Zusammenfassung VWL III

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Zusammenfassung VWL III
Schweizerische Wirtschaftspolitik
Kapitel 1: Zentrale Themen im Überblick
1.1 Zentrale wirtsch. Grössen: Entwicklung der Zielgrössen steht im Zentrum der ökon. Analyse. Qualität der
Wirtschaftspolitik misst sich an der Erreichung dieser Zielgrössen.
a) Hoher Wohlstand: Gemessen am durchschnittlichen Einkommen pro Kopf. Erhöhung ->
Wirtschaftswachstum. Beantwortet die Frage, wie werden knappe Ressourcen effizient eingesetzt.
b) Arbeitslosigkeit: Gemessen an der Arbeitslosenquote. Steigt diese, verursacht sie Unsicherheit bei den
einzelnen Arbeitsnehmer.
c) Preissatbilität:  tiefe Inflation (= Preiserhöhung) bez tiefer Deflation (= Preissunkung). Gemessen an
Preisindex. Ist nicht automatisch garantiert, sehr wichtig für eine VW. Bekämpfung der Inflation verursacht
mehr Staatskosten, mehr Arbeitslosigkeit und tieferes Wachstum.
d) Gesunde Staatsfinanzen: Staatsverschuldung erhöht sich nicht, wirft die Frage auf, wie staatliche
Leistungen (z. B. Sozielwerke) finanziert werden.
1.2 Wohlstand: Entwicklung des Schweizer BIP:



Nom. BIP = Marktwert aller Güter und Dienstleistungen – Vorleistungen = effektive Wertschöpfung.
Reales BIP = nom. BIP teuerungskorrigiert (Inflation) -> Vergleich mit früheren Perioden.
Reales BIP  Bevölkerungszahl = reales BIP pro Kopf (zum Vergleich mit anderen Perioden).
 Merkmale des CH – BIP: Langfristiges Wachstum mit Konjunkturschwankungen. Vier Phasen:
- 1899 – 1945: Geringes Wachstum, ab 1929 Stagnation
- 1945 – 1975: deutliches, schnelles Wachstum
- 1975 – 1990: zuerst Rezession, dann mittleres Wachstum
- 1990 - ?: Einbruch, dann tiefes Wachstum
 Internat. Vergleich: BIP pro Kopf in USD angegeben und kaufkraftbereinigt (  Preise in anderen Ländern). Nur
USA höheres BIP pro Kopf; D, A hohlen jedoch auf. Wachstum CH  1%; D, A, USA  2%; China  7%
 Fazit: Reiche Schweiz mit geringerer wirtsch. Dynamik als andere Länder.
1.3 Arbeistlosigkeit; Entwicklung in der Schweiz

Arbeitslosenquote: %-Satz der Erwerbspersonen, die erfolglos Arbeit suchen ( -> Meldung bei RAV)
 Entwicklung: Bis 1990 unter 1% -> Überbeschäftigung. Anstieg auf 5% (1998), dann unter 2% (2001), jetzt ca auf
4%. Leichter Rückgang des BIP pro Kopf 1990 hatte massive Auswirkungen auf Arbeitslosigkeit.
 Internat. Vergleich: D 8% - 10%, USA  6%, A  CH
1.4 Preisstabilität: Entwicklung der Inflation in der Schweiz:

Preisindex der von repräsentativem Güterkorb abgeleitet wird (z. B. Miete 25,2%; Gesundheit 16,7%;
Nahrung 11%) = durschnittliche Ausgaben eines Haushaltes pro Periode.
-
Erhöht sich der Preis des Güterkorbes -> Inflation
Sinkt der Preis des Güterkorbes -> Deflation
Bleibt der Preis konstant -> Preisstabilität
 Entwicklung: Seit 1990 tiefe Schwankungen unter 2%. Verhältnismässig tiefe Inflation in Phasen weltweit hoher
Preissinstabilität. SNB-Geldpolitik versucht Inflation unter 2% zu halten.
 Internat. Vergleich: Inflation in D, A, USA ähnlich tief wie in der Schweiz. Deflation wurde zum Problem in Japan:
sinkendes Preisniveau führte zu hohen Kosten.
1.5 Gesunde Staatsfinanzen; Entwicklung der schweizer Staatsschulden:

Staatsverschuldung = Mass für Gesundheit der Staatsfinanzen. Gemessen an Anteil der Verschuldung am
BIP.
 Entwicklung:
- 1970 – 1989 zwischen 30% und 45% BIP
- 1990 - ?: Permanenter Anstieg bis auf heute ca. 55% BIP
 EU – Benchmark: 60% falls von einem Land Beitritt zur Währungsunion gewünscht ist.
 Internat. Vergleich: Relativ tief gegenüber Vergleichsländer D, A, USA. Grosse Probleme haben Japan
(Verschuldung auf ca. 160% BIP) und Italien (über 100% BIP)
 Gesunde Staatsfinanzen, falls keine laufend erhöhende Verschuldung stattfindet, d. h. Einnahmen  Ausgaben.
1.6 Zusammenhang der Zielgrössen: Stärke dieser Indikatoren liefert Hinweise auf den wirtsch.
Gesundheitszustand und das Funktionieren der Wirtschaftspolitik. Zielkonflikte? Keine, Ziele sind
ausgesprochen komplementär.
Kapitel 4: Marktwirtschaft und Wohlstand
4.1 Ineffizienz der Planwirtschaft:


Planwirtschaft hat zwei grundlegende Eigenschaften:
 Ressourcen gehören dem Staat
 Zentrale Planungsbehörde lenkt den Einsatz der Ressourcen
Marktwirtschaft
 Ressourcen in privater Hand (Grossteil)
 Steuerung erfolgt durch das Preissystem (unsichtbare Hand)
Eine Planungsbhörde ist nicht in der Lage alle Informationen über Produktion und Nachfrage, Knappheit
und Überschuss der Ressourcen zu beschaffen und darauf effizient und zeitgerecht zu reagieren. Kommt
noch dazu, dass die Behördemitglieder Ressourcen zu ihren Gunsten Missbrauchen. Dieses System
schafft keine Anreize für wirtschaftliche Innovationen.
4.2 Rolle der Preise in einer Marktwirtschaft:
Adam Smith; Idee der unsichtbaren Hand, die das wirtsch. Geschehen steuert. Wenn jeder seinen eigenen
Interessen folgt, wird der Wohlstand der gesamten Ökonomie maximiert.
Preise: Zeigen relative Knappheit von Gütern oder Ressourcen an und bestimmen dadurch wofür diese
verwendet werden.
Steigender Preis eines Gutes  höhere Opportunitätskosten für dessen Konsum  tiefere
Nachfrage nach diesem Gut. Produzent erhält das Signal, dass es sich lohnt mehr von diesem Gut
zu produzieren. Vier Funktionen der Preise:
1.
2.
3.
4.
Information über Knappheiten
Lenkung der Ressourcenallokationen
Koordinationsfunktion zwischen Anbieter und Nachfrager
Knappheitssignale zeigen an, wo sich Innovationen lohnen
1-3 = statische Effizienz, 4 = dynamische Effizienz
Beispiel OPEC 1973:
1) Verknappung des Angebots
2) Erdölpreis erhöht sich
3) Weniger Ölverbrauch, neue Ressourcenallokation
4) Neue Ideen: Alternative Energiequellen und schwerzugängliche
Erdölreserven.
5) Koordination durch unsichtbare Hand
4.3 Effekte von Preiseingriffen
Preise sollen immer unverzerrt bleiben, sonst zeigen sie nicht die tatsächliche Ressourcenknappheit an. Zudem
müssen sie die Präferenzen der Nachfrager und die Kosten der Produzenten anzeigen.
Freie Preisbildung
KR: Differenz zwischen Marktpreis und
Reservationspreis aller Konsumenten, die bereit
wären mehr als p* zu bezahlen.
PR: Differenz zwischen Marktpreis und Preis der
einige Anbieter bereit wären für ohr gut zu
verlangen, der unter p* liegt.
Wohlfartsgewinn = PR + KR
Mindestpreis
Wohlfahrtsverlust = blaue Fläche, zusätzlicher
Rentenverlust für Nachfrager. Beispiel
Landwirtschaft mit Überschussmenge qn - qm
Erreichen eines ökon. Zieles sollte ohne
Preiseingriffe angestrebt werden, sondern z. B.
Subventionen.
Anderes Beispiel Mindestlöhne, zu hohes
Einkommen für Personen mit tiefer Produktivität.
Höchstpreis:
Reduktion der PR, Umverteilung zu KR plus
Wohlfahrtsverlust.
4.4 Beiträge des Staates zur Marktwirtschaft
a) Garantie von Eigentums- und Vertragsrechten: Wichtigste Voraussetzung, damit ein arbeitsteiliges und
marktwirtsch. System funktioniert. Fehlt teilweise in vielen Entwicklungsländern ( Korruption + staatliche
Enteignung als Konsequenz, Private entfalten Aktivitäten am Staat/Rechtssystem vorbei  informelle
Beziehungsnetze). Die Markterweiterung ist somit nicht gewährleistet und die Arbeitsteilung ist minim.


Eigentumsrecht: Besitz des Einzelnen und damit verbundene Handelsformen
Vertragsrecht: Zur Übertragung von Eigentum
b) Korrektur von Marktversagen: Eingriff falls falsche Signale vom Markt ausgesendet werden. Erfordert
jedoch klare Definition! Marktversagen liegt nur dann vor, wenn die Preise nicht die relativen Knappheiten
anzeigen. Drei Fälle:
I)
Monopolmacht: Preis auf dem Markt ist höher als der optimale Preis, verschafft
Anreiz die Menge zu reduzieren um grösseren Gewinn zu erzielen. Monopolist tifft
seine Entscheidungen selbst, da die Konkurrenz fehlt.
II)
Externalitäten: Folgekosten einer Produktion mit denen der Produzent nicht
konfrontiert wird, die aber der Allgemeinheit ins Gewicht fallen; z. B.
Umweltverschmutzung
III)
Öffentliche Güter: Nicht rivalisierend und nicht ausschliessbar (öff. Feuerwerk,
Grundlagenforschung). Preis = 0  wird auf dem freien Markt nicht produziert, also
falsches Signal über die Knappheit dieser Güter. Staat mittels Steuerfinanzierung.
Staatseingriff bei Marktversagen muss effizient sein. Asymmetrische Informationen (bei Versicherungen)
gelten nicht als klassisches Marktversagen!
c) Vermeidung effizienzmindernder Regulierungen: Regulierungsfolgeabschätzung (wie wird eine
Regulierung umgesetzt, ohne dass zu starke Effizienzeinbussen erfolgen) mit fünf Prüfpunkten:
1)
2)
3)
4)
5)
Notwendigkeit und Möglichkeit staatlichen Handelns
Auswirkungen auf die betroffenen Gesellschaftsgruppen
Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft
Alternative Handlungen
Zweckmässigkeit im Vollzug
Politische Entscheide mit nicht nur wirtsch. Hintergründen erfordern dies.
4.5 Effizienz versus Wachstum
VW-Effizienz ist dann vorhanden, wenn die Produktionsfaktoren optimal eingesetzt werden. Dadurch lässt sich der
Wohlstand steigern.
Statischer Effekt:
Produktionsmöglichkeiten-Kurve mit allen
möglichen Kombinationen von IG und KG
bei gegebenem Kapital, Arbeit und
Technologie. Alle Punkte auf der Kurve
zeigen effiziente Kombinationen an. Punkt
A ist deshalb ineffizient, weil man mit den
gegebenen Mengen an IG/KG y-mehr KG
bez X-mehr IG herstellen kann.
Langfristig sind die Produktionsfaktoren
nicht konstant (mehr Arbeitskräfte, Kapital,
bessere Technologie, also erhöhen sich
die Produktionsmöglichkeiten.
Dynamischer Effekt:
Es kann mit optimalem Ressourceneinsatz
mehr produziert werden, so dass sich die
Kurve nach aussen verschiebt. Das
Wachstum kann länger weitergehen als
beim statischen Effekt.
Kapitel 5: Internationale Arbeitsteilung
5.1 Spezialisierung und komparative Vorteile
a) Spezialisierung: Übergang zu einer stetig wachsenden Arbeitsteilung in den letzten 200 Jahren. Beispiel
Nadelproduktion in 1770: 10 Personen  200 Nadeln, wenn jede die einzelnen Schritte selbst durchgeht.
Spezialisiert sich jeder auf einen bestimmten Produktionsschritt  50 000 Nadeln pro Tag. Je mehr Leute
an Spezialisierung beteiligt, desto grösser die Wohlstandsgewinne! Gewaltiges Potential an
Wohlstandssteigerung weltweit bei grosser internationaler Arbeitsteilung.
b) Komparative Vorteile: Kritik: Industrieländer produzieren alles effizienter als Entwicklungsländer, wie
sollen letztere konkurrieren?
David Ricardo, Idee der komparativen Vorteile am Beispiel Roger Federer und Nachbarsjunge.
Industriländer haben absolute Vorteile in praktisch allen Tätigkeiten. Entwicklungsländer haben
komparative Vorteile in der Produktion von Gütern, bei denen der Produktivitätsunterschied nicht sehr
gross ist.
5.2 Wohlfahrtssteigerung durch internat. Handel
Wohlfahrt bei Autarkie:
Entspricht der Summe aus PR und KR
Es wird kein Handel mit anderen Ländern
betrieben.
Dank höherem Weltmarktpreis pm im
Vergleich zum Inlandspreis bei Autarkie,
produzieren die Anbieter mehr und können
exportieren. Umverteilung von KR zu PR
plus zusätzliche Wohlfahrtsgewinne in
Form von PR (blaue Fläche).
Produzenten stellen weniger Güter her als
bei Autarkie, Nachfrageüberschuss wird
mit Importen kompensiert. Umverteilung
von PR zu KR plus zusätzlicher
Rentengewinn in Form von KR (blaue
Fläche).
Importe und Exporte sind ökonomisch gleich positiv zu bewerten. Das Problem bei Importen ist, dass diese gegen
die inländische Produktion konkurrieren und dadurch Strukturwandel (Lohndruck plus Arbeitsplatzabbau) auslösen.
5.3 Protektionismus
a) Zölle: Erhöhen die Preise im Vergleich zum Weltmarkt
Grüne Fläche = Zolleinnahmen
Schwarze Fläche = Umverteilte Rente zu
PR
Rote Flaäche = Wohlfahrtsverlust
Protektionismus verhindert, dass das volle
Potential der effizienzsteigernden
Spezialisierung asugeschöpft wird.
b) Politische Ökonomie des Protektionismus
Zollabbau verursacht Rentenumverteilung zu Gunsten der Konsumenten. Verlierer sind der Staat und die
Produzenten, daher ist dies schwer realisierbar. Produzenteninteressen sind politisch einfacher zu
organisieren als diejenigen der Konsumenten (kleine homogene versus grosse heterogene Gruppe).
Einzelner Konsument hat viel weniger zu verlieren durch nicht erfolgten Zollabbau als ein einzelner
Produzent, der nur ein einziges Gut anbietet (Konsument täglich dutzende von Gütern).
Protektionismus bietet kurzfristig Schutz, langfristig schadet es jedoch den Produzenteninteressen, da es
diese verpassen, sich an die laufend verändernden wirtsch. Verhältnissen anzupassen (z. B.
Landwirtschaft).
In der Politik steht die kurzfristige Betrachtungsweise im Vordergrund, da diese für Wahlergebnisse von
zentraler Bedeutung ist. Ausserdem steht der Staat dank Zolleinnahmen auf der Gewinnerseite.
c) Formen der Handelsliberalisierung (Zollabbau)
I)
II)
III)
Multilateral: Möglichst alle Länder oder zumindest die meisten  WTO
Regional: Gruppe von Ländern mit engen Handelsbeziehungen  EU
Bilateral: Freihandelsabkommen (zwei Länder), häufig als Antwort auf lange Verzögerungen
beim multilateralen Zollabbau, da WTO Einigkeit aller Mitglieder benötigt.
d) Raffinierterer Protektionismus: Die nichtarifären Handelshemmnisse





Quoten: Vorgabe für ein Mengenlimit eines importierten Gutes (leicht abbaubar).
Technische Vorschriften: Gleiche Güter müssen in versch. Ländern untersch. techn. Vorschriften
genügen (schwer abbaubar)
Subventionen: Haben zollähnliche Wirkung
Patentschutz
Öffentliche Aufträge: Bedeutender Teil an Gütern/Diensleistungen wird vom Staat gekauft, welcher
logischerweise inländische Produzenten bevorzugt. Kann zu Monopolmacht führen.
Diese Formen von Protektionismus spielen in den aktuellen WTO-Runden eine zentrale Rolle, da der
Zollabbau ziemlich fortgeschritten ist.
5.4 Regionale wirtsch. Integration
a) Wohlfahrtseffekte von Integrationsräumen: Regionale Integration schafft:


Handelsschaffung
Handelsumlenkung: Verzerrung der bestehenden Handelsströme (es nehmen nicht mehr alle
Länder im gleichen Mass am Handel Teil), Güter werden nicht mehr vom billigsten Produzenten
weltweit, sondern vom billigsten im Integrationsraum importiert (für letzteren entfallen die Zölle!)
Falls Handelsschaffung > Handelsumlenkung  mehr Wohlfahrt
Handelssituation in Land A mit:
Preise Land B Preise Land C
Nach Integration bezieht A Gut von B, da
ohne Zoll billiger als bei C mit Zoll
(Handelsumlenkung).
Zusätzliche KR (blau + beige), entfallene
Zölle (beige + türkis).
Mehr Wohlfart falls blau > türkis.
Hoher Ausgangszoll
qc < qb, Zolleinnahmen sehr
tief. Zusätzliche KR sehr
gross, verlorene Einnahmen
relativ gering.
Grosser Integrationsraum
Land B  effizient wie Land C,
diese Tatsache steigt, je grösser
der Integrtionsraum. Deutlich
positive Auswirkungen.
b) Formen der Integration:
Freihandelszone: Liberalisierter Handel zwischen Mitglieder dank Zollabbau  EFTA
Zollunion: Gleiche Zölle gegenüber Nichtmitglieder. Reduktion der Transaktionskosten dank
Entfall der Ursprungsnachweise  EU bis 1992.
Binnenmarkt: Vier Freiheiten = freier Austausch von Gütern, Dienstleistungen, Arbeit und
Kapital  EU seit 1992.
Währungsunion: Nationale Geldpolitik wird an supranationale Behörde abgetreten, funktioniert
nur bei genügender Koordination der Finanzpolitiken der Mitglieder  EU seit 1999.
Wirtschaftsunion: Gemeinsame Wirtschaftspolitik  bei EU Frage offen, da Verfassung in F
und NL abgelehnt.
I)
II)
III)
IV)
V)
c) Europäische Integration: Nach 1. Weltkrieg Reparationszahlungen als schlechte Voraussetzung für
gedeihliches wirtsch. Zusammenleben (Kritik von John Maynard Keynes „The Economic Consequences of
the Peace“, Rep.zahlungen = Früchte für weitere Konflikte)  Zwischenkriegszeit = Protektionismus und
kompetitive Währungsabwertung.
Nach 2. Weltkrieg Konzipierung des Marshall-Plans, IWF, Weltbank und WTO in Bretton-Woods für
gesundes wirtsch. Zusammenleben und als Grundstein für die eruopäische Integration (Marshall-Plan).
I)
Vertiefung:
1957 Römer Verträge: Zollunion und Agrarpolitik, kein Durchkommen für
Binnenmarkt, da nicht gefordert, erst Ende 80’ mit hoher Arbeitslosenquote und
wachsender internat. Konkurrenz (Japan).
 1987 Europäische Akte: Vier Freiheiten  Binnenmarkt bis 1992 realisieren.
 1993 Maastrichter Vertrag: Wirtschafts- und Währungsunion, drei EU-Pfeiler:
Wirtschaftsverträge der EU, gemeinsame Aussen- und Sicherheitspolitik, innere
Sicherheit (Schengen).
Erweiterung:
 1999 Vertrag von Amseterdam: Für hauptsächlich nicht-wirtsch. Ziele (sicherheit
und Freiheit).
 2001: Vertrag von Nizza: Für Osterweiterung. Offenes Schicksal, da Volksnein
zur Verfassung in F, NL.

II)
5.5 Schweizer Aussenpolitik
a) Grundpfeiler: Aussenwirtschaft von zentraler Bedeutung, da CH = kleines Land mit wenig Rohstoffen.
Aussenwirtschaftspolitische Strategie des Bundesrates geht der Frage nach, wovon die pos.
Wohlfahrteffekte der internat. Arbeitsteilung abhängen: Exporte, Importe und weitgehende internat.
Arbeitsteilung. Kritik an Importen, da diese die nationale Produktion konkurrieren. Kritik an Arbeitsteilung:
hilft den ärmeren nicht. Kontraargument: komparative Vorteile. Förderung dieser drei Ziele:
I)
Exporte: Zugang zum internat. Markt für CH-Produzenten ermöglichen. Nur mit Verhandlungen
auf internat. Ebene realisierbar.
Importe: CH-Binnenmarkt offen halten. Schwierig durchzusetzen.
Arbeitsteilung: Unterstützung der Handelspartner zur Integration in die Weltwirtschaft und
Teilnahme an globaler Arbeitsteilung. Im innenpolitischen Prozess einfach durchzusetzen.
II)
III)
Auswahl der Handelspartner: Zwei Kriterien


Wirtsch. Grösse: Heutige und zukünftige EU, USA, Japan, längerfrsitig China, Indien und
Brasilien.
Diskriminierungspotenzial: Wie stark sind CH-Exporteure Nachteilen ausgesetzt, falls
andere wichtige Handelspartner schon umfassende Abkommen untereinander haben  Suche
nach gleichwertigen Freihandelsverträge.
Wichtig sind umfassende Handelsabkommen , die für alle vier Freiheiten gelten. CH belegt weltweit
den 6. Rang beim Kapitalbestand im Ausland.
b) CH-Integrationspolitik: EU = 60% Exporte, 80% Importe  sehr wichtiger Punkt = aussenwirtschaftliche
Strategie mit EU.






1972 Freihandelsabkommen EG: Wichtigster Integrationsschritt Richtung Europäische Union.
Freihandelszone EG – EFTA, ohne Agrarpolitik.
1992 Ablehnung EWR:  Weg als restliches Europa, nicht Richtung EU-Beitritt. Gründe: Kein
Mitbestimmungsrecht an WTO-Runden, kein Reformdruck (tiefe Arbeitslosenquote), gutes Wachstum
(Immigration in nicht sehr effiziente Sektoren).
2000 Annahme Bilateralen I: Binnenmarkt  Personenvervehr, Land/Luftverkehr, Forschung, öff.
Beschaffungswesen, Agrarprodukte und techn. Handelshemmnisse.
2001 Ablehnung „Ja zu Europa“
2004 Bilateralen: Zinsbesteuerung plus Betrugsbekämpfung (Anliegen EU), Schengen-Dublin (Anliegen
CH), total acht Abkommen.
Bilateraler Weg gefährdet bei Abstimmungen über Personenfreizügigkeit für die neuen EU-Staaten, da
Aufkündigung des ganzen Paketes I droht. EU toleriert  Behandlung versch. Länder nicht. CH =
Ausnahmefall, da wichtiger Handelspartner der EU und bestehende Hoffnung auf zukünftigen Beitritt.
Vor/Nachteile bei EU-Beitritt
-
-
Vorteile
Handelsschaffender Effekt
Zusätzlicher Wettbewerbsdruck dank
Importen und gemeinsamer Währung
(hohe Preistransparenz)
Wegfall der Grenzkontrollen und
Ursprungsregeln.
Abbau Landwirtschaftsprotektionismus.
-
Nachteile
CH-Zinsen steigen auf EU-Niveau (ca.
+1%).
Jährliche Beiträge in Mia.höhe an EUBudget.
Ev. MwSt. auf 15% (Steuerreform um
starker Anstieg der Staatsquote zu
verhindern).
Kapitel 6: Wettbewerb, das Problem der Monopolmacht
6.1 Gesamtwirtsch. Kosten von Monopolen:
a) Wie verhält sich ein Monopol? Monopolist kann Preis durch Mengenvariierung beeinflussen, Firma in
vollständiger Konkurrenz nicht, verkauft also die Menge, bei der der Marktpreis ihren Grenzkosten (MC)
entspricht.
Produktionsentscheid des Monopolisten
beeinflusst Menge und Preis des Produktes.
Annahme: MC des Monopolisten konstant.
MR = zusätzlicher Ertrag für jede verkaufte
Einheit, ist steiler als N, da Preis mit
zunehmender Menge sinkt. Folglich ist der
zusätzliche Erlös kleiner als der Preis bei
einer zusätzlichen Einheit.
Monopolist erhöht Produktionsmenge
solange, bis MR = MC
Vollständige Konkurrenz: p = MC, es wird also
qk abgesetzt.
pm > pk, qm < qk
b) Wohlfahrtsverlust durch Monopole:
Wohlfahrtsverlust
Vollständige Konkurrenz hat
keine PR.
Monopol: PR vorhanden,
Nachteil ist der
Wohlfahrtsverlust.
c) Zusätzliche Wohlstandsverluste:
I)
II)
Statische Kosten: X-Ineffizienz (betriebsintern), Reduktion des Anreizes, die
Produktionskosten zu senken. Rentseeking, Investition in Zutrittsschranken um Monopol zu
sichern. Politik hält Konkurrenz fern  Lobby.
Dynamische Kosten: Monopol reduziert Innovationsanreiz, hat negativer Effekt auf
Volkswirtschaft und langfristiges Wachstum. Neue Technik, Produktionsmethoden- und
Prozesse werden zugunsten von Marktzutrittsschranken vernachlässigt.
6.2 Marktzutrittsschranken
a) Natürliche Marktzutrittsschranken: Bei extrem hohen Fixkosten für die Produktion eines Gutes.
Fixkosten = zu leistende Auslagen, bevor erste Einheit verkauft werden kann, sind unabhängig von der
produzierten Menge. Können diese über grössere Stückzahlen verteilt werden  tieferes Preisangebot
dieser Firma, andere werden vom Markt verdrängt. Beispiele: SBB und ehem. PTT, Markteintritt wäre nicht
sinnvoll!
Falls Firma keine Anfangsinvestition leisten muss (nur variable Kosten), sehen diese wie folgt aus:
K = bQ (b = variable Kosten = MC, Q = Menge)
Monopol mit fixen Kosten:
K = a + bQ, Durchschnittskosten = (a +bQ)/Q = a/Q + b.
Durchschnittskosten immer grösser als die Grenzkosten und sinken mit jeder zusätzlich prod. Einheit, da
a/Q mit zusätzlichem Q kleiner wird.
Wegen der hohen Fixkosten sinkt AC im gesamten
relevanten Bereich und sind  MC (um a/Q höher).
Bei vollständiger Konkurrenz gäbe es für Firma
Verlust, da Preis in dieser Situation = MC wäre und
diese unter den AC liegen. Das Gut würde also nicht
produziert werden. Es bleibt nur die Firma mit der
grössten Prod.menge, die diese immer vergrössern
wird, da mit jeder zus. Einheit die AC sinken.
b) Künstlich geschaffene Schranken:
I)
Staatliche Regulierungen: Behindern den freien Marktzugang  erleichtern Monopolbildung.
Häufig erschweren sie den Zugang unabsichtlich wie Zölle oder nichtarifäre Massnahmen, die
im Prinzip eine Schutzfunktion für eine bestimmte Branche sind (ähnlich, zum Schutz der
Bevölkerung werden Zulassungen für Berufe erstellt). Anderes Beispiel sind Patente (siehe
weiter vorne). Frage ist, ob die durch Regulierungen eröffneten Monopolspielräume nicht
kontraproduktiv sind und das Problem, welches man lösen wollte noch verschlimmern.
Kurzfristig = Schutzschild, längerfrsitig = ineffizient.
II)
Strategische Zutrittsschranken: Firmen in monopolistischen Stellungen bemühen sich den
Zutritt für andere so schwer wie möglich zu machen. Führt gesamtwirtschaftlich zu
Ineffizienzen und Marktversagen.




Kartellbildung: Absprache über Mengen, Preise, Gebiete, Konditionen, etc. Längerfristig
instabil, da Anreiz zur Produktionsausweitung bei einzelnen Mitgliedern. Bsp: OPEC.
Preiskampf: Drohung, die hohen Monopolpreise gelten nur solange, wie diese Firma
allein auf dem Markt steht, bei weiterem Markteintritt werden Preise sofort auf MCNiveau gesenkt.
Überkapazitäten: Drohung die Produktion auszuweiten und somit die Monopolrente zu
sinken, was den Markteintritt unattraktiv macht.
Politisches Lobbying: Bewusst ausgelöste staatliche Regulierungen. Blockieren sehr
effektiv Markteintritte potenzieller Konkurrenten und sichern so hohe Gewinne.
6.3 Wettbewerbspolitische Ansätze
Wettbewerbspolitik ist die politische Reaktion auf Ineffizienzen, die durch Beschränkungen des Marktzugangs
entstehen. Wirksame Wettbewerbspolitik = schwierige Aufgabe, da privatwirtschaftlich ein hoher Anreiz besteht
Monopole aufzubauen und zu sichern.
a) Wettbewerbspolitik bei natürlichen Monopolen: Es ist nicht das Ziel, der Preis auf die Höhe bei
vollständiger Konkurrenz zu setzen (Firma könnte die hohen Fixkosten nicht mehr decken). Durch
saatliche Regulierung muss der Preis des Gutes so hoch angesetzt werden, das er die AC deckt (ohne
Eingriff würde die Firma ein höherer Preis setzen).
I)
II)
Verstaatlichung: Der Staat setzt den Preis gleich den Durchschnittskosten oder alternativ
gleich den Grenzkosten (in diesem Fall fliesst das Defizit ins Staatsbudget). Das Problem
besteht darin, dass in den meisten Fällen alle Teile der Wertschöpfungskette verstaatlicht
werden, auch solche die man problemlos der Privatwirtschaft hätte überlassen können.
Beispiel PTT: Natürliches Monopol ist nur das Leitungsnetz, Dienstleistungen auf diesem und
Telefongeräte nicht. In den letzten Jahren Abkopplung vom Staat dieser Sektoren, also die
Trennung der physischen Infrastruktur von den Dienstleistungen.
Regulierungen: Sind nötig um den Dienstleistungsanbietern den Netzzugang zu ermöglichen.
Zum Beispiel wäre das bei der Bahn, der Elektrizität und der Telekommunikation nötig, nicht
aber bei der Post, da diese aus ökonomischer Sicht kein natürliches Monopol darstellt
(politisch kann die Meinung dazu anders sein). Die Regulierung sollte den Netzzugang so
ermöglichen, das die Anbeiter nicht der Willkür privater Monopole (Bsp. Swisscom) ausgesetzt
sind. Deregulierung des Monopolmarktes = regulierte Privatisierung, Konditionen für den
Netzzugang und Entschädigung für Netzbetreiber muss klar festgelegt sein.
b) Wettbewerbspolitik bei künstlich geschaffenen Monopolen: Deregulierung beabsichtigt die Zahl der
potentiellen Anbieter auf dem Markt zu erhöhen. Effektiv ist der Abbau des Protektionismus  internat.
Marktöffnung, Monopolist muss dann Wettbewerbspreis für sein Gut setzen.
Wettbewerbspolitik versucht Kartelle und Marktzutrittsschranken zu verhindern
6.4 Schweizer Wettbewerbspolitik
a) Hochpreisinsel CH und Ansätze für mehr Wettbewerb: Preise in CH liegen 40% über OECD-Schnitt, vier
mögliche Gründe:
I)
Qualitätsunterschiede: Aufgrund höherer Qualität der Produkte sind die Preise höher als in
anderen Ländern. Ist relativ einfach zu widerlegen, Bsp BigMac-Index, BigMac in CH 70%
teurer als in USA, Qualität exakt gleich.
II)
Einkommensunterschiede: Dienstleistungen in CH sind teurer als in einem Land mit tieferen
Einkommen, vor allem weil sie international nicht handelbar sind. Bsp Haarschnitt in CH und in
MEX. Jedoch andere OECD Länder (LUX, USA) mit mehr Einkommen als CH und tieferem
Preisniveau. Also ist diese These zumindest teilweise widerlegt.
III)
Deregulierung: Liberalisierung der natürlichen Monopole in CH später als in meisten OECDLändern. Zuerst im Bereich Telekom (90er Jahren), dann bei der Post, Elektrizität gescheitert
an Abstimmung 2005, Schienenverkehr geplant. Bei künstlichen Monopolen: öffentliches
Beschaffungswesen, Gesundheitswesen und generelle Öffnung gegenüber internat. Anbietern
(auch im Rahmen der Bilateralen).
b) Entstehung der heutigen CH-Wettbewerbspolitik
I)
Kartellgesetz vor 1995: In allen anderen Ländern Kartelle verboten, ausser, man konnte
positiver Wirkung auf die Wirtschaft nachweisen, in der Schweiz Kartelle zugelassen, ausser
negative Wirkung konnte nachgewiesen werden. So war es für die Kartellbehörde äusserst
schwierig ein Kartell ausfindig zu machen, da diese der Outsider in der jeweiligen Branche
war, welche verständlicherweise nicht kooperativ waren. Saldomethode als Basis des
Kartellgesetzes  pos. + neg. Effekte sammeln und ein Saldo bilden, dann Entscheidung.
Negativ = Effizienzverlust, positiv = Qualitätssicherung, Versorgungssicherheit, Verhinderung
struktureller Arbeitslosigkeit, etc. Ökonomen widersprechen dem, diese Ziele sind durch
Wettbewerb wesentlich billiger zu erreichen (z. B. Qualität wird durch die Nachfrage und nicht
durch das Angebot definiert!) Strukturelle Arbeitslosigkeit kann nur kurzfristig verhindert
werden, da Anpassungen bei Deregulierungen auf einen Schlag vorgenommen werden
müssen.
II)
Revision von 1995: Auch als Reaktion auf EWR-Ablehnung, nur Gesetzesänderung, da
Aufnahme in Verfassung referendumspolitisch praktisch undurchsetzbar. Verbot von harten
Kartellen (Preis-, Mengen- und Gebietskartelle) und Fusionskontrolle. Keine Anwendung der
Saldomethode in diesen Fällen. Wettbewerbskommission neu auch mit Experten (früher nur
Interessensvertreter), Entscheide und Untersuchungen zur Publikation freigegeben.
III)
Zweite Revision 2004: Erste Revision im Vergleich zu anderen Ländern zu harmlos. Vgl. Fall
Roche und Vitaminkartell, dass in USA aufgedeckt wurde. In der Schweiz konnte man lediglich
Verwarnungen bei der ersten Aufdeckung aussprechen, im Widerholungsfall eine Busse
ansetzen. Es wurde also die Kronzeugenregelung eingeführt und man kann nun direkte
Sanktionen erteilen.

Preisüberwacher: Verhindert Preismissbrauch wo kein Wettbewerb herrscht
(Gesundheitswesen  staatliche Marktordung, Firmen mit besonderen Rechten  Post und
SRG, natürliche Monopole  Elektrizität).
Kapitel 7: Umwelt, das Problem externer Effekte
7.1 Echte und unechte Externe Effekte
Externe Effekte: Einflüsse der Handlungen eines ökonomischen Akteurs auf die Handlungen eines anderen, die
sich nicht im Preissystem widerspiegeln. Dieser Begriff wird oft ungenau verwendet. Nur ein Effekt, der die
relativen Preise nicht verändert, verzerrt die Knappheitssignale und rechtfertigt somit einen Staatseingriff. Das
Beispiel eines zweiten Metzgergeschäfes in einem Dorf, das ein Nachteil für das erste und früher einzige ist, wird
als pekuniärer externer Effekt bezeichnet und stellt kein Marktversagen dar. Es ist vielmehr ein Signal dafür, dass
der Markt funktioniert.
Anders beim Beispiel eines Stahlwerkes und der Fischer auf dem durch letzteres verschmutzten Flusses. Der
Nachteil der dadurch für den Fischer entsteht wird nicht im Preissystem widerspiegelt, es zeigt die relativen
Knappheiten nicht an. Diese ineffiziente Situation rechtfertigt ein staatlicher Eingriff. Man nennt einen solchen
Effekt auch einen technologischen.
7.2 Wohlfahrtsverluste durch Externalitäten
Die Angebostskurve der Stahlfirma liegt unter
derjenigen, die die sozialen Grenzkosten berücksichtigt.
Das Marktergebnis mit dem Angebot Ap bringt nicht die
optimale Menge hervor. Die Grenzkosten für den
Produzenten sind unterschiedlich zu denen der
Gesellschaft (nämlich tiefer), also kommt auch der
Markpreis pm tiefer zu liegen als der effiziente Preis p*.

Positive externe Effekte liegen vor, wenn ein produziertes Gut den Erzeuger nicht angemessen
entschädigt, häufigstes Beispiel sind die Effekte von Forschungsergebnissen. Andere Forscher profitieren
von diesen, ohne dass sie die gleichen Investitionen leisten mussten, wie der Verursacher dieses Effektes.
Schlussendlich führt dies dazu, dass zuwenig von diesem Gut produziert wird, was wiederum ein
Staatseingriff rechtfertigt (z.B. Subventionen).
Bei der 2. Grafik kommt zu
anfänglichen Gesamtnutzen OABC ein
Zusatznutzen ABDF dazu. Die Kosten
OAB vergrössern sich um ABEF, wobei
ein Rentenverlust in der Grösse von
BED entsteht. Die Wohlfahrt ist durch
diese Marktkonstellation also geringer.
Ein Staatseingriff ist hier gerechtfertigt.
7.3 Ansatzpunkte für die Wirtschaftspolitik
a) Freiwillige Internalisierung: Der Verursacher des Externalitätenproblems gelangt zu Einsicht, dass es
unfair von seiner Seite ist, die Umwelt zu verschmutzen, damit wird er eventuell die Kosten, die für die
ganze Gesellschaft entstehen berücksichtigen.
I)
II)
III)
Apell an die Moral: Verursacher aufklären, dass seine Handlungen andere beeinträchtigen.
Internalisierung durch Fusion: Beispiel Stahlwerk und Fischer, könnten fusionieren, der
externe Effekt würde somit internalisiert, die Kosten würden für die neue Frima nun sichtbar.
Der Gewinn ist für die gesamte Firma relevant und nicht nur für eine einzelne Division.
Vertragliche Internalisierung: Vertrag zwischen Schädiger und Geschädigten  Anrecht auf
Entschädigung. Dafür müssen aber die Eigentumsrechte klar definiert sein.
b) Staatliche Regulierung: Bestehend aus Verboten und geboten, schädigende Tätigkeit so regulieren, dass
sie eine bestimmte Intensität nicht überschreitet (Mengen,- Produktionsbeschränkungen).
c) Korrektur der Preisverzerrung: Auch durch staatlichen Eingriff, Preis wird so reguliert, dass er die
tatsächlichen Knappheiten anzeigt.
7.4 Instrumente der Umweltpolitik
a) Freiwilliger Umweltschutz: Geht von Appellen an die Moral bis zu Verträgen zwischen Schädiger und
Geschädigten. Verträge sind nur bei lokalen Externalitäten anwendbar. Vorteil des freiwilligen
Umweltschutzes ist, dass er ohne staatliche Zwangsmassnahmen auskommt. Bevölkerung wird durch
Information und Aufklärung dazu gebracht, die tatsächlichen Kosten ihres Handlens zu berücksichtigen.
Nachteil: Freiwilligkeit lohnt sich finanziell nicht, also, einzelner bemüht sich nicht und zieht trotzdem einen
Nutzen, bis am Schluss nur noch wenige umweltschützend handeln, sich aber mehr und mehr
demotivieren. Für gewinnorientierte Firmen lohnt sich Umweltschutz meist nur aus der PR-Sicht, denn
sonst können sie sogar in die Verlustzone fallen (Öko-Labels die sich als gutes Verkaufsargument
auszeichnen).
b) Staatliche Nachsorge: Der Staat lässt die Umweltschäden zu und bereinigt sie anschliessend  „End-ofpipe-Ansatz“. Beispiel Kehrichtabfuhr vor der Gebührenpflicht, Kläranleagen. Problem: verschaffen keine
Anreize zu Umweltschutz, denn da der Staat die Kosten trägt, haben die Firmen und der Rest der
Gesellschaft keine Ahnung von deren Höhe. Die staatliche Nachsorge ist eher eine Symptombekämfpung,
die die zu tiefen Kosten privater Umweltverschmutzter nicht korrigiert.
c) Polizeilicher Umweltschutz: Sind am weitesten verbreitet, Tätigkeiten, die zu neg. Effekten führen
werden durch Vorschriften eingeschränkt (Produktionsbeschränkungen, Grenzwerte, etc.). Im Idealfall wird
das gleiche Ergebnis, wie auf dem freien Markt unter berücksichtigung der tatsächlichen Kosten erreicht.
Die Regulierungen geschehen durch gesetzliche Eingriffe, die in letzter Konsequenz durch den
Polizeiapparat vollzogen werden müssen. Nachteile:
I)
II)
III)
Ineffiziente Umweltschonung: Es wird nicht berücksichtigt, dass die Adressaten
unterschiedliche Kosten zu tragen haben. Beispiel: Firma A hat vor ½ Jahr neue Maschinen
gekauft, Firma B vor 10 Jahren (schon fast abgeschrieben). Nun treten auf dem Markt neue,
umweltfreundlichere Maschinen auf, die B natürlich wegen des Alters der anderen sofort kauft.
Falls A dasselbe macht, produzieren sie wesentlich teurer als B, falls nicht, sähe sich B im
Nachteil, da A nicht umweltschonend produziert. Beste Lösung für beide wäre, dass A B
entschädigt.
Keine Anreize zur Unterschreitung der Grenzwerte: Firma hätte zur Unterschreitung mehr
Kosten und gar keine finanzielle Entschädigung
Dauernde Anpassung an Grenzwerte nötig: Weil Umweltschutz eine Limitierung des
Schadstoffausstosses pro Kopf anstrebt, die Anzahl Firmen steigt und die Bevölkerungszahl
konstant bleibt, müssen dauernd Anpassungen stattfinden. Kaum umsetzbar.
d) Marktwirtschaftlicher Umweltschutz: Auch Internalisierung genannt, zielt darauf ab, den Umweltschutz
mit Hilfe der Marktkräften zu realisieren. Externer Effekt wird internalisiert, der Verursacher wird mit den
Grenzkosten für die gesamte VW konfrontiert. Möglichkeit wäre Fusion, lässt sich aber auf ein globales
Problem nicht anwenden
I)
Lenkungsabgabe (Pigou-Steuer): Mit geeignetem Staatseingriff die Idee der Internalisiserung
der Externalitäten auf die gesamte VW anwenden.
Pigou-Steuer erhöht den Marktpreis um so viel,
dass p* resultiert, Höhe von t hängt von der
Elastizität von N ab. So entsprechen die
Produktionskosten den soz. Grenzkosten. Der
Produzent wird mit dem wahren Preis
konfrontiert. Problem, Staat muss jederzeit das
Ausmass der Preisverzerrung durch eine
Externalität genau berechnen, in der Praxis kaum
realisierbar.
II)

Umweltzertifikate: Auf dem Markt zu (ver)kaufendes, handelbares Recht auf Verschmutzung.
Angebot an Verschmutzungsrechten ist fix, vom Staat definiert und zur Verfügung gestellt. Der
Markt für Veschmutzungsrechte führt in diesem Fall zu einer effizienten Umweltschonung.
Probleme des polizeilichen Umweltschutzes treten nicht auf (Reaktion des Marktes auf
Innovationen) und der Staat muss die richtigen Knappheiten nicht immer berechnen.
Was geschieht mit der Lenkungsabgabe:
I)
II)
III)
Rückerstattung: Keine Effekt auf die Staatskasse  reine Lenkungsabgabe. Diejenigen auf
VOC, Heizöl, etc. Werden durch die Krankenversicherung zurückerstattet
Staatskasse: Steuereinnahmen für den Staat  doppelte Dividende. Problem bei z. B. Sehr
erfolgreichen Lenkungsabgabe, umweltverschmutzende Tätigkeit lohnt sich nicht mehr, die
Steuern entfallen. Man muss deshalb bei einer ökologischen Steuerreform klar definieren, ob
die Ökologie oder die Steuer Priorität hat.
Zweckbindung: Lenkungseinnahmen werden für weitere umweltschützende Massnahmen
eingesetzt. Nicht staatsquotenneutral. Beispiel Abfallvignetten.
7.5 CH-Umweltpolitik
a) Historische Entwicklung: Im letzten Jh ins Zentrum der Wirtschaftspolitik getreten. Es ist klar geworden,
dass der marktwirtschaftliche Umweltschutz aus Effiziensicht den anderen überlegen ist und das nun mehr
globale als lokale Externalitäten zu bekämpfen sind.
Bis Mitte 20. Jh war die Bekämpfung der Gewässerverschmutzung im Vordergrund, danach kamen
Luftverschmutzung, sowie Lärm, Abfall, Bodenbelastung, etc. Dazu. Umweltschutzgesetz von 1983,
hauptsächlich polizeilicher Umweltschutz durch Gebote und Verbote. Erfolge in der Gesundung des
Waltbestandes und der Wasserqualität von Seen und Flüssen. Doch realisierte man, dass dieser Weg
Grenzen hatte, hohe Kosten und tiefe Akzeptanz. Staatsquote stieg durch Subventionierung. Trendwende
Richtung marktwirtsch. Umweltschutz 1995 mit Gesetzesänderung, die diesem eine zentrale Rolle zuwies
(Einführung von Lenkungsabgaben).
b) Wichtige Beispiele zur CH-Umweltpolitik
I)
II)
III)
IV)
V)
VI)
ISO-Normen: Freiwillige Umweltmanagementsysteme für Firmen zum Imagevorteil.
Kläranlagen: Beispiel für staatliche Nachsorge, Folgen der Umweltverschmutzung werden
nachträglich beseitigt.
Verbote gefährlicher Stoffe: Polizeilicher Umweltschutz, Beispiel, Verbot von FCKW’s oder
Katalysatorenpflicht.
Lenkungsabgaben und Umweltzertifikate: Das erste vorhanden (siehe oben), letzteres nur auf
kantonaler Ebene.
Vorgezogene Entsorgungsgebühr: Kombination von marktwirtsch. Umweltschutz und
staatlicher Nachsorge.
Branchenvereinbarungen: Staat droht mit Lenkungsabgabe falls Umweltverschmutzung nicht
auf freiwilliger Basis reduziert wird.
7.6 Das Kyoto-Protokoll
Die Externalität ist bei globalen Umweltproblemen weltweit zu spüren (Ozonschicht, Klimaerwärmung durch CO2).
Solche Probleme sind nur durch internat. Zusammenarbeit zu lösen, was widerum eine enorme Herausforderung
darstellt, dass der Anreiz zu Trittbrettfahren sehr gross ist.
CO2-Problematik: Klimakonvention von 1993 beschloss eine Reduktion der Klimaerwärmung anzustreben..
Konkrete Umsetzung mit dem Kyoto-Protokoll von 1997, mit der Verpflichtung der Industrieländer
(Hauptverursacher) zu entsprechenden Massnahmen. USA hat bis jetzt noch nicht ratifiziert, 2005 in Kraft getreten.
Umsetzung in der CH.
1.
2.
3.
4.
Bis 2010 Reduktion der Emissionen auf 10% unter Wert von 1990
Reduktion der Brennstoffe gegenüber 1990 von 15%
Reduktion der Treibstoffe gegenüber 1990 von 8%
Unternehmen sollen freiwillig CO2-reduziernde Vorleistungen erbringen, sonst droht
Lenkungsabgabe.
Weitere Massnahmen nötig, da CO2-Austoss immer noch zu hoch. Zwei Ansatzmöglichkeiten:
1. Einführung einer CO2-Abgabe auf Brenn- und Treibstoffe  Lenkungsabgabe
2. Klimarappen auf Brenn- und Treibstoffe (Vorschlag der Erdölbranche), 1 Rappen pro Liter, dann
Zweckbindung mit den Einnahmen.
Andere Möglichkeit ist die hohe Verschmutzung in der CH durch eine ebenso hohe Reduktion im Ausland, wo
entsprechende Massnahmen kostengünstiger wären, zu kompensieren. Das Geld des Klimarappens würde dann in
entsprechende Massnahmen fliessen. Bis Ende 2007 „Testzeit“ für Klimarappen, sonst droht CO 2-Abgabe.
Ökonomisch wäre eine globale Lenkungsabgabe die richtige Lösung, ist aber kaum durchsetzbar. Falls diese nur
in der CH eingeführt wird, droht ein Wettbewerbsnachteil für die CH-Produzenten im Ausland, da die Massnahme
nur im Inland gelten würde, also Vorteile für den Klimarappen. Aber: keine Garantie, dass der Preis für Emissionen
im Ausland gleich bleibt und gewisser Anteil der CO 2-Reduktion muss gemäss Kyoto-Protokoll im Inland
vorgenommen werden, also, lässt sich die Reduktion nicht durch Zukauf von Verschmutzungsrechten aus dem
Ausland machen. Bundesrat hat eine freiwillige (Klimarappen) mit einer marktwirtschaftlichen (CO 2- Abgabe)
Umweltschutzmassnahme kombiniert.
Kapitel 8: Langfristiges Wachstum
Kleine Veränderungen der Wachstumsrate über die Zeit hinweg, haben gewaltige Auswirkungen auf das BIP/Kopf.
Kleine Unterschiede i.d. Wachstumsraten kumulieren sich längerfristig zu hohem Wohlstand.
8.1 Die Bedeutung des Wirtschaftswachstums
Lgfr. Wachstumsraten hat grosse Bedeutung für Wohlstand von Ländern u. Individuen. wegen
Zinseszinseffekten führen geringe Unterschiede der Wachstumsraten zu sehr grossen Wohlstandsunterschieden.
Grund: Wachstum führt bei konstanter Wachstumsrate zu überprop. Zunahmen des Einkommens.
Berechnung der Anzahl Jahre bis zur Verdoppelung des BIP’s: 72er Regel
Jahre bis zur Vedoppelung des BIP = 72/(BIP-Wachstumsrate)
8.2 Wachstum = Konjunkturschwung?
Sprachgebrauch von Wirtschaftswachstum nicht = lgfr. Wachstumstrend, sonder Konjunktur!!
Konjunktur: Befasst sich mit Wirtschaftswachstum vom jetzigen u. nächsten Jahr, also krzfr.
krzfr. Konjunkturelle Schwankungen innerhalb des Trends.
Lgfr. Wachstumstrend: Befasst sich mit lgfr. Wachstumsentwicklung.
Beide Phänomene mit unterschiedlichen Ursachen:
-Gesamtwirtschaftliches Angebot: Wie viel produziert werden kann? lgfr. Wachstum
-Gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Kann das Produzierte verkauft werden? Konjunkturanalyse
Abb.8.1: Wachstumstrend u. Konjunkturverlauf
Konjunkturverlauf zeigt Entwicklung des BIP
Über die Zeitvgl. Schwankungen
Lgfr. Wirt.wachstum = Gerade, die den
Wachstumstrend anzeigt. entscheidender
Faktor, der Wohlstand eines Landes
Determiniert.
8.3 Quellen des Wachstums
Wohlstand einer VW abhängig davon, wie viele Güter u. Dienstleistungen sie produzieren kann.
Siehe Abb. 8.2: Quelle des Wachstums
Es gibt nur 2 Möglichkeiten wie das BIP/Kopf (d.h. pro Kopf mehr Güter u. Dienstleistungen) eine VW wachsen
kann.
Quellen des
Wachstums
-a)Durch mehr geleistete Arbeitsstunden
-b)Erhöhung der Produktion pro geleistete Arbeitsstd. (Arbeitsproduktivität)
a) Anzahl Arbeitsstunden
:
- Mehr Personen arbeiten (mehr Erwerbstätige)
- Jede einzelne Pers. mehr arbeitet (Arbeitsstd. pro Erwerbstätige)
b) Arbeitsproduktivität: - Beinhaltet 3 Besimmungsfaktoren: Realkapital, Humankapital,
Technologie.
1.) Produktivität steigt, wenn mehr Kapital pro Arbeiter da ist. Erhöhung der Invest
Arbeitsproduktivität steigt Wachstum steigt.
2) Produktivität abhängig v. Fähigkeiten d. Arbeiter. bessere BildungSteigerung d.
ArbeitsproduktivitätWachstum steigt.
3) Technologie: Wissen, wie Arbeit u. Kapital effizient kombiniert werden kann, um Güter u.
Dienstleistungen zu produzieren.learning by doing oder F&E
Diese 5 Determinanten von Arbeitsstunden u. Arbeitsproduktivität werden v. 2 Kräften beeinflusst.
1. Exogene Faktoren: natürliche Gegebenheiten, Bsp. Klima, geograf. Lage,
Nachbarstaaten, kulturelle u. politische Rahmenbedingungen.
2. Wirtschaftspolitische Entscheide
Abb. 8.3: Wachstum verschiebt gesamtwirtschaftliches Angebot
8.4 Die zentrale Rolle des technischen Fortschritts
Treibende Kraft des lgfr. Wachstumsprozesses ist technischer Fortschritt. unerschöpfbar, d.h. kann immer
wachsen! Vgl. Arbeit u. Kapital ist endlich, d.h. kann nicht unendlich wachsen.
Bsp. Technischen Fortschritts: Verwendung des Rostes, Eisenoxides, dank neuer Technik.
Technische Fortschritt nicht nur auf Naturwissenschaft beschränkend, sonder Produktivitätssteigerung auch durch
verbesserte Unternehmensorganisation. Bsp. Wal Mart in den USA.
Abb. 8.4. Arten von Gütern
2 Fragen stellen sich für die Einteilung d. Güter:
1) Ist Gut rivalisierend im Gebrauch?
2) Ist Verwendung des Gutes ausschliessbar?
Clubgüter sind zwar nicht rivalisierend, aber auschliessbar. Die Technologie ist ein solches Gut
Patentschutz: Eine schwierige wirtschaftspolitische Entscheidung
Für Wachstum ist Nicht-Rivalität der Güter wichtig. grössere Märkte erzielen Produktivitätsgewinne durch
Nutzung neuer Technologien.
Wachsender technischer Fortschritt (Entstehung der Technologie) u. wachsende Internationalisierung (Verbreitung
der Technologie) Wachstum.
Ohne Patentschutze: Kein Anreiz für F&E wegen hohen Kosten, aber für alle frei zum Gebrauch.
Mit Patentschutz: Grosser Anreiz für F&E, aber Gesamtwirtschaftlich schädlich.
Technologie entsteht auf 2 Arten:
1.) Learning by doing, ohne zusätzliche Ressourcen aufzuwenden.
2.) F & E, mit grossem Einsatz von Ressourcen und Kapital.
F&E muss durch ein Patent für eine gewisse Zeit ausschliessbar gemacht werden. Problem, wie lange soll eine
neue Technologie mit einem Patent geschützt werden, damit der Anreiz F&E zu betreiben weiterbesteht, aber die
Wachstumseinbussen nicht zu hoch werden?
8.5 Wachstumspolitik
Vgl. Wachstum wird durch exogene Faktoren beeinflusst:
Geografische Gegebenheiten:
- Rohstoffe
- Klima
- Nähe zu starken Handelspartnern (ev. Nachbarstaaten)
Sozialkapital:
- Politische Stabilität
- Ausgestaltung der politischen Rechte
- Vertrauen in Eigentums- u. Vertragsrechte
- Tiefe Korruption
Politische u. soziologische Faktoren sind für einen grossen Teil der Wachstumsunterschiede zw. Ländern
verantwortlich.
Sozialkapital ist langfristig gestaltbar (eigentlich endogen), was bei den geografischen Gegebenheiten nicht der
Fall ist. Sozialkapital ist durch wirtschaftspolitische Entscheide kaum beeinflussbar, das es auf lgfr.
Gesellschaftspolitische Werthaltungen u. Weichenstellungen beruht. Für Analyse der wirtschaftspolitischen
Determinanten des Wachstums kann man das Sozialkapital als exogen ansehen.
Wirtschaftspolitische Entscheide
1. Quelle des Wachstums
Beschäftigung
2. Quelle des Wachstums
Arbeitsproduktivität
Anzahl geleisteter
Arbeitsstunden
Arbeitsmarktpolitik
: D. h. Regulierung
des
Arbeitsmarktes 
Anreize wie
Potenzial an
Arbeitskräften
ausgeschöpft
werden kann.
Direkte Beeinflussung durch
Wirtschaftspolitik in diesen
vier Bereichen.
Sozialpolitik ist für die
Beschäftigung
bedeutend, weil
sozialpolitische
Institutionen häufig
direkte Anreize für die
Erwerbstätigkeit
aussetzen. Vgl hohe
Sozialabgaben oder
grosszügige ALVLeistungen reduzieren
Arbeitsreiz und somit
reduziert sich auch die
zahl der geleisteten
Arbeitsstunden.
3. Finanzpolitik: Hohe
Verschuldung und zu hohe
Steuern hemmen den
Wachstumsprozess.
Gleichzeitig müssen
notwendige Investitionen
finanziert werden.
4. Bildungs- und
Forschungspolitik:
Produktivität und
Innovationsfähigkeit sind
vom Ausbildungsstand der
Beschäftigten abhängig.
Bildung erhöht das
Humankapital einer VW.
1. Wettbewerbspolitik
2. Aussenwirtschaftspolitik
3. Finanzpolitik
4. Bildungs- und
Forschungspolitik
1. Wettbewerbspolitik weckt
Anreize um neue
Produktivitätssteigernde
Technologien zu entwickeln.
2. Aussenwirtschaftspolitik: Durch
liberale Haltung (Zulassung vs.
Importkonkurrenz) führt zu einem
effizienzsteigernden
Wettbewerbsklima. Auch
Marktgrösse für Exportindustrie
wird beeinflusst und wirkt direkt auf
das Produktivitätswachstum.
8.6 Wachstum und Wachstumspolitik in der CH
Langfristiges Wachstum ist zurzeit sehr wichtig i.d. CH. Die CH hat ein Wachstumsproblem Dramatisierung, weil
die CH eine erfolgreiche Vergangenheit hat bezüglich Wirtschaftswachstum.
Die langfristige Schweizer Wachstumsschwäche
Seit 70er ist BIP-Wachstum der CH tiefer als in vergleichbaren Ländern. Drastischer Rückgang des Wachstums
v.a. i. d. 90er Jahren.
Abb. 8.5: Langfristiger Wachstumsvergleich
Von 1913-1950:
Nach 1950-1973:
1973-1998:
CH wächst schneller als die Länder, welche am Krieg beteiligt waren.
CH mit sehenswertem Wachstum. Hier entstand das Image der CH als reichstes Land
der Erde. Sehenswert ist auch die Aufholaktion der kriegsbetroffenen Länder.
Tiefste Wachstumsrate der 3 Vergleichsregionen. CH ist immer noch eines der reichsten
Länder der Erde wegen mangelnder wirt. Dynamik, hat es an Spitzenposition eingebüsst.
Problematik des Wachstumsschwäche i.d. 90er der CH kam auf, da ohne Wachstum der zu verteilende
Kuchen nicht grösser wurde. Kommt noch hinzu, dass die demografische Entwicklung den Wohlstand der CH
langfristig zusätzlich belasten wird (Rückgang der Arbeitsstunden und wachsender Finanzierungsbedarf bei der
Altersvorsorge)
Gründe der CHer Wachstumsschwäche
Wie bereits erwähnt, sind die 2 Quellen des Wachstums eines Landes folgende:
1.) zusätzlich geleistete Arbeitsstunden
2.) Zusätzliche Arbeitsproduktivität
Wachstumspotenzial über Arbeitsstunden ist bereits stark ausgeschöpft.
Siehe Abb. 8.7: Erwerbsquoten total 2002
Erwerbsquote = Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zw. 15 & 64 Jahren, der einer Arbeit
Nachgeht oder dies tun möchte
Positiv: Vgl. CH hat Erwerbsquote v. 79%, d.h. sie schöpft den Faktor Arbeit sehr erfolgreich
aus. Spitze im internationalen Vergleich.
Negativ: Weitere Erhöhung dieser Quote kaum mehr möglich. Eventuell Frauenerwerbsquote
steigern oder effektive Rentenalter erhöhen.
Fazit: Verbesserungspotenzial in diesem Aspekt recht mäßig. (Im Gegensatz zu D, wo
Erwerbsquote bei 65% liegt)
Spitze ist CH:
Mässig ist CH:
In der Ausschöpfung des Arbeitskräftepotentials
Im Pro-Kopf-Einkommen. D.h. Ch muss in der Arbeitsproduktivität (2. Wachstumsquelle)
durchschnittlich über alle Branchen tiefer sein als in anderen Ländern.
Aufgepasst: Nicht in allen Branchen: Chemie, Banken, Maschinenindustrie (Export)
Problembranchen sind nur: Detailhandel, Landwirtschaft, Gastgewerbe
Gründe: Wettbewerbsintensität auf CHer Binnenmarkt, da dieser eine tiefere Produktivität
aufweist als in anderen Ländern und durch die höhere Zahl von Beschäftigten die ganze
Durschnittsproduktivität nach unten drückt.
Zweiteilung der CHer VW
Hochproduktiver Exportsektor.
Binnensektor
Arbeiter weniger produktiv
Aktuelle Schweizer Wachstumspolitik
Wegen anhaltender Wachstumsschwäche hat der Bundesrat ein Bündel von 17 wirtschaftpolitischen Massnahmen
zu einem Paket lanciert. Hauptsächlicher Inhalt ist die Erhöhung der Arbeitsproduktivität.
2 Indikatoren weisen auf wichtige Ursachen der eher tiefen Arbeitsproduktivität hin:
1.) CH als Hochpreisinsel, da Preise von Güter und Dienstleistungen durchschnittlich
mehr als 30% höher sind als der OECD-Durchschnitt
2.) Wachstum der Staatsquote Höher als in anderen OECD-Ländern
Tiefe Wettbewerbsintensität auf Schweizer Binnenmarkt.
Deshalb hat der Bundesrat die Wachstumspolitik auf 3 konkrete Ziele ausgerichtet:
I. Erhöhung des Binnenmarktwettbewerbs
II. Staatsquotenwachstum eindämmen
III. Staatliche Tätigkeiten und Regulierungen effizient gestalten.
Kapitel 9: Sockelarbeitslosigkeit
Sockelarbeitslosigkeit wird auch gleichgewichtige Arbeitslosigkeit genannt. „Gleichgewicht“ ist nicht positiv zu
verstehen, sondern besagt das es bei dieser Form gleich viele offene Stellen wie Arbeitslose gibt. Das Ausmass
der Sockelarbeitslosigkeit kann je nach Land unterschiedlich sein.
9.1 Die wichtigsten Kenngrössen des Arbeitsmarktes
Die Bevölkerung kann in zwei Gruppen aufgeteilt werden: - die Gruppe der 15- 64jährigen
- der Rest der Bevölkerung
Die Gruppe der 15- 64jährigen bilden dabei, unter den heutigen bestehenden institutionellen Regelungen die
potenziellen Beschäftigten: Alle Personen, die bereits ins Erwerbsleben einsteigen können ( ab 15 Jahren) bzw.
noch nicht im Rentenalter sind.
Diese Gruppe lässt sich weiter aufteilen in:
-Nichterwerbsbevölkerung: - alle 15-64jährigen, die aus vers. Gründen nicht arbeiten wollen
- od. jene die nicht arbeiten können, z. Bsp.: Behinderte, Kranke
-Erwerbsbevölkerung: Alle arbeitswillige Personen. Diese Gruppe lässt sich wiederum unterteilen in:
 Beschäftigte: Arbeitsstelle vorhanden
 Arbeitslose: Keine Arbeitsstelle vorhanden
Zentrale Kenngrössen der Arbeitsmarktanalyse:
1. Arbeitslosenquote: Sie ist das Verhältnis zwischen Arbeitslosen und Erwerbsbevölkerung
Sie misst : den Anteil der arbeitswilligen Personen, der tatsächlich keine Stelle hat
Die Arbeitslosenquote dominiert die wirtschaftspolit. Diskussion zum Thema Arbeitsmarkt.
2. Erwerbsquote: Verhältnis zwischen Erwerbsbevölkerung und der Gesamtheit der 15-64jährigen
Die Erwerbsquote zeigt den Anteil der potenziellen Beschäftigten der tatsächlich einer
bezahlten Arbeit nachgehen möchte.
3. Erwerbstätigenquote: Verhältnis zwischen den tatsächlichen Beschäftigten und Gesamtheit der 15-64jährigen.
Die Erwerbstätigenquote misst im Gegensatz zur Erwerbsquote nicht nur die
Bereitschaft zur Beschäftigung, sondern berücksichtigt ob tatsächlich gearbeitet wird.
In der Schweiz haben wir eine hohe Erwerbsquote und eine durch die tiefe Arbeitslosenquote hoch liegende
Erwerbstätigenquote.
9.2 Formen der Arbeitslosigkeit
Unterschieden wird dabei zwischen gleichgewichtiger und ungleichgewichtiger Arbeitslosigkeit. Die
Sockelarbeitslosigkeit ist langfristig bedeutsame Form der Arbeitslosigkeit.
Sockelarbeitslosigkeit versus konjunkturelle Arbeitslosigkeit
Sockelarbeitslosigkeit: Sie entsteht, weil eine arbeitsteilige Wirtschaft einem dauernden
Wandel unterworfen ist
strukturellen
Es können zwei Formen unterschieden werden, welche unterschiedliche Ursachen haben:
 1.Friktionelle Arbeitslosigkeit: Sie wird auch Sucharbeitslosigkeit genannt. Es sind Stellen vorhanden,
welche im Qualifikationsprofil der Arbeitslosen entsprechen, aber von den Arbeitslosen erst gefunden
werden müssen.
 2.Strukturelle Arbeitslosigkeit: Diese Form der Arbeitslosigkeit wird vom strukturellen Wandel
verursacht, also vom Niedergang gewisser Branchen und gleichzeitigen Aufbau anderer
Wirtschaftszweige. Neu entstehende Stellen in den Branchen erfordern neue od. andere Qualifikationen
als die Stellen in den alten Branchen. Auch in der strukturellen Arbeitslosigkeit gäbe es genügend
Stellen, doch die Arbeitslosen müssen ihre Qualifikationen erst anpassen.
Strukturelle und friktionelle Arbeitslosigkeit nennt man Gleichgewichtsarbeitslosigkeit, weil ein Gleichgewicht
zwischen der Anzahl offener Stellen und der Anzahl Arbeitsloser besteht. Man unterscheidet sie von der
Ungleichgewichtsarbeitslosigkeit, weil bei ihr nicht für jeden Arbeitslosen an sich eine Stelle vorhanden ist. Es
besteht also ein Ungleichgewicht zwischen der Anzahl offener Stellen und der Anzahl Arbeitsloser.
Die Beveridge-Kurve
Die Beveridge-Kurve zeigt verschieden Kombinationen von Arbeitslosigkeit und offenen Stellen an. Sie ist ein
empirisches Konzept, bei dem zu jedem Zeitpunkt der aktuelle Punkt auf der Kurve bestimmt werden kann.
Befindet sich ein Punkt auf der 45°-Linie, dann halten sich die beiden Grössen die Waage. Es herrscht
Sockelarbeitslosigkeit. Auf dem Punkt Y ist die Zahl der Arbeitslosen grösser als die Zahl der offenen Stellen, es
herrscht konjunkturelle Arbeitslosigkeit. Ein Punkt links der 45°-Linie entspricht einer Hochkonjunktur, weil es in
dieser Situation mehr offene Stellen als Arbeitslose gibt.
Wichtig ist, dass die Beveridge-Kurve nicht konstant ist, sondern sich verschieben kann. Die Verschiebung de
Kurve bedeutet, dass wir in einer konjunkturell neutralen Situation, in einer normal ausgelasteten Wirtschaft, auf
einem anderen Punkt de Winkelhalbierenden landen.
Jede Beveridge-Kurve impliziert ein bestimmtes Ausmass an Sockelarbeitslosigkeit. Verschiebt sich die
Arbeitslosigkeit nach aussen, bedeutet dass ein Anstieg der Arbeitslosigkeit. Gelingt es die Arbeitslosigkeit
nachhaltig zu reduzieren, verschiebt sich die Kurve nach innen. Der Nullpunkt, in dem es weder Arbeitslose noch
offene Stellen gäbe, ist für eine arbeitsteilige, dynamische Marktwirtschaft undenkbar, weil das gleichbedeutend mit
gar keinem Strukturwandel wäre. Die Wirtschaft wäre vollkommen statisch.
9.3 Analyse der strukturellen Arbeitslosigkeit
Beschäftigungsrückgang ist nicht das gleiche wie steigende Arbeitslosigkeit
Die strukturelle Arbeitslosigkeit lässt sich an einer mikroökonomischen Analyse des Arbeitsmarkts erläutern.
Nicht jede Person ohne Beschäftigung ist arbeitslos. Im ökonomischen Sinne arbeitslos ist eine Person erst dann,
wenn sie zu den herrschenden Marktbedingungen – insbesondere zum herrschenden Marktlohn – arbeiten
möchte, aber keine Beschäftigung findet.
Abbilung 9.4. analysiert unter welchen Bedingungen diese Situation entstehen kann. Wichtig: in der
mikroökonomischen Analyse eines flexiblen Arbeitsmarktes gibt es keine Arbeitslosigkeit im oben definierten
Sinne.
Bei flexiblen Löhnen, existiert keine Arbeitslosigkeit.
Die Angebotskurve zeigt den Reservationslohn, d. h. den Lohn, der mindestens bezahlt werden muss, damit ein
Arbeitsnehmer eine Arbeitstätigkeit aufnimmt.
Die Nachfragekurve zeigt, wie viel Arbeit die Unternehmen bei einem bestimmten Reallohn nachfragen. Im
Schnittpunkt der beiden Kurven entsprechen sich Angebot und Nachfrage: der gleichgewichtige Reallohn beträgt
p/w: - w steht für den Nominallohn
- p für das Preisniveau
Alle Personen, die nicht beschäftigt sind, haben einen höheren Reservationslohn als w/p, sie arbeiten freiwillig
nicht, weil ihnen der gleichgewichtige Reallohn zu tief ist. Niemand ist somit unfreiwillig arbeitslos, da alle, die
zum geltenden Marktlohn eine Beschäftigung annehmen möchten, auch eine Stelle haben.
Abbildung 9.5. Wenn nun die Nachfrage nach Arbeit aufgrund von veränderten Wirtschaftsbedingungen
zurückgeht, passt sich bei flexiblen Löhnen der Reallohn nach unten an. Im Gleichgewicht stellt sich ein tiefere
Marktlohn ein. Alle, die zu diesem Lohn arbeiten wollen, können dies tun. Es entsteht somit keine unfreiwillige
Arbeitslosigkeit.
Entstehung struktureller Arbeitslosigkeit
Wenn der Markt funktioniert, passen sich die Preise bei einer Veränderung von Angebot und Nachfrage so an,
dass der Markt geräumt ist, dass also Angebot und Nachfrage einander wieder entsprechen. Die tatsächliche
Knappheit wird angezeigt. In der Realität werden die Löhne aber oftmals am Verhandlungstisch zwischen
Tarifpartnern für längere Zeit festgelegt. Jeder Lohnrückgang ist ausgesprochen schwierig durchzusetzen. Das
heisst der Reallohn, zumind. Über eine gewisse Zeit, fixiert ist. Damit erfolgt die Anpassung auf einen
Nachfragerückgang nicht über eine Preisreduktion ( fallender Lohn), sondern eben über eine Mengenreduktion (
steigende Arbeitslosigkeit).
Abbildung 9.6. Verbleibt der Reallohn auch bei reduzierter Nachfrage, d.h. der Lohn wird fixiert z. Bsp. durch
einen Mindestlohn in der Höhe des ursprünglichen Reallohnes, entsteht unfreiwillige Arbeitslosigkeit. Denn dann
sind immer noch q1 Personen bereit, zu diesem Lohn zu arbeiten. Tatsächlich werden aber nur noch q3 Arbeiter
nachgefragt. Die Differenz zwischen q1 und q3 sind Personen, die unfreiwillig nicht beschäftigt sind, also Arbeitslos.
Unfreiwillige Arbeitslosigkeit entsteht immer dann, wenn auf einem Arbeitsmarkt der Preis der Arbeit, der Reallohn,
nicht flexibel auf Veränderungen in der Nachfrage nach Arbeit reagiert.
Solche Schwankungen, in der Nachfrage nach bestimmten Formen der Arbeit sind auf den Strukturwandel
zurückzuführen. Diese laufende Reallokation der Ressourcen wird auch als Prozess der „schöpferischen
Zerstörung“ bezeichnet. Schöpferisch deshalb, weil er die Voraussetzung ist für die wirt. Dynamik und Zerstörung,
weil er mit einem Abbau od. Verschwinden bestehender Branchen verbunden ist.
9.4 Erklärungsfaktoren für die strukturelle Arbeitslosigkeit
In diesem Abschnitt wird gezeigt: Aus welchen Gründen Preise auf den Arbeitsmärkten nicht sofort reagieren und
welche Faktoren die Dauer bestimmen, bis sich wieder ein Gleichgewichtszustand eingestellt hat.
Man kann 2 Faktoren unterscheiden, welche die Anpassungsfähigkeit bestimmen:
1. Die vielfältige Regulierungen des Arbeitsmarktes, die erklären, warum die Löhne kurzfristig nicht auf
einen Rückgang der Nachfrage nach entsprechenden Arbeitskräften reagieren.
2. Die Aus- und Weiterbildung, die zu einem gewissen Grad bestimmt, wie schnell die Arbeitsnehmenden
sich dem Strukturwandel anpassen können.
Regulierung des Arbeitsmarktes
In den meisten Industrieländer ist der Arbeitsmarkt wesentlich stärker geregelt als normale Gütermärkte. Das hängt
damit zusammen, dass der Arbeitsmarkt als spezieller Markt betrachtet wird: Verliert jemand seine Arbeit, so wird
das als schlimm wahrgenommen als eine fallende Nachfrage nach einem Gut.
 Vorteil einer Arbeitsmarktregulierung ist: die Arbeitnehmenden erhalten eine gewisse Sicherheit
 Nachteil: für jeden Arbeitslosen wird es gerade durch diese Regulierungen schwieriger eine neue Arbeit
zufinden.
Die grosse Kunst der Regulierung des Arbeitsmarktes besteht darin, ein Gleichgewichte zwischen Schutz und
Flexibilität der Arbeitskräfte zu finden.
 Welches sind nun die wichtigsten Formen von Arbeitsmarktregulierungen, welche die Flexibilität gewollt od.
ungewollt einschränken?
Es können hier fünf Formen unterschieden werden, welche alle ein Ansatzpunkt darstellen, um die
Sockelarbeitslosigkeit im strukturellen Bereich zu reduzieren:
A. Mindestlöhne
Mindestlöhne sind die offensichtlichste und einfachst verständliche Inflexibilität auf dem Arbeitsmarkt. Wird ein
Mindestlohn eingeführt, ist dies ein direkter Eingriff in den Preismechanismus auf dem Arbeitsmarkt.
B. Zentralisierte Lohnverhandlungen
Je stärker diese zentralisiert sind, desto weniger können sie auf die Situation einzelner Arbeitsverhältnisse,
insbesondere auf unterschiedliche Produktivität der Arbeitnehmenden, Rücksicht nehmen.
C. Regulierungen bez. Anstellungen und Entlassungen von Arbeitsnehmern ( hire and fire regulations)
Mit hire-and-fire-Regulationen sind Vorschriften gemeint, die es erschweren, jmd. zu entlassen od. anzustellen.
Diese Regulierung kann verhindern das eine arbeitslose Person überhaupt eine freie Stelle findet. Denn wenn der
Unternehmer weiss, dass er bei einer Verschlechterung der Wirtschaftslage kaum jmd. entlassen kann, hat einen
Anreiz, auch bei momentan guter Konjunkturlage auf Anstellungen zu verzichten.
D. Ausgestaltung der Arbeitslosenversicherung
Verliert eine Person ihre Arbeitsstelle, ist sie durch die Arbeitslosenunterstützung materiell gestützt. Doch eine
grosszügige Arbeitslosenunterstützung reduziert nämlich den Anreiz für den Arbeitslosen, intensiv um eine neue
Stelle zu bemühen. Somit ergeben sich hier genauso wie beim Kündigungsschutz schwierige Zielkonflikte.
E. Regulierungen der Arbeitszeit
Häufig wird im politischen Prozess angestrebt, Arbeitszeitregulierungen durchzusetzen, die bei gleichem Lohn die
Arbeitszeit reduzieren. Was sich wie ein zu hoch angesetzter Mindestlohn auswirkt.
Bildungsniveau und Weiterbildung
Aus- und Weiterbildung sind wichtige, im weiteren Sinne wirtschaftspolitisch lenkbare Einflussfaktoren auf die
strukturelle Arbeitslosigkeit. Personen mit einem relativ guten Ausbildungsniveau haben es meist leichter,
Anpassung an ein neues Profil zu schaffen. Ist eine Person gewohnt zu lernen, ist es für sie einfacher, sich neue
Fertigkeiten oder Qualifikationen anzueignen.
Friktionelle Arbeitslosigkeit
Bei dieser eher unproblematischen Form der Sockelarbeitslosigkeit, verfügen die Arbeitslosen über die für die
offenen Stellen benötigten Qualifikationen. Allerdings müssen die Arbeitslosen diese vorhandenen Stellen finden.
Den in einer komplexen, arbeitsteiligen Marktwirtschaft herrscht über das Stellenangebot nie vollständige
Transparenz.
Auch regionale Unterschiede führen zu Anpassungskosten, denn es werden immer mehr Personen auf
Arbeitssuche sein, auch wenn es genügend passende Stellen gibt. Die Gleichgewichts- od. Sockelarbeitslosigkeit
wird alleine schon wegen dieser friktionellen Arbeitslosigkeit nie ganz eliminiert werden können.
9.5 Geht uns die Arbeit aus?
Befürchtung und empirische Realität
Die Befürchtung, der strukturelle Wandel könnte, vor allem des technischen Fortschritts wegen, die Arbeit
irgendwann zum Verschwinden bringen, ist unbegründet. Das zeigt sowohl die historische Erfahrung ebenso wie
die ökonomische Analyse.
 Doch warum taucht diese Befürchtung immer wieder auf?
Ein Grund dafür ist sicher, dass Stellenabbau meist sichtbar, während der Stellenaufbau kaum Beachtung findet.
Alle Befürchtungen sind eindeutig falsch. Sowohl die ökonomische Theorie als auch die empirische Erfahrung
zeigen, dass zunehmende Produktivität, die vom technischen Fortschritt od. von der wachsenden internationalen
Arbeitsteilung herrührt, zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Die Erfahrungen aus der Praxis sind hier eindeutig.
Als Bsp. kann man die Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit nehmen: Gäbe es tatsächlich nur eine begrenzte
Zahl von Stellen, hätte diese neu hinzu gekommenen weibl. Arbeitskräfte zu einem gewaltigen Anstieg der
Arbeitslosigkeit führen müssen, nichts dergleichen ist passiert.
Die ökonomische Analyse
Konzeptionell stammt die populäre Fehlüberlegung vom Ende der Arbeit daher, dass man sich bei der Analyse der
Frage oft auf die Betrachtung von Einzelsektoren beschränk, anstatt die Effekte auf die Gesamtwirtschaft zu
berücksichtigen.
Betrachten wir als Bsp. eine neue Technologie– de PC –erhöhe die Produktivität. Diese Produktivitätserhöhung,
die mit dem Abbau von Arbeitsplätzen in bestimmten Sektoren verbunden ist, führt dazu, dass insgesamt in der
Ökonomie mehr Einkommen vorhanden ist. Dieses Einkommen kann drei Gruppen zufliessen:
 Den jetzt produktiveren Arbeitenden in Form von Lohnzuwachs
 Den Kapitalgebern in Form höherer Gewinne
 Sowie den Konsumenten in Form tieferer Preise
Die zusätzlichen Einkommen werden von den drei Gruppen in irgendeiner Form wieder ausgeben, indem sie
zusätzliche Güter und Dienstleistungen nachfragen. Diese zusätzlichen Güter müssen wiederum von jmd.
produziert werden. Ganzheitlich betrachtet führt die Produktivitätssteigerung also zur Schaffung von neuen
Arbeitsplätzen.
Die Fehlüberlegung, dass die Anzahl Arbeitsplätze in einer Volkswirtschaft eine fixe Grösse sei, die auf die
Bevölkerung verteilt werden müsse, kann sich negativ auswirken und damit die strukturelle Arbeitslosigkeit
erhöhen.
Mit der ökon. Analyse lassen sich die Schwierigkeiten diese Anpassungsprozesses nicht wegdiskutieren. Sie lässt
aber verstehen, dass der schmerzhafte Akt des Strukturwandels nötig ist, um mittelfristig mehr Arbeitsplätze zu
schaffen.
9.6 Schweizer Arbeitsmarktpolitik
Zwei wichtige Elemente der Arbeitsmarktpolitik, welche die Sockelarbeitslosigkeit beeinflussen sollen hier
hervorgehoben werden:
1. Die Regulierung des Arbeitsmarktes, welche vor allem für die Höhe der strukturellen Arbeitslosigkeit
relevant ist
2. Und die Ausgestaltung der Arbeitslosenversicherung, die sowohl die friktionelle als auch die
strukturelle Arbeitslosigkeit beeinflussen kann
1. Die Regulierung des Schweizer Arbeitsmarktes
Die Schweiz kennt im internationalen Vergleich ein liberale Arbeitsmarktregulierung mit relativ wenigen staatlichen
Schranken. Anzumerken ist, dass in der Schweiz ein Differenz zw. den Regulierungen des Arbeitsmarktes
einerseits und des Produktmarktes andererseits besteht. Ganz im Gegensatz zum Arbeitsmarkt, ist in der
Schweiz, im internationalen Vergleich, der Produktmarkt relativ stark reguliert.
Die wesentlichen Elemente der liberalen Ausgestaltung des Schweizer Arbeitsmarktes, lassen sich anhand der
fünf Formen der Arbeitsmarktregulierung aufzeigen:
1. Im Gegensatz zu den meisten OECD-Ländern, kennt die Schweiz keine allg. über alle Branchen hinweg
durchgesetzte Mindestlöhne. Das Fehlen genereller Mindestlöhne erleichtert es weniger produktive
Arbeitskräfte zu beschäftigen. (Die Beschäftigungsquote dieser Arbeiter ist in der Schweiz relativ hoch) In
anderen Länder werden die weniger qualifizierten Arbeitnehmer durch die hohen bindenden Mindestlöhne
vom Arbeitsmarkt mehr od. weniger herausgedrängt.
2. In der Schweiz gibt es relativ dezentrale Lohnverhandlungen und keine flächendeckenden Tarifverträge
wie etwa in Deutschland. Die Lohnverhandlungen erfolgen auf Branchen- od. Firmenebene, so werden die
Löhne besser an die Produktivität der Arbeitskräfte angepasst. Was sich günstiger für die Beschäftigten
auswirkt.
3. Deutlich weniger Restriktionen bei der Anstellung und Entlassung von Arbeitskräften, im
Unterschied zu anderen Ländern. Entsprechend leichter fällt es ihnen, bei gutem Geschäftsgang Personal
einzustellen und in härteren Zeiten sich von diesen Arbeitskräften zu trennen. Im Gegensatz zu
Deutschland, wo der Kündigungsschutz sehr stark ausgebaut ist.
4. Die Arbeitslosenversicherung ist in der Schweiz stark aktivierend ausgestaltet: sie versucht Anreize zur
Verkürzung der Arbeitslosendauer zu schaffen.
5. Restriktion der Arbeitszeit tritt in der Schweiz relativ wenig auf, da es auch möglich ist
Teilzeitverhältnisse einzugehen.
Alle Regulierungen, die auf die Höhe der Sockelarbeitslosigkeit einen Einfluss haben, sind in de Schweiz im
internationalen Vergleich liberal ausgestaltet.
Die Arbeitslosenversicherung
Die Arbeitslosenversicherung ist eine wichtige wirtschaftspolitische Institution: Einerseits ist sie Teil der
Arbeitsmarktpolitik, gleichzeitig bildet sie aber einen wesentlichen Bereich der Sozialversicherung. In der Schweiz
besteht die Arbeitslosenversicherung aus zwei Elementen:
 Ein passiver Teil: die Zahlung eines Lohnersatzes für Personen, die arbeitslos geworden sind.
 Ein aktivierender Teil: die arbeitsmarktlichen Massnahmen, die darauf abzielen arbeitslos gewordene
Personen mit vers. Massnahmen dazu anzuhalten, arbeitsmarktfähig zu bleiben sich aktiv um eine neue Stelle
zu bemühen.
Die Schweizer Arbeitslosenversicherung wurde 1976 gegründet. Bis Ende der 80er war sie gesamtwirtschaftlich
unbedeutend. In den 90er als die Arbeitslosigkeit von weniger als 1% innerhalb von 3 Jahren auf mehr als 5%
anstieg, führte zu einer starken Umgestaltung der Arbeitslosenversicherung. Mitte der 90er wurden zwei
Revisionen durchgeführt und 2003 eine dritte, welche die Arbeitslosenversicherung noch einmal stabilisierte.
Bei den Revisionen wurden folgende Versicherungsleistungen neu festgelegt:
1. Die maximale Bezugsdauer
Im Jahr 1992 la die max. Bezugsdauer noch bei 250 Tagen und wurde 1993 auf 300 Tage erhöht. Mit dem
Weiteranstieg der Arbeitslosigkeit wurde die Bezugsdauer noch im gleichen Jahr auf 400 Tage erhöht. 1996
schliesslich auf 520 Tage. Im internationalen Vergleich sehr grosszügig. Heute liegt die max. Bezugsdauer in der
Schweiz bei 400 Tagen.
2. Der maximal versicherbare Lohn
In der Schweiz liegt er derzeit bei 106800 Franken.
3. Die Höhe des Taggelds
In der Schweiz liegt der Betrag bei 70- 80% des letzten Lohnes, mit dem versicherbaren Lohn als Obergrenze.
4. Die Beitragsdauer
Die Beitragsdauer, nach der voller Anspruch auf Leistungen besteht, ist heute in der Regel 12 Monate innerhalb
der letzten 2 Jahre.
Für die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung werden Beiträge von den Erwerbstätigen, von ihrem
versicherten Lohn genommen. Der Beitragsatz änderte sich seit der Einführung: 1991 betrug er 0,4%. In den 90er
musste er wegen des steigenden Finanzierungsbedarfs massiv erhöht werden, nämlich 1992 auf 2% und 1995 auf
3%.Im Zuge der Revision der Arbeitslosenversicherung und dem Rückgang der Arbeitslosenzahl nach dem Jahr
2000 wurde er auf wieder auf 2% gesenkt.
Zusätzlich wurde ein sogenannter Solidaritätsbeitrag erhoben: Eine reine Steuer, da im Falle der Arbeitslosigkeit
keine zusätzlichen Ansprüche erworben werden konnten. Personen mit einem Einkommen zw. 106800 und
267000 Fr. nochmals 1% zu bezahlen hatten, aber nicht versichert waren auf diesem Einkommensanteil.
In den 90er erfolgte der Wechsel zu einer aktivierenden Arbeitsloseversicherung. Arbeitslose wurden
verpflichtet sich an aktiven Massnahmen zu beteiligen, um ihre Arbeitsmarktfähigkeit zu erhalten. Es lassen sich 4
Arten unterscheiden, die von der Arbeitslosenversicherung bezahlt werden:
1. Die Weiterbildung, im weitesten Sinne, diese umfasst Ausbildungszuschüsse sowie Beiträge zur
eigentlichen Weiterbildung u. Umschulung.
2. Einarbeitungszuschüsse, zeitlich begrenzte Zuschüsse während der Einarbeitung in die neue Stelle.
3. Förderung der Selbständigkeit
4. Zwischenverdienst, eine Form von zeitlich begrenzter Lohnsubvention. Nimmt eine Person eine Arbeit
an, die mit einer starken Lohneinbusse gegenüber der letzten Stelle verbunden ist, kann für max. 2 Jahre
über die Arbeitslosenversicherung eine Lohnsubvention erhalten.
Kapitel 10 Konjunkturelle Arbeitslosigkeit
Die Abspaltung der Makroökonomie als eigenständiger Zweig der Wirtschaftswissenschaft war am Anfang der30
Jahre, im Zentrum stand dabei das Phänomen der konjunkturellen Arbeitslosigkeit.
Die Grundidee, dass der Staat in einer Rezession mit geeigneter Geld- und Fiskalpolitik die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage stärken und damit die Wirtschaft aus der Rezession führen sollte: die keynesianische Wirtschaftspolitik
od. Konjunkturpolitik.
10.1 Die Entstehung der konjunkturellen Arbeitslosigkeit
Konjunkturelle Arbeitslosigkeit herrscht, vereinfacht, wenn sich die Wirtschaft in einer Rezession befindet. Es
besteht nicht ein Problem des matching d.h. der strukturellen Anpassung, sondern ein konjunkturelles Problem
aufgrund der gesamtwirtschaftlichen zu geringen Nachfrage.
Abbildung 10.1 Ob Arbeitslosigkeit entsteht, wird durch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bestimmt. Eine
wichtige Grösse ist die Kapazitätsgrenze, diese bezeichnet die Menge Güter u. Dienstleistungen ( reale
Bruttoinlandprodukt), das wir mit der bestehenden Ausstattung an Produktionsfaktoren ( Arbeit/ Kapital/
Technologie) bei Normalauslastung produzieren können. Es gibt 4 vers. Gruppen von potenziellen Käufern:
Die Konsumenten
Die Firmen, die investieren
Der Staat
Das Ausland
Ob Vollauslastung vorliegt, hängt von der Nachfrage ab. Falls sich gesamtwirtschaftliche Angebots- u.
Nachfragekurve an der Kapazitätsgrenze schneiden herrsch Vollauslastung.
Wie entsteht konjunkturelle Arbeitslosigkeit? Werden die im betrachteten Land produzierten Güter in einer Periode
nicht vollständig gekauft, so werden die Unternehmen reagieren in dem sie in der nächsten Periode weniger
produzieren werden, weil noch Güter von der laufenden Periode am Lager sind. Folglich werden die Firmen
weniger Produktionsfaktoren benötigen. Können sich die Löhne nicht vollständig anpassen, so entsteht durch
diesen Produktionsrückgang Arbeitslosigkeit.
Abbildung 10.2 Wenn ein exogene Reduktion ( Nachfrageschock) des Konsums auftritt, bewirkt dies eine
Linksverschiebung der Nachfragekurve. Der Schnittpunkt liegt unterhalb der Kapazitätsgrenze, das reale
Bruttoinlandprodukt reduziert sich, die dabei entstehende Arbeitslosigkeit ist nicht direkt ersichtlich, da sie auf
keiner Achse abgebildet ist. Doch bei jedem Gleichgewicht, in dem der Output unterhalb der Kapazitätsgrenze liegt
wird Arbeitslosigkeit entstehen. Hierbei handelt es sich um konjunkturelle Arbeitslosigkeit: In einer
gesamtwirtschaftlichen Betrachtung gibt es zu wenige Arbeitsplätze, um zum aktuellen Lohn alle
Beschäftigungswilligen zu beschäftigen, das heisst um die Kapazitätsgrenze zu erreichen.
10.2 Konjunkturpolitik
Wie soll die Wirtschaftspolitik auf einen Nachfrageschock reagieren? Es gibt hier drei mögliche Reaktionen:
1. Nichts unternehmen
2. Aktive Konjunkturpolitik, diese versucht dem Nachfragerückgang direkt entgegenzuwirken – auch
keynesianische Konjunkturpolitik genannt
3. Stärkung der automatischen Stabilisatoren, hier agiert der Staat bei einer Rezession nicht aktiv. Die Wirtschaft
stabilisiert sich automatisch.
1.„Nichts tun“: Anpassung ohne aktive Konjunkturpolitik
Was geschieht, wenn auf einen negativen Nachfrageschock wirtschaftspolitisch nicht reagiert wird? Abbildung
10.3 Ausgangslage ist ein Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage bei jedem Preisniveau. Neu liegt das
Gleichgewicht beim tieferen realen Bruttoinlandprodukt. Aber nicht nur das Bruttoinlandprodukt reduziert sich
sondern auch das Preisniveau.
Welche Auswirkung hat nun dieser Preisrückgang auf das gesamtwirtschaftliche Angebot?
Mittelfristig werden die sinkenden Preise dazu führen, dass sich die gesamtwirtschaftliche Angebotskurve nach
aussen verschiebt. Denn für die Produzenten reduziert sich wegen der rückläufigen Preise die Kosten. Diese
Ausweitung der Produktion wird so lange andauern, bis die Kapazitäten, wieder ausgelastet sind, was zu einem
neuen Gleichgewicht führen wird. In diesem haben wir zwar ein tieferes Preisniveau, jedoch keine konjunkturelle
Arbeitslosigkeit mehr. Da die Preise sich aber nur langsam gegen unten anpassen, kann dieser Prozess eine Weile
dauern.
Woher kommt dieser Mechanismus, der die Effekte des Nachfrageschocks wieder korrigiert?
Ein wichtige Faktor ist die Anpassung der Preiserwartungen. Reduziert sich die Preiserwartung, werden die
Arbeiter bereit sein, zu einem tieferen Lohn zu arbeiten.
Keynes stellte sich die Frage nach der möglichen Dauer dieses Selbstregulierungsprozesses – da es sehr
schwierig ist eine Nominallohnsenkung durchzuführen. Keynes Beobachtung war, dass selbst bei einem
Preisrückgang nur selten Reduktionen des Lohnes zu verzeichnen sind, welche aber nötig ist, damit die
gesamtwirtschaftliche Angebotskurve nach aussen verschoben wird.
2. Aktive Konjunkturpolitik
In der aktive Konjunkturpolitik sollte der Staat aktiv gegen die konjunkturelle Arbeitslosigkeit vorgehen.
Abbildung 10.4 Die aktive Konjunkturpolitik zeichnet sich dadurch aus dass die Massnahmen des Staates
darauf abzielen, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage auszuweiten. Kommt es zur Reduktion der
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, wird der Staat versuchen die Nachfrage so zu stimulieren, dass sich die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage wieder zurück in die Ausgangssituation verschiebt. In diesem Fall geschieht die
Anpassung nicht über die Angebotsseite, sondern durch eine staatliche Stimulierung der Nachfrageseite.
Wie kann der Staat in der Realität die gesamtwirtschaftliche Nachfrage positiv beeinflussen?
Es gibt zwei wirtschaftspolitische Ansatzpunkte, nämlich die Geldwirtschaft u. die Fiskalpolitik. In beiden Fällen
soll die wirtschaftspolitische Massnahme dafür sorgen, dass zu jedem Preisniveau mehr Güter nachgefragt werden
– um den Effekt der Geld- u. Fiskalpolitik zu verstehen, geht man von der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage,
welche sich zusammensetzt aus:
-Konsumnachfrage
-Investitionsnachfrage
-Nachfrage des Staates
-Nettonachfrage des Auslands ( Exporte – Importe)
Wie wirkt nun Fiskal- u. Geldpolitik auf diese Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage?
A.Fiskalpolitik
Die Fiskalpolitik beinhaltet Staatseinnahmen u.-ausgaben. Die einfachste und direkteste Methode, die Nachfrage
zu stimulieren: eine Erhöhung der Staatsausgaben. Der Staat kann in einer Rezession zusätzlich Aufträge od.
kauft Güter, so wird bei jedem Preisniveau mehr nachgefragt.
Die zweite Nachfragekomponente, bei der die Fiskalpolitik ansetzen kann: Stimulierung der Konsumausgaben.
Der Mechanismus ist indirekter, über die Staatseinnahmen. Der Staat reduziert die Staatseinnahmen, wodurch
mehr Einkommen bei der Bevölkerung bleibt, das mind. Teilweise für den Konsum verwendet wird. Konsum
hängt von einer Reihe von Faktoren ab, sicherlich gehört das verfügbare Einkommen dabei zu den zentralen. Das
verfügbare Einkommen ist als Einkommen abzüglich der Steuern definiert.
B.Geldpolitik
Die Geldpolitik wirk vor allem auf die beiden anderen Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage: die
Investitionsnachfrage und auf die Nettoexporte.
Die Wirkung der Investitionsnachfrage hängt von verschiedenen Faktoren ab, davon sind die Kosten der
Finanzierung zentral. Welche wiederum vom Zinssatz, Preis für die Finanzierung von Investitionen, abhängen. Der
Staat kann mehr Geld zur Verfügung stellen und reduziert somit den Preis für das Geld, den Zinssatz. Bei
sinkendem Zinssatz wird es für die Investoren billiger, sich zu verschulden und Investitionen zu tätigen.
Eine expansive Geldpolitik hat aber auch Auswirkungen auf die Nettoexporte. Durch Expansion der Geldmenge
erhöht sich im Verhältnis zu ausländischem Geld die Menge an inländischem Geld auf dem Markt. Die expansive
Geldpolitik führt zu einer Abwertung des inländischen Gelds. Diese Abwertung führt dazu, dass die Exporte
stimuliert werden. Durch die expansive Geldpolitik ausgelöst – wird also die Währung abgewertet, dadurch die
Exporte stimuliert, und gleichzeitig die Importe gedämpft.
3.Automatische Stabilisatoren
Prinzipiell ist es auch möglich, die Institutionen so auszugestalten, dass ein gewisser Anpassungsprozess auf
einen Nachfrageschock automatisch erfolgt, ohne dass der Staat aktiv eingreifen müsste.
Die automatischen Stabilisatoren lassen sich über die Fiskalpolitik implementieren, die so ausgestaltet ist, dass
bei einer Reduktion der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage automatisch Mechanismen in Gang gesetzt werden,
welche die Nachfrage stimulieren. Dabei kann man sowohl an der Ausgaben- als auch an der Einnahmeseite
ansetzen.
Automatische Stabilisatoren auf de Einnahmeseite: Die Steuern sind praktisch alle positiv mit der öko.
Aktivitäten korreliert, sie steigen also, wenn die Wirtschaft wächst und sinken, wenn die Wirtschaft schrumpft. Dies
gilt für:
-Einkommensteuer
-Sozialabgaben
-Gewinnsteuer
In einer Rezession reduziert sich automatisch zahlreiche Staatseinnahmen, was wie eine Steuersenkung wirkt,
wodurch den Akteuren mehr Geld bleibt. Dadurch sinkt in einer Rezession die Nachfrage weniger markant.
Automatische Stabilisatoren auf der Ausgabenseite: Die Arbeitsloseversicherung. Steigt die Arbeitslosigkeit,
steigt auch automatisch die Staatsausgaben in Form von Zahlungen der Arbeitslosenversicherung. Damit sinken
die Konsumausgaben der Arbeitlosen weniger stark, als ohne dieses Zusatzeinkommen.
>Auch die Einnahmeseite stabilisiert die Arbeitslosenversicherung, da die Beiträge in die Arbeitslosenkasse
wegen geringerer Aktivität in der Rezession ebenfalls sinken.
Abbildung 10.5 Der automatische Anstieg der Staatsausgaben bei gleichzeitigem Rückgang der Staatseinnahmen
kompensiert aber einen guten Teil des Nachfragerückgangs und reduziert damit die Effekte einer Rezession auf
die konjunkturelle Arbeitslosigkeit.
10.3 Probleme einer aktiven Konjunkturpolitik
Das Konzept der aktiven Konjunktursteuerung bestimmte die makroökonomische Politik in der Nachkriegszeit
stark. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass dieses einfache Konzept in der Realität doch einige ausgesprochen
grosse Probleme aufweist.
Welches sind nun die Schwierigkeiten, bei der aktiven Bekämpfung der konjunkturellen Arbeitslosigkeit auftreten
können? Es sind vor allem zwei Probleme der Feinsteuerung:
A. Wirkungsverzögerungen ( Lags)
Problem: Vergehen vom Zeitpunkt des negativen Nachfrageschocks bis zur Wirkung der gewählten Massnahme
zwei bis drei Jahre, kann es sein dass die Wirtschaftspolitik eine Rezession bekämpft, während der Aufschwung
bereits wieder eingesetzt hat. Die Massnahmen wirken sich dann kontraproduktiv aus - da die makroökonomischen
Handlungsanweisungen nicht so rasch u. effizient umgesetzt werden können in der Realität.
Die Grundidee der keynesianischen Feinsteuerung – expansive Politik in einer Rezession, restriktive Politik in einer
Überhitzung – kann bei grösseren Verzögerungen nicht funktionieren. Wie kann es zu solchen Verzögerungen
führen? 3 Formen werden unterschieden:
- Verzögerung in der Erkenntnis
- Verzögerung in der Implementierung
- Verzögerung in der Wirkung
Verzögerung in der Erkenntnis
Man erkennt die Rezession frühestens drei bis sechs Monate nach ihrem Beginn, wenn man erste verlässliche
Daten über das Quartal hat. Diese Verzögerung entsteht aufgrund der Messproblematik
Verzögerung in der Implementierung
Es braucht Zeit politische Massnahmen zu beschliessen und umzusetzen. Für die Geldpolitik ist das ein geringeres
Problem, diese kann von einem Tag auf den anderen die Geldmenge verändern. Die Fiskalpolitik hingegen bedarf
für jede Anpassung ausgeklügelte politische Prozesse.
Auf der Ausgabenseite ist dies der Budgetprozess. Man legt im Vorjahr fest, wie das Budget im Folgejahr
aussehen soll. Auch im günstigsten Fall wird es ein mind. Ein ½ Jahr dauern, bis erste Massnahmen implementiert
werden können.
Auf der Einnahmeseite durch Reduktion von Steuern stimuliert werden, dieser Prozess ist noch zeitaufwändiger.
Steuersenkungen erfordern in der Regel Gesetzesänderungen, in der Schweiz sogar eine Verfassungsänderung
samt obli. Volksabstimmung.
Verzögerung in der Wirkung
Vom Zeitpunkt an, in dem eine Massnahme umgesetzt wird, bis zum Zeitpunkt, in dem sie sich tatsächlich auf die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage auswirkt, vergehen oft Monate. Bei der Fiskalpolitik ist dies weniger
problematisch. Bei der Geldpolitik braucht es ein bis zwei Jahre bis sich eine Expansion der Geldmengen in ihrer
vollen Wirkung entfaltet hat.
B. Politische Ökonomie von Konjunkturzyklen
Die politische Ökonomie, die Schwierigkeit der politischen Umsetzung eines ökonomischen Konzepts in einer Welt
mit rational eigennützigen Politkern.
Es fragt sich, warum die Konjunktursteuerung immer nur dann funktionierte, wenn die Wirtschaft unterausgelastet
war?
Die keynesianische Konjunktursteuerung hat vom Standpunkt der Politiker einen attraktiven und einen
unattraktiven Teil.
>Der attraktive Teil: In der Rezession eine expansive Politik zu betreiben. Eine expansive Politik bedeutet: der
Staat greift aktiv ein, um die Nachfrage zu stimulieren, zusätzlich Arbeitsplätze zu schaffen u. die Arbeitslosigkeit
zu eliminieren.
>Der wesentlich unattraktivere Teil: In einer Hochkonjunktur sollte der Staat diese positive Tendenz mit einer
restriktiven Politik entgegenwirken.
Entsprechend konnte geradezu systematisch beobachtet werden, dass der expansive Teil der
Konjunktursteuerung umgesetzt wurde, der restriktive Teil aber nicht konsequent genug.
Konsequenzen:
1. Die Wirtschaft wird über die Konjunkturpolitik laufend zu stark stimuliert, wird dann nicht rechtzeitig
gebremst, wird dadurch die Inflation angeheizt.
2. Durch die asymmetrische Handhabung der Konjunktursteuerung sind massive Budgetdefizite
vorprogrammiert – die Staatsverschuldung wachst laufend u. Anstieg der Inflation.
3. Eine so konzipierte Konjunkturpolitik ist anfällig auf politische Manipulation – politische
Konjunkturzyklen: Schafft Anreize für eine Regierung, im Wahljahr eine sehr expansive Konjunkturpolitik
zu betreiben u. so die Wiederwahlchancen zu erhöhen. Wird die Regierung gewählt, kann sie zumind. die
ersten ein bis zwei Jahre der Regierungszeit dafür verwenden, mit einer Bremsung der Konjunktur die
Schäden der überexpansiven Vorwahlpolitik zu neutralisieren. Statt die Wirtschaft zu stabilisieren, verstärkt
eine solche Politik die Konjunkturausschläge. Die Geldpolitik wurde deswegen entpolitisiert – dazu wurde
die Geldpolitik in die Hände von regierungsunabh. Zentralbanken gelegt.
10.4 Schweizer Konjunkturpolitik
Die Schweizerisch Wirtschaftspolitik ist stark auf automatische Stabilisatoren u. auf eine vorsichtige Anwendung
der Geldpolitik aufgerichtet.
Sind die Importe im Verhältnis zur Gesamtnachfrage sehr hoch, so begünstigt jede Stimulierung der
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage weniger die inländische Wirtschaft, als vielmehr diejenige der Handelspartner –
also keine positiven Auswirkungen auf die Schweizer Konjunktur. Die konjunkturpolitische Ausrichtung der
Schweizer Geld- u. Fiskalpolitik.
Geldpolitik und Konjunktur
Die Schweizer Geldpolitik ist in erster Linie auf die Bekämpfung der Inflation ausgerichtet. Besteht also keine
Inflationsgefahr, in einer Rezession, kann die Geldpolitik einsetze, um die konjunkturelle Lage zu stabilisieren. In
einer echten Rezessionsphase ist die Geldpolitik der Schweiz das wirkungsvollste Instrument der Schweizer
Konjunkturpolitik. Wenn die Preisstabilität nicht gefährdet ist, ist die Nationalbank denn auch in eigenem Interesse
darum bemüht, konjunkturelle Einbrüche bis zu einem gewissen Grad entgegenzuwirken.
Fiskalpolitik und Konjunktur
Die schweizerische Fiskalpolitik wirkt vor allem über automatische Stabilisatoren auf die konjunkturelle
Entwicklung.
Auf der Einnahmeseite wäre eine in der Schweiz eine aktive Steuerung der Konjunktur auf Bundesebene
illusorisch, da die wichtigsten Steuersätze des Bundes in der Verfassung festgehalten sind. Was die Ausgabeseite
betrifft, hat man mit der sogenannten Schuldenbremse ein System eingeführt, das die Konjunktur autom.
stabilisieren sollte. Das Ziel der Schuldenbremse ist es, über den Konjunkturzyklus hinweg das Budget
auszugleichen. Das bedeutet, dass in einer Rezession Defizite anfallen dürfen, die autom. durch Überschüsse bei
guter Wirtschaftslage kompensiert werden müssen.
Auch die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung ist in der Schweiz seit kurzem explizit als autom. Stabilisator
konzipiert. Bei schlechter Wirtschaftslage kann die Arbeitslosenversicherung Schulden machen, die über die den
Konjunkturzyklus hinweg wieder kompensiert werden müssen.
Die automatischen Stabilisatoren brauchen für ihre Anwendung kein Entscheid des Parlaments d. Regierung,
sondern sie sind als fixe Regeln vorgegeben – antizyklische konzipierte fiskalpolitische Mechanismen. Für die
schweizerische Wirtschaftspolitik spielt die aktive Konjunktursteuerung nur eine untergeordnete Rolle. Mit den
automatischen Stabilisatoren wird jedoch angestrebt, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage über die
Staatsausgaben und Staatseinnahmen antizyklisch zu glätten.
Weil die Schweiz ein kleines offenes Land ist und ein grosser Teil der zusätzlich stimulierten Nachfrage in die
Importe geflossen ist, „verpufft“ stets ein Teil des Fiskalimpulses ins Ausland.
Kapitel 11: Inflation und Deflation
11.1 Erklärung der Inflation
Inflation = dauernde Steigerung des Preisniveaus. D.h. nicht die Erhöhung des einzelnen Preises (Veränderung
relativer Preise)
Inflation erfolgt erst bei laufender Geldentwertung, wenn die Preise über eine längere Zeit einen Wachstumstrend
haben. 2 mögliche Quellen für die Inflation:
Angebotsseite
Nachfrageseite
Abb. 11.1: Nachfragestimulierung bei ausgelasteten Kapazitäten
Ausgangslage: Wirtschaft gut ausgelastet. Bei Expansion der Nachfrage (z.B. wirtschaftspolitische
Nachfragesimulierung od. optimistischer Erwartungen) erfolgt Rechtsverschiebung der AN-Kurve.
 Da die Kapazitäten weitgehend ausgelastet sind, kann die Produktion die Nachfragesteigerung nicht
deckenPreissteigerung.
Vgl. Abb. 11.1: Geringe Reaktion des BIP, aber deutliche Erhöhung des Preisniveaus.  Diese Preissteigerung
kann Inflation auslösen.
Abb. 11.2: Angebotsschock
Ausgangslage: Rückgang des gesamtwirtschaftlichen Angebots durch exogenen Einfluss. Bsp. Erdölpreisschock.
Durch die Erhöhung des Erdölpreises, kann zu jedem Preisniveau weniger produziert werden Linksverschiebung
der AA-Kurve.
 Rückgang des realen BIP und Erhöhung des Preisniveaus. Diese Kombination wird Stagflation (von
Stagnation + Inflation) genannt.
Durch Angebotsschock kann Inflation ausgelöst werden.
Ob eine Inflation resultiert hängt stark von der Geldpolitik ab. Ohne Reaktion der Geldpolitik, bleibt Geldmenge m
konstant und damit führt ein solcher Schock nur zu einer einmaligen Preiserhöhung. Falls Geldpolitik mitspielt u. für
zusätzliche N nach Geld zusätzliches Geld zur Verfügung stellt “Lohn-Preis-Spirale“ Von einer einmaligen
Preiserhöhung erfolgt dauernde Preiserhöhung = Inflation.
Vgl. Preiserhöhungen führen zu überproportional steigenden Nominallöhnen u. damit wieder zu Preiserhöhungen.
Entscheidend dabei ist die Inflationserwartung (Erwartung höherer Preise) die durch Preissteigerung ausgelöst
wird.
Massnahmen zur Bekämpfung der Lohn-Preis-Spirale: Geldpolitik kämpft aktiv gegen Inflation Lohn-PreisSpirale verliert Dynamik
Aber: Krzfr. hat eine solches Gegensteuern der Geldpolitik hohe konjunkturelle Kosten.
Vgl. Erdölpreisschock i.d. 70er u. 80er waren einmalige, schockartige Preiserhöhungen, die aber eine Lohn-PreisSpirale auslösten u deshalb die Inflation langfr. Anheizten. Genannt wird es Zweitrundeneffekt der
Erdölpreissteigerung. Grund: nicht die Preissteigerung des einzelen Gutes führt zu Inflation, sondern erst (in einer
2. Runde) die Erhöhung aller Preise über die Lohn-Preis-Spirale.
Geldpolitik und Inflation: Die Quantitätstheorie
Aus der Analyse der Quantitätstheorie des Geldes lassen sich die Effekte der Geldpolitik auf die Inflation und
andere Grössen ableiten.
P (Preisniveau) x Q (BIP real) = M (Geldmenge) x V (Geldumlauf)
BIP nominell
Diese Gleichung ist eine Identität und gilt per Definition immer, ein Ungleichgewicht ist auch kurzfristig nicht
möglich.
Linke Seite: BIP nominell = Wertschöpfung einer Ökonomie in einer best. Zeitperiode. Um diese Geldeinheiten zu
bewerten, ist Geld notwendig.
Rechte Seite: Dies notwendige Geld = Multiplikation von Geldmenge M mit Umlaufgeschwindigkeit V.
Das ganze BIP als Geld im physischen Sinne muss nicht vorliegen.Eine kleinere GM genügt, um den Gegenwert
des BIP nominell abzubilden. Wie gross der nötige Betrag an physischem Geld ist, ist abhängig wie oft pro Jahr die
Zehnernote verwendet wird. (= wird durch Umlaufgeschwindigkeit des Geldes gemessen). Je grösser V, desto
kleiner M.
Linke Seite: Betrag in Form von Geld
Rechte Seite: Betrag als in Geldeinheiten bewertetes BIP
Mit der Quantitätsgleichung lässt sich analysieren, welche Auswirkungen eine Veränderung der Geldmenge M hat,
wie z.B. bei einer expansiven Geldpolitik.
Wichtige Unterscheidung zw. kurzfristiger u. langfristiger Wirkung von Geldmengenerhöhung.
Langfristiger Effekt:
Eröhung v. M hat keinen Effekt auf BIP real. Durch Verdoppelung v. M werden wir nicht doppelt so reich,
denn real ändert sich nichts!!
Auf Quantitätsgleichung heisst dies, dass Erhöhung v. M langfr. zu Erhöhung des Preisniveaus führt.
Kurzfristiger Effekt:
Erhöhung v. M wirkt nicht nur auf Preisniveau, vielmehr stimuliert es die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
u. hat damit einen Effekt auf den Output (BIP). Wie stark dieser Effekt auf Q wirkt ist abhängig davon wie
steil die AA ist, d.h. wie weit die Wirtschaft i.d. Ausgangslage v.d. Kapazitätsgrenze entfernt liegt.
Abb.: 11.3: Inflationswirkung expansiver Geldpolitik
1. Fall: AN-Kurve sehr weit von KG (Kapazitätsgrenze), also im flacheren Abschnitt der AA-Kurve.
Betreiben expansiver Geldpolitik führt dazu, dass Output real (Q) starke Veränderung
erfährt u. beim Preisniveau (P) weniger.
(Keynes Extremfall: Nachfrageerhöhung reagiert nur auf Output, nicht aber auf
Preisniveau AA-Kurve wäre an diesem Bereich horizontal)
2. Fall: Auslastung der Wirtschaft ist relativ gut, die AN-Kurve ist am vertikalen Bereich der AAKurve. Geldpolitikexpansion führt krzfr. zur Erhöhung des Preisniveaus u. minime
Erhöhung des realen Outputs.
3. Fall: Erhöhung von M könnte P u. Q unverändert lassen, dafür zu einem Rückgang v. V führen.
Das bedeutet, dass der einzelne Geldschein weniger häufig umgesetzt wird, das Geld
gehortet wird.
Keneys argumentierte, dass das Aufbewahren und nicht Ausgeben des Geldes z.B. wegen
düsteren Zukunftsaussichten, zu einer Liquiditätsfalle führt. Im Extrem hat deshalb eine
expansive Geldpolitik keine Wirkung auf gesamtwirtschaftliche N (also auf BIP real). Vgl.
statt zu konsumieren wird Geld gehortet.
Lösung: Expansive Fiskalpolitik zur Erhöhung der gesamtwrit. N.
Aufgrund der Quantitätstheorie lässt sich erklären, dass hinter jeder Inflation eine expansive
Geldmenge steht.
Nicht jede Geldmengenexpansion führt langfr. zu einer Inflation, denn eine real wachsende
Wirtschaft mehr Geld benötigt. Wachstum führt zu mehr Transaktionen, die mehr liquide Mittel
benötigen. ABER! Erhöhung der Geldmenge nur im Tempo des realen BIP-Wachstums und nicht
stärker.
Keynesianer und Monetaristen
Monetaristen:
Betonen den v.a. den Preiseffekt, d.h. eine Geldmengenerhöhung hat krzfr. v.a. eine Preiswirkung
(langfr. ist dies sowieso der Fall)
Keynesianer:
Geldpolitik hat krzfr. einen Effekt auf das reale BIP.
Siehe Abb.: 11.4: Keynesianer vs. Monetaristen
Keynesianer:
Preise sind auch in relativ gut ausgelasteten Wirtschaft sehr unflexibel sind. AA-Kurve über
weite Strecken flach, auch i.d. Nähe der Kapazitätsgrenze.
Monetaristen:
Wesentlich flexiblere Preise u. auch in Rezessionen ist die AA-Kurve ziemlich steil. In dieser
Situation hat eine Nachfragestimulierung v.a. Inflationseffekte u. kaum Einfluss aufs BIP real.
Anders: Hier muess eine sehr starke Expansion d. Nachfrage vorliegen, damit ein Effekt aufs BIP
erzielt wird; ist aber sofort mit Inflationsgefahren verbunden, da die starke N-Stimulierung die P
wegen steilen AA-Kurve i.d. Höhe schiessen lässt.
Staatsfinanzen und Inflation
Finanzierung der Staatstätigkeit ist häufiger und zentraler Auslöser für Inflation.
Staat kann seine Ausgaben auf 3 Arten finanzieren:
1. Steuern (einzige langfr. nachhaltige Art)
2. Verschuldung
3. Gelddruck
Finanzierung über Geldschöpfung ist sehr verlocken. Der Staat kann sich bei der Zentralbank verschulden, indem
er diese dazu bewegt Geld zu drucken. Wirksamste Methode eine krzfr. Aufschwung auszulösen.
Langfrisitg führt diese Art von Finanzierung zu massiven Inflationsproblemen. D.h. langfr. zu Preiserhöhung u.
schliesslich zur Inflation.
Das gehaltene Bargeld, entwertet sich mit der Inflationsrate, und diese ist im Prinzip ein Steuersatz. In
Entwicklungsländer sind arme Menschen auf ein wenig lokales Bargeld angewiesen. Sie haben nicht die
Möglichkeit ihr Geld in Devisen oder direkt im Ausland anzulegen.
Fazit: Schwache Regierungen neigen dazu sich über die Geldpresse zu finanzieren, was mittelfristig die Inflation
i.d. Höhe treibt.
Deshalb ist eine institutionelle Trennung zw. Zentralbank und Regierung sehr wichtig.
11.2 Kosten der Inflation
Inflation: Entwertung des Geldes.
Völlig offensichtlich werden Kosten, wenn die Inflation eine gewisse Höhe erreicht hat. Z.B. Hyperinflation mit
monatlichen Inflationsraten von 50% u. mehr. Inflation dominiert das Wirtschaftsgeschehen.
Bei Gelderhalt der Arbeitnehmer müssen sie es auf innovative Art u. Weise sehr schnell loswerden. gesamte
sonstige Wirtschaftsleben kommt zum Stillstand. Bei einer gewissen Höhe
Kosten moderater Inflation, lassen sich in 5 Kategorien unterteilen:
1. Transaktionskosten
2. Kosten der Unsicherheit
3. Kosten wegen der Verzerrung der relativen Preise
4. Kosten für die Kreditgeber
5. Kosten wegen der kalten Progression der Steuern
1. Transaktionskosten
Bargeldhaltung der Menschen wird auf die Situation angepasst. Die Beschäftigung mit der Umgehung der
Inflationskosten sind Transaktionskosten.
2. Kosten der Unsicherheit
Weil die Inflationsrate von Jahr zu Jahr stark schwankt ist es sehr schwierig mit ihr zu rechnen. Unsicherheit kommt
dann v.a. in langfr. Verträgen auf. Deshalb muss ein grosser Sicherheitsbonus für die Inflation eingebaut werden.
Hohe Kosten der Risikoabsicherung
3. Verzerrung der relativen Preise
Knappheitssignale werden verwischt und ein ineffizienter Einsatz der Ressourcen wird ausgelöst.
Nicht alle Preise sind flexibel. Es gibt Preise die sich jede Sekunde anpassen (Erdöl, Zucker). Bei anderen kann es
6 Monate bis zu 1 Jahr dauern bis sie angepasst werden (Katalogpreise, Löhne). diese ungleichmässigen
Preisveränderungen führen zu Preisverzerrungen.
4. Schädigung der Kreditgeber
Vgl. Kreditvergabe von 100.- mit jährlicher Zinszahlung von 10% des Betrages = 10.Falls Inflation 100% ist diese Zinszahlung v. 10.- nur noch die Hälfte wert. Auch der ursprüngliche Betrag 100.verliert an Kaufkraft Kreditgeber wird auch bei Rückzahlung der Schuld geschädigt.
5. Kalte Progression
Steuerklassen sind in nominellen Werten definiert und die Einkommenssteuer ist progressiv.
11.3 Kosten der Inflationsbekämpfung
Bekämpfung ist notwendig, weil sich die Inflation im Verlauf sich selbst verstärkt. Sind einmal Inflationserwartungen
entstanden (Gedanke, dass Preise immer weiter steigen), besteht die Tendenz einer Spirale nach
oben.Politisches Gegensteuer, um die Lage nicht ausser Kontrolle zu lassen.
Folgen einer Bekämpfung: Hohe gesamtwirtschaftliche Kosten mit Rezession und hohe AL. Kosten sind für alle
sehr unmittelbar sicht- und spürbar.
Effekte auf die Konjunktur
Ausgangslage: Wirtschaft ist ausgelastet u. wegen der zuletzt starken expansiven Geldpolitik besteht ein
inflatorisches Umfeld gesamtwirt. N erfährt eine Rechtsverschiebung.
Intervention der Zentralbank: Starke Anhebung der Zinsen (also restriktive Geldpolitik) als Gegensteuer.
Reduktion der Inflationstendenz, N aber gerade so stark bleibt, dass die Wirt. an der Kapazitätsgrenze operiert.
ABER: Geldpolitik ist keine Feinsteuerung, sonder sie erschlägt gewissermassen die Inflation.
Abb.: 11.5: Bekämpfung der Inflation
Gesamtwirt. N verschiebt sich wegen der restriktiven Geldpolitik stark nach links. erhoffte dämpfende Effekte auf
Preisniveau, aber auch Rückgang des BIPRestriktive Geldpolitik löst eine Rezession aus.
Fazit: Eine hohe Inflation kann nur durch Inkaufnahme eines kurzfristigen wirt. Einbruchs erfolgreich bekämpft
werden.
Effekte auf die Arbeitslosigkeit: Die Phillips-Kurve
Siehe Abb.: 11.6: Phillips-Kurve
Die Phillips-Kurve zeigt eine negativen Zusammenhang zw. Inflation und Arbeitslosigkeit. Die Graphik zeigt die
kurzfr. Analyse des makroökonom. Grundmodells in anderer Form.
a) Wirt. ist weit v.d. Kap.grenze entfernt (unterausgelastet)wenig inflationärer Druck, aber hohe konjunkturelle
AL. (vgl.Situation rechts oben auf der Phil.-Kurve)
b) Wirt. ist voll ausgelastet  tiefe AL, aber hohe Inflation (vgl. Situation links unten auf der Phil.-Kurve)
Hintergrund und Rolle der Phillips-Kurve in der Politikberatung
Arthur Phillips zeigte in den 1950er-Jahren, dass zw. Lohnsteigerung u. AL ein negativer Zusammenhang
bestand.
1960 ersetzten die sehr einflussreichen US-Ökonomen Paul Samuelson u. Robert Solow die Lohnsteigerung i.d.
ursprünglichen Grafik v. Phillips durch die Preissteigerung (Inflation). Begründung: Enger Zusammenhang zw.
Lohnentwicklung u. Inflation.
In der Praxis wurde die Phil-Kurve als Menukarte betrachtet, auf dem sich die Politik die bevorzugte Kombination
aus AL u. Inflation aussuchen konnte. Geld- u. Fiskalpolitik wurden gezielt eingesetzt, um sich auf der Phil-Kurve
je nach polit. Präferenzen zu positionieren.
Ende der 60er wurde dieses Vorgehen v. Milton Friedman scharf kritisiert. Er wies darauf hin, dass die Phil-Kurve
nur einen kurzfr. Zusammenhang zeigen könnte, weil die Geld- u. Fiskalpolitik langfr. Das reale BIP u. damit die AL
nicht beeinflusst. Negative Zusammehang auf der Phil-Kurve verschwindet.
I.d. 70er u. 80er Jahren verschwand der negative Zusammenhang u. die Phil-Kurve nahm mittelfristig mehr u. mehr
die Form einer Vertikalen ein.
Abb.: 11.7: Langfristige Phillips-Kurve
Die langfr. Phil-Kurve zeigt, dass jede Bekämpfung der Inflation zu einer Erhöhung der AL führt. Nach der
Anpassung sinkt die Inflation, aber auf Kosten eines Anstiegs der AL
Die selbstverstärkende Wirkung tiefer Inflation
Inflationsbekämpfungen haben hohe gesamtwirt. Kosten!!
Deshalb: Geringe, stabile Inflation verfolgen. Bei langjähriger Preisstabilität sind Inflationserwartungen sehr
tiefInflation wird auf tiefem Niveau stabilisiert. (Lohn-Preis-Spiralen entstehen in einem solchen Umfeld kaum).
Beispiel dazu: Erdölkrisen in den 70er und 80er-Jahren sowie i.d. Jahren 2003-2005.
Erdölkrise 1 und 2 führten zu einer starken Beschleunigung der Inflation, weil sie in einem recht inflationären
Umfeld stattfanden. hohe Inflationserwartungen, das zu ausgeprägten Lohn-Preis-Spiralen führt. Zentralbank
erhöht Zinsen, um die wachsende Inflation einzudämmen.
Kosten dieses Eingriffs: Scharfe Rezession
Andere Folgen hatte die massive Erdölpreiserhöhung 2003-2005. Dieser Schock spielte sich in einem Umfmeld mit
sehr tiefer Ausgangsinflation ab. tiefe Inflationserwartungen, ohne Lohn-Preis-Effekt (keine Zweitrundeneffekte
der Preiserhöhung). Deshalb wurde Geldpolitik expansiv belassen. Zwar zu konjunktureller Abschwächung, aber
nicht zu einem rezessiven Einbruch.
11.4 Entstehung und Kosten der Deflation
Negative Inflation = Deflation, ist aber genauso ungünstig wie positive Inflation
Bis in den 1990er-Jahren war die Deflation nur ein theoretisches Problem. Japan erlebte in dieser Periode eine
ausgeprägte Deflation.
Was ist Deflation?
Deflation = langfristiger Preisrückgang mit konstanten oder sogar steigenden Raten.
Langfr. Preisrückgang ist erst dann schädlich, wenn sie auf einen Rückgang der gesamtwirt. N zurückzuführen ist.
Preisniveau kann aus 2 Gründen sinken:
1. Rückgang der gesamtwirt. Nachfrage kann eine Deflation tatsächlich auslösen
2. Erhöhung des gesamtwirt. Angebots vorübergehend eindeutig positiv
Abb.: 11.8: Produktivitätssteigerung: Keine Deflation
Erhöhung der Produktivität bei jedem Preisniveau bewirkt eine Rechtsveschiebung der AA-Kurve. Preise sinken,
aber gleichzeitig steigt BIP  Eine solche Preissenkung hat nichts mit Deflation zu tun, also negativen wirt.
Ereignis.
Abb.: 11.9: Nachfrage und Deflation
Preisrückgang wegen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen N, d.h. bei jedem Preisniveau wird weniger
nachgefragtLinksverschiebung der AN-Kurve. Preisniveau sinkt und das BIP auch.
Bei einer Deflation kombiniert sich also fallende Preise mit einem Rückgang des realen BIP Rezession.
In dieser Situation sind Zinsen sehr tief (Nominalzinsen von etwa 0%) Geldpolitik kann die Situation nicht mehr
mit Zinssenkung verbessern!
Persistenz der Deflation
Für das Entstehen der Deflation sind 4 Faktoren verantwortlich:
1. Selbstverstärkende Wirkung
2. Hohe Realzinsen
3. Steigende Reallöhne
4. Sinkende Bonität der Schuldner und Bankekrisen
1.) Langfr. Preissenkung führt dazu, dass Bev. Negative Inflationserwartungen hat. Sie erwartet
weitere Preissenkung und reduziert deshalb ihre Nachfrage. Konsum wird für späteren
Zeitpunkt aufgehoben, da die Preise ja sinken. Dieser selbstverstärkende Prozess kann nur
schwer gebrochen werden
2.) Nominelle Zinssätze können nicht negativ werden, sonst würde niemand mehr das Geld der
Bank zur Verfügung stellen, wenn sie darauf noch Zins bezahlen müssten.
Bsp: i (Nominalzins) = r (Realzins) + Pe (erwartete Inflation)
Für ökonom. Entscheide ist Realzinssatz relevant (Wieviel pro Periode in realen Werten
gezahlt werden muss).
Anhand der Gleichung kann man ausrechnen wie hoch der reale Zinssatz sein muss, wenn der
Nominalzinssatz 0% ist u. Pe 5% ist.  r muss 5% betragen. Obwohl i sehr tief ist, haben wir
i.d. Deflationssituation ein sehr hohes r!!
Die hohen Realzinsen wirken selbstverstärkend u. dämpfen die Investitionsnachfrage stark
ab negativer NachfrageeffektVerschlimmerung der Rezession
3.) Nominallohnsenkung ist kaum möglich. Wegen den sinkenden Preisen
wird ein fixer Nominallohn wichtigerReallöhne steigen u. die Lohnkosten für
Unternehmungen werden teurer. N nach Arbeit sinkt u erhöht AL.
4.) Bei einer Deflation gewinnen die Kreditgeber u. die Kreditnehmer verlieren. Deflation: Reale
Wert einer Zinszahlung u. der Schuld steigt weiter an für den KreditnehmerBonität des
Unternehmens sinkt laufend.
Bekämpfung der Deflation
Deflation zu bekämpfen ist sehr schwierig, das sie sehr schwer zu stoppen ist, wenn sie einmal voll im Gange ist.
Die Zentralbank kann in einer deflationären Wirtschaft nicht den traditionellen Zinsmechanismus spielen lassen.
Keynes hat diese Machtlosigkeit der Geldpolitik als Liquiditätsfalle bezeichnet. Empfehlung: Wirt. mit expansiver
Fiskalpolitik aus der Liquiditätsfalle befreien. ABER: Vorgeschlagenes Instrument nicht immer wirksam (siehe
Beispiel von Japan).
Andere Alternativbekämpfung durch Offenmarktpolitik: Wirt. massiv mit Liquidität überschütten u. damit klar
signalisieren, dass Inflation geschaffen werden soll. Ziel: Erwartungen der Leute von Deflation auf Inflation
umpolen alle neg. Effekte der Deflation würden dahinfallen.
Beste Lösung: Es gar nicht erst zum Schlimmsten kommen lassen, indem jede Deflationstendenz im Keim erstickt
wird.
Deshalb wird keine 0% Inflation angestrebt, sondern eine positive Inflation von 0-2%, um eine Deflationsgefahr von
vornherein zu minimieren.
Kapitel 12: Geld
Geld besteht praktisch aus wertlosem Papier, trotzdem kann man sich damit wertvolle Dinge kaufen. Eine
Wirtschaft ohne Geld und nur mit Gütertausch wäre viel zu kompliziert. In einer heutigen arbeitsteiligen Wirtschaft
könnte ohne Geld die Wirtschaft nicht funktionieren.
12.1 Funktionen und Entstehung von Geld
Geld hat in der Wirtschaft deshalb eine eminente Bedeutung, weil sie 3 Funktionen erfüllt ohne die eine
arbeitsteilige Wirtschaft nicht funktionieren könnte:
1. Tauschmittel
2. Wertaufbewahrungsmittel
3. Masseinheit
1. Tauschmittel: Ist mit Abstand die wichtigste Funktion des Geldes. Ohne Geld müsste man Güter gegen
Güter tauschen. Vgl. 10 Schafe gegen 1 Auto.
Dadurch entstehen immense Transaktionskosten, da man zuerst einen Abnehmer für die 10 Schafe
braucht, der des entsprechende Auto tauschen möchte. viel einfacher wäre eine Handel mit einem
generell akzeptierten Zahlungsmittel.
2. Wertaufbewahrungsmittel: Geld ermöglicht Kaufkraft „zu lagern“. Geld muss nicht sofort ausgegeben
werden; Kauf kann aufgeschoben werden, da das Geld nicht verdirbt oder sonst wie unbrauchbar werden
kann. Diese Wertaufbewahrungsfunktion ermöglicht aber Inflation. Im Extremfall funktioniert die
Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes nicht mehr (vgl. Hyperinflation)
3. Masseinheit: Vergleich der relativen Werte der Güter. Weil alle Preise in Geldeinheiten ausgedrückt sind,
ist dieser Vergleich unkompliziert. Anders wäre es ohne Geld, z.B rel. Wert eines Buches in Anzahl
Bananen oder Äpfeln zu bestimmen.
Wer schafft Geld?
Funktionen des Geldes kann jedes Gut übernehmen, das als Zahlungsmittel akzeptiert wird und ferner die 3
obgenannten Funktionen erfüllt. Alternativen sind: Gold, Silber oder auch Zigaretten (in Kriegsgefangenenlagern).
Zentralbank ist ein Monopol und hat als einzige Organisation die legale Möglichkeit Geld zu schaffen. Auch
Geschäftsbanken können Geld schaffen, aber nur auf der Basis von Zentralbankgeld.
Geldschöpfung und die Entstehung von Banken
Blick zurück ins 15. und 16. Jh. „Entstehung des modernen Bankensystems“:
Gold übte damals die Funktion des Geldes, war also anerkanntes Zahlungsmittel. Das Gold wurde bei den
Goldschmieden gelagert, weil es gefährlich war es mit sich zu tragen. Im Gegenzug erhielt der Eigentümer eine
Quittung vom Goldschmied. Bald wurden diese Quittungen als Zahlungsmittel anerkannt und verwendet.
Später kam die Idee auf, das gelagerte Gold als Kredit zu vergeben und eine Zins draufzuschlagen. (Aus den
Goldschmieden wurden Bankiers, da Kredite nicht mehr 100% mit dem gelagerten Gold übereintstimmte). Nicht
mehr alle Quittungen waren durch Gold gedeckt u. die Banken/Goldschmiede hatten zusätzl. Zahlungsmittel
geschaffen.
Geschäftsbanken heute operieren mit gleichem verfahren, der Kreditgebung, und schaffen zusätzliche als
Zahlungsmittel akzeptierte Werte. sie schaffen „Geld“.
Bankenregulierung und Geldschöpfung
Problem des Kreditgeschäftes ist für die Banken, dass sie nicht i.d. Lage sind, das Geld ihren ursprünglichen
Besitzern sofort auszubezahlen. Alles Geld liquide zu halten wäre eine übertrieben Vorsicht der Geschäftsbanken
u. würde die Gewinnmöglichkeiten einschränken. Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Banken ist immens
wichtig, sonst würden alle Kunden ihr Geld zurückverlangen. Falls diese Unsicherheit auftritt, führt das zu
Bankenkrisen.
Deshalb gehören Bankregulierungen zu den wesentlichen Aufgaben der Wirtschaftspolitik. Heute haben Banken
eine gesetzliche Vorschrift eine Mindestreserve an liquiden Mitteln zu halten. eine wichtige Regulierung der
Banken.
Geldschöpfungsmultiplikator
Geldschöpfungsmultiplikator: Von der Zentralbank herausgegebene Geld wird über die Tätigkeit der Banken
vermehrt.
Bsp: Zentralbank gibt 10 000.- ins Bankensystem. Verpflichtung eines 10% Mindestreservesatz: 1 000.-. Bank
kann nicht 10 000.- als Kredit vergeben, sondern nur 9 000.-. Dieser Kredit wird auf eine andere Bank gelagert, die
wiederum eine Kredit vergibt (9 000 mit 10% Reservesatz, also beträgt Kreditsumme nur 8 100.-). So werden
zusätzliche liquide Mittel durch das Bankensystem geschaffen.
GM (Geldschöpfungsmultiplikator) = 1 / RS (Reservesatz)
Vgl. falls Reservesatz 0.1 ist, beträgt der Geldschöpfungsmultiplikator 10.
Die durch die Geschäftsbanken geschaffene Geldmenge, ist immer von den Aktionen der Zentralbank abhängig,
denn sie steuert die Quelle des Geldes. Obwohl ein Bruchteil der sich im Umlauf befindenden liquiden Mitteln von
der Zentralbank stammen, kann sie dennoch die Entwicklung der gesamten Liquidität steuern.
Geldmengenkonzepte
Was alles zur Geldmenge gehört hängt davon ab, was alles als allgemein anerkanntes Zahlungsmittel verwendet
werden kann.
Typischerweise werden 4 versch. Definition der Geldmenge unterschieden:
Engste Konzept: Bargeld (Noten u. Münzen sowie Konten der Geschäftsbanken bei der Zentralbank) wird als Geld
bezeichnet.
- M1: Bargeld + Sichteinlagen + Transaktionskonti.sehr liquide u. können jederzeit als
Zahlungsmittel verwendet werden.
- M2: M1 + Spareinlagen. nicht ganz liquide wie Sichtguthaben u. Transaktionskonti. Keine direkte
Zahlungsverwendung. Haben eine Rückzugslimite.
- M3: M2 + Termineinlagen. Termineinlagen können erst bei Fälligkeit bezogen werden, sind also
noch weniger liquide als Spareinlagen. M3 wird in der Geldpolitik häufig als zentrale Geldmenge
verwendet.
Siehe Abb.12.1: Geldmengenkonzept der Schweiz (2005)
12.2 Instrumente der Geldpolitik
2 Arten von Organisationen sind an der Geldschaffung beteiligt: Zentralbank und Geschäftsbank.
Mit folgenden Instrumenten kann die Geldmenge verändert werden:
1. Offenmarktpolitik
Für alle 3 Formen ist nur die
2. Diskontpolitik
Zentralbank Initiator für
3. Mindestreservepolitik
Veränderung der GM
1. Offenmarktpolitik
Offenmarktpolitik ist die elementarste und wichtigste Form der Geldpolitik.
Grundidee: Zentralbank kauf und verkauft auf dem offenen Markt Wertpapiere. Damit kann die Zentralbank die
GM erhöhen oder reduzieren, weil sie die Transaktionen mit Zentralbankgeld bezahlt oder solches annimmt.
Bsp. Expansive Geldpolitik der Zentralbank: Sie kauft auf Kp-Markt Wertpapiere u. bezahlt mit frisch gedrucktem
Geld. Das neue Zentralbankgeld fliesst zur Geschäftsbank, die das Wertpapier weiterverkauftdadurch erhöht
sich die GM. über Kreditvergabe dieser u. weiterer Geschäftsbanken vermehren sich die liquiden Mittel durch
den Geldschöpfungsmultiplikator.
Bsp. Restriktive Geldpolitik der Zentralbank: Sie verkauft Wertpapiere auf dem offenen Markt. Preis des
Wertpapieres wird an die Zentralbank gezahlt, damit wird diese Kaufsumme dem Markt entzogen. GM hat sich
reduziert.
Abb.12.2: Bilanz einer Zentralbank
Aktiven
Passiven
- Gold
- Notenumlauf
- Devisen
- Girokonten der
Geschäftsbanken
- Wertpapiere
- Reserven
a) Bei expansiver Geldpolitik der Zentralbank erhöhen sich die Aktiven um den gleichen Betrag wie die Passiven.
Bilanz ist wieder ausgeglichen.
b) Bei restriktiver Geldpolitik der ZB verkürzen sich die Aktiven um den gleichen Betrag wie die Passiven. Bilanz
ist wieder ausgeglichen.
ZB ist eine spezielle Organisation, denn sie besitzt die Instrumente Geld zu schaffen und zu vernichten. Strikte
Vorkehrungen schützen vor einem Machtmissbrauch dieser Instrumente und dass die Staatsausgaben über die
Geldschöpfung finanziert werden. Sonst droht unweigerlich eine Inflation.
ZB hat klares Mandat und ist v.d. Regierung unabhängig.
ZB erwirtschaftet fast immer eine Gewinn, da sie auf den Notenumlauf auf der Passivseite keine Zinsen bezahlt,
aber auf den Wertpapieren auf der Aktivseite Rendite erzielt.
Diskontpolitik
Idee: Versuch der ZB die Geldschöpfung der Geschäftsbanken zu beeinflussen.
Vgl.: Geschäftsbank hat zuwenig liquide Mittel, weil zu viele Kunden gleichzeitig ihr Geld wollenGB verschuldet
sich bei der ZB. ZB erhebt für diese Schulden Zinsen, den sog. Diskontsatz.
a) Falls ZB Zinsen erhöht, wird Verschuldung für GB teurerd.h. es wird teurer für die GB Kredite zu vergeben.
(Erhöht sich Diskontsatz, steigen Kosten der Illiquidität)GB werden mehr liquide Mittel halten. Kreditvergabe
geht zurück u. damit auch die liquiden Mittel die in Umlauf sind.
Durch Erhöhung des Diskontsatzes reduziert die ZB den Geldschöpfungsmultiplikator u. damit die GM.
b) Umgekehrt verläuft es bei einer expansiven Geldpolitik: ZB senkt Diskontsatz Liquiditätsengpässe für GB
werden billigerAnreiz zur mehr KreditvergabeLiquiden Mittel steigen, d.h. GM.
Mindestreservepolitik
Bankenregulierung verpflichtet GB einen best. %-Satz der ZB-Gelder als liquide Mindestreserven zu halten (keine
Kreditvergabe dieses Geldes).
ZB legt diesen Reservesatz fest u. kann damit Geldpolitik betreiben.
a) Bei restriktiver GP erhöht ZB den Mindestreservesatz Kreditsumme der GB sinktGeldschöpfung über das
Bankensystem sinkt.
b) Expansive GP: ZB senkt MindestreservesatzKreditsummer der GB steigtGeldschöpfung steigt.
Fazit: In OECD-Ländern dominiert OFFENMARKTPOLITIK. Alternativmöglichkeiten sind Diskontpolitik und
Mindestreservepolitik.
12.3 Geldpolitische Strategien
Da die ZB sehr grosse Macht bezüglich GM-veränderung hat, müssen ihr klare Verpflichtungen und messbare
Ziele vorgegeben sein.
Welche Zielgrösse für die Geldpolitik?
Ziel der GP i.d. meisten OECD-Ländern: PREISSTABILITÄT. D.h. Verhinderung von Inflation sowie Deflation.
ZB hat mit der GM-Steuerung das Instrument i.d. Hand, um mittel- u. langfristige Inflation zu beeinflussen.
Auch hat die GP Einfluss auf gesamtwirtschaftliche N u. ist damit i.d. Lage die konjunkturelle AL positiv zu
beeinflussen.
Was bedeutet die Aussage „Die Zentralbank senkt die Zinsen“
Welche Zinse sind hier gemeint?
Zinsen für sehr kurzfr. Wertpapiere., sog. Geldmarktzinsen. Mit Erhöhung oder Senkung des Angebots an
Zentralbankgeld über die Offenmarktpolitik verändert die ZB diese kurzfr. Zinsen. Geldpolitisch Instrument ist dabei
die Offenmarktpolitik.
a) ZB „senkt Zinsen“sie betreibt expansive Offenmarktpolitik bis der krzfr. Zinssatz auf angekündigte Höhe
sinkt.
- In der US-ZB heisst dieser sog. „Leitzins“ Federal Fund Rate
- In der CH-ZB handelt es sich um den Dreimonats-Libor (krzfr. Zinssatz in CHF)
Wegen diesen diversen Einflussgrössen ausgehend v.d. ZB, lösen sich wirtschaftspolitische
Auseinandersetzungen aus.
Primäres Ziel: Preisstabilität oder Stabilisierung v. Wirtschaftstätigkeit und Konjunktur?
In den meisten Ländern ist:
1. die Preisstabilität primäres Ziel
2. mit Rücksichtnahme der Wirtschaftslage. (falls Preise stabil
sind)
Wegen Wirkungsverzögerungen der geldpolitischen Massnahmen ist es wichtig, operative Ziele und
Zwischenziele zu formulieren. Sie sollten möglichst unmittelbar mit den geldpoltischen Instrumenten erreicht
werden können u. gleichzeitig mit dem eigentlichen, lgfr. Ziel der Preisstabilität eng korreliert sein.
a) Operatives Ziel: kurzfr. Zinsen (Zinsen, die auf dem Geldmarkt zw. Banken gezahlt werden) werden v. ZB direkt
beeinflusst.
b) Zwischenziel: können weniger stark v.d. ZB beeinflusst werden, sind aber klar messbar u. haben einen direkten
Zusammenhang mit der Preisstabilität.
Bsp. GM M3: ZB kann GM zwar beeinflussen, aber eher indirekt. Verhalten der GB u.
Geldnachfrage haben auch einen Einfluss auf M3.
c) Am Ende der Wirkungskette sollte das angestrebte Ziel herauskommen: Preisstabilität
Siehe Abb. 12.3: Geldpolitik: Vom Instrument zum Ziel
Es ist schwierig zu beurteilen, ob eine heute verfolgte GP tatsächlich zu Preisstabilität führen wird. Beurteilung
des Operative Ziels (z.B. krzfr. Zinsen), dass das Zwischenziel erreicht wird (z.B. Entwicklung einer breit definierten
GM) ist möglich.
Wechselkursziele
WK (Wechselkurs) ist ein wichtiger Preis, der durch die GP direkt beeinflusst werden kann.
Veränderung der GM  Verschiebung der relativen Knappheiten heimischer und ausländischer Währungen. 
Veränderung des relativen Preises der Währung, also der WK.
a) ZB verfolgt WK-Ziel: WK stell Zwischenziel dar. WK kann deshalb durch GP beeinflusst werden, obwohl
ZB nicht der einzige einwirkende Akteur auf den Preis des WK’s ist.
ZB kann geldpolitische Ausrichtung kommunizieren i.d. Hoffnung, dass sich die
Erwartungen der Marktteilnehmer anpassen. Meistens stellt sich der angekündigte WK ein, denn sonst wird
die ZB sofort intervenieren.
b) Häufig wird WK-Ziel direkt verfolgt.WK-fixierung ersetzt zu einem gewissen Grad die Preisstabilität als
eigentliches Ziel der GP. (Vgl. System mit fixen WK)
ZB muss GM so steuern, dass der vereinbarte WK auf vereinbartem Niveau gehalten wird. (Vgl.
Nachkriegszeit dominierte dieser Mechanismus der GP)
Fixierung des WK nimmt der ZB Möglichkeit Inflationsziel direkt zu verfolgen. Wenn WK an den eines
anderen Landes fixiert wird, muss GP für diesen Preis für das Geld (ausgedrückt in ausländ. Währung) zu
erreichen suchen.
ZB kann nicht gleichzeitig u. unabh. davon ein Inflationsziel verfolgen.
Eine Wechselkursfixierung nimmt der nationalen GP die Möglichkeit, autonom ein anderes Inflationsziel als
andere Länder im Fixkurssystem zu verfolgen.
Geldmengenziele
Mit dem GM-Ziel soll ein messbares u. damit kommunizierbares, mit der Inflation stark korreliertes u. kurzfr.
Erreichbares Zwischenziel ins Zentrum gestellt werden.
GM-Ziel kann man an der Quantitätsgleichung zeigen:
P (Preisniveau) x Q (BIP real) = M (Menge) x V (Geldumlaufgeschwindigkeit)
Monetarismus beruht auf der Annahme: Zw. Preisniveau u. GM-Entwicklung besteht ein direkter Zusammenhang.
Dies ist gemäss Quantitätsgleichung der Fall, wenn V konstant ist. Wenn V stark schwankt, fehlt der klare u.
vorhersehbare Zusammenhang zw. GM-Entwicklung u. Preisen (GM wirkt als Zwischenziel nicht)
Inflationsziele
Inflationsziele sollen direkt a.d. Erreichung des Endziels gemessenen werden und dieses Geschehen auch ins
Zentrum der Kommunikation stellen. Bekanntgabe operationaler Ziele (Ziele, die direkt u. kurzfr. mit der GP
erreicht werden können.
Auch die CH operiert heute mit einem Inflationsziel.
12.4 Die Schweizer Geldpolitik
Mandat der Schweizerischen Nationalbank (SNB)
SNB: Staatliche Organisation mit speziellen Kompetenzen. Unabhängig v. Regierung u. Parlament. Grund: Das
Ziel der Preisstabilität muss glaubwürdig erscheinen, und das erfolgt nur, wenn sie unabhängig ist.
Regierung darf die Geldschöpfung als Finanzierungsquelle nicht benutzen oder aus politischen Gründen
(Wahlchancen) die Konjunktur über die GP steuern.
Bundesrat hat keine Weisungsbefugnis gegenüber SNB. Nur gegenseitiger Informationsaustausch.
Ziele der SNB:
1. Preisstabilität
2. Wirtschaftliche Entwicklung
Geldpolitische Strategien der SNB in de Nachkriegszeit
Schweizer Geldpolitik der Nachkriegszeit lässt sich in 3 Phasen unterteilen:
1945-1970: Verfolgung von Wechselkursziel. Grund: CH war Teilnehmer am BrettonWood-System fixer WK. Ziel einer solchen GP ist die Aufrechterhaltung eines fixen WK. Preisstabilität wurde in
dieser Periode nicht angestrebt, sondern der Erhalt der fixen WK. Dies ging gut, solange der US-Dollar als
Währung stabil war.
Ein Land, das seine Währung an die eines anderen Landes bindet, importiert automatisch die Inflationsrate des
anderen Landes.
Die steigende Inflation in den USA (Vietnamkrieg) übertrug sich auf alle anderen Länder innerhalb des BrettonWoods-Systems.
Golddeckung nahm mit der expansiven Geldpolitik der USA ab  Die Aufkündigung der Geldeinlösepflicht durch
die US-Regierung führte zum Zusammenbruch des B-W-System.
1974-1999: Währen dieser Zeit war die GP stark auf das Zwischenziel der GM-Entwicklung konzentriert, unter der
Annahme, dass eine starke Korrelation zw. dem Zwischenziel u. dem eigentlichen Ziel der Preisstabilität. Diese
Politik war über lange Zeit sehr erfolgreich mit rel. Tiefer Inflationsrate.
Ende der 80er: Probleme der GM-Steuerung wurden offensichtlicher. Monetaristische Konzept funktioniert nur
dann gut, wenn V konstant ist, also Geldnachfrage stabil ist. Es besteht ein Zusammenhang zw. GM-Entwicklung
u. Inflation. Wenn V zu schwanken beginnt, bricht stabile Zusammenhang zusammen, u. GM-Entwicklung sagt
nicht mehr viel über die zu erwartende Inflation aus.
Weil SNB das GM-Ziel nicht strikt verfolgte (WK auch berücksichtigte) wurden die GM-Ziele immer häufiger
verfehlt. Die Glaubwürdigkeit, das wohl wichtigste Kapital der Zentralbank, drohte in Frage gestellt zu werden.
Ende der 80er & Anfang der 90er hat die SNB wegen unklarer Entwicklung der Geldnachfrage, einige eher
problematische Entscheide getroffen. Ende der 80er mit eine zu expansiven GP Erhöhung der Inflationsraten.
Reagiert danach mit restriktiver GP  Rezession Anfang der 90er.
Seit Mitte der 90er orientierte sich die ZB weniger stark am GM-Ziel, u. 1999 wurde das Konzept völlig aufgegeben
u. zu einem INFLATIONSZIEL übergegangen.
Das heutige geldpolitische Konzept der SNB
Das 1999 eingeführte Inflationsziel wird mit einem geldpolitischen Konzept umgesetzt, das 3 wesentliche Punkte
umfasst:
1. Definition der Preisstabilität („Ziel“)
2. Inflationsprognose („Entscheidungsgrundlage“)
3. Zielband für den Dreimonats-Libor, einen kurzfristigen Zinssatz („operatives Ziel“)
1. Definition der Preisstabilität
Im geldpolitischen Konzept der SNB herrscht Preisstabilität, wenn Inflation unter 2% liegt. Inflation von 0 – 2%
wird angestrebt, um eine leichte Deflation von vornherein zu verhindern. auch leichte Erhöhung des Preisniveaus
bedeutet Preisstabilität.
Leichte Inflation ist besser, da offizielle Inflationsrate die tatsächliche aus versch. Gründer tendenziell etwas
überschätzt.
Wichtig: Preisstabilität ist ein mittelfristiges Ziel, d.h. muss nicht zu jedem Zeitpunkt erreicht werden. Gewisse
Stabilität, um Erdölpreisschocks oder WK-Schocks entgegenzuwirken.
2. Inflationsprognose
Inflationsprognose ist zwingend notwendig, da die Geldpolitik mit einer gewissen Verzögerung auf die Inflation
einwirkt.
Diese Prognose wird vierteljährlich von der SNB publiziert. Die SNB geht davon aus, dass die kontrollierten
Zinssätze währen des Prognosezeitraums konstant bleiben. Es ist zu prüfen, ob die momentanen Zinssätze mit der
langfr. Preisstabilität vereinbar ist.
Falls Inflation zu hoch restriktive Geldpolitik, d.h. Zinssatz erhöhen.
Falls deflatorische Gefahr droht expansive Geldpolitik, d.h. Zinssätze senken.
Die Quartalsweise Kommunikation der SNB ist keine Prognose der zukünftigen Inflation oder Deflation, sondern
eine Entscheidungsgrundlage. D.h. falls im prognostizierten Zeitraum v. 3 Jahren das Stabilitätsziel nicht erreicht
wird, ist eine Änderung der GP notwendig.
3. Zielband für den Dreimonats-Libor für Schweizer Franken
Langfr. Ziel der SNB ist die Preisstabilität, deshalb muss sie der Öffentlichkeit mitteilen, wie ihr GP krzfr. aussieht
(ihr operatives Ziel kommunizieren).
Dieser krzfr. Zinssatz ist der Dreimonats-Libor für CHF.
„Libor“ = „London inter-bank offered rate“. = Zinssatz für krzfr. Wertpapiere (in CHF), die au dem Londoner
Finanzmarkt gehandelt werden.
Operatives Ziel der SNB ist ein Zielband anzukünden und innerhalb dessen den Zinssatz für die DreimonatsPapiere zu halten. SNB ist nicht einziger Markteilnehmer, deshalb verpflichtet sie sich nur für ein Band u. keinen
präzisen Zinssatz.
Die Praxis allerdings belehrt, dass die SNB die dominierende Kraft auf diesem Markt ist u. jederzeit i.d. Lage ist,
den Zinssatz ein einem sehr engen Band zu halten.
Die Umsetzung der Geldpolitik über Repo-Geschäfte
Kurzfr. Repo-Geschäfte der SNB sind für die Steuerung der Dreimonats-Libors. REPO steht für „Repurchase
Agreement“ (Rückkauf-Vereinbarung).
 Expansives Repo-Geschäft: SNB kauft Wertpapiere v. GB u. erhält dafür liquide Mittel. + Vereinbarung, dass
SNB diese Wertpapiere an GB verkauft. GB zahlt während der Laufzeit es Repos einen Zins (Repo-Zins).
Repo-Geschäfte sehr krzfr., i.d.R. eine Laufzeit v. wenigen Tagen oder Wochen.
Mit diesem Instrument kann die SNB sehr flexibel den Markt mit zusätzlicher Liquidität (exp. GP) versorgen bzw.
entziehen (restr. GP).
krzfr. Veränderung der Liquidität hat auch Einfluss auf langfr. Zinssätze (z.B. Dreimonats-Libor), weil veränderte
Knappheit des Geldes für alle Laufzeiten gilt.
Als Zwischenziel wird ein Zinssatz angekündigt, der durch SNB direkt beeinflussbar ist. Über die Ankündigung wird
Ausgestaltung der GP (restr. Oder expan.) der SNB ermittelt.
Vgl. Spekulationen i.d. Presse wie die SNB ihre Zinssätze verändert, bedeutet nur wie sie den Dreimonats-Libor in
CHF mit Offenmarktgeschäften verändert, nicht ob sie festgestzten Zinssatz verändert.
Kapitel 13: Wechselkurse
Eine starke internationale Verflechtung eines Landes (z.B. CH) bedeutet, dass Veränderungen der WK starke
Auswirkungen auf zahlreiche Firmen oder Branchen haben.
Starke Aufwertung des CHF gegenüber ausländ. Währung führt zu: Importstimulation, aber Exportproblemen.
(Bsp. Inflationsbekämpfung i.d. 90ern mit restr. GP)
Starke Abwertung des CHF führt zu Exportstimulation und Importschwäche. (Deflationsgefahr, deshalb exp. GP)
Geldpolitik beeinflusst 2 zentrale Preise: Zinssatz und Wechselkurs.
Jede GM-Veränderung an CHF im Verhältnis zur Menge an anderer Währung hat Auswirkungen auf WK. Eine
Verknappung d. Menge an CHF erhöht den Preis der anderen WährungAufwertung des CHF.
Ausgestaltung der GP bezüglich WK auf 2 Arten:
a) Flexible WK: WK bildet sich frei, ohne diesen Prozess zu beeinflussen
b) Fixen WK: Über GP wird best. Kurs einer anderen Währung angesteuert.
13.1 Flexible WK
Bei flexiblen WK wird kein best. Kursniveau angestrebt.
1.) Expans. GPErhöht Menge an CHFKnappheit an CHF sinkt, Preis sinktAbwertung der
indländischen Währung
2.) Restr. GPGM verknappt sich im Verhältnis zu anderen Währungen, Preis steigtAufwertung der
inländ. Währung.
Nominale Wechselkurse
Nominale WK: Wert im Verhältnis zu einer anderen Währung.
Wichtig ist, wie der WK definiert ist, d.h. ob als € pro CHF oder CHF pro € ist bedeutend, wenn man über einen
fallenden oder steigenden WK spricht.
Deshalb besser: Auf- oder Abwertung der einheimischen Währung.
Nominaler Wechselkurs:
einheimische Währung
Ausländische Währung
= CHF = 1.50 =
€
1.00
1.50
So wird ausgedrückt, wie viele CHF gebraucht werden, um 1 € zu kaufen.
Falls mehr CHF gebraucht werden, sinkt relative Wert des CHFAbwertung des CHF. (z.B. statt 1.50, ist der
Nominale WK 1.55)
Andersrum betrachtet: € hat sich geg. CHF aufgewertet, da weniger € nötig sind um CHF zu kaufen.
Reale Wechselkurse
Reale WK ist die ökonomisch relevante Grösse. Grund: Langfr. u. real passiert nichts, wenn sich nominale Grösse
verändert.
Unterscheidung zw. langer u. kurzer Frist, da nicht alle Preise kurzfr. voll flexibel sind.
Kurzfr. gibt es einen Effekt z.B. bei GM-Verdoppelung, da sich nicht alle Preise sofort anpassen. nominale WK
wertet sich ab (in anderer Währung ausgedrückt), dass er nur noch die Hälfte, aber real gleich viel Wert ist.
Reale WK gibt an, was ein best. Güterkorb im Ausland bzw. im Inland (CH) kostet.
r (realer WK) = e (Nomin. WK) x p* (Preis Güterkorb im Ausland in ausländ. Währung)
p (Preis Güterkorb im Inland in CHF)



e : nominale WK (Bsp. CHF pro €
p* : ausländische Preisniveau, gibt an wie viel ein Güterkorb im Ausland in ausländ. Währung kostet.
p : inländische Preisniveau, ausgedrückt als Kosten des gleichen Güterkorbs in CHF i.d. CH.
Wenn der reale WK > 1 ist gleiche Güterbündel kostet im Ausland mehr als i.d. CH.
Effekte der GP auf nominale und reale WK
Erhöhung der GM entwertet Geld. nominalen Abwertung der Währung (e steigt) & höherer Inflation (p steigt).
ABER! Reaktion beider Grössen (nom. WK & Preisnvieaus) erfolgt wegen kurzfr. Inflexibilität der Preise
unterschiedlich schnell.
Nominale WK ist ein hoch variabler Preis, der auf Finanzmärkten gebildet wird.
Es dauert sehr lange dauern bis sich alle Güterpreise in einem Preisindex angepasst haben. Mit bis zu 2 Jahren
Anpassungsdauer muss man rechnen, bis sich ein GM-Erhöhung vollständig i.d. Erhöhung des Preisniveaus
widerspiegelt.
- Krzfr. Effekt expan. GP auf realen WK:
r (realer WK)
= e (Nom.WK)
x
p* (Preis Güterkorb im Ausland in ausländ. Währ.)
p (Preis Güterkorb im Inland in CHF)
e steigt da mehr CHF nötig sind, um € zu kaufenPreisniveau bleibt starr, da Preise krzfr. kaum reagieren.
reale WK steigt, d.h. es erfolgt eine reale Abwertung.
Bsp.: Realer Abwertung in CHF, d.h. Güter im Ausland wird teurer im Vgl. mit Güterkorb i.d.CH. Begünstigung
einer Exportfirma; Kosten (Inlandpreise sinken; Nenner) sinken & Exporterlöse steigen (Auslandpreise steigen u.
damit ihre Erträge; Zähler).
- Langfr. Effekt expans. GP auf realen WK:
r (realer WK)
= e (Nom.WK)
x p* (Preis Güterkorb im Ausland in ausländ. Währ.)
p (Preis Güterkorb im Inland in CHF)
Wenn e steigt, dann steigt das auch inländische Preisniveau p. (kein Einfluss auf ausländ. Preisniveau) lgfr. hat
es keinen Effekt auf realen WK r
Veränderung einer nominalen Grösse (z.B. GM) hat langfr. keine Auswirkung auf reale Grössen (z.B. realen WK),
weil die Preise langfristig flexibel sind.
13.2 Fixe Wechselkurse
Funktionsweise und Vorteile
Fixierung eines WK hat grosse Auswirkungen auf GP (Vernachlässigung der Inflationsbekämpfung). Solche WKZiel werden in Bandbreiten definiert u. nicht ein genauer Wert für den WK angestrebt.
Vorteil: a) Risiko von WK-Schwankungen wird eliminiert bzw. stark reduziert.
b) Stabilere GP eines anderes Landes wird importiert.
Mit diesem Ziel binden viele Schwellenländer ihre Währung immer wieder mit dem US-Dollar.
Kosten und Gefahren
Nachteil: a) Verlust der eigenständigen GP durch Anbindung a.d. GP eines andere Landes.
Siehe Abb.: 13.1: Wiedervereinigungsboom
Anfang der 90er Jahre hatten die Mitgliedstaaten des EWS (europäischen Währungssystem) ihre Währung an die
D-Mark als Leitwährung gekoppelt.
D hatte hohe gesamtwirt. N u. deshalb Inflationssdruck. GB befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer rezessiven
Phase (wegen zu geringer gesamtwirt. N wurde Kap.grenze nicht erreicht)
Beide Länder befanden sich in vesch. Konjunkturellen Situationen.
D reagierte wegen Inflationsdruck mit restr. GP. wegen Fixkurssystems musste auch GB eine restr. GP
betreiben, damit £ gegenüber D-Mark nicht abwertete. Verschärfung konjunkturellen Lage.
Zwar war GP v. GB konsistent bezügl. WK, andererseits inkonsistent bezügl. Vermeidung konjunkt. AL.
Fixe WK führen zu Problemen, wenn sich konjunkt. Situation der beteiligten Länder deutlich voneinander
unterscheiden.
13.3 Das europäische Wechselkurssystem (EWS)
Entwicklung des EWS in 3 Schritten:
1. Historische Entwicklung der monetären Integration in Europa
2. Annäherung des Systems an Inflationsraten
3. Risiken des Fixkurssystems
1. Entwicklung der monetären Integration in Europa
Bis 1970 waren die WK der Industrieländer im Bretton-Wood-System aneinander gebunden mit Leitwährung: USDollar. nach Zusammenbruch, Übergang zu flexiblen WK.  Erneuter Wunsch auf grössere WK-Stabilität zw.
den Währungen.
2 Gründe zur monetären Integration der EU-Staaten waren ausschlaggebend:
a) Starke wirt. Integration der EU-Länder. WK-Änderungen erhöhen Risiken des Handels untereinander u.
vermindern so die Handelsströme.
b) Schlechte Erfahrung aus der zeit vor dem 2.Weltkrieg. Die Zeit nach Weltwirtschaftskrise war geprägt durch
kompetitive Abwertungen, um Exportindustrie auf Kosten der Handelspartner zu bevorteilen.
1979 wurde v.d.damaligen EG-Ländern das sog. europäischeWährungssystem (EWS) eingeführt: Einigung auf WK
innerhalb enger, vorher vereinbarter Bandbreiten schwanken zu lassen.
2. Inflationskonvergenz im EWS
Bei Einführung des EWS hatten Mitgliedsländer Inflationsunterschiede.
Siehe Abb.: 13.2: Inflationskonvergenz im EWS
Wird nomin. WK fixiert, hat dies massive Auswirkungen auf realen WK.
Bsp. I (Italien) & D (Deutschland)
r (realer WK)
= e (Nom.WK) x p* (Preis Güterkorb im Ausland D, in D-Mark.)
p (Preis Güterkorb im Inland = I , in Lira)
I hat höhere Inflationsrate als D. e wird fixiert, nun steigt p stärker als p* wegen höhere Inflation in I u. der reale WK
sinkt. Aufwertung der inländ. Währung (hier: Lira) gegenüber der D-Mark. Preis für den gleichen Güterkorb steigt
in I stärker an als Preis des gleichen Güterkorbs in D, beide ausgedrückt in Lira.
(Vgl. reale Aufwertung der Lira benachteiligt ital. Exportindustrie)
Fixierung der ital. Lira an die D-Mark führte zu restr. GP in I.
Langfr.: steigt p & p* gleich stark, u. damit verändert sich WK nicht!
Kurzfr.: Inflationserwartungen sind in alle Preise eingebaut. Nom. WK (e) sinkt sofort, Inflation (Veränderung v. p)
sinkt mit Verzögerung. Folge: Reale Aufwertung der Lira.
Deshalb wurde das EWS „light“ eingeführt. Wegen hohen Inflationsunterschieden wurden Währungen zwar fixiert,
aber von Zeit zu Zeit a.d. Entwicklung der Inflationsdifferenzen angepasst. Diese periodische Anpassung wird
Paritätenanpassung genannt.
Siehe Abb.: 13.3: Entwicklung WK Lir/DM im EWS
EWS hat dazu geführt, dass sich die Inflationsraten der beteiligten Länder angenähert haben, d.h. Effekt auf WK
auf den realen WK kleiner geworden ist.
Mit der deutschen GP importierte die italienische ZB gleichzeitig auch die Preisstabilität der D-Mark.
Die EWS-Krise von 1992: Spekulative Attacken auf fixe Wechselkurse
Vorteil von fixen WK ist grössere Vorhersehbarkeit, andererseits entfällt eine der Betrieb einer landesspezifischen
GP. In einem solchen System konzentriert sich die GP nur auf WK. Vernachlässigung d. Konjunkturstabilisierung
od. Sicherung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit.
- Fixen WK-System: Land kann jederzeit beschliessen den WK auf-od. abzuwerten, od. aus dem Fixkurssystem
auszusteigen. Finanzmärkte spekulieren nun auf solche Auf- u. Abwertungen, sobald eine grössere Inkonsistenz
zw. den Zielen d. WK-Fixierung u. anderen Zielen (z.B. konjunkturelle) beobachten.
Es gibt 2 Formen v. Inkonsistenzen, die v.d. Finanzmarktteilnehmern für sog. Spekulative Attacken genutzt
werden.
 Inkonsistenz zw. der Konjunkturlage u. der GP, die aus der Fixierung des WK resultiert. (Fall D/GB)
 Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit der inländ. Exportindustrie, weil ein fixer WK bei zu grossen
Inflationsunterschieden zu einer realen Aufertung der inländ. Währung führt. (Fall D/I)
Der Fall des englischen Pfunds
Vgl. Konjunkturdifferenzen zw. D u. GB auf der Grafik 13.1.
Ausgangslage: GB befindet sich in einer rezessiven Phase mit AL v. 10%, u . muss statt einer expans. GP eine
restr. GP betreiben, um WK zu halten.
Wette der Finanzmarktteilnehmer, das restr. GP v. GB langfr. nicht aufrechterhalten wird. D.h. Ausstieg £ aus
WK-Systems u. Abwertung des £ gegenüber D-Mark. wegen schlechter Konjunkturlage expan. GP erzwingen.
Mit noch überbewerteten £ wurden D-Mark gekauftmit diesen D-Mark, konnte man nach erfolgter £ -Abwertung
mehr £ zurückkaufen.
So erwirtschafteten sich einige Finanzteilnehmer eine akzeptable Rente in Milliardenhöhe.
Dies verdeutlicht die Problematik v. Fixkurssystemen, wenn zw. konjunkturellen u. währungspolitischen Zielen
offensichtliche Zielkonflikte auftreten.
Der Fall der italienischen Lira
Vgl. Inflationsdifferenzen zw. D u. I auf der Grafik 13.2.
Italien hat über 5-6 Jahre eine höhre Inflation als D, aber die Inflationen glichen sich immer stärker an, u. deshalb
wurde auf eine Paritätenanpassung (vgl. um Aufwertungsdruck der lira einzudämmen) verzichtet. Aufwertung der
inflationären Lira erhöhte sich!
Diese Situation bot für die Finanzmärkte ein „one-way-bet“ an. Wette: I musste wegen real aufwertenden Lira u.
den Exportproblemen vom fixen nominalen WK abkommen.
Finanzmarktteilnehmer verkauften Lira u. kauften billige D-Mark.
Fazit: EWS-Krise v. 1992 zeigt, dass fixe WK-Systeme sehr labil sind, sobald es klare Differenzen i.d.
makroökonomischen Situation gibt.
13.4 Währungsunion
Fixkurssysteme versus Währungsunionen
In Fixkurssystem sind WK fix, aber nicht für immer, d.h. es ist möglich au dem System auszusteigen u. den WK
anzupassen. Wegen der nationalen Geldpolitik, ist es bei bestehenden Inkonsistenzen i.d. makroökonomischen
Entwicklung schwierig, einen fixen WK zu halten, wenn die Finanzmärkte diese Inkonsistenz „testen“.
I.d. Währungsunion sind die nom. WK für immer fix. Keine Möglichkeit eine Anpassung vorzunehmen, da nur noch
eine Währung existiert. Anstelle nationaler GP gibt es nur noch eine geldpolitische Behörde für die gesamte
Währungsunion. Keine Möglichkeit der Länder durch die Veränderung d. relativen GM Auf-u. Abwertungen zu
tätigen.
Stabilität wird erhöht, reduziert aber Flexibilität .
Vorteil: WK-Risiko u. Transaktionkosten werden vollständig eliminiert. Preistransparenz steigt, da die Güterpreise
direkt verglichen werden können (vgl. fixen WK mit seinen vielen versch. Währungen).
Gewinn an Transparenz u. Stabilität durch gemeinsame Währung bringt positiven Wohlstandseffekt, da es den
gemeinsamen Handel stimuliert.
Nachteil: Verlust der GP einzelner Länder als eigenständiges makroökonomisches Instrument. Konjunkturellen
Differenzen mit Anpassung der GP entgegen zu wirken ist nicht mehr möglich.
Optimale Währungsräume
Währungsunion zw. verschiedenen Ländern ist dann erfolgreich, wenn deren Konjunkturverläufe einander
möglichst ähnlich sind. (z.B. alle Länder gleichzeitig in Rezession sind, u. deshalb expans. GP betreiben). Je
ähnlicher die Wirtschaftsstruktur, desto kleiner ist die Gefahr, dass einzelne v. ihnen v. sog. „asymmetrischen
Schocks“ getroffen werden. Asymmetrische Schocks sind Schocks, wenn sie gewisse besonders stark treffen u.
andere weniger. (Schrei nach unterschiedl. GP)
I.d. Währungsunion haben die zusammengeschlossenen Länder keine nationale unterschiedliche GP mehr. Durch
andere Anpassungsmechanismen kann dies zu einem best. Niveau aufgefangen werden.
3 alternative Anpassungsmechanismen um asymmetrische Schocks abzufedern:
I. flexible Löhne (u. damit auch flexible Preise)
II. mobile Arbeitskräfte
III. ausgleichende Fiskalströme
I.
II.
III.
Wenn Länder mit ungleicher Konjunkturentwicklung in einer Währungsunion zusammengeschlossen
sind, stellen flexible Löhne einen ausgleichenden Faktor bei asymmetrischen Schocks dar.
Befindet sich ein Land in einer Rezession, dann können Löhne sinken. In einem anderen Land mit
Hochkonjunktur können sie steigen. Rückgang der gesamtwirt. N hat nur dann einen neg. Effekt auf
BIP & Beschäftigung, wenn Löhne nicht völlig flexibel sind. bei völlig flexiblen Löhnen & Preisen ist
gesamtwirt. A-Kurve vertikal a.d. Kapazitätsgrenze, u. ein N-Schock hat keine realen Auswirkungen.
D.h. es braucht keine nationale GP um gegen diesen Schock vorzugehen, es reicht wenn die Preise
flexibel sind.
Fazit: Je flexibler Preise i.d. Mitgliedstaaten einer Währungsunion sind, desto geringere neg.
Auswirkungen hat der Verlust der monetären Autonomie.
Mobilität der Arbeitskräfte: Zusätzliche Anpasssungsmöglichkeit in einem Land, das durch eine neg.
Schock getroffen wird. Falls in diesem Land Beschäftigung zurückgeht, könne mobile Arbeitskräfte
diese Land verlassen u. ihre Tätigkeit in Ländern mit bessere Wirtschaftslage verlegen.
Ausgleichende Fiskalströme: Durch Fiskalpolitik Ausgleich schaffen, da keine regional GP möglich
ist. Fiskalausgaben können in Ländern verstärkt werden, die Rezession haben u. in anderen Ländern
mit guter Wirtschaftslage zurückgenommen werden.
13.5 Die Europäische Währungsunion (EWU)
Entstehung der EWU und die Konvergenzkriterien
Mit der Schaffung einer Währungsunion machte die EU i.d. 1990er Jahren einen weiteren wichtigen Schritt zur
Vertiefung ihre Integrationsprozesses.
Maastricht Vertrag anfangs der 90er legt Prozedere fest das, nach dem aus der Europäischen Gemeinschaft eine
Währungsunion wird. Es wurden Konvergenzkriterien entwickelt, die bei der GP u. d. Fiskalpolitik ansetzen u. zur
Beurteilung dienen, ob ein Land Mitglied der europäischen Währungsunion werden kann.
Bei der GP galten folgende Kriterien:
 Zinssätze innerhalb eines engen Rahmens
 Relativ stabiler WK im Vorfeld des Beitritts
 Ähnliche Inflationsrate wie die übrigen Mitgliedsländer
Bei der Fiskalpolitik wurden folgende vielzitierten Kriterien festgelegt:
 Jährliches Budgetdefizit (Nettoneuverschuldung) v. max 3 % des BIP
 Staatsverschuldung v. unter 60% des BIP
Ziel dieser Konvergenzkriterien: Alle beteiligten VW sollen einander makroökonomisch annähernd entsprechen, um
einen optimalen Währungsraum zu schaffen. Grosse Probleme stellen weiterhin die realwirtschaftlichen Grössen
(Wirtschaftsstruktur od. Regulierung der Arbeits- u. Produktmärkte) dar.
Viel Kritik v. Ökonomen a.d. Europäischen Währungsunion. Gründe:
1. Gefahr asymmetrischer Schocks bei struktureller Verschiedenheit einzelner Länder
2. Nicht oder zu wenig vorhandene Ausgleichmechanismen, die selbst bei unterschiedlichen
Konjunkturentwicklungen einen optimalen Währungsraum erlauben würden.
Viele Mitglieder der Europäischen Union haben:
a) Wenig flexible Löhne
b) Stark u. starr regulierte Arbeitsmärkte
c) Wenig mobile Arbeitskräfte (Sprachunterschiede, nicht wie i.d. USA)
d) Geringe ausgleichende Ströme (EU-Budget nicht genügend gross um einen makroökonomischen
wirksamen Ausgleich zu schaffen)
Siehe Abb.: 13.4: Kurzfristige Probleme in der europäischen Währungsunion
Ausgangslage: D in rezessiver Phase u. geringer gesamtwirt. N – ESP in Hochkonjunktur. Problem ist nun, wie
sich die EZB (europäische ZB) verhalten soll.
Meist konzentriert sich die EZB auf ihr eigentliches Mandat, nämlich Preisstabilität zu garantieren. Konjunkturelle
Probleme, die wegen des heterogenen Währungsraums unvermeidbar sind, werden i.d. Hintergrund getreten.
„Wechselkursanpassungen“ auch in der Währungsunion
In einer Währungsunion gibt es keine konjunkturell stabilisierenden Anpassungen i.d. nominalen WK mehr.
Rückblick: GP kann wegen inflexiblen Preise krzfr. den realen WK beeinflussen. Langfr. aber nicht, da sobald sich
die Preise angepasst haben, die Effekte der GP verschwinden.
Anders: Wenn Anpassung statt über GP über Preise erfolgt. In einer Währungsunion sind
Anpassungsmechanismen über realen „WK“ möglich. nominaler WK verschwindet, aber ein realer WK besteht
immer noch.
Reale WK vergleicht Preisniveau im Ausland mit demjenigen im Inland, ausgedrückt in derselben Währung.
r (realer WK) = e (Nomin. WK) x p* (Preis Güterkorb im Ausland in ausländ. Währung)
p (Preis Güterkorb im Inland in CHF)
e verschwindet nun, also kann direkt verglichen werden, was der Güterkorb - in € - im Ausland u. Inland kostet.
Vgl. Bsp. D & ESP Güterkorb in ESP ist teurer als in D“deutsche Euro“ wertet gegenüber „spanischen Euro“
abwertet (reale Abwertung). in D werden Exporte durch steigende preisliche Wettbewerbsfähigkeit stimuliert, die
Importe aus teurem Spanien zurückgehen. gesamtwirt. N in D wächst, während sie in ESP abnimmt.
Dieser Mechanismus bringt exakt den konjunkturellen Ausgleich, den man üblicherweise mit der Geldpolitik
anstrebt.
Auch i.d. Währungsunion efolgt ein Ausgleich über den WK. Anpassung erfolgt direkt über realen WK u. nicht auf
dem Umweg über den nom. WK (in einer Währungsunion nicht möglich).
r (realer WK) =
p* (Preis Güterkorb im Ausland in €)
p (Preis Güterkorb im Inland in €)
Anpassungsmechanismus über flexible Löhne (u. Preise), der eine Währungsunion auch dann effizient macht,
wenn Konjunkturzyklender beteiligten Länder unterschiedlich sind.
Bei der Anpassung über den realen WK (in einer Währungsunion die einzige Möglichkeit) erfordert dieser Prozess
mehr Zeit. Er reagiert nicht so schnell u. effektiv wie die direkte Anwendung einer nation. GP, weil nur die GP den
nom. WK u. damit krzfr. auch den realen WK sofort i.d. gewünschte Richtung bewegen kann.
Kapitel 14: Finanzierung der Staatstätigkeit
Bei jeder dem Staat zugeteilten Aufgaben muss man sich sogleich fragen, von welchen Geldern diese Tätigkeit
bezahlt werden soll. Die Finanzierung der Staatstätigkeit ist mit interessanten öko. Fragen verbunden,
beeinträchtigen doch alle Formen der Finanzierung der Staatstätigkeit mehr od. weniger stark die Effizienz des
Wirtschaftssystems.
14.1 Kategorien von Staatseinnahmen
Es gibt 3 Formen zur Finanzierung der Staatsausgaben, der Staat kann:
a. Steuern erheben
b. Sich auf dem Kapitalmarkt verschulden
c. Sich bei der Zentralbank verschulden – Finanzierung über die Notenpresse
A. Steuern
In einem erweiterten System kann man als Steuern alle Abgaben bezeichnen, die der Staat in ver. Formen von den
Bürgern erhebt, welche sich in 3 Kategorien unterteilen lasse:
 Direkte Steuern
 Indirekte Steuern
 Gebühren
Direkte Steuern sind Abgaben, die aufgrund persönlicher Merkmale dem Steuerzahler erhoben werden, deshalb
sind sie bei vers. Personen unterschiedlich hoch. Direkte Steuern enthalten in der Regel in zweierlei Hinsicht
Umverteilungskomponenten. Erstens wird das gesamte Einkommen besteuert und zweitens enthalten direkte
Steuern meist noch eine sogenannte Progression – diese lässt den Prozentsatz des Einkommens, der als
Steuern zu errichten ist, mit der Einkommenshöhe ansteigen.
Indirekte Steuern sind Abgaben, die keine persönlichen Merkmale der Steuerzahler berücksichtigen. Sie werden
auf Markttransaktionen im weitesten Sinne erhoben, unabhängig davon, wer die Transaktion ausführt. (
Mehrwertsteuer/ Zölle) Entsprechend sind in den indirekten Steuern auch kaum Umverteilungselemente enthalten,
denn es ist schwierig, eine progressive indirekte Steuer zu erheben. Der Versuch dazu wurde dennoch häufig
unternommen – Bsp.: Luxusgüter/ Güter des tägl. Bedarfs.
Gebühren – streng genommen keine eigentliche Steuern – sind Zahlungen von Personen an den Staat für eine klar
def. Leistung; z. Bsp. Gebühren zur Passausstellung. Sie ist eine Staatseinnahme mit Steuercharakter, da man ihr
kaum ausweichen kann.
Direkte u. indirekte Steuern entrichtet man in einen gemeinsamen Topf und hat damit eine generellen Anspruch auf
allg. öff. Leistungen. Bei den Gebühren dagegen erwirbt man direkt eine best. staatliche Leistung.
B. Verschuldung
Der Staat verschuldet sich auf dem Kapitalmarkt und bestreitet mit den Krediten seine Ausgaben. Er verwendet
also nicht die heutigen/ gestrigen Einnahmen für heutige Ausgaben, sondern er bezieht heute eine Leistung und
verbürgt sich morgen dafür zu bezahlen. Eine hohe Verschuldung bringt Kosten mit sich. Einerseits steigen bei
höherer Staatsverschuldung die Passivzinsen, also die Zinszahlungen auf die Schulden. Andererseits sinkt auf
dem Kapitalmarkt die Bonität eines stark verschuldeten Staates.
Den langfristig muss jede Staatsverschuldung mit Steuereinnahmen finanziert werden. Das bedeutet, dass jede
Periode mit steigender Staatsverschuldung früher od. später von einer Periode, in der die Einnahmen höher sind
als die Ausgaben, abgelöst werden um die Schulden zu tilgen.
Bsp.: Ähnlich wie eine Firma kann der Staat sich verschulden, um Investitionen zu tätigen. Er kann aber auch über
die Verschuldung den laufenden Staatskonsum finanzieren und lässt sich dann mit einem Privathaushalt
vergleichen.
C. Geldschöpfung
Vereinfach ausgedrückt kann der Staat sich das notwendige Geld drucken lassen. Dazu nimmt der Staat einen
Kredit auf, direkt bei der Zentralbank, die sich die dazu nötigen liquiden Mittel durch Geldschöpfung beschafft.
Längerfristig lässt sich diese Art der Finanzierung nicht aufrechterhalten, den hier wird letztlich eine
Inflationssteuer erhoben. Mit der Zeit führt die Finanzierung grösserer Teile der Staatstätigkeit über die
Geldschöpfung nämlich zu einer sich beschleunigenden Inflation. Also besteuert in ständig zunehmendem Masse
jene, die gezwungen sind, Geld zu halten. Folglich werden die Leute immer stärker alles unternehmen, um kein
Geld zu halten – damit verliert die Inflationssteuer ihre Steuerbasis - Staatsausgaben müssen letztlich immer über
Steuern finanziert werden.
Die Notenpresse stellt für die Regierung in Finanzierungsnöten immer eine Versuchung dar – deshalb ist in den
meisten Ländern die Finanzpolitik u Geldpolitik getrennt.
Sind Steuern und Verschuldung äquivalent?
Die Überlegung, dass Firmen und Haushalte sich bewusst sind, heutige Verschuldung mit morgigen Steuern
zurückzuzahlen ist unter dem Begriff ricardianische Äquivalenz bekannt. Sie postuliert, dass ein rationaler
Steuerzahler Verschuldung u Steuererhöhung als äquivalent betrachten und daher etwa bei einer
schuldenfinanzierten Steuersenkung bereits heute beginnen zu sparen, um unvermeidliche fällige
Steuererhöhungen zu bezahlen.
Man ist sich heute einig, dass die ricardianische Äquivalenz in der Regel nicht od zumindest nicht vollständig gilt.
14.2 Wohlfahrtsverlust durch Steuern
Ein Nachteil von Steuern ist, dass sie die relativen Preise verändert und damit Ineffizienz verursacht. Wie man
diese Effizienzverluste möglichst klein halten kann, gehört zu den wichtigsten Aufgabenstellungen der
wirtschaftspolitischen Praxis. Einfach gänzlich auf Steuern verzichten, ist zu den wesentlich problematischeren
Alternativen nicht denkbar.
Man zeigt im Folgenden: - wieso Steuern immer zu Wohlfahrtsverlusten führt
- analysiert wovon die Höhe dieser Wohlfahrtsverluste abhängt
- diskutiert wer eine Steuer zu bezahlen hat
Steuern als verzerrende Preiseingriffe
Jede Steuer af eine Tätigkeit od ein Gut führt zu einer Veränderung der relativen Preise. Denn sie ist letztlich
immer ein Aufschlag auf den Preis, der sich auf dem Markt bildet. Die Preise zeigen dann nicht mehr die
tatsächliche Knappheit an. Dabei führen Steuern in allen Fällen zu Preisveränderungen, gleichgültig ob als
indirekte Steuer bei den Preisen für Güter u Dienstleistungen od. als direkte Steuern bei den Löhnen der
Beschäftigten u den Zinseinkommen der Kapitalgeber.
Ob und wie produktiv der Staat die Steuereinnahmen einsetzt, immer ergibt sich ein Wohlfahrtsverlust durch die
Veränderung der relativen Preise. Gesamthaft kann die Staatstätigkeit natürlich trotzdem effizienzsteigernd sein,
wenn nämlich aus Effizienzsicht die positiven Effekte der Staatsausgaben die negativen Effekte der Verzerrung
aus den Steuereinnahmen übertreffen.
Abbildung 14.1 Bsp.: Indirekte Steuer auf ein Gut. Ob diese Steuer auf der Angebots- od Nachfrageseite erhoben
wird, ist völlig gleichgültig. In beiden Fällen verschiebt sich die Kurve um den Betrag der Steuer t.
-Wird sie auf der Angebotsseite erhoben: Also sobald die Firma das Gut auf den Markt bringt, verschiebt sich die
Angebotskurve nach links oben – da die Kosten der Produktion jeder Einheit um den Steuerbetrag erhöht.
-Wird auf der Nachfrageseite erhoben: Also erst wenn der Konsument das Gut kauft, verschiebt sich die
Nachfragekurve nach links unten – weil der Preis für jede Einheit um den Steuerbetrag erhöht wir.
Die Differenz zw. diesen beiden Preisen ist die Steuereinnahme; multipliziert man t mit der Menge q, die im neuen
Marktgleichgewicht abgesetzt wird, dann erhält man die Steuereinnahmen für den Staat.
- Welchen Effekt hat die Steuer nun auf die Wohlfahrt? Der Steuerertrag tq entspricht einer Umverteilung von
Konsumenten und Produzenten an den Staat – was noch kein Wohlfahrtsverlust darstellt. Schliesslich bleibt aber
ein Teil unverteilt – Rückgang von Produzenten- und Konsumentenrente, welche nicht an den Staat umverteilt wird
– was ein Wohlfahrtsverlust bedeutet. Es bedeutet ein Verlust an gesamtwirtschaftlicher Wohlfahrt, der einfach
dadurch entsteht, dass die Steuer die relative Preise verzerrt.
Die Höhe der Wohlfahrtsverluste durch Steuern
Ein gewisser Wohlfahrtsverlust durch Steuern ist also unvermeidlich. Wie hoch aber der Verlust ist, hängt sehr
stark von der konkreten Ausgestaltung der Steuern ab. 2 Faktoren spielen eine Rolle:
 Die Elastizität der Angebots- u Nachfragekurve
 Die Höhe der Steuer
Die Bedeutung der Elastizität
Die Elastizität beschreibt, wie stark die nachgefragte od angebotene Menge auf eine Preisveränderung reagiert.
- Ist die Nachfrage sehr unelastisch, bedeutet dies, dass eine Veränderung des Preises zu einer relativ geringen
Veränderung der Menge führt.
- Ist die Nachfrage umgekehrt sehr elastisch, führt bereits eine geringe Erhöhung des Preises zu einem massiven
Rückgang der nachgefragten Menge. > Auch das Angebot kann mit der exakt gleichen Argumentation
unterschiedlich elastisch sein.
Je elastischer Nachfrage- u Angebot sind, desto stärker reagiert die Menge und desto grösser werden die
Wohlfahrtsverluste. Sie entstehen dadurch, dass es bei hoher Elastizität sehr einfach ist, der Steuer im grossen Stil
auszuweichen.
Abbildung 14.2 Man unterscheidet zur Illustration 2 Fälle. Angenommen die Nachfrage weise in beiden
Situationen die gleiche Elastizität auf. Das Angebot sei aber unterschiedlich elastisch. Bei gleich hoher Steuer ist
der Wohlfahrtsverlust bei elastischem Angebot viel höher als bei unelastischem Angebot.
Bei genauer Betrachtung sieht man, das s es einen Fall gibt, in de die Steuer zu keinen Wohlfahrtsverlusten
führt. Dann nämlich, wenn das Angebot völlig unelastisch ist. Eine sehr unwahrscheinliche, aber denkbare
Möglichkeit. Dann wäre die Angebotskurve eine Vertikale, die Steuer würde keine Verhaltensänderung bewirken
und es gäbe folglich auch kein Bereich an Rentenverlust.
Aus Effizienzgründen sollten Steuern möglichst dort erhoben werden, wo Angebot u Nachfrage sehr unelastisch
sind, also kaum reagieren können. Denn dies verringert die Wohlfahrtsverluste. Gleichzeitig ergibt sich ein starker
Verteilungseffekt - die Marktseite muss den Grossteil der Steuern bezahlen.
Politisch noch heikler ist die Tatsache, dass das Angebot an Arbeit und Kapital sehr unterschiedlich elastisch ist:
-Finanzkapital ist ausgesprochen elastisch. Kleine Steuerveränderungen
führen
daher zu massiven Kapitalverschiebungen in andere Länder
-Eine leichte Veränderung in der Besteuerung der Arbeit hat jedoch kaum.
einen
Effekt auf die angebotene Menge an Arbeit
Aus Effizienzsicht ist eine Kapitalsteuer also klar ungünstiger als eine Steuer auf die Arbeit, die ihrerseits aber –
wegen der als unfair empfundenen Verteilung der Kosten – stets heftige polit. Reaktionen auslösen wird.
Die Bedeutung der Steuerhöhe
Die Mengenreaktionen fallen umso stärker aus, desto höher eine Steuer ist. Im Extremfall kann man sich eine
prohibitiv hohe Steuer vorstellen, bei der auf dem betrachteten Markt nichts mehr angeboten od nachgefragt wird.
Abbildung 14.3 2 Fälle: Die Angebots- u Nachfragekurve haben in beiden Fällen genau die gleich Form; es gibt
keine Unterschiede in der Elastizität. Das Verhältnis zw Steuerertrag und Wohlfahrtsverlust bei einer relativ tiefen
Steuer ist viel günstiger als bei einer hohen Steuer. Bei hohen Steuer ergeben sich nicht viel grössere
Steuereinnahmen als bei der tiefen Steuer, weil kaum mehr Transaktionen statt finden.
In gewissen Fällen, lassen sich also die Steuereinnahmen erhöhen, indem man die Steuersätze senkt. Dies ist das
Konzept der so genannten Laffer-Kurve. Sie besagt, dass eine Senkung sehr hohe Steuern die Steuereinnahmen
erhöhen sollten. Stark umstritten ist allerdings die Frage, ab wann eine Steuer so hoch ist, dass ihre Senkung
tatsächlich expansiv wirkt.
Wer bezahlt die Steuern?
Wie erwartet sind in der politischen Diskussion die Verteilungswirkungen von Steuern oft wesentlich bedeutsamer
als die Wohlfahrtseffekte. Es geht um die Frage: wer letztlich die Steuern trägt. Hier spielt die Elastizität wiederum
eine entscheidende Rolle. Denn der grösste Anteil der Steuern wird stets von der weniger elastischen Marktseite
getragen. Also kommt es darauf an, ob eher die Angebots- od Nachfrageseite unelastisch ist und damit allfälligen
Preisveränderungen weniger gut ausweichen kann. Welche Bevölkerungsgruppen eine Steuer schliesslich
bezahlen wird nennt man die Steuerinzidenz.
Abbildung 14.4 2 Fälle: - Ist die Nachfrage eher unelastisch und das Angebot relativ elastisch fällt die Steuerlast
vor allem auf die Nachfrager. Typisches Bsp.: Die Raucher; Die Nachfrage der Raucher nach Tabakwaren geht
auch bei ziemlich grossen Preissteigerungen nur geringfügig zurück.
- Der gegenteilige Fall, dass die Anbieter von Gütern und Dienstleistungen weniger elastisch auf eine
Preisänderung reagieren, ist ebenfalls möglich. In diesem Fall tragen vor allem die Anbieter die Steuerlast. Bsp.:
Luxussteuer auf Yachten; Das eigentliche Ziel, nämlich die Besteuerung der Reichen wurde damit aber verfehlt, da
diese viel elastischer in ihrer Nachfrage waren als die Anbieter auf Yachten.
Es ist egal wo die Steuern erhoben werden, ob auf Angebots- od Nachfrageseite, entscheidend ist, wer dieser
Steuer besser ausweichen kann.
14.3 Föderalistische Schweizer Staatsfinanzen
In keinen anderem wirtschaftspolitischen Gebiet manifestiert sich dieser Föderalismus so ausgeprägt wie in der
Finanzpolitik.
Schweizer Steuersystem
In der Schweiz wird der überwiegende Teil der staatlichen Tätigkeit über ordentliche Steuern finanziert.
Staatseinnahmen in Fr. im Jahre 2003:
 Bund 43,3 Milliarden
 Kantone 30,6 Milliarden
 Gemeinden 20,5 Milliarden
Der Bund hat bei den Staatseinnahmen eine grössere Bedeutung als bei der Staatsausgaben, da die wichtige
Mehrwertsteuer als indirekte Steuer aus Gründen der Effizienz nur von einer Stelle, nämlich dem Bund erhoben
wird. Ein guter Teil der Mehrwertsteuererträge geht dann an die Kantone u Gemeinden.
Im intern. Vergleich ist der prozentuale Anteil an direkter Steuer in der Schweiz hoch, weil der Mehrwertsteuersatz
mit 7,6% wesentlich tiefer liegt als etwa in der EU mit 15%.
Die im Verhältnis zu anderen Ländern ungewöhnlich grosse Bedeutung von Kantonen und Gemeinden zeigt sich
im Übrigen auch bei den Staatsausgaben. Beinahe die Hälfte aller Ausgaben entfielen auf die Kantone und knapp
1/3 auf die Gemeinden, womit die Gemeindeausgaben insgesamt höher waren als die Bundesausgaben. Über die
letzten Jahrzehnte ist ein klarer Trend hin zu einem stärkeren Föderalismus festzustellen. So stieg der
Kantonsanteil an den Staatsausgaben von 1960 – 2000 massiv an: 1960 betrug er 36,7%, also ca 10
Prozentpunkte weniger als heute. Parallel dazu sank der Anteil der Bundesausgaben von 1/3 auf 1/4 der
Staatsausgaben.
Vor- und Nachteile des Finanzföderalismus
A. Voreile
Im internationalen Vergleich hat der Föderalismus im Finanzbereich Effizienzvorteile. Der erste und wohl auch
wichtigste Vorteil ist der finanzpolitische Wettbewerb unter den Kantonen und unter den Gemeinden. Die
disziplinierende Wirkung diese „Abstimmung mit den Füssen“ spielt in einem föderativen System eine grössere
Rolle als in einem System, in dem Steuern u Staatsausgaben vor allem auf Bundesebene anfallen. Als Bsp: Bietet
ein Kanton besonders gute steuerliche Rahmenbedingungen, wird es für Firmen od Private interessant, sich in
diesem Kanton niederzulassen. Kaum ein Kanton od eine Gemeinde könnte es sich leisten, ein ineffizientes
Steuersystem aufrecht zu erhalten ( Bsp.: Reichtumssteuer). Der starke Standortwettbewerb über die
Fiskalpolitik senkt also tendenziell die Steuerbelastung. Überdies werden durch den Wettbewerb auch die
Staatsausgaben effizienter gestaltet. Denn auch ein Kanton der Steuereinnahmen ineffizient verwendet und
schlechte staatliche Dienstleistungen anbietet, riskiert die Abwanderung attraktiver Steuerzahler.
Auch ein Vorteil ist es, wenn der Finanzföderalismus dem Prinzip der Subsidiarität entspricht. Staatausgaben u
Staatseinnahmen sollten stets auf der tiefstmöglichen Ebene anfallen, weil dann die Präferenz der Bürger
bestmöglich berücksichtigt werden. Der Finanzföderalismus führt dazu, dass die Betroffenen möglichst direkt über
Steuern und Staatsausgaben entscheiden können.
B. Nachteile
Die vielen unterschiedlichen Steuerebenen führen zu einer beträchtlichen Komplexität, die eine effiziente
Umsetzung und Administration des Steuersystems nicht begünstigen. Auch kann der Finanzföderalismus dazu
führen, dass gewisse Prozesse aus Effizienzsicht auf einer tiefen Ebene angesiedelt sind und daher
Grössenvorteile ungenutzt bleiben. Deshalb hat die Schweiz eine wichtige Institution geschaffen, die den
Finanzföderalismus in einem gewissen Grad durchbricht, nämlich den so genannten Finanzausgleich.
C. Finanzausgleich
In drei Formen institutionalisiert der Finanzausgleich die breit angelegte Umverteilung der Steuereinnahmen
zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden:
 1.Form Die Beteiligung der Kantone an den Bundeseinnahmen, indem wie erwähnt die Mehrwertsteuer
auf Bundesebene erhoben u anschliessend ach an die Kantone umverteilt wird
 2.Form Der so genannte freie Finanzausgleich, eine Umverteilung ungebundener Mittel von eher reichen
zu eher finanzschwachen Kantonen
 3. Form Der zweckgebundene Finanzausgleich mit dem Ziel, so genannte Verbundsaufgaben effizient zu
bewältigen. Der zweckgebundene Finanzausgleich sorgt dafür, dass die Nutzniesser einer solchen
Leistung sich angemessen an den Kosten beteiligen, auch die Leistungen in einem anderen Kanton
angeboten werden.
14.4 Budgetdefizite und ihre Finanzierung
Sind in einer Periode die Staatseinnahmen kleiner als die Staatsausgaben, so entsteht ein Budgetdefizit. Dieses
muss notgedrungen durch Verschuldung finanziert werden.
Makroökonomische Analyse von Budgetdefiziten
Auf der Basis einfacher makroökonomischer Identitäten ( Gleichungen, die per Definition immer gelten müssen)
Budgetdefizite etwas detaillierter betrachten:
Definition der Ersparnis des Staates:
Sg ( staatliche Ersparnis) = T ( steuern)  G ( Staatsausgaben)
Die staatlichen Ersparnis ist gleich der Differenz zwischen Steuern und Staatsausgaben.
Neben dem Staat können in einer Volkswirtschaft natürlich auch die Haushalte und Firmen sparen, dies sind die so
genannten privaten Ersparnis:
Sh ( Privat Ersparnis) = Y (Bruttoinlandprodukt)  T ( Steuern)  C ( Privatkonsum)
Sie ist was übrig bleibt, nachdem der Haushalt den Konsum finanziert und die Steuern bezahlt hat.
Die gesamte Ersparnis in einer Ökonomie entspricht nun der Summe dieser beiden Ersparnise.
S ( Gesamtersparnis) = Sg  Sh
Schlussendlich erhält man:
S ( Gesamtersparnis) = I ( Investitionen)  NX ( Nettoexport)
Sie besagt, dass die Ersparnis einer Ökonomie per Definition der Summe aus Investitionen und Nettoexporten
entspricht.
Ein Budgetdefizit bedeutet immer ein Entsparen des Staates. Geht die staatliche Ersparnis Sg zurück, so senkt
dies die Gesamtersparnis S. Es gibt dann 2 Arten wie die Identität weiterhin gelten kann:
Entweder sinken die Investitionen I od die Nettoexporte NX od eine Kombination der beiden – Was ist die öko
Begründung dafür?
Ein Budgetdefizit wird immer über Verschulung finanziert, die entweder im Inland od im Ausland erfolgen kann: Erfolgt die Verschulung im Inland, so führt dies zu einem Rückgang der Investitionen
- Erfolgt die Verschuldung im Ausland, so führt dies z einem Rückgang der
Nettoexporte
Zwei Finanzierungsquellen für Budgetdefizite
- Warum führt eine Finanzierung des Budgetdefizits im Inland zu einem Rückgang der inländischen Investition?
Wenn der Staat zusätzliche Kredite nachfragt und das Kreditangebot konstant bleibt, wird der Preis für die Kredite (
der Zinssatz) steigen, was die privaten Investitionen I negativ beeinflusst. Dies ist der Crowding-out- Prozess,
demzufolge die staatliche Kreditnachfrage zu einem gewissen Grade die private Kreditnachfrage verdrängt.
- Warum führt dies zu einer Reduktion der Nettoexporte? Die Kredite werden in ausländischer Währung gewährt.
Mit dem Kredit will der Staat jedoch Ausgaben in der Schweiz finanzieren – Umtausch der Währung. Eine
Aufwertung bedeutet also, dass die Importe begünstigt und die Exporte negativ beeinflusst werden, was zu einem
Sinken der Nettoexporte führt.
Budgetdefizit kombiniert mit negativer Handelsbilanz führt zu einem Zwillingsdefizit.
14.5 Staatsverschulung
Eine positive Staatsverschuldung bedeutet, dass es in den vergangenen Jahren mehr Budgetdefizite als
Budgetüberschüsse gegeben hat. In dieser Situation befinden sich nach wie vor die meisten Länder.
Vorteile der Staatsverschuldung
3 plausible Gründe weshalb eine Staatsverschuldung Sinn machen kann:
1. Staatliche Investition
2. Steuerglättung
3. Makroökonomische Stabilisierung
1. Staatliche Investition mit langer Laufzeit: Eine langfristige Investition, die vor allem zukünftige
Generationen zu Gute kommt, wird durchaus sinnvoll auch mit den Steuerzahlungen kommender
Generationen finanziert. Dieser intertemporale Finanzierungsausgleich liefert also eine gewisse
Rechtfertigung für eine langfristige Verschuldung.
2. Steuerglättung: Bei jeder Erhöhung od Senkung der Staatsausgaben müsste die Steuern erhöht od
gesenkt werden. Staatsausgaben wie Staatseinnahmen beruhen stets auf einer Schätzung, Abweichungen
von einem Grundsatz daher vorprogrammiert, nebst dem, dass es viel zu aufwändig wäre. Doch die
Tatsache lang anhaltender Staatsverschuldung lässt sich durch die Steuernglättung nicht erklären.
3. makroökonomische Stabilisierung: Makroö. Stabilisierung über die Fiskalpolitik, hat gewisse Parallelen
zum Konzept der Steuerglättung. Über einen ganzen Konjunkturzyklus sollten sich die Schwankungen,
zwischen den Staatausgaben und Staatseinnahmen, ausgleichen, womit die Staatsverschuldung im
mittelfristigen Durchschnitt gleich 0 sein müssten.
Ebenso wenig wie die Steuerglättung gibt die makroökonomische Stabilisierung eine Begründung dafür, warum
Staaten längerfristig eine hohen und oft wachsenden Schuldenberg anhäufen.
Nachteile der Staatsverschuldung
Wichtigsten Probleme: 1. Veränderung privater Investitionen
2. Verlust des Handlungsspielraums im Budget
3. Verlockung zur Monetisierung
1.Die Verdrängung ( Crowding out) privater Investitionen durch Erhöhung der Staatsverschuldung, ist insofern
aus Effizienzsicht nachteilig, als man davon ausgehen kann, dass private Investitionen in der Regel rentabler sind
als staatliche.
2. Nachteil der Staatsverschuldung ist das Überhandnehmen von Zinszahlungen zulasten der Finanzierung
anderer Staatstätigkeiten. Denn verschuldet sich der Staat, steigen neben den gemessenen Staatschulden auch
die staatlichen Zinszahlungen auf dieser Schuld, für deren Bedienung sich der Staat allenfalls weiterverschulden
muss. Wird zudem ein gewisses Mass an Staatsverschuldung überschritten, so werden die Finanzmärkte früher od
später eine Risikoprämie verlangen, um sich gegen eine Zahlungsunfähigkeit des Staates abzusichern.
3. Erhält der Staat auf dem Kapitalmärkten keine oder nur prohibitiv teuere Kredite, wächst die gefährliche
Verlockung, das Problem durch die Geldschöpfung zu lösen. Es gibt 2 Varianten dieser sogenannten
Monetisierung der Staatsschulden:
a. Die primitivste Variante: Eine direkte Erhebung einer Inflationssteuer, in
dem sich der Staat bei der
Zentralbank verschuldet und so faktisch über die
Notenpresse die Staatsausgaben finanziert. Dies
führt mehr od. weniger in die
ökon. Katastrophe einer Hyperinflation.
b. Die subtilere Variante: Der Staat verschuldet sich nicht direkt bei der Zentralbank. Vielmehr sorgt ein auf
dem Kapitalmarkt stark verschuldeter Staat hier dafür, dass die Notenbank mit einer expansiven Geldpolitik
die Inflation anheizt. Diese Inflation sorgt dafür, dass der Realwert der auf nominelle Beträge lautenden
Schuld sich dauernd reduziert.
Warum steigt die Staatsverschuldung an?
Betrachten man die Vor- und Nachteile der Staatsverschuldung, so wird klar, dass die negativen Effekte
überwiegen, vor allem wenn die Verschuldung eine gewisse Höhe überschreitet. Dennoch stellt man in den
meisten OECD-Ländern eine starke Tendenz zu steigender Verschuldung fest.
3 politisch- ökonomische Gründe sind vor allem für diese steigende Staatsverschuldung verantwortlich:
a. Verschuldung statt Steuererhöhung
b. Trennung von Ausgabenbeschluss und Einnahmeentscheid
c. Stimmentausch
A. Verschuldung: Verschuldung ist zumind. Kurzfristig für eine Regierung attraktiver als die Erhöhung der
Steuern. Eine Steuererhöhung ist aber gerade in einem auf Wahlen basierenden System äusserst riskant. Denn
eine leichte Erhöhung der Staatsverschuldung wird vom breiten Publikum meist kaum wahrgenommen, während
bei einer Steuererhöhung die ungeteilte, ablehnende Aufmerksamkeit von Medien u Bevölkerung sicher ist –
Regierungen wurden deswegen bereits abgewählt.
B. Die weitverbreitete Tendenz, den Ausgabenbeschluss vom Einnahmenentscheid zu trennen. Eigentlich
sollten zusätzliche Staatsausgaben nur dann beschlossen werden, wenn ihre Finanzierung klar ist. Doch häufig
werden Ausgaben beschlossen, ohne dass für sie eine entsprechende Finanzierung präsentiert werden muss.
C. Stimmentausch, gegenseitige Zugeständnisse von Interessegruppen bei vers. Budgetposten. Parlamentarier
vertreten meist gewisse regionale od. auch branchenmässige Interessen. Diese Art von Stimmentausch kann die
Staatsaufgaben sehr stark in die Höhe treiben. Oft müssen institutionelle Bremsen für Staatsausgaben od.
Staatsverschuldung eingeführt werden, um solchen „Händelein“ entgegen zu wirken.
14.6 Die Schweizer Schuldenbremse
Die untenstehende Tabelle fasst die Entwicklung der nominellen Staatsverschuldung sowie das Verhältnis dieser
Schuld zum realen BIP zusammen. Man sieht, dass sich die Schweiz seit den 90er relativ rasant der 60%- Marke
nähert. Verschuldung der Schweiz in Franken:
Tabelle 14.1
1970
1995
2003
In Franken
In % des BIP
36 Mia
40%
170 Mia
46%
240 Mia
56%
Zum Vergleich:
EU- Konvergenzkriterium
60%
Dazu kommt, dass hier nur die ausgewiesene Staatsverschuldung beziffert ist. Die implizite Staatsverschuldung
wegen der zukünftigen Ansprüche aus den Sozialversicherungen ist hier nicht berücksichtigt.
Auf den starken Anstieg der Verschuldung wurde die sogenannte Schuldenbremse im Jahre 2001 mit
überwältigender Mehrheit vom Volk angenommen und steht jetzt in der Verfassung. Deren Grundidee ist, dass
man eigentlich keine zusätzliche Verschuldung mehr zulässt, aber den Konjunkturzyklus mitberücksichtigt. Über
den ganzen Konjunkturzyklus gesehen müssen gemäss der Schuldenbremse die Ausgaben gleich den Einnahmen
sein.
Abbildung 14.5 Schematische Darstellung der Schuldenbremse: Die Trendentwicklung des
Bruttoinlandproduktes, entspricht etwa proportional dem Trend der Entwicklung der Staatsausgaben. Und die
Entwicklung des laufenden Bruttoinlandproduktes mit den typischen Konjunkturschwankungen, ist etwa
proportional zu den Staatseinnahmen – diese hängen sehr stark von der konjunkturellen Entwicklung ab.
Umgesetzt wird die Schuldenbremse über eine Ausgabenregel, nach folgender Formel:
Ausgaben = Einnahmen  Trend  BIP
BIP
In einer Rezession wird also die Wirtschaft stimuliert, da ei Budgetdefizit zugelassen wird. Der Ausdruck Trend  BIP
ist dann grösser als 1, so dass die Ausgaben höher als die Einnahmen sein
BIP
Können. Umgekehrt ist in einer guten Wirtschaftslage der Ausdruck Trend  BIP kleiner als 1, da das
BIP
BIP höher ist, als es wäre, wenn die Wirtschaft sich mit dem Trendwachstum entwickelt hätte. Die Dynamik der
Wirtschaftsentwicklung wird also durch einen Budgetüberschuss gebremst, da in einem Boom die Ausgaben
kleiner als die Einnahmen sind ( gemäss der Formel der Schuldenbremse).
Die Grundidee dieses Konzepts ist ähnlich wie diejenige des Stabilitäts- u. Wachstumspakts der EU. Dort gilt die
Regel, dass in einer Rezession ein Budgetdefizit von nicht mehr als 3% des Bruttoinlandprodukts zulässig ist. Im
Unterschied zur Schweizer Schuldenbremse gibt es hier aber keine analoge Regel für den Boom.
Allerdings ist auch die Schweizer Schuldenbremse in der Umsetzung nicht unproblematisch. Die grösste
Schwierigkeit besteht darin, dass die meisten Grössen in der genannten Formel geschätzt werden müssen. Daher
wurde bei der Schuldenbremse für die Fehlbeträge, die sich aus der Prognoseunsicherheit ergeben, ein
Ausgleichskonto eingeführt.
Ein 2 Problem war, dass bei der Einführung der Schuldenbremse bereits ein strukturelles Defizit bestand, die
Ausgabenregel aber eigentlich von einem im Ausgangspunkt strukturell ausgeglichenen Budget ausgeht.
Ein strukturelles Defizit besteht dann, wenn bei einer konjunkturell ausgeglichenen Wirtschaftslage das Budget im
Minus liegt. Mit der Schuldenbremse, die ja über den Konjunkturzyklus ein ausgeglichenes Budget anstrebt, kann
ein solches strukturelles Defizit nicht abgebaut werden. Entsprechend ist ein spezielles Entlastungsprogramm
erforderlich, das entweder die Ausgaben reduziert od. die Einnahmen erhöht. Erst wenn dieses strukturelle Defizit
über dieses Programm vollständig abgebaut ist ( voraussichtlich im Jahr 2008), wird die Schuldenbremse
vollumfänglich nach dem oben beschriebenen Mechanismus funktionieren können.
Kapitel 15: Sozialwerke
Prognosen sind in der Ökonomie immer mit grosser Unsicherheit behaftet. Es gibt aber ein ganz zentrales
Element, über dessen Verlauf wir uns doch ziemlich sicher sein können: Die Bevölkerungsentwicklung.
Schon heute zeigt sich, dass ein Posten der Staatsausgaben seit einiger Zeit stark anwächst, nämlich die
Ausgaben für die Sozialpolitik. Di Umverteilung über sozialpolitische Instrumente spielte schon immer eine nicht
unbedeutende Rolle bei den Staatsaufgaben.
15.1 Effizienz und Verteilungsgerechtigkeit
Pareto- Effizienz besagt, dass eine wirtschaftspolitische Massnahme dann effizient ist, wenn sie die Situation für
mind. Eine Person der Gesellschaft verbessert, ohne dadurch die Situation für irgendeine andere Person zu
verschlechtern. Dieses Kriterium kann zu denn vers. Verteilungen führen. Dabei bleibt völlig offen, ob diese als
gerecht empfunden werden, denn das Pareto- Konzept sagt nichts über die Verteilung möglicher Effizienzgewinne.
In einem marktwirtschaftlichen System beruht die Verteilung der Einkommen stark auf der Produktivität der
Arbeitnehmer. Ihre Leistung wird entschädigt, und die Höhe der Entschädigung hängt ab von der Wertschätzung,
die diese Leistung auf dem Markt erfährt. Sind diese Verteilungen aus vers. Gründen nur beschränkt
leistungsfähig, werden sie in einem solchen System entsprechend geringes, oft ungenügendes Einkommen
erzielen. Will man aber diese Konsequenz des reinen marktwirtschaftlichen Systems nicht akzeptieren, so muss
umverteilt werden.
Ob eine Massnahme die Pareto- Effizienz steigert, ist einfach zu beurteilen. Doch ob eine Massnahme gerecht ist,
lässt sich nur schwer objektiv messen. Gerechtigkeit ist letztlich ein individuell geprägtes Gefühl.
Bevor man einen Schluss daraus ziehen könnte, dass eine Gleichverteilung aller Einkommen das Ziel sein sollte,
muss man darüber im Klaren sein, dass zwischen Effizienz und Verteilung ein gewisser Trade- off besteht. Denn
eine garantiert, völlige Gleichverteilung würde alle materiellen Anreize eliminieren, sich anzustrengen. Jeglicher
Wille zu Innovation und Verbesserung würde erlahmen, womit auch das Wirtschaftswachstum zum Erliegen käme.
Es gehört zu den schwierigen Aufgaben der Wirtschaftspolitik, sozialpolitische Instrumente so zu konzipieren, dass
sich die Verteilungsziele mit möglichst wenig Ressourcenverschwendung erreichen lassen.
Ansätze zur Beurteilung der Verteilungsgerechtigkeit
Zwei Ansätze die vorgestellt werden: > der Utilitarismus
> der Gesellschaftsvertrag unter Unsicherheit
Utilitarismus: Er konzentriert sich auf den Nutzen jedes Einzelnen. Eine Gesellschaft sollte deshalb versuchen,
den Nutzen für jedes Individuum zu maximieren. Das zweite Element des Utilitarismus besagt, dass der
Grenznutzen des Einkommens bei steigendem Einkommen zurückgeht. Ausgehend von diesem Konzept des
abnehmenden Grenznutzen erhöht also eine Umverteilung der Einkommen von Reich zu Arm den Gesamtnutzen
in einer Gesellschaft.
Gesellschaftsvertrag unter Unsicherheit: Er wurde vom Philosophen John Rawls entwickelt und wird auch
häufig als Rawls’sche Gerechtigkeit bezeichnet. Bei der Festlegung von Regeln für die Umverteilung ergibt sich
das Problem, dass diejenigen, die über die Regeln entscheiden, bereits wissen, welche Position sie in der
Gesellschaft innehaben. Sie werden sich deshalb nie unparteiisch verhalten. Man sollte also unter einem „Schleier
der Ungewissheit“ entscheiden, ohne zu wissen, wie es einem später im Leben ergehen wird. Der Rawls’sche
Ansatz versucht im Gegensatz zu Utilitarismus, den Nutzen der Schlechtestgestellten zu maximieren.
15.2 Die Messung der Einkommensverteilung
Als wichtigstes Konzept zur Messung der Verteilung von Einkommen und Vermögen in einer Gesellschaft hat sich
der so genannte Gini- Koeffizient erwiesen
Abbildung 15.1 Der Gini- Koeffizient ist ein Mass für die Ungleichverteilung von Einkommen od. Vermögen
innerhalb einer Bevölkerung. Dabei werden auf der Abszisse die Anzahl der Familien geordnet nach Einkommen
resp. Vermögen abgetragen, auf der Ordinate die kumulativen Einkommen resp. Vermögen dieser Gruppe.
Gini – Koeffizient = Blaue Fläche
 100
Dreieck OAB
Die bauchige Kurve entspricht dabei der Lorenzkurve, diese zeigt, dass wir immer eine gewisse
Ungleichverteilung beobachten. Stellt man diese Analyse für jede Bevölkerungsklasse an, so ergibt sich
schliesslich die Lorenzkurve. Je näher die Lorenzkurve an der Winkelhalbierenden liegt, desto ausgeglichener ist
die Einkommensverteilung. Wenn eine vollständige Gleichverteilung zustande käme, würde die blaue Fläche
verschwinden u. der Gini- Koeffizient wäre gleich 0.
Abbildung 15.2 Der Gini- Koeffizient für vers. Länder veranschaulicht. Insgesamt lässt sich im internationalen
Vergleich festhalten, dass reiche Industrieländer in der Regel relativ tiefe Gini- Koeffizienten haben, da sie meist
gut ausgebaute Systeme der sozialpolitischen Umverteilung kennen.
Neben dem Einkommen aus Erwerbstätigkeit bestimmt aber auch das Vermögen die Verteilungssituation.
Normalerweise sind diese wesentlich ungleicher verteilt; wie dies die Analyse der Gini- Koeffizienten bestätigen.
Abbildung 15.3 Gini- Koeffizient für Einkommen u. Vermögen: Die Verteilung der Einkommen ist gleichmässiger
als die Verteilung der Vermögen. Die Vermögen sind bei einigen wenigen Familien konzentriert.
Daneben gibt es noch eine 3 Möglichkeit der Einkommenserzielung, und zwar die staatlichen Transfers – die
Reduktion der Ungleichheit in der Einkommensverteilung. Abbildung 5.4 Staatliche Transfers versuchen die
Lorenzkurve nach innen zu verschieben – d.h. die Verteilung der Einkommen gleichmässiger zu verteilen.
15.3 Arten der Umverteilung
- Wie sollte konkret vorgegangen werden? Grundsätzlich hat der Staat hier 2 Möglichkeiten:
 Einerseits kann die Umverteilung über die Einnahmeseite
 Andererseits über die Ausgabenseite umgesetzt werden.
Über die Einnahmeseite geschieht dies im Wesentlichen über die Ausgestaltung des Steuersystems. Wenn diese
progressiv ausgestaltet ist, dann ist die Umverteilung besonders ausgeprägt. Auch bei einer proportionalen
Einkommenssteuer zahlen reichere Personen mehr Steuern. Hat man aber ein progressives Steuersystem, so
bezahlen reichere Personen überproportional mehr.
Wird über die Ausgabenseite umverteilt, gibt es 2 Ansätze - man kann den Benachteiligten
1. Entweder direkt Geldtransfers zukommen lassen
2. od. ihnen staatliche Leistungen verbilligt anbieten.
> Im Folgenden spricht man vor allem über Geldtransfers; Sozialpolitik im engeren Sinne
Abbildung 15.5 gliedert diese Sicherungssysteme auf, ausgehend von vers. Arten von Risiken, u. zeigt die
entsprechenden Schweizer Sozialwerke mit ihren Ausgaben in Franken im Jahr 2002.
Grundsätzliche Risiken:
 Einkommensrisiko: die Gefahr aus irgendeinem Grund ein geringeres. Einkommen zu erzielen
 Nichteinkommens Risiken: vor allem hilfsbedürftige Personenbetreffend, die auf dem Arbeitsmarkt kein
reguläres Einkommen erzielen können. In der Schweiz werden Hilfsbedürftige über die Sozialhilfe versorgt
– diese leistet die Gemeinden.
Die Einkommensrisiken können nochmals in 2 Bereiche unterteilt werden:
 Familienzulage: Die Lebenshaltungskosten erhöhen sich aufgrund eines Ereignisses – das Pro Kopf
Einkommen reduziert sich, bei gleichem Beschäftigungsgrad, deshalb gibt es eine Zulage. 4,5 Milliarden
Franken im Jahr 2002
 Drei Arten von Rückgang des Erwerbeinkommens: - Das Alter/ Tod des Ernährers der Familie
- Verschlechterung des Gesundheitszustandes
- Arbeitslosigkeit
Die wichtigsten Sozialwerke versuchen diese Risiken des Erwerbsausfall abzudecken. Die bestdotierten
Sozialwerke decken das Risiko des Alters od. des Todes des Ernährers ab, durch die 1 und 2 Säule der
Altersvorsorge sowie die Ergänzungsleistungen. Diese lösen in der Schweiz momentan Ausgaben in der Höhe von
80 Milliarden Franken aus.
Das 2 Erwerbsausfallrisiko: die eingeschränkte Gesundheit hat vers. Ursachen:
 Einerseits besteht das Risiko der Invalidität – durch Invalidenversicherung gedeckt, jährliche Ausgaben: 10
Milliarden
 Andererseits besteht das Krankenrisiko – durch die Krankenversicherung abgedeckt; im 2002 rund 14
Milliarden Ausgaben
 Unfälle – wird durch Unfallversicherung SUVA abgedeckt; 2002 rund 6 Milliarden Franken
 Mutterschaft kann zu teilweisen Erwerbsausfällen führen – abgedeckt durch Mutterschaftsversicherung
Die Arbeitslosigkeit ist die dritte Form der Einkommensrisiken. Mit Ausgaben in der Höhe von 7 Milliarden Franken
im 2002.
Abdeckung dieser Risiken verursachen Kosten in der Höhe von 120 Milliarden Franken jährlich – Tendenz
steigend. Das Schweizer Bruttoinlandprodukt ist etwa 450 Milliarden – somit ist die Risikoabdeckung eine stattliche
Summe.
15.4 Die drei Säule der Schweizer Altersvorsorge
Mit dem Dreisäulenprinzip wird die grundsätzliche Ausgestaltung der schweizerischen Altersvorsorge erläutert. Die
erste Säule bildet die Alters- und Hinterbliebenenversicherung AHV, die zweite Säule ist die berufliche
Vorsorge über private Pensionskasse und die dritte Säule besteht aus der privaten Selbstvorsorge.
Ziel der drei Säulen:
1. die AHV, die erste Säule zielt darauf ab, im Alter den Existenzbedarf zu sichern.
2. Die zweite Säule soll es den Pensionierten ermöglichen, den gewohnten Lebensstandard aufrecht zu
erhalten
3. Die dritte Säule Bedürfnisse abzudecken.
Abbildung 15.6
Finanzierung
Ziel
Träger
AHV
Umlageverfahren
Sicherung des
Existenzbedarfs
Eidg. Versicherung
Versicherungskreis
Ganze Bevölkerung
obligatorisch
Grundprinzip
Solidarität
Finanzierungsquelle
BV
Kapitaldeckungsverfahren
Fortsetzung des
gewohnten Standards
Pensionskassen (sehr
stark staatlich reguliert)
Arbeitsnehmer
obligatorisch(ab 2060Fr.
pro Monat)
Äquivalenz mit
Solidarität kombiniert
Beiträge Arbeitnehmer
Beiträge Arbeitgeber
Zinsertäge
Selbstvorsorge
Kapitaldeckung
Weitgehende
Bedürfnisse
Banken,
Versicherungen
Freiwillig
Reine Äquivalenz
Beiträge Versicherte
Zinserträge
Beiträge Arbeitgeber
Kantone/ Bund
Beiträge
Mehrwertsteuer
 Äquivalenzprinzip: Besagt, dass ein Zusammenhang zwischen dem einbezahlten und dem später erhaltenen
Geld besteht; je mehr man einbezahlt, desto höher fallen die Renten aus.
 Umlageverfahren: Abgabe, welche heutige Erwerbstätige an die AHV leisten – geht direkt an heutige Rentner
 Kapitaldeckung: Die Erwerbestätigen sammeln sich über ihr Erwerbsleben ein Kapital an – welches auf ein
Konto gutgeschrieben wird u. auf dem Kapitalmarkt angelegt wird
15.5 AHV und Bevölkerungsalterung
Die heutigen Rentner werden durch die heutigen Beitragszahler finanziert. Dies macht die AHV ausgesprochen
anfällig auf Veränderungen in der demographischen Struktur.
Die demographische Herausforderung
Die Herausforderung besteht darin, dass sich aufgrund der demographischen Alterung, das Verhältnis zwischen
Erwerbstätigen u. Pensionierten stark verändert. Dies ergibt sich vor allem aus der Kombination von höherer
Lebenserwartung u. tiefer Geburtenquote. Die beiden Faktoren führen dazu, dass die Bevölkerungspyramide
immer mehr eine Pilzform ( wenig Junge, viel Alte) aufweist. Die entscheidende Grösse, der man diese
demografische Entwicklung entnehmen kann, ist der Anteil der Erwerbstätigen pro Rentner. Wie viele
Erwerbstätige pro Rentner es gibt, ist entscheidend bei der Finanzierung der AHV über das Umlageverfahren.
Erwerbstätige pro Rentner
1960
4,8
2004
3,6
Prognose 2040
2,2
Lösungsmöglichkeiten für das Finanzierungsproblem
Ziemlich umstritten ist, wovon die Finanzierungssituation der AHV längerfristig abhängt. Die wichtigsten Parameter
sind bekannt. Diese lassen sich im Wesentlichen in 2 Arten unterteilen:
> Direkt durch wirtschaftspolitische Entscheide beeinflussbare Parameter:
1. Höhe der Beiträge
2. Höhe der Rentner
3. Höhe des Rentenalters
>Nicht od. nur indirekt wirtschaftspolitische beeinflussbare Parameter:
1. Immigration
2. Geburtenrate
3. Wirtschaftswachstum
1. Höhe der Beiträge, welche die heutigen Erwerbstätigen an die AHV bezahlen. Dem Finanzierungsproblem
kann man entgegen wirken indem man die Beiträge erhöht. Einerseits kann dies, wie bisher bei der Finanzierung
der AHV, durch Erhöhung der Lohnprozente geschehen od. man kann indirekt vorgehen, indem man Steuern, wie
z. Bsp. die Mehrwertsteuer erhöht.
2. Höhe der Renten: Den Rentnern könnten tiefere Leistungen zugesprochen werden, d.h. Die Renten würden
gekürzt. Die häufigst diskutierte Variante: Anpassung des sogenannten Mischindex.
Der Mischindex besagt, mit welcher Formel die Renten angepasst werde; er gibt an zu welchem Prozentsatz
dabei Inflations- u. Wachstumsentwicklung berücksichtigt werden. Die Renten werden in der Schweiz periodisch an
die Entwicklung der Inflation und an die Entwicklung der Reallöhne angepasst. Unbestritten ist, dass man den
Rentnern die Kaufkraft sichert, indem man sie der Inflationsentwicklung anpasst. Die Reallohnanpassung,
entspricht dem Argument, dass die Rentner nicht nur Anspruch auf die bisherige Leistung, sonder auch auf eine
Teilhabe am zukünftigen Wirtschaftswachstum haben sollen. - Heute in der Schweiz berücksichtigt: 50%
Preisentwicklung u. 50% den Reallohn.
Kürzungen könnten vorgenommen werden, indem man den Ausgleich an die Reallohnentwicklung streicht.
3. Höhe des Rentenalters Die stark Erhöhung der Lebenserwartung, würde es durchaus rechtfertigen das
Rentenalter zu erhöhe. Eine Erhöhung des offiziellen Rentenalters wäre aber in dieser Hinsicht nicht unbedingt
genügend. Es ist ein Faktum, dass viele Leute nicht bis zu offiziellen Rentenalter arbeiten, sondern sich
frühpensionieren lassen. Man könnte auch Anreize schaffen, damit die Leute über ihr offizielles Rentenalter hinaus
erwerbstätig sind – z. Bsp.: mit Alterteilzeitjobs.
Obwohl jede dieser Massnahmen politisch äusserst unpopulär ist, könnte man diese drei genannten Parameter mit
technisch einfachen wirtschaftspolitischen Anpassungen verändern.
1. Immigration: Ein Anstieg der Einwanderung vor alle junger Leute im erwerbsfähigen Alter würde die AHV
finanziell entlasten, da zusätzliche Beitragszahler dazukommen, welche erst später eine Rente beanspruchen
werden. Erstens besteht aber das offensichtliche Problem, dass auch Immigranten älter werden. Und zweitens
steht die Schweiz vor dem Problem, dass beinahe alle OECD- Länder besteht – Überalterungsproblem. Drittens
schliesslich ist die Immigration wie gesagt nur bedingt mit wirtschaftspolitischen Massnahmen direkt zu
beeinflussen.
2. Geburtenrate: Rechnerisch ist klar, dass eine Erhöhung der Anzahl Kind pro Frau viel zur Lösung des
demographischen Problems beitragen würde. Aber auch hier ist es offensichtlich, dass dies nur sehr bedingt durch
wirtschaftspolitische Entscheide beeinflussbar ist. Der Kinderwunsch ist aber natürlich noch zahlreichen anderen
Faktoren abhängig, welche wirtschaftspolitisch nichtbeeinflussbar sind.
3. Wirtschaftswachstum: Wenn es tatsächlich gelingen würde das Wirtschaftswachstum stark zu erhöhen, so
kann man effektiv aus all diesen Finanzierungsproblemen herauswachsen. Das Problem ist aber zunächst einmal,
dass die Bevölkerungsalterung dazu führen wird, dass es weniger Erwerbstätige gibt - was bedeutet, dass weniger
Arbeitsstunden geleistet werden. Die Anzahl Arbeitsstunden ist aber einer der 2 Standpfeiler des
Wirtschaftswachstums. Das bedeutet, dass man über die Bevölkerungsalterung, eine negativen Wachstumsimpuls
hat, den es in den nächsten Jahrzehnten zu bewältigen gilt. Dazu kommt, dass es nicht einfach ist, das
Produktivitätswachstum mit wirtschaftspolitischen Entscheiden zu verändern. Dies braucht weitgehende,
politisch schwer durchsetzbare Anpassungen, welche erst längerfristig wirken.
Schlussendlich wird wohl eine Kombination der genannten Möglichkeiten zur Lösung des Finanzierungsproblems
zur Anwendung kommen dürfen.
15.6 Herausforderungen für die zweite Säule
Langezeit war es ausschliesslich die Probleme der AHV mit der demographischen Entwicklung. Aber auch die
zweite Säule wird in Zukunft vermehrt vor Herausforderungen stehen. Es sind vor allem 2 politisch festgelegte
Parameter, welche hier im Zentrum stehen:
> Erstens der Mindestzinssatz
> Zweitens der Umwandlungssatz
Der Mindestzinssatz
Wie in der AHV leisten Arbeitnehmer und Arbeitgeber Beiträge an die Pensionskassen. Zusätzlich aber entstehen
durch die Anlage der Pensionskassengelder Zinserträge, die ebenfalls dem angesparten Kapital zufliessen. Der
Zins ist damit der dritte Beitragszahler, und zwar kein unwesentlicher.
Unterschiede in der Entwicklung auf den Finanzmärkten für die Finanzierung der 2 Säule sind von zentraler
Bedeutung: Eine lange Hochzinsphase kann zu einer sehr hohen Kapitalaufstockung führen, während eine
anhaltende Tiefzinsphase die auszahlbaren Renten empfindlich reduzieren kann.
Die Wirtschaftspolitik kommt jetzt dadurch ins Spiel, dass sie einen so genannten Mindestzinssatz festlegt. Damit
wird den Pensionskassen vorgegeben, dass sie mit ihrem Kapital zumind. einen gewissen Zinssatz erzielen
müssen. Allerdings – das ist seht zentral – kann niemand einen Zinssatz auf den Finanzmärkten garantieren. Es
handelt sich hier um einen Marktpreis, der sich frei bildet und von einer Unmenge von Faktoren abhängt, die durch
die Politik beeinflussbar sind. Entsprechend problematisch ist es auch, einen Mindestzinssatz für längere Zeit zu
fixieren.
Abbildung 15.7 Kapitaldeckungsgrad: Die Graphik stellt die Situation einer 1985 und einer 1998 gegründeten
Kasse dar. Beide Kassen halten das gleiche Portfolio: 25% Aktien und 75% Obligationen. Der Mindestzinssatz liegt
für die ganze Zeit unverändert bei 4%. Die Darstellung: Die Kurve zeigt die Entwicklung des Portfolio gemäss
Annahme, der Indexwert bezieht sich auf das Anfangsjahr. Die Gerade ist die Verpflichtung gegenüber den
Versicherten berechnet zum Mindestzinssatz.
Kasse A weist auch nach rückläufigen Marktentwicklung ab den Jahren 2000/01 eine Überdeckung aus. Für sie
war dies zwar ein bedeutsamer Einbruch, aber auf insgesamt hohem Niveau. Kasse B kommt aber durch diese
Entwicklung in eine Unterdeckung, obwohl sie genau die gleiche Strategie verfolget hat - Sie hat einen grossen Teil
des Finanzbooms der 1990er verpasst.
Das zeigt unmissverständlich das grosse Problem eines politisch festgelegten Zinssatzes. Kasse A hat ja nicht
besser gearbeitet als Kasse B, sondern die Leistungen werden durch die Finanzmarktentwicklung, welche exogen
vorgegeben – nicht beeinflussbar ist, bestimmt.
Gerade wegen den bestehenden Unsicherheiten, bildet eine Pensionskasse bei günstiger Einkommenslage so
genannte Schwankungsreserven. Während der 1990er konnte die Kasse A massive Schwankungsreserven
aufbauen. Die in diesem Jahr gebildeten Reserven waren aber so gross, dass viele Kassen dem Druck nicht
widerstehen konnten, einen Teil des Geldes den Versicherten auszuzahlen.
Aus diesem Grund wird in der Schweiz der Mindestzinssatz inzwischen periodisch jedes Jahr durch den
Bundesrat angepasst. Es ist aber nach wie vor eine wirtschaftspolitische Diskussion im Gange, wie genau das
Prozedere dieser Anpassung ausgestaltetet sein soll. Sie betrifft insbesondere die Frage, woran sich der
Mindestzinssatz orientieren soll. Es gibt gute öko. Argumente, die dafür sprechen gar keinen Mindestzinssatz
festzulegen – da die Finanzmarktentwicklung immer unsicher bleiben wird.
Der Umwandlungssatz
Der Umwandlungssatz besagt, welcher Prozentsatz des angesparten Vermögens pro Jahr ausbezahlt werden
muss. Eine entscheidende Frage für jede Pensionskasse ist, welcher Anteil des Kapitals jährlich aufgebraucht
werden soll. Und da spielt die Lebenserwartung eine zentrale Rolle. Dies führt dazu, das auch die Pensionskassen,
obwohl sie mit dem Kapitaldeckungsverfahren operieren, stark von der demographischen Entwicklung abhängen.
Steigt nämlich die Lebenserwartung, so muss das angesparte Kapital für mehrere Jahre reichen und damit kann
pro Jahr weniger ausbezahlt werden. - Wenn die Lebenserwartung steigt, muss dieser Wert sinken.
Lag er vor kurzem noch bei 7,2%, wird heute schon darüber diskutier, ihn bis ins Jahre 2011 schrittweise auf 6,4%
zu senken.
Bei der 2 Säule ist der Entscheid, wie das Vermögen über die Jahre verteilt wird, ein Politikum, weil jede
Anpassung des Umwandlungssatzes nach unten einer Rentenkürzung gleichkommt. Diese ist zwar aus der Logik
der Versicherung unzweifelhaft nötig, aber trotzdem nicht einfach durchzusetzen.
Ähnlichkeiten der Finanzierungsprobleme von 1. und 2. Säule
Es ist wichtig, dass sowohl bei der 1 als auch bei der 2 Säule erstens eine Abhängigkeit von der Demographie und
zweitens eine Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Entwicklung besteht.
Demografie
Wirtschaftsentwicklung
AHV
Verhältnis Erwerbstätige
Zu Pensionierten
Wirtschaftswachstum
BV
Umwandlungssatz
Zinserträge
►Bei der Pensionskasse hängt der Umwandlungssatz von der demographischen Entwicklung, insbesondere von
der Lebenserwartung ab.
►Bei der AHV bestimmt die Demografie die Entwicklung des zentralen Verhältnisses zwischen Erwerbstätigen und
Rentnern.
Die durchschnittliche Rendite auf den Finanzmärkten hängt dabei direkt mit der Wachstumsrate des BIP
zusammen; bei der 2 Säule.
Gar nicht so unterschiedlich sind die langfristigen Finanzierungsprobleme, der so unterschiedlich wirkenden
Finanzierungsformen über Kapitaldeckungsverfahren und Umlageverfahren.
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