Teil 4: Mikroökonomische Akteure 2: Unternehmen 1 Volkswirtschaftslehre © Blaas 4. 1 1. Mikroökonomische Akteure 2: Unternehmen Unternehmen Marktangebot und Marktgleichgewicht Unternehmen, 2. Marktformen 1: vollständige Konkurrenz 3. Marktformen 2: Kartell und Monopol 4. Marktformen 3: Oligopol 5. Marktformen 4: Monopolistische Konkurrenz 6. Unternehmer verändern das Unternehmensumfeld 7. Externe Effekte der Produktion 2 Volkswirtschaftslehre © Blaas 1 4.1. Unternehmen, Marktangebot und Marktgleichgewicht Das Unternehmen ist jene Wirtschaftseinheit, die mithilfe des Einsatzes von Arbeitsleistung, Kapital, Vorleistungen von anderen Unternehmen und technischem Wissen (know-how) Güter erzeugt. Dieser Produktionsprozess wird in der Lehrbuchökonomie durch die sog. Produktionsfunktion dargestellt, die einen mathematischen Zusammenhang zwischen den Inputmengen und der Outputmenge (=Produktionsmenge) herstellt. Diese Produktionsfunktion führt dann in weiterer Folge gemeinsam mit der Annahme der Kostenminimierung zu einer Kostenfunktion, also zu einem mathematischen Zusammenhang zwischen der Produktionsmenge und den Produktionskosten. 3 Volkswirtschaftslehre © Blaas Diese Kostenfunktion ist dann entscheidend für die Frage, wieviel (Einheiten) das Unternehmen produzieren soll, wenn es – bei gegebenem Marktpreis - seinen Gewinn maximieren möchte. Auf diese Weise gelangt das Lehrbuchmodell der (Konkurrenz-) (Konkurrenz ) Unternehmnung zur Angebotsfunktion des Unternehmens (= Zusammenhang zwischen Marktpreis und Angebotsmenge), und aus der Aggregation der Angebotsfunktionen aller Unternehmen auf dem Markt zu einer Marktangebotsfunktion. Im Folgenden gehen wir von der Marktangebotsfunktion aus: 4 Volkswirtschaftslehre © Blaas 2 Das Marktangebot, also die Angebotsmenge, nimmt mit steigendem Preis zu: Abbildung: Beispiel Biermarkt: Angebotsmenge (in 1000 Gläser Bier) in Abhängigkeit vom Preis einer Einheit (1 Glas Bier) 5 Volkswirtschaftslehre © Blaas Begründung des steigenden Verlaufs des Marktangebotes: 1. Für die am Markt bereits etablierten Unternehmen signalisiert der steigende Preis eine steigende Nachfrage, die zu befriedigen im Interesse der Unternehmen ist: Umsatzsteigerung; bessere Kapazitätsauslastung; Gewinnsteigerung Sie werden daher ihre Angebotsmengen ausweiten. 2. Ein steigender Preis ermöglicht es Unternehmen mit einer ungünstigeren Kostenstruktur, (wieder) in den Markt einzutreten und ihr Angebot rentabel zu vermarkten: das Angebot steigt durch mehr Anbieter. 3. Steigende und hohe Preise signalisieren Unternehmen, die (noch) nicht in dem Markt tätig sind sowie Kapitalbesitzer, die nach rentablen Aktivitäten suchen, dass in diesem Markt gute Gewinne zu machen sind: die Zahl der Anbieter steigt und damit die Angebotsmenge. 6 Volkswirtschaftslehre © Blaas 3 Marktgleichgewicht Veränderungen des Gleichgewichts durch Angebotsund Nachfrageveränderungen 7 Volkswirtschaftslehre © Blaas 4.2. Marktform vollständige Konkurrenz vollständige Konkurrenz ist dadurch gekennzeichnet, dass jeder Versuch eines einzelnen Anbieters, einen höheren Preis als den Gleichgewichtspreis zu verlangen, durch niedrigere Preise der Konkurrenten unterlaufen wird und alle Nachfrager zur Konkurrenz abwandern. Der Unternehmer ist daher durch den Konkurrenzdruck gezwungen, wieder zum Gleichgewichtspreis zurückzukehren. Bei vollständiger Konkurrenz sind die Anbieter also als Preisnehmer anzusehen. 8 Volkswirtschaftslehre © Blaas 4 Die Nachfragekurve für einen Preisnehmer bei vollständigem Wettbewerb Aus der Sicht des einzelnen Anbieters ist die Nachfragekurve eine horizontale Gerade in der Höhe des Gleichgewichtspreises am Markt: Bei jedem Preis oberhalb des Gleichgewichtspreises ist die nachgefragte Menge (für den einzelnen Anbieter) Null. 9 Volkswirtschaftslehre © Blaas Das Modell der vollständigen Konkurrenz setzt auf der Nachfrageseite voraus, dass die Nachfrager 1. vollständig über die (Bier-) Preise aller Anbieter informiert sind (Annahme vollständiger Information) 2. keine Präferenzen bezüglicher unterschiedlicher Anbieter (Bierlokale) haben (Annahme der Homogenität des Angebotes) 10 Volkswirtschaftslehre © Blaas 5 In der Regel fallen für die Marktteilnehmer auf beiden Seiten des Marktes der Wert und der Preis eines Gutes auseinander. Wenn es über den Markt zu einem Austausch eines Gutes kommt, liegt • für den Nachfrager der Wert, den er einem Gut beimisst, über dem Preis, den er dafür bezahlt. Er wird daher höchstens einen Preis zu zahlen bereit sein, der gerade seiner Wertschätzung des Gutes entspricht (BeschaffungspreisObergrenze) • für den Anbieter der Wert, den er dem Gut Beimisst, unter dem Preis, den er dafür fordert. Er wird daher mindestens einen Preis fordern, der seiner Wertschätzung des Gutes entspricht (Abgabepreis-Untergrenze): R Reservationspreis ti i d des A Anbieters bi t (entspricht ( t i ht den d Stückkosten). Stü kk t ) 11 Volkswirtschaftslehre © Blaas Betrachten wir die Nachfrage nach Bier in unserem Beispiel, so sehen wir, dass es viele Konsumenten gibt, die einem Glas Bier einen Wert von mehr als 3€ beimessen, z.B. 4€. Alle diese Nachfrager erhalten aber das Bier zum Gleichgewichtspreis von 3€. Die Differenz zwischen der individuellen Wertschätzung g und dem Marktpreis nennt man die Konsumentenrente. Man kann diese Differenz für einen einzelnen Konsumenten ermitteln, aber auch für den Markt insgesamt. Die gesamte Konsumentenrente ist die blau dargestellte Fläche. 12 Volkswirtschaftslehre © Blaas 6 Für die Angebotsseite gilt das Analoge: Die individuelle Wertschätzung der Produzenten wird durch die Angebotskurve zum Ausdruck gebracht. Alle Anbieter können das Gut zu einem einheitlichen (Gleichgewichts-) Preis absetzen, auch wenn ihre individuellen Wertschätzungen darunter liegen. Die Differenz zwischen dem Marktpreis und dem vom Anbieter zugemessenen Wert ist die Produzentenrente. In der vorangegangenen Abbildung ist die gesamte Produzentenrente die Fläche zwischen Angebotskurve und der Horizontalen auf der Höhe des Gleichgewichtspreises. Dass sowohl die Nachfrager als auch die Anbieter am Markt eine Rente erhalten, zeigt, dass der Markt Markt-Tausch-Prozess Tausch Prozess im Allgemeinen kein Nullsummenspiel ist ist, sondern eine win-win-Situation, bei der beide Marktseiten profitieren. 13 Volkswirtschaftslehre © Blaas 4.3. Marktform Kartell und Monopol Die vollständige Konkurrenz ist für die Unternehmen kein Idealzustand. Wie wir in der vorangegangenen Abbildung gesehen haben, wird die gesamte Kooperationsrente des Markttausches relativ gleichmäßig (je nach Lage der Angebots- und Nachfragekurve) auf die Konsumenten und die Produzenten verteilt. Es besteht daher für die Anbieter ein starker Anreiz, Wege zu suchen, um sich einen Teil der Konsumentenrente anzueignen. Dazu müssen sie aber versuchen, sich den Zwängen des Wettbewerbes zu entziehen. Eine Möglichkeit besteht darin, dass sich die Unternehmer absprechen und einen gemeinsam festgelegten Preis vom Konsumenten verlangen (Preisabsprache). 14 Volkswirtschaftslehre © Blaas 7 Nehmen wir in unserem Beispiel an, dass die Wirte aller Bierlokale vereinbaren, für das Glas Bier 4€ zu verlangen. Zwar würde dadurch der Umsatz von 24.000€ auf 16.000€ zurückgehen, aber die Kosten fallen noch stärker, nämlich von 16.000€ auf 6.000€. Der Gesamtgewinn ist daher von 8.000€ auf 10.000€ gestiegen. Die Vorteile der Konsumenten Konsumenten, die Konsumentenrente ist aber dafür auf nur noch 2.000€ gesunken. Zur Berechnung der Kosten (./.) 15 Volkswirtschaftslehre © Blaas Zur Berechnung der Kosten: Die Kostenfunktion ist das Integral der Grenzkostenfunktion (oder umgekehrt: die Grenzkosten sind die erste Ableitung der Kostenfunktion). Daher ergeben sich die Kosten für die beiden Fälle (8000 Glas Bier bzw. 4000 Glas Gl Bier) Bi ) als l Fläche Flä h unter t der d Grenzkostenkurve G k t k (=Angebotskurve) ( A b t k ) in i der Grafik. Im 1. Fall besteht diese Gesamtfläche aus dem Rechteck mit der Fläche 8000 mal 1 (Euro), daher 8000€ plus dem Dreieck (8000 mal 2 gebrochen durch 2), es ergeben sich der Kosten von insgesamt 16.000€ . Im 2.Fall sind die Kosten zu ermitteln durch das Rechteck mit der Fläche 4000 mal 1 1, also 4000 plus dem Dreieck 4000 mal 1 gebrochen durch 2 2, also 2000, in Summe ergeben sich also Kosten von 6.000€. 16 Volkswirtschaftslehre © Blaas 8 Durch Preisabsprache • nimmt also die Produzentenrente zulasten der Konsumentenrente zu und • die Vorteile des Marktes nehmen bei dieser Marktform insgesamt ab, denn die Konsumenten- und die Produzentenrente zusammen sinken von 16.000€ in Falle des vollständigen g Wettbewerbes auf nur mehr 12.000€ im Falle der Preisabsprache p (= 4.000€ Wohlfahrtsverlust). Preisabsprachen dieser Art nennt man Kollusion, eine Gruppe von Unternehmen, die solche Preisabsprachen trifft, nennt man ein Kartell. Kartelle treten häufig dann auf, auf wenn die Zahl der Anbieter in einem Markt überschaubar überschaubar, also gering ist (Beispiel OPEC). 17 Volkswirtschaftslehre © Blaas Anhand unseres Beispiels können die zwei Grundprobleme eines Kartells erkannt werden: 1. Beim Preis von 4€ wäre die (Markt-) Angebotsmenge 12.000 Gläser Bier. Damit der Preis von 4€ am Markt bestehen bleibt bleibt, dürfen aber nur 4.000 4 000 Gläser insgesamt angeboten werden. Ein funktionierendes Kartell setzt also voraus, dass für jeden Anbieter im Kartell eine individuelle Absatzquote (-menge) festgelegt wird. 2. Für jeden Anbieter besteht aber immer der Anreiz, doch mehr anzubieten, als ihm zugewiesen wurde, denn er könnte bei diesem Preis durch Absatzausweitung den Gewinn steigern. Ein funktionierendes Kartell benötigt daher weiters eine Überwachung der Absatzquoten und der Preise sowie einen Sanktionsmechanismus für den Übertretungsfall 18 Volkswirtschaftslehre © Blaas 9 Die gerade beschriebene Situation des Kartells unterscheidet sich vom Monopol nur noch dadurch, dass es statt mehrerer sich absprechender Anbieter nur mehr einen gibt ((der natürlich die oben g genannten Probleme nicht mehr zu bewältigen g hat). ) Sowohl im Kartell wie im Monopol stellt sich die zentrale Frage, wie der aus der Sicht der Produzenten optimale Absatzpreis bestimmt werden kann. 19 Volkswirtschaftslehre © Blaas In der oben beschriebenen Situation des Kartells mit einem Preis von 4€ verbleiben den Konsumenten noch immer erhebliche Teile der Konsumentenrente. Die Ursache dafür ist, dass die Wertschätzung der Konsumenten für das Gut unterschiedlich sind, repräsentiert durch die Nachfragekurve. Es liegt daher aus der Sicht des Anbieters nahe, zu versuchen, sich von dieser Konsumentenrente noch einen Teil anzueignen. Die Lösung dafür liegt in der sogenannten Produktdifferenzierung. Diese Marketing-Strategie besteht darin, einen Teil des Angebotes so zu verwandeln, dass es zumindest von einigen Nachfragern nicht mehr als vollständiges Substitut betrachtet wird. Das ermöglicht dann für das als höherwertig dargestellte Produkt einen Preis zu fordern fordern, der über dem optimalen Monopolpreis liegt: Preisdiskriminierung. Preisdiskriminierung 20 Volkswirtschaftslehre © Blaas 10 Arten von Monopolen – Monopole können Einzelmonopole oder Kollektivmonopole sein. Ein Kollektivmonopol besteht, wenn eine Gruppe von Wirtschaftssubjekten sich zusammen wie ein Monopolist verhält. Kartelle sind solche Kollektivmonopole: in diesem Falle schließen sich rechtlich selbständig bleibende Unternehmen mit dem Zweck zusammen, bestimmte Marktparameter (insbesondere den Preis) besser zu beherrschen. Wirtschaftsverbände, wie z.B. Gewerkschaften, sind bestenfalls monopolähnliche Organisationen. Sie können meist nur PreisPreis ((= Lohn Lohn-)) Untergrenzen festlegen und haben außer im Fall des "closed shop", d.h. des Betriebes, in dem nur Gewerkschaftsangehörige beschäftigt werden dürfen (in Österreich verboten) keinen unmittelbaren Einfluss auf die angebotene Arbeitsmenge (kurzfristige Sondersituationen wie Streiks ausgenommen). 21 Volkswirtschaftslehre © Blaas – Monopole können weiters rechtliche, natürliche und Leistungsmonopole sein. Rechtliche Monopole entstehen aufgrund staatlicher Privilegierung (z.B. Tabakmonopol, Branntweinmonopol). Nur in diesem Fall: unendlich hohe Eintrittsbarrieren! Natürliche Monopole entstehen durch Eigentum an etwas, was in der Natur besonders knapp ist (Mineralwasserquelle, Erdöl). Manchmal versteht man unter einem natürlichen Monopol auch eine Unternehmung, deren Duplizierung aus Kostengründen unsinnig wäre. Es wäre z.B. sehr unökonomisch, wenn in einer Stadt zwei Gaswerke miteinander konkurrieren würden und Gasleitungen nebeneinander verlegt würden, oder wenn zwei Eisenbahnunternehmen parallele Schienenstränge anlegen müssten etc. (Alle leitungsgebundenen Infrastrukturen). 22 Volkswirtschaftslehre © Blaas 11 Über ein Leistungsmonopol verfügt ein Unternehmen, das ein neues Gut oder ein neues Produktionsverfahren entwickelt hat, welches noch nicht zum Allgemeingut geworden ist (Schumpeters "Pionierunternehmer"). Leistungsmonopole sind grundsätzlich vorübergehend. Aber: hat ein Unternehmen einmal eine führende (monopolartige) Position am Markt erreicht, ist es bestrebt, diese Position zu halten oder sogar auszubauen. Denn andere Unternehmen könnten in den Markt eintreten und einen Teil der Monopolgewinne p g für sich lukrieren. Das ist die Lösung des von Arrow als Paradox bezeichneten Phänomens, dass gerade marktdominante Unternehmen besonders innovativ* sind (Paradox: wenn ein Unternehmen dominiert und keine Konkurrenz zu fürchten hat, besteht wenig Anlass, neue und bessere Produkte oder Verfahren zu entwickeln). Denn ein dominierendes Unternehmen hat viel zu verlieren, wenn es seine Position verliert, und viel zu gewinnen, wenn es seine Position aufrechterhalten oder ausbauen kann (Beispiel: Microsoft, dessen Betriebssystem auf etwa 95% aller PCs installiert ist.). Trotz o des Namens a e s "Monopol" o opo ist s das Leistungsmonopol e s u gs o opo a also so du durchaus c aus e ein zentrales e a es Phänomen der Marktwirtschaft (Konzept der contested markets). * Federico Etro, Innovation by Leaders. Economic Journal, April 2004 23 Volkswirtschaftslehre © Blaas 4.4. Marktform Oligopol Während es der Monopolist vergleichweise einfach hat und seine Preispolitik optimal an die Marktgegebenheiten anpassen kann, wird es wesentlich schwieriger, wenn es einen Konkurrenten gibt, also zwei Anbieter am Markt auftrete. Marktform: Duopol Beispiel: Markt für Großraum-Jets Grund für die geringe Zahl der Anbieter: extrem hohe Eintrittsbarrieren. Mehrere Anbieter: Oligopol Beispiel: Markt für Sportartikel 24 Volkswirtschaftslehre © Blaas 12 Die Situation des Oligopolisten ist gegenüber der des Monopolisten wesentlicher schwieriger, weil die mitanbietenden Oligopolisten auf jede seiner Preis- oder Mengenmaßnahmen reagieren, d.h. sie werden versuchen, durch Änderung ihrer Angebotsmengen oder -preise sich der neuen Situation anzupassen. Diese Anpassung wird umgekehrt wieder auf den Initiator zurückwirken, also auf die Situation des Oligopolisten Oligopolisten, der mit einer Änderung eines Marktparameters voranging. Der Oligopolist hat daher bei seinen Aktionen immer die Reaktionen der anderen Oligopolisten zu beachten, d.h. er muss sich im voraus fragen, wie die anderen reagieren werden und aufgrund von Vermutungen darüber seine Aktionen wählen. Dies ist das wesentliche Unterscheidungsmerkmal im Bereich des (Angebots ) Verhaltens zwischen dem Oligopol und den anderen (Angebots-) Marktformen. Oligopolistische Interdependenz. 25 Volkswirtschaftslehre © Blaas 4.5. Marktform Monopolistische Konkurrenz Die monopolistische Konkurrenz ist eine Mischform zwischen vollkommenen Wettbewerb und Monopol: • Es wird angenommen, dass jeder Anbieter bei seiner Absatzentscheidung wie ein Monopolist entscheidet. • Zugleich wird aber davon ausgegangen, dass die hohen Gewinne der bereits am Markt existierenden Unternehmen neue Anbieter anziehen. Im Gegensatz zum Monopol ist ein Markteintritt hier also möglich (WettbewerbsKomponente) Durch das Zusammenwirken dieser beiden Komponenten ergibt sich die spezifische Dynamik der monopolistischen Konkurrenz. 26 Volkswirtschaftslehre © Blaas 13 Betrachten wir diese anhand eines Beispieles: • Die Ausgangssituation sei durch eine gegeben Anzahl von Bierlokalen gekennzeichnet, die von den Konsumenten nicht als homogenes Angebot, sondern als differenzierte Produkte wahrgenommen werden. • Jedes Lokal befindet sich somit in einer gewissen Monopolposition. Monopolposition • Wenn es dabei zu hohen Gewinnen kommt, werden neue Anbieter auf den Markt drängen. • Bei einer gegebenen Gesamtabsatzmenge geht dann die auf die einzelnen Anbieter fallende individuelle Absatzmenge zurück. • Das vermindert die Gewinne der Lokale, weil jedes Lokal gewisse fixe Kosten zu tragen hat (z.B. Miete). • Damit steigen einerseits die durchschnittlichen Kosten je Produktionseinheit (Glas Bier) und zugleich geht der Marktpreis wegen vermehrter Konkurrenz zurück. 27 Volkswirtschaftslehre © Blaas Zusammenfassung: Marktformen Vollständige Konkurrenz Monopol Monopolistische Konkurrenz Oligopol Anzahl der Anbieter sehr viele einer (potentiell) viele einige Eintrittsbarrieren keine (unendlich) hoch geringe hohe Produktionsmenge nach der Regel: Preis = Grenzkosten nach der Regel: Grenzkosten = Grenzerlös nach der Regel: Grenzkosten = Grenzerlös keine allgemeine Regel Preis ist kurzfristig vorgegeben durch Angebot und Nachfrage am Markt (Preisnehmer) Preisbildung langfristig: Preis = Minimum der Durchschnitts-kosten der kompetitiven Unternehmen Beispiele Devisenmarkt Wertpapiermarkt ergibt sich auf der Nachfragekurve durch die optimale Produktionsmenge (Preis = Grenzkosten + Aufschlag) Tabak Salz kurzfristig wie beim Monopol keine allgemeine Preisbildungsregel langfristig durch Konkurrenz Absinken der Nachfrage und damit des Preises auf die Durchschnittskosten Beispiele: Preise durch Preisabsprachen; Preisführerschaft Getränke (ähnliche, aber nicht identische Produkte) Automobile Ski, Sportgeräte 28 Volkswirtschaftslehre © Blaas 14 4.6. Unternehmer verändern das Unternehmensumfeld Wir haben schon darauf hingewiesen, dass die vollständige Konkurrenz keine ideale „Umgebung“ für das Unternehmen ist, und dass Unternehmen daher versuchen werden, ihre „Umgebung“ zu verändern. 1. Einerseits werden Unternehmen bemüht sein, die Konkurrenz abzuschwächen: z.B. durch Preisabsprachen (Kartell); durch Übernahme von Konkurrenten usw. 2. Weiters werden – vor allem große – Unternehmen versuchen, ihr wirtschaftliches Gewicht (z.B. als wichtiger lokaler Arbeitgeber) einzusetzen, um Vorteile von der öffentlichen Hand zu erringen (günstige Grundstückpreise bei Gemeindegrundstücken etc.). Darüberhinaus ist es nicht unüblich, dass große Unternehmen vorteilhafte Regelungen (Ausnahmen von Umweltauflagen zz.B.) B ) herausschlagen können können. 3. Mithilfe der Unternehmens-Interessenorganisationen (z.B. WKÖ, Industriellenvereinigung, etc.) versuchen Unternehmen, auf die Gesetzgebung bzw. – veränderung in ihrem Sinne Einfluss zu nehmen (z.B. Steuergesetzgebung). Vgl. dazu K.W. Rothschild 1971. 29 Volkswirtschaftslehre © Blaas 4.7. Externe Effekte der Produktion Wir haben bisher unterstellt, dass die betrachtete Unternehmung eine unabhängige Wirtschaftseinheit in dem Sinne ist, dass ihre Produktion nur von den von ihr eingesetzten Faktormengen abhängt, nicht aber von den Produktionsoder Faktormengen anderer Unternehmen Unternehmen. Das muss jedoch nicht immer der Fall sein. Es kann z.B. sein, dass die Produktionsbedingungen der betrachteten Firma durch die Produktion anderer Unternehmen positiv beeinflusst werden. Wenn wir etwa ein Lebensmittelgeschäft betrachten und annehmen, dass ein Bankfiliale mit einem großen Kundenstock in unmittelbarer Nähe des Lebensmittelgeschäftes besteht, so profitiert dieses sicherlich von der Nähe der Bank, weil Bankkunden auch im Lebensmittelgeschäft g Einkäufe machen werden, die ohne Bank nicht an diesen Standort gekommen wären. 30 Volkswirtschaftslehre © Blaas 15 Allgemein versteht man unter einem positiven externen Effekt (oder externer Ersparnis; oder external economies) einen Vorteil für das betrachtete Unternehmen durch die Existenz eines anderen (oder anderer) Unternehmen, für den das betrachtete Unternehmen finanziell nicht aufkommt. Negative externe Effekte (externe Kosten; external diseconomies) sind dementsprechend Nachteile, die durch die Existenz anderer Unternehmen entstehen, und die einen finanziellen Ausgleich erfordern. Die externen Effekte spielen gerade in der Raumplanung eine sehr wichtige Rolle, sie werden daher in den Ökonomie-Vorlesungen, die Sie an unserem Institut hören, ausführlich behandelt werden. Als Beispiel negativer externer Effekte kann man die Schadstoffemissionen z.B. von Stahl- oder Chemieunternehmen für Hotel- und Gastgewerbeunternehmen nennen. Man kann auf diese Weise positive und negative externe Effekte unterscheiden, di sowohl die hl in i der d Produktion P d kti als l auch hd durch hd den K Konsum entstehen t t h und d sich i h ebenso auf Produktion oder Konsum auswirken können. In schematischer Betrachtung kommt man so zu insgesamt acht unterscheidbaren Kategorien, die wir in Abbildung 4.11 zusammengestellt und jeweils mit einem praktischen Beispiel versehen haben. 31 Volkswirtschaftslehre © Blaas Abbildung 4.11: Externe Effekte Entstehung Wirkung Produktion Konsum negativ geringere Fischfangquoten durch Gewässerverschmutzung mit Schwermetallen Abgase, Lärm von LKWs positiv Kundenfrequenz Pflege des Waldes durch Forstwirtschaft negativ geringerer Erholungserfolg eines Kurhotels durch Lärm/ Abgase des privaten Individualverkehrs Lärmbelastung durch private PKWs positiv geringerer Krankenstand in Unternehmen durch gesundheitsbewusste Lebensweise der Arbeitnehmer Schrebergartenpflege Produktion Konsum 32 Volkswirtschaftslehre © Blaas 16 Als ökonomisch besonders bedeutsam gelten in der heutigen Zeit die negativen externen Effekte der Produktion, aber auch die des Konsums. Betrachten wir dazu ein recht einleuchtendes Beispiel aus dem Verkehrsbereich: Ein Transportunternehmen befördert Güter von Ort A nach Ort B. Der Preis für die Transportleistung richtet sich dabei, dabei wie wir im letzten Kapitel erfahren haben, nach den betriebswirtschaftlichen Kosten (zum Beispiel Treibstoffkosten, Personalkosten, Abschreibung für den Wertverlust des Lkw, Reparaturkosten, etc.). Durch den Transport der Güter entstehen jedoch nicht nur solche Kosten, für die der Transportunternehmer selbst aufzukommen hat und die in seine betriebswirtschaftliche Kostenrechnung eingehen, sondern auch andere finanzielle Belastungen, die die Allgemeinheit oder vom Lkw-Verkehr betroffene Wirtschaftssubjekte tragen müssen. Dazu gehören zum Beispiel die Kosten der Luftverschmutzung, die zu Gesundheitsbeeinträchtigungen und einem höheren Erhaltungsaufwand für öffentliche und private Gebäude führen, oder Kosten für Schallschutzfenster, die den vom Lkw-Verkehr verursachten Lärm reduzieren sollen. 33 Volkswirtschaftslehre © Blaas Der Transport von Gütern erfordert also in der gesamten Volkswirtschaft einen Einsatz von Produktionsfaktoren, der über den reinen betriebswirtschaftlichen Aufwand hinausgeht und den man daher als volkswirtschaftliche Kosten der Produktion in Rechnung zu stellen hat. In der einzelwirtschaftlichen Kalkulation taucht davon nur ein Teil, Teil nämlich die internen Kosten auf. Den anderen Teil machen die externen Kosten aus, also bewertete negative externe Effekte, die Teile der Allgemeinheit treffen und die daher auch als Sozialkosten bezeichnet werden. 34 Volkswirtschaftslehre © Blaas 17 35 Volkswirtschaftslehre © Blaas Fragen wir uns als nächstes, wie sich die fehlende Internalisierung der Sozialkosten in das einzelwirtschaftliche Rechnungswesen auf die allokative Effizienz in einer Volkswirtschaft auswirkt! Ist die Herstellung eines Gutes x mit vergleichsweise hohen Sozialkosten verbunden und verursacht andererseits die Produktion eines Gutes y so g gut wie keine Sozialkosten, dann wird der Preis des Gutes x verglichen mit dem von y, also sein relativer Preis, zu niedrig sein, wenn beide Güter auf vollkommenen Konkurrenzmärkten getauscht werden, auf denen sich das Angebot an den einzelwirtschaftlichen Grenzkosten orientiert. Da sich weiterhin die Konsumenten bei ihren Käufen nach den Relativpreisen richten, wird demzufolge von Gut x vergleichsweise zuviel und von Gut y vergleichsweise zu wenig nachgefragt. Die e Preise e se können ö e a also so in d diesem ese Fall a ihre e Funktion u to a als s Knappheitsanzeiger app e tsa e ge nicht c t länger erfüllen. Sie reflektieren nicht mehr den Wert des gesamten für die Produktion eines Gutes benötigten Faktoreinsatzes in einer Volkswirtschaft. 36 Volkswirtschaftslehre © Blaas 18 Häufig sind Produkte, die einen hohen Sozialkostenanteil aufweisen, auch diejenigen, die die Umwelt am meisten schädigen. Da ihr Preis zu niedrig ist, wird davon zuviel nachgefragt und produziert. Würden ihre Sozialkosten internalisiert, das heißt in betriebswirtschaftliche Kosten übergeführt, dann stiege auch ihr Preis und die Nachfrage nach ihnen müsste normalerweise zurückgehen. g Denn die Konsumenten würden die umweltschädigenden Produkte durch andere substituieren und/oder den Kaufkraftverlust aus deren Preiserhöhung kompensieren, indem sie davon weniger verbrauchen. Um Verzerrungen in der Preisstruktur und daraus folgende Ineffizienzen zu vermeiden, ist es also notwendig, Sozialkosten zu internalisieren und damit dem Verursacher aufzuerlegen. Da diese Aufgabe der Marktmechanismus selbst nicht leisten kann, und auch g g zwischen den Verursachern und Betroffenen in den Verhandlungslösungen meisten Fällen nicht praktikabel sein dürften, müssen staatliche Eingriffe in die Märkte die notwendigen Korrekturen herbeiführen. Dies ist die ureigenste Domäne der staatlichen Umweltpolitik, der angesichts der fortschreitenden Schädigung von Klima und Natur durch eine zu intensive Nutzung in der Produktion und im Konsum eine wachsende Bedeutung zukommt. 37 Volkswirtschaftslehre © Blaas Sie kann sich hierbei zum einen administrativer Auflagen beziehungsweise gesetzlicher Verbote bedienen. Der Staat könnte also, um bei unserem Beispiel zu bleiben, der Privatwirtschaft zwingend vorschreiben, nur noch lärm- und abgasarme Kraftwagen zu g selbst zu tragen g hätten. verwenden, deren Mehrkosten dann die Eigentümer Andererseits kommen auch Eingriffe in den Preismechanismus selbst in Frage. So kann der Staat versuchen, die verzerrten Marktpreise für Transportleistungen zu korrigieren, indem er etwa die Mineralölsteuer erhöht oder eine Straßennutzungsgebühr einführt (z.B. für LKW über 3,5 Tonnen: durchschnittlich 26,2 Cent pro Kilometer; Juli 2008). Betrachten wir kurz die Wirkungen einer solchen indirekten steuerlichen Maßnahme, die in diesem Fall den Charakter einer Umweltsteuer hat, und bedienen wir uns hierzu des bekannten Angebots-Nachfrageschemas (Abbildung 4.12). 38 Volkswirtschaftslehre © Blaas 19 Abbildung 4.12: Umweltsteuern p At A pt p* pA N O xt x* x 39 Volkswirtschaftslehre © Blaas In Abbildung 4.12 verschiebt sich durch die Erhebung einer Umweltsteuer auf die Menge der produzierten Einheiten eines Unternehmens die Angebotsfunktion von A nach At. Jede Outputmenge wird nun zu einem entsprechend höheren Preis angeboten, der den Steueraufschlag beinhaltet. Der Verkaufspreis steigt damit vom alten Marktpreis p p* auf den Preis pt und die gleichgewichtige Menge geht von x* auf xt zurück. Insgesamt gesehen wird die abgesetzte Menge des unerwünschten Produkts zurückgehen. Denn zum einen sinkt der Produktionsanreiz für die Unternehmen, da sie mit diesem Produkt nur noch geringere Gewinne erwirtschaften können. Zum anderen reagieren die Verbraucher auf den höheren Preis mit einer Reduktion ihrer Nachfrage nach dem Gut. 40 Volkswirtschaftslehre © Blaas 20 Wieweit jedoch Produktion und Absatz eingeschränkt werden, hängt entscheidend von der Preiselastizität der Nachfrage ab. Ist diese groß, dann werden die Verbraucher schon auf geringe Preisaufschläge mit einer erheblichen Reduzierung ihrer Nachfrage antworten. Im anderen Fall werden sie nicht bereit sein, sich sehr stark einzuschränken. Letzteres dürfte leider auf zahlreiche Produkte zutreffen, die heute für Umweltschädigungen in besonderer Weise verantwortlich sind. Wir denken hier vor allem an die Nachfrage nach Automobilen und Kraftstoffen, als Ausdruck für die Mobilitätswünsche der Bevölkerung, aber auch an die Nachfrage nach Tabak und Zigaretten oder Alkoholika, wo die Verbraucher, häufig aus einem Suchtverhalten heraus, nahezu jeden Preis zu zahlen bereit sind sind. Dem Staat bleibt in diesen Fällen praktisch nicht viel anderes übrig, als die Einnahmen aus der Besteuerung dieser Güter für die Prävention oder die Beseitigung von Schäden zu verwenden, die durch ihren Konsum entstehen. 41 Volkswirtschaftslehre © Blaas Letztlich aber dienen staatliche Maßnahmen des Umweltschutzes vor allem dazu, das Verursacherprinzip durchzusetzen. Dies besagt, dass derjenige, der Schaden zu verantworten hat, auch dafür aufkommen muss. Beim Verursacher, sei es ein Unternehmen oder ein Konsument, will man damit Anreize schaffen, jene Produktionsfaktoren oder Verbrauchsgüter, die vorher falsch bewertet waren, wieder zu den Preisen zu kalkulieren, die ihrer tatsächlichen Knappheit entsprechen. Andernfalls kommt es unvermeidlich zur Diskrepanz zwischen einzeleinzel und gesamtwirtschaftlicher Rationalität. 42 Volkswirtschaftslehre © Blaas 21 Literatur Bofinger, P. Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. 2. Auflage, Pearson Studium, München 2007 Hill, R., Myatt, T. (2010), The Economics Anti-Textbook. A critical thinker‘s guide to microeconomics. Zed Books, London. Himmelweit, S., Simonetti, R., Trigg, A., Microeconomics. Neoclassical and Institutionalist Perspectives on Economic Behaviour. Thomson, The Open University. Reprinted 2006 Rotschild, K. W. ed. (1971), Power in Economics: Selected Readings. London, Penguin. Schumann, J., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie. Springer- Verlag, Berlin Heidelberg New York 1980 43 Volkswirtschaftslehre © Blaas 22