Politische Bildung Nachhaltige Entwicklung

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Politische Bildung
für eine
Nachhaltige
Entwicklung
polis aktuell
► Nachhaltigkeit und Nachhaltige Entwicklung
► Bildung für Nachhaltige Entwicklung
► Politische Bildung und Nachhaltige
Entwicklung
► Österreichische Bildungsinitiativen
► Umsetzung im Unterricht
► Link-, Film- und Literaturtipps
Nr. 10
2006
polis
EDITORIAL
Themen der Nachhaltigen Entwicklung sind fächerübergreifende und fächerverbindende Themen, die jedoch in
der österreichischen Praxis noch immer häufig in Gegenständen wie Geografie oder Biologie angesiedelt sind.
Dies scheint angesichts der Tatsache, dass Bildung für
Nachhaltige Entwicklung lange Zeit beinahe ausschließlich mit Umweltbildung assoziiert wurde, logisch und
nachvollziehbar. Daneben wird in Österreich häufig noch
das Globale Lernen mit Nachhaltigkeit assoziiert, manchmal auch das Soziale Lernen und die Friedenspädagogik.
Aber wenn wir den drei Säulen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie und Soziales) gerecht werden wollen und
Bildung für Nachhaltige Entwicklung als ganzheitliches
Konzept sehen, müssen auch die Politische Bildung und
die Menschenrechtsbildung ihren Platz in diesem Konzept zugesprochen bekommen und ausfüllen.
Die politischen Dimensionen der Nachhaltigkeit sind
natürlich interdisziplinär und im Rahmen des fächerübergreifenden Unterrichtsprinzips Politische Bildung anzugehen. Aber auch das Fach Politische Bildung wird sich
in Hinkunft der Bildung für Nachhaltige Entwicklung
annähern (müssen). Schenken wir neueren Jugendstudien
Glauben, dann hat sich das Politikverständnis der 15- bis
25-Jährigen ohnehin schon längst in diese Richtung entwickelt – sie interessieren sich weniger für Parteipolitik
denn für soziales Engagement und Gerechtigkeit und
stellen so selbst den Bezug zu ihrer eigenen Lebenswelt
her. Eine Hinwendung zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung hilft mit, die Jugendlichen dort abzuholen, wo
sie stehen, und ihnen jene Kompetenzen zu vermitteln,
die sie für eine Gestaltung der Zukunft benötigen.
1
2006
Das vorliegende Heft will zunächst einmal in die Begrifflichkeiten rund um die Bildung für Nachhaltige Entwicklung einführen, in einem geschichtlichen Abriss die
Entstehung der Bildung für Nachhaltige Entwicklung
nachzeichnen und dieses relativ neue Konzept in einen
Zusammenhang mit der Politischen Bildung und der
Menschenrechtsbildung bringen.
Und natürlich will Ihnen dieses Heft wie immer auch praktische Arbeitshilfen an die Hand geben und bietet wieder
Tipps für die Umsetzung des Themas im Unterricht.
Wir bedanken uns beim Forum Umweltbildung für die
Erlaubnis, Sujets aus dem Postkarten-Set „Nachhaltigkeit. SchülerInnen machen sich ein Bild.“ verwenden zu
dürfen. Die Bilder sind auf der Homepage auch als ECards bereit gestellt.
Wir wünschen Ihnen spannende Lektüre und viel Spaß bei der
Umsetzung
Patricia Hladschik, Christoph Wagner
Praxisbörse
Wir sind immer an Berichten aus der Praxis interessiert
und veröffentlichen Projekte, die für andere LehrerInnen
von Interesse sein könnten, gerne in der Praxisbörse
unserer Homepage. Berichten Sie uns über Ihre Erfahrungen mit Projekten zum Thema Nachhaltigkeit:
[email protected]
zu bestellen unter www.umweltbildung.at/cgi-bin/cms/af.pl?navid=6
N a c h h a lt i g k e i t
u n d N a c h h a lt i g e
Entwicklung
1.1. Zum Begriff der
N a c h h a lt i g k e i t
Der Begriff der Nachhaltigkeit stammt aus der Forstwirtschaft und wird bereits um 1700 folgendermaßen definiert: Nachhaltige Forstwirtschaft bedeutet, jährlich nur
soviel Holz aus einem Wald zu entnehmen, wie in einem
Jahr auch nachwächst. Oder anders ausgedrückt: von
den Zinsen des Waldes zu leben und nicht von seinem
Kapital.
In jüngerer Zeit wieder aufgegriffen wurde der Begriff
Ende der 1980er Jahre, als die norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland den Vereinten Nationen
ihren Bericht „Our common Future – unsere gemeinsame Zukunft“ vorlegte:
Nachhaltig ist eine Entwicklung laut Brundtland-Report
dann, wenn sie den Bedürfnissen der heutigen Generation
entspricht, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generati-
aktuell
onen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Sie orientiert sich an zwei Schlüsselkonzepten:
• Dem Konzept der Bedürfnisse, insbesondere den
überlebensnotwendigen Bedürfnissen der Ärmsten der
Welt, denen eine vorrangige Dringlichkeit eingeräumt
werden sollte.
• Der Idee der Grenzen, die dem Fortschritt der Technik und der sozialen Organisation durch die Umwelt
gesetzt werden, um sowohl gegenwärtige als auch
zukünftige Bedürfnisse befriedigen zu können.
Die Hintergründe für diese Forderungen liegen auf der
Hand: ökologische Krisen, humanitäre Katastrophen, die
Verknappung erneuerbarer Ressourcen, die ungerechte
Verteilung von Chancen auf unserem Planeten etc.
Im Konzept der Nachhaltigen Entwicklung sind zur
Lösung dieser großen Fragen zwei Strategien miteinander verknüpft: Sicherung der natürlichen Grundlagen des
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Nr. 10
Politische Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung
Lebens und Wahrung und Schaffen von Chancengleichheit für alle.
Um diese Ziele zu erreichen, werden Umwelt, Wirtschaft und Soziales als die drei Säulen der Nachhaltigkeit
definiert.
1.2. Die Definition von
N a c h h a lt i g k e i t i m
Verständnis der
V e r e i n t e n N at i o n e n
Es gibt inzwischen unzählige Definitionen von Nachhaltigkeit und Nachhaltiger Entwicklung, der Begriff wird
geradezu inflationär gebraucht und nicht überall, wo
Nachhaltigkeit draufsteht, ist bei genauerem Hinsehen
auch tatsächlich Nachhaltigkeit gemeint.
Wir halten uns in unseren Ausführungen an das Verständnis der Vereinten Nationen, das von der oben angeführten Definition aus dem Brundtland-Bericht ausgeht.
Von Nachhaltigkeit sprechen wir also dann, wenn
die Faktoren Umwelt, Wirtschaft und Soziales gleichberechtigt nebeneinander
stehen und unter Berücksichtigung der Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zwischen den drei Bereichen gesehen werden.
Im nebenstehenden Bild sind die einzelnen Aspekte Ökologie, Ökonomie und Soziales mit jeweils einem Kreis dargestellt. Nachhaltigkeit liegt nur im schraffierten Feld vor,
also dort, wo die drei Säulen ineinander greifen. Die drei
Ansätze nebeneinander zu verfolgen, führt nicht zwangsläufig zu Nachhaltigkeit.
Weiterentwicklungen dieses Ansatzes gehen darüber hinaus davon aus, dass weitere Elemente berücksichtigt werden müssen, soll eine Handlung als nachhaltig bezeichnet
werden, z.B. Langfristigkeit, Gerechtigkeit und Ganzheitlichkeit. Darüber hinaus werden häufig auch noch weitere Dimensionen mitgedacht: Kultur, Ästhetik, Spiritualität etc. Auch Politik als eigene Säule mitzudenken, wird
immer wieder eingefordert.
Nachhaltigkeit im Sinne der Definition der Vereinten
Nationen ist eine „regulative Idee“, aus der sich noch
keine eindeutigen Handlungsanweisungen ableiten lassen.
Das Ziel ist zwar klar benennbar, einzig der Weg dorthin
muss in jeder Situation unter Berücksichtigung der regionalen, historischen, sozialen und persönlichen Gegebenheiten ausverhandelt werden.
Die Idee der Nachhaltigkeit ist demnach Richtschnur und
Wegweiser. Was Nachhaltige Entwicklung im jeweiligen
gesellschaftlichen Kontext bedeutet und wie sie erreicht
werden kann, muss immer wieder neu definiert werden.
Es wundert daher nicht, dass zwar weitgehend Einigkeit hinsichtlich der regulativen Idee der Nachhaltigkeit
besteht, über die konkreten Schritte hin zu einer Nachhaltigen Entwicklung unserer Welt jedoch kein Konsens
in Sicht ist.
Einigkeit besteht einzig hinsichtlich der Tatsache, dass
Nachhaltige Entwicklung einen radikalen Wandel der
Gesellschaft in allen Bereichen verlangt, ein individuelles
Umdenken und eine Veränderung des Lebensstils aller
Menschen ebenso wie eine Abkehr von Politik und Wirtschaft von bisherigen Paradigmen.
Dass eine Umgestaltung unserer Gesellschaft mit dem
Leitziel Nachhaltigkeit nicht von heute auf morgen möglich ist, leuchtet ein, alleine das Schlagwort Gerechtigkeit
lässt vor unserem inneren Auge eine lange Liste mit Prob­
lemen aufleuchten, angefangen von der Geschlechtergerechtigkeit über die Generationengerechtigkeit bis hin zur
Verteilungsgerechtigkeit zwischen Nord und Süd.
Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass trotz unterschiedlicher Auffassungen in Bezug auf die Definition
von Nachhaltigkeit alle ExpertInnen darin einig sind, dass
der Bildung in diesem Zusammenhang ganz besondere
Bedeutung zukommt. Bildung für Nachhaltige Entwicklung wird einhellig als ein wesentlicher Faktor auf dem
Weg zu einer Nachhaltigen Welt gesehen.
Andere Denkansätze schlagen vor, die drei Dimensionen in konzentrischen
Kreisen zu denken, um zu
verhindern, dass nur ein
kleiner Teil unserer Welt sich
in Richtung Nachhaltigkeit
bewegt, während daneben
z.B. die Wirtschaft ungehemmt weiter wachsen kann
(Vgl.: Webster, Ken: Rethink, refuse, reduce – Education
for sustainability in a changing world. Shrewsbury: FSC
Publications, 2004).
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polis
2
2006
Bildung für
N a c h h a lt i g e
Entwicklung
2.1. Die UN-Dekade Bildung
f ü r N a c h h a lt i g e
Entwicklung
Grundpfeiler eines verantwortungsbewussten Handelns
eingeschworen werden, damit auch zukünftige Generationen eine lebenswerte Welt vorfinden.
Wie groß der Beitrag von Bildung zu einem direkten (individuellen und gesellschaftlichen) Bewusstseinswandel und
zu einer gesamtgesellschaftlichen Veränderung tatsächlich sein kann, ist eine Frage, die einer eigenen Erörterung bedürfte. Es sei hier nur bereits eingangs festgehalten, dass das Bildungsverständnis der Vereinten Nationen
eindeutig auf einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung
und nicht einer Bildung über Nachhaltige Entwicklung
fußt, also entsprechend ehrgeizig und optimistisch ist.
Inhaltlich setzt die UN-Dekade Bildung für Nachhaltige
Entwicklung zehn Themenschwerpunkte:
• Die Überwindung von Armut
• Die Gleichstellung von Mann und Frau
• Medizinische Grundversorgung für alle
• Umweltschutz
• Ländliche Entwicklung
• Menschenrechte
• Interkulturelles Verständnis und Friede
• Nachhaltige Produktion und nachhaltiger Konsum
• Kulturelle und sprachliche Vielfalt
• Informations- und Kommunikationstechnologien
Im Rahmen des Weltgipfels für Nachhaltige Entwicklung
in Johannesburg 2002 verpflichteten sich die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen dazu, den Gedanken der
Nachhaltigen Entwicklung in den Jahren 2005 bis 2014
in ihren Bildungssystemen zu verankern. Die Weltdekade
„Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ war damit ausgerufen. Am 1. März 2005 wurde sie in New York feierlich
eröffnet.
In der Presseaussendung des Informationsdienstes der
Vereinten Nationen vom 28.2.2005 heißt es dazu, dass
die Dekade die globale Vision einer Welt verfolgt, „in der
jeder Mensch die Gelegenheit haben soll, von qualitativ
hochwertiger Bildung zu profitieren, um Werte, Verhalten
und Lebensstile erlernen zu können, die für eine nachhaltige Zukunft und einen positiven gesellschaftlichen Wandel nötig sind.“
Diese zentrale Idee setzt der Dekade vielfältige Ziele:
• Sie soll der Rolle von Bildung und Lernen für Nachhaltige Entwicklung ein gehobenes Profil geben;
• sie soll es erleichtern, Verbindungen und Netzwerke
herzustellen sowie den Austausch und die Zusammenarbeit von Interessierten zu ermöglichen;
• sie soll Raum und Gelegenheit zur Förderung der
Vision und der Wandlung zu Nachhaltiger Entwicklung bieten;
• sie soll eine bessere Qualität des Unterrichtens und
Lernens für Nachhaltige Entwicklung fördern;
• und sie soll auf jeder Ebene Strategien entwickeln,
um die Möglichkeiten für eine derartige Bildung und
Erziehung zu erhöhen.
Die UNESCO ist mit der Umsetzung der Dekade beauftragt und soll die Staaten der Welt unterstützen, den notwendigen Paradigmenwechsel in Richtung einer Kultur
der Nachhaltigkeit im Sinne der Definition des Brundtland-Berichts zu vollziehen. Das Leitbild einer Nachhaltigen Entwicklung soll in den Bildungsinhalten von Kultur- und Bildungsinstitutionen verankert werden. Die
Menschen sollen auf soziale Gerechtigkeit, ökologische
Verträglichkeit und ökonomische Leistungsfähigkeit als
aktuell
Linktipps
UN Decade of Education for Sustainable Development
(2005-2014)
www.unesco.org/education/desd/
UN-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung in
Österreich
www.unesco.at/user/news/nachhaltigkeitsdk1.htm
2 . 2 . D i e n at i o n a l e
Umsetzung der Bildung
f ü r N a c h h a lt i g e
Entwicklung
Österreich zählt zu jenen Ländern, die eine Nationale
Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung beschlossen
haben (im Jahr 2002).
Die Strategie definiert vier Handlungsfelder:
1. Lebensqualität in Österreich: Aufgabe für heute und
morgen
2. Österreich als dynamischer Wirtschaftsstandort:
Erfolg durch Innovation und Vernetzung
3. Österreich als Lebensraum: Schutz von Vielfalt und
Qualität
4. Österreichs Verantwortung: Eine aktive Rolle in Europa und der ganzen Welt
Leitziel 4 des ersten Handlungsfelds ist der Bildung und
Forschung gewidmet und weist eine Reihe von Subzielen auf, wie z.B. die Halbierung der Anzahl der Personen
ohne schulischen Abschluss bis 2015, die Förderung und
Verbesserung der beruflichen Weiterbildung im Sinn des
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Nr. 10
Politische Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung
Lebenslangen Lernens sowie die Verbesserung der Forschung zu Nachhaltiger Entwicklung.
Die nationale Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung
wird ergänzt durch eine eigene Strategie zur Bildung für
Nachhaltige Entwicklung, die sich derzeit in Ausarbeitung befindet.
Linktipp
Internet-Portal zur Nachhaltigkeit in Österreich
Das Lebensministerium stellt umfangreiche Hintergrundinformationen zum Thema Nachhaltigkeit sowie Nachrichten zu aktuellen Entwicklungen in Österreich zur Verfügung. Auch die Österreichische Nachhaltigkeitsstrategie
wird vorgestellt. Jeden Monat wird im Rahmen eines
so genannten Monatsthemas ein besonderer Aspekt
aufgegriffen.
www.nachhaltigkeit.at
Schritte auf dem Weg zu einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung
• 1987 Brundtland Report
Im Brundtland Report wird erstmals darauf hingewiesen, dass Bildung für Nachhaltige Entwicklung eine entscheidende Rolle
auf dem Weg zur Nachhaltigen Entwicklung zukommt.
• 1990 Jomtien Konferenz
Die Weltkonferenz über Bildung für alle in Thailand (World Conference on Education for All – WCEFA) definierte
weitere wichtige Grundlagen wie den allgemeinen Bildungszugang und den Kampf gegen den Analphabetismus.
• 1992 Agenda 21 – die Rio Konferenz
Dass dringender Handlungsbedarf in Sachen Nachhaltiger Entwicklung besteht, war spätestens seit dem Bericht der Brundtland-Kommission klar. Die darin erhobenen Forderungen und Vorschläge mussten aber noch in eine international verbindliche
Form gebracht werden. Die UNO wählte als Instrument eine Internationale Konferenz. Dieser „Erdgipfel“, die so genannte
Rio-Konferenz, an der 10.000 Delegierte aus 178 Staaten teilnahmen, verabschiedete fünf Dokumente, darunter die Agenda
21. Im Hinblick auf Bildung für Nachhaltige Entwicklung kommt Kapitel 36 der Agenda besondere Bedeutung zu, weil es eine
Neuausrichtung der Bildung auf eine Nachhaltige Entwicklung fordert.
• 1994 Education for Sustainable Development
1994 startete die UNESCO das Projekt „Educating for a Sustainable Future“, dessen Arbeitsschwerpunkt in der
Bildung für Nachhaltige Entwicklung liegt.
• 1997 Declaration on the Responsibilities of Present Generations Towards Future Generations
1997 wurde die Deklaration über die Verantwortung heutiger Generationen für zukünftige Generationen von der UNO verabschiedet. Auch in dieser Deklaration spielt Bildung eine wichtige Rolle auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft
• 1997 Thessaloniki Konferenz
Die „International Conference on Environment and Society: Education and Public Awareness for Sustainability” evaluiert erstmals die Fortschritte bei der Umsetzung von Kapitel 36 der Agenda 21 und diskutiert Bildung als Möglichkeit, persönliche und
gesellschaftliche Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit zu initiieren.
• 1998 Education for Sustainable Development Toolkit
Die jährliche Evaluierung der Agenda 21 durch die CSD (UN-Commission on Sustainable Development) zeigte auf,
dass die Umsetzung von Kapitel 36 der Agenda 21 nur geringe Fortschritte macht. Der „Education for Sustainable
Development Toolkit“ war einer der konkretesten Schritte gegen dieses Problem (siehe Seite 12).
• 2000 World Education Forum
Im Jahre 2000 schloss zudem das „World Education Forum (WEF)“ in Dakar inhaltlich an die Konferenz in Jomtien an. Dabei
wurde ein wichtiger Aspekt der Bildung im Kontext Nachhaltiger Entwicklung festgehalten, nämlich dass der generelle Bildungszugang für alle Menschen bis 2015 ermöglicht werden sollte. Ein Vorhaben, das geschätzte 8 Milliarden US Dollar
kostet. Die UNESCO wurde mit der Aufgabe betraut, dieses Ziel umzusetzen. Das Forum in Dakar war ein bedeutender Meilenstein für die Bildung im Kontext Nachhaltiger Entwicklung. Es hielt außerdem fest, dass Bildung die eigentliche Grundlage
für Nachhaltige Entwicklung ist.
• 2002 World Summit on Sustainable Development
Ein weiterer Aspekt – Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Sinne einer Bildung für Veränderung – hat seine
Wurzeln in der Agenda 21, der Konferenz von Thessaloniki und im „World Summit on Sustainable Development“
2002 in Johannesburg. Dort wurde festgehalten, dass Nachhaltige Entwicklung in alle Ebenen des Bildungssystems zu integrieren ist, um Bildung als eines der Hauptinstrumente für Veränderungen zu etablieren. Gefordert wurde eine
Bildungsdekade für Nachhaltige Entwicklung.
• 2002 Beschluss zur UN-Dekade der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (2005-14)
Im Rahmen des Weltgipfels für Nachhaltige Entwicklung in Johannisburg 2002 verpflichteten sich die Mitgliedsstaaten der
Vereinten Nationen dazu, den Gedanken der Nachhaltigen Entwicklung in den Jahren 2005 bis 2014 in ihren Bildungssystemen zu verankern. Die Weltdekade „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ war damit ausgerufen. Die UNESCO ist mit der
Durchführung der Dekade betraut und soll die Staaten der Welt unterstützen, den notwendigen Paradigmenwechsel in Richtung einer Kultur der Nachhaltigkeit im Sinne der Definition von 1987 zu vollziehen.
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polis
Linktipp
Brundtland Report
www.nachhaltigkeit.at/monthly/2004-02/pdf/brundtland.pdf
World Conference
Konferenz)
on
Education
for All
(Jomtien
www.nachhaltigkeit.at/monthly/2004-02/pdf/jomtien.pdf
Agenda 21
www.nachhaltigkeit.info/artikel/agenda_21_744.htm
Declaration on the Responsibilities of the Present Generations Towards Future Generations
http://portal.unesco.org/en/ev.php-URL_ID=13178&URL_
DO=DO_TOPIC&URL_SECTION=201.html
Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist ein relativ neues,
noch keinesfalls fertig definiertes Konzept. Da Nachhaltige Entwicklung an sich nur einen Rahmen vorgibt,
dessen Details in ständigem Wandel begriffen sind, bzw.
Nachhaltige Entwicklung wie oben dargestellt als „regulative Idee“ verstanden werden kann, wird auch die Bildung für Nachhaltige Entwicklung ein offenes Konzept
bleiben. Das bedeutet jedoch nicht, dass es keinerlei Orientierungshilfen oder Rahmenbedingungen gibt.
Den großen Rahmen geben die drei Säulen der Nachhaltigkeit vor. Daneben gibt es Rahmenbedingungen und
Leitziele, die weitgehend unbestritten sind und eine wichtige Rolle bei der inhaltlichen Definition von Bildung für
Nachhaltige Entwicklung spielen, auch wenn – je nach
Herkunftsdisziplin der einzelnen AkteurInnen – in Forschung, Lehre und Praxis noch deutliche Unterschiede
in der Herangehensweise und Umsetzung zu erkennen
sind.
Die Wurzeln der Bildung für Nachhaltige Entwicklung sind vielfältig. Bereits in den 1970er Jahren wollte
Umwelterziehung nicht bloß über Umweltfragen informieren, sondern „ökologische Handlungskompetenzen“
vermitteln. Die Vermittlung ganzheitlicher Sichtweisen
wurde ebenso gefordert wie die Befähigung zum Engagement. Auch die Politische Bildung, die schon 1978 zur
„Weiterentwicklung des gesellschaftlichen Ganzen“ bei
gleichzeitiger Verpflichtung zur Demokratie aufforderte,
hat ebenso Grundlagen für die Bildung für Nachhaltige Entwicklung geschaffen, wie die besonders in den
1980er Jahren stark präsente Friedenserziehung. Die
Verbindungen zur Nachhaltigen Entwicklung sind unübersehbar. Bildung für Nachhaltige Entwicklung greift
aber auch reformpädagogische Ansätze und Konzepte
auf, etwa in Zusammenhang mit „Community Education“,
dem Bemühen Schule und Gemeinwesen zusammen zu
bringen.
Vgl. Langer, Markus E.; Forum Umweltbildung: Monatsthema Bildung
für Nachhaltige Entwicklung auf dem österreichischen Portal für
Nachhaltigkeit, www.nachhaltigkeit.at/reportagen.php3?id=29
Bildung für Nachhaltige Entwicklung bedeutet in den
westlichen Industrienationen meist Bewusstseinsbildung
im Hinblick auf die Begrenztheit der ökologischen Ressourcen und globale Gerechtigkeit. Global gesehen stehen der Kampf gegen den Analphabetismus, Aufklärung
in Gesundheitsfragen und Zugang zur Bildung für alle im
Zentrum einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung.
aktuell
2006
2 . 4 . R a h m e nb e d i n g u n g e n
einer Bildung
f ü r N a c h h a lt i g e
Entwicklung
Es gibt eine Reihe von pädagogischen Konzepten, die eine
thematische Nähe zur Nachhaltigen Entwicklung aufweisen, wie z.B. Globales Lernen, Friedenspädagogik, Menschenrechtsbildung oder Umweltbildung, die sich derzeit
in Richtung Nachhaltigkeit öffnen und weiterentwickeln.
Die erste Schwierigkeit in dieser Entwicklung hin zur
Nachhaltigkeit ist die Tatsache, dass jeder dieser Tätigkeitsbereiche reflexartig für sich in Anspruch nimmt, die
eigentliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung zu sein.
Die zweite Schwierigkeit besteht darin, dass eine ausschließliche Hinwendung der einzelnen Teilbereiche
zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung dazu führen
könnte, dass wichtige Bereiche der ursprünglichen Tätigkeit mit der Zeit vernachlässigt werden.
Am Beispiel der Politischen Bildung lässt sich das relativ
einfach verdeutlichen: Eine Hinwendung zur Bildung für
Nachhaltige Entwicklung fördert wichtige Teilbereiche
der Politischen Bildung, wie etwa das Demokratie Lernen, lässt aber möglicherweise andere Bereiche wie die
Institutionenkunde in den Hintergrund treten.
Für die Umweltbildung hingegen stellt sich die Frage, ob
sie sich durch das Konzept der Vereinten Nationen, das
eindeutig die Bedürfnisse der Menschen in den Vordergrund stellt, nicht in Widerspruch zu Teilbereichen der
Umweltethik begibt, deren naturzentrierter Zugang sich
am Eigenwert der Natur orientiert.
Deshalb ist neben der Ausweitung der verschiedenen Bildungsansätze auch darauf zu achten, dass in absehbarer
Zeit ein Gesamtrahmen gefunden wird und die einzelnen
Bereiche Hand in Hand arbeiten. Das beinhaltet eine gute
Abstimmung zwischen den einzelnen Bildungsbereichen
und die Bereitschaft, von NachhaltigkeitsexpertInnen zu
lernen.
Zum Einlesen ins Thema
• Forum Umweltbildung
Das Forum Umweltbildung bietet einen eigenen Informationsbereich zum Thema Bildung für Nachhaltige Entwicklung an.
www.umweltbildung.at/nachhaltigkeit
• Internet-Portal zur Nachhaltigkeit in Österreich
Das Lebensministerium stellt umfangreiche Hintergrundinformationen zum Thema Nachhaltigkeit sowie Nachrichten
zu aktuellen Entwicklungen in Österreich zur Verfügung.
Jeden Monat wird ein neues Spezialthema aufbereitet. Im
Februar 2004 war Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Thema des Monats.
www.nachhaltigkeit.at/
• Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule
polis hat für Sie einen eigenen Informationsbereich zum
Thema Bildung für Nachhaltige Entwicklung eingerichtet.
www.politik-lernen.at > polis_Basics
www.politik-lernen.at www.politik-lernen.at www.politik-lernen.at
Politische Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung
Nr. 10
2.5. Leitziele einer Bildung
f ü r N a c h h a lt i g e
Entwicklung
„Gestaltungskompetenz als Leitziel der Bildung für
Nachhaltige Entwicklung bezeichnet das nach vorne
weisende Vermögen, die Zukunft von Sozietäten, in
denen man lebt, in aktiver Teilhabe im Sinne nachhaltiger Entwicklung modifizieren und modellieren zu können“. (Gerhard de Haan)
Gerhard de Haan (einer der führenden Wissenschafter
im Bereich der Bildung für Nachhaltige Entwicklung) hat
Gestaltungskompetenz als Leitziel der Bildung für Nachhaltige Entwicklung benannt. Seine Thesen sind aus dem
Blickwinkel der Politischen Bildung besonders interessant, weil er immer wieder auf die Verbindungen zwischen Politischer Bildung und Bildung zur Nachhaltigkeit
hinweist.
Mit Gestaltungskompetenz wird eine spezifische Problemlösungs- und Handlungsfähigkeit bezeichnet. Wer
über sie verfügt, kann die Zukunft der Gesellschaft,
ihren sozialen, ökonomischen, technischen und ökologischen Wandel in aktiver Teilhabe im Sinne Nachhaltiger Entwicklung modifizieren und modellieren. Gestaltungskompetenz zu besitzen bedeutet, über Fähigkeiten,
Fertigkeiten und Wissensbestände zu verfügen, die Veränderungen im Bereich ökonomischen, ökologischen und
sozialen Handelns möglich machen, ohne dass diese Veränderungen immer nur eine Reaktion auf vorher schon
erzeugte Problemlagen sind.
Mit der Gestaltungskompetenz kommt die offene
Zukunft, die Variation des Möglichen und aktives Modellieren in den Blick. (Gerhard de Haan)
3
Nach de Haan umfasst die Gestaltungskompetenz acht
Teilkompetenzen.
• Die Kompetenz, vorausschauend zu denken, mit Unsicherheit sowie mit Zukunftsprognosen, -erwartungen
und -entwürfen umgehen zu können.
• Die Kompetenz, interdisziplinär zu arbeiten.
• Die Kompetenz zu weltoffener Wahrnehmung, transkultureller Verständigung und Kooperation.
• Partizipationskompetenzen.
• Planungs- und Umsetzungskompetenzen.
• Fähigkeit zur Empathie, Mitleid und zur Solidarität.
• Die Kompetenz, sich und andere motivieren zu
können.
• Die Kompetenz zur distanzierten Reflexion über individuelle wie kulturelle Leitbilder.
Zum Weiterlesen
HAAN, Gerhard de: Bildung für nachhaltige Entwicklung.
In: Simonis, Udo E. (Hg.): Öko-Lexikon. München: C.H.
Beck, 2003. S. 34-35.
www.transfer-21.de/index.php?page=197
HAAN, Gerhard de: Politische Bildung für Nachhaltigkeit.
Aus Politik und Zeitgeschichte (B 7-8/2004).
www.bpb.de/publikationen/KU8AC4,2,0,
Politische_Bildung_f%FCr_Nachhaltigkeit.html
BACHMANN, Günther: Nachhaltigkeit: Politik mit gesellschaftlicher Perspektive. Aus Politik und Zeitgeschichte (B
31-32/2002).
www.bpb.de/publikationen/3UUKDS,0,0,
Nachhaltigkeit%3A_Politik_mit_gesellschaftlicher
_Perspektive.html
LANGER, Markus E. (Forum Umweltbildung): Monatsthema Bildung für Nachhaltige Entwicklung auf dem österreichischen Portal für Nachhaltigkeit.
www.nachhaltigkeit.at/reportagen.php3?id=29
Politische Bildung
u n d N a c h h a lt i g e
Entwicklung
Laut de Haan liegt es nahe, Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung explizit als Politische Bildung zu verstehen – allerdings nur in einem Verständnis von Politischer
Bildung als Konzept, das ein spezifisches Demokratieverständnis favorisiert. Er verdeutlicht dies an einer Differenzierung, die Gerhard Himmelmann in der Politikdidaktik vorgenommen hat:
„Himmelmann unterscheidet zwischen Demokratie als Herrschafts-,
Gesellschafts- und Lebensform. Demokratie als Herrschaftsform
ist gekennzeichnet durch den Rechtsstaat, Wahlen, Parlamentarismus, Parteienwettbewerb, Gewaltenteilung und ein System der
sozialen Sicherung. Diese Perspektive ist in der Bildung für eine
Nachhaltige Entwicklung eher nachrangig. Deutliche Bezüge im
Demokratieverständnis lassen sich hingegen zur Demokratie als
Gesellschafts- und insbesondere als Lebensform finden. Demokratie
als Gesellschaftsform wird mit Pluralismus, friedlicher Konfliktre-
gelung, sozialer Differenzierung, Öffentlichkeit und vor allem mit
Zivilgesellschaft konnotiert. Die Verbindung zu den Teilkompetenzen der Gestaltungskompetenz ist evident … Intensiver noch ist
die Beziehung, die sich zwischen Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung und der Demokratie als Lebensform identifizieren lässt.
Dieses schon von John Dewey in seiner gesellschaftlichen wie auch
pädagogischen Bedeutung hervorgehobene Demokratieverständnis
wird mit Toleranz, Solidarität, Chancengerechtigkeit, der Akzeptanz einer Vielfalt von Lebensentwürfen und -stilen, Fairness und
Selbstorganisation verbunden. Evident ist die kategoriale Übereinstimmung zwischen der Kompetenz, Solidarität üben zu können,
der Kompetenz, sich und andere motivieren zu können, dem Prozess
der Selbstreflexion und den einzelnen Ausformungen der Aspekte
einer gelebten Demokratie.“ Vgl. Haan, Gerhard de: Politische Bildung für Nachhaltigkeit. In: Aus Politik
und Zeitgeschichte. Band 7-8/2004. Bonn: Bundeszentrale für politische
Bildung, 2004.
www.politik-lernen.at www.politik-lernen.at www.politik-lernen.at
polis
Auch das Europaratsprogramm „Education for Democratic Citizenship – EDC“ weist auf die Querverbindungen
und Überschneidungen zum Konzept der Bildung für
Nachhaltige Entwicklung hin. Im Glossar zu den Begriffen des Demokratie Lernens steht dazu:
„Bildung zur Nachhaltigen Entwicklung ist eines der Hauptziele
der demokratiepolitischen Bildung. Die Voraussetzung ist, dass in
lokalen ebenso wie in globalen Entwicklungsprozessen ein Gleichgewicht zwischen sozialem, ökologischem und wirtschaftlichem Wachstum erreicht werden muss. Demokratiepolitische Bildung fördert
daher die Entwicklung individuellen Engagements für den Grundsatz Nachhaltiger Entwicklung. Dies wird erzielt durch das bessere
Verstehen des Konzepts Entwicklung sowie von Werten und Fähigkeiten, die man benötigt, um gemeinsam eine nachhaltige Zukunft
aufzubauen.“ Die Lernziele der Menschenrechtsbildung, die ja in Österreich über den Grundsatzerlass zur Politischen Bildung
im Schulwesen verankert ist, können folgendermaßen
zusammenfasst werden:
• Kinder und Jugendliche sollen dazu befähigt werden,
eigene Menschenrechte und die Rechte anderer zu
erkennen und einzufordern;
• sie sollen ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass sie
persönlich an der Verwirklichung der Menschenrechte
mitwirken können.
• Es geht darum, zu vermitteln, dass jedeR verantwortlich ist, auch die Rechte von anderen Menschen zu
sichern.
Vgl. Karen O’Shea: A Glossary of terms for Education for Democratic
Citizenship / Glossar zur demokratiepolitischen Bildung. Council of Europe
DGIV/EDU/CIT (2003) 29 / Wien: BMBWK, 2004
aktuell
2006
• Auf der Grundlage von emotionaler und kognitiver
Sensibilisierung gegenüber Menschenrechten erwerben SchülerInnen mit altersgerechten und schülerInnenzentrierten Methoden Kompetenzen wie die Fähigkeit zu solidarischem Handeln, Konfliktfähigkeit oder
Ambiguitätstoleranz.
• Im Mittelpunkt steht das konkrete Handeln von SchülerInnen, das Engagement für Menschenrechte.
LehrerInnen arbeiten oft mit Aspekten der Menschenrechtsbildung, ohne diese ausdrücklich zu benennen:
Dazu gehört die Förderung von Fähigkeiten wie kritisches
Analysieren, Erkennen von Stereotypen und Vorurteilen, Eingehen auf die Standpunkte anderer, Kooperation, aktives Zuhören, Teilnahme an den Entscheidungsprozessen in der Schule. Das alles sind Schlüsselbegriffe
eines Wertesystems, das in den Menschenrechten seinen
Ausdruck findet.
Menschenrechtsbildung umfasst – in einem multidimensionalen Bildungsverständnis – kognitive, handlungsorientierte und affektive Dimensionen. Lernprozesse betreffen daher sowohl die Bereiche von Wissen als auch von
Einstellungen und Fähigkeiten.
Die Nähe zu den oben skizzierten Gestaltungskompetenzen ist unübersehbar. Was die Menschenrechtsbildung
darüber hinaus in eine besondere Nähe zur Bildung für
Nachhaltige Entwicklung im Verständnis der Vereinten
Nationen rückt, ist die Tatsache, dass sie einen ausschließlich menschenzentrierten Zugang hat. Diese anthropozentrische Ausrichtung in Verknüpfung mit dem umfassenden Anspruch, alle Lebensbereiche abzudecken, findet
sich in keinem anderen pädagogischen Konzept.
Haben Kinder und Jugendliche ein Interesse an Bildung für Nachhaltige Entwicklung?
Jugendstudien zeigen auf, dass das Interesse an der parlamentarischen, parteipolitischen Politik in den vergangenen
Jahren drastisch abgenommen hat. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass Jugendliche sich nicht für politische Themen
interessieren.
Folgende Zitate aus der aktuellen Shell Jugendstudie 2006 untermauern das:
• Die grundlegenden „Spielregeln“ der Demokratie (z. B. Meinungsfreiheit/freie Meinungsäußerung, Regierung und Opposition, Kompromissfähigkeit, freie Wahlen) sind von den Jugendlichen … anerkannt und unumstritten. Diese für eine demokratische Gesellschaft existenzielle „Internalisierung“ ihrer Prinzipien paart sich allerdings mit einer ebenfalls von der breiten Mehrheit vertretenen Politik- bzw. Parteienverdrossenheit.
• Der Einsatz für gesellschaftliche Angelegenheiten und für andere Menschen gehört für Jugendliche heute, trotz des geringen Interesses an Politik, ganz selbstverständlich zum persönlichen Lebensstil dazu.
• Differenziert man die Jugendlichen nach ihren Einstellungen zu Demokratie und Politik, so lassen sich auch diesmal wieder
vier Typen abgrenzen. Knapp ein Viertel, und mit 24 % damit etwas mehr als bei der letzten Shell Studie von 2002, gehören zu den „mitwirkungsbezogenen“ Jugendlichen, die in ihrer Grundhaltung im weiteren Sinne als „politisiert“ bezeichnet
werden können. Sie orientieren sich eng an den Normen der Demokratie und stehen für Mitbestimmung und Engagement. Das Gegenstück hierzu bilden mit 28 %, und damit ebenfalls mit einem etwas höheren Anteil als 2002, die „politikkritischen“ Jugendlichen. Sie weisen die größte Distanz zur Politik auf und charakterisieren sich selber am stärksten als
„politikverdrossen“. Parteipolitik wird von ihnen weitgehend abgelehnt. Auch diese Jugendlichen orientieren sich an den
Grundwerten der Demokratie und weisen trotz ihrer Unzufriedenheit eine hohe Akzeptanz gegenüber unserem gesellschaftlichen System auf …
• Das geringste Vertrauen wird dagegen den politischen Parteien entgegengebracht. Als vertrauenswürdig werden außerdem Menschenrechts- oder Umweltschutzgruppen eingeschätzt.
Diese Äußerungen legen die Vermutung nahe, dass Bildung für Nachhaltigkeit mit seinen Bezügen zu ökologischen und sozialen Aspekten bei Kindern und Jugendlichen auf Interesse stößt.
Shell Jugendstudie 2006: www.shell.com/home/Framework?siteId=de-de&FC2=/de-de/html/iwgen/leftnavs/zzz_lhn12_6_0.html&FC3=/de-de/html/ iwgen/about_shell/Jugendstudie/2006/Jugendstudie2006_start.html
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Politische Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung
Nr. 10
4
Praxisvorschläge
4.1. Übungen für
Unterricht
Zukunft
den
denken
Bildung für nachhaltige Entwicklung ist menschenzentriert und handlungsbezogen und soll einen Bezug zur
eigenen Lebensrealität herstellen.
Es bietet sich daher an, für einen Einstieg ins Thema mit
zukunftsorientierten Methoden zu arbeiten, die im besten
Fall in konkrete Aktionen münden.
Eine gute Möglichkeit in diese Art der Projektarbeit
einzusteigen, stellen die so genannten Zukunftskonferenzen dar. Eine kurze Einführung in diese Methode, die
von Robert Jungk und Norbert Müllert 1989 entwickelt
wurde, finden Sie unter:
www.bpb.de/veranstaltungen/F1HV33,0,0,
Instrumente_der_Zukunftsgestaltung.html
Jungk, Robert; Müllert, Norbert: Zukunftswerkstätten.
Mit Phantasie gegen Routine und Resignation. München,
1989.
Albers, O.; Broux, A.: Zukunftswerkstatt und Szenariotechnik. Ein Methodenbuch für Schule und Hochschule.
Weinheim, Basel: Beltz-Verlag, 1999
Wir greifen hier nur einige Übungen auf, die in eine ähnliche Richtung weisen.**
Zukunftsbrainstorming
Diese Methode bietet sich sowohl als Einstieg in ein
Thema an (sozusagen als Aufwärmrunde) oder auch als
Übergang von der Theorie in die Praxis (wenn Sie z.B. ein
Thema im Unterricht aufbereitet haben und nun konkret
mit den SchülerInnen überlegen wollen, welche Möglichkeiten sie haben, selbst aktiv zu werden). Die Methode
eignet sich für jedes Thema.
Zielsetzung: Möglichkeiten zukünftiger Entwicklungen
ausloten
Formulieren Sie abgestimmt auf die SchülerInnen eine
Frage zu einem der Themen der UN-Dekade, z.B.:
• Wie können globale Ungerechtigkeiten verhindert
werden?
• Wie kann Armut bekämpft werden?
• Was kann ich dazu beitragen, um Ungerechtigkeiten zu
verhindern?
• Was können wir dazu betragen, um Armut zu
bekämpfen?
• Was könnte unsere Schule dazu beitragen, fair gehandelte Produkte zu fördern?
Die Gruppe soll nun alle Ideen und Gedanken zu diesen Fragen nennen. Die Lehrperson oder andere SchülerInnen schreiben sie auf.
Wichtig dabei ist:
◦ Jede Idee wird akzeptiert und aufgeschrieben.
◦ Keine Idee wird bewertet, weder positiv noch
negativ.
◦ Niemand hat ein Exklusivrecht auf „seine/ihre“
Idee – es darf ausdrücklich weiterverwendet und weiterentwickelt werden, was andere schon gesagt haben.
◦ Auch Dinge, bei denen sich die SchülerInnen unsicher sind, ob sie zum Thema passen etc., sollen
benannt werden.
Im nächsten Schritt können die Ideen diskutiert und sortiert werden (evt. in Kleingruppen). Jede Gruppe soll jene
drei Ideen, die ihr am wichtigsten sind, im Plenum vorstellen. Wenn es darum geht, aus dem Brainstorming heraus ein konkretes Projekt zu entwickeln, wird der Aushandlungsprozess so lange fortgeführt, bis nur noch eine
Idee übrig bleibt.
Zukunftsszenarien
durchdenken
Zielsetzung: Erkennen, welche Zusammenhänge es zwischen persönlicher und gesellschaftlicher Entwicklung
gibt
Lassen Sie die SchülerInnen in Zweier-Gruppen zunächst
einige Ereignisse formulieren, von denen sie glauben, dass
sie im nächsten Jahr eintreffen werden. Sie können solche
Ereignisse aber auch vorgeben oder Zeitungsausschnitte
von jüngsten Ereignissen auf regionaler, nationaler und
internationaler Ebene vorbereiten.
Danach überlegen die SchülerInnen, welche Auswirkungen diese Ereignisse auf verschiedenen Ebenen
haben werden und füllen das vorbereitete Arbeitsblatt
(siehe unten auf dieser Seite) aus. Anschließend werden
die Ergebnisse verglichen und diskutiert.
** Vgl. dazu auch: Selby, David; Rathenow, Hanns-Fred: Globales Lernen.
Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II. Berlin: Cornelsen Scriptor,
2003
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polis
Variante: Sie können diese Übung variieren, indem Sie sie
mit der Szenariotechnik verbinden und mehrmals durchführen lassen. Einmal sollen die Jugendlichen überlegen, welche Ereignisse im besten Fall eintreffen, welche
Ereignisse im schlechtesten Fall eintreffen und welche die
wahrscheinlichsten sind.
aktuell
2006
Im Anschluss kann mittels Brainstorming noch ermittelt
werden, welche Möglichkeiten die SchülerInnen selbst
haben, um eine Entwicklung hin zum besten Szenario zu
unterstützen.
Arbeitsblatt Zukunftsszenario
In den
In den
In einem Jahr
nächsten Wochen
nächsten Monaten
In zehn Jahren
Auswirkungen auf
Mich
Meine Familie
Meine Schule
Unsere Stadt
Unser Land
Die Welt
4.2. BINE-Checkliste
Sie wollen aktiv werden, sind sich aber nicht sicher, ob Ihr
Projekt im Sinne der Nachhaltigen Bildung ist?
Im Rahmen des BLK-Programms Transfer-21 wurde die
Broschüre „Zukunft gestalten lernen – (k)ein Thema für
die Grundschule?“ erarbeitet, die acht Beispiele guter Praxis aus dem Grundschulbereich vorstellt und als Orientierungshilfe für LehrerInnen eine kommentierte Checkliste
anbietet, die aufzeigt, ob das eigene Vorhaben im Sinne
der Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist.
Wir geben diese Checkliste (siehe nächste Seite) hier in
leicht abgewandelter Form wieder und bedanken uns bei
den AutorInnen für die Erlaubnis, sie abzudrucken. Die
Broschüre wird über die Argus Werbeagentur vertrieben:
www.argus-werbeagentur.de
Stellen Sie beim Abgleich viele Übereinstimmungen fest,
dann entspricht Ihr Projekt dem Gedanken einer Bildung
für Nachhaltige Entwicklung. Bei geringen Übereinstimmungen sollten Sie das Projekt eventuell im Sinn der Bildung für Nachhaltige Entwicklung weiterentwickeln.
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Nr. 10
Politische Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung
Prüfung der Themenwahl
Übereinstimmung hoch
teilweise
gering
Übereinstimmung hoch
teilweise
gering
Übereinstimmung hoch
teilweise
gering
Zentrale lokale oder globale Problemlage
Längerfristige Bedeutung
Auf breitem und differenzierendem Wissen basierend
Aussichtsreiche Handlungsmöglichkeiten
für die Einzelnen bietend
Zielbetrachtung
Vorausschauend denken
Weltoffen und neuen Perspektiven
zugänglich
Interdisziplinär denken und agieren
können
An der Nachhaltigkeit orientiert planen
und agieren können
Empathie, Engagement und Solidarität
zeigen
Sich und andere motivieren können
Auf individuelle wie kulturelle Leitbilder
reflektieren können
Methodenvergleich
Anwendung des erworbenen Wissens in
anderen Kontexten
Betrachtung der Probleme aus unterschiedlichen Perspektiven
Kooperatives Problemlösen
Selbstbestimmtes Lernen
Handlungsorientiertes Lernen
Lernen in Projekten
Fächerübergreifendes Lernen
Interdisziplinäres Lernen
Methodenvielfalt im Hinblick auf den
Erwerb von Gestaltungskompetenz (s. S. 7)
Quelle: Zukunft gestalten lernen – (k)ein Thema für die Grundschule. Grundschule verändern durch Bildung für nachhaltige Entwicklung. Beiträge von Benoist,
Barbara; Haan, Gerhard de; Meier, Eberhard. Hg. v. Plesse, Michael (BLK-Programm Transfer 21). Westerstede: Argus Werbeagentur, 2006. 82 Seiten. ISBN 3-9809065-6-6
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polis
4 . 3 . U n t e r r i c h t s m at e r i a l i e n
aus dem Netz
Gegenstandspor tal Politische
Bildung
Zentrum polis betreut für das Gegenstandsportal Politische Bildung Themendossiers zur Politischen Bildung
und Menschenrechtsbildung. Bei den Dossiers handelt es
sich um eine für Lehrkräfte als Zielpublikum aufbereitete
Sammlung von Unterrichtsmaterialien, Links, AV-Medien,
Veranstaltungstipps und weiterführenden Texten. Das
Portal bietet Themendossiers zu fast allen Themen der
UN-Dekade an, darunter auch ein eigenes zum Thema
Bildung für Nachhaltige Entwicklung.
www.politische-bildung.schule.at/themendossiers
8 Ziele für die Zukunft der Welt
Bildungsportal für SchülerInnen und LehrerInnen zu den
Millenniumszielen und zur österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Die Inhalte der Millenniums-Entwicklungsziele werden anhand konkreter Projektbeispiele
aus der Entwicklungszusammenarbeit in Partnerländern
der Österreichischen Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit (OEZA) bekannt gemacht. Didaktische Materialien, Arbeitsblätter, Ländermodule u.v.m.
www.8goals4future.at
Online-Lehrbuch über Bildung für
Nachhaltige E ntwicklung auf dem
UNESCO Bildungsserver D@dalos
Online-Lehrbuch, das LehrerInnen und MultiplikatorInnen mit Hintergrundinformationen versorgt und
praktische Beispiele nennt, wie jedeR Einzelne zu einer
Nachhaltigen Entwicklung beitragen kann.
www.dadalos-d.org/nachhaltigkeit/index.htm
Transfer 21
Die Internetseiten des Programms Transfer-21 der Deutschen Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung
und Forschungsförderung (BLK) unterstützen Schulen
dabei, sich am Konzept der Nachhaltigkeit zu orientieren.
Zentrales Ziel dieses Programms ist es, Schülerinnen und
Schülern Gestaltungskompetenz für die Zukunft näher
zu bringen.
Die Seite stellt ausführliche Arbeits- und Informationsmaterialien zur Verfügung. 56 so genannte Werkstattmaterialien stehen zum Download bereit, ebenso Handbücher mit Planungshilfen, Fallbeispielen und Anregungen
für den Unterricht.
www.transfer-21.de/
Nachhaltige E ntwicklung
Themenblatt Nr. 57 der
Bundeszentrale für politische
Bildung, Deutschland
12
aktuell
2006
möglich? Die Unterrichtseinheit zeigt das Dilemma zwischen ökologischen und ökonomischen Sichtweisen auf
Nachhaltigkeit anhand von anschaulichen Beispielen aus
der Lebenswelt von SchülerInnen.
www.bpb.de/publikationen/
NQTCH5,0,0,Nachhaltige_Entwicklung.html
SchulKOMPASS Österreich
Der SchulKOMPASS Österreich beinhaltet neues
Online-Begleitmaterial zu KOMPASS, dem Handbuch
zur Menschenrechtsbildung für die Bildungsarbeit mit
Jugendlichen. Er wurde speziell für Lehrkräfte, die den
KOMPASS im Schulunterricht anwenden möchten, entwickelt und enthält viele praktische Tipps und Links
zur Menschenrechtsbildung (Materialien, Medien, interessante Hintergrundartikel u.v.m.). Die Übung „Netzwerk des Lebens“ auf Seite 15 des pdf-Downloads ist im
Zusammenhang mit Bildung für Nachhaltige Entwicklung besonders interessant. Auch andere Übungen des
SchulKOMPASS befassen sich mit den verschiedenen
Themen der UN-Dekade.
www.politik-lernen.at/goto/polis/details/
schulkompass_oesterreich/
Den KOMPASS selbst finden Sie unter:
www.kompass.humanrights.ch
Berliner Programmwerkstatt
Die Berliner Programmwerkstatt des BLK-Programms
„21“ – Bildung für eine nachhaltige Entwicklung hat
eine umfangreiche Dokumentation jener Unterrichtsprojekte online gestellt, die an Berliner Schulen sattgefunden haben. Es handelt sich um eine umfassende Sammlung der Ergebnisse: Konzepte, Berichte, Anleitungen,
Arbeitsblätter, Ideen und Anregungen.
www.transfer-21.de/daten/berlin/start.html
futuro – Par tizipative Plattform für
Nachhaltige Entwicklung
Hier findet sich neben Informationen zu „nachhaltiger
Preisgestaltung“ auch eine Liste mit Spielen zum Thema
Nachhaltigkeit.
www.akaryon.info/futuro/index.html
Education for Sustainable
Development Toolkit
Easy-to-use manual for individuals and organizations
from both the education and community sectors. This
resource addresses the potentially powerful alliance of
school systems and communities working together to
reach local sustainability goals. Together they can reorient existing curriculums to create locally relevant and culturally appropriate education.
www.esdtoolkit.org/default.htm
Die 64 Seiten starke pdf-Broschüre ist im Novemer 2006
erschienen und greift grundsätzliche Fragen einer Bildung
für Nachhaltgie Entwicklung auf: Kann Umweltschutz
ohne Rücksicht auf soziale Gerechtigkeit nachhaltig sein?
Ist ein nachhaltiges Wachstum der Wirtschaft überhaupt
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Nr. 10
Politische Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung
4.4. (Unterrichts‑)
M at e r i a l i e n z u m
Bestellen
Zentrum polis – Politik Lernen in der
Schule
Im polis Online-Shop finden Sie viele Gratismaterialien zu
den einzelnen Themen der UN-Dekade, die gegen Übernahme der Portokosten bestellt werden können.
www.politik-lernen.at > polis_Shop
Forum Umweltbildung
Das Forum bietet eine große Anzahl an Print-Publikationen und Online-Materialien zum Thema, u.a.:
Nachhaltige Entwicklung – Gemeinsam unsere Lebensqualität verbessern. Modul Schulen. FORUM Umweltbildung, 2002, 77 Seiten. EUR 3,50
Das dritte Modul der erfolgreichen Reihe „Nachhaltige
Entwicklung – gemeinsam unsere Lebensqualität ver-
bessern“ legt den Schwerpunkt auf die Umsetzung der
„Lokalen Agenda 21“ in Schulen. Neben einem theoretischen Einstieg in das Thema bietet das Modul Methoden
und Beispiele sowie Arbeitsblätter zur Projektgestaltung.
www.umweltbildung.at
BAOBAB
Die entwicklungspolitische Bildungs- und Schulstelle bietet eine Vielzahl an Materialien rund um Themen der
nachhaltigen Entwicklung.
www.baobab.at
Südwind
Südwind bietet neben einer großen Auswahl an Büchern
zu entwicklungspolitischen Themen auch eine wachsende
Zahl an Titeln, die sich mit Nachhaltiger Entwicklung
auseinandersetzen.
www.suedwind.at
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13
polis
5
2006
Weiterführende
I n f o r m at i o n e n
5 . 1 . F i l m t i pp
Darwin’s nightmare
Regie und Drehbuch: Hubert Sauper
Österreich/Frankreich/Belgien 2004, 107 Min., Farbe
empfohlen ab 16 Jahren
Der mit sechs internationalen Preisen ausgezeichnete
Dokumentarfilm des gebürtigen Vorarlbergers Hubert
Sauper ist eine eindrucksvolle und komplexe Studie über
die zerstörerischen Auswirkungen von Globalisierung
und Kapitalismus. Der Film nähert sich dem Thema unter
ökonomischen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten und greift damit wesentliche Anforderungen einer
Bildung für nachhaltige Entwicklung auf.
Kino macht Schule bietet einen Download mit Unterrichtsmaterialien zum Film an:
www.kinomachtschule.at/
darwinsnightmare/material.html
5.2. Österreichische
I n i t i at i v e n
Lokale Agenda 21 Schulen
Im Rahmen des Projekts „Schul-Initiative Nachhaltigkeit“ des Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark wurden
Pflichtschulen bei ihren Aktivitäten zur Lokalen Agenda
21 unterstützt. Von einer Lokalen Agenda 21-Schule
wurde gesprochen, wenn:
• die Verhaltensweisen der gesamten Schulgemeinschaft „nachhaltig“ (umwelt- und ressourcenschonend, zukunftsorientiert, sparsam, sozial engagiert
usw.) ausgerichtet sind und im Leitbild der Schule verankert werden, die Bedürfnisse und Visionen der SchülerInnen berücksichtigt werden bzw. diese die Basis für
Agenda-Projekte liefern,
• ein kontinuierlicher Innovations- und Kommunikationsprozess stattfindet,
• wesentliche Unterrichtsinhalte auf Agenda-Themen
abgestimmt sind,
• Unterrichtsthemen nach ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten thematisiert werden,
• die Verflechtungen von lokalem Handeln und überregionalen und globalen Auswirkungen betrachtet
werden,
• viele Personen(gruppen) in die schulische Umsetzung
mit eingebunden sind und
• sich die Schule mit lokalen, regionalen und überregionalen Netzwerken verknüpft (z.B. in den GemeindeAgenda-Prozess eingebunden ist).
14
aktuell
Weitere Informationen:
www.ubz-stmk.at
www.ubz-stmk.at/projekte/index.php?cmid=275
ÖKOLOG
ÖKOLOG stellt das Basis-Programm für Bildung für
Nachhaltigkeit und Schulentwicklung an österreichischen
Schulen dar. Oberstes Ziel ist es, Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Schulprogramm zu verankern und
Schritt für Schritt anhand von konkreten Themen wie
Wasser, Abfall, Energie, Schulgelände, Gesundheit usw.
sichtbar zu machen. SchülerInnen soll ein bewusster
Umgang mit ihrer Umwelt vermittelt, sowie Ressourcen
eingespart und Umweltbelastungen reduziert werden.
ÖKOLOG-Schulen sind Lernorte für Nachhaltigkeit,
daher sind ihnen ein soziales Schulklima und die Öffnung
der Schule nach außen sehr wichtig. Zentrale Elemente
sind Unterrichtsprojekte, die SchülerInnen ermöglichen,
„nicht nur für, sondern auch durch das Leben zu lernen“.
Die ÖKOLOG-Schulen versuchen von der Planung bis
zur Umsetzung von Projekten und Maßnahmen alle am
Schulleben beteiligten Personen mit einzubeziehen und
zu aktivieren. Durch ihre Teilnahme an Entscheidungsprozessen besteht für die Jugendlichen die Möglichkeit,
Eigeninitiative und verantwortungsbewusstes Handeln
zu lernen. Neben SchülerInnen, LehrerInnen, DirektorInnen und Eltern sollte auch nicht unterrichtendes Personal wie z.B. SchulwartIn, SekretärIn oder Schulärztin
eingebunden und außerschulische PartnerInnen integriert
werden.
Die Ökolog-Sommerakademie findet 2007 von 20. bis 23.
August statt.
Weitere Informationen:
www.oekolog.at
www.umweltzeichen.at
Lehrgang Bildung für Nachhaltige
Entwicklung
„BINE – Der Lehrgang Bildung für Nachhaltige Entwicklung – Innovationen in der LehrerInnenbildung“ richtet
sich an LehrerInnen und BildnerInnen, die sich für Bildung für Nachhaltigkeit interessieren. Ziel des Lehrgangs
ist es, Perspektiven für die Weiterentwicklung der eigenen
Arbeit zu schaffen, Kooperationen zu unterstützen und
Nachhaltigkeit als Themenbereich in der LehrerInnenbildung zu verankern. Das Lehrgangsdesign lehnt sich an
die schon seit über 20 Jahren bewährten Lehrgänge Pädagogik und Fachdidaktik für LehrerInnen (PFL) des Instituts für Unterrichts- und Schulentwicklung der Universität Klagenfurt an, die vor allem das Lernen miteinander
und voneinander betonen. Der Erwerb von Forschungskompetenz (Aktionsforschung) bildet einen wichtigen
Teil des Lehrgangs, wobei Forschungs- und Entwick-
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Nr. 10
Politische Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung
lungsinteresse gleichermaßen im Blickfeld stehen. Der
Lehrgang selber durchläuft eine prozessorientierte Planung: Die Inhalte und Methoden werden im Verlauf des
Lehrgangs reflektiert und an die Erfordernisse der TeilnehmerInnen angepasst.
Der nächste Lehrgang findet ab dem WS 2007/08 statt.
Weitere Informationen:
www.umweltbildung.at > Aktionsfelder
> BINE – Der Lehrgang
Bildungslandkar te
Das Forum Umweltbildung erarbeitet mit der Bildungslandkarte einen laufend aktualisierten Katalog österreichischer Bildungsorganisationen, -initiativen, -projekte
und -angebote, welche Kriterien einer Nachhaltigen Entwicklung berücksichtigen. Darunter finden sich auch
Schulprojekte. Mit der Eintragung in die Bildungslandkarte können sich Projekte um die Auszeichnung als UNDekaden-Projekt bewerben.
Weitere Informationen:
www.bildungslandkarte.at
5 . 3 . L i t e r a t u r t i pp s
• Becker, Helle: Alles was stark macht: Unterstützungssysteme für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Eine Handreichung. (BLK-Programm 21 4, hg. v. Gerhard de Haan). Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, 2005. 87 Seiten. ISBN 3-89676-926-X
• Crossroads. Neue Wege zur Bildung für nachhaltige
Entwicklung. Hg. v. Mars, Elisabeth Maire; Arbeitsstelle Weltbilder. München: ökom – Gesellschaft für
ökologische Kommunikaktion, 2006. 128 Seiten. ISBN
3-86581-013-6
• Fit in die Zukunft. Praxisbeispiele einer Bildung für
nachhaltige Entwicklung. Hg. v. Ökoprojekt – MobilSpiel e.V. ; Loewenfeldt, Marion; Kreuzinger, Steffi.
München: ökom – Gesellschaft für ökologische Kommunikaktion, 2006. 120 Seiten. ISBN 3-86581-054-3
• Hauenschild, Katrin; Bolscho, Dietmar: Bildung für
Nachhaltige Entwicklung in der Schule. Ein Studienbuch. Frankfurt: Peter Lang Verlag, 2005. 135 Seiten.
ISBN 3-631-54159-7
• Herz, Otto; Seybold, Hansjörg; Strobl, Gottfried (Hg.):
Bildung für nachhaltige Entwicklung. Globale Perspektiven und neue Kommunikationsmedien. Wiesbaden:
VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2001. 455 Seiten.
ISBN 3-8100-3140-2
• Reheis, Fritz: Nachhaltigkeit, Bildung und Zeit. Zur
Bedeutung der Zeit im Kontext der Bildung für eine
nachhaltige Entwicklung in der Schule. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, 2005. 390 Seiten. ISBN
3-89676-964-2
• Riess, Werner; Apel, Heino (Hg.): Bildung für eine
nachhaltige Entwicklung. Aktuelle Forschungsfelder
und -ansätze. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2006. 200 Seiten. ISBN 3-531-14788-9
• Sorgen für Morgen. 20 erprobte Unterrichtsprojekte
zur nachhaltigen Entwicklung für alle Schulstufen. Hg.
v. Stiftung Bildung und Entwicklung; Arbeitsgemeinschaft Swissaid; Fastenopfer; Brot für alle; Helvetas;
Caritas. Zürich: Pestalozzianum, 2001. 80 Seiten. ISBN
3-907526-91-0
• Zukunft gestalten lernen – (k)ein Thema für die
Grundschule. Grundschule verändern durch Bildung
für nachhaltige Entwicklung. Beiträge von Benoist,
Barbara; Haan, Gerhard de; Meier, Eberhard. Hg. v.
Plesse, Michael (BLK-Programm Transfer 21). Westerstede: Argus Werbeagentur, 2006. 82 Seiten. ISBN
3-9809065-6-6
Gratis bei Zentrum polis bestellen!
Globales Lernen – Politische Bildung
Beiträge zu einer Nachhaltigen Entwicklung
Informationen zur Politischen Bildung, Band Nr. 23, 2005,
96 Seiten
Das Themenheft stellt eine Einstiegshilfe in die
globalisierte Welt und das Globale Lernen dar.
Im Informationsteil werden die Verschränkungen aktueller globaler, sozialer, politischer, ökologischer und ökonomischer Entwicklungen nachvollziehbar gemacht und
deren Hintergründe aufgezeigt. Der Praxisteil präsentiert
didaktische Anregungen mit Unterrichtsbeispielen, welche die Zusammenhänge der Einen Welt und die Perspektivenvielfalt globaler Herausforderungen darstellen.
Unterrichtsmodule und Methodisch-Didaktisches zum
Thema bietet die Website des Forum Politische Bildung
www.politischebildung.com.
Bestellen auf der polis Homepage www.politik-lernen.at
> polis_Shop oder per Mail an [email protected].
www.politik-lernen.at www.politik-lernen.at www.politik-lernen.at
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Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule
polis aktuell ist 2006 zehn Mal erschienen, wobei die zweite Ausgabe als Programmheft zu den Aktionstagen Politische Bildung 2006 gestaltet war. Alle Ausgaben können über www.politik-lernen.at heruntergeladen werden und sind im OnlineShop zu bestellen.
polis aktuell
Nr. 10
2006
polis aktuell: Politische Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung, Nr. 10, 2006
Herausgeber: Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule, Helferstorferstraße 5, 1010 Wien
Tel. 01/42 77-274 44, [email protected], www.politik-lernen.at
Redaktion: Patricia Hladschik, Dorothea Steurer, Christoph Wagner
Foto auf Titelblatt: Mit freundlicher Genehmigung von Forum Umweltbildung
Zentrum polis arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Projektträger: Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte-Forschungsverein
P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien
GZ 03Z035275M
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