Donau (inkl. Elbe) / Drau / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 481352497 GK100077 SÜDLICHE KALKALPEN [DRA] 1 EINLEITUNG Die Grundwasserkörper-Gruppe Südliche Kalkalpen erstreckt sich von den Lienzer Dolomiten in Osttirol (Bundesland Tirol) über den gesamten Südkärntner Raum. Sie setzen sich in Italien und Slowenien noch weiter fort. Somit bildet die Südgrenze des Bearbeitungsgebietes die österreichische Staatsgrenze. Im Nordwesten werden die Südlichen Kalkalpen vom Drautal bzw. von den Zentralalpen (GrundwasserkörperGruppe Zentralzone) und nach Osten hin vom Rosental und vom Jauntal begrenzt (Abb.1). Die Grundwasserkörper-Gruppe lässt sich ihrerseits in die Lienzer Dolomiten, Gailtaler Alpen, Karnischen Alpen und Karawanken unterteilen. Die Gesamtfläche beträgt ca. 2359 km², mit einer maximalen Längserstreckung von knapp 200 km. Die Breite schwankt zwischen 5 und 30 km. Die Südlichen Kalkalpen sind nach der Zentralzone die zweitgrößte Grundwasserkörper-Einheit in Kärnten. 2 GEOLOGIE Die Südlichen Kalkalpen werden geologisch von zwei Großeinheiten aufgebaut: - Ostalpines Mesozoikum: Lienzer Dolomiten, Gailtaler Alpen, Nordkarawanken - Südalpines Mesozoikum und Paläozoikum: Karnische Alpen, Südkarawanken Beide Einheiten werden von der markanten Störungslinie, dem Periadriatischen Lineament, voneinander getrennt. Die Gailtaler Alpen erstrecken sich von den Lienzer Dolomiten im Westen über die Gebirgsrücken des Reißkofel und Jauken bis zur Villacher Alpe im Osten. Sie untergliedern sich in einen liegenden Kristallinanteil (Gailtaler Kristallin) und einen tektonisch auflagernden Sedimentstapel, dem Drauzugmesozoikum. Die kristallinen Gesteine spielen in hydrogeologischer Sicht eine bedeutsame Rolle, nämlich als Grundwasserstauer. Das dem Gailtalkristallin auflagernde Drauzugmesozoikum mit wasserstauenden Schichten im Liegenden (Sandsteine, Werfener Schiefer) und verkarstungsfähigen triassischen Karbonatgesteinen im Hangenden (Muschelkalk, Plattenkalk, Wettersteinkalk und Hauptdolomit) weisen ein gutes Speichervermögen und somit ein potentielles unterirdisches Wasservorkommen auf. Die Periadriatische Naht, die entlang des Gailtales verläuft, trennt die Gailtaler Alpen von den Karnischen Alpen. In den Lienzer Dolomiten überwiegt der Hauptdolomit und der Plattenkalk. Der Hauptdolomit weist dabei die größere Durchlässigkeit für Karstwässer auf. Im Osten begrenzt das Villacher Becken die Gailtaler Alpen. Die Karbonate der Villacher Alpe sind einer starken tektonischen Zerlegung unterworfen. Sie bieten eine hervorragende Voraussetzung für eine intensive Verkarstung. Die spiegelt sich auch in den stark schüttenden Karstquellen am Fuße des Gebirgsstockes wieder. Seite 1 von 5 Donau (inkl. Elbe) / Drau / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 481352497 Abbildung 1: Geologische Karte von Kärnten (in: KRAINER 1988), Lage des Gruppengrundwasserkörpers Seite 2 von 5 Donau (inkl. Elbe) / Drau / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 481352497 Eine Fortsetzung des Drauzugmesozoikums im Osten stellen die nördlichen Karawanken dar, die entlang der dextralen Drautalstörung nach Südosten verschoben wurden. Hier trennt die Periadriatische Naht die nördlichen Karawanken (Ferlacher Horn, Hochobir und Petzen) von den südlichen Karawanken. Den Großteil des geologischen Aufbaues im Hochobirgebiet machen Wettersteinkalk und –dolomit aus, welche von Raibler Schichten und Hauptdolomit überlagert werden. Im Osten schließt das Petzenmassiv den Gebirgszug der nördlichen Karawanken im Kärntner Raum ab. Südlich der Periadriatischen Naht liegen die Karnischen Alpen und die südlichen Karawanken (Südalpen). Die Karnischen Alpen bestehen aus einem variszischen Grundgebirge und einem von Süden her aufgeschobenen Deckengebirge mit einer Schichtfolge vom Oberkarbon bis ins Jungtertiär. Durch die südgerichtete Tektonik liegen im Norden die älteren und im Süden die jüngeren Einheiten. Die verkarstungsfähigen Bänder- und Flaserkalke stammen in erster Linie aus dem Silur und Devon. Nichtverkarstungsfähige Gesteine innerhalb der Karnischen Alpen sind vor allem Tonschiefer und Sandsteine des Hochwipfelkarbons. Weiter östlich schließen die Karnischen Alpen an die Südkette der Karawanken an (Mittagskogel, Hochstuhl, Koschuta). Das Grundgebirge der südlichen Karawanken wird hauptsächlich aus altpaläozoischen Karbonaten und klastischen Sedimenten aufgebaut. Darüber folgt, tektonisch aufgelagert, das triassische Deckengebirge mit Kalken, Dolomiten, Sand- und Siltsteinen und zwischengelagerten Vulkanitbändern. Der ca. 600 m mächtige Dachsteinkalk beendet die Schichtfolge. Sedimente des Jura und der Kreide sind nur lückenhaft vorhanden. Wie schon in den Karnischen Alpen liegen auch hier die jüngeren Abfolgen (Dachsteinkalk) im Süden bzw. auf slowenischer Seite. 3 GRUNDWASSERVERHÄLTNISSE Für die hydrogeologische Situation in den Südlichen Kalkalpen sind vor allem die verkarstungsfähigen mesozoischen Gesteinsserien (Muschelkalk, Plattenkalk, Wettersteinkalk, Hauptdolomit, Dachsteinkalk und –dolomit, Schlerndolomit) sowie diverse paläozoische Kalke und Dolomite von Bedeutung. Eine untergeordnete Rolle spielen tertiäre und quartäre Sedimente bzw. Hangschutt- oder Moränenablagerungen. Als Grundwasserstauer fungieren Ton- und Sandsteine, Mergel und die verschiedensten kristallinen Gesteinsserien, die auch meist die Ursache für die Quellaustritte sind. 3.1 Südalpines Mesozoikum und Paläozoikum Südliche Karawanken Südlich der Periadriatischen Naht, in den südlichen Karawanken, sind die verkarsteten triassischen Kalke und Dolomite vor allem im Bereich des Mittagskogels, des Hochstuhls und der Koschuta zu finden. Nördlich und östlich davon überwiegen wasserundurchlässige Schichten, wie paläozoische Schiefer, Werfener Schichten, Diabase und sonstige Kristallingesteine. Trotz mehr als 1000 kartierter Quellen in diesem Gebiet sind größere Quellaustritte selten. Sie fließen unter dem Hangschutt ab und treten erst weiter nördlich an Engstellen oder bei stauendem Untergrund zu Tage. Seite 3 von 5 Donau (inkl. Elbe) / Drau / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 481352497 Die bedeutendsten Karstquellen in den Südkarawanken sind die Hainschquellen (400 – 800 l/s) und das Meerauge (~100 l/s). Größere Quellaustritte wurden auch beim Bau des Karawankentunnels angetroffen (~250 l/s). Diese wurden zum Teil gefasst und abgeleitet. Karnische Alpen Aufgrund der nach Süden einfallenden Schichten treten in den Karnischen Alpen auf Kärntner Seite nur wenige größere Quellvorkommen auf. Die größten Quellvorkommen findet man auf italienischem Staatsgebiet. 3.2 Ostalpines Mesozoikum Lienzer Dolomiten, Gailtaler Alpen Nördlich der Periadriatischen Naht liegt das Drauzugmesozoikum, das dem Gailtaler Kristallin im Zuge der Gebirgsbildung aufgeschoben wurde. Der kristalline Untergrund liegt an der Drautalseite wesentlich tiefer als im Süden, sodass die Hauptentwässerungsrichtung, auch bedingt durch das überwiegende Einfallen der mesozoischen Gesteinsschichten nach Norden, zum Drautal hin gerichtet ist. Große Quellvorkommen findet man in den Lienzer Dolomiten im Bereich der Tränk (bis 200 l/s), in den zentralen Gailtaler Alpen (z.B. Neusachquelle: ~120 l/s, Fellbachquelle: >120 l/s, Lappenbachquelle: ~50 l/s, Förolacher Stollen: >600 l/s) und rund um die Villacher Alpe (Union- und Thomasquelle: ~500 l/s, Nötschbachquelle: ~100 l/s). Der Karstwasserspeicher ist in den meisten Fällen der gut verkarstete Wettersteinkalk und -dolomit. Nördliche Karawanken Die nördlichen Karawanken als Fortsetzung des Drauzugmesozoikums im Osten werden vor allem im Bereich des Hochobir, Kleinobir und der Petzen von Wettersteinkalk und –dolomit und Hauptdolomit aufgebaut. Bedeutende Quellvorkommen sind die Quellen am Nordfuß der Petzen (gesamt mehr als 900 l/s) und die Jakobsquelle (~30 l/s) bei Rechberg. Die meisten der kartierten Quellen schütten weniger als 1 l/s. 4 LITERATUR BRENCIC, M., BUDKOVIC, T., FERJANCIC, L. & POLTNIG, W. 1994: Hydrogeologie der westlichen Karawanken. – Bericht, Graz-Laibach. BRENCIC, M., FERJANCIC, L., POLTNIG, W. & STROBL, E. 1995: Hydrogeologie der westlichen Koschuta. – Bericht, Graz-Laibach. CICHOCKI, G. 1999: Zur Hydrogeologie der östlichen Karnischen Alpen (Egger Alm – Poludnig – Oisternig), Untersuchung zur Vulnerabilität von (Karst-) Aquiferen. – Diplomarbeit, Graz. KRAINER, K. 1988: Ein geologischer Streifzug durch Kärnten. Carinthia II 178/98: 141-170, Klagenfurt. OBERHAUSER, R. (Red.) 1980: Der geologische Aufbau Österreichs. Springer, Wien-New York. 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