68 Elektrisches Feld Elektrische Feldlinien Sie haben einen Anfang und ein Ende (Quellenfeld). Sie treten senkrecht aus dem positiv geladenen Körper aus und senkrecht in den negativ geladenen Körper ein. Sie schneiden und berühren sich niemals. Sie sind ein Maß für die Stärke des Feldes. Je dichter die Feldlinien verlaufen, desto stärker das Feld, desto größer also die Kraftwirkung. Die Stärke des Feldes kann zum Beispiel durch die elektrische Spannung zwischen den Elektroden beeinflusst werden. Verlaufen die Feldlinien parallel, nennt man das Feld homogen, anderenfalls inhomogen. Am Rande des Feldes entstehen Verzerrungen, die in der Regel nicht dargestellt werden. 3.2 Elektrische Feldstärke Wird eine elektrische Ladung in ein elektrisches Feld gebracht, übt das Feld auf die Ladung eine Kraft aus. Diese Kraft ist ein Maß für die Stärke des elektrischen Feldes. Je größer diese Kraft, desto stärker ist das elektrische Feld. Die Kraft ist der elektrischen Feldstärke proportional: F~E Außerdem hängt die Kraft von der elektrischen Ladung Q ab. Je größer die Ladung, desto größer die Kraft: F~Q→F=Q⋅E E= F Q E F Q elektrische Feldstärke in V/m Kraftwirkung auf Ladung in N elektrische Ladung in As Für die Einheit der elektrischen Feldstärke ergibt sich somit: [E] = VAs V W N = = = As m ⋅ As mAs m Die elektrische Feldstärke ist ein Maß für die Kraft, die in einem bestimmten Feldpunkt auf eine dort befindliche elektrische Ladung ausgeübt wird. Im Feldlinienmodell wird die Feldstärke durch die Feldliniendichte (Anzahl der Feldlinien durch Fläche) beschrieben. Je größer die Feldliniendichte, desto größer die Feldstärke. 3.3 Elektrische Spannung und Feldstärke Eine elektrische Spannung setzt einen Ladungsunterschied voraus. Der Ladungsunterschied ist wiederum gleichbedeutend mit der Existenz eines elektrischen Feldes (Bild 3.10). Ein Ladungsunterschied bewirkt eine elektrische Spannung. Eine elektrische Spannung bewirkt ein elektrisches Feld. 1 Ws = 1 Nm Es ist daher naheliegend, dass ein Zusammenhang zwischen elektrischer Spannung U und elektrischer Feldstärke E besteht. Dieser Zusammenhang lässt sich exakt ableiten. Wenn eine Ladung Q im elektrischen Feld um die Strecke s fortbewegt werden soll, ist hierzu Arbeit erforderlich (Bild 3.11). Wm = F ⋅ s Elektrische Spannung und Feldstärke 69 3.10 Elektrische Spannung und Ladung 3.9 Kraft und Feldliniendichte 3.11 Ladungstransport im Feld Diese mechanische Arbeit muss dem elektrischen Feld entnommen werden. Für die elektrische Arbeit gilt: Die elektrische Feldstärke ist der elektrischen Spannung (dem Potenzialunterschied) zwischen den Platten direkt proportional und dem Plattenabstand umgekehrt proportional. Daraus ergibt sich für die elektrische Feldstärke E die Gleichung: We = Q · U Unter Vernachlässigung des Wirkungsgrades ist die dem Feld entnommene elektrische Arbeit We ebenso groß wie die mechanische Arbeit Wm. We = Wm Q⋅U=F⋅s U F = s Q U =E s Damit ist ganz offensichtlich, dass die elektrische Spannung U die ursächliche Größe für die Existenz des elektrischen Feldes ist. Zur Verdeutlichung dient folgendes Beispiel (Bild 3.12, Seite 70). Zwei Metallplatten werden im Abstand d voneinander angeordnet und an die Spannung U angeschlossen. Zwischen den Platten entsteht ein annähernd homogenes elektrisches Feld. E=U d Die elektrische Feldstärke E kann als die auf eine Längeneinheit (Feldlinienlänge) entfallende elektrische Spannung gedeutet werden. Beispiel Zwei im Abstand von 2 mm angeordnete Platten sind an die elektrische Spannung 1 kV angeschlossen. Wie groß ist die elektrische Feldstärke zwischen den Platten? Geg: U = 1 000 V, d = 2 mm Ges: E E= U 1 000 V V = = 500 000 d m 2 mm 70 3.12 Elektrisches Feld zwischen Metallplatten Elektrisches Feld 3.13 Ladungstrennung durch Influenz 3.4 Influenz In das elektrische Feld der Feldstärke E1 werden zwei Metallplättchen eingebracht, die sich gegenseitig berühren. Die negativen Ladungen der Metallplättchen werden von der positiven Elektrode angezogen, und die positiven Ladungen der Metallplättchen werden von der negativen Elektrode angezogen. Ergebnis dieser Vorgänge ist eine elektrische Ladungstrennung auf den Plättchen (Bild 3.13). Wird nun die leitende Verbindung der Plättchen entfernt, entsteht auch zwischen ihnen aufgrund des Ladungsunterschiedes ein elektrisches Feld mit der Feldstärke E2. Unter dem Einfluss eines elektrischen Feldes kommt es in einem Leiter zu einer Ladungstrennung. Man bezeichnet dies als Influenz. Durchschlagsfestigkeit Zwischen den Metallplatten des Beispiels von Bild 3.12 befindet sich Luft, die unter normalen Bedingungen als Isolator aufzufassen ist. Dies gilt allerdings nur, solange die elektrische Feldstärke zwischen den Platten einen bestimmten Wert nicht überschreitet. Dieser Wert wird bestimmt durch die Durchschlagsfestigkeit des Isolators. Die Durchschlagsfestigkeit von Luft beträgt ca. 25 kV/cm. Wenn dieser Wert überschritten wird, verliert die Luft ihre Isolationseigenschaft und wird elektrisch leitend. Es kommt zu einem Durchschlag. Ursache für den Durchschlag ist die geringe Anzahl freier Ladungsträger, die jeder Isolierstoff enthält. Diese freien Ladungsträger werden unter dem Einfluss des elektrischen Feldes beschleunigt und prallen auf die Atome des Isolierstoffes. Dabei werden weitere Ladungsträger (Elektronen) durch so genannte Stoßionisation freigesetzt. Die Durchschlagsfestigkeit von Gasen ist deutlich geringer als die von festen und flüssigen Isolierstoffen. Dies liegt daran, dass wegen der geringeren Dichte der Gase die beschleunigten Teilchen längere Wege zurücklegen können als bei Flüssigkeiten und festen Stoffen. Die Aufprallgeschwindigkeit wird dadurch größer, was die Stoßionisation erheblich fördert. Die Durchschlagsfestigkeit hängt nicht nur vom Abstand d der Elektroden, sondern auch von der Elektrodenform ab. An scharfen Kanten ist die elektrische Feldstärke wesentlich größer als an abgerundeten oder ebenen Elektroden. Der Durchschlag nimmt stets an der Stelle der höchsten Feldstärke (also an den Spitzen) seinen Anfang. Gasmoleküle werden hier bereits lange vor dem eigentlichen Durchschlag ionisiert. Diese Ionisation ist im Dunkeln sichtbar und wird Koronaentladung genannt. 310 Elektrische Messtechnik 11.116 Prinzip der Reflexions-Füllstandsmessung 11.117 Grenzwertgeber mit PTC-Widerstand 11.118 Prinzip des Leitfähigkeits-Grenzwertgebers 11.119 Prinzip des Lichtwellen-Grenzwertgebers 11.16 Feuchtemessung Die Messung der relativen Luftfeuchte ist insbesondere in der Klimatechnik von großer Bedeutung. Der Feuchtesensor ist im Prinzip ein Plattenkondensator, dessen Kapazität vom Dielektrikum abhängt. Zwischen den Kondensatorbelägen (Goldfilm) ist eine Folie als Dielektrikum angeordnet, die Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben kann. Mit der Feuchtigkeit ändert sich die relative Permittivität des Dielektrikums (Bild 11.120). Der Feuchtesensor wird im Allgemeinen in eine Brückenschaltung eingebaut. Der Trimmkondensator dient zum Abgleichen der Brücke. Die Frequenz der Betriebsspannung beträgt z. B. 100 kHz (Bild 11.121). Eine wichtige Kenngröße von Feuchtesensoren ist die Zeitkonstante. Dies ist die Zeit, die benötigt wird, bis der Sensor auf eine plötzliche Feuchtigkeitsänderung reagiert. Die Zeitkonstante kann einige Minuten betragen. 11.17 Durchflussmessung 11.17.1 Rotationskörper-Messgerät Das strömende Medium ruft eine Drehbewegung von Rotationskörpern hervor. Die Drehzahl der Rotationskörper ist dem Volumenstrom proportional. Die Anzahl der Umdrehungen, integriert durch eine Zählschaltung, ist ein Maß für das während einer bestimmten Zeit durchgeflossene Medium (Bild 11.122). 11.17.2 Induktiver Durchflussmesser Technisch ausgenutzt wird das Induktionsgesetz, wonach in einem elektrischen Leiter eine Spannung induziert wird, wenn sich der Leiter in einem Magnetfeld bewegt (Bild 11.123). Für die Messung strömender Flüssigkeiten ist es notwendig, dass das strömende Medium eine bestimmte elektrische Leitfähigkeit hat und das Brandmelder 311 kreisrunde Messrohr vollständig mit dem Medium ausgefüllt ist. 11.120 Prinzip des Feuchtesensors Luftfeuchtigkeit Wasserdampfgehalt der Luft. Die relative Luftfeuchte ist das Verhältnis von tatsächlicher zu maximal möglicher Feuchtigkeit in Prozent. Ionisation Erzeugung elektrisch geladener Atome (Ionen) durch Aufnahme oder Abgabe von Elektronen. 11.121 Messschaltung mit Feuchtesensor Der induktive Durchflussmesser besteht aus einem nichtleitenden Messrohr aus nichtferromagnetischem Material, zwei Magnetspulen und zwei Elektroden. Die Elektroden zum Abgriff der Messspannung sind um 90° gegenüber den Magnetspulen versetzt. Die Messspannung ist der Strömungsgeschwindigkeit proportional. 11.17.3 Thermischer Durchflussmesser 11.122 Durchflussmessung mit Rotationskörpern Ein Widerstandsfühler befindet sich in dem durch strömten Rohr. Der Widerstand wird von Strom durchflossen und erwärmt sich. Mit zunehmender Strömungsgeschwindigkeit des Mediums nimmt die Temperatur des Widerstandes ab. Der Widerstandswert ändert sich dadurch (Bild 11.124). Zwecks Temperaturkompensation wird ein weiterer Widerstand außerhalb des durchströmten Rohres angeordnet und mit in eine Brückenschaltung einbezogen. Dadurch wird die Widerstandsänderung in eine Spannungsänderung umgewandelt. 11.18 Brandmelder 11.18.1 Rauchmelder 11.123 Induktive Durchflussmessung 11.124 Thermischer Durchflussmesser Die meisten Brände beginnen zunächst mit einer mehr oder weniger intensiven Rauchentwicklung. Der Einsatz von Sensoren, die frühzeitig auf die Rauchentwicklung reagieren, ist daher von großer Bedeutung. Diese Aufgabe erfüllen Ionisations-Rauchmelder. Kernstück des Ionisations-Rauchmelders ist die Ionisationskammer, die aus zwei Elektroden besteht, zwischen denen ein elektrisches Feld herrscht. Zwischen den Elektroden befindet sich Luft, die durch eine schwache radioaktive Strahlungsquelle ionisiert wird. Aufgrund des elektrischen Feldes wandern die Ionen zu den Elektroden; 312 11.125 Ionisations-Rauchmelder (ohne Rauch) Elektrische Messtechnik 11.126 Ionisations-Rauchmelder (mit Rauch) es fließt also ein elektrischer Strom. Die Stromstärke ist abhängig von der Anzahl und der Geschwindigkeit der Ionen (Bild 11.125). Ionisationsmelder müssen wegen ihrer radioaktiven Strahlungsquelle umweltgerecht entsorgt werden. Wenn nun Rauch zwischen die Elektroden gelangt, lagern sich die Ionen an die schwereren Rauchpartikel an. Die Rauchpartikel sind nahezu unbeweglich, was zu einer Verminderung der Stromstärke führt (Bild 11.126). Bei der praktischen Anwendung werden zwei Ionisationskammern in Reihe geschaltet. Die erste Ionisationskammer wird Messkammer, die zweite Vergleichskammer genannt. An der Reihenschaltung von Messkammer und Vergleichskammer liegt die Betriebsspannung an. Beide Kammern werden vom gleichen Strom durchflossen. Wird die Messkammer von Rauch durchsetzt, nimmt ihr Widerstand zu. Der Spannungsfall an der Messkammer wird um ∆UM größer (Bilder 11.127 und 11.128). 11.127 Stromstärke in der Ionisationskammer 11.128 Reihenschaltung zweier Ionisationskammern 11.18.2 Thermische Melder Eine zwangsläufige Folge von Bränden ist ein Temperaturanstieg. Dieser kann durch NTCWiderstände erfasst werden. Zwei NTC-Widerstände werden in Reihe geschaltet und an die Betriebsspannung angeschlossen. Der Mess-NTC ist der Umgebungstemperatur ausgesetzt, der Vergleichs-NTC ist thermisch isoliert. Bei einer plötzlichen Erhöhung der Umgebungstemperatur verändert sich der Widerstand des Mess-NTC. Die Spannungsfälle an beiden NTCWiderständen ändern sich also, was zur Messsignalgewinnung elektrisch ausgewertet wird (Bild 11.129). 11.129 Wärmemelder, Prinzipschaltung