Immanuel Kant Grundlegung zur Metaphysik der Sitten Überblick

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Immanuel Kant
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
Überblick
Ralf Stoecker
Wissenschaften
formal
Logik
material
Physik
Ethik
Metaphysik
der Natur
Metaphysik der
Sitten
a priori
Empirische
Physik
Praktische
Anthropologie
empirisch
Art und Weise, wie die
jeweilige Erkenntnis
gerechtfertigt ist.
So schränke ich die vorgelegte Frage
nur darauf ein, ob man nicht meine,
dass es von der äußersten
Notwendigkeit sei, einmal eine reine
Moralphilosophie zu bearbeiten, die
von allem, was nur empirisch sein mag
[...] völlig gesäubert wäre; denn dass es
eine solche geben müsse, leuchtet von
selbst aus der gemeinen Idee der
Pflicht und der sittlichen Gesetze ein.
Jedermann muss eingestehen, dass
ein Gesetz, wenn es moralisch, d.i. als
Grund einer Verbindlichkeit gelten soll,
absolute Notwendigkeit bei sich führen
müsse; dass das Gebot: Du sollst nicht
lügen, nicht etwa bloß für Menschen
gelte, andere vernünftige Wesen sich
aber daran nicht zu kehren hätten […]
(389.13 ff)
Ethik
Metaphysik der
Sitten
a priori
Praktische
Anthropologie
empirisch
Art und Weise, wie die
jeweilige Erkenntnis
gerechtfertigt ist.
So schränke ich die vorgelegte Frage
nur darauf ein, ob man nicht meine,
dass es von der äußersten
Notwendigkeit sei, einmal eine reine
Moralphilosophie zu bearbeiten, die
von allem, was nur empirisch sein mag
[...] völlig gesäubert wäre; denn dass es
eine solche geben müsse, leuchtet von
selbst aus der gemeinen Idee der
Pflicht und der sittlichen Gesetze ein.
Jedermann muss eingestehen, dass
ein Gesetz, wenn es moralisch, d.i. als
Grund einer Verbindlichkeit gelten soll,
absolute Notwendigkeit bei sich führen
müsse; dass das Gebot: Du sollst nicht
lügen, nicht etwa bloß für Menschen
gelte, andere vernünftige Wesen sich
aber daran nicht zu kehren hätten […]
(389.13 ff)
1. Abschnitt
„Übergang von der gemeinen
sittlichen Vernunfterkenntnis zur
philosophischen
Kant beginnt also mit
unserem Verständnis von Moral
! analytisch (und damit a priori)
! nicht empirisch
Abschnitte 1 und 2
„Gegenwärtige Grundlegung
ist aber nichts mehr als die
Aufsuchung und
Festsetzung des obersten
Prinzips der Moralität […]“
(392.3)
1. Abschnitt
„Übergang von der gemeinen
sittlichen Vernunfterkenntnis zur
philosophischen
Kant beginnt also mit
unserem Verständnis von Moral
! analytisch (und damit a priori)
Abschnitt 3
! nicht empirisch
Worauf kommt es uns an in unseren moralischen Urteilen?
Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer
derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für
gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille.
(393.3)
Begründung nach dem Ausschlussprinzip
•  Talente des Geistes
•  Eigenschaften des Temperaments
•  Glücksgaben
•  Glückseligkeit
•  Tugenden
•  Handlungsfolgen
•  Tauglichkeit der Handlung
Worauf kommt es uns an in unseren moralischen Urteilen?
Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer
derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für
gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille.
(393.3)
Begriff der Pflicht
Wie soll man das verstehen?
Betrachtet man unsere Urteilspraxis an ausgewählten Beispielen (dem
Krämer, der keine Kinder betrügt, der Erhaltung des eigenen Lebens,
dem freudigen Wohltäter und schließlich dem kaltherzigen Wohltäter),
dann stellt man fest, dass der moralische Wert einer Handlung:
" nicht schon darin liegt, dass sie pflichtmäßig ist,
" nicht schon darin liegt, dass sie der richtigen Neigung folgt,
" sondern darin, dass sie aus Pflicht geschieht.
Erster Satz (nicht explizit so genannt):
„Allerdings! gerade da hebt der Wert des Charakters [= des Willens] an,
der moralisch und ohne alle Vergleichung der höchste ist, nämlich dass
er wohltue, nicht aus Neigung, sondern aus Pflicht.“ (399.1)
Was heißt das: aus Pflicht?
Erste Satz:
„Allerdings! gerade da hebt der Wert des Charakters [= des Willens] an,
der moralisch und ohne alle Vergleichung der höchste ist, nämlich dass
er wohltue, nicht aus Neigung, sondern aus Pflicht.“ (399.1)
Zweiter Satz:
„eine Handlung aus Pflicht hat ihren moralischen Wert nicht in der
Absicht, welche dadurch erreicht werden soll, sondern in der Maxime,
nach der sie beschlossen wird“ (399.35)
Das heißt: Es liegt nicht an dem Handlungszweck (der
Absicht), ob eine Handlung aus Pflicht geschieht, sondern
an der Maxime, nach der die Person handelt
(denn der Zweck macht, wie gesehen, nicht den Unterschied
zwischen moralisch wertvollen und wertlosen Handlungen aus, also
muss es an der Maxime liegen).
Erste Satz:
„Allerdings! gerade da hebt der Wert des Charakters [= des Willens] an,
der moralisch und ohne alle Vergleichung der höchste ist, nämlich dass
er wohltue, nicht aus Neigung, sondern aus Pflicht.“ (399.1)
Zweiter Satz:
„eine Handlung aus Pflicht hat ihren moralischen Wert nicht in der
Absicht, welche dadurch erreicht werden soll, sondern in der Maxime,
nach der sie beschlossen wird“ (399.35)
Dritter Satz:
„Pflicht ist Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung fürs
Gesetz.“ (400.17)
Das heißt: Ich soll das Pflichtgemäße tun, nicht weil ich
dazu irgendwie geneigt bin, sondern weil das Gesetz es
vorschreibt (= weil es moralisch geboten ist).
Das, was Kant später als den ‚kategorischen Imperativ‘
bezeichnet, ist ohnehin das Kernprinzip unseres
moralischen Denkens.
„hiermit stimmt die gemeine Menschenvernunft in ihrer praktischen
Beurteilung auch vollkommen überein und hat das gedachte Prinzip
jederzeit vor Augen“ (402.13)
„ich soll niemals anders verfahren als so, dass ich auch wollen könne,
meine Maxime solle ein allgemeines Gesetz werden.“ (402.8)
Das heißt: Ich soll das Pflichtgemäße tun, nicht weil ich
dazu irgendwie geneigt bin, sondern weil das Gesetz es
vorschreibt (= weil es moralisch geboten ist).
2. Abschnitt
„Übergang von der populären sittlichen Weltweißheit zur Metaphysik der
Sitten
„Um aber bei dieser Bearbeitung nicht bloß von der gemeinen sittlichen
Beurteilung (die hier sehr achtungswürdig ist) zur philosophischen, wie
sonst geschehen ist, sondern von einer populären Philosophie, die nicht
weiter geht, als sie durch Tappen vermittelst der Beispiele kommen kann,
bis zur Metaphysik […] fortzuschreiten, müssen wir das praktische
Vernunftvermögen von seinen allgemeinen Bestimmungsregeln an bis
dahin, wo aus ihm der Begriff der Pflicht entspringt, verfolgen und deutlich
darstellen.“ (412.15)
2. Abschnitt
„Übergang von der populären sittlichen Weltweißheit zur Metaphysik der
Sitten
„Um aber bei dieser Bearbeitung nicht bloß von der gemeinen sittlichen
Beurteilung (die hier sehr achtungswürdig ist) zur philosophischen, wie
sonst geschehen ist, sondern von einer populären Philosophie, die nicht
weiter geht, als sie durch Tappen vermittelst der Beispiele kommen kann,
bis zur Metaphysik […] fortzuschreiten, müssen wir das praktische
Vernunftvermögen von seinen allgemeinen Bestimmungsregeln an bis
dahin, wo aus ihm der Begriff der Pflicht entspringt, verfolgen und deutlich
darstellen.“ (412.15)
2. Abschnitt
„Übergang von der populären sittlichen Weltweißheit zur Metaphysik der
Sitten
„Um aber bei dieser Bearbeitung nicht bloß von der gemeinen sittlichen
Beurteilung (die hier sehr achtungswürdig ist) zur philosophischen, wie
sonst geschehen ist, sondern von einer populären Philosophie, die nicht
weiter geht, als sie durch Tappen vermittelst der Beispiele kommen kann,
bis zur Metaphysik […] fortzuschreiten, müssen wir das praktische
Vernunftvermögen von seinen allgemeinen Bestimmungsregeln an bis
dahin, wo aus ihm der Begriff der Pflicht entspringt, verfolgen und deutlich
darstellen.“ (412.15)
2. Abschnitt
„Übergang von der populären sittlichen Weltweißheit zur Metaphysik der
Sitten
„Um aber bei dieser Bearbeitung nicht bloß von der gemeinen sittlichen
Beurteilung (die hier sehr achtungswürdig ist) zur philosophischen, wie
sonst geschehen ist, sondern von einer populären Philosophie, die nicht
weiter geht, als sie durch Tappen vermittelst der Beispiele kommen kann,
bis zur Metaphysik […] fortzuschreiten, müssen wir das praktische
Vernunftvermögen von seinen allgemeinen Bestimmungsregeln an
bis dahin, wo aus ihm der Begriff der Pflicht entspringt, verfolgen und
deutlich darstellen.“ (412.15)
Kant möchte also dasjenige, wozu wir verpflichtet sind, daraus
ableiten, dass wir eine praktische Vernunft haben.
„Ein jedes Ding der Natur wirkt nach Gesetzen. Nur ein vernünftiges
Wesen hat das Vermögen, nach der Vorstellung der Gesetz, d.i. nach
Prinzipien [= Maximen] zu handeln, oder einen Willen.“ (412.26)
Vollkommen guter Wille:
Die Vernunft bestimmt den
Willen ‚unausbleiblich‘.
Unvollkommen guter
(menschlicher) Wille:
Andere Triebfedern als die
Vernunft können dazu führen,
dass der Handelnde nicht
immer das Vernünftige tut.
Das Gesetz nötigt den Willen.
! Imperativ
„Die Vorstellung eines objektiven Prinzips, sofern es für den Willen nötigend ist,
heißt ein Gebot (der Vernunft), und die Formel des Gebots heißt Imperativ.“ (413.9)
Imperative
hypothetisch
Wenn Du X willst, dann tu Y!
Sonderfall:
Imperativ der Klugheit
kategorisch
Tu Y!
= Imperativ der Sittlichkeit
‚Wie sind diese Imperative möglich?‘
d.h. wieso sind sie für uns verpflichtend, zwingend?
Zu wollen heißt, das
erforderliche Mittel zu
wählen.
! analytische Geltung
Wie er lautet, weiß man erst, wenn
man die Bedingung (das X) kennt.
? (" Abschn. 3)
! synthetische Geltung
a priori
Wie er lautet, kann man sofort
erkennen.
Wie könnte der kategorische Imperativ lauten?
Der Imperativ sagt, was jemand tun soll, indem er sagt, was ein
vollkommen vernünftiges Wesen in dieser Situation tun würde.
Ein vernünftiges Wesen handeln stets nach den Gesetzen der Vernunft.
Also fordert der kategorische Imperativ, dass man nur nach solchen
Maximen handeln soll, nach denen man auch handeln würde, wenn sie
allgemeine Gesetze der Vernunft wären.
Erste Formel (= Gesetzesformel) des kategorischen Imperativs
Der kategorische Imperativ ist also ein einziger und zwar dieser: handle
nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass
sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (421.7)
Gegeben, dass Natur darin besteht, dass das Dasein unter Gesetzen steht,
kann man den Imperativ auch so formulieren: Handle so, als würde deine
Maxime durch diesen Willensakt zu einem allgemeinen Naturgesetz.
Vollkommen
(streng,
unnachlaßlich)
(Rechtspflichten)
Begrifflicher
Widerspruch
Gegen sich selbst
Gegen andere
Suizid aus
Lebensüberdruss
(# Selbstliebe)
Betrügerisches
Versprechen
(# Versprechen)
Unvollkommen
Leben in Müßiggang Egoist
(verdienstlich)
(# Vernunft will
(# Man braucht
(Tugendpflichten)
Fähigkeiten)
Hoffnung auf Hilfe)
Nicht zu wollendes
Gesetz
Warum ist Kant jetzt noch nicht zufrieden?
Es bleibt immer noch der (auf David Hume zurückgehende)
Verdacht, dass die Vernunft dem Menschen nicht wirklich
Handlungsvorgaben macht.
Der kategorische Imperativ bis jetzt scheint nur ein schwaches
Verbot zu enthalten, sich nicht auf Regeln zu stützen, die nicht zu
Regeln taugen.
Was aber bislang fehlt ist eine positive Auszeichnung bestimmter
Inhalte, eine Wertschätzung oder ähnliches.
Erneuter Ansatz beim Handlungsvermögen,
aber nicht bei den Maximen,
sondern bei den Absichten, Zwecken
„[…] wenn aber aller Wert bedingt, mithin zufällig wäre, so könnte für die
Vernunft überall kein oberstes praktisches Prinzip angetroffen
werden“ (428.31)
Worin kann aber ein unbedingter Zweck liegen?
Wieder Begründung nach dem Ausschlussprinzip
•  Gegenstände der Neigungen
•  Neigungen selbst
•  vernunftlose Lebewesen
„[…] wenn aber aller Wert bedingt, mithin zufällig wäre, so könnte für die
Vernunft überall kein oberstes praktisches Prinzip angetroffen
werden“ (428.31)
Worin kann aber ein unbedingter Zweck liegen?
Wieder Begründung nach dem Ausschlussprinzip
•  Gegenstände der Neigungen
•  Neigungen selbst
Sachen
•  vernunftlose Lebewesen
•  Menschen
•  alle anderen vernünftigen Wesen
Personen
Objektive Zwecke = Zwecke an sich
„Nun sage ich: der Mensch und überhaupt jedes vernünftige Wesen
existiert als Zweck an sich selbst, nicht bloß als Mittel zum beliebigen
Gebrauch für diesen oder jenen Willen […]“ (428.9)
„So stellt sich notwendig der Mensch sein eigenes Dasein vor [...] So
stellt sich aber auch jedes andere vernünftige Wesen sein Dasein
zufolge ebendesselben Vernunftgrundes, der auch für mich gilt, vor; also
ist es zugleich ein objektives Prinzip, woraus als einem obersten
praktischen Grunde alle Gesetze des Willens müssen abgeleitet werden
können.“ (429.3)
•  Menschen
•  alle anderen vernünftigen Wesen
Personen
Objektive Zwecke = Zwecke an sich
„Nun sage ich: der Mensch und überhaupt jedes vernünftige Wesen
existiert als Zweck an sich selbst, nicht bloß als Mittel zum beliebigen
Gebrauch für diesen oder jenen Willen […]“ (428.9)
„So stellt sich notwendig der Mensch sein eigenes Dasein vor [...] So
stellt sich aber auch jedes andere vernünftige Wesen sein Dasein
zufolge ebendesselben Vernunftgrundes, der auch für mich gilt, vor; also
ist es zugleich ein objektives Prinzip, woraus als einem obersten
praktischen Grunde alle Gesetze des Willens müssen abgeleitet werden
können.“ (429.3)
Zweite Formel (= Zweckformel) des kategorischen Imperativs
„Der praktische Imperativ wird also folgender sein: Handle
so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person als in
der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als
Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ (428.9)
Gegen sich selbst
Gegen andere
Vollkommen
(streng,
unnachlaßlich)
(Rechtspflichten)
Person als bloßes
Mittel
Suizid aus
Lebensüberdruss
Betrügerisches
Versprechen
(# Man selbst als
bloßes Mittel zur
Vermeidung von Leid)
(# Der andere als
bloßes Mittel zur
Rettung aus der eigenen
Not)
Unvollkommen
(verdienstlich)
(Tugendpflichten)
Person nicht als
Zweck
Leben in Müßiggang Egoist
(# Es gibt zwar keinen
Widerspruch zur eigenen
Zweckhaftigkeit, aber
man befördert sie auch
nicht)
(# Wenn man nichts für
den anderen tut,
behandelt man ihn nicht
als Zweck)
„hieraus folgt nun das dritte praktische Prinzip des Willens, als oberste
Bedingung der Zusammenstimmung desselben mit der allgemeinen
praktischen Vernunft, die Idee des Willens jedes vernünftigen Wesens
als eines allgemein gesetzgebenden Willens.“ (431.18)
„wenn es einen kategorischen Imperativ gibt […] so kann er nur
gebieten, alles aus der Maxime seines Willens als eines solchen zu tun,
der zugleich sich selbst als allgemein gesetzgebend zum Gegenstande
haben könnte“ (432.20)
„Ich will also diesen Grundsatz das Prinzip der Autonomie des Willens im
Gegensatz mit jedem anderen, das ich deshalb zur Heteronomie zähle,
nennen“ (431.18)
„hieraus folgt nun das dritte praktische Prinzip des Willens, als oberste
Bedingung der Zusammenstimmung desselben mit der allgemeinen
praktischen Vernunft, die Idee des Willens jedes vernünftigen Wesens
als eines allgemein gesetzgebenden Willens.“ (431.18)
Dritte Formel (= Autonomieformel) des kategorischen Imperativs
„wenn es einen kategorischen Imperativ gibt […] so kann er nur
gebieten, alles aus der Maxime seines Willens als eines solchen zu tun,
der zugleich sich selbst als allgemein gesetzgebend zum Gegenstande
haben könnte“ (432.20)
„Ich will also diesen Grundsatz das Prinzip der Autonomie des Willens
im Gegensatz mit jedem anderen, das ich deshalb zur Heteronomie
zähle, nennen.“ (433.11)
„Autonomie ist also der Grund der Würde der menschlichen und jeder
vernünftigen Natur.“ (436.7)
„Moralität ist also das Verhältnis der Handlungen zur Autonomie des
Willens, das ist zur möglichen allgemeinen Gesetzgebung, durch die
Maximen derselben. Die Handlung, die mit der Autonomie des Willens
zusammen bestehen kann, ist erlaubt; die nicht damit stimmt, ist
unerlaubt.“ (439.29))
„Wir zeigten nur durch Entwicklung des einmal allgemein in Schwange
gehenden Begriffs der Sittlichkeit, dass eine Autonomie des Willens
demselben unvermeidlich anhänge oder vielmehr zum Grunde liege.
Wer also Sittlichkeit für Etwas und nicht für eine chimärische Idee ohne
Wahrheit hält, muss das angeführte Prinzip derselben zugleich
einräumen. Dieser Abschnitt war also, ebenso wie der erste, bloß
analytisch. Dass nun Sittlichkeit kein Hirngespinst sei, welches alsdann
folgt, wenn der kategorische Imperativ und mit ihm die Autonomie des
Willens wahr und als ein Prinzip a priori schlechterdings notwendig ist,
erfordert einen möglichen synthetischen Gebrauch der reinen
praktischen Vernunft, den wir aber nicht wagen dürfen, ohne eine Kritik
dieses Vernunftvermögens selbst voranzuschicken, von welcher wir in
dem letzten Abschnitte die zu unserer Absicht hinlänglichen Hauptzüge
darzustellen haben.“ (445.3)
3. Abschnitt
„Übergang von der Metaphysik der Sitten zur Kritik der reinen praktischen
Vernunft
Zentraler Begriff: Freiheit
„Der Wille ist eine Art von Kausalität lebender Wesen, sofern sie vernünftig
sind, und Freiheit würde diejenige Eigenschaft dieser Kausalität sein, da
sie unabhängig von fremden sie bestimmenden Ursachen wirkend sein
kann; so wie Naturnotwendigkeit die Eigenschaft der Kausalität aller
vernunftlosen Wesen, durch den Einfluss fremder Ursachen zur Tätigkeit
bestimmt zu werden.“ (446.7)
Freiheit:
Unabhängigkeit von fremden, bestimmenden Ursachen
Negative Bestimmung der Freiheit
Kausalität impliziert Gesetze zwischen Ursache und Wirkung.
Also geschieht auch Freiheit nach Gesetzen.
Und weil Naturnotwendigkeit Heteronomie
(Ursächlichkeit durch andere Ursachen) ist,
muss Freiheit Autonomie sein.
Positive Bestimmung der Freiheit
„also ist ein freier Wille und ein Wille unter sittlichen Gesetzen
einerlei“ (447.8)
Wie kann man rechtfertigen, dass wir tatsächlich frei sind?
(= „Deduktion des Begriffs der Freiheit aus der reinen praktischen
Vernunft“ (447.28))
Ganz grob: 4 Schritte
1.
„Nun behaupte ich, dass wir jedem vernünftigen Wesen, das einen
Willen hat, notwendig auch die Idee der Freiheit leihen müssen, unter
der es allein handelt. Denn in einem solchen Wesen denken wir uns eine
Vernunft, die praktisch ist, d.i. Kausalität in Ansehung ihrer Objekte hat.
Nun kann man sich unmöglich eine Vernunft denken, die mit ihrem
eigenen Bewusstsein in Ansehung ihrer Urteile anderwärtsher eine
Lenkung empfingen, denn alsdenn würde das Subjekt nicht seiner
Vernunft, sondern seinem Antriebe die Bestimmung der Urteilskraft
zuschreiben. Sie muss sich selbst als Urheberin ihrer Prinzipien
ansehen, unabhängig von fremden Einflüssen, folglich muss sie als
praktische Vernunft oder als Wille eines vernünftigen Wesens, von ihr
selbst als frei angesehen werden, d.i. der Wille desselben kann nur unter
der Idee der Freiheit ein eigener Wille sein und muss also in praktischer
Absicht allen vernünftigen Wesen beigelegt werden.“ (448.12)
Ganz grob: 4 Schritte
1.
Wir können uns nicht anders als frei denken
„Nun behaupte ich, dass wir jedem vernünftigen Wesen, das einen
Willen hat, notwendig auch die Idee der Freiheit leihen müssen, unter
der es allein handelt. Denn in einem solchen Wesen denken wir uns eine
Vernunft, die praktisch ist, d.i. Kausalität in Ansehung ihrer Objekte hat.
Nun kann man sich unmöglich eine Vernunft denken, die mit ihrem
eigenen Bewusstsein in Ansehung ihrer Urteile anderwärtsher eine
Lenkung empfingen, denn alsdenn würde das Subjekt nicht seiner
Vernunft, sondern seinem Antriebe die Bestimmung der Urteilskraft
zuschreiben. Sie muss sich selbst als Urheberin ihrer Prinzipien
ansehen, unabhängig von fremden Einflüssen, folglich muss sie als
praktische Vernunft oder als Wille eines vernünftigen Wesens, von ihr
selbst als frei angesehen werden, d.i. der Wille desselben kann nur unter
der Idee der Freiheit ein eigener Wille sein und muss also in
praktischer Absicht allen vernünftigen Wesen beigelegt
werden.“ (448.12)
Ganz grob: 4 Schritte
2.
„jetzt sehen wir, wenn wir uns als frei denken, so versetzen wir uns als
Glieder in die Verstandeswelt und erkennen die Autonomie des Willens
samt ihrer Folge, der Moralität; denken wir uns aber als verpflichtet, so
betrachten wir uns als zur Sinnenwelt und doch zugleich zur
Verstandeswelt gehörig.“ (453.12)
Ganz grob: 4 Schritte
2.
„jetzt sehen wir, wenn wir uns als frei denken, so versetzen wir uns als
Glieder in die Verstandeswelt und erkennen die Autonomie des Willens
samt ihrer Folge, der Moralität; denken wir uns aber als verpflichtet, so
betrachten wir uns als zur Sinnenwelt und doch zugleich zur
Verstandeswelt gehörig.“ (453.12)
Kants transzendentaler Idealismus:
Dinge an sich - Erscheinungen
Verstandeswelt
Sinnenwelt
Ganz grob: 4 Schritte
3.
„Weil aber die Verstandeswelt den Grund der Sittenwelt, mithin auch der
Gesetze derselben enthält, also in Ansehung meines Willens (der ganz
zur Verstandeswelt gehört) unmittelbar gesetzgebend ist und also auch
als solche gedacht werden muss, so werde ich mich als Intelligenz,
obgleich anderweits als wie ein zur Sinnenwelt gehöriges Wesen,
dennoch dem Gesetze der ersteren, d.i. der Vernunft, die in der Idee der
Freiheit das Gesetz derselben [d.h. der Verstandeswelt] enthält, und also
der Autonomie des Willens unterworfen erkennen, folglich die Gesetze
der Verstandeswelt für mich als Imperativen und die diesem Prinzip
gemäßen Handlungen als Pflichten ansehen müssen.
Und so sind kategorische Imperativen möglich […]“ (453.32)
Ganz grob: 4 Schritte
3.
„Weil aber die Verstandeswelt den Grund der Sittenwelt, mithin auch
der Gesetze derselben enthält, also in Ansehung meines Willens (der
ganz zur Verstandeswelt gehört) unmittelbar gesetzgebend ist und also
auch als solche gedacht werden muss, so werde ich mich als Intelligenz,
obgleich anderweits als wie ein zur Sinnenwelt gehöriges Wesen,
dennoch dem Gesetze der ersteren, d.i. der Vernunft, die in der Idee der
Freiheit das Gesetz derselben [d.h. der Verstandeswelt] enthält, und also
der Autonomie des Willens unterworfen erkennen, folglich die Gesetze
der Verstandeswelt für mich als Imperativen und die diesem Prinzip
gemäßen Handlungen als Pflichten ansehen müssen.
Und so sind kategorische Imperativen möglich […]“ (453.32)
Aber wie geht denn das?
Ganz grob: 4 Schritte
4.
„Aber alsdann würde die Vernunft alle ihre Grenze überschreiten, wenn
sie sich zu erklären unterfinge, wie reine Vernunft praktisch sein könne,
welches völlig einerlei mit der Aufgabe sein würde, zu erklären, wie
Freiheit möglich sei.
Denn wir können nichts erklären, als was wir auf Gesetze zurückführen
können, deren Gegenstand in irgendeiner möglichen Erfahrung gegeben
werden kann. Freiheit aber ist eine bloße Idee, deren objektive Realität
auf keine Weise nach Naturgesetzen, mithin auch nicht in irgendeiner
möglichen Erfahrung dargetan werden kann […]“ (459.4)
Ganz grob: 4 Schritte
4.
„Aber alsdann würde die Vernunft alle ihre Grenze überschreiten, wenn
sie sich zu erklären unterfinge, wie reine Vernunft praktisch sein könne,
welches völlig einerlei mit der Aufgabe sein würde, zu erklären, wie
Freiheit möglich sei.
Denn wir können nichts erklären, als was wir auf Gesetze zurückführen
können, deren Gegenstand in irgendeiner möglichen Erfahrung gegeben
werden kann. Freiheit aber ist eine bloße Idee, deren objektive Realität
auf keine Weise nach Naturgesetzen, mithin auch nicht in irgendeiner
möglichen Erfahrung dargetan werden kann […]“ (459.4)
„Wo aber Bestimmung nach Naturgesetzen aufhört, da hört auch alle Erklärung
auf, und es bleibt nichts übrig als Verteidigung, d.i. Abtreibung der Einwürfe
derer, die tiefer in das Wesen der Dinge geschaut zu haben vorgeben und darum
die Freiheit dreist für unmöglich erklären.“ (459.14)
„Und so begreifen wir zwar nicht die praktische unbedingte
Notwendigkeit des moralischen Imperativs, wir begreifen
aber doch sein Unbegreiflichkeit; welches alles ist, was
billigermaßen von einer Philosophie, die bis zur Grenze der
menschlichen Vernunft in Prinzipien strebt, gefordert werden
kann.“
(letzter Satz des Buchs)
Ganz grob: die Schritte im 3. Abschnitt
0. Autonomie impliziert Freiheit
1. Wir können nicht anders, als uns als frei zu denken
2. Das steht nicht im Widerspruch zu unserer
naturgesetzlichen Determiniertheit
(" transzendentaler Idealismus)
3. Als Mitglied der Verstandeswelt sehe ich mich dem
Sittengesetz unterworfen
(" ‚Möglichkeit‘ des kategorischen Imperativs)
4. Jedes weitergehende Erkenntnisinteresse ist
demonstrierbar unerfüllbar und ‚überschwänglich‘
(" Kritik der reinen Vernunft)
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