aktuelle Situation

Werbung
Gesellschaft für Leprakunde, Albrecht-Thaer-Straße 14, 48147 Münster
Informationen für Besucher des Lepramuseums
Schwerpunkt: die aktuelle Situation:
wussten Sie...
 dass die Zahl der registrierten Leprakranken sich dank der Behandlungsmöglichkeit
weltweit von 12 Millionen (1981) auf rund ¼ Million (2012) verringert hat?
 dass bei starkem jährlichen Rückgang aufgrund der langen Inkubationszeit immer
noch viel tausende Neuerkrankungen jährlich auftreten?
 dass es trotz der Erfolge der Antibiotikatherapie noch ungezählte Menschen gibt, die
nach überstandener Lepra verstümmelt und ausgesetzt sind?
zum Erreger:
 dass sich der Erreger, mycobacterium leprae, nur in lebenden Zellen vermehrt?
 dass die Lepra in zwei ganz verschiedenen Formen vorkommt mit leichterem oder
schwerem Bakterienbefall?
 dass die häufigere bakterienarme Form „paucibazillär“ (früher tuberculoid) genannt
wird, die seltenere bakterienreiche „multibazillär“ (früher lepromatös)?
 dass sich bei der multibazillären Form 1000 Billionen Leprabakterien im Körper
befinden können? Das sind mehr Erreger als bei jeder anderen Infektionskrankheit.
 dass von diesen Erregern auch vor der Behandlung nur ein Prozent vermehrungsfähig
ist?
 dass der Erreger Temperaturen von 30 bis 32 Grad Celsius bevorzugt? Demgemäß
werden innere Organe von der Krankheit viel weniger befallen als Nase, Gesicht und
Extremitäten.
zur Diagnose
 dass die ersten Anzeichen der Krankheit oft Gefühlsstörungen und/oder fleckige
Hautveränderungen sind?
 dass die Diagnose durch eine mikroskopische Untersuchung gesichert werden muss,
da eine Anzüchtung des Erregers bis heute nicht möglich ist? Ein Nachweis durch
Polymerasen-Ketten-Reaktion ist in Einzelfällen möglich
 dass dazu ein Abstrich aus der Nasenschleimhaut oder Gewebeflüssigkeit vom Rand
der verdächtigen Hautstellen entnommen wird?
1
 dass im mikroskopischen Bild mit einer bestimmten Färbemethode die Erreger als
rote Stäbchenbakterien, „säurefeste Stäbchen“, ähnlich wie bei der Tuberkulose
erkennbar sind?
zur Krankheit
 dass die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, die
Inkubationszeit, mindestens 6 Monate, meistens 2 bis 3 Jahre, längstens 40 Jahre
beträgt?
 dass der Erreger die Nervenscheiden befällt und eine Entzündung hervorruft, die
schließlich zum Nervenausfall und damit zu Gefühlsstörungen und Lähmungen führt?
 dass in der Anfangsphase der Krankheit nicht zwischen paucibazillärem und
multibazillärem Verlauf unterschieden werden kann? Zwischen paucibazillärer und
multibazillärer Lepra liegt ein breites Feld, die „Borderline-Lepra“, die wie eine
multibazilläre Lepra behandelt wird.
 dass ein Zusammenhang zwischen ererbtem Immunsystem und Verlaufsform der
Lepra vermutet wird? Demnach werden die verschiedenen Verläufe der Lepra durch
das Immunsystem bestimmt: geringer Widerstand – multibazilläre Lepra, starker
Widerstand – paucibazilläre Lepra, absoluter Widerstand – trotz hohem
Ansteckungsrisiko keine Lepra.
 dass für die paucibazilläre Lepra wenige scharf begrenzte flache Hautveränderungen
mit Pigment- und Gefühlsverlust charakteristisch sind?
 dass bei multibazillärer Lepra viele knotige, unscharf begrenzte Hautveränderungen
und der Verlust der seitlichen Augenbrauen charakteristisch sind?
zur Therapie:
 dass die multibazilläre Lepra und die Borderline-Lepra mit drei Medikamenten
(Dapson, Clofazimin und Rifampicin) über 6 Monate behandelt werden?
 dass die Therapie mit mehreren Arzneimitteln gleichzeitig von Professor Enno
Freerksen 1974 eingeführt und 1975 auf breiter Basis in Malta erprobt wurde?
 dass die Medikamente für die 12-monatige Therapie etwa 16 € und für die 6monatige Therapie etwa 2,50 € kosten?
 dass die moderne Arzneimitteltherapie längere Krankenhausaufenthalte meist
unnötig macht? Es genügen einfach patientennahe Behandlungsposten, wo sich die
Patienten alle 4 Wochen einfinden, untersucht werden und die neue Monatspackung
abholen.
2
 dass heute die Physiotherapie sowie die körperliche und soziale Rehabilitation immer
wichtigere Bestandteile der Lepratherapie sind?
zur Übertragung:
 dass die Lepra von Mensch zu Mensch übertragen wird?
 dass das Nasensekret eines Patienten mit unbehandelter multibazillärer Lepra so
viele Erreger enthalten kann wie der Auswurf eines Patienten mit unbehandelter
offener Lungentuberkulose?
 dass der Erreger auch außerhalb des menschlichen Körpers tagelang
vermehrungsfähig bleiben kann?
 dass das phenolische Glycolipid, das in der Zellhülle des Erregers vorkommt, im
Schmutz nachgewiesen wurde? Das häufige Auftreten von Lepra in ländlichen
Gebieten könnte damit in Zusammenhang stehen, da dort meist keine Schuhe
getragen werden.
 dass sich der Erreger im Neunbindengürteltier, einem in Mittelamerika lebenden
Säugetier mit einer Körpertemperatur von 23 Grad Celsius, vermehren kann? Bei
Verwendung des Gürteltiers als Versuchstier sind einige Tiere aus dem Labor
entwischt. So wurden jetzt in Texas 15 % der wildlebenden Gürteltiere infiziert.
Infektionen von Jägern, die solche Tiere zerlegt haben, sollen vorgekommen sein.
Zu den Spätfolgen
 dass sich der häufigste Nervenschaden am Ellenbogen ausbildet, der zum
Gefühlsverlust am Ringfinger und am kleinen Finger der befallenen Hand führt?
 dass der Befall der Nerven bei unbehandelter Lepra zu Gefühlsverlust an Händen,
Füßen und im Gesicht führen kann, der zunächst unbemerkte und dann oft sehr spät
versorgte Wunden zur Folge hat?
 dass die Verstümmelungen, die in der vorantibiotischen Zeit an Händen und Füßen
und im Gesicht auftraten, bei paucibazillärer Lepra nicht durch den Lepraerreger
selbst, sondern durch gewöhnliche Wundinfektionen hervorgerufen wurden?
 dass bei multibazillärer Lepra zu der oben genannten Infektion noch die Zerstörung
des Knochens durch den Erreger selbst hinzukommt?
 das sich der Erreger bei multibazillärer Lepra in der Nasenschleimhaut vermehrt, was
zu Nasenbluten und fortdauernden Nasenentzündungen führt und in der
vorantibiotischen Zeit mit Bildung einer Sattelnase und weiterer Nasenzerstörung
fortschritt?
Rückfragen und Ergänzungsvorschläge richten Sie bitte an Dr. Ivo Just Tel. 0251 214340
3
Herunterladen