Wald und Klimawandel

Werbung
Bundesamt für Umwelt BAFU
Eidgenössische Forschungsanstalt
für Wald, Schnee und Landschaft WSL
BAFU/WSL Forschungsprogramm
Wald und Klimawandel
Phase I: 2009 - 2011
Phase II: 2012 - 2015
Hintergrund
Wie dem vierten IPCC-Report (IPCC, 2007) zu entnehmen ist, wird für das 21.
Jahrhundert von einer Zunahme der globalen Mitteltemperatur von 2.0°- 4.5°C
ausgegangen. Für die Schweiz geht das OcCC, das beratende Organ für Fragen der
Klimaänderung bis ins Jahr 2050 von einer Erwärmung von 2° Celsius aus. Sollten
diese Prognosen eintreffen, würden die Schweizer Wälder stark betroffen sein. Auf
Standorten mit guter Wasserverfügbarkeit könnten wärmere Temperaturen das
Baumwachstum fördern, während auf trockenen Standorten heute
standortsgerechte Baumarten in wenigen Jahrzehnten standortsfremd werden
könnten. Die Veränderungen drohen mit einer Geschwindigkeit abzulaufen, die eine
natürliche Anpassung über genetische Prozesse oder natürliche Migration von
Baumarten weitgehend unmöglich macht. Hinzu kommen Stürme, Trockenheit,
Waldbrand und biotische Kalamitäten, welche zu negativen Rückkoppelungen
führen. Eine Anpassung der Bestände mit dem Ziel der Erhaltung der
Waldleistungen muss daher durch waldbauliche Strategien gefördert werden. Auch
Überlegungen zu Anpassungsstrategien für den Holzsektor erscheinen notwendig.
Um die kommenden Herausforderungen meistern zu können, benötigt die Praxis
Grundlagenwissen und Entscheidungshilfen. Dazu lancieren das Bundesamt für
Umwelt und die Forschungsanstalt WSL das Forschungsprogramm Wald und
Klimawandel. Es zielt auf optimale Nutzung und Zusammenarbeit der
Forschungskapazitäten in der Schweiz ab, unter Einbezug der relevanten Forschung
in anderen mitteleuropäischen Ländern und der relevanten internationalen
Forschungsprogramme wie COST, Interreg, EU-Rahmenprogramme etc.
Vorprojektphase 2008/2009
In dieser Phase werden die wesentlichen Fragen präzisiert und priorisiert. Ziele
dieser Phase sind ein konsolidierter Fragenkatalog, Machbarkeitsstudien für
Forschungsprojekte (Experimente), ein Synthese- und Umsetzungsplan für die
Forschungsarbeiten sowie eine realistische Mittelplanung.
Konzeptpapier März, 2009
1
Bundesamt für Umwelt BAFU
Eidgenössische Forschungsanstalt
für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Phase 1: 2009 – 2011
In Phase 1 werden die Fragen mit der höchsten Priorität bearbeitet und soweit
möglich beantwortet sowie Feldarbeit und Experimente gestartet. Dies geschieht in
Form von Pilotstudien, die modular aufgebaut sind und als Grundlage für die 2.
Phase dienen. Ziel sind erste verlässliche Antworten auf Einzelfragen und ein
entsprechender Wissenstransfer in die Praxis.
Geplante Phase 2: 2012 – 2015
Die Arbeiten aus Phase 1 werden wo nötig mit vertiefter Fragestellung fokussiert und
auf wahrscheinliche Entwicklungen ausgerichtet. Erkenntnisse aus Phase 1 und aus
weiteren Quellen werden zu aktualisierten Empfehlungen verdichtet. Ziel sind
Entscheidungshilfen und ein konsolidierter Wissenstransfer in die Praxis.
Erwartete Resultate
Für den Umgang mit der natürlichen Ressource Wald haben sich in der Schweiz
Strategien und Praktiken etabliert, welche die möglichen Folgen des Klimawandels
in ökologischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Dimension berücksichtigen
und in konkrete Waldbewirtschaftungskonzepte umsetzen.
• Auf der Basis unterschiedlicher Szenarien lassen sich Auswirkungen auf
Waldleistungen und Ressourcen abschätzen.
• Für die Anpassung von Waldökosystemen an den Klimawandel wurden adaptive
Managementkonzepte entwickelt. Diese sind regional differenziert und
berücksichtigen standortskundliche Grundlagen zur Erleichterung der
Umsetzung.
• Der gewählte iterative und partizipative Ansatz (Einbezug des Forstdienstes und
der Forstpraxis; Kantone; Waldbesitzer, Holzwirtschaft und
Umweltorganisationen) ermöglicht eine breite Abstützung und Umsetzung der
Forschungsergebnisse sowie eine umfassende Abschätzung von Chancen und
Risiken des Klimawandels und der adaptiven Strategien.
• Ein Frühwarnsystem für Störungen (biotisch, Feuer) unterstützt das adaptive
Management von Waldökosystemen.
• Die vorhandenen Waldschutzstrategien wurden vor dem Hintergrund des
bevorstehenden Klimawandels angepasst.
• Abgestimmte Kommunikationsstrategien ermöglichen eine sachgerechte
Information der Öffentlichkeit und eine entsprechende Sensibilisierung
hinsichtlich der Risiken einer Klimaänderung.
Konzeptpapier März, 2009
2
Bundesamt für Umwelt BAFU
Eidgenössische Forschungsanstalt
für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Wissenschaftliche Struktur
Das Programm ist in 4 thematische Workpackages (WP’s) und ein transversales
Workpackage gegliedert:
WP 1:
Grundlagen und Entwicklungsszenarien (Entwicklungen abschätzen)
• Voraussichtliche Entwicklung von Klima- und Umweltfaktoren
aufgrund verschiedener Szenarien (regionale Klimaentwicklung,
Wasserversorgung verschiedener Standorte, Deposition/
Nährstoffhaushalt)
• Ausscheidung klimasensitiver Standorte/Bestände (Grenzstandorte,
„immissionsgeschädigte“ Bestände, Bestände mit hohen
Fichtenanteilen etc.)
WP 2:
Auswirkungen auf Waldleistungen und Ressourcen
• Wie wirken sich verschiedene Klimaentwicklungen auf Schutz vor
Naturgefahren, Waldbiodiversität, Grundwasserschutz, Erholung
• Welche Ressourcen sind im Schweizer Wald aufgrund
wahrscheinlicher Klimaszenarien wann, wo, wie und zu welchem
Preis verfügbar (Holz, Senkenleistung)?
WP 3:
Störungen & Frühwarnsystem
• Auswirkungen von biotischen (Insekten, Pilze) und abiotischen
(Sturm, Bewirtschaftung/Nutzung, Waldbrand) Störungen auf das
Ökosystem Wald bzw. auf die Waldentwicklung
• Frühwarnung vor biotischen Gefährdungen
WP 4:
Zeitlich und räumlich differenzierte Adaptationsstrategien
• Verminderung waldbaulicher Risiken im Hinblick auf die
Klimaänderung
• Baumartenportfolios für verschiedene Entwicklungsszenarien
• Reaktive Strategien unter neuen Bedingungen
WP 5 :
Transversales WP „Experimente“
Gezielte wissenschaftliche Experimente unter Einbezug und aktiver
Mitwirkung der Forstpraxis. Experimente können bei allen WP’s
sinnvoll sein und auch in internationaler Kooperation durchgeführt
werden.
Konzeptpapier März, 2009
3
Bundesamt für Umwelt BAFU
Eidgenössische Forschungsanstalt
für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Organisation und Programmsteuerung
Die Organisation des Forschungsprogramms ist in Abbildung 1 dargestellt
Abbildung 1: Organisationsstruktur
Steuerungsausschuss
Die Steuerung des eigentlichen Forschungsprogramms erfolgt durch einen
Ausschuss unter Leitung des BAFU und Einbezug der WSL und der Kantone. Der
Steuerungsausschuss setzt die Programmleitung ein.
Der Ausschuss ist zuständig für:
• Priorisierung / Adaptation zentraler Forschungsfragen
• Entscheid über Projektauftrag und Projektfreigabe auf Antrag der
Programmleitung
• Politische Interpretation der Ergebnisse
• Einordnung der Forschungsergebnisse in den Gesamtkontext und
Kommunikation mit Praxis, Politik und Öffentlichkeit
• Kommunikation
Wald-Forum als Begleitforum
Der Steuerungsausschuss berichtet dem Forum Wald über Ziele, Entwicklung und
Folgerungen aus dem Forschungsprojekt. Das Forum Wald kann aus
übergeordneter waldpolitischer Sicht Input zuhanden des Forschungsprogramms
liefern.
Konzeptpapier März, 2009
4
Bundesamt für Umwelt BAFU
Eidgenössische Forschungsanstalt
für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Programmleitung
Die Programmleitung wird von der WSL geleitet, sie besteht aus WSL, BAFU,
Kantonen und WP-Leitern. Die Programmleitung wird durch ein Programm-Office
unterstützt. Sie überwacht die wissenschaftlichen und administrativen Belange des
Programms und ist insbesondere zuständig für:
•
•
•
•
•
•
•
Operationelle Umsetzung der zentralen Forschungsfragen und Aktualisierung
der Fichen zu den Forschungsprojekten
Koordination zwischen den WSL-Forschungseinheiten und den übrigen
beteiligten nationalen Forschungsinstituten sowie Koordination des
Gesamtprogramms mit der internationalen Forschung
Ausschreibung, Evaluation der Anträge und Antrag über die Projektvergabe
zuhanden des Steuerungsausschusses
Operationelle Umsetzung der Entscheide des Steuerungsausschusses
Einhaltung der Finanz- und Zeitpläne
Berichterstattung über den Programmfortschritt und Formulierung der
Forschungsergebnisse zuhanden Programmsteuerung
Aufbereitung der Forschungsergebnisse
Advisory Board
Das Advisory Board ist das wissenschaftliche Beratungsgremium des
Forschungsprogramms und stellt das Bindeglied zur internationalen
wissenschaftlichen Gemeinschaft dar. Es besteht aus 4-5 externen Experten. Der
wissenschaftliche Hintergrund der Mitglieder deckt die Hauptfachgebiete im
Programm ab. Je nach Thematik werden Gutachter beigezogen, die nicht Mitglied
des Advisory Boards sind.
WP-Leiter
Die WP-Leiter koordinieren die Forschungsaktivitäten innerhalb ihres WP’s in
Absprache mit dem Programmleiter. Sie sind verantwortlich für die
wissenschaftliche Qualitätssicherung im WP.
Finanzierung
Das Forschungsprogramm wird durch Mittel des BAFU und der WSL finanziert,
ergänzt durch Mittel von Förderagenturen. Zur Durchführung der Experimente wird
zusätzlich zu den nationalen und internationalen Forschungsmitteln (NF, COST,
INTERREG) eine finanzielle Unterstützung oder Sachleistungen durch die Kantone
gesucht.
Kommunikation
Der Kommunikation zwischen den einzelnen Workpackages/Projekten, zwischen
den beteiligten Forschungsinstitutionen und den Forumsmitgliedern sowie mit der
Öffentlichkeit kommt eine grosse Bedeutung zu. Wesentlich sind dabei die
Konzeptpapier März, 2009
5
Bundesamt für Umwelt BAFU
Eidgenössische Forschungsanstalt
für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Abstimmung (definierte Prozesse) zwischen den beteiligten Partnern (insbesondere
BAFU/WSL als Leiter von Steuerungsausschuss und Programm) und die
Regelmässigkeit der Information.
•
•
•
Steuerungsausschuss und Programmleitung sorgen für eine abgestimmte
externe Kommunikation. Grundsätzlich ist es Aufgabe des
Steuerungsausschusses, die Forschungsergebnisse und deren Aussagen in
den Gesamtkontext zu stellen.
Die Programmleitung sorgt dafür, dass interne und externe Kommunikation
auf der Ebene des Forschungsprogramms und auf der Ebene der
Forschungsprojekte stimmig zueinander sind.
Den Leiterinnen und Leitern der Einzelprojekte obliegt die Verantwortung für
die Gestaltung der internen und der externen Kommunikation auf der Ebene
ihres jeweiligen Einzelprojektes. Diese hat sich an den Vorgaben für interne
und externe Kommunikation des Forschungsprogramms zu orientieren.
Mögliche Kommunikationsmittel: Newsletters, Webportale, Pressemitteilungen,
Informationsveranstaltungen, Fallbeispiele (Einbezug der Praxis), web-basiertes
Entscheidungsfindungs-Tool (Decision Support System), das den Forstpraktiker bei
der waldbaulichen Planung unterstützt (Chancen und Risiken).
Kontaktpersonen:
Dr. Norbert Kräuchi, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft
WSL
Zürcherstrasse 111, 8903 Birmensdorf
Tel. 044 739 25 95
e-mail: [email protected]
Dr. Sabine Augustin, Bundesamt für Umwelt, Abteilung Wald
Worblentalstrasse 68, 3063 Ittigen; Postadresse: CH - 3003 Bern
Tel.: 031 32 205 18
e-mail: [email protected]
Christian Küchli, Bundesamt für Umwelt, Abteilung Wald
Worblentalstrasse 68, 3063 Ittigen; Postadresse: CH - 3003 Bern
Tel.: 031 32 47780
e-mail: [email protected]
Auf der Webseite des Forschungsprogrammes Wald und Klimawandel finden sich
alle programmrelevanten Informationen.
http://www.wsl.ch/forschung/forschungsprogramme/target/
Konzeptpapier März, 2009
6
Bundesamt für Umwelt BAFU
Eidgenössische Forschungsanstalt
für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Anhang: Offene Liste von Forschungsfragen
•
•
•
•
•
•
•
•
Bestandestriage: Welches sind stressintolerante, welches stresstolerante
Bestände?
Baumarten-Portfolio: In welchem Ausmass lassen sich die Stressfolgen mit
der Wahl stresstoleranter Baumarten vermindern? Wie sind die
standortsspezifischen Baumartenempfehlungen zu revidieren? Wie sind das
Potenzial und die Risiken von Exoten einzuschätzen?
Risikoverteilung: Wieweit lassen sich mit Baumartenmischungen Risiken
verteilen?
Vorzeitige Nutzung: Wie sind vorzeitige Nutzungen (Umwandlung)
stressintoleranter Bestände zu bewerten?
Umgang mit Unsicherheit: Wie lässt sich die Unsicherheit über die
Umfeldentwicklung bei der Entscheidfindung berücksichtigen und wie sind
Handlungsalternativen ökonomisch zu bewerten?
Ökonomische Bewertung: Was kosten Massnahmen zur Verminderung von
Stressfolgen, und wie stark vermögen sie die Risiken zu senken? Bei welchen
Beständen lohnt sich eine Überführung, bei welchen eher eine Umwandlung?
Waldbausystem: Versprechen Femelschlag, Dauerwald, Plenterwald oder
andere Waldbausysteme (z. B. Plantagenwirtschaft) besondere Vorteile beim
Umgang mit Klimastress, bzw. bringen sie besondere Risiken mit sich? Wie
sind die Systeme allenfalls zu modifizieren?
Potential neuer Waldbauansätze und genetisch veränderter Baumarten:
Zeichnen sich neue Ansätze ab? Wo liegen Chancen und Risiken genetisch
veränderter Baumarten?
Konzeptpapier März, 2009
7
Herunterladen