Zusammenfassung VWL III Schweizerische Wirtschaftspolitik Kapitel 1: Zentrale Themen im Überblick 1.1 Zentrale wirtsch. Grössen: Entwicklung der Zielgrössen steht im Zentrum der ökon. Analyse. Qualität der Wirtschaftspolitik misst sich an der Erreichung dieser Zielgrössen. a) Hoher Wohlstand: Gemessen am durchschnittlichen Einkommen pro Kopf. Erhöhung -> Wirtschaftswachstum. Beantwortet die Frage, wie werden knappe Ressourcen effizient eingesetzt. b) Arbeitslosigkeit: Gemessen an der Arbeitslosenquote. Steigt diese, verursacht sie Unsicherheit bei den einzelnen Arbeitsnehmer. c) Preissatbilität: tiefe Inflation (= Preiserhöhung) bez tiefer Deflation (= Preissunkung). Gemessen an Preisindex. Ist nicht automatisch garantiert, sehr wichtig für eine VW. Bekämpfung der Inflation verursacht mehr Staatskosten, mehr Arbeitslosigkeit und tieferes Wachstum. d) Gesunde Staatsfinanzen: Staatsverschuldung erhöht sich nicht, wirft die Frage auf, wie staatliche Leistungen (z. B. Sozielwerke) finanziert werden. 1.2 Wohlstand: Entwicklung des Schweizer BIP: Nom. BIP = Marktwert aller Güter und Dienstleistungen – Vorleistungen = effektive Wertschöpfung. Reales BIP = nom. BIP teuerungskorrigiert (Inflation) -> Vergleich mit früheren Perioden. Reales BIP Bevölkerungszahl = reales BIP pro Kopf (zum Vergleich mit anderen Perioden). Merkmale des CH – BIP: Langfristiges Wachstum mit Konjunkturschwankungen. Vier Phasen: - 1899 – 1945: Geringes Wachstum, ab 1929 Stagnation - 1945 – 1975: deutliches, schnelles Wachstum - 1975 – 1990: zuerst Rezession, dann mittleres Wachstum - 1990 - ?: Einbruch, dann tiefes Wachstum Internat. Vergleich: BIP pro Kopf in USD angegeben und kaufkraftbereinigt ( Preise in anderen Ländern). Nur USA höheres BIP pro Kopf; D, A hohlen jedoch auf. Wachstum CH 1%; D, A, USA 2%; China 7% Fazit: Reiche Schweiz mit geringerer wirtsch. Dynamik als andere Länder. 1.3 Arbeistlosigkeit; Entwicklung in der Schweiz Arbeitslosenquote: %-Satz der Erwerbspersonen, die erfolglos Arbeit suchen ( -> Meldung bei RAV) Entwicklung: Bis 1990 unter 1% -> Überbeschäftigung. Anstieg auf 5% (1998), dann unter 2% (2001), jetzt ca auf 4%. Leichter Rückgang des BIP pro Kopf 1990 hatte massive Auswirkungen auf Arbeitslosigkeit. Internat. Vergleich: D 8% - 10%, USA 6%, A CH 1.4 Preisstabilität: Entwicklung der Inflation in der Schweiz: Preisindex der von repräsentativem Güterkorb abgeleitet wird (z. B. Miete 25,2%; Gesundheit 16,7%; Nahrung 11%) = durschnittliche Ausgaben eines Haushaltes pro Periode. - Erhöht sich der Preis des Güterkorbes -> Inflation Sinkt der Preis des Güterkorbes -> Deflation Bleibt der Preis konstant -> Preisstabilität Entwicklung: Seit 1990 tiefe Schwankungen unter 2%. Verhältnismässig tiefe Inflation in Phasen weltweit hoher Preissinstabilität. SNB-Geldpolitik versucht Inflation unter 2% zu halten. Internat. Vergleich: Inflation in D, A, USA ähnlich tief wie in der Schweiz. Deflation wurde zum Problem in Japan: sinkendes Preisniveau führte zu hohen Kosten. 1.5 Gesunde Staatsfinanzen; Entwicklung der schweizer Staatsschulden: Staatsverschuldung = Mass für Gesundheit der Staatsfinanzen. Gemessen an Anteil der Verschuldung am BIP. Entwicklung: - 1970 – 1989 zwischen 30% und 45% BIP - 1990 - ?: Permanenter Anstieg bis auf heute ca. 55% BIP EU – Benchmark: 60% falls von einem Land Beitritt zur Währungsunion gewünscht ist. Internat. Vergleich: Relativ tief gegenüber Vergleichsländer D, A, USA. Grosse Probleme haben Japan (Verschuldung auf ca. 160% BIP) und Italien (über 100% BIP) Gesunde Staatsfinanzen, falls keine laufend erhöhende Verschuldung stattfindet, d. h. Einnahmen Ausgaben. 1.6 Zusammenhang der Zielgrössen: Stärke dieser Indikatoren liefert Hinweise auf den wirtsch. Gesundheitszustand und das Funktionieren der Wirtschaftspolitik. Zielkonflikte? Keine, Ziele sind ausgesprochen komplementär. Kapitel 4: Marktwirtschaft und Wohlstand 4.1 Ineffizienz der Planwirtschaft: Planwirtschaft hat zwei grundlegende Eigenschaften: Ressourcen gehören dem Staat Zentrale Planungsbehörde lenkt den Einsatz der Ressourcen Marktwirtschaft Ressourcen in privater Hand (Grossteil) Steuerung erfolgt durch das Preissystem (unsichtbare Hand) Eine Planungsbhörde ist nicht in der Lage alle Informationen über Produktion und Nachfrage, Knappheit und Überschuss der Ressourcen zu beschaffen und darauf effizient und zeitgerecht zu reagieren. Kommt noch dazu, dass die Behördemitglieder Ressourcen zu ihren Gunsten Missbrauchen. Dieses System schafft keine Anreize für wirtschaftliche Innovationen. 4.2 Rolle der Preise in einer Marktwirtschaft: Adam Smith; Idee der unsichtbaren Hand, die das wirtsch. Geschehen steuert. Wenn jeder seinen eigenen Interessen folgt, wird der Wohlstand der gesamten Ökonomie maximiert. Preise: Zeigen relative Knappheit von Gütern oder Ressourcen an und bestimmen dadurch wofür diese verwendet werden. Steigender Preis eines Gutes höhere Opportunitätskosten für dessen Konsum tiefere Nachfrage nach diesem Gut. Produzent erhält das Signal, dass es sich lohnt mehr von diesem Gut zu produzieren. Vier Funktionen der Preise: 1. 2. 3. 4. Information über Knappheiten Lenkung der Ressourcenallokationen Koordinationsfunktion zwischen Anbieter und Nachfrager Knappheitssignale zeigen an, wo sich Innovationen lohnen 1-3 = statische Effizienz, 4 = dynamische Effizienz Beispiel OPEC 1973: 1) Verknappung des Angebots 2) Erdölpreis erhöht sich 3) Weniger Ölverbrauch, neue Ressourcenallokation 4) Neue Ideen: Alternative Energiequellen und schwerzugängliche Erdölreserven. 5) Koordination durch unsichtbare Hand 4.3 Effekte von Preiseingriffen Preise sollen immer unverzerrt bleiben, sonst zeigen sie nicht die tatsächliche Ressourcenknappheit an. Zudem müssen sie die Präferenzen der Nachfrager und die Kosten der Produzenten anzeigen. Freie Preisbildung KR: Differenz zwischen Marktpreis und Reservationspreis aller Konsumenten, die bereit wären mehr als p* zu bezahlen. PR: Differenz zwischen Marktpreis und Preis der einige Anbieter bereit wären für ohr gut zu verlangen, der unter p* liegt. Wohlfartsgewinn = PR + KR Mindestpreis Wohlfahrtsverlust = blaue Fläche, zusätzlicher Rentenverlust für Nachfrager. Beispiel Landwirtschaft mit Überschussmenge qn - qm Erreichen eines ökon. Zieles sollte ohne Preiseingriffe angestrebt werden, sondern z. B. Subventionen. Anderes Beispiel Mindestlöhne, zu hohes Einkommen für Personen mit tiefer Produktivität. Höchstpreis: Reduktion der PR, Umverteilung zu KR plus Wohlfahrtsverlust. 4.4 Beiträge des Staates zur Marktwirtschaft a) Garantie von Eigentums- und Vertragsrechten: Wichtigste Voraussetzung, damit ein arbeitsteiliges und marktwirtsch. System funktioniert. Fehlt teilweise in vielen Entwicklungsländern ( Korruption + staatliche Enteignung als Konsequenz, Private entfalten Aktivitäten am Staat/Rechtssystem vorbei informelle Beziehungsnetze). Die Markterweiterung ist somit nicht gewährleistet und die Arbeitsteilung ist minim. Eigentumsrecht: Besitz des Einzelnen und damit verbundene Handelsformen Vertragsrecht: Zur Übertragung von Eigentum b) Korrektur von Marktversagen: Eingriff falls falsche Signale vom Markt ausgesendet werden. Erfordert jedoch klare Definition! Marktversagen liegt nur dann vor, wenn die Preise nicht die relativen Knappheiten anzeigen. Drei Fälle: I) Monopolmacht: Preis auf dem Markt ist höher als der optimale Preis, verschafft Anreiz die Menge zu reduzieren um grösseren Gewinn zu erzielen. Monopolist tifft seine Entscheidungen selbst, da die Konkurrenz fehlt. II) Externalitäten: Folgekosten einer Produktion mit denen der Produzent nicht konfrontiert wird, die aber der Allgemeinheit ins Gewicht fallen; z. B. Umweltverschmutzung III) Öffentliche Güter: Nicht rivalisierend und nicht ausschliessbar (öff. Feuerwerk, Grundlagenforschung). Preis = 0 wird auf dem freien Markt nicht produziert, also falsches Signal über die Knappheit dieser Güter. Staat mittels Steuerfinanzierung. Staatseingriff bei Marktversagen muss effizient sein. Asymmetrische Informationen (bei Versicherungen) gelten nicht als klassisches Marktversagen! c) Vermeidung effizienzmindernder Regulierungen: Regulierungsfolgeabschätzung (wie wird eine Regulierung umgesetzt, ohne dass zu starke Effizienzeinbussen erfolgen) mit fünf Prüfpunkten: 1) 2) 3) 4) 5) Notwendigkeit und Möglichkeit staatlichen Handelns Auswirkungen auf die betroffenen Gesellschaftsgruppen Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft Alternative Handlungen Zweckmässigkeit im Vollzug Politische Entscheide mit nicht nur wirtsch. Hintergründen erfordern dies. 4.5 Effizienz versus Wachstum VW-Effizienz ist dann vorhanden, wenn die Produktionsfaktoren optimal eingesetzt werden. Dadurch lässt sich der Wohlstand steigern. Statischer Effekt: Produktionsmöglichkeiten-Kurve mit allen möglichen Kombinationen von IG und KG bei gegebenem Kapital, Arbeit und Technologie. Alle Punkte auf der Kurve zeigen effiziente Kombinationen an. Punkt A ist deshalb ineffizient, weil man mit den gegebenen Mengen an IG/KG y-mehr KG bez X-mehr IG herstellen kann. Langfristig sind die Produktionsfaktoren nicht konstant (mehr Arbeitskräfte, Kapital, bessere Technologie, also erhöhen sich die Produktionsmöglichkeiten. Dynamischer Effekt: Es kann mit optimalem Ressourceneinsatz mehr produziert werden, so dass sich die Kurve nach aussen verschiebt. Das Wachstum kann länger weitergehen als beim statischen Effekt. Kapitel 5: Internationale Arbeitsteilung 5.1 Spezialisierung und komparative Vorteile a) Spezialisierung: Übergang zu einer stetig wachsenden Arbeitsteilung in den letzten 200 Jahren. Beispiel Nadelproduktion in 1770: 10 Personen 200 Nadeln, wenn jede die einzelnen Schritte selbst durchgeht. Spezialisiert sich jeder auf einen bestimmten Produktionsschritt 50 000 Nadeln pro Tag. Je mehr Leute an Spezialisierung beteiligt, desto grösser die Wohlstandsgewinne! Gewaltiges Potential an Wohlstandssteigerung weltweit bei grosser internationaler Arbeitsteilung. b) Komparative Vorteile: Kritik: Industrieländer produzieren alles effizienter als Entwicklungsländer, wie sollen letztere konkurrieren? David Ricardo, Idee der komparativen Vorteile am Beispiel Roger Federer und Nachbarsjunge. Industriländer haben absolute Vorteile in praktisch allen Tätigkeiten. Entwicklungsländer haben komparative Vorteile in der Produktion von Gütern, bei denen der Produktivitätsunterschied nicht sehr gross ist. 5.2 Wohlfahrtssteigerung durch internat. Handel Wohlfahrt bei Autarkie: Entspricht der Summe aus PR und KR Es wird kein Handel mit anderen Ländern betrieben. Dank höherem Weltmarktpreis pm im Vergleich zum Inlandspreis bei Autarkie, produzieren die Anbieter mehr und können exportieren. Umverteilung von KR zu PR plus zusätzliche Wohlfahrtsgewinne in Form von PR (blaue Fläche). Produzenten stellen weniger Güter her als bei Autarkie, Nachfrageüberschuss wird mit Importen kompensiert. Umverteilung von PR zu KR plus zusätzlicher Rentengewinn in Form von KR (blaue Fläche). Importe und Exporte sind ökonomisch gleich positiv zu bewerten. Das Problem bei Importen ist, dass diese gegen die inländische Produktion konkurrieren und dadurch Strukturwandel (Lohndruck plus Arbeitsplatzabbau) auslösen. 5.3 Protektionismus a) Zölle: Erhöhen die Preise im Vergleich zum Weltmarkt Grüne Fläche = Zolleinnahmen Schwarze Fläche = Umverteilte Rente zu PR Rote Flaäche = Wohlfahrtsverlust Protektionismus verhindert, dass das volle Potential der effizienzsteigernden Spezialisierung asugeschöpft wird. b) Politische Ökonomie des Protektionismus Zollabbau verursacht Rentenumverteilung zu Gunsten der Konsumenten. Verlierer sind der Staat und die Produzenten, daher ist dies schwer realisierbar. Produzenteninteressen sind politisch einfacher zu organisieren als diejenigen der Konsumenten (kleine homogene versus grosse heterogene Gruppe). Einzelner Konsument hat viel weniger zu verlieren durch nicht erfolgten Zollabbau als ein einzelner Produzent, der nur ein einziges Gut anbietet (Konsument täglich dutzende von Gütern). Protektionismus bietet kurzfristig Schutz, langfristig schadet es jedoch den Produzenteninteressen, da es diese verpassen, sich an die laufend verändernden wirtsch. Verhältnissen anzupassen (z. B. Landwirtschaft). In der Politik steht die kurzfristige Betrachtungsweise im Vordergrund, da diese für Wahlergebnisse von zentraler Bedeutung ist. Ausserdem steht der Staat dank Zolleinnahmen auf der Gewinnerseite. c) Formen der Handelsliberalisierung (Zollabbau) I) II) III) Multilateral: Möglichst alle Länder oder zumindest die meisten WTO Regional: Gruppe von Ländern mit engen Handelsbeziehungen EU Bilateral: Freihandelsabkommen (zwei Länder), häufig als Antwort auf lange Verzögerungen beim multilateralen Zollabbau, da WTO Einigkeit aller Mitglieder benötigt. d) Raffinierterer Protektionismus: Die nichtarifären Handelshemmnisse Quoten: Vorgabe für ein Mengenlimit eines importierten Gutes (leicht abbaubar). Technische Vorschriften: Gleiche Güter müssen in versch. Ländern untersch. techn. Vorschriften genügen (schwer abbaubar) Subventionen: Haben zollähnliche Wirkung Patentschutz Öffentliche Aufträge: Bedeutender Teil an Gütern/Diensleistungen wird vom Staat gekauft, welcher logischerweise inländische Produzenten bevorzugt. Kann zu Monopolmacht führen. Diese Formen von Protektionismus spielen in den aktuellen WTO-Runden eine zentrale Rolle, da der Zollabbau ziemlich fortgeschritten ist. 5.4 Regionale wirtsch. Integration a) Wohlfahrtseffekte von Integrationsräumen: Regionale Integration schafft: Handelsschaffung Handelsumlenkung: Verzerrung der bestehenden Handelsströme (es nehmen nicht mehr alle Länder im gleichen Mass am Handel Teil), Güter werden nicht mehr vom billigsten Produzenten weltweit, sondern vom billigsten im Integrationsraum importiert (für letzteren entfallen die Zölle!) Falls Handelsschaffung > Handelsumlenkung mehr Wohlfahrt Handelssituation in Land A mit: Preise Land B Preise Land C Nach Integration bezieht A Gut von B, da ohne Zoll billiger als bei C mit Zoll (Handelsumlenkung). Zusätzliche KR (blau + beige), entfallene Zölle (beige + türkis). Mehr Wohlfart falls blau > türkis. Hoher Ausgangszoll qc < qb, Zolleinnahmen sehr tief. Zusätzliche KR sehr gross, verlorene Einnahmen relativ gering. Grosser Integrationsraum Land B effizient wie Land C, diese Tatsache steigt, je grösser der Integrtionsraum. Deutlich positive Auswirkungen. b) Formen der Integration: Freihandelszone: Liberalisierter Handel zwischen Mitglieder dank Zollabbau EFTA Zollunion: Gleiche Zölle gegenüber Nichtmitglieder. Reduktion der Transaktionskosten dank Entfall der Ursprungsnachweise EU bis 1992. Binnenmarkt: Vier Freiheiten = freier Austausch von Gütern, Dienstleistungen, Arbeit und Kapital EU seit 1992. Währungsunion: Nationale Geldpolitik wird an supranationale Behörde abgetreten, funktioniert nur bei genügender Koordination der Finanzpolitiken der Mitglieder EU seit 1999. Wirtschaftsunion: Gemeinsame Wirtschaftspolitik bei EU Frage offen, da Verfassung in F und NL abgelehnt. I) II) III) IV) V) c) Europäische Integration: Nach 1. Weltkrieg Reparationszahlungen als schlechte Voraussetzung für gedeihliches wirtsch. Zusammenleben (Kritik von John Maynard Keynes „The Economic Consequences of the Peace“, Rep.zahlungen = Früchte für weitere Konflikte) Zwischenkriegszeit = Protektionismus und kompetitive Währungsabwertung. Nach 2. Weltkrieg Konzipierung des Marshall-Plans, IWF, Weltbank und WTO in Bretton-Woods für gesundes wirtsch. Zusammenleben und als Grundstein für die eruopäische Integration (Marshall-Plan). I) Vertiefung: 1957 Römer Verträge: Zollunion und Agrarpolitik, kein Durchkommen für Binnenmarkt, da nicht gefordert, erst Ende 80’ mit hoher Arbeitslosenquote und wachsender internat. Konkurrenz (Japan). 1987 Europäische Akte: Vier Freiheiten Binnenmarkt bis 1992 realisieren. 1993 Maastrichter Vertrag: Wirtschafts- und Währungsunion, drei EU-Pfeiler: Wirtschaftsverträge der EU, gemeinsame Aussen- und Sicherheitspolitik, innere Sicherheit (Schengen). Erweiterung: 1999 Vertrag von Amseterdam: Für hauptsächlich nicht-wirtsch. Ziele (sicherheit und Freiheit). 2001: Vertrag von Nizza: Für Osterweiterung. Offenes Schicksal, da Volksnein zur Verfassung in F, NL. II) 5.5 Schweizer Aussenpolitik a) Grundpfeiler: Aussenwirtschaft von zentraler Bedeutung, da CH = kleines Land mit wenig Rohstoffen. Aussenwirtschaftspolitische Strategie des Bundesrates geht der Frage nach, wovon die pos. Wohlfahrteffekte der internat. Arbeitsteilung abhängen: Exporte, Importe und weitgehende internat. Arbeitsteilung. Kritik an Importen, da diese die nationale Produktion konkurrieren. Kritik an Arbeitsteilung: hilft den ärmeren nicht. Kontraargument: komparative Vorteile. Förderung dieser drei Ziele: I) Exporte: Zugang zum internat. Markt für CH-Produzenten ermöglichen. Nur mit Verhandlungen auf internat. Ebene realisierbar. Importe: CH-Binnenmarkt offen halten. Schwierig durchzusetzen. Arbeitsteilung: Unterstützung der Handelspartner zur Integration in die Weltwirtschaft und Teilnahme an globaler Arbeitsteilung. Im innenpolitischen Prozess einfach durchzusetzen. II) III) Auswahl der Handelspartner: Zwei Kriterien Wirtsch. Grösse: Heutige und zukünftige EU, USA, Japan, längerfrsitig China, Indien und Brasilien. Diskriminierungspotenzial: Wie stark sind CH-Exporteure Nachteilen ausgesetzt, falls andere wichtige Handelspartner schon umfassende Abkommen untereinander haben Suche nach gleichwertigen Freihandelsverträge. Wichtig sind umfassende Handelsabkommen , die für alle vier Freiheiten gelten. CH belegt weltweit den 6. Rang beim Kapitalbestand im Ausland. b) CH-Integrationspolitik: EU = 60% Exporte, 80% Importe sehr wichtiger Punkt = aussenwirtschaftliche Strategie mit EU. 1972 Freihandelsabkommen EG: Wichtigster Integrationsschritt Richtung Europäische Union. Freihandelszone EG – EFTA, ohne Agrarpolitik. 1992 Ablehnung EWR: Weg als restliches Europa, nicht Richtung EU-Beitritt. Gründe: Kein Mitbestimmungsrecht an WTO-Runden, kein Reformdruck (tiefe Arbeitslosenquote), gutes Wachstum (Immigration in nicht sehr effiziente Sektoren). 2000 Annahme Bilateralen I: Binnenmarkt Personenvervehr, Land/Luftverkehr, Forschung, öff. Beschaffungswesen, Agrarprodukte und techn. Handelshemmnisse. 2001 Ablehnung „Ja zu Europa“ 2004 Bilateralen: Zinsbesteuerung plus Betrugsbekämpfung (Anliegen EU), Schengen-Dublin (Anliegen CH), total acht Abkommen. Bilateraler Weg gefährdet bei Abstimmungen über Personenfreizügigkeit für die neuen EU-Staaten, da Aufkündigung des ganzen Paketes I droht. EU toleriert Behandlung versch. Länder nicht. CH = Ausnahmefall, da wichtiger Handelspartner der EU und bestehende Hoffnung auf zukünftigen Beitritt. Vor/Nachteile bei EU-Beitritt - - Vorteile Handelsschaffender Effekt Zusätzlicher Wettbewerbsdruck dank Importen und gemeinsamer Währung (hohe Preistransparenz) Wegfall der Grenzkontrollen und Ursprungsregeln. Abbau Landwirtschaftsprotektionismus. - Nachteile CH-Zinsen steigen auf EU-Niveau (ca. +1%). Jährliche Beiträge in Mia.höhe an EUBudget. Ev. MwSt. auf 15% (Steuerreform um starker Anstieg der Staatsquote zu verhindern). Kapitel 6: Wettbewerb, das Problem der Monopolmacht 6.1 Gesamtwirtsch. Kosten von Monopolen: a) Wie verhält sich ein Monopol? Monopolist kann Preis durch Mengenvariierung beeinflussen, Firma in vollständiger Konkurrenz nicht, verkauft also die Menge, bei der der Marktpreis ihren Grenzkosten (MC) entspricht. Produktionsentscheid des Monopolisten beeinflusst Menge und Preis des Produktes. Annahme: MC des Monopolisten konstant. MR = zusätzlicher Ertrag für jede verkaufte Einheit, ist steiler als N, da Preis mit zunehmender Menge sinkt. Folglich ist der zusätzliche Erlös kleiner als der Preis bei einer zusätzlichen Einheit. Monopolist erhöht Produktionsmenge solange, bis MR = MC Vollständige Konkurrenz: p = MC, es wird also qk abgesetzt. pm > pk, qm < qk b) Wohlfahrtsverlust durch Monopole: Wohlfahrtsverlust Vollständige Konkurrenz hat keine PR. Monopol: PR vorhanden, Nachteil ist der Wohlfahrtsverlust. c) Zusätzliche Wohlstandsverluste: I) II) Statische Kosten: X-Ineffizienz (betriebsintern), Reduktion des Anreizes, die Produktionskosten zu senken. Rentseeking, Investition in Zutrittsschranken um Monopol zu sichern. Politik hält Konkurrenz fern Lobby. Dynamische Kosten: Monopol reduziert Innovationsanreiz, hat negativer Effekt auf Volkswirtschaft und langfristiges Wachstum. Neue Technik, Produktionsmethoden- und Prozesse werden zugunsten von Marktzutrittsschranken vernachlässigt. 6.2 Marktzutrittsschranken a) Natürliche Marktzutrittsschranken: Bei extrem hohen Fixkosten für die Produktion eines Gutes. Fixkosten = zu leistende Auslagen, bevor erste Einheit verkauft werden kann, sind unabhängig von der produzierten Menge. Können diese über grössere Stückzahlen verteilt werden tieferes Preisangebot dieser Firma, andere werden vom Markt verdrängt. Beispiele: SBB und ehem. PTT, Markteintritt wäre nicht sinnvoll! Falls Firma keine Anfangsinvestition leisten muss (nur variable Kosten), sehen diese wie folgt aus: K = bQ (b = variable Kosten = MC, Q = Menge) Monopol mit fixen Kosten: K = a + bQ, Durchschnittskosten = (a +bQ)/Q = a/Q + b. Durchschnittskosten immer grösser als die Grenzkosten und sinken mit jeder zusätzlich prod. Einheit, da a/Q mit zusätzlichem Q kleiner wird. Wegen der hohen Fixkosten sinkt AC im gesamten relevanten Bereich und sind MC (um a/Q höher). Bei vollständiger Konkurrenz gäbe es für Firma Verlust, da Preis in dieser Situation = MC wäre und diese unter den AC liegen. Das Gut würde also nicht produziert werden. Es bleibt nur die Firma mit der grössten Prod.menge, die diese immer vergrössern wird, da mit jeder zus. Einheit die AC sinken. b) Künstlich geschaffene Schranken: I) Staatliche Regulierungen: Behindern den freien Marktzugang erleichtern Monopolbildung. Häufig erschweren sie den Zugang unabsichtlich wie Zölle oder nichtarifäre Massnahmen, die im Prinzip eine Schutzfunktion für eine bestimmte Branche sind (ähnlich, zum Schutz der Bevölkerung werden Zulassungen für Berufe erstellt). Anderes Beispiel sind Patente (siehe weiter vorne). Frage ist, ob die durch Regulierungen eröffneten Monopolspielräume nicht kontraproduktiv sind und das Problem, welches man lösen wollte noch verschlimmern. Kurzfristig = Schutzschild, längerfrsitig = ineffizient. II) Strategische Zutrittsschranken: Firmen in monopolistischen Stellungen bemühen sich den Zutritt für andere so schwer wie möglich zu machen. Führt gesamtwirtschaftlich zu Ineffizienzen und Marktversagen. Kartellbildung: Absprache über Mengen, Preise, Gebiete, Konditionen, etc. Längerfristig instabil, da Anreiz zur Produktionsausweitung bei einzelnen Mitgliedern. Bsp: OPEC. Preiskampf: Drohung, die hohen Monopolpreise gelten nur solange, wie diese Firma allein auf dem Markt steht, bei weiterem Markteintritt werden Preise sofort auf MCNiveau gesenkt. Überkapazitäten: Drohung die Produktion auszuweiten und somit die Monopolrente zu sinken, was den Markteintritt unattraktiv macht. Politisches Lobbying: Bewusst ausgelöste staatliche Regulierungen. Blockieren sehr effektiv Markteintritte potenzieller Konkurrenten und sichern so hohe Gewinne. 6.3 Wettbewerbspolitische Ansätze Wettbewerbspolitik ist die politische Reaktion auf Ineffizienzen, die durch Beschränkungen des Marktzugangs entstehen. Wirksame Wettbewerbspolitik = schwierige Aufgabe, da privatwirtschaftlich ein hoher Anreiz besteht Monopole aufzubauen und zu sichern. a) Wettbewerbspolitik bei natürlichen Monopolen: Es ist nicht das Ziel, der Preis auf die Höhe bei vollständiger Konkurrenz zu setzen (Firma könnte die hohen Fixkosten nicht mehr decken). Durch saatliche Regulierung muss der Preis des Gutes so hoch angesetzt werden, das er die AC deckt (ohne Eingriff würde die Firma ein höherer Preis setzen). I) II) Verstaatlichung: Der Staat setzt den Preis gleich den Durchschnittskosten oder alternativ gleich den Grenzkosten (in diesem Fall fliesst das Defizit ins Staatsbudget). Das Problem besteht darin, dass in den meisten Fällen alle Teile der Wertschöpfungskette verstaatlicht werden, auch solche die man problemlos der Privatwirtschaft hätte überlassen können. Beispiel PTT: Natürliches Monopol ist nur das Leitungsnetz, Dienstleistungen auf diesem und Telefongeräte nicht. In den letzten Jahren Abkopplung vom Staat dieser Sektoren, also die Trennung der physischen Infrastruktur von den Dienstleistungen. Regulierungen: Sind nötig um den Dienstleistungsanbietern den Netzzugang zu ermöglichen. Zum Beispiel wäre das bei der Bahn, der Elektrizität und der Telekommunikation nötig, nicht aber bei der Post, da diese aus ökonomischer Sicht kein natürliches Monopol darstellt (politisch kann die Meinung dazu anders sein). Die Regulierung sollte den Netzzugang so ermöglichen, das die Anbeiter nicht der Willkür privater Monopole (Bsp. Swisscom) ausgesetzt sind. Deregulierung des Monopolmarktes = regulierte Privatisierung, Konditionen für den Netzzugang und Entschädigung für Netzbetreiber muss klar festgelegt sein. b) Wettbewerbspolitik bei künstlich geschaffenen Monopolen: Deregulierung beabsichtigt die Zahl der potentiellen Anbieter auf dem Markt zu erhöhen. Effektiv ist der Abbau des Protektionismus internat. Marktöffnung, Monopolist muss dann Wettbewerbspreis für sein Gut setzen. Wettbewerbspolitik versucht Kartelle und Marktzutrittsschranken zu verhindern 6.4 Schweizer Wettbewerbspolitik a) Hochpreisinsel CH und Ansätze für mehr Wettbewerb: Preise in CH liegen 40% über OECD-Schnitt, vier mögliche Gründe: I) Qualitätsunterschiede: Aufgrund höherer Qualität der Produkte sind die Preise höher als in anderen Ländern. Ist relativ einfach zu widerlegen, Bsp BigMac-Index, BigMac in CH 70% teurer als in USA, Qualität exakt gleich. II) Einkommensunterschiede: Dienstleistungen in CH sind teurer als in einem Land mit tieferen Einkommen, vor allem weil sie international nicht handelbar sind. Bsp Haarschnitt in CH und in MEX. Jedoch andere OECD Länder (LUX, USA) mit mehr Einkommen als CH und tieferem Preisniveau. Also ist diese These zumindest teilweise widerlegt. III) Deregulierung: Liberalisierung der natürlichen Monopole in CH später als in meisten OECDLändern. Zuerst im Bereich Telekom (90er Jahren), dann bei der Post, Elektrizität gescheitert an Abstimmung 2005, Schienenverkehr geplant. Bei künstlichen Monopolen: öffentliches Beschaffungswesen, Gesundheitswesen und generelle Öffnung gegenüber internat. Anbietern (auch im Rahmen der Bilateralen). b) Entstehung der heutigen CH-Wettbewerbspolitik I) Kartellgesetz vor 1995: In allen anderen Ländern Kartelle verboten, ausser, man konnte positiver Wirkung auf die Wirtschaft nachweisen, in der Schweiz Kartelle zugelassen, ausser negative Wirkung konnte nachgewiesen werden. So war es für die Kartellbehörde äusserst schwierig ein Kartell ausfindig zu machen, da diese der Outsider in der jeweiligen Branche war, welche verständlicherweise nicht kooperativ waren. Saldomethode als Basis des Kartellgesetzes pos. + neg. Effekte sammeln und ein Saldo bilden, dann Entscheidung. Negativ = Effizienzverlust, positiv = Qualitätssicherung, Versorgungssicherheit, Verhinderung struktureller Arbeitslosigkeit, etc. Ökonomen widersprechen dem, diese Ziele sind durch Wettbewerb wesentlich billiger zu erreichen (z. B. Qualität wird durch die Nachfrage und nicht durch das Angebot definiert!) Strukturelle Arbeitslosigkeit kann nur kurzfristig verhindert werden, da Anpassungen bei Deregulierungen auf einen Schlag vorgenommen werden müssen. II) Revision von 1995: Auch als Reaktion auf EWR-Ablehnung, nur Gesetzesänderung, da Aufnahme in Verfassung referendumspolitisch praktisch undurchsetzbar. Verbot von harten Kartellen (Preis-, Mengen- und Gebietskartelle) und Fusionskontrolle. Keine Anwendung der Saldomethode in diesen Fällen. Wettbewerbskommission neu auch mit Experten (früher nur Interessensvertreter), Entscheide und Untersuchungen zur Publikation freigegeben. III) Zweite Revision 2004: Erste Revision im Vergleich zu anderen Ländern zu harmlos. Vgl. Fall Roche und Vitaminkartell, dass in USA aufgedeckt wurde. In der Schweiz konnte man lediglich Verwarnungen bei der ersten Aufdeckung aussprechen, im Widerholungsfall eine Busse ansetzen. Es wurde also die Kronzeugenregelung eingeführt und man kann nun direkte Sanktionen erteilen. Preisüberwacher: Verhindert Preismissbrauch wo kein Wettbewerb herrscht (Gesundheitswesen staatliche Marktordung, Firmen mit besonderen Rechten Post und SRG, natürliche Monopole Elektrizität). Kapitel 7: Umwelt, das Problem externer Effekte 7.1 Echte und unechte Externe Effekte Externe Effekte: Einflüsse der Handlungen eines ökonomischen Akteurs auf die Handlungen eines anderen, die sich nicht im Preissystem widerspiegeln. Dieser Begriff wird oft ungenau verwendet. Nur ein Effekt, der die relativen Preise nicht verändert, verzerrt die Knappheitssignale und rechtfertigt somit einen Staatseingriff. Das Beispiel eines zweiten Metzgergeschäfes in einem Dorf, das ein Nachteil für das erste und früher einzige ist, wird als pekuniärer externer Effekt bezeichnet und stellt kein Marktversagen dar. Es ist vielmehr ein Signal dafür, dass der Markt funktioniert. Anders beim Beispiel eines Stahlwerkes und der Fischer auf dem durch letzteres verschmutzten Flusses. Der Nachteil der dadurch für den Fischer entsteht wird nicht im Preissystem widerspiegelt, es zeigt die relativen Knappheiten nicht an. Diese ineffiziente Situation rechtfertigt ein staatlicher Eingriff. Man nennt einen solchen Effekt auch einen technologischen. 7.2 Wohlfahrtsverluste durch Externalitäten Die Angebostskurve der Stahlfirma liegt unter derjenigen, die die sozialen Grenzkosten berücksichtigt. Das Marktergebnis mit dem Angebot Ap bringt nicht die optimale Menge hervor. Die Grenzkosten für den Produzenten sind unterschiedlich zu denen der Gesellschaft (nämlich tiefer), also kommt auch der Markpreis pm tiefer zu liegen als der effiziente Preis p*. Positive externe Effekte liegen vor, wenn ein produziertes Gut den Erzeuger nicht angemessen entschädigt, häufigstes Beispiel sind die Effekte von Forschungsergebnissen. Andere Forscher profitieren von diesen, ohne dass sie die gleichen Investitionen leisten mussten, wie der Verursacher dieses Effektes. Schlussendlich führt dies dazu, dass zuwenig von diesem Gut produziert wird, was wiederum ein Staatseingriff rechtfertigt (z.B. Subventionen). Bei der 2. Grafik kommt zu anfänglichen Gesamtnutzen OABC ein Zusatznutzen ABDF dazu. Die Kosten OAB vergrössern sich um ABEF, wobei ein Rentenverlust in der Grösse von BED entsteht. Die Wohlfahrt ist durch diese Marktkonstellation also geringer. Ein Staatseingriff ist hier gerechtfertigt. 7.3 Ansatzpunkte für die Wirtschaftspolitik a) Freiwillige Internalisierung: Der Verursacher des Externalitätenproblems gelangt zu Einsicht, dass es unfair von seiner Seite ist, die Umwelt zu verschmutzen, damit wird er eventuell die Kosten, die für die ganze Gesellschaft entstehen berücksichtigen. I) II) III) Apell an die Moral: Verursacher aufklären, dass seine Handlungen andere beeinträchtigen. Internalisierung durch Fusion: Beispiel Stahlwerk und Fischer, könnten fusionieren, der externe Effekt würde somit internalisiert, die Kosten würden für die neue Frima nun sichtbar. Der Gewinn ist für die gesamte Firma relevant und nicht nur für eine einzelne Division. Vertragliche Internalisierung: Vertrag zwischen Schädiger und Geschädigten Anrecht auf Entschädigung. Dafür müssen aber die Eigentumsrechte klar definiert sein. b) Staatliche Regulierung: Bestehend aus Verboten und geboten, schädigende Tätigkeit so regulieren, dass sie eine bestimmte Intensität nicht überschreitet (Mengen,- Produktionsbeschränkungen). c) Korrektur der Preisverzerrung: Auch durch staatlichen Eingriff, Preis wird so reguliert, dass er die tatsächlichen Knappheiten anzeigt. 7.4 Instrumente der Umweltpolitik a) Freiwilliger Umweltschutz: Geht von Appellen an die Moral bis zu Verträgen zwischen Schädiger und Geschädigten. Verträge sind nur bei lokalen Externalitäten anwendbar. Vorteil des freiwilligen Umweltschutzes ist, dass er ohne staatliche Zwangsmassnahmen auskommt. Bevölkerung wird durch Information und Aufklärung dazu gebracht, die tatsächlichen Kosten ihres Handlens zu berücksichtigen. Nachteil: Freiwilligkeit lohnt sich finanziell nicht, also, einzelner bemüht sich nicht und zieht trotzdem einen Nutzen, bis am Schluss nur noch wenige umweltschützend handeln, sich aber mehr und mehr demotivieren. Für gewinnorientierte Firmen lohnt sich Umweltschutz meist nur aus der PR-Sicht, denn sonst können sie sogar in die Verlustzone fallen (Öko-Labels die sich als gutes Verkaufsargument auszeichnen). b) Staatliche Nachsorge: Der Staat lässt die Umweltschäden zu und bereinigt sie anschliessend „End-ofpipe-Ansatz“. Beispiel Kehrichtabfuhr vor der Gebührenpflicht, Kläranleagen. Problem: verschaffen keine Anreize zu Umweltschutz, denn da der Staat die Kosten trägt, haben die Firmen und der Rest der Gesellschaft keine Ahnung von deren Höhe. Die staatliche Nachsorge ist eher eine Symptombekämfpung, die die zu tiefen Kosten privater Umweltverschmutzter nicht korrigiert. c) Polizeilicher Umweltschutz: Sind am weitesten verbreitet, Tätigkeiten, die zu neg. Effekten führen werden durch Vorschriften eingeschränkt (Produktionsbeschränkungen, Grenzwerte, etc.). Im Idealfall wird das gleiche Ergebnis, wie auf dem freien Markt unter berücksichtigung der tatsächlichen Kosten erreicht. Die Regulierungen geschehen durch gesetzliche Eingriffe, die in letzter Konsequenz durch den Polizeiapparat vollzogen werden müssen. Nachteile: I) II) III) Ineffiziente Umweltschonung: Es wird nicht berücksichtigt, dass die Adressaten unterschiedliche Kosten zu tragen haben. Beispiel: Firma A hat vor ½ Jahr neue Maschinen gekauft, Firma B vor 10 Jahren (schon fast abgeschrieben). Nun treten auf dem Markt neue, umweltfreundlichere Maschinen auf, die B natürlich wegen des Alters der anderen sofort kauft. Falls A dasselbe macht, produzieren sie wesentlich teurer als B, falls nicht, sähe sich B im Nachteil, da A nicht umweltschonend produziert. Beste Lösung für beide wäre, dass A B entschädigt. Keine Anreize zur Unterschreitung der Grenzwerte: Firma hätte zur Unterschreitung mehr Kosten und gar keine finanzielle Entschädigung Dauernde Anpassung an Grenzwerte nötig: Weil Umweltschutz eine Limitierung des Schadstoffausstosses pro Kopf anstrebt, die Anzahl Firmen steigt und die Bevölkerungszahl konstant bleibt, müssen dauernd Anpassungen stattfinden. Kaum umsetzbar. d) Marktwirtschaftlicher Umweltschutz: Auch Internalisierung genannt, zielt darauf ab, den Umweltschutz mit Hilfe der Marktkräften zu realisieren. Externer Effekt wird internalisiert, der Verursacher wird mit den Grenzkosten für die gesamte VW konfrontiert. Möglichkeit wäre Fusion, lässt sich aber auf ein globales Problem nicht anwenden I) Lenkungsabgabe (Pigou-Steuer): Mit geeignetem Staatseingriff die Idee der Internalisiserung der Externalitäten auf die gesamte VW anwenden. Pigou-Steuer erhöht den Marktpreis um so viel, dass p* resultiert, Höhe von t hängt von der Elastizität von N ab. So entsprechen die Produktionskosten den soz. Grenzkosten. Der Produzent wird mit dem wahren Preis konfrontiert. Problem, Staat muss jederzeit das Ausmass der Preisverzerrung durch eine Externalität genau berechnen, in der Praxis kaum realisierbar. II) Umweltzertifikate: Auf dem Markt zu (ver)kaufendes, handelbares Recht auf Verschmutzung. Angebot an Verschmutzungsrechten ist fix, vom Staat definiert und zur Verfügung gestellt. Der Markt für Veschmutzungsrechte führt in diesem Fall zu einer effizienten Umweltschonung. Probleme des polizeilichen Umweltschutzes treten nicht auf (Reaktion des Marktes auf Innovationen) und der Staat muss die richtigen Knappheiten nicht immer berechnen. Was geschieht mit der Lenkungsabgabe: I) II) III) Rückerstattung: Keine Effekt auf die Staatskasse reine Lenkungsabgabe. Diejenigen auf VOC, Heizöl, etc. Werden durch die Krankenversicherung zurückerstattet Staatskasse: Steuereinnahmen für den Staat doppelte Dividende. Problem bei z. B. Sehr erfolgreichen Lenkungsabgabe, umweltverschmutzende Tätigkeit lohnt sich nicht mehr, die Steuern entfallen. Man muss deshalb bei einer ökologischen Steuerreform klar definieren, ob die Ökologie oder die Steuer Priorität hat. Zweckbindung: Lenkungseinnahmen werden für weitere umweltschützende Massnahmen eingesetzt. Nicht staatsquotenneutral. Beispiel Abfallvignetten. 7.5 CH-Umweltpolitik a) Historische Entwicklung: Im letzten Jh ins Zentrum der Wirtschaftspolitik getreten. Es ist klar geworden, dass der marktwirtschaftliche Umweltschutz aus Effiziensicht den anderen überlegen ist und das nun mehr globale als lokale Externalitäten zu bekämpfen sind. Bis Mitte 20. Jh war die Bekämpfung der Gewässerverschmutzung im Vordergrund, danach kamen Luftverschmutzung, sowie Lärm, Abfall, Bodenbelastung, etc. Dazu. Umweltschutzgesetz von 1983, hauptsächlich polizeilicher Umweltschutz durch Gebote und Verbote. Erfolge in der Gesundung des Waltbestandes und der Wasserqualität von Seen und Flüssen. Doch realisierte man, dass dieser Weg Grenzen hatte, hohe Kosten und tiefe Akzeptanz. Staatsquote stieg durch Subventionierung. Trendwende Richtung marktwirtsch. Umweltschutz 1995 mit Gesetzesänderung, die diesem eine zentrale Rolle zuwies (Einführung von Lenkungsabgaben). b) Wichtige Beispiele zur CH-Umweltpolitik I) II) III) IV) V) VI) ISO-Normen: Freiwillige Umweltmanagementsysteme für Firmen zum Imagevorteil. Kläranlagen: Beispiel für staatliche Nachsorge, Folgen der Umweltverschmutzung werden nachträglich beseitigt. Verbote gefährlicher Stoffe: Polizeilicher Umweltschutz, Beispiel, Verbot von FCKW’s oder Katalysatorenpflicht. Lenkungsabgaben und Umweltzertifikate: Das erste vorhanden (siehe oben), letzteres nur auf kantonaler Ebene. Vorgezogene Entsorgungsgebühr: Kombination von marktwirtsch. Umweltschutz und staatlicher Nachsorge. Branchenvereinbarungen: Staat droht mit Lenkungsabgabe falls Umweltverschmutzung nicht auf freiwilliger Basis reduziert wird. 7.6 Das Kyoto-Protokoll Die Externalität ist bei globalen Umweltproblemen weltweit zu spüren (Ozonschicht, Klimaerwärmung durch CO2). Solche Probleme sind nur durch internat. Zusammenarbeit zu lösen, was widerum eine enorme Herausforderung darstellt, dass der Anreiz zu Trittbrettfahren sehr gross ist. CO2-Problematik: Klimakonvention von 1993 beschloss eine Reduktion der Klimaerwärmung anzustreben.. Konkrete Umsetzung mit dem Kyoto-Protokoll von 1997, mit der Verpflichtung der Industrieländer (Hauptverursacher) zu entsprechenden Massnahmen. USA hat bis jetzt noch nicht ratifiziert, 2005 in Kraft getreten. Umsetzung in der CH. 1. 2. 3. 4. Bis 2010 Reduktion der Emissionen auf 10% unter Wert von 1990 Reduktion der Brennstoffe gegenüber 1990 von 15% Reduktion der Treibstoffe gegenüber 1990 von 8% Unternehmen sollen freiwillig CO2-reduziernde Vorleistungen erbringen, sonst droht Lenkungsabgabe. Weitere Massnahmen nötig, da CO2-Austoss immer noch zu hoch. Zwei Ansatzmöglichkeiten: 1. Einführung einer CO2-Abgabe auf Brenn- und Treibstoffe Lenkungsabgabe 2. Klimarappen auf Brenn- und Treibstoffe (Vorschlag der Erdölbranche), 1 Rappen pro Liter, dann Zweckbindung mit den Einnahmen. Andere Möglichkeit ist die hohe Verschmutzung in der CH durch eine ebenso hohe Reduktion im Ausland, wo entsprechende Massnahmen kostengünstiger wären, zu kompensieren. Das Geld des Klimarappens würde dann in entsprechende Massnahmen fliessen. Bis Ende 2007 „Testzeit“ für Klimarappen, sonst droht CO 2-Abgabe. Ökonomisch wäre eine globale Lenkungsabgabe die richtige Lösung, ist aber kaum durchsetzbar. Falls diese nur in der CH eingeführt wird, droht ein Wettbewerbsnachteil für die CH-Produzenten im Ausland, da die Massnahme nur im Inland gelten würde, also Vorteile für den Klimarappen. Aber: keine Garantie, dass der Preis für Emissionen im Ausland gleich bleibt und gewisser Anteil der CO 2-Reduktion muss gemäss Kyoto-Protokoll im Inland vorgenommen werden, also, lässt sich die Reduktion nicht durch Zukauf von Verschmutzungsrechten aus dem Ausland machen. Bundesrat hat eine freiwillige (Klimarappen) mit einer marktwirtschaftlichen (CO 2- Abgabe) Umweltschutzmassnahme kombiniert. Kapitel 8: Langfristiges Wachstum Kleine Veränderungen der Wachstumsrate über die Zeit hinweg, haben gewaltige Auswirkungen auf das BIP/Kopf. Kleine Unterschiede i.d. Wachstumsraten kumulieren sich längerfristig zu hohem Wohlstand. 8.1 Die Bedeutung des Wirtschaftswachstums Lgfr. Wachstumsraten hat grosse Bedeutung für Wohlstand von Ländern u. Individuen. wegen Zinseszinseffekten führen geringe Unterschiede der Wachstumsraten zu sehr grossen Wohlstandsunterschieden. Grund: Wachstum führt bei konstanter Wachstumsrate zu überprop. Zunahmen des Einkommens. Berechnung der Anzahl Jahre bis zur Verdoppelung des BIP’s: 72er Regel Jahre bis zur Vedoppelung des BIP = 72/(BIP-Wachstumsrate) 8.2 Wachstum = Konjunkturschwung? Sprachgebrauch von Wirtschaftswachstum nicht = lgfr. Wachstumstrend, sonder Konjunktur!! Konjunktur: Befasst sich mit Wirtschaftswachstum vom jetzigen u. nächsten Jahr, also krzfr. krzfr. Konjunkturelle Schwankungen innerhalb des Trends. Lgfr. Wachstumstrend: Befasst sich mit lgfr. Wachstumsentwicklung. Beide Phänomene mit unterschiedlichen Ursachen: -Gesamtwirtschaftliches Angebot: Wie viel produziert werden kann? lgfr. Wachstum -Gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Kann das Produzierte verkauft werden? Konjunkturanalyse Abb.8.1: Wachstumstrend u. Konjunkturverlauf Konjunkturverlauf zeigt Entwicklung des BIP Über die Zeitvgl. Schwankungen Lgfr. Wirt.wachstum = Gerade, die den Wachstumstrend anzeigt. entscheidender Faktor, der Wohlstand eines Landes Determiniert. 8.3 Quellen des Wachstums Wohlstand einer VW abhängig davon, wie viele Güter u. Dienstleistungen sie produzieren kann. Siehe Abb. 8.2: Quelle des Wachstums Es gibt nur 2 Möglichkeiten wie das BIP/Kopf (d.h. pro Kopf mehr Güter u. Dienstleistungen) eine VW wachsen kann. Quellen des Wachstums -a)Durch mehr geleistete Arbeitsstunden -b)Erhöhung der Produktion pro geleistete Arbeitsstd. (Arbeitsproduktivität) a) Anzahl Arbeitsstunden : - Mehr Personen arbeiten (mehr Erwerbstätige) - Jede einzelne Pers. mehr arbeitet (Arbeitsstd. pro Erwerbstätige) b) Arbeitsproduktivität: - Beinhaltet 3 Besimmungsfaktoren: Realkapital, Humankapital, Technologie. 1.) Produktivität steigt, wenn mehr Kapital pro Arbeiter da ist. Erhöhung der Invest Arbeitsproduktivität steigt Wachstum steigt. 2) Produktivität abhängig v. Fähigkeiten d. Arbeiter. bessere BildungSteigerung d. ArbeitsproduktivitätWachstum steigt. 3) Technologie: Wissen, wie Arbeit u. Kapital effizient kombiniert werden kann, um Güter u. Dienstleistungen zu produzieren.learning by doing oder F&E Diese 5 Determinanten von Arbeitsstunden u. Arbeitsproduktivität werden v. 2 Kräften beeinflusst. 1. Exogene Faktoren: natürliche Gegebenheiten, Bsp. Klima, geograf. Lage, Nachbarstaaten, kulturelle u. politische Rahmenbedingungen. 2. Wirtschaftspolitische Entscheide Abb. 8.3: Wachstum verschiebt gesamtwirtschaftliches Angebot 8.4 Die zentrale Rolle des technischen Fortschritts Treibende Kraft des lgfr. Wachstumsprozesses ist technischer Fortschritt. unerschöpfbar, d.h. kann immer wachsen! Vgl. Arbeit u. Kapital ist endlich, d.h. kann nicht unendlich wachsen. Bsp. Technischen Fortschritts: Verwendung des Rostes, Eisenoxides, dank neuer Technik. Technische Fortschritt nicht nur auf Naturwissenschaft beschränkend, sonder Produktivitätssteigerung auch durch verbesserte Unternehmensorganisation. Bsp. Wal Mart in den USA. Abb. 8.4. Arten von Gütern 2 Fragen stellen sich für die Einteilung d. Güter: 1) Ist Gut rivalisierend im Gebrauch? 2) Ist Verwendung des Gutes ausschliessbar? Clubgüter sind zwar nicht rivalisierend, aber auschliessbar. Die Technologie ist ein solches Gut Patentschutz: Eine schwierige wirtschaftspolitische Entscheidung Für Wachstum ist Nicht-Rivalität der Güter wichtig. grössere Märkte erzielen Produktivitätsgewinne durch Nutzung neuer Technologien. Wachsender technischer Fortschritt (Entstehung der Technologie) u. wachsende Internationalisierung (Verbreitung der Technologie) Wachstum. Ohne Patentschutze: Kein Anreiz für F&E wegen hohen Kosten, aber für alle frei zum Gebrauch. Mit Patentschutz: Grosser Anreiz für F&E, aber Gesamtwirtschaftlich schädlich. Technologie entsteht auf 2 Arten: 1.) Learning by doing, ohne zusätzliche Ressourcen aufzuwenden. 2.) F & E, mit grossem Einsatz von Ressourcen und Kapital. F&E muss durch ein Patent für eine gewisse Zeit ausschliessbar gemacht werden. Problem, wie lange soll eine neue Technologie mit einem Patent geschützt werden, damit der Anreiz F&E zu betreiben weiterbesteht, aber die Wachstumseinbussen nicht zu hoch werden? 8.5 Wachstumspolitik Vgl. Wachstum wird durch exogene Faktoren beeinflusst: Geografische Gegebenheiten: - Rohstoffe - Klima - Nähe zu starken Handelspartnern (ev. Nachbarstaaten) Sozialkapital: - Politische Stabilität - Ausgestaltung der politischen Rechte - Vertrauen in Eigentums- u. Vertragsrechte - Tiefe Korruption Politische u. soziologische Faktoren sind für einen grossen Teil der Wachstumsunterschiede zw. Ländern verantwortlich. Sozialkapital ist langfristig gestaltbar (eigentlich endogen), was bei den geografischen Gegebenheiten nicht der Fall ist. Sozialkapital ist durch wirtschaftspolitische Entscheide kaum beeinflussbar, das es auf lgfr. Gesellschaftspolitische Werthaltungen u. Weichenstellungen beruht. Für Analyse der wirtschaftspolitischen Determinanten des Wachstums kann man das Sozialkapital als exogen ansehen. Wirtschaftspolitische Entscheide 1. Quelle des Wachstums Beschäftigung 2. Quelle des Wachstums Arbeitsproduktivität Anzahl geleisteter Arbeitsstunden Arbeitsmarktpolitik : D. h. Regulierung des Arbeitsmarktes Anreize wie Potenzial an Arbeitskräften ausgeschöpft werden kann. Direkte Beeinflussung durch Wirtschaftspolitik in diesen vier Bereichen. Sozialpolitik ist für die Beschäftigung bedeutend, weil sozialpolitische Institutionen häufig direkte Anreize für die Erwerbstätigkeit aussetzen. Vgl hohe Sozialabgaben oder grosszügige ALVLeistungen reduzieren Arbeitsreiz und somit reduziert sich auch die zahl der geleisteten Arbeitsstunden. 3. Finanzpolitik: Hohe Verschuldung und zu hohe Steuern hemmen den Wachstumsprozess. Gleichzeitig müssen notwendige Investitionen finanziert werden. 4. Bildungs- und Forschungspolitik: Produktivität und Innovationsfähigkeit sind vom Ausbildungsstand der Beschäftigten abhängig. Bildung erhöht das Humankapital einer VW. 1. Wettbewerbspolitik 2. Aussenwirtschaftspolitik 3. Finanzpolitik 4. Bildungs- und Forschungspolitik 1. Wettbewerbspolitik weckt Anreize um neue Produktivitätssteigernde Technologien zu entwickeln. 2. Aussenwirtschaftspolitik: Durch liberale Haltung (Zulassung vs. Importkonkurrenz) führt zu einem effizienzsteigernden Wettbewerbsklima. Auch Marktgrösse für Exportindustrie wird beeinflusst und wirkt direkt auf das Produktivitätswachstum. 8.6 Wachstum und Wachstumspolitik in der CH Langfristiges Wachstum ist zurzeit sehr wichtig i.d. CH. Die CH hat ein Wachstumsproblem Dramatisierung, weil die CH eine erfolgreiche Vergangenheit hat bezüglich Wirtschaftswachstum. Die langfristige Schweizer Wachstumsschwäche Seit 70er ist BIP-Wachstum der CH tiefer als in vergleichbaren Ländern. Drastischer Rückgang des Wachstums v.a. i. d. 90er Jahren. Abb. 8.5: Langfristiger Wachstumsvergleich Von 1913-1950: Nach 1950-1973: 1973-1998: CH wächst schneller als die Länder, welche am Krieg beteiligt waren. CH mit sehenswertem Wachstum. Hier entstand das Image der CH als reichstes Land der Erde. Sehenswert ist auch die Aufholaktion der kriegsbetroffenen Länder. Tiefste Wachstumsrate der 3 Vergleichsregionen. CH ist immer noch eines der reichsten Länder der Erde wegen mangelnder wirt. Dynamik, hat es an Spitzenposition eingebüsst. Problematik des Wachstumsschwäche i.d. 90er der CH kam auf, da ohne Wachstum der zu verteilende Kuchen nicht grösser wurde. Kommt noch hinzu, dass die demografische Entwicklung den Wohlstand der CH langfristig zusätzlich belasten wird (Rückgang der Arbeitsstunden und wachsender Finanzierungsbedarf bei der Altersvorsorge) Gründe der CHer Wachstumsschwäche Wie bereits erwähnt, sind die 2 Quellen des Wachstums eines Landes folgende: 1.) zusätzlich geleistete Arbeitsstunden 2.) Zusätzliche Arbeitsproduktivität Wachstumspotenzial über Arbeitsstunden ist bereits stark ausgeschöpft. Siehe Abb. 8.7: Erwerbsquoten total 2002 Erwerbsquote = Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zw. 15 & 64 Jahren, der einer Arbeit Nachgeht oder dies tun möchte Positiv: Vgl. CH hat Erwerbsquote v. 79%, d.h. sie schöpft den Faktor Arbeit sehr erfolgreich aus. Spitze im internationalen Vergleich. Negativ: Weitere Erhöhung dieser Quote kaum mehr möglich. Eventuell Frauenerwerbsquote steigern oder effektive Rentenalter erhöhen. Fazit: Verbesserungspotenzial in diesem Aspekt recht mäßig. (Im Gegensatz zu D, wo Erwerbsquote bei 65% liegt) Spitze ist CH: Mässig ist CH: In der Ausschöpfung des Arbeitskräftepotentials Im Pro-Kopf-Einkommen. D.h. Ch muss in der Arbeitsproduktivität (2. Wachstumsquelle) durchschnittlich über alle Branchen tiefer sein als in anderen Ländern. Aufgepasst: Nicht in allen Branchen: Chemie, Banken, Maschinenindustrie (Export) Problembranchen sind nur: Detailhandel, Landwirtschaft, Gastgewerbe Gründe: Wettbewerbsintensität auf CHer Binnenmarkt, da dieser eine tiefere Produktivität aufweist als in anderen Ländern und durch die höhere Zahl von Beschäftigten die ganze Durschnittsproduktivität nach unten drückt. Zweiteilung der CHer VW Hochproduktiver Exportsektor. Binnensektor Arbeiter weniger produktiv Aktuelle Schweizer Wachstumspolitik Wegen anhaltender Wachstumsschwäche hat der Bundesrat ein Bündel von 17 wirtschaftpolitischen Massnahmen zu einem Paket lanciert. Hauptsächlicher Inhalt ist die Erhöhung der Arbeitsproduktivität. 2 Indikatoren weisen auf wichtige Ursachen der eher tiefen Arbeitsproduktivität hin: 1.) CH als Hochpreisinsel, da Preise von Güter und Dienstleistungen durchschnittlich mehr als 30% höher sind als der OECD-Durchschnitt 2.) Wachstum der Staatsquote Höher als in anderen OECD-Ländern Tiefe Wettbewerbsintensität auf Schweizer Binnenmarkt. Deshalb hat der Bundesrat die Wachstumspolitik auf 3 konkrete Ziele ausgerichtet: I. Erhöhung des Binnenmarktwettbewerbs II. Staatsquotenwachstum eindämmen III. Staatliche Tätigkeiten und Regulierungen effizient gestalten. Kapitel 9: Sockelarbeitslosigkeit Sockelarbeitslosigkeit wird auch gleichgewichtige Arbeitslosigkeit genannt. „Gleichgewicht“ ist nicht positiv zu verstehen, sondern besagt das es bei dieser Form gleich viele offene Stellen wie Arbeitslose gibt. Das Ausmass der Sockelarbeitslosigkeit kann je nach Land unterschiedlich sein. 9.1 Die wichtigsten Kenngrössen des Arbeitsmarktes Die Bevölkerung kann in zwei Gruppen aufgeteilt werden: - die Gruppe der 15- 64jährigen - der Rest der Bevölkerung Die Gruppe der 15- 64jährigen bilden dabei, unter den heutigen bestehenden institutionellen Regelungen die potenziellen Beschäftigten: Alle Personen, die bereits ins Erwerbsleben einsteigen können ( ab 15 Jahren) bzw. noch nicht im Rentenalter sind. Diese Gruppe lässt sich weiter aufteilen in: -Nichterwerbsbevölkerung: - alle 15-64jährigen, die aus vers. Gründen nicht arbeiten wollen - od. jene die nicht arbeiten können, z. Bsp.: Behinderte, Kranke -Erwerbsbevölkerung: Alle arbeitswillige Personen. Diese Gruppe lässt sich wiederum unterteilen in: Beschäftigte: Arbeitsstelle vorhanden Arbeitslose: Keine Arbeitsstelle vorhanden Zentrale Kenngrössen der Arbeitsmarktanalyse: 1. Arbeitslosenquote: Sie ist das Verhältnis zwischen Arbeitslosen und Erwerbsbevölkerung Sie misst : den Anteil der arbeitswilligen Personen, der tatsächlich keine Stelle hat Die Arbeitslosenquote dominiert die wirtschaftspolit. Diskussion zum Thema Arbeitsmarkt. 2. Erwerbsquote: Verhältnis zwischen Erwerbsbevölkerung und der Gesamtheit der 15-64jährigen Die Erwerbsquote zeigt den Anteil der potenziellen Beschäftigten der tatsächlich einer bezahlten Arbeit nachgehen möchte. 3. Erwerbstätigenquote: Verhältnis zwischen den tatsächlichen Beschäftigten und Gesamtheit der 15-64jährigen. Die Erwerbstätigenquote misst im Gegensatz zur Erwerbsquote nicht nur die Bereitschaft zur Beschäftigung, sondern berücksichtigt ob tatsächlich gearbeitet wird. In der Schweiz haben wir eine hohe Erwerbsquote und eine durch die tiefe Arbeitslosenquote hoch liegende Erwerbstätigenquote. 9.2 Formen der Arbeitslosigkeit Unterschieden wird dabei zwischen gleichgewichtiger und ungleichgewichtiger Arbeitslosigkeit. Die Sockelarbeitslosigkeit ist langfristig bedeutsame Form der Arbeitslosigkeit. Sockelarbeitslosigkeit versus konjunkturelle Arbeitslosigkeit Sockelarbeitslosigkeit: Sie entsteht, weil eine arbeitsteilige Wirtschaft einem dauernden Wandel unterworfen ist strukturellen Es können zwei Formen unterschieden werden, welche unterschiedliche Ursachen haben: 1.Friktionelle Arbeitslosigkeit: Sie wird auch Sucharbeitslosigkeit genannt. Es sind Stellen vorhanden, welche im Qualifikationsprofil der Arbeitslosen entsprechen, aber von den Arbeitslosen erst gefunden werden müssen. 2.Strukturelle Arbeitslosigkeit: Diese Form der Arbeitslosigkeit wird vom strukturellen Wandel verursacht, also vom Niedergang gewisser Branchen und gleichzeitigen Aufbau anderer Wirtschaftszweige. Neu entstehende Stellen in den Branchen erfordern neue od. andere Qualifikationen als die Stellen in den alten Branchen. Auch in der strukturellen Arbeitslosigkeit gäbe es genügend Stellen, doch die Arbeitslosen müssen ihre Qualifikationen erst anpassen. Strukturelle und friktionelle Arbeitslosigkeit nennt man Gleichgewichtsarbeitslosigkeit, weil ein Gleichgewicht zwischen der Anzahl offener Stellen und der Anzahl Arbeitsloser besteht. Man unterscheidet sie von der Ungleichgewichtsarbeitslosigkeit, weil bei ihr nicht für jeden Arbeitslosen an sich eine Stelle vorhanden ist. Es besteht also ein Ungleichgewicht zwischen der Anzahl offener Stellen und der Anzahl Arbeitsloser. Die Beveridge-Kurve Die Beveridge-Kurve zeigt verschieden Kombinationen von Arbeitslosigkeit und offenen Stellen an. Sie ist ein empirisches Konzept, bei dem zu jedem Zeitpunkt der aktuelle Punkt auf der Kurve bestimmt werden kann. Befindet sich ein Punkt auf der 45°-Linie, dann halten sich die beiden Grössen die Waage. Es herrscht Sockelarbeitslosigkeit. Auf dem Punkt Y ist die Zahl der Arbeitslosen grösser als die Zahl der offenen Stellen, es herrscht konjunkturelle Arbeitslosigkeit. Ein Punkt links der 45°-Linie entspricht einer Hochkonjunktur, weil es in dieser Situation mehr offene Stellen als Arbeitslose gibt. Wichtig ist, dass die Beveridge-Kurve nicht konstant ist, sondern sich verschieben kann. Die Verschiebung de Kurve bedeutet, dass wir in einer konjunkturell neutralen Situation, in einer normal ausgelasteten Wirtschaft, auf einem anderen Punkt de Winkelhalbierenden landen. Jede Beveridge-Kurve impliziert ein bestimmtes Ausmass an Sockelarbeitslosigkeit. Verschiebt sich die Arbeitslosigkeit nach aussen, bedeutet dass ein Anstieg der Arbeitslosigkeit. Gelingt es die Arbeitslosigkeit nachhaltig zu reduzieren, verschiebt sich die Kurve nach innen. Der Nullpunkt, in dem es weder Arbeitslose noch offene Stellen gäbe, ist für eine arbeitsteilige, dynamische Marktwirtschaft undenkbar, weil das gleichbedeutend mit gar keinem Strukturwandel wäre. Die Wirtschaft wäre vollkommen statisch. 9.3 Analyse der strukturellen Arbeitslosigkeit Beschäftigungsrückgang ist nicht das gleiche wie steigende Arbeitslosigkeit Die strukturelle Arbeitslosigkeit lässt sich an einer mikroökonomischen Analyse des Arbeitsmarkts erläutern. Nicht jede Person ohne Beschäftigung ist arbeitslos. Im ökonomischen Sinne arbeitslos ist eine Person erst dann, wenn sie zu den herrschenden Marktbedingungen – insbesondere zum herrschenden Marktlohn – arbeiten möchte, aber keine Beschäftigung findet. Abbilung 9.4. analysiert unter welchen Bedingungen diese Situation entstehen kann. Wichtig: in der mikroökonomischen Analyse eines flexiblen Arbeitsmarktes gibt es keine Arbeitslosigkeit im oben definierten Sinne. Bei flexiblen Löhnen, existiert keine Arbeitslosigkeit. Die Angebotskurve zeigt den Reservationslohn, d. h. den Lohn, der mindestens bezahlt werden muss, damit ein Arbeitsnehmer eine Arbeitstätigkeit aufnimmt. Die Nachfragekurve zeigt, wie viel Arbeit die Unternehmen bei einem bestimmten Reallohn nachfragen. Im Schnittpunkt der beiden Kurven entsprechen sich Angebot und Nachfrage: der gleichgewichtige Reallohn beträgt p/w: - w steht für den Nominallohn - p für das Preisniveau Alle Personen, die nicht beschäftigt sind, haben einen höheren Reservationslohn als w/p, sie arbeiten freiwillig nicht, weil ihnen der gleichgewichtige Reallohn zu tief ist. Niemand ist somit unfreiwillig arbeitslos, da alle, die zum geltenden Marktlohn eine Beschäftigung annehmen möchten, auch eine Stelle haben. Abbildung 9.5. Wenn nun die Nachfrage nach Arbeit aufgrund von veränderten Wirtschaftsbedingungen zurückgeht, passt sich bei flexiblen Löhnen der Reallohn nach unten an. Im Gleichgewicht stellt sich ein tiefere Marktlohn ein. Alle, die zu diesem Lohn arbeiten wollen, können dies tun. Es entsteht somit keine unfreiwillige Arbeitslosigkeit. Entstehung struktureller Arbeitslosigkeit Wenn der Markt funktioniert, passen sich die Preise bei einer Veränderung von Angebot und Nachfrage so an, dass der Markt geräumt ist, dass also Angebot und Nachfrage einander wieder entsprechen. Die tatsächliche Knappheit wird angezeigt. In der Realität werden die Löhne aber oftmals am Verhandlungstisch zwischen Tarifpartnern für längere Zeit festgelegt. Jeder Lohnrückgang ist ausgesprochen schwierig durchzusetzen. Das heisst der Reallohn, zumind. Über eine gewisse Zeit, fixiert ist. Damit erfolgt die Anpassung auf einen Nachfragerückgang nicht über eine Preisreduktion ( fallender Lohn), sondern eben über eine Mengenreduktion ( steigende Arbeitslosigkeit). Abbildung 9.6. Verbleibt der Reallohn auch bei reduzierter Nachfrage, d.h. der Lohn wird fixiert z. Bsp. durch einen Mindestlohn in der Höhe des ursprünglichen Reallohnes, entsteht unfreiwillige Arbeitslosigkeit. Denn dann sind immer noch q1 Personen bereit, zu diesem Lohn zu arbeiten. Tatsächlich werden aber nur noch q3 Arbeiter nachgefragt. Die Differenz zwischen q1 und q3 sind Personen, die unfreiwillig nicht beschäftigt sind, also Arbeitslos. Unfreiwillige Arbeitslosigkeit entsteht immer dann, wenn auf einem Arbeitsmarkt der Preis der Arbeit, der Reallohn, nicht flexibel auf Veränderungen in der Nachfrage nach Arbeit reagiert. Solche Schwankungen, in der Nachfrage nach bestimmten Formen der Arbeit sind auf den Strukturwandel zurückzuführen. Diese laufende Reallokation der Ressourcen wird auch als Prozess der „schöpferischen Zerstörung“ bezeichnet. Schöpferisch deshalb, weil er die Voraussetzung ist für die wirt. Dynamik und Zerstörung, weil er mit einem Abbau od. Verschwinden bestehender Branchen verbunden ist. 9.4 Erklärungsfaktoren für die strukturelle Arbeitslosigkeit In diesem Abschnitt wird gezeigt: Aus welchen Gründen Preise auf den Arbeitsmärkten nicht sofort reagieren und welche Faktoren die Dauer bestimmen, bis sich wieder ein Gleichgewichtszustand eingestellt hat. Man kann 2 Faktoren unterscheiden, welche die Anpassungsfähigkeit bestimmen: 1. Die vielfältige Regulierungen des Arbeitsmarktes, die erklären, warum die Löhne kurzfristig nicht auf einen Rückgang der Nachfrage nach entsprechenden Arbeitskräften reagieren. 2. Die Aus- und Weiterbildung, die zu einem gewissen Grad bestimmt, wie schnell die Arbeitsnehmenden sich dem Strukturwandel anpassen können. Regulierung des Arbeitsmarktes In den meisten Industrieländer ist der Arbeitsmarkt wesentlich stärker geregelt als normale Gütermärkte. Das hängt damit zusammen, dass der Arbeitsmarkt als spezieller Markt betrachtet wird: Verliert jemand seine Arbeit, so wird das als schlimm wahrgenommen als eine fallende Nachfrage nach einem Gut. Vorteil einer Arbeitsmarktregulierung ist: die Arbeitnehmenden erhalten eine gewisse Sicherheit Nachteil: für jeden Arbeitslosen wird es gerade durch diese Regulierungen schwieriger eine neue Arbeit zufinden. Die grosse Kunst der Regulierung des Arbeitsmarktes besteht darin, ein Gleichgewichte zwischen Schutz und Flexibilität der Arbeitskräfte zu finden. Welches sind nun die wichtigsten Formen von Arbeitsmarktregulierungen, welche die Flexibilität gewollt od. ungewollt einschränken? Es können hier fünf Formen unterschieden werden, welche alle ein Ansatzpunkt darstellen, um die Sockelarbeitslosigkeit im strukturellen Bereich zu reduzieren: A. Mindestlöhne Mindestlöhne sind die offensichtlichste und einfachst verständliche Inflexibilität auf dem Arbeitsmarkt. Wird ein Mindestlohn eingeführt, ist dies ein direkter Eingriff in den Preismechanismus auf dem Arbeitsmarkt. B. Zentralisierte Lohnverhandlungen Je stärker diese zentralisiert sind, desto weniger können sie auf die Situation einzelner Arbeitsverhältnisse, insbesondere auf unterschiedliche Produktivität der Arbeitnehmenden, Rücksicht nehmen. C. Regulierungen bez. Anstellungen und Entlassungen von Arbeitsnehmern ( hire and fire regulations) Mit hire-and-fire-Regulationen sind Vorschriften gemeint, die es erschweren, jmd. zu entlassen od. anzustellen. Diese Regulierung kann verhindern das eine arbeitslose Person überhaupt eine freie Stelle findet. Denn wenn der Unternehmer weiss, dass er bei einer Verschlechterung der Wirtschaftslage kaum jmd. entlassen kann, hat einen Anreiz, auch bei momentan guter Konjunkturlage auf Anstellungen zu verzichten. D. Ausgestaltung der Arbeitslosenversicherung Verliert eine Person ihre Arbeitsstelle, ist sie durch die Arbeitslosenunterstützung materiell gestützt. Doch eine grosszügige Arbeitslosenunterstützung reduziert nämlich den Anreiz für den Arbeitslosen, intensiv um eine neue Stelle zu bemühen. Somit ergeben sich hier genauso wie beim Kündigungsschutz schwierige Zielkonflikte. E. Regulierungen der Arbeitszeit Häufig wird im politischen Prozess angestrebt, Arbeitszeitregulierungen durchzusetzen, die bei gleichem Lohn die Arbeitszeit reduzieren. Was sich wie ein zu hoch angesetzter Mindestlohn auswirkt. Bildungsniveau und Weiterbildung Aus- und Weiterbildung sind wichtige, im weiteren Sinne wirtschaftspolitisch lenkbare Einflussfaktoren auf die strukturelle Arbeitslosigkeit. Personen mit einem relativ guten Ausbildungsniveau haben es meist leichter, Anpassung an ein neues Profil zu schaffen. Ist eine Person gewohnt zu lernen, ist es für sie einfacher, sich neue Fertigkeiten oder Qualifikationen anzueignen. Friktionelle Arbeitslosigkeit Bei dieser eher unproblematischen Form der Sockelarbeitslosigkeit, verfügen die Arbeitslosen über die für die offenen Stellen benötigten Qualifikationen. Allerdings müssen die Arbeitslosen diese vorhandenen Stellen finden. Den in einer komplexen, arbeitsteiligen Marktwirtschaft herrscht über das Stellenangebot nie vollständige Transparenz. Auch regionale Unterschiede führen zu Anpassungskosten, denn es werden immer mehr Personen auf Arbeitssuche sein, auch wenn es genügend passende Stellen gibt. Die Gleichgewichts- od. Sockelarbeitslosigkeit wird alleine schon wegen dieser friktionellen Arbeitslosigkeit nie ganz eliminiert werden können. 9.5 Geht uns die Arbeit aus? Befürchtung und empirische Realität Die Befürchtung, der strukturelle Wandel könnte, vor allem des technischen Fortschritts wegen, die Arbeit irgendwann zum Verschwinden bringen, ist unbegründet. Das zeigt sowohl die historische Erfahrung ebenso wie die ökonomische Analyse. Doch warum taucht diese Befürchtung immer wieder auf? Ein Grund dafür ist sicher, dass Stellenabbau meist sichtbar, während der Stellenaufbau kaum Beachtung findet. Alle Befürchtungen sind eindeutig falsch. Sowohl die ökonomische Theorie als auch die empirische Erfahrung zeigen, dass zunehmende Produktivität, die vom technischen Fortschritt od. von der wachsenden internationalen Arbeitsteilung herrührt, zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Die Erfahrungen aus der Praxis sind hier eindeutig. Als Bsp. kann man die Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit nehmen: Gäbe es tatsächlich nur eine begrenzte Zahl von Stellen, hätte diese neu hinzu gekommenen weibl. Arbeitskräfte zu einem gewaltigen Anstieg der Arbeitslosigkeit führen müssen, nichts dergleichen ist passiert. Die ökonomische Analyse Konzeptionell stammt die populäre Fehlüberlegung vom Ende der Arbeit daher, dass man sich bei der Analyse der Frage oft auf die Betrachtung von Einzelsektoren beschränk, anstatt die Effekte auf die Gesamtwirtschaft zu berücksichtigen. Betrachten wir als Bsp. eine neue Technologie– de PC –erhöhe die Produktivität. Diese Produktivitätserhöhung, die mit dem Abbau von Arbeitsplätzen in bestimmten Sektoren verbunden ist, führt dazu, dass insgesamt in der Ökonomie mehr Einkommen vorhanden ist. Dieses Einkommen kann drei Gruppen zufliessen: Den jetzt produktiveren Arbeitenden in Form von Lohnzuwachs Den Kapitalgebern in Form höherer Gewinne Sowie den Konsumenten in Form tieferer Preise Die zusätzlichen Einkommen werden von den drei Gruppen in irgendeiner Form wieder ausgeben, indem sie zusätzliche Güter und Dienstleistungen nachfragen. Diese zusätzlichen Güter müssen wiederum von jmd. produziert werden. Ganzheitlich betrachtet führt die Produktivitätssteigerung also zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Die Fehlüberlegung, dass die Anzahl Arbeitsplätze in einer Volkswirtschaft eine fixe Grösse sei, die auf die Bevölkerung verteilt werden müsse, kann sich negativ auswirken und damit die strukturelle Arbeitslosigkeit erhöhen. Mit der ökon. Analyse lassen sich die Schwierigkeiten diese Anpassungsprozesses nicht wegdiskutieren. Sie lässt aber verstehen, dass der schmerzhafte Akt des Strukturwandels nötig ist, um mittelfristig mehr Arbeitsplätze zu schaffen. 9.6 Schweizer Arbeitsmarktpolitik Zwei wichtige Elemente der Arbeitsmarktpolitik, welche die Sockelarbeitslosigkeit beeinflussen sollen hier hervorgehoben werden: 1. Die Regulierung des Arbeitsmarktes, welche vor allem für die Höhe der strukturellen Arbeitslosigkeit relevant ist 2. Und die Ausgestaltung der Arbeitslosenversicherung, die sowohl die friktionelle als auch die strukturelle Arbeitslosigkeit beeinflussen kann 1. Die Regulierung des Schweizer Arbeitsmarktes Die Schweiz kennt im internationalen Vergleich ein liberale Arbeitsmarktregulierung mit relativ wenigen staatlichen Schranken. Anzumerken ist, dass in der Schweiz ein Differenz zw. den Regulierungen des Arbeitsmarktes einerseits und des Produktmarktes andererseits besteht. Ganz im Gegensatz zum Arbeitsmarkt, ist in der Schweiz, im internationalen Vergleich, der Produktmarkt relativ stark reguliert. Die wesentlichen Elemente der liberalen Ausgestaltung des Schweizer Arbeitsmarktes, lassen sich anhand der fünf Formen der Arbeitsmarktregulierung aufzeigen: 1. Im Gegensatz zu den meisten OECD-Ländern, kennt die Schweiz keine allg. über alle Branchen hinweg durchgesetzte Mindestlöhne. Das Fehlen genereller Mindestlöhne erleichtert es weniger produktive Arbeitskräfte zu beschäftigen. (Die Beschäftigungsquote dieser Arbeiter ist in der Schweiz relativ hoch) In anderen Länder werden die weniger qualifizierten Arbeitnehmer durch die hohen bindenden Mindestlöhne vom Arbeitsmarkt mehr od. weniger herausgedrängt. 2. In der Schweiz gibt es relativ dezentrale Lohnverhandlungen und keine flächendeckenden Tarifverträge wie etwa in Deutschland. Die Lohnverhandlungen erfolgen auf Branchen- od. Firmenebene, so werden die Löhne besser an die Produktivität der Arbeitskräfte angepasst. Was sich günstiger für die Beschäftigten auswirkt. 3. Deutlich weniger Restriktionen bei der Anstellung und Entlassung von Arbeitskräften, im Unterschied zu anderen Ländern. Entsprechend leichter fällt es ihnen, bei gutem Geschäftsgang Personal einzustellen und in härteren Zeiten sich von diesen Arbeitskräften zu trennen. Im Gegensatz zu Deutschland, wo der Kündigungsschutz sehr stark ausgebaut ist. 4. Die Arbeitslosenversicherung ist in der Schweiz stark aktivierend ausgestaltet: sie versucht Anreize zur Verkürzung der Arbeitslosendauer zu schaffen. 5. Restriktion der Arbeitszeit tritt in der Schweiz relativ wenig auf, da es auch möglich ist Teilzeitverhältnisse einzugehen. Alle Regulierungen, die auf die Höhe der Sockelarbeitslosigkeit einen Einfluss haben, sind in de Schweiz im internationalen Vergleich liberal ausgestaltet. Die Arbeitslosenversicherung Die Arbeitslosenversicherung ist eine wichtige wirtschaftspolitische Institution: Einerseits ist sie Teil der Arbeitsmarktpolitik, gleichzeitig bildet sie aber einen wesentlichen Bereich der Sozialversicherung. In der Schweiz besteht die Arbeitslosenversicherung aus zwei Elementen: Ein passiver Teil: die Zahlung eines Lohnersatzes für Personen, die arbeitslos geworden sind. Ein aktivierender Teil: die arbeitsmarktlichen Massnahmen, die darauf abzielen arbeitslos gewordene Personen mit vers. Massnahmen dazu anzuhalten, arbeitsmarktfähig zu bleiben sich aktiv um eine neue Stelle zu bemühen. Die Schweizer Arbeitslosenversicherung wurde 1976 gegründet. Bis Ende der 80er war sie gesamtwirtschaftlich unbedeutend. In den 90er als die Arbeitslosigkeit von weniger als 1% innerhalb von 3 Jahren auf mehr als 5% anstieg, führte zu einer starken Umgestaltung der Arbeitslosenversicherung. Mitte der 90er wurden zwei Revisionen durchgeführt und 2003 eine dritte, welche die Arbeitslosenversicherung noch einmal stabilisierte. Bei den Revisionen wurden folgende Versicherungsleistungen neu festgelegt: 1. Die maximale Bezugsdauer Im Jahr 1992 la die max. Bezugsdauer noch bei 250 Tagen und wurde 1993 auf 300 Tage erhöht. Mit dem Weiteranstieg der Arbeitslosigkeit wurde die Bezugsdauer noch im gleichen Jahr auf 400 Tage erhöht. 1996 schliesslich auf 520 Tage. Im internationalen Vergleich sehr grosszügig. Heute liegt die max. Bezugsdauer in der Schweiz bei 400 Tagen. 2. Der maximal versicherbare Lohn In der Schweiz liegt er derzeit bei 106800 Franken. 3. Die Höhe des Taggelds In der Schweiz liegt der Betrag bei 70- 80% des letzten Lohnes, mit dem versicherbaren Lohn als Obergrenze. 4. Die Beitragsdauer Die Beitragsdauer, nach der voller Anspruch auf Leistungen besteht, ist heute in der Regel 12 Monate innerhalb der letzten 2 Jahre. Für die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung werden Beiträge von den Erwerbstätigen, von ihrem versicherten Lohn genommen. Der Beitragsatz änderte sich seit der Einführung: 1991 betrug er 0,4%. In den 90er musste er wegen des steigenden Finanzierungsbedarfs massiv erhöht werden, nämlich 1992 auf 2% und 1995 auf 3%.Im Zuge der Revision der Arbeitslosenversicherung und dem Rückgang der Arbeitslosenzahl nach dem Jahr 2000 wurde er auf wieder auf 2% gesenkt. Zusätzlich wurde ein sogenannter Solidaritätsbeitrag erhoben: Eine reine Steuer, da im Falle der Arbeitslosigkeit keine zusätzlichen Ansprüche erworben werden konnten. Personen mit einem Einkommen zw. 106800 und 267000 Fr. nochmals 1% zu bezahlen hatten, aber nicht versichert waren auf diesem Einkommensanteil. In den 90er erfolgte der Wechsel zu einer aktivierenden Arbeitsloseversicherung. Arbeitslose wurden verpflichtet sich an aktiven Massnahmen zu beteiligen, um ihre Arbeitsmarktfähigkeit zu erhalten. Es lassen sich 4 Arten unterscheiden, die von der Arbeitslosenversicherung bezahlt werden: 1. Die Weiterbildung, im weitesten Sinne, diese umfasst Ausbildungszuschüsse sowie Beiträge zur eigentlichen Weiterbildung u. Umschulung. 2. Einarbeitungszuschüsse, zeitlich begrenzte Zuschüsse während der Einarbeitung in die neue Stelle. 3. Förderung der Selbständigkeit 4. Zwischenverdienst, eine Form von zeitlich begrenzter Lohnsubvention. Nimmt eine Person eine Arbeit an, die mit einer starken Lohneinbusse gegenüber der letzten Stelle verbunden ist, kann für max. 2 Jahre über die Arbeitslosenversicherung eine Lohnsubvention erhalten. Kapitel 10 Konjunkturelle Arbeitslosigkeit Die Abspaltung der Makroökonomie als eigenständiger Zweig der Wirtschaftswissenschaft war am Anfang der30 Jahre, im Zentrum stand dabei das Phänomen der konjunkturellen Arbeitslosigkeit. Die Grundidee, dass der Staat in einer Rezession mit geeigneter Geld- und Fiskalpolitik die gesamtwirtschaftliche Nachfrage stärken und damit die Wirtschaft aus der Rezession führen sollte: die keynesianische Wirtschaftspolitik od. Konjunkturpolitik. 10.1 Die Entstehung der konjunkturellen Arbeitslosigkeit Konjunkturelle Arbeitslosigkeit herrscht, vereinfacht, wenn sich die Wirtschaft in einer Rezession befindet. Es besteht nicht ein Problem des matching d.h. der strukturellen Anpassung, sondern ein konjunkturelles Problem aufgrund der gesamtwirtschaftlichen zu geringen Nachfrage. Abbildung 10.1 Ob Arbeitslosigkeit entsteht, wird durch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bestimmt. Eine wichtige Grösse ist die Kapazitätsgrenze, diese bezeichnet die Menge Güter u. Dienstleistungen ( reale Bruttoinlandprodukt), das wir mit der bestehenden Ausstattung an Produktionsfaktoren ( Arbeit/ Kapital/ Technologie) bei Normalauslastung produzieren können. Es gibt 4 vers. Gruppen von potenziellen Käufern: Die Konsumenten Die Firmen, die investieren Der Staat Das Ausland Ob Vollauslastung vorliegt, hängt von der Nachfrage ab. Falls sich gesamtwirtschaftliche Angebots- u. Nachfragekurve an der Kapazitätsgrenze schneiden herrsch Vollauslastung. Wie entsteht konjunkturelle Arbeitslosigkeit? Werden die im betrachteten Land produzierten Güter in einer Periode nicht vollständig gekauft, so werden die Unternehmen reagieren in dem sie in der nächsten Periode weniger produzieren werden, weil noch Güter von der laufenden Periode am Lager sind. Folglich werden die Firmen weniger Produktionsfaktoren benötigen. Können sich die Löhne nicht vollständig anpassen, so entsteht durch diesen Produktionsrückgang Arbeitslosigkeit. Abbildung 10.2 Wenn ein exogene Reduktion ( Nachfrageschock) des Konsums auftritt, bewirkt dies eine Linksverschiebung der Nachfragekurve. Der Schnittpunkt liegt unterhalb der Kapazitätsgrenze, das reale Bruttoinlandprodukt reduziert sich, die dabei entstehende Arbeitslosigkeit ist nicht direkt ersichtlich, da sie auf keiner Achse abgebildet ist. Doch bei jedem Gleichgewicht, in dem der Output unterhalb der Kapazitätsgrenze liegt wird Arbeitslosigkeit entstehen. Hierbei handelt es sich um konjunkturelle Arbeitslosigkeit: In einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung gibt es zu wenige Arbeitsplätze, um zum aktuellen Lohn alle Beschäftigungswilligen zu beschäftigen, das heisst um die Kapazitätsgrenze zu erreichen. 10.2 Konjunkturpolitik Wie soll die Wirtschaftspolitik auf einen Nachfrageschock reagieren? Es gibt hier drei mögliche Reaktionen: 1. Nichts unternehmen 2. Aktive Konjunkturpolitik, diese versucht dem Nachfragerückgang direkt entgegenzuwirken – auch keynesianische Konjunkturpolitik genannt 3. Stärkung der automatischen Stabilisatoren, hier agiert der Staat bei einer Rezession nicht aktiv. Die Wirtschaft stabilisiert sich automatisch. 1.„Nichts tun“: Anpassung ohne aktive Konjunkturpolitik Was geschieht, wenn auf einen negativen Nachfrageschock wirtschaftspolitisch nicht reagiert wird? Abbildung 10.3 Ausgangslage ist ein Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage bei jedem Preisniveau. Neu liegt das Gleichgewicht beim tieferen realen Bruttoinlandprodukt. Aber nicht nur das Bruttoinlandprodukt reduziert sich sondern auch das Preisniveau. Welche Auswirkung hat nun dieser Preisrückgang auf das gesamtwirtschaftliche Angebot? Mittelfristig werden die sinkenden Preise dazu führen, dass sich die gesamtwirtschaftliche Angebotskurve nach aussen verschiebt. Denn für die Produzenten reduziert sich wegen der rückläufigen Preise die Kosten. Diese Ausweitung der Produktion wird so lange andauern, bis die Kapazitäten, wieder ausgelastet sind, was zu einem neuen Gleichgewicht führen wird. In diesem haben wir zwar ein tieferes Preisniveau, jedoch keine konjunkturelle Arbeitslosigkeit mehr. Da die Preise sich aber nur langsam gegen unten anpassen, kann dieser Prozess eine Weile dauern. Woher kommt dieser Mechanismus, der die Effekte des Nachfrageschocks wieder korrigiert? Ein wichtige Faktor ist die Anpassung der Preiserwartungen. Reduziert sich die Preiserwartung, werden die Arbeiter bereit sein, zu einem tieferen Lohn zu arbeiten. Keynes stellte sich die Frage nach der möglichen Dauer dieses Selbstregulierungsprozesses – da es sehr schwierig ist eine Nominallohnsenkung durchzuführen. Keynes Beobachtung war, dass selbst bei einem Preisrückgang nur selten Reduktionen des Lohnes zu verzeichnen sind, welche aber nötig ist, damit die gesamtwirtschaftliche Angebotskurve nach aussen verschoben wird. 2. Aktive Konjunkturpolitik In der aktive Konjunkturpolitik sollte der Staat aktiv gegen die konjunkturelle Arbeitslosigkeit vorgehen. Abbildung 10.4 Die aktive Konjunkturpolitik zeichnet sich dadurch aus dass die Massnahmen des Staates darauf abzielen, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage auszuweiten. Kommt es zur Reduktion der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, wird der Staat versuchen die Nachfrage so zu stimulieren, dass sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wieder zurück in die Ausgangssituation verschiebt. In diesem Fall geschieht die Anpassung nicht über die Angebotsseite, sondern durch eine staatliche Stimulierung der Nachfrageseite. Wie kann der Staat in der Realität die gesamtwirtschaftliche Nachfrage positiv beeinflussen? Es gibt zwei wirtschaftspolitische Ansatzpunkte, nämlich die Geldwirtschaft u. die Fiskalpolitik. In beiden Fällen soll die wirtschaftspolitische Massnahme dafür sorgen, dass zu jedem Preisniveau mehr Güter nachgefragt werden – um den Effekt der Geld- u. Fiskalpolitik zu verstehen, geht man von der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, welche sich zusammensetzt aus: -Konsumnachfrage -Investitionsnachfrage -Nachfrage des Staates -Nettonachfrage des Auslands ( Exporte – Importe) Wie wirkt nun Fiskal- u. Geldpolitik auf diese Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage? A.Fiskalpolitik Die Fiskalpolitik beinhaltet Staatseinnahmen u.-ausgaben. Die einfachste und direkteste Methode, die Nachfrage zu stimulieren: eine Erhöhung der Staatsausgaben. Der Staat kann in einer Rezession zusätzlich Aufträge od. kauft Güter, so wird bei jedem Preisniveau mehr nachgefragt. Die zweite Nachfragekomponente, bei der die Fiskalpolitik ansetzen kann: Stimulierung der Konsumausgaben. Der Mechanismus ist indirekter, über die Staatseinnahmen. Der Staat reduziert die Staatseinnahmen, wodurch mehr Einkommen bei der Bevölkerung bleibt, das mind. Teilweise für den Konsum verwendet wird. Konsum hängt von einer Reihe von Faktoren ab, sicherlich gehört das verfügbare Einkommen dabei zu den zentralen. Das verfügbare Einkommen ist als Einkommen abzüglich der Steuern definiert. B.Geldpolitik Die Geldpolitik wirk vor allem auf die beiden anderen Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage: die Investitionsnachfrage und auf die Nettoexporte. Die Wirkung der Investitionsnachfrage hängt von verschiedenen Faktoren ab, davon sind die Kosten der Finanzierung zentral. Welche wiederum vom Zinssatz, Preis für die Finanzierung von Investitionen, abhängen. Der Staat kann mehr Geld zur Verfügung stellen und reduziert somit den Preis für das Geld, den Zinssatz. Bei sinkendem Zinssatz wird es für die Investoren billiger, sich zu verschulden und Investitionen zu tätigen. Eine expansive Geldpolitik hat aber auch Auswirkungen auf die Nettoexporte. Durch Expansion der Geldmenge erhöht sich im Verhältnis zu ausländischem Geld die Menge an inländischem Geld auf dem Markt. Die expansive Geldpolitik führt zu einer Abwertung des inländischen Gelds. Diese Abwertung führt dazu, dass die Exporte stimuliert werden. Durch die expansive Geldpolitik ausgelöst – wird also die Währung abgewertet, dadurch die Exporte stimuliert, und gleichzeitig die Importe gedämpft. 3.Automatische Stabilisatoren Prinzipiell ist es auch möglich, die Institutionen so auszugestalten, dass ein gewisser Anpassungsprozess auf einen Nachfrageschock automatisch erfolgt, ohne dass der Staat aktiv eingreifen müsste. Die automatischen Stabilisatoren lassen sich über die Fiskalpolitik implementieren, die so ausgestaltet ist, dass bei einer Reduktion der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage automatisch Mechanismen in Gang gesetzt werden, welche die Nachfrage stimulieren. Dabei kann man sowohl an der Ausgaben- als auch an der Einnahmeseite ansetzen. Automatische Stabilisatoren auf de Einnahmeseite: Die Steuern sind praktisch alle positiv mit der öko. Aktivitäten korreliert, sie steigen also, wenn die Wirtschaft wächst und sinken, wenn die Wirtschaft schrumpft. Dies gilt für: -Einkommensteuer -Sozialabgaben -Gewinnsteuer In einer Rezession reduziert sich automatisch zahlreiche Staatseinnahmen, was wie eine Steuersenkung wirkt, wodurch den Akteuren mehr Geld bleibt. Dadurch sinkt in einer Rezession die Nachfrage weniger markant. Automatische Stabilisatoren auf der Ausgabenseite: Die Arbeitsloseversicherung. Steigt die Arbeitslosigkeit, steigt auch automatisch die Staatsausgaben in Form von Zahlungen der Arbeitslosenversicherung. Damit sinken die Konsumausgaben der Arbeitlosen weniger stark, als ohne dieses Zusatzeinkommen. >Auch die Einnahmeseite stabilisiert die Arbeitslosenversicherung, da die Beiträge in die Arbeitslosenkasse wegen geringerer Aktivität in der Rezession ebenfalls sinken. Abbildung 10.5 Der automatische Anstieg der Staatsausgaben bei gleichzeitigem Rückgang der Staatseinnahmen kompensiert aber einen guten Teil des Nachfragerückgangs und reduziert damit die Effekte einer Rezession auf die konjunkturelle Arbeitslosigkeit. 10.3 Probleme einer aktiven Konjunkturpolitik Das Konzept der aktiven Konjunktursteuerung bestimmte die makroökonomische Politik in der Nachkriegszeit stark. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass dieses einfache Konzept in der Realität doch einige ausgesprochen grosse Probleme aufweist. Welches sind nun die Schwierigkeiten, bei der aktiven Bekämpfung der konjunkturellen Arbeitslosigkeit auftreten können? Es sind vor allem zwei Probleme der Feinsteuerung: A. Wirkungsverzögerungen ( Lags) Problem: Vergehen vom Zeitpunkt des negativen Nachfrageschocks bis zur Wirkung der gewählten Massnahme zwei bis drei Jahre, kann es sein dass die Wirtschaftspolitik eine Rezession bekämpft, während der Aufschwung bereits wieder eingesetzt hat. Die Massnahmen wirken sich dann kontraproduktiv aus - da die makroökonomischen Handlungsanweisungen nicht so rasch u. effizient umgesetzt werden können in der Realität. Die Grundidee der keynesianischen Feinsteuerung – expansive Politik in einer Rezession, restriktive Politik in einer Überhitzung – kann bei grösseren Verzögerungen nicht funktionieren. Wie kann es zu solchen Verzögerungen führen? 3 Formen werden unterschieden: - Verzögerung in der Erkenntnis - Verzögerung in der Implementierung - Verzögerung in der Wirkung Verzögerung in der Erkenntnis Man erkennt die Rezession frühestens drei bis sechs Monate nach ihrem Beginn, wenn man erste verlässliche Daten über das Quartal hat. Diese Verzögerung entsteht aufgrund der Messproblematik Verzögerung in der Implementierung Es braucht Zeit politische Massnahmen zu beschliessen und umzusetzen. Für die Geldpolitik ist das ein geringeres Problem, diese kann von einem Tag auf den anderen die Geldmenge verändern. Die Fiskalpolitik hingegen bedarf für jede Anpassung ausgeklügelte politische Prozesse. Auf der Ausgabenseite ist dies der Budgetprozess. Man legt im Vorjahr fest, wie das Budget im Folgejahr aussehen soll. Auch im günstigsten Fall wird es ein mind. Ein ½ Jahr dauern, bis erste Massnahmen implementiert werden können. Auf der Einnahmeseite durch Reduktion von Steuern stimuliert werden, dieser Prozess ist noch zeitaufwändiger. Steuersenkungen erfordern in der Regel Gesetzesänderungen, in der Schweiz sogar eine Verfassungsänderung samt obli. Volksabstimmung. Verzögerung in der Wirkung Vom Zeitpunkt an, in dem eine Massnahme umgesetzt wird, bis zum Zeitpunkt, in dem sie sich tatsächlich auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage auswirkt, vergehen oft Monate. Bei der Fiskalpolitik ist dies weniger problematisch. Bei der Geldpolitik braucht es ein bis zwei Jahre bis sich eine Expansion der Geldmengen in ihrer vollen Wirkung entfaltet hat. B. Politische Ökonomie von Konjunkturzyklen Die politische Ökonomie, die Schwierigkeit der politischen Umsetzung eines ökonomischen Konzepts in einer Welt mit rational eigennützigen Politkern. Es fragt sich, warum die Konjunktursteuerung immer nur dann funktionierte, wenn die Wirtschaft unterausgelastet war? Die keynesianische Konjunktursteuerung hat vom Standpunkt der Politiker einen attraktiven und einen unattraktiven Teil. >Der attraktive Teil: In der Rezession eine expansive Politik zu betreiben. Eine expansive Politik bedeutet: der Staat greift aktiv ein, um die Nachfrage zu stimulieren, zusätzlich Arbeitsplätze zu schaffen u. die Arbeitslosigkeit zu eliminieren. >Der wesentlich unattraktivere Teil: In einer Hochkonjunktur sollte der Staat diese positive Tendenz mit einer restriktiven Politik entgegenwirken. Entsprechend konnte geradezu systematisch beobachtet werden, dass der expansive Teil der Konjunktursteuerung umgesetzt wurde, der restriktive Teil aber nicht konsequent genug. Konsequenzen: 1. Die Wirtschaft wird über die Konjunkturpolitik laufend zu stark stimuliert, wird dann nicht rechtzeitig gebremst, wird dadurch die Inflation angeheizt. 2. Durch die asymmetrische Handhabung der Konjunktursteuerung sind massive Budgetdefizite vorprogrammiert – die Staatsverschuldung wachst laufend u. Anstieg der Inflation. 3. Eine so konzipierte Konjunkturpolitik ist anfällig auf politische Manipulation – politische Konjunkturzyklen: Schafft Anreize für eine Regierung, im Wahljahr eine sehr expansive Konjunkturpolitik zu betreiben u. so die Wiederwahlchancen zu erhöhen. Wird die Regierung gewählt, kann sie zumind. die ersten ein bis zwei Jahre der Regierungszeit dafür verwenden, mit einer Bremsung der Konjunktur die Schäden der überexpansiven Vorwahlpolitik zu neutralisieren. Statt die Wirtschaft zu stabilisieren, verstärkt eine solche Politik die Konjunkturausschläge. Die Geldpolitik wurde deswegen entpolitisiert – dazu wurde die Geldpolitik in die Hände von regierungsunabh. Zentralbanken gelegt. 10.4 Schweizer Konjunkturpolitik Die Schweizerisch Wirtschaftspolitik ist stark auf automatische Stabilisatoren u. auf eine vorsichtige Anwendung der Geldpolitik aufgerichtet. Sind die Importe im Verhältnis zur Gesamtnachfrage sehr hoch, so begünstigt jede Stimulierung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage weniger die inländische Wirtschaft, als vielmehr diejenige der Handelspartner – also keine positiven Auswirkungen auf die Schweizer Konjunktur. Die konjunkturpolitische Ausrichtung der Schweizer Geld- u. Fiskalpolitik. Geldpolitik und Konjunktur Die Schweizer Geldpolitik ist in erster Linie auf die Bekämpfung der Inflation ausgerichtet. Besteht also keine Inflationsgefahr, in einer Rezession, kann die Geldpolitik einsetze, um die konjunkturelle Lage zu stabilisieren. In einer echten Rezessionsphase ist die Geldpolitik der Schweiz das wirkungsvollste Instrument der Schweizer Konjunkturpolitik. Wenn die Preisstabilität nicht gefährdet ist, ist die Nationalbank denn auch in eigenem Interesse darum bemüht, konjunkturelle Einbrüche bis zu einem gewissen Grad entgegenzuwirken. Fiskalpolitik und Konjunktur Die schweizerische Fiskalpolitik wirkt vor allem über automatische Stabilisatoren auf die konjunkturelle Entwicklung. Auf der Einnahmeseite wäre eine in der Schweiz eine aktive Steuerung der Konjunktur auf Bundesebene illusorisch, da die wichtigsten Steuersätze des Bundes in der Verfassung festgehalten sind. Was die Ausgabeseite betrifft, hat man mit der sogenannten Schuldenbremse ein System eingeführt, das die Konjunktur autom. stabilisieren sollte. Das Ziel der Schuldenbremse ist es, über den Konjunkturzyklus hinweg das Budget auszugleichen. Das bedeutet, dass in einer Rezession Defizite anfallen dürfen, die autom. durch Überschüsse bei guter Wirtschaftslage kompensiert werden müssen. Auch die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung ist in der Schweiz seit kurzem explizit als autom. Stabilisator konzipiert. Bei schlechter Wirtschaftslage kann die Arbeitslosenversicherung Schulden machen, die über die den Konjunkturzyklus hinweg wieder kompensiert werden müssen. Die automatischen Stabilisatoren brauchen für ihre Anwendung kein Entscheid des Parlaments d. Regierung, sondern sie sind als fixe Regeln vorgegeben – antizyklische konzipierte fiskalpolitische Mechanismen. Für die schweizerische Wirtschaftspolitik spielt die aktive Konjunktursteuerung nur eine untergeordnete Rolle. Mit den automatischen Stabilisatoren wird jedoch angestrebt, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage über die Staatsausgaben und Staatseinnahmen antizyklisch zu glätten. Weil die Schweiz ein kleines offenes Land ist und ein grosser Teil der zusätzlich stimulierten Nachfrage in die Importe geflossen ist, „verpufft“ stets ein Teil des Fiskalimpulses ins Ausland. Kapitel 11: Inflation und Deflation 11.1 Erklärung der Inflation Inflation = dauernde Steigerung des Preisniveaus. D.h. nicht die Erhöhung des einzelnen Preises (Veränderung relativer Preise) Inflation erfolgt erst bei laufender Geldentwertung, wenn die Preise über eine längere Zeit einen Wachstumstrend haben. 2 mögliche Quellen für die Inflation: Angebotsseite Nachfrageseite Abb. 11.1: Nachfragestimulierung bei ausgelasteten Kapazitäten Ausgangslage: Wirtschaft gut ausgelastet. Bei Expansion der Nachfrage (z.B. wirtschaftspolitische Nachfragesimulierung od. optimistischer Erwartungen) erfolgt Rechtsverschiebung der AN-Kurve. Da die Kapazitäten weitgehend ausgelastet sind, kann die Produktion die Nachfragesteigerung nicht deckenPreissteigerung. Vgl. Abb. 11.1: Geringe Reaktion des BIP, aber deutliche Erhöhung des Preisniveaus. Diese Preissteigerung kann Inflation auslösen. Abb. 11.2: Angebotsschock Ausgangslage: Rückgang des gesamtwirtschaftlichen Angebots durch exogenen Einfluss. Bsp. Erdölpreisschock. Durch die Erhöhung des Erdölpreises, kann zu jedem Preisniveau weniger produziert werden Linksverschiebung der AA-Kurve. Rückgang des realen BIP und Erhöhung des Preisniveaus. Diese Kombination wird Stagflation (von Stagnation + Inflation) genannt. Durch Angebotsschock kann Inflation ausgelöst werden. Ob eine Inflation resultiert hängt stark von der Geldpolitik ab. Ohne Reaktion der Geldpolitik, bleibt Geldmenge m konstant und damit führt ein solcher Schock nur zu einer einmaligen Preiserhöhung. Falls Geldpolitik mitspielt u. für zusätzliche N nach Geld zusätzliches Geld zur Verfügung stellt “Lohn-Preis-Spirale“ Von einer einmaligen Preiserhöhung erfolgt dauernde Preiserhöhung = Inflation. Vgl. Preiserhöhungen führen zu überproportional steigenden Nominallöhnen u. damit wieder zu Preiserhöhungen. Entscheidend dabei ist die Inflationserwartung (Erwartung höherer Preise) die durch Preissteigerung ausgelöst wird. Massnahmen zur Bekämpfung der Lohn-Preis-Spirale: Geldpolitik kämpft aktiv gegen Inflation Lohn-PreisSpirale verliert Dynamik Aber: Krzfr. hat eine solches Gegensteuern der Geldpolitik hohe konjunkturelle Kosten. Vgl. Erdölpreisschock i.d. 70er u. 80er waren einmalige, schockartige Preiserhöhungen, die aber eine Lohn-PreisSpirale auslösten u deshalb die Inflation langfr. Anheizten. Genannt wird es Zweitrundeneffekt der Erdölpreissteigerung. Grund: nicht die Preissteigerung des einzelen Gutes führt zu Inflation, sondern erst (in einer 2. Runde) die Erhöhung aller Preise über die Lohn-Preis-Spirale. Geldpolitik und Inflation: Die Quantitätstheorie Aus der Analyse der Quantitätstheorie des Geldes lassen sich die Effekte der Geldpolitik auf die Inflation und andere Grössen ableiten. P (Preisniveau) x Q (BIP real) = M (Geldmenge) x V (Geldumlauf) BIP nominell Diese Gleichung ist eine Identität und gilt per Definition immer, ein Ungleichgewicht ist auch kurzfristig nicht möglich. Linke Seite: BIP nominell = Wertschöpfung einer Ökonomie in einer best. Zeitperiode. Um diese Geldeinheiten zu bewerten, ist Geld notwendig. Rechte Seite: Dies notwendige Geld = Multiplikation von Geldmenge M mit Umlaufgeschwindigkeit V. Das ganze BIP als Geld im physischen Sinne muss nicht vorliegen.Eine kleinere GM genügt, um den Gegenwert des BIP nominell abzubilden. Wie gross der nötige Betrag an physischem Geld ist, ist abhängig wie oft pro Jahr die Zehnernote verwendet wird. (= wird durch Umlaufgeschwindigkeit des Geldes gemessen). Je grösser V, desto kleiner M. Linke Seite: Betrag in Form von Geld Rechte Seite: Betrag als in Geldeinheiten bewertetes BIP Mit der Quantitätsgleichung lässt sich analysieren, welche Auswirkungen eine Veränderung der Geldmenge M hat, wie z.B. bei einer expansiven Geldpolitik. Wichtige Unterscheidung zw. kurzfristiger u. langfristiger Wirkung von Geldmengenerhöhung. Langfristiger Effekt: Eröhung v. M hat keinen Effekt auf BIP real. Durch Verdoppelung v. M werden wir nicht doppelt so reich, denn real ändert sich nichts!! Auf Quantitätsgleichung heisst dies, dass Erhöhung v. M langfr. zu Erhöhung des Preisniveaus führt. Kurzfristiger Effekt: Erhöhung v. M wirkt nicht nur auf Preisniveau, vielmehr stimuliert es die gesamtwirtschaftliche Nachfrage u. hat damit einen Effekt auf den Output (BIP). Wie stark dieser Effekt auf Q wirkt ist abhängig davon wie steil die AA ist, d.h. wie weit die Wirtschaft i.d. Ausgangslage v.d. Kapazitätsgrenze entfernt liegt. Abb.: 11.3: Inflationswirkung expansiver Geldpolitik 1. Fall: AN-Kurve sehr weit von KG (Kapazitätsgrenze), also im flacheren Abschnitt der AA-Kurve. Betreiben expansiver Geldpolitik führt dazu, dass Output real (Q) starke Veränderung erfährt u. beim Preisniveau (P) weniger. (Keynes Extremfall: Nachfrageerhöhung reagiert nur auf Output, nicht aber auf Preisniveau AA-Kurve wäre an diesem Bereich horizontal) 2. Fall: Auslastung der Wirtschaft ist relativ gut, die AN-Kurve ist am vertikalen Bereich der AAKurve. Geldpolitikexpansion führt krzfr. zur Erhöhung des Preisniveaus u. minime Erhöhung des realen Outputs. 3. Fall: Erhöhung von M könnte P u. Q unverändert lassen, dafür zu einem Rückgang v. V führen. Das bedeutet, dass der einzelne Geldschein weniger häufig umgesetzt wird, das Geld gehortet wird. Keneys argumentierte, dass das Aufbewahren und nicht Ausgeben des Geldes z.B. wegen düsteren Zukunftsaussichten, zu einer Liquiditätsfalle führt. Im Extrem hat deshalb eine expansive Geldpolitik keine Wirkung auf gesamtwirtschaftliche N (also auf BIP real). Vgl. statt zu konsumieren wird Geld gehortet. Lösung: Expansive Fiskalpolitik zur Erhöhung der gesamtwrit. N. Aufgrund der Quantitätstheorie lässt sich erklären, dass hinter jeder Inflation eine expansive Geldmenge steht. Nicht jede Geldmengenexpansion führt langfr. zu einer Inflation, denn eine real wachsende Wirtschaft mehr Geld benötigt. Wachstum führt zu mehr Transaktionen, die mehr liquide Mittel benötigen. ABER! Erhöhung der Geldmenge nur im Tempo des realen BIP-Wachstums und nicht stärker. Keynesianer und Monetaristen Monetaristen: Betonen den v.a. den Preiseffekt, d.h. eine Geldmengenerhöhung hat krzfr. v.a. eine Preiswirkung (langfr. ist dies sowieso der Fall) Keynesianer: Geldpolitik hat krzfr. einen Effekt auf das reale BIP. Siehe Abb.: 11.4: Keynesianer vs. Monetaristen Keynesianer: Preise sind auch in relativ gut ausgelasteten Wirtschaft sehr unflexibel sind. AA-Kurve über weite Strecken flach, auch i.d. Nähe der Kapazitätsgrenze. Monetaristen: Wesentlich flexiblere Preise u. auch in Rezessionen ist die AA-Kurve ziemlich steil. In dieser Situation hat eine Nachfragestimulierung v.a. Inflationseffekte u. kaum Einfluss aufs BIP real. Anders: Hier muess eine sehr starke Expansion d. Nachfrage vorliegen, damit ein Effekt aufs BIP erzielt wird; ist aber sofort mit Inflationsgefahren verbunden, da die starke N-Stimulierung die P wegen steilen AA-Kurve i.d. Höhe schiessen lässt. Staatsfinanzen und Inflation Finanzierung der Staatstätigkeit ist häufiger und zentraler Auslöser für Inflation. Staat kann seine Ausgaben auf 3 Arten finanzieren: 1. Steuern (einzige langfr. nachhaltige Art) 2. Verschuldung 3. Gelddruck Finanzierung über Geldschöpfung ist sehr verlocken. Der Staat kann sich bei der Zentralbank verschulden, indem er diese dazu bewegt Geld zu drucken. Wirksamste Methode eine krzfr. Aufschwung auszulösen. Langfrisitg führt diese Art von Finanzierung zu massiven Inflationsproblemen. D.h. langfr. zu Preiserhöhung u. schliesslich zur Inflation. Das gehaltene Bargeld, entwertet sich mit der Inflationsrate, und diese ist im Prinzip ein Steuersatz. In Entwicklungsländer sind arme Menschen auf ein wenig lokales Bargeld angewiesen. Sie haben nicht die Möglichkeit ihr Geld in Devisen oder direkt im Ausland anzulegen. Fazit: Schwache Regierungen neigen dazu sich über die Geldpresse zu finanzieren, was mittelfristig die Inflation i.d. Höhe treibt. Deshalb ist eine institutionelle Trennung zw. Zentralbank und Regierung sehr wichtig. 11.2 Kosten der Inflation Inflation: Entwertung des Geldes. Völlig offensichtlich werden Kosten, wenn die Inflation eine gewisse Höhe erreicht hat. Z.B. Hyperinflation mit monatlichen Inflationsraten von 50% u. mehr. Inflation dominiert das Wirtschaftsgeschehen. Bei Gelderhalt der Arbeitnehmer müssen sie es auf innovative Art u. Weise sehr schnell loswerden. gesamte sonstige Wirtschaftsleben kommt zum Stillstand. Bei einer gewissen Höhe Kosten moderater Inflation, lassen sich in 5 Kategorien unterteilen: 1. Transaktionskosten 2. Kosten der Unsicherheit 3. Kosten wegen der Verzerrung der relativen Preise 4. Kosten für die Kreditgeber 5. Kosten wegen der kalten Progression der Steuern 1. Transaktionskosten Bargeldhaltung der Menschen wird auf die Situation angepasst. Die Beschäftigung mit der Umgehung der Inflationskosten sind Transaktionskosten. 2. Kosten der Unsicherheit Weil die Inflationsrate von Jahr zu Jahr stark schwankt ist es sehr schwierig mit ihr zu rechnen. Unsicherheit kommt dann v.a. in langfr. Verträgen auf. Deshalb muss ein grosser Sicherheitsbonus für die Inflation eingebaut werden. Hohe Kosten der Risikoabsicherung 3. Verzerrung der relativen Preise Knappheitssignale werden verwischt und ein ineffizienter Einsatz der Ressourcen wird ausgelöst. Nicht alle Preise sind flexibel. Es gibt Preise die sich jede Sekunde anpassen (Erdöl, Zucker). Bei anderen kann es 6 Monate bis zu 1 Jahr dauern bis sie angepasst werden (Katalogpreise, Löhne). diese ungleichmässigen Preisveränderungen führen zu Preisverzerrungen. 4. Schädigung der Kreditgeber Vgl. Kreditvergabe von 100.- mit jährlicher Zinszahlung von 10% des Betrages = 10.Falls Inflation 100% ist diese Zinszahlung v. 10.- nur noch die Hälfte wert. Auch der ursprüngliche Betrag 100.verliert an Kaufkraft Kreditgeber wird auch bei Rückzahlung der Schuld geschädigt. 5. Kalte Progression Steuerklassen sind in nominellen Werten definiert und die Einkommenssteuer ist progressiv. 11.3 Kosten der Inflationsbekämpfung Bekämpfung ist notwendig, weil sich die Inflation im Verlauf sich selbst verstärkt. Sind einmal Inflationserwartungen entstanden (Gedanke, dass Preise immer weiter steigen), besteht die Tendenz einer Spirale nach oben.Politisches Gegensteuer, um die Lage nicht ausser Kontrolle zu lassen. Folgen einer Bekämpfung: Hohe gesamtwirtschaftliche Kosten mit Rezession und hohe AL. Kosten sind für alle sehr unmittelbar sicht- und spürbar. Effekte auf die Konjunktur Ausgangslage: Wirtschaft ist ausgelastet u. wegen der zuletzt starken expansiven Geldpolitik besteht ein inflatorisches Umfeld gesamtwirt. N erfährt eine Rechtsverschiebung. Intervention der Zentralbank: Starke Anhebung der Zinsen (also restriktive Geldpolitik) als Gegensteuer. Reduktion der Inflationstendenz, N aber gerade so stark bleibt, dass die Wirt. an der Kapazitätsgrenze operiert. ABER: Geldpolitik ist keine Feinsteuerung, sonder sie erschlägt gewissermassen die Inflation. Abb.: 11.5: Bekämpfung der Inflation Gesamtwirt. N verschiebt sich wegen der restriktiven Geldpolitik stark nach links. erhoffte dämpfende Effekte auf Preisniveau, aber auch Rückgang des BIPRestriktive Geldpolitik löst eine Rezession aus. Fazit: Eine hohe Inflation kann nur durch Inkaufnahme eines kurzfristigen wirt. Einbruchs erfolgreich bekämpft werden. Effekte auf die Arbeitslosigkeit: Die Phillips-Kurve Siehe Abb.: 11.6: Phillips-Kurve Die Phillips-Kurve zeigt eine negativen Zusammenhang zw. Inflation und Arbeitslosigkeit. Die Graphik zeigt die kurzfr. Analyse des makroökonom. Grundmodells in anderer Form. a) Wirt. ist weit v.d. Kap.grenze entfernt (unterausgelastet)wenig inflationärer Druck, aber hohe konjunkturelle AL. (vgl.Situation rechts oben auf der Phil.-Kurve) b) Wirt. ist voll ausgelastet tiefe AL, aber hohe Inflation (vgl. Situation links unten auf der Phil.-Kurve) Hintergrund und Rolle der Phillips-Kurve in der Politikberatung Arthur Phillips zeigte in den 1950er-Jahren, dass zw. Lohnsteigerung u. AL ein negativer Zusammenhang bestand. 1960 ersetzten die sehr einflussreichen US-Ökonomen Paul Samuelson u. Robert Solow die Lohnsteigerung i.d. ursprünglichen Grafik v. Phillips durch die Preissteigerung (Inflation). Begründung: Enger Zusammenhang zw. Lohnentwicklung u. Inflation. In der Praxis wurde die Phil-Kurve als Menukarte betrachtet, auf dem sich die Politik die bevorzugte Kombination aus AL u. Inflation aussuchen konnte. Geld- u. Fiskalpolitik wurden gezielt eingesetzt, um sich auf der Phil-Kurve je nach polit. Präferenzen zu positionieren. Ende der 60er wurde dieses Vorgehen v. Milton Friedman scharf kritisiert. Er wies darauf hin, dass die Phil-Kurve nur einen kurzfr. Zusammenhang zeigen könnte, weil die Geld- u. Fiskalpolitik langfr. Das reale BIP u. damit die AL nicht beeinflusst. Negative Zusammehang auf der Phil-Kurve verschwindet. I.d. 70er u. 80er Jahren verschwand der negative Zusammenhang u. die Phil-Kurve nahm mittelfristig mehr u. mehr die Form einer Vertikalen ein. Abb.: 11.7: Langfristige Phillips-Kurve Die langfr. Phil-Kurve zeigt, dass jede Bekämpfung der Inflation zu einer Erhöhung der AL führt. Nach der Anpassung sinkt die Inflation, aber auf Kosten eines Anstiegs der AL Die selbstverstärkende Wirkung tiefer Inflation Inflationsbekämpfungen haben hohe gesamtwirt. Kosten!! Deshalb: Geringe, stabile Inflation verfolgen. Bei langjähriger Preisstabilität sind Inflationserwartungen sehr tiefInflation wird auf tiefem Niveau stabilisiert. (Lohn-Preis-Spiralen entstehen in einem solchen Umfeld kaum). Beispiel dazu: Erdölkrisen in den 70er und 80er-Jahren sowie i.d. Jahren 2003-2005. Erdölkrise 1 und 2 führten zu einer starken Beschleunigung der Inflation, weil sie in einem recht inflationären Umfeld stattfanden. hohe Inflationserwartungen, das zu ausgeprägten Lohn-Preis-Spiralen führt. Zentralbank erhöht Zinsen, um die wachsende Inflation einzudämmen. Kosten dieses Eingriffs: Scharfe Rezession Andere Folgen hatte die massive Erdölpreiserhöhung 2003-2005. Dieser Schock spielte sich in einem Umfmeld mit sehr tiefer Ausgangsinflation ab. tiefe Inflationserwartungen, ohne Lohn-Preis-Effekt (keine Zweitrundeneffekte der Preiserhöhung). Deshalb wurde Geldpolitik expansiv belassen. Zwar zu konjunktureller Abschwächung, aber nicht zu einem rezessiven Einbruch. 11.4 Entstehung und Kosten der Deflation Negative Inflation = Deflation, ist aber genauso ungünstig wie positive Inflation Bis in den 1990er-Jahren war die Deflation nur ein theoretisches Problem. Japan erlebte in dieser Periode eine ausgeprägte Deflation. Was ist Deflation? Deflation = langfristiger Preisrückgang mit konstanten oder sogar steigenden Raten. Langfr. Preisrückgang ist erst dann schädlich, wenn sie auf einen Rückgang der gesamtwirt. N zurückzuführen ist. Preisniveau kann aus 2 Gründen sinken: 1. Rückgang der gesamtwirt. Nachfrage kann eine Deflation tatsächlich auslösen 2. Erhöhung des gesamtwirt. Angebots vorübergehend eindeutig positiv Abb.: 11.8: Produktivitätssteigerung: Keine Deflation Erhöhung der Produktivität bei jedem Preisniveau bewirkt eine Rechtsveschiebung der AA-Kurve. Preise sinken, aber gleichzeitig steigt BIP Eine solche Preissenkung hat nichts mit Deflation zu tun, also negativen wirt. Ereignis. Abb.: 11.9: Nachfrage und Deflation Preisrückgang wegen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen N, d.h. bei jedem Preisniveau wird weniger nachgefragtLinksverschiebung der AN-Kurve. Preisniveau sinkt und das BIP auch. Bei einer Deflation kombiniert sich also fallende Preise mit einem Rückgang des realen BIP Rezession. In dieser Situation sind Zinsen sehr tief (Nominalzinsen von etwa 0%) Geldpolitik kann die Situation nicht mehr mit Zinssenkung verbessern! Persistenz der Deflation Für das Entstehen der Deflation sind 4 Faktoren verantwortlich: 1. Selbstverstärkende Wirkung 2. Hohe Realzinsen 3. Steigende Reallöhne 4. Sinkende Bonität der Schuldner und Bankekrisen 1.) Langfr. Preissenkung führt dazu, dass Bev. Negative Inflationserwartungen hat. Sie erwartet weitere Preissenkung und reduziert deshalb ihre Nachfrage. Konsum wird für späteren Zeitpunkt aufgehoben, da die Preise ja sinken. Dieser selbstverstärkende Prozess kann nur schwer gebrochen werden 2.) Nominelle Zinssätze können nicht negativ werden, sonst würde niemand mehr das Geld der Bank zur Verfügung stellen, wenn sie darauf noch Zins bezahlen müssten. Bsp: i (Nominalzins) = r (Realzins) + Pe (erwartete Inflation) Für ökonom. Entscheide ist Realzinssatz relevant (Wieviel pro Periode in realen Werten gezahlt werden muss). Anhand der Gleichung kann man ausrechnen wie hoch der reale Zinssatz sein muss, wenn der Nominalzinssatz 0% ist u. Pe 5% ist. r muss 5% betragen. Obwohl i sehr tief ist, haben wir i.d. Deflationssituation ein sehr hohes r!! Die hohen Realzinsen wirken selbstverstärkend u. dämpfen die Investitionsnachfrage stark ab negativer NachfrageeffektVerschlimmerung der Rezession 3.) Nominallohnsenkung ist kaum möglich. Wegen den sinkenden Preisen wird ein fixer Nominallohn wichtigerReallöhne steigen u. die Lohnkosten für Unternehmungen werden teurer. N nach Arbeit sinkt u erhöht AL. 4.) Bei einer Deflation gewinnen die Kreditgeber u. die Kreditnehmer verlieren. Deflation: Reale Wert einer Zinszahlung u. der Schuld steigt weiter an für den KreditnehmerBonität des Unternehmens sinkt laufend. Bekämpfung der Deflation Deflation zu bekämpfen ist sehr schwierig, das sie sehr schwer zu stoppen ist, wenn sie einmal voll im Gange ist. Die Zentralbank kann in einer deflationären Wirtschaft nicht den traditionellen Zinsmechanismus spielen lassen. Keynes hat diese Machtlosigkeit der Geldpolitik als Liquiditätsfalle bezeichnet. Empfehlung: Wirt. mit expansiver Fiskalpolitik aus der Liquiditätsfalle befreien. ABER: Vorgeschlagenes Instrument nicht immer wirksam (siehe Beispiel von Japan). Andere Alternativbekämpfung durch Offenmarktpolitik: Wirt. massiv mit Liquidität überschütten u. damit klar signalisieren, dass Inflation geschaffen werden soll. Ziel: Erwartungen der Leute von Deflation auf Inflation umpolen alle neg. Effekte der Deflation würden dahinfallen. Beste Lösung: Es gar nicht erst zum Schlimmsten kommen lassen, indem jede Deflationstendenz im Keim erstickt wird. Deshalb wird keine 0% Inflation angestrebt, sondern eine positive Inflation von 0-2%, um eine Deflationsgefahr von vornherein zu minimieren. Kapitel 12: Geld Geld besteht praktisch aus wertlosem Papier, trotzdem kann man sich damit wertvolle Dinge kaufen. Eine Wirtschaft ohne Geld und nur mit Gütertausch wäre viel zu kompliziert. In einer heutigen arbeitsteiligen Wirtschaft könnte ohne Geld die Wirtschaft nicht funktionieren. 12.1 Funktionen und Entstehung von Geld Geld hat in der Wirtschaft deshalb eine eminente Bedeutung, weil sie 3 Funktionen erfüllt ohne die eine arbeitsteilige Wirtschaft nicht funktionieren könnte: 1. Tauschmittel 2. Wertaufbewahrungsmittel 3. Masseinheit 1. Tauschmittel: Ist mit Abstand die wichtigste Funktion des Geldes. Ohne Geld müsste man Güter gegen Güter tauschen. Vgl. 10 Schafe gegen 1 Auto. Dadurch entstehen immense Transaktionskosten, da man zuerst einen Abnehmer für die 10 Schafe braucht, der des entsprechende Auto tauschen möchte. viel einfacher wäre eine Handel mit einem generell akzeptierten Zahlungsmittel. 2. Wertaufbewahrungsmittel: Geld ermöglicht Kaufkraft „zu lagern“. Geld muss nicht sofort ausgegeben werden; Kauf kann aufgeschoben werden, da das Geld nicht verdirbt oder sonst wie unbrauchbar werden kann. Diese Wertaufbewahrungsfunktion ermöglicht aber Inflation. Im Extremfall funktioniert die Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes nicht mehr (vgl. Hyperinflation) 3. Masseinheit: Vergleich der relativen Werte der Güter. Weil alle Preise in Geldeinheiten ausgedrückt sind, ist dieser Vergleich unkompliziert. Anders wäre es ohne Geld, z.B rel. Wert eines Buches in Anzahl Bananen oder Äpfeln zu bestimmen. Wer schafft Geld? Funktionen des Geldes kann jedes Gut übernehmen, das als Zahlungsmittel akzeptiert wird und ferner die 3 obgenannten Funktionen erfüllt. Alternativen sind: Gold, Silber oder auch Zigaretten (in Kriegsgefangenenlagern). Zentralbank ist ein Monopol und hat als einzige Organisation die legale Möglichkeit Geld zu schaffen. Auch Geschäftsbanken können Geld schaffen, aber nur auf der Basis von Zentralbankgeld. Geldschöpfung und die Entstehung von Banken Blick zurück ins 15. und 16. Jh. „Entstehung des modernen Bankensystems“: Gold übte damals die Funktion des Geldes, war also anerkanntes Zahlungsmittel. Das Gold wurde bei den Goldschmieden gelagert, weil es gefährlich war es mit sich zu tragen. Im Gegenzug erhielt der Eigentümer eine Quittung vom Goldschmied. Bald wurden diese Quittungen als Zahlungsmittel anerkannt und verwendet. Später kam die Idee auf, das gelagerte Gold als Kredit zu vergeben und eine Zins draufzuschlagen. (Aus den Goldschmieden wurden Bankiers, da Kredite nicht mehr 100% mit dem gelagerten Gold übereintstimmte). Nicht mehr alle Quittungen waren durch Gold gedeckt u. die Banken/Goldschmiede hatten zusätzl. Zahlungsmittel geschaffen. Geschäftsbanken heute operieren mit gleichem verfahren, der Kreditgebung, und schaffen zusätzliche als Zahlungsmittel akzeptierte Werte. sie schaffen „Geld“. Bankenregulierung und Geldschöpfung Problem des Kreditgeschäftes ist für die Banken, dass sie nicht i.d. Lage sind, das Geld ihren ursprünglichen Besitzern sofort auszubezahlen. Alles Geld liquide zu halten wäre eine übertrieben Vorsicht der Geschäftsbanken u. würde die Gewinnmöglichkeiten einschränken. Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Banken ist immens wichtig, sonst würden alle Kunden ihr Geld zurückverlangen. Falls diese Unsicherheit auftritt, führt das zu Bankenkrisen. Deshalb gehören Bankregulierungen zu den wesentlichen Aufgaben der Wirtschaftspolitik. Heute haben Banken eine gesetzliche Vorschrift eine Mindestreserve an liquiden Mitteln zu halten. eine wichtige Regulierung der Banken. Geldschöpfungsmultiplikator Geldschöpfungsmultiplikator: Von der Zentralbank herausgegebene Geld wird über die Tätigkeit der Banken vermehrt. Bsp: Zentralbank gibt 10 000.- ins Bankensystem. Verpflichtung eines 10% Mindestreservesatz: 1 000.-. Bank kann nicht 10 000.- als Kredit vergeben, sondern nur 9 000.-. Dieser Kredit wird auf eine andere Bank gelagert, die wiederum eine Kredit vergibt (9 000 mit 10% Reservesatz, also beträgt Kreditsumme nur 8 100.-). So werden zusätzliche liquide Mittel durch das Bankensystem geschaffen. GM (Geldschöpfungsmultiplikator) = 1 / RS (Reservesatz) Vgl. falls Reservesatz 0.1 ist, beträgt der Geldschöpfungsmultiplikator 10. Die durch die Geschäftsbanken geschaffene Geldmenge, ist immer von den Aktionen der Zentralbank abhängig, denn sie steuert die Quelle des Geldes. Obwohl ein Bruchteil der sich im Umlauf befindenden liquiden Mitteln von der Zentralbank stammen, kann sie dennoch die Entwicklung der gesamten Liquidität steuern. Geldmengenkonzepte Was alles zur Geldmenge gehört hängt davon ab, was alles als allgemein anerkanntes Zahlungsmittel verwendet werden kann. Typischerweise werden 4 versch. Definition der Geldmenge unterschieden: Engste Konzept: Bargeld (Noten u. Münzen sowie Konten der Geschäftsbanken bei der Zentralbank) wird als Geld bezeichnet. - M1: Bargeld + Sichteinlagen + Transaktionskonti.sehr liquide u. können jederzeit als Zahlungsmittel verwendet werden. - M2: M1 + Spareinlagen. nicht ganz liquide wie Sichtguthaben u. Transaktionskonti. Keine direkte Zahlungsverwendung. Haben eine Rückzugslimite. - M3: M2 + Termineinlagen. Termineinlagen können erst bei Fälligkeit bezogen werden, sind also noch weniger liquide als Spareinlagen. M3 wird in der Geldpolitik häufig als zentrale Geldmenge verwendet. Siehe Abb.12.1: Geldmengenkonzept der Schweiz (2005) 12.2 Instrumente der Geldpolitik 2 Arten von Organisationen sind an der Geldschaffung beteiligt: Zentralbank und Geschäftsbank. Mit folgenden Instrumenten kann die Geldmenge verändert werden: 1. Offenmarktpolitik Für alle 3 Formen ist nur die 2. Diskontpolitik Zentralbank Initiator für 3. Mindestreservepolitik Veränderung der GM 1. Offenmarktpolitik Offenmarktpolitik ist die elementarste und wichtigste Form der Geldpolitik. Grundidee: Zentralbank kauf und verkauft auf dem offenen Markt Wertpapiere. Damit kann die Zentralbank die GM erhöhen oder reduzieren, weil sie die Transaktionen mit Zentralbankgeld bezahlt oder solches annimmt. Bsp. Expansive Geldpolitik der Zentralbank: Sie kauft auf Kp-Markt Wertpapiere u. bezahlt mit frisch gedrucktem Geld. Das neue Zentralbankgeld fliesst zur Geschäftsbank, die das Wertpapier weiterverkauftdadurch erhöht sich die GM. über Kreditvergabe dieser u. weiterer Geschäftsbanken vermehren sich die liquiden Mittel durch den Geldschöpfungsmultiplikator. Bsp. Restriktive Geldpolitik der Zentralbank: Sie verkauft Wertpapiere auf dem offenen Markt. Preis des Wertpapieres wird an die Zentralbank gezahlt, damit wird diese Kaufsumme dem Markt entzogen. GM hat sich reduziert. Abb.12.2: Bilanz einer Zentralbank Aktiven Passiven - Gold - Notenumlauf - Devisen - Girokonten der Geschäftsbanken - Wertpapiere - Reserven a) Bei expansiver Geldpolitik der Zentralbank erhöhen sich die Aktiven um den gleichen Betrag wie die Passiven. Bilanz ist wieder ausgeglichen. b) Bei restriktiver Geldpolitik der ZB verkürzen sich die Aktiven um den gleichen Betrag wie die Passiven. Bilanz ist wieder ausgeglichen. ZB ist eine spezielle Organisation, denn sie besitzt die Instrumente Geld zu schaffen und zu vernichten. Strikte Vorkehrungen schützen vor einem Machtmissbrauch dieser Instrumente und dass die Staatsausgaben über die Geldschöpfung finanziert werden. Sonst droht unweigerlich eine Inflation. ZB hat klares Mandat und ist v.d. Regierung unabhängig. ZB erwirtschaftet fast immer eine Gewinn, da sie auf den Notenumlauf auf der Passivseite keine Zinsen bezahlt, aber auf den Wertpapieren auf der Aktivseite Rendite erzielt. Diskontpolitik Idee: Versuch der ZB die Geldschöpfung der Geschäftsbanken zu beeinflussen. Vgl.: Geschäftsbank hat zuwenig liquide Mittel, weil zu viele Kunden gleichzeitig ihr Geld wollenGB verschuldet sich bei der ZB. ZB erhebt für diese Schulden Zinsen, den sog. Diskontsatz. a) Falls ZB Zinsen erhöht, wird Verschuldung für GB teurerd.h. es wird teurer für die GB Kredite zu vergeben. (Erhöht sich Diskontsatz, steigen Kosten der Illiquidität)GB werden mehr liquide Mittel halten. Kreditvergabe geht zurück u. damit auch die liquiden Mittel die in Umlauf sind. Durch Erhöhung des Diskontsatzes reduziert die ZB den Geldschöpfungsmultiplikator u. damit die GM. b) Umgekehrt verläuft es bei einer expansiven Geldpolitik: ZB senkt Diskontsatz Liquiditätsengpässe für GB werden billigerAnreiz zur mehr KreditvergabeLiquiden Mittel steigen, d.h. GM. Mindestreservepolitik Bankenregulierung verpflichtet GB einen best. %-Satz der ZB-Gelder als liquide Mindestreserven zu halten (keine Kreditvergabe dieses Geldes). ZB legt diesen Reservesatz fest u. kann damit Geldpolitik betreiben. a) Bei restriktiver GP erhöht ZB den Mindestreservesatz Kreditsumme der GB sinktGeldschöpfung über das Bankensystem sinkt. b) Expansive GP: ZB senkt MindestreservesatzKreditsummer der GB steigtGeldschöpfung steigt. Fazit: In OECD-Ländern dominiert OFFENMARKTPOLITIK. Alternativmöglichkeiten sind Diskontpolitik und Mindestreservepolitik. 12.3 Geldpolitische Strategien Da die ZB sehr grosse Macht bezüglich GM-veränderung hat, müssen ihr klare Verpflichtungen und messbare Ziele vorgegeben sein. Welche Zielgrösse für die Geldpolitik? Ziel der GP i.d. meisten OECD-Ländern: PREISSTABILITÄT. D.h. Verhinderung von Inflation sowie Deflation. ZB hat mit der GM-Steuerung das Instrument i.d. Hand, um mittel- u. langfristige Inflation zu beeinflussen. Auch hat die GP Einfluss auf gesamtwirtschaftliche N u. ist damit i.d. Lage die konjunkturelle AL positiv zu beeinflussen. Was bedeutet die Aussage „Die Zentralbank senkt die Zinsen“ Welche Zinse sind hier gemeint? Zinsen für sehr kurzfr. Wertpapiere., sog. Geldmarktzinsen. Mit Erhöhung oder Senkung des Angebots an Zentralbankgeld über die Offenmarktpolitik verändert die ZB diese kurzfr. Zinsen. Geldpolitisch Instrument ist dabei die Offenmarktpolitik. a) ZB „senkt Zinsen“sie betreibt expansive Offenmarktpolitik bis der krzfr. Zinssatz auf angekündigte Höhe sinkt. - In der US-ZB heisst dieser sog. „Leitzins“ Federal Fund Rate - In der CH-ZB handelt es sich um den Dreimonats-Libor (krzfr. Zinssatz in CHF) Wegen diesen diversen Einflussgrössen ausgehend v.d. ZB, lösen sich wirtschaftspolitische Auseinandersetzungen aus. Primäres Ziel: Preisstabilität oder Stabilisierung v. Wirtschaftstätigkeit und Konjunktur? In den meisten Ländern ist: 1. die Preisstabilität primäres Ziel 2. mit Rücksichtnahme der Wirtschaftslage. (falls Preise stabil sind) Wegen Wirkungsverzögerungen der geldpolitischen Massnahmen ist es wichtig, operative Ziele und Zwischenziele zu formulieren. Sie sollten möglichst unmittelbar mit den geldpoltischen Instrumenten erreicht werden können u. gleichzeitig mit dem eigentlichen, lgfr. Ziel der Preisstabilität eng korreliert sein. a) Operatives Ziel: kurzfr. Zinsen (Zinsen, die auf dem Geldmarkt zw. Banken gezahlt werden) werden v. ZB direkt beeinflusst. b) Zwischenziel: können weniger stark v.d. ZB beeinflusst werden, sind aber klar messbar u. haben einen direkten Zusammenhang mit der Preisstabilität. Bsp. GM M3: ZB kann GM zwar beeinflussen, aber eher indirekt. Verhalten der GB u. Geldnachfrage haben auch einen Einfluss auf M3. c) Am Ende der Wirkungskette sollte das angestrebte Ziel herauskommen: Preisstabilität Siehe Abb. 12.3: Geldpolitik: Vom Instrument zum Ziel Es ist schwierig zu beurteilen, ob eine heute verfolgte GP tatsächlich zu Preisstabilität führen wird. Beurteilung des Operative Ziels (z.B. krzfr. Zinsen), dass das Zwischenziel erreicht wird (z.B. Entwicklung einer breit definierten GM) ist möglich. Wechselkursziele WK (Wechselkurs) ist ein wichtiger Preis, der durch die GP direkt beeinflusst werden kann. Veränderung der GM Verschiebung der relativen Knappheiten heimischer und ausländischer Währungen. Veränderung des relativen Preises der Währung, also der WK. a) ZB verfolgt WK-Ziel: WK stell Zwischenziel dar. WK kann deshalb durch GP beeinflusst werden, obwohl ZB nicht der einzige einwirkende Akteur auf den Preis des WK’s ist. ZB kann geldpolitische Ausrichtung kommunizieren i.d. Hoffnung, dass sich die Erwartungen der Marktteilnehmer anpassen. Meistens stellt sich der angekündigte WK ein, denn sonst wird die ZB sofort intervenieren. b) Häufig wird WK-Ziel direkt verfolgt.WK-fixierung ersetzt zu einem gewissen Grad die Preisstabilität als eigentliches Ziel der GP. (Vgl. System mit fixen WK) ZB muss GM so steuern, dass der vereinbarte WK auf vereinbartem Niveau gehalten wird. (Vgl. Nachkriegszeit dominierte dieser Mechanismus der GP) Fixierung des WK nimmt der ZB Möglichkeit Inflationsziel direkt zu verfolgen. Wenn WK an den eines anderen Landes fixiert wird, muss GP für diesen Preis für das Geld (ausgedrückt in ausländ. Währung) zu erreichen suchen. ZB kann nicht gleichzeitig u. unabh. davon ein Inflationsziel verfolgen. Eine Wechselkursfixierung nimmt der nationalen GP die Möglichkeit, autonom ein anderes Inflationsziel als andere Länder im Fixkurssystem zu verfolgen. Geldmengenziele Mit dem GM-Ziel soll ein messbares u. damit kommunizierbares, mit der Inflation stark korreliertes u. kurzfr. Erreichbares Zwischenziel ins Zentrum gestellt werden. GM-Ziel kann man an der Quantitätsgleichung zeigen: P (Preisniveau) x Q (BIP real) = M (Menge) x V (Geldumlaufgeschwindigkeit) Monetarismus beruht auf der Annahme: Zw. Preisniveau u. GM-Entwicklung besteht ein direkter Zusammenhang. Dies ist gemäss Quantitätsgleichung der Fall, wenn V konstant ist. Wenn V stark schwankt, fehlt der klare u. vorhersehbare Zusammenhang zw. GM-Entwicklung u. Preisen (GM wirkt als Zwischenziel nicht) Inflationsziele Inflationsziele sollen direkt a.d. Erreichung des Endziels gemessenen werden und dieses Geschehen auch ins Zentrum der Kommunikation stellen. Bekanntgabe operationaler Ziele (Ziele, die direkt u. kurzfr. mit der GP erreicht werden können. Auch die CH operiert heute mit einem Inflationsziel. 12.4 Die Schweizer Geldpolitik Mandat der Schweizerischen Nationalbank (SNB) SNB: Staatliche Organisation mit speziellen Kompetenzen. Unabhängig v. Regierung u. Parlament. Grund: Das Ziel der Preisstabilität muss glaubwürdig erscheinen, und das erfolgt nur, wenn sie unabhängig ist. Regierung darf die Geldschöpfung als Finanzierungsquelle nicht benutzen oder aus politischen Gründen (Wahlchancen) die Konjunktur über die GP steuern. Bundesrat hat keine Weisungsbefugnis gegenüber SNB. Nur gegenseitiger Informationsaustausch. Ziele der SNB: 1. Preisstabilität 2. Wirtschaftliche Entwicklung Geldpolitische Strategien der SNB in de Nachkriegszeit Schweizer Geldpolitik der Nachkriegszeit lässt sich in 3 Phasen unterteilen: 1945-1970: Verfolgung von Wechselkursziel. Grund: CH war Teilnehmer am BrettonWood-System fixer WK. Ziel einer solchen GP ist die Aufrechterhaltung eines fixen WK. Preisstabilität wurde in dieser Periode nicht angestrebt, sondern der Erhalt der fixen WK. Dies ging gut, solange der US-Dollar als Währung stabil war. Ein Land, das seine Währung an die eines anderen Landes bindet, importiert automatisch die Inflationsrate des anderen Landes. Die steigende Inflation in den USA (Vietnamkrieg) übertrug sich auf alle anderen Länder innerhalb des BrettonWoods-Systems. Golddeckung nahm mit der expansiven Geldpolitik der USA ab Die Aufkündigung der Geldeinlösepflicht durch die US-Regierung führte zum Zusammenbruch des B-W-System. 1974-1999: Währen dieser Zeit war die GP stark auf das Zwischenziel der GM-Entwicklung konzentriert, unter der Annahme, dass eine starke Korrelation zw. dem Zwischenziel u. dem eigentlichen Ziel der Preisstabilität. Diese Politik war über lange Zeit sehr erfolgreich mit rel. Tiefer Inflationsrate. Ende der 80er: Probleme der GM-Steuerung wurden offensichtlicher. Monetaristische Konzept funktioniert nur dann gut, wenn V konstant ist, also Geldnachfrage stabil ist. Es besteht ein Zusammenhang zw. GM-Entwicklung u. Inflation. Wenn V zu schwanken beginnt, bricht stabile Zusammenhang zusammen, u. GM-Entwicklung sagt nicht mehr viel über die zu erwartende Inflation aus. Weil SNB das GM-Ziel nicht strikt verfolgte (WK auch berücksichtigte) wurden die GM-Ziele immer häufiger verfehlt. Die Glaubwürdigkeit, das wohl wichtigste Kapital der Zentralbank, drohte in Frage gestellt zu werden. Ende der 80er & Anfang der 90er hat die SNB wegen unklarer Entwicklung der Geldnachfrage, einige eher problematische Entscheide getroffen. Ende der 80er mit eine zu expansiven GP Erhöhung der Inflationsraten. Reagiert danach mit restriktiver GP Rezession Anfang der 90er. Seit Mitte der 90er orientierte sich die ZB weniger stark am GM-Ziel, u. 1999 wurde das Konzept völlig aufgegeben u. zu einem INFLATIONSZIEL übergegangen. Das heutige geldpolitische Konzept der SNB Das 1999 eingeführte Inflationsziel wird mit einem geldpolitischen Konzept umgesetzt, das 3 wesentliche Punkte umfasst: 1. Definition der Preisstabilität („Ziel“) 2. Inflationsprognose („Entscheidungsgrundlage“) 3. Zielband für den Dreimonats-Libor, einen kurzfristigen Zinssatz („operatives Ziel“) 1. Definition der Preisstabilität Im geldpolitischen Konzept der SNB herrscht Preisstabilität, wenn Inflation unter 2% liegt. Inflation von 0 – 2% wird angestrebt, um eine leichte Deflation von vornherein zu verhindern. auch leichte Erhöhung des Preisniveaus bedeutet Preisstabilität. Leichte Inflation ist besser, da offizielle Inflationsrate die tatsächliche aus versch. Gründer tendenziell etwas überschätzt. Wichtig: Preisstabilität ist ein mittelfristiges Ziel, d.h. muss nicht zu jedem Zeitpunkt erreicht werden. Gewisse Stabilität, um Erdölpreisschocks oder WK-Schocks entgegenzuwirken. 2. Inflationsprognose Inflationsprognose ist zwingend notwendig, da die Geldpolitik mit einer gewissen Verzögerung auf die Inflation einwirkt. Diese Prognose wird vierteljährlich von der SNB publiziert. Die SNB geht davon aus, dass die kontrollierten Zinssätze währen des Prognosezeitraums konstant bleiben. Es ist zu prüfen, ob die momentanen Zinssätze mit der langfr. Preisstabilität vereinbar ist. Falls Inflation zu hoch restriktive Geldpolitik, d.h. Zinssatz erhöhen. Falls deflatorische Gefahr droht expansive Geldpolitik, d.h. Zinssätze senken. Die Quartalsweise Kommunikation der SNB ist keine Prognose der zukünftigen Inflation oder Deflation, sondern eine Entscheidungsgrundlage. D.h. falls im prognostizierten Zeitraum v. 3 Jahren das Stabilitätsziel nicht erreicht wird, ist eine Änderung der GP notwendig. 3. Zielband für den Dreimonats-Libor für Schweizer Franken Langfr. Ziel der SNB ist die Preisstabilität, deshalb muss sie der Öffentlichkeit mitteilen, wie ihr GP krzfr. aussieht (ihr operatives Ziel kommunizieren). Dieser krzfr. Zinssatz ist der Dreimonats-Libor für CHF. „Libor“ = „London inter-bank offered rate“. = Zinssatz für krzfr. Wertpapiere (in CHF), die au dem Londoner Finanzmarkt gehandelt werden. Operatives Ziel der SNB ist ein Zielband anzukünden und innerhalb dessen den Zinssatz für die DreimonatsPapiere zu halten. SNB ist nicht einziger Markteilnehmer, deshalb verpflichtet sie sich nur für ein Band u. keinen präzisen Zinssatz. Die Praxis allerdings belehrt, dass die SNB die dominierende Kraft auf diesem Markt ist u. jederzeit i.d. Lage ist, den Zinssatz ein einem sehr engen Band zu halten. Die Umsetzung der Geldpolitik über Repo-Geschäfte Kurzfr. Repo-Geschäfte der SNB sind für die Steuerung der Dreimonats-Libors. REPO steht für „Repurchase Agreement“ (Rückkauf-Vereinbarung). Expansives Repo-Geschäft: SNB kauft Wertpapiere v. GB u. erhält dafür liquide Mittel. + Vereinbarung, dass SNB diese Wertpapiere an GB verkauft. GB zahlt während der Laufzeit es Repos einen Zins (Repo-Zins). Repo-Geschäfte sehr krzfr., i.d.R. eine Laufzeit v. wenigen Tagen oder Wochen. Mit diesem Instrument kann die SNB sehr flexibel den Markt mit zusätzlicher Liquidität (exp. GP) versorgen bzw. entziehen (restr. GP). krzfr. Veränderung der Liquidität hat auch Einfluss auf langfr. Zinssätze (z.B. Dreimonats-Libor), weil veränderte Knappheit des Geldes für alle Laufzeiten gilt. Als Zwischenziel wird ein Zinssatz angekündigt, der durch SNB direkt beeinflussbar ist. Über die Ankündigung wird Ausgestaltung der GP (restr. Oder expan.) der SNB ermittelt. Vgl. Spekulationen i.d. Presse wie die SNB ihre Zinssätze verändert, bedeutet nur wie sie den Dreimonats-Libor in CHF mit Offenmarktgeschäften verändert, nicht ob sie festgestzten Zinssatz verändert. Kapitel 13: Wechselkurse Eine starke internationale Verflechtung eines Landes (z.B. CH) bedeutet, dass Veränderungen der WK starke Auswirkungen auf zahlreiche Firmen oder Branchen haben. Starke Aufwertung des CHF gegenüber ausländ. Währung führt zu: Importstimulation, aber Exportproblemen. (Bsp. Inflationsbekämpfung i.d. 90ern mit restr. GP) Starke Abwertung des CHF führt zu Exportstimulation und Importschwäche. (Deflationsgefahr, deshalb exp. GP) Geldpolitik beeinflusst 2 zentrale Preise: Zinssatz und Wechselkurs. Jede GM-Veränderung an CHF im Verhältnis zur Menge an anderer Währung hat Auswirkungen auf WK. Eine Verknappung d. Menge an CHF erhöht den Preis der anderen WährungAufwertung des CHF. Ausgestaltung der GP bezüglich WK auf 2 Arten: a) Flexible WK: WK bildet sich frei, ohne diesen Prozess zu beeinflussen b) Fixen WK: Über GP wird best. Kurs einer anderen Währung angesteuert. 13.1 Flexible WK Bei flexiblen WK wird kein best. Kursniveau angestrebt. 1.) Expans. GPErhöht Menge an CHFKnappheit an CHF sinkt, Preis sinktAbwertung der indländischen Währung 2.) Restr. GPGM verknappt sich im Verhältnis zu anderen Währungen, Preis steigtAufwertung der inländ. Währung. Nominale Wechselkurse Nominale WK: Wert im Verhältnis zu einer anderen Währung. Wichtig ist, wie der WK definiert ist, d.h. ob als € pro CHF oder CHF pro € ist bedeutend, wenn man über einen fallenden oder steigenden WK spricht. Deshalb besser: Auf- oder Abwertung der einheimischen Währung. Nominaler Wechselkurs: einheimische Währung Ausländische Währung = CHF = 1.50 = € 1.00 1.50 So wird ausgedrückt, wie viele CHF gebraucht werden, um 1 € zu kaufen. Falls mehr CHF gebraucht werden, sinkt relative Wert des CHFAbwertung des CHF. (z.B. statt 1.50, ist der Nominale WK 1.55) Andersrum betrachtet: € hat sich geg. CHF aufgewertet, da weniger € nötig sind um CHF zu kaufen. Reale Wechselkurse Reale WK ist die ökonomisch relevante Grösse. Grund: Langfr. u. real passiert nichts, wenn sich nominale Grösse verändert. Unterscheidung zw. langer u. kurzer Frist, da nicht alle Preise kurzfr. voll flexibel sind. Kurzfr. gibt es einen Effekt z.B. bei GM-Verdoppelung, da sich nicht alle Preise sofort anpassen. nominale WK wertet sich ab (in anderer Währung ausgedrückt), dass er nur noch die Hälfte, aber real gleich viel Wert ist. Reale WK gibt an, was ein best. Güterkorb im Ausland bzw. im Inland (CH) kostet. r (realer WK) = e (Nomin. WK) x p* (Preis Güterkorb im Ausland in ausländ. Währung) p (Preis Güterkorb im Inland in CHF) e : nominale WK (Bsp. CHF pro € p* : ausländische Preisniveau, gibt an wie viel ein Güterkorb im Ausland in ausländ. Währung kostet. p : inländische Preisniveau, ausgedrückt als Kosten des gleichen Güterkorbs in CHF i.d. CH. Wenn der reale WK > 1 ist gleiche Güterbündel kostet im Ausland mehr als i.d. CH. Effekte der GP auf nominale und reale WK Erhöhung der GM entwertet Geld. nominalen Abwertung der Währung (e steigt) & höherer Inflation (p steigt). ABER! Reaktion beider Grössen (nom. WK & Preisnvieaus) erfolgt wegen kurzfr. Inflexibilität der Preise unterschiedlich schnell. Nominale WK ist ein hoch variabler Preis, der auf Finanzmärkten gebildet wird. Es dauert sehr lange dauern bis sich alle Güterpreise in einem Preisindex angepasst haben. Mit bis zu 2 Jahren Anpassungsdauer muss man rechnen, bis sich ein GM-Erhöhung vollständig i.d. Erhöhung des Preisniveaus widerspiegelt. - Krzfr. Effekt expan. GP auf realen WK: r (realer WK) = e (Nom.WK) x p* (Preis Güterkorb im Ausland in ausländ. Währ.) p (Preis Güterkorb im Inland in CHF) e steigt da mehr CHF nötig sind, um € zu kaufenPreisniveau bleibt starr, da Preise krzfr. kaum reagieren. reale WK steigt, d.h. es erfolgt eine reale Abwertung. Bsp.: Realer Abwertung in CHF, d.h. Güter im Ausland wird teurer im Vgl. mit Güterkorb i.d.CH. Begünstigung einer Exportfirma; Kosten (Inlandpreise sinken; Nenner) sinken & Exporterlöse steigen (Auslandpreise steigen u. damit ihre Erträge; Zähler). - Langfr. Effekt expans. GP auf realen WK: r (realer WK) = e (Nom.WK) x p* (Preis Güterkorb im Ausland in ausländ. Währ.) p (Preis Güterkorb im Inland in CHF) Wenn e steigt, dann steigt das auch inländische Preisniveau p. (kein Einfluss auf ausländ. Preisniveau) lgfr. hat es keinen Effekt auf realen WK r Veränderung einer nominalen Grösse (z.B. GM) hat langfr. keine Auswirkung auf reale Grössen (z.B. realen WK), weil die Preise langfristig flexibel sind. 13.2 Fixe Wechselkurse Funktionsweise und Vorteile Fixierung eines WK hat grosse Auswirkungen auf GP (Vernachlässigung der Inflationsbekämpfung). Solche WKZiel werden in Bandbreiten definiert u. nicht ein genauer Wert für den WK angestrebt. Vorteil: a) Risiko von WK-Schwankungen wird eliminiert bzw. stark reduziert. b) Stabilere GP eines anderes Landes wird importiert. Mit diesem Ziel binden viele Schwellenländer ihre Währung immer wieder mit dem US-Dollar. Kosten und Gefahren Nachteil: a) Verlust der eigenständigen GP durch Anbindung a.d. GP eines andere Landes. Siehe Abb.: 13.1: Wiedervereinigungsboom Anfang der 90er Jahre hatten die Mitgliedstaaten des EWS (europäischen Währungssystem) ihre Währung an die D-Mark als Leitwährung gekoppelt. D hatte hohe gesamtwirt. N u. deshalb Inflationssdruck. GB befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer rezessiven Phase (wegen zu geringer gesamtwirt. N wurde Kap.grenze nicht erreicht) Beide Länder befanden sich in vesch. Konjunkturellen Situationen. D reagierte wegen Inflationsdruck mit restr. GP. wegen Fixkurssystems musste auch GB eine restr. GP betreiben, damit £ gegenüber D-Mark nicht abwertete. Verschärfung konjunkturellen Lage. Zwar war GP v. GB konsistent bezügl. WK, andererseits inkonsistent bezügl. Vermeidung konjunkt. AL. Fixe WK führen zu Problemen, wenn sich konjunkt. Situation der beteiligten Länder deutlich voneinander unterscheiden. 13.3 Das europäische Wechselkurssystem (EWS) Entwicklung des EWS in 3 Schritten: 1. Historische Entwicklung der monetären Integration in Europa 2. Annäherung des Systems an Inflationsraten 3. Risiken des Fixkurssystems 1. Entwicklung der monetären Integration in Europa Bis 1970 waren die WK der Industrieländer im Bretton-Wood-System aneinander gebunden mit Leitwährung: USDollar. nach Zusammenbruch, Übergang zu flexiblen WK. Erneuter Wunsch auf grössere WK-Stabilität zw. den Währungen. 2 Gründe zur monetären Integration der EU-Staaten waren ausschlaggebend: a) Starke wirt. Integration der EU-Länder. WK-Änderungen erhöhen Risiken des Handels untereinander u. vermindern so die Handelsströme. b) Schlechte Erfahrung aus der zeit vor dem 2.Weltkrieg. Die Zeit nach Weltwirtschaftskrise war geprägt durch kompetitive Abwertungen, um Exportindustrie auf Kosten der Handelspartner zu bevorteilen. 1979 wurde v.d.damaligen EG-Ländern das sog. europäischeWährungssystem (EWS) eingeführt: Einigung auf WK innerhalb enger, vorher vereinbarter Bandbreiten schwanken zu lassen. 2. Inflationskonvergenz im EWS Bei Einführung des EWS hatten Mitgliedsländer Inflationsunterschiede. Siehe Abb.: 13.2: Inflationskonvergenz im EWS Wird nomin. WK fixiert, hat dies massive Auswirkungen auf realen WK. Bsp. I (Italien) & D (Deutschland) r (realer WK) = e (Nom.WK) x p* (Preis Güterkorb im Ausland D, in D-Mark.) p (Preis Güterkorb im Inland = I , in Lira) I hat höhere Inflationsrate als D. e wird fixiert, nun steigt p stärker als p* wegen höhere Inflation in I u. der reale WK sinkt. Aufwertung der inländ. Währung (hier: Lira) gegenüber der D-Mark. Preis für den gleichen Güterkorb steigt in I stärker an als Preis des gleichen Güterkorbs in D, beide ausgedrückt in Lira. (Vgl. reale Aufwertung der Lira benachteiligt ital. Exportindustrie) Fixierung der ital. Lira an die D-Mark führte zu restr. GP in I. Langfr.: steigt p & p* gleich stark, u. damit verändert sich WK nicht! Kurzfr.: Inflationserwartungen sind in alle Preise eingebaut. Nom. WK (e) sinkt sofort, Inflation (Veränderung v. p) sinkt mit Verzögerung. Folge: Reale Aufwertung der Lira. Deshalb wurde das EWS „light“ eingeführt. Wegen hohen Inflationsunterschieden wurden Währungen zwar fixiert, aber von Zeit zu Zeit a.d. Entwicklung der Inflationsdifferenzen angepasst. Diese periodische Anpassung wird Paritätenanpassung genannt. Siehe Abb.: 13.3: Entwicklung WK Lir/DM im EWS EWS hat dazu geführt, dass sich die Inflationsraten der beteiligten Länder angenähert haben, d.h. Effekt auf WK auf den realen WK kleiner geworden ist. Mit der deutschen GP importierte die italienische ZB gleichzeitig auch die Preisstabilität der D-Mark. Die EWS-Krise von 1992: Spekulative Attacken auf fixe Wechselkurse Vorteil von fixen WK ist grössere Vorhersehbarkeit, andererseits entfällt eine der Betrieb einer landesspezifischen GP. In einem solchen System konzentriert sich die GP nur auf WK. Vernachlässigung d. Konjunkturstabilisierung od. Sicherung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit. - Fixen WK-System: Land kann jederzeit beschliessen den WK auf-od. abzuwerten, od. aus dem Fixkurssystem auszusteigen. Finanzmärkte spekulieren nun auf solche Auf- u. Abwertungen, sobald eine grössere Inkonsistenz zw. den Zielen d. WK-Fixierung u. anderen Zielen (z.B. konjunkturelle) beobachten. Es gibt 2 Formen v. Inkonsistenzen, die v.d. Finanzmarktteilnehmern für sog. Spekulative Attacken genutzt werden. Inkonsistenz zw. der Konjunkturlage u. der GP, die aus der Fixierung des WK resultiert. (Fall D/GB) Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit der inländ. Exportindustrie, weil ein fixer WK bei zu grossen Inflationsunterschieden zu einer realen Aufertung der inländ. Währung führt. (Fall D/I) Der Fall des englischen Pfunds Vgl. Konjunkturdifferenzen zw. D u. GB auf der Grafik 13.1. Ausgangslage: GB befindet sich in einer rezessiven Phase mit AL v. 10%, u . muss statt einer expans. GP eine restr. GP betreiben, um WK zu halten. Wette der Finanzmarktteilnehmer, das restr. GP v. GB langfr. nicht aufrechterhalten wird. D.h. Ausstieg £ aus WK-Systems u. Abwertung des £ gegenüber D-Mark. wegen schlechter Konjunkturlage expan. GP erzwingen. Mit noch überbewerteten £ wurden D-Mark gekauftmit diesen D-Mark, konnte man nach erfolgter £ -Abwertung mehr £ zurückkaufen. So erwirtschafteten sich einige Finanzteilnehmer eine akzeptable Rente in Milliardenhöhe. Dies verdeutlicht die Problematik v. Fixkurssystemen, wenn zw. konjunkturellen u. währungspolitischen Zielen offensichtliche Zielkonflikte auftreten. Der Fall der italienischen Lira Vgl. Inflationsdifferenzen zw. D u. I auf der Grafik 13.2. Italien hat über 5-6 Jahre eine höhre Inflation als D, aber die Inflationen glichen sich immer stärker an, u. deshalb wurde auf eine Paritätenanpassung (vgl. um Aufwertungsdruck der lira einzudämmen) verzichtet. Aufwertung der inflationären Lira erhöhte sich! Diese Situation bot für die Finanzmärkte ein „one-way-bet“ an. Wette: I musste wegen real aufwertenden Lira u. den Exportproblemen vom fixen nominalen WK abkommen. Finanzmarktteilnehmer verkauften Lira u. kauften billige D-Mark. Fazit: EWS-Krise v. 1992 zeigt, dass fixe WK-Systeme sehr labil sind, sobald es klare Differenzen i.d. makroökonomischen Situation gibt. 13.4 Währungsunion Fixkurssysteme versus Währungsunionen In Fixkurssystem sind WK fix, aber nicht für immer, d.h. es ist möglich au dem System auszusteigen u. den WK anzupassen. Wegen der nationalen Geldpolitik, ist es bei bestehenden Inkonsistenzen i.d. makroökonomischen Entwicklung schwierig, einen fixen WK zu halten, wenn die Finanzmärkte diese Inkonsistenz „testen“. I.d. Währungsunion sind die nom. WK für immer fix. Keine Möglichkeit eine Anpassung vorzunehmen, da nur noch eine Währung existiert. Anstelle nationaler GP gibt es nur noch eine geldpolitische Behörde für die gesamte Währungsunion. Keine Möglichkeit der Länder durch die Veränderung d. relativen GM Auf-u. Abwertungen zu tätigen. Stabilität wird erhöht, reduziert aber Flexibilität . Vorteil: WK-Risiko u. Transaktionkosten werden vollständig eliminiert. Preistransparenz steigt, da die Güterpreise direkt verglichen werden können (vgl. fixen WK mit seinen vielen versch. Währungen). Gewinn an Transparenz u. Stabilität durch gemeinsame Währung bringt positiven Wohlstandseffekt, da es den gemeinsamen Handel stimuliert. Nachteil: Verlust der GP einzelner Länder als eigenständiges makroökonomisches Instrument. Konjunkturellen Differenzen mit Anpassung der GP entgegen zu wirken ist nicht mehr möglich. Optimale Währungsräume Währungsunion zw. verschiedenen Ländern ist dann erfolgreich, wenn deren Konjunkturverläufe einander möglichst ähnlich sind. (z.B. alle Länder gleichzeitig in Rezession sind, u. deshalb expans. GP betreiben). Je ähnlicher die Wirtschaftsstruktur, desto kleiner ist die Gefahr, dass einzelne v. ihnen v. sog. „asymmetrischen Schocks“ getroffen werden. Asymmetrische Schocks sind Schocks, wenn sie gewisse besonders stark treffen u. andere weniger. (Schrei nach unterschiedl. GP) I.d. Währungsunion haben die zusammengeschlossenen Länder keine nationale unterschiedliche GP mehr. Durch andere Anpassungsmechanismen kann dies zu einem best. Niveau aufgefangen werden. 3 alternative Anpassungsmechanismen um asymmetrische Schocks abzufedern: I. flexible Löhne (u. damit auch flexible Preise) II. mobile Arbeitskräfte III. ausgleichende Fiskalströme I. II. III. Wenn Länder mit ungleicher Konjunkturentwicklung in einer Währungsunion zusammengeschlossen sind, stellen flexible Löhne einen ausgleichenden Faktor bei asymmetrischen Schocks dar. Befindet sich ein Land in einer Rezession, dann können Löhne sinken. In einem anderen Land mit Hochkonjunktur können sie steigen. Rückgang der gesamtwirt. N hat nur dann einen neg. Effekt auf BIP & Beschäftigung, wenn Löhne nicht völlig flexibel sind. bei völlig flexiblen Löhnen & Preisen ist gesamtwirt. A-Kurve vertikal a.d. Kapazitätsgrenze, u. ein N-Schock hat keine realen Auswirkungen. D.h. es braucht keine nationale GP um gegen diesen Schock vorzugehen, es reicht wenn die Preise flexibel sind. Fazit: Je flexibler Preise i.d. Mitgliedstaaten einer Währungsunion sind, desto geringere neg. Auswirkungen hat der Verlust der monetären Autonomie. Mobilität der Arbeitskräfte: Zusätzliche Anpasssungsmöglichkeit in einem Land, das durch eine neg. Schock getroffen wird. Falls in diesem Land Beschäftigung zurückgeht, könne mobile Arbeitskräfte diese Land verlassen u. ihre Tätigkeit in Ländern mit bessere Wirtschaftslage verlegen. Ausgleichende Fiskalströme: Durch Fiskalpolitik Ausgleich schaffen, da keine regional GP möglich ist. Fiskalausgaben können in Ländern verstärkt werden, die Rezession haben u. in anderen Ländern mit guter Wirtschaftslage zurückgenommen werden. 13.5 Die Europäische Währungsunion (EWU) Entstehung der EWU und die Konvergenzkriterien Mit der Schaffung einer Währungsunion machte die EU i.d. 1990er Jahren einen weiteren wichtigen Schritt zur Vertiefung ihre Integrationsprozesses. Maastricht Vertrag anfangs der 90er legt Prozedere fest das, nach dem aus der Europäischen Gemeinschaft eine Währungsunion wird. Es wurden Konvergenzkriterien entwickelt, die bei der GP u. d. Fiskalpolitik ansetzen u. zur Beurteilung dienen, ob ein Land Mitglied der europäischen Währungsunion werden kann. Bei der GP galten folgende Kriterien: Zinssätze innerhalb eines engen Rahmens Relativ stabiler WK im Vorfeld des Beitritts Ähnliche Inflationsrate wie die übrigen Mitgliedsländer Bei der Fiskalpolitik wurden folgende vielzitierten Kriterien festgelegt: Jährliches Budgetdefizit (Nettoneuverschuldung) v. max 3 % des BIP Staatsverschuldung v. unter 60% des BIP Ziel dieser Konvergenzkriterien: Alle beteiligten VW sollen einander makroökonomisch annähernd entsprechen, um einen optimalen Währungsraum zu schaffen. Grosse Probleme stellen weiterhin die realwirtschaftlichen Grössen (Wirtschaftsstruktur od. Regulierung der Arbeits- u. Produktmärkte) dar. Viel Kritik v. Ökonomen a.d. Europäischen Währungsunion. Gründe: 1. Gefahr asymmetrischer Schocks bei struktureller Verschiedenheit einzelner Länder 2. Nicht oder zu wenig vorhandene Ausgleichmechanismen, die selbst bei unterschiedlichen Konjunkturentwicklungen einen optimalen Währungsraum erlauben würden. Viele Mitglieder der Europäischen Union haben: a) Wenig flexible Löhne b) Stark u. starr regulierte Arbeitsmärkte c) Wenig mobile Arbeitskräfte (Sprachunterschiede, nicht wie i.d. USA) d) Geringe ausgleichende Ströme (EU-Budget nicht genügend gross um einen makroökonomischen wirksamen Ausgleich zu schaffen) Siehe Abb.: 13.4: Kurzfristige Probleme in der europäischen Währungsunion Ausgangslage: D in rezessiver Phase u. geringer gesamtwirt. N – ESP in Hochkonjunktur. Problem ist nun, wie sich die EZB (europäische ZB) verhalten soll. Meist konzentriert sich die EZB auf ihr eigentliches Mandat, nämlich Preisstabilität zu garantieren. Konjunkturelle Probleme, die wegen des heterogenen Währungsraums unvermeidbar sind, werden i.d. Hintergrund getreten. „Wechselkursanpassungen“ auch in der Währungsunion In einer Währungsunion gibt es keine konjunkturell stabilisierenden Anpassungen i.d. nominalen WK mehr. Rückblick: GP kann wegen inflexiblen Preise krzfr. den realen WK beeinflussen. Langfr. aber nicht, da sobald sich die Preise angepasst haben, die Effekte der GP verschwinden. Anders: Wenn Anpassung statt über GP über Preise erfolgt. In einer Währungsunion sind Anpassungsmechanismen über realen „WK“ möglich. nominaler WK verschwindet, aber ein realer WK besteht immer noch. Reale WK vergleicht Preisniveau im Ausland mit demjenigen im Inland, ausgedrückt in derselben Währung. r (realer WK) = e (Nomin. WK) x p* (Preis Güterkorb im Ausland in ausländ. Währung) p (Preis Güterkorb im Inland in CHF) e verschwindet nun, also kann direkt verglichen werden, was der Güterkorb - in € - im Ausland u. Inland kostet. Vgl. Bsp. D & ESP Güterkorb in ESP ist teurer als in D“deutsche Euro“ wertet gegenüber „spanischen Euro“ abwertet (reale Abwertung). in D werden Exporte durch steigende preisliche Wettbewerbsfähigkeit stimuliert, die Importe aus teurem Spanien zurückgehen. gesamtwirt. N in D wächst, während sie in ESP abnimmt. Dieser Mechanismus bringt exakt den konjunkturellen Ausgleich, den man üblicherweise mit der Geldpolitik anstrebt. Auch i.d. Währungsunion efolgt ein Ausgleich über den WK. Anpassung erfolgt direkt über realen WK u. nicht auf dem Umweg über den nom. WK (in einer Währungsunion nicht möglich). r (realer WK) = p* (Preis Güterkorb im Ausland in €) p (Preis Güterkorb im Inland in €) Anpassungsmechanismus über flexible Löhne (u. Preise), der eine Währungsunion auch dann effizient macht, wenn Konjunkturzyklender beteiligten Länder unterschiedlich sind. Bei der Anpassung über den realen WK (in einer Währungsunion die einzige Möglichkeit) erfordert dieser Prozess mehr Zeit. Er reagiert nicht so schnell u. effektiv wie die direkte Anwendung einer nation. GP, weil nur die GP den nom. WK u. damit krzfr. auch den realen WK sofort i.d. gewünschte Richtung bewegen kann. Kapitel 14: Finanzierung der Staatstätigkeit Bei jeder dem Staat zugeteilten Aufgaben muss man sich sogleich fragen, von welchen Geldern diese Tätigkeit bezahlt werden soll. Die Finanzierung der Staatstätigkeit ist mit interessanten öko. Fragen verbunden, beeinträchtigen doch alle Formen der Finanzierung der Staatstätigkeit mehr od. weniger stark die Effizienz des Wirtschaftssystems. 14.1 Kategorien von Staatseinnahmen Es gibt 3 Formen zur Finanzierung der Staatsausgaben, der Staat kann: a. Steuern erheben b. Sich auf dem Kapitalmarkt verschulden c. Sich bei der Zentralbank verschulden – Finanzierung über die Notenpresse A. Steuern In einem erweiterten System kann man als Steuern alle Abgaben bezeichnen, die der Staat in ver. Formen von den Bürgern erhebt, welche sich in 3 Kategorien unterteilen lasse: Direkte Steuern Indirekte Steuern Gebühren Direkte Steuern sind Abgaben, die aufgrund persönlicher Merkmale dem Steuerzahler erhoben werden, deshalb sind sie bei vers. Personen unterschiedlich hoch. Direkte Steuern enthalten in der Regel in zweierlei Hinsicht Umverteilungskomponenten. Erstens wird das gesamte Einkommen besteuert und zweitens enthalten direkte Steuern meist noch eine sogenannte Progression – diese lässt den Prozentsatz des Einkommens, der als Steuern zu errichten ist, mit der Einkommenshöhe ansteigen. Indirekte Steuern sind Abgaben, die keine persönlichen Merkmale der Steuerzahler berücksichtigen. Sie werden auf Markttransaktionen im weitesten Sinne erhoben, unabhängig davon, wer die Transaktion ausführt. ( Mehrwertsteuer/ Zölle) Entsprechend sind in den indirekten Steuern auch kaum Umverteilungselemente enthalten, denn es ist schwierig, eine progressive indirekte Steuer zu erheben. Der Versuch dazu wurde dennoch häufig unternommen – Bsp.: Luxusgüter/ Güter des tägl. Bedarfs. Gebühren – streng genommen keine eigentliche Steuern – sind Zahlungen von Personen an den Staat für eine klar def. Leistung; z. Bsp. Gebühren zur Passausstellung. Sie ist eine Staatseinnahme mit Steuercharakter, da man ihr kaum ausweichen kann. Direkte u. indirekte Steuern entrichtet man in einen gemeinsamen Topf und hat damit eine generellen Anspruch auf allg. öff. Leistungen. Bei den Gebühren dagegen erwirbt man direkt eine best. staatliche Leistung. B. Verschuldung Der Staat verschuldet sich auf dem Kapitalmarkt und bestreitet mit den Krediten seine Ausgaben. Er verwendet also nicht die heutigen/ gestrigen Einnahmen für heutige Ausgaben, sondern er bezieht heute eine Leistung und verbürgt sich morgen dafür zu bezahlen. Eine hohe Verschuldung bringt Kosten mit sich. Einerseits steigen bei höherer Staatsverschuldung die Passivzinsen, also die Zinszahlungen auf die Schulden. Andererseits sinkt auf dem Kapitalmarkt die Bonität eines stark verschuldeten Staates. Den langfristig muss jede Staatsverschuldung mit Steuereinnahmen finanziert werden. Das bedeutet, dass jede Periode mit steigender Staatsverschuldung früher od. später von einer Periode, in der die Einnahmen höher sind als die Ausgaben, abgelöst werden um die Schulden zu tilgen. Bsp.: Ähnlich wie eine Firma kann der Staat sich verschulden, um Investitionen zu tätigen. Er kann aber auch über die Verschuldung den laufenden Staatskonsum finanzieren und lässt sich dann mit einem Privathaushalt vergleichen. C. Geldschöpfung Vereinfach ausgedrückt kann der Staat sich das notwendige Geld drucken lassen. Dazu nimmt der Staat einen Kredit auf, direkt bei der Zentralbank, die sich die dazu nötigen liquiden Mittel durch Geldschöpfung beschafft. Längerfristig lässt sich diese Art der Finanzierung nicht aufrechterhalten, den hier wird letztlich eine Inflationssteuer erhoben. Mit der Zeit führt die Finanzierung grösserer Teile der Staatstätigkeit über die Geldschöpfung nämlich zu einer sich beschleunigenden Inflation. Also besteuert in ständig zunehmendem Masse jene, die gezwungen sind, Geld zu halten. Folglich werden die Leute immer stärker alles unternehmen, um kein Geld zu halten – damit verliert die Inflationssteuer ihre Steuerbasis - Staatsausgaben müssen letztlich immer über Steuern finanziert werden. Die Notenpresse stellt für die Regierung in Finanzierungsnöten immer eine Versuchung dar – deshalb ist in den meisten Ländern die Finanzpolitik u Geldpolitik getrennt. Sind Steuern und Verschuldung äquivalent? Die Überlegung, dass Firmen und Haushalte sich bewusst sind, heutige Verschuldung mit morgigen Steuern zurückzuzahlen ist unter dem Begriff ricardianische Äquivalenz bekannt. Sie postuliert, dass ein rationaler Steuerzahler Verschuldung u Steuererhöhung als äquivalent betrachten und daher etwa bei einer schuldenfinanzierten Steuersenkung bereits heute beginnen zu sparen, um unvermeidliche fällige Steuererhöhungen zu bezahlen. Man ist sich heute einig, dass die ricardianische Äquivalenz in der Regel nicht od zumindest nicht vollständig gilt. 14.2 Wohlfahrtsverlust durch Steuern Ein Nachteil von Steuern ist, dass sie die relativen Preise verändert und damit Ineffizienz verursacht. Wie man diese Effizienzverluste möglichst klein halten kann, gehört zu den wichtigsten Aufgabenstellungen der wirtschaftspolitischen Praxis. Einfach gänzlich auf Steuern verzichten, ist zu den wesentlich problematischeren Alternativen nicht denkbar. Man zeigt im Folgenden: - wieso Steuern immer zu Wohlfahrtsverlusten führt - analysiert wovon die Höhe dieser Wohlfahrtsverluste abhängt - diskutiert wer eine Steuer zu bezahlen hat Steuern als verzerrende Preiseingriffe Jede Steuer af eine Tätigkeit od ein Gut führt zu einer Veränderung der relativen Preise. Denn sie ist letztlich immer ein Aufschlag auf den Preis, der sich auf dem Markt bildet. Die Preise zeigen dann nicht mehr die tatsächliche Knappheit an. Dabei führen Steuern in allen Fällen zu Preisveränderungen, gleichgültig ob als indirekte Steuer bei den Preisen für Güter u Dienstleistungen od. als direkte Steuern bei den Löhnen der Beschäftigten u den Zinseinkommen der Kapitalgeber. Ob und wie produktiv der Staat die Steuereinnahmen einsetzt, immer ergibt sich ein Wohlfahrtsverlust durch die Veränderung der relativen Preise. Gesamthaft kann die Staatstätigkeit natürlich trotzdem effizienzsteigernd sein, wenn nämlich aus Effizienzsicht die positiven Effekte der Staatsausgaben die negativen Effekte der Verzerrung aus den Steuereinnahmen übertreffen. Abbildung 14.1 Bsp.: Indirekte Steuer auf ein Gut. Ob diese Steuer auf der Angebots- od Nachfrageseite erhoben wird, ist völlig gleichgültig. In beiden Fällen verschiebt sich die Kurve um den Betrag der Steuer t. -Wird sie auf der Angebotsseite erhoben: Also sobald die Firma das Gut auf den Markt bringt, verschiebt sich die Angebotskurve nach links oben – da die Kosten der Produktion jeder Einheit um den Steuerbetrag erhöht. -Wird auf der Nachfrageseite erhoben: Also erst wenn der Konsument das Gut kauft, verschiebt sich die Nachfragekurve nach links unten – weil der Preis für jede Einheit um den Steuerbetrag erhöht wir. Die Differenz zw. diesen beiden Preisen ist die Steuereinnahme; multipliziert man t mit der Menge q, die im neuen Marktgleichgewicht abgesetzt wird, dann erhält man die Steuereinnahmen für den Staat. - Welchen Effekt hat die Steuer nun auf die Wohlfahrt? Der Steuerertrag tq entspricht einer Umverteilung von Konsumenten und Produzenten an den Staat – was noch kein Wohlfahrtsverlust darstellt. Schliesslich bleibt aber ein Teil unverteilt – Rückgang von Produzenten- und Konsumentenrente, welche nicht an den Staat umverteilt wird – was ein Wohlfahrtsverlust bedeutet. Es bedeutet ein Verlust an gesamtwirtschaftlicher Wohlfahrt, der einfach dadurch entsteht, dass die Steuer die relative Preise verzerrt. Die Höhe der Wohlfahrtsverluste durch Steuern Ein gewisser Wohlfahrtsverlust durch Steuern ist also unvermeidlich. Wie hoch aber der Verlust ist, hängt sehr stark von der konkreten Ausgestaltung der Steuern ab. 2 Faktoren spielen eine Rolle: Die Elastizität der Angebots- u Nachfragekurve Die Höhe der Steuer Die Bedeutung der Elastizität Die Elastizität beschreibt, wie stark die nachgefragte od angebotene Menge auf eine Preisveränderung reagiert. - Ist die Nachfrage sehr unelastisch, bedeutet dies, dass eine Veränderung des Preises zu einer relativ geringen Veränderung der Menge führt. - Ist die Nachfrage umgekehrt sehr elastisch, führt bereits eine geringe Erhöhung des Preises zu einem massiven Rückgang der nachgefragten Menge. > Auch das Angebot kann mit der exakt gleichen Argumentation unterschiedlich elastisch sein. Je elastischer Nachfrage- u Angebot sind, desto stärker reagiert die Menge und desto grösser werden die Wohlfahrtsverluste. Sie entstehen dadurch, dass es bei hoher Elastizität sehr einfach ist, der Steuer im grossen Stil auszuweichen. Abbildung 14.2 Man unterscheidet zur Illustration 2 Fälle. Angenommen die Nachfrage weise in beiden Situationen die gleiche Elastizität auf. Das Angebot sei aber unterschiedlich elastisch. Bei gleich hoher Steuer ist der Wohlfahrtsverlust bei elastischem Angebot viel höher als bei unelastischem Angebot. Bei genauer Betrachtung sieht man, das s es einen Fall gibt, in de die Steuer zu keinen Wohlfahrtsverlusten führt. Dann nämlich, wenn das Angebot völlig unelastisch ist. Eine sehr unwahrscheinliche, aber denkbare Möglichkeit. Dann wäre die Angebotskurve eine Vertikale, die Steuer würde keine Verhaltensänderung bewirken und es gäbe folglich auch kein Bereich an Rentenverlust. Aus Effizienzgründen sollten Steuern möglichst dort erhoben werden, wo Angebot u Nachfrage sehr unelastisch sind, also kaum reagieren können. Denn dies verringert die Wohlfahrtsverluste. Gleichzeitig ergibt sich ein starker Verteilungseffekt - die Marktseite muss den Grossteil der Steuern bezahlen. Politisch noch heikler ist die Tatsache, dass das Angebot an Arbeit und Kapital sehr unterschiedlich elastisch ist: -Finanzkapital ist ausgesprochen elastisch. Kleine Steuerveränderungen führen daher zu massiven Kapitalverschiebungen in andere Länder -Eine leichte Veränderung in der Besteuerung der Arbeit hat jedoch kaum. einen Effekt auf die angebotene Menge an Arbeit Aus Effizienzsicht ist eine Kapitalsteuer also klar ungünstiger als eine Steuer auf die Arbeit, die ihrerseits aber – wegen der als unfair empfundenen Verteilung der Kosten – stets heftige polit. Reaktionen auslösen wird. Die Bedeutung der Steuerhöhe Die Mengenreaktionen fallen umso stärker aus, desto höher eine Steuer ist. Im Extremfall kann man sich eine prohibitiv hohe Steuer vorstellen, bei der auf dem betrachteten Markt nichts mehr angeboten od nachgefragt wird. Abbildung 14.3 2 Fälle: Die Angebots- u Nachfragekurve haben in beiden Fällen genau die gleich Form; es gibt keine Unterschiede in der Elastizität. Das Verhältnis zw Steuerertrag und Wohlfahrtsverlust bei einer relativ tiefen Steuer ist viel günstiger als bei einer hohen Steuer. Bei hohen Steuer ergeben sich nicht viel grössere Steuereinnahmen als bei der tiefen Steuer, weil kaum mehr Transaktionen statt finden. In gewissen Fällen, lassen sich also die Steuereinnahmen erhöhen, indem man die Steuersätze senkt. Dies ist das Konzept der so genannten Laffer-Kurve. Sie besagt, dass eine Senkung sehr hohe Steuern die Steuereinnahmen erhöhen sollten. Stark umstritten ist allerdings die Frage, ab wann eine Steuer so hoch ist, dass ihre Senkung tatsächlich expansiv wirkt. Wer bezahlt die Steuern? Wie erwartet sind in der politischen Diskussion die Verteilungswirkungen von Steuern oft wesentlich bedeutsamer als die Wohlfahrtseffekte. Es geht um die Frage: wer letztlich die Steuern trägt. Hier spielt die Elastizität wiederum eine entscheidende Rolle. Denn der grösste Anteil der Steuern wird stets von der weniger elastischen Marktseite getragen. Also kommt es darauf an, ob eher die Angebots- od Nachfrageseite unelastisch ist und damit allfälligen Preisveränderungen weniger gut ausweichen kann. Welche Bevölkerungsgruppen eine Steuer schliesslich bezahlen wird nennt man die Steuerinzidenz. Abbildung 14.4 2 Fälle: - Ist die Nachfrage eher unelastisch und das Angebot relativ elastisch fällt die Steuerlast vor allem auf die Nachfrager. Typisches Bsp.: Die Raucher; Die Nachfrage der Raucher nach Tabakwaren geht auch bei ziemlich grossen Preissteigerungen nur geringfügig zurück. - Der gegenteilige Fall, dass die Anbieter von Gütern und Dienstleistungen weniger elastisch auf eine Preisänderung reagieren, ist ebenfalls möglich. In diesem Fall tragen vor allem die Anbieter die Steuerlast. Bsp.: Luxussteuer auf Yachten; Das eigentliche Ziel, nämlich die Besteuerung der Reichen wurde damit aber verfehlt, da diese viel elastischer in ihrer Nachfrage waren als die Anbieter auf Yachten. Es ist egal wo die Steuern erhoben werden, ob auf Angebots- od Nachfrageseite, entscheidend ist, wer dieser Steuer besser ausweichen kann. 14.3 Föderalistische Schweizer Staatsfinanzen In keinen anderem wirtschaftspolitischen Gebiet manifestiert sich dieser Föderalismus so ausgeprägt wie in der Finanzpolitik. Schweizer Steuersystem In der Schweiz wird der überwiegende Teil der staatlichen Tätigkeit über ordentliche Steuern finanziert. Staatseinnahmen in Fr. im Jahre 2003: Bund 43,3 Milliarden Kantone 30,6 Milliarden Gemeinden 20,5 Milliarden Der Bund hat bei den Staatseinnahmen eine grössere Bedeutung als bei der Staatsausgaben, da die wichtige Mehrwertsteuer als indirekte Steuer aus Gründen der Effizienz nur von einer Stelle, nämlich dem Bund erhoben wird. Ein guter Teil der Mehrwertsteuererträge geht dann an die Kantone u Gemeinden. Im intern. Vergleich ist der prozentuale Anteil an direkter Steuer in der Schweiz hoch, weil der Mehrwertsteuersatz mit 7,6% wesentlich tiefer liegt als etwa in der EU mit 15%. Die im Verhältnis zu anderen Ländern ungewöhnlich grosse Bedeutung von Kantonen und Gemeinden zeigt sich im Übrigen auch bei den Staatsausgaben. Beinahe die Hälfte aller Ausgaben entfielen auf die Kantone und knapp 1/3 auf die Gemeinden, womit die Gemeindeausgaben insgesamt höher waren als die Bundesausgaben. Über die letzten Jahrzehnte ist ein klarer Trend hin zu einem stärkeren Föderalismus festzustellen. So stieg der Kantonsanteil an den Staatsausgaben von 1960 – 2000 massiv an: 1960 betrug er 36,7%, also ca 10 Prozentpunkte weniger als heute. Parallel dazu sank der Anteil der Bundesausgaben von 1/3 auf 1/4 der Staatsausgaben. Vor- und Nachteile des Finanzföderalismus A. Voreile Im internationalen Vergleich hat der Föderalismus im Finanzbereich Effizienzvorteile. Der erste und wohl auch wichtigste Vorteil ist der finanzpolitische Wettbewerb unter den Kantonen und unter den Gemeinden. Die disziplinierende Wirkung diese „Abstimmung mit den Füssen“ spielt in einem föderativen System eine grössere Rolle als in einem System, in dem Steuern u Staatsausgaben vor allem auf Bundesebene anfallen. Als Bsp: Bietet ein Kanton besonders gute steuerliche Rahmenbedingungen, wird es für Firmen od Private interessant, sich in diesem Kanton niederzulassen. Kaum ein Kanton od eine Gemeinde könnte es sich leisten, ein ineffizientes Steuersystem aufrecht zu erhalten ( Bsp.: Reichtumssteuer). Der starke Standortwettbewerb über die Fiskalpolitik senkt also tendenziell die Steuerbelastung. Überdies werden durch den Wettbewerb auch die Staatsausgaben effizienter gestaltet. Denn auch ein Kanton der Steuereinnahmen ineffizient verwendet und schlechte staatliche Dienstleistungen anbietet, riskiert die Abwanderung attraktiver Steuerzahler. Auch ein Vorteil ist es, wenn der Finanzföderalismus dem Prinzip der Subsidiarität entspricht. Staatausgaben u Staatseinnahmen sollten stets auf der tiefstmöglichen Ebene anfallen, weil dann die Präferenz der Bürger bestmöglich berücksichtigt werden. Der Finanzföderalismus führt dazu, dass die Betroffenen möglichst direkt über Steuern und Staatsausgaben entscheiden können. B. Nachteile Die vielen unterschiedlichen Steuerebenen führen zu einer beträchtlichen Komplexität, die eine effiziente Umsetzung und Administration des Steuersystems nicht begünstigen. Auch kann der Finanzföderalismus dazu führen, dass gewisse Prozesse aus Effizienzsicht auf einer tiefen Ebene angesiedelt sind und daher Grössenvorteile ungenutzt bleiben. Deshalb hat die Schweiz eine wichtige Institution geschaffen, die den Finanzföderalismus in einem gewissen Grad durchbricht, nämlich den so genannten Finanzausgleich. C. Finanzausgleich In drei Formen institutionalisiert der Finanzausgleich die breit angelegte Umverteilung der Steuereinnahmen zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden: 1.Form Die Beteiligung der Kantone an den Bundeseinnahmen, indem wie erwähnt die Mehrwertsteuer auf Bundesebene erhoben u anschliessend ach an die Kantone umverteilt wird 2.Form Der so genannte freie Finanzausgleich, eine Umverteilung ungebundener Mittel von eher reichen zu eher finanzschwachen Kantonen 3. Form Der zweckgebundene Finanzausgleich mit dem Ziel, so genannte Verbundsaufgaben effizient zu bewältigen. Der zweckgebundene Finanzausgleich sorgt dafür, dass die Nutzniesser einer solchen Leistung sich angemessen an den Kosten beteiligen, auch die Leistungen in einem anderen Kanton angeboten werden. 14.4 Budgetdefizite und ihre Finanzierung Sind in einer Periode die Staatseinnahmen kleiner als die Staatsausgaben, so entsteht ein Budgetdefizit. Dieses muss notgedrungen durch Verschuldung finanziert werden. Makroökonomische Analyse von Budgetdefiziten Auf der Basis einfacher makroökonomischer Identitäten ( Gleichungen, die per Definition immer gelten müssen) Budgetdefizite etwas detaillierter betrachten: Definition der Ersparnis des Staates: Sg ( staatliche Ersparnis) = T ( steuern) G ( Staatsausgaben) Die staatlichen Ersparnis ist gleich der Differenz zwischen Steuern und Staatsausgaben. Neben dem Staat können in einer Volkswirtschaft natürlich auch die Haushalte und Firmen sparen, dies sind die so genannten privaten Ersparnis: Sh ( Privat Ersparnis) = Y (Bruttoinlandprodukt) T ( Steuern) C ( Privatkonsum) Sie ist was übrig bleibt, nachdem der Haushalt den Konsum finanziert und die Steuern bezahlt hat. Die gesamte Ersparnis in einer Ökonomie entspricht nun der Summe dieser beiden Ersparnise. S ( Gesamtersparnis) = Sg Sh Schlussendlich erhält man: S ( Gesamtersparnis) = I ( Investitionen) NX ( Nettoexport) Sie besagt, dass die Ersparnis einer Ökonomie per Definition der Summe aus Investitionen und Nettoexporten entspricht. Ein Budgetdefizit bedeutet immer ein Entsparen des Staates. Geht die staatliche Ersparnis Sg zurück, so senkt dies die Gesamtersparnis S. Es gibt dann 2 Arten wie die Identität weiterhin gelten kann: Entweder sinken die Investitionen I od die Nettoexporte NX od eine Kombination der beiden – Was ist die öko Begründung dafür? Ein Budgetdefizit wird immer über Verschulung finanziert, die entweder im Inland od im Ausland erfolgen kann: Erfolgt die Verschulung im Inland, so führt dies zu einem Rückgang der Investitionen - Erfolgt die Verschuldung im Ausland, so führt dies z einem Rückgang der Nettoexporte Zwei Finanzierungsquellen für Budgetdefizite - Warum führt eine Finanzierung des Budgetdefizits im Inland zu einem Rückgang der inländischen Investition? Wenn der Staat zusätzliche Kredite nachfragt und das Kreditangebot konstant bleibt, wird der Preis für die Kredite ( der Zinssatz) steigen, was die privaten Investitionen I negativ beeinflusst. Dies ist der Crowding-out- Prozess, demzufolge die staatliche Kreditnachfrage zu einem gewissen Grade die private Kreditnachfrage verdrängt. - Warum führt dies zu einer Reduktion der Nettoexporte? Die Kredite werden in ausländischer Währung gewährt. Mit dem Kredit will der Staat jedoch Ausgaben in der Schweiz finanzieren – Umtausch der Währung. Eine Aufwertung bedeutet also, dass die Importe begünstigt und die Exporte negativ beeinflusst werden, was zu einem Sinken der Nettoexporte führt. Budgetdefizit kombiniert mit negativer Handelsbilanz führt zu einem Zwillingsdefizit. 14.5 Staatsverschulung Eine positive Staatsverschuldung bedeutet, dass es in den vergangenen Jahren mehr Budgetdefizite als Budgetüberschüsse gegeben hat. In dieser Situation befinden sich nach wie vor die meisten Länder. Vorteile der Staatsverschuldung 3 plausible Gründe weshalb eine Staatsverschuldung Sinn machen kann: 1. Staatliche Investition 2. Steuerglättung 3. Makroökonomische Stabilisierung 1. Staatliche Investition mit langer Laufzeit: Eine langfristige Investition, die vor allem zukünftige Generationen zu Gute kommt, wird durchaus sinnvoll auch mit den Steuerzahlungen kommender Generationen finanziert. Dieser intertemporale Finanzierungsausgleich liefert also eine gewisse Rechtfertigung für eine langfristige Verschuldung. 2. Steuerglättung: Bei jeder Erhöhung od Senkung der Staatsausgaben müsste die Steuern erhöht od gesenkt werden. Staatsausgaben wie Staatseinnahmen beruhen stets auf einer Schätzung, Abweichungen von einem Grundsatz daher vorprogrammiert, nebst dem, dass es viel zu aufwändig wäre. Doch die Tatsache lang anhaltender Staatsverschuldung lässt sich durch die Steuernglättung nicht erklären. 3. makroökonomische Stabilisierung: Makroö. Stabilisierung über die Fiskalpolitik, hat gewisse Parallelen zum Konzept der Steuerglättung. Über einen ganzen Konjunkturzyklus sollten sich die Schwankungen, zwischen den Staatausgaben und Staatseinnahmen, ausgleichen, womit die Staatsverschuldung im mittelfristigen Durchschnitt gleich 0 sein müssten. Ebenso wenig wie die Steuerglättung gibt die makroökonomische Stabilisierung eine Begründung dafür, warum Staaten längerfristig eine hohen und oft wachsenden Schuldenberg anhäufen. Nachteile der Staatsverschuldung Wichtigsten Probleme: 1. Veränderung privater Investitionen 2. Verlust des Handlungsspielraums im Budget 3. Verlockung zur Monetisierung 1.Die Verdrängung ( Crowding out) privater Investitionen durch Erhöhung der Staatsverschuldung, ist insofern aus Effizienzsicht nachteilig, als man davon ausgehen kann, dass private Investitionen in der Regel rentabler sind als staatliche. 2. Nachteil der Staatsverschuldung ist das Überhandnehmen von Zinszahlungen zulasten der Finanzierung anderer Staatstätigkeiten. Denn verschuldet sich der Staat, steigen neben den gemessenen Staatschulden auch die staatlichen Zinszahlungen auf dieser Schuld, für deren Bedienung sich der Staat allenfalls weiterverschulden muss. Wird zudem ein gewisses Mass an Staatsverschuldung überschritten, so werden die Finanzmärkte früher od später eine Risikoprämie verlangen, um sich gegen eine Zahlungsunfähigkeit des Staates abzusichern. 3. Erhält der Staat auf dem Kapitalmärkten keine oder nur prohibitiv teuere Kredite, wächst die gefährliche Verlockung, das Problem durch die Geldschöpfung zu lösen. Es gibt 2 Varianten dieser sogenannten Monetisierung der Staatsschulden: a. Die primitivste Variante: Eine direkte Erhebung einer Inflationssteuer, in dem sich der Staat bei der Zentralbank verschuldet und so faktisch über die Notenpresse die Staatsausgaben finanziert. Dies führt mehr od. weniger in die ökon. Katastrophe einer Hyperinflation. b. Die subtilere Variante: Der Staat verschuldet sich nicht direkt bei der Zentralbank. Vielmehr sorgt ein auf dem Kapitalmarkt stark verschuldeter Staat hier dafür, dass die Notenbank mit einer expansiven Geldpolitik die Inflation anheizt. Diese Inflation sorgt dafür, dass der Realwert der auf nominelle Beträge lautenden Schuld sich dauernd reduziert. Warum steigt die Staatsverschuldung an? Betrachten man die Vor- und Nachteile der Staatsverschuldung, so wird klar, dass die negativen Effekte überwiegen, vor allem wenn die Verschuldung eine gewisse Höhe überschreitet. Dennoch stellt man in den meisten OECD-Ländern eine starke Tendenz zu steigender Verschuldung fest. 3 politisch- ökonomische Gründe sind vor allem für diese steigende Staatsverschuldung verantwortlich: a. Verschuldung statt Steuererhöhung b. Trennung von Ausgabenbeschluss und Einnahmeentscheid c. Stimmentausch A. Verschuldung: Verschuldung ist zumind. Kurzfristig für eine Regierung attraktiver als die Erhöhung der Steuern. Eine Steuererhöhung ist aber gerade in einem auf Wahlen basierenden System äusserst riskant. Denn eine leichte Erhöhung der Staatsverschuldung wird vom breiten Publikum meist kaum wahrgenommen, während bei einer Steuererhöhung die ungeteilte, ablehnende Aufmerksamkeit von Medien u Bevölkerung sicher ist – Regierungen wurden deswegen bereits abgewählt. B. Die weitverbreitete Tendenz, den Ausgabenbeschluss vom Einnahmenentscheid zu trennen. Eigentlich sollten zusätzliche Staatsausgaben nur dann beschlossen werden, wenn ihre Finanzierung klar ist. Doch häufig werden Ausgaben beschlossen, ohne dass für sie eine entsprechende Finanzierung präsentiert werden muss. C. Stimmentausch, gegenseitige Zugeständnisse von Interessegruppen bei vers. Budgetposten. Parlamentarier vertreten meist gewisse regionale od. auch branchenmässige Interessen. Diese Art von Stimmentausch kann die Staatsaufgaben sehr stark in die Höhe treiben. Oft müssen institutionelle Bremsen für Staatsausgaben od. Staatsverschuldung eingeführt werden, um solchen „Händelein“ entgegen zu wirken. 14.6 Die Schweizer Schuldenbremse Die untenstehende Tabelle fasst die Entwicklung der nominellen Staatsverschuldung sowie das Verhältnis dieser Schuld zum realen BIP zusammen. Man sieht, dass sich die Schweiz seit den 90er relativ rasant der 60%- Marke nähert. Verschuldung der Schweiz in Franken: Tabelle 14.1 1970 1995 2003 In Franken In % des BIP 36 Mia 40% 170 Mia 46% 240 Mia 56% Zum Vergleich: EU- Konvergenzkriterium 60% Dazu kommt, dass hier nur die ausgewiesene Staatsverschuldung beziffert ist. Die implizite Staatsverschuldung wegen der zukünftigen Ansprüche aus den Sozialversicherungen ist hier nicht berücksichtigt. Auf den starken Anstieg der Verschuldung wurde die sogenannte Schuldenbremse im Jahre 2001 mit überwältigender Mehrheit vom Volk angenommen und steht jetzt in der Verfassung. Deren Grundidee ist, dass man eigentlich keine zusätzliche Verschuldung mehr zulässt, aber den Konjunkturzyklus mitberücksichtigt. Über den ganzen Konjunkturzyklus gesehen müssen gemäss der Schuldenbremse die Ausgaben gleich den Einnahmen sein. Abbildung 14.5 Schematische Darstellung der Schuldenbremse: Die Trendentwicklung des Bruttoinlandproduktes, entspricht etwa proportional dem Trend der Entwicklung der Staatsausgaben. Und die Entwicklung des laufenden Bruttoinlandproduktes mit den typischen Konjunkturschwankungen, ist etwa proportional zu den Staatseinnahmen – diese hängen sehr stark von der konjunkturellen Entwicklung ab. Umgesetzt wird die Schuldenbremse über eine Ausgabenregel, nach folgender Formel: Ausgaben = Einnahmen Trend BIP BIP In einer Rezession wird also die Wirtschaft stimuliert, da ei Budgetdefizit zugelassen wird. Der Ausdruck Trend BIP ist dann grösser als 1, so dass die Ausgaben höher als die Einnahmen sein BIP Können. Umgekehrt ist in einer guten Wirtschaftslage der Ausdruck Trend BIP kleiner als 1, da das BIP BIP höher ist, als es wäre, wenn die Wirtschaft sich mit dem Trendwachstum entwickelt hätte. Die Dynamik der Wirtschaftsentwicklung wird also durch einen Budgetüberschuss gebremst, da in einem Boom die Ausgaben kleiner als die Einnahmen sind ( gemäss der Formel der Schuldenbremse). Die Grundidee dieses Konzepts ist ähnlich wie diejenige des Stabilitäts- u. Wachstumspakts der EU. Dort gilt die Regel, dass in einer Rezession ein Budgetdefizit von nicht mehr als 3% des Bruttoinlandprodukts zulässig ist. Im Unterschied zur Schweizer Schuldenbremse gibt es hier aber keine analoge Regel für den Boom. Allerdings ist auch die Schweizer Schuldenbremse in der Umsetzung nicht unproblematisch. Die grösste Schwierigkeit besteht darin, dass die meisten Grössen in der genannten Formel geschätzt werden müssen. Daher wurde bei der Schuldenbremse für die Fehlbeträge, die sich aus der Prognoseunsicherheit ergeben, ein Ausgleichskonto eingeführt. Ein 2 Problem war, dass bei der Einführung der Schuldenbremse bereits ein strukturelles Defizit bestand, die Ausgabenregel aber eigentlich von einem im Ausgangspunkt strukturell ausgeglichenen Budget ausgeht. Ein strukturelles Defizit besteht dann, wenn bei einer konjunkturell ausgeglichenen Wirtschaftslage das Budget im Minus liegt. Mit der Schuldenbremse, die ja über den Konjunkturzyklus ein ausgeglichenes Budget anstrebt, kann ein solches strukturelles Defizit nicht abgebaut werden. Entsprechend ist ein spezielles Entlastungsprogramm erforderlich, das entweder die Ausgaben reduziert od. die Einnahmen erhöht. Erst wenn dieses strukturelle Defizit über dieses Programm vollständig abgebaut ist ( voraussichtlich im Jahr 2008), wird die Schuldenbremse vollumfänglich nach dem oben beschriebenen Mechanismus funktionieren können. Kapitel 15: Sozialwerke Prognosen sind in der Ökonomie immer mit grosser Unsicherheit behaftet. Es gibt aber ein ganz zentrales Element, über dessen Verlauf wir uns doch ziemlich sicher sein können: Die Bevölkerungsentwicklung. Schon heute zeigt sich, dass ein Posten der Staatsausgaben seit einiger Zeit stark anwächst, nämlich die Ausgaben für die Sozialpolitik. Di Umverteilung über sozialpolitische Instrumente spielte schon immer eine nicht unbedeutende Rolle bei den Staatsaufgaben. 15.1 Effizienz und Verteilungsgerechtigkeit Pareto- Effizienz besagt, dass eine wirtschaftspolitische Massnahme dann effizient ist, wenn sie die Situation für mind. Eine Person der Gesellschaft verbessert, ohne dadurch die Situation für irgendeine andere Person zu verschlechtern. Dieses Kriterium kann zu denn vers. Verteilungen führen. Dabei bleibt völlig offen, ob diese als gerecht empfunden werden, denn das Pareto- Konzept sagt nichts über die Verteilung möglicher Effizienzgewinne. In einem marktwirtschaftlichen System beruht die Verteilung der Einkommen stark auf der Produktivität der Arbeitnehmer. Ihre Leistung wird entschädigt, und die Höhe der Entschädigung hängt ab von der Wertschätzung, die diese Leistung auf dem Markt erfährt. Sind diese Verteilungen aus vers. Gründen nur beschränkt leistungsfähig, werden sie in einem solchen System entsprechend geringes, oft ungenügendes Einkommen erzielen. Will man aber diese Konsequenz des reinen marktwirtschaftlichen Systems nicht akzeptieren, so muss umverteilt werden. Ob eine Massnahme die Pareto- Effizienz steigert, ist einfach zu beurteilen. Doch ob eine Massnahme gerecht ist, lässt sich nur schwer objektiv messen. Gerechtigkeit ist letztlich ein individuell geprägtes Gefühl. Bevor man einen Schluss daraus ziehen könnte, dass eine Gleichverteilung aller Einkommen das Ziel sein sollte, muss man darüber im Klaren sein, dass zwischen Effizienz und Verteilung ein gewisser Trade- off besteht. Denn eine garantiert, völlige Gleichverteilung würde alle materiellen Anreize eliminieren, sich anzustrengen. Jeglicher Wille zu Innovation und Verbesserung würde erlahmen, womit auch das Wirtschaftswachstum zum Erliegen käme. Es gehört zu den schwierigen Aufgaben der Wirtschaftspolitik, sozialpolitische Instrumente so zu konzipieren, dass sich die Verteilungsziele mit möglichst wenig Ressourcenverschwendung erreichen lassen. Ansätze zur Beurteilung der Verteilungsgerechtigkeit Zwei Ansätze die vorgestellt werden: > der Utilitarismus > der Gesellschaftsvertrag unter Unsicherheit Utilitarismus: Er konzentriert sich auf den Nutzen jedes Einzelnen. Eine Gesellschaft sollte deshalb versuchen, den Nutzen für jedes Individuum zu maximieren. Das zweite Element des Utilitarismus besagt, dass der Grenznutzen des Einkommens bei steigendem Einkommen zurückgeht. Ausgehend von diesem Konzept des abnehmenden Grenznutzen erhöht also eine Umverteilung der Einkommen von Reich zu Arm den Gesamtnutzen in einer Gesellschaft. Gesellschaftsvertrag unter Unsicherheit: Er wurde vom Philosophen John Rawls entwickelt und wird auch häufig als Rawls’sche Gerechtigkeit bezeichnet. Bei der Festlegung von Regeln für die Umverteilung ergibt sich das Problem, dass diejenigen, die über die Regeln entscheiden, bereits wissen, welche Position sie in der Gesellschaft innehaben. Sie werden sich deshalb nie unparteiisch verhalten. Man sollte also unter einem „Schleier der Ungewissheit“ entscheiden, ohne zu wissen, wie es einem später im Leben ergehen wird. Der Rawls’sche Ansatz versucht im Gegensatz zu Utilitarismus, den Nutzen der Schlechtestgestellten zu maximieren. 15.2 Die Messung der Einkommensverteilung Als wichtigstes Konzept zur Messung der Verteilung von Einkommen und Vermögen in einer Gesellschaft hat sich der so genannte Gini- Koeffizient erwiesen Abbildung 15.1 Der Gini- Koeffizient ist ein Mass für die Ungleichverteilung von Einkommen od. Vermögen innerhalb einer Bevölkerung. Dabei werden auf der Abszisse die Anzahl der Familien geordnet nach Einkommen resp. Vermögen abgetragen, auf der Ordinate die kumulativen Einkommen resp. Vermögen dieser Gruppe. Gini – Koeffizient = Blaue Fläche 100 Dreieck OAB Die bauchige Kurve entspricht dabei der Lorenzkurve, diese zeigt, dass wir immer eine gewisse Ungleichverteilung beobachten. Stellt man diese Analyse für jede Bevölkerungsklasse an, so ergibt sich schliesslich die Lorenzkurve. Je näher die Lorenzkurve an der Winkelhalbierenden liegt, desto ausgeglichener ist die Einkommensverteilung. Wenn eine vollständige Gleichverteilung zustande käme, würde die blaue Fläche verschwinden u. der Gini- Koeffizient wäre gleich 0. Abbildung 15.2 Der Gini- Koeffizient für vers. Länder veranschaulicht. Insgesamt lässt sich im internationalen Vergleich festhalten, dass reiche Industrieländer in der Regel relativ tiefe Gini- Koeffizienten haben, da sie meist gut ausgebaute Systeme der sozialpolitischen Umverteilung kennen. Neben dem Einkommen aus Erwerbstätigkeit bestimmt aber auch das Vermögen die Verteilungssituation. Normalerweise sind diese wesentlich ungleicher verteilt; wie dies die Analyse der Gini- Koeffizienten bestätigen. Abbildung 15.3 Gini- Koeffizient für Einkommen u. Vermögen: Die Verteilung der Einkommen ist gleichmässiger als die Verteilung der Vermögen. Die Vermögen sind bei einigen wenigen Familien konzentriert. Daneben gibt es noch eine 3 Möglichkeit der Einkommenserzielung, und zwar die staatlichen Transfers – die Reduktion der Ungleichheit in der Einkommensverteilung. Abbildung 5.4 Staatliche Transfers versuchen die Lorenzkurve nach innen zu verschieben – d.h. die Verteilung der Einkommen gleichmässiger zu verteilen. 15.3 Arten der Umverteilung - Wie sollte konkret vorgegangen werden? Grundsätzlich hat der Staat hier 2 Möglichkeiten: Einerseits kann die Umverteilung über die Einnahmeseite Andererseits über die Ausgabenseite umgesetzt werden. Über die Einnahmeseite geschieht dies im Wesentlichen über die Ausgestaltung des Steuersystems. Wenn diese progressiv ausgestaltet ist, dann ist die Umverteilung besonders ausgeprägt. Auch bei einer proportionalen Einkommenssteuer zahlen reichere Personen mehr Steuern. Hat man aber ein progressives Steuersystem, so bezahlen reichere Personen überproportional mehr. Wird über die Ausgabenseite umverteilt, gibt es 2 Ansätze - man kann den Benachteiligten 1. Entweder direkt Geldtransfers zukommen lassen 2. od. ihnen staatliche Leistungen verbilligt anbieten. > Im Folgenden spricht man vor allem über Geldtransfers; Sozialpolitik im engeren Sinne Abbildung 15.5 gliedert diese Sicherungssysteme auf, ausgehend von vers. Arten von Risiken, u. zeigt die entsprechenden Schweizer Sozialwerke mit ihren Ausgaben in Franken im Jahr 2002. Grundsätzliche Risiken: Einkommensrisiko: die Gefahr aus irgendeinem Grund ein geringeres. Einkommen zu erzielen Nichteinkommens Risiken: vor allem hilfsbedürftige Personenbetreffend, die auf dem Arbeitsmarkt kein reguläres Einkommen erzielen können. In der Schweiz werden Hilfsbedürftige über die Sozialhilfe versorgt – diese leistet die Gemeinden. Die Einkommensrisiken können nochmals in 2 Bereiche unterteilt werden: Familienzulage: Die Lebenshaltungskosten erhöhen sich aufgrund eines Ereignisses – das Pro Kopf Einkommen reduziert sich, bei gleichem Beschäftigungsgrad, deshalb gibt es eine Zulage. 4,5 Milliarden Franken im Jahr 2002 Drei Arten von Rückgang des Erwerbeinkommens: - Das Alter/ Tod des Ernährers der Familie - Verschlechterung des Gesundheitszustandes - Arbeitslosigkeit Die wichtigsten Sozialwerke versuchen diese Risiken des Erwerbsausfall abzudecken. Die bestdotierten Sozialwerke decken das Risiko des Alters od. des Todes des Ernährers ab, durch die 1 und 2 Säule der Altersvorsorge sowie die Ergänzungsleistungen. Diese lösen in der Schweiz momentan Ausgaben in der Höhe von 80 Milliarden Franken aus. Das 2 Erwerbsausfallrisiko: die eingeschränkte Gesundheit hat vers. Ursachen: Einerseits besteht das Risiko der Invalidität – durch Invalidenversicherung gedeckt, jährliche Ausgaben: 10 Milliarden Andererseits besteht das Krankenrisiko – durch die Krankenversicherung abgedeckt; im 2002 rund 14 Milliarden Ausgaben Unfälle – wird durch Unfallversicherung SUVA abgedeckt; 2002 rund 6 Milliarden Franken Mutterschaft kann zu teilweisen Erwerbsausfällen führen – abgedeckt durch Mutterschaftsversicherung Die Arbeitslosigkeit ist die dritte Form der Einkommensrisiken. Mit Ausgaben in der Höhe von 7 Milliarden Franken im 2002. Abdeckung dieser Risiken verursachen Kosten in der Höhe von 120 Milliarden Franken jährlich – Tendenz steigend. Das Schweizer Bruttoinlandprodukt ist etwa 450 Milliarden – somit ist die Risikoabdeckung eine stattliche Summe. 15.4 Die drei Säule der Schweizer Altersvorsorge Mit dem Dreisäulenprinzip wird die grundsätzliche Ausgestaltung der schweizerischen Altersvorsorge erläutert. Die erste Säule bildet die Alters- und Hinterbliebenenversicherung AHV, die zweite Säule ist die berufliche Vorsorge über private Pensionskasse und die dritte Säule besteht aus der privaten Selbstvorsorge. Ziel der drei Säulen: 1. die AHV, die erste Säule zielt darauf ab, im Alter den Existenzbedarf zu sichern. 2. Die zweite Säule soll es den Pensionierten ermöglichen, den gewohnten Lebensstandard aufrecht zu erhalten 3. Die dritte Säule Bedürfnisse abzudecken. Abbildung 15.6 Finanzierung Ziel Träger AHV Umlageverfahren Sicherung des Existenzbedarfs Eidg. Versicherung Versicherungskreis Ganze Bevölkerung obligatorisch Grundprinzip Solidarität Finanzierungsquelle BV Kapitaldeckungsverfahren Fortsetzung des gewohnten Standards Pensionskassen (sehr stark staatlich reguliert) Arbeitsnehmer obligatorisch(ab 2060Fr. pro Monat) Äquivalenz mit Solidarität kombiniert Beiträge Arbeitnehmer Beiträge Arbeitgeber Zinsertäge Selbstvorsorge Kapitaldeckung Weitgehende Bedürfnisse Banken, Versicherungen Freiwillig Reine Äquivalenz Beiträge Versicherte Zinserträge Beiträge Arbeitgeber Kantone/ Bund Beiträge Mehrwertsteuer Äquivalenzprinzip: Besagt, dass ein Zusammenhang zwischen dem einbezahlten und dem später erhaltenen Geld besteht; je mehr man einbezahlt, desto höher fallen die Renten aus. Umlageverfahren: Abgabe, welche heutige Erwerbstätige an die AHV leisten – geht direkt an heutige Rentner Kapitaldeckung: Die Erwerbestätigen sammeln sich über ihr Erwerbsleben ein Kapital an – welches auf ein Konto gutgeschrieben wird u. auf dem Kapitalmarkt angelegt wird 15.5 AHV und Bevölkerungsalterung Die heutigen Rentner werden durch die heutigen Beitragszahler finanziert. Dies macht die AHV ausgesprochen anfällig auf Veränderungen in der demographischen Struktur. Die demographische Herausforderung Die Herausforderung besteht darin, dass sich aufgrund der demographischen Alterung, das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen u. Pensionierten stark verändert. Dies ergibt sich vor allem aus der Kombination von höherer Lebenserwartung u. tiefer Geburtenquote. Die beiden Faktoren führen dazu, dass die Bevölkerungspyramide immer mehr eine Pilzform ( wenig Junge, viel Alte) aufweist. Die entscheidende Grösse, der man diese demografische Entwicklung entnehmen kann, ist der Anteil der Erwerbstätigen pro Rentner. Wie viele Erwerbstätige pro Rentner es gibt, ist entscheidend bei der Finanzierung der AHV über das Umlageverfahren. Erwerbstätige pro Rentner 1960 4,8 2004 3,6 Prognose 2040 2,2 Lösungsmöglichkeiten für das Finanzierungsproblem Ziemlich umstritten ist, wovon die Finanzierungssituation der AHV längerfristig abhängt. Die wichtigsten Parameter sind bekannt. Diese lassen sich im Wesentlichen in 2 Arten unterteilen: > Direkt durch wirtschaftspolitische Entscheide beeinflussbare Parameter: 1. Höhe der Beiträge 2. Höhe der Rentner 3. Höhe des Rentenalters >Nicht od. nur indirekt wirtschaftspolitische beeinflussbare Parameter: 1. Immigration 2. Geburtenrate 3. Wirtschaftswachstum 1. Höhe der Beiträge, welche die heutigen Erwerbstätigen an die AHV bezahlen. Dem Finanzierungsproblem kann man entgegen wirken indem man die Beiträge erhöht. Einerseits kann dies, wie bisher bei der Finanzierung der AHV, durch Erhöhung der Lohnprozente geschehen od. man kann indirekt vorgehen, indem man Steuern, wie z. Bsp. die Mehrwertsteuer erhöht. 2. Höhe der Renten: Den Rentnern könnten tiefere Leistungen zugesprochen werden, d.h. Die Renten würden gekürzt. Die häufigst diskutierte Variante: Anpassung des sogenannten Mischindex. Der Mischindex besagt, mit welcher Formel die Renten angepasst werde; er gibt an zu welchem Prozentsatz dabei Inflations- u. Wachstumsentwicklung berücksichtigt werden. Die Renten werden in der Schweiz periodisch an die Entwicklung der Inflation und an die Entwicklung der Reallöhne angepasst. Unbestritten ist, dass man den Rentnern die Kaufkraft sichert, indem man sie der Inflationsentwicklung anpasst. Die Reallohnanpassung, entspricht dem Argument, dass die Rentner nicht nur Anspruch auf die bisherige Leistung, sonder auch auf eine Teilhabe am zukünftigen Wirtschaftswachstum haben sollen. - Heute in der Schweiz berücksichtigt: 50% Preisentwicklung u. 50% den Reallohn. Kürzungen könnten vorgenommen werden, indem man den Ausgleich an die Reallohnentwicklung streicht. 3. Höhe des Rentenalters Die stark Erhöhung der Lebenserwartung, würde es durchaus rechtfertigen das Rentenalter zu erhöhe. Eine Erhöhung des offiziellen Rentenalters wäre aber in dieser Hinsicht nicht unbedingt genügend. Es ist ein Faktum, dass viele Leute nicht bis zu offiziellen Rentenalter arbeiten, sondern sich frühpensionieren lassen. Man könnte auch Anreize schaffen, damit die Leute über ihr offizielles Rentenalter hinaus erwerbstätig sind – z. Bsp.: mit Alterteilzeitjobs. Obwohl jede dieser Massnahmen politisch äusserst unpopulär ist, könnte man diese drei genannten Parameter mit technisch einfachen wirtschaftspolitischen Anpassungen verändern. 1. Immigration: Ein Anstieg der Einwanderung vor alle junger Leute im erwerbsfähigen Alter würde die AHV finanziell entlasten, da zusätzliche Beitragszahler dazukommen, welche erst später eine Rente beanspruchen werden. Erstens besteht aber das offensichtliche Problem, dass auch Immigranten älter werden. Und zweitens steht die Schweiz vor dem Problem, dass beinahe alle OECD- Länder besteht – Überalterungsproblem. Drittens schliesslich ist die Immigration wie gesagt nur bedingt mit wirtschaftspolitischen Massnahmen direkt zu beeinflussen. 2. Geburtenrate: Rechnerisch ist klar, dass eine Erhöhung der Anzahl Kind pro Frau viel zur Lösung des demographischen Problems beitragen würde. Aber auch hier ist es offensichtlich, dass dies nur sehr bedingt durch wirtschaftspolitische Entscheide beeinflussbar ist. Der Kinderwunsch ist aber natürlich noch zahlreichen anderen Faktoren abhängig, welche wirtschaftspolitisch nichtbeeinflussbar sind. 3. Wirtschaftswachstum: Wenn es tatsächlich gelingen würde das Wirtschaftswachstum stark zu erhöhen, so kann man effektiv aus all diesen Finanzierungsproblemen herauswachsen. Das Problem ist aber zunächst einmal, dass die Bevölkerungsalterung dazu führen wird, dass es weniger Erwerbstätige gibt - was bedeutet, dass weniger Arbeitsstunden geleistet werden. Die Anzahl Arbeitsstunden ist aber einer der 2 Standpfeiler des Wirtschaftswachstums. Das bedeutet, dass man über die Bevölkerungsalterung, eine negativen Wachstumsimpuls hat, den es in den nächsten Jahrzehnten zu bewältigen gilt. Dazu kommt, dass es nicht einfach ist, das Produktivitätswachstum mit wirtschaftspolitischen Entscheiden zu verändern. Dies braucht weitgehende, politisch schwer durchsetzbare Anpassungen, welche erst längerfristig wirken. Schlussendlich wird wohl eine Kombination der genannten Möglichkeiten zur Lösung des Finanzierungsproblems zur Anwendung kommen dürfen. 15.6 Herausforderungen für die zweite Säule Langezeit war es ausschliesslich die Probleme der AHV mit der demographischen Entwicklung. Aber auch die zweite Säule wird in Zukunft vermehrt vor Herausforderungen stehen. Es sind vor allem 2 politisch festgelegte Parameter, welche hier im Zentrum stehen: > Erstens der Mindestzinssatz > Zweitens der Umwandlungssatz Der Mindestzinssatz Wie in der AHV leisten Arbeitnehmer und Arbeitgeber Beiträge an die Pensionskassen. Zusätzlich aber entstehen durch die Anlage der Pensionskassengelder Zinserträge, die ebenfalls dem angesparten Kapital zufliessen. Der Zins ist damit der dritte Beitragszahler, und zwar kein unwesentlicher. Unterschiede in der Entwicklung auf den Finanzmärkten für die Finanzierung der 2 Säule sind von zentraler Bedeutung: Eine lange Hochzinsphase kann zu einer sehr hohen Kapitalaufstockung führen, während eine anhaltende Tiefzinsphase die auszahlbaren Renten empfindlich reduzieren kann. Die Wirtschaftspolitik kommt jetzt dadurch ins Spiel, dass sie einen so genannten Mindestzinssatz festlegt. Damit wird den Pensionskassen vorgegeben, dass sie mit ihrem Kapital zumind. einen gewissen Zinssatz erzielen müssen. Allerdings – das ist seht zentral – kann niemand einen Zinssatz auf den Finanzmärkten garantieren. Es handelt sich hier um einen Marktpreis, der sich frei bildet und von einer Unmenge von Faktoren abhängt, die durch die Politik beeinflussbar sind. Entsprechend problematisch ist es auch, einen Mindestzinssatz für längere Zeit zu fixieren. Abbildung 15.7 Kapitaldeckungsgrad: Die Graphik stellt die Situation einer 1985 und einer 1998 gegründeten Kasse dar. Beide Kassen halten das gleiche Portfolio: 25% Aktien und 75% Obligationen. Der Mindestzinssatz liegt für die ganze Zeit unverändert bei 4%. Die Darstellung: Die Kurve zeigt die Entwicklung des Portfolio gemäss Annahme, der Indexwert bezieht sich auf das Anfangsjahr. Die Gerade ist die Verpflichtung gegenüber den Versicherten berechnet zum Mindestzinssatz. Kasse A weist auch nach rückläufigen Marktentwicklung ab den Jahren 2000/01 eine Überdeckung aus. Für sie war dies zwar ein bedeutsamer Einbruch, aber auf insgesamt hohem Niveau. Kasse B kommt aber durch diese Entwicklung in eine Unterdeckung, obwohl sie genau die gleiche Strategie verfolget hat - Sie hat einen grossen Teil des Finanzbooms der 1990er verpasst. Das zeigt unmissverständlich das grosse Problem eines politisch festgelegten Zinssatzes. Kasse A hat ja nicht besser gearbeitet als Kasse B, sondern die Leistungen werden durch die Finanzmarktentwicklung, welche exogen vorgegeben – nicht beeinflussbar ist, bestimmt. Gerade wegen den bestehenden Unsicherheiten, bildet eine Pensionskasse bei günstiger Einkommenslage so genannte Schwankungsreserven. Während der 1990er konnte die Kasse A massive Schwankungsreserven aufbauen. Die in diesem Jahr gebildeten Reserven waren aber so gross, dass viele Kassen dem Druck nicht widerstehen konnten, einen Teil des Geldes den Versicherten auszuzahlen. Aus diesem Grund wird in der Schweiz der Mindestzinssatz inzwischen periodisch jedes Jahr durch den Bundesrat angepasst. Es ist aber nach wie vor eine wirtschaftspolitische Diskussion im Gange, wie genau das Prozedere dieser Anpassung ausgestaltetet sein soll. Sie betrifft insbesondere die Frage, woran sich der Mindestzinssatz orientieren soll. Es gibt gute öko. Argumente, die dafür sprechen gar keinen Mindestzinssatz festzulegen – da die Finanzmarktentwicklung immer unsicher bleiben wird. Der Umwandlungssatz Der Umwandlungssatz besagt, welcher Prozentsatz des angesparten Vermögens pro Jahr ausbezahlt werden muss. Eine entscheidende Frage für jede Pensionskasse ist, welcher Anteil des Kapitals jährlich aufgebraucht werden soll. Und da spielt die Lebenserwartung eine zentrale Rolle. Dies führt dazu, das auch die Pensionskassen, obwohl sie mit dem Kapitaldeckungsverfahren operieren, stark von der demographischen Entwicklung abhängen. Steigt nämlich die Lebenserwartung, so muss das angesparte Kapital für mehrere Jahre reichen und damit kann pro Jahr weniger ausbezahlt werden. - Wenn die Lebenserwartung steigt, muss dieser Wert sinken. Lag er vor kurzem noch bei 7,2%, wird heute schon darüber diskutier, ihn bis ins Jahre 2011 schrittweise auf 6,4% zu senken. Bei der 2 Säule ist der Entscheid, wie das Vermögen über die Jahre verteilt wird, ein Politikum, weil jede Anpassung des Umwandlungssatzes nach unten einer Rentenkürzung gleichkommt. Diese ist zwar aus der Logik der Versicherung unzweifelhaft nötig, aber trotzdem nicht einfach durchzusetzen. Ähnlichkeiten der Finanzierungsprobleme von 1. und 2. Säule Es ist wichtig, dass sowohl bei der 1 als auch bei der 2 Säule erstens eine Abhängigkeit von der Demographie und zweitens eine Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Entwicklung besteht. Demografie Wirtschaftsentwicklung AHV Verhältnis Erwerbstätige Zu Pensionierten Wirtschaftswachstum BV Umwandlungssatz Zinserträge ►Bei der Pensionskasse hängt der Umwandlungssatz von der demographischen Entwicklung, insbesondere von der Lebenserwartung ab. ►Bei der AHV bestimmt die Demografie die Entwicklung des zentralen Verhältnisses zwischen Erwerbstätigen und Rentnern. Die durchschnittliche Rendite auf den Finanzmärkten hängt dabei direkt mit der Wachstumsrate des BIP zusammen; bei der 2 Säule. Gar nicht so unterschiedlich sind die langfristigen Finanzierungsprobleme, der so unterschiedlich wirkenden Finanzierungsformen über Kapitaldeckungsverfahren und Umlageverfahren.