Erkenntnis_MUSIL.doc AOO32 Robert Musil / Skizze der Erkenntnis des Dichters Sabine A. Döring / Zum Erkenntnisanspruch der Kunst (Buch: Wozu Kunst?) Sabine A. Döring / Ästhetische Erfahrung als Erkenntnis des Ethischen – Die Kunsttheorie Robert Musils und die analytische Philosophie Hans-Jörg Piper (kein Buch verfügbar) Zum Erkenntnisanspruch der Kunst Für Musil zentrale Autoren: Kurt Lewin: Untersuchungen zur Handlungs- und Affektpsychologie Ausgangspunkt (für DIG) ist das „Denk-Netz“. Für jeden Denk-Ansatz können auch in der Kunst Beispiele bzw. KünstlerInnen gefunden werden. Erkenntnis durch Erlebnis / Möglichkeitsformen (Simulation) Indem die Dichtung Erlebnis vermittelt, vermittelt sie Erkenntnis Dem Leser eines dichterischen Textes wird nicht mitgeteilt, daß sich etwas so oder so verhält, sondern er wird dazu aufgefordert, sich vorzustellen oder auszudenken, wie etwas wäre, wenn sich etwas so und so verhielte ( ... dies gilt auch für viele Arbeiten der bildenden Kunst) Der Leser muß also gerade eine Möglichkeit des Welterlebens entwerfen, die von der des Autors abweicht. Die Dichtung hat für Musil „nicht die Aufgabe, das zu schildern, was ist, sondern das, was sein könnte“, und liefert im Unterschied zur Wissenschaft keine Erkenntnis von kontingenten Naturtatsachen, sondern von „möglichen Tatsachen“ oder „wirklichen Möglichkeiten“, von „Utopien“, „Ideen“ oder notwendigen „Werten“. In der Dichtung entscheidet nach Musil nun nicht der praktische Erfolg, sondern der erfolgreiche Leseakt über die Geltung eines erhobenen Erkenntnisanspruches. Der Wert und die Bedeutung eines dichterischen Textes hänge davon ab, ob dieser neue Möglichkeiten des Welterlebens und damit zugleich neue Möglichkeiten des rechten Lebens und in diesem Sinne ethische Erkenntnis vermittle. Nichtpropositionale Erkenntnisformen Wissenschaft und Dichtung als komplementäre Formen empirischer Erkenntnis. Die „andere“ dichterische Erkenntniseinstellung zur Welt (Vergl. Kommentare von Bourdieu: Romanautoren haben für die soziologische Forschung mehr zu bieten als dürre Variablenlisten) Der „andere Zustand“ = die ethisch-ästhetische Erkenntniseinstellung des Dichters Musil hält fest, daß es tatsächlich alternative, nicht-wissenschaftliche Bilder der Welt gebe. Es geht Musil um den Nachweis, daß in Kunst und Dichtung Bilder der Welt entworfen werden, die mit den wissenschaftlichen inkommensurabel (nicht vergleichbar) sind und diesen doch in ihrem Anspruch auf Wirklichkeitsgeltung „ebenbürtig sein könnten“. ... in „bestimmter Hinsicht“ ein Abbild sein ... Musil wendet sich grundsätzlich gegen die Subjektivierung der ästhetische Erfahrung und argumentiert für deren epistemische Gleichwertigkeit gegenüber dem wissenschaftlichen Weltzugriff: So wie die praktische Einstellung des Wissenschaftlers dem ratioiden Gebiet angemessen sei, erfülle die kontemplative, ethisch-ästhetische Einstellung des Künstlers ihren Zweck auf nicht-ratioidem Gebiet. Zwei Welten des Gefühls (Musils Gefühlstheorie) Während der Wissenschaftler um Erkenntnis erlangen zu können, seine Gefühle ausblenden muß, kann der Dichter nicht erkennen, ohne zu „lieben“, ist seine Erkenntnis wesentlich „Gefühlserkenntnis“. Musil spricht (mit Lewin) über die kognitive Leistung der Gefühle (bzw. der Emotionen). Erkenntnistheorie des Dichters in der Gestalt einer Gefühls- bzw. Emotionstheorie. Er formuliert seine Dabei antizipiert er die kognitivistische Emotionstheorie (aktueller Philosophie), indem er dem Gefühl eine essentielle epistemische (erkenntnistheoretische) Funktion zuschreibt, die darin besteht, daß es die Sicht der Dinge in bestimmter Weise strukturiert und auf ganz bestimmte Aspekte hin lenkt. (Vergl. R. de Sousa) Die Eotion (und nicht etwa die Venunft) ist das grundlegende epistemische Vermögen. Um den Erkenntnisanspruch der Kunst wissenschaftlich rechtfertigen zu können, formuliert Musil 1938 nach dem Modell Kurt Lewins eine psychologische Theorie über den Einfluß des Gefühls auf die Wahrnehmung. Gefühle entscheiden darüber, wie wir die Dinge sehen und was uns wichtig erscheint, und eben davon hängt es ab, welche Fragen wir stellen, welche Entscheidungen wir treffen und wie wir dementsprechend handeln. Nicht erst unser Handeln, sondern schon unser Wahrnehmen und Denken hat eine essentiell emotionale Basis. Analog zu Musil setzt heute etwa Ronald de Sousa, dessen Ansatz als einer der elaboriertesten Versuche gelten kann, eine kognitivistische Emotionstheorie kohärent zu begründen , bei dem die Gefühle auszeichnenden Vermögen an, unsere Wahrnehmung und unser Denken zu leiten und so die sonst nicht zu bewältigende Komplexität der Welt auf ein handhabbares Maß zu reduzieren. DIG: Die „neue“ Rolle der emotionalen Sicht ist bereits bei der Atmosphären-Studie zutage getreten, außerdem kann im Bereich der Philosophie ein Forschungsschwerpunkt benannt werden. Musil differenziert zwischen „Verstandesbildern“ und „Bildern, die sich an unser Gefühl wenden“. Werden Emotionen von der tradionellen Philosophie, ... als subjektiv und irrational abgewertet und zu bloßen Störfaktoren des Erkennens erklärt, schreibt Musil ihnen eine grundlegende epistemische (erkenntnistheoretische) Funktion zu. ... unser Denken hat eine essentielle emotionale Basis. Eros-Sicht Der Dichter kann nicht erkennen, ohne zu „lieben“ s.o. Im Gegensatz zu den „Verstandserkenntnissen“ der Wisenschaft, die einen „Null- oder Neutralisationszustand“ des Gefühls notwendig voraussetzten bzw. erforderten, daß der Erkennende seine Gefühle gleichsam „ausschalte“, seien die Erkenntnisse der Dichtung im Zustand der (andersartigen) Liebe gründende „Gefühlserkenntnisse“. Stimmungen – unbestimmte Gefühle Im Vordergrund steht die kognitive Funktion bei den unbestimmten Gefühlen, den sgn. Stimmungen. Stimmungen gelten gemeinhin als nichtintentionale Gefühle; sie sind nicht auf ein bestimmtes Objekt gerichtet, sondern färben gleichsam die ganze Welt in ihrem Sinne. Gestaltet sich nun ein Gefühl zu einer Stimmung aus, ist also „umfassend, ziellos, ausgebreitet“ und „untätig“ (Vergl. Taoismus), und unterwirft sich zugleich das gesamte Innere eines Individuums, so läuft gar kein Handlungsgeschehen mehr ab. Handelt es sich dabei um das Gefühl der Liebe, befindet sich das Individuum im Zustand der reinen Kontemplation – dem anderen Zustand. Die Rolle der Tatsachen / Geltungsfragen / Genauigkeitsfragen Sowohl in der Wissenschaft als auch in der Dichtung geht es um die Erkenntnis von Tatsachen. Einem künstlerischen Inhalt kann dann empirische Geltung zugesprochen werden, wenn er sich in einem Experiment bewährt, das dem spezifischen nichtpropositionalen Inhalt Rechnung trägt. (Vergl. Farb-Gewichtsstudien) Wissenschaft und Dichtung sind nach Musil empirische Disziplinen, wenn auch auf verschiedenen Gebieten. (empirisch: aus der Erfahrung, Beobachtung erwachsen; dem Experiment entnommen). Musil erklärt die Dichtung und die Künste generell (zu den naturwissenschaftlichen) epistemisch ebenbürtigen Disziplinen ... DIG: Kunst als eine experimentierende Wissenschaft (künstlerische Forschung) Popper: Die Aufgabe der Erkenntnistheorie ist, die Methoden der systematischen Überprüfung zu untersuchen. Erkenntnistheorie interessiert sich nicht für „Tatsachenfragen“ sondern für „Geltungsfragen“. Musil versucht zu zeigen, daß die dichterische Logik „das Strengste des Erreichbaren auf einem Gebiet“ sei, „wo man eben nicht genau arbeiten kann“. Da das Gebiet des Dichters und das des Wissenschaftlers die komplementären Produkte zweier inkommensurabler (unvergleichbarer) Betrachtungsweisen der Welt seien, lasse sich dementsprechend das Maß der Genauigkeit, mit dem auf diesen Gebieten gearbeitet werde, gar nicht vergleichen; vielmehr sei die wissenschaftliche Genauigkeit dem dichterischen Gebiet unangemessen und umgekehrt. Es ist die Aufgabe jeder Einzeldisziplin, ihre Prüfungsmethoden zu entwickeln und auch zu evaluieren. Stellenwert der Sprache Die Dichtung bedient sich derselben sprachlichen Bausteine wie das normale Leben und die Wissenschaft. sinnfällig /vs/ begrifflich ... vielmehr befreien künstlerische Darstellung und ihr entsprechendes Denken „aus der Formelhaftigkeit der Begriffe“, indem sie jene Aspekte der Dinge zum Vorschein bringen, die in der begrifflichen Darstellung unterschlagen werden. Dichtung als Sprache des Unaussprechlichen (mit Wittgenstein) Einzelfälle /vs/ Allgemeines Die Kunst stellt nicht Allgemeines, sondern Einzelfälle dar. Im Gegensatz zur Wissenschaft bildet die Kunst nicht die allgemeinen, sondern die besonderen Aspekte der Welt ab; d.h. diejenigen Aspekte, die durch die konkreten Umstände der besonderen, jeweils einmaligen und einzigartigen objektiven Situation, einschließlich der besonderen Person des Betrachters, konstituiert werden. Die dichterische Einstellung zur Welt zeige die Dinge und Ereignisse in ihrer unwiederholbaren Individualität und unbeschränkten Variabilität. Für den Dichter sind gerade nicht die invarianten, sondern die von Fall zu Fall variierenden Aspekte der Welt relevant. Während im wissenschaftlichen Experiment nach dem Prinzip der isolierenden Abstraktion von der besonderen Person des Beobachters, dem Ort, an dem das Experiment stattfindet, dem Zeitpunkt seiner Durchführung usw. abstrahiert wird, geht es im künstlerischen Experiment umgekehrt um die Aspekte, die die Besonderheit der konkreten Situation ausmachen. Kunst = Das Studium der Besonderheiten Die Dichtung/Kunst konzentriert sich demnach auf diejenigen Aspekte der Welt, die für die Wissenschaft irrelevant sind, und umgekehrt. DIG: So gesehen müßten sich Kunst und Wissenschaft je relativ einfach abgrenzen lassen? Naturwissenschaftlich orientierte Kunstprojekte, müßten sich demnach auf andere „Aspekte“ konzentrieren, als die (produktorientierte) Grundlagenforschung. Wie in den Plakatstudien geht es also nicht darum bestimmte Wissenschaftsdisziplinen auszugrenzen, sondern um relevante Diskurse, Sichten und Aspekte. Einzelfall /vs/ Exemplarisches Die in der Kunst dargestellten Einzelfälle verweisen über sich hinaus auf das Allgemeine, d.h. auf vergleichbare Fälle und sind mithin exemplarisch. Eben der exemplarische Charakter zeichnet das in der Kunst dargestellte Besondere gegenüber dem Einzelnen aus. Wissenschaftliche Vergleiche sind generalisierend und identifizierend, indem sie von den Besonderheiten der Einzelfälle nivellierend absehen ... wohingegen künstlerische Vergleiche differenzierend sind, indem Besonderheiten nuancierend hervorgehoben werden. Kontextabhängigkeit Der Dichter bettet seinen Gegenstand in immer neue, ungewohnte Kontexte ein, bis plötzlich eine neue Seite am Gegenstand aufscheint ... (Vergl. Methode von Wittgenstein) Vergl. Kontext-Studie Rolle der Analogie (Ähnlichkeit) DIG: Analogische Ansätze, haben keinen „guten Ruf“ – man sollte die Formulierungen von Musil daher aus der Sicht der Ähnlichkeit lesen (Vergl. Foucault) Etwas dichterisch darzustellen heißt, in Form der Analogie seine bisher unbekannte Beziehung zu anderen Dingen darstellen Analogisch soll demgegenüber (d.h. gegenüber dem logischen Denken) ein Denken heißen, das sich der Übergänge bedient und die begrifflichen Grenzen durchlässig oder „porös“ hält. Logisches Denken drängt auf die Unterscheidung des Ähnlichen, analogischen Denken sucht Ähnlichkeiten im Verschiedenen. Vergl. Betrachtung: Verflüssigung Siehe Schema: Ähnlichkeit / Differenz / Identität / Vermischung (Verflüssigung) Vergl. Studien zur Ähnlichkeit Verschiedene Zwecke ? Wird der Erkenntnisanspruch der Kunst daran geknüpft, daß die Kunst einen von der Wissenschaft verschiedenen Zweck verfolgt, liegt der Verdacht nahe, daß statt einer naturalistischen eine pragmatistische Auffassung von Erkenntnis zugrunde liegt. Dieser Auffassung zufolge kann es keinen allgemeinen und in allen Kontexten gültigen Begriff von Erkenntnis und somit auch keine allgemeine Erkenntnistheorie geben. Die Annahme, daß empirische Erkenntnis intersubjektive Nachprüfbarkeit zwingend voraussetzt, ist darauf zurückzuführen, daß die Kriterien der wissenschaftlichen Erkenntnis unhinterfragt zu allgemeinen Erkenntniskriterien erhoben werden ... Mit Musil läßt sich ein dem wissenschaftlichen in nichts nachstehender Erkenntnisanspruch der Kunst legitimieren. Dieser Erkenntnisanspruch wird indes nicht auf Eigenschaften von Kunstwerken gegründet, sondern auf eine spezifische (ästhetische) Wahrnehmungsweise, die ein Komplement zur wissenschaftlichen Weltauffassung bildet und ebenso wenig auf so genannte Kunstwerke beschränkt ist wie die wissenschaftliche Wahrnehmung auf Theorien. Sicht des Ethischen / ethische Funktion der Kunst Im Mittelpunkt steht folgende These: Die Erkenntnis des Dichters = Erkenntnis des Ethischen Über Ethik kann man nicht sprechen ... gleichwohl belegen Notizen und Briefe Wittgensteins, daß es in seinen Augen doch so etwas wie eine „Sprache“ des Ethischen gibt, nämlich die Sprache der Dichtung. In der Dichtung wird das Ethische jedoch nicht gesagt oder ausgesprochen, sondern es „zeigt sich“. Vergl. Studien von Mersch (sich zeigen // zeigen /vs/ sagen) Musil versteht unter „Ethik“ nicht die Theorie der Moral und unter „Ästhetik“ nicht die Theorie des Schönen und der Kunst, sondern verwendet diese beiden Ausdrücke zur Bezeichnung der spezifisch dichterischen (künstlerischen) Einstellung zur Welt, sowie des mit dieser unmittelbar gegebenen nicht-ratioiden Gebiets. Ab 1909 unternimmt er den Versuch, die ethische Funktion der Dichtung und der Kunst generell zu begründen. „Das was sein soll“, läßt sich laut Musil nicht wissenschaftlich bestimmen, sondern allein aus dem anderen Zustand als dem „Grundzustand der Ethik“. Da dieser Zustand in der Dichtung fragmentarisch realisiert wird, bezeichnet er die Dichtung folgerichtig als „eine Teillösung dessen, was sein soll“. Der andere Zustand ist bei Musil die Metapher für eine emotional bedingte, zur wissenschaftlichen polaren Einstellung des Erkennenden zur Welt, die das Wesen des Ethischen ausmacht. Nur in der Kunst und Dichtung läßt sich nach Musil der andere Zustand – jedenfalls vorübergehend – realisieren. Die Möglichkeit einer allgemeinen und damit einer wissenschaftlichen normativen Ethik ist nach Musil ausgeschlossen. DIG: P. Weibel weicht mit seinen Projekten in den (Erkenntnis-)Bereich der Naturwissenschaften aus (und meidet mit aller Kraft die Fun-Zone). Der Bereich des Ethischen bleibt sonderbar unberücksichtigt, wobei gerade in der Zeit der neoliberalen Wirtschaftsordnung diese Sicht von zentraler Bedeutung wäre. Mit RePolitisierungsversuchen wurden bestimmte Fragen bereits angesprochen, doch steht in der Regel die „eitle“ Kunst zu stark im Vordergrund – Politik verkommt im Kunstfeld zum Stilmittel. Und so sind es auch ein ethische Bedenken, die gegen viele von Ventura angeführten Projekte vorzubringen sind. DIG: Spekulative Abtastung der „systemischen“ Möglichkeiten /vs/ ethische Erkenntnis und ethische Praxis. DIG: Das Ethische, als der „andere“ Bereich Ethik und Ästhetik sind eins / Das rechte Leben als Kunst Neben der Ausgrenzung des Ethischen aus dem Bereich der Wissenschaft findet sich bei Wittgenstein auch die für die theoretische Konzeption Musils grundlegende Gleichsetzung von Ethik und Ästhetik: So postuliert Wittgenstein: „Ethik und Ästhetik sind eins“ Musil: Er habe von Jugend an das Ästhetische als Ethik betrachtet. Shusterman, Rorty: Die postmoderne Geschmacksethik behauptet erneut die Einheit von Ethik und Ästhetik. Dichterische als ethische Erkenntnis: Die empirische Begründung der Identität von Ethik und Ästhetik: xxx DIG: Wenn man den Bereich der Ethik (performativ) als die Sicht der relevanten Handlungen (und Emotionen) begreift, dann ist diese Gleichsetzung mit der Ästhetik nur nachvollziehbar, wenn man von einer performativen Ästhetik ausgeht. In diesem Sinne könnte man dann von handlungsrelevanter Kunst sprechen, was ähnlich wie bei Weibel u.a. das Fun-Segment abwertet. Aufwertung des tätigen Gefühls gegenüber dem untätigen. Das rechte Leben wäre dann bereits Kunst (Vergl. LKW) Das Wesen der Dichtung besteht für Musil in einer auf die Beantwortung der Frage des rechten Lebens gerichteten „emotio-rationale(n) und senti-mentale(n)“ Erkenntnisleistung. Der Wert und die Bedeutung eines dichterischen Textes hängt davon ab, ob dieser die Möglichkeit des rechten Lebens vermittelt. Der ästhetische Wert bestimmt sich nach seinem ethischen Wert! Sicht der Handlung Lewin/Musil: Handlung und Gefühl sind nicht unabhängig voneinander zu begreifen. Lewin: Einerseits läßt sich Handlung nur unter Berücksichtigung des Gefühls angemessen beschreiben und klassifizieren, und andererseits ein Gefühl nur Berücksichtigung der Handlung. Wir wissen nicht, was wir fühlen, ehe nicht unser Handeln darüber entschieden hat. Ethik, Ästhetik, Religion, Mystik: Bei W. und M. auf der gleichen Ebene angesiedelt. Wissenschaft als höchstentwickeltes Instrument der Gewalt Wissenschaft konzentriert sich auf die Aspekte der Welt, die intersubjektiv invariant und unabhängig von historisch-geographischen Gegebenheiten sind. Musils These der „zwei Welten des Gefühls“: der wissenschaftlichen Welt der „Gewalt“ einerseits und der dichterischen Welt der „Liebe“ DIG: Und was heißt das nun für P. Weibel, G. Stocker und die ars electronica ? Das Thema der Gewalt (globale Konflikte, Info War, take over, gen Manipulation, ...) scheint sich ja wirklich zu verdichten. Das Thema Gewalt, wurde durch den 11.9.2001 aktualisiert Auf welche Aspekte konzentriert sich die „klassische“ Wissenschaft Aspekte, die in jedem Kontext invariant sind Allgemeines intersubjektiv invariant intersubjektive Nachprüfbarkeit unabhängig von historisch-geographischen Gegebenheiten Befreiung von Kontexteinflüssen begriffliche Aspekte Ausblenden der Gefühle bei der Erkenntnis emotional neutral propositionale Erkenntnis unbeeinflußte Wahrnehmung wissenschaftliche Wahrnehmungsweise das was ist generalisierend, identifizierend die Aspekte, die die Besonderheit der konkreten Situation ausmachen exemplarische Einzelfälle die besonderen Aspekte der Welt unwiederholbare Individualität unbeschränkte Variabilität situationsbewußt kontextuelle Experimente sinnfällige Aspekte wichtige Rolle der Gefühle bei der Erkenntnis emotionale Anteilnahme (in der Form unbestimmter Liebe) dichterische Erkenntniseinstellung emotional beeinflußte Wahrnehmung spezifische (ästhetische) Wahrnehmungsweise Erkenntnis durch Erlebnis das was sein könnte differenzierend, indem Besonderheiten nuancierend hervorgehoben werden Erkenntnis des Ethischen