Ausgabe 10 SCHILDDRÜSEN EXPRESS Das Schmetterlingsorgan Die Schilddrüse – so klein und doch so wichtig Schilddrüse gesund? Seite 2 SCHILD D RÜ SENWOCHE PAPILLON 25. – 29. April 2016 Bundesweite Aktionswoche Schwanger Seite 3 Seite 5 Jodmangel im Mutterleib kann fatale Auswirkungen haben „Kreuz“ auf dem Seite 6 Rezept nicht mehr nötig SchilddrüsenhormonPräparate dürfen in der Apotheke nicht mehr ausgetauscht werden Aktuelles Inhalt Aktuelles 2 Schilddrüsenwoche Papillon 2016 Im Fokus Schilddrüse – kleines Organ mit großer Wirkung Medizin aktuell Die Schilddrüse verstehen 3 4-5 Henning informiert Schilddrüsenknoten doppelt packen Jodmangel im Mutterleib kann fatale Auswirkungen haben Jodversorgung immer noch nicht optimal Gesundheit „hautnah“ SCH IL D D R Ü S ENWO C HE PAPILLON 6-7 Patienten berichten über ihre Erfahrungen Schilddrüsenhormon-Präparate dürfen in der Apotheke nicht mehr ausgetauscht werden Studie vergleicht Tastsinn mit Technik Jod und Autoimmunerkrankungen Vermischtes 8 Check-up 35 Unser Rezept für die Schilddrüse Info-Service für Patienten Impressum Herausgeber: Schilddrüsen-Initiative Papillon 10898 Berlin · www.schilddruese.de 25. – 29. April 2016 Schilddrüsenwoche 2016 Mit Fingerspitzengefühl gegen Kropf & Co. Vom 25. – 29. April 2016 ist „Ihre Schilddrüse in guten Händen“, denn Deutschland macht den Schilddrüsen-Check. Dabei geht es vor allem um die Früherkennung möglicher Erkrankungen und um die Besonderheiten der Therapie. Mehrere tausend Hausärzte stehen mit ihren Teams Rede und Antwort zu Schilddrüsenerkrankungen und halten ausführliches Informationsmaterial bereit. In diesem Zeitraum führen Ärzte verstärkt Tastuntersuchungen an der Schilddrüse durch. Eine telefonische Beratung rundet das Service-Angebot ab. Unter der Hotline 069-63 80 37 27 können Betroffene und Interessierte während der Aktionswoche von 9 bis 18 Uhr Fragen zur Schilddrüse stellen (ärztliche Sprechstunde von 16 bis 18 Uhr). Weitere Informationen: www.schilddruese.de www.forum-schilddruese.de www.jodmangel.de HOTL INE 06963 80 37 27 Konzeption, Gestaltung, Text und Layout: www.kleinundhalm.de Jod & Hormon: Im Anfangsstadium lässt sich eine vergrößerte Schilddrüse meist mit einem Kombina­ tionspräparat aus dem Spurenelement Jod und dem körpereigenen Schilddrüsenhormon L-Thyroxin behandeln. Das Hormon „entlastet“ die Schilddrüse und stoppt den Wachstumsimpuls. Das zusätzliche Jod füllt den Jod-Speicher wieder auf. So normalisieren sich die Größe der Schilddrüse und die Körperfunktionen wieder, die Beschwerden vergehen. Wichtig ist, dass die Therapie mit Jod und L-Thyroxin so früh wie möglich beginnt, um eine Operation zu verhindern. Manchmal hilft nur eine Operation Wenn die Erkrankung schon weit fortgeschritten ist, kann eine Operation nötig sein. Dabei entfernt der Arzt das überschüssige und krankhafte Schilddrüsengewebe und 2 Die Kombi für die Schilddrüse lässt einen kleinen, aber ausreichenden Rest bestehen. Der Erfolg ist meist schnell und sicher. Trotzdem bleibt das Risiko, einen Rückfall zu erleiden, falls der Patient keine „Kropfvorsorge“ betreibt. Nach der Operation soll­- ten Betroffene zur weiteren Hormonversor-­ gung und Vorsorge L-Thyroxin in Kombination mit Jod einnehmen. Das Risiko für ein erneutes Wachstum der Schilddrüse kann so deutlich vermindert werden. Therapie mit Radiojod Bei bestimmten Erkrankungsformen, etwa knotige Vergrößerungen mit Überfunktion der Schilddrüse, kann Ihnen Ihr Arzt auch eine Radiojod-Therapie nahelegen. Der Patient schluckt dabei eine genau berechnete Menge therapeutisch radioaktives Jod (Radio- jod) in Form einer Kapsel. Ebenso wie „normales“ Jod aus der Nahrung sammelt sich das schwach radioaktive Jod in der Schilddrüse und reichert sich dort speziell in den Knoten an. Die gezielte Strahlung zerstört bzw. verkleinert dann das erkrankte Gewebe. Patienten müssen für die Therapie einige Tage in der Klinik bleiben. Auch eine Kombination der einzelnen Therapieverfahren ist möglich. Welche Therapie geeignet ist, hängt neben dem Lebensalter und Begleiterkrankungen des Patienten auch von den konkreten Untersuchungsergebnissen ab. Im Fokus Das Schmetterlingsorgan „Heiß“oder „kalt“? Die Schilddrüse – so klein und doch so wichtig Eine Frage der Farbgebung Die Schilddrüse ist eine der wichtigsten Drüsen in unserem Körper. Das kleine Organ liegt im unteren Halsbereich versteckt, knapp unterhalb des Kehlkopfes. Sie hat einen rechten und linken Lappen, die in der Mitte durch einen Steg verbunden sind. Das gibt ihr die Form eines Schmetterlings. Im gesunden Zustand ist sie von außen nicht zu sehen und kaum zu tasten. Atem- und Schluckbeschwerden sowie häufiges Räuspern sind demnach alarmierende Zeichen. Diese treten jedoch erst auf, wenn die Erkrankung schon weit fortgeschritten ist. Daher sollte die Schilddrüse bei jedem Gesundheits-Check abgetastet werden, um mögliche Erkrankungen rechtzeitig zu entdecken. Steuerzentrale des Körpers Die Schilddrüse ist lebensnotwendig. Sie stellt eine Reihe von Hormonen her, speichert diese und gibt sie nach Bedarf an den Organismus ab. Zusammen mit anderen Hormonen regeln die Schilddrüsenhormone zahlreiche Stoffwechselvorgänge. Sie sind besonders am Eiweißaufbau und am Wachstum von Knochen und Muskelgewebe beteiligt. Daneben regulieren sie die Funktion von Nerven, Herz, Kreislauf und Muskeln. Ist der Hormonhaushalt gestört, kommt der ganze Organismus durcheinander. Szintigramm gesunde und vergrößerte Schilddrüse In einer erkrankten Schilddrüse können sich auch so genannte „heiße“ oder „kalte“ Knoten bilden. Heiße Knoten sind überaktiv, produzieren unkontrolliert Hormone und führen so zu einer Überfunktion der Schilddrüse. Kalte Knoten sind in ihrer Funktion stark eingeschränkt bis inaktiv und können in seltenen Fällen bösartig sein. Schilddrüse aus dem Takt Bei drei von vier Schilddrüsenerkrankungen handelt es sich um eine Schilddrüsenvergrößerung. Durch diese kann die Luftröhre eingeengt oder der Stimmbandnerv verdrängt werden, so dass die Stimme heiser klingt. Schildknorpel Kehlkopf Schilddrüse Luftröhre Mit einer bildgebenden Untersuchungs- methode kann der Charakter von Schilddrüsenknoten bestimmt werden. Dieses so genannte Szintigramm zeigt heiße Knoten in den warmen Farben Rot und Gelb. Kalte Knoten sind dagegen in den kühlen Farben Blau und Violett dargestellt. Unsere App-Empfehlung: Schilddrüsen Monitor Ihr kostenloser Download 3 Medizin Wissen rund um die Schilddrüse Wie entstehen eigentlich Schilddrüsenknoten? Nur in sehr wenigen Fällen versteckt sich ein Schilddrüsenkrebs hinter einem Knoten. Die meisten Knoten sind gutartig, können aber durch ihr Wachstum oder im weiteren Verlauf auch durch eine ungezügelte Hormonproduktion zu Problemen führen. Die Ursache liegt meist schon länger zurück. Durch jahrzehntelang herrschenden Jodmangel (Deutschland ist ein Jodmangelgebiet) wurde die Schilddrüse über lange Zeit in ihrer Arbeit behindert. Für die Bildung des lebensnotwendigen Schilddrüsenhormons (L-Thyroxin) ist das Spurenelement unverzichtbar. Um den Mangel an Jod auszugleichen und trotzdem noch genug Hormon zu produzieren, nimmt die Schilddrüse an Größe zu. Es bildet sich ein Kropf (von Ärzten auch Struma genannt). Im Laufe der Zeit können sich dabei dann auch einzelne oder mehrere knotige Veränderungen bilden. Diese können mittels Ultraschalluntersuchung (siehe Bild nebenan) leicht erkannt werden. Große wissenschaftliche Studie zur Knotenkropf-Therapie Schilddrüsenknoten doppelt packen Jeder vierte Erwachsene in der Bundesrepublik hat knotige Veränderungen in der Schilddrüse. Eine große wissenschaftliche Studie hat jetzt gezeigt, mit welchen Medikamenten man die gutartigen Knoten am besten bezwingen kann. Operiert werden müssen die gutartigen Knoten nur, wenn sie sehr groß geworden sind oder man eine Krebserkrankung nicht mit Sicherheit ausschließen kann. In den allermeisten Fällen lohnt sich die medikamentöse Therapie mit einer Kombination von Schilddrüsenhormon (L-Thyroxin) und Jod. Weltweit größte Studie zu Schilddrüsenknoten Dies wurde erstmals auch in einer großen wissenschaftlichen Studie bestätigt. In der LISAStudie wurden bundesweit mehr als 1000 Patienten mit gutartigen Schilddrüsenknoten behandelt. In vier Gruppen bekamen die Patienten entweder ein Scheinmedikament (Placebo), L-Thyroxin, Jod oder eine Kombination von L-Thyroxin und Jod. Das Ergebnis war eindeutig: „Mit der Kombination von L-Thyroxin plus Jod erreichte man eine deutlich stärkere Abnahme der Knotengröße als in den anderen Therapiegruppen“, 4 berichtete der Studienleiter Prof. Dr. Martin Grußendorf aus Stuttgart auf dem HenningSymposium in Heidelberg. Um mehr als 20 % ging die Knotengröße innerhalb eines Jahres unter der Kombination zurück – damit auch deutlich mehr als unter der bisher von vielen Ärzten eingesetzten alleinigen L-ThyroxinTherapie. Neues Kombi-Präparat für die Kropftherapie Um diesen neuen Erkenntnissen gerecht zu werden, steht ein neues Kombinationspräparat aus L-Thyroxin plus Jod für die Kropf-Therapie zur Verfügung. Neben L-Thyroxin in verschiedenen Dosierungen enthält das neue Präparat ein Plus an 75 Mikrogramm Jod. Diese Menge Jod ist auch für ältere Patienten unbedenklich, bei denen hohe Jodgaben vermieden werden sollten. Medizin So geben Sie Ihrem Kind den besten Start: Jodmangel im Mutterleib kann fatale Auswirkungen haben Bei Kinderwunsch und Planung einer Schwangerschaft sollten Frauen schon im Vorfeld eine ausreichende Versorgung mit Jod und Folsäure sicherstellen. So bekommt der wachsende Embryo von Anfang an alle Nährstoffe, die er für eine gesunde Entwicklung braucht. Jod gehört zu den lebensnotwenigen Spurenelementen, die regelmäßig mit der Nahrung zugeführt werden müssen. Es wird für die Produktion von Schilddrüsenhormon benötigt, das eine zentrale Rolle bei der Regulation von Stoffwechselvorgängen im gesamten Körper spielt. Aber auch für die ge- 150 Mikrogramm Jod in Tablettenform empsunde Entwicklung und das Wachstum von fohlen. Kindern ist Schilddrüsenhormon unverzichtJodmangel in der Schwangerschaft kann bar – das gilt auch schon im Mutterleib. fatale Auswirkungen haben Dass wir uns in Deutschland über unsere Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft Jodversorgung überhaupt Gedanken ma- aufgrund einer Erkrankung oder operativen chen müssen, liegt daran, dass Wasser und Entfernung der Schilddrüse dauerhaft auf Böden bei uns nur sehr geringe Mengen Jod die Einnahme von Schilddrüsenhormon anenthalten. Demzufolge findet sich auch in gewiesen sind, müssen in der Schwangerpflanzlichen und tierischen Lebensmitteln schaft besonders auf eine ausreichende kaum Jod. Größere Mengen sind in Seefisch Hormon- und Jodversorgung achten. und anderen Meeresprodukten enthalten, Auch Frauen ohne vorhergehende Schilddie bei den meisten Menschen aber nicht drüsenerkrankungen müssen dies beachsehr häufig auf dem Speiseplan stehen. Aus ten. Denn steht – bedingt durch einen Joddiesem Grund wird zur Sicherstellung der mangel - zu wenig Schilddrüsenhormon für Versorgung die konsequente Anwendung Mutter und Kind zur Verfügung, kann es bei von Jodsalz empfohlen, das zum Teil auch in der Mutter zu einer Unterfunktion der der Lebensmittelindustrie zum Einsatz Schild­drüse und /oder zu einem Kropf (auch kommt. Die Anreicherung von Tierfutter mit Struma genannt) kommen. Die mütterliche Jod trägt dazu bei, dass auch in Milch und Schilddrüse versucht den Mangel durch ein Milchproduktionen nennenswerte Jodmen- vermehrtes Wachstum (Kropf ) auszugleichen. Bei der Unterfunktion oder solch einer gen enthalten sind. krankhaften Vergrößerung der Schilddrüse In Schwangerschaft und Stillzeit steigt der kann durch die Gabe einer Kombination von Schilddrüsenhormon (L-Thyroxin) und Jod Jodbedarf In der Schwangerschaft ist der Jodbedarf die Schilddrüse entlastet und gleichzeitig besonders hoch: Die werdende Mutter be- die Jodversorgung von Mutter und Kind genötigt für ihren veränderten Stoffwechsel währleistet werden. mehr Schilddrüsenhormon und muss in den ersten drei Monaten auch ihr Kind noch mit Ein Jodmangel in der Schwangerschaft gedem Hormon versorgen. Danach beginnt fährdet vor allem auch das Kind. Die Rate an das Kind selbst Schilddrüsenhormon zu bil- Fehl- und Totgeburten ist erhöht – aber auch den, das dafür benötigte Jod kann es aber Wachstum, Knochenreifung und Gehirnentnur über das mütterliche Blut bekommen. wicklung werden beeinträchtigt. In einer Auch in der Stillzeit ist der Bedarf an Jod Studie wurde gezeigt, dass bereits ein leichnoch deutlich erhöht – die Muttermilch ist ter Mangel an Schilddrüsenhormon in der für den Säugling in dieser Zeit die einzige Schwangerschaft bei den betroffenen KinJodquelle. Die Deutsche Gesellschaft für dern mit einem geringeren Intelligenzquo­ Ernährung empfiehlt daher für Schwangere tienten einhergeht. Wenn Sie möglichst eine Jodzufuhr von 230 Mikrogramm pro schon vor Eintritt der Schwangerschaft auf Tag, für stillende Mütter 260 Mikrogramm eine ausreichende Jod- und Folsäureversorpro Tag. Um hier auf der sicheren Seite zu gung achten, geben Sie Ihrem Kind von Ansein, wird je nach persönlichen Ernährungs- fang an die besten Startvoraussetzungen gewohnheiten die Einnahme von 100 bis mit auf den Weg. Jodversorgung immer noch nicht optimal Der früher zu wenig beachtete Jodmangel in Deutschland ist die Ursache der meisten Schilddrüsenerkankungen. Wie sieht es heute damit aus? In den letzten 10 bis 20 Jahren ist viel erreicht worden. Etwa 85% der Privathaushalte, 80% der Kantinen und 60 – 80% der Gastronomiebetriebe benutzen heute Jodsalz, was deutlich zur Verbesserung der Jodversorgung beigetragen hat. „Insgesamt kann man die Jodversorgung heute mit einem ‚ausreichend’ benoten“, so Prof. Joachim Feldkamp aus Bielefeld. Bei Kindern und Jugendlichen geht die Zahl der Jodmangel-Kröpfe auch bereits zurück. Jodmangel ist noch nicht vom Tisch. Gerade Patienten, die bereits Veränderungen der Schilddrüse aufweisen, zeigen häufig immer noch eine nicht ganz ausreichende Jodversorgung. Beim Thema Jod muss man also weiter bei der Stange bleiben, betonte der Experte. Jahre Henning Keiner bietet mehr! Henning – Qualität und Service für die Schilddrüse Produkte für alle Schilddrüsen-Indikationen Große Auswahl an Darreichungsformen und Dosierungen Umfangreicher PraxisService, Broschüren und Literaturdienst Internetportal für Patienten unter www.schilddruese.de 5 Gesundheit „hautnah” Patienten berichten über ihre Erfahrungen Tischtennisball am Hals „Hätte ich meine Schilddrüse früher untersuchen lassen, wären die Operationen wohl vermeidbar gewesen.“ Eine Freundin machte Katja T. auf eine Verhärtung an ihrem Hals aufmerksam. Ein Untersuchung beim Arzt brachte es schnell ans Licht: Dahinter steckte eine vergrößerte Schilddrüse mit einem Knoten, der bereits auf die Größe eines Tischtennisballs angewachsen war. Katja T. ging es wie vielen Patienten mit knotigen Veränderungen der Schilddrüse: Sie hat lange überhaupt nichts bemerkt. Die junge Frau fühlte sich gesund, ging mehrmals in der Woche zum Sport und abends oft aus. Alles ganz normal. Ihre Rastlosigkeit und Nervosität hatte sie auf ihr Temperament geschoben. Erst als eine Freundin sie auf die kugelartige Erhebung am Hals aufmerksam machte, suchte sie so schnell wie möglich ihren Arzt auf. Anhand einer Tastuntersuchung stellte dieser fest, dass die Schilddrüse seiner Patientin stark vergrößert zu sein schien. Eine weitere Untersuchung bei einem Spezialisten bestätigte dann den Verdacht: In der Schilddrüse hatte sich ein Knoten mit einem Durchmesser von etwa drei Zentimetern gebildet. Die Vergrößerung war zum Zeitpunkt der Diagnose bereits so weit fortgeschritten, dass das Wachstum nicht mehr einzudämmen war. Damit war eine Operation, bei der ein Teil der Schilddrüse und der Knoten entfernt wurden, unumgänglich. Nachdem in dem entfernten Knoten ein kleiner Tumor entdeckt wurde, musste dann in einem zweiten Eingriff die Schilddrüse komplett entfernt werden. „Hätte ich meine Schilddrüse frühzeitiger untersuchen lassen, wären diese Operationen wohl vermeidbar gewesen“, weiß Katja heute. Um den Verlust des Organs auszugleichen, nimmt Katja seitdem regelmäßig das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin ein. So kann sie uneingeschränkt ihren Alltag bestreiten. „Das Tückische an dieser Krankheit“, so weiß Katja heute aus eigener Erfahrung, „ist, dass sie lange Zeit keine klaren Symptome zeigt.“ Sie rät deshalb jedem, seinen Arzt regelmäßig auf die Schilddrüse anzusprechen. Bereits eine einfache Tastuntersuchung kann erste Hinweise auf eine Vergrößerung geben und damit eine Operation verhindern. „Kreuz“ auf dem Rezept nicht mehr nötig Schilddrüsenhormon-Präparate dürfen in der Apotheke nicht mehr ausgetauscht werden Viele Patienten, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, kennen das Problem: Man erhält immer wieder das Produkt eines anderen Herstellers – je nachdem, mit welchen Anbietern die eigene Krankenkasse gerade einen Rabattvertrag abgeschlossen hat. Im Fall von Schilddrüsenhormon ist dieses „Glücksspiel“ seit Anfang 2015 endgültig vorbei – hier ist der Gesetzgeber aktiv geworden. Nachdem bei Simone M. die Schilddrüse operativ entfernt werden musste, dauerte es mehrere Wochen, bis ihr Arzt für sie die richtige Dosis des Schilddrüsenhormons L-Thyroxin gefunden hatte. Zuerst war die Dosis offensichtlich zu niedrig und Frau M. dauernd müde und antriebslos, dann wiederum zu hoch, was sich in Herzrasen und Nervosität äußerte. Endlich war dann das für sie passende Präparat in der richtigen Dosierung gefunden worden und Frau M. war über drei Jahre gut eingestellt. „Bis auf die tägliche Einnahme der kleinen Tablette am Morgen habe ich nichts mehr von meiner Erkrankung gemerkt“, so die Patientin. 6 Austausch von SchilddrüsenhormonPräparaten kann sich rächen Das wurde schlagartig anders, als sie eines Tages in der Apotheke nach Abgabe ihres Rezepts eine ganze andere Packung statt ihres gewohnten Präparates in die Hand bekam. „Machen Sie sich keine Sorgen, da ist genau der gleiche Wirkstoff in der gleichen Dosierung drin“, so der Apotheker. Zuerst brachte Frau M. daher ihre zunehmende Nervosität und das Herzrasen gar nicht mit der Schilddrüsenhormoneinnahme in Zusammenhang. Erst einen Monat später fielen ihrem Arzt bei einer Routineuntersuchung die erhöhten Schilddrüsenhormonwerte ins Auge. Nach erneuter Umstellung auf ihr altes Präparat ging es Frau M wieder gut. Die Ursache dieses Phänomens ist gut bekannt: Bei jedem Patienten, der neu auf Schilddrüsenhormon eingestellt wird, muss der Arzt erst einmal eine individuelle „Wohlfühldosis“ herausbekommen. Dabei kommt es nicht allein auf die Hormondosis in dem Präparat an, sondern auch darauf, wie viel des L-Thyroxins aus der Tablette aus dem Darm aufgenommen wird und dann tatsächlich am Wirkort ankommt. Dies kann von Präparat zu Präparat – aber auch von Patient zu Patient – ganz unterschiedlich sein. Wird das Präparat ausgetauscht, muss wie bei der Ersteinstellung durch Laboruntersuchungen sichergestellt werden, dass der Körper genau die Menge an Schilddrüsenhormon bekommt, die er benötigt. Schilddrüsenhormone stehen auf der „Austauschverbots-Liste“ Dass der Austausch von Schilddrüsen­ hormonpräparaten nicht unproblematisch ist, hat jetzt auch der Gesetzgeber erkannt. L-Thyroxin und die Kombination von L-Thyroxin und Jod wurden mit auf eine Liste von Präparaten aufgenommen, bei denen sich ein Austausch in der Apotheke aufgrund von Rabattverträgen grundsätzlich verbietet. Der Arzt braucht das nicht mehr extra auf dem Rezept durch ein Kreuz zu kennzeichnen – und Sie und Ihr Arzt können jetzt sicher sein, in der Apotheke jederzeit Ihr gewohntes Schilddrüsenhormonpräparat zu erhalten. Gesundheit „hautnah” Studie vergleicht Tastsinn mit Technik Mit Tastuntersuchung dem Kropf auf der Spur Ärzte können mit bloßen Händen Schilddrüsenoperationen verhindern, so das Fazit einer Untersuchung, in der eine einfache Tastuntersuchung mit dem Ultraschall verglichen wurde. Im Rahmen der Schilddrüsenwoche Papillon 2006 wurden 865 Patienten per Zufall ausgewählt und zunächst mittels Tastuntersuchung begutachtet. Auf diese Weise wurde bei 37,6 Prozent der Männer und 40,3 Prozent der Frauen eine vergrößerte Schilddrüse, eine so genannte Struma, entdeckt. Die ertasteten Befunde wurden anschließend per Ultraschall überprüft und in 86,1 Prozent der Fälle bestätigt. Eines war bereits vor Beginn der Vergleichsstudie klar: Je größer ein Kropf oder Knoten, desto wahrscheinlicher deren Entdeckung durch die Tastuntersuchung. Kleine Knoten bis 1 cm Durchmesser waren nur zu 30 Prozent tastbar, ab 2 cm wurden jedoch bereits 70 Prozent und ab 3 cm rund 80 Prozent entdeckt. Die ärztlichen Fachgesellschaften empfehlen eine weitere Abklärung ab einem Knotendurchmesser von 1 cm. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die therapiebedürftigen größeren Knoten relativ sicher getastet werden konnten. Vergrößerungen ohne Knoten wurden sogar in 98,4 Prozent der Fälle richtig beurteilt. Prof. Markus Luster, Marburg: „Durch das gründliche Abtasten der Schilddrüse können behandlungsbedürftige Schilddrüsenvergrößerungen mit oder ohne Knoten in vielen Fällen aufgespürt werden.“ Hashimoto Thyreoiditis und Morbus Basedow: Wie viel Jod verträgt die Schilddrüse bei autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen? Die Schilddrüse ist ein wichtiges Steuerungsorgan im Körper. Sie kann jedoch von Autoimmunerkrankungen, wie Hashimoto Thyreoiditis oder Morbus Basedow, betroffen sein. Dabei richten sich Antikörper gegen die Schilddrüse und lösen Funktionsstörungen aus. Bei Hashimoto kommt es zu einer Schilddrüsenunterfunktion, bei Morbus Basedow zu einer Schilddrüsenüberfunktion. Viele Betroffene sind verunsichert, ob sie weiterhin Jod – beispielsweise über Fisch oder Jodsalz – aufnehmen dürfen. Dabei steht fest: Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement. Der Körper benötigt es, um Schilddrüsenhormone herzustellen. Das strikte Meiden von Jod ist daher auch bei einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse nicht notwendig. Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse: Hashimoto Thyreoiditis und Morbus Basedow Die Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoiditis ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse, bei der das Abwehrsystem des Körpers irrtümlich bestimmte Schilddrüseneiweiße bekämpft. Daraufhin werden die Schilddrüsenzellen zerstört und mehr Schilddrüsenhormone freigesetzt, sodass Patienten zu­nächst zeitweise an einer Über- funktion leiden. Daraus resultiert anschließend häufig eine dauerhafte und unum­ kehrbare Schilddrüsenunterfunktion. Bei Morbus Basedow regen bestimmte Antikörper des körpereigenen Abwehrsystems die Schilddrüse zu einer unkontrollierten Produktion und Freisetzung von Schilddrüsenhormonen an. Dadurch entsteht eine Überfunktion der Schilddrüse. Empfehlungen für die Zufuhr von Jod bei Autoimmunerkrankungen Auch Patienten mit Hashimoto oder Morbus Basedow dürfen Jod aufnehmen. Generell empfehlen Ernährungsexperten gesunden Erwachsenen eine Zufuhr von 100 bis 200 Mikrogramm Jod pro Tag. Jodhaltige Lebensmittel sind zum Beispiel Seefisch, Milch, Milchprodukte und jodiertes Speisesalz, das die wichtigste Jodquelle für weite Teile der deutschen Bevölkerung ist. Bei Morbus Basedow oder Hashimoto ist diese Menge, die in Deutschland in der Regel über die Ernährung inklusive Jodsalz erfolgt, unbedenklich. Auf eine erhöhte Jodzufuhr (über 300 Mikrogramm pro Tag) zum Beispiel über Jod- und Algentabletten sowie sehr algenhaltige Speisen sollten Patienten mit einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse allerdings verzichten. Jodmangel: Kropf sowie Folgeerkrankungen der Schilddrüse möglich Eine ausreichende Aufnahme von Jod ist auch wichtig, um anderen Schild­drüsen­ erkrankun­gen vorzubeugen. Erhält die Schild­drüse durch die Nahrung nicht ausreichend von dem lebenswichtigen Spurenelement, vergrößern sich ihre Zellen, um die geringen Mengen an Jod besonders effektiv zu nutzen. Dadurch kann es zu einem Kropf, auch Jodmangelstruma genannt, kommen. Kann die Schilddrüse trotz dieser Vergrößerung nicht mehr ausreichend Schilddrüsenhormone bilden, entwickelt sich eine Unterfunktion. Lange bestehende Jod­mangel­ strumen können sich so verändern, dass heiße oder kalte Knoten entstehen. Heiße Knoten produzieren unkontrolliert Schilddrüsenhormone und führen zu einer Überfunktion. Kalte Knoten sind inaktiv und bilden keine Hormone mehr, jedoch entwickeln sich circa fünf Prozent der kalten Knoten bösartig. In Deutschland werden jährlich ungefähr 5000 Fälle von Schilddrüsenkrebs diagnostiziert. Es zeigt sich: Jod ist lebenswichtig – ohne das Spurenelement kann die Schilddrüse nicht richtig funktionieren. 7 Vermischtes Essen gegen den Kropf Schilddrüsenerkrankungen durch richtige Ernährung vorbeugen Der Jodgehalt pflanzlicher und tierischer Lebensmittel ist vom Jodgehalt des Bodens abhängig. In Deutschland – ein jodarmes Gebiet – tragen die Grundnahrungsmittel Fleisch, Milch, Kartoffeln und Getreide von Natur aus nur wenig zur Jodversorgung bei. Daher ist die Industrie dazu übergegangen, einige Nahrungsmittel mit Jod anzureichern, etwa Salz, Brot, aber auch Wurstwaren. In den letzten zehn Jahren hat sich dadurch die durchschnittliche Jodaufnahme verbessert. Individuelle Defizite gibt es aber immer noch, da nicht alle Menschen die gleichen Ernährungsgewohnheiten haben. Das Jod-Defizit sammelt sich schleichend über viele Jahre an und kann auch nicht kurzfristig durch eine vermehrte Jod-Aufnahme ausgeglichen werden. Deswegen sollten wir stets darauf achten, genügend Jod aufzunehmen, etwa indem wir Jodsalz verwenden. Mit dieser so genannten „Jodsalzprophylaxe“ können Sie der Entstehung eines Kropfs vorbeugen. Natürlicherweise viel Jod enthalten Meeresfische wie Seelachs und Kabeljau, aber auch Garnelen und Muscheln. Deswegen sind in südlichen Ländern, in denen viel Fisch gegessen wird, Schilddrüsenerkrankungen sehr viel seltener anzutreffen. Daher gilt auch bei uns: Mindestens einmal pro Woche Meeresfisch auf den Tisch! Alle zwei Jahre zur Vorsorge Schilddrüsenuntersuchung inklusive Lachskotelett mit Zitronenbutter Zutaten: (2 Personen) 2 EL weiche Butter 1 EL Zitronensaft 2 Lachskoteletts à 200 g Kräutersalz, Pfeffer, Salz 1 EL Öl Zubereitung: Butter mit dem Zitronensaft vermengen und mit dem Kräutersalz würzen. Fisch waschen, abtrocknen, mit Salz und Pfeffer würzen. Öl in einer Pfanne erhitzen und den Fisch darin bei mittlerer Hitze von jeder Seite ca. 5 Minuten braten. Zitronenbutter auf den Fisch geben und servieren. Dazu können Salzkartoffeln gereicht werden. Bildquelle: www.ingimage.com Deutschlands Versicherungen bieten Männern und Frauen ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre einen allgemeinen Check-up beim Hausarzt. Ziel ist das frühzeitige Erkennen häufig auftretender Krankheiten und ihrer Risikofaktoren. Zunächst erstellt der Arzt ein persönliches Risikoprofil anhand von Fragen nach Lebensgewohnheiten, Vorerkrankungen in der Familie sowie zu gesundheitlichen Bedingungen im Arbeits- und privaten Umfeld. Darüber hinaus gehören zum Check-up eine eingehende körperliche Untersuchung einschließlich Blutdruckmessung sowie eine Laboruntersuchung von Blut- und Urin-Proben. So kann der Arzt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus und Nierenerkrankungen bestimmen. Schilddrüse nicht vergessen! Die Schilddrüse sollte ebenfalls ab 35 alle zwei Jahre untersucht werden. Darum gilt: Bitten Sie Ihren Arzt gezielt darum, eine Tastuntersuchung (Palpation) durchzuführen. Sollte er etwas Verdächtiges feststellen, wird er den Befund durch eine Ultraschall- oder auch Blutuntersuchung abklären. Quelle: AOK Bundesverband Heilbutt 52 µg Hering 28,2 µg Roggenbrot 8,5 µg Weißbrot 5,8 µg Käse (Edamer) 5 µg Kartoffeln 3,8 µg Quelle: Dt. Gesellschaft für Ernährung (DGE) Service für Patienten Haben Sie Fragen zu Ursachen, Symptomen und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen? Hier finden Sie weiteren Rat: Forum Schilddrüse e.V. 8 HOTL INE 06963 80 37 27 Auf der Internet-Seite www.forum-schilddruese.de finden Sie neben umfangreichen Informationen auch einen Bestell-Service für Broschüren zu folgenden Themen: Wer Alle Versicherten ab dem 35. Lebensjahr Wann Alle zwei Jahre als Kassenleistung Wo Bei Hausärzten oder hausärztlich tätigen Internisten Was Erstellung des individuellen Risiko- profils; körperliche, klinische und Laboruntersuchungen (Blut-, Urinuntersuchung); Beratung Zu beachten Nach der Schilddrüse fragen! Mini-Organ mit Maxi-Wirkung Hashimoto-Thyreoiditis Morbus Basedow Operation der Schilddrüse Radiojod-Therapie Während der Schilddrüsenwoche vom 25. – 29. April 2016 können Sie zwischen 9 Uhr und 18 Uhr unter der Telefonnummer 069/63 80 37 27 Fragen zur Schilddrüse stellen (von 16 bis 18 Uhr auch mit ärztlicher Beratung). 333263-044304 Seelachs 158 µg Rotbarsch 70 µg Garnelen 130 µg Miesmuscheln 130 µg 35 auf einen Blick Check-up Mikrogramm Jod in 100 g Lebensmittel*: