Klimaschutz und Klimaanpassung in kleineren Kommunen Dr. Simon Burger Referatsleiter beim Deutschen Städte- und Gemeindebund Auf internationaler Ebene leidet der Klimaschutz nach dem weitgehenden Scheitern des Weltklimagipfels Ende letzten Jahres in Kopenhagen unter einer gewissen Orientierungslosigkeit. Auch die Vertragsstaatenkonferenz in Cancún Ende 2010 hat – trotz beachtlicher Verhandlungsergebnisse – die ursprünglich hohen Erwartungen an ein verbindliches Nachfolgeabkommen für das derzeit geltende Kyoto-Protokoll nicht erfüllen können. In dieser Ausgangslage wäre Resignation gleichwohl die völlig falsche Reaktion. Vielmehr ist das fortgesetzte Engagement der Städte und Gemeinden nun von umso größerer Bedeutung. Durch ihre internationalen Organisationen, die mit ehrgeizigen Selbstverpflichtungen Druck auf die Staatengemeinschaft ausüben, war die kommunale Ebene dementsprechend auch in Cancún vertreten. Zu nennen ist das Klimabündnis, der Ausschuss der Regionen der EU, der von der Kommission initiierte Bürgermeisterkonvent und der Weltverband der Kommunen UCLG, der einen eigenen 10 Punkte-Plan vorlegte. In diesen Zusammenhang passt ein Zitat der amerikanischen Politikwissenschaftlerin Elinor Ostrom, die im vergangen Jahr für ihre Forschung zu kollektiven Umweltschutzmaßnahmen den Wirtschaftsnobelpreis erhalten hat: „Wir müssen uns von der Idee verabschieden, dass es nur eine Lösung auf globaler Ebene gibt. Es gibt auch darunter viele wichtige Ebenen, auf denen etwas passieren muss. Wenn sich die Politiker in Kopenhagen nicht einigen können, würde ich sie gern bis auf die Knochen blamieren – durch ein paar andere Abkommen, in denen Menschen sagen: Wir haben keine Lust mehr auf euch zu warten. Die Stadt Freiburg ist ein gutes Beispiel dafür, was das heißt.“ Dieser Verweis aus berufenem Munde auf eine deutsche Stadt verdeutlicht eindrucksvoll, dass die Bedeutung der kommunalen Ebene bei der Bekämpfung des globalen Klimawandels kaum überschätzt werden kann und auch auf internationaler Ebene anerkannt wird. Bei allem Respekt vor den Leistungen deutscher Großstädte, die erhebliche Kapazitäten zur Planung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen vorweisen können, ist zugleich die Vorreiterrolle der kleinen Mitgliedskommunen des Deutschen Städte- und Gemeindebundes hervorzuheben. Die prominenten Beispiele der Vorreiter-Gemeinden Jühnde in Niedersachsen oder Freiamt in Baden-Württemberg, die ihren Energiebedarf bereits früh aus erneuerbaren Quellen deckten, verdeutlichen die potenzielle Strahlkraft und die Verantwortung kleiner Kommunen für die flächendeckende Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. Ein Blick in die Statistik offenbart insofern, dass zwei Drittel der deutschen Bevölkerung in Kommunen mit weniger als 100 000 Einwohnern leben und dass die durchschnittliche Gemeindegröße bundesweit bei etwas über 7 000 Einwohnern liegt. In ihrer Gesamtheit tragen die kleineren Kommunen somit maßgeblich dazu bei, dass Deutschland seiner auf internationaler Ebene in Anspruch genommenen Vorreiterrolle beim Klimaschutz gerecht werden kann. Ein Beleg ist die wachsende Zahl ganzer Regionen, die dank interkommunaler Kooperation ihren Energiebedarf vollständig aus erneuerbaren Quellen decken. Generell hat der Klimaschutz inzwischen einen festen Platz in der Kommunalpolitik. Die entsprechenden Beschlüsse der Kommunalparlamente offenbaren eine Bereitschaft zur Selbstverpflichtung, die den Vergleich mit der internationalen Staatengemeinschaft und erst recht mit der Wirtschaft nicht scheuen muss. Bei der Erreichung der selbstgesteckten Ziele spielt die gerade in kleinen Kommunen besonders ausgeprägte Bürgernähe eine wichtige Rolle, denn sie ermöglicht es, Privathaushalte und Unternehmen zu eigenen Klimaschutzbeiträgen zu motivieren. Umfragen belegen, dass das in Deutschland stark ausgeprägte Umweltbewusstsein der Bürger ein enormes Potenzial birgt, das vor allem die Kommunen in bürgerschaftliches Engagement umsetzen können. Wie beim Klimaschutz, so erfüllen die Städte und Gemeinden auch bei der erforderlichen Anpassung an die unvermeidlichen Folgen des Klimawandels das Leitmotiv „Global denken – lokal handeln“ mit Leben. Da die Menschen weltweit die globale Erwärmung und die Häufung von Extremwetterereignissen vor allem in ihren Heimatgemeinden zu spüren bekommen, müssen auch entsprechende Anpassungsstrategien auf kommunaler Ebene ansetzen. Im Hinblick auf die eigenverantwortliche Klimaanpassung in kleinen Städten und Gemeinden bietet die interkommunale Kooperation Chancen zur Überwindung von geografischen und Kapazitätsgrenzen. Ein vorbildliches Beispiel ist die erste Hochwasserpartnerschaft in Rheinland-Pfalz, in deren Rahmen sich eine Vielzahl von überwiegend kleinen kommunalen Gebietskörperschaften mit weiteren Akteuren zu gemeinsamen Anstrengungen verpflichtet haben, Extremereignisse zu minimieren. um die Schadensfolgen zukünftiger