Reinhold Frank (1896-1945) Durch die »Machtergreifung« der Nationalsozialisten politisiert, engagierte sich der Karlsruher Rechtsanwalt und christliche Widerstandskämpfer Reinhold Frank als Verteidiger in zahlreichen Strafprozessen gegen den Nationalsozialismus. Mit unbeugsamer Hilfsbereitschaft und Geradheit setzte er dabei sein Leben aufs Spiel – und wurde schließlich am 23. Januar 1945 von den Nationalsozialisten hingerichtet. Heute gilt er als einer der bekanntesten badischen Gegner des NS-Regimes. Reinhold Frank wurde am 23. Juli 1896 als Sohn einer katholischen Bauernfamilie in Bachhaupten bei Sigmaringen geboren. Er besuchte das erzbischöfliche Gymnasialkonvikt seiner Geburtsstadt und meldete sich wie viele seiner Zeitgenossen noch von der Schulbank aus als Freiwilliger für den Ersten Weltkrieg. Nach 1918 absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg und Tübingen. Später trat er in die Kanzlei des angesehenen Karlsruher Rechtsanwaltes Franz Xaver Honold ein – und übernahm dort in den kommenden Jahren zunehmend leitende Verantwortung. Obschon er vor 1933 politisch nicht in Erscheinung getreten war, stand Frank der NS-Ideologie aus christlicher Überzeugung von Beginn an ablehnend gegenüber. Nach der nationalsozialistischen »Machtergreifung« sah er sich endgültig zum Handeln gezwungen, trat der Zentrumspartei bei und gehörte der Karlsruher Stadtverordnetenversammlung bis zu deren Auflösung an. In dieser Zeit bildete sich ein Freundeskreis überzeugter Nationalsozialismusgegner, der sich zur Karlsruher Widerstandsgruppe formierte. Frank selbst übernahm die gerichtliche Verteidigung zahlreicher Widerstandskämpfer und durch das NS-Regime Verfolgter aus unterschiedlichsten politischen, weltanschaulichen und religiösen Lagern. Durch den ehemaligen württembergischen Staatspräsidenten Eugen Bolz kam er im Februar 1943 mit der Widerstandsgruppe um Carl Friedrich Goerdeler in Kontakt. Ohne in die konkreten Attentatspläne eingeweiht zu sein, erklärte er sich bereit, im Falle eines Umsturzes an führender Stelle für den Wiederaufbau in Baden bereitzustehen. Am 21. Juli 1944, einen Tag nach Stauffenbergs gescheitertem Attentatsversuch auf Hitler, wurde Frank in seinem Karlsruher Haus von der Gestapo verhaftet. Ein knappes halbes Jahr später wurde er wegen Hoch- und Landesverrats zum Tode verurteilt – und kurz darauf im Gefängnis am Plötzensee hingerichtet. Noch die letzten Zeilen, die er seiner Frau aus der Todeszelle schrieb, zeigten ihn als einen aufrechten Kämpfer für die Gerechtigkeit, der die Sorge um seine Mitmenschen über sein eigenes Wohlergehen stellte: „[L]iebe Annemarie, erschrecke nicht und behalte es zunächst für Dich. Ich bin gestern zum Tode verurteilt worden. Es ist hart. […] Ich habe heute Gnadengesuch gemacht. Ich hoffe, dass es Erfolg hat, Euretwegen.“1 Anregungen zum Weiterlesen: KIßENER, Michael: „Für das Recht. Die Karlsruhe Widerstandsgruppe um Reinhold Frank.“ In: Rudolf LILL und Michael KIßENER (Hgg.): 20. Juli 1944 in Baden und Württemberg. Konstanz 1994, S. 19-59. REHBERGER, Horst: „Reinhold Frank. Rechtsanwalt in Karlsruhe.“ In: Michael BOSCH und Wolfgang NIESS (Hgg.): Der Widerstand im deutschen Südwesten 1933-1945. Stuttgart 1984, S. 299-309. SCHELLINGER, Uwe: „Dr. Reinhold Frank (1896-1945).“ In: H. MOLL (Hrsg.): Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Paderborn 1999, S. 226-229. 1 Zitiert nach dem Abdruck in: SCHELLINGER (Angabe s.o.), S. 228.