1 Trauma-Hand-Out zum Helfer-Seminar am 04.06. in Eppingen Dr. phil. Klaus Hölzer, Bad Rappenau Definition eines traumatischen Ereignisses: Das Erleben von körperlicher und sexualisierter Gewalt, auch in der Kindheit (sexueller Missbrauch), Vergewaltigung, Entführung, Geiselnahme, Terroranschlag, Krieg, Kriegsgefangenschaft, politische Haft, Folterung, Naturkatastrophen (Überschwemmungen), von Menschen verursachte Katastrophen (Brandstiftung), Unfälle oder Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit. Auch Zeuge dieser Ereignisse zu werden (Feuerwehrleute, Polizei, Helfer), wirkt traumatisierend. Was macht die Traumatisierung mit dem Menschen? Traumata kommen oft vor. Der Begriff Trauma darf aber nicht inflationär für Alltagsbelastungen und Kränkungen verwendet werden. Traumatische Erfahrungen sind stets seelisch-körperliche Katastrophen. Ein Trauma wirkt wie extremer Stress. Dadurch werden vermehrt körpereigene Opiate (Wohlfühlstoffe) freigesetzt. Das führt zu einer Art Betäubung und Erstarrung, wodurch die Schmerzwahrnehmung gehemmt wird. Woran Traumatisierung zu erkennen ist - Starke Angst, gesteigert bis zur Todesangst während des traumatischen Ereignisses. - Hilflosigkeitsgefühl während und kurz nach dem Ereignis - Starke psychische Belastung bei Dingen, die an das Trauma erinnern - Schlafprobleme, weil Bilder und Gedanken über das Ereignis in den Sinn kommen. - Plötzliches Wiedererleben des Traumas, als sei man wieder in der traumatischen Situation (Intrusionen, sogenannte Flashbacks sind typische Symptome) - Albträume vom belastenden Ereignis - Eingeschränktes Fühlen (nicht weinen können, unfähig, liebevolle Gefühle zu empfinden). Wenn diese Symptome nicht innerhalb von sechs Monaten verschwinden, dann besteht vermutlich eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Was kennzeichnet eine PTBS? Posttraumatische Belastungsstörung (deutsch: PTBS; englisch: PTSD= Posttraumatic Stress Disorder) - Zustand vegetativer Übererregbarkeit - Depressionen - Zwangsstörungen, - Dissoziative Störungen Behandlung der Trauma- Folgestörungen (= PTBS) Bei der Traumatherapie werden drei Phasen unterschieden: - Stabilisierungsphase. - Trauma-Bearbeitungsphase - Integrationsphase. 2 Die Phasen zwei und drei gehören in die Hände von psychologischen Psychotherapeuten und ärztlichen Psychotherapeuten, und zwar beide Berufsgruppen mit einer Zusatzqualifikation als Trauma-Therapeuten. Auch Phase eins ist Teil einer Psychotherapie. Aber gerade in der Stabilisierungsphase können Flüchtlings-Helfer im Rahmen der sogenannten ressourcenorientierten Arbeit effektiv mitwirken. Ressourcenorientierung Ressourcen sind Kraftquellen, die in persönlichen Neigungen, Talenten, Fähigkeiten und Hobbys stecken. Gewiss stabilisieren auch Sozialkontakte, die Familie, die Wohnung und der Beruf. Ebenso kann ein gut strukturierter Alltag Sicherheit vermitteln. An erster Stelle sei empfohlen: Mut machen, ermutigen, Mut machen! Keinesfalls nach dem traumatischen Ereignis fragen. Worauf die Helfer achten sollten Sich hüten vor einem überaktiven „Opfer-Retter-Zusammenspiel (Märtyrer-Komplex), um Distanz zu wahren und um sich vor Burn-Out zu schützen. Spaltungen in Trauma-Teams vermeiden. Keine Wettbewerbe um den Titel des beliebtesten Helfers. Trauma-Teams sollten unter sich eine vernünftige Aufteilung der therapeutischen und der bürokratisch-politischen Arbeit organisieren. Die Verhandlungen mit Ämtern und der Politik zum Wohle der Flüchtlinge sind wichtig und verlangen einen klaren Kopf. Bei welchen Stellen oder Institutionen gibt es therapeutische Unterstützung? Siehe Extrablatt