Gesundheit & Lebenshilfe Schilddrüse Untersuchung der Schilddrüse mittels Ultraschall Ein Multitalent im Körper Krankenhaus Eisenstadt Die Schilddrüse ist als Regulator unseres gesamten Energiehaushalts enorm wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden, denn die von der Schilddrüse produzierten Hormone beschleunigen unseren Stoffwechsel. VON ANDREA MICHLITS-MAKKOS Mit Hilfe der Schilddrüse wird Energie bereitgestellt. Gerät ihre Arbeit aus dem Takt, kann sich das auf viele Vorgänge im Organismus auswirken. „Dieses kleine Organ ist ein wahres Multitalent. In etwa eineinhalb Stunden fließt das gesamte Blut eines Menschen einmal durch die Schilddrüse. Für den Stoffwechsel unserer Zellen spielen die von der Schilddrüse produzierten Hormone T3 und T4 eine wichtige Rolle“, erklärt Oberarzt (OA) Dr. Stephan Majtényi vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt. Über 6 granatapfel 3 ∙ 2017 die Blutbahn verteilen sich die Schilddrüsen­ hormone im ganzen Körper und kurbeln den Zellstoffwechsel an. Dadurch können die Zellen unter anderem vermehrt Sauerstoff und Zucker aufnehmen, was sich auf unsere Verdauung, den Blutdruck, die Körpertemperatur und sogar auf die Gehirntätigkeit auswirkt. Demnach hat die Schilddrüse auch Einfluss auf die Psyche und das seelische Gleichgewicht. „Die Menge der Hormone, die sie ausschüttet, wird über das Thyroideastimulierende Hormon der Hirnanhangsdrüse Psychologie Schilddrüse Über die Blutbahn verteilen sich die Schilddrüsenhormone im ganzen Körper. die Schilddrüse an. Sie verliert langsam ihre Funktion und schrumpft. Zur Behandlung Fotos: Majtényi, ClipDealer (TSH) geregelt. Eine normale Stoffwechsellage bedeutet, dass sowohl der TSH-Spiegel als auch das von der Schilddrüse produzierte T4 im Normalbereich sind“, so der Experte. Im Energiesparmodus Ursachen für eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) können Autoimmun­ entzündungen oder mangelnde Jodzufuhr sein. Da die Schilddrüsenhormone Jod benötigen, ist in Österreich das Speisesalz übrigens jodiert. Bei einer Unterfunktion ist der TSHWert erhöht und der T4-Spiegel erniedrigt, somit auch das Energieniveau niedrig. Mögliche Symptome für eine Unterfunktion sind allgemeine Schwäche, rasche Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, depressive Verstimmungen, verlangsamter Herzschlag, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit oder etwa kühle, trockene Haut. Wenn die Schilddrüse ständig von der Hirnanhangsdrüse mit mehr TSH stimuliert wird und nicht ausreichend Hormone bilden kann, reagiert sie mit Wachstum, also Vergrößerung. Im Volksmund sprechen wir vom Kropf. Auch Knoten können entstehen, die kontrolliert werden müssen. Es gibt kalte und warme/heiße Knoten. Kalte Knoten sind Schilddrüsenbereiche, die nur noch wenige oder gar keine Hormone mehr bilden. Heiße Knoten dagegen sind Areale, die aktiver als andere Bereiche der Schilddrüse sind und mehr Hormone produzieren. Die Bezeichnung „heiß“ oder „kalt“ hat aber nichts mit Temperatur zu tun, sondern zeigt an, wie sich die Knoten in der Szintigrafie (bildgebendes Verfahren der nuklearmedizinischen Diagnostik) verhalten. Der Experte zur Therapie: „Der Mangel an Schilddrüsenhormonen kann mit Hormontabletten behandelt werden. Damit der Körper sie aufnehmen kann, ist wichtig, diese auf nüchternen Magen eine halbe Stunde vor dem Frühstück einzunehmen.“ Bei der häufigsten Schilddrüsenerkrankung (Hashimoto-Thyreoiditis), die jede sechste Frau im Laufe ihres Lebens betrifft, greift der Körper durch eine Autoimmunreaktion sind eine lebenslange Ersatztherapie, regelmäßige Kontrollen des Hormonspiegels sowie zumindest eine jährliche Ultraschalluntersuchung erforderlich. Arbeit auf Hochtouren „Bei einer Überfunktion arbeitet der Stoffwechsel auf Hochtouren. Zu viele Schilddrüsenhormone werden produziert, und Gewichtsabnahme sowie gesteigerte Aktivität zählen zu den typischen Anfangssymptomen“, beschreibt OA Dr. Majtényi, und ergänzt: „Später stehen dann unangenehme Beschwerden im Vordergrund und die innere Unruhe wird immer stärker. Die Hände zittern, und manche Betroffene schwitzen ausgesprochen stark.“ Die gesteigerte Nervosität kann in psychische Auffälligkeiten übergehen. Sogar Herzrhythmusstörungen können entstehen. Manchmal kommt es auch zu Durchfällen. Ursachen für eine Überfunktion können eine vermehrte Jodbelastung beispielsweise durch Kontrastmittelgabe oder etwa die Autoimmunentzündung Morbus Basedow sein. Letztere verursacht neben den Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion Glotzaugen durch Entzündungen des Fettgewebes hinter den Augäpfeln, Doppelbilder durch Augenmuskel-schädigung und eine deutliche Schwellung der Schilddrüse. Neben einer medikamentösen, schilddrüsenblockierenden Therapie sind auch augenärztliche Kontrollen und engmaschige Verlaufsbeobachtungen zur Therapieanpassung sehr wichtig. Oberarzt (OA) Dr. Stephan Majtényi ist an der Abteilung für Innere Medizin II im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt tätig. Er ist Leiter der dort angesiedelten Stoffwechselambulanz. Schilddrüsenkrebs Es gibt unterschiedliche Schilddrüsenkarzinome. Allesamt zählen sie zu eher seltenen Krebsarten, doch vorkommen können sie in allen Altersgruppen, wobei die Häufigkeit mit höherem Lebensalter zunimmt. Frauen sind zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer. Üblicherweise ist der Verlauf nach einer adäquaten Therapie (Operation, Radiojodtherapie etc.) positiv. Die häufigsten Tumore der Schilddrüse sind die papillären und follikulären Karzinome. „…doch die Heilungswahrscheinlichkeit ist bei beiden Tumortypen sehr hoch“, betont OA Dr. Majtényi. 7