In der auditiven Verarbeitung

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AVWS
Auditive Verarbeitungs- und
Wahrnehmungsstörung
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Inhalte






Grundlagen des Hörens
Zentral auditive Teilfunktionen
Grundlagen der AVWS
Diagnose der AVWS
Therapie der AVWS
AVWS und andere Störungsbilder
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Grundlagen des Hörens
Wir hören nicht nur mit den Ohren!
Das Hörsystem wird in zwei Teile untergliedert:
1.
peripherer Teil:

äußeres Ohr

Mittelohr

Innenohr
Ganglion spirale (1. Neuron) = die Schnittstelle
2.
zentraler Teil:

zentrale Hörbahn

subkortikale Hörzentren

kortikale Hörzentren
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Aufbau des Ohres
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Die Cochlea – Das eigentliche
Hörorgan
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Das Cortische Organ
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Das periphere Hören und seine
Testverfahren
1.

2.


3.



Außenohr
Richtungsabbildung durch
Vorfilterung
Mittelohr
Reizleitungsorgan
Lautstärkenbegrenzung
(Stapediusreflex, ca. 15 dB)
Innenohr
Reizverteilungsorgan (Schnecke
u. Basilarmembran)
Cochleärer Verstärker (äußere
Haarzellen, erste Lautunterscheidung und
Lautstärkenanpassung –
Regelber. ca. 40 dB)
Wandelorgan (Innere Haarzellen)






Tonaudiogramm
Sprachaudiogramm
Tympanometrie prüft
Beeinträchtigungen des
Mittelohrs
Stapediusreflexmessung prüft
die Reflexschleife zw. Innenohr,
Stammhirn, Fazialisnerv und
Stapedius-Muskel
Otoakustische Emissionen
prüft die Funktion der Haarzellen
im Innenohr
BERA (Brainstem Evoked
Response Audiometry) zeigt die
Fortleitung des Schallreizes über
den Hörnerv und die
Neuronenkette des Stammhirns
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Schalldruckpegelbeispiele
Kinderpistolen am Ohr
Raketenstart in der Nähe
Startender Düsenjet
in der Nähe
Lautes Händeklatschen (1 m) 130
Rockkonzert, Trillerpfeife (1 m)
Eisenbahn, Walkman
Babyglockenring (25 cm)
Lauter Messwert/Arbeitsplatz
Laute Radiomusik/Straßenlärm
Ruhiges Geräusch (1 m)
Ruhiges Wohngebiet
Blätterrascheln, Flüstern
180
160
140
120
100
95
80-90
70-80
50-60
40
20
Nach Rosenköter, Henning (2003). Auditive Wahrnehmungsstörung
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akute, nichtreversible
Schädigung des Gehörs
Schmerzschwelle
Gefährdung des Gehörs
Unbehaglichkeitsschwelle
Kommunikation
beeinträchtigt
Tonaudiogramme
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Hörstörungen



Schall-Leitungsstörungen sind Störungen deren Ursache
im Außenohr oder im Mittelohr liegt
z. B.: Fehlbildung der Ohrmuschel, des Gehörganges,
Mittelohrentzündungen, Tubenbelüftungsstörung, Paukenhöhlenerguss, Fehlbildungen der Gehörknöchelchenkette
Kann medikamentös oder operativ behoben werden
Schallempfindungsstörung sind Störungen deren
Ursache im Innenohr od. Hörnerv liegt. Risikofaktoren bei
Neugeborenen
z. B.: Geburtsgewicht unter 1500 g, Langzeitbeatmung,
Hirnblutung, Schwerhörigkeit in der Familie, Diabetes u/o
Alkoholkrankheit der Mutter
Störung der auditiven Verarbeitung und Wahrnehmung
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Die Wahrnehmungsdynamik

Hörschwelle Unbehaglichkeitsschwelle Wenn
die Hörschwelle um mehr als 20
dB abweicht und/oder die
Unbehaglichkeitsschwelle deutlich
angehoben ist (= Hyperakusis),
liegt eine Beeinträchtigung des
Dynamik-Bereiches vor

eine Unbehaglichkeitsschwelle
unter 65 dB führt zu
Begrenzungen in der
Sprachwahrnehmung
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Einteilung der Hörschädigung
aus med. Sicht

über 20 bis 40 dB – gering gradige Schwerhörigkeit

über 40 bis 60 dB – mittel gradige Schwerhörigkeit

über 60 bis 80 dB – hochgradige Schwerhörigkeit

über 80 dB – hochgradige, an Taubheit grenzende Resthörigkeit (tiefe Geräusche u. Sprachlaute werden mit
Hörgerät erkannt)
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Das Sprachaudiogramm
Der am häufigsten
verwendete Test ist der
Freiburger Wörtertest, dabei
werden Zahlwörter und
einsilbige Hauptwörter
angeboten. Zahlwörter (1.
Kurve) können vom
Normalhörenden schon zu
50 % ab 20 dB verstanden
werden, die Einsilber (2.
Kurve) erst ab 30 dB.
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Tympanometrie – Überprüft die
Beeinträchtigung des Mittelohrs

1. Bild - Normales
Tympanogramm

2. Bild - Unterdruck im
Mittelohr (z.B.
Tubenkatarrh)

3. Bild - Flüssigkeit im
Mittelohr (z.B.
Paukenerguss)
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Die Wahrnehmung ( Definition)

Wahrnehmung: wara neman (altd.) einer Sache
Aufmerksamkeit schenken

Perzeption: perception (engl. und franz.) merken,
auffassen, begreifen, lernen

Wahrnehmung (Perzeption) = die Verarbeitung von
physikalischen und chemischen Reizen, die von den
Sinnesorganen empfangen werden.
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Die auditive Wahrnehmung

Auditive Wahrnehmung ≠ das Hören an sich, sondern ein
Prozess der Erfassung des Gehör-ten und seiner
Verarbeitung durch das Gehirn.

Auditive Wahrnehmung = die Erfassung, die
Weiterleitung, die Verarbeitung und die Bewertung von
auditiven Informationen. (Rosenkötter)

Phonologische Bewusstheit = die Wahrnehmung auf der
Ebene von Silben, Signalgruppen, Reimen und Wörtern ►
Sprachverständnis.
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Verarbeitung und Wahrnehmung
Sprachverständnis
Phonologische Bewusstheit
Wahrnehmung sprachlicher Reize
Verarbeitung akustischer Reize
Akustisches Signal
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Wahrnehmungsfunktionen

Geräuschlokalisation und Seitenzuordnung

Lautheitsempfindung Lautstärkenunterscheidung,
Unbehaglichkeitsschwelle

Lautdiskrimination Wahrnehmungstrennschärfe,
Lautunterscheidung

Lautmustererkennung Rhythmus,
Tonhöhenunterscheidung

Zeitliche Verarbeitung Lückenerkennung, Maskierung,
Ordnung von Sequenzen

Unterscheidung konkurrierender Signale

Erkennung unvollständiger, veränderter oder
abgeschwächter akustischer Signale
Nach ASHA (American Speech-Language-Hearing-Association) (19969
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Vorraussetzungen auditiver
Wahrnehmung

Peripheres Hörvermögen

Aufmerksamkeit (generelle Wachheit, selektive
Aufmerksamkeit, Vigilanz)

Speicherfähigkeit

Emotion bzw. Motivation
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Auditive Verarbeitungsprozesse

Bottom-up-Prozess (Daten-gesteuert) ↑ beginnt mit der
akustischen Stimulation und führt über die Empfindung,
Wahrnehmung, Klassifikation bis zu weiteren mentalen
Prozessen.

Top-down-Prozess (Konzept-gesteuert) ↓ hierbei
beeinflussen höhere mentale Funktionen wie Erwartung,
Wissen und Motivation das Wahrnehmungsergebnis.
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Divergenz - laterale Hemmung
Bei der Informationsweiterleitung spielen diese beiden Mechanismen eine entscheidende Rolle. Sie
wirken auf allen Ebenen.

Divergenz Die Divergenz ermöglicht, dass neuronale
Informationen von einem Neuron an mehrere Neuronen der
nächst höheren Ebene weitergegeben werden. So können
auch schwache Reize eines od. weniger Rezeptoren
weitergegeben werden und die Störanfälligkeit der
Informationsvermittlung reduziert werden.

Laterale Hemmung Die laterale Hemmung verhindert, dass
sich Impulse zu stark ausbreiten. Durch diese negative
Rückkoppelung werden wesentliche Informationen besser
wahrgenommen und unwichtige Informationen unterdrückt.
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Die zentrale Hörbahn
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
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Außenohr
Mittelohr
Cochlea
Cochleariskern
Laterale Schleife
Vierhügel
Kniehöcker im Thalamus
Akustische Rinde
Zentral auditive Teilfunktionen
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Aufmerksamkeit – generelle Wachheit, selektive
Aufmerksamkeit, Vigilanz
Speicherfähigkeit – auditive Merkspanne, Sequenz
Lokalisation – Horizontalebene, Medianebene
Selektion – Nutzschall – Störschall - Filterung
Diskrimination – Dauer, Lautstärke, Tonhöhe; Akzent,
Intonation,Phoneme
Analyse – Einzellaute, Silben aus Worte, Worte aus Sätzen
Synthese – von einzelnen Elementen zu einer komplexen
Gestalt
Ergänzung – Ergänzungen von Fragmenten zu einem
sinnvollen Ganzen
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
1. Aufmerksamkeit







Generelle Wachheit oder Aktivierung
tonische Wachheit = physiologischer Organismuszustand
phasische Wachheit = durch einen Warnreiz plötzlich verstärkte
Aufmerksamkeit
Selektive Aufmerksamkeit = kurzzeitige, mehrere Minuten
dauernde aktive Hinwendung und Einschränkung der
Aufmerksamkeit
automatisch z. B. spontane Kopfdrehung zur Schallquelle
kontrolliert z. B. bewusstes Hinwenden zum Gesprächspartner
Vigilanz = länger anhaltende Aufmerksamkeit bei
unregelmäßigen Stimuli
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
2. Speicherung und Sequenz

Sensorischer Speicher: Haltedauer 1- 2 s, nahezu
unbegrenzte Kapazität

Kurzzeitspeicher (Arbeitsgedächtnis):
durchschnittlich 7 Items (± 2) werden bis zu 20 s gehalten

Langzeitspeicher: fünf Langzeitgedächtnissysteme:
- Prozedurales Gedächtnis - erlernt Bewegungsabläufe
- Priming („Bahnung“) - Wiedererkennung eines Reizes
- Perzeptuelles Gedächtnis - Bekanntheit und
Familiarität
- Wissenssystem - Faktengedächtnis, z. B. Schulwissen
- Episodisches Gedächtnis - speichert singuläre
Ereignisse
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
5. Diskrimination








Taxonomie zeitlichen Erlebens (nach Pöppel, 1997)
1. Das Erleben von Gleichzeitigkeit gegenüber Ungleichzeitigkeit
2. Das Erleben der Aufeinanderfolge oder der zeitlichen Ordnung
3. Das Erleben der Gegenwart oder des Jetzt (Dauer von 3 s.)
4. Das Erleben von Dauer
Sprach- und Zeitverarbeitung (nach Kegel, 1998)
Zeitverarbeitung
Taktrate
Sprachverarbeitung
Ordnungsebene
20 bis 60 ms
Merkmale und Laute
Strukturierungsebene einige 100 ms
Silben und Wörter
Integrationsebene etwa 3 Sekunden
Teilsätze und Sätze
Zeitverarbeitung Binaurale Summation (Fusion = ein Reiz, > 3 ms),
Zeitauflösung (Gap detection = Lückenerkennung), Ordnungsschwelle
– sensorische Wahrnehmung bei 120km/h ca. alle 1m
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Ordnungsschwelle:
- bei gesunden Erwachsenen:
- bei Schulanfängern:

- bei 10-11-jährigen:
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
20 – 40 ms
60 – 80 ms
(Kegel, 1991)
88 – 118 ms
(Barth, 1999)
20 – 40 ms
(Kegel, 1991)
70 – 85 ms
(Rosenkötter, 2003)

Auswirkungen einer verlangsamten Reizverarbeitung:

In der visuellen Verarbeitung: - gute Reizverarbeitung
wichtig für rasche Reaktion
Beispiel: Profi: ca. 5 ms
sonst ist meist eine visuelle Überprüfung (2. Blick) möglich

In der auditiven Verarbeitung: - in der Regel keine
Überprüfung möglich, daher größere Auswirkung als im
visuellen Bereich
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Sonagramm „tickt“
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Entwicklung der Hörschwelle
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Entwicklung auditiver Teilfunktionen

Aufmerksamkeit
- überselektiv / zu grob (bis Schuleintritt)
- überinklusiv / zu feingliedrig (bis 12. Lebensjahr)
- selektiv (ab 12. Lebensjahr) Zunahme der
Vigilanzfähigkeit

Speicherung / Sequenz größter Leistungszuwachs im
Kindergarten- und Grundschulalter; im Alter von 4 – 7 Jahren
gilt: Lebensalter minus 1-2 = Speicherkapazität von
Silben/Zahlen
4 Jahre = 3 Items
5 Jahre = 4 Items
6 Jahre = 4-5 Items
7 Jahre = 5 Items
bis zum 14. Lj. weitgehend abgeschlossen (7±2 Items)
Nach Lauer, Norina (2006)
Dipl. Päd. Treiber Cornelia


Lokalisation
- 4.- 7. Lebensmonat: Lokalisation seitlich platzierter
Signale
- 16.-21. Lebensmonat: Lokalisation unter- und oberhalb
platzierter Signale
- innerhalb des 1. Lebensjahr zunehmende Genauigkeit
der Richtungsbestimmung der Schallquelle
- Erkennen der räumlichen Entwicklung von Geräuschen
bis ins Vorschulalter problematisch
Diskrimination
beginnt direkt nach der Geburt; von einer ersten groben außersprachlichen Diskrimination bis hin zur Diskrimination von
Sprachlauten
Nach Lauer, Norina (2006)
Dipl. Päd. Treiber Cornelia




Selektion
Ausdifferenzierung auf der Basis von Diskrimination und
selektiver Aufmerksamkeit;
5.-6. Lebensjahr: mindestens 70 % Leistung beim Verstehen
von Wörtern (65 dB) /Störgeräusch (60 dB)
Analyse
Lautidentifikation ab ca. 5. Lebensjahr Positionsbestimmung
von Lauten in Wörtern ab ca. 7. Lebensj.
Synthese Entwicklung v. a. im Rahmen des
Schriftspracherwerbs
( ab 7. Lj.)
Ergänzung Aus- und Inlautergänzung im Vorschulalter z. T.
möglich, im frühen Grundschulalter auch Anlautergänzung
Nach Lauer, Norina (2006)
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Grundlagen der AVWS
Synonyme für AVWS











auditive Teilleistungsstörungen
Fehlhörigkeit
Hörwahrnehmungsstörung
Lautagnosie
minimale zerebrale Dysfunktion
Perzeptionsstörung
Spezifische Sprachentwicklungsstörung
Teilleistungsschwäche
Teilleistungsstörung
Wahrnehmungsstörung
zentrale Fehlhörigkeit u.v.m.
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Definition von AVWS
Eine Auditive Verarbeitung- und/oder Wahrnehmungsstörung
(AVWS) liegt vor, wenn bei normalem Tonaudiogramm zentrale
Prozesse des Hörens gestört sind.
Zentrale Prozesse ermöglichen u. a. die vorbewusste und
bewusste Analyse, Differenzierung und Identifikation von Zeit-,
Frequenz- und Intensitätsveränderungen akustischer oder
auditiv-sprachlicher Signale sowie Prozesse der binauralen
Interaktion (z. B. zur Geräuschlokalisation, Lateralisation,
Störgeräuschbefreiung, Summation) und der dichotischen
Verarbeitung.
(Konsensus-Statement 2006)
Dipl. Päd. Treiber Cornelia

Leitdefizite:
Es ist bisher weder eine einheitliche Ursache
gefunden noch eine einheitlich
Symptomkonstellation beschrieben worden.
Deshalb sollte man den Begriff AVWS nicht als
Diagnose im engeren Sinne, sondern mehr als
defizitorientierte Leistungsbeschreibung des
auditorischen Systems gesehen werden.
(Ptok et al., 2004, S. 67; nach Bamiou et al., 2001)
Diese defizitorientierte Leistungsbeschreibung erfolgt in
Form von Leitdefiziten:
Dipl. Päd. Treiber Cornelia

Auditive Aufmerksamkeitsstörung
Definition: Fähigkeit sich auditiven Stimuli zuzuwenden und diese bewusst
wahrzunehmen.
Beispiel: Kind nimmt auditive Stimuli nicht od. nur teilweise wahr.

Auditive Speicherung und Sequenz
Definition Speicherung: die Fähigkeit, auditive Stimuli zu speichern
(auditive Merkspanne).
Beispiel: Kind fragt häufig nach

Auditive Lokalisation
Definition: Richtung und Entfernung auditiver Stimuli werden festgestellt.
Beispiel: Kind findet versteckten Wecker nicht

Auditive Diskrimination
Definition: Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen auditiven Stimuli,
insbesondere Phoneme, werden erkannt.
Beispiel: Minimalpaar-Unterscheidungen werden nicht erkannt /d/-/g/, /f/-/k/
Dipl. Päd. Treiber Cornelia

Auditive Selektion (Nutzschall-Störschall-Diskrimination,
Figur-Hintergrund-Wahrnehmung)
Definition: Fähigkeit zur Unterscheidung bedeutungsvoller
Informationen von Umgebungsgeräuschen (Störgeräuschen).
Auch als Störlärmunterdrückung beziehungsweise FigurHintergrund-Unterscheidung bezeichnet.
Beispiel: Kind wird durch auditive Reize leicht abgelenkt.

Auditive Analyse
Definition: Fähigkeit, Wörter in Silben und/oder Sätze in Wörter
zu zerlegen bzw. einzelne Elemente aus einer akustischen
Gestalt herauszuhören (phonologische Bewusstheit,
Metalinguistik).
Beispiel: Kind gelingt es selten, einzelne Laute in Wörtern zu
erkennen und zu lokalisieren.
Dipl. Päd. Treiber Cornelia

Auditive Synthese
Definition: Fähigkeit, aus einzelnen Elementen eine
komplexe akustische Gestalt zusammenzusetzen.
Beispiel: Kind kann schwer einzelne Buchstaben zu einem
Wort zusammensetzen

Auditive Ergänzung
Definition: Fähigkeit, fragmentarische auditive Gebilde zu
sinnvollen Informationen zu vervollständigen.
Beispiel: Kind kann akustisch fragmentarische Äußerungen,
z. B. Wort- oder Satzfragmente nicht zu sinnvollen bzw.
verstehbaren Äußerungen ergänzen.
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Organische Belastungszeichen
o
o
o
o
o
o
o
Schwerhörigkeit hat(te) häufig Mittelohrentzündungen
besonders in den ersten Lebensjahren
hat(te) häufig Ohrausfluss
wurde an den Polypen u/o Mandeln operiert
bestimmte Geräusche werden nicht gehört
bestimmte Geräusche werden als schmerzhaft empfunden
wiederholtes Klagen über Kopfschmerzen
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Belastungszeichen Sprache
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
verspäteter Sprachbeginn; nicht altersgerechter Sprachstand
verwechselt ähnliche Laute/Wörter
spricht langsam, versteht schnelles sprechen nicht
versteht falsch, häufiges Nachfragen
undeutliche Aussprache, Nuscheln, Babysprache
spricht monoton
sprachliche/allgemeine Passivität
sprachliche Überaktivität („Sprechdurchfall“)
geringer Wortschatz
geringe Sprach-Gedächtnis-Leistung
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Belastungszeichen Konzentration
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
ist durch Geräusche leicht ablenkbar
auffallender Leistungsabfall im Laufe des Vormittags
schwache akustische Merkfähigkeit beim Kopfrechnen u/o
Diktatschreiben
klagt über Lärm in der Klasse
Diktate gelingen zu Hause besser als in der Schule
Schwierigkeiten beim Auswendiglernen
beobachtet erst die anderen um Anweisungen folgen zu
können
Angst bei plötzlichen Geräuschen
blockiert Außenreize bei hohem Interesse
(Hyperfokussierung)
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Belastungszeichen Verhalten
o
o
o
o
o
o
o
kann Schallquellen schlecht orten
unruhig, überaktiv, kann nicht lange still sitzen
fehlende Mitarbeit, geistige Abwesenheit, Träumerei
reagiert unsicher, wenn es gerufen wird
versteht öfters Informationen falsch
allgemeine Lärmempfindlichkeit
fühlt sich in größeren Gruppen nicht wohl
geht z. B. nicht gerne auf Geburtstagsparty
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Ursachen
Genetische Ursachen
Hirnreifeverzögerungen
Frühkindliche Hirnschädigung z. B. während der
Schwangerschaft durch Unterversorgung oder während der
Geburt durch Sauerstoffmangel
Risikofaktoren Dr. med. Reinhard Schydlo (2000), Auditive
Wahrnehmung und Hörtraining
Pränatale Risikofaktoren
vorzeitige Wehen, Wehenhemmer
Blutungen, Diabetes
starker Stress der Mutter
unerwünschte Schwangerschaft, Abortversuche
Nikotin, Alkohol, Drogen, Medikamente
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Perinatale Risikofaktoren
Frühgeburt oder Übertragung
Nabelschnurumschlingung, Sauerstoffmangel, niedrige
Apgarwerte
Wehenschwäche, Saugglocken- od. Zangenentbindung
Kaiserschnitt, Mehrfachgeburten
Postnatale Risikofaktoren
schwere Neugeborenen-Gelbsucht
schwere Infektionen (Sepsis, Meningitis, Encephalitis)
Ernährungsstörungen mit Toxikose (auch Zwangernährung) Lärmtrauma (z. B. im Inkubator)
Schädeltrauma
ototoxische Medikamente (die das Gehör schädigen)
Impfschäden
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Chronische Mittelohrentzündungen, Polypen, Mandeln
führt zu einer Reduktion der Schallübertragung
bis zu 30 dB
Paukenergüsse
Unentdeckte periphere Hörbehinderungen vor allem in der
sprachsensiblen Phase
Mangelhaftes Lernangebot
Lärmeinwirkung elektronische Spielzeuge mit schriller
Klangqualität irritiert den Aufbau der Filterleistung
Reizüberflutung viel höhere Lärmbelastung als früher
(Radio, TV, PC), diverse Grundgeräusche (z. B. PC-Lüfter),
„Diskman-Syndrom“
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Häufigkeit
Die Häufigkeit einer Störung der auditiven Wahrnehmung wird in der
Literatur unterschiedlich eingeschätzt, nicht zuletzt auch wegen der
divergierenden Definitionen.
Erwachsene 10 bis 20 %, Kinder 2 bis 3 % (Zorowka, 2001)
7 bis 11 % aller Sechs- bis Siebenjährigen erreichen nicht die
Anforderungen der „Rhythmischen Differenzierung“ und der
„Melodischen Differenzierung“ (Breuer-Weuffen; Zöllner, 1999)
Zählt man jene Kinder hinzu, bei denen AVWS nicht nur eine isolierte
Teilleistungsstörung darstellt, sondern Anteil einer komplexen Lernund Wahrnehmungsstörung (z. B. Lernstö-rung, LRS) ist, dann liegt die
zu vermutende Häufigkeit mindestens bei 15 %. Manche Autoren
gehen sogar von 60 - 70 % aller Kinder mit Lern- und Sprachstörungen
aus (Eggert, 1992).
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Diagnose der AVWS








Aufmerksamkeit
Speicherfähigkeit
Lokalisation
Selektion
Diskrimination
Analyse
Synthese
Ergänzung
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Therapie der AVWS
Hörwahrnehmungstraining
Das Hörwahrnehmungstraining = ein neuronales
Aufbautraining, das durch eine spezielle
akustische Stimulation erreicht wird. Das Training
erfolgt mit hochtonreicher Musik und wird bei
Bedarf noch mit einem Sprachtraining ergänzt.
Die 3 Wirkprinzipien des
Hörwahrnehmungstrainings:
 Hochtonfilterung
 Lateralisation
 Sprach-Feedback
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Hochtonfilterung
Die Hochtonfilterung wirkt aber einer frei
bestimmbaren Eckfrequenz und Intensität.
Trainiert folgende Teilfunktionen:
 Lautunterscheidung (Diskrimination)
 Störschall-Nutzschall-Filterfähigkeit (Selektion)
 Geräuschüberempfindlichkeit (Hyperakusis)
 Tonhöhenunterscheidung
 Zeitliche Verarbeitung (Ordnungsschwelle)
 Kurzzeitgedächtnis (Arbeitsgedächtnis)
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Lateralisation
Bei der Lateralisation werden die hohen
Töne eines Schallereignisses zwischen den
beiden Ohren hin und her bewegt.
Trainiert folgende Teilfunktionen:
 Raumwahrnehmung
 Richtungshören
 beidohrige Hörverarbeitung (dichotisches Hören)
 auditive Aufmerksamkeit
 Lateralisation der Gehirnhälften
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Sprach-Feedback
Beim Sprach-Feedback erfolgt die Rückkoppelung
der eigenen Sprache über Mikrofon und Kopfhörer.
Diese Rückkoppelung erweist sich als besonders
hilfreich bei der Behandlung von Sprachentwicklungsstörungen u/o auditiven Anteilen einer LRS.
Trainiert folgende Teilfunktionen:
 Lautunterscheidung
 Tonhöhenunterscheidung
 auditive Aufmerksamkeit
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Die Bedeutung der Musik im AUDIVA-Training:
Musik ist ...
... eng mit dem limbischen System, dem Sprachzentrum und
der Motorik verbunden,
... regt diese Bereiche ohne Leistungsansprüche an,
... bei „richtiger Musikwahl“ emotional ausgleichend,
... in komplexer Gestaltung Jogging für das Gehirn,
... sprachvorbereitend (das Gehirn verarbeitet Musik bereits
bevor es die Fähigkeit zum sprachlichen Ausdruck
entwickelt hat).
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Musik als „Medizin“
Beim Hören angenehmer Musik steigt die
Dopaminausschüttung, diese verbessert die
Konzentration und Lernbereitschaft. AD(H)S wird
auf einen reduzierten Gehirnstoffwechsel und auf
Dopaminmangel zurückgeführt.
Medikamente wie Ritalin wirken hemmend auf den
natürlichen Abbau von Dopamin. Durch die
Musiktherapie kann die natürliche Produktion von
Dopamin angeregt und eine medikamentenfreie
Therapie unterstützt werden.
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Musiktherapie (Phase A – 12 Wochen)
 Ideal ist, 2- bis 3-mal 10 Minuten pro Tag, die Dauer kann auch
länger sein, solange sich das Kind, der
Jugendlich/Erwachsene wohlfühlt.
 Aktives Zuhören ist nicht notwendig, es kann nebenbei immer
etwas getan werden, z. B. Zeichnen, Mandalas malen, Basteln,
Spielen, HÜ (Konzentrationshilfe); - nicht geeignet: TV,
Computer, Gameboy.
 Ein besonders guter Zeitpunkt ist der Morgen und der Abend –
möglichst gleichbleibende Zeiten wählen.
 Langsame Steigerung der Intensität durch das vorprogrammierte Levelprogramm (Stufen 1 bis 6).
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
HWT mit Sprache (Phase B)
Wesentlich in dieser Trainingsphase ist die
Verbesserung der Fremdwahrnehmung durch die
Filterung und das „sich selbst hören“ über Mikrofon
und Kopfhörer. Dadurch wird das
Sprachbewusstsein und die eigene Sprech- und
Sprachfähigkeit gefördert:
 Sprachverständnis
 Phonologische Bewusstheit
 Artikulation
 Grammatik und Wortschatz
 Phonem-Graphem Koppelung
 Lesetraining
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
Sprachtraining (Phase B – 7. bis 12. Woche)
Das Sprachtraining wird mit Hilfe von Hörbüchern
u/o speziellen Übungsmaterialien im Levelprogramm
oder mit frei gewählten Einstellungen durchgeführt.
Einstellungen für die Verstärkung von
Phonemen Filterung:
jeweils 60 – 80 %
Eckfrequenz
Vokalbereich: O-U-A
Vokalbereich: E- I
Konsonanten: b, p, d, t, g, k
Frikative: f, w
Zischlaute: s, sch, x, z
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
1000 Hz
2000 Hz
3000-4000 Hz
5000 Hz
6000 Hz
Sprechgeschwindigkeit
Durch das „normale“ Lesetempo werden
Endungen und Sprechpausen ausgelassen.
Die langsame Sprechgeschwindigkeit ist gut geeignet
bei:
 stockendem Lesen
 verlangsamter Verarbeitung
 mangelhafter Artikulation
 Leseunlust wegen schlechter Erfahrungen und/oder
Überforderung
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
AVWS und andere Störungsbilder







AVWS & Periphere Hörstörungen
Störungen der phonologischen Bewusstheit
Sprachentwicklungsstörungen
Lernschwächen und Lernbehinderungen
Spezifische Lernstörungen - im Besonderen LRS
Sekundäre Verhaltensstörungen
ADS und ADHS
Dipl. Päd. Treiber Cornelia
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