Toxische Substanzen in Nahrungsmitteln Giftige (toxische) Substanzen in Nahrungsmitteln 1) Gifte in einigen pflanzlichen Nahrungs- und Genussmitteln Hämagglutinine in Bohnen: Viele Bohnenarten haben toxische Wirkungen, wenn sie roh gegessen werden (bes. Phaesolus vulgaris und die Feuerbohne Phaesolus coccineus). Bereits der Genuss von 5-6 rohen grünen Bohnen kann zu schweren, eventuell tödlichen blutenden Magen-Darm-Entzündungen führen. Weiters treten auf: Muskelkrämpfe, ein Schock, verminderte KaliumKonzentration im Blut und damit ein verändertes EKG. Durch 15minütiges Kochen werden die toxischen Eiweißkörper in den Bohnen zerstört. Sie werden dadurch erst genießbar. Proteaseinhibitoren in Gemüsen: Viele als Gemüse verwendete Pflanzen (Bohnen, Sojabohne, Erbsen, Kartoffeln, Rüben) enthalten Stoffe, die jene Enzyme hemmen, die Eiweiße (Proteine) spalten (Proteasen). Diese Hemmstoffe werden durch Erhitzen unwirksam. Dabei spielen die Temperatur, die Dauer des Erhitzens, die Größe der Nahrungsteilchen und ihr Feuchtigkeitsgehalt (Einweichen von Bohnen) eine Rolle. Blausäure ist in einigen Nahrungsmitteln enthalten, die besonders in den Tropen Bedeutung haben, in der Pfeilwurzel, aus der man Cassava- und Maniokstärke gewinnt, in der Yamswurzel, der Süßkartoffel (Chinesische Kartoffel), der Zuckerhirse, dem Bambus, dem Zuckerrohr und in der Limabohne (Mondbohne). Auch die Kerne von Zitronen, Pfirsichen, Aprikosen, Kirschen, Äpfeln, Birnen und Pflaumen und die bitteren Mandeln enthalten Blausäure. In den Bambussprossen ist der Blausäuregehalt sehr hoch. Durch Zerquetschen, Einweichen in Wasser, Kochen in offenen Gefäßen und Weggießen des Wassers wird die Blausäure entfernt. 60 bittere Mandeln können bei Erwachsenen zu einer tödlichen Vergiftung führen, bei kleinen Kindern bereits 5 bis 10. Das Bittermandelöl ist viel gefährlicher; bei Kindern können 10 Tropfen tödlich sein. Durch Blausäure wird die Zellatmung blockiert. Die Zellen bekommen keinen Sauerstoff mehr; besonders empfindlich sind die Zellen des Gehirns und des Herzmuskels. Schwarze Holunderbeeren rufen, wenn sie in größeren Mengen roh gegessen werden, Magenschmerzen und Erbrechen hervor. Gekochte Beeren sind weit weniger giftig. Kropferzeugende Stoffe sind vor allem in Kohl- und Krautarten enthalten, in Weiß- und Rotkraut, Wirsing, Blumenkohl, Speiserüben, aber auch in Senfsamen, Rettich, Kren, Gartenkresse und Zwiebeln. Wenn z.B. wie in Zeiten der Armut, Krieg oder Gefangenschaft die Nahrung lange Zeit sehr einseitig aus Kohl besteht, kann die Bildung eines Kropfes begünstigt werden. Dazu kommt oft auch der Jodmangel. © Mag. Silvia Öller 2002 Seite 1 Toxische Substanzen in Nahrungsmitteln Nitrate werden von vielen Pflanzen in ihren Stängeln und Blättern angereichert, besonders dann wenn ihnen durch Düngemittel Nitrat angeboten wird (Sojabohne, Gurken, Rüben, Radieschen, Rettich, Mangold, Spinat). Gefährlich wird es dann, wenn Säuglinge mit Spinat ernährt werden, dessen Nitrat durch Bakterien (mangelnde Frische oder im oberen Darmbereich) in Nitrit umgewandelt wurde. Säuglinge in den ersten drei Monaten zeigen schon bei 6,5 mg Nitrationen pro kg Körpergewicht Vergiftungserscheinungen: Die roten Blutkörperchen können keinen Sauerstoff mehr transportieren. Auch nitrathaltiges Trinkwasser kann diese Vergiftungserscheinung, die Blausucht, hervorrufen. Oxalsäure ist im Rhabarber, Spinat, Sellerie, roten Rüben und im Sauerampfer enthalten. Blätter des Rhabarbers werden gelegentlich in Notzeiten, aber auch von Rohköstlern als Gemüse verwendet. Es kommt zu schweren Vergiftungserscheinungen wie Erbrechen, Krämpfen, Kreislaufkollaps, Leber- und Nierenschädigungen. Die in den Gemüsen enthaltene Oxalsäure bildet unlösliche Calciumoxalatkristalle, die man in großer Zahl in den Harnkanälchen der Nieren Vergifteter findet. Solanin ist in den Kartoffeln vor allem in den grünen Teilen enthalten. Das Gift kommt vor allem in unreifen Kartoffeln und in grün gewordenen, keimenden Kartoffelknollen vor. An verletzten oder durch Mikroorganismen (Schimmelpilze) infizierten Stellen bildet sich vermehrt Solanin. Die Vergiftungen sind meist nur schwach, kommen aber vor: 1978 erkrankten in einer englischen Schule 78 der jüngeren Schüler (11 bis 15 Jahre), die älteren Schüler und die Lehrer aber nicht, an folgenden Symptomen: Brennen und Kratzen im Hals, Kopfschmerzen, Mattigkeit, Erbrechen, Leibschmerzen und Durchfall. Biogene Amine in Käse und Wein: Während der Reifung des Käses entstehen aus den Aminosäuren, den Bausteinen der Eiweiße, biogene Amine. Das Amin Tyramin ist besonders zahlreich im Camembert, Brie, Emmentaler, Gruyere und im Gouda. Das Tyramin wirkt Blutdruck steigernd. Bei Patienten mit erhöhtem Blutdruck wirkt das Tyramin den Medikamenten entgegen und kann zu einer Hochdruckkrise führen. Hier genügen schon 20 g Cheddarkäse zur Blutdrucksteigerung, die eventuell einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt nach sich ziehen kann. Auch manche Weine enthalten bedeutende Mengen von Tyramin, wie z.B. Chianti (2,5 mg/100 cm³, während die meisten anderen Weine nur 40 bis 360 µg enthalten). Rotweine enthalten Histamin, das blutdrucksenkend wirkt und Kopfschmerzen hervorruft. Auch Bananen, Walnüsse und Tomaten enthalten größere Mengen Serotonin, einen Nervenbotenstoff, der den Blutdruck steigert. Capsaicin in Paprika und Cayenne-Pfeffer: Dieser scharf schmeckende Stoff erregt die Wärmesinneszellen, wodurch das brennende Gefühl auf der Zunge entsteht. Lange, intensive Einwirkung schädigt die Sinneszellen ebenso wie © Mag. Silvia Öller 2002 Seite 2 Toxische Substanzen in Nahrungsmitteln die Schleimhäute des Verdauungstraktes. Ein Übermaß dieses Gewürzes ist daher zu vermeiden. Myristicin in der Muskatnuss: Die Einnahme größerer Mengen wirkt toxisch und kann zum Tod führen. Ein 8jähriger Bub, der 2 ganze Nüsse aß, starb 24 Stunden danach. Zwei junge Mädchen und ein Mann nahmen 15 g pulverisierte Muskatnuss ein und zeigten schwere Vergiftungserscheinungen: Gefühl der Absonderung, Unwirklichkeit und Entpersönlichung, Denkfähigkeit und Wahrnehmung waren herabgesetzt, musikalische und auch optische Halluzinationen. Die Vergifteten waren teil euphorisch, teil emotionell erregbar, weinten und verfielen danach für bis zu 2 Tage in tiefen Schlaf, danach traten erneut die Symptome wie zu Beginn der Vergiftung auf und setzten sich bis zu 10 Tage fort. Das Myristicin ist dem Meskalin verwandt. Toxische Stoffe in essbaren Pilzen: Die Frühjahrslorchel galt bisher als Speisepilz, der nach Abkochen gegessen werden kann. Sie enthalten das hochgiftige Gyromitrin, das leicht flüchtig ist und beim Kochen und Trocknen zum Großteil verloren geht. In der Literatur wird von 513 vergifteten Personen, von denen 74 starben, berichtet. Selbst Vergiftungen durch Einatmen des flüchtigen Gyromitrins beim Kochen wird berichtet. Dabei kommt es zur Leberschädigung. Die Frühjahrslorchel sollte nicht mehr für Speisezwecke verwendet werden! Ein weiterer Pilz, der zu tödlichen Vergiftungen führen kann (Koliken, Kreislaufkollaps), obwohl er bisher als Speisepilz gilt, ist der Kahle Krempling. In neueren Pilzbüchern gilt er als unschädlich, wenn er zumindest 20 min geschmort wird. Viele Pilze reichern Cadmium an, z.B. Champignons. Laut WHO ist die duldbare Wochendosis 500 µg. Diese Menge ist in 50 g Waldchampignons enthalten. Champignons sollen daher nicht zu oft gegessen werden. Schweine- und Rindernieren enthalten ebenfalls Cadmium. Auch Quecksilber kann in Pilzen angereichert sein. Steinpilze, Rötelritterlinge, Parasole, Champignons und Riesenboviste enthalten mehr als 100 mg Quecksilber pro kg. Die duldbare Wochendosis von 0,3 mg kann in einer Mahlzeit von 330 g frischen Pilzen enthalten sein. Kulturpilze enthalten weniger Quecksilber. Quecksilber ist nierenschädigend und schädigt die Schleimhaut des MagenDarm-Traktes und das Zentralnervensystem. Glycyrrhin in Lakritze: Lakritze wird als leichtes Hustenmittel (schleimlösend) und in Bonbons und Zuckerstangen verwendet. Eine 20jährige Frau, die über 2 Jahre lang täglich 100 g Lakritze aß, litt an Bluthochdruck (200/140), Kopfschmerz, Müdigkeit und Salz- und Wasserbindung im Gewebe. 2 Wochen nach Weglassen der Lakritze waren die Symptome verschwunden. Dieselben Symptome traten bei einem 58jährigen Mann auf, der über 6 bis 7 Jahre hinweg täglich 70 bis 100 g Lakritze zu sich genommen hatte. Auch hier waren die Vergiftungserscheinungen 14 Tage nach Fortlassen der Lakritze verschwunden. © Mag. Silvia Öller 2002 Seite 3 Toxische Substanzen in Nahrungsmitteln Coffein im Kaffee: Bereits 0,5 g Coffein (5 Tassen Kaffee) führen zu ausgeprägter zentraler Erregung, Schlaflosigkeit, Herzklopfen und beklemmende Herzbeschwerden. Die im Kaffee und schwarzen Tee enthaltenen Gerbstoffe hemmen die Resorption von Eisen. So kommt es zu Eisenmangel bei Personen, die von vegetarischer Kost leben und viel Tee trinken. 2) Durch Verderben oder ungeeignete Zubereitung in Nahrungsmittel gelangende Gifte Aflatoxine in bestimmten schimmligen Nahrungsmitteln: Das Gift des Schimmelpilzes Aspergillus flavus hat eine hohe leberschädigende Giftigkeit und Karzinogenität. Der Pilz wurde gefunden auf Erdnüssen, Mais, Sojabohnen, Reis Sorghum, Weizen und Baumwollsamen. Aflatoxine sind hitzeresistent. Mit geeigneten Verfahren lassen sich die Gifte zerstören (z.B. zur Aufarbeitung von Erdnussöl). Der Verzehr verschimmelter Nahrungsmittel ist wegen der akuten besonders aber chronisch toxischen Schäden sehr gefährlich. Verschimmelte Nahrungsmittel wegwerfen, kein faules Obst pressen (Patulin), auf geeignete Lagerung achten (kühlen, tiefgefrieren oder trocken aufbewahren)! Der Mutterkornpilz (Claviceps purpurea) befällt Getreide besonders in feuchten Jahren. Im Mittelalter kam es öfter zu Massenvergiftungen, deren Symptome Übelkeit, Kopfschmerzen, Krämpfe, Sensibilitätsstörungen und Zerstörung von Gewebe der Gliedmaßen waren. Heute sind Vergiftungen in Mitteleuropa selten. Der mit Edelschimmel fermentierte Käse (Camembert, Roquefort, Gorgonzola) erwies sich in Langzeitstudien als unschädlich. Bakteriengifte in Lebensmitteln: Staphylokokken aus eiternden Wunden oder Rachen- und Nasenschleim rufen schwere Brechdurchfälle hervor, die allerdings wieder rasch abklingen. Bei Salmonellen-Infektionen kommt es zu Brechdurchfällen und hohem Fieber. Der Lactobacillus casei kann in Fischkonserven und in Käse zu einer starken Histaminbildung führen. Mehr als 10 mg Histamin auf 100 g Nahrungsmittel rufen schwere akute Symptome wie Leibschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen hervor, die nach wenigen Stunden vorbei gehen. Botulinus-Toxine stammen von Clostridium botulinum vor allem bei hausgemachten Lebensmittelkonserven aus Fleisch, Käse, Erbsen und Bohnen. Die verdächtigen Konserven zeigen meist eine Gasentwicklung. Vorbeugung: Mindestens 2malige Sterilisierung der Konserven im Abstand von 1-2 Tagen, da Sporen 1-2 Tage nach der Sterilisation wieder auskeimen können und bei der 2. Sterilisation getötet werden. Sicherer ist noch eine 3. Sterilisation nach 1-2 Tagen. © Mag. Silvia Öller 2002 Seite 4 Toxische Substanzen in Nahrungsmitteln Vergiftungssymptome treten 8 – 12 Stunden nach der Nahrungsaufnahme auf: Übelkeit, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schluck- und Sprachstörungen, Blasen- und Darmlähmung, Atemlähmung (kann zum Tod führen). Die Sterblichkeitsrate ist 25 – 50 %. Erhitzte und oxidierte Fette: Werden Fette in Gegenwart des Sauerstoffs der Luft lange und stark erhitzt, bilden sich Hydroperoxide der Fette. Sie führen bei Fütterung an Tiere zur Reizung des Verdauungstraktes, bei größeren Mengen auch zu Lebervergrößerung, Wachstumsabnahme und Tod. Fette sollten nicht über 180°C erhitzt werden, eine Überhitzung vermieden werden und die Überhitzungsdauer nur kurz gehalten werden. Die Gefahr für den Menschen ist als gering anzusehen, weil die Ernährung selten aus überwiegend in siedendem Fett gebratenen Nahrungsmitteln besteht. Karzinogene in geräucherten und stark gegrillten Nahrungsmitteln: Durch Räuchern und übermäßig starkes Grillen entstehen polycyclische Kohlenwasserstoffe, insbesondere das stark karzinogen wirkende 3,4Benzpyren. Allerdings wurden in frischen pflanzlichen Nahrungsmitteln und in Getreide, geerntet in Industriegebieten, zum Teil höhere Mengen Benzpyrene gefunden als in geräucherten und gegrillten Nahrungsmitteln. Bei einer normal gemischten Ernährung dürfte die Menge an Benzpyren (max. 3 µg) die geschwulstauslösende Konzentration nicht erreichen. Zinksalze entstehen, wenn säurehältige Nahrungsmittel in Zinkgefäßen aufbewahrt werden. Die sich bildenden Zinkchloride und Zinksulfate rufen Erbrechen, Übelkeit, Durchfall und Leibschmerzen hervor. Lebensmittel nicht in Zinkgefäßen aufbewahren! Schwermetallionen im Trinkwasser und in Nahrungsmitteln: Aus den Wasserleitungen in Häusern, metallenen Behältern und Armaturen gelangen Schwermetallionen in das Trinkwasser, bei alten Leitungen Blei, heute eher Eisen, Zink und Kupfer. Toxische Konzentrationen können im Trinkwasser nicht erreicht werden. Empfehlenswert ist aber ein Ablaufenlassen des Wassers für einige Minuten besonders am Morgen. Blei oder Zinn aus Dosen treten in so geringen Mengen auf, dass nicht mit chronischen oder gar akuten Vergiftungen zu rechnen ist. © Mag. Silvia Öller 2002 Seite 5 Toxische Substanzen in Nahrungsmitteln Zusätze zu Lebensmitteln Industriell hergestellte Lebensmittel können bestimmte Zusätze enthalten: Konservierungsmittel, Enzyme, Antioxidantien, Geschmacksstoffe, Farbstoffe, Backhilfsmittel und Mittel zur Änderung der Konsistenz. Lebensmittelfarben sind wasser- und fettlösliche (oder auch unlösliche) Substanzen, die entweder künstlich hergestellt werden oder in der Natur vorkommen. Für die einzelnen Farben gibt es besondere Verwendungsvorschriften (z.B. nur außen). Die künstlichen organischen Farbstoffe (Azofarbstoffe) sind mit dem Benzol verwandt. Ein bestimmter Teil der Bevölkerung ist dagegen allergisch. Etwa 1/5 aller Menschen, die Aspirin nicht vertragen, vertragen ebenfalls keine Azofarben. Auch Asthmatiker und Menschen mit Ekzemen können negativ reagieren mit Asthmaanfällen, einem Nesselausschlag, tränenden Augen, tropfender Nase, Sehstörungen, Hautödemen und sogar einem Schock. Azofarben stehen im Verdacht das Hyperaktivitäts-Syndrom bei Kindern aufzulösen. Konservierungsmittel Dürfen grundsätzlich nicht aus Bequemlichkeitsgründen angewendet werden. Eine Konservierung durch Kälte, Trocknen oder Erhitzen und anschließendem luftdichten Verschließen ist einem chemischen Zusatz vorzuziehen. Konservierungsmittel haben antiseptische (keimhemmende) Wirkung. Sie wirken gegen Schimmelpilze (antimykotisch), gegen Fäulniserreger (antiprutrid) oder gegen Gärungserreger (antizymotisch) und haben außerdem eine Bakteriengifte unschädlich machende Wirkung (antitoxisch). Die Wirkungsmechanismen der Konservierungsstoffe sind verschieden: Hohe Konzentrationen von Zucker, Kochsalz oder Nitrate schädigen osmotisch die Zellwände von Bakterien und Pilzen. Eine pH-Verschiebung macht ein Keimwachstum unmöglich. Reaktionsfähige chemische Gruppen blockieren wichtige Fermente des Stoffwechsels von Bakterien und Pilzen. Anorganische Säuren: Phosphorsäuren, Polyphosphorsäuren und schwefelige Säure. Phosphorsäuren und Phosphate werden im Organismus vielerorts benötigt (tgl. 1-2 g). Zu viel davon wird im Harn und Kot ausgeschieden. Polyphosphate werden der Wurst zugesetzt, um ein besseres Wasserbindungsvermögen zu erreichen. Sie verbinden sich mit Calcium und könnten so die Aufnahme von Calcium hemmen. Die schwefelige Säure und deren Salze Natrium- und Kaliumsulfit werden vor allem zur Konservierung von Wein verwendet. Mehr als 40 mg / l schwefeliger Säure im Wein rufen Kopfschmerzen hervor. Für manche Menschen reicht dafür schon eine Menge von 25 – 30 mg / l. © Mag. Silvia Öller 2002 Seite 6 Toxische Substanzen in Nahrungsmitteln Kochsalz: Die Konzentration zur Konservierung muss hoch sein, z.B. bei Fisch 10 - 24 %, bei Käse 1 – 3 %. Kochsalz bewirkt Bluthochdruck und eine vermehrte Wasserspeicherung. Nitrate und Nitrite: Fleisch kann durch Kochsalz konserviert werden, bekommt aber einen graubraunen Farbton. Um die rote Farbe zu erhalten, wird dem Pökelsalz eine kleine Menge Nitrat oder Nitrit zugesetzt. Das Nitrit bildet mit dem Blutfarbstoff das dunkelrote Nitroso-Hämoglobin. In rohem Schinken, der mit Nitrit behandelt wurde, lassen sich geringe Mengen Dimethylnitrosamin nachweisen. Nitrosamine sind karzinogen. Auch viele pflanzliche Nahrungsmittel enthalten Amine und Nitrate. Dies begünstigt die Entstehung von Nitrosaminen. Auch in den meisten Bieren, besonders den Stark- und Dunkelbieren ist Dimethylnitrosamin enthalten. Propionsäure und Propionate, Sorbinsäure: Propionsäure und ihre Salze werden dem Brot zugesetzt um das Verschimmeln zu verhindern. Sorbinsäure wird auch im Brot und noch im Käse verwendet. Es sind keine nachteiligen Wirkungen bekannt. Benzoesäure und Ester der p-Hydroxybenzoesäure: Benzoesäure wirkt bei sauren Reaktionen antimykotisch und bakteriostatisch. Die Ester haben eine lokalanästhetische Wirkung; auch eine gefäßerweiternde und eine krampflösende Wirkung sind nachgewiesen. Milchsäure, Weinsäure, Zitronensäure, Ameisensäure, Essigsäure, Bernsteinsäure, Bernsteinsäureanhydrid, Adipinsäure, Fumarsäure, Malonsäure haben eine hemmende Wirkung auf das Wachstum von Mikroorganismen und die Keimung von Sporen. Zusätzlich erfüllen sie noch andere Aufgaben in der Lebensmittelzubereitung: Manche verstärken bestimmte Geschmacksqualitäten, überdecken unerwünschten Nachgeschmack, ermöglichen es bestimmte pH-Werte einzustellen, verstärken die Wirkung von Antioxidantien, ändern die Viskosität und Fließeigenschaften des Teiges und die Beschaffenheit der Backwaren oder können Schmelzpunkte (Käse, Zuckerstangen) verändern. Zwar sind die Säuren wenig giftig und werden vom Organismus gut abgebaut, sind aber nicht ganz frei von pharmakologischen Wirkungen: Das Kalium- und Natriumsalz der Weinsäure wirkt abführend, Zitronensäure verhindert die Aufnahme von Calcium im Darm. Geschmacksmittel Süßungsmittel: Seit Jahrzehnten wird das o-Benzoesäuresulfimid, das Saccharin, zum Süßen verwendet. Saccharin hat eine 550 Mal stärkere Süßkraft als Rohrzucker. Praktisch wird aber etwas stärker gesüßt, so dass das Verhältnis 1 : 300 ist. Saccharin wird unverändert im Harn ausgeschieden und hat keinen Brennwert. Es hat einen lang anhaltenden süßen Nachgeschmack, bei höheren Konzentrationen (1 : 10.000) einen bitteren. In © Mag. Silvia Öller 2002 Seite 7 Toxische Substanzen in Nahrungsmitteln zahlreichen chronischen Versuchen konnte keine toxische und keine Karzinogene Wirkung nachgewiesen werden. Auch Cyclamat hat eine starke Süßkraft (30 bis 35 Mal stärker als Rohrzucker). Die süßende Wirkung von Saccharin und Cyclamat verstärkt sich durch Addition. So können die Konzentrationen beider Süßstoffe vermindert werden. Tierversuche zeigen weder entwicklungsstörende noch krebserzeugende Wirkungen. Geschmack verstärkende Stoffe: Glutaminsäure ist in zahlreichen Proteinen, besonders in pflanzlichen vorhanden, z.B. in Soja-Sauce. Glutaminsäure intensiviert den Geschmack von Fleisch, Fisch, Gemüsen und Suppen und hemmt unerwünschten Geschmack, wie z.B. Rohgeschmack, Erdgeschmack oder bitteren Geschmack. Die den Geschmack verbessernden Qualitäten zeigen sich nur zusammen mit Kochsalz. Zu reichlicher Genuss von Glutaminsäure-Mononatriumsalz kann aber zum Auftreten von Taubheitsgefühl im Nacken, das sich auf Arme und Rücken ausbreitet, zu Schwächegefühl, Herzklopfen und Kopfschmerzen führen. Diese Symptome tauchen kurz nach Beginn des Essens auf und verschwinden nach 2 Stunden wieder: China-Restaurant-Krankheit. Zusatzstoffe, die physikalische Veränderungen von Nahrungsmitteln bewirken: Gelatine wird verwendet, um Nahrungsmitteln eine halbfeste Konsistenz zu verleihen. Gelatine ist ein Abbauprodukt des Kollagens. Ähnlich wirken die Kohlenhydrate Pectin, Stärke, Alginat und Agar. Sie werden in Milchpuddings, Gelees, Marmeladen, in Backwerk, aber auch in Wurst- und Fischzubereitungen verwendet. Sie dienen zum Eindicken von Fruchtsäften, als Schaumstabilisatoren im Bier und als Emulgatoren in Salatölen. Alginate bilden mit den Spurenelementen Kobalt, Mangan, Zink und Eisen schwerlösliche Komplexe. Es könnte daher bei einem langanhaltenden regelmäßigen Verzehr von Alginaten (z.B. in Schlankheitsmitteln) zu einer Unterversorgung mit diesen Spurenelementen kommen. Ähnlich wirkt auch Gummi arabicum, gewonnen aus Akazien. Die als Ether der Zellulose hergestellte Carboxymethylzellulose wird als Stabilisator für Eis und Backwaren und als Emulgator verwendet. Sie wird unverändert im Kot ausgeschieden. Antioxidantien: sind Stoffe, die die Oxidation von Nahrungsbestandteilen hemmen. Das betrifft vor allem Fette und Fettsäuren. Werden ungesättigte Fettsäuren oxidiert, werden die Fette ranzig. Von Natur aus enthalten Fette natürliche © Mag. Silvia Öller 2002 Seite 8 Toxische Substanzen in Nahrungsmitteln Antioxidantien, das Vitamin E und das Lecithin. Für beide sind keine Grenzkonzentrationen vorgeschrieben. Rückstände von Stoffen in Nahrungsmitteln, die bei Tieren und Pflanzen angewendet werden. Antibiotika bei Tieren bewirken, dass die Tiere das Futter besser ausnutzen und schneller an Gewicht zunehmen. Weibliche Sexualhormone bei Geflügel und Weidevieh gelten als Masthilfsmittel. Bei Gemüsen und Früchten ist sehr wichtig, dass keine Rückstände von Schädlingsbekämpfungsmitteln daran haften oder gar im Inneren der Pflanzen vorhanden sind. Bei Erfassung von 50 Schädlingsbekämpfungsmitteln in amerikanischen Lebensmitteln wurden nur sehr kleine Mengen dieser Stoffe gefunden. Sie lagen weit unter der Toleranzgrenze. Nahrungsmittelallergien Sehr viele Nahrungsmittel, die keine giftigen Stoffe enthalten, können toxische Wirkungen ausüben, wenn eine Allergie gegen bestimmte Inhaltsstoffe besteht. Nur bei Menschen, die Antikörper gegen gewisse Substanzen in den Nahrungsmitteln gebildet haben, treten diese mehr oder weniger schweren Krankheitserscheinungen auf, die in manchen Fällen tödlich enden. Gegen die Stoffe im Nahrungsmittel (Antigene) werden spezifische Antikörper gebildet. Reagierende Organe sind zu 90 % Haut und Atemwege. Die Zahl der Nahrungsmittel, die als Antigene wirksame Substanzen enthalten, ist außerordentlich groß. An allen allergischen Erkrankungen ist Milch in 20 % der Fälle beteiligt. Auch Eier sind häufig die Ursache allergischer Erkrankungen. Eine Allergie auf Fischeiweiß kann auch bei Verzehr von Eiern auftreten, wenn die Legehennen mit Fischmehl gefüttert worden sind. Allergien auf Inhaltsstoffe von Schalentieren sind auch nicht selten. Bei Zitrusfrüchten richtet sich die Allergie gegen die ätherischen Öle in den Schalen. Auch andere Obstarten können Allergien auslösen. Selbst Allergien gegen Gemüse werden beobachtet: Hülsenfrüchte, Tomaten, Kohlarten, Lauch, Spargel, Sellerie, Möhren, Rettich, Kren, Kartoffeln und Erdnüsse. Bekannt ist auch eine Allergie auf Getreide, dessen Antigen das Eiweiß Gliadin im Kleber (Gluten) des Getreides enthalten ist. Bei einer Penicillinallergie kann auch eine gegen die Schimmelpilze bei der Käseherstellung bestehen. Verbrauchertipps © Mag. Silvia Öller 2002 Seite 9 Toxische Substanzen in Nahrungsmitteln Riskant ist der häufige Verzehr von Innereien (Leber, Niere), fettem Fleisch vom Holzkohlengrill, gebratenem Schinken und anderen stark gepökelten Fleischwaren, Schinken mit Käse überbacken. Hackfleisch grundsätzlich unmittelbar nach dem Kauf braten. Magere Fische und Süßwasserfische den fetten und Meeresfischen vorziehen. Kaufen Sie Eier von frei lebenden Hühnern. Brot möglichst frisch kaufen, auf Zusatzstoffe achten. Verschimmeltes Brot ganz wegwerfen. Eingedellte oder aufgeblähte Konserven nicht verwenden. Geschälte und aufgeschnittene Pilze sofort, innerhalb der nächsten Stunden verwenden. Pilzgerichte nach Möglichkeit nicht mehr aufwärmen, auf keinen Fall mehrfach und nach 24 Stunden aufwärmen. Salzkonsum einschränken. Verzehr von geschälten Erdnüssen und Erdnussprodukten einschränken. Zuckerkonsum reduzieren. Gerichte für Kinder nicht salzen und nicht zuckern. In die Sauce eine Prise Zucker, zum Kuchen eine Prise Salz wirken geschmacksverstärkend. Möglichst naturbelassene Nahrungsmittel verwenden, auf Fertiggerichte verzichten. Fleischkonsum einschränken, Gemüse gemäß der Jahreszeit essen. © Mag. Silvia Öller 2002 Seite 10