(WMO): Pressemitteilung Nr. 1002

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Deutsche Übersetzung der Pressemitteilung Nr. 1002 „Record Greenhouse Gas Levels
Impact Atmosphere and Oceans“ der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) vom
09.09.2014
Übersetzung und Veröffentlichung durch den Deutschen Wetterdienst mit der
freundlichen Genehmigung der WMO
Weltorganisation für Meteorologie (WMO) - Pressemitteilung Nr. 1002
Für Informationszwecke der Medien bestimmtes, nicht amtliches Dokument
Auf Rekordniveau gestiegene Treibhausgas-Konzentration
birgt schwerwiegende Folgen für Atmosphäre und Ozeane
CO2-Konzentration weiter angestiegen
Genf, 9. September 2014 (WMO) – Die Konzentration an Treibhausgasen in der
Atmosphäre ist 2013 infolge steigender CO2-Konzentrationen auf einen neuen
Höchststand angestiegen. Dies geht aus dem jährlichen Treibhausgas-Bericht der
Weltorganisation für Meteorologie (WMO), dem Greenhouse Gas Bulletin, hervor. Der
Bericht verdeutlicht damit, wie dringend konzertiertes Handeln gegen den
voranschreitenden Klimawandel mit seinen möglicherweise katastrophalen Folgen
erforderlich ist.
Das Greenhouse Gas Bullet zeigt auf, dass der Strahlungsantrieb, d.h. der Faktor für die
Erwärmung unseres Klimas, in den Jahren 1990 bis 2013 infolge langlebiger
Treibhausgase, wie z.B. Kohlendioxid (CO2), Methan und Lachgas, um 34% angestiegen
ist.
Im Vergleich zu den Zeiten vor der Industrialisierung (1750) liegt die CO2-Konzentration
im Jahr 2013 bei 142%, bei Methan und Lachgas belaufen sich Werte auf 253% bzw.
121%.
Aus den Beobachtungen des Global Atmosphere Watch-Programms der WMO geht hervor,
dass die CO2-Konzentrationen von 2012 nach 2013 stärker gestiegen sind als in jedem
anderen Jahr seit 1984. Vorläufigen Daten zufolge erklärt sich dies möglicherweise aus
einer verminderten Aufnahme von CO2 durch die Biosphäre bei gleichzeitig stetig
steigenden CO2-Emissionen.
Das Greenhouse Gas Bulletin berichtet die Treibhauskonzentration in der Luft, nicht die
Emissionen. Unter Emission ist zu verstehen, in welchen Mengen ein Stoff in die
Atmosphäre abgegeben wird. Konzentrationen bezeichnen das, was nach Ablauf des
komplexen Systems von Interaktionen zwischen Atmosphäre, Biosphäre und den
Ozeanen in der Atmosphäre verbleibt. Etwa ein Viertel der gesamten Emissionen wird von
den Ozeanen aufgenommen, ein weiteres Viertel von der Biosphäre, wodurch sich die
Menge an CO2 in der Atmosphäre entsprechend reduziert.
Somit fangen die Ozeane den CO2-Anstieg auf, der andernfalls in der Atmosphäre zu
verzeichnen wäre, allerdings mit der weitreichenden Folge der Ozeanversauerung. Laut
einer der Analysen des Bulletins hat es seit mindestens 300 Millionen Jahren keine derart
hohe Versauerungsrate der Ozeane gegeben.
"Wir wissen ohne jeden Zweifel, dass sich unser Klima ändert und unser Wetter als Folge
menschlicher Aktivitäten, z.B. der Verbrennung fossiler Brennstoffe, extremer wird", sagt
WMO-Generalsekretär Michel Jarraud.
"Der Treibhausgas-Bericht zeigt, dass, weit entfernt von jeglichem Rückgang, der
Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre im vergangenen Jahr tatsächlich schneller gestiegen
ist als in den nahezu 30 Jahren zuvor. Diesen Trend müssen wir umkehren, indem wir den
Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen in allen Bereichen reduzieren", führt er
fort. "Es bleibt uns kaum noch Zeit."
"Kohlendioxid verweilt mehrere hundert Jahre in der Atmosphäre, in den Ozeanen sogar
noch länger. Vergangene, heutige und zukünftige CO2-Emissionen werden sich
kumulierend auf die globale Erwärmung und die Versauerung der Ozeane auswirken. Um
die Gesetze der Physik können wir nicht verhandeln", erklärt Jarraud.
"Das Greenhouse Gas Bulletin liefert uns eine wissenschaftlich-fundierte
Entscheidungsgrundlage. Wir verfügen über das Wissen und auch die Möglichkeiten, den
Temperaturanstieg unterhalb der 2°C-Marke zu halten und so unserem Planeten eine
Chance und unseren Kindern und Enkeln eine Zukunft zu sichern. Unwissenheit kann
nicht länger als Entschuldigung für Untätigsein vorgebracht werden", mahnt Jarraud.
"Die Aufnahme eines Abschnitts zur Ozeanversauerung in dieser Ausgabe des
Greenhouse Gas Bulletins ist angebracht und notwendig. Es ist höchste Zeit, dass die
Ozeane als Motor des globalen Klimas und Puffer für den Klimawandel zentraler
Bestandteil der Klimadiskussion werden", erklärt Wendy Watson-Wright,
Generalsekretärin der Zwischenstaatlichen Ozeanographischen Kommission (IOC) der
UNESCO.
"Wenn die globale Erwärmung bisher keine ausreichende Veranlassung für die
Reduzierung der CO2-Emissionen gegeben hat, dann sollte es nun spätestens die
Versauerung der Ozeane tun, denn die Folgen daraus sind schon jetzt spürbar und
werden sich über viele weitere Jahrzehnte hinweg verschärfen. Ich schließe mich den
Bedenken von WMO-Generalsekretär Jarraud an – wir dürfen KEINE ZEIT MEHR
VERLIEREN", mahnt sie.
Die atmosphärischen Konzentrationen im Detail
Laut jährlichem Treibhausgas-Index der US-amerikanischen National Oceanic and
Atmospheric Administration (NOAA) ist Kohlendioxid (CO2) zu 80% für die 34%ige
Zunahme des Strahlungsantriebs durch langlebige Treibhausgase verantwortlich, die
zwischen 1990 und 2013 beobachtet wurde.
Die globale CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist im Jahr 2013 auf 396,0 ppm (Partikel
pro Million) gestiegen. Der Anstieg zwischen 2012 und 2013 beläuft sich auf 2,9 ppm,
womit der höchste Jahresanstieg im Zeitraum 1984–2013 erreicht wird. CO2Konzentrationen unterliegen saisonalen und regionalen Schwankungen. Wenn die
Anstiegsrate auf dem aktuellen Niveau bleibt, wird das Jahresmittel der globalen CO2Konzentration spätestens 2015 oder 2016 die symbolische Grenze von 400 ppm erreicht
haben.
An zweiter Stelle der langlebigen Treibhausgase steht Methan: Ungefähr 40% der
Methan-Emission in die Atmosphäre stammt aus natürlichen Quellen (z.B. Feuchtgebiete
und Termiten), die restlichen 60% sind anthropogen, d.h. durch menschliches Handeln,
bedingt, z.B. durch Rinderzucht, Reisanbau, Verbrennung fossiler Rohstoffe, aus
Mülldeponien und Verbrennung von Biomasse. Mit 1824 ppb (Partikel pro Milliarde) hat
der Methan-Gehalt in der Atmosphäre 2013 nun einen neuen Höchststand erreicht, der
auf zunehmende Emissionen aus anthropogenen Quellen zurückzuführen ist. Damit
nimmt der Methan-Gehalt in der Atmosphäre, der sich vorübergehend auf ein gleich
bleibendes Niveau eingependelt hatte, seit 2007 wieder zu.
Distickstoffoxid (N2O)
Distickstoffoxid (Lachgas) wird mit Anteilen von rund 60% gegenüber etwa 40% sowohl
aus natürlichen als auch anthropogenen Quellen in die Atmosphäre eingetragen (u.a. aus
dem Meer und Erdreich oder infolge von Biomassenverbrennung, Düngeranwendung und
diversen Industrieprozessen). Der N2O-Gehalt in der Atmosphäre lag 2013 bei etwa
325,9 ppb. Über einen Zeitraum von 100 Jahren gesehen wirkt sich Distickstoffoxid
289 mal stärker auf das Klima aus als die gleiche Menge an CO2-Emissionen.
Distickstoffoxid ist auch maßgeblich an der Zerstörung der stratosphärischen Ozonschicht
beteiligt, der Schicht, die uns vor den gefährlichen UV-Strahlen der Sonne schützt.
Ozeanversauerung
Erstmals enthält das Greenhouse Gas Bulletin einen eigenen Abschnitt zur
Ozeanversauerung, der in Zusammenarbeit zwischen dem Internationalen
Koordinierungsprojekt für ozeanischen Kohlenstoffgehalt (IOCCP) der Zwischenstaatlichen
Ozeanographischen Kommission der UNESCO (IOC-UNESCO), dem Wissenschaftlichen
Ausschuss für Meeresforschung (SCOR) und dem Internationalen Koordinierungszentrum
Ozeanversauerung (OA-ICC) der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA)
ausgearbeitet wurde.
Derzeit absorbieren die Ozeane ein Viertel der anthropogenen CO2-Emissionen und
vermindern so den Anstieg atmosphärischer CO2-Konzentrationen infolge fossiler
Brennstoffverbrennung. Eine erhöhte Aufnahme von CO2 in den Meeren wirkt sich
allerdings auf den marinen Kohlenstoffkreislauf aus und hebt den Säuregehalt der
Ozeane. Die zunehmende Versauerung der Ozeane ist bereits messbar: am Tag werden
pro Person etwa 4 kg CO2 aufgenommen.
Damit hat die Versauerungsrate der Ozeane laut den Proxy-Daten paläogeographischer
Archive im Vergleich zu vor mindestens 300 Millionen Jahren ein beispiellos hohes Niveau
erreicht. Den Projektionen verschiedener Erdsystem-Modelle zufolge wird die
Versauerung mindestens bis Mitte des Jahrhunderts immer schneller ansteigen.
Die möglichen Folgen der Ozeanversauerung für die Lebewesen der Meere sind komplex.
Große Sorgen bereitet die Reaktion kalkbildender Organismen, wie Korallen, Algen,
Weichtiere und bestimmte Planktonarten, auf die Versauerung, denn deren Fähigkeit zur
Schalen- oder Skelettbildung (per Kalzifizierung) hängt von der Verfügbarkeit von
Karbonat-Ionen ab. In vielen Fällen nimmt die Kalzifizierungsfähigkeit dieser Organismen
bei zunehmender Versauerung ab. Weitere Folgen der Ozeanversauerung sind, u.a.,
niedrigere Überlebens-, Entwicklungs- und Wachstumsraten, Veränderungen der
physiologischen Funktionen und reduzierte Biodiversität.
Hinweise an die Redakteure:
Das Global Atmosphere Watch (GAW)-Programm der Weltorganisation für Meteorologie
(WMO, www.wmo.int/gaw) koordiniert die systematische Beobachtung und Analyse der
Konzentration von Treibhausgasen und anderen Spurenstoffen. Insgesamt 50 Länder
haben mit ihren Daten zum Greenhouse Gas Bulletin beigetragen. Die Beobachtungsdaten der teilnehmenden Staaten werden an das Weltdatenzentrum für Treibhausgase
(WDCGG, http://ds.data.jma.go.jp/gmd/wdcgg), das vom japanischen Wetterdienst JMA
betrieben wird, weitergeleitet, dort archiviert und entsprechend weiterverteilt.
Der Bericht zur Ozeanversauerung ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem
Internationalen Koordinierungsprojekt für ozeanischen Kohlenstoffgehalt (IOCCP) der
Zwischenstaatlichen Ozeanographischen Kommission der UNESCO (IOC-UNESCO), dem
Wissenschaftlichen Ausschuss für Meeresforschung (SCOR) und dem Internationalen
Koordinierungszentrum Ozeanversauerung (OA-ICC) der Internationalen
Atomenergiebehörde (IAEA).
Im Internet:
Global Atmosphere Watch (GAW)-Programm der WMO
Zwischenstaatliche Ozeanographische Kommission der UNESCO (IOC-UNESCO)
Internationales Koordinierungszentrum Ozeanversauerung (OA-ICC)
International Ocean Carbon Coordination Project (IOCCP)
5. Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC)
Wetter, Klima und Wasser
Weitere Informationen:
Ansprechpartnerin:
Clare Nullis
Tel.: +41 22 7308478 oder 41 79 709 1397
E-Mail: cnullis{at)wmo.int
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