1 Vorlesung Experimentalphysik I am 9.11. und 10.11.1998 J. Ihringer 1.8 Energie In den Naturwissenschaften sind Größen besonders wichtig, die während des Ablaufs irgendeines Vorgangs erhalten bleiben. Bei mechanischen Bewegungsabläufen sind diese „Erhaltungsgrößen“ die Energie, der Impuls und der Drehimpuls des Systems. 1.8.1 Arbeit und Leistung Die Energie eines Systems erhöht sich, wenn an diesem System Arbeit verrichtet wird. Arbeit wird verrichtet, wenn auf einen Körper entlang eines Weges eine Kraft wirkt. Konstante Kraft F in Richtung des Weges s Arbeit: Konstante Kraft im Winkel Beliebiger Weg, beliebige Kraft zum Weg s2 W F ds W F s F s cos W F s s1 F F s2 F cos s F (s ) ds s s1 Tabelle 1 Arbeit bei Wirkung einer Kraft entlang eines Weges Die Arbeit ist als Wegintegral über die Kraft definiert. Wirkt eine konstante Kraft in Richtung des Wegs, dann ist die Arbeit das Produkt aus Kraft mal Weg. Steht die Kraft in einem Winkel zum Weg, dann wird nur die Komponente in Richtung des Weges mit dem geraden Wegstück multipliziert. Ein beliebiger Weg kann durch stückweise gerade Wege angenähert werden, deren einzelne Beiträge zur Arbeit werden dann summiert. Beim Grenzübergang zu beliebig kurzen Wegstücken wird diese Summe zu dem in der dritten Spalte der Tabelle gezeigten Wegintegral. Dieses Wegintegral zeigt eine symbolische Schreibweise: Die Ausführung der Integration ist vom jeweiligen Verlauf der Kraft- und des Weges abhängig. Ein Beispiel: Die Arbeit, die man verrichtet, wenn man einen Drachen steigen läßt, errechnet sich als Wegintegral. Man rennt dabei in unterschiedlichen Richtungen, dadurch ist der Weg vorgegeben. Die variable Kraft entspricht der in Richtung und Zug ständig wechselnden Kräfte an der Schnur. 2 F (s2 ) 4 2 1 3 ds W F (si ) ds AlleW egstücke F (s ) ds Wegende Weganfang Abbildung 1 Arbeit beim Drachensteigen. Die Kraft ist ortsabhängig. 1.8.2 Leistung Die pro Zeit vollbrachte Arbeit ist die Leistung. Ist die Arbeit zeitlich konstant, dann ist die Leistung die Arbeit geteilt durch die Zeit. Variiert die Arbeit zeitlich, dann ist die Leistung die Ableitung der Arbeit nach der Zeit. Zeitlich konstante Arbeit Leistung P Zeitlich variable Arbeit W t P dW dt Tabelle 2 Leistung Größe Funktionale Formelzeiche Abhängigkeit n Kraft Weg W F ds SI-Einheit Zeichen F Newton N s Meter M W Joule J P Watt W Beziehung s2 Arbeit 1 J 1N m s1 Leistung P dW dt 1W 1 J s Tabelle 3 Dimensionen von Arbeit und Leistung (Alte Einheit der Arbeit: 1 kWh=3,6 MJ, alte Einheit der Leistung: 1 PS=0,735 kW) 3 Leistung Energiewirtschaft Mittlerer Leistungsbedarf in Deutschland Niagarafälle Anmerkung 70 GW 3 GW mittlere Leistung des fallenden Wassers 2.1 GW elektrisch genützt Großes Kraftwerk, fossil oder KKW Kraftwerk am Neckarwehr in Tübingen, Bismarkstraße Mensch Grundumsatz 1 GW 750 kW 1 kcal/h pro kg Körpergewicht 1,2 W/kg Körpergewicht Dauer Spitze Gehen Rein mechanische Leistung für 140 m Höhenunterschied beim Gehen vom Bahnhof nach WHO (Studentendorf) in Sprechen Hörschwelle des Ohrs bei 1 kHz 100 W 1-4 kW 70 W 30 Minuten 57 W 40 Minuten 43 W mg h t 75 9,81 140 kg m m P s 2 s t P 10 W 0.1 fW=0,1 10 15 W Tabelle 4 Leistung in Energiewirtschaft und beim Menschen 1.8.3 Kraftfelder Ordnet man jedem Punkt des Raumes die dort zu einer bestimmten Zeit auf einen Massenpunkt wirkende Kraft zu, dann erhält man ein Kraftfeld. Ein Beispiel dafür ist die Schwerkraft, die an jedem Punkt des Raumes zur Erdmitte zeigt. Ein anderes Beispiel ist die Kraftverteilung beim oben angeführten Drachenflug. 8 1 5 7 6 4 2 3 Abbildung 2 Beispiel für das Kraftfeld z.B. bei einer Momentaufnahme beim Drachenflug. Ein geschlossener Weg führt von Punkt 1 über 4, 5 bis 8 zurück nach 1. 4 Von größter Wichtigkeit für die Physik in einem Kraftfeld ist die Frage, ob bei der Verschiebung eines Massenpunktes auf einem geschlossenen Weg die Arbeit verschwindet oder nicht. Im ersten Fall spricht man von einem konservativen Kraftfeld, andernfalls nennt man es dissipativ. 1.8.3.1 Konservative Kraftfelder, das Potential Weil im konservativen Kraftfeld die Überführungsarbeit zwischen zwei Punkten vom Weg unabhängig ist, kann sie als Differenz einer skalaren Eigenschaft der Punkte angegeben werden. Diese Eigenschaft heißt „das Potential“ dieser Punkte. Potentiale gibt es nur in konservative Feldern. E Pot (4) E Pot (1) 4 2 1 3 Abbildung 3 Das Kraftfeld sei konservativ: Ortsabhängige Kräfte (Pfeile) und Potentiale (Fähnchen) Aus der Definition des Potentiale als Überführungsarbeit folgt, daß die Kräfte die Ableitung der Potentiale nach den Komponenten des Ortsvektors sind. F z E Pot (x ) E Pot z y x E Pot y E Pot x Abbildung 4 Potential und Kraft im konservativen Kraftfeld Damit erhält man die allgemeine Formulierung des Potentials und sein Zusammenhang mit den Kräften. Im funktionalen Verlauf des Potentials steckt die volle Information über das Kraftfeld, das Potential ist somit die charakteristische Eigenschaft des konservativen Felds. Im Gegensatz dazu kann ein dissipatives Kraftfeld nicht aus einer einzigen Zahl pro Ort (entsprechend dem Potential) berechnet werden. 5 Formel Erläuterung Die Potentialdifferenz ist die Überführungsarbeit zwischen zwei Punkten E Pot E Pot (2) E Pot (1) F ds 2 1 E Pot x E F ( x ) Pot =-grad E Pot (x ) y E Pot z Die Kraft ist die Ableitung des Potentials nach den Koordinaten des Raumes Tabelle 5 Potential und Kraft, Definition im 3-dimensionalem Raum Potential Funktionaler Zusammenhang im 1-dim. Raum: Schwerefeld Beispiele: Kraftfeld einer Feder Gravitationsfeld Kraft E Pot x F ( h) m g 2 E Pot F ( x) dx F ( x) 1 E Pot (h) m g h 1 E Pot ( x) k x 2 2 M m E Pot (r ) G r F ( x) k x F (r ) G M m r2 Tabelle 6 Potential und Kraft in eindimensionalen Beispielen Die Potentiale einer Feder oder im Schwerefeld sind bezüglich x 0 angegeben, wobei für x 0 das Potential E Pot 0 angenommen wurde. Für einen Punkt im Gravitationsfeld im Abstand r vom Zentrum gibt das Potential aber die Überführungsarbeit von r nach an, für den letzteren Wert ist das Potential null. Es kann nicht vom Abstand „0“ aus berechnet werden, weil der Radius im Nenner für diesen Wert zu einer Singularität führt. Versuch 1 Die Kraft ist die Ableitung des Potentials: Unterschiedliche verlaufende Potentiale im Schwerefeld führen zu unterschiedlichen Kräften: Stabiles, labiles und indifferentes Gleichgewicht. E Pot Koordinate für das Extremum von E Pot x Versuch 2 Dynamische Stabilisierung durch ein der Masse angepaßtes, zeitlich veränderliches Potential: Prinzip der Paul Falle für einzelne Teilchen. 6 1.8.3.2 Konservative und dissipative Kraftfelder Beide Kraftfelder werden im Folgenden an Beispielen gezeigt. Im Allgemeinen erkennt man aber den Unterschied zwischen konservativen und dissipativen Feldern in geometrischen Konstruktionen mit Pfeilchen nicht. Deshalb gab es immer wieder Versuche, geschlossene Wege zu ersinnen und durch Bilder zu zeigen, wie z.B. im Schwerefeld ständig Energie zu gewinnen sei: Das „perpetuum mobile“ wäre gefunden. Nur die funktionale Abhängigkeit der Kräfte vom Ort zeigt die Eigenschaft des Feldes. Konservativ ist es nur dann, wenn die Kräfte die Ableitungen des Potentials sind. Die Gravitationsfelder und auch die von statischen elektrischen Ladungen erzeugten Felder sind Potentialfelder, deshalb kann bei Umlauf auf beliebigen geschlossenen Bahnen nichts gewonnen werden. Art des Kraftfelds Konservativ Gravitationsfeld um einen Massenpunkt Dissipativ Wirbelfeld, z.B. Reibungskräfte bei Bewegung auf einer Kreisbahn Kraftfeld mit geschlossenem Weg: Die Kraft steht immer senkrecht zum Kraft und Weg sind immer Weg: Es wird beim Umlauf keine entgegengerichtet: Es wird maximale Arbeit verrichtet. Arbeit verrichtet Ausschnitt aus den Kraftfeldern Teilbereich des Gravitationsfelds, Auf dem geschlossenen Weg wird links gewonnen was rechts geleistet wird. Arbeit auf einem geschlossenen Weg W F ds 0 Reibungskräfte in einer laminar bewegten Flüssigkeit. Auf dem geschlossenen Weg ist rechts mehr Arbeit zu leisten als links gewonnen wird W F ds 0 Unabhängig vom Weg. Die Arbeit ist Arbeit die Differenz der Potentiale beider Es gibt kein Potential, die Arbeit zwischen zwei Punkte: hängt vom Weg ab Punkten W E Pot (2) E Pot (1) Tabelle 7 Konservative und dissipative Kraftfelder. Steht der Weg senkrecht zur Kraft, dann liefert das Wegstück keinen Beitrag zur Arbeit. 7 1.8.4 Die kinetische Energie Wird ein Körper der Masse m konstant beschleunigt, dann wirkt an ihm entlang eines Weges s eine Kraft F, es wird also Arbeit an ihm verrichtet. Endet die Beschleunigung, dann endet auch die Kraftwirkung und damit die Zunahme der Arbeit. Der Körper bewegt sich nun aber mit höherer Geschwindigkeit. Die ihm während der Beschleunigung zugeführte Energie bleibt jetzt als kinetische Energie erhalten. Formel W Fx F m a v 2a x v 2 F x m Erläuterung Arbeit bei Wirkung einer Kraft F entlang des Weges x 2. Newtonsches Axiom Geschwindigkeit F W m F 2 m W E Kin v2 2 v 2 Kinetische Energie Tabelle 8 Kinetische Energie bei konstanter Beschleunigung Unabhängig von der Art der Beschleunigung, ob gleichförmig oder nicht, hat jeder bewegte Körper eine kinetische Energie, die nur von der Geschwindigkeit und der Masse abhängt: E Kin m 2 v 2 Kinetische Energie eines Massenpunktes mit Geschwindigkeit v 1.8.5 Der Energierhaltungssatz der Mechanik In jedem abgeschlossenen System bleibt die Gesamtenergie, das ist die Summe aus kinetischer und potentieller Energie, erhalten. Das ist die Aussage des Energieerhaltungssatzes der Mechanik: E Kin E Pot const Die Summe aus potentieller und kinetischer Energie ist konstant Der Energieerhaltungssatz gilt unabhängig von der Geschichte der Beschleunigung. Das WegZeit Gesetz muß nicht bekannt sein, die Kenntnis der Änderung der potentiellen Energie genügt zur Bestimmung der maximal erreichbaren Geschwindigkeit. Die allgemeine Gültigkeit dieses Satezs potentieller und kinetischer Energie erkennt man bei Formulierung der zeitlichen Änderung beider Energieen als Ableitungen nach der Zeit: 8 Funktion E Kin Ableitung nach der Zeit dE Kin m s 2 2 dt dE pot d m 2 s dt 2 m s s Kinetische Energie und ihre Ableitung nach der Zeit d F s dt dt F s F s ds F dt m s s E Pot F s Anmerkung Potentielle Energie und ihre Ableitung nach der Zeit. Die Kraft sei zeitlich konstant F 0 Wirkt eine konstante Kraft, dann ist die Abnahme der potentiellen Energie gleich der Zunahme der kinetischen Energie dE Kin dE Pot Tabelle 9 Herleitung des Energiesatzes der Mechanik Versuch 3 Fall einer Kugel: a) Konservativ und b) dissipativ.. h a) Stahlplatte und b) AluminiumBlech a) Die Kugel fällt auf eine Stahlplatte: Konservative Bewegung, elastischer Stoß h Potentielle Energie m g h 0 0 Höhe Geschwindigkeit Kinetische Energie 0 2 g h m 2 v m g h 2 Summe der Energien m g h m g h Tabelle 10 b) Die Kugel fällt auf eine Aluminium-Platte: Dissipative Bewegung, inelastischer Stoß In diesem Fall verschwindet die Bewegungsenergie des Körpers im Gewimmel der Bewegung der Teilchen. Es erhöht sich die kinetischen Energie der Teilchen, deshalb erwärmt sich der Körper. Die nächsten beiden Versuche zeigen die Gültigkeit der Energieerhaltung bei unterschiedlichen Weg-Zeit Gesetzen: 9 Versuch 4 Maxwellsches Rad: Elastische Reflektion am unteren Umkehrpunkt ( Jo-Jo ). Die potentielle Energie wird in Bewegungsenergie des Rads gewandelt. Versuch 5 Fangpendel: Die maximale Geschwindigkeit des Pendels hängt nur von der Anfangshöhe ab. Sie ist von den unterschiedlichen Weg-Zeitgesetzen für die unterschiedlichen Fanghöhen unabhängig. h Abbildung 5 Das Fangpendel zeigt die Unabhängigkeit der Steighöhe des Pendels von seiner „Bewegungsgeschichte“ Versuch 6 Vorderrad eines Fahrrads: Energieerhaltung im Drehpendel. 1.9 Der Impuls Der Impuls ist neben der Energie eine weitere Erhaltungsgröße. Im Gegensatz zur skalaren Energie ist der Impuls ein Vektor. Bewegt sich ein Massenpunkt mit konstanter Geschwindigkeit, dann ist sein Impuls definiert als das Produkt aus Masse und Geschwindigkeit. Die Richtung des Impulses ist die der Geschwindigkeit: Formel p mv Einheit p 1 kg m s Die Ableitung des Impulses nach der Zeit ist die Kraft. Das zeitliche Integral der Kraft nennt man „Kraftstoß“, es ist gleich der Impulsänderung: Impulsänderung, Kraftstoß Funktionaler Zusammenhang t 2 p F dt t1 Kraft dp F dt m v ma Tabelle 11 Kraft und Kraftstoß, die Masse sei zeitlich konstant Wenn sich die Geschwindigkeit schnell ändert treten auch bei kleinen Impulsen ,d.h. kleinen Massen oder kleinen Geschwindigkeiten, hohe Kräfte auf. Mit den Sicherheitssystemen im Fahrzeugbau wird angestrebt, die Zeit zum Abbremsen zu verlängern. Die zeitliche Ableitung des Impulses wird dadurch kleiner, die Kräfte auf die Personen verkleinern sich um den Faktor des Zeitgewinns. 10 1.9.1 Der Impulserhaltungssatz Wirken auf ein abgeschlossenes System von Massenpunkten keine äußeren Kräfte, dann bleibt die Summe der Impulse zeitlich konstant. pi p S const N i 1 Beobachtun g zur Zeit t 1 Bilden N Massenpunkte ein abgeschlossenes System, dann ist die Summe ihrer Impulse zeitlich konstant Beobachtun g zur Zeit t2 Abbildung 6 Nach dem Impulssatz erlaubte Vektoren für die Impulse eines Systems aus 4 Massenpunkten. Der lange Vektor zeigt die zeitlich konstant Summe p S . Mehrere Kombinationen erfüllen den Impulssatz. Aber nur eine Kombination erfüllt auch noch den Energiesatz, nur diese beschreibt die reale Bewegung. Für zwei Massen folgt der Impulserhaltungssatz aus dem dritten Newtonschen Axiom, weil Kraft und Gegenkraft gleich, aber entgegensetzt gerichtet sind: Formel F1 F2 dp1 dp2 dt dt d p1 p 2 0 dt p1 p2 const Erläuterung actio=reactio: Die Summe der Kräfte ist Null Die Summe der zeitlichen Ableitungen der Impulse ist Null Die Summe der Impulse ist zeitlich konstant Tabelle 12 Zur Herleitung des Impulssatzes aus dem 3. Newtonschen Axiom 1.9.2 Der Schwerpunkt Nach dem Impulserhaltungssatz ist die Summe der einzelnen Impulse eine Erhaltungsgröße. Betrachtet man den Gesamtimpuls, dann verhält sich das System wie ein einziger Massenpunkt. Dieser bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit, also kräftefrei. Die Masse dieses Massenpunktes ist die Summe der Masse der Komponenten. Der Ortsvektor dieses Punktes, der sich gleichförmig mit dem Gesamtimpuls bewegt, ist der des Schwerpunktes 11 oder Massenmittelpunktes. Er berechnet sich aus den Massen und Ortsvektoren der einzelnen Komponenten des Systems: Formel Anmerkung N m S mi Gesamte Masse des Systems i 1 N p S mi x i Gesamter Impuls des Systems, bleibt zeitlich konstant i 1 N xS m i 1 i xi Definition der Schwerpunktkoordinaten N m i 1 i Die Geschwindigkeit des Schwerpunktes folgt aus der Ableitung seiner Ortskoordinaten. Sie ist nach Betrag und Richtung konstant pS vS mS Tabelle 13 Koordinaten des Schwerpunktes für ein System aus N Massenpunkten Zur Berechnung der Bewegung mehrerer Teilchen eines abgeschlossenen Systems ist es vorteilhaft, die Lage der Teilchen im Schwerpunktsystem anzugeben, weil sich nur dann alle Impulse zu Null addieren. Versuch 7 Schuß von der Schaukel: Der Schaukel wird vom Kraftstoß des Schusses ein Impuls erteilt. Schuß auf der Schaukel: Der Gesamtimpuls bleibt null. Die Schaukel bewegt sich rückwärts, kehrt aber in seine Ruhelage zurück, sobald die Kugel im Kugelfang auf der Schaukel angekommen ist. Versuch 8 Impulserhaltung am Luftkissenfahrzeug. Zwei Wagen variablen Gewichts werden von einer zwischen ihnen gespannten Feder in entgegengesetzte Richtungen gleich große Kraftstöße mitgeteilt. Bei der anschließenden Fahrt werden die Impulse der Fahrzeuge bestimmt. Versuch Nr. Wagen 1 1 2 2 1 2 Masse m Weg s Zeit t v s t Impuls p mv 1 1 Summe der Impulse 1 2 Summe der Impulse Tabelle 14 Ergebnisse des Versuchs mit dem Luftkissenfahrzeu 1.9.3 Der elastische Stoß Die Massenpunkte beim elastischen Stoß erfüllen die Energie- und die Impulserhaltung. Mit diesen Bedingungen können aus den Geschwindigkeiten vor dem Stoß die nach dem Stoß errechnet werden. Beim elastischen Stoß werden keine Verluste durch Reibung oder Verformung berücksichtigt. Im folgenden werden einige Stöße in unterschiedlicher Geometrie behandelt. 12 1.9.3.1 Der zentrale Stoß Dieses Modell behandelt den Stoß von zwei Massenpunkten unterschiedlicher Massen und Geschwindigkeiten auf einer eindimensionalen Fahrbahn. Im Schwerpunktsystem ist bei festen Massen die Geschwindigkeit eines Teilchens der einzige Parameter für die Ergebnisse nach dem Stoß. Die Geschwindigkeit des Schwerpunktes wird nach Tab. 13 berechnet. Vor dem Stoss v1 v2 Transformation ins Schwerpunktsystem: vˆi vi v S v̂1 v̂2 vS Nach dem Stoß v̂1 v̂2 Transformation ins Laborsystem: vi vˆi v S v2 13 Tabelle 15 Zentraler Stoß. Die Massen verhalten sich wie 1:2, die Anfangsgeschwindigkeiten wie 4:1. Nach dem Stoß steht Masse 1, Masse 2 bewegt sich mit 3-facher Geschwindigkeit. Die oben gezeigte Vektor Konstruktion genügt der Impuls- und Energieerhaltung. Die Geschwindigkeiten nach dem Stoß wurden analytisch aus den Erhaltungssätzen bestimmt: Im Laborsystem pi pi i 1 2m i Im Schwerpunktsystem Impulserhaltung i pi2 i i vS m i 1 pi 2 2 mi Energieerhaltung vi Geschwindigkeit des Schwerpunktes i m i i vˆi vi v S Transformation vom Labor- ins Schwerpunktsystem vˆi vi v S pˆ i 0 i Impulserhaltung pˆ 0 i i 1 1 i 2m pˆ i2 i 2m pˆ i 2 i i pˆ 1 pˆ 1 vˆ1 vˆ1 pˆ 2 pˆ 2 vˆ2 vˆ2 vi vˆi v S vi vˆi v S v1 v2 Energieerhaltung Lösung der Gleichungen im Schwerpunktsystem Rückransformation vom Schwerpunktsins Laborsystem m1 m2 v1 2m2 v2 m1 m2 m2 m1 v2 2m1v1 Lösung im Laborsystem m1 m2 Tabelle 16 Berechnung der Geschwindigkeiten beim elastischen Stoß in einer Dimension. Der Strich steht für „nach dem Stoß“, das Dach für „im Schwerpunktsystem“. Alle Summen laufen von 1 bis 2. 14 Formuliert man die Lösung als Funktion des Verhältnisses der Massen, dann bekommen die relativen Geschwindigkeiten die folgende, einfache Form: Geschwindigkeit nach dem Stoß dividiert durch die Geschwindigkeit v1 vor dem Stoß Masse 1 Masse 2 v1 1 x v 2 2 v1 1 x v1 1 x Verhältnis der Massen x m2 m1 Tabelle 17 Geschwindigkeitsverhältnisse nach dem elastischen zentralen Stoß für v2 0 , vgl. Abb. 7 Die Abbildung zeigt die Verhältnisse der Geschwindigkeiten nach dem zentralen, elastischen Stoß für den Fall, daß eine der Massen vor dem Stoß ruht ( v2 0 ). Das Fenster links zeigt, daß ein leichter Körper auf doppelte Geschwindigkeit eines auffahrenden schweren beschleunigt wird. Bei Massenverhältnis 1:3 werden die Geschwindigkeiten entgegensetzt gleich (Fenster rechts). m2 m1 m1 m2 v2 2v1 m2 3m1 v1 v2 F1 F2 2,0 1,5 Y Axis Title 1,0 v 2 v1 0,5 0,0 v1 v1 -0,5 -1,0 0 1 2 X Axis Title 3 4 m2 m1 Abbildung 7 Eine Masse m1 mit Geschwindigkeit v1 stoße zentral auf eine ruhende Masse m2 . Das Diagramm zeigt die Geschwindigkeiten nach dem Stoß ( v1 , v2 ) im Verhältnis zu 15 der vor dem Stoß (v1 ) in Abhängigkeit vom Verhältnis der Massen. Setzt man v1 1 , dann zeigen die Kurven die Geschwindigkeiten nach dem Stoß: Obere Kurve: v2 , untere Kurve: v1 Die Fenster zeigen (schematisch) oben die Situation vor, unten nach dem Stoß. 1.9.3.2 Der nicht zentrale Stoß Eine Kugel trifft schräg auf eine ruhende Kugel gleicher Masse. Aus dem Energie- und Impulserhaltungssatz folgt der Winkel zwischen den Flugbahnen nach dem Stoß zu genau 90°. v2 v1 v1 Abbildung 8 Der nicht zentrale Stoß Formel m v1 m v2 m v1 2 1 2 1 2 1 m v1 m v 2 m v1 2 2 2 2 2 2 v1 v 2 v1 v1 v2 v1 v2 v1 2 v1 2 v1 v 2 cos v 2 v1 2 90 0 2 Anmerkung Impulserhaltung Energieerhaltung Impulserhaltung, quadriert 2 Nur dann erfüllt das Quadrat der Impulserhaltung den Energiesatz Tabelle 18 Versuch 9 Nicht zentraler Stoß zwischen zwei Kugeln. Der Winkel zwischen den Bahnen wird nachgemessen: Er ist für alle Stoßwinkel immer 90°.