Der Kaiserschnitt-ein Schnitt ins Leben Den sehr beeindruckenden Film „Meine Narbe-ein Schnitt ins Leben“ von Mirjam Unger und Judith Raunig sahen 58 Frauen und 2 Männer am Mittwochabend im Ostentorkino. Doris Schiller von Donum Vitae und Astrid Giesen vom Bayerischen Hebammenverband initiierten die Filmvorführung. Ziel ist es, die Folgen eines Kaiserschnitts für die Familien ins Bewusstsein zu rücken um künftig einen sensibleren Umgang mit dieser wichtigen Lebensphase einer Frau Geburt zu erreichen. Im Mittelpunkt von MEINE NARBE stehen junge Mütter und Väter und ihr persönliches Erleben mit der Schnittentbindung. In schonungslos ehrlichen Interviews schildern sie Erwartungen und Wünsche, die sie an die Geburt ihres Kindes hatten, ihr körperliches und seelisches Empfinden sowie die oft langwierigen Folgen dieses Ereignisses: Jedes dritte Baby in Bayern erblickt mittlerweile bei einem Kaiserschnitt das Licht der Welt. Die oftmals als „sanft“ beschriebene Form der Geburt ist heutzutage die häufigste Operation bei Frauen im gebärfähigen Alter. Die von der Medizin so angepriesene, weil angeblich risikoarme Form der Geburt, wird aber von Frauen vielfach als Trauma erlebt: „Der Kaiserschnitt war immer eine dunkle Wolke, die über mir gehangen ist. So viele andere Frauen bringen ihre Kinder vaginal zur Welt, nur ich schaff ’s nicht. Ich bin zu blöd dazu.“ Gedanken und Gefühle, die oft genug dazu führen, dass ihr Erlebnis mit dem Kaiserschnitt tabuisiert wird. Der Film gewährt tiefe Einblicke in ganz persönliche Geburtserlebnisse von Männern und Frauen und zeigt intime Momente, die bis dato noch mit kaum einem anderen Menschen geteilt wurden. Im Anschluss an den Film standen auf dem Podium die Filmemacherin Judith Raunig, drei GynäkologInnen, ein Kinderarzt eine Sozialpädagogin, eine betroffene Mutter und eine Hebamme für Fragen zur Verfügung. Der Moderator Dr. Carsten Lenk führte mit viel Einfühlungsvermögen durch die emotionale Diskussion. Es wurde über die Gründe der zunehmenden Kaiserschnittrate gesprochen, über die physischen und psychischen Folgen für Mutter und Kind und warum die Hebamme nicht mehr wie früher die hauptverantwortliche Begleiterin der Familie durch diese Lebensphase ist. Es wurden Stimmen laut, das auch eine normale Geburt traumatisch für eine Frau sein kann. Entscheidend dafür, ob eine Geburt für eine Frau traumatisierend wirkt oder nicht, ist vielfach die Art der Kommunikation die zwischen den Medizinern und der Frau stattfindet, Hier ist sicher ein Schlüssel die umfassende Information über die Notwendigkeit der Eingriffe und deren Risiken und die Einbeziehung der Frau in die Entscheidung. Am Ende waren sich alle einig: Der Kaiserschnitt sollte nur mit medizinischer Indikation vorgenommen werden, weil er für Mutter und Kind gesundheitliche Risiken mit sich bringt. Es sollten alle Möglichkeiten genutzt werden, die Fehlentwicklung des leichtfertigen Umgangs mit dieser Operation wieder rückgängig zu machen. Hier sind auch politische Entscheidungen zu treffen. Das betrifft das Haftungsrecht und die Vergütung der natürlichen Geburt. Auch wäre es eine Lösung die normale Schwangerschaft wieder in die Hände der Hebamme zu geben, die ausreichend Zeit für die Frau hat. So ist es in Skandinavien und sie können gute Ergebnisse vorweisen. Wenn trotz guter Begleitung ein Kaiserschnitt notwendig sein sollte, gibt es viele Möglichkeiten, um der Frau trotzdem das Gefühl zu vermitteln, sie hat es geschafft. Auch die wichtige Förderung der Bindung zwischen Mutter und Kind ist beim Kaiserschnitt zu berücksichtigen. Nicht zuletzt wurde über das gute Angebot der Beratungsstellen in Regensburg gesprochen. Familien erhalten umfassende Beratung rund um alle Fragen der Schwangerschaft. Wir wissen, dass es noch ein weiter Weg ist, bis auch in Deutschland wieder eine Kaiserschnittrate von unter 20 % üblich ist, so wie die WHO dies empfiehlt. Sicher bedarf es dazu jedoch einen Paradigmenwechsel in unserem Gesundheitssystem. Veranstaltungen, wie diese tragen vielleicht ein Stück dazu bei.