Trauma-Hand-Out für Seminar am 04.06.2016

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Trauma-Hand-Out zum Helfer-Seminar am 04.06. in Eppingen
Dr. phil. Klaus Hölzer, Bad Rappenau
Definition eines traumatischen Ereignisses:
Das Erleben von körperlicher und sexualisierter Gewalt, auch in der Kindheit (sexueller Missbrauch),
Vergewaltigung, Entführung, Geiselnahme, Terroranschlag, Krieg, Kriegsgefangenschaft, politische
Haft, Folterung, Naturkatastrophen (Überschwemmungen), von Menschen verursachte Katastrophen
(Brandstiftung), Unfälle oder Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit. Auch Zeuge dieser
Ereignisse zu werden (Feuerwehrleute, Polizei, Helfer), wirkt traumatisierend.
Was macht die Traumatisierung mit dem Menschen?
Traumata kommen oft vor. Der Begriff Trauma darf aber nicht inflationär für Alltagsbelastungen und
Kränkungen
verwendet werden. Traumatische Erfahrungen sind stets seelisch-körperliche
Katastrophen. Ein Trauma wirkt wie extremer Stress. Dadurch werden vermehrt körpereigene Opiate
(Wohlfühlstoffe) freigesetzt. Das führt zu einer Art Betäubung und Erstarrung, wodurch die
Schmerzwahrnehmung gehemmt wird.
Woran Traumatisierung zu erkennen ist
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Starke Angst, gesteigert bis zur Todesangst während des traumatischen Ereignisses.
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Hilflosigkeitsgefühl während und kurz nach dem Ereignis
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Starke psychische Belastung bei Dingen, die an das Trauma erinnern
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Schlafprobleme, weil Bilder und Gedanken über das Ereignis in den Sinn kommen.
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Plötzliches Wiedererleben des Traumas, als sei man wieder in der traumatischen Situation
(Intrusionen, sogenannte Flashbacks sind typische Symptome)
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Albträume vom belastenden Ereignis
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Eingeschränktes Fühlen (nicht weinen können, unfähig, liebevolle Gefühle zu empfinden).
Wenn diese Symptome nicht innerhalb von sechs Monaten verschwinden, dann besteht vermutlich
eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).
Was kennzeichnet eine PTBS?
Posttraumatische Belastungsstörung (deutsch: PTBS; englisch: PTSD= Posttraumatic Stress Disorder)
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Zustand vegetativer Übererregbarkeit
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Depressionen
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Zwangsstörungen,
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Dissoziative Störungen
Behandlung der Trauma- Folgestörungen (= PTBS)
Bei der Traumatherapie werden drei Phasen unterschieden:
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Stabilisierungsphase.
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Trauma-Bearbeitungsphase
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Integrationsphase.
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Die Phasen zwei und drei gehören in die Hände von psychologischen Psychotherapeuten und
ärztlichen Psychotherapeuten, und zwar beide Berufsgruppen mit einer Zusatzqualifikation als
Trauma-Therapeuten.
Auch Phase eins ist Teil einer Psychotherapie. Aber gerade in der Stabilisierungsphase können
Flüchtlings-Helfer im Rahmen der sogenannten ressourcenorientierten Arbeit effektiv mitwirken.
Ressourcenorientierung
Ressourcen sind Kraftquellen, die in persönlichen Neigungen, Talenten, Fähigkeiten und Hobbys
stecken. Gewiss stabilisieren auch Sozialkontakte, die Familie, die Wohnung und der Beruf. Ebenso
kann ein gut strukturierter Alltag Sicherheit vermitteln. An erster Stelle sei empfohlen: Mut machen,
ermutigen, Mut machen! Keinesfalls nach dem traumatischen Ereignis fragen.
Worauf die Helfer achten sollten
Sich hüten vor einem überaktiven „Opfer-Retter-Zusammenspiel (Märtyrer-Komplex), um Distanz zu
wahren und um sich vor Burn-Out zu schützen.
Spaltungen in Trauma-Teams vermeiden. Keine Wettbewerbe um den Titel des beliebtesten Helfers.
Trauma-Teams sollten unter sich eine vernünftige Aufteilung der therapeutischen und der
bürokratisch-politischen Arbeit organisieren. Die Verhandlungen mit Ämtern und der Politik zum
Wohle der Flüchtlinge sind wichtig und verlangen einen klaren Kopf.
Bei welchen Stellen oder Institutionen gibt es therapeutische Unterstützung?
Siehe Extrablatt
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