Pjotr Iljitsch Tschaikowsky - geboren am 7. Mai (25. April) 1840 in Kamsko-Wotkinsk - gestorben am 6. November (25. Oktober) 1893 in St. Petersburg Christian Vásquez dirigiert - einer der beliebtesten und bekanntesten Pjotr Iljitsch Tschaikowsky Symphonie Nr. 4 f-Moll op. 36 - wichtige Werke: die Ballette „Der Schwanensee“ und russischen Komponisten „Der Nussknacker“, Klavierkonzert Nr. 1, Symphonien Nr. 4, Nr. 5 und Nr. 6, die Oper „Eugen Onegin“ Biographie „Mit schlohweißen, stark gelichteten Haar und einem Pjotr (Peter) Tschaikowsky wird am 7. Mai 1840 als bedeutenden Kompositionen: das 1. Klavierkonzert kleinen, sorgfältig gepflegten Bart, stets nicht nur Sohn eines angesehenen und wohlhabenden und das Ballett „Der Schwanensee“. tadellos gekleidet, sondern unbedingt auch im frisch Bergwerksinspektor geboren. Bis zum Alter von zehn gebügelten, fast neuen Anzug, gemahnte jetzt Jahren wohnt er mit seinen Eltern und den vier Tschaikowskys Kompositionen erregten die lediglich die Haarfarbe an sein vorgerücktes Alter. Geschwistern in einem kleinen Ort nahe des Aufmerksamkeit der wohlhabenden Witwe Nadeshda Ansonsten machte er den Eindruck eines rüstigen, Uralgebirges. Doch eine gute Ausbildung ist den von Meck. Sie bietet Tschaikowsky an, ihn finanziell lebhaften und energischen Mannes, und zwar noch Eltern wichtig und so erhält er Klavierunterricht. zu unterstützen, so dass er seine ungeliebte Tätigkeit stärker als früher. [...] 4. Jugendkonzert der Saison 2014/15 1852 zieht die Familie um nach St. Petersburg. Als die widmen kann. Zwischen den beiden entwickelt sich Fußmärsche wurden jetzt bei ihm nicht nur zu einer Mutter unerwartet an Cholera stirbt, bricht für den eine innige Brieffreundschaft, die 14 Jahre andauert. regelmäßigen Übung, sondern bedeuteten ihm gar sensiblen Pjotr eine Welt zusammen. Nur die Musik Über 1.200 Briefe sind erhalten, die uns Einblicke in eine Art Allheilmittel: er wanderte nun tagtäglich bis kann ihn trösten. Seinen kleinen Geschwistern Tschaikowskys Leben und Gedanken ermöglichen. zu zehn Werst [ca. 10 km], hauptsächlich von zwei bis versucht er über den Verlust hinwegzuhelfen und vier Uhr nachmittags, und zwar nicht nur auf dem kümmert sich rührend um sie. Auf Wunsch des Vaters Wohl um zu vermeiden, dass seine homosexuelle Lande, sondern möglichst auch in allen Großstädten, besucht Tschaikowsky die angesehene Rechtsschule Neigung bekannt wird, heiratet Tschaikowsky 1877 die die er auf Reisen besuchte. in St. Petersburg und erhält nach Abschluss eine Konservatoriumsschülerin Antonina Miljukowa. Doch Stelle im Justizministerium. die Ehe ist ein Alptraum für Tschaikowsky. Bereits Herrmann Laroche über Tschaikowsky in den 1880er Jahren am Montag 18. Mai 2015 19:00 Uhr in der Philharmonie im Gasteig als Lehrer aufgeben und sich ganz dem Komponieren nach elf Wochen ist er so verzweifelt, dass er zu Doch als 1862 das St. Petersburger Konservatorium seiner Schwester flieht. Die schwierige Situation stürzt gegründet wird, beschließt Tschaikowsky seine ihn in eine tiefe seelische Krise. Zur Ablenkung sichere Stelle und das gute Einkommen aufzugeben, finanziert ihm Nadeshda von Meck eine Europareise, und beginnt Musik zu studieren. Bereits vier Jahre auf der er sich nicht nur erholt, sondern auch später wird er selbst Lehrer – am neuen Moskauer komponiert, und zwar Werke, die seinen späteren Konservatorium. Hier entstehen auch seine ersten Weltruhm begründen sollen: Das Violinkonzert Nadeshda von Meck „Der 22jährige Tschaikowsky, den ich im Petersburger Die unsichtbare Freundin Konservatorium kennengelernt hatte, war ein junger Mann mit weltmännischen Habitus und glattrasiertem Als musikliebende und reiche Witwe war es Nadeshda Gesicht (ganz im Gegensatz zur schon damals von Meck ein großes Anliegen, die Musik zu fördern. herrschenden Mode), etwas nachlässig in einen zwar Neben Tschaikowsky unterstützte sie auch den nicht ganz neuen, aber teuren Maßanzug gekleidet Pianisten Nikolai Rubinstein und den Komponisten und mit bezaubernd schlichten, wenn auch etwas Claude Debussy. unterkühlten Umgangsformen. Ihre Beziehung zu Tschaikowsky ist in der Er war mit unzähligen Leuten bekannt und musste Musikgeschichte einzigartig. Zu Beginn beauftragte – wenn wir zusammen den Newski-Prospekt sie Tschaikowsky mit der Komposition eines Werks für entlanggingen – pausenlos seinen Hut ziehen. [...] Violine und Klavier – gegen ein außerordentlich hohes Ich will hier noch ergänzen, dass Tschaikowsky, Honorar. Ab Dezember 1877 unterstützte sie ihn mit [...] Fußwege gänzlich vermied und sogar für einer regelmäßigen Jahresrente von 6000 Rubeln. kürzeste Strecken eine Droschke nahm.“ Tschaikowsky mit seiner Frau Antonina Miljukowa Die beiden verkehrten ausschließlich über Briefe. Herrmann Laroche über den jungen Tschaikowsky Sorgfältig achteten sie darauf, sich nie persönlich zu in den 1860er Jahren treffen. Bei vereinzelten zufälligen Begegnungen im entsteht in der Schweiz, in Italien vollendet er seine Laufe dieser Zeit sah man sich nur von Ferne, man Oper „Eugen Onegin“ und die 4. Symphonie. Die wechselte kein Wort miteinander. Dabei wurde Uraufführung von „Eugen Onegin“ 1879 in Moskau Tschaikowsky mehrmals zu Besuchen auf die wird zu einem überwältigenden Erfolg, und auch Landgüter Nadeshda von Mecks in Zeiten ihrer außerhalb Russlands ist Tschaikowsky ein gefragter Abwesenheit eingeladen. Zudem hielten sie sich Künstler. Als Dirigent unternimmt er mehrere gelegentlich zur gleichen Zeit an gleichen Orten im erfolgreiche Auslandstourneen und leitet u.a. das Ausland auf. Diese Aufenthalte wurden aber so Eröffnungskonzert der berühmten New Yorker geregelt, dass es nie zu einem direkten Treffen kam. Carnegie Hall. 1893 komponiert er seine 6. Symphonie, die „Pathétique“. Wenige Tage nach der Uraufführung stirbt Tschaikowsky überraschend. Nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen infizierte er sich mit der Cholera, nachdem er ein Glas nicht abgekochten Wassers getrunken hatte. Nadeshda von Meck Symphonie Nr. 4 f-Moll op. 36 „Als diese Symphonie geschrieben wurde, war ich Die Symphonie wird von einer bedrohlich wirkenden sehr schwermütig, und sie ist ein Widerhall dessen, Fanfare eröffnet, die Tschaikowsky als das „Fatum“ was ich damals empfunden habe“, schreibt beschreibt, als „die verhängnisvolle Macht, die unser Tschaikowsky nach Beendigung seiner Symphonie an Streben nach Glück verhindert [...] und unsere Seele Nadeshda von Meck. unentwegt vergiftet“. Etwas mehr als ein Jahr, von Dezember 1876 bis Dieses Schicksals-Motiv taucht im 1. Satz mehrmals Im 3. Satz wollte Tschaikowsky keine bestimmten Januar 1878, hatte er an der Symphonie gearbeitet – auf, und zwar immer unbeeindruckt vom sonstigen Gefühle musikalisch darstellen, sondern ein aufregendes und nervenaufreibendes Jahr. Kurz musikalischen Geschehen – wie das Schicksal, das phantastische aber zusammenhanglose Bilder nachdem er mit der Symphonie begonnen hatte, trat von außen auf uns einwirkt. Auch im letzten Satz, im schildern, die vor dem inneren Auge entstehen: Es Nadeshda von Meck in sein Leben, eine Finale, wird es noch einmal erklingen: Inmitten eines erscheinen betrunkene Bauern und vorbeiziehende „Seelenverwandte“, mit der er seine Gedanken fröhlich lärmenden Satzes, der laut Tschaikowsky „die Soldaten. In diesem Satz ließ Tschaikowsky seiner vertrauensvoll teilen konnte und die ihm finanzielle Heiterkeit eines Volksfestes“ zum Ausdruck bringen musikalischen Spielfreude und Virtuosität freien Lauf. Sicherheit gewährte. soll, bricht es unerbittlich herein. Effektvoll stellt er die Streicher, die nur Pizzicato Aber es ist auch das Jahr des Ehefiaskos, das Der 1. Satz wird außer vom Schicksals-Motiv noch Ende werden beide Elemente – Pizzicato und Depression bis hin zu Selbstmordgedanken und einen von zwei weiteren Hauptgedanken geprägt. Ein Bläsersatz – zusammengeführt. Nervenzusammenbruch mit sich bringt. Nadeshda von Walzerthema, schmerzvoll und sehnsüchtig, drückt Meck war ihm in diesem Krisenjahr eine große das unerfüllte Verlangen nach Glück aus. Im Zum letzten Satz schriebt Tschaikowsky: „Wenn du in Unterstützung. Und so trägt die 4. Symphonie die Gegensatz dazu erscheint eine versöhnliche dir selbst keine Freude finden kannst, so blicke um Widmung „An meinen besten Freund“ – gemeint war Klarinettenmelodie, die Trauer und Düsternis dich. Geh' ins Volk! Schau', wie es sich dem natürlich Nadeshda von Meck. verscheucht. Vergnügen der ungehemmten Freude hingibt.“ spielen, einem heiteren Bläsersatz gegenüber. Am Pjotr Iljitsch Tschaikowsky Energiegeladen und beschwingt beschreibt die Musik Eine melancholische Oboenmelodie beschreibt im das fröhliche Volk, das sich auch vom 2. Satz laut Tschaikowsky „jene Schwermut, die einen hereinbrechendem Schicksals-Motiv, in seiner umfängt, wenn man abends, von der Arbeit erschöpft, rauschartigen Freude nicht einschüchtern lässt. allein zuhause sitzt“. Der bewegtere Mittelteil drückt „Erinnerungen an die Jugend“ aus, an „glückliche Stunden, in denen das junge Blut schäumte“. Hören und verstehen Aufgabe1 Aufgabe 2 Aufgabe 3 Abbildungen: Höre dir den 1. Satz an und achte auf das Schicksals- Im 4. Satz verwendet Tschaikowsky das russische Der letzte Satz schildert Tschaikowskys Versuch, an 1http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Portr Motiv. Wann, wie oft und von welchen Instrumenten Volkslied „Stand auf dem Felde eine Birke“ (s. der Freude anderer teilzuhaben. Überlege dir, ob %C3%A4t_des_Komponisten_Pjotr_I._Tschaikowski_ gespielt taucht es auf? Notenbeispiel): dieser Versuch gelingen kann oder zum Scheitern %281840-1893%29.jpg verurteilt ist. Vielleicht findest du am Ende des Satzes 2http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tchaikovsky_ in der Musik einen Hinweis? with_wife_Antonina_Miliukova.jpg 3http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nadezhda_vo n_Meck.jpeg 4http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Portr %C3%A4t_des_Komponisten_Pjotr_Tschaikowski_ %281840-1893%29.jpg Höre dir den Satz an und beobachte, wie Tschaikowsky das Volkslied einbindet und wie es sich im Laufe des Satzes verändert. Literatur: - Peter Iljitsch Tschaikowsky, Symphonie Nr. 4 F-moll Op. 36 – Taschenpartitur, Edition Eulenburg. - Hermann Laroche, Peter Tschaikowsky – Aufsätze und Erinnerungen, Berlin 1993. - Kurt von Wolfurt, Tschaikowsky, Zürich 1978. Die Münchner Philharmoniker | Spielfeld Klassik Autorin: Christine Möller