Dienstag, 11

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Dienstag, 11. Oktober 20:30 Uhr
Reinhold Friedl, Klavier
als Gast: Stefan Stoll, Bariton
Mutanza
Alvin Lucier
music for piano with magnetic strings (1996)
Alvin Lucier ist der Physiker unter den Komponisten, akustische Versuchsanordnungen können bereits ein ganzes Stück entstehen lassen. In
diesem Stück lautet die Anweisung lediglich, mit mehreren E-Bows im Klavier zu spielen und bestimmte Intervalle zu bevorzugen.
Witold Szalonek
mutanza (1968)
for piano
Witold Szaloneks mutanza ist ein Klassiker des Inside-Pianos, der Kunst im Inneren des Flügels auf den Saiten zu spielen, aber auch direkt dem
Resonanzboden, dem Rahmen etc. Klänge zu entlocken. Szalonek entwickelte hierfür neue Spieltechniken und erweiterte damit die
Klangmöglichkeiten des Klaviers. Metallkugeln repetierten auf den Saiten, springen kontrolliert, rollen im Mittelregister, Metallfedern reiben an
den Saiten, … Reinhold Friedl studierte das Stück mit dem Komponisten, führte es weltweit auf, und steuerte eine neue Klangtechnik zur
besseren Erzeugung der stehenden Pfeiftöne am Ende des Stückes bei.
Mario Bertoncini
an american dream (1974)
für präpariertes Klavier und 1 Gleichstrommotor
Mario Bertonicini gilt nicht nur als der Erfinder der Streichtechniken im Klavier, - mit Bogenhaaren, Plastikschnüren, etc… sondern entwickelte
auch ein spezielles Rädchen aus Gummi, das - von einem kleinen Motor angetrieben – die Basssaiten des Flügels derart in Schwingung
versetzt, dass laute stehende Obertöne erklingen, wie man sie von diesem Instrument nie erwarten würde.
Reinhold Friedl
crepuscules (2011)
für Inside Piano UA
Crepuscules verwendet Kombinationsklänge im Flügel, beispielsweise werden zwei Saiten durch E-Bows (kleine „elektrische Bögen“, die eine
Saite durch ein Magnetfeld in Schwingung versetzen und dadurch einen stehenden Ton erzeugen) in Schwingung versetzt, auf diesen Saiten
befinden sich aber ricochierende Gegenstände wir ein kleines Becken etc… Es entstehend komplexere Kombinationsklänge, die wie
Orchesterklänge kontinuierliche Übergänge und Aufbauten ermöglichen.
Phill Niblock
pan fried 11 (2003)
for piano and tape UA
Pan fried 11 entstand 2003 im damaligen Xenakis-Studio (CCMIX) in Paris in Zusammenarbeit von Reinhold Friedl und Phill Niblock. Das Stück
beruht ausschließlich auf gestrichenen Klaviertönen, die einzeln aufgenommen und von Niblock auf Tonband zu einem mächtigen Klangband
zusammengesetzt wurden, wozu der Pianist live spielt. Es entstand eine 72 minütige Fassung für CD, - von der Kritik begeistert aufgenommen - ,
und die 11-minütige Fassung, die hier erstmals live aufgeführt wird.
Witold Szalonek
Der Weg zur Liebe (1999)
für Bariton und Klavier
I. Der Weg zur Liebe
Der Nebel, der lichtet sich
in Atemzügen allmählich
allmählich erkennt das Gesicht die Augen
lässt sie stolpern, lässt sie straucheln,
lässt sie stolpern, lässt straucheln sie,
bevor das innere, das spürliche Auge erblüht
II. Unterm stammlosen Baum
Nur Wipfel ohne Stamm, ein Baum,
ist der Himmel über uns nachts
Sterne sind glitzernde Blätter
Wolken sind die Zweige
Ruh’n sich aus, rennen mit den Winden
Stürmen wie Vogelscharen vor dem Regen
Grüßen Himmelskörper in klaren Augenblicken
Blitzeln spielerisch wie Leuchtkäfer
Auf dem flachen Dach der himmlischen Hütte,
ruhend liegst Du sehnsüchtig
wie unterm Blütenbaum
und wartest auf die Früchtezeit
III. Kein Herbst, Liebste…
der Herbst, der Herbst bricht freudig ein
Beizeiten vor der Kälte
beizeiten vor der Winterkälte,
farbenfroh verabschieden sich die Blätter von ihren Zweigen.
als aber unter uns die Kälte ausbrach
wie schmerzlich Liebste, wechselte ein eisiger Wind,
eisiger Wind zwischen uns
Kein Herbst kam, mich zu trösten
Vor Deinem fröstelndem Abgang
Über Nacht kommt über uns endloser Winter
Rajvinder Singh
Der Weg zur Liebe ist eines der letzten Werke Szaloneks und ist wie in einem Nachklang seines musikalischen Schaffens. Die Saiten das Klavier
erklingen nochmals völlig reduziert per pizzikati, im zweiten und dritten Lied kehrt die traditionelle Spielweise auf den Tasten zurück.
Abschiedslieder. Stefan Stoll sang auch die Uraufführung.
Reinhold Friedl wurde 1964 in Baden-Baden. Klavier studierte er u.a. mit Renate Werner, Allan Marks und Alexander von Schlippenbach.
In Stuttgart und Berlin studierte er Mathematik und Musikwissenschaft, u.a. bei Carl Dahlhaus und Helga de la Motte. Er erhielt diverse
Kompositionstipendien, u.a. von eurocréation Paris Frankreich, das Rom-Stipendium der Akademie-der-Künste in Berlin (Villa Serpentara)
Italien, ein Arbeitsstipendium für das STEIM Amsterdam, Parisstipendium der Bundesrepublik Deutschland, aber auch diverse
Kompositionsaufträge u.a. der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur, des Steirischen Herbstes, der Wiener
Festwochen, der Berliner Festspiele, des französischen Staates, der BBC London, etc. .
Reinhold Friedl veröffentlichte Artikel in Zeitungen und Fachzeitschriften, von der „Neuen Zeitschrift für Musik“ über „Positionen“ oder „Jazzthetik“
bis hin zu „lettre international“ und „Leonardo Music Journal“, schrieb Beiträge für das MGG. Gemeinsam mit Prof. Ehrhard Behrends leitete er
ein Seminar zu „Musik und Mathematik“ am Fachbereich Mathematik der Freien Universität Berlin und am Institut für Neue Musik der
Hochschule der Künste Berlin, 2008 Neue-Musik-Sendungen für den WDR Köln. Er gründete und leitet die Ensembles Piano-Inside-Out und
zeitkratzer. Besonders zeitkratzer machte seit seiner Gründung 1999 durch vielfältige CD-Einspielungen, zahlreiche Konzerte und radikale
Projekte Furore. Das Ensemble konzertiert in ganz Europa auf Festivals wie dem Steirischen Herbst, Rom, Barcelona, festival d’autumno Italien,
GAS-Festival Goteborg, Wiener Festwochen, Biennale Bern, Madrid Auditorio National, Budapest, Archipel-Festival Genf, etc… zeitkratzer
Ensemble in Residence beim Donaufestival in Krems, Österreich, regelmäßig Gast an der Volksbühne Berlin. Reinhold Friedl arbeitete als
Kurator für das Podewil Berlin und leitete 2000 die Off-ICMC. 2001 wurde er in die Jury der Ars Electronica Linz berufen, 2002 in die Jury der
Gulbenkian-Foundation in Lissabon. 2003 erhielt Reinhold Friedl Kompositionsaufträge des Steirischen Herbstes Graz für die „Dry Clean Show“,
2004 der Wiener Festwochen für „Xenakis (a)live!“ in Kooperation mit dem Archipel Festival in Genf und „open music“ in Graz. Einen weiteren
Kompositionsauftrag erhielt er von der für „Neo-Bechstein“ von der MaerzMusik Berliner Festspiele in Kooperation mit dem ZKM Karlsruhe und
MediaLab San Francisco und ein Kompositionsstipendium des Berliner Kultursenats. Arbeitsaufenthalte führten Reinhold Friedl hierfür 2004
nach San Francisco und an das ZKM Karlsruhe. 2005 erhielt er ein Paris-Stipendium des Berliner Kultursenats für die Cité des Arts und einen
Kompositionsauftrag der Berliner Senats für das Ensemble Mosaik, Seitdem Auftragswerke für das Konzerthaus Wien (Wiener Festwochen), das
Donaufestival, der Serpentine-Galery London, der novembermusic Gent & s’Herzogenbosch, der BBC London (Streichquartett 2007, 2008 beim
WDR Köln), des französischen Staates, der Pariser Ensembles 2e2m. Sein Interesse gilt besonders auch interdisziplinären Kooperationen: er
arbeitete mit Tänzern wie Sasha Walz, der Rubato-Tanz-Companie, Christoph Winkler, mit Video-Künstlern wie Chris Kondek, Daxl/Fuellep,
Dominik Busch, Lillevän (Xenakis (a)live!), Licht- und Installationskünstlern wie Christina Kubisch, Hans-Peter Kuhn, und realisierte an der
Volksbühne Berlin 2003 einen Musik/Video/Performance für die Neustadt-Bühne. 2007 Theatermusik für Frank Castorf in Brecht /Weill „ Jasager
/Neinsager“, Volksbühne Berlin. 2008 Klangphysiologische Praxis mit Musikern der Berliner Philharmoniker für „X Wohnungen“, HAU Berlin.
Konzertreisen führten Reinhold Friedl in zahlreiche europäische Länder, nach USA, Japan und Australien.
Stefan Stoll
wurde 1963 in Salzburg geboren, wuchs in München auf, wo er Musikwissenschaft und Philosophie studierte. Daran schloss
sich ein Kompositionsstudium bei Prof. Witold Szalonek an der Hochschule der Künste in Berlin an. Nebenbei erhielt er Gesangsunterricht bei
Kurt Moll, Claudia Eder und Marianne Fischer-Kupfer. Stefan Stoll erhielt zahlreiche Stipendien und ist Preisträger mehrerer renommierter
internationaler Kompositionswettbewerbe. 1996-2000 Ensemblemitglied des Staatstheaters Cottbus, ab 1998 Engagement an der Komischen
Oper Berlin mit Partien wie Dr. Bartolo in Rossinis »Barbier von Sevilla«, Balstrode in Brittens »Peter Grimes« und Pizarro in »Fidelio«. Seit 2005
ist der Bariton freischaffend tätig. 2009 sang er den Gunther im »Ring des Nibelungen« unter Zubin Mehta in Florenz und Valencia. Im
Karlsruher »Ring« übernahm er zunächst der Alberich und war in der Spielzeit 2008/2009 als Wotan in »Rheingold« zu hören. In Karlsruhe sang
er außerdem die Titelrolle im »Fliegenden Holländer«, Leporello und Kaspar. Seit der Spielzeit 2009/10 ist Stefan Stoll Ensemblemitglied des
Badischen Staatstheaters Karlsruhe, wo er derzeit den Pizarro, Francesco in Verdis »I Masnadieri«, Grigoris in Martinůs »Griechische Passion«,
Blaubart in Bartóks »Herzog Blaubarts Burg« und Lysiart in »Euryanthe« singt.
2011/12 an der Oper Leipzig: Alberich in der konzertanten Aufführung von Wagners »Siegfried«.
Gern verweisen wir - wie bereits oben erwähnt - auf das Orchesterkonzert am Mittwoch, 12.Oktober um
19:00 Uhr im Kammermusiksaal der UdK in der Bundesallee mit dem Sound Factory Orchestra |
Avantgarde Orchestra of The Academy of Music in Wrocław mit Kazimierz Dawidek, Oboe unter der
Musikalischen Leitung von Robert Kurdybacha.
Auf dem Programm: Szaloneks "Pastorale op. 1" (1952) für Oboe und Orchester, , "Connections" (1972) für Kammerorchester, "Mutazioni"
(1966) für Orchester und das Oboenkonzert "Hautbois mon amour" (1998)
Und für die Freunde des aktuellsten Musikschaffens:
Die Pyramidale feiert ihr 10. Jubiläum am Samstag, 8. Oktober in der Pyramide Hellersdorf:
http://www.kultur-marzahn-hellersdorf.de/PYRAMIDALE-10.132.98.html
Willkommen im Reich der guten Musik!
Ihre Rainer Rubbert und Martin Daske
BKA-Theater
Mehringdamm 34
10961 Berlin
Kartentelefon: 030 - 20 22 007
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