LEBENSRAUM TIERE IM REGENWALD S AC H I NF OR MAT IO N A LTERS GRU PPE 6 -10 90% aller Primaten, 80% aller Insekten und 40% aller Vögel der Erde leben im Regenwald. Wie ernähren sich die Tiere? Im Regenwald scheint das kein Problem zu sein – und doch ist es für manche Tierar ten schwierig, genug Nahrung zu finden. Die meisten fressen Blätter, aber die Pflanzen wehren sich gegen das Kahlgefressenwerden mit Gift- und Bitterstoffen oder indem sie Samen und Früchte in har te Schalen verpacken (z. B. Paranuss). Insekten kommen am besten mit der Nährstoffarmut zurecht. Die Fledermäuse machen die Hälfte aller im Urwald lebenden Säugetiere aus. Die größte Gruppe aber stellen die Insekten dar, und hier wiederum die Ameisen und Termiten. Die Blattschneiderameisen werden als die eigentlichen Herrscher des Regenwaldes bezeichnet. Sie leben in Staaten mit bis zu 5 Millionen Tieren. Große Tiere kommen im Regenwald nur selten vor. Sie brauchen nährstoffreichere Regenwälder. In Amazonien sind Jaguar und Tapir die größten. Jedes Tier braucht aber mindestens 1 ha Wald, um genug Nahrung zu finden. Affen – wie dieser Orang Utan – schwingen sich mit ihren langen Armen und Schwänzen meisterhaft von Baum zu Baum. GIFTIGE TIERE Gift macht Tiere für ihre Feinde ungenießbar und für Beutetiere zu schrecklichen Feinden. Viele Tiere stellen ihre Gifte im Körper selbst her, andere entnehmen sie den giftigen Pflanzen und lagern sie in ihrem Gewebe ein. Giftige Tiere haben – im Gegensatz zu giftigen Pflanzen, meist eine auffällige Warnfarbe. Am bekanntesten ist wahrscheinlich der blaue Pfeilgiftfrosch von der Familie der Baumsteigerfrösche. Seine Haut sonder t gefährliches Gift ab, das die Indianer für ihre Blasrohrpfeile verwenden. Zu den Der Pfeilgiftfrosch zählt wohl zu den auffälligsten und bekanntesten Tieren des Regenwaldes. Das Gift verwenden die Indigenen für ihre Pfeile. Giftschlangen gehör t die Kobra, von der es ca. 20 Ar ten gibt. Kobras schlagen © 2004 Tom Deutschle ihre Giftzähne in die Beute und spritzen das Gift ein. Zu den typischen Merkmalen einer Kobra gehör t ihr Nackenschild, das sie aufspreizt, wenn sie sich bedroht fühlt. KLETTER- UND FLUGKÜNSTLER Tiere, die fliegen und klettern können, haben es im Urwald leichter, da sie in die nahrungsreicheren Baumkronen vordringen können. Die Tiere sind auf unterschiedliche Weise ausgestattet, um in den Ästen bestmöglich voranzukommen. Affen Die Blattschneiderameisen schneiden kleine Stücke aus Pflanzen, aus denen sie nahrhaften Pilz züchten. haben lange Arme, die sich zum Schwingen bestens eignen, ihre langen Schwänze dienen dem Greifen und Balancieren. Die Zehen sind an den Vorder- und Hinterfüßen mit Krallen ausgestattet. Faultiere hängen die meiste Zeit ihres Lebens mit dem Rücken nach unten an den Ästen. Mit ihren langen, kräftigen Klauen halten sie sich fest – sogar beim Schlafen, also 18 Stunden täglich! Da ihre Blätternahrung sehr eiweißarm ist, müssen sie mit ihrer Energie sehr L E B E N S R AU M TIERE IM REGENWALD 7.4 SACH I N F O R MATION LEB EN SRAUM TIERE IM REGENWALD ALTERSGRU PPE 6 -10 sparsam umgehen. Es wirkt auf uns daher „faul“, wenn sie sich wie in Zeitlupe durchs Geäst hangeln. Auch Faultiere besitzen eine Tarnung: In den Rillen ihrer Haare siedeln Algen, die grün-schimmernd sind wie die Blätter rundherum. ZUSAMMENFASSUNG: Viele Menschen, die den Regenwald zum ersten Mal betreten, sind zunächst eher enttäuscht. Keine bunte Tierwelt auf einen Blick! Das hat mehrere Gründe: Der Großteil der Tiere lebt hoch oben in den Baumkronen, die in Bodennähe lebenden Tiere sind oft sehr gut getarnt, die wenigen großen Säugetiere sind sehr scheu und selten zu beobachten. Dennoch macht die Tierwelt den Regenwald – nicht nur – für Kinder besonders faszinierend, vor allem die beeindruckenden Tarn- und Täuschungstaktiken. Baumfrösche haben an den Zehen besondere Drüsen, die eine klebrige Flüssigkeit produzieren. So können sie sogar an feuchten Blättern und anderen glatten oder schleimigen Oberflächen hinaufklettern. Der Ara lebt in den Baumwipfeln und brütet in Baumhöhlen. Er ernähr t sich hauptsächlich von Samen, die har ten Nüsse drückt er Im Regenwald leben auch zahlreiche giftige Tiere, wie zum Beispiel diese Kobra. mit der Zunge gegen den Oberschnabel und knackt sie mit dem Unterschnabel. Raubvögel haben kurze, gerundete Flügel, mit denen sie wendig zwischen Stämmen und Ästen umherfliegen können. Kolibris und Falter können mit ihren Flügeln so schnell schlagen, dass sie „in der Luft stehend“ Nektar aus den Blüten saugen können. Sie können sogar rückwär ts fliegen wie ein Hubschrauber. Es gibt auch Tiere, die fliegen können, ohne richtige Flügel zu haben. Sie haben zwischen den Gliedmaßen aufgespannte Häute. Mit diesen „Gleitschirmen“ segeln sie von Baum zu Baum. Es gibt fliegende Schlangen, Frösche und Eidechsen und sogar Flugdrachen. TARNER UND TÄUSCHER Schwindel, Tricks und Täuschung gehören zu den bewähr testen und ältesten Überlebensstrategien – und werden von Jägern und Beutetieren gleichermaßen verwendet. Sie schauen aus wie Blüten, Blätter, wie ein Ästchen oder wie Flechten – je nach den natürlichen Vorbildern der Umgebung, in der sie wohnen. Aber auch die Räuber mussten sich etwas einfallen lassen. Die Krabbenspinne beispielsweise kann sich als Vogeldreck „verkleiden“. Wenn ein Schmetterling darin nach Salzen nüstern will, packt sie plötzlich mit den Beißzangen zu. Ungefährliche Ar ten imitieren oft die Warnfarbe und das Muster giftiger Tiere, um andere Tiere abzuschrecken („Mimikr y“). Oder sie ahmen die Form gefährlicher Tiere nach, wie z. B. eine Raupenar t, die ihre Brust so aufblähen kann, dass sie wie ein Schlangenkopf aussieht. L E B E N S R AU M TIERE IM REGENWALD 7.4 ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H LEBENSRAUM TIERE IM REGENWALD D I DAKT IS C H E U MS ET ZU NG A LTERS GRU PPE 6 -10 Der Regenwald zeichnet sich zum einen durch seine Ar tenvielfalt an Tieren aus, zum anderen ist er ein gutes Beispiel für besondere Überlebensstrategien bestimmter Tierar ten. Dies trifft vor allem für viele Insekten und Kleintiere zu. LERNZIELE: ■ Kennenlernen der Begriffe Warnung und Tarnung. ■ Erfassen der Bedeutung von Tarnfarben der Tiere in Zusammenhang mit ihrem Lebensbereich. ■ Besondere Überlebensstrategien von Regenwaldtieren beschreiben können. TARNUNG ODER WARNUNG ORT: Klassenzimmer. Im Internet sind zahlreiche Informationen zum Thema Regenwald abrufbar. ZEITAUFWAND: drei Unterrichtsstunden. MATERIALIEN: Sachbücher, Packpapier (halbe Bögen), Wasserfarben, Wachsmalkreiden, Klebstoff, Scheren, verschiedenfärbiges Naturpapier bzw. Buntpapier, Arbeitsblatt 1, Buntstifte, Filzstifte. KOSTEN: keine. VORBEREITUNG: In Sachbüchern werden Bilder der Lebensbereiche Insekten bilden die größte Klasse im Tierreich und sind weltweit anzutreffen. Baumkrone, Blütenmeer, Baumstamm und Boden betrachtet und die Charakteristika herausgearbeitet. Von der Lehrkraft wird dabei insbesondere auf die Farben der einzelnen Bereiche hingewiesen. In Gruppen wird von den Kindern jeweils ein Bildausschnitt eines Lebensbereichs gestaltet. Hierbei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es kann mit verschiedenen Farben gemalt, gedruckt, gezeichnet werden – Collagen können das Bild ergänzen. UMSETZUNG: Die Lehrkraft erklär t die Begriffe Tarnung und Warnung. Tarnung schützt Beutetiere vor ihren Feinden. Gemeinsam wird überlegt, für welche Tiere diese beiden Überlebensstrategien wesentlich sein könnten. Pro Lebensbereich sollen nun Tiere (Käfer, Schmetterlinge, Frösche – siehe AB 1) gestaltet werden, die entweder Warnung oder Tarnung repräsentieren. Die SchülerInnen probieren in ihrer Gruppe aus, wie gut ihre Tiere im Lebensbereich sichtbar sind. Nun werden alle Packpapierbögen an verschiedenen Stellen des Klassenraums auf den L E B E N S R AU M TIERE IM REGENWALD 7.4 DI DAK TIS C HE UM SET ZU N G LEB EN SRAUM TIERE IM REGENWALD ALTERSGRU PPE 6 -10 INFO SERVICE: Informationen und Arbeitsblätter zum Thema „Tiere im Regenwald“ finden sie auch im Ordner Klima, Kapitel Vegetationszonen – Tropen. Boden gelegt. Jeweils ein Kind darf nun auf einen Tisch steigen und aus dieser Perspektive schätzen, wie viele Tiere auf dem Bild zu sehen sind. Die anderen SchülerInnen sitzen auf dem Boden rund um das Blatt und zählen ebenfalls. Sicherlich werden einige getarnte Tiere nicht gefunden werden. Den SchülerInnen wird so deutlich, welchen Vor teil Tarnung im Überlebenskampf bedeutet. Gemeinsam werden die Tiere mit der besten Tarnung jedes Lebensbereichs prämier t. Diese Tiere werden auf die anderen Packpapierbögen gelegt. Schnell wird der Zusammenhang zwischen Lebensraum und Qualität der Tarnung deutlich. In ähnlicher Form können auch die Tiere mit den besten Warnfarben ermittelt werden. „TRICKREICHE“ TIERE IM REGENWALD ORT: Klassenzimmer. Viele Schmetterlingsarten sind durch Einlagerung von giftigen Substanzen für ihre Fressfeinde ungenießbar. ZEITAUFWAND: zwei Unterrichtsstunden. MATERIALIEN: OH-Folie, Tafelkär tchen, Lexika, PC, Arbeitsblatt 2. KOSTEN: keine. VORBEREITUNG: Texte von Arbeitsblatt 2 werden auf OH kopier t, Tafelkär tchen in 2 Farben: Tarner, Warner, Gär tner, Täuscher, Energiesparer, Schocker Blattschneiderameise, Chamäleon, Pfeilgiftfrosch, Gottesanbeterin, Faultier, Sattelschrecke UMSETZUNG: Zu jedem der 6 Tiere werden von einer Gruppe Informationen aus den Büchern bzw. aus dem Internet gesucht und stichwor tar tig gesammelt. In Kurzberichten werden die Tiere allen SchülerInnen vorgestellt. Die Textkär tchen (AB 2) werden auf OH dargeboten. Jede Gruppe wählt das passende Kär tchen und ergänzt die Stichwor te. Dass Tiere nicht nur Tarnung und Warnung als Überlebensstrategien benutzen, wird anhand der Tafelkär tchen deutlich gemacht. Gemeinsam werden die Tiernamen den einzelnen Begriffen zugeordnet und die Strategien beschrieben. Zur Festigung kann AB 2 in verschiedenen Spielformen eingesetzt werden. Diese sind in Kapitel 7.3 beschrieben. L E B E N S R AU M TIERE IM REGENWALD 7.4 ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H A R B EIT S B LAT T LEBENSRAUM TIERE IM REGENWALD A LTERS GRU PPE 6 -10 TARNUNG ODER WARNUNG Male die Tiere mit Bunt- oder Filzstift an! Einige sollen sich gut tarnen können - einige sollen besonders auffallen! Schneide die Tiere aus und probiere, wie gut sie vor dem Hintergrund, den ihr gemalt habt, sichtbar sind! In diesem Bild haben sich einige Tiere versteckt! Die Artenvielfalt im Regenwald besteht nicht nur aufgrund der guten Umweltbedingungen, sondern auch deshalb, weil sich viele Tiere „spezialisiert“ haben. Werden bei Rodungen Pflanzengattungen eliminiert, führt dies auch zur Ausrottung bestimmter Tierarten. L E B E N S R AU M TIERE IM REGENWALD 7.4 A R BEIT S BLATT LEB EN SRAUM TIERE IM REGENWALD ALTERSGRU PPE 6 -10 „TRICKREICHE“ TIERE Schneide die Kär tchen aus und ordne sie richtig zu! Blattschneiderameise Chamäleon Pfeilgiftfrosch Gottesanbeterin Sattelschrecke Faultier Von ihm gibt es mehrere Ar ten in unterschiedlichen Farben. Seine Haut enthält Gift, das ihn vor Pilzbefall, aber auch vor seinen Feinden schützt. Es wird von Jägern zur Präparierung von vergifteten Pfeilspitzen verwendet. Sie lebt gemeinsam mit bis zu 5 Millionen anderen in unterirdischen Bauten. Aus Blättern schneidet sie kleine Stücke heraus. Diese werden in den Bau getragen. Auf den zerkauten Blättern wachsen Pilze. Sie sind ihre Nahrung. Es lebt in den Baumkronen der tropischen Regenwälder und ernähr t sich überwiegend von Blättern. Da diese eher nährstoffarm sind, bewegt es sich sehr langsam und schläft 18 Stunden täglich. Es hat eine sehr lange klebrige Zunge, um Insekten zu fangen. Seine großen Augen können unabhängig voneinander bewegt werden. Bei Gefahr kann es die Hautfarbe an die Umgebung anpassen. Sie gehör t zu der Familie der Heuschrecken. Auf ihren Hinterflügeln sind Flecken, die wie große Augen aussehen. Wird sie entdeckt, klappt sie die Hinterflügel aus und verwirr t so ihren Feind. Nun hat sie etwas Zeit, um zu flüchten. Ihre Färbung und Form ist perfekt an jene von Blüten angepasst. Regungslos war tet sie bei einer Blüte mit zusammengefalteten Vorderbeinen. Kommt ein Insekt in die Nähe, wird es blitzschnell mit den Vorderbeinen gefangen. L E B E N S R AU M TIERE IM REGENWALD 7.4 ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H