenspiele (Psychodrama) ->Entfaltung einer dynamischen Körpersprache -> Veränderung der Wahrnehmung des Körperschemas Kreative Ausdruckstherapie, kann Patientinnen aus ihrer Enge, Starrheit und Einsamkeit lösen ohne Abwehrhaltung zu verstärken Gefühle von Macht, Stärke und Wichtigkeit werden anders erlebbar gemacht als vorher durch die Essstörung Ergotherapeutische Techniken zur Darstellung und Bewusstmachung von Intrapsychischen Vorgängen Zuerst zweidimensional ( Zeichnungen), dann dreidimensional (Handpuppen, Tonarbeiten) kommunikative Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt Verhaltenstherapeutische Psychoanalyse Grundannahmen: Basiert auf den Grundannahmen der Lerntheorie, sowie den Erkenntnissen der behavioristischen und kognitiven Forschung: Menschen erlernen Verhalten und Erleben durch Erfahrungen Verhalten = Alle Reaktionen ( Handlungen, Gedanken Gefühle), die durch das Lernen beeinflusst werden können Jedes erlernte Verhaltensmuster kann wieder verlernt werden Essstörung = Ersatz für fehlende Konzepte zur Lösung von Problemen und Konflikten Die Therapie: • Ziel: Symptombehandlung, Überwinden von Ängsten, Lösung von Konflikten • Ängste sollen durch Kombination aus Einzel- und Gruppentherapie • • • • • überwunden werden, Familie und Freunde werden mit einbezogen Unerwünschtes Verhalten erkennen und Alternativen entwickeln Analysieren unter welchen Bedingungen sich gestörtes Essverhalten entwickelt hat und wodurch es aufrechterhalten wird Erarbeiten von Konfliktlösungsstrategien -> Stabilisierung der Fortschritte Festlegen von kurz-, mittel, und langzeitzielen, erarbeiten Wie Ziele erreichen Entwickeln von Regeln, die zum Aufbau eines gesunden Essverhaltens beitragen sollen, z. B. mit Hilfe von, von der Patientin geführten, Selbstbeobachtungsprotokollen -> helfen Auslöser, Art und Schwere der Erkrankung zu erkennen und Therapieziele zu kontrollieren Systemische Psychotherapie/ Familientherapie Grundannahmen: Beruht auf den Grundannahmen der systemischen Theorie Essstörung = Symptom für Störung im Verhaltensund Kommunikationsmuster des Systems, d. h. in der Familie oder auch im weiteren Umfeld Mensch besteht aus Körper, Seele und Geist, erlebt sich in seinem lebensgeschichtlichen Zusammenhang und seinem sozialen Umfeld als ganzheitlich -> Störungen an Leib und Seele ganzheitlich gesehen und behandelt Die Therapie: Ziel: Aufspüren, Bewusstmachung und nachhaltige Auflösung der tiefenpsychologischen Hintergründe von Störungen und Einschränkungen Betroffene sollen befähigt werden, neue Lebensperspektiven für sich zu finden und entwickeln, innerlich zu wachsen und als Persönlichkeit zu reifen So findet jeder Mensch selbst den Weg zur Heilung Nicht unbedingt Arbeit mit der ganzen Familie, sondern Aufarbeitung familiärer Strukturen im Einzelkontakt zwischen Klient und Therapeut Systematische Familientherapie als Arbeit mit der ganzen Familie hat in manchen Fällen jedoch Vorteile, z. B. bei Patientinnen, die noch in ihrer Familie wohnen Familie soll erkennen, wie sie auf das gestörte Essverhalten der Patientin reagiert Therapeut nimmt unter anderem an Mahlzeiten in der Familie teil Fazit Essgestörte Verhaltensweisen sind in unserer Gesellschaft, erschreckender Weise sogar schon unter Kindern, weit verbreitet, nehmen weiter zu und können in manifeste Essstörungen übergehen. Essstörungen sind keine harmlosen Mode-Erscheinung, sondern ernstzunehmende, psychische Erkrankungen, die zu gravierenden Gesundheitsschäden und sogar zum Tod führen können und somit unbedingt professionell behandelt werden müssen. Die Gegebenheiten unserer modernen Gesellschaft führen dazu, dass das Essen seine Normalität verliert, viele Menschen unter enormem Druck und Konflikten leiden, sich in ihrem Körper unwohl fühlen und ihrer Traumfigur um jeden Preis nacheifern. Sie tragen somit stark zur Entstehung von Essstörungen bei. Es ist wichtig, gut auf seine Mitmenschen zu achten und sie aufmerksam zu beobachten. Man sollte sich gegenseitig nicht unter Druck setzen, sondern unterstützen und helfen. Eltern sollten ihren heranwachsenden Kindern genug Freiraum für Entwicklung, Entfaltung und Erfahrungssammlung lassen, ihnen aber gleichzeitig liebevoll und unterstützend zur Seite stehen. Bei Anzeichen für eine Essstörung sollte man sofort professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und Betroffene dazu ermutigen sich helfen zu lassen um die Krankheit zu besiegen. Literaturverzeichnis Arbeitsblatt „Essstörungen- Erscheinungsformen, Ursachen, Therapieformen“ Tafelbild vom 17.06.09 Meine Facharbeit zum Thema „Bulimie“ CDK CHRISTOPH-DORNIER-KLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE 2001 Keppler, Cordula 1995, S.15 http://www.praxis-dr-muss.de/wordpress/?page_id=69 http://arbeitsblaetter.stangltaller.at/SUCHT/Essstoerungen.shtml#Das%20Essen http://www.bzga-essstoerungen.de/index.php