Sergej Prokofjew (1891-1953) - Migros-Kulturprozent

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Sergej Prokofjew (1891-1953)
Suite aus dem Ballett „Romeo und Julia“ op. 64
Sergej Prokofjews „Romeo und Julia“ zählt heute zu den beliebtesten Balletten der Welt. Dabei waren die
Entstehungsumstände des Werks höchst prekär. 1934 lebte Prokofjew noch im Ausland, knüpfte aber
verstärkt Kontakte in seine alte russische Heimat. Der Entschluss, ein Ballett nach dem ShakespeareStoff zu vertonen, fiel in Absprache mit dem Direktor des Leningrader Mariinsky-Theaters. Als dieser
geschasst wurde, wechselte das gesamte Projekt ans Moskauer Bolschoi-Theater. Dort aber regten sich
Widerstände: Zu Prokofjews Musik, so hiess es, könne man nicht tanzen – das Stück wurde abgesetzt.
Um sein Werk zu retten, verfertigte der Komponist zwei Orchestersuiten, die 1936 und 1937 mit grossem
Erfolg uraufgeführt wurden. Hier bewährte sich, dass Prokofjew in der Tradition seiner Vorgänger
Tschaikowski und Glasunow nicht bloss Tanzschritte illustriert, sondern eine Musik mit eigenen
Spannungsbögen, sinfonischer Anlage und instrumentalem Glanz kreiert hatte. Auch ohne optische
Eindrücke gibt sein Werk die Stationen des Dramas wider: die Begegnung der Liebenden, Tybalts Tod,
die Familienfehde, Momente am Grab.
Letztlich waren es diese beiden Suiten (1946 kam noch eine dritte hinzu), die das Ballettprojekt aus
seinem Dornröschenschlaf weckten. 1938 sorgte das kleine Theater im tschechischen Brno für die
Uraufführung von „Romeo und Julia“ in einer gekürzten Version. Mit dem deutschen Einmarsch im Jahr
darauf verschwand das Werk zwar vom Spielplan, aber der Beweis war erbracht: Zu Prokofjews Musik
liess sich durchaus tanzen.
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