1 Die Galilei-Transformation Die Galilei-Transformation beschreibt den Übergang zwischen einem "ruhenden" Inertialsystem S und einem relativ dazu gleichförmig bewegtem Inertialsystem S 0. In beiden Systemen gelte das gleiche Zeitmaßt = t0. Nehmen wir an, zum Zeitpunkt t = t0 = 0 fallen die Ursprünge beider Koordinatensysteme zusammen, dann wird der Ursprung von S 0 in S beschrieben durch ~ (t) = ~ 0t mit R (1) d ~ ~0 = R = konstant (2) dt und umgekehrt gilt für den Ortsvektor des Ursprungs von S im Koordinatensystem von S 0 ~ 0(t) = R ~ 0t (3) Betrachten wir die Ortskurve eines Massepunktes ~ r(t) in S und die gleiche Ortskurve beschrieben in S 0 sei ~ r0(t). Dann gilt ~ r(t) = ~ r 0(t) + ~ 0t bzw. ~ r 0(t) = ~ r(t) ~ 0t: (4) (5) Für die Geschwindigkeiten ~ und ~ 0 des Massepunktes in den beiden Bezugssystemen ergibt sich somit d d 0 d d 0 ~ r=~ = ~ r + ~ 0t = ~ 0 + ~ r = ~0 + ~ 0 dt dt dt dt also eine einfache Addition der Geschwindigkeiten. Durch nochmaliges Ableiten erhalten wir den zusammenhang zwischen den Beschleunigungen d2 d2 0 ~a = 2 ~ r = 2~ r = ~a 0: dt dt (6) Da wir in beiden Systemen die gleiche Beschleunigung messen, müssen auch die angreifenden Kräfte gleich groß sein 2 2 d d 0, ~ =m ~ r = m ~ r F dt2 dt02 dies bezeichnet man als dynamische Äquivalenz: Wenn in einem Bezugssystem S die Newtonsche Mechanik gültig ist, so gilt sie auch in jedem dazu gleichförmig bewegten System S 0. Die Maß stäbe für Länge, Zeit und Masse ändern sich nicht. Ausblick: Die Newtonsche Mechanik ist nur für Geschwindigkeiten sehr viel kleiner als die Lichtgeschwindigkeit (c 300; 000 km/s) gültig. Bei hohen Relativgeschwindigkeiten muss stattdessen die spezielle Relativitätstheorie (SRT) zur Beschreibung der Dynamik herangezogen werden. Dabei ändern sich die Maß stäbe für Länge, Zeit und Masse als Funktion der Relativgeschwindigkeit. Die Newtonsche Mechanik ergibt sich aus der SRT als Grenzfall kleiner Geschwindigkeiten. 2 Himmelsmechanik Die Keplerschen Gesetze (Johannes Kepler) 1. Die Planetenbahnen sind Ellipsen, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht. 2. Der Fahrstrahl zwischen Sonne und Planet überstreicht in gleichen Zeiten ti gleiche Flächen Ai (Flächensatz) A1 = t1 A2 = konstant t2 3. Die Quadrate der Umlaufzeiten T zweier Planeten verhalten sich wie die Kuben der groß en Halbachsena ihrer Bahnen T12 a31 = 3 2 T2 a2 () T12 T22 = 3 = constant 3 a1 a2 (7) Kepler hat die Planetenbahnen beschrieben, sich aber keinen Spekulationen über die zugrundeliegende Dynamik, also die wirkenden Kräfte, hingegeben. Mit den Methoden der Di¤erential- und Vektorrechnung können wir einige Eigenschaften der zugrundeliegenden Kraft ableiten: Aus dem 1. und dem 2. Gesetz folgt ~=1~ dA 2 r ~ dt = 1 ~ 2 r d ~ r dt = konstant (8) dt v dt r Die gelbe Fläche ist die Fläche des von ~ r und ~ dt aufgespannten Parallelogramms, die dem Betrag des Kreuzproduktes entspricht. Die vom Fahrstrahl r ~ ist grau in der Zeit dt überstrichende Fläche dA schra¢ ert. Die angesprochene Flächengeschwindigkeit ist also durch ~ 1 ~ dA 1 =2~ r ~ = L = konstant dt 2m gegeben. Aus der Konstanz der Flächengeschwindigkeit (Kepler 2) folgt ~ d dA 2 dt dt ! d = (~ r ~) dt d d ~ r ~ +~ r ~ = dt dt d d d2 ! = ~ r ~ r +~ r ~ r=0 2 dt | dt {z dt } =0 d2 ~ r dt2 d.h. die Beschleunigung ~a = und damit auch die Kraft, liegt immer parallel zu ~ r. Es handelt sich also um eine Zentralkraft. Unter Annahme einer Kreisbewegung kann man auch die Abhängigkeit der Kraft vom Abstand ableiten, denn die radiale Beschleunigung auf der Kreisbahn ist 2 4 a = ! 2r = 2 r. (9) T Aus dem 3. Keplerschen Gesetz wissen wir, dass 1 C = T2 r3 gilt und damit folgt sofort (10) 4 2C F 4 2C 1 = a= r = / : 3 2 2 m r r r Insgesamt folgt also, dass die anziehende Kraft zur Sonne gerichtet ist und mit 1=r 2 abfällt. Weil F = ma folgt auß erdem, dass die Kraft proportional zur Masse des Planeten ist. Über die Abhängigkeit von der Masse des Zentralobjektes erfahren wir nichts, vergleicht man aber z.B. die Erdbahn mit der Mondbahn, so wird klar, dass das Produkt beider Massen in die Kraft eingeht. Dies ist für alle Planeten annähernd erfüllt denn auß er für Merkur und Pluto ist die Exzentrizität " = a=b < 0:02 Es blieb Newton vorbehalten, die Keplerschen Gesetze von einer Kraft ausgehend herzuleiten. Seine geniale Idee bestand darin, die Anziehung zwischen Sonne und Planeten zu verallgemeinern: Er schlug eine universelle Kraft vor, mit der sich alle Massen untereinander anziehen: ~ = F mM G 2 ~er r (11) m2 G = 6:674 10 : 2 kg So konnte er z.B. zeigen, dass der Mond unter dem Ein‡uss der gleichen Kraft wie ein Apfel zur Erde fällt ("Beweis"). 11 N Aus den Keplerbahnen der Himmelskörper kann man mit (11) nur die relativen Massen der Himmelskörper bestimmen, nicht die absoluten und daher auch nicht den Wert der Gravitationskonstanten G. Dies muss in einem terrestrischen Versuch mit bekannten Massen geschehen (Cavendish Experiment). Anwendungen: 1. Bestimmung der Erdmasse aus der Fallbeschleunigung g:(Erdradius 6370 km) 2. Bestimmung der Masse und Dichte von Jupiter (Bahndaten von Io: r = 422 103 km, T = 1:5 105 s, Newton kannte den absoluten Bahnradius von Io nicht, sondern wusste nur, dass der Bahnradius das 5.6 fache des Jupiterradius ist. Damit konnte er immerhin die Dichte des Jupiters bestimmen.)