Kranke Schilddrüse - kranker Mensch

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I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l
v o m
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Kranke Schilddrüse - kranker Mensch
Jeder zweite Deutsche über 45 hat krankhafte Veränderungen an der Schilddrüse. Die meisten
damit verbundenen Beschwerden schleichen sich nach und nach ins Leben ein, werden oftmals auch gar nicht dem Organ zugeschrieben. Symptome wie grundlose, nervöse Unruhe,
Herzrasen, Hitzewallungen, aber auch andere Extreme, wie ständige Müdigkeit, Erschöpfung,
Frieren, Konzentrationsschwäche, Haarausfall oder taube Fingerspitzen, können durch Funktionsstörungen der Schilddrüse ausgelöst werden.
Die Schilddrüse hat die Form eines
Schmetterlings, wiegt etwa 20 Gramm
und sitzt unterhalb des Kehlkopfes vor
der Luftröhre. Sie speichert Jod, um
daraus die Hormone Trijodthyronin
(T3) sowie Thyroxin (T4) herzustellen
und diese ins Blut abzugeben. Die beiden Botenstoffe sind lebenswichtig. Sie
steuern das Herz-Kreislauf-System mit,
wirken auf den Blutdruck, erweitern
Blutgefäße, beeinflussen den Zucker-,
Fett- und Bindegewebsstoffwechsel,
fördern die Erregbarkeit der Nerven
und vieles mehr.
Die Abgabe der jeweils erforderlichen
Menge wird vom Hypothalamus, einem
Abschnitt im Zwischenhirn, gesteuert.
Er misst ständig den Istwert im Blut
und legt den Sollwert fest. Doch seine
Daten gelangen nicht auf direktem
Weg zur Schilddrüse. Als Bote fungiert
ein anderes Hormon, das Thyreotropin
(TSH). Das wird von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet.
"Heiße" oder "kalte" Knoten
Als "heiße" Knoten oder autonomes
Adenom werden Gewebeveränderungen bezeichnet, die unkontrolliert
Schilddrüsenhormone produzieren. Sie
lösen dadurch zumeist eine Überfunktion aus. "Heiße" Knoten sind fast nie
bösartig. Sie können mit einer Radiojodtherapie verödet oder operativ entfernt werden. Bei sogenannten kalten
Knoten (hypofunktionelle Knoten) handelt es sich um Schilddrüsengewebe,
das keine Hormone produziert. Hin und
wieder handelt es sich bei dieser Gewebeveränderung um einen Tumor.
Zur Abklärung sollte eine Gewebeprobe entnommen oder eine operative
Entfernung durchgeführt werden.
Stoffwechsel in Zeitlupe
Wenn die Schilddrüse nicht optimal
arbeitet, werden zu wenige Hormone
ins Blut abgegeben und es kommt z.B.
zu allgemeiner Mattigkeit, Schläfrigkeit,
Verstopfung, niedrigem Blutdruck, Gewichtszunahme bis hin zu psychischen
Störungen wie Antriebslosigkeit und
sogar Depression. Ist der Stoffwechsel
krankhaft verlangsamt, nimmt die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit ab. Es kommt vor, dass die Betroffenen fälschlicherweise wegen psychischer Beschwerden behandelt werden.
Erkannt wird die Mangelversorgung
vorwiegend durch labormedizinische
Blutuntersuchungen. Eine Unterfunktion kann angeboren oder erworben
sein. Entsteht sie irgendwann während
des Lebens, dann zumeist durch Entzündungen der Drüse, Tumore oder
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durch die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis.
Hashimoto-Thyreoiditis (autoimmune Schilddrüsenentzündung)
Die Erkrankung ist nach ihrem Entdecker, einem japanischen Arzt namens
Hakaru Hashimoto (1881-1934) benannt. Von ihr sind vorwiegend Frauen
betroffen. Häufig fällt der Erkrankungsbeginn bei ihnen in das Alter um 50.
Weil sie ähnliche Beschwerden verursachen kann wie die Wechseljahre,
wird sie zum Teil übersehen. Bei einer
Hashimoto Thyreoiditis richtet sich die
körpereigene Abwehr fälschlicherweise
gegen die Schilddrüse und ruft eine
Dauerentzündung in dem Organ hervor. Das Drüsengewebe wird zunehmend zerstört, und immer weniger
Schilddrüsenhormone können ins Blut
abgegeben werden. Anfangs kann es
trotzdem zu Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion kommen. Dann
treten jedoch nachhaltig die Symptome
einer Unterfunktion auf, die von Patient
zu Patient individuell sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Eine Behandlung, die das fehlgeleitete Immunsystem stoppt, gibt es leider nicht. So
geht es bei der Therapie darum, die
Unterfunktion mit Hormontabletten
auszugleichen.
Stoffwechsel im Zeitraffer
Eine überproduktive Schilddrüse läuft
ständig auf Hochtouren. Man spricht
von einer Überfunktion. Die häufigste
Ursache ist die Autoimmunerkrankung
Morbus Basedow. Bei der Erkrankung
produziert das Immunsystem Antikörper, die die Schilddrüse anregen, vermehrt Hormone zu produzieren. Zudem wird das Organ zum Wachsen
animiert.
Die klassischen drei Anzeichen sind
vergrößerte Schilddrüse (Struma), hervortretende Augäpfel und Herzrasen.
Es gibt aber noch viele andere Zeichen
der Überfunktion wie Schwitzen, Zit-
tern, Herzklopfen, Gewichtsverlust,
Schwindel und Bluthochdruck. Der
ganze Körper läuft auf Hochtouren.
Feststellen lässt sich die Erkrankung
mit Blut- und Ultraschalluntersuchung.
Eine Behandlung erfolgt mit Medikamenten, die die Bildung beziehungsweise Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen unterdrücken.
Alle sicht- und tastbaren Vergrößerungen der Schilddrüse werden als Struma bezeichnet. Früher sagte man
Kropf dazu. Diese Bezeichnung ist allerdings veraltet. Das Gewebewachstum kann die ganze Schilddrüse betreffen (struma diffusa) oder in Form von
Knotenbildung (Struma nodosa) ablaufen. Aufschluss über die Art der Vergrößerung bringt u.a. eine Szintigrafie.
Verdacht auf Schilddrüsenvergrößerung
Bei Joachim H. liegt der Verdacht einer
vergrößerten Schilddrüse vor. Daher
hat seine Hausärztin den 57-Jährigen
in die Uniklinik Halle/Saale überwiesen. Oberarzt Andreas Odparlik macht
als erstes eine Ultraschallaufnahme
der Schilddrüse - und tatsächlich, der
Verdacht bestätigt sich: "Was wir jetzt
schon sagen können, Sie haben auf
beiden Seiten eine deutlich vergrößerte Schilddrüse. Über 100 ml groß, bis
25 ml sollte das bei einem Mann Ihres
Alters sein. Hinzu kommt, dass Sie auf
beiden Lappen viele Knoten haben."
Da viele von ihnen sehr groß sind, wird
bei Herrn H. auch noch eine Szintigraphie gemacht. Sie soll dem Arzt Aufschluss über die Hormonaktivität in der
Schilddrüse geben. Dazu wird dem
Patienten eine leicht radioaktive Flüssigkeit injiziert. Diese reichert sich für
kurze Zeit in der Schilddrüse an und
simuliert dort die Jod-Aufnahme. Mit
einer speziellen Kamera wird die Anreicherung sichtbar gemacht. Dort, wo
es hell leuchtet, wird vermehrt von dem
radioaktiven Mittel aufgenommen, das
heißt, hier sind Knoten, die sehr aktiv
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sind und mehr Schilddrüsenhormon
produzieren als sie eigentlich sollten.
Ein Anzeichen für eine Überfunktion.
Weder davon noch von seiner stark
vergrößerten Schilddrüse hat Joachim
H. etwas bemerkt. Nur eine zunächst
unscheinbare Entdeckung brachte seine Ärztin auf die Spur, sagt Joachim
H.: "Ich bin seit Jahren Blutspender
und da ist in den letzten drei Jahren
aufgefallen, dass sich der Blutdruck
erhöht hat. Und da eine vergrößerte
Schilddrüse ein Grund dafür sein kann,
musste ich dem irgendwie nachgehen".
Fälle wie der von Joachim H., wo
selbst eine stark vergrößerte Schilddrüse lange unbemerkt bleibt, sind keine Seltenheit. Dr. Andreas Odparlik,
Leitender Oberarzt an der Klinik für
Nuklearmedizin der Uniklinik Halle
weiß: "Es gibt Patienten, die schon bei
einer leicht vergrößerten Schilddrüse
Druckempfinden und Atemprobleme
haben. Es gibt umgedreht aber auch
Patienten, die mit riesiger Drüse quasi
gar nichts merken." Um seine vergrößerte Schilddrüse zu behandeln, bleiben zwei Möglichkeiten für Joachim H.:
eine Operation oder eine Verkleinerung der Schilddrüse mittels Bestrahlung durch radioaktives Jod. Er entscheidet sich für letztere und wird deshalb bald erneut in der Klinik für Nuklearmedizin in Halle sein.
Lebensgefahr durch Vergiftung
mit Schilddrüsenhormonen
Andrea J. blickt nur ungern auf die
schlimmsten Tage ihres Lebens zurück. Im Oktober 2012 spürt sie plötzlich, dass mit ihr irgendwas nicht
stimmt. Es fühlt sich unheimlich an, wie
eine innere Unruhe, die grundlos aufkommt: "Ich konnte eigentlich wirklich
nicht mehr auf der Couch sitzen. Ich
musste rausgehen an die frische Luft,
bin viel im Garten rumgelaufen - einfach um mich zu beruhigen, weil es
beängstigend war." Dazu kam grundlos
ein Hitzegefühl, ein ständiges Schwitzen: "Ich habe extrem geschwitzt.
Sonst fürchte ich mich immer vorm
Winter, weil ich ’ne Frostbeule bin und
friere. Aber dieses Mal bin ich in Strickjacke draußen rumgelaufen - es gab
für mich gar keine Kälte." Der Körper
veränderte sich immer weiter: "Ich hatte ganz starkes Muskelzittern in den
Händen, das Schreiben fiel mir sehr
schwer. Ich hatte Muskelkater in den
Waden. Ich wusste nicht warum, aber
hab’ einfach gezittert die ganze Zeit."
Einen Arztbesuch schiebt sie vor sich
her. Die berufstätige Ehefrau und dreifache Mutter glaubt an eine Stressreaktion. Sie hofft, dass es in den bevorstehenden Herbstferien besser wird.
Doch im Gegenteil: Von Tag zu Tag
geht es ihr schlechter. Ihr Herz rast
ohne Grund tags wie nachts: "Dazu
kam dann ziemlich schnell ein hoher
Ruhepuls von ungefähr 140 - morgens
nach dem Aufstehen, abends vorm
Schlafen. Das war schon beängstigend." Andrea J. vertraut ihrem Körper
nicht mehr. Sie hat Angst. Zuletzt
schwinden ihr regelrecht die Sinne. Sie
ist geistig verwirrt: "Ich hab’ dann eines
Abends oder Nachts zu meinem Mann
gesagt, du musst mich jetzt in die Psychiatrie bringen. Ich weiß einfach nicht,
was mit mir los ist, in meinem Kopf ist
Chaos, ich fühl’ mich so zittrig … Ich
habe da schon an eine psychiatrische
Erkrankung gedacht." Ihrer Familie und
sich selbst kann sie diesen Zustand
nicht länger zumuten. Sie geht endlich
zum Arzt. Diagnose: Massive Überfunktion der Schilddrüse. Im Blut von
Andrea J. befindet sich eine extrem
hohe Dosis von Schilddrüsenhormonen. Der Körper ist völlig übersteuert.
Sie muss ins Krankenhaus. Doch die
Gegenmittel schlagen nicht an. Die
überaktive Schilddrüse von Andrea J.
muss operativ entfernt werden.
Schilddrüsen-OP unter Neuromonitoring
Anfang Januar hat Andrea J. ihren OPTermin. Ganz wohl ist ihr beim Eingriff
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am Hals nicht. Operiert wird sie in der
Helios-Klinik Schkeuditz. Der Chefarzt
der Chirurgie, Dr. Frank Steinert, beschreibt sein Vorgehen: "Man macht
also einen Hautschnitt, geht zur
Schilddrüse und dann müssen in Feinarbeit, mit Lupenbrille und entsprechender Beleuchtung, alle kleinen Gefäße, die die Schilddrüse versorgen,
durchtrennt werden."
Der erste
Schnitt. Im OP-Saal herrschen Ruhe
und Konzentration. Denn es geht um
Millimeterarbeit. Die Schilddrüse soll
zwar raus, doch die Stimmnerven und
die Nebenschilddrüsen müssen geschont und erhalten werden. Bei
Schädigung eines Stimmbandnerves
käme es zu einer einseitigen Stimmbandlähmung (Recurrensparese). Die
Stimme ist dann heiser und schwach.
Bei der beidseitigen Stimmbandlähmung bestehen zudem Schwierigkeiten beim Atmen und Luftholen. Ein
spezieller
Überwachungsmonitor
kommt deshalb zum Einsatz. Er dient
während der Operation dazu, die winzigen Stimmbandnerven sichtbar zu
machen und beim Schneiden nicht zu
verletzen. Nachdem die erste Hälfte
der Schilddrüse herauspräpariert ist,
wird eine Sonde an den Nerv angeschlossen und schickt Impulse ab.
Diese Signale müssen hörbar und
sichtbar sein. Ein Klopfgeräusch heißt,
der Strom aus der Simulationssonde
kommt am Kehlkopf an und der
Stimmnerv ist leitfähig.
Die Schilddrüse von Andrea J. muss
komplett entfernt werden. Nach ungefähr einer Stunde ist sie fast vollständig
freigelegt und nun in Gänze sichtbar.
Der Arzt begutachtet das Organ: "Die
[Schilddrüse, Anm. d. Red.] ist ungefähr dreimal so groß wie normal und
das Gewebe ist von der Beschaffenheit
her deutlich verändert." Das ist ein typischer Befund bei einer starken
Schilddrüsenüberfunktion. Kurz vor
Schluss wird nochmals eine Stimmnervkontrolle durchgeführt. Dr. Frank
Steinert ist mit dem Ergebnis zufrieden: "Der Test hat einwandfreie Funktionen gezeigt, so dass wir sicher sind,
dass beide Stimmnerven funktionsfähig sind." Der Eingriff kommt damit
problemlos zum Abschluss. Das Gewebe der herausoperierten Schilddrüse wird noch im Labor untersucht. Patientin Andrea J. hat alles gut überstanden. Sie wird nun ein Leben lang
mit Schilddrüsenersatzhormonen auskommen müssen.
Radiojodtherapie bei Überfunktion und Tumoren
Cathrin H. wird für zwei Tage auf der
Isolierstation der Radiologie an der
Uniklinik Jena einquartiert. Die 45jährige Lehrerin aus Orlishausen ist
hier ohne Kontakt zur Außenwelt. Sie
wird in wenigen Stunden eine Kapsel
radioaktives Jod einnehmen. Ihr
Schweiß, ihre Ausscheidungen, ihr
Abwasser in der Dusche, alles wird
diese Radioaktivität enthalten. Cathrin
H. richtet sich im Krankenzimmer ein.
Unter der Wandfarbe nicht sichtbar,
sind die Wände mit einer Schutzschicht aus Blei überzogen. Im Bad
werden der Inhalt vom WC und das
Waschwasser wie im Flugzeug zischend abgesogen. All das kennt sie
schon und hofft, heute zum letzten Mal
hier zu sein. Die Radiojodtherapie gegen den Schilddrüsenkrebs soll dann
abgeschlossen sein.
Cathrin H.s behandelnder Arzt ist Dr.
Martin Feesmeyer, Chefarzt der Klinik
für Nuklearmedizin an der Uniklinik
Jena. Er hält die Radiojodtherpie für
vergleichsweise strahlungsarm für den
Patienten: "Von der verabreichten
Menge Radioaktivität gelangt ein sehr
großer Teil in die Schilddrüse. Die Anreicherung dort führt zu einer Bestrahlung von innen und man kann einen
lokalen Therapieerfolg erzielen." Im
Kampf gegen den Krebs wird bei den
Patienten zunächst die Schilddrüse
entfernt. Allerdings bleibt immer Rest4
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gewebe übrig, das mit der Radiojodtherapie behandelt wird und daraufhin
zugrunde geht. Die Patienten merken
wenig: "Am ersten Abend bekam ich
einen etwas dickeren Hals und die Ärzte haben mir dann erklärt, dass das
durch die Radiojodansammlung durchaus passieren kann. Ich habe gekühlt,
aber Schluckbeschwerden hatte ich
nicht und schlecht ging es mir auch
nicht", erinnert sich Cathrin H.
Bevor die Patientin die radioaktive
Jodkapsel einnehmen kann, werden ihr
Spritzen mit dem schilddrüsensteuernden Hormon TSH verabreicht. Ein hoher TSH-Spiegel fördert die Aufnahme
des radioaktiven Jodes in den Schilddrüsenresten und sogar in Absiedlungen des Krebses. Dr. Martin Feesmeyer erläutert: "Die meisten Schilddrüsentumore ahmen die Eigenschaft des
Schilddrüsengewebes Jod zu speichern nach, meist in etwas geringerem
Ausmaß, aber die Eigenschaft ist eben
vorhanden. Das führt dazu, dass die
Schilddrüsentumorzellen aus dem Blut
das radioaktive Jod aufnehmen und
sich durch diese Aufnahme selbst bestrahlen."
Bei Peggy E. aus dem thüringischen
Kirchhasel war der Schilddrüsenkrebs
schon sehr weit fortgeschritten. Dabei
war sich die 33-Jährige ihrer Krankheit
nicht im Geringsten bewusst: "Ich arbeite im Schuhgeschäft und da ist mir
ein Kunde immer hinterher gelaufen
und hat mir gesagt, dass ich da am
Hals eine Schwellung hätte, die ich mal
bei der Hausärztin untersuchen lassen
müsste." Die Schwellung entpuppte
sich als Tumor, der bereits gestreut
hatte. Ihr Hals und ihre Lunge saßen
bereits voller Metastasen. Es folgten
OP und Radiojodtherapie. Vier Monate
nach der Behandlung sind alle Metastasen verschwunden. Heute gilt Peggy
E. als geheilt. Die Uniklinik Jena sieht
sie nur noch bei den halbjährlichen
Nachsorgeuntersuchungen von innen.
Sonderform einer Schilddrüsenentzündung
Gitta H. geht es seit Wochen schlecht,
als sie in die Praxis der Leipziger Endokrinologin
Dr.
Gerlach-Eniyew
kommt: "Ich hatte einen sehr starken
Infekt, der ging aber nicht weg und ich
kriegte immer stärkere Halsschmerzen,
auch tastbare Schmerzen, weil ich eine
Verdickung hatte." Für ihre behandelnde Ärztin steht schnell fest, dass es
sich in diesem Fall um eine "Subakute
Thyreoiditis de Quervain" handelte.
"Das ist eine sehr seltene Schilddrüsenentzündung, die bei den Patienten
zu starken Halsschmerzen führt. Das
gesamte allgemeine Wohlbefinden
verändert sich. Die Erkrankung wird in
erster Linie von Viren verursacht", erläutert Dr. Sabine Gerlach-Eniyew.
Anhand einiger sehr charakteristischer
Merkmale kann die Fachärztin die
Sonderform der Schilddrüsenentzündung eindeutig diagnostizieren: "Die
Schilddrüse ist in dem betroffenen
Areal sehr druckschmerzhaft. Man tastet und sieht, an welcher Stelle es besonders weh tut. Zudem haben die
Patienten leichtes Fieber und fühlen
sich wie bei einer starken Grippe. Im
Ultraschall finden sich große echoarme
Areale in der Schilddrüse", erklärt die
Leipziger Endokrinologin. Oft wird die
subakute Thyreoiditis von einer Schilddrüsenüberfunktion begleitet, die sich
dann normalisiert oder sich aber einer
Unterfunktion entwickeln kann. Die
gute Nachricht für Gitta H. und alle Betroffenen: Die Krankheit lässt sich mit
entzündungshemmenden Schmerzmitteln wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen gut behandeln. Bei schweren Fällen kommt ein Cortison-Präparat zum
Einsatz. In der Regel heilt die Entzündung nach einigen Monaten vollständig
aus.
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